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CHRISTIAN HARTMANN / REUTERS 54 Computer&Technik NZZ am Sonntag 29. August 2010 ANZEIGE Mit der Rega unterwegs Die Schweizerische Rettungsflug- wacht Rega hat das Online-Portal www.myrega.ch eröffnet. Mit Präsen- tationen im Comic-Stil will sie auch jüngere Gönner gewinnen. Die grosse Attraktion ist dabei die «Rega-Tour 2010». Sie bietet zwei Personen im Alter von 18 bis 26 Jahren die Mög- lichkeit, vom 27. September bis zum 8. Oktober als fliegende Reporter mit der Rega unterwegs zu sein und in Blogs darüber zu berichten. (pim.) Telefonie in Google Mail Google testet in den USA derzeit ei- nen neuen webbasierten Dienst in Google Mail. Nach Informationen von «CNET News» soll es damit möglich sein, vom Posteingang aus Anrufe zu tätigen. Die Telefonfunktion wird ge- startet über das Chat-Fenster am lin- ken Rand der Google-Mail-Seite. Von dort aus kann man Anrufe machen oder Gespräche annehmen. Die Be- nutzeroberfläche ähnelt offenbar sehr stark jener von Google Voice. Dieser Dienst wurde bereits im Juni für US- Anwender eingeführt. Er bietet eine einheitliche Nummer an, unter der man alle Telefone des Anwenders er- reichen kann. Zudem übersetzt er Nachrichten auf dem Telefonbeant- worter in Text. Noch ist nicht klar, ob der kommendeTelefondienst Teil von Google Voice wird oder ein eigenstän- diges Angebot bleibt. Google wollte gegenüber «CNET News» die neue Funktion von Google Mail nicht offi- ziell bestätigen. (pim.) Lernen von Gamern Online-Spiele in Netzwerken wie Xbox Live von Microsoft verbinden nicht nur Tausen- de von Menschen weltweit, sie halten auch detailliert das Verhalten jedes einzel- nen Teilnehmers fest. Wie das Wissenschaftsmagazin «New Scientist» berichtet, nutzen die Entwickler von Spielen immer häufi- ger solche Informationen, um ihre Games zu verbessern. Allerdings gilt es dabei gigantische Mengen an Daten zu analysieren. Aus diesem Grund spannen die Spiele-Designer mit Ma- thematikern zusammen, deren Algo- rithmen auch noch die feinsten Mus- ter im Verhalten der Spieler präzise erkennen können. (pim.) LetzteBetavonFirefox4 Am 10. September erscheint die letzte Beta-Version des Internetbrowsers Firefox 4. Dies berichtet der Online- Dienst ZDNet.de. Ab diesem Zeit- punkt können keine neu- en Funktionen mehr hinzu- gefügt werden. Gemäss dem Be- richt will sich Mo- zilla bis zur Fertig- stellung des Brow- sers auf drei Kernbe- reiche konzentrieren: die Performance, Ver- besserungen der Bedie- neroberfläche und das sogenannte JetPack SDK. Es ermöglicht den Entwick- lern, fort- geschrit- tene Web- Technologien für die Erstel- lung von Firefox- Add-ons einzusetzen. (pim.) Notebook ................................................................................................................................................................................................................................................................... Tipp der Woche .......................................................................................................................................................................... Downgrade für das iPhone Alle paar Monate versorgt Apple seine iPhone-Kunden mit aktualisier- ten Versionen des Betriebssystems. Das ist wegen des jeweils erweiterten Funktionsumfangs willkommen, ver- langsamt aber andererseits die Bedie- nung. Speziell Besitzer des iPhone 3G (Vorvorgängermodell des iPhone 4) dürften das Upgrade auf das Be- triebssystem iOS 4 bereut haben. Denn erstens profitieren sie nicht von der Multitaskingfunktion, die iOS auf dem iPhone 3GS und 4 bietet, und zweitens werden viele Funktionen und Apps nun zu einem Geduldsspiel. Aus diesem Grund empfiehlt sich eine Rückkehr («Downgrade») zum älteren OS 3.1.3 des iPhone. Dazu muss man sich die ältere Software und zwei Hilfsprogramme im Inter- net herunterladen. Zunächst schliesst man das Telefon an den Computer an und führt eine Synchronisierung durch. Anschlies- send startet man das erste Hilfspro- gramm «RecBoot» und klickt auf «Enter Recovery Mode». Das iPhone wird auf diese Weise in den Wieder- herstellungszustand versetzt. Jetzt klickt man in iTunes und bei gedrückter «Alt»-Taste auf den But- ton «Wiederherstellen» und wählt im sich öffnenden Fenster die ältere, aus dem Internet heruntergeladene Betriebssoftware, die nun auf das iPhone übertragen wird. Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, startet man das zweite Hilfsprogramm «Rec-Boot Exit Only», welches das iPhone in den normalen Betriebs- zustand zurückversetzt. (hir.) http://snipr.com/103lrb Dem Web gehen die Adressen aus Wegen des explosiven Wachstums des Internets gibt es schon 2011 zu wenig IP-Adressen. Ein neues Internet-Protokoll löst das Problem, wird aber nur schleppend eingeführt. Von Claude Settele So wie Telefonnummern zum ge- wünschten Gesprächspartner führen, werden im Internet Computer, Server, mobile Geräte sowie Router und an- dere Netzwerkkomponenten mit einer Nummer versehen, damit die Daten an den richtigen Ort gelangen. Die Art und Weise, wie die Geräte miteinander kommunizieren, wird durch das Inter- net-Protokoll Version 4 bestimmt (IP- v4). Das vor fast dreissig Jahren ent- wickelte System ist den heutigen An- sprüchen allerdings nicht mehr ge- wachsen. Im Moment hat die für die Verwaltung zuständige Organisation Internet Assigned Numbers Authority (IANA) noch etwas mehr als 210 Mil- lionen Adressen in Reserve, doch pro Sekunde werden weltweit an Provider rund 20 Adressen vergeben, weit über eine Million pro Tag. Noch werden nicht alle zugeteilten Adressen genutzt, ein Handel um ver- teilte, aber ungenutzte Adressen ist nicht auszuschliessen. Zudem wird die Verknappung der IP-Adressen seit Jah- ren mittels eines Verfahrens (Network Adress Translation) entschärft, über das mehrere private oder firmeninter- ne Rechner dieselbe öffentliche IP- Adresse nutzen. Auch wenn das Nach- teile bringt und gegen das Prinzip ver- stösst, wonach jeder Rechner im Netz direkt ansteuerbar sein sollte. Internet der Dinge Eine zukunftsgerichtete Lösung des Problems verspricht aber nur IPv6: das Internet-Protokoll der nächsten Gene- ration. Es schafft die Voraussetzungen, dass dem Wachstum des Internets nach heutigem Ermessen keine Gren- zen mehr gesetzt sind. Dafür soll der neue Standard dank einer unglaubli- chen Zahl an verfügbaren Adressen sorgen (siehe Kasten). Schnelle Remedur ist schon deswe- gen nötig, weil der Bedarf an zusätzli- chen IP-Adressen schneller wächst denn je. Einerseits wird das Internet in Schwellenländern immer populärer, andererseits explodiert der Internetzu- griff via Handy. Gemäss Ericsson hat die Zahl der Mobiltelefonbenutzer im Juli die Schwelle von 5 Milliarden über- schritten. Griffen 2009 erst 360 Millio- nen Anwender via Handy aufs Web zu, soll sich die Zahl laut Ericsson bis 2015 auf 3,4 Milliarden vervielfachen. Ein weiterer Wachstumsmotor mit noch grösserem Potenzial ist das sich anbahnende Internet der Dinge. Dar- unter versteht man die Vernetzung von Gegenständen, Geräten und Ma- schinen, die miteinander kommunizie- ren. In der Testphase sind etwa Autos, die zur Erhöhung der Verkehrssicher- heit miteinander Informationen aus- tauschen. Szenarien sind auch intel- ligente Stromzähler, die Verbrauchs- werte automatisch an das EW melden, oder Hundehalsbänder mit eigener IP- Adresse, die Fidos Standort auf einer Website anzeigen können. Ericsson prognostiziert, dass bis Ende des Jahr- zehnts 50 Milliarden Geräte via Inter- net miteinander verbunden sein wer- den – und alle brauchen eine Internet- Adresse. Der Umstieg auf IPv6 bietet mehr als nur einen grösseren Adressraum. Das Protokoll überwindet auch weitere Grenzen, an die das Internet gestossen ist. Mit dem neuen Standard können sich Geräte durch Autokonfiguration einfacher ins Netz einwählen, der Transport der Daten wird optimiert, und IPv6 verspricht mehr Sicherheit. Dafür ist unter anderem der giganti- sche, aufgrund seiner Dimension kaum «bevölkerte» Adressraum verantwort- lich. Er erschwert es den Herstellern von Viren und anderer Malware, das Adresssystem auf der Suche nach PC zu scannen. Manche Fachleute meinen, aus ökonomischer Sicht sei der Zeit- aufwand dafür zu gross. Ein Fortschritt bringt auch die Erweiterung IPv6 Mo- bile, die mobile Geräte unabhängig von ihrem Standort mit einer fixen Adresse versieht. Heute gibt es allerdings kaum Handy-Modelle, die für den neuen Standard schon gerüstet sind. Hohe Investitionskosten Es spricht also vieles für IPv6, und dennoch wird der bereits 1998 verab- schiedete Standard nur schleppend eingeführt. Gemäss einem Bericht der OECD, die Regierungen und Internet- Provider zu einem raschen Umstieg drängt, können heute erst 5 Prozent der rund 1800 Subnetze des Internets mit IPv6-Technik umgehen. Eine Hemmschwelle für die Umstellung sind die Investitionen in Hard- und Software und Anpassungen, welche die Provider- und Netzbetreiber leisten müssen. Zu den ersten Internet-Provi- dern, die in der Schweiz vornehmlich für Firmen IPv6-Zugänge anbieten, ge- hören unter anderen Init7, Genotec und Interway. Internet-Provider waren bis jetzt nicht im Zugzwang, weil erst wenige Websites auch über IPv6 oder gar aus- schliesslich über das neue Protokoll zu erreichen sind. Solange das Protokoll keinen Durchbruch vermeldet, ist der Reiz, Websites mit IPv6-Adressen an- zubieten, gering. Für Fachleute ist klar, dass die nicht kompatiblen Standards über Jahre parallel betrieben werden und Provider Übersetzungsverfahren oder einen sogenannten Dual-Stack- Modus nutzen müssen, bis die Zukunft die Vergangenheit abgelöst hat. Anschrift für jedes Staubkorn Das für die Adressierung der kommuni- zierenden Geräte zuständige Internet- Protokoll IPv4 basiert auf 32 Bit und bietet 4,29 Milliarden Adressen. IPv6 setzt auf 128 Bit und stellt 340 Sextil- lionen Adressen bereit. Laut dem Hasso- Plattner-Institut der Universität Potsdam reicht dies aus, um jedem Quadratmilli- meter der Erdoberfläche 667 Billiarden IP-Adressen zuzuordnen. Im Alltag be- kommen Anwender keine IP-Adresse zu sehen. Doch hinter jedem Domain-Na- men wie www.nzz.ch steht eine solche Adresse, die auf jenen Rechner verweist, auf dem die Website gespeichert ist. IPv4-Adressen bestehen aus Zahlen in vier Blöcken nach diesem Muster: 85.3.145.103. Kaum mehr merken kann man sich IPv6-Adressen. Sie enthalten Zahlen und Ziffern in acht Blöcken wie in diesem Beispiel: 2001:0db8:85a3:08d3: 1319:8a2e:0370:7344. (set.) ILLUSTRATION: STEPHAN LIECHTI

Dem Internet gehen die Adressen aus

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2011 werden die 4,3 Milliarden verfügbaren IP-Adressen vergeben sein. Das neue Protokoll IPv6 schafft das Problem aus der Welt, wird aber nur zögerlich eingeführt.

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Page 1: Dem Internet gehen die Adressen aus

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54 Computer&Technik NZZ am Sonntag § 29. August 2010

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Mit der Rega unterwegsDie Schweizerische Rettungsflug-wacht Rega hat das Online-Portalwww.myrega.ch eröffnet. Mit Präsen-tationen im Comic-Stil will sie auchjüngere Gönner gewinnen. Die grosseAttraktion ist dabei die «Rega-Tour2010». Sie bietet zwei Personen imAlter von 18 bis 26 Jahren die Mög-lichkeit, vom 27. September bis zum

8. Oktober als fliegende Reporter mitder Rega unterwegs zu sein und inBlogs darüber zu berichten. (pim.)

Telefonie in Google MailGoogle testet in den USA derzeit ei-nen neuen webbasierten Dienst inGoogle Mail. Nach Informationen von«CNET News» soll es damit möglichsein, vom Posteingang aus Anrufe zutätigen. Die Telefonfunktion wird ge-startet über das Chat-Fenster am lin-ken Rand der Google-Mail-Seite. Vondort aus kann man Anrufe machenoder Gespräche annehmen. Die Be-nutzeroberfläche ähnelt offenbar sehrstark jener von Google Voice. DieserDienst wurde bereits im Juni für US-Anwender eingeführt. Er bietet eineeinheitliche Nummer an, unter derman alle Telefone des Anwenders er-reichen kann. Zudem übersetzt erNachrichten auf dem Telefonbeant-worter in Text. Noch ist nicht klar, obder kommende Telefondienst Teil vonGoogle Voice wird oder ein eigenstän-diges Angebot bleibt. Google wolltegegenüber «CNET News» die neueFunktion von Google Mail nicht offi-ziell bestätigen. (pim.)

Lernen von GamernOnline-Spiele in Netzwerkenwie Xbox Live von Microsoftverbinden nicht nur Tausen-de von Menschen weltweit,sie halten auch detailliertdas Verhalten jedes einzel-nen Teilnehmers fest. Wiedas Wissenschaftsmagazin

«New Scientist» berichtet, nutzen dieEntwickler von Spielen immer häufi-ger solche Informationen, um ihreGames zu verbessern. Allerdings giltes dabei gigantische Mengen an Datenzu analysieren. Aus diesem Grundspannen die Spiele-Designer mit Ma-thematikern zusammen, deren Algo-rithmen auch noch die feinsten Mus-ter im Verhalten der Spieler präziseerkennen können. (pim.)

LetzteBetavonFirefox4Am 10. September erscheint die letzteBeta-Version des InternetbrowsersFirefox 4. Dies berichtet der Online-Dienst ZDNet.de. Ab diesem Zeit-

punkt können keine neu-en Funktionen

mehr hinzu-gefügt werden.

Gemäss dem Be-richt will sich Mo-

zilla bis zur Fertig-stellung des Brow-

sers auf drei Kernbe-reiche konzentrieren:

die Performance, Ver-besserungen der Bedie-

neroberfläche unddas sogenannte

JetPack SDK. Esermöglicht

den Entwick-lern, fort-geschrit-

tene Web-Technologien

für die Erstel-lung von Firefox-

Add-ons einzusetzen. (pim.)

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TippderWoche.. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . ..

Downgrade für das iPhoneAlle paar Monate versorgt Appleseine iPhone-Kunden mit aktualisier-ten Versionen des Betriebssystems.Das ist wegen des jeweils erweitertenFunktionsumfangs willkommen, ver-langsamt aber andererseits die Bedie-nung. Speziell Besitzer des iPhone 3G(Vorvorgängermodell des iPhone 4)dürften das Upgrade auf das Be-triebssystem iOS 4 bereut haben.Denn erstens profitieren sie nichtvon der Multitaskingfunktion, die iOSauf dem iPhone 3GS und 4 bietet, undzweitens werden viele Funktionenund Apps nun zu einem Geduldsspiel.

Aus diesem Grund empfiehlt sicheine Rückkehr («Downgrade») zumälteren OS 3.1.3 des iPhone. Dazumuss man sich die ältere Softwareund zwei Hilfsprogramme im Inter-net herunterladen.

Zunächst schliesst man das Telefonan den Computer an und führt eineSynchronisierung durch. Anschlies-send startet man das erste Hilfspro-gramm «RecBoot» und klickt auf«Enter Recovery Mode». Das iPhonewird auf diese Weise in den Wieder-herstellungszustand versetzt.

Jetzt klickt man in iTunes und beigedrückter «Alt»-Taste auf den But-ton «Wiederherstellen» und wähltim sich öffnenden Fenster die ältere,aus dem Internet heruntergeladeneBetriebssoftware, die nun auf dasiPhone übertragen wird. Sobald derVorgang abgeschlossen ist, startetman das zweite Hilfsprogramm«Rec-Boot Exit Only», welches dasiPhone in den normalen Betriebs-zustand zurückversetzt. (hir.)http://snipr.com/103lrb

Dem Web gehen die Adressen ausWegen des explosiven Wachstums des Internets gibt es schon 2011 zu wenig IP-Adressen. Einneues Internet-Protokoll löst das Problem, wird aber nur schleppend eingeführt. Von Claude SetteleSo wie Telefonnummern zum ge-wünschten Gesprächspartner führen,werden im Internet Computer, Server,mobile Geräte sowie Router und an-dere Netzwerkkomponenten mit einerNummer versehen, damit die Daten anden richtigen Ort gelangen. Die Artund Weise, wie die Geräte miteinanderkommunizieren, wird durch das Inter-net-Protokoll Version 4 bestimmt (IP-v4). Das vor fast dreissig Jahren ent-wickelte System ist den heutigen An-sprüchen allerdings nicht mehr ge-wachsen. Im Moment hat die für dieVerwaltung zuständige OrganisationInternet Assigned Numbers Authority(IANA) noch etwas mehr als 210 Mil-lionen Adressen in Reserve, doch proSekunde werden weltweit an Providerrund 20 Adressen vergeben, weit übereine Million pro Tag.

Noch werden nicht alle zugeteiltenAdressen genutzt, ein Handel um ver-teilte, aber ungenutzte Adressen istnicht auszuschliessen. Zudem wird dieVerknappung der IP-Adressen seit Jah-ren mittels eines Verfahrens (NetworkAdress Translation) entschärft, überdas mehrere private oder firmeninter-ne Rechner dieselbe öffentliche IP-Adresse nutzen. Auch wenn das Nach-teile bringt und gegen das Prinzip ver-stösst, wonach jeder Rechner im Netzdirekt ansteuerbar sein sollte.

Internet der DingeEine zukunftsgerichtete Lösung desProblems verspricht aber nur IPv6: dasInternet-Protokoll der nächsten Gene-ration. Es schafft die Voraussetzungen,dass dem Wachstum des Internetsnach heutigem Ermessen keine Gren-zen mehr gesetzt sind. Dafür soll derneue Standard dank einer unglaubli-chen Zahl an verfügbaren Adressensorgen (siehe Kasten).

Schnelle Remedur ist schon deswe-gen nötig, weil der Bedarf an zusätzli-chen IP-Adressen schneller wächstdenn je. Einerseits wird das Internet inSchwellenländern immer populärer,andererseits explodiert der Internetzu-griff via Handy. Gemäss Ericsson hatdie Zahl der Mobiltelefonbenutzer imJuli die Schwelle von 5 Milliarden über-schritten. Griffen 2009 erst 360 Millio-nen Anwender via Handy aufs Web zu,soll sich die Zahl laut Ericsson bis 2015auf 3,4 Milliarden vervielfachen.

Ein weiterer Wachstumsmotor mitnoch grösserem Potenzial ist das sich

anbahnende Internet der Dinge. Dar-unter versteht man die Vernetzungvon Gegenständen, Geräten und Ma-schinen, die miteinander kommunizie-ren. In der Testphase sind etwa Autos,die zur Erhöhung der Verkehrssicher-heit miteinander Informationen aus-tauschen. Szenarien sind auch intel-ligente Stromzähler, die Verbrauchs-werte automatisch an das EW melden,oder Hundehalsbänder mit eigener IP-Adresse, die Fidos Standort auf einerWebsite anzeigen können. Ericssonprognostiziert, dass bis Ende des Jahr-zehnts 50 Milliarden Geräte via Inter-

net miteinander verbunden sein wer-den – und alle brauchen eine Internet-Adresse.

Der Umstieg auf IPv6 bietet mehrals nur einen grösseren Adressraum.Das Protokoll überwindet auch weitereGrenzen, an die das Internet gestossenist. Mit dem neuen Standard könnensich Geräte durch Autokonfigurationeinfacher ins Netz einwählen, derTransport der Daten wird optimiert,und IPv6 verspricht mehr Sicherheit.Dafür ist unter anderem der giganti-sche, aufgrund seiner Dimension kaum«bevölkerte» Adressraum verantwort-lich. Er erschwert es den Herstellernvon Viren und anderer Malware, dasAdresssystem auf der Suche nach PCzu scannen. Manche Fachleute meinen,aus ökonomischer Sicht sei der Zeit-aufwand dafür zu gross. Ein Fortschrittbringt auch die Erweiterung IPv6 Mo-bile, die mobile Geräte unabhängig vonihrem Standort mit einer fixen Adresseversieht. Heute gibt es allerdings kaumHandy-Modelle, die für den neuenStandard schon gerüstet sind.

Hohe InvestitionskostenEs spricht also vieles für IPv6, unddennoch wird der bereits 1998 verab-schiedete Standard nur schleppendeingeführt. Gemäss einem Bericht derOECD, die Regierungen und Internet-Provider zu einem raschen Umstiegdrängt, können heute erst 5 Prozentder rund 1800 Subnetze des Internetsmit IPv6-Technik umgehen. EineHemmschwelle für die Umstellungsind die Investitionen in Hard- undSoftware und Anpassungen, welche dieProvider- und Netzbetreiber leistenmüssen. Zu den ersten Internet-Provi-dern, die in der Schweiz vornehmlichfür Firmen IPv6-Zugänge anbieten, ge-hören unter anderen Init7, Genotecund Interway.

Internet-Provider waren bis jetztnicht im Zugzwang, weil erst wenigeWebsites auch über IPv6 oder gar aus-schliesslich über das neue Protokoll zuerreichen sind. Solange das Protokollkeinen Durchbruch vermeldet, ist derReiz, Websites mit IPv6-Adressen an-zubieten, gering. Für Fachleute ist klar,dass die nicht kompatiblen Standardsüber Jahre parallel betrieben werdenund Provider Übersetzungsverfahrenoder einen sogenannten Dual-Stack-Modus nutzen müssen, bis die Zukunftdie Vergangenheit abgelöst hat.

Anschrift für jedes Staubkorn

Das für die Adressierung der kommuni-zierenden Geräte zuständige Internet-Protokoll IPv4 basiert auf 32 Bit undbietet 4,29 Milliarden Adressen. IPv6setzt auf 128 Bit und stellt 340 Sextil-lionen Adressen bereit. Laut dem Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdamreicht dies aus, um jedem Quadratmilli-meter der Erdoberfläche 667 BilliardenIP-Adressen zuzuordnen. Im Alltag be-kommen Anwender keine IP-Adresse zu

sehen. Doch hinter jedem Domain-Na-men wie www.nzz.ch steht eine solcheAdresse, die auf jenen Rechner verweist,auf dem die Website gespeichert ist.

IPv4-Adressen bestehen aus Zahlen invier Blöcken nach diesem Muster:85.3.145.103. Kaum mehr merken kannman sich IPv6-Adressen. Sie enthaltenZahlen und Ziffern in acht Blöcken wie indiesem Beispiel: 2001:0db8:85a3:08d3:1319:8a2e:0370:7344. (set.)

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