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Magdalene Furch Depressionen Alles, was Sie darüber wissen müssen. Ursachen, Formen, Auswege.

Depressionen - 9783865917683

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Spätestens seit der Fußballer Robert Enke sich aufgrund einer Depression das Leben nahm, findet diese Erkrankung in der Öffentlichkeit immer mehr Beachtung.Trotzdem wissen die meisten viel zu wenig über die weit verbreiteten Depressionen. Genau an diesen Informationsmangel knüpft die Autorin an. Sie war jahrelang als Psychotherapeutin tätig und weiß, was Depressionen für Betroffene und ihr Umfeld bedeuten. Sie zeigt auf, welche Formen der Depression es gibt und wie man die Erkrankten als Angehörige oder als Freunde begleiten und unterstützen kann. Wertvolle Schritte auf dem Weg zur Heilung.

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Magdalene Furch

Depressionen

Alles, was Sie darüber wissen müssen. Ursachen, Formen, Auswege.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte Papier Enso Classic 95 liefert Stora Enso, Finnland.

Wenn nicht anders vermerkt, wurde für Bibelzitate die „Neues Leben“ – Übersetzung verwendet: Neues Leben. Die Bibel © 2002 und 2006 SCM R. Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten

© 2013 Gerth Medien GmbH, Asslar,in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München1. Auflage 2013Bestell-Nr. 816768 ISBN 978-3-86591-768-3Covergestaltung: Torge Stoffers, LeipzigCoverfoto: shutterstock.com, © tezzstockSatz: Die Feder GmbH, WetzlarDruck und Verarbeitung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1. Depressionen mit körperlichen Ursachen . . 13

Phasische Depressionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Manisch-depressive Erkrankungen . . . . . . . . . . . 21Was ist zu tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Vorbeugende Medikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Weitere Formen der organisch bedingten Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Depressionen verursacht durch eine andere Erkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

2. Seelisch bedingte Depressionen . . . . . . . . . . 47

Die Funktion unserer Seele, illustriert und erklärt an dem Bild des Seelenhauses . . . . . . . . 48Die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

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Depressive Lebensstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 74Depressiönchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78Depressionen verursacht durch unverarbeitete und unvergebene Schuld . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

3. Gesellschaftsbedingte Depressionen . . . . . . . 95

Die Macht des Geldes und seine Opfer . . . . . . . 98Gibt es Gegenmaßnahmen? . . . . . . . . . . . . . . . . 101

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Vorwort

Spätestens seitdem der Fußballer Robert Enke – ein gestandener Mann und erfolgreicher Sportler – sich in einer Depression das Leben nahm, ist das Tabu um diese häufig auftretende Erkrankung gefallen. Das ist gut, denn eine Depression ist eine schwere, belastende Erkrankung, und diese auch noch verste-cken zu müssen, ist für Betroffene und Angehörige eine zusätzliche Erschwernis.

Dennoch ist das Wissen über die Erkrankung noch sehr dürftig und der Informationsbedarf groß. Dieser Aufgabe widmet sich das vorliegende Buch.

Sie, liebe Leser, haben es zur Hand genommen, weil Sie sich informieren wollen. Es wird keine leich-te Lektüre werden, obwohl ich mich bemühe, in für jedermann verständlicher Sprache zu schreiben und Ihnen mit wenigen Fremdwörtern und vielen Bei-spielen das Verständnis zu erleichtern.

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Einleitung

Was ist eine Depression?

Zunächst einmal handelt es sich hier um eine Zu-standsbeschreibung. Das Wort „Depression“ bedeu-tet Niedergedrücktheit, und das ist ein Zustand. Die Betroffenen fühlen sich belastet, beschwert und nach unten gezogen. Ihre Stimmung ist im Keller, der Ei-genantrieb gebremst und ihre Gedanken kreisen um Negatives. Außerdem fühlen sie sich schwach, unfä-hig und auch körperlich beeinträchtigt.

Trotz dieser Schwäche kommen aber viele Men-schen innerlich nicht zur Ruhe, sodass ihr Schlaf ge-stört sein kann. Insgesamt handelt es sich also um einen erbarmungswürdigen, schlecht zu ertragenden Zustand, für den die Betroffenen keine logische Er-klärung finden.

Für dieses schlimme Befinden, die Depression, gibt es vielfältige Ursachen – körperliche wie see-lische – und, je nach Ursache, verschiedene Be-handlungsarten. Deshalb ist es so wichtig, durch ei-nen Facharzt erst einmal die Art der Depression dia gnostizieren zu lassen. Weder die Ursachen noch die Behandlungsmöglichkeiten kann man alleine

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herausfinden oder mit Hausmitteln beziehungsweise guten Ratschlägen kurieren, denn es handelt sich – das kann nicht oft genug betont werden – um eine ernste und, wie das Beispiel von Robert Enke zeigt, potenziell lebensgefährliche Erkrankung.

Wer in der medizinischen Fachliteratur zum The-ma Depression Auskunft sucht, stößt auf die Schwie-rigkeit, dass die Krankheitsbezeichnungen, also die Fachbegriffe, im englischsprachigen Bereich anders sind als im deutschen Sprachgebrauch. Das galt je-denfalls bis vor einigen Jahren. Inzwischen hat sich im Rahmen der Globalisierung die deutsche Wissen-schaft der englischsprachigen angeglichen.

Dennoch werde ich in diesem Buch die alten Be-zeichnungen beibehalten und das aus folgenden Gründen: Erstens halte ich diese Einteilung für sehr fundiert und verständlich und zweitens sind die meis-ten niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte mit diesen Begriffen vertrauter als mit den englischen.

Im Folgenden werden die beiden großen Gruppen mit ihren jeweiligen Untergruppen erwähnt, in die die verschiedenen Formen der Depressionen gemäß ihrer Ursachen eingeteilt werden:

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1. Depressionen mit körperlichen Ursachen

a. Endogene Depression, auch phasische Depression genannt

Sie tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf: phasische Depression, phasische Manie, manisch-depressive Erkrankung und larvierte (verschleier-te) Depression. Hier liegt die Ursache in einer (erblichen) Stoffwechselstörung im Gehirn.

b. Depressionen als Symptom anderer körperlicher Erkrankungen. Diese können zum Beispiel bei Schilddrüsenerkrankungen auftreten, aber auch aufgrund hormoneller Umstellungen im Körper in den Wechseljahren und in der Pubertät.

2. Seelisch bedingte Depressionen

a. Neurotische Depressionenb. Reaktive Depressionenc. Depressive Lebensstimmungd. „Depressiönchen“e. Depressionen verursacht durch unverarbeitete

und unvergebene Schuld

3. Gesellschaftsbedingte Depressionen

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1Depressionen mit körperlichen Ursachen

Fangen wir mit den organisch bedingten Depressio-nen an. Die Ursache dieser Depressionen liegt in den Genen, also in unserer Erbsubstanz. Es handelt sich dementsprechend um eine Erbkrankheit, und des-halb nennt man diese Form der Depressionen im deutschen Sprachraum auch endogene Depressionen, also von innen her kommende Depressionen. Ihnen liegt eine Stoffwechselstörung im Gehirn zugrunde oder, so weiß man heute, sogar verschiedene Stoff-wechselstörungen. Doch wir wissen noch längst nicht alles über diese Erkrankung. Denn bei allen Erkran-kungen, die im Gehirn stattfinden, ist es außeror-dentlich schwierig dahinterzukommen, wo die kon-kreten Ursachen liegen.

Wenn andere Organe des Körpers betroffen sind, zum Beispiel die Leber oder die Nieren, ist es leichter, diese eingehend zu untersuchen, indem man zum Bei-spiel eine Bauchspiegelung vornimmt oder eine Ge-webeprobe entnimmt und diese dann genau unter-sucht. Auf jeden Fall können wir uns in diesen

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Bereichen viel einfacher Kenntnis von den Vorgängen und auch krankhaften Veränderungen verschaffen. Würde man in das Gehirn hingegen mit einem noch so feinen Nädelchen pieken und würde man dort Ge-webe entnehmen, so würde man einen enormen Scha-den anrichten. Aus diesem Grund waren wir lange Zeit bei den meisten Erkenntnissen, die wir über das Gehirn haben, auf Zufallsbefunde angewiesen.

Solche Befunde waren meist Ergebnisse von Un-tersuchungen nach Unfällen mit schwerwiegenden Gehirnverletzungen, die sich durch Röntgen lokali-sieren ließen. Anschließend konnten dann die einzel-nen Ausfallerscheinungen den verletzten Regionen des Gehirns zugeordnet werden. Heute sind wir durch Durchblutungsmessungen, das Registrieren elektrischer Impulse und viele andere moderne Me-thoden in der Hirnforschung schon sehr viel weiter-gekommen, aber es gibt noch immer eine Menge Un-klarheiten und viel Neues zu entdecken.

Doch zurück zu den endogenen Depressionen, über die die Mediziner inzwischen zum Glück schon gut Bescheid wissen. Da diese Erkrankung erblich ist, folgt sie einem Erbgang, der leider eine ziemlich gro-ße Durchschlagskraft hat. Wenn ein Elternteil unter dieser Art der Depression leidet, geht man davon aus, dass statistisch gesehen die Hälfte der Kinder auch wieder dieses Erbgut in sich trägt. „Statistisch“ heißt aber ganz praktisch, dass nicht immer von vier Kin-

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dern einer Familie zwei an einer Depression erkran-ken, sondern in manchen Familien alle Kinder, in anderen wiederum gar keins. Und manchmal wird auch eine Generation übersprungen.

Daher lautet eine sehr wichtige Frage, wenn ein depressiver Patient zum Arzt geht: „Kam in Ihrer Fa-milie vielleicht schon häufiger eine Depression vor?“

Und nicht selten erinnert sich dann dieser Patient daran, dass eine Tante oder die Großeltern auch de-pressiv erkrankt waren.

Phasische Depressionen

Diese Form der Depression hat typische Merkmale. Zum einen tritt sie in der Regel (das bedeutet, dass es auch Ausnahmen gibt) im Frühjahr oder im Herbst auf. Das hat dazu geführt, dass man auf der Suche nach den Ursachen oder Auslösern der Erkrankung dem Verdacht nachgegangen ist, dass möglicherwei-se Luftdruckschwankungen und Unterschiede in den Lichtverhältnissen eine Rolle spielen können. Aus diesen Erkenntnissen ist zum Beispiel die Lichtthera-pie entstanden, bei der sich Menschen, die wissen, dass sie im Herbst voraussichtlich wieder unter De-pressionen leiden werden, mithilfe einer speziellen Lampe täglich einer „Lichtdusche“ aussetzen kön-nen.