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266 chen, welche man ihrer kryetalliuischeii Beschaffeiiheit we- geu zu den metamorphischeu zu zlbleu gewohnt ist. VII. Der Aspasiolilh als Pseudomorphose riach Cordieril, nebst Bemerkungen iiher Metamor- phismus; von YY: Hnidinger. (Mitgctlicilt vom Hm. Vcrf. mi den Abhrodl. dcr Frrunde dcr Naturwiacoachafico in Wico. ) vor einiger Zeit hatte icb eine Anzahl von den in den lnineralogischen Handbuchern als eigeiithiilnliche Species angeflihrten Korpern als Pseudomorphosen dem Cordierit angereibt ') den Fahlunit , den Praseolith, den Esmarkit, den Gigantolith, deu Bonsdorffit , den Chlorophyllit, den Weifsit und den Pinit. Vielleicht machte auch der Oosit dahin gehoren. Mehrere Mineralogen hatteii bereits frtiher bei einigen derselben auf die Thatsache der Pseudomor- phie hingewiesen, wie D a n a , T a m n a u ; auch erscheint sie bei einigeii Varietlten in den verschiedeiien Handstiik- ken so unzweifelhaft, dafs inan fuglich diejenigen nicht aus- schliefsen kauii , bei welchen das Aqsehcn mehr versteckt ist, und die daher, obwohl lange bekannt, keiue Vcran- lassung gabeu ihre EigenthUmlichkeit in Frage zu stellen. Die Aiialysen von 80 verschiedenen Fundorten der Mi- neralien selbst wurden zu deu verschiedeusteil Zeiten dcr Entwicklung der Analysirkuust von den verschiedensten Au- toren vollendet. Aufserhalb des Zusalnmenhanges konnten sie also aich nicht immer genau nach ihrem wahren Wer- thc verglcicheii lasseo, und gerade diejenigeii Aiialyseii fehl- ten, von welchen man durch deu Augeuscheiii beweisen koniite, dafs sie ail dem weichen umgebenden Theile uiid dem hiirteren unzweifclhaft inuerhalb eiuer eiiizigerl Kry- I ) hbhaodluogcn cler K. bfihmirclicn G~acllwhak dcr Wirienrchdtcn. V. Fulge, DJ. 4. Pnggondorff's hnnd. I&&. Bd. 67, S. 441.

Der Aspasiolith als Pseudomorphose nach Cordierit, nebst Bemerkungen über Metamorphismus

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chen, welche man ihrer kryetalliuischeii Beschaffeiiheit we- geu zu den metamorphischeu zu zlbleu gewohnt ist.

VII. Der Aspasiolilh als Pseudomorphose riach Cordieril, nebst Bemerkungen iiher Metamor- phismus; von YY: H n i d i n g e r .

(Mitgctlicilt vom Hm. Vcrf. mi den Abhrodl. dcr Frrunde dcr Naturwiacoachafico in Wico. )

v o r einiger Zeit hatte icb eine Anzahl von den in den lnineralogischen Handbuchern als eigeiithiilnliche Species angeflihrten Korpern als Pseudomorphosen dem Cordierit angereibt ') den Fahlunit , den Praseolith, den Esmarkit, den Gigantolith, deu Bonsdorffit , den Chlorophyllit, den Weifsit und den Pinit. Vielleicht machte auch der Oosit dahin gehoren. Mehrere Mineralogen hatteii bereits frtiher bei einigen derselben auf die Thatsache der Pseudomor- phie hingewiesen, wie D a n a , T a m n a u ; auch erscheint sie bei einigeii Varietlten in den verschiedeiien Handstiik- ken so unzweifelhaft, dafs inan fuglich diejenigen nicht aus- schliefsen kauii , bei welchen das Aqsehcn mehr versteckt ist, und die daher, obwohl lange bekannt, keiue Vcran- lassung gabeu ihre EigenthUmlichkeit in Frage zu stellen.

Die Aiialysen von 80 verschiedenen Fundorten der Mi- neralien selbst wurden zu deu verschiedeusteil Zeiten dcr Entwicklung der Analysirkuust von den verschiedensten Au- toren vollendet. Aufserhalb des Zusalnmenhanges konnten sie also aich nicht immer genau nach ihrem wahren Wer- thc verglcicheii lasseo, und gerade diejenigeii Aiialyseii fehl- ten, von welchen man durch deu Augeuscheiii beweisen koniite, dafs sie ail dem weichen umgebenden Theile uiid dem hiirteren unzweifclhaft inuerhalb eiuer eiiizigerl Kry-

I ) hbhaodluogcn cler K. bfihmirclicn G~acllwhak dcr Wirienrchdtcn. V. Fulge, DJ. 4. Pnggondorff 's hnnd. I&&. Bd. 67, S. 441.

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stallform euthaltenen Kern angestellt worden waren. Da- her fehlt auch dort die Nachweisung Uber den Vorgang bei der Pseudomorphose, aufser in sofern angedeutet wurde, dafs Watser zum Theil mit neu zugefiihrten alkalischen Be- standtheilen aufgenornmen wurde.

Hr. Prof. S c h e e r e r in Christiania hat nun ') an den Cordieriten von KragerOe in Norwegen solche vergleichende Untersuchungen aogestellt. Die in einem Gemenge von Quarz, Feldspath, Glimmer und zuweilen Titaneisen einge- wachseuen Krystalle haben oft einen deutlichen Kern von Cordierit, sind aber lufserlich, der Oberflkbe zungcbst, von grtinlicher Farbe und serpentinartiger Beschaffenheit. S ch ee- r e r nannte diese Rinde Aspasiofifh, obwobl er auch die Ansicht , sie als umgewandelte Cordieritkrystalle zu be- trachten, als sehr nahe liegeud aofuhrt.

Die vergleicheiiden Aoalysen gaben : Cordierit. Aspa~inliili

Kieselerde 50,44 50,40 Thonerde 32,95 32,38

Kalkerde 1,12 Spur Eisenoxydul 0,96 2,34

Wasser 1,02 6,73 99,25 99,86.

Talkerde 12,76 8,Ol

Manganoxydul Spur Spur

Daraus folgert S c h e e r e r fur deu Cordierit die For- me1 R38 i7 +3# %, dieselbe, welche B e r z e l i u s fCir den sogenannteu harten Fahlumit gegeben hat.

Die Formel fiir den Aspasiolith besteht aus denselben (;liedern, n'dmlich ( R ) 3 S i 7 t 3 . g Si. Nur bedeutet in der letzteren Formel der Ausdruck R, dafs, anstatt eilies An- theils von Talkerde, Wasser in der Mischung euthalten sey.

Das jedesmal stattfindeude Verhlltnifs in der Substitu- tion ist, dafs stets

Ein Afom Talkerde durch drei Atome Wasser ersetat wird. I ) P o g g c i i d o r f f ' r hnodco. 1846. Bd. 68, S 319.

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Da die zwei verschiedenen Restiltate innerhalb einer ein- zigen Krystallforin gefundcn wurden, so betrachtet S ch e e- r e r das Gauze ats eiue eigcnthIiinliclie Art der Zsomotphk, und iieniit sic die polymere.

Dab6 wurde vorausgcsetzt , dafs keine pseudomorpke Bilaung stattgefiindeii habe. Sclbst in dem vorausgesetz- ten Falle wCirdc die nufgefundene Gleichgeltung von 3 H und Mg, so wie die d a m angereihte mit ebeii solcheii Atomen voii Eiscii uiid Mauganoxydul, Fe, Mu, vielleicht von deli 2hnliclien Oxyden voii Kobalt, Nickel und Ziuk (Co , Ni, 2) Wiclitigkeit habeii.

Aber dann inufsten doch die den Cordieritkerii umge- bendeu Masseii weiiigstens krystallinische Structur besitzen. Dicse habeu sie nach allen krystallograplrisclien uod opti- scheu Forschungeu iiicht, sie sind sclilechtliin uinorph, oder es eiitwickeln sich wohl gar aus ihuen in andern abwei- chciidcn Krystallrichtuiigcn liegeiide Glitnmerindividuen.

Alleiu das von S c h e e r e r erlialteue Resultat der Er- setzting von einem Atom Talkerde durcli drci Atoine Was- ser gewinnt auch an Wichtigkeit, wenii es von der Seite des pseudomorphen Zustandes betracbtct wird, wenu man es in der allgerneinen Geschichte der Metamorphose der Erd- und Gesfeinschichtm als einen dcr festen Punkte gelteu 18fst, dic inau als gewonnen betrachten darf.

Der Geognost darf nach S c h e c r e r ' s Gesetz in dein Aspasiotitli als pscudomorph iiach dem Cordierit von Kra- gcroe gcbildet annehmen, dafs 6,73 Proc. Wasser an die Stellc voii 5,15 Proc. Talkerde getreten sey. Allerdiiigs findet sich noch eiu zweiter quantitativer Unterschied in den bcideii eben erwahiiten Analysen. Es siiid namlich in dem Aspasiolith 1,38 Procent Eiseuoxydul mchr als iin Cordierit , dagegeii ist der 1,12 Procent betragetide Kalk- gehalt des letzteren iin Aspasiolith glnzlich versch~vu~idcn. S c h e e r e r hat diesen Untersclried uicht einer eigeilen Be- tracbtuilg uuterzogen, so wie auch die in dem urspriing- lichen Cordierit enthalteiieu I ,02 Proc. Wasscr wcder be-

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soiiders e r w h t , noch aucli in der Fonnel ausgedruckt sind; das letztere wohl darurn nicht, weil Alles darauf hiudeu- tet, dafs man es im Cordierit wirklich mit e inh ganzlich wasserlosen Species zu thun habe, analog deu unter gleichen Verhaltnissen gebildeten andern Gemengtheileu desselben Granits, dem Q u a n und Feldapath, Glimmer und Titanei- sen, denn auch im Glimmer wird der zuweilen vorkom- mende Wassergebalt nicht fur weseutlich gehalteu.

Bei der Frage des Isomorphismus lasscii sich allerdings Bestandtheile, wie oben die Kalkerde und das Eisenoxy- dul, iiberseheii, wenii nur liber das Wichtigste Rechen- schaft gegeben ist. Der Gesichtspunkt ist hier ein rein fheorefisch- chemischer. Anders ist es, wenn der Geognost die Resultate der chemischeu Analyse als Daten erhalt, urn SclilIisse ziir Erklarung der Naturerscheiuungen daraii zu kniipfen. Da ist wohl kein Bestandtbeil geringfiigig, am weiiigsten aber sind es diejenigen, welche in zwei auf ein- ander folgenden Zustaodeu als verdriiugte und neu hinzu- getretene erscheinen.

Die Anmendung der chemischen Kenntnisse sol1 hier zur Emeiferung der geognostischen benutzt werden.

Nehmen wir dazu die zwei obeii angeflihrten Analysen des Cordierits und des Aspasioliths von Kragerae, und briogeu sie von den relativen Daten auf absolutes Gewicht, denn -der Geognost hat es mit grofsen schweren Gebirgen und anderen Massen zu thun. Ein Wiener Kubikfufs Was- ser wiegt 56,4 Wiener Pfund, ein Kubikfufs Q u a n POD

2,65 spec, Gewicht also 149,46 Pfund. Eine Kubikklafter, das ist ein WUrfeI von 6 Furs L h g e , Breite und HBbe, also in geognostischer Beziehriug noch eiu ganz mafsig gro- fser Kilrper, vielfach Ubertroffen, z. B. von manchen cma- tischen B h k e n , wiegt schon: Wasser 121 Centner 82 Pfuiid, Q u a n 312 Centner 83 Pfund. Ein Wiirfel von 100 Klaftern Lange, Breite und H6he enthalt aber eine Million cinzelner Kubikklaftern, und wiegt daher Uber 300 Millionen Ceiitner. Dafs man bei solchcn Gewichtsmassen auch die in der Analyse nur in weuigen Procenten gelie-

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fertcn Bcstandtheile nicht vernachl8esigen &fe, ist wohl augeiiscleinlich.

Nebmen wir , mehrerer Uebersichtlichkeit wegeo , eili Parallelepipedum oon eiiier Quadratklafter Basis und zwei Fufs Hbbe, so ist das Gewicht noch iininer Uber 100 Cent- ner, die als Vergleichung mit deli bci der Aualgse iu 100 Theilen gefuiidenen Zahleii dienen kbnnen, wobei mail den kleiiien absoluten Unterschied geriiig achten kann. Eiu sol- cbes Parallelepipedum von Kragcrbe Cordierit verliert bei seiner Verlnderting zu Aspasiolith 6 Ceiitner 15 Pfiind Talk- crde, und niinmt dagegen 6 Ceiitiier 73 Pfund Wasser auf; dabei ist freilich ein Centn. Wasscr iiicht gerechnet, den die Analyse schon im Cordierit nacbwies. Aber es ist aufserdem nocli 1 Ceutner und 12 Pfuiid Kalkerde verschwuudeu, da- gegeii ein Centner und 83 Pfund Eisenoxydul hinzugekoru- men. J e grbfser die Massen sind, um so weniger darf mail solche Ergebnisse der gewoiineneri schatzbaren Resultate cbcinischer Kunst aufser Augen lasseu. Allerdings wurde aiigenomineii , die urspriiiiglichc Species und die Pseudo- morphosc scpen alleiii in jenem Parallelepipedo eiitbalten, wallrend sie doch im Gemeiige mit Quarz uiid Feldspath vorkomincn. Gegen cine solche Betrachtung der einzelnen Gemengtbeile dllrfte sich wobl nichts eriniicrn lassen, da man, uin auf das ganze Gestein zu schliefsen, nur nbtbig hat die approximativen Mengungsverh#ltnisse gleichfalls ci- ncr cigeiien Betrachtiing zu unterziehen. Uiiter den Ge- mengtheilen ist nur der Quarz gain uaver~uderlicb in sei- ner Miscbung. Der Feldspath ist ebenfalls mancherlei Ver- %nderungen unterworfen, und daher dtirfte cs wohl wiclltig seyn, die mit dem Cordierit vorkommendc Varictiit geiiati rnit dejciiigen in chernischer Reziehung zu vergleichen, wel- cbe den Aspasiolith bcgleitet, da wo diese nicbt etwa an einem uiid demselben Stficke vorkomineii.

AIIS dem frischen Ansehcn rles Letttcren i n deln gleich- fdrinigen Gemeiige mit den anderen Miueralspecies hat S c h e e- r e r geschlosseo , dab er urspriinglicli gebildet Bey. Der eilifacllste Schlufs, zu dem man gewifs ohne zu gew%te

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Hypotbese gelangt, ist der, dale von den bier im Gemenge vorkommenden Species gerade der Cordierit es war, den die versndernden wirksamen Stoffe zuerst anzugreifen ver- mochten. Dafs aber das Ansebeu der Pseudomorpbose so durcbaus gleicbfOrmig, dicht und wie ursprliuglich gebildet erscheint, beweist nur, dals der Vorgang mit groCser Lang- samkeit vor sicb gin6 und dafs dabei ein jedes verhndertc Theilcben rubig an der Stelle liegen blieb, wo es als Pro- duct der Vertlnderung gebildet wurde. Aus dem Vorrathc der bekanntcn Pseudomorpboseu kannen wir viele ahnli- chc Beispiele erwlhnen, die Haytorite, welcbe eine so voll- kominenc Oberflhche zeigen, dafs sie noch jetzt von eini- gen Mineralogen als ursprfhglich gebildete Krystalle aoge- sebcii werden ; ibiiliche Hornsteiopseudomorphosen nach Kalkspath, von Banmgarteii in Scblesieii im K. K. Hof- Mineraliencabinet in Wien, die Steatite von Gbpfersgrtiii iiach Quarz, nach Dolomit und anderen Miiieralspecies, die Serpentine, Steinmarke u. s. w., llberbaupt diejenigeo, bei welchen nicht krystallinische Species gebildet . wurdea, bei welcbeu also keine Iudividuen durcb moleculare Anzie- hung neuerdings Mittelpunkte der Bewegung hervorbringen konnten.

Gleiche Form, odcr vielmehr Einbeit des Krystallum- schlusses, und verachiedeue Zusammensetzuog im Kern und zuntichst der Oberfltiche, wie sie S c h e e r e r an dem Cor- dierit und Aspasiolith von Kragertie beschrieben, und wie sie am Fahluiiit von Fablun, am Praseolitb von Brahke, vonilglicb am Chlorophyllit von Nordamerika so h8ufig vorkommt, deutet stets auf owei nach einunder etattgebabte Bildungszustlnde. Die von S c b e e r e r gegebeoe Con- struction der Bilduiig giebt etwas durcbaus Uubegreifliches. Sie verlangt suerst den Kern von Cordierit mit aller vor- handenen, oder vielmebr disponibeln Talkerde, denn es finden sich docb in dem Gemenge noch audere talkerde- haltige Mineralien, wie Glimmer, uiid sodann um den Krp- stall zu ergtlnzen, uoch Wasser anstatt der bie auf das Letzte verbrauchteii Talkerde. Nuu siud aber bci allen

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Krystallen die den gut ausgeformten Ecken und Kanteii zunlchst liegenden Tbeilchen, die am vollstaiidigsten kry- stallisirten, die durchsichtigsten, hilrtesteu, wahrend das In- nere oft bei weitem nicht so rein erscheiut. Hier aber zei- gen gerade diesc Tlieile keine Spur von Krystallisatiou. Sie sind nicht krystallisirt, und daber auch nicht ia einer init detn Kern . gleichartigeu Bildungspcriode, als hllchster, als Volleiidungspunkt des Krystalls zu betrachten. Dick ist es, was alleii unsereu gegeiiwlrtigen Kciiiitnisseii von Krystallbilduog widerstrcitet. Uebrigeiis werdeii bereits zwei Perioden aagenommen, die der Magnesia und die des Wassers, daun fohrt uns aber iiur eiii einziger Schritt wei- ter schou in das Reich der Metamorphose, wclcbe zwei auf einander folgende eiitgegeugesetzte Bilduiigszustaiide for- dert. W i r babeii zuerst die ursprtinglicbe Bilduiig des Kry- stalls, und seine Vollenduug am vollkommensteu gegcn seine Oberflache zu, da wo sicli seine kleinsteu Theile in deiii ausgesprochensteu Gegeiisatze molecularer Anziehung gegen die verschiedenartige Umgebuug iindeii, welche eben durch die fortdaueriide Aeufserung dcr Krystallisatiouskraft aus- geschieden werden , und sich selbst gegenseitig wieder zui Bilduig anderer Mineralspecics, Quarz, Feldspath u. s. w., anziehen. Nuck dieser Volleudung des Krystalls i n der Cordierit - Periode tritt eiue neue geognostische Stellung eiu. Gerade von der Obcrflache der Krystalle niedcr, wo also der ausgesprocheaste Gegensatz von Krystall und Gruiid- masse ist, aber uun init entgegengesetzter Inteusitat, be- ginnt eine neue Anordnuag dcr Theilcheu. Die friiher acti- vcn Krystalle iiehmea nun eiiie passive Rolle an. Sie ver- lieren eineii Theil ihrer Maguesia, und Wasser tritt an dereii Stelle.

D a u b r e e beobachtete ~~Fuhlunitkrystalle, voii einer Bleiglanzriiide umgeben ; fcrncr Krystalle der namlichen Substanz, die eineii Kern von Eisenkies oder Bleiglauz enthielten. Er sclilofs daraus , u dafs die Krystallisatiou des Fahlunits und wahrscheiuhch auch der Ubrigen Substan-

Zen,

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Zen, welche ihn bcgleiteu, durchaus gleicbzeitig mit dem Festwcrden der Enmasse ist.n ’)

Die Bildung der Kys to l l e ist es auch wirkhch, aber nicht die der Fabluuitkrystalle, sondern die der Cotdierit- krystalle, aus welchen sie durch Pseudomorpbose eutstaii- den sind. Man mufe zwei Periodeii unterscheiden, die der Bildung und die der Zerst6rung der Krystalle. Auch in OrrijBrfwi, iu Bodenmais kommt der unverwitterte Cordie- rit mit Schwcfelmetallen vor, und beweist dadurch die glei- che Pbase der Entstehung. In eiuer fruhercn Mittheilung Uber den Cordierit ’) habe ich mehrere Varietilten erwlhnt, die mit D a u b r e e’A Beobachtuug ubereiustirnmen.

Ohne Zweifel war wBlireud der Cordierit -Periode die Stellung des Gesteines hialtiuglicl tief oder central, urn nacli und nach im Verlaufe der allmaligeu Krystallisation der dasselbe bildenden Gemeiigtheile alles Wasser auszuschei- den. Bei der nachfolgeiiden Vergnderung wurde in einer h6heren Lage wieder Wasser in dae Gestein hineingeprefst und vonugsweise von dem Cordierit aufgenoinrnea, der da- durch seine Selbststgudigkeit verlor.

Man hat keiu absolutes Maafs fur die Tiefen, bei wel- cben Veriinderungen dieser Art stcrttfinden. Der Cordierit ist aber, nach AUem was bis jetzt voii ibm bekannt ge- worden ist , in gewissen krystalliniscbcn Gesteineii so weit verbreitet, und scbeiut zugleich so elnpfindlich gegen die wecbselnden Zustlnde gewesen zu seyu, wie diefs die vio- len im Eiiigange e r w h t e n Pseudomorpbosen beweisen, dafs man von ihm eine relative Maafsbezeicbnung bernebmen kann. Die Cordierit - Periode wird stets eiuen lehrreichen Vergleichungspunkt in der Gescbicbte der Granite und man- cher anderer krystallinischer Gesteine bilden, wahrend die der vollendeten Bildung des Pinits am weitesteu davou ent- fernt ist. Als der Cordierit sich in Krystalleii ausgeschie-

1 ) Soodioavicni Ert~rgerrtSttco, berrbcitet von G u s t a v L c o n b r r d , S. 31. 2 ) Abhandluogen der K. b8hmiwhen Cuellrdiafi der YI’iretluchrCccn. V.

Folgc, 4. Bd. (Ann. Bd. 67 , S. 441.) Poggendorfl’r Annrl. Bd. LXXI. 18

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den hat, war wohl die Grundmasse hsufig noch keiii Gra- nit, weoigsteiis iiicht vou der Beechaffenheit, in welcher er sich jetzt befiiidet, wo aue dem Cordierit Pinit gewor- den ist. Schwerlicb wtlrde eonst die Krystallgestalt so voll- kommen ausgebildet zu erkennen seyn.

Dals man aber die Bildung dar Pseudomorphosen uber- haupt auf Verliiderungen iu der geognostischen Stellung beziehen mufs, in welcher die Gesteine sich befinden, wel- che sie umscbliefsen, is1 wohl die einzig richtige und frucht- bringeude Aiisicht dcrselbcn. An eiiiem andern Orte ' ) be- zog ich im Allgelneitteii deli Vorgang dabei auf eineii leicht mit einer solchcii Veranderuiig in Zusainmenhang zti briii- genden Strom voii eigeiithflmlicher Beschaffenheit , der gc- rade die ootbweodigen Bestandtbeile eiithiilt, und dcm an- dere inangelii , um eine gegebene Species aufzulijsen, uiid eine eudere an deren Stelle und in ihrer Gestalt zuriick- zulassen. Der Ruckstand bleibt wie eiii Niederschlag arif einem Filtro ubrig. Hr r Prof. S c h e e r e r hat eine ganz iihnliche Aiisicht , S. 372, aus der geuauen Kenntiiifs der Verhaltnisse iii dem Falle einer Auflijsuiig von kohlensau- rer Talkerde in kohleusPurehaltigein Wasser gebildet. Eiiie solche Auflijsuiig reagirt alkalisch, sie kaiiii eine bedeutend krtiftige Wirkung auf Silicatgesteine habeii, und manche Baseii durch Talkerde uiid Wasser ersetzen.

Obue Zweifel wird die voii S c h e e r e r erwiihnte und vou ihm beabsichtigte Auseinandcrsetzung dahin gehOriger Ftille aus der Umgebuug von Arendal eiiien wichtigen Bei- trag in der Erkllrung der Pseudomorphosen tiberhaupt lie- fern, und es wird sich dabei inehrfarb Gelegenheit finden, die Verhaltnisse der eiiiandcr ersetzenden Stoffe, insbeson- dere der Talkerde und des Wassers, zu prilfen.

So wie die Bilduiig der Pseudoinorphosen berubt ja aber auch die Veranderung der Gesfeine selbst auf immer- wabreiidein Kreislauf der Materic. W i r knnnen uobedingt

1 ) Ueber die Pscudomorphowo u. s. w. Abhandlungen clrr li bohm. Gucllrchrft Jcr Wisscorchafwn V . Folge , Bd. 3. P 06 g e n d 0 r II 1845. (Am. Bd 62, S. 161 uad 306.)

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behaupten, dafs jedes Handstuck, das wir in unsere Samm- luugeu bringeu, eine lange Geschichte der Bilduqg bcurkun- det. Sind ja doch die nachweisbar ursprfhglicheo Aiifange, gescbmolzen und erkaltet, oder aus Wasser abgesetzt, oder ursprlinglich den organischen Reichen angehOri6, ungemes- seue Zeitraurne hindurch frei der EinwirkuDg chelnischer und mechanischer Krafte preisgegeben , der gegensei tigen Ausgleichung der durch Zufall zunachst an ciiiander gebrach- ten Stoffe, uud den Strsmen, welche verlnderte Lagen in Temperatur uiid Druck bedingen.

Uubezweifelt sind z. B. die blasigen basaltartigen Ge- steiue Resultate eines musigeu Flusses. Sie sind urspriing- lich durch vulkaniscbe Thatigkeit geochmoben. Die in der Grundlnasse eiiigeschlosseneu urn und urn ausgebildeten Augitkrystalle, eben so wie die Leucite heutiger blasiger Laven, waren ohne Zweifel eingewachsen gebildet, aber in einem Gesteine, das wir uicht kennen, das durch die Hin- wegnahme des Druckes blasig geworden ist, gauz so wie in Flaschen eingeprefste stark kohlensaurehaltige Fllissigkei- ten beim Hinwegnehmen des Stapsels sicb plsttlich in Schaum verwandeln. Leucitkrystallc werden nach den neue- sten Nacbricbten oft ganz lose vom Vesuv ausgeworfen. Die basaltische Hornblende von Czernussin und andereu Orten im blasigen Basalt ist an der Oberflache durch Schmel- zung gerundet. Aber die Basalttufflager enthalten Bruch- stilcke und Geschiebe blasiger Massen voll Krystalleii vou Phillipsit und Kalkspath. Diese Krystalle naren noch nicht gebildet, als sich die gcschmolzeneu Massen aufblahten, aucli nicht da, als sie bei delu Ausbruche uutcr Wasser zu Con- glomeraten sich abrieben, und nahe an der Eruptionsstclle sich in Schichten absetzten, die grofsen Fragmentc mit kIei- nen, alles von dem feinsten Scbutt ausgeglichen. Nun erst beginnt die Ruhe, nun die Krystallisation. Geschmolzenes ist aufgcschlorscn, die Kieselerde mit den Alkalien, so wie man hunstlich die Vorbereitungen zu Analysen macht. Waa- ser durchdriugt alles, aber in vollkommen ruhigem Zu- stande. Jeder Blasenrauln ist voii vollkommen klarem Was-

18 *

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eer erfflllt. Frei bewegt sich das Ariflosliche bis zu deni nnchstenonur voii Wasscr erfUllten Raume, wo es, der Kry- stallisationekraft geborchend , individuelle Form gewinnt. Nur das Gesteiogeriiste, um es so auszudrticken, ist indif- ferent odcr nahe unbcweglich, das Wasser selbst i6t durch den Druck gespaniit, bewegt sich -vielleicht in einer Rich- tuug durch das Gestein latigsain hindurch; aber in dem Wasser beweglich sind die fremdartigcn auflbslichcn Theile. Es kann kein schbneres Bild dcr dadurcli hervorgcbrach- ten Erscheinungcn gebeii als die Isliindischeu Chalcedotie uod Opale, theils in senkrecliten, tropfsteinartigen Gestal- ten, theils i n horizontalen sediinentaren Schichtcn das In- nere der Blasenriirme fiillciid, Der Chalcedon ist keine vulkanische Species, so wcnig als die maiinigfaltigen Zco- lithe, wohl aber ist das Gesteiii, iniierhalb dcssen sie ge- bildet wurden, unmittelbar durcb Schmelzting hervorgegan- gen. Bei diesen Chalcedouen und Zeolith'rii ist die Sub- stanz offenbar nicht aus der Ferne bergeholt. Die Kiesel- erde war in einem durch Schmelzung aufgeschlossenen Zu- staride in dem blasigen Gesteine enthalten.

W a s sol1 aber aus einer Schmelzmasse werden, dic theil- weise aue in Sauren unloslichen Magnesia -, Kalkerde- rind Eisenoxydul-, oder alkalischen Silicaten, theils aus eitier durch Alkalien aufgeschlossenen Masse derselbcn besteht, beide mebr oder wenigcr thonerdehaltig und zahe im Flusse, wenii sie uiiter Wasser sich selbst Uberlassen bleiben, ohtie dafs die auflbslichen Theile in Blasenraumen oder Kliiften abgefiihrt und eiozeln Rir sich ausgeschiedeti werdcn? Offen- bar mIisseii sie inbglichst den allgemein gllltigeti Gesetzeu krystallinischer Anziehung folgcn. Der Feldspath , Augit, der Magnesit, dcr Olivin bleiben unverandert, alles Uebrige achliefst init eiiiem Antheil Wasser zusaiiiinen und bildet zeolithartigc Kbrper, wie uns diefs zuerst C h r i s t i a n Gin e - l i n beitn Phonolitb rind Basalt lehrte l ) . Nach K e n n e d y und G i r a rd bildet der Wassergehalt den Hauptunterschied

J ) V, Leonhard' , Basalyebilde, BJ. 1 , S. 266. - R a m m e l i b e r ( l , S. 76.

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zwischeu Basalt und Lava. L 6 w e fand, dafs ouch die Lava zum Tbeil durcb die Schinelzung in aufgeschlosseuem, durch Sauren zerlegbarem Zustande sich befiudet. Den zeolith- artigen Bestandtheil fand I,6 w e nach der chemischen For- inel bei dem Basalt von Wickerstein bei Querbach in Schle- sien dem Tbomsouit uahe. G i r a r d betrachtct sie als Ge- inenge von Mesotyp uiid Nepbeliu * ), nach C. G m e l i u ist der Phouolith inehrerer Berge aus Feldspath uiid eiucr me- sotypiihnlichcu Species gebildet. Es mag uicht immer iiur eine Species seyii, die in dcln Gemengc enthalteu ist.

Basalt uud Phonolith stehen den Producten uiiinittelbarer Schinelzuiig iioch ain nachsten. Aber sie sind nicbt der Eiiiwirkring der Kraftc entzogeii. Koinmeu sie in Verhiilt- nissc, wclche die Aufiiahine von Wasser erleichtern, wah- rend eiuige ilirer Bestaudtheile biiiweggefUhrt werdeu, 80

bleibeu als Rest Eisenthotr, Bol, Wucke uud andere der- gleichen Korper librig, wie diefs wolil eiiiern Jedeu bekanut isr, der aucli uur einmal init Aufinerksalnkeit die Basalttuf- Ablagerungen untersucht bat.

Weuiger leicbt erscheiiieu die Vertinderuugeu in entgegen- gesebter Ricbtung, wo ntimlich auch der Wassergebalt, den sie schon besitzen, wieder verschwiuden kann, und zugleich noch andere Verwandtschafteii der eiuzelnen Bestandtheile rege werdeii, wie wir sie bei dein gewbhnliclien Druck unserer At- inosphlre i n deu Laboratorien nicht kenneii. Phonolith von Haueustein in Bohmeii, im Feuer eines Porcellanofens ge- schmolzen, giebt eiu gut geflosseues schwanes Glas, einen wah- ren Obsidian, schwach geghht, zeigt cr, ohiie die Form zu ver- liereil, auf die Uberrascheudste Weise das Ansehen eincs Tra- cbytes. Uie kleiueo Krystalle voo glasigem Feldspath, von Am- phibol bleiben bei der geriiigen GIUhhitze uiiverandert. Die Aelinlichkeit beider in geologischer Hiiisiclit hat C o t t a sehr treffeiid durch die Beuierkuiig bezeichnet : 11 Der Phonolith ist iu der That viclleicbt nut cine Modification, ein verln- clcrter Zustand des Trachytes. (4 Bekaantlicli siiid die Be- staiidtheile dieser Jrei Kfirper iii deu sehr irbweichcnden

I ) R a m m c l r b c r g , 5.81.

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278 VarietMen, in welchen sie gefundcn werden, sgmmtlich den ~~ischung6verh~ltnissen des Feldspaths, vorzuglich dem Kali- und Natronfeldspath, oder Gcmengen aus beiden nabe. Der gr6Fsere Kalkgehalt nahert einige Obsidiane und die Perl- steine den Mischuogsverb#ltoissen der Oligoklase, Labra- dore und anderer Feldspatharten. 1st der Schlufs zu ge- wagt, wenn man annimmt, dafs gewisse Trachyte in ibrer mineralogischen Beschaffenheit einst Pbooolithe waren ?

Bimsstein , nacb E h r en b e r g Kieselpanzer von Infu- sorien enthaltend, ist durch unmittelbare Einwirkung des Feuers gefrittct, zum Theil lagenweise zu Obsidian gescbmol- Zen. Perlslein besteht aus Obsidiankornern , den schnell gekUhlten Glastropfen analog, von Glashlutchen concentrisch uinwickelt. Aber in den Massen begiunt die Bildung von Ryakolith, Feldspath, Albit, oder von Individueo, die nach A b i c h die alkalischen Basen dieser Species in maucberlei verscbiedenen Verbkiltnisscu vereinigen ; von Glimmer in sechsseitigen Tafeln , selbst schon von Augit und Amphi- bol. Die weiiiger krystallinische Masse wird entglast. Spha- rulit bildet sich erst in traubigen krystallo.idischen Massen, und breitet sich d a m durch den ganzen Karper aus, der nun wenig durchscheinend ist , muschligen Bruch besittt, und Trachytporphyr genannt werden mufs. Nichts ist leich- ter als der Beweis dieses Ueberganges in dem Hliiiiker Perl- steinberge.

Sol1 denn aber der Basalt alleiu uns ewig in dieser Richtuiig unverhdert erscheinen? G u s t a v R o s e hat den Amphibol paeudomorph nach eiugewachsenen Krystallen des Ailgits bewieseo. Haben wir nicht im llralifporphyr, so wie im Melaphyr selbst einen Fortschritt der Veranderung. Dct Uralitporphyr aus Tyrol eatbslt haufig kohlensauren Kalk, itidem er deutlich i t1 Saureir braust. Er enthllt auch kleine Parthicn von ncugcbildetem Schwefelkies , und hin tlnd wieder strahlig aus einander laufendc Gruppen von Epi- dotnadeln. v. L e o n h a r d ’) fiihrt, nach v. B i b r a , die ,411alysc eines Augirporphyrs vom Steigerwald in Franketi

I ) I.c)irb~wla drr Gcognru;c rind Geologic. 1846 S. 54

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an, der mebr als zu einem Drittel seiner Maase aus Kalk- erde und Talkerde im kohlenaauren Zustande besteht. Ram- m e Is b e r g faud in der pseudomorpben Griinerde nacb Au- git von Bufaure im Fassathal, also io einem Gesteine das eiinst Meluphyt gctoesen ist, 15,24 Proc. kohlensauren Kalk und 8,67 Proc. Alkali und wasser. Er bcmerkt: ~ I h r Alkaligebalt kfs t sich aus dem, was wir Uber die Mischuug der Augite wissen, nicht erklihentt 1).

Die Gegcnwart von kohleiisaurem Kalk, in den Pseu- domorphoseii naclr Feldspath von Ilmenau, durcb C r as so nacbgewiesen, gchart zu eiuer gleichen Klasse von Verbde- rungen, die den Porphyr so gut betreffen als den Melaphyr.

Maii hnt ktirzlich in Tyrol ** krystallisirten Asbeet rn ge- fundeo. W a s ist dieset krystallieirte Asbest? Nicbts an- deres als in kleines eingewacbsenen Masseu der Rest voii ’’ Uralitkrystallen ##, das beifst von Ataphibolpseudomorpho- sen uach den gewtbbnlicben Augitkrystallen, wie die vom Mouzon und von anderen Orten im Fassathal. Drei StQcke, ein gewilbulicher Melaphyr, ein Uralitporphyr und der *# kry- stallisirte Asbest n bildeu eineii vollstlndigen unbezweifel- baren Uebergang iii der Zeit der Bildung. Aber die As- bestpartbieii liegen iu eiuer Grundmaw, die sehr verschie- den ist von der schwarzen gleicbartig scheinenden der zwei ersten Gesteine. Sie beeteht aus einem hellen grllnlich- grauen Gelneiige von Adwst in feineii Nadelu, genau deu eingewachsenen krystallahnlicbeu Parthien gleicb, uud Epi- dot. Hier sind die Bestandtheile zu erkennbaren krystalli- iiischen Individueii zusammengelretea , und bildcu einen iiicht zurtickzuweisenden Fortschritt aus den nahe verschwin- dend gemengteu zu den krystallinischen Gesteinen.

Iiisbcsondere tritt gleichzeitig mit der Bildung von Kalk- spath urid SchKefelkies die Krystallisation von Epidot her- vor. Das Gemenge von Kalkspatb, Amyhibol und Epidot, vielleicht bier gerade uur zufal l i~ ohne den Schwefelkies der Zwischenstufe, nocb genau in den raumlichen Verhalt- nissen eiiies wahreu Basalt$ lnit eingewachsenen Augitkry-

I ) Handw6rlerLucli, S. 69.

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stallen, bietet nnzweifelhaft ciuen echUnen Beleg zu dcr Mc- tamorphose der Gebirgsschichten nach ihrer ersten Ablage- rung, iind zwar in deu drei Perioden: 1) der Batalt- oder Augif-Periode, 2) der Uralit-Periode, der beginnenden Entmischung, 3) der Epidot-Periode, bei der dieselbe vollen- det ist , oder wenigstens eine neue kryetallinische Anord- nung der Theilchen durchaue stattgefunden hat. Die Spc- cies des Alnphibols reicht durch die beiden letzteren Pe- rioden hindurch.

L e o p o l d v. Buch, der FQhrer in der Lehre des Me- tamorphismus, der den Dolomit zuerst als metamorphisch ge- bildet erkannte, hat auch hier so mnuche Beobachtungen mitgetheilt, bei denen ich gerne verweile. In seiuem Bricfe vom 1. April 1824 ’) macht er auf das haiifige Zusammen- vorkommen von Amphibol und Schwefelkies aufmerksaui : s feinkornige, oder gar dem Auge ganz dicht erscheinende Massen - gehllren sie der Hornblende - werdeu von heu- figen Eisenkies-Einmengungen nie frei seyo. 1st das Ge- stein feinkorniger Augit, Anthophyllit oder Hypersthen, so wird Eiscnkies nicht leicht crscheinen, uud auf keinen Fall so hPufig und bestilnmt , als in feinkbrnigen Hornblende- Gesteiueu. (# Erst lauge darnach haben R o s e , K 6 h l e r , R e g n a u l t und Andere den Antophyllit und Hypersthen von miueralogischer uud chemischer Seite genauer kennen gelehrt. Aber L. v. Biich’s Bemerkung hat dadurch uur an Scharfc gewonnen.

Gleicherweise deutet er auf die Wichtigkeit des Vor- kommens von Epidot in den Mandelsteineii des Augitpor- phyrs VOID Monzon z): .Und diese Mandelsteine zeigen jetzt eine Eigenthiimlichkeit , welche gar genaue Beachtung verdient, weil sie leicht uns noch einst zu einein Leitfaden durch die Mannigfaltigkeit dieser Erscheinungeli dienen kann. t t Es crscheinen namlich dort keine Zeolithe uiehr,

I ) UeLer geopostiwlm Encheinuogcn im Yassathale , in V. 1, con ti a r J’s Taxhcnboch. 1824. S 345.

2) A. a. 0. s 373.

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28 I

sondern blofs Epidot mit Kalkspath in den Maudelo. Der Augitporpbyr nimmt so weinen andern Charakter an*, uud u seine Verwandtschaft mit basaltischen Gesteiuen verschwin- det immer mehr. I(

An einer audero Stelle ') bemerkt L. v. B u c b , dab in den Augitporphyreo von llefeld keioe Zeolithe vorkorn- men, dafs sie also zu der Abtheilung gehoren, die er wgern Epidotporphyre nennen macbte, weil Epidot in Truminern, Nieren uiid Mandelu in ihnen und in alleu nabe liegcnden Gebirgsarten in groher Meuge erscheint, neon die Kiesel- bydrate nicht vorkommen. Diefs alles, ungeachtet Epidot aus der Gegend von Ilefeld nicht angeflihrt werde, uiid er selbst ihn auch dort iiicht geseheii. Der Charakter des Ge- steins ist also hier an das Vorkommen des Eyidots gekiilipft, und mit diesem als gleichgeltend genommeu, so wie dieCs oben durch die Annahme einer Epidot-Pcriode iu der Me- tamorphose der basaltischen Gesteiiie geschehen ist.

W e r sollte bei dieseii an kleiuen Individuen beobach- teten Umhderuugen nicht an die andere von G u s t a v R o s e uachgewiesenen Uraiitbildung, die an den aufgewach- seiien Krystallen vou Arendol, deiiken, die ja eben auch haufig von Epidot in Kalkspath begleitet rind von dem letz- teren eiiigeschlosseu sind? Aber bier ist Alles in einein grofsen Maafsstabe ausgeflihrt. Ich besitze ein Stuck da- her: Eiiie Druse vou Augitkrystalleu, einen Viertclzoll grofs, innerhalb grofsen Iudividueu VOD Epidot uiid von schwarzem grofsblattrigen Amphibol. Aber der p) Augit (c zcigt im Innern die Theilungsblilttcben dcs Amphibols, uiid ist an den Seiteii voii den scharfen Prismenkanteo des Ainpbi. bols liberragt, so !vie diefs R o s e beschreibt, besonders an den Beruhrungsstellen mit dew Epidot, der sclbst Iiin irnd wieder iii den Raum der ehemaligeii Augitkrystalle hiiieiii- rcicht. Hat inan erst jene Reihe der Tyroler Varicttiten gebildet, uud trifft nun hier den eiiien Eudpuukt dcrsel- ben, weon auch in einem grofsen Maafsstabe, daiiii wird es wohl natiirlich, riickwsrts zu frageu, in welchem Zustande

l ) A a 0 3490

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wohl die Arendaler Lagerstate frtiher gewesen scyn mag, zu der Zeit als der Augit frisch krystallisirte, der zuletzt wghrei~d der neuen Bildung von Ampbibol, Kalkspath und Epidot zu Grunde ging? Die Analogie darf bei eiiieln Schlusse nicht Ubersehen werden, aber es moge vorerst nur die Andeutung ausgesprochen seyn.

Weun es nun auch bier in einem eiozclueo Falle auf- gescboben bleibeii mufs, so scbeint es doch bereits an der Zeit zu seyn, an einem andereii Orte die wahrscbeinlichen oder mBglichen Vcr8nderungen in dem Bestaud aller Ge- stcine unter den verscbiedenen Gesichtspunkten bekannter ursprtinglicher Bildung, der Reduction uiid Oxydation iu Folge von Druck und Temperatur mit RUcksicbt auf den Austausch von Bestandtheilen, welcher durch den feuchteir oder durch den durch Hitze erweicbten Zustand der Ge- stcine wahreud ihrer Umbildung vermittelt wird, an der Hand der bereits bekanuten Pseudomorpbosen fur sich zu be- trachten. Manche wichtige Zusammenstellung kann nicbt fehlen, aber Vieles wird auch dann sich erst als Aufgabe hcrausstcllen, dic noch ihre Losung erwartet.

Die Frage dcr Bildung von Aspasiolith, voii Fahlunit, von Bonsdorffit iiach Cordierit, im weitereu Verlauf die Bildung von Pinit oder voii zweiaxigem, von Kdiglimmer, init einem W o r t , die Frage der Bildung des wahren ei- gentlichen Crunits reiht sich unmittelbar an Forscbungen dieser Art an. Daher schieu ee mir wtinscheiiswerth, mil den theoretischen Betrachtuiigen S c h e e r e r’s, die selbst auf seiiieii Untersuchuugen des Cordierits von KragerBe und des Aspasioliths beruheo, mfiglichst bald die Resultate der miueralogischen Untersuchung, welche sich mir darbo- ten, i n Zusammenbang zu bringen.

Die Nachweisung dieser Verbindung ist der Hauptzweck der gcgeuwtirtigen Mittheihng gewesen, und die bedeuteude Ausdehuung , welcbe S c h e e r e r seineu Betrachtuugen ge- geben hat, ist daher auch fur den Metamorphismus nichtig. In Bezug auf die Isomorpbie dagegeii mO, men bier noch ein Paar Bclnerkungeii beigeftigt werdeii, die ma~i nicht unge-

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283 grthdet finden wird, und die sich auf einzelne Beispiele beziehen.

H e r m a n n ' s Pyrophyllit uud der Pinit am der Au- vergne haben im Wesentlichen dieselbe Fonnel 3 ( R ) Si -t-2ii"Si3. Aber wer keunt die Form des ersteren, und der letztere ist pseudomorph. Darf mail aucb die Proceut- gehalte fur

Pymphyllit und Pinit.

Talkerde 4,Q Talkerde und Eisenoxydul 1,6 Manganoxydul 3,76 Wasser 5,62 - - l , d 1 Kali - - - 7,69 Natruin - - - 0,39

wofur der Ausdrnck (R) gebrnucht wird, wirklich gleich oder gleiclibedeutend setzen?

Chlorophyllit und Ottrelith haben die gleiche Formel ( R)? Si +XI %, und angeblich auch u gleiche Krystallform, eine hexagomale SSuIe. (1 Aber der erstere ist pseudomorph, der letztere, bisher noch sehr wenig genau beschriebeu, die Krystallform insbesondere ghzlich unbekannt.

Fahlunit und Esmarkit habeii die Formel ( R ) s S i + 2 ~ l S i , welches die Epidotformel ist, die auch der Mejonit besitzt. Die beiden ersteren sind amorph, pseudomorph nach Cor- dierit gebildet, der Epidot ist augitisch, der Mejonit py- ramidal.

Bei deu Schltisseu in Bezug auf Isomorphismus sollte inau wohl billig vorerst die Form genau kennen, nur dann ist man dieser Schlilsse sicher. Wie ech8n ist nicht die Reihe der durch R 'ii ausgedriichten Verbindungcn? Spi- uell, Automolith , Magueteisenstein , Cbromen, Franklinit, Dysluit, deuen sogar im Kobaltkies von Miissen (Liuneit)

F r a n k e n h e i m eine Schwefelverbindung R R mit Beifall augereibt hat. W a e bleibt aber tibrig, wenn man die Form gar nicht kenut ? Die schOiisten Zusammenstellungen ent- behren daiiu der Begrundung. Dasselbe gilt vou amorphen

, ,,,

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KOrpern. Selbst die absolute Uebercinatiminuug der For- meln dilrfte nicht als Isomorphic zugegeben werden. Aber diese Formeln, weiin sie uicbt sehr eiiifach siud, deuten auch auf Gemengc, uiid haben dahcr nahe kcineu W c r t h ; in den besten Fallen aber reiclien sie lauge nicht au die Ueberzeugung und das Intcresse hinan, welche die Miscliungs- formelu vo1)komineu krystallisirter Iodividuen und Miiieral- species gewshreii.

Zu spit, als dafs icli noch die entwickelteii Aiisicliten iu meinein Aiifsatzc 8' Ueber Cordierit benutzeu koiiiitc,

abcr in vicler Bezichung ~bereinstiiiiinciid urtheilt H a 11s-

111 a n u uber die beidcn KCrrper Bonsdortkt uiid iiisbeson- dcre Pinit , indein er sic detn Dichroit in eiiieiii Aaliniigc als uiirciiie Forinntioilen beiordnet.

81 S h e p a r d hat neuerlich die Meinung geiiiifsert, welche seit llngerer Zeit auch die ineiiiige gewcsen, dafs der Pi- nit zum Dichroit gehdre.. (Amer. Journ., 1841, Oct. - Ann. d . min., 4. S. , T. I I I , p. 787.) H a u s m a n n betrach- tet ferner niit Bestiinintheit, geuau >vie es in ineinem fril- heren Aufsatze uacbgewiesen ist, die Krystallforiii des Pi- nits tibereiiistimmeud init der des Cordierits, als in das or- thotype System gehorcud, mit einem Prisina voii nahe 120° Endlich erwlhut er , dafs, wenn man sie als zusaiomenge- barende Formationen betracbte, die Talkerde dcs Dicbroits im Pinit durch Kali ersettt seyii mli'sse. ~1Dic iibrigen Ab- weichuiigeii in der Mischuiig durfteil wolil fremdartigen Bei- meiigungeii, vielleicht aiich zuin Theil, iiameiitlich was deli Wnsscrgehalt betrifft - ciiicr Urngliderung der ursprung- lichen cheinischen Zusaininensetzung zuzuscbreibeu scyu. Hier ist also gleichfalls der Gang dcr Pseudomorphose we- nigstens aiigedcutet , der , glaabe ich, cler eiiizig richtige iu der Betraclitung diescs Kihpers ist. Wetin ich hier am Schlusse gcrn bei dieser Uebereinstiniiiiung der Ansichtcii verweile, SO gcschieht es vorzilglich darum, weii die Frage mir von der allergrofsteii, folgercicbstcil Wiclitigkeit iu der Tlieoric der metauiorpliischeii Bilduug der Gebirgsgcsleitie ersclieint.

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