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Die Zeiten ändern sich – und in der Abfallwirtschaft tun sie das besonders
gründlich. War vor 50 Jahren Abfall noch etwas, das es möglichst schnell zu
vergraben und zu vergessen galt, so lernen wir zunehmend unsere Deponien,
die neuen wie die alten, als wertvolle Ressourcen schätzen; waren Deponien
damals noch ein Dorn im Auge des Umweltschutzes, so bilden sie heute ein
Drehkreuz umweltbewussten Handelns.
So erzeugen wir auf der Deponie Dyckerhoffbruch pro Jahr rund 17 Millionen kWh
Strom aus der umweltfreundlichen Verwertung von Deponiegas. unsere fotovoltaik-
anlagen liefern nochmals über eine Million kWh Solarstrom pro Jahr.
Vor allem aber stellen Deponien rohstofflager dar, die um so wichtiger werden, je
weiter natürliche Vorkommen zur neige gehen. Denn die in der Deponie kon-
servierten Wertstoffe aus den Ablagerungen zurückliegender Jahrzehnte können
zurückgewonnen werden. Das gilt schon heute zum beispiel für kupfer und eisen,
aber auch für seltene Metalle wie indium, Antimon, platin, Gold, Silber, Selen oder
Tantal und wird in Zukunft noch bedeutsamer für das Mineral phosphor werden.
Diese für das pflanzenwachstum unerlässliche Substanz ist in Verbrennungsaschen
enthalten, die seit Jahren tonnenweise auf Deponien abgelagert werden.
Von der Müllkippe zur Schatzkiste – die Zeiten haben sich wirklich geändert. Des-
halb zeigen wir ihnen gern unser Arbeitsfeld. herzlich willkommen auf einer der
größten Deponien Deutschlands.
Michael Zorbach
Michael Zorbach,
Leiter des Bereichs Abfallwirtschaft
Tunnel
Wetterstation
6
1
2
3
4
5
5
7
Deponie iii
Deponie i
› Ablagerung 1983–1992
› 12,3 Mio. Mg
› 9,4 Mio. m³
Deponie ii
1 Verwaltungsgebäude
3 Kleinannahmestelle
6 Staubvorbehandlung
2 Waage
5 Fotovoltaik-Anlage
4 Umschlaganlage
7 ELW-Betriebshof
› Ablagerung 1992–heute
› 5,8 Mio. Mg
› 4,1 Mio. m³
› Ablagerung 1964–1982
› 14,9 Mio. Mg
› 10,5 Mio. m³
Übersichtsplan Deponie Dyckerhoffbruch
4 5
eine Deponie wird gebaut
Verabschieden Sie sich von der Vorstellung eines unappetitlichen Müllberges.
Seit 2005 gelten in der Abfallwirtschaft die regelungen der sogenannten
TASi (Technische Anleitung Siedlungsabfall). Darin wird vorgegeben, dass
auf Deponien nur noch Abfälle abgelagert werden dürfen, die sich biologisch
und chemisch weitgehend inaktiv verhalten, bei denen also weder starke
Zersetzung noch erhebliche chemische reaktionen zu erwarten sind (siehe
kasten „Was wird heute abgelagert?“). Darunter fallen etwa Sande, Aschen,
böden und mineralische Stoffe.
Alle Abfälle, die die strengen Anforderungen an die Ablagerung nicht er-
füllen, müssen mit einer geeigneten Vorbehandlung in ablagerungsfähigen
Abfall umgewandelt werden. Das gilt beispielsweise für restabfall aus der
hausmüllsammlung. Diese Abfälle werden auf der Deponie zwar angenom-
men, aber nicht abgelagert, sondern umgeschlagen: Spezielle Schubboden-
LkW transportieren den Abfall weiter in eine Verwertungsanlage. hausmüll
kommt derzeit in eine Müllverbrennung, die Verbrennungsrückstände
werden auf der Deponie abgelagert.
Vor 2005 sah es in der Abfallwirtschaft ganz anders aus …
Ablagerungsmengen, gesamt:
(seit Inbetriebnahme)
32.978.075 Mg
› davon Deponie i (seit 1964): 14.933.000 Mg
› davon Deponie ii (seit 1982): 12.255.470 Mg
› davon Deponie iii (seit 1992): 5.789.605 Mg
Verfülltes Volumen: 24.063.316 m³
› davon Deponie i: 10.500.000 m³
› davon Deponie ii: 9.430.000 m³
› davon Deponie iii: 4.133.316 m³
Restvolumen: 1.594.434 m³
Restkapazität: ca. 2.551.000 Mg
Stand: 31.12.2011
ÜberbLick Deponie Dyckerhoffbruch
› rost- und kesselaschen sowie Schlacken [190112]
› erde und Steine [170504]
› baustoffe auf Asbestbasis [170605*]
› Gemische aus beton, Ziegeln, fliesen und keramik [170107]
› Gießformen und -sand mit organischen bindern [100908]
› fliesen und keramik [170103]
› boden und Steine, die gefährliche Stoffe enthalten [170503*]
› Asphalt, teerfrei [170302]
› ca. 4% andere, nicht genannte Abfallarten
Stand: 31.12.2011
WAS WirD heuTe AbGeLAGerT? (Abfallart und -schlüssel)
Beim Bau des Deponiekörpers achten unsere
Mitarbeiter unter anderem auf Standsicherheit,
damit er sein eigenes Gewicht tragen kann.
In der Umschlaganlage laden unsere Mitarbeiter
Restabfall, Bioabfall, Altpapier, Kartonagen und
Sperrmüll zum Transport in eine Verwertungs-
anlage um.
Stäube werden in dieser Vorbehandlungsanlage
zu einer sandartigen Konsistenz verbacken,
damit sie bei der Ablagerung nicht vom Wind
fortgetragen werden.
Asbestabfälle werden in großen Säcken, soge-
nannten „Big Bags“, angeliefert. Bei trockener
Witterung werden die Säcke mit speziellen
Beregnern zusätzlich angefeuchtet, damit keine
Asbestfasern in die Luft gelangen. Danach werden
die Big Bags mit Sand und Schlacke überdeckt.
Eine Gefährlichkeit geht von diesen Abfällen nicht
aus, solange keine Fasern freigesetzt werden –
und das wird durch spezielle Vorgehensweisen
beim Einbau sichergestellt.
Gießereialtsand erfüllt die Ablagerungsbedingungen und
ist ausgezeichnet dazu geeignet, die Hohlräume zwischen
Abfallpaketen auszufüllen und so dem Deponiekörper
Standsicherheit zu geben.
6 7
1964
1965
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
2031
2032
2033
2034
2035
2036
2037
2038
2039
2040
inbetriebnahme Abschnitt i Stilllegung Abschnitt i
inbetriebnahme Abschnitt ii
inbetriebnahme Abschnitt iii/1 voraussichtliche Stilllegung Abschnitt iii/3
voraussichtliche Stilllegung der gesamten Deponie
TASi – ende der Ablagerung von hausmüll
Stillegung Abschnitt ii
Deponielehrpfad
inbetriebnahme der Gasfassung und Stromerzeugung
probebohrungen Abschnitt i zur ressourcenermittlung
Teichlehrpfad
Deponie i bau hauptdrainage Süd Tunnelbau bau Abfallumschlaghalle bau infiltrationsfläche
Das war einmal
bis in die 1970er Jahre wurden Siedlungsabfälle mehr oder
weniger einfach dort abgelagert, wo es sich anbot – so ent-
standen allein im Wiesbadener Stadtgebiet über 30 „Müllkip-
pen“, von denen eine erhebliche Geruchs- und umweltbelas-
tung ausging. Das änderte sich 1972, als die erste gesetzliche
regelung zum umgang mit Abfall in Deutschland erschien.
Sie verpflichtete die kommunen unter anderem dazu, Abfälle
nach Möglichkeit zu verwerten und die nicht verwertbaren
Abfälle auf einer „geordneten Deponie“ abzulagern. eine ge-
ordnete Deponie verfügt über aufwendige Maßnahmen, die
eine belastung von umwelt und Grundwasser durch Schad-
stoffe ausschließen, was von zahlreichen kontrollstationen
und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konti-
nuierlich überwacht wird. Zudem werden die eingelagerten
Abfallsorten und -mengen genau dokumentiert. Auf diese
Weise können wir auch in vielen Jahren noch nachvollzie-
hen, wo auf der Deponie welcher Abfall liegt. Der nächste
große einschnitt in der Abfallwirtschaft ereignete sich 2005,
als die TASi die Ablagerung unbehandelten restabfalls be-
endete. Der letzte Schritt von der Müllkippe zur Deponie.
0
375.000
750.000
1.125.000
1.500.000
Ablagerungs-menge [Mg]
Jahr
Ablagerungsmenge gesamt (1965 bis 2005) = 30.878.719 MgGesamtmengen unbehandelter Abfälle bis 2005 (vor TASi)
1965
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
462.
000
607.
000
577.
000
675.
000
922.
000
1.18
4.00
0
1.43
0.00
0
1.10
7.00
0
967.
000
746.
000
802.
000
570.
000
606.
000
682.
000
810.
000
977.
000
959.
000
850.
000
1.04
0.35
8
1.21
6.46
1
1.03
8.50
4
1.05
6.37
2
1.16
7.52
0
1.25
9.81
2
1.12
6.85
3
1.12
9.53
8
828.
333
802.
727
449.
933
424.
915
372.
436
336.
453
361.
773
260.
731
293.
239
262.
401
659.
521
635.
554
443.
267
425.
553
353.
464
6
Diese Zeiten sind vorbei:
Seit 2005 wird auf Deponien kein
Hausmüll mehr abgelagert.
8 9
rigolen
pumpbrunnen
Abschnitt i
Der älteste der drei Abschnitte, aus denen sich die Deponie
Dyckerhoffbruch zusammensetzt, wurde bereits verfüllt, als
der Steinbruch nur etwas weiter nördlich noch in betrieb war.
Von 1964 bis 1982 wurden erdaushub, bauschutt und Sied-
lungsabfall abgelagert.
Gemäß den damals geltenden Vorschriften besitzt dieser
Abschnitt keine basisabdichtung im Sinne der heutigen De-
ponieverordnung, doch zur Trennung von Deponiekörper und
Grundwasser wurde eine Abstandsschicht aufgebracht, die das
Sickerwasser zunächst zum sogenannten pfaffenloch führte.
Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Abschnitt i an das Sicker-
wasser-erfassungssystem der Gesamtdeponie angeschlossen.
regelmäßige Vergleichsproben aus Grundwasserbrunnen er-
geben, dass die Grundwasserqualität durch die Deponie nicht
wesentlich beeinträchtigt wird, die Abstandsschicht funktio-
niert also nach wie vor.
Der Abschnitt i wurde bei seiner Stilllegung renaturiert und ist
heute mit Gras, Gebüschen und bäumen bewachsen.
Abfall
Deponieaufstandsfläche
künstliche Auffüllung (Sand, böden, bauschutt)
planum („Dunkle folge“, natürliche geologische Ton-barriere)
Deponiebasis Abschnitt i
Rhein
ehemalige Steinbruchsohle
Tonschicht
Sickerwasser
Oberflächen-abdeckung
Abfall
Meß- und Probe-nahmebehälter
Sickerwasser- erfassungsbrunnen
Pumpprogramm zur hydraulischen Sanierung der Deponie I
ELW-Deponielehrpfad
› betriebsphase 1964 –1982
› Ablagerungsmenge 14.933.000 Mg
› Ablagerungsvolumen 10.500.000 m³
› fläche der Deponiebasis 275.000 m²
› basisabdichtung keine
› Zwischenabdeckung/
-abdichtung
vollständig
› temporäre oberflächen-
abdeckung
vollständig
› oberflächenabdichtung keine
› rekultivierung vollständig
› Gasfassung aktiv, über brunnen
› Sickerwasserfassung teilweise, über brunnen
› oberflächenwasserfassung vollständig
Stand: 31.12.2011
Deponie i
10 11
Abschnitt ii
Da der Abschnitt i bereits Anfang der 1980er Jahre nicht mehr
den gültigen Anforderungen an eine Deponie entsprach und
nur aufgrund einer plangenehmigung vorübergehend weiter
betrieben werden durfte, wurde nördlich davon der neue Ab-
schnitt ii vorbereitet. Dieser Abschnitt verfügt über eine 1 m
starke mineralische Dichtungsschicht, wobei auch die Aufla-
gefläche, das planum, bereits grundwasserhemmend wirkt.
Die Sohle ist mit einem Grabensystem ausgestattet, das das
Sickerwasser, dem natürlichen Geländegefälle folgend, nach
Südosten ableitet. Die Gräben bestehen aus Ton und sind mit
Schotter als Wasserleitschicht verfüllt.
Von 1982 bis 1992 wurde dieser Abschnitt mit bauschutt und
Siedlungsabfällen verfüllt. Danach wurden nur noch „inerti-
en“ abgelagert – unbedenkliche Stoffe, von denen keine re-
aktionen mehr ausgehen, beispielsweise Sand oder unbelas-
teter erdaushub. Abschnitt ii hat 2009 seine endgültige form
erreicht. eine oberflächenabdichtung ist in planung und wird
ab 2013 in mehreren bauabschnitten aufgebracht.
› betriebsphase 1983–1992 (hausmüll) /
1999–2007 (nur inertien)
› Ablagerungsmenge 12.255.470 Mg
› Ablagerungsvolumen 9.430.000 m³
› fläche der Deponiebasis 250.000 m²
› basisabdichtung Mineralisch / Dk i
› Zwischenabdeckung/
-abdichtung
vollständig
› temporäre oberflächen-
abdeckung
vollständig
› oberflächenabdichtung in planung
(baubeginn ab 2013)
› rekultivierung derzeit keine
› Gasfassung aktiv, über brunnen und
Drainagen
› Sickerwasserfassung vollständig
› oberflächenwasserfassung vollständig
Stand: 31.12.2011
Deponie ii
basisabdichtung Deponieabschnitt ii
Bau der Deponie II, 1982 Deponie II heute
Abfall
Schotterdrainage (flächen- und rigolendrainage)
Tondichtung
planum („Dunkle folge“, natürliche geologische Ton-barriere)cm
1
00
1
00
20-30 cm oberboden
150-200 cm reku-boden
filterflies, 200 g/m²
15 cm mineralische flächendrainage (Schotter)
Schutzvlies, 500 g/m²
kunststoffdichtungsbahn (kDb) d=2,5 mm
10 cm mineralische Trennschicht (hMV-Schlacke 0/12)
20 cm Gasdrainageschicht (hMV-Schlacke 12/63)
Deponiekörper
bau der oberflächenabdichtung 2013
12 13
Basis Deponie III/1+2
Planum
Tondichtung
Tondichtung
Schotterdrainage
Schotterdrainage
SandKunststoffdichtungsbahn
Geotextil
ABFALL
Kontrolldrainagerohr DN 100
Sickerwasserdrainagerohr DN 300
3030
7515
50cm
Basis Deponie III/3
Planum (“Dunkle Folge“)
Grobschotter
SandKunststoffdichtungsbahn
Sickerwasserdrainagerohr DN 300
2050
1550
cm
Tondichtung 2-lagigEntspannungsschicht (Sand)
Auffüllung
ABFALL
basisabdichtung Deponie iii / 1+2 basisabdichtung Deponie iii / 3
Sickerwasserdrainagerohr Dn 300 Sickerwasserdrainagerohr Dn 300
Sickerwasserdrainagerohr Dn 100
kunststoffdichtungsbahn kunststoffdichtungsbahn
Geotextil
basisabdichtung Deponieabschnitt iii / 1+2 basisabdichtung Deponieabschnitt iii / 3
Abschnitt iii
um den weiter verschärften Vorschriften des Deponiebetrie-
bes zu entsprechen, wurde bis 1992 der Deponieabschnitt
iii eingerichtet. er besitzt die aufwendigste basisabdichtung
aller Abschnitte, die aus mehreren übereinander liegenden
Dichtungs- und Drainageschichten besteht. Die Grundwas-
sersituation erforderte außerdem den einbau einer entspan-
nungsschicht. Da der Abschnitt iii auf dem nordhang von
Abschnitt ii aufliegt, musste hier eine spezielle Dichtungs-
schicht aufgebracht werden (nordhangabdichtung), damit
sich die Sickerwässer der beiden Abschnitte nicht miteinander
vermischen.
Abschnitt iii ist nochmals in drei unterabschnitte aufgeteilt,
deren basisabdichtungen sich geringfügig voneinander un-
terscheiden. er wird seit 1992 verfüllt und voraussichtlich bis
2018 vollständig aufgebaut sein.
› betriebsphase seit 1992
› Ablagerungsmenge 5.789.605 Mg (Stand: 31.12.2011), restkapazität ca. 2,5 Mio Mg
› Ablagerungsvolumen 4.133.316 m³ (Stand: 31.12.2011), restverfüllvolumen ca. 1,6 Mio m³
› fläche der Deponiebasis 170.000 m²
› basisabdichtung kombiabdichtung gem. TASi/DepV / Dk ii
› Zwischenabdeckung/-abdichtung vollständig
› temporäre oberflächenabdeckung vollständig – Ausnahme: einbaubereiche
› oberflächenabdichtung derzeit keine
› rekultivierung derzeit keine
› Gasfassung aktiv, über brunnen und Drainagen
› Sickerwasserfassung vollständig
› oberflächenwasserfassung vollständig
Stand: 31.12.2011
Deponie iii
Abfall
Schotterdrainage
Schotterdrainage
planum („Dunkle folge“)
Sand
Tondichtung (3-lagig)
cm
3
0
75
1
5
50
entspannungsschicht (Sand)
planum („Dunkle folge“)
Sand
Tondichtung (2-lagig)
cm
20
50
15
50
Abfall
Schotterdrainage
14 15
einfahrt und Waage
im 21. Jahrhundert sind wir als Deponiebetreiber zu einer
geordneten entsorgung gesetzlich verpflichtet. Geordnete
entsorgung ist ein festgelegter prozess, der schon vor der An-
lieferung beginnt: Der Anlieferer muss seinen Abfall anmel-
den und dabei genaue Angaben über dessen eigenschaften
machen.
bei der einfahrt wird das fahrzeug verwogen und bekommt
einen Abladeplatz zugewiesen. Auf diese Weise wird festge-
halten, an welcher Stelle der Deponie diese spezielle Liefe-
rung abgelagert wird. bei der Ausfahrt wird erneut gewogen,
aus der Differenz ergibt sich die angelieferte Abfallmenge.
Die einfahrt der Deponie mit der Waage wird auch von
einigen fremdfirmen auf dem Gelände genutzt, und auch
das geplante biomassekraftwerk findet hier eine optimale
infrastruktur vor.
Auf der Deponie gibt es
jedoch wesentlich mehr zu
tun als die Annahme von
Abfällen. Der Deponiekörper
selbst muss von qualifizier-
ten Fachleuten betreut wer-
den – zum Beispiel wegen
des Deponiegases, das sich
darin bildet.
Vor der ersten Anlieferung muss der Abfallerzeuger die Lieferung
anmelden und seinen Abfall „charakterisieren“, also genaue Angaben
über dessen Eigenschaften machen.
Anhand der Angaben des Anlieferers stellen wir fest, ob der Abfall auf unserer Deponie abgelagert werden darf. Wenn ja, bekommt der
Anlieferer eine Annahmeerklärung und darf anliefern. Um sicherzustellen, dass der Abfall den vorab erklärten Eigenschaften entspricht, nehmen
wir nach dem Zufallsprinzip oder bei Verdacht nach einem festgelegten Schema Stichproben und lassen sie analysieren.
Nach der Ausfuhrwägung bekommt der Anlieferer einen Lieferschein, der ihm die ordnungsgemäße Entsorgung mit Abfallmenge und -art
bescheinigt. Alle mit der Anlieferung verbundenen Vorgänge werden in einem Abfallwirtschaftssystem erfasst und dokumentiert.
Anzahl Wiegungen in 2011 nach Uhrzeit
5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Uhr
1.17
35.97
511.1
91
20.5
82
12.5
39
14.4
30
16.7
18
11.6
76
11.3
63
10.4
53
3.18
8
6
Gesamt: 119.294 Wiegungen in 2011
Im Schnitt wurden 497 Wiegungen pro Tag bzw. 41 Wiegungen pro Stunde vorgenommen
Anzahl Wiegungen in 2011 nach uhrzeit
16 17
Tonschicht
Sickerwasser
Drainage (Schotter)
Deponiegasfackel
Verdichter-anlage mit Gasanalyse
Blockheiz-kraftwerk wandelt Gas in Wärme und Strom Müll
PEHD-Dichtungsbahn läßt kein Wasser durch
Gasbrunnen saugen Methangas ab
2
3
4
Mikroorganismen produzieren Methangas
1
ELW-Deponielehrpfad
Infolge der 2005 geänderten Ablagerungsbedingungen wird das Deponiegasaufkommen in
den kommenden Jahrzehnten so weit zurückgehen, dass eine Verwertung nicht mehr wirt-
schaftlich ist. Dafür bleibt ein anderes Thema aktuell: Sickerwasser.
Deponiegas
Der Deponiekörper ist von einer Vielzahl von Mikroorganismen besiedelt,
die die Abfälle verstoffwechseln. Als Stoffwechselprodukt geben sie Gase ab,
die insgesamt das sogenannte Deponiegas bilden, das den Deponiekörper
durchsetzt. es besteht überwiegend aus Methan und kohlenstoffdioxid sowie
Stickstoff und Spurengasen, die ihm einen charakteristischen Geruch geben.
Damit das Deponiegas nicht unkontrolliert in die umwelt gelangt, wird es
über ein netz von Gasdrainagen und Gasbrunnen aus dem inneren des Depo-
niekörpers abgesaugt. Das gesammelte Gas kann in einer Gasfackel entsorgt
oder als energiequelle genutzt werden.
Vier Verdichterstationen sorgen dafür, dass
in den 160 Gasbrunnen und 8 km Gasdrai-
nagen ein Unterdruck von etwa 150-200 mbar
anliegt, um das entstehende Deponiegas aus
dem Deponiekörper abzusaugen.
Das Gas wird in sieben Unterstationen gesammelt und ent-
feuchtet. Mitarbeiter überwachen und dokumentieren die
Zusammensetzung des Gases regelmäßig. Dabei greifen sie auch
auf die Messungen von Analysegeräten zurück, die an allen vier
Verdichterstationen in Betrieb sind.
Seit 1989 betreiben wir mit dem Deponiegas
mehrere Blockheizkraftwerke und erzeugen
damit Strom, der in das öffentliche Netz einge-
speist wird, sowie Wärme für den Eigenbedarf
der ELW-Betriebsstätten.
DeTAiLS
Aktive Deponiegaserfassung
› 1990 ca. 21,9 Mio. m³
› 2000 ca. 18,2 Mio. m³
› 2010 ca. 8,4 Mio. m³
› 2020 ca. 3,5 Mio. m³
Stromerzeugung aus Deponiegas
› 1992 ca. 2 Mio. kWh
› 2000 ca. 27 Mio. kWh
› 2010 ca. 17 Mio. kWh
› 2020 ca. 7 Mio. kWh
Die Gasleitungen münden in den zentra-
len Gassammelbalken, wo das Gas für die
Verwertung nochmals aufbereitet wird.
Beispielsweise werden in einer eigens gebau-
ten Gasreinigungsanlage (Bild oben) soge-
nannte Siliziumverbindungen herausgefiltert,
die bei der Verbrennung im Motor Siliziumoxid
(Sand) bilden würden.
18 19
Sickerwasser
eine Deponie ist dem Wettergeschehen und damit auch dem nie-
derschlag ausgesetzt. Der niederschlag sickert in den Abfallkörper
ein und nimmt auf seinem Weg nach unten zwangsläufig Schad-
stoffe auf.
Damit das so belastete Sickerwasser nicht ins Grundwasser gelangt,
ist die Deponie nach unten mit einer mehrschichtigen barriere
abgedichtet (basisabdichtung). Das Sickerwasser wird in Drainagen
abgeleitet, zu Sickerwassersammelrohren geführt und fließt im
freispiegelgefälle zum tiefsten punkt der Deponie, dem sogenann-
ten pumpensumpf. Von dort wird es einer externen Sickerwasser-
behandlungsanlage zugeführt und gereinigt.
Um eine Deponie umweltgerecht zu betreiben, sind zahlreiche Kontroll- und Schutzmaßnahmen
nötig. Überwacht werden diese Einrichtungen von den Mitarbeitern der Deponieeigenkontrolle.
Die Zusammensetzung des Sickerwassers
wird, getrennt nach den Herkunftsbereichen,
regelmäßig im ELW-Betriebslabor sowie
in unabhängigen externen Labors
untersucht. Von Bedeutung sind neben
dem Schadstoffpotenzial bestimmte
Inhaltsstoffe, die uns Rückschlüsse auf das
Gasbildungspotenzial der Deponie geben.
Der Schacht rechts der Bildmitte ist der
Pumpensumpf, etwa 30 Meter unter
dem Geländeniveau. Hier laufen alle
Sickerwasserleitungen zusammen. Vor der
Weiterleitung an die Reinigungsanlage neh-
men unsere Mitarbeiter nochmals regelmä-
ßig Wasserproben zur Analyse.
Die Deponieleittechnik ist ein komplexes
System, das alle für den Deponiebetrieb
und für die Eigenüberwachung relevanten
Messwerte erfasst, archiviert, verarbeitet
und dokumentiert. Werden an einer Stelle
festgelegte Grenzwerte erreicht, alarmiert
das System automatisch die zuständigen
Mitarbeiter.
An der Grenzlinie zwischen den
Abschnitten II und III der Deponie
Dyckerhoffbruch verläuft ein Kontroll- und
Wartungstunnel, der das Sickerwasser
des Abschnitts III separat erfasst. Da
dieses Sickerwasser nicht in den älteren
Abschnitt II eindringen darf, sind die
Bereiche, in denen Abschnitt III auf dem
Hang von Abschnitt II aufliegt, mit einer
besonderen Abdichtung versehen, die das
Sickerwasser zum Tunnel führt.
DeTAiLS
Sickerwasser der Deponie in Zahlen
› 35.000–45.000 m3 Sickerwasser
pro Jahr
› Je nach Jahreszeit und Wetter fallen
zwischen 20 und 310 l Sickerwas-
ser pro Minute an.
› im Ganzen wurden 14 km rohrlei-
tungen auf der Deponie bis zum
hauptklärwerk verlegt.
20 21
Wir müssen jedoch nicht nur die Gegenwart überwachen, sondern auch an die Zukunft denken...
eigenkontrolle
es war bereits davon die rede, dass alle Vorgänge in
einer geordneten Deponie registriert und dokumentiert
werden müssen.
Das geht weit über die bloße erfassung von Abfallmen-
gen und -arten hinaus. Denn der Deponiekörper arbeitet.
es kommt zu Setzungen und Verschiebungen, außerdem
reagieren Abfallstoffe miteinander, Auslaugungen trans-
portieren Schadstoffe innerhalb der Deponie. Deponiegas
und Sickerwasser müssen zuverlässig abgeführt werden.
Die Deponie gibt Gase, Geruchsstoffe, Lärm und Wasser
in die umwelt ab, wenn auch nur in geringem Maße.
um die Überwachung all dieser parameter kümmern sich
die Mitarbeiter der Deponieeigenkontrolle, zu der jede
Deponie gesetzlich verpflichtet ist. Dabei geht es ebenso
um umweltschutz wie um Wirtschaftlichkeit. Solange
die Deponie in betrieb ist (Ablagerungsphase), helfen
Langzeitbeobachtungen dabei, entwicklungen abzuse-
hen und wirtschaftlich zu planen. nach Stilllegung der
Deponie (nachsorgephase) dienen die beobachtungen
und Messwerte der Langzeitsicherung.
Jahresbericht:
Die Deponieeigenkontrolle gibt einen jährlichen bericht
heraus, worin Zustand und Verhalten der Deponie sowie
prognosen zum emissionsaufkommen dokumentiert
werden. im Jahresbericht wird auch der bestimmungsge-
mäße betrieb der Deponie gegenüber der behörde und
der Öffentlichkeit festgestellt.
Der jeweils aktuelle Jahresbericht sowie das gültige
Abfallwirtschaftskonzept können auf der Website der eLW
eingesehen und heruntergeladen werden.
Ein kleiner Bruchteil des Deponiegases gelangt
nicht in das Entgasungssystem und tritt an der
Deponieoberfläche aus. Die Mitarbeiter der
Deponieeigenkontrolle messen und kartogra-
phieren diesen Gasaustritt regelmäßig, um die
Gaserfassung im Deponiekörper zu überwa-
chen und zu verbessern.
Ergänzend zur Eigenkontrolle werden
Fremdproben durchgeführt – zum
Beispiel durch das Umweltamt,
aber auch durch unabhängige
Sachverständige.
Regelmäßig werden Luftaufnahmen des
Deponiekörpers angefertigt. Am Deponie-
körper ausgelegte Passpunkte ermöglichen
den exakten Vergleich unterschiedlicher
Aufnahmen.
Die Sickerwasserkanäle werden von uns
regelmäßig gereinigt und überprüft.
Mit Kamerabefahrungen lassen sich Schäden
frühzeitig feststellen.
Das ELW-Betriebslabor analysiert die Grund-,
Oberflächen- und Sickerwasserproben der
Deponie und überprüft die Einleitwerte.
Parallel zum Aufbau der Deponie wird
von uns ein dreidimensionales Modell
im Computer erfasst und fortgeführt. So
können wir jederzeit Restverfüllvolumen
und Standsicherheit ermitteln und das
sogenannte Abfallkataster pflegen.
Von unserer Wetterstation bekommen wir wichtige Betriebsdaten,
zum Beispiel Niederschlagsmengen, Luftfeuchtigkeit und
Verdunstung. Diese Daten ermöglichen es uns, die Sickerwasser- und
Grundwasserneubildung zu beurteilen.
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Tonschicht
Fotovoltaik-anlage
Nordhangabdichtung
Steinbruchkante
Müll
Müll
170 müNN
Sickerwasser
Sickerwasser
Deponie III
Deponie II
2010
Tunnelfußdrainage HauptsammlertunnelHauptdrainage Süd
Randdrainage
Grundwasser
Grundwasser
Endausbau der Deponie II/III
ELW-Deponielehrpfad
planung und bau
Trotz recycling und kreislaufwirtschaft: Auch in Zukunft wer-
den Stoffe anfallen, die mangels geeigneter Verfahren noch
nicht verwertet werden können. in unserer Deponie sichern
wir diese Abfälle für einen beliebig langen Zeitraum und
ermöglichen damit eine spätere Verwertung. Auch deshalb
bauen wir die Deponie in getrennten Abschnitten auf, die
dem jeweils aktuellen Stand der Technik entsprechen.
Derzeit wird der Abschnitt iii aufgebaut, der voraussichtlich
noch vor dem Jahr 2020 vollständig verfüllt sein wird.
Was dann?
eine mögliche erweiterung sieht einen Überbau von Ab-
schnitt iii und dem oberen Teil des älteren Abschnitts ii vor.
Damit könnten wir bis etwa 2040 ausreichende kapazitäten
zur Abfallentsorgung bereitstellen.
Doch es kann sich auch heute schon lohnen, Altabschnitte
rückzubauen und dabei einerseits Wertstoffe zurückzuge-
winnen und andererseits an derselben Stelle wieder freien
Deponieraum zu schaffen.
Wie auch immer die Lösung ab 2020 aussieht: Die Deponie Dyckerhoffbruch steht jederzeit
für umweltfreundliche Abfallentsorgung auf dem Stand der Technik.
Der Gesetzgeber stellt sehr
hohe Anforderungen an die
geologische Barriere und
das Basisabdichtungssystem,
um den dauerhaften
Schutz des Bodens und des
Grundwassers sicherzustel-
len. Die Abdichtung besteht
aus einer mehrlagigen mine-
ralischen Komponente (Ton)
und einer darüberliegenden
Kunststoffdichtungsbahn.
Mit dem Bau der Deponie und depo-
nietechnischen Anlagen beschäftigen
wir mehrere Ingenieure. Sie planen
und bauen die Infrastruktur (Gebäude,
Straßen, Zufahrten) sowie abfallwirt-
schaftliche und deponietechnische
Anlagen.
Ein neues Rinnensytem zur Ableitung des
Oberflächenwassers wird gebaut.
Am alten Abschnitt I lassen wir
Probebohrungen vornehmen, um
den Wertstoffgehalt und damit das
Ressourcenpotential zu ermitteln.
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Die Deponie lebt! Deponie erleben
ein Drittel der gesamten fläche der Deponie Dyckerhoffbruch
ist als rückzugsgebiet für Tiere und pflanzen ausgewiesen.
Gemeinsam mit den begrünten Deponieabschnitten steht hier
ein rückzugsraum bereit, der von über 50 Vogelarten ange-
nommen wird, wie etwa dem Weißstorch, dem Graureiher,
dem Schwarzmilan, dem habicht, dem Mäusebussard, dem
pirol oder der nachtigall.
Darunter sind auch 12 Arten der roten Liste der in hessen
bedrohten Vögel, zum beispiel das Schwarzkehlchen, der
Steinschmätzer und der eisvogel, für die geeignete Lebens-
räume zum Teil eigens aufgebaut wurden.
Der einzigartige Lebens- und Wirtschaftsraum der Deponie
steht kleinen und großen besucherinnen und besuchern
offen. Zwei eigens eingerichtete Lehrpfade halten für
unsere Gäste einprägsame erlebnisse bereit.
Der Teichlehrpfad wendet sich vorwiegend an kinder.
Vier aufklappbare Tafeln rund um den Deponieteich geben
Antwort auf die häufigsten fragen der jungen besucher
und bieten weitergehende informationen in kindgerechter
form. Vorbereitete fragebögen regen zur beschäftigung
mit den Themen an.
Der Deponielehrpfad erstreckt sich über das gesamte
Deponiegelände und bietet auf zahlreichen Schautafeln
einen umfassenden einblick in Geschichte, Aufbau und
betrieb der Deponie Dyckerhoffbruch. unter fachkundi-
ger Leitung können besuchergruppen hier faszinierende
Stunden erleben.
[Fragen zu Tafel 1]
Arbeitsblätter zum ELW Teichlehrpfad
[Fragen zu Tafel 2]
Abwasser Sickerwasser
Regenwasser
2 . Im Teich befindet sich....
Sickerwasser Abfallwasser
Fallwasser
3. Wie heißt das Wasser, das durch den Abfallberg sickert?
Blatt 1/2
1. Warum ist das Wasser im Deponieteich nicht giftig?1. Warum leben auf der Deponie so viele Vögel?
2. Welche Vögel leben auf der Deponie? Schwarzmilan
Adler Mäusebussard Rabenkrähe
Geier Lachmöwe
Pelikan Teichrohrsänger
Weißstorch3. Welche der Vögel haben einen roten Schnabel?
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Konzept, Text und Redaktion
eLW, unternehmenskommunikation
eLW, kurt eisenbach
technetz.net, Volker Gringmuth
Fotos
Volker Gringmuth
eLW-Archiv
Gestaltung und Grafiken
pure:design, Mainz, Sabine Gutsch
Druck
claus fischer, Agentur für Druck und produktion,
Wiesbaden
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