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Demokratie braucht Engagement Viele Anregungen zum Informieren, Nach- denken, Diskutieren und zur Meinungsbil- dung - das alles bot die Wanderausstellung ,,Demokratie stärken - Rechtsextremis- mus bekämpfen" der SPD-nahen Fried- rich-Ebert-Stiftung (FES) Hessen, die vom 20. bis 31. März 2017 in der Aula der Inte- grierten Gesamtschule (IGS) Mainspitze Ginsheim-Gustavsburg stattfand - nicht nur für die breite Öffentlichkeit, sondern vor allem auch für die Lehrkräfte und insbe- sondere die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen acht bis zehn an der IGS. R TI KE L EI N S Grun d gese t~. •• D I E \}} lJ r R r . ) L. · ,- !i ~.. . ,1., DES MENsc ;i) ',;~, IST UNAN -A ., .... ,...'. ·, 1 ~l : [j l·' ,, Die Ausstellung umfasste 14 Stellwände mit jeweils umfangreichen Informationen zu di- versen Themen wie beispielsweise „Warum eigentlich Demokratie? ", ,,Demokratie ge- meinsam leben", ,,Gefahren für die Demokratie" und „Was tun?". Zudem stellte die FES der Schule umfassendes Material zur Aufarbeitung durch die Schüler zur Verfügung. Eröffnet wurde dieAusstellung am Montagabend den 20.3.2017 mit Grußworten von Elisabeth Mu- dersbach, Schulleiterin der IGS Mainspitze, Walter Astheimer, Erster Kreisbeigeordneter und Schuldezernent des Kreises Groß-Gerau (Bündnis 90/Die Grünen), Thies Puttnins-von Trotha, Bürgermeister von Ginsheim-Gustavsburg (parteilos), sowie Simon Schüler, Politikwissenschaftler De mokratie - Kennzeichen Menschenwürde und Menschenrechte Toleranz und O ffenheit Gemei nsc haft und Soli darität Gl eichwertigkeit und Gleichberechtigung der Menschen F rei heit (Meinung , Presse, Demonstration, ... ) Friedliches Miteinander Mitbestimmung Demokratie - No-Go"s Rechts-Extr e mismus und - Radikal ismus Men sche nverachtung und -fe indl ichkeit Ab-/Ausgrenz ung und Di skrimi nie rung Rassismus Terror und Gewalt

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Demokratie braucht Engagement

Viele Anregungen zum Informieren, Nach­denken, Diskutieren und zur Meinungsbil­dung - das alles bot die Wanderausstellung ,,Demokratie stärken - Rechtsextremis­mus bekämpfen" der SPD-nahen Fried­rich-Ebert-Stiftung (FES) Hessen, die vom 20. bis 31. März 2017 in der Aula der Inte­grierten Gesamtschule (IGS) Mainspitze Ginsheim-Gustavsburg stattfand - nicht nur für die breite Öffentlichkeit, sondern vor allem auch für die Lehrkräfte und insbe­sondere die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen acht bis zehn an der IGS.

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DES MENsc;i) ',;~, IST UNAN-A., .... ,...'. ·, 1 ~l : [j l·' , ,

Die Ausstellung umfasste 14 Stellwände mit jeweils umfangreichen Informationen zu di­versen Themen wie beispielsweise „Warum eigentlich Demokratie?", ,,Demokratie ge­meinsam leben", ,,Gefahren für die Demokratie" und „Was tun?". Zudem stellte die FES der Schule umfassendes Material zur Aufarbeitung durch die Schüler zur Verfügung.

Eröffnet wurde dieAusstellung am Montagabend den 20.3.2017 mit Grußworten von Elisabeth Mu­dersbach, Schulleiterin der IGS Mainspitze, Walter Astheimer, Erster Kreisbeigeordneter und Schuldezernent des Kreises Groß-Gerau (Bündnis 90/Die Grünen), Thies Puttnins-von Trotha, Bürgermeister von Ginsheim-Gustavsburg (parteilos), sowie Simon Schüler, Politikwissenschaftler

Demokratie - Kennzeichen Menschenwürde und Menschenrechte Toleranz und Offenheit Gemeinschaft und Solidarität Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Menschen Freiheit (Meinung, Presse, Demonstration, ... ) Friedliches Miteinander Mitbestimmung

Demokratie - No-Go"s • Rechts-Extre mismus und -Radika lismus • Menschenverachtung und -feindlichkeit • Ab-/Ausg renzung und Diskriminierung • Rassismus • Terror und Gewalt

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STAATES REFORMATION KENNT

AUFKLÄRUNG OEFIN_ITI0N WURZELN ERKLARUNG

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VERLIERENLEISTU NG EN RELIGIOSE

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Foto: Lehrkraft moderiert, Schülerin übernimmt Vorbereitung der Mitschülerlnnen auf Kleingruppenarbeit.

und Referent der FES. ,,De­mokratie ist keine Selbstver­ständlichkeit", sagte Walter Astheimer, die Ausstellung hel­fe, dass sich Schüler in Res­pekt, Solidarität und sozialer Verantwortung üben könnten.

Für Mudersbach gehört es zu den vornehmsten Aufga­ben der IGS Mainspitze, den Schülerinnen und Schülern beste Voraussetzungen für die Bildung lebenstauglicher Orientierung zu bieten. Des­halb sei es nicht nur wichtig, die Jugendlichen frühzeitig mit den Werten unserer Gemein­

schaft vertraut zu machen, sondern ihnen auch Gelegenheit zu geben, um Gefahren und Be­drohungen für diese Wertegemeinschaft erkennen und reflektieren zu können. Auch wenn die Botschaften der Ausstellung für die Jugendlichen teilweise sehr komplex seien, sei sie doch überzeugt, dass die schulischen Aktivitäten im Rahmen der Ausstellung einen ge­winnbringenden und nachhaltigen Dialog zwischen Schülern und Lehrkräften herbeiführten.

Schüler arbeiten Inhalte der FES-Tafeln auf

Und mit der Materie befassten sich die Lehrkräfte und Schüler dann tatsächlich auch sehr intensiv: So wurden die Schüler im Unterricht und in der Arbeitsgemeinschaft „Geschichte live" vorab auf die The­matik eingestimmt, danach übernahmen letztere die Führungen ihrerMitschülerdurch dieAusstellung. Mit ergänzenden Unterrichtsprojekten soll die komplexe Materie verständlicher und vertieft werden.

Die Beschäftigung mit den Themen der Ausstellung führte in der Schülerschaft der IGS Mainspitze zu zahl­reichen Ideen und Vorschlägen, wie jeder Einzelne zu mehr Demokratie beitragen könne. So sei es generell besonders wichtig, die Grundwerte der Demokratie zu leben, d.h. z.B. für Menschlichkeit, Gemeinschaft, To­leranz und Respekt überzeugt einzutreten. Angesichts vielfältiger Bedrohungen der Demokratie sei hohe Wach­und Achtsamkeit angesagt, Vorurteile und hohle Paro­len dürfe man nicht einfach ignorieren und unwiderspro­chen hinnehmen. Hingegen gelte es diese kritisch zu hinterfragen und mit guten Argumenten zu entkräften.

Im schulischen Bereich könne schon frühzeitig Demokratie geübt werden - durch ein Engagement als Klassenspre­cher, oder für Schülervertretung (SV), Streitschlichtung, Schülerzeitung etc. Dazu gehörten auch die Wahrneh­mung und Erkennung von Problemen oder gar Gefah­ren, die Diskussion alternativer Meinungen und Lösungs­vorschläge, die Bildung von Konsens und Mehrheit, und schließlich Abstimmung, Entscheidung und Beschluss.

Demokratie starken -Rechtsextremismus bellamplen

Foto: Schülerlnnen befassen sich in Kleingruppen mit den Themen der Ausstellung.

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Musik: Filmnachmittag mit Diskussion

Abgeschlossen wurde die Ausstellung mit dem 80minütigen Dokumentarfilm „Deutsche Pop Zu­stände", der die Entwicklung nationalistischer Musik seit Entstehung der Punkbands in den späten 1970er Jahren bis heute reflektiert und kommentiert. An dem auf 15-17 Uhr angesetz­ten Filmnachmittag nahmen Besucher, Schülerin­nen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleitung teil.

Dr. Thorsten Hindrichs, wissenschaftlicher Mit­arbeiter am Forschungsprojekt „Musik und Jugend­kulturen" an der Universität Mainz sowie Berater bei

Foto: Elisabeth Mudersbach, Thorsten Hindrichs der Produktion des Films, erläuterte die Intention des

Films. Hintergrund sei, dass Jugendliche ihre Wertvorstellungen auf vielfältigen Wegen entwickeln und beziehen, u.a. auch aus den sozialen Medien und insbesondere der modernen Musikszene.

Im Hinblick auf den Jugendmedienschutz und mögliche Jugendgefährdungen ver­deutlicht der Film an beispielhaften Musikvideos, wie über diverse Musikstile, Songs, Lied- und Schlagertexte teilweise stark emotionalisierend menschenfeindliche und dis­kriminierende rechte Einstellungen und neonazistische Inhalte transportiert werden.

Und dies geschehe teilweise sehr clever und verschleiert, indem rechtsextremes Gedankengut mit der Auflösung und dem Verlust liebgewonnener gesellschaftlicher Strukturen, und den Sehnsüchten und Bedürfnissen der Menschen nach Führerschaft, Macht und Stärke, Gemeinschaft, Zugehörig­keit, Teilhabe, Orientierung, Vertrautheit, Tradition und dem Ersatz verloren gegangener Werte mehr oder weniger geschickt verwoben werden. Im schlimmsten Fall gehe es um die „geplante und gewoll­te Verbreitung von Vernichtungsphantasien", die letztlich zu Terror, Gewalt, Mord und Totschlag an­stiften und stimulieren könnten. Dabei beziehen sich die Autoren des Films auf die in Europa beispiellos katastrophale „Döner"-Mordserie bzw. Selbstjus­tiz des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU).

In der anschließenden ca. 30minütigen regen Dis­kussion berichteten einige Jugendliche mit Migra­tionshintergrund von ihren eigenen negativen Er­fahrungen im Umgang mit anderen Menschen, beispielsweise von feindlichen Mitschüler-Attacken im Zusammenhang mit Hautfarbe oder dem Tragen eines Kopftuchs. Hindrichs klärte auf: Hautfarbe oder das Tragen eines Kopftuchs als Begründung zur Dif- Foto: Gemeinsam diskutieren Schüler und Lehrkräfte über Musik

mit neonazistischen Inhalten famierung sei völliger Unsinn.Allerdings: Beleidigen-des „Sprüche klopfen" auf Schulhöfen wie beispielsweise „Du Schwuchtel", ,,Du Schwuler" oder „Du Jude" berge die Gefahr, dass es nichtmehrnurbeim menschenverachtenden Denken sowiediskriminie­renden Einstellungen und Worten bliebe, sondern verhängnisvolle Handlungen und Taten nachfolgten.

Mit Blick auf die Musikszene blieb unklar, wo genau die „rote Linie" zwischen einerseits Meinungs­freiheit der Künstler und andererseits strafrechtlicher Relevanz im Sinne von Jugendgefährdung, Demokratiefeindlichkeit und Verfassungswidrigkeit liegt. Hindrichs mochte sich auf die Definition einer solchen Linie nicht festlegen, allerdings sei Nachdenken und Vorsicht bereits dann angesagt, wenn bestimmte Menschen andere Menschen in irgendeiner Weise als minderwertig diffamierten.

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Positive Bilanz

Die stellvertretende Schulleiterin, Birgit Olschewski-Denk zog am Ende der mehrtägigen Ver­anstaltung eine sehr positive Bilanz. Die Veranstaltung habe einen wertvollen Beitrag geleistet für das Ziel, die Schüler und Jugendlichen vor gefährlichen Einflüssen des Rechtsextremismus und Neonazismus zu schützen, umfassend zu sensibilisieren und aufzuklären, und geeignete Orientie­rungshilfen bereitzustellen. Sie lobte die Schülerinnen und Schüler für ihr hohes Engagement bei der Aufarbeitung der komplexen und teilweise anstrengenden Materie und für die vielen Rückmel­dungen über eigene Erfahrungen. Diejenigen, die freiwillig zum Filmnachmittag kamen und ihre Freizeit opferten, bekamen von ihr sogar eine Teilnahmebescheinigung persönlich ausgehändigt.

Text: Jürgen Kotschenreuther Fotos: Jürgen Bergmann, Jürgen Kotschenreuther, Fotalia