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6. HolzBauSpezial Bauphysik HBS 2015 Den Schallschutz planen Anwendung Bauteilkatalog Schallschutz | B. Furrer 1 Den Schallschutz planen Anwendung Bauteilkatalog Schallschutz Bernhard Furrer Lignum, Holzwirtschaft Schweiz CH-Zürich

Den Schallschutz planen Anwendung Bauteilkatalog Schallschutz · - Holz-Beton-Verbunddecke mit 12 cm Massivholz und 12 cm Beton - Rippendecke, beschwert mit 3 cm Splitt und entkoppelter

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Den Schallschutz planen – Anwendung Bauteilkatalog Schallschutz | B. Furrer

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Den Schallschutz planen – Anwendung Bauteilkatalog Schallschutz

Bernhard Furrer

Lignum, Holzwirtschaft Schweiz

CH-Zürich

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Den Schallschutz planen – Anwendung Bauteilkatalog Schallschutz

1. Einleitung

Die Norm EN 12354:2000 ‹Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von

Gebäuden aus den Bauteileigenschaften› verlangt nach detaillierten Angaben zu Schall-

dämm-Massen für Bauteile und Flankenwege sowie zu spektralen Anpassungswerten, um

die entsprechenden Nachweise führen zu können.

Neben den normativen Vorgaben sind bei Holzbauten auch bewohnerbedingte Anforde-

rungen von Bedeutung. Gemäss Untersuchungen zur subjektiven Wahrnehmung von

Schall im Projekt ‹Schallschutz im Holzbau› ist der störendste Lärm bei in Leichtbauweise

errichteten Gebäuden die Trittschallübertragung. Diese in Gebäuden üblichen Schallemis-

sionen sind sehr tieffrequent und haben ihre wesentlichen Schallanteile unterhalb 100 Hz.

Bei der Konstruktion von Holzbauteilen ist der tieffrequente Bereich zu berücksichtigen.

Beim Trittschall sind Zielwerte ab 50 Hz (Ln,w + CI 50-2500) zu definieren. Schalltechnische

Kennwerte ab 100 Hz (Ln,w + CI 100-2500) sind in Bezug zur subjektiven Wahrnehmung

nicht genug aussagekräftig.

2. Subjektive Wahrnehmung von Schall

2.1. Befragung der Bewohnern von Mehrfamilien-Wohngebäuden

In der Schweiz wurden umfangreiche Befragungen der Bewohner von Mehrfamilienhäuser

in Holzbauweise durchgeführt. Die Befragung ergab, dass die Bewertung der Akustik

durch die Bewohner im Ganzen als sehr zufriedenstellend ausfiel. Die Bewertungen

bezüglich der Lästigkeit durch Geräusche sind relativ niedrig. Trotzdem ergab die Studie,

dass Gehgeräusche von Nachbarn die höchste Lästigkeit im Vergleich zu andern Geräuschquellen besitzen [1].

Die Ergebnisse der Befragung in der Schweiz zeigten zudem, dass die untersuchten Holz-

deckensysteme zu einer unterschiedlichen Lästigkeit von Gehgeräuschen führen. In der

Abbildung 1 sind vier unterschiedliche Deckensysteme abgebildet. Der Mittelwert der Läs-

tigkeit ist bei der Rippendecke mit entkoppelter Unterdecke sowie bei der Holzbetonver-

bunddecke (HBV) signifikant tiefer als bei der Hohlkastendecke und der Massivholzdecke.

Im Vergleich dazu sind die am Bau ermittelten Trittschallpegel L´nT,w + CI,50-2500 bei der

Rippendecke (kleiner Raum 51.2 dB; grosser Raum 50.3 dB) sowie bei der HBV (kleiner

Raum 46.7 dB; grosser Raum 48.3 dB) deutlich besser als bei der Massivholzdecke

(kleiner Raum 55.8 dB; grosser Raum 55.0 dB) und der Hohlkastendecke (kleiner Raum

58.7 dB; grosser Raum 55.7 dB).

Abbildung 1: Mittelwert der Lästigkeitsbewertung verschiedener Wohngeräusche in Mehrfamilien-Wohngebäuden

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2.2. Vorschlag Zielgrössen für Anforderungswerte

Aufgrund der Ergebnisse der Befragung ergibt sich die Notwendigkeit der Berücksichti-

gung der tieffrequenten Anteile von Trittschallgeräuschen zur validen Vorhersage der

empfundenen Belästigung der Bewohner. Die Gegenüberstellung der gemessenen Stan-

dard-Trittschallpegel (Norm-Hammerwerk) mit der subjektiven Lästigkeit der Gehgeräu-

sche bestätigt dies. Der Zusammenhang von L´nT,w + CI,100-2500 und der prozentualen

Anzahl belästigter Personen für Geher ist zwar etwas höher als für L´nT,w alleine, ist aber

immer noch nicht befriedigend, denn diese Bewertung führt immer noch zu einer syste-

matisch unterschiedlichen technischen Bewertung von Decken, die subjektiv sehr ähnlich

beurteilt werden. Der Zusammenhang wird deutlich besser, wenn der Standard-

Trittschallpegel mit dem Spektrum-Anpassungswert L´nT,w + CI,50-2500 verwendet wird.

Noch bessere Korrelationen zwischen technischen Messwerten und subjektiven Urteilen

kann mit dem japanischen Gummiball erzielt werden.

Basierend auf diesen Ergebnissen wurden Anforderungswerte vorgeschlagen, abgestuft in drei Qualitätsstufen mit prozentualer Anzahl belästigter Personen (Abbildung 2) [2].

* Wert aus Extrapolation der linearen Regression, in der Praxis liegt der Wert etwas über 0% belästigter Perso-nen.

Abbildung 2: Vorschläge für Anforderungswerte in drei Stufen für das Norm-Hammerwerk für L´nT,w+CI,50-2500 und für den Japanischen Ball, abgeleitet aus der prozentualen Anzahl von belästigten Personen [2]

3. Konstruktionslösungen – relevante Faktoren

Bei homogenen Bauteilen ist die Erhöhung der Masse nahezu die einzige Möglichkeit, die

Schalldämmung zu verbessern. Da im Holzbau leichte Materialien Anwendung finden,

setzen sich die Holzkonstruktionen in der Regel aus mehreren Schichten zusammen. Im

Holzbau können mit mehrschaligen Konstruktionen mit biegeweichen Schalen und Hohl-

raumdämmstoffen gegenüber einschaligen Bauteilen gleich hohe Schalldämmwerte bei

wesentlich geringerer Masse erreicht werden.

Das schalltechnische Verhalten einer zweischaligen Konstruktion lässt sich grundsätzlich

mit einem Masse-Feder-Masse-System beschreiben. Die Resonanzfrequenz f0 berechnet

sich mit Formel 1:

Formel 1: f0=Resonanzfrequenz in Hz; m‘1, m‘2=flächenbezogene Masse der Schalen in kg/m2; s‘=dynamische Steifigkeit der Feder in MN/m3

Unterhalb der Resonanzfrequenz f0 verhält sich eine zweischalige Konstruktion wie eine

einschalige gleicher Flächenmasse. Im Bereich der Resonanzfrequenz tritt eine Ver-

schlechterung ein. Erst bei höheren Frequenzen ist die Schalldämmung des zweischaligen

Bauteils besser als eine einschalige Konstruktion [3].

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Abbildung 3: [3] Prinzipieller Verlauf des Schalldämm-Masses R zweischaliger Bauteile in Abhängigkeit der Frequenz; f0 = Resonanzfrequenz des Masse-Feder-Systems; fג = Eigenfrequenzen des Luftzwischenraumes

Die Verbesserung der Schalldämmung hängt dabei wesentlich von der bestehenden

Kopplung der beiden Schalen ab. Diese entstehen über das eingeschlossene Luftpolster

oder über die Hohlraumdämmung zwischen den Schalen sowie über konstruktive Verbin-

dungen. Durch diese Kopplung wird Schallenergie von der ersten zur zweiten Schale

übertragen. Eine zweischalige Wand weist eine besonders hohe Schalldämmung auf,

wenn die Kopplung der Wandschalen gering ist. Für geringe Kopplungseffekte zu beach-

ten sind insbesondere eine genügend grosse flächenbezogene Masse der Schalen, ein

möglichst grosser Schalenabstand, die Verhinderung von Hohlraumresonanzen sowie eine

möglichst elastische Befestigung der Schalen mit der Konstruktion.

3.1. Rohdecke, Rohdeckenbeschwerung

Bei Holz-Rohdeckenkonstruktionen treten infolge der relativ geringen flächenbezogenen

Masse hohe Schallübertragungen im tiefen Frequenzbereich auf. Verbesserungsmass-

nahmen bei Holzdeckenkonstruktionen müssen deshalb vor allem bei tiefen Frequenzen

wirksam sein. Durch das Hinzufügen von Masse bei Holzdecken werden wesentlich besse-

re Norm-Trittschallpegel Ln in den tiefen Frequenzbändern erreicht.

Ein Vergleich von unterschiedlichen Rohdeckenbeschwerungsmassen an einer Massiv-

holzdecke mit identischem Estrichaufbau, ausgeführt mit einem Zementestrich (50 mm)

auf einer Mineralfaser-Trittschalldämmung (35 mm; s‘ = 7 MN/m3) zeigt, dass die Schall-

dämmung mit zunehmender Rohdeckenbeschwerung auf der Tragkonstruktion kontinu-

ierlich besser wird [4]. Die Erhöhung der Rohdeckenmasse bewirkt eine Verschiebung der

Masse-Feder-Masse-Resonanz zwischen Estrich und beschwerter Rohdecke und als Folge

davon eine Trittschallminderung.

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Abbildung 4: [4] Norm-Trittschallpegel Ln von unterschiedlicher Rohdeckenbeschwerungsmasse auf einer Massivholzdecke mit identischem Fussbodenaufbau

Mit Schüttungen werden im Vergleich zu Plattenbeschwerungen bei gleicher flächenbezo-

gener Masse bessere Schalldämmwerte erreicht. Grund dafür ist die zusätzliche Bedämp-

fung der Deckenkonstruktion infolge des hohen inneren Verlustfaktors der Schüttung.

Elementierte und somit biegeweiche Plattenbeschwerungen erreichen im Vergleich zu

vollflächigen Beschwerungen (z.B. Zementestrich auf Rohdecke gegossen) bessere Resul-

tate.

3.2. Fussbodenaufbau

Eine wesentliche Massnahme zur Verbesserung des Schallschutzes von Decken ist der

Einsatz eines Fussbodenaufbaus. Damit wird ein Masse-Feder-Masse-System geschaffen,

bestehend aus einem schwimmenden Estrich (Masse), einer Trittschalldämmung (Feder)

und der Rohdeckenkonstruktion (Masse). Die Resonanzfrequenz f0 ist die wichtigste

Grösse bei der Dimensionierung des Fussbodenaufbaus. Um beim Trittschall gute Resul-

tate zu erzielen, ist es wesentlich, die Resonanzfrequenz des Fussbodenaufbaus mög-

lichst tief zu planen, also unterhalb des fürs menschliche Gehör störenden Bereichs. Das

System ist daher so abzustimmen, dass die Resonanzfrequenz bei weit unter 50 Hz liegt.

Die Wirksamkeit von Estrichaufbauten wird somit massgebend von der flächenbezogenen

Masse des Estrichs und der Rohdeckenkonstruktion sowie der dynamischen Steifigkeit

der Trittschalldämmung beeinflusst. Dabei muss die Masse des Estrichs sowie der Rohde-

cke ausreichend hoch sein und die Trittschalldämmung eine möglichst geringe dynami-

sche Steifigkeit s‘ aufweisen, um eine tiefe Resonanzfrequenz zu erreichen und schall-

technisch optimale Resultate zu erzielen. Bei der Wahl des Fussbodenaufbaus sind die

Anforderungen, die sich infolge der Lasteinwirkung ergeben, zu berücksichtigen.

Ein weiteres Kriterium ist der Verlustfaktor des Dämmmaterials. Wie bereits unter Kap. 3

erläutert, nehmen die Trittschallpegel im Bereich der Resonanzfrequenz zu. Die Schallpe-

gelzunahme hängt dabei, wie Untersuchungen [5] gezeigt haben, in erster Linie vom

Verlustfaktor des Dämmmaterials ab. Bei Materialien mit grossem Verlustfaktor ist diese

sogenannte Resonanzüberhöhung weniger stark ausgeprägt als bei Materialien mit

kleinem Verlustfaktor.

In Abbildung 5 sind verschiedene Messresultate aus Laborversuchen aufgeführt. Die

Messkurven zeigen auf, dass Trittschallverbesserungen mit einem leichten Trockenest-

richaufbau (Gipsfaserplatte 25 mm auf Holzweichfaserplatte 22 mm; s‘ < 45 MN/m3) ge-

genüber der beschwerten Rohdecke (mit Splitt gefüllte Hohlkastendecke) erst ab 125 Hz

wirksam werden. Bessere Resultate konnten mit einem schwereren Trockenestrichaufbau

(Gipsfaserplatte 18 mm und Betonplatten 60 mm auf Mineralfaser-Trittschalldämmplatte

30 mm; s‘ < 30 MN/m3) sowie mit einem Nassestrich (Zementunterlagsboden 80 mm

auf Mineralfaser-Trittschalldämmung 40 mm; s‘ < 7 MN/m3) erreicht werden.

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Abbildung 5: Vergleich von unterschiedlichen Fussbodenaufbauten auf einer beschwerten Hohlkastendecke mit Splittfüllung (Norm-Trittschallpegel Ln) [6]

3.3. Unterdecken

Zuzüglich zum Fussbodenaufbau wird durch eine abgehängte Unterdecke ein weiteres

Masse-Feder-System geschaffen, bestehend aus einer biegeweichen Unterdecke (Masse)

und einem Abhängesystem mit Luft/Hohlraumbedämpfung (Feder). Für eine wirksame

Schalldämmung muss die Bekleidung eine möglichst grosse flächenbezogene Masse und

eine geringe Biegesteifigkeit aufweisen. Zudem muss der Schalenabstand zwischen der

Rohdecke und der Unterdecke möglichst gross sein. Weiter ist es von grosser Bedeutung,

dass die Unterdecke von der Rohdecke entkoppelt wird.

Konstruktionen mit biegeweichen Unterdecken mit geringem Schalenabstand (z.B. bei

Massivholz- oder Hohlkastendecken) zeigen im Vergleich zu Konstruktionen ohne biege-

weiche Unterdecken erst in den Terzbändern über 100 Hz bessere Leistungen und

verbessern die Deckenkonstruktion somit nur im Standardfrequenzbereich. In den Terz-

bändern unter 100 Hz bewirkt eine biegeweiche Unterdecke dieser Konstruktionen in der

Regel keine Trittschallminderung, bzw. die Schalldämmung kann sich bei geringen

Abhängehöhen im Bereich der Resonanzfrequenz verschlechtern (vgl. Kap. 3).

Bei Rippen- und Holzbalkendecken wird durch entkoppelte Unterdecken die Resonanzfre-

quenz f0 der Decke in den tieferen Frequenzbereich verschoben und dadurch das Potenzi-

al für die Verbesserung des Normtrittschallpegels Ln gelegt. Mit einem grossen Schalen-

abstand von 32 cm können sehr gute Werte bereits ab 50 Hz erreicht werden – auch mit

geringer Deckenbeschwerung von 3 cm, wie Messungen im Rahmen des Projektes

gezeigt haben [7].

Wie in Abbildung 6 ersichtlich, verbessern sich die Normtrittschallpegel Ln bei einem Kon-

struktionsaufbau mit einem Zementestrich 80 mm und einer Mineralfaser-

Trittschalldämmung 40 mm (s‘ < 7 MN/ m3) auf einer mit 160 mm Splitt gefüllten Hohl-

kastendecke bei einer zusätzlichen Unterdecke mit einem entkoppelten Abhängesystem

von 120 mm mit Hohlraumbedämpfung von 80 mm erst ab 100 Hz. Im Vergleich mit

dem Konstruktionsaufbau ohne Unterdecke verschlechtern sich die Luftschallpegel bei

einer zusätzlichen Unterdecke mit einer starr verbundenen Lattung und Hohlraumbe-

dämpfung 40 mm und einer Gipsfaserplatte 15 mm in den Terzbändern 63–160 Hz

erheblich.

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Abbildung 6: Vergleich von unterschiedlichen Unterdecken bei einer beschwerten Hohlkastendecke mit Splittfüllung und zusätzlichem Bodenaufbau mit Mineralfaser-Trittschalldämmung und Zementestrich (Norm-Trittschallpegel Ln) [6]

Hohlraumfüllungen verbessern den Luft- und Trittschallschutz, speziell in Kombination

mit biegeweichen, federnd befestigten Unterdecken. Die schallabsorbierende Dämm-

schicht soll einen längenbezogener Strömungswiderstand r 5 kPa s/m2 aufweisen.

Dabei spielt die Rohdichte des Dämmmaterials keine Rolle. Aus bauakustischer Sicht

muss nicht der ganze Hohlraum gefüllt sein.

3.4. Bewährte Deckenkonstruktionen

Nachfolgend sind verschiedene Konstruktionslösungen dargestellt, die sich in der Praxis

bewährt haben. Diese Deckensysteme sind tieftonoptimiert und berücksichtigen den Fre-

quenzbereich ab 50 Hz. Die Deckensysteme sind auf eine Resonanzfrequenz von ca. 40

Hz ausgelegt.

Fussbodenaufbau

- genügend schwere Estriche, z.B. 80 mm Zementestrich oder Anhydrit

- weiche Trittschalldämmung, z.B. Mineralfaser-Trittschalldämmung mit dynamischer

Steifigkeit s‘ < 7 MN/m3

Deckensystem

- Massivholzdecke 16 cm, beschwert mit 9 cm Splitt

- Hohlkastendecke mit Splittfüllung 16 cm im Hohlkasten

- Holz-Beton-Verbunddecke mit 12 cm Massivholz und 12 cm Beton

- Rippendecke, beschwert mit 3 cm Splitt und entkoppelter biegeweicher Unterdecke

mit genügend schweren Bekleidungen (z.B. 2x15mm Gipsfaser- oder Hartgipsplatten)

und grossem Schalenabstand von mind. 30 cm

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Abbildung 7: Bewährte Deckensysteme unter Berücksichtigung des Frequenzbereiches ab 50 Hz

3.5. Schalltechnische Kennwerte/Bauteildatenbank

Im Rahmen des Kooperationsprojektes Schallschutz im Holzbau [8] werden für zeitge-

mässe Konstruktionen in Holz die Schalldämm-Masse für Luftschall (Rw), Trittschall (Ln,w)

sowie die Spektrum-Anpassungswerte (C, Ctr, Cl) ermittelt. Die Bauteildatenbank der

Lignum bildet diese schalltechnischen Kennwerte ab (www.lignum.ch/tools).

In der Norm SIA 181:2006 ‹Schallschutz im Hochbau› ist der Spektrum-Anpassungswert

beim Luftschall für den Frequenzbereich von 100 bis 3150 Hz (C100-3150) sowie beim Tritt-

schall für den Frequenzbereich von 100 bis 2500 Hz (Cl 100-2500) zu berücksichtigen. Der

Spektrum-Anpassungswert Cl 50-2500 berücksichtigt mit dem erweiterten Frequenzbereich

von 50 bis 2500 Hz die tieffrequenten Schallemissionen, welche sich infolge der Tritt-

schallübertragung ergeben (vgl. Kap. 2).

Bei Prognosen für den Schallschutz am Bau sind neben den in der Datenbank abgebilde-

ten Kennwerten zusätzlich Korrekturwerte für Schallnebenwegübertragungen (Flanken-

übertragungen), ein Projektierungszuschlag sowie allfällige Schallpegel-/Volumen-

Korrekturen zu berücksichtigen.

3.6. Nebenwegübertragungen

Im Projekt Schallschutz im Holzbau werden aktuell an der Empa in Dübendorf umfangrei-

che Laboruntersuchungen im Leichtbauprüfstand zu den Nebenwegübertragungen durch-

geführt. In Abbildung 8 sind Ergebnisse an einer mit Splitt gefüllten Hohlkastendecke

(siehe Kapitel 3.4) mit einer zusätzlichen entkoppelten Unterdecke (Direktabhänger mit

Schallschutzgummi und Deckenprofil mit 12 cm Abhängehöhe und 8 cm Hohlraumdäm-

mung, Bekleidung mit GF 2x15mm) ohne Nebenwegübertragungen sowie mit Neben-

wegübertragungen bei einer Holzständerwand (GF 15 mm, Konstrukti-

on/Hohlraumdämmung 240mm, OSB 15mm) sowie einer 80 mm dicken Massivholzwand

dargestellt.

Daraus ist ersichtlich, dass im Vergleich zu den Werten ohne Nebenwegübertragung

(Ln,w + C = 22 dB, Ln,w + CI,50-500 = 40 dB) die Schallübertragungen über die Nebenwege

bei der Rahmenbauwand (Ln,w + Ln,f,w + C = 33 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 43 dB) sowie

bei der Massivholzwand (Ln,w + Ln,f,w + C = 34 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 42 dB) erst ab

100 Hz einen massgeblichen Einfluss hat. Die Schallübertragungen im Frequenzbereich

zwischen 50 und 100 Hz findet hauptsächlich über die Deckenkonstruktion statt.

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Abbildung 8: Ergebnisse aus Labormessungen an einer mit Splitt beschwerten Hohlkastendecke ohne Nebenwe-ge sowie mit Nebenwegübertragungen bei einer Holzrahmenbauwand und einer Massivholzwand

Abbildung 9 zeigt die Ergebnisse, die mit zusätzlichen konstruktiven Massnahmen bei

einer Holzständerwand erreicht werden. Die Ausführung mit einer doppelten Beplankung

mit OSB 15mm und GF 15mm (Ln,w + Ln,f,w + C = 28 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 41dB)

sowie mit einer OSB 15mm und einer Lattung 40mm inkl. Hohlraumdämmung und einer

GF 15mm (Ln,w + Ln,f,w + C = 30 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 41dB) ergibt über sämtliche

Frequenzbereiche sehr gute Resultate. Mit einer zusätzlich entkoppelten Bekleidung mit

GF 15 mm (anstelle starrer Befestigung auf Latte) (Ln,w + Ln,f,w + C = 26 dB, Ln,w + Ln,f,w

+ CI,50-2500 = 41dB) verbessern sich die Werte zusätzlich ab 250 Hz. Bei der einfach

beplankten Wand mit OSB 15 mm (Ln,w + Ln,f,w + C = 33 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 =

43dB) ist ein Einbruch der Schalldämmung ab 500 Hz ersichtlich. Die Differenz innerhalb

der 4 Varianten unter Berücksichtigung von CI,50-2500 sind 2 dB.

Abbildung 9: Einfluss unterschiedlicher Konstruktionsmassnahmen bei Holzständerwänden für die Nebenweg-übertragung

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Abbildung 10 zeigt die Ergebnisse, die mit zusätzlichen konstruktiven Massnahmen bei

einer Massivholzwand erreicht werden. Die Ausführung mit einer zusätzlichen doppelten

Beplankung mit 2xGF 15mm (Ln,w + Ln,f,w + C = 27 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 41 dB)

sowie mit einer zusätzlichen Lattung 40mm inkl. Hohlraumdämmung und einer Beklei-

dung mit GF 15mm (Ln,w + Ln,f,w + C = 30 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 40 dB) ergibt über

sämtliche Frequenzbereiche sehr gute Resultate. Mit einer zusätzlich entkoppelten

Bekleidung mit 2xGF 15 mm (Ln,w + Ln,f,w + C = 22 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 41 dB)

verbessern sich die Werte zusätzlich ab 100 Hz. Bei der sichtbaren Massivholzwand

(Ln,w + Ln,f,w + C = 34 dB, Ln,w + Ln,f,w + CI,50-2500 = 42 dB) ist ein Einbruch der Schall-

dämmung ab 125 Hz ersichtlich. Die Differenz innerhalb der 4 Varianten unter Berück-

sichtigung von CI,50-2500 sind 2 dB.

Abbildung 10: Einfluss unterschiedlicher Konstruktionsmassnahmen bei Massivholzwänden für die Nebenweg-übertragung

Gute Resultate bei tieftonoptimierten Deckenkonstruktionen ergeben auch gute Resultate

bei den Schallnebenwegen. Nebenwege haben bei der Berücksichtigung des Frequenzbe-

reiches ab 50 Hz einen geringen Einfluss. Nebenwegübertragungen können bei Wänden

mit einfachen baulichen Maßnahmen soweit reduziert werden, dass sie wesentlich gerin-

ger sind als die direkte Schallübertragung über die Geschossdecke. Auf Vorsatzschalen

kann verzichtet werden.

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4. Literaturhinweise

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field study, WoodWisdom-Net, Project Report 3, 2014

[2] Späh M., Liebl A., Leistner P.: AcuWood – Acoustics in Wooden Buildings – Corre-

lation analysis of subjective and objective parameters, WoodWisdom-Net, Project

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[3] Fasold, W.; Veres, E.: Schallschutz + Raumakustik in der Praxis, Huss-Medien

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[4] Rabold, A.; Hessinger, J.; Bacher, S.: Untersuchung der akustischen Wechselwir-

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schutzmassnahmen, Ergebnisübersicht der Messdaten, ift, Rosenheim, 2009

[5] Kühn, B.; Blickle, R.: Untersuchungen zum Sonderfall des dröhnenden Unterlags-

boden, Schweizer Ingenieur und Architekt, Sonderdruck aus Heft 46/1992

[6] Kooperationsprojekt Schallschutz im Holzbau1, Teilprojekte Labormessungen –

direkte und indirekte Schallübertragungen, Resultate aus Labormessungen im

Leichtbauprüfstand an der Empa in Dübendorf

[7] Kooperationsprojekt Schallschutz im Holzbau, Teilprojekt Subjektive Wahrneh-

mung, Resultate aus In-situ-Messungen durch das Fraunhofer-Institut IBP Stutt-

gart im Teilprojekt Subjektive Wahrnehmung von Schall

[8] Kooperationsprojekt Schallschutz im Holzbau, Teilprojekt Projektierung und

Prognose

1 Das Kooperationsprojekt Schallschutz im Holzbau (http://www.lignum.ch/holz_a_z/schallschutz) ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt

unter der Leitung der Lignum und der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau sowie unter Beteiligung wichtiger Verbände und Indust-

riepartner der Holzwirtschaft. Das Projekt wird massgeblich unterstütz durch das Bundesamt für Umwelt BAFU, Aktionsplan Holz.