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DenkMal Dolomiten Themenservice

DenkMal Dolomiten

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Themenservice

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Page 1: DenkMal Dolomiten

DenkMal Dolomiten

Themenservice

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Der Themenservice versteht sich als Recherchehilfe für Journalisten.Anhand von Informationen, Zitaten und Bildern wird Südtirol in den unter-schiedlichsten Kontexten vorgestellt. Das Bild-, Film- und Textmaterial dieser Ausgabe ist auf der DVD in der Umschlagseite gespeichert. Zusätzlich finden Sie das gesamte Material zum Download unterwww.suedtirol.info/presse. Die Ver wendung ist honorarfrei. 2006 istbereits die Ausgabe „Grenzgänger“ erschienen, 2007 „Böse Weiber, weiseFrauen“ und „Welten bummler“, 2008 „Meisterwerke“ und 2009 „Zeitver-schwender“, „Kleine Helden, große Träume“ und „Energiespender“. DieBestelladressen für alle Publikationen finden Sie auf Seite 29.

WAS IST DER THEMENSERVICE?

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EINBLICK

Bewundern. Beleben. Behüten.

„Ich habe weltweit über 100 Expeditionen unternommen, und je öfter ichin die Heimat zurückkam, desto mehr war ich von den Dolomiten beein-druckt.“ Diesen Satz sagt einer, der es wissen muss, einer, der auf allenAchttausen dern dieses Planeten stand und doch immer wieder begeistertan jenen Ort zurückgekehrt ist, wo er das Bergsteigen gelernt hat. DiesenSatz sagt kein anderer als Reinhold Messner. Und er ist sofort in seinemElement, wenn es um die Dolomiten geht, gerät ins Schwärmen und zitiertGeistesgrößen wie den Schweizer Architekten Le Corbusier. Der habe ein-mal gesagt: „Die Dolomiten sind die schönsten Bauwerke der Welt.“ Dassetze natürlich voraus, dass sie einen Schöpfer haben. „Aber wenn dem soist“, sagt Messner, „dann kann man nichts Schöneres bauen. Denn reinästhetisch gibt es nirgendwo auf der Welt dieses Spannungsmoment zwischen flachen und grünen Bergwäldern und diesen senkrechten grau-gelben Felswänden darüber. Der Himalaja“, fügt Messner noch hinzu, „istzwar höher, aber nicht so schön wie die Dolomiten.“ Reinhold Messnernach den Dolomiten zu fragen, das merkt man schnell, ist wie wenn manein sehr großes Fass anzapft. Das liegt daran, dass diese Berge kaum jemand besser kennt als er. Messnerist hier aufgewachsen, hat im Villnösstal erste Klettererfahrungen gemacht,und wenn man heute von diesem Tal aus hinauf zu den Geislerspitzenblickt, dann kann man leicht verstehen, dass die spektakulären Felstürmeund Steilwände den Ehrgeiz und die Leidenschaft des jungen Reinholderweckt haben. Man könnte hier sehr lange auflisten, zu was das allesgeführt hat und was Messner in den Dolomiten alles unternommen hat,aber man kann es auch so sagen: Ohne diesen Gebirgszug wäre ReinholdMessners Biografie sicher anders verlaufen.In den Dolomiten ist Reinhold Messner allgegenwärtig, er besitzt Schlösser,betreibt Museen, schreibt Bücher und diskutiert mit seinen Landsleuten.Messner hat sich auch über Jahre hinweg dafür eingesetzt, dass die Dolo-miten von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt werden. Und so fühltesich für Messner der 26. Juni 2009, der Tag, an dem das Welterbe-Komiteeendlich die Ernennung bekannt gab, wie ein weiterer Gipfelsieg an. Aber Reinhold Messner wäre nicht Reinhold Messner, wenn er sich mitdiesem Erfolg schon zufriedengeben würde. „Durch die UNESCO-Entschei -dung haben wir ganz neue Möglichkeiten“, sagt er und hat dabei vor allemdie Landwirtschaft im Sinn. „Man muss nun auch die landwirtschaftlichen Flächen und Bergbauernhöfe mit hinein in das Welterbe nehmen.“ Denndas ist bisher nicht geschehen und ist für ihn ein ganz wesentlicher Punkt.Schließlich sichern die Bergbauernhöfe gemeinsam mit dem Tourismus dieZukunft der Berge. „Und dann würden die Dolomiten auch zum Weltkultur-erbe, weil alles, was der Mensch in die Berge trägt, Kultur ist.“ Behutsamkeit

EINBLICK | 1

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sei dabei allerdings oberstes Gebot. „Wir müssen diese Landschaft nutzen,aber wir dürfen sie nicht opfern“, sagt Messner und zieht einen Vergleich:„Für uns Südtiroler sind die bleichen Berge das, was für die Araber das Ölist. Nur, dass wir die Berge noch ein bisschen länger haben werden, als dieAraber das Öl.“ Reinhold Messner ist heute 66 Jahre alt und blickt auf ein bewegtes undeinzigartiges Bergsteigerleben zurück. Das „DenkMal“ Dolomiten zieht sichdabei wie ein roter Faden durch seine Biografie. Denn die Berge seinerHeimat bezeichnet Messner noch immer aus vollster Überzeugung als „die schönsten Berge der Welt“.

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4 | INTRODenkMal Dolomiten

6 | DER PERFEKTIONISTGeorg Kantioler

10 | DIE GASTGEBERPetra und Max Mutschlechner

14 | DIE BEHÜTERINAndrea Leitner

18 | DER INSPIRIERTENorbert Niederkofler

22 | DER SAMMLERMichael Wachtler

26 |Recherche | Daten und Fakten zu Südtirol

29 |Pressekontakte | DVD

Inhalt

INHALT | 3

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INTRO

Die Dolomiten – ein alpines „DenkMal“

Die Dolomiten bilden „eine Serie von einzigartigen Gebirgslandschaftenvon außergewöhnlicher Schönheit“, heißt es in der Erklärung der UNESCO,mit der sie diese Berge zum Weltnaturerbe erhoben hat. Eine Schönheit,die stets im Auge des Betrachters liegt. Bei den Touristen, die die Dolo -miten bereisen und bewundern, aber auch bei den Südtirolern, die siebeleben und bearbeiten, sie erforschen und erkunden und von den Bergen vor ihrer Haustüre immer wieder von Neuem zum Staunen undNachdenken angehalten werden – und sie im doppelten Sinn als alpines„DenkMal“ wahrnehmen.

Der PerfektionistEr sieht die Schönheit der Dolomiten vor allem durch den Sucher seinerKamera: Georg Kantioler ist preisgekrönter Naturfotograf und hat sich darauf spezialisiert, die Dolomiten ins perfekte Bild zu setzen. SeineModels sind kleine Details, wie eine Blume im Morgenlicht, und große Szenerien, wie ein Bergpanorama unter dem Sternenhimmel.

Die GastgeberPetra und Max Mutschlechner leben mitten in den Dolomiten. Ihr Zuhauseist die Faneshütte im Naturpark Fanes-Sennes-Prags, Südtirols höchsterganzjährig bewohnter Wohnsitz. Dass die Hütte eine sehr beliebte Einkehr-und Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer und Radfahrer ist, liegt nichtnur an ihrer spektakulären Lage, sondern auch an der Gastfreundschaftund den Geschichten der Mutschlechners.

Die BehüterinWer den Naturpark Puez-Geisler erkunden will, der sollte zunächst beiAndrea Leitner vorbeischauen. Im neuen Naturparkhaus in St. Magdalenaim Villnösstal, in Sichtweite der Geislerspitzen, erklärt sie Besuchern dieWelt der Dolomiten und erzählt nicht nur Interessantes über die Felsstruk-turen der Berge, sondern verrät auch, wo man die besten Chancen hat,einen Steinadler zu erspähen.

Der InspirierteNorbert Niederkofler ist einer der besten Küchenchefs Südtirols. Das liegtauch an den Dolomiten, in die er vor 15 Jahren zurückgekehrt war, um in St. Kassian im Gadertal nach den Sternen zu greifen – den beiden Michelin-Sternen nämlich, die das Restaurant St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina aus-zeichnen. Seine Kochkunst, sagt er, sei klar und reduziert aufs Wesentliche –ganz so wie die Berge vor der Restauranttüre, die ihn tagtäglich inspirieren.

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INTRO | 5

Der SammlerEr bezeichnet sich selbst als „Übersetzer der Sprache der Steine“: MichaelWachtler aus Innichen zieht seit vielen Jahren durch die Dolomiten, forscht,sucht und sammelt und hat in den Felsen schon viele versteinerte Urzeit-wesen gefunden. Bei seinen Erkundungstouren denkt der „Zeitenwanderer“immer auch daran, dass vor 200 Millionen Jahren Wellen eines Meeresüber die heutigen Dolomiten schwappten. „Eine komplett lebendige Welt“,sagt er, „deren Geschichte ich übersetzen muss.“

01_INTRO Das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten: Ein Denkmal mit besonderer Schönheit

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02_PERFEKTIONIST Der Weg zu einem guten Bild ist oft mühsam

01_PERFEKTIONIST Immer auf der Suche nach einmaligen Naturmotiven: die Augen von Georg Kantioler

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GEORG KANTIOLER

Der Perfektionist

An jenem Abend Ende Oktober 2009 war Georg Kantioler zum LatzfonserKreuz hinaufgewandert, hatte auf 2.200 Meter den 20-Kilo-Rucksack vonden Schultern genommen und es sich in der Schutzhütte bequem gemacht.Er blickte in die Nacht. Es war sternenklar, und er hoffte, dass in wenigenStunden Morgenrot und Hochnebel die Dolomiten, die dort im Osten in derDunkelheit lagen, verzaubern und vielleicht endlich das Foto ermöglichenwürden, das er schon so lange im Kopf hatte.Georg Kantioler, blaue Augen, 42 Jahre alt, die blonden Haare fallen in dieStirn, ist einer der erfolgreichsten Naturfotografen Südtirols. Seit Mitte der90er Jahre fotografiert der Feldthurner die Dolomiten – seine Spezialitätsind große Panoramabilder und detailgenaue Makroaufnahmen. „Ich liebediese Berge“, sagt er, und bei ihm klingt das überhaupt nicht pathetisch. Wirstehen wieder oben am Latzfonser Kreuz und überblicken das Panorama:links die Wände des Aferer Geisler und der Peitlerkofel, dann die Spitzen derGeisler, die Wände der Sella, die Kämme der Langkofelgruppe und schließ-lich die Türme von Schlern und Rosengarten. Darunter ziehen sich schrägePlatten und Geröllfelder hin zu hellgrünen Wiesen und dunklen Wäldern;dazwischen strahlen weiße Bauernhäuser und werfen ihre Schatten ins Tal. Dabei begann – als Kantioler Ende der 90er Jahre angefangen hat, intensivzu fotografieren – alles mit einer Niederlage: Er nahm an einem SüdtirolerNaturfotografenwettbewerb teil – und wurde letzter. „Damals habe ich Bilder gesammelt“, sagt er, habe möglichst viele verschiedene Motive foto-grafiert und Erlebnisse festgehalten. Bis ihm irgendwann klar wurde: „Dashat keinen Sinn. Meine Bilder müssen besser werden.“ Von da an hat sichKantioler jedes Bild ganz genau überlegt, verzichtete oft darauf, auf denAuslöser zu drücken, löschte viele Dateien wieder und kam am Ende oftohne Ergebnis zurück. In seinem Archiv befinden sich folglich auch nur2.000 Bilder – 2.000 von rund 40.000, die er seit der digitalen Umstellung2006 gemacht hat. Gute Bilder, das ist ihm mittlerweile klar, muss mansich erarbeiten. Und den Wettbewerb hat er seither mehrmals gewonnen.Umso erstaunlicher ist es, dass er nicht hauptberuflich fotografiert, sondernweiter als Energieberater arbeitet. An jenem Oktobermorgen begann er um vier Uhr mit den Vorbereitungen.Er befestigte mit klammen Fingern die Kamera auf dem Stativ, schraubtesorgfältig das Objektiv ins Bajonett und wählte präzise den Bildausschnitt.Er stellte die Blende auf 7,1 und belichtete das Bild für 580 Sekunden. Es warwindstill. Diesmal passte alles. Und um 5.06 Uhr drückte Georg Kantiolerauf den Auslöser.

DER PERFEKTIONIST | 7

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Kantioler fotografiert ausschließlich in Südtirol und weiß eben genau, wanner wo sein muss. „Die besten Zeiten sind Frühjahr und Herbst“, verrät er.„Wenn die Touristen wieder weg sind, wenn die Stille in die Berge einkehrtund wenn Schlechtwetterfronten die Dolomiten in besondere Stimmungentauchen.“Was genau das heißt, ist auf dem Foto zu sehen, das er am Latzfonser Kreuzgemacht hat. Es zeigt einen wolkenlosen Himmel, der von gelb bis violettauf den Hochnebel schimmert und als Krönung strahlen die Sternenbahnenüber der Bergsilhouette. „Eines von ganz wenigen perfekten Bildern“, sagtKantioler. Und das will bei ihm schon was heißen.

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03_PERFEKTIONIST Das perfekte Bild – die Silhouette der Dolomiten unter dem Sternenhimmel

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GEORG KANTIOLER ÜBER …

… DIE RUHE IN DEN BERGEN:„Auf meinen Bildern gibt es keine Action, keine Show, keine Menschen – dasinteressiert mich alles nicht. Meine Aufnahmen sind aufgeräumt und ruhig.Und auch das Fotografieren muss in aller Ruhe und Gelassenheit stattfinden.Stress ist in der Naturfotografie alles andere als gut.“

… ZEIT ZUM DURCHATMEN: „Strahlend blaue Sommertage sind für mich als Fotograf total uninteressant.Deswegen lege ich im Sommer die Kamera zur Seite und kümmere mich mehrum meine Frau und meine zwei Buben. Auch das Arbeiten am Computer verlegeich auf die langen Winternächte.“

… KRISEN: „Ich frage mich während der Ruhephasen im Sommer immer, ob ich nun eineKrise habe, weil ich so lange nicht fotografiere. Aber im Herbst, wenn ich dannwieder rausgehe, dann weiß ich, dass die Pause sogar ganz wichtig war. Das istwie bei einem Sportler – der braucht auch Trainingspausen.“

Georg Kantioler ist Preisträger bei den Wettbewerben für Naturfotografen„BBC – Wildlife Photographer of the Year“, „Europäischer Naturfotografdes Jahres“, „Glanzlichter“, „Asferico“ und „Oasis“. Außerdem war ermehrmals „Südtiroler Naturfotograf des Jahres“ und 2010 erstmals Mit-glied der Jury zum Wettbewerb „Europä ischer Naturfotograf des Jahres“.

Die Dolomiten lassen sich von einer Reihe von Aussichtspunkten ausbesonders gut betrachten: Vom Rittner Horn (2.260 m) oberhalb vonBozen sind die Dolomitenzüge Schlern, Rosengarten, Geislerspitzen undSellastock zu sehen. Am Wuhnleger Weiher (1.402 m) oberhalb von Tiersim Naturpark Schlern-Rosengarten kann man das Abendrot und den sichim Weiher spiegelnden Rosengarten genießen. Mit Blick auf die Dolo -miten zählen das Schutzhaus und die Wallfahrtskirche Latzfonser Kreuzin den Sarntaler Alpen zu den höchsten Pilgerstätten Europas. Undsogar von Bozen aus erblickt man die Dolomiten. Von der Talferbrücke,die die Bozner Altstadt mit dem neueren Stadtteil verbindet, hat manbeispielsweise freien Blick auf den Schlern und den Rosengarten.

Georg KantiolerDorfstr. 8 | I-39040 Feldthurns | Tel.: +39 335 760 28 [email protected] | www.kantioler.it

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INFORMATIONEN

KONTAKT

DER PERFEKTIONIST | 9

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01_GASTGEBER Petra und Max Mutschlechner haben ihr Zuhause auf 2.000 Metern Höhe gefunden

PETRA UND MAX MUTSCHLECHNER

Die Gastgeber

Es ist ein beeindruckendes Amphitheater aus Stein und Fels, eine Bühnefür Gämsen, Murmeltiere und Adler, eine Hochalm auf 2.000 Metern Höhe,die fast kreisförmig von den Gipfeln der Dolomiten des Naturparks Fanes-Sennes-Prags umschlossen ist. Lärchen und Zirben zieren das von Fels-schuppen durchsetzte Wiesengelände, Schneereste kauern in den Senken.Mitten in dieser Szenerie befindet sich die Faneshütte, der höchste ganz-jährig bewohnte Wohnsitz Südtirols. Und doch kann man in der Gaststube bisweilen vergessen, an was für einemeindrucksvollen Ort man sich dort oben befindet. Das liegt an den Hütten-wirten Petra und Max Mutschlechner. Und ihren Geschichten. Er, mehrGefühls- als Vernunftsmensch, grauschwarzer Schnauzer, blaue Augen,Motorradfahrer-Jacke, 58 Jahre alt, Lausbubenblick. Sie, mehr Vernunfts-als Gefühlsmensch, blonde Haare, grüne Augen, blauer Fleece, 46 Jahre alt,Lausbubenmaßregel-Blick. Jedenfalls: Wenn „der Max“ den großen Koch-topf voller Käsenocken auf den massiven Holztisch wuchtet und Petra dieFlasche Rotwein öffnet, dann sollte man es nicht allzu eilig haben.

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DIE GASTGEBER | 11

02_GASTGEBER Hier oben gibt es weder Handy noch Internet – Ruhe als Luxusgut

Max beginnt zu erzählen, wie er hier aufgewachsen ist, wie sie früher dieGäste des Hotel Post aus St. Vigil empfangen haben und sein Vater späterdie Faneshütte vom Hotel übernommen hat. Dann erzählt Petra, wie sievor 24 Jahren das Tal unter sich gelassen hat und hinaufgezogen ist, zumMax, den sie schon als Kind kennengelernt hat, weil er der Bruder ihrerbesten Freundin war. Dann erzählt wieder Max von den beiden Töchtern,die auf der Hütte aufgewachsen sind, mittlerweile aber nicht mehr dortoben leben. „Als sie zur Schule gingen, haben wir sie jeden Tag hinunternach St. Vigil gefahren. Im Sommer mit dem Jeep im Winter mit der Schnee-katze. Nur wenn zu viel Schnee gefallen war, sind sie oben geblieben –und durften schwänzen.“ Ein Grinsen. Noch Wein? Es ist vermutlich die Weite und Größe der Natur, die den Menschen auf derFaneshütte auf sich selbst zurückwirft und ihm bewusst macht, dass vielesim Leben nicht selbstverständlich ist. Wärme, Licht und Wasser zum Beispiel.Das Heizöl muss angeliefert werden, Strom kommt erst seit einigen Jahrenaus St. Vigil (was zwar, wie Petra sagt, „nicht mehr so romantisch, aber vielsicherer ist“) und das Wasser aus einer Quelle unter der Neunerplatte.

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„Das Leben hier oben ist schon bewusster“, sagt Petra, und der Wind pfeiftihr in den Kragen. Doch der Platz entschädigt für alles. „Diese Energie hieroben, das ist etwas ganz Eigenartiges, etwas, das man spürt, wenn maneinmal da war.“ Manchmal, wenn es in der Hütte zu stressig wird, geht sieeinfach nach draußen und meditiert eine Weile auf einem Felsen. Es gibt auch keinen Handyempfang und keinen Computerzugang auf derFaneshütte. „Wir möchten das Hüttenflair ja nicht ruinieren“, sagt Petraauf der Terrasse. Wolken drücken zwischen Zehnerspitze und Lavarela aufdie Alm herunter. Es regnet leicht und ist still. Sie weiß genau, dass dieGäste auch wegen dieser Zivilisationsferne kommen und dass „kein Handy-empfang“ heutzutage schon wieder ein Luxusgut geworden ist. „DieseRuhe der Natur“, sagt Petra, „die spürt man einfach – und das merkt mansehr schnell. Stress und Lärm haben die meisten Gäste in der Stadt jagenug. Und auch wenn die Hütte überfüllt ist, muss man nur eine halbeStunde wandern, und schon trifft man keinen Menschen mehr.“Am späten Nachmittag fahren wir wieder hinunter ins Tal, die Straße hinausRichtung St. Vigil, und auf etwa 1.400 Meter Höhe fangen die Handys anzu piepsen. Man möchte am liebsten gleich wieder umkehren.

MAX UND PETRA MUTSCHLECHNER ÜBER …

… SOMMERGÄSTE: „Im Sommer kommen viele Wanderer und noch mehr Radler zu uns auf dieHütte. Das liegt an der Popularität des Dolomiten-Höhen-Wanderwegs Nr. 1und der Transalp, einer Alpenüberquerung mit dem Mountainbike. Die beidenWege kreuzen sich bei uns.“

… ANGESTELLTE:„Es ist schwierig, Personal zu finden. Im Winter arbeiten sieben, im Sommerzehn Leute auf der Hütte. Manche Menschen halten das nicht aus hier oben.Und manche bleiben.“

Die Dolomiten sind eine Gebirgsgruppe der südlichen Kalkalpen. Charak -teristisch sind ihre oft bizarren Formationen mit Zinnen und Türmenaus Kalk- oder Dolomitgestein. Mit 3.342 Metern Höhe ist die Marmolatader höchste Berg der Dolomiten. Weitere bekannte Massive sind dieDrei Zinnen in den Sextner Dolomiten, der Sellastock, der Rosengarten,der Schlern, die Geislergruppe und die Langkofelgruppe.

Ursprünglich nannte man die Dolomiten die „Bleichen Berge“. Als derfranzösischen Geologe und Mineraloge Déodat de Dolomieu 1789 aufeiner Reise das helle Gestein entdeckte, wurde dieses bisher unbekannteMineral nach ihm benannt. Erst um 1864 gelangte der Name Dolomitenin den allgemeinen Sprachgebrauch.

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INFORMATIONEN

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DIE GASTGEBER | 13

03_GASTGEBER Gastfreundschaft hat auf der Faneshütte oberste Priorität

Die Dolomiten sind reich an Sagen und Mythen, wie die Sage vom Reichder Fanes: Durch ein Bündnis mit den Murmeltieren verlebte das Reicheine glückliche und friedliche Periode. Als ein fremder König eine Fanes-Prinzessin heiratet und das Bündnis aus Gier kündigt, wird das Reich vonEindringlingen überfallen, die auch die Königstochter Dolasilla mit ihrenZauberpfeilen nicht aufhalten kann. Daraufhin flüchtet die Fanes-Königinmit ihrem Volk in die unterirdischen Gänge der Murmeltiere. Der Königwird zur Strafe für seinen Verrat zu Stein und thront seitdem als falscherKönig (falza rego) am Falzaregopass. In der Nacht der Sommersonnen-wende, jeden 21. Juni, soll die Fanes-Königin mit ihrer Tochter durch einTor im Fels des Seekofels auf den Pragser Wildsee rudern und auf dasErklingen der goldenen Trompeten im See hoffen, das ein neues Auf -leben des positiven Bündnisses mit den Murmeltieren verheißen würde.

Faneshütte | Kontakt: Petra MutschlechnerI-39030 St. Vigil in Enneberg | Tel.: +39 0474 501 097 [email protected] | www.rifugiofanes.com

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KONTAKT

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01_BEHUETERIN Die Bergwelt der Dolomiten ist für Andrea Leitner Heimat und Arbeitsplatz zugleich

02_BEHUETERIN Das kubusförmige Naturparkhaus vor den Geislerspitzen

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DIE BEHÜTERIN | 15

ANDREA LEITNER

Die Behüterin

Sie macht nur drei große Schritte über den Sellastock, die Puezgruppe unddie Geislerspitzen, und schon ist sie im Villnösstal. So einfach ist das fürAndrea Leitner. Zumindest auf dem begehbaren Luftbild, über das sie geradegeht und nun genau auf ihrem Arbeitsplatz steht: dem neuen Besucher -zentrum des Naturparks Puez-Geisler in St. Magdalena im Villnösstal.Andrea Leitner, schwarze Haare, dunkle Augen, grau-grünes Hemd, 27Jahre alt, ist die Betreuerin des Hauses und empfängt dort seit Anfang desJahres Schulklassen, Vereine, Touristen und Einheimische, um ihnen dieWelt der Dolomiten zu erklären.Das Naturparkhaus steht seit Dezember letzten Jahres mitten in der Idyllevon St. Magdalena, und auch wenn nicht alle Dorfbewohner den modernenBetonkubus mit den dunklen Scheiben ins Herz geschlossen haben, so istdas Haus doch schnell zu einem festen Bestandteil der Dorfkultur geworden.„Immer wieder kommen die Kinder vom Dorf mit irgendwelchen Fund-stücken zu mir und fragen, was das ist“, erzählt Andrea Leitner.Die schnelle Integration liegt auch an ihr. Sie ist „eine von hier“, ist im Hofneben dem Naturparkhaus aufgewachsen, in St. Magdalena zur Schulegegangen und hatte schon immer eine Verbundenheit mit den Menschen,der Natur und den Bergen vor der Haustüre. Das hat sie als Jugendlicheeinmal in ein wahres Dilemma gestürzt: „Ich war damals in einen Jungenverliebt, und als der auf einem Ausflug eine Cola-Dose in die Landschaftgeworfen hat, konnte ich das gar nicht fassen. Doch obwohl ich so verliebtwar, habe ich ihn dafür geschimpft.“ Seit Anfang dieses Jahres führt Andrea Leitner, die 2008 ihr Biologiestudiuman der Universität Innsbruck abgeschlossen hat, Besucher durch das Natur-parkhaus, zeigt ihnen Computer-Info-Points, die die Geschichte des Parkserklären, das begehbare Luftbild, über dem dreisprachige (deutsch, italie-nisch, ladinisch) digitale Textzeilen zum Beispiel darüber informieren, dass„4 Adlerpaare im Naturpark ansässig“ sind. „Die Dolomiten werden ja auchals Geschichtsbuch der Erde bezeichnet – hier kann man das gut erklären“,sagt Andrea Leitner im interaktiven Ausstellungsbereich „Berge anfassen“.Sie steht vor Felsbrocken, die mit „Bellerophon und Bozner Quarzporphyr“überschrieben sind. Im ersten Stock dreht sich dagegen alles um die Tieredes Parks: Steinadlerfedern und Vogelnester, Eier und Felle, Geweihe undKnochen sind dort ausgestellt, und Andrea Leitner präsentiert all die Lärchenholz-Schubfächer und -Schaukästen mit einer Mischung aus Stolzund Begeisterung. „Ich will hier die Aufmerksamkeit der Besucher schärfen“,erklärt sie. „Man braucht nur eine gewisse Sensibilität für die Natur, dannsieht man auf einer Wanderung im Naturpark viel mehr. Wenn ich zum Bei-spiel wandern gehe, dann sehe ich fast jedes Mal einen Adler.“ Leider fügtsie dann noch hinzu: „Wie genau das funktioniert, weiß ich aber auch nicht.“

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Schließlich sind wir an den vier großen Panoramaglasscheiben angekommen.Man sieht auf die Schule und die spielenden Kinder nebenan, den VillnösserBach, die Bauernhöfe im Dorf, die Wiesen, den dunklen Bergwald, die hellenSchneefelder und schließlich, imposante 1.700 Höhenmeter über uns, dieSpitzen der Geisler, Wahrzeichen des Parks. Andrea Leitner steht nebender Sichtbetonwand unter der Aufschrift „Sehnsucht“ und schaut gemeinsammit ihren Besuchern hinaus in die Berge. Es wird Zeit, sie zu erkunden.

ANDREA LEITNER ÜBER …

… DIE GEISLERSPITZEN: „Meiner Meinung nach sind die Geislerspitzen die schönsten Berge der ganzenDolomiten. Vielleicht ja sogar der ganzen Welt.“

… ÜBER DEN NATURPARK:„Es gilt das zu bewahren, was wir haben. Denn verbessern kann man im Natur-park eigentlich nichts mehr.“

… DIE TIERBEOBACHTUNG IM NATURPARK:„Wer im Naturpark Tiere sehen will, der sollte am besten ganz in der Früh oderspät am Abend eine Wanderung unternehmen. Da hat man die größten Chancen,Gämsen, Murmeltiere und vielleicht auch einen Adler zu sehen.“

Die sieben Naturparke in Südtirol sind großflächige, für Südtirol und dieAlpen repräsentative Natur- und Kulturlandschaften, die unter beson -derem Schutz stehen. Der Wert der Naturparke liegt in ihrem Beitragzur Erhaltung von Natur und Landschaft, zu Forschung und Bildung undals unmittelbares Naturerlebnis. In den Dolomiten liegen die NaturparkeSchlern-Rosengarten, Sextner Dolomiten, Puez-Geisler und Fanes-Sennes-Prags.

Der Naturpark Puez-Geisler umfasst eine Fläche von rund 10.196 ha underhielt seinen Namen von den markanten Gipfeln der Puez- und derGeislergruppe. Das bestimmende Gestein ist der Dolomit. BekannteWanderwege im Naturpark sind der Adolf-Munkel-Weg und der Rollstuhl -fahrer-freundliche Naturerlebnisweg Zans, ein Schauweg mit erklärendenTafeln. Außerdem werden dem Besucher bei geführten „naturkundlichenWanderungen“ die geologischen, biologischen und kulturellen Schätzedes Naturparks vermittelt.

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INFORMATIONEN

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Das Naturparkhaus in St. Magdalena ist die zentrale Informationsstellefür den Naturpark Puez-Geisler. Das kubusförmige, zweigeschossigeGebäude aus papyrusfarbenem Beton wurde von den Architekten StefanBurger und Birgit Rudacs aus München entworfen und im Dezember2009 eröffnet.

Naturparkhaus Puez-Geisler | Kontakt: Andrea LeitnerSt. Magdalena 114/a | I-39040 Villnöss | Tel.: +39 0472 842 [email protected]/natur/2803/parke/pues/naturphaus.htm

KONTAKT

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DIE BEHÜTERIN | 17

03_BEHUETERIN Verbundenheit zur Natur: Andrea Leitner gibt ihr Wissen an die Besucher weiter

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01_INSPIRIERTER Vor 15 Jahren zu seinen Wurzeln in die Dolomiten zurückgekehrt: Küchenchef Norbert Niederkofler

NORBERT NIEDERKOFLER

Der Inspirierte

„Die Dolomiten haben mich den Kontakt zur Natur gelehrt und meinen Stilverändert“, sagt Norbert Niederkofler und blinzelt in die Berge. Wir sitzenauf einer Terrasse in St. Kassian im Gadertal, wo er seit 15 Jahren kocht undmit der beruhigenden Gewissheit durchs Leben geht, einer der bestenKüchenchefs Südtirols zu sein. Die Natur ist bereits angerichtet: Heilig-kreuzkofel, Lavarela und Conturinesspitze; Felsen türmen sich, und weiteroben Richtung Lagazuoi und Falzarego zeugt ein großes Bachbett von denKräften, die die Natur hier freisetzen kann. Man könnte die Landschaft alsintensiv und gehaltvoll bezeichnen und das ohne Weiteres auf NiederkoflersKüche umlegen. Norbert Niederkofler sitzt leger und stilvoll gekleidet auf der Terrasse. 49 Jahre ist er alt, wirkt weltmännisch und doch heimatverbunden, trägtJeans, einen dünnen Pulli, darunter ein Hemd, das sympathischerweisenicht in der Hose steckt; Starallüren sind ihm fremd. Seit 15 Jahren ist erwieder zurück in Südtirol, er, der Abtrünnige, der mit 19 Jahren das Ahrntalverlassen hat und sich sicher war, nie mehr zurückzukommen. Niederkoflerhat bei Witzigmann in München gelernt und hat dann in Deutschland,

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02_INSPIRIERTER Eine klare Linie, bei der die regionalen Produkte stets im Vordergrund stehen

DER INSPIRIERTE | 19

Österreich, Amerika und in der Schweiz gekocht, ehe er doch wiederzurück in die Dolomiten kam. „Eigentlich wollte ich nur ein paar Jahre bleiben“, gesteht er. „Ich habe Südtirol im Laufe der Zeit schätzen gelernt.“Aus einer einfachen Pizzeria im Hotel Rosa Alpina in St. Kassian hat Niederkofler schnell ein kleines exklusives Restaurant gemacht. Vor dreiJahren bekam er den zweiten Michelin-Stern. Das St. Hubertus ist ihm ansHerz gewachsen. Und was kommt nun? „Na, was soll kommen?“, fragt er,„Ich arbeite auf den dritten hin.“Das Geheimnis seiner Küche sei, dass sie klar, zurückgefahren und auf dieQualität bedacht ist. „An erster Stelle kommt für mich immer das Produkt.Erst an zweiter Stelle kommt der Koch.“ Fisch oder Fleisch, eine Beilageund eine passende Soße, das war’s auch schon. „Reduktion aufs Wesent -liche“, nennt er das. Und das hat sich seit drei Jahren sogar nochmals verstärkt. „Ich glaube, die Linie im Restaurant ist noch klarer geworden“,sagt Niederkofler und erzählt, dass er 2007 die Berge vor seiner Haustürenicht nur als Inspiration für die Küche, sondern auch als Sportgelände fürseinen Körper entdeckt hat: Rennradfahren, Mountainbiken und Wandern

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im Sommer, Skifahren und Langlaufen im Winter. 15 Kilo hat er abgenommen,fühlt sich gesund und lebendig und hat nun auch seinen Körper aufs Wesent-liche reduziert. Ein dunkles Wolkengebilde schiebt sich vor die Sonne, dasLicht auf der Terrasse verändert sich, und Niederkofler sagt spürbar beein-druckt von seiner Heimat: „Hier hat man alle Stimmungen – von himmel-hoch jauchzend bis zu Tode betrübt, das ist einzigartig an diesen Bergen.“Dann weht der Wind die Servietten vom Tisch. Etwa die Hälfte der Produkte, die es in die Rosa-Alpina-Küche zu den 22Mitarbeitern schaffen, kommen aus der Region. Von einer Käserei im Ort,einem Kräuterbauern in Brixen oder einem Metzger in Zwischenwasser.„Wenn ich hier den Menschen ins Gesicht schaue, dann weiß ich genau,was sie verkaufen“, sagt Niederkofler. Und natürlich kommt in St. Kassianimmer auch der tagtägliche Einfluss der Dolomiten dazu: das Quellwasser,die Höhenluft, die Atmosphäre. Wer weiß, vielleicht macht genau dieseMischung eines Tages den dritten Stern aus.

NORBERT NIEDERKOFLER ÜBER …

… SÜDTIROLER KÜCHE: „Die Südtiroler Küche ist etwas Besonderes. Die Einflüsse kommen aus dermediterranen Welt genauso wie aus dem bodenständigen Tirol und auch ausdem österreichisch-ungarischen Kulturkreis.“

… DEUTSCHE UND ITALIENISCHE KÜCHE: „Wenn ich essen gehe, dann gehe ich in ein Restaurant, wo man einfacheSachen bekommt. Ich glaube das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Italien und Deutschland. In Italien waren die Sternerestaurants früher kaumbekannt, es zählte nur die Küche der Mutter und Großmutter. Und an denAutobahnraststätten war das Essen dann gut, wenn viele LKWs dort standen.Essen ist hier ein Teil vom Leben: einfach und gut.“

… EIN GUTES MENÜ: „Wenn mir jemand sagt, dass er nach meinem 7-Gänge-Menü gut schlafenkonnte, dann ist das das beste Kompliment für meine Küche.“

Das St. Hubertus ist eines der drei Restaurants im Hotel Rosa Alpina inSt. Kassian im Gadertal. Seit 2007 hat es zwei Michelin-Sterne; somitverfügt St. Kassian, gemessen an seinen 700 Einwohnern, mit drei Sternen(das Restaurant „Siriola“ im Hotel Ciasa Salares hat einen Stern) überdie höchste Sternedichte in ganz Europa.

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INFORMATIONEN

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03_INSPIRIERTER Norbert Niederkofler nutzt die Dolomiten als Inspiration und Energiespender

DER INSPIRIERTE | 21

Mit 16 Guide-Michelin-Sternerestaurants in 2010 verfügt Südtirol unterallen Provinzen Italiens über die meisten Sterneküchen. Neben dem St. Hubertus von Norbert Niederkofler ist die Trenkerstube von Küchen-chef Gerhard Wieser im Hotel Castel in Dorf Tirol ein weiteres Zwei-Sterne-Restaurant in Südtirol. Der „Gault Millau Südtirol 2010“ verliehinsgesamt 90 Hauben.

In Südtirol werden für eine authentische Küche vorwiegend regionaleProdukte verwendet. Die europäischen Qualitätssiegel g.g.A. (geschütztegeografische Angabe) und DOC (Denominazione di Origine Controllata)garantieren die Lebensmittelsicherheit und den Verbraucherschutz durchstrenge Kontrollen aller Produktionsphasen. So werden regionale land-wirtschaftliche Produkte und Spezialitäten wie Südtiroler Apfel g.g.A.,Südtiroler Speck g.g.A. und Südtiroler DOC Wein geschützt und gefördert.

Restaurant St. Hubertus (Hotel Rosa Alpina)Kontakt: Norbert NiederkoflerMicurà-de-Rü-Str. 20 | I-39030 St. Kassian | Tel.: +39 0471 849 [email protected] | www.rosalpina.it

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KONTAKT

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MICHAEL WACHTLER

Der Sammler

Wenn die Dolomiten ein Buch wären, dann gäbe es einen Mann, der dieGeschichten darin besonders gut kennt und vorlesen kann. Michael Wacht-ler aus Innichen, die Brille ein wenig schief auf der Nase, das Jackett leichtabgewetzt und die Haare dezent zerzaust, 51 Jahre alt, bezeichnet sichselbst als „Übersetzer der Sprache der Steine“.Was darunter zu verstehen ist, demonstriert er an einem alten Gebäude inInnichen, seinem Wohn- und Arbeitsplatz, vor einer etwa zwei Quadrat -meter großen Steinplatte. Wachtler hat sie erst vor ein paar Monaten amPiz da Peres gefunden, und nun wird ihre Geschichte dechiffriert: „DasTagebuch der Welt kommt nirgendwo so gut zum Vorschein wie in denDolomiten.“ Auf der Steinplatte ist etwas, das aussieht wie Vogelspuren undverwischte Schlieren. „Fossilien sind eine Momentaufnahme“, sagt Wachtlerdann und beginnt die Geschichte dieses Moments zu erzählen: „Es war einMorgen im April vor 241 Millionen Jahren. Am Strand hat es geregnet bisetwa zehn Uhr, dann hat die Sonne auf den Sand geschienen, und hier istein eidechsenähnliches Wesen, eine Urform des Dinosauriers, spazierengegangen und ein krokodilähnliches Raubtier ist ihm hinterhergesprungen.

01_SAMMLER Michael Wachtler auf der Suche nach den unentdeckten Schätzen der Dolomiten

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02_SAMMLER Wer genau hinschaut, kann in den Fossilien die Geschichte der Dolomiten lesen

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Danach hat eine Welle eine neue Sandschicht über die Abdrücke gespültund alles für die Nachwelt konserviert.“ Die Platte wird bald in WachtlersMuseum „Dolomythos“ zu sehen sein. Wer ist dieser Michael Wachtler? Ein Philosoph? Ein Fantast? „Ich fühlemich nicht als Wissenschaftler“, sagt er. „Es reicht ja schon, wenn man mitoffenen Augen durch die Welt geht und mit einem geschulten Verstandbeobachtet.“ Wachtler hat eine wechselhafte Biografie. Er studierte Wirt-schaft, war in Innichen bis zu seinem 30. Lebensjahr erfolgreich in derImmobilienbranche tätig und entschied sich dann auszubrechen, von seinemVermögen zu leben und sich der Welt der Steine zu widmen. Er war als Kristallsucher in der ganzen Welt unterwegs, machte später den größtenGoldfund der Alpen und spezialisierte sich dann auf Fossilen. Als er 1999einen versteinerten Urahn der Schlange entdeckt hat, nannte ein Professorden Fund Wachtler zu Ehren „Magechirella wachtleri“. Über 30 Bücher hater mittlerweile geschrieben, Filme gedreht und in Innichen ein Museumaufgebaut. Und es stört ihn nicht, dass er mit seinen Thesen gelegentlichaneckt und auf Widerspruch stößt.

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Wir fahren von Innichen hinauf zum Furkelpass, jenem Ort, an dem MichaelWachtler bereits so viele Geschichten freigelegt hat. Er ist ins Erzählengekommen, er gestikuliert, macht kurze Denkpausen, verfolgt einenGedanken, lässt ihn wieder fallen, kümmert sich um den nächsten. Obenam Furkelpass, auf knapp 1.800 Metern Höhe, deutet Wachtler hinauf zumPiz da Peres und erzählt von seinem letzten großen Fund: ein versteinertesSkelett eines Urzeitwesens. „Zehn Jahre lang bin ich den Graben rauf, denGraben runter, rauf und runter – und habe nichts gefunden. Und dannplötzlich so etwas!“ 70 bis 80 Tage im Jahr ist Wachtler in den Dolomitenunterwegs, sucht, streunt herum, schläft in den Felsen, setzt sich Gefahrenaus. „Dort“, sagt er und deutet wieder in die zerklüftete Felswand, „wandereich trockenen Fußes einen Meeresgrund entlang. Das ist ein Urzeitparadiesmit tropischen Stränden und Wäldern, Muscheln und Skeletten, Farnenund Wurzeln, Tümpeln und vielen anderen kleinen Dingen, denen ich eineBedeutung geben muss – eine komplett lebendige Welt, deren Geschichteich übersetzen muss.“ Die Dolomiten haben noch viele Geschichten zu erzählen. „Es fehlen nochganze Bücher“, sagt der „Zeitenwanderer“ Wachtler, dreht sich um undmarschiert Richtung Piz da Peres, dem Berg aus Stein.

03_SAMMLER Fossilien und Versteinerungen aus den Dolomiten – Denkmäler aus einer anderen Zeit

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MICHAEL WACHTLER ÜBER …

… DIE SCHÖNHEIT DER DOLOMITEN:„Ich bin ein Kind der Berge und bin durch die Berge der Welt gereist. Und trotz-dem ist mein Auge nirgendwo so fasziniert wie hier. Von den Formen, den Stim-mungen und den Nuancen der Farben. Diese Steine sind Kunstwerke der Natur.“

… DIE VERBORGENEN SCHÄTZE IN DEN BERGEN: „Man denkt ja immer, die Dolomiten sind von oben bis unten abgegrast, aberes gibt dort noch an so vielen Stellen etwas zu entdecken und freizulegen.“

… ÜBER DIE ERSCHLOSSENE UND DIE UNERSCHLOSSENE WELT DER DOLOMITEN:„Wenn ich am Piz da Peres unterwegs bin, dann blicke ich direkt auf das Ski -gebiet am Kronplatz. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten, die hierganz dicht beisammenliegen.“

Das Naturmuseum Bozen ist das einzige Landesmuseum für Naturkundeund die zentrale Dokumentations- und Sammelstelle für naturkundlicheObjekte in Südtirol. Die Dauerausstellung veranschaulicht die Entstehungund das Erscheinungsbild der Südtiroler Landschaften inklusive der Dolo-miten. Besucher werden durch Inszenierungen, Spiele oder Experimentezu einem aktiven Museumsbesuch angeregt.

Der Kulturführer Culturonda© Dolomythos umfasst geografisch und thematisch das gesamte Südtiroler Dolomitengebiet und bündelt zwölfgroße Themen: von der Geologie über die Handelswege bis hin zur ladi-nischen Sprache. Südtirol-Besucher können sich mit dem Führer selbstauf Spurensuche im UNESCO-Weltnaturerbe begeben. Zu jedem derzwölf Themen finden sich in Culturonda© Dolomythos drei besondereErlebnispunkte. Die Routen sind individuell plan- und kombinierbar.

Die acht Kilometer lange und bis zu 400 Meter tiefe Bletterbachschluchtliegt im Südtiroler Unterland zwischen den Dörfern Aldein und Radein.Hier finden sich Gesteinsschichten aus der Epoche des Unterperm voretwa 280 Millionen Jahren bis in die Mittlere Trias vor etwa 235 MillionenJahren. Einzelne Funde wie versteinerte Muscheln, Pflanzenfossilien undüber 20 verschiedene Arten von Saurierspuren sind im Besucherzentrumdes Geoparc Bletterbach und im Geomuseum in Radein ausgestellt.

Dolomythos – Schatzkammer der Dolomiten | Kontakt: Michael WachtlerP.-P.-Rainerstr. 11 | I-39038 Innichen | Tel.: +39 0474 913 [email protected] | www.dolomythos.com

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INFORMATIONEN

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KONTAKT

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EINBLICK

Büro Reinhold Messner c/o MMM FirmianSigmundskroner Str. 53 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 631 [email protected] | www.reinhold-messner.it

KANTIOLER

Strix Naturfotografen Südtirol | Kontakt: Josef HackhoferAlpinistr. 18a | I-39031 Bruneck [email protected] | www.strixnaturfoto.org

Atelier Natur – Jahreszeiten in Südtirol | Georg Kantioler, Inga HospAthesia | ISBN 978-8882664459

Südtirol: Von der Vielfalt der Landschaft | Martin Schweiggl Tecklenborg | ISBN 978-3934427976

Faszination Erde: Südtirol/DolomitenKunth | ISBN 978-3899444933

MUTSCHLECHNER

Geführte Touren durch die Dolomiten:Bergführer Verein Val BadiaCol-Alt-Str. 94 | I-39033 Corvara | Tel.: +39 0471 836 [email protected] | www.altabadiaguides.com

Die schönsten Schutzhütten. Naturpark Fanes-Sennes-PragsHans Kammerer | Tappeiner | ISBN 978-8870732580

Höhenwege in den Dolomiten | Helmut DumlerBruckmann | ISBN 978-3765438608

Dolomiten – Wunder der Wirklichkeit | Isolde von Mersi, Christian Tschurtschenthaler | Athesia | ISBN 978-8882661670

Die Erschließung der Dolomiten: Auf den Spuren der Pioniere Paul Grohmann und Viktor Wolf-Glanvell in den Bleichen BergenHans-Günter Richardi | Athesia | ISBN 978-8882665241

Sagen aus den Dolomiten | Nadja FalkensteinerAthesia | ISBN 978-8860110732

LEITNER

Amt für Naturparke | Kontakt: Renato SascorLandhaus 11 | Rittner Str. 4 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 417 [email protected] | www.provinz.bz.it/natur

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RECHERCHE

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RECHERCHE | 27

Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und VogelschutzKontakt: Leo UnterholznerPostfach 146 | I-39012 Meran | Tel.: +39 0473 232 [email protected] | www.vogelschutz-suedtirol.it

Dolomiten – Die schönsten Berge der Welt | Reinhold Messner, Jakob Tappeiner | Tappeiner | ISBN 978-8870733174

Kulturlandschaft Südtirol | Christoph Mayr, Peter OrtnerAthesia | ISBN 978-8882663971

Kletterführer. Dolomiten | Anette Köhler, Norbert MemmelBergverlag Rother | ISBN 978-3763330157

NIEDERKOFLER

Genuss-Skifahren und Aufstieg mit Genuss:Tourismusverband Alta Badia | Kontakt: Nicole DorigoCol-Alt-Str. 36 | I-39033 Corvara | Tel.: +39 0471 836 176 [email protected] | www.altabadia.org

Gault Millau Südtirol 2010 | Karl Hohenlohe Athesia | ISBN 978-8882666071

Michelin Italia 2010: Hotels und Restaurants (Michelin Guide Italia)Travel Media House | ISBN 978-2067145115

St. Hubertus: Kochen mit Norbert Niederkofler | Karin BernhartAthesia | ISBN 978-8882662417

Die neue Südtiroler Küche: 15 Meisterköche und ihre Lieblingsrezepte zum Nachkochen | Stefan Stabler, Herbert HintnerAthesia | ISBN 978-8882666026

WACHTLER

Naturmuseum Südtirol | Kontakt: Vito ZingerleBindergasse 1 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 412 [email protected] | www.naturmuseum.it

Geoparc Bletterbachschlucht Besucherzentrum | Kontakt: Christian WeberLerch 40 | I-39040 Aldein | Tel.: +39 0471 886 [email protected] | www.bletterbach.info

Dolomiten – Wunderwelt aus Kristall | Michael WachtlerSpectrum | ISBN 978-8887272604

Mineralienwelt Südtirol | Volkmar Mair, Daniel Lorenz, Michael EschgfällerTappeiner Verlag | ISBN 978-8870735123

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Land | ItalienStatus | Autonome Provinz Bozen – Südtirol (seit 1972)Fläche | 7.400 km2

Einwohner | 504.611Landeshauptstadt | Bozen (103.609 Einwohner)Amtliche Sprachen | Deutsch (70 %), Italienisch (25 %), Ladinisch (5 %)Angrenzende Staaten | Österreich, SchweizÜbernachtungen/Jahr | 28,1 Mio., davon 17 Mio. im SommerHerkunft Touristen | 46 % DE, 37,1 % IT, 3,7 % CH, 2,8 % AT

UNESCO-Weltnaturerbe | DolomitenHöchster Berg | Ortler, Vinschgau (3.905 m)Größter See | Kalterer See (1,47 km2, wärmster Badesee der Alpen)Längster Fluss | Etsch (153 km)Kleinste Stadt | Glurns, Vinschgau (880 Einwohner)Höchster Kirchturm | Schlanders, Vinschgau (91 m)Längste Skipiste | Trametsch auf der Plose, Eisacktal (9 km)Größte Hochalm | Seiser Alm, Dolomiten (52 km2)Größter Skiverbund | Dolomiti Superski (1.200 km Skipiste)Nationalparks | Nationalpark StilfserjochNaturparks | Schlern-Rosengarten, Texelgruppe, Puez-Geisler, Fanes-Sennes-Prags, Trudner Horn, Sextner Dolomiten, Rieserferner-AhrnTourismus-Website | www.suedtirol.info

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DATEN UND FAKTEN ZU SÜDTIROL

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PRESSEKONTAKTE | DVD | 29

Für Deutschland und Österreichhäberlein & mauerer | agentur für public relations | Miriam ObererRosenthaler Str. 52 | D-10178 BerlinTel.: +49 30 726 208 273 | Fax: +49 30 726 208 [email protected] | www.haebmau.de

Für die SchweizBernet_PR | Sonja StieglbauerOlgastr. 8 | CH-8001 ZürichTel.: +41 44 266 90 80 | Fax: +41 44 266 90 [email protected] | www.bernet.ch

Südtirol Marketing K.A.G. | Judith OberhuberPfarrplatz 11 | I-39100 BozenTel.: +39 0471 999 888 | Fax: +39 0471 999 [email protected] | www.suedtirol.info/presse

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HerausgeberSüdtirol Marketing K.A.G.Pfarrplatz 11 | I-39100 Bozen

Konzept und Texthäberlein & mauerer AG I Berlin

Design | borgwardt design | Berlin

FotografieMax Lautenschläger | BerlinAlex Filz | BozenGeorg Kantioler | Feldthurns

Druck | Ferrari Auer | Bozen

IMPRESSUM

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