14

Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 2: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 3: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen

4 trev.punkt

Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen

5 5

Zerstörung der Pauluskirche vor 75 Jahren – Wiedereinzug neun Jahre danach

Am ersten Advent dieses Jahres jährt sich zum 65. Mal der Wiedereinzug in die Pauluskirche nach der Kriegszerstörung. Zudem gedenken wir im ersten Quartal 2020 der Kriegstoten und der großen Zer-störungen in Bad Kreuznach vor 75 Jahren. Auch die Pauluskirche wird durch zwei-malige Kriegseinwirkungen erheblich be- schädigt und ist für neun Jahre nicht mehr als Gotteshaus nutzbar. „Am 1. Ja-nuar 1945 um 16 Uhr“, so schreibt Pfar-rer Menzel, „ist der letzte Gottesdienst in unserer schönen, großen Pauluskirche ge-halten worden. Nur 20 Gemeindeglieder waren in dem weiten Raum erschienen, und die Stimmung war durch den vielen Alarm des Tages sehr gedrückt.“ Schon in den vorangegangenen Gottesdiensten war es zu Störungen durch Fliegeralarm gekommen. Beim ersten Großangriff auf die Stadt am 1. Weihnachtstag 1944 blie-ben Kirche und Kapelle noch unversehrt, während beim 2. Großangriff am 2. Januar 1945 eine Bombe neben der Kirche auf der Mühlenteichseite einschlägt und schwe-re Schäden verursacht; in der Kirche lässt sich kein Gottesdienst mehr abhalten. In kurzer Zeit kann wenigstens die Sakristei wieder so hergerichtet werden, dass dort Gottesdienste für eine kleine Gemeinde gefeiert werden können. In den letzten Kriegstagen erfolgt eine etwas miss-glückte Sprengung der Alten Nahebrücke durch deutsche Truppen. Die Dächer von Kirche und Kapelle sind nun total zerstört

und Teile des Deckengewölbes stürzen ein. Bei der Sprengung bleiben die Pfeiler der Nahebrücke jedoch stehen, sodass die Pioniere der einrückenden Amerikaner schnell wieder einen Behelfsübergang schaffen können. Der Zerstörungsgrad der Stadt liegt am Ende des Krieges bei 54 %. 317 Menschen kommen bei insge-samt 8 Bombenangriffen um. 47 % des Wohnraumes und 34 % der gewerblichen Betriebe sind nicht mehr nutzbar. Evange-lische Gottesdienste finden nun in der ge-genüberliegenden Wilhelmskirche statt oder im Saal des Gemeindehauses, denn er lässt sich besser beheizen. Die Versor-gung der Bürger mit Nahrungsmitteln und Brennmaterial ist äußerst dürftig. Im sog. Hungerwinter 1946/47 sind Nahe und Rhein zugefroren. Es fehlt an allem. Die Menschen leiden unter der Mangeler-nährung und unter der bitteren Kälte. So besorgen sie sich Holz aus der nicht mehr nutzbaren Pauluskirche. Sie nehmen be-schädigte Bänke und Teile der Holzem-pore mit, um es zuhause etwas warm zu haben. Diese Brennholzbesorgung nimmt schließlich einen Umfang an, dass sich die Gemeinde genötigt sieht, die Portale zum Schutz der Kirche zumauern zu lassen. Von Anfang an bekräftigt die Gemeinde ihren festen Willen zum Wiederaufbau und feiert eine bewegende Stehgedenk-stunde im offenen Innenraum zwischen den Trümmern und kahlen Mauern. 1952 kann dann endlich der Dachstuhl

der Kirche wieder eingerichtet werden. Der Pauluskirchen-Bauverein, in dem sich viele Kreuznacher engagieren, unter-stützt die Arbeiten kräftig durch das Sam-meln von Spenden. Der Wiederaufbau der Kirche ist verbunden mit baulichen Ver-änderungen: Die Fenster werden größer gestaltet, damit der Raum heller wird. Es wird eine massive, rundum verlaufende Empore als Stahlbetonkonstruktion ein-gebaut. Die instandgesetzte Kanzel und der Altarbereich werden auf die Ostseite zur Kapelle hin verlegt und erhalten ihren heutigen Platz. Der Haupteingang, der sich seit 1843 auf der Mühlenteichseite befindet, wird auf die Südwestseite ver-lagert und großzügiger bemessen. Eine Orgel ist zunächst kaum finanzierbar und der Orgelstandort an der West- oder Ost-seite der Kirche ist noch strittig. Um für beide Möglichkeiten offen zu sein, wird die Armierung der Empore an beiden Seiten verstärkt ausgeführt. Von diesem vorsorglichen Handeln profitieren wir 158 Jahre später im Jahr 2012 beim Einbau der neuen Eule-Orgel.Am 1. Advent 1954 kann die Pauluskirche als erster Bauabschnitt wieder „in Ge-brauch genommen“ werden. Die Predigt im Festgottesdienst, der im überfüllten Gotteshaus stattfindet, hält der dama-lige Präses D. Held. Abends beschließt eine Aufführung des „Großen Halleluja“ nach Texten von Matthias Claudius in der Vertonung von Kirchenmusikdirektor Karl Kappesser den Tag. Im Frühjahr 1955 finden wieder die Konfirmationen der damals fünf Bezirke in der Pauluskirche statt, auch ich selbst war als Konfirmand dabei. Die vollständige Wiederherstellung der Kapelle als 2. Bauabschnitt erstreckt sich schließlich noch bis in das Jahr 1965.

Das schöne, im Jugendstil erbaute Ge-meindehaus in der Rossstraße überlebte den Krieg unversehrt, wird aber für den Neubau der Sparkasse abgerissen und 1971 durch das Dietrich-Bonhoeffer-Haus ersetzt. Von der Wilhelmskirche steht heute nur noch der Turm, der nun zur Sparkasse gehört. Deren Glocken läuten jetzt im Turm der Johanneskirche.

Oswald Kirschner

Das wöchentlich Bon-Café ist seit 2015 beliebter Begegnungsort für Geflüchtete und Einwohner/-innen, um sich bei Tee, Kaffee, Spielen und gemeinsamen Gesprä-

Mittwoch / 4.12. / 14.30 – 17.30 Uhr / Dietrich-Bonhoeffer-Haus

4. Jubiläum: Bon-Café lädt einchen besser kennenzulernen (Es werden „Sprechbekanntschaften“ gesucht, die sich mit geflüchteten Menschen unter-halten, damit diese besser Deutsch ler-nen). Bitte melden Sie sich beim Pfarramt für Ausländerarbeit, ( 4837799 oder un-ter ehrenamt @ auslaenderpfarramt.de. Gianluca Giongo

I. Soziale Gerechtigkeit Wir nehmen wahr, dass viele Menschen in unserem Land Sorge um ihr tägliches Auskommen haben. … Wir glauben: Le-ben in der Nachfolge Jesu heißt, dem ver- meintlichen „Recht des Stärkeren“ zu widerstehen. Unser Eintreten für Men-schen, die Abwertung, Ausgrenzung und Unterdrückung erfahren, ist Ausdruck un-serer Beziehung zu Gott. …Wir setzen uns ein für soziale Gerechtigkeit in unserem Land. … II. Miteinander in VielfaltWir nehmen wahr, dass sich völkisches und rassistisches Denken, Reden und Handeln auch in unserem Land ausbrei-tet. … Wir glauben an die versöhnende und befreiende Botschaft der Liebe, in der Christus uns begegnet. Jeder Mensch ist

vor Gott einmalig. … Wir öffnen unsere Räume für Menschen in Not. Wir ermu-tigen zum Widerstand gegen menschen-verachtendes Reden und Handeln. … III. Ringen um WahrheitWir nehmen wahr, dass die Demokratie als Grundlage unseres Gemeinwesens in- frage gestellt und untergraben wird. … Wir glauben: Lüge versklavt, doch die Wahrheit befreit. … Respektlosigkeit, Ma- nipulation, bewusst zerstörerischen Ta- bubrüchen oder Provokationen, die gel- tendes Recht untergraben, treten wir entschieden entgegen. … Über den Gemeindebrief unserer ehemaligen Partnerschaftsgemeinde Hoyerswerda uns bekannt geworden durch Presbyter Klaus Hahn †.

Wort der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg- Schlesische Oberlausitz (EKBO) zu aktuellen gesellschaftlichen Heraus- forderungen vom April 2019 (in Auszügen)

Haltung zeigen!

Wir Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Matthäus-Kirchengemeinde ha-ben den alten jüdischen Friedhof in der Stromberger Straße besucht. Wir waren ein bisschen ängstlich und dann erstaunt. Die ältesten Gräber stammen aus dem 17. Jahrhundert! Das letzte Begräbnis fand hier im Mai 2019 statt (Heinz Hesdörffer, 96 Jahre). Die Gräber und die Grünflächen sind im Gegensatz zu den christlichen Friedhöfen recht verwildert, da die Angehörigen der verstorbenen und ermordeten jüdischen Menschen aus Bad Kreuznach nicht mehr in Bad Kreuznach leben oder auch schon längst verstorben sind.Man braucht einen Schlüssel, um den mit einem Tor gesicherten jüdischen Friedhof zu besuchen. Schade, das ist notwendig, damit die Ruhe der Verstorbenen an die-sem geschichtlichen Ort bewahrt wird.Wir haben hier an diesem geschichtlichen Ort viel Neues entdeckt und auch gelernt. Auch wenn es ein Besuch auf einem Fried- hof war, es war für uns alle ein spannen- der und auch schöner Tag.

Talisa Gläser, Leo Großnick und Lars Keiper

Ein Gefühl für Geschichte können wir dicht neben unserer Haustür ent- wickeln …

(Foto: Rolf Burket)

Gemeindehaus und Wilhelmskirche (Foto: Oswald Kirschner)

Ich erinnere mich noch gut an ein Ereignis aus meiner aktiven Zeit als Grundschul-lehrerin. Im Religions-Unterricht hatten wir das Thema „Krieg und Frieden“zu be-handeln. Ich forderte die Kinder auf, ein-mal Krieg zu spielen. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sofort ging es los mit Schimpfwörtern, Tritten, Boxhieben usw.Als ich nach einiger Zeit das Spiel been-det hatte, forderte ich die Klasse auf, nun einmal Frieden zu spielen. Da gab es be-tretene Gesichter. Wie sollte das gehen? Nach und nach kamen dann doch einige gute Ideen: Man könnte dem anderen

einmal zulächeln, ihm die Hand reichen, für eigene Fehler um Verzeihung bitten, den Pausenapfel teilen … Alles Dinge, die gar nicht so schwierig sind. Es funk-tionierte dann auch gut und bald kehrte Ruhe in die Klasse ein. Eine Schülerin hat dann noch folgenden Satz an die Tafel geschrieben, den sie wohl einmal irgendwo gelesen hatte: „Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Or-ten viele kleine Dingte tun, können sie die Welt verändern.”

Elke Schowalter

Frieden spielen?

Page 4: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 5: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 6: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 7: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 8: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 9: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 10: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 11: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 12: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 13: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen
Page 14: Dem Frieden nachjagen Dem Frieden nachjagen