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Den demografischen Wandel gestalten Ein Praxisbericht aus dem Werra-Meißner-Kreis Nachahmenswert!

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Den demografischen Wandel gestalten

Ein Praxisbericht aus dem Werra-Meißner-Kreis

Nachahmenswert!

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Ansprechpartner

Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e. V.Geschäftsführerin Sabine Wilke Niederhoner Straße 54 37269 Eschwege

Werra-Meißner-Kreis

Der Kreisausschuss Stab Demografie Landrat Stefan G. Reuß Schlossplatz 137269 Eschwege

Werra-Meißner-Kreis

Der Kreisausschuss Fachdienst Wirtschaftsförderung, Tourismus und Verkehr Horst Pipper Honer Straße 49 37269 Eschwege

Diese Broschüre wurde finanziell unterstützt durch:

Das Land HessenDie Europäische UnionDie Sparkasse Werra-Meißner

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort Handeln statt Hoffen! . . . . . . . . . . . . . 4

Chronologie des Demografie-Prozesses . . . . . . . . 5

Vortragsreihe Demografie . . . . . . . . . . . . 6

Netzwerk Familie . . . . . . . . . . . . . . . 8

Netzwerk Senioren . . . . . . . . . . . . . . 10

Netzwerk Jugend . . . . . . . . . . . . . . . 12

Bürgerstiftung Werra-Meißner . . . . . . . . . . . 14

Kulturakademie Eschwege . . . . . . . . . . . . 16

Demografie im Dialog . . . . . . . . . . . . . 18

Leerstands- und Baulückenkataster . . . . . . . . . 20

Mittendrin statt Außenvor – Bauen und Sanieren im Ortskern . 22

„3 in 1“ Praxisjahr . . . . . . . . . . . . . . . 24

Mehrgenerationenhaus . . . . . . . . . . . . . 26

Ganztagsgrundschule . . . . . . . . . . . . . . 28

Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Nachahmenswert!Den demografischen Wandel gestalten Ein Praxisbericht aus dem Werra-Meißner-Kreis

informieren

mitmachen

umsetzen

anpacken

Den demografischen Wandel gestalten – 3 –

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Handeln statt Hoffen! Ein Vorwort

Dem Werra-Meißner-Kreis wird in dramatischen Zahlen ein Bevöl-kerungsrückgang von bis zu 30% im Jahr 2050 prognostiziert. Damit ist er stärker betroffen als andere Landkreise in Hessen und statistisch gesehen „führend“ in der Bevölkerungsabnahme mit all ihren Konse-quenzen.

Doch was bedeutet dies für die Menschen in der Region? Tritt damit ein Prozess ein, der zwangsläufig zur Ausdünnung von Strukturen führt mit allzu negativen Begleiterscheinungen wie hohe Arbeitslosigkeit, Ver-fall von Gebäuden und sozialer Isolation? Ist unser Schicksal besiegelt, indem wir immer weniger und gleichzeitig älter werden oder kann man diesem Prozess auch positive Seiten abgewinnen? Ist vielleicht weniger mehr? Wie schafft es der Werra-Meißner-Kreis, im kreativen Umgang mit dieser Entwicklung ebenfalls „führend“ zu sein?

Seitdem das Stichwort Demografie im Werra-Meißner-Kreis kein Fremdwort mehr ist, wird die Auseinandersetzung mit den Konsequen-zen der demografischen Entwicklung immer intensiver. In Aktionen, Projekten, Arbeitsgruppen, Workshops, Regionalforen und vielem mehr kommen Menschen aus der Region zusammen und arbeiten in einem vielfältigen Netzwerk an ihren Zukunftsperspektiven. Ein Prozess ist in Gang gesetzt und damit das Bewusstsein geschaffen, die demografische Entwicklung nicht nur hinnehmen zu müssen, sondern auch gestalten zu können.

Ein Abriss über die Chronologie dieses Prozesses findet sich in dieser Broschüre unter dem Titel „Angepackt“. Es folgt eine Zusammenstel-lung der verschiedenen Plattformen, Zirkel und Foren, in denen sich alle Interessierten informieren können, sowie einiger markanter Vorha-ben, bei denen viele mitmachen. Unter dem Stichwort umsetzen wer-den Instrumentarien und Projekte näher beschrieben und damit das breite Spektrum der Aktivitäten und der beteiligten Menschen deutlich gemacht. Hier können Sie auch die Ansprechpartner für die Projekte entnehmen, die Ihnen bei Fragen gerne hilfreich zur Seite stehen.

Der Blick auf das bisher Geleistete in dieser Broschüre wird uns selbst stärken und die Erfolge werden uns motivieren, weiterzumachen; in-dem es als eine erste Zwischenbilanz nach außen getragen wird, soll es auch zum Nachahmen anregen.

Stefan G. Reuß Landrat

Der Werra-Meißner-Kreis in Hessen

– 4 – Den demografischen Wandel gestalten

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Chronologie des Demografie-Prozesses

Seit 1999 gibt es ein Regionalforum im Werra-Meißner-Kreis, das die Arbeit am Regionalen Entwicklungskon-zept Werra-Meißner für die EU-Förderperiode 2000 bis 2006 begleitet hat und dies auch in der neuen Förder-periode 2007 bis 2013 fortführt. Zum Kreis der Akteure gehören neben Kommunalpolitikern auch kulturell, sozial, bildungspolitisch und anderweitig engagierte Menschen. Unter der Regie der Dorf- und Regionalent-wicklung traf sich mehrfach eine Arbeitsgruppe des Regionalforums, aus der die Initialzündung zum Thema „Demografie“ kam. In 2004 tagte dann das Regionalforum zum ersten Mal unter dem Thema „Demografi-scher Wandel im ländlichen Raum“.

Daraufhin hat sich spontan der Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner (VfR) mit einer Arbeitsgruppe „Demografische Entwicklung“ der Weiterentwicklung dieses Themas angenommen. Noch im September 2004 wurde vom VfR zu einem ersten „Forum Demografischer Wandel“ eingeladen (Vertreter aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Banken, soziale Initiativen und Verbände). Aus diesem Forum heraus bildeten sich drei Arbeitsgruppen: AG Soziales und Familie, AG Wirtschaft, AG Regionalentwicklung, die inzwischen mit konkreten Projekten aufwarten können, wie zum Beispiel dem „Leerstandskataster“ oder dem „3 in 1 Praxis-jahr“. Das Forum Demografischer Wandel trifft sich einmal im Jahr und dient sowohl dem Erfahrungsaus-tausch zwischen den Arbeitsgruppen als auch zur Information für alle, die an dem Thema Interesse haben.

Parallel dazu wurden neue Strukturen auf der Verwaltungsebene des Werra-Meißner-Kreises geschaffen – in 2005 zunächst als „Sachgebiet Demografie“ eingerichtet, entstand im Zuge der Schaffung moderner Verwal-tungsstrukturen im Jahr 2006 die „Stabsstelle Demografie“. Damit vernetzt sich der Landrat als Instituti-on und Person mit den aktiven Menschen im Demografie-Forum. Aktuell wird in der Stabstelle an einem Demografie bericht für den Werra-Meißner-Kreis gearbeitet, indem die Fachbereiche der Kreisverwaltung Aktivitäten und Maßnahmen in ihren Handlungsfeldern zusammentragen, beschreiben und Handlungsemp-fehlungen für die politische Arbeit in den Gremien geben.

Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit hängen eng zusammen und sind zwei wichtige Faktoren, um die Verantwortlichen für das Thema zu sensibilisieren. Bei diesem Prozess fanden wir Unterstützung bei Prof. Dr. Ulf Hahne vom FB 6 (Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung) der Universität Kassel. In den Jahren 2005/2006 entwickelte er im Auftrag des VfR, zusammen mit seinen Studenten einen Fragebogen, der an alle Fraktionen in den Kommunalparlamenten sowie an alle Bürgermeister im Werra-Meißner-Kreis versandt wurde. Zusätzlich wurden die Bürgermeister mündlich befragt. In den Fragebögen wurden die Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Situation, die Handlungsperspektiven und die Ansätze zum Umgang mit dem de-mografischen Wandel abgefragt. Das Regionalforum wurde hier als Plattform genutzt, um das Projekt anzukün-digen und die Resultate vorzustellen. Ergebnis war, dass viele um die Problematik des demografischen Wandels wissen, sich aber noch nicht trauen, sie in ihre Entscheidungen einfließen zu lassen.

Der Werra-Meißner-Kreis wurde 2005 von der Hessischen Staatskanzlei in das Modellprojekt „Hessen 2050 – sichere Zukunft im demografischen Wandel“ aufgenommen. Im Rahmen des Modellvorhabens konnte der breit angelegte Dialog auf Kreisebene vertieft werden und die Informationen aus der Fragebogenaktion eingebunden werden. „Vom Wissen zum Handeln“, dieser Gedanke hat uns bei der Konzeption der Workshops geleitet, denn es sollten von den Teilnehmern Projekte für ihre Kommune entwickelt werden, die bis hin zum Aktionsplan ausgeklügelt wurden. Am Ende gab es einen Wettbewerb der Projektideen, bei dem vier Projekte mit einem vom Landrat ausgelobten Geldpreis von jeweils 200 € ausgezeichnet und wiederum im Regionalfo-rum präsentiert wurden.

Das Regionalforum selbst hat sich zwischenzeitlich zu einer kontinuierlichen Einrichtung entwickelt. Es wird jährlich einberufen, greift jeweils aktuelle Aspekte wie z. B. die Gesundheitsversorgung auf und wird inzwischen durch vertiefende Fachvorträge ergänzt. Passend zum Thema Gesundheit beschäftigte sich der Fachvortrag in 2008 mit der Frage „Land ohne Arzt?“ Auch bei einer Fachtagung in Wanfried im September 2008 konnte das Thema demografischer Wandel für den Werra-Meißner-Kreis von den zwei Seiten einer Spitzenposition her be-trachtet werden. Nicht zuletzt der Entschluss, diese Broschüre zu erarbeiten, ist Ausdruck des kontinuierlichen Dialogs und der Auseinandersetzung mit der Zukunft.

Auch ein kleiner Schritt ist ein Schritt in die Zukunft!

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Den demografischen Wandel gestalten – 5 –

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informierenSteckbrief

Die Verantwortlichen des Kreises haben bereits früh die Brisanz des demografischen Wandels in ihrem Kreis erkannt und arbeiten gemein-sam mit dem VfR seit März 2004 daran, den Wandel positiv zu beein-flussen und zu gestalten.

Es hat sich eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des Werra-Meißner-Kreises und Vertretern des VfR ge-bildet, die alle Veranstaltungen und Projekte plant und organisiert.

Vortragsreihe Demografie

Ausgangssituation Da die Kommunen des Werra-Meißner-Kreises sehr stark unter einer Abwanderung der Bevölkerung zu leiden haben, müssen alle Ent-scheidungsträger der Kommunen für diese Entwicklung sensibilisiert werden. Deshalb veranstaltet der Werra-Meißner-Kreis in Zusammen-arbeit mit dem Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V. (VfR) einmal jährlich ein Regionalforum, zu dem alle Mandatsträger der Kommunen und des Kreises eingeladen werden und bei dem über unterschiedliche demografische Themen informiert wird.

Ziele Ziel der Veranstaltungsreihe „Demografische Entwicklung im Werra-Meißner-Kreis“ ist, die Mandatsträger der 16 Kommunen in das Thema Demografische Entwicklung einzuarbeiten, um zu erreichen, die Entscheidungen der Kommunen auch unter den demografischen Gesichtspunkten zu betrachten. Die Themen der Vortragsreihe „Demo-grafischer Wandel“ wechseln jährlich.

Umsetzung Die Demografie Vortragsreihe wird von einer kleinen Arbeitsgruppe organisiert. In dieser Arbeitsgruppe arbeitet der Werra-Meißner-Kreis zusammen mit dem VfR. Zu den einzelnen Themenschwerpunkten werden sachkundige Mitarbeiter des Kreises und/oder Bürger hinzuge-zogen.

In den ersten Regionalforen wurden die Vertreter der Gemeinden zunächst in allgemeiner Form über den demografischen Wandel und seine Auswirkungen auf den Werra-Meißner-Kreis informiert. Es wurde u. a. eine wissenschaftliche Studie vorgestellt, in der alle Bürgermeister des Werra-Meißner-Kreises zum Thema demografischer Wandel befragt wurden. Im Regionalforum 2007 wurden Beispiele aus anderen Kom-munen vorgestellt, die den demografischen Wandel positiv beeinflussen sollen.

Der Stab Demografie des Werra-Meißner-Kreises hat dem Vorschlag des Landrates zugestimmt, außer dem jährlichen Regionalforum, zusätz-lich einen Fachvortrag im Jahr durchzuführen. Dieser wird thematisch dem Regionalforum angelehnt, ist aber speziell für Bürgermeister und Fachpublikum bestimmt. Der erste Fachvortrag mit dem Thema „Land ohne Arzt – Ursachen und Perspektiven der Landarztflucht“ fand im Mai 2008 statt. Ab 2008 stehen der Fachvortrag und das Regionalfo-rum unter jährlich wechselnden gleichen Oberthemen aus dem demo-grafischen Bereich.

Um die kommunalen Vertreter auch nachhaltig zu informieren, ist es wichtig, dass die Bürgermeister einer Kommune auch die weit reichen-de Bedeutung des Themas „Demografischer Wandel“ erkennen und zur „Chefsache“ erklären.

Regionalforum 2007

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O-Ton

„Die Vortragsreihe Demografie kam zur richtigen Zeit und hat ganz ganz vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Augen geöffnet, Ängste abgebaut aber auch die nö-tige Sensibilisierung für das gesamte Thema geschaffen. Ich habe gute Ideen/Ansätze für die kommunale Umsetzung mitgenommen, diese im 1. Lichtenauer Demografiefo-rum mit Erfolg umgesetzt und die nächste Veranstaltung für das erste Quartal 2009 ist in Planung.“

Dirk Oetzel, Stadtrat der Stadt Hessisch Lichtenau

Ansprechpartner

Horst Pipper Werra-Meißner-Kreis Der Kreisausschuss Fachdienstleitung Wirtschaftsförde-rung, Tourismus und Verkehr Honer Straße 49 37269 Eschwege Tel: 0 56 51 / 3 02 48 60 Fax: 0 56 51 / 74 57 19 E-Mail: horst.pipper@ werra-meissner-kreis.de

Finanzierung Der Werra-Meißner-Kreis wurde in das europäische Förderprogramm LEADER+ aufgenommen. Sämtliche Veranstaltungen, die den demogra-fischen Wandel betreffen, werden durch dieses Programm mitgefördert. Den Eigenanteil der Kosten übernimmt der Werra-Meißner-Kreis.

Bilanz Im November 2008 wird das 7. Regionalforum stattfinden. Vom Beginn der Veranstaltungsreihe bis heute ist zu erkennen, dass immer mehr Vertreter der Kommunen sich mit dem Thema Demografie be-schäftigen und an der Vortragsreihe teilnehmen. Der Werra-Meißner-Kreis hat festgestellt, dass die Vertreter der Kommunen unterschiedli-che Kenntnisse über den demografischen Wandel haben. Es ist Aufgabe des Werra-Meißner-Kreises, zu versuchen, alle Mandatsträger auf einen Grundwissensstand zu bringen und die Thematik voran zu treiben.

Es ist zu empfehlen, die Entscheidungsträger der Kommunen zu dem Thema Demografie weiter zu informieren, Beispiele vorzubringen und kleinflächige Prognosen darzustellen, die aufzeigen, was passieren könnte, wenn wir nicht versuchen, den Wandel zu beeinflussen bzw. zu gestalten.

Der Werra-Meißner-Kreis wird weiterhin bestrebt sein, Informationen an die kommunalen Entscheidungsträger weiterzugeben. Daher ist das Regionalforum ein fester Bestandteil für Informationen geworden. Auch hat der Kreis eine Internetseite eingerichtet, wo sich alle interes-sierten Bürger zu dem Thema Demografie informieren können. Dort sind alle Dokumentationen der verschiedensten Veranstaltungsreihen abrufbar (www.werra-meissner.de/demografie).

Podium Regionalforum 2007 von links nach rechts: S. Wilke, H. Thiele, H. Resch, E. Niejahr, S. Reuß

Den demografischen Wandel gestalten – 7 –

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Steckbrief

Die Projektplanung und -durchführung erfolgte in Kooperation zwischen:

Werra-Meißner-Kreis Fachdienst Jugend und Familie Schlossplatz 1 37269 Eschwege

und

Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V. (VfR) Niederhoner Straße 54 37269 Eschwege (Träger)

Ausgangssituation In der Diskussion im Zusammenhang mit der demografischen Entwick-lung im Werra-Meißner-Kreis und den zu ergreifenden Maßnahmen wurde deutlich, dass die Darstellung der vorhandenen Angebote in der Öffentlichkeit verbessert werden sollte. Aus diesem Grund ist in der Kreisverwaltung (Fachdienst Jugend und Familie) die Idee entstanden, ein Internetportal für Familien zu erstellen.

Ziele Mit dem Familiennetz Werra-Meißner sollen alle familienrelevanten Themen gebündelt und ein Knotenpunkt geschaffen werden, welcher als Anlaufstelle für die Zielgruppe der Familien dient. Hierdurch soll eine deutliche Aufwertung der Themen- und Interessenlagen von Familien im Werra-Meißner-Kreis bewirkt und gleichzeitig Wettbewerb und Interaktion unter den beteiligten Institutionen angeregt werden. Insbesondere soll ein umfassender Überblick über Kinderbetreuungs-, Beratungs- und Dienstleistungsangebote ermöglicht werden.

Umsetzung Zu Beginn des Jahres 2005 ist im Jugendamt (jetzt: Fachdienst Jugend und Familie) die Idee entstanden, ein Internetportal für Familien zu erstellen. Nachdem der Kreisausschuss des Werra-Meißner-Kreises im Frühjahr 2005 seine generelle Zustimmung zum Aufbau einer solchen Kommunikationsplattform erteilt hatte (Erster Meilenstein), wur-de im Jugendamt eine „Arbeitsgruppe Internetportal für Familien im Werra-Meißner-Kreis“ gebildet, welche Konzeption, Inhalte, Aufbau und Finanzierung ausarbeiten sollte.

Um ein umfassendes Angebot für eine Vielzahl von Menschen im Werra-Meißner-Kreis bieten zu können, wurde nach kurzer Zeit verein-bart, eine inhaltliche Erweiterung auf den Personenkreis der Seniorin-nen und Senioren zur Schaffung eines Seniorennetzes vorzunehmen (Zweiter Meilenstein).

Die „Arbeitsgruppe Internetportal“ wurde um Mitarbeiter / innen aus dem Sozialamt (jetzt Fachdienst Senioren und Soziales) sowie der Geschäftsführerin des VfR erweitert. Nachdem die Finanzierung geklärt und Fördermittel bewilligt waren, erfolgte bereits im Februar 2006 durch den VfR die Auftragsvergabe an eine externe Marketingfirma (Dritter Meilenstein).

Im Laufe des Jahres 2006 wurde nach weiteren konzeptionellen Überlegungen auch die Schaffung eines Jugendnetzes beschlossen. Die Zustimmung des Kreisausschusses wurde im November 2006 erteilt (Vierter Meilenstein).

Familiennetz Werra-Meißnerinformieren

Ausschnitt Webseite: www.familiennetz-wmk.de

– 8 – Den demografischen Wandel gestalten

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Bereits zu Beginn des Jahres 2007 waren die Arbeiten am Familien- und Jugendnetz soweit vorangeschritten, dass die Online-Stellung der ersten beiden Teile des Internetportals Werra-Meißner geplant werden konnte. Da eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen im Werra-Meißner-Kreis Teil der Konzeption ist, wurden Anfang Februar 2007 sämtliche kreisangehörigen Städte und Gemeinden zu einer Infoveran-staltung eingeladen. Hier konnten weitere wertvolle Anregungen und Hinweise gewonnen werden. Ende März wurden die Internetportale der Presse vorgestellt, begleitet von weiterer Öffentlichkeitsarbeit durch Verteilung von Plakaten, Flyern etc. Zum 01.04.2007 erfolgte unter www.familiennetz-wmk.de bzw. www.jugendnetz-wmk.de die Online-Stellung der beiden Internetportale.

Finanzierung Für die Realisierung des Projektes konnten Fördermittel aus dem Pro-gramm LEADER+ in Anspruch genommen werden. Aus diesen Mitteln konnte eine Förderquote von 70 % der förderfähigen Gesamtkosten des Projekts realisiert werden; die restlichen Aufwendungen wurden aus Mitteln des Werra-Meißner-Kreises finanziert.

Bilanz Die Planung und Realisierung eines Internetportals im Werra-Meißner-Kreis für Familien stellte sich als sehr zeitaufwändiges und arbeitsinten-sives Unterfangen dar. Hierfür war insbesondere das umfassende Da-tenvolumen für die Beratungs- und Dienstleistungsangebote ursächlich.

Im Laufe der Projektarbeit wurde mancher Gedanke verworfen (z. B. interaktive Elemente), aber auch neue Aspekte berücksichtigt (z. B. weitere themenbezogene Portale). Auch müssen Folgearbeiten (System- und Datenpflege) rechtzeitig durchdacht und geregelt werden.

Belastbare Indikatoren über die Inanspruchnahme der Portalseiten lie-gen noch nicht vor. Die vielen positiven Rückmeldungen von Bürgerin-nen und Bürgern sowie freien Trägern der Jugendhilfe lassen jedoch die Annahme zu, dass das Internetportal aktiv angenommen wird.

Im Ergebnis sind die Projektverantwortlichen davon überzeugt, mit dem Familiennetz Werra-Meißner eine zielgruppenbezogene Hilfe-stellung geschaffen zu haben, welche der formulierten Zielstellung der Bündelung von familienrelevanten Themen und Ansprechpartnern entspricht. Die Schaffung der Internetportale für Familien, Jugend und Senioren stellt einen weiteren „Leuchtturm“ auf dem Weg zu einem familienfreundlichen Werra-Meißner-Kreis dar.

O-Ton

„Es war uns ein Anliegen, interes-sante Informationen rund um das Thema Familie zusammen zu stellen und gleichzeitig auch ganz konkrete Adressen und Ansprechpartner zu benennen. Ich würde mich freuen, wenn das Familiennetz selbstver-ständlich und häufig genutzt wird.“

Stefan G. Reuß, Landrat

Ansprechpartner

Holger Franke Werra-Meißner-Kreis Der Kreisausschuss Fachdienst Jugend und Familie Schlossplatz 1 37269 Eschwege Tel: 0 56 51 / 3 02 14 40 Fax: 0 56 51 / 3 02 14 19 E-Mail: holger.franke@ werra-meissner-kreis.de

Ilona Friedrich Werra-Meißner-Kreis Der Kreisausschuss Fachdienstleitung Jugend und Familie Schlossplatz 1 37269 Eschwege Tel: 0 56 51 / 3 02 14 10 Fax: 0 56 51 / 3 02 14 19 E-Mail: ilona.friedrich@werra- meissner-kreis.de

Den demografischen Wandel gestalten – 9 –

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Steckbrief

Die Projektplanung und -durchführung erfolgte in Kooperation zwischen:

Werra-Meißner-Kreis Fachdienst Senioren und Soziales Schlossplatz 1 37269 Eschwege

und

Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V. (VfR) Niederhoner Straße 54 37269 Eschwege

Ausgangssituation Die Lebensentwürfe und Bedürfnisse der Senioren im Kreis sind sehr unterschiedlich, gleichzeitig existieren vielfältige Angebote, deren Darstellung in der Öffentlichkeit verbesserungswürdig war. In diesem Zusammenhang befasste sich der Fachbereich Senioren und Soziales mit der Erstellung des Seniorennetzes, welches neben dem Jugendnetz und dem Familiennetz das Internetportal des Werra-Meißner-Kreises vervollständigte.

Ziele Die zentrale Darstellung relevanter Themen soll den Nutzern einen schnellen und niedrigschwelligen Zugang zu benötigten Informationen ermöglichen und kann als Beratungsinstrument in der Seniorenarbeit genutzt werden. Die Informationen beziehen sich u.a. auf die Bereiche Freizeit, Gesundheit, Beratung und Wohnen, sowie zu Dienstleistern häuslicher Versorgung oder stationären Pflegeeinrichtungen und bilden damit ein breites Spektrum an Aspekten des Lebens im Alter ab.

Die Veröffentlichung der Angebote verschiedener Bereiche erhöht deren Bekanntheitsgrad und fördert, besonders bei ehrenamtlichen und unterstützenden Aktivitäten, die Vernetzung.

Als Nutzer dieser Plattform kommen die Senioren selbst, deren soziales Umfeld, ehrenamtlich oder professionell mit Senioren befasste Perso-nen und alle Mitarbeiter der Einrichtungen der Altenhilfe in Frage.

Umsetzung Die seit 2005 tätige Arbeitsgruppe „Internetportal für Familien im Werra-Meißner-Kreis“, bestehend aus Mitarbeitern des Jugendamtes wurde bei der Ausweitung der Thematik auf die Senioren durch Mitar-beiter des damaligen Sozialamtes nachfolgend durch das Seniorenbüro ergänzt, zusätzlich wurde die Arbeitsgruppe von der Geschäftsführung des VfR unterstützt.

Nach der Klärung der Finanzierung erfolgte im Februar 2006 in Kooperation mit dem VfR die Auftragsvergabe an eine externe Mar-ketingfirma. Die Konzeption des Internetportals wurde 2006 um das Jugendnetz erweitert, dazu wurden Mitarbeiter der Jugendförderung in die Arbeitsgruppe einbezogen.

Die umfangreichen Recherchearbeiten, die zum Teil durch kommunale Ansprechpartner unterstützt wurden, dauerten bis in den Herbst 2007 an.

Seniorennetz Werra-Meißnerinformieren

Ausschnitt Webseite: www.seniorennetz-wmk.de

– 10 – Den demografischen Wandel gestalten

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Das Seniorennetz ist unter www.seniorennetz-wmk.de seit 21.11.07 online und abrufbar. Es wurde in einer öffentlichen Veranstaltung, zu der Vertreter aller Kommunen und mögliche Nutzer eingeladen waren, vom Landrat vorgestellt. Außerdem erfolgt die Bekanntmachung durch die Verteilung von Plakaten und Visitenkarten (bis heute), als auch durch Pressemitteilungen.

Finanzierung Für die Realisierung des Projektes konnten Fördermittel aus dem Pro-gramm LEADER+ in Anspruch genommen werden. Aus diesen Mitteln konnte eine Förderquote von 70 % der förderfähigen Gesamtkosten des Projekts realisiert werden; die restlichen Aufwendungen wurden aus Mitteln des Werra-Meißner-Kreises finanziert.

Bilanz Der Aufbau des Seniorennetzes kostete viel Zeit, Mühe und Geduld. Die Recherchen waren aufwändig und brachten große Datenmengen, welche sinnvoll zu strukturieren waren. Ein in der Vorstellung viel weitreichenderes Seniorennetz mit interaktiven Bereichen musste aus Kapazitätsgründen auf einen realistischen Umfang, mit der Option auf Erweiterung, gekürzt werden. Die System- und Datenpflege bleibt fester Bestandteil in der Arbeit der beteiligten Akteure und beansprucht weiterhin personelle Kapazitäten.

Im Seniorenbüro hat sich das Seniorennetz als Beratungsinstrument durchgesetzt.

Positive Rückmeldungen, oft von „professionellen“ Nutzern z.B. der kommunalen Ansprechpartner und Anfragen direkt aus dem Senioren-netz, berechtigen zu der Annahme, dass das Seniorennetz aktiv von den Bürgerinnen und Bürgern des Werra-Meißner-Kreises genutzt wird.

Fundierte Nutzerzahlen liegen zur Zeit noch nicht vor.

Das Internetportal des Werra-Meißner-Kreises stellt mit der zielgrup-penspezifischen Aufteilung für alle Bevölkerungsgruppen eine um-fassende Informationsplattform dar und bietet neben den vielfältigen allgemeinen Bereichen einen schnellen Zugang zu Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten in jedem Lebensalter.

O-Ton

„Vor dem Hintergrund des de-mografischen Wandels im Werra-Meißner-Kreis steht es zunehmend in unserer Verantwortung, unseren Blick auf die besonderen Bedürfnisse der älteren Menschen zu werfen. Daher zählt es nicht nur zu unserer Aufgabe, entsprechende neue Struk-turen zu schaffen, sondern auch die bestehenden – und davon gibt es schon eine Menge – in kompakter Form darzustellen.“

Stefan G. Reuß, Landrat

Ansprechpartner

Ulrike Mathias Anke Siegel Werra-Meißner-Kreis Der Kreisausschuss Fachdienst Senioren und Soziales - Seniorenbüro Schlossplatz 1 37269 Eschwege Tel: 0 56 51 / 3 02 14 76 Fax: 0 56 51 / 3 02 14 59 E-Mail: ulrike.mathias@ werra-meissner-kreis.de E-Mail: anke.siegel@ werra-meissner-kreis.de

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Steckbrief

Die Projektplanung und -durchführung erfolgte in Kooperation zwischen:

Werra-Meißner-Kreis Fachdienst Jugend und Familie Schlossplatz 1 37269 Eschwege

und

Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V (VfR) Niederhoner Straße 54 37269 Eschwege (Träger)

Ausgangssituation Um familien-, jugend- und seniorenrelevante Informationen für den Werra-Meißner-Kreis zu bündeln und darzustellen, sollten drei mit-einander verknüpfte Internetportale entstehen – das Familien-, das Senioren- und das Jugendnetz. Diese jeweils zielgruppenspezifischen Portale sollten umfassend über die vorhandenen Angebote im Kreis informieren. In der Diskussion über die demografische Entwicklung wurde deutlich, dass es notwendig ist, gerade junge Menschen über die Angebote im Kreis zu informieren. Dabei stellt das Internet für diese Zielgruppe eine gut erreichbare und niedrigschwellige Informations-quelle dar.

Ziele Mit dem Jugendnetz WMK soll ein zentraler Einstieg errichtet werden, in dem junge Menschen gebündelt Hinweise auf alle Träger jugendre-levanter Angebote innerhalb des Landkreises vorfinden. Das Portal soll die Möglichkeit bieten, dass junge Menschen und auch Erwachsene sich niedrigschwellig über Freizeit-, Bildungs- und Beratungsangebote innerhalb des Kreises informieren können.

Umsetzung Im Frühjahr 2005 begann die Arbeitsgruppe „Internetportal für Fami-lien im Werra-Meißner-Kreis“, bestehend aus Mitarbeiter/innen des Fachdienstes Jugend und Familie des Werra-Meißner-Kreises, mit der Erstellung eines Internetportals für Familien.

Konzeptionelle Überlegungen führten zu einer Erweiterung des Inter-netportals zunächst um ein Senioren- und in 2006 um ein Jugendnetz. Die bestehende Arbeitsgruppe wurde im Zuge dessen um Mitarbeiter/innen des Fachdienstes Senioren und Soziales und der Jugendförderung erweitert. Zum 01.04.2007 erfolgte unter www.jugendnetz-wmk.de die Online-Stellung des Internetportals.

Meilenstein 1: Konzeptionelle Überlegung, dass drei zielgruppen-spezifische Internetportale entstehen sollen: Das Familien-, Senioren- und Jugendnetz

Meilenstein 2: Klärung der Finanzierung

Meilenstein 3: Erweiterung der bestehenden Arbeitsgruppe und Beauftragung einer externen Marketingfirma zur Rea-lisierung des Vorhabens

Meilenstein 4: Überlegungen zu Inhalten und Gestaltungsweise des Internetportals

Meilenstein 5: Kontaktaufnahme zu relevanten Einrichtungen und Trägern, um deren Angebote in das Portal einpflegen zu können

Meilenstein 6: Online-Stellung des Jugendnetzes

Jugendnetz Werra-Meißnerinformieren

Ausschnitt Webseite: www.jugendnetz-wmk.de

jugendnetz-wmk.de

– 12 – Den demografischen Wandel gestalten

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Finanzierung Für die Realisierung des Projektes konnten Fördermittel aus dem Pro-gramm LEADER+ in Anspruch genommen werden. Aus diesen Mitteln konnte eine Förderquote von 70 % der förderfähigen Gesamtkosten des Projekts realisiert werden; die restlichen Aufwendungen wurden aus Mitteln des Werra-Meißner-Kreises finanziert.

Bilanz Das Jugendnetz stellt für junge Menschen eine praktische Möglichkeit dar, sich einerseits schnell über Freizeit- und Bildungsangebote zu infor-mieren und andererseits auch Hilfe-, Unterstützungs- und Beratungsan-gebot für jugendspezifische Problemlagen gebündelt vorzufinden.

Die Erstellung des Jugendnetzes stellte sich als ein arbeits- und zeitin-tensives Vorhaben dar. Besonders die Gewährleistung einer Aktualität – vor allem was kurzfristige Veranstaltungen und Angebote betrifft – be-darf eines erhöhten Zeitaufwandes. Der Aspekt der Pflege und Aktuali-sierung der Daten spielt somit eine entscheidende Rolle.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit der Erstellung der drei Internetportale es gelungen ist, eine umfassende Übersicht der ver-schiedenen Angebote innerhalb des Kreises bereitzustellen. Die zielgruppenspezifische Aufteilung in die drei Portale und zugleich deren Verknüpfung hat sich dabei bewährt – nicht nur im Bezug auf eine Bündelung der Informationen, sondern auch hinsichtlich einer verbes-serten Kooperation der Institutionen.

O-Ton

„Ab heute können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger unter www.familiennetz-wmk.de und www.jugendnetz-wmk.de über die Vielzahl von Angeboten für Familien und Jugendliche im Werra-Meißner-Kreis informieren.(...) Zu den Serviceleis-tungen zählt auch der direkte Zugriff auf Online-Beratungsstellen, bei denen Jugendliche Rat und Hilfe erhalten, ohne ihre Identität preisge-ben zu müssen“

Stefan G. Reuß, Landrat

Ansprechpartner

Ilona Friedrich Werra-Meißner-Kreis Der Kreisausschuss Fachdienstleitung Jugend und Familie Tel: 0 56 51 / 3 02 14 10 Fax: 0 56 51 / 3 02 14 19 E-Mail: ilona.friedrich@ werra-meissner-kreis.de

Den demografischen Wandel gestalten – 13 –

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Steckbrief

Unter dem Motto „Akzente setzen“ wurde die Bürgerstiftung Werra-Meißner 2004 von Bürgern für Bürger in der Region gegründet. Aus den Erträgen des Stiftungskapitals, Spenden und weiteren Einnahmen fördert die Bürgerstiftung in einem breiten Spektrum gemeinnütziger Zwecke auf Antrag Projekte, die dem Gemeinwohl im Werra-Meißner-Kreis dienen.

Ausgangssituation Der Landkreis und die Kommunen haben aufgrund der finanziell ange-spannten Lage der öffentlichen Haushalte immer weniger Spielräume, soziale und kulturelle Initiativen und Projekte außerhalb ihrer Pflicht-aufgaben zu fördern. Vor diesem Hintergrund wie auch den wachsen-den Herausforderungen durch die demografische Entwicklung kann die Lebensqualität in den Städten und Dörfern des Werra-Meißner-Kreises nur erhalten werden, wenn die Bürger/innen mehr Verantwortung für das Zusammenleben in ihrer Stadt oder in ihrem Dorf übernehmen und sich dafür aktiv einsetzen. Der Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V. (VfR) griff die Idee einer Bürgerstiftung für den Werra-Meißner-Kreis auf, um bürgerschaftliches Engagement in der Region und für die Region nachhaltig zu entwickeln.

Ziele Die Bürgerstiftung Werra-Meißner ist eine Gemeinschaftsstiftung mög-lichst vieler Bürger/innen, Unternehmen und Institutionen in dieser Re-gion. Sie möchte bürgerschaftliches Engagement in Form von Geld, Zeit und Ideen für die Unterstützung des Gemeinwohls im Werra-Meiß-ner-Kreis aktivieren. Gemäß dem Stiftungsprinzip der Nachhaltigkeit bleibt das von den Bürger/innen gestiftete Geld als Stiftungsvermögen unangetastet und garantiert aus seinen Zinserträgen eine Förderung des regionalen Gemeinwesens über Generationen hinaus.

Umsetzung Der VfR beauftragte 2003 ein Fachbüro, die Machbarkeit der Bürger-stiftungsidee für den Landkreis zu überprüfen. Bis dahin wurden Bür-gerstiftungen in Deutschland nämlich in der Hauptsache in größeren Städten umgesetzt, weniger im ländlichen, strukturschwachen Raum und bezogen auf das Gebiet eines ganzen Landkreises.

Einer überregionalen Recherche folgten in enger Zusammenarbeit mit dem VfR zahlreiche Gespräche mit Multiplikatoren und potenziellen Initiatoren im Landkreis, mit überwiegend positiver und zustimmender Resonanz. Im Oktober 2003 wurde die interessierte Öffentlichkeit zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung eingeladen. Bereits zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Initiative eine starke fachliche Unter-stützung durch ehrenamtliche Experten aus der Region.

In einem Workshop im November 2003 wurden in einem Teilnehmer/innenkreis von 30 Personen die Grundlagen einer Verfassung und Inhalte für mögliche Projektförderungen erarbeitet. Eine Arbeitsgruppe erörterte die Frage der Gewinnung des erforderlichen Gründungskapi-tals in Höhe von 50.000 €. Als Ergebnis des Workshops wurde mit allen Beteiligten die Konstituierung einer Gründungsinitiative beschlossen.

In einem zweiten Schritt beauftragte der VfR das Fachbüro mit der fachlichen Begleitung und Unterstützung der Gründungsinitiative. In mehreren Arbeitstreffen wurde die Gründung in allen Schritten inhaltlich wie formal vorbereitet. Am 27. Mai 2004 gründeten 47 Stifte-rinnen und Stifter mit einem gemeinschaftlich erbrachten Kapital von 61.100 € die Bürgerstiftung Werra-Meißner.

Bürgerstiftung Werra-Meißnermitmachen

– 14 – Den demografischen Wandel gestalten

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Finanzierung Die Kosten für die „Aktivierende Organisationsentwicklung“ und die „Fachliche Begleitung und Unterstützung der Gründungsinitiative“ wurden mit LEADER+ - Anträgen bei einer Förderquote von 80 % durch EU- und Landesmittel finanziert. Die restlichen 20 % waren Eigenmittel des VfR. Unterstützung fand die Initiative durch ehrenamtliche Stif-tungsexperten aus der Region.

Bilanz Nach vier Jahren Arbeit der Bürgerstiftung konnte sie ihr Stiftungska-pital auf über 100.000 € erhöhen und die Zahl ihrer Stifter/innen seit Gründung annähernd verdoppeln. Bis zum 31.12.2008 hat die Bür-gerstiftung im Werra-Meißner-Kreis 28 gemeinnützige Projekte und Initiativen mit insgesamt 23.500 € gefördert, vor allem im Bereich Kin-der-, Jugend- und Altenhilfe. Besonders am Herzen liegen der Bürger-stiftung Vorhaben, die ehrenamtliches Engagement fördern, kulturelle Entwicklung unterstützen und generationenübergreifend wirken. Dabei arbeitet die Bürgerstiftung eng mit den etablierten gemeinnützigen Organisationen und Einrichtungen genauso wie mit neuen Initiativen im Werra-Meißner-Kreis zusammen. Von der Förderung ausgenommen sind kommunale Pflichtaufgaben.

Die Bürgerstiftung versteht sich auch als Dienstleister für Menschen, die durch Spenden, eine Zustiftung oder eine eigene Stiftung die Le-bensqualität im Werra-Meißner-Kreis erhalten und entwickeln möch-ten. So verwaltet die Bürgerstiftung als Treuhänder zwei unselbständige Stiftungen:

• die Hildegard-Fischer-Stiftung, zur Unterstützung Multiple-Sklerose-Erkrankter und ihrer Angehörigen

• die Günter und Ursula Meißner-Stiftung, zur Förderung sozialer und kultureller Zwecke im Werra-Meißner-Kreis.

Die Arbeit in der Bürgerstiftung wird rein ehrenamtlich geleistet. Nähere Informationen über ihre Gremien, Grundsätze wie auch eine Übersicht der bisher geförderten Projekte sind zu finden unter www.buergerstiftung-werra-meissner.de.

O-Ton

„Ich engagiere mich bei der Bürger-stiftung Werra-Meißner, weil durch sie die ausgestreckte Hand statt der Ellenbogen sichtbar wird.“

Joachim Tappe, Stifter und Vor-standsmitglied

Ansprechpartner

Ursula Baumgärtel-Blaschke Bürgerstiftung Werra-Meißner c/o Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V. Niederhoner Str. 54 Tel. 0 56 51 / 7 05 11 Fax 0 56 51 / 33 11 66 E-Mail: info@buergerstiftung- werra-meissner.de

Gründungsversammlung Bürgerstiftung

Den demografischen Wandel gestalten – 15 –

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Steckbrief

Die KulturAkademie Eschwege ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kunst-vereins Eschwege e.V., der Musik-schule Werra-Meißner e.V. und der Volkshochschule Eschwege e.V. mit dem Ziel, ein kulturwissenschaft-liches Weiterbildungsangebot auf akademischem Niveau in der Region zu entwickeln und zu etablieren.

Ausgangssituation Die Absicht der Einrichtung einer Kulturakademie entstand im Rahmen des Eschweger Projekt NAIS („Neues Altern in der Stadt“), das von der Bertelsmann-Stiftung initiiert und gefördert wurde. Bei allen Überle-gungen, wie Freizeit- und Bildungsangebote vor dem Hintergrund des demografischen Wandels neu zu gestalten seien, wurde ein Defizit im Bereich der anspruchsvollen Weiterbildung mit akademischem An-spruch gesehen. Gerade auch mit Blick auf das mögliche Interesse einer in Sachen Bildungschancen eingeschränkten Nachkriegsgeneration ist die Wahrnehmung eines entsprechenden Angebots bis dahin nur mit größerem Aufwand in Kassel oder Göttingen, jedenfalls außerhalb des Kreises, möglich gewesen.

Ziele Ziel der KulturAkademie Eschwege ist es, langfristig ein anspruchsvol-les, akademisches und wissenschaftliches Weiterbildungsangebot mit Schwerpunkt Kulturwissenschaften in Eschwege zu schaffen.

Das Bildungsangebot richtet sich grundsätzlich an alle Bürger, insbe-sondere jedoch an die Generation 50 plus, die Interesse an systemati-scher Weiterbildung auf akademischem Niveau haben. Das Weiterbil-dungsangebot richtet sich an folgende Zielgruppen:• wissenschaftlich Interessierte • Engagierte in der nachberuflichen Phase • Aktive in der beruflichen und spätberuflichen Phase.

Umsetzung Die KulturAkademie Eschwege wird verwirklicht durch den Kunstverein Eschwege e.V., die Musikschule Werra-Meißner e.V. und die Volkshoch-schule Eschwege e.V. in Kooperation mit der Stadt Eschwege. Die Um-setzung erfolgt durch ein Veranstaltungsprogramm (KulturAkademie Herbst / Winter / Frühjahr und die Sommerakademie) bestehend aus Seminaren, Vorlesungen, Vorträgen und Workshops; insbesondere in den Bereichen bildende Kunst, Kunst, Kunstgeschichte, Literatur, Film- und Theaterwissenschaften, Geistes- und Naturwissenschaften.

Zurzeit organisiert die Musikschule die Bildungsangebote in Musik, die Volkshochschule Literatur und Film und der Kunstverein bildende Kunst und Kunstgeschichte. Die Bildungsangebote werden in einer gemeinsamen Programmbroschüre kommuniziert.

KulturAkademie Werra-Meißnermitmachen

Programmheft 2008 / 2009

– 16 – Den demografischen Wandel gestalten

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Finanzierung Die Arbeit zum Aufbau und zur Umsetzung der KulturAkademie wird in einer Mischung aus ehrenamtlicher (Kunstverein) und hauptamtli-cher Tätigkeit (Musikschule, Volkshochschule) geleistet.

Die Finanzierung der einzelnen Angebote übernimmt der jeweilige Veranstalter. Die Kosten für die erste und zweite Programmbroschüre wurden von der Stadt Eschwege übernommen.

Die Durchführung der Sommerakademie erhält eine Anschubfinan-zierung aus LEADER+ - Mitteln und privatwirtschaftlichen Sponsoren-geldern.

Bilanz Das Herbst / Winter / Frühjahr-Semester 2007/2008 ist erfolgreich durchgeführt worden. Einige Kurse der VHS konnten wegen zu ge-ringer Anmeldung nicht durchgeführt werden. Das Kursangebot der Musikschule und des Kunstvereins wurden gut angenommen.

In Planung befindet sich die Sommerakademie als das Sommerpro-gramm der KulturAkademie. Erstmalig bietet die KulturAkademie in Trägerschaft des Kunstvereins Eschwege e.V. in den Räumen und in Kooperation mit der Volkshochschule Eschwege, einen zweiwöchigen Workshop in bildender Kunst an. Vom 10. bis einschließlich 22. August 2009 unterrichten, unter der Leitung des Leipziger Künstlers Jürgen Noltensmeier, fünf Dozenten der bildenden Kunst an sechs Tagen in der Woche, in der Zeit zwischen 10:00 bis 17:00 Uhr, verschiedene Techniken der Malerei, der Bildhauerei, des Holzschnitts und des Zeich-nens.

Langfristig sind verschiedene Modelle der Rechtsform denkbar. Die o.g. Institutionen gründen einen Trägerverein. Der Kunstverein übernimmt die Trägerschaft oder ein Anschluss an die Volkshochschule käme ebenfalls in betracht.

O-Ton

„Uns schwebt eine Senioren-Akade-mie vor für Menschen, die sich nach dem Ende ihrer beruflichen Lauf-bahn weiterbilden möchten. Und zwar ganz bewusst mit universitä-rem Anspruch.“

Ulrich Bernhardt, Leiter der Musikschule Werra-Meiß-ner e.V.

Ansprechpartner

Angelika Knapp-Lohkemper Kunstverein Eschwege e.V. Magnolienweg 37 37269 Eschwege Tel. 0 56 51 / 1 30 66

Den demografischen Wandel gestalten – 17 –

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Steckbrief

„Demografie im Dialog“ ist eine beteiligungsorientierte Planung der offenen Altenhilfe in den Gemein-den Ringgau (rd. 3.300 Einw.) und Weißenborn (rd. 1.200 Einw.). Der Prozess wird in enger Kooperation der Bürgermeister mit dem Fach-dienst Sozialplanung des Werra-Meißner-Kreises gesteuert.

Ausgangssituation Bevölkerungsrückgang und die Veränderung der Altersstruktur zeigen sich besonders gravierend in kleinen Kommunen wie z.B. in der Ge-meinde Ringgau mit 3.315 Einwohner/innen in insgesamt 7 Ortsteilen. Bis 2020 wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang um fast 14 Prozent auf 2858 Einwohner prognostiziert.

Ziele Daher hat sich die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Nachbarge-meinde Weißenborn auf den Weg gemacht, den demografischen Wan-del vor Ort aktiv mit zu gestalten und insbesondere die Lebenssituation der älteren Menschen lokal zu verbessern. In Kooperation mit dem Fachdienst Sozialplanung des Werra-Meißner-Kreises wurde ein breit angelegter Planungsprozess in Gang gesetzt. Grundlegendes Prinzip hierbei ist die aktive Einbeziehung der Bürger/innen in die Entwicklung und Umsetzung von konkreten Projekten.

Umsetzung Als Grundlage der Arbeit wurde seitens des Fachdienstes Sozialpla-nung eine qualitative wie quantitative Sozialraumanalyse durchgeführt (Dokumenten- und Datenanalyse, Befragung lokaler Expert/innen und Bewohner/innen).

Als Schritt zur breiten Thematisierung des demografischen Wandels und seiner Auswirkungen wurde von beiden Gemeinden in Kooperati-on mit dem Werra-Meißner-Kreis im November 2007 ein Bürgerforum in Ringgau-Röhrda zum Thema: „Älter werden in unseren Dörfern“ durchgeführt. Ziel dieser Veranstaltung war neben der Sensibilisierung der Bürger/innen die Sammlung von Themenfeldern und Problem-lagen sowie die Entwicklung erster Lösungsideen. Vertreter/innen der Kirchen, der lokal tätigen Pflegedienste und der im Seniorenbereich tätigen Vereine und Verbände wurden aktiv in die Vorbereitung mit eingebunden. Insgesamt folgten über 80 Personen im Alter von 30 bis 80 Jahren der Einladung.

Folgende Handlungserfordernisse wurden identifiziert und herausgear-beitet:

• Sicherstellung und Gewährleistung von Infrastruktur; insbesondere im Bereich der Nahversorgung, der Mobilität und der medizinischen Versorgung

• Aufbau bzw. Weiterentwicklung von Hilfs- und Unterstützungssyste-men; insbesondere für alleinstehende ältere Menschen

• barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raumes (Plätze, Bänke usw.)

• Stärkung der intergenerativen Kontakte

Deutlich wurde, dass manche Themen und Probleme lokal spezifi-sche – d.h. auf die einzelnen Ortsteile bezogene – Handlungsstrategien benötigen. Der angestoßene Prozess wird daher zweigleisig fortgeführt:

Demografie im Dialog mitmachen

Bürgerforum im Ringgau

– 18 – Den demografischen Wandel gestalten

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Einerseits entwickeln lokale Akteure themenspezifische Lösungsansätze – z.B. Qualifizierung von Ehrenamtlichen für einen Besuchsdienst für alleinstehende nicht mobile Senior/innen.

Andererseits stehen für die einzelnen Ortsteile detaillierte Bestandsauf-nahmen und die Entwicklung lokal spezifischer Handlungsansätze an. Entsprechende Arbeitsgruppen sind hierfür gebildet worden.

Finanzierung Das Projektmanagement liegt beim Fachdienst Sozialplanung in enger Kooperation mit dem Bürgermeister. Die Teilnehmer/innen in den AGs engagieren sich in der Hauptsache ehrenamtlich.

Bilanz Das Thema und das Bewusstsein für die notwendige Beteiligung der Bürger/innen wurden bis in die Ortsteile getragen, die Entwicklung von Lösungsansätzen ist in Gang gesetzt. Der Prozess ist als langfristige Auf-gabe mit struktureller Verankerung der Bürgerbeteiligung zu etablieren

O-Ton

„Wir müssen die zukünftige verän-derte Altersstruktur und den Bevölkerungsrückgang jetzt erkennen und gegensteuern, damit unsere Dörfer auch in Zukunft lebenswert bleiben. “

Klaus Fissmann, Bürgermeister der Gemeinde Ringgau

Ansprechpartner

Bürgermeister Klaus Fissmann Am Anger 3 37296 Ringgau Tel.: 0 56 59 / 9 79 70 Fax: 0 56 59 / 97 97 21 E-Mail: [email protected]

Den demografischen Wandel gestalten – 19 –

Page 20: Den demografischen Wandel gestalten · Den demografischen Wandel gestalten Ein Praxisbericht aus dem Werra-Meißner-Kreis Nachahmenswert!

Steckbrief

Die Projektplanung und -durchfüh-rung erfolgte in Zusammenarbeit der AG Regionalentwicklung als Unter-gruppe der AG „Demografische Ent-wicklung im Werra-Meißner-Kreis“ und des Verein für Regionalentwick-lung Werra-Meißner e.V (VfR).

Mit dem Ziel, die Innenentwicklung der Dörfer durch eine verbesserte Datenlage und mehr Transparenz zu unterstützen, wurde ein Leerstands- und Baulückenkataster in gedruckter und digitaler Form, beispielhaft für zwei Ortsteile entwickelt.

Ausgangssituation Der Werra-Meißner-Kreis ist von den Veränderungen des demografi-schen Wandels besonders betroffen. Das Leben in den Dörfern und die Zusammensetzung der Bevölkerung, auch bezogen auf das Lebensalter, verschiebt sich in Richtung der alten Menschen. In vielen Dörfern be-steht die Situation, dass die Bevölkerung in den Ortskernen überaltert, die Gebäude untergenutzt sind und aktuell oder in absehbarer Zeit leer stehen. Trotzdem werden von den Kommunen Neubaugebiete ausge-wiesen, was die Gefahr beinhaltet, dass die Ortskerne aussterben und das Wohnen sich in die Randgebiete der Dörfer verschiebt.

Ziele Ziel ist Innenentwicklung vor Außenentwicklung! Die Kommunen im Werra-Meißner Kreis sollen eine Bestandsaufnahme machen und einen Überblick über die leerstehenden Häuser und grundsätzlich bebau-baren Flächen in den Ortskernen erhalten. Anhand von Fragebögen werden von den Eigentümern ihre grundsätzliche Verkaufsbereitschaft und spezifische Daten zu Gebäuden und Grundstücken abgefragt. Die Ergebnisse werden in die Datenbank eingearbeitet. Mit diesen Informa-tionen kann die Kommune gezielt werben und Angebot und Nachfrage zusammen bringen.

Umsetzung Akteure: AG Regionalentwicklung und VfR; Planungsbüros zur Erhe-

bung der Daten in Unterrieden und Gertenbach, Planungs-büro zur Entwicklung der Datenbanksoftware.

Unter dem Slogan „Mittendrin statt Außenvor“ wird die Innenentwick-lung in den Dörfern in den Fokus genommen. Nach einer Bestands-aufnahme sollten Handlungsansätze vorgeschlagen werden, die die Ortskerne wieder stabilisieren und sie weiterhin lebendig erhalten. Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein Leerstands- und Baulückenkataster das modellhaft für die Witzenhäuser Ortsteile Gertenbach (988 Einwoh-ner) und Unterrieden (925 Einwohner) erstellt wurde. Es besteht aus Text- und Kartenteil und davon abgeleitet einem Leitfaden zur Erstel-lung des Katasters. Außerdem wurde eine Datenbank (Access) entwi-ckelt, die nach Eingabe der erhobenen Daten internetfähig gemacht werden kann. So können Kaufinteressenten unter Angabe individueller Suchkriterien zu ihrem Traumhaus / -grundstück finden. Alle Kom-munen haben die Datenbank im Frühjahr 2008 zur Verwaltung der Haus- / und Grundstücksdaten erhalten. In jeder Kommune soll in einer Testphase 2008 die Bestandserhebung in mindestens einem Ortsteil durchgeführt werden. Verbesserungswünsche werden dann eingearbeitet, so dass den Kommunen voraussichtlich Anfang 2009 eine praxiserprobte und überarbeitete Datenbankversion zur Verfügung steht.

Modellhaftes Leerstands- und Baulückenkataster am Beispiel der Ortsteile Gertenbach und Unterrieden der Stadt Witzenhausen

umsetzen

Mittendrin statt Außenvor. Leerstände und Baulücken in Witzenhausen–Unterrieden. Seite 1 von 23

Mittendrin statt Außenvor

Leerstände und Baulücken

Witzenhausen - Unterrieden

Vorbereitende Erhebung und Untersuchung

Arbeitsgruppe Demografie im Werra –Meißner -Kreis

Gruppe Regionalentwicklung

Im Auftrag des VfR

Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner

Niederhohner Strasse 54, 37269 Eschwege

Bearbeitung:

BSL - Büro für Stadt- und Landschaftsplanung

Elfbuchenstr. 16, 34119 Kassel

Oktober 2006

Gefördert durch die

europäische Union

und das Land Hessen

– 20 – Den demografischen Wandel gestalten

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Finanzierung Die Finanzierung erfolgte im Rahmen eines LEADER+-Förderantrags zur „Projektbegleitung des Demografieprozesses im Werra-Meißner-Kreis“ des VfR. Die Kosten für die modellhafte Erhebung in zwei Dör-fern, die Erarbeitung eines Leitfadens und die Entwicklung der Software wurden mit einer Förderquote von 70% durch EU- und Landesmittel finanziert. Die restlichen 30 % waren Eigenmittel des VfR.

Bilanz Kommunen aus benachbarten Landkreisen haben bereits die Daten-bank angefordert und planen ebenfalls damit zu arbeiten.

Das Projekt kann nur dann erfolgreich arbeiten, wenn in den Kommu-nen ein Mitarbeiter den Freiraum und die Zeit erhält, die Datenbank anzulegen und regelmäßig zu pflegen. Eigentümer, die zurzeit noch nicht verkaufsbereit sind, müssen immer wieder angefragt werden, ob sie ihre Entscheidung geändert haben.

Als nächster Schritt ist es geplant, die Access Datenbank internetfähig zu machen, so dass auf der Homepage der jeweiligen Kommune ein Link zum Leerstandskataster besteht und Interessenten hier einen ein-fachen Zugang zu den Daten haben.

O-Ton

“Leerstandskataster lockt Bau- oder Kaufinteressierte in die Ortskerne“ so war eine Pressemitteilung betitelt, die nach der öffentlichen Vorstellung des Baulücken- und Leerstandskata-sters im Februar 2008 erschien.

Ansprechpartner

Anne-Marie Truniger (Sprecherin der AG Regionalentwicklung) Fabariusstraße 29 37213 Witzenhausen Tel.: 0 55 42 / 18 20 email: [email protected]

Die weiteren Aktiven sind:

Günter Engel, Martina Frese, Armin Homburg, Siegfried Manß-Germeroth, Sabine Marten, Jan Stielike, Frank Susebach, Elvira Valtink

Klassische Baulücke: Ludwigsteinstr. 83, Witzenhausen-Unterrieden

Nebenlieger: Im Rosenwinkel 1, Witzenhausen-Unterrieden

Den demografischen Wandel gestalten – 21 –

Page 22: Den demografischen Wandel gestalten · Den demografischen Wandel gestalten Ein Praxisbericht aus dem Werra-Meißner-Kreis Nachahmenswert!

Mittendrin statt Außenvor

Bauen und Sanieren im Ortskern

Praxisbeispiele zum Nachahmen

Arbeitskreis Demografie im Werra-Meißner-Kreis

Gruppe Regionalentwicklung

Im Auftrag des Vereins für Regionalentwicklung

Werra-Meißner

Niederhoner Straße 54 - 37269 Eschwege

Bearbeitung

Leo-werbung Meinhard

Hubertusstraße 11 - 37276 Meinhard

Gefördert durch:

Europäische Union

und Land Hessen

Saniertes Fachwerk-Wohnhaus in Herleshausen

Steckbrief

Die Projektplanung und -leitung der durchführung erfolgte in Zusammenarbeit der AG Regional-entwicklung als Untergruppe der AG „Demografische Entwicklung im Werra-Meißner-Kreis“ und des Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V (VfR).

Unter dem Slogan „Mittendrin statt Außenvor“ wurde ein Katalog mit einer Sammlung gelungener Sanierungsobjekte zusammenge-stellt, um bei Interessenten für die Erhaltung wertvoller alter Bausub-stanz in Ortskernen zu werben und zu motivieren.

Ausgangssituation Im Werra-Meißner-Kreis ist eine immer größer werdende Anzahl von leerstehenden Gebäuden zu verzeichnen, die sich in unterschiedlichem baulichem Zustand befinden und darauf warten, von Käufern erworben und in den alten Glanz zurück versetzt zu werden. Auf der anderen Sei-te gibt es eine Gruppe von Menschen, die sich bewusst für das Leben auf dem Land entscheidet, denen aber gute Beispiele fehlen, um sich den Wert und auch die Möglichkeiten, die in einem sanierungsbedürf-tigen Haus liegen, vorstellen zu können. Damit diese Menschen nicht im Neubaugebiet landen, haben die Projektverantwortlichen einen Katalog mit guten Beispielen aus den verschieden Nutzungsbereichen und für verschiedene Kaufinteressenten zusammengestellt, um mit guten Beispielen zu werben und zu überzeugen.

Ziele Mit dem Katalog „Bauen und Sanieren im Ortskern, Praxisbeispiele zum Nachahmen“ soll mit einer Zusammenschau gelungener Sanie-rungsobjekte bei potenziellen Kaufinteressenten für die Sanierung/Um-nutzung oder auch den Neubau in den Ortskernen geworben werden.

Umsetzung Akteure: AG Regionalentwicklung und VfR haben die Vorarbeit,

d.h. Auswahl der Objekte, erste Kontaktaufnahme mit den Eigentümern und Erstellung eines Fragebogens durchgeführt. Die Gestaltung und textliche Ausarbeitung wurde in Zusam-menarbeit mit einem Grafikbüro erarbeitet. Fotoaufnahmen und Interviews erfolgten im Rahmen eines Werkvertrags mit einem Studenten.

Mit dem Katalog „Bauen und Sanieren im Ortskern, Praxisbeispiele zum Nachahmen“ werden verschiedene Nutzergruppen angesprochen wie zum Beispiel Familien oder Senioren und es werden verschiedene Nutzungsansprüche, wie behindertengerechte Sanierung oder gewerb-liche Nutzung vorgestellt. Nach einer kurzen Vorstellung der jeweiligen Gebäude werden auf der zweiten Seite, der sogenannten „Hauskarte“, die Nutzung, die Bauphase und wichtige Meilensteine während der Sanierung beschrieben. Das Besondere an diesem Katalog ist, dass die vorgestellten Objekte in Absprache mit den Eigentümern besichtigt werden können. Die Telefonnummer der Ansprechpartner befindet sich auf den Hauskarten der Beispielobjekte.

Mittendrin statt Außenvor – Bauen und Sanieren im Ortskern

umsetzen

– 22 – Den demografischen Wandel gestalten

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Finanzierung Die Finanzierung erfolgte im Rahmen eines LEADER+-Förderantrags zur „Projektbegleitung des Demografieprozesses im Werra-Meißner-Kreis“ des VfR. Die Kosten für den Musterkatalog bis zur Fertigstellung von 20 Exemplaren wurden mit einer Förderquote von 70 % durch EU- und Landesmittel finanziert. Die restlichen 30 % waren Eigenmittel des VfR.

Bilanz Der Katalog ist an alle Kommunen des Werra-Meißner Kreises ver-teilt worden. Außerdem wurde er dem Immobiliencenter der Banken zur Verfügung gestellt, die ihn bei der Kundenberatung einbeziehen möchten. Mittlerweile ist er auch als download auf der Internetseite des Werra-Meißner-Kreises veröffentlicht: http://www.werrra-meissner.de/demografie/. Er ist somit für Bau- und Kaufinteressierte und Personen, die damit beruflich zu tun haben, leicht verfügbar.

Eine Erweiterung des Katalogs um weitere Objekte ist geplant. Er soll langfristig als „Handbuch“ für Bauherren dienen, dem sie auch Tipps für Abschreibungen, Zuschüsse und Steuererleichterungen entnehmen können.

O-Ton

„Wir möchten mit gelungenen Sanierungsobjekten potenzielle Bau- und Kaufinteressierte für die Sanierung oder Umnutzung im Gebäudebestand oder die Neube-bauung von Grundstücken in den Ortskernen begeistern.“

Elvira Valtink, Mitglied der Arbeitsgruppe

Ansprechpartner

Anne-Marie Truniger (Sprecherin der AG Regionalentwicklung) Fabariusstraße 29 37213 Witzenhausen Tel.: 0 55 42 / 18 20 email: [email protected]

Die weiteren Aktiven sind:

Günter Engel, Martina Frese, Armin Homburg, Siegfried Manß- Germeroth, Sabine Marten, Jan Stielike, Frank Susebach, Elvira Valtink

Wohnraum, Vorher Büro, Nachher

Wohnen und Arbeiten unter einem Dach Dr. Liliane Schmitt und Dr. Thomas Dewes, Hilgershäuser Str. 12, 37242 Bad Sooden-Allendorf / Oberrieden

Vorher Nachher

Sanierung einer Hofanlage Jan Schöfer, Teichstr. 5, 37293 Herleshausen Prämierung mit der "grünen Hausnummer"

Den demografischen Wandel gestalten – 23 –

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Steckbrief

Das Projekt wurde von LICHTE-NAU e.V., Berufliche Rehabilitation entwickelt und soll jungen, motivier-ten lernbehinderten Erwachsenen unter 25 Jahren, die bislang nicht in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden konnten, eine berufliche Orientierung und Qualifizierung nach dem Konzept „3in1“ Praxisjahr geben.

Ausgangssituation Im August 2008 wurden in der offiziellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit 499 junge Menschen unter 25 Jahren im Werra-Meißner-Kreis als nicht beschäftigt registriert. Dazu kommen noch die Heran-wachsenden, die sich aus verschiedenen Gründen bei der Bundesagen-tur nicht gemeldet haben. Der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt hat hier noch keine deutlichen positiven Spuren hinterlassen, obwohl auf mittelfristige Sicht mit einem nicht unerheblichen Arbeitskräftemangel in der Region zu rechnen ist. Dieses sich evtl. auch aktuell daraus ent-wickelnde soziale Problem wurde in den Bürgermeisterworkshops des Werra-Meißner-Kreises gemeinsam mit LICHTENAU e.V. aufgegriffen und von der Arbeitsgruppe „Soziales und Familie“ unter dem Dach des Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V. (VfR) begleitet.

Ziele Da sich viele lernschwache Jugendliche sehr schwer für das Berufsleben qualifizieren können, ist das Ziel des „3in1“ Praxisjahres, mit den ver-schiedenen Reflexions- und Vertiefungsphasen, eine praxisnahe Qualifi-zierung unterhalb der Ausbildungsbedingungen zu schaffen. Außerdem soll den Betrieben ein Kennenlernen der evtl. zukünftigen Arbeitskräfte ermöglicht werden.

Umsetzung Das „3in1“ Praxisjahr dauert 12 Monate und soll in enger Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft durchgeführt werden. Der Beginn ist für Frühjahr 2009 geplant.

Zunächst sollen in einer Eignungs-, Interessens- und Motivationsana-lyse durch den Bildungsträger, die Fähigkeiten, offene Potenziale und Arbeitsbereitschaft der Teilnehmer/innen festgestellt werden.

Danach bieten drei Betriebe mit möglichst ähnlicher Produktion etc. (z.B. aus dem Bereich der Hotellerie und Gastronomie), mit denen vorher ein Praktikumsvertrag abgeschlossen wurde, für ca. 3,5 Monate ein Praktikum an.

Hierbei sollen einfache Produktionsabläufe kennen gelernt und erprobt werden.

Nach jeder Betriebspraktikumsphase sollen die Teilnehmer, auch mit den Informationen aus dem Unternehmen, ihr Arbeitsverhalten reflektieren und den Förderbedarf für den nächsten Einsatz ansatzweise erkennen und Verbesserungsstrategien erarbeiten. Kleinere Lücken soll-ten in verschiedenen Schulungsprojekten aufgearbeitet werden. Bereits in der zweiten Auswertungswoche sollen Ansätze einer Zukunftspla-nung erarbeitet und mit realen Zielen verbunden werden. In der letzten Reflexionsphase werden die erarbeiteten Ziele umgesetzt bzw. neu definiert und auf die Umsetzbarkeit geprüft.

Eine pädagogische Begleitung wird vom Bildungsträger sichergestellt.

„3 in 1“ Praxisjahrumsetzen

– 24 – Den demografischen Wandel gestalten

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Eine zusätzliche Betreuung durch ortskundige Mentoren soll aufgebaut und nach und nach in das Projekt integriert werden. Eine wissenschaft-liche Begleitung des Projektes kann evtl. durch Frau Prof. Dr. Karin Büchter Kassel/Hamburg (Wirtschaftswissenschaften) sicher gestellt werden

Das detaillierte Konzept ist einzusehen unter: http://www.werra-meissner.de/demografie/projekte/3in1_konzept.pdf

Finanzierung Die Finanzierung des Projektes ist noch sicher zu stellen. Eine Anfrage an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wurde grundsätzlich positiv bewertet.

Am 17.09.2008 wurde dem Bundesminister Herrn Olaf Scholz ein Empfehlungsschreiben des Werra-Meißner-Kreises mit der Bitte um Unterstützung überreicht.

Bilanz Das Projekt „3in1“ Praxisjahr erfährt eine breite Unterstützung in der Region.

„Der Start in das Berufsleben ist für junge Menschen besonders wich-tig, um auch persönliche Entwicklungen positiv zu gestalten. Das Pro-jekt „3in1“ Praxisjahr kann die gute Arbeit für die Qualifizierung von jungen Menschen, die im Werra-Meißner-Kreis diesbezüglich bereits geleistet wird, sinnvoll ergänzen. Gerade in der Keramikindustrie, die für Großalmerode von besonderer Bedeutung ist, brauchen wir auch in Zukunft qualifizierte Mitarbeiter. Die speziellen Erfahrungen, die bei diesem außergewöhnlichen Berufsbild notwendig sind, macht den Einsatz der Projektidee auf lokaler Basis besonders interessant.“

Andreas Nickel, Bürgermeister der Stadt Großalmerode und Vorsitzen-der der Kreisversammlung der Bürgermeister

„Im Bereich Tourismus und Gastronomie sind wir auf qualifizierte Mit-arbeiter besonders im demografischen Wandel im Werra-Meißner-Kreis angewiesen. Ich sage eindeutig Ja dazu, dass das Projekt „3in1“ Praxis-jahr für mich auch ein Baustein ist, um den Bedarf an Mitarbeitern im demografischen Wandel zu decken“.

Veronika Hüther, stellvtr. Direktorin des KURPARK-HOTELS in Bad Sooden-Allendorf

Weitere Unterstützer des Projektes sind:

Bundestagsabgeordneter Michael Roth, Landrat Stefan Reuß, Direktor von Lichtenau e.V. Frank Illgen, Leiter der Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen Hartmut Pletzer, sowie Michael Kessler, Dr. Lars Schöffel und Andreas Keuchel von Lichtenau e.V.

O-Ton

„Dieses Projekt wird nicht nur den Betrieben in unserer Region helfen, ihren Mangel an teilqualifizierten Mitarbeitern zu decken, sondern auch evtl. soziale Spannungen be-reits im Vorfeld lösen.“

Helmut Berger, Mitinhaber der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Strecker, Berger + Partner

Ansprechpartner

Erhard Sandrock Gesamtprojektleiter, Lichtenau e.V., Am Mühlenberg 37235 Hess. Lichtenau Tel. 0 56 02 / 83 15 16 E-Mail: esandrock@ lichtenau-ev.de

Viktor Speiser Projektleiter Hotel und Gaststätten-bereich, Tel. 0 56 52 / 22 57 E-Mail: [email protected]

Vorstellung des Projektes beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit BM Scholz

Den demografischen Wandel gestalten – 25 –

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Steckbrief

Die Evangelische Familienbildungs-stätte-Mehrgenerationenhaus ist eine Einrichtung des Gesamtver-bandes der ev. Kirchen in Eschwege. In Kursen, Veranstaltungen und verschiedenen Projekten bietet sie Bildung, Beratung und alltagsna-he Unterstützung für Familien an. Die meisten Angebote werden in Eschwege durchgeführt. Außerdem gibt es zahlreiche Projekte und Ver-anstaltungen, die in den jeweiligen Kommunen „vor Ort“ stattfinden

Ausgangssituation Für Eltern mit Kindern gibt es eine Vielfalt von Angeboten in der Ev. Familienbildungsstätte-Mehrgenerationenhaus. Durch die Ernennung zum Mehrgenerationenhaus kann die Einrichtung vermehrt gezielte Veranstaltungen und Projekte für junge und alte Menschen anbieten. Hiermit reagiert die Ev. Familienbildungsstätte-Mehrgenerationenhaus auf den demografischen Wandel und bietet einen Raum, in dem sich Menschen aus verschiedenen Generationen wieder zwanglos begegnen können.

Ziele • Das Mehrgenerationenhaus ist ein offenes Haus für Begegnungen

von Jung und Alt.

• Es bietet ein umfassendes Angebot für alle Generationen durch den Mix der Kompetenzen von Selbsthilfe, bürgerschaftlichem Engage-ment und professioneller Unterstützung.

• Die Einrichtung versteht sich als Informations- und Dienstleistungs-drehscheibe für bezahlbare moderne familienunterstützende und generationenübergreifende Dienstleistungen.

Umsetzung Im Folgenden werden einige Angebote aufgeführt:

Projekt wellcome Nach der Geburt sind Familien oft stark belastet. Im ersten Babyjahr kann eine ehrenamtliche Mitarbeiterin ins Haus kommen, um die Familie zu entlasten. Wie ein guter Engel wacht sie über den Schlaf des Babys, begleitet beim Gang zum Kinderarzt, spielt mit dem Geschwis-terkind, macht Einkäufe – und hört zu. Alle Tätigkeiten führen zu einer spürbaren Entlastung in einer fami-liären Übergangssituation. Damit beugt „wellcome“ Krisen vor und unterstützt die positive emotionale Bindung zum Neugeborenen.

Teenie-Treff Auch im Werra-Meißner-Kreis gibt es immer mehr jugendliche Schwangere und junge Mütter. Diesen jungen Frauen fehlt vor allem der Austausch mit Anderen, die gerade ähnliche Erfahrungen machen, da sie sich in dieser Situation isoliert fühlen und in ihrem bisherigen Freundeskreis wenig Unterstützung finden. Ein regelmäßiges Treffen und gemeinsame Unternehmungen sollen diese Verbindung herstellen. Eine Familienhebamme steht zur individuellen Beratung zur Verfügung.

Evangelische Familienbildungsstätte Mehrgenerationenhaus Eschwege

umsetzen

– 26 – Den demografischen Wandel gestalten

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Familien-Scout Die Mitarbeiterinnen der Ev. Familienbildungsstätte – dem Mehrge-nerationenhaus bündeln ihr Wissen um Beratungsstellen, Fachdienste und weitere Angebote für Familien. Interessierte können telefonisch oder persönlich während der Bürozeiten Auskunft erhalten.

Mittagstisch für Jung und Alt Mit netten Menschen gemeinsam kochen – mit Kindern und Senioren zusammen essen. Beim Mittagstisch werden gesunde, frische Lebens-mittel verarbeitet und liebevoll zubereitet.

Samstagsfrühstück Der Offene Frühstückstreff ist ein Ort der Begegnung für Menschen verschiedener Generationen. Jung und Alt brauchen einen Raum, in dem sie sich begegnen können, um neue Kontakte zu knüpfen. Für alle Generationen bedeutet dies ein Zugewinn an Lebensqualität: Im Anschluss an das Frühstück gibt es Spiele oder kleinere kulturelle An-gebote

Finanzierung Die Ev. Familienbildungsstätte-Mehrgenerationenhaus wird zu einem großen Teil vom Gesamtverband der Ev. Kirchen in Eschwege und der Landeskirche finanziert. Für besondere Projekte erhält die Einrichtung Fördermittel. Durch die Aufnahme in das „Aktionsprogramm Mehrge-nerationenhäuser“ gibt es zusätzliche Projektmittel über das Bundesfa-milienministerium. Die Mitarbeit Ehrenamtlicher spielt eine wichtige Rolle bei einem großen Teil der Angebote.

Bilanz Seit der Ausweitung der Ev. Familienbildungsstätte zum Mehrgene-rationenhaus wird die Einrichtung vermehrt wahrgenommen. Durch zahlreiche Kooperationen mit anderen Institutionen, Verbänden und Unternehmen entstanden und entstehen immer wieder neue, wichtige Projekte, die im Mehrgenerationenhaus umgesetzt werden. So wird das Bildungsangebot für Familien sinnvoll mit Alltags unterstützenden Angeboten, wie der Tagesmütter-Vermittlung, dem Mittagstisch, „well-come“ etc. ergänzt.

Kommunen und Einrichtungen im Werra-Meißner-Kreis profitieren von den Praxiserfahrungen und dem Know-how des Mehrgeneratio-nenhauses und bieten ähnliche passende Angebote vor Ort an.

O-Ton

„Ich komme hierher, um andere zu treffen, um die Kinder ein bisschen zu unterstützen, damit sie was Sozi-ales lernen und um mit den Kindern was zu machen.“

Teilnehmerin

Ansprechpartner

Ev. Familienbildungsstätte- Mehrgenerationenhaus Eschwege An den Anlagen 14 a 37269 Eschwege Tel.: 0 56 51 / 56 39 Ansprechpartnerinnen: Irma Bender, Birgit Elbracht

Projekt wellcome

Den demografischen Wandel gestalten – 27 –

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Steckbrief

Im Rahmen des Bündnisses für Familie im Werra-Meißner-Kreis hat sich im Jahr 2007 die AG „Be-treuung von Grundschulkindern“ ge-gründet. In der AG arbeiten Eschwe-ger Grundschulleiter, Vertreter der öffentlichen und freien Jugendhilfe, des Staatlichen Schulamtes und des Fachbereichs Schule des Kreises mit.

Aktueller Arbeitsschwerpunkt der AG ist die Entwicklung eines Ganztags-schulkonzeptes für die Alexander-von-Humboldt-Schule (A.-v.-H.). Die Humboldt-Schule ist eine Grund-schule mit 323 Schüler /innen, einer Vorklasse und Sprachförderklassen. Sie befindet sich in der Kreisstadt Eschwege (20.000 Einwohner), die vom demografischen Wandel und strukturellen wirtschaftlichen Verän-derungen besonders betroffen ist.

Ausgangssituation Veränderte Sozialisationsbedingungen von Kindern und ihren Fami-lien und die Sicherstellung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfordern generell die kindgerechte Weiterentwicklung der Lehr- und Lernformen und der Betreuungsangebote an Schulen. Für das Einzugs-gebiet der A.-v.-H.- Schule trifft dies ganz besonders zu. Einerseits gibt es berufstätige Eltern, die ein verlässliches ganztägiges Betreuungsange-bot für ihre Kinder benötigen, andererseits wächst die Zahl sozial- und bildungsbenachteiligter Kinder an der Schule, die eine besondere indivi-duelle Förderung und Begleitung benötigen.

Vor diesem Hintergrund wurde bereits im Jahr 2003 an der Schule eine pädagogische Mittagsbetreuung eingerichtet. In ihrem Rahmen werden täglich garantierte Betreuungszeiten bis 14.00 Uhr, eine Hausaufga-benhilfe und ein warmes Mittagessen angeboten. An vier Tagen finden nachmittags freiwillige Arbeitsgemeinschaften aus dem musischen, sportlichen und kreativen Bereich statt.

Ziele Durch diese konzeptionelle Ausrichtung ist die A.-v.-H. - Schule schon heute über die Unterrichtszeit hinaus ein Ort des gemeinsamen Lernens und Lebens für viele Kinder. Mit der Weiterentwicklung zum gebunden Ganztagsschulzweig soll die Chance zu einer umfassenden Förderung der Schüler/innen genutzt und ein verlässliches ganztägiges Betreuungsangebot für Eltern geschaffen werden.

Die Aufgabe der AG bestand darin, ein Rahmenkonzept für den gebun-denen Ganztagsschulzweig an der Schule zu erarbeiten. Dabei sollten die Aspekte Bildung, Erziehung und Betreuung ebenso berücksichtigt werden wie die Entwicklung eines Raum- und eines Finanzierungskon-zeptes für die außerschulischen Bildungs- und Betreuungsangebote. Hierzu waren die personellen und finanziellen Ressourcen unterschied-licher Träger zusammenzuführen, die gewachsenen Angebotsstrukturen zu berücksichtigen und es sollte ein „offener Kindertreff“ im Konzept integriert werden.

Umsetzung 1. Meilenstein Da in Eschwege für die vorhandenen drei Grundschulen feste Schul-einzugsbereiche existieren und mit Blick auf die notwendige Akzeptanz eines Ganztagsschulangebotes bei den Eltern, wurde in der AG die Grundsatzentscheidung getroffen, für nur eine Klasse pro Jahrgansstufe ein Ganztagsangebot zu konzipieren. Für die übrigen Klassen soll das bisherige Angebot von Halbtagsunterricht mit täglichen Betreuungs-zeiten bis 14.00 Uhr erhalten bleiben. Die Wahlfreiheit der Eltern ist damit sichergestellt.

2. Meilenstein Die Schulleitung und der Vertreter des Staatlichen Schulamtes haben daraufhin einen ersten Entwurf eines Zeitrasters für einen Halb- und Ganztagsschulzweig an der A.-v.-H.-Schule erarbeitet. Dieses Raster ist mit den anderen Mitgliedern der AG sowie den Lehrkräften an der Schule diskutiert und modifiziert worden. Im Ergebnis sieht das Kon-

umsetzen Gebundener Ganztagsschulzweig an der Alexander-von-Humboldt-Schule

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zept ein Frühbetreuungsangebot ab 7.15 Uhr und die Rhythmisierung des vormittäglichen Unterrichts für alle Schüler vor. Unterrichts- und Lernangebote wechseln sich mit Phasen der Entspannung und Erho-lung ab. Ab 14.00 Uhr steht für die Ganztagsschüler jeweils zweimal wöchentlich Fachunterricht und Projektarbeit sowie die verbindliche Teilnahme an zwei Arbeitsgemeinschaften auf dem Programm. Die Ganztagsschule endet montags bis donnerstags um 16.00 Uhr und freitags um 14.00 Uhr. Danach soll sich jeweils noch ein einstündiges Betreuungsangebot anschließen (vgl. Schaubild 1).

3. Meilenstein Mit den spezifischen Fragestellungen, die sich aus der Verknüpfung von schulischen mit außerschulischen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangeboten im Rahmen des Ganztagsschulkonzeptes erge-ben, haben sich die AG Mitglieder aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe beschäftigt. Sie erarbeiteten ein Konzept, das die bestehen-den Betreuungsangebote mit der Hausaufgabenhilfe, der angeleiteten Lernzeit und den AG Angeboten inhaltlich und personell miteinander verzahnt. Besonderer Wert wurde dabei auf personelle Kontinuität für die verschiedenen Arbeitsbereiche gelegt. Die Schüler sollen nicht ständig mit wechselnden Bezugspersonen konfrontiert werden. Au-ßerdem wurde in Abstimmung mit einer AG im Lokalen Bündnis für Familie in der Kreisstadt Eschwege konzeptionell ein offener Kindertreff in das Ganztagsangebot der A.-v.-H. -Schule integriert. Der offene Treff soll von allen Grundschulkindern aus der Eschweger Kernstadt besucht werden können. Er soll montags bis freitags ab 15.00 Uhr freizeitpäda-gogische Maßnahmen und Projekte anbieten.

4. Meilenstein Parallel zur inhaltlich konzeptionellen Arbeit wurde von der Schul-leitung und dem Vertreter der öffentlichen Jugendhilfe ein Raum-konzept zur Umsetzung des Ganztags- und Halbtagsschulangebotes unter einem Dach entwickelt. Das Raumangebot musste die Bereiche Unterricht, Verpflegung, Ruhe, Betreuung, Spiel und Bewegung abde-cken. Zu berücksichtigen war, dass gerade an einer Ganztagsschule der Gestaltung der räumlichen Umgebung ein besonders hoher Stellenwert zukommt.

Das Konzept wurde mit dem Schulverwaltungsamt und dem Gebäu-demanagement des Kreises kommuniziert und abgestimmt. Neben not-wendigen kleineren baulichen Veränderungen sieht das Raumkonzept vor allem die Vergrößerung und Umgestaltung der vorhandenen Küche zu einer Cafeteria vor. Sie muss nach der vollständigen Umsetzung des Ganztageskonzeptes für vier Jahrgangsstufen täglich mehr als 100 Kindern Platz für die Einnahme des Mittagessens geben. Außerdem ist als weitere wichtige Maßnahme die kindgerechte Neugestaltung des gegenwärtig größtenteils versiegelten Schulhofs umzusetzen. Erste Pläne sind hierfür bereits von einem Fachbüro entwickelt worden.

Finanzierung Die Realisierung des Konzeptes „Ganztagsschulzweig an der A.-v.-H.-Schu-le“ ist von verschiedenen Fördermittelgebern abhängig und erfordert die Bündelung vorhandener personeller und finanzieller Ressourcen.

O-Ton

„Der ganztägige Schulbesuch entzerrt und entschleunigt den Schultag. Er bietet den Rahmen, um Kinder ganzheitlich und individuell fördern zu können und garantiert den Eltern ein zuverlässiges Betreu-ungsangebot.“

Reiner Brill Fachdienst 4.3 Sozialplanung Werra-Meißner-Kreis Der Kreisausschuss

Ansprechpartner

Reiner Brill Werra-Meißner-Kreis Der Kreisausschuss Fachdienst 4.3 Sozialplanung Schlossplatz 1 37269 Eschwege Tel.: 0 56 51 / 3 02 14 90 E-Mail: reiner.brill@ werra-meissner-kreis.de

Rainer Bittner Alexander-von-Humboldt-Schule Humboldtstraße 1-3 37269 Eschwege Tel.: 0 56 51 / 3 26 45

1

Schaubild 1

FrühbetreuungsgruppeFrühbetreuungsgruppe

off. Anfang, Unterrichtoff. Anfang, Unterricht

Mittagessen, Ruhe, Spiel und BetreuungMittagessen, Ruhe, Spiel und Betreuung

Unterricht

Frühstück, Spielpause

UnterrichtUnterricht Offener Treff15.00 – 17.00 UhrOffener Treff15.00 – 17.00 Uhr

Betreuung, HausaufgabenhilfeBetreuung, Hausaufgabenhilfe

AG 1AG 1 AG 2AG 2

AG …AG …14.45 - 16.00

10.00 - 11.15

07.15 - 08.00

11.35 - 12.35

12.45 - 14.00

angeleitete Lernzeitangeleitete Lernzeit14.00 - 14.45

nach Hausenach Hause

08.00 - 09.30

09.30 - 10.00 Frühstück, Spielpauseoff. Anfang, Unterrichtoff. Anfang, Unterricht

UnterrichtPause Pause

Unterricht11.15 - 11.35

Unterricht

11.35 - 12.35

Schaubild 1

Den demografischen Wandel gestalten – 29 –

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Finanzierung – Fortsetzung

• Der Kreis als Schulträger muss für die notwendigen baulichen Maß-nahmen zusätzliche finanzielle Mittel zu Verfügung stellen.

• Das Land Hessen ist für die Zuweisung von ausreichenden Lehr-kräften verantwortlich. Sicherzustellen ist, dass bei der Stundenver-sorgung und den Vorgaben für die Klassenbildung die besonderen Bedingungen einer Schule mit gebundenem Ganztagszweig dauer-haft und zuverlässig berücksichtigt werden.

• Bereits heute verfügt die A.-v.-H. -Schule über Mittel aus den Lan-desprogrammen „Schule mit festen Öffnungszeiten“ und „Schule mit verlässlicher Mittagsbetreuung“. Sie werden auch weiterhin für die Finanzierung der Frühbetreuungsgruppe, der Hausaufgabenhilfe und der AG-Angebote benötigt.

• Vorhandene städtische Mittel und Landesmittel aus dem Programm „Offensive Kinderbetreuung“ sollen gemeinsam eingesetzt werden, um die Honorar- und Personalkosten für die Arbeit des offenen Kindertreffs, der angeleiteten Lernzeit und der Spätbetreuungsgrup-pe für die Ganztagsschulkinder zu finanzieren.

• Der Besuch der Ganztagsschule ist außer den Verpflegungskosten grundsätzlich beitragsfrei. Elternbeiträge würden lediglich für den Besuch von Betreuungsangeboten in den Ferien entstehen.

Eine erste Kalkulation der AG ergab, dass mit Bündelung der vorhan-den finanziellen und personellen Ressourcen die Finanzierung der außerschulischen Bildungs- und Betreuungsangebote des Ganztags-schulzweiges und des offenen Kindertreffs an der Schule weitestgehend gesichert sein sollte.

Bilanz Das Projektziel ein schlüssiges und akzeptiertes Konzept zur Einführung eines gebundenen Ganztagsschulzweig an der A.-v.-H. -Schule in Eschwe-ge vorzulegen ist erreicht. Schule und AG haben in enger Kooperation das Konzept entwickelt. Für den Arbeitsprozess hat sich die Zusammen-setzung der AG mit allen wichtigen Akteuren im Arbeitsfeld als beson-ders förderlich erwiesen. Außerdem trägt die Einbindung der AG in das Kreisbündnis für Familie wesentlich zur Akzeptanz des Konzeptes bei.

Nachdem die Signale für die Erweiterung der Schulküche als wesentliche infrastrukturelle Voraussetzung zur Umsetzung des Konzeptes positiv sind, müssen die verschiedenen Gremien und Institutionen (Gesamt- und Schulkonferenz als oberste Entscheidungsgremien der A.-v.-H.-Schule, Kreistag, Staatliches Schulamt, Stadt Eschwege, freie Träger der Jugendhilfe) dem Konzept grundsätzlich zustimmen.

Über eine qualifizierte Elternbefragung soll der voraussichtliche tatsäch-liche Bedarf für einen gebundenen Ganztagsschulzweig an der A.-v.-H.-Schule ermittelt werden. Eine entsprechende Nachfrage vorausgesetzt würden sich der Umbau der Schulküche zur Cafeteria und die Weiter-entwicklung des Konzeptes anschließen. Neben der Feinjustierung der einzelnen Konzeptbausteine ständen dann vor allem auch der Abschluss von Kooperationsvereinbarungen zwischen den Akteuren und die Erar-beitung von Kosten- und Finanzierungsplänen auf dem Programm (vgl. Schaubild 2).

Wenn zeitlich alles richtig miteinander vertaktet werden kann, könnte die A.-v.-H. - Schule frühestens im Schuljahr 2009/2010 mit ihrem Ganz-tagsschulzweig starten.

Gebundener Ganztagsschulzweig an der Alexander-von-Humboldt-Schule

2

Schaubild 2

Akteure / Steuerung

SchuleSchulleitung, Lehr-

kräfte, Schulprogramm

SchuleSchulleitung, Lehr-

kräfte, Schulprogramm

AGBetreuung von

Grundschulkindern

AGBetreuung von

Grundschulkindern

Eltern

Bedarfsform

ulierungE

lternB

edarfsformulierung

SteuerungsgruppeSteuerungsgruppeUnter-AGsUnter-AGs

Konzeptentwicklung

Konzeptumsetzung

Werra-Meißner-KreisWerra-Meißner-Kreis

Mittelbewilligung

SchulträgerSchulträger

Staatliches SchulamtStaatliches Schulamt Stadt EschwegeStadt Eschwege

JugendhilfeträgerJugendhilfeträger freie TrägerJugendhilfe

freie TrägerJugendhilfe

Kooperationsvereinbarung

Ressourcenverteilung

umsetzen

Schaubild 2

– 30 – Den demografischen Wandel gestalten

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Ausblick Die demografische Entwicklung als Herausforderung begreifen! Das ist im Werra-Meißner-Kreis erfolgreich angepackt worden. Es wurde viel angeschoben, viel umgesetzt und viele Aktivitäten an vielen Schau-plätzen entwickelt. Es ist ein Netzwerk entstanden, in dem alle Aktiven aufgefangen und die Aktivitäten miteinander verknüpft werden.

Der Prozess wird weitergehen, die Projekte werden fortgesetzt und neue Projekte dazukommen. Was wird uns in naher Zukunft beschäfti-gen? Die Arbeitsgruppe Regionalentwicklung (Ansprechpartnerin A.M. Truniger) beschäftigt sich zur Zeit mit dem Aufbau von Kommunika-tions- und Aktionszentren, die die Aspekte des Wohnens im Alter, der medizinischen und sozialen Versorgung wie auch des kommunikativen Miteinanders verknüpfen. Die Kommune Ringgau erarbeitet z. Z. eine Machbarkeitsstudie über die Einrichtung eines MarktTreffs in Ringgau-Datterode. Hier sollen nicht nur Lebensmittel und Produkte aus der landwirtschaftlichen Direktvermarktung sondern auch verschiedene Dienstleistungen angeboten werden (Bäckerei, Café, Gemeindepfle-gestation, Bürgersprechstunde der Verwaltung u.v.m.) sodass ein umfassender Versorgungs- und Treffpunkt gerade für ältere Menschen entsteht.

Unser Weg hat gerade erst begonnen; begleiten Sie uns auf dem nächsten Abschnitt; wir freuen uns auf Ihre Fragen, Anregungen und praktische Mitarbeit.

Auch ein kleiner Schritt ist ein Schritt in die Zukunft!

Ausblick

Impressum

Herausgeber: Werra-Meißner-Kreis, Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e. V. (VfR)

Redaktion: Ursula Baumgärtel-Blaschke, Martina Frese, Susanne Meerwart, Horst Pipper, Elvira Valtink, Sabine Wilke

Bearbeitung: imkontext (Fulda), Sabine Jennert, Gudrun Lang

Druck: Druckerei G. Wollenhaupt GmbH

November 2008

Entwicklungswerkstatt Hofgeismar

- -0IMO COC 28075

Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

Den demografischen Wandel gestalten – 31 –

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