84
Für die Chancenrepublik Deutschland Patrick Meinhardt Duales Erfolgsmodell stärken Patricia Lips DER Themenschwerpunkt: Mittelstand und Bildung 02 / 2015 | April / Mai 2015 | 4,90 Euro Jahresempfang der Superlative

DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Für die Chancenrepublik Deutschland Patrick Meinhardt

Duales Erfolgsmodell stärken Patricia Lips

DE

R

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Bildung

02 / 2015 | April / Mai 2015 | 4,90 Euro

Jahresempfang der Superlative

Page 2: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

www.bvmw.de

Die Veranstaltungsreihe „Forum Führung“ wird unterstützt von unseren Partnern

Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.forum-fuehrung.bvmw.deBVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft · Unternehmerverband Deutschlands e.V.

Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · Fax: 030 533206-50 · E-Mail: [email protected]

Weitere Infos unter: www.forum-fuehrung.bvmw.de

Forum Führung.Impulse – Dialoge – Orientierung.

Unsere Referenten 2015Die Reihe – Forum Führung„Forum Führung“ will Impulse geben, für zündende Dialoge sorgen und eine Neuorientie-rung ermöglichen. In einem insgesamt 3-stündigen Vor-trag eines hochkarätigen Re-ferenten erhalten Sie wert-volle Information zur Führung Ihres Unternehmens und nut-zen Sie das hervorragende Netzwerk des BVMW beim Get-together für den wichti-gen Erfahrungsaustausch.

| JEN

S CO

RSSE

N

| REN

É B

ORB

ON

US

| DR.

CAY

VO

N F

OU

RNIE

R

| GÖ

TZ W

ERN

ER

| DIE

TER

LAN

GE

| KLA

US

KOB

JOLL

| DR.

REI

NH

ARD

K. S

PREN

GER

| DR.

PER

O M

ICIC

‘‘

| PRO

F. D

R. A

RNO

LD W

EISS

MA

N

Veranstaltungs termine und -orteDO 23.04.2015 BOCHUM

Dieter Lange Die Führungspersönlichkeit

MO 11.05.2015 STUTTGARTDr. Reinhard K. Sprenger Meisterhaft führen

MO 18.05.2015 HAMBURGProf. Dr. Arnold Weissman Strategische Unternehmensführung

DO 18.06.2015 MÖNCHENGLADBACHDr. Reinhard K. Sprenger Meisterhaft führen

MO 22.06.2015 MÜNSTERDr. Cay von Fournier Wertschöpfung durch Wertschätzung

MI 01.07.2015 BERLINGötz Werner Erfolg hat Folgen

DO 09.07.2015 HEIDELBERGDr. Pero Micic Zukunfts-Radar 2025

DO 24.09.2015 KÖLNKlaus Kobjoll Wa(h)re Herzlichkeit

DI 06.10.2015 BREMENRené Borbonus Respekt!

MO 26.10.2015 BIELEFELDChristian GanschDreiklang der Führungskompetenz

DI 03.11.2015 HANNOVERDr. Reinhard K. SprengerMeisterhaft führen

DO 19.11.2015 OSNABRÜCKJens CorssenDer Selbst-Entwickler

Pro Person ab

159,– EUR* Leistungen: Vortrag, Getränke und Buffet* Teilnehmergebühr: 299,00 EUR, zzgl. MwSt. p. Pers.BVMW-Mitglieder: 159,00 EUR, zzgl. MwSt. p. Pers.

(zzg

l. M

wSt

.)

| CH

RIST

IAN

GA

NSC

H

Page 3: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die Entwicklung ist besorgniserregend: Immer weniger Deutsche gründen ein ei-genes Unternehmen. Mit 124.000 neuen

Betrieben wurde im vergangenen Jahr im Zehnjah-resvergleich ein trauriger Negativrekord erreicht. Hierbei fanden statistisch diejenigen Neugründun-gen Berücksichtigung, bei denen Rechtsform und Beschäftigtenzahl eine nennenswerte wirtschaft-liche Bedeutung erwarten lassen.

Bei den Kleinstunternehmen sieht es nicht besser aus. Ihre Zahl ging im Vorjahr um 11,5 Prozent auf etwa 211.000 zurück. Das ist der schlechteste Wert seit mehr als einem Jahrzehnt. Auch im eu-ropäischen Vergleich erweisen die Bundesbürger sich als Gründungsmuffel. Nur jede dritte Deut-sche zwischen 14 und 34 Jahren wäre bereit, sich selbstständig zu machen. Im EU-Schnitt ist es fast die Hälfte der jungen Menschen. Zugleich werden in den nächsten drei Jahren rund 130.000 Unter-nehmensnachfolger gesucht.

Deutschland drohen die Unternehmer auszu-gehen. Dafür gibt es mentale und objektive Gründe. Die Mehrzahl der Deutschen sucht traditionell Sicherheit. Nur eine Minderheit war und ist bereit, die Risiken der Selbstständigkeit auf sich zu neh-men. Zumal Unternehmer hierzulande kein allzu hohes Ansehen genießen. So ist im Fernsehkrimi der Unternehmer auf die Rolle des Fieslings abonniert, der oft genug sprichwörtlich über Leichen geht.

Die Politik tut ein Übriges, um Unternehmern das Leben schwer zu machen. Das beginnt bei den Gründern. Anstatt den roten Teppich auszurollen, werden ihnen Steine in den Weg gelegt. Es fehlt bis heute an attraktiven steuerlichen Rahmenbe-dingungen für Wagniskapitalgeber. Im Ergebnis ist der Anteil von Venture Capital am BIP in den USA neunmal so hoch wie bei uns.

Den unternehmerischen Alltag prägt der Kampf gegen die Bürokratie. Der Bundeswirtschafts-minister schätzt die Bürokratiekosten auf 40 Milliarden Euro jährlich. Allein im Energierecht

bestehen 500 Meldepflichten. Um ihre steuer-lichen Verpflichtungen zu erfüllen, brauchen deutsche Mittelständler im Schnitt 218 Stunden. In der Schweiz sind es nur 63 Stunden.

Immer neue Verordnungen und Vorschriften kommen hinzu. Mit dem Mindestlohn macht der Gesetzgeber Unternehmer zu Stechuhren: Sie müssen Arbeitsbeginn, Pausen und Arbeitsende ihrer Mitarbeiter notieren – und die Aufzeich-nungen mindestens zwei Jahre aufbewahren. Ähnliches gilt künftig für alle(!) betrieblichen Datenverarbeitungsprozesse. Hier wirkt die „Datenschutz-Grundverordnung“ aus Brüssel als Bürokratietreiber.

Dazu kommt die wachsende Abgabenlast. Laut Weltbank liegt die durchschnittliche Belastung mittelständischer Unternehmen weltweit bei 40,9 Prozent. Deutsche Unternehmer müssen aber 48,8 Prozent schultern. Kein Wunder, dass Deutschland als Standort für Familienbe-triebe in Europa nur mittelmäßig attraktiv ist.

So schreckt man erfolgreich potenzielle Gründer ab. Es wäre viel gewonnen, würde wenigstens der Zuwachs an Bürokratie gestoppt. Sigmar Gabriels „One in, one out“-Klausel kann da nur ein erster Schritt sein. Am Ende des Weges sollte ein automa-tisches Verfallsdatum für alle neuen Gesetze stehen.

„Neue Männer braucht das Land“ sang Ina Deter vor gut 30 Jahren. Heute braucht Deutsch-land eine neue Politik. Unsere Betriebe müssen endlich entlastet werden: Weniger Steuern und Abgaben, weniger Bürokratie. Dann kommen neue Unternehmer ganz von allein.

Ihr

Mehr Unternehmer braucht das Land!

Mario Ohoven

Mario Ohoven

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs(CEA-PME), Herausgeber „Der Mittelstand.“

Scannen Sie diesen QR-Code mit Ihrem Smartphone und lesen Sie die mobile Variante dieser Ausgabe

Jahresempfang der Superlative

Der Mittelstand. Ausgabe 2/2015

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Bildung

3Der Mittelstand. | 2 | 2015 EDITORIAL

Page 4: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Akademisierungswahn10

POLITIK

06 Deutschland-News

08 Jahresempfang der Superlative: 3.300 Gäste aus Wirtschaft und Politik

10 Akademisierungswahn

14 Sackgasse Arbeitsstättenverordnung

16 Duales Erfolgsmodell stärken

18 Für die Chancenrepublik Deutschland

20 Bündnis für Bildung

21 Mittelstandspräsident im Dialog

22 Europa-News

24 TTIP-Anhörung – Gefahren für den Mittelstand

25 Ja zu TTIP – aber nicht um jeden Preis

26 Risiko: Die EU-Datenschutz- Grundverordnung

28 Türöffner am Golf

KOLUMNE

30 Die Geister, die ich rief: Der tägliche Kampf gegen die Mailflut

ANGEZÄHLT

31 Bildung in Zahlen

IBWF

32 IBWF-Akademie – Bildungspartner für den Mittelstand

34 Teambildung – Trenderscheinung oder Notwendigkeit?

35 Mediation macht munter

UNTERNEHMERSERVICE

36 News

38 Gründen oder Forschen?

40 Digitalität in der Aus- und Weiterbildung

41 Der Weg zur modernen Führungskraft

42 e-Learning: betriebliche Weiterbildung der Zukunft?

46 Neben dem Beruf zum Master

48 Vorbild: Vorgesetzte

4 INHALT Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 5: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

50 Hochschulen – privat versus staatlich

52 Inklusion ist unternehmerische Investition

54 Haftungsfalle im Mindestlohngesetz

55 Kleine Helfer

56 Es könnte doch alles so einfach sein …

58 Soziale Verantwortung in der Praxis

60 Mehr Markenschutz in China

61 Finanzkolumne

62 Buchtipps

64 BVMW-Veranstaltungskalender

KULTUR

66 Willkommen in Washington D. C.

67 Richard III. – Der Heilige ist ein wahrer Teufel

68 Ich tue nur das, was mir Spaß macht

68

Ich tue nur das, was mir Spaß macht

74

Erfolgreich durch die Ausbildung

40

Digitalität in der Aus- und Weiterbildung

BVMW

70 News

72 Symbiose aus Traum und Wirklichkeit

74 Erfolgreich durch die Ausbildung

76 Starker Partner für den Mittelstand

77 Minister a. D. neuer Bundesgeschäftsführer Politik beim BVMW

78 Vom Pfarracker zum Vorzeigebetrieb

80 Dual durchstarten!

82 Der BVMW trauert um Dr. Hans Kremendahl

82 Impressum

5Der Mittelstand. | 2 | 2015 INHALT

Page 6: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Deutschland-News

Aussicht auf Lösung im TrassenstreitIm Streit mit Bayern um den Bau von Stromtrassen geht Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff davon aus, dass es noch vor der Sommer-pause eine Lösung geben wird. Im Freistaat sei die Informationspolitik der Netzbetreiber nicht optimal gewesen, kritisierte der CDU-Politiker. Er schlug vor, existierende Stromtrassen, die es schon im Bereich des Wechselstroms gibt, zu nut-zen und mit Gleichstromleitungen aufzurüsten. Diese Infrastruktur reiche aus, um das Problem technisch zu lösen. Die Energiewende sieht vor, alle Atomkraftwerke, die hauptsächlich im Süden Deutschlands stehen, vom Netz zu nehmen. Das soll in erster Linie durch Erneuerbare Energien wie Windkraft aus Norddeutschland und Sachsen-An-halt kompensiert werden.

Heftige Kritik an Schäubles Plänen für die ErbschaftsteuerDie Erbschaftsteuer muss reformiert werden, so hat das Bundesverfassungsgericht im Dezember 2014 geurteilt. Die Richter haben kritisiert, dass die bisherigen Ge-setze besonders die Erben großer Betriebe bevorzugen. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will die Reform nun rasch umsetzen. Es geht vor allem um die Fra-ge, ab welcher Summe ein Unternehmen nachweisen muss, dass es die Steuer nicht stemmen kann und deshalb vom Fiskus verschont bleibt. Nach Schäubles Willen soll das Finanzamt ab einem Firmenvermögen von zwanzig Millionen Euro pro Erbe pas-sieren. Heftige Kritik gab es für diesen Vorschlag von den südlichen Bundesländern, die eine großzügigere Regelung erreichen wollen, und aus der Wirtschaft. Auch der BVMW sieht den Fortbestand von Betrieben mit bis zu zwanzig Mitarbeitern in Gefahr und fordert die Abschaffung der Erbschaftsteuer. Entgültig entschieden ist über Schäubles Plan noch nicht.

Energieaudits sind nun PflichtDer Bundestag hat die Einführung ver-pflichtender Energieaudits für Unter-nehmen beschlossen. Künftig müssen Unternehmen, die laut Definition der EU keine kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) sind, alle vier Jahre die Energiequellen und den Energiever-brauch überprüfen lassen.

Problematisch ist, dass durch die An-wendung der KMU-Definition der EU künftig eben doch einige KMU die teu-ren Audits durchführen müssen – näm-lich dann, wenn sie einer Unternehmens-gruppe angehören. Auf dieses Problem hatte der BVMW mit einer Stellungnah-me an den Wirtschaftsausschuss, mit Briefen an die Fraktionsvorsitzenden und Abgeordneten sowie in Gesprächen mit den Ministerien hingewiesen. Der Forderung des BVMW nach konsequen-ter Ausnahme für alle KMU wurde nicht entsprochen. Die betroffenen Unter-nehmen haben bis 5. Dezember 2015 Zeit, die Audits durchzuführen.

Reiner Haseloff hat Ideen für die technische Lösung. F

oto

ob

en li

nks

: © J

ens

ttn

er -

pic

ture

-alli

ance

.co

m, F

oto

ob

en r

ech

ts: ©

Ser

gey

Niv

ens

- Fo

tolia

.co

m, F

oto

un

ten

rec

hts

: © G

.G. L

atte

k - F

oto

lia.c

om

POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 20156

Page 7: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die Frauenquote ist GesetzMit den Stimmen von CDU, CSU und SPD hat der Bundestag das Gesetz zur Frauenquote beschlossen. Von 2016 an gilt in börsennotierten Unterneh-men, in denen Arbeitnehmer voll mitbestimmungsberechtigt sind, bei der Aufsichtsratswahl eine Frauenquote von mindestens  30  Pro-zent. Das betrifft etwa hundert Großunternehmen. Weitere 3500 mittelgroße Firmen müssen sich ab diesem Jahr verbindliche Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositio-nen  setzen. Gegen den Regierungsentwurf bestehen verfas-sungsrechtliche Bedenken.

Auch vom BVMW kommt Kritik. Deutschlands führender Mit-telstandsverband hält die Quote für ein „politisches Feigenblatt“. Sie sei nicht geeignet, das jahrelange Mauern der Politik beim Ausbau frühkindlicher Betreuungsangebote zu kompensieren.

Dabei sind führende Frauen im Mittelstand häufiger zu finden als in den DAX-Unternehmen. Die KfW-Bankengruppe analysierte   für das Jahr 2012, dass 20 Prozent der mittelständischen Unternehmen mindes-tens eine Frau in einer leitenden Position vorweisen konnten. Nur bei sechs Pro-zent der Großbetriebe war das der Fall.

Zwischen Tradition und Start-upWas Mittelstand für die Unternehmen selbst bedeutet, hat das Institut für Mittelstandsforschung Bonn unter-sucht. Zwei Studien belegen, dass die mittelständische Wirtschaft sehr breit aufgestellt ist: Vom Solo-Selbst-ständigen, über Start-ups bis zu Familienunternehmen. Je größer und je älter die Unternehmen sind, desto eher sehen sie sich selbst als Mittelstand (91 Prozent der Großunternehmen). Je kleiner und jünger die Unterneh-men, desto seltener definieren sie sich selbst als Mittel-stand. Bei den Kleinstunternehmen waren es 40 Prozent.

BVMW bezieht Stellung zum „Grünbuch“ des Wirtschaftsministeriums

Zur künftigen Ordnung des Strommarktes hat das Bundeswirt-schaftsministerium ein Grünbuch erarbeitet, das als Diskussi-onsgrundlage dienen soll. Der BVMW hat dazu seine Stellung-nahme eingebracht. Darin sind die Forderungen nach einem flexibleren Strommarkt und der besseren Integration der Er-neuerbaren Energien formuliert. Subventionen für das reine Vorhalten von alten, fossilen Kraftwerken (Kapazitätsmarkt) lehnt der BVMW entschieden ab.

Neue Bundesländer wollen Förderung auch nach Ende des Solidarpaktes

Mit einem resoluten Sparkurs haben es die ostdeutschen Bundesländer ge-schafft, ihre Haushalte zu stabilisieren – und keine neuen Kredite aufzunehmen. Doch die Regierungschefs der neuen Länder warnen vor einer Schieflage in der Diskussion über den Länderfinanz-ausgleich. Denn der Osten bräuch-te auch zukünftig noch viel Hilfe. Die Staatskanzleien in Brandenburg und Sachsen haben dazu ein Positionspapier erarbeitet, das von allen neuen Ländern unterstützt wird. Darin wird auf die im-mer noch bestehende Strukturschwä-che hingewiesen, die sich am meisten in der Finanzschwäche offenbare. Deshalb seien die Ostländer auch nach Auslau-fen des Soli-Paktes 2019 auf ein leis-tungsfähiges Finanzausgleichssystem angewiesen.

Fo

to o

ben

lin

ks: ©

Ser

gey

Niv

ens

- Fo

tolia

.co

m, F

oto

ob

en r

ech

ts: ©

Mat

thia

s B

ueh

ner

- F

oto

lia.c

om

, Fo

to M

itte

: © F

oto

lia3

65

- F

oto

lia.c

om

, Fo

to u

nte

n r

ech

ts: ©

ale

ssia

.mal

atin

i - F

oto

lia.c

om

30 Prozent

Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK 7

Page 8: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Glanzvoller Auftakt im Jubiläumsjahr 2015: Auf seinem traditionellen Jahresempfang in Berlin konnte der BVMW über 3.300 Unternehmer und hochrangige Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik begrüßen, darunter 100 Abgeordnete des Bundestags und 70 Botschafter. Unter dem star-ken Beifall der Gäste forderte Mittelstandspräsi-dent Mario Ohoven die Bundesregierung auf, den Standort Deutschland zukunftssicher zu machen. Dazu schlug er konkret in der Steuerpolitik eine Freistellung aller re-investierten Gewinne, Wie-dereinführung der degressiven Abschreibung, Abschaffung der Erbschaftsteuer, Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung sowie steuerliche Anreize für mehr Wagniskapital in Deutschland vor.

Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister Sig-mar Gabriel dankte dem BVMW und insbesonde-re Mario Ohoven für die „faire Zusammenarbeit“. Gabriel warb für die Rentenpolitik der Großen Koalition und sprach sich für eine Stärkung der dualen Bildung aus: „Lieber Lehre mit 17 als Rente

mit 67“. Bei der Reform der Erbschaftsteuer ver-sprach er, den Mittelstand nicht in die Arme der Banken zu treiben.

EU-Digitalkommissar Günther Oettinger wür-digte die erfolgreiche Arbeit des BVMW im 40. Jahr seines Bestehens. Er plädierte im Hinblick auf Russland für eine gemeinsame europäische Nachbarschaftspolitik. Auch beim Datenschutz müsse Europa viel enger kooperieren. Es gelte, die digitale Souveränität gegenüber den USA zu-rückzugewinnen.

Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grü-nen Cem Özdemir bezeichnete die Digitalisierung als „riesige Chance“ für den Mittelstand. Dazu gehöre allerdings auch ein verbesserter Daten-schutz. In der Energiepolitik forderte Özdemir Bundesregierung und Wirtschaft zu verstärkten Anstrengungen bei der Energieeinsparung und -effizienz auf. Die Qualität von Produkten „Made in Germany“ müsse um die Nachhaltigkeit ergänzt werden.

Jahresempfang der Superlative: 3.300 Gäste aus Wirtschaft und Politik

Fo

to: K

ön

igs-

Fo

togr

afie,

Ber

lin

„ Die Bundesregierung muss endlich umsteuern statt umverteilen. Es ist höchste Zeit f ür eine schwarz-rote Agenda 2020 zur Sicherung unserer Wettbewerbsf ähigkeit.

Mario Ohoven

8 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 9: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Pianist Vladimir Burkhardt entbot zum 40-jährigen Jubiläum des BVMW einen musikalischen Geburts-tagsgruß.

Politprominenz in der ersten Reihe.

Cem Özdemir, MdB, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen.

Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft.

Sigmar Gabriel, MdB, Vize-Kanzler, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, SPD-Bundesvorsitzender.

V. li: Dr. Helmut Baur (BVMW-Vorstand), Günther Oettinger (EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft), Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven (Unesco Sonderbot-schafterin), Mario Ohoven (BVMW-Präsident).

Mario Ohoven, Präsident BVMW und European Entrepreneurs (CEA-PME).

Die BVMW-Vizepräsidenten Willi Grothe (li.) und Dr. Hans-Michael Pott (re.) mit Cem Özdemir und Mario Ohoven.

Willkommen beim BVMW-Jahresempfang.

Networking: Die Gäste führten Gespräche bis in die Nacht.Fo

to: C

hri

stia

n K

rup

pa

9Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Page 10: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Jahrzehntelang wurde Deutschland von Seiten der OECD und anderer Wirtschaftsnaher Institu-tionen, aber auch von Bildungstheoretikern seine niedrige Akademikerquote vorgehalten. Dies blieb lange ohne Wirkung. In Deutschland hatte in den späten 60er und frühen 70er Jahren eine starke

Bildungsexpansion stattgefunden, aber seitdem stagnierten die Zahlen. Erst jetzt, seit etwas

mehr als einer Dekade, zeitigt die Pro-paganda Wirkung: Das Abitur als

Regelabschluss, das Studium als Normalfall. Zugleich

aber wird den M e n s c h e n ,

auch den

bildungspolitisch Verantwortlichen, erst jetzt klar, welche Folgen diese Entwicklung hat, nämlich den absehbaren Ruin der stärksten Seite des deut-schen Bildungssystems, der beruflichen Bildung, zumal im dualen System.

Dramatische ZahlenDas Bundesinstitut für berufliche Bildung prog-nostiziert für die nächsten Jahre bis 2030 einen wachsenden Mangel an Lehrlingen und zugleich einen wachsenden Überhang an Akademikern. Die Zahlen sind durchaus dramatisch: In einem Zeit-raum von zwanzig Jahren (2010-2030) werden insgesamt über vier Millionen Arbeitsplätze im Bereich nicht-akademischer Fachkräfte nicht wie-der besetzt werden können, während der Bedarf nach Akademikern trotz der demographischen

Schrumpfung vom Angebot weit (um mehr als eine Million) übertroffen wird. Überall wird

nach nicht-akademischen Fachkräften und zunehmend auch nach Lehr-

lingen gesucht, immer mehr Stellen bleiben unbe-

setzt.

AkademisierungswahnDas Studium an Hochschulen und Universitäten ist ein Erfolgsmodell. Die Studentenzahlen sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Was bedeutet dieser Trend aber für das gesamte Bildungssystem, für die duale Ausbildung und nicht zuletzt für die jungen Menschen? Ein Plädoyer für eine Umkehr der Bildungspolitik.

Fo

to: ©

kat

ato

nia

82

/ S

hu

tter

sto

ck.c

om

10 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 11: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die WertmaßstäbeDer Grund für die neue interna-tionale Aufmerksamkeit auf die Besonderheit des deutschen Bil-dungssystems, das es so nur noch in Österreich, der Schweiz und Dänemark gibt, ist einfach zu er-klären: Es ist die auffällig niedrige Jugendarbeitslosigkeit in diesen drei Ländern. Was ich der OECD, dem CHE (Centrum für Hoch-schulentwicklung), McKinsey und den begleitenden Stimmen aus der Bildungstheorie vorwerfe, ist, dass sie trotz aller fleißiger Sammlung von Daten und der regelmäßigen Präsen-tation interessanter Statistiken ihre Be-wertungsgrundlagen nie geklärt haben. Nach welchen Maßstäben bewerten wir den Erfolg oder den Misserfolg eines Bildungssystems? Ich denke, es sind im Wesentlichen drei Wertmaßstäbe. Ers-tens: Trägt das Bildungssystem dazu bei, dass junge Menschen gut in einen Beruf finden? Zweitens: Ermöglicht es eine in-klusive Gesellschaft, eine Gesellschaft, die nicht ausgrenzt, sondern einbezieht, die sozial mobil und demokratieverträg-lich ist? Und drittens: Wird zu Persönlich-keiten gebildet, die in der Lage sind, auch in schwierigen Situationen ihr Leben zu meistern, Autorin oder Autor ihres Le-bens zu sein?

Finden junge Menschen einen Beruf?Nach dem ersten Kriterium haben die drei genannten Länder mit niedriger Akademikerquote (Deutschland hat über alle beruflich aktiven Jahrgänge

hinweg eine durchschnittliche Aka-demikerquote von gegenwärtig

17 Prozent, Österreich liegt noch darunter) eine un-

gewöhnlich nied-rige Jugend-

arbeitslosigkeit. Das viel gelobte Bildungsland Großbritannien mit zwei in der Tat bewundernswerten Spitzen-universitäten, einer doppelt so hohen Akademikerquote wie Deutschland, einer Studienanfängerquote von gegen-wärtig 64 Prozent hat bei vergleichba-ren ökonomischen Bedingungen eine mehr als doppelt so hohe Jugendar-beitslosigkeit wie Deutschland. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 20 Pro-zent, in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei weniger als der Hälfte.

Weiter wird unverdrossen die Botschaft verbreitet, das Abitur sollte zur Regel werden und das Studium das von allen angestrebte Ziel sein. Dann blieben nur diejenigen für eine Ausbildung im dualen System, die auf diesem Wege irgendwo gescheitert sind. Wir brauchen in beiden Bereichen, dem der akademischen und dem der beruflichen Bildung, das gesam-te Begabungsspektrum. Ein Bildungssys-tem, das allen den gleichen Weg in den Beruf, nämlich über Abitur und Studium, als Ziel vorgaukelt, das am Ende aber nur ein Teil erreichen kann, produziert zu viele Bildungsverlierer und Gescheiter-te. Wir sollten in Deutschland aufhören, unser eigenes Bildungssystem mit seinen Stärken und Schwächen bankrottreif zu reden. Wer vernünftig ist, weiß um die Schwächen des deutschen Bildungssys-tems, aber auch um seine Stärken: Das duale System der beruflichen Bildung

gehört zu seinen Stärken.

„Wir sollten in Deutschland aufhören, unser eigenes Bildungs-system mit seinen Stärken und Schwächen bank-rottreif zu reden.

SchwerelosUnsere Art des Lernens

SEMINAR

Eindrucksvoll präsentieren für FührungskräfteIn diesem Seminar mit Präsentations- und Kommunikationsspezialist René Borbonus erfahren Sie, wie Sie Ihre Ideen eindrucksvoll verkaufen, frei reden und eindrucksvoll auftreten.

Termine: 10. – 11.06.2015, Hamburg 28. – 29.10.2015, Hamburg

Referent: René Borbonus

› Top Speaker und Beststellerautor von „Die Kunst der Prä-sentation“

› Inklusive Videoauf-zeichnung Ihrer per-sönlichen Entwicklung

› klarer Bezug zur Praxis

Ihr Kontakt

040 89720774-0 [email protected]

Fordern Sie uns: www.decatus.de/borbonus

Page 12: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Wird eine inklusive Gesellschaft ermöglicht?Aber wie steht es um das zweite von mir genannte Bewertungskriterium, das der Inklusion und der sozialen Mobilität? Ist nicht die in der Vergangen-heit so starke Stellung der beruflichen, nicht-aka-demischen Bildung verantwortlich für ein hohes Maß an Bildungsselektivität? Deutschland gehört trotz der immer noch starken Stellung beruflicher, nicht-akademischer Bildung und einer hochqua-lifizierten Facharbeiterschaft zu den Ländern mit der am stärksten ausgeprägten sozialen Mobilität der Welt. Soziale Mobilität hängt ganz offenkun-dig von der Verteilung der Einkommen ab. Ist diese ungleich, ist die soziale Mobilität niedrig. Deutsch-land gehört zu den Ländern mit vergleichsweise geringen Einkommensungleichheiten nach staat-licher Umverteilung durch Steuern und Abgaben. Dies ist vermutlich eine der Ursachen dafür, dass die soziale Mobilität in Deutschland höher ist als in fast allen anderen westlichen Industrieländern, ausgenommen den skandinavischen und Kanada. Und die zweite Ursache ist, dass die Mittelschicht in Deutschland sich nicht nur aus Akademikern zu-sammensetzt, wie etwa in den USA, sondern eben auch aus erfolgreichen nicht-akademischen Fach-kräften. Die uferlose Ausweitung der Akademi-kerquote ist als Instrument sozialer Inklusion unter den heutigen Bedingungen ungeeignet. Die Län-

der, die die-sen Weg gehen, bezahlen dies mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, wachsender unterwertiger Beschäftigung, Verdrängung nicht-akademischer Fachkräfte aus ihren ange-stammten Berufen und Verlust praktischer Kom-petenzen.

Die Stärken fortentwickelnWir sollten die Stärken des deutschen Bildungs-systems nicht abwracken, sondern fortent-wickeln. Die berufliche Bildung bedarf eines höheren Anteils an Allgemeinbildung und Wissen-schaftsorientierung, sie bereitet auf anspruchs-volle Berufe vor, in denen Kreativität und Weltof-fenheit unverzichtbar sind. Die Bundesregierung hat sich – zum ersten Mal in einem Koalitionsver-trag – die Förderung der beruflichen Bildung auf die Fahnen geschrieben. Es zeichnet sich ein Stim-mungsumschwung ab. Man kann nur hoffen, dass die Bildungspolitik und ihre Berater eine Trend-umkehr einleiten, deren Motto sein sollte: Glei-cher Respekt vor unterschiedlichen Begabungen und Interessen, kein Akademikerdünkel, Ende des Akademisierungswahns. Professor Dr.

Julian Nida-RümelinStaatsminister a. D., ist Inhaber des Lehrstuhls

für Philosophie IV an der Ludwig-Maximilians-

Universität München.

Gekürzte Fassung, erschienen in Forschung

& Lehre, Ausgabe 1-15

„ Die uferlose Ausweitung der Akademikerquote ist als Instrument sozialer Inklusion unter den heutigen Bedingungen ungeeignet. F

oto

: © g

oo

dlu

z - F

oto

lia.c

om

12 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 13: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

13Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

büro und mobil werden eins

alles aus einer hand. alles im besten telekom netz.Als MagentaEINS Business Kunde profitieren Sie von vielen attraktiven Vorteilen:

Weitere Informationen telefonisch unter 0800 33 06009 oder per E-Mail an [email protected]

Flat telefonieren, mobil und jetzt auch im Büro – in alle deutschen Netze

Mobil surfen mit max. verfüg- barer LTE-Geschwindigkeit

Inklusive TeamDisk: 100-GB- Festplatte auf sicheren Telekom Servern in Deutschland

Kombinieren und Preisvorteil sichern

ab 18.05.2015

Testsieger Netztests

Laut connect-Netztest, 01/2015

Laut connect-Netztest, 08/2014

Anzeige_210x297_MagentaEINS_Business_BVMW_08_O50040_RZ.indd 1 13.03.15 17:30

Page 14: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

SackgasseArbeitsstättenverordnung

Die Novelle der Arbeitsstättenverordnung ist zum Sinnbild der fehlgeleiteten arbeitsmarktpolitischen Agenda der Großen Koalition geworden. Man startet mit vermeintlich hehren Zielen, biegt unterwegs irgendwo falsch ab und landet schließlich in einer Sackgasse.

Im Auge hatte man bei der Neuauflage der Ar-beitsstättenverordnung ursprünglich Verbesse-rungen bei Arbeitssicherheit und Arbeitsbedin-gungen. Irgendwann hat man sich im Klein-klein der Paragraphen verloren und schließlich einen Entwurf vorgelegt, mit dem Ministerin Nahles ihr humoristisches Talent unter Beweis gestellt hat. Anders ist nicht zu erklären, warum Toiletten oder Erste-Hilfe-Räume eine „Sichtverbindung nach außen“, sprich: Fenster, haben müssen. Glei-ches sollte übrigens auch für Labore oder Unter-suchungszimmer in Krankenhäusern gelten.

Kurz vor dem Jahreswechsel 2014/15 passierte die Verordnung den Bundesrat. Dort kassierte man zwar die Fensterpflicht für Räume mit „gerin-ger Aufenthaltsdauer“, wie Toiletten, wieder ein; hinzugekommen ist allerdings auf Initiative Sach-sens die Pflicht, abschließbare Spinde bereitzu-

stellen. Im Freistaat regiert pikanter Weise eben-falls eine schwarz-rote Koalition mit einem roten Arbeitsministerium. Warum ein abschließbarer Spind die Gesundheit von Beschäftigten oder de-ren Arbeitsbedingungen verbessern soll, ist nicht ersichtlich. Sehr wohl ersichtlich ist dagegen der bürokratische und auch finanzielle Aufwand, der sich für die Wirtschaft daraus ergeben würde.

Von den Medien auf- und maßgenommen, ge-riet der Entwurf der neuen Arbeitsstätten-verordnung Anfang des Jahres zum Bumerang für die Ministerin. Spätestens nach der klaren Zustimmung des Bundesrates schien die Messe schon gelesen. Letztlich sah sich wohl die Bun-deskanzlerin gezwungen, über ihren Kanzler-amtsminister etwas Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Altmaier stoppte die Verordnung Ende Februar kurzerhand, was angesichts des Verfah-

Matthias SchweigerBVMW F

oto

: © C

hri

stia

n M

ülle

r - F

oto

lia.c

om

14 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 15: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

rensstands ungewöhnlich war. Schließlich hatte sich Ministerin Nahles ihren Entwurf schon Ende 2014 vom Kabinett absegnen lassen.

In den nächsten Wochen ist die Wiederaufer-stehung der Verordnung zu erwarten. Wenn sich die medialen Wogen erst einmal geglättet haben, wird man die Verordnung schleunigst verabschieden. Schließlich soll die „One in, one out“-Regelung umgangen werden, die zum 1. Juli in Kraft treten soll. Diese sieht vor, für jede neue bürokratische Belastung eine bestehende zu streichen. Dagegen ist es eher unwahrschein-lich, dass man den Kern der Kritik, nämlich die stetig ansteigende Bürokratie der unternehme-rischen Tätigkeit, im Arbeitsministerium wirklich anpackt.

Die Diskussion zur Arbeitsstättenverordnung fügt sich nahtlos in die bisherige rotgefärbte Politik der Großen Koalition ein. Statt die unter-nehmerische Basis unseres Landes zu stärken und Zeiten von Rekordsteuereinnahmen für Zu-kunftsinvestitionen und Entlastungen zu nutzen, hat man mit dem Mindestlohn bereits ein Büro-kratiemonster sondergleichen geschaffen.

„ Der Entwurf der neuen Arbeitsstättenverordnung geriet Anfang des Jahres zum Bumerang f ür die Ministerin.

Die Komplettlösung für sichere und effiziente Geschäftsprozesse.

Lernen Sie uns kennen:

www.bdr.de

Umfassende Beratung und innovative Technologien – alles aus einer Hand.

Zugeschnitten auf Ihre Bedürfnisse und

„made in Germany“.

GOVERNANCEErleben Sie Full ID | Governance, die neue Sicherheitsarchitektur für Unternehmen.

Anzeige

Fo

to: ©

see

you

| c.

ste

ps

- Fo

tolia

.co

m15Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Page 16: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Duales Erfolgsmodell stärkenDas System der dualen betrieblichen Ausbildung ist ein Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft und hat diese auch gut durch die Zeiten der Krise gebracht. Die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa und die hohe Produktivität belegen dies überzeugend.

Während sich andere Länder vermehrt am hiesigen Modell orientieren, ist dieses „Flaggschiff“ inzwi-schen im eigenen Land in schwieriges Fahrwasser geraten: Den Betrieben fehlen zunehmend Bewer-berinnen und Bewerber für die Ausbildung. Inzwi-schen beginnt mehr als die Hälfte eines Altersjahr-gangs ein Studium, aber auch die abnehmende Zahl der Schulabsolventen insgesamt führt zum Rückgang der Ausbildungsverträge. Bundes- und Landesregierungen, Wirtschaft und Gewerkschaf-ten, Arbeitsagenturen und Schulen müssen sich gemeinsam der Herausforderung stellen, die beruf-liche Ausbildung wieder attraktiver zu machen, um den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu sichern.

Vieles wurde dabei bereits auf den Weg gebracht: Bund, Länder und die Sozialpartner haben Ende 2014 die Allianz für Aus- und Weiterbildung unter-zeichnet, um die Bedeutung und die Attraktivität

der beruflichen Bildung deutlich aufzuwerten, die Qualität der Ausbildung weiterzuentwickeln, die Weiterbildung und Aufstiegsfortbildung zu stär-ken und auch die Ausbildungsbeteiligung junger Migrantinnen und Migranten zu steigern.

Es ist darüber hinaus wichtig für die Deckung des Fachkräftebedarfs, jeden Jugendlichen mitzuneh-men und alle Potenziale verschiedener Zielgrup-pen für die Betriebe zu nutzen. Dies gilt auch für junge Menschen, die ihr Studium aus unterschied-lichen Gründen nicht mehr fortsetzen wollen, für junge Erwachsene ohne Berufsausbildung oder auch für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwie-rigkeiten oder Behinderungen.

Dazu sind vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, den Arbeitsagenturen und an-deren Trägern inzwischen zahlreiche Program-me auf den Weg gebracht worden. Als kleiner Ausschnitt seien nur die Programme für Studie-nabbrecher (Jobstarter plus) oder für junge Er-wachsene ohne Berufsausbildung (Die 2. Chance) genannt. Der Bund hat zudem im Bundeshaushalt 2015 die Mittel für die Berufsorientierung an den Schulen und für überbetriebliche Bildungsstät-ten weiter aufgestockt und zuletzt Ende Februar die sogenannte assistierte Ausbildung gesetzlich

„ Die Wertschätzung f ür die berufliche Ausbildung kann nicht der Gesetzgeber von oben verordnen.

Fo

to li

nks

: © g

oo

dlu

z - F

oto

lia.c

om

, Fo

to r

ech

ts: ©

ast

rosy

stem

- F

oto

lia.c

om

16 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 17: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

verankert, mit der lernbeeinträch-tigte und sozial benachteiligte junge Menschen oder solche, die aufgrund besonderer Lebensumstände eine betriebliche Ausbildung ohne Unter-stützung nicht beginnen, fortsetzen oder erfolgreich beenden können, bei der Ausbildung unterstützt wer-den sollen.

Aber es gibt noch viel zu tun: In die-sem Jahr wird das Berufsbildungsge-setz auf weiteren Anpassungsbedarf evaluiert; die Fördermöglichkeiten des Meister-BaföGs im Aufstiegs-fortbildungsförderungsgesetz sollen verbessert und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsquali-fikationen weiter erleichtert werden.

Das Kardinalproblem aber bleibt, wie die betrieb-liche Ausbildung auch in kleinen Unternehmen, zum Beispiel des Handwerks, für die jungen Men-schen mit ihren hohen Erwartungen an den Beruf attraktiver gemacht werden kann. Dies ist eine komplexe Herausforderung nicht nur für die Po-litik, sondern vor allem auch für die Unternehmen

selbst. Dabei sind für die jungen Menschen Wei-terbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten rele-vant, ergänzende akademische Weiterqualifizie-rung, Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten, aber auch persönliche Faktoren wie Flexibilität und Mobilität oder die individuelle Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und nicht zuletzt die Ver-dienstmöglichkeiten.

Ein wesentlicher Punkt muss allen Beteiligten be-wusst sein: Die Wertschätzung für die berufliche Ausbildung kann nicht der Gesetzgeber von oben verordnen. Das duale System muss in der Gesell-schaft insgesamt wertgeschätzt werden, damit junge Menschen offener für diesen Weg zum beruflichen Erfolg werden. Die hervorragenden Jobperspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten in diesem System gilt es, den Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und den Lehrkräften auch an weiterführenden Schulen zu vermitteln; das ist die zentrale Herausforderung und mindestens ebenso so wichtig wie alle Förderprogramme der diversen Träger. Dabei sollten Studium und beruf-liche Ausbildung nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ziel ist es, offen und fair die große Band-breite der Möglichkeiten den jungen Menschen vor Augen zu führen.

Patricia Lips, MdB, CDUVorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technik-folgenabschätzung

www.patricia-lips.de

17Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Anzeige

Page 18: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Als Bundesverband mittelständische Wirtschaft machen wir uns große Sorgen um das Bildungs-niveau in Deutschland. Drei Zahlen machen deutlich, mit welchen Herausforderungen wir zu kämpfen haben: Können wir es uns leisten, dass Woche für Woche eine Million Schulstunden aus-fallen? Können wir es uns leisten, dass 1,3 Millio-nen junge Menschen bis 29 Jahre ohne Schul- und Berufsausbildung durchs Leben gehen? Können wir es uns leisten, dass wir in Deutschland 7,5 Mil-lionen Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren haben, die nicht oder schlecht schreiben und le-sen können?

Mit einem 10-Punkte-Programm für die Chan-cenrepublik Deutschland können wir auch im in-ternationalen Wettbewerb wirklich punkten:

� Wir wollen, dass die Kleinstaaterei in der Schule ein Ende hat. Ein guter Wettbewerb um die beste Bildung zwischen Kindertagesstätten, Schulen,

Hochschulen und den Bundesländern hat Sinn. Aber Ländergrenzen dürfen keine Bildungsgren-zen sein. Wir brauchen mehr Vergleichbarkeit, mehr Transparenz und mehr Durchlässigkeit.

� Schulen müssen endlich eigenverantwortlich entscheiden und in Ruhe arbeiten können. Nicht am Schreibtisch des Kultusministeriums wird die beste Bildungspolitik gemacht, son-dern vor Ort! Und das heißt für Schulen: selbst über Profile, Schwerpunkte, Finanzen und die Einstellung und Entlassung von Lehrern zu entscheiden. Die Schulen müssen finanziell so gut ausgestattet sein, dass sie auch alle Ver-tretungsstunden finanzieren können. Um eine Schule gut zu leiten, braucht es neben einem pädagogischen Direktor auch einen Geschäfts-führer. Alle internationalen Vergleiche machen deutlich, dass Lehrer vor Ort mit den Eltern zusammen sich ganz persönlich auf den Schü-ler einstellen müssen. Und da sind Schulen in freier Trägerschaft kein Angriff, sondern eine notwendige Ergänzung, die fair ausgestattet werden müssen.

� Jeder Handwerksmeister kann die Hauptprob-leme einfach beschreiben: Die jungen Menschen müssten gut lesen, schreiben und rechnen kön-nen, sie müssen gelernt haben, sich für etwas zu begeistern und dieses auch mit dem notwen-digen Maß an Selbstdisziplin zu erreichen, und sie müssen fit für ihr Leben und die Arbeitswelt gemacht werden. Deswegen brauchen wir eine

Selbstständigkeit für Schulen, ein höherer Bildungsetat und eine starke duale Ausbildung: Mit einem 10-Punkte-Programm will der BVMW zeigen, wie Deutschland sein starkes Potenzial in der Bildung verbessern kann.

„ Dieser Akademisierungswahn ist eine schallende Ohrfeige f ür alle, die mit einem Haupt- und Real-schulabschluss in eine berufliche Ausbildung gehen und sich dann auch selbstständig machen.

Für die Chancenrepublik Deutschland

Fo

to li

nks

: © S

erge

y N

iven

s - F

oto

lia.c

om

18 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 19: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

frühkindliche Sprachförderung auf bestem Ni-veau bereits in der Kindertagesstätte und deut-lich mehr Schulstunden in Deutsch und Mathe-matik, die eben nicht ausfallen dürfen.

� Unser Bildungssystem ist chronisch unterfi-nanziert. Hier muss die Politik endlich einmal zeigen, wie wichtig die zentrale Zukunftsauf-gabe für uns alle ist. Deswegen fordern wir als BVMW, dass ein Prozentpunkt aus dem beste-henden Mehrwertsteueraufkommen zusätz-lich in die Bildung fließt: Das wären zehn Milli-arden Euro im Jahr!

� Leistung macht Freude! Wir können es nicht verstehen, dass in vielen Bundesländern Leis-tungsgrenzen und -anreize aus der Schule her-ausgenommen werden. Selbstverständlich will sich jeder junge Mensch im positivsten Sinne mit anderen vergleichen. Und wir müssen auch zulassen, dass unterschiedliche Begabungen die Realität sind, und wir deswegen auch unter-schiedliche Angebote brauchen. Dass in meh-reren Bundesländern die Begabungsförderung reduziert statt ausgebaut wird, ist das vollkom-men falsche Zeichen.

� Man hat das Gefühl, als ob in Deutschland das Leben erst mit dem Abitur und dem Studium beginnt. Dieser Akademisierungswahn ist eine schallende Ohrfeige für alle, die mit einem Haupt- und Realschulabschluss in eine berufli-che Ausbildung gehen und sich dann auch selbst-ständig machen. Ohne die duale Ausbildung würde Deutschland nicht dort stehen, wo es steht. Deswegen muss endlich die Gleichwertig-keit beruflicher und akademischer Bildung ein fester Grundsatz unserer Gesellschaft sein.

� Jeder junge Mensch verdient in Deutschland eine zweite oder auch dritte Chance. Wir brau-chen eine Bildungspolitik, die sich am Grund-satz: Kein Abschluss ohne Anschluss orientiert! Wir brauchen viel mehr Angebote für junge Menschen, um in ein Unternehmen zu kommen und zugleich noch einen Bildungsabschluss nachholen zu können. Und unsere duale Aus-bildung muss so aufgebaut sein, dass ein Ein-stieg über zweijährige Einstiegsphasen normal wird. Bei den 50.000 Auszubildenden im 2-Jah-res-Einstieg kommen sage und schreibe 60 Pro-zent mit einem Hauptschulabschluss.

� Geschätzt 7,5 Millionen funktionale Analpha-beten dürfen wir nicht hinnehmen. Hierzu braucht es einen deutlichen Ausbau der Bera-tungsinfrastruktur, mehr Kursangebote und eine unkomplizierte erste Kontaktaufnahme.

� Die wichtigsten Bildungsbotschafter sind unsere Lehrerinnen und Lehrer. Hier brauchen wir eine vollkommen neue Anerkennungskultur. Jedoch ist auch eine Reform der Lehrerausbildung an-gesagt: Wer in die Lehrerausbildung geht, muss vom ersten Tag an vor der Klasse stehen und selbst erfahren, ob er oder sie die Fähigkeit mit-bringt, zu begeistern und zu führen.

� Schule muss etwas mit dem Leben nach der Schule zu tun haben. Und genau deswegen brauchen wir Wirtschaftsthemen auch in der Schule – am besten in einem eigenen Fach. Wir müssen in der Bildung ein anderes Unterneh-merbild vermitteln, wir müssen für die Selbst-ständigkeit motivieren und es Schülern ermög-lichen, in so viele Berufsfelder wie es nur geht hineinzuschnuppern.

Anzeige

Patrick MeinhardtBVMW, Mitglied der Bundesgeschäftsleitung

_Flexibel in Studienorganisation, Umfang und Inhalten

_Ausgeprägte Praxisorientierung

_Lernen in kleinen Gruppen mit persönlicher Betreuung

_Zugang auch ohne Abitur möglich

Berufsbegleitender Bachelorstudiengang

Business Administrationin mittelständischen Unternehmen (B.A.)

Der nächste Schritt auf Ihrer Karriereleiter!

Jetzt informieren! www.bba.uni-oldenburg.de

19Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Page 20: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Der steigende Fachkräftemangel und eine ver-besserte Duale Ausbildung sind zwei Themen, die dem Mittelstand unter den Nägeln bren-nen. Der BVMW und seine Partner aus der Mittelstandsallianz diskutierten mit Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, wie das Fachkräftepotenzial gemeinsam gestärkt werden kann. Eine Reihe von aktuellen Projekten und Initiativen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden, bieten Anknüpfungspunkte für eine enge Kooperation mit dem Mittelstand.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven zeigte auf, welche Faktoren dazu führen, dass den klei-nen und mittleren Unternehmen die geeigneten Fachkräfte fehlen:„Die wenigsten wissen, dass ein studierter Geis-teswissenschaftler nicht mehr verdient als ein Industriemeister oder Maschinenbautechniker – im Durchschnitt 4.000 Euro Brutto.“ Wäh-

rend Schulabgänger bei einem Angebot von 330 Ausbildungsberufen und über 7000 Bachelorstudiengängen keine kon-kreten Vorstellungen von den beruflichen Perspektiven hätten, blieben über 30.000 Stellen in mittelständischen Unternehmen unbesetzt.

Dieser Herausforderung müssen sich Po-litik und Wirtschaft gemeinsam stellen.

Ministerin Wanka plädierte für eine individuelle Berufsberatung und Potenzialanalyse von Schü-lern, die in Form des Projekts „Bildungsketten“ bundesweit seit Januar 2015 gefördert werden. So soll die Berufs- und Schulorientierung ver-bessert werden. Hierzu kann der BVMW mit seinem engmaschigen Unternehmernetzwerk einen wertvollen Beitrag leisten.

Auch die Lehrinhalte der Ausbildungen müssen sich stärker an der Praxis orientieren, argu-mentierten Vertreter der Mittelstandsallianz. Dazu gehört auch eine verstärkte Digitalisie-rung der Ausbildungsstätten, damit die zukünf-tigen Fachkräfte für die digitale Arbeitswelt gewappnet sind. Um diesen Diskurs mit dem Mittelstand weiter zu führen, hat Ministerin Wanka den BVMW und seine Partner der Mit-telstandsallianz eingeladen, sich in der Platt-form des IT-Gipfels „Digitale Bildung und For-schung“ einzubringen.

Bündnis für BildungWie kann dem Fachkräftemangel im deutschen Mittelstand begegnet werden? Wie können mehr Jugendliche für die Ausbildungsberufe motiviert und die Duale Ausbildung attraktiver gestaltet werden?

Marie LandsbergBVMW

„ Die wenigsten wissen, dass ein studierter Geisteswissenschaftler nicht mehr verdient als ein Industriemeister oder Maschinenbautechniker.

Mario OhovenF

oto

: Ch

rist

ian

Kru

pp

a

Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka (Mitte), Mario Ohoven und Vertreter der Mittelstandsallianz.

20 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 21: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Spitzentreffen mit Bodo RamelowDer neue Ministerpräsident des Freistaates Thürin-gen, Bodo Ramelow (Die Linke), und Mittelstands-präsident Mario Ohoven haben sich zu einem ersten Spitzengespräch in Berlin getroffen. Neben Bürokra-tieabbau für den Mittelstand sowie den hohen Strom- und Wasserpreisen in Thüringen standen die Themen Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt. Es bestand Einigkeit darüber, dass das geplante Thüringer Bil-dungsfreistellungsgesetz Ausnahmen für Kleinst-unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern vor-sehen muss. Beide waren sich zudem einig, dass die Duale Ausbildung gestärkt werden muss, um die Fach-kräfteknappheit zu lindern.

Dialog mit RusslandGerade wegen der zurzeit gespannten politischen Großwetterlage zwischen Russland und Deutsch-land ist es wichtig, den Gesprächsfaden aufrecht-zuerhalten. So lautete der Grundtenor der Unter-redung zwischen dem Botschafter der Russischen Föderation, S. E. Wladimir M. Grinin, und Mario Ohoven in der Russischen Botschaft Unter den Linden in Berlin. Neben den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen und den negativen Aus-wirkungen der Handelssanktionen auf mittel-ständische Betriebe, insbesondere in den neuen Bundesländern, stand die Schaffung einer euro-päischen Freihandelszone unter Einbeziehung Russlands als Fernziel im Mittelpunkt der Gesprä-che. In Bezug auf den militärischen Konflikt in der Ost-Ukraine stimmten Ohoven und Grinin darin überein, dass alles unterlassen werden müsse,

was den Konflikt weiter anheizen könnte. Oho-ven sprach sich dafür aus, die Sanktionen mit der Erfüllung des Minsk-II-Abkommens schrittweise zurückzunehmen.

Kooperation mit RumänienAus Anlass der Verabschiedung des langjährigen rumänischen Botschafters Laza r Coma nescu traf Mario Ohoven mit dem scheidenden Botschaf-ter zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen. Dabei wurde insbesondere die weitere Zusam-menarbeit des BVMW mit dem neuen rumäni-schen Staatspräsidenten Klaus Johannis bespro-chen. Coma nescu wird zukünftig als Berater des Staatspräsidenten in Bukarest tätig sein.

Mittelstandspräsident im DialogIn Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik und Diplomatie öffnet BVMW-Präsident Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand.

Der scheidende rumänische Botschafter Laza r Coma nescu (4. v. li.) und Honorarkonsul Dr. Nikolaus Petersen (3. v. li.) mit den BVMW-Repräsentanten.

Russlands Botschafter S.E. Wladimir M. Grinin, Rainer Ptok, Dr. Hans-Jürgen Völz, Mario Ohoven (v. li.) in der Russischen Botschaft in Berlin.

Mario Ohoven mit dem Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow.

21Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Page 22: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Wirtschaftskongress Russland in Frankfurt am Main

Zum zweiten Mal veranstaltete der Forum Verlag (BVMW-Mit-glied) mit dem BVMW als Partner den Wirtschaftskongress Russ-land. Das rohstoffreiche Land mit seinem großen Marktpotenzial und einer Bevölkerung von über 140 Millionen Menschen ist ein wichtiger Handelspartner für Deutschland. Die Zahlen sprechen für sich: Mehr als 300 000 Arbeitsplätze sind in Deutschland vom russischen Markt abhängig. Mit Blick auf die Ukraine-Krise stan-den die Wirtschaftssanktionen und die Folgen im Mittelpunkt des Treffens. Der deutsche Mittelstand bekommt die Auswirkun-gen der EU-Sanktionen zunehmend zu spüren. Insgesamt sind die deutschen Exporte nach Russland um knapp 20 Prozent und die Importe aus Russland um 6 Prozent zurückgegangen. Vor allem die Auto- und Maschinenbauer sind davon betroffen. Es sei wich-tig, den Dialog mit Russland auf allen Ebenen – politisch wie wirt-schaftlich – aufrechtzuerhalten, betonte Mittelstandspräsident

Mario Ohoven in seiner Eröffnungsrede. „Denn eines ist klar: Wir werden die Krise nicht ohne den Präsidenten der Russischen Fö-deration Wladimir Putin lösen können, und erst recht nicht gegen ihn.“ Ohoven warb dafür, auf diplomatischem Wege den Konflikt zu lösen und freundschaftliche Beziehungen zur Russischen Fö-deration zu pflegen. Als nächstes ist ein Roundtable im kleinen Kreis mit BVMW-Mitgliedern auf Einladung des russischen Bot-schafters Wladimir Grinin in der Botschaft der Russischen Föde-ration in Berlin geplant.

Europa-News

Neue Finanzquellen für EU-Unternehmen

In der Europäischen Union soll eine Kapitalmarktunion entstehen. So will Brüssel noch be-stehende Hindernisse für Investitionen in vielen Mitgliedstaaten beseitigen und Europas

Unternehmen den Zugang zu neuen Finanzierungsquellen eröffnen. Mögliche Wege zu einer Kapitalmarktunion hat die EU-Kommission jetzt in einem „Grünbuch“ aufgezeigt.

Zurzeit sammelt sie Vorschläge und Anregungen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dann soll ein Aktionsplan folgen. „Die Kapitalmarktunion soll Finanzmittel freimachen, die zwar

ausreichend vorhanden, aber zurzeit gebunden sind und sie in den Dienst der europäischen Unterneh-men stellen, besonders der kleinen und mittleren Firmen“, sagte Jonathan Hill, der für finanzielle Stabilität

und Finanzdienstleistungen zuständige EU-Kommissar. Sein Ziel ist es, den Markt für Risikokapital in der EU ähnlich zu entwickeln wie in den USA. Das Vorhaben ist eines der größten Projekte der Juncker-Kommission. Sie will

bis zum Ende ihrer Amtszeit im Herbst 2019 den Grundstein für eine Kapitalmarktunion legen.www.bvi.de/regulierung/positionen/kapitalmarktunion

www.ec.europa.eu/finance/capital-markets-union/index_de.htm

Spitzentreffen für Europas Jugend

Vor allem in den Ländern Süd-Europas ist die Jugendarbeits-losigkeit hoch, und in anderen europäischen Ländern wie Deutschland fehlen Fachkräfte. Besonders mittelständische Unternehmen beklagen fehlendes Personal und den Mangel an innovativen Unternehmern. Zu diesen Themen traten sich der Verband European-Entrepreneurs CEA-PME, die Friedrich-Ebert-Stiftung und der Rat der Gemeinden und Region Europas in Brüssel zu einem Jugendgipfel. Die Ini-tiatoren sprachen über ihre Hauptziele, wie professionelle Ausbildung und Mobilität in Europa, und diskutierten mit hochrangigen Politikern, darunter Europaparlamentspräsi-dent Martin Schulz, und Experten. Mario Ohoven eröffnete die Veranstaltung als Präsident des CEA-PME.

www.bvmw.de/der-bvmw/europaverband.html

Fo

to o

ben

: © d

enis

ism

agilo

v - F

oto

lia.c

om

, Fo

to u

nte

n: ©

juse

p -

Fo

tolia

.co

m

POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 201522

Page 23: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Fördermilliarden auch für MittelständlerAus dem Europäischen Sozialfond (ESF) fließen während der laufenden Förderperiode bis 2020 insgesamt 2,7 Milliarden Euro in verschiedene Programme der Bundesregierung. Berlin gibt weitere 2,14 Milliarden Euro zusätzlich in den Fördertopf, so dass über 4,8 Milliarden auf Bun-desebene zur Verfügung stehen. Ziele der Pro-gramme sind die Sicherung des Fachkräftebe-darfs und die Bewältigung des demographischen Wandels in kleinen und mittleren Unternehmen. Elf Programme sind explizit für Unternehmen und Existenzgründer ausgeschrieben. Dabei geht es um digitale Medien in der beruflichen Bildung, Gründer-Coaching oder die Besetzung von Ar-beitsplätzen durch ausländische Fachkräfte.

Wie zweckmäßig es ist, dass fünf Bundesminis-terien mit den ESF-Milliarden eigene Förderpro-gramme auflegen, muss die Praxis zeigen. Betei-ligt sind das Arbeitsministerium (federführend) sowie die Ministerien für Bildung, Wirtschaft, Familie und Umwelt. Die Rede ist von insgesamt 26 verschiedenen Programmen. Der größte An-teil (38 Prozent) der Fördermittel fließt dabei in den Bereich soziale Integration und Hilfen für Migranten.

www.esf.de | www.foerderdatenbank.de

(>Startseite>Förderrecherche)

Altersvorsorge gefährdetDie expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat zu Niedrigzinsen geführt. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate und des Zinsabschlags er-geben sich für Spareinlagen und Bundesanleihen negative Renditen, was letzt-lich einen Substanzverlust bedeutet. Finanzexperten und Wissenschaftler haben diese Entwicklung und ihre Konsequenzen für die Ersparnisbildung kri-tisiert. Mit dem Rückgang der Zinsen sank die Sparquote privater Haushalte von 12,7 Prozent im Jahr 1991 auf 9,1 Prozent im Jahr 2013. Sparen, auch frei-willige Zukunftsvorsorge, lohnt nicht mehr im gewohnten Umfang. Dies führt insbesondere für die Berufsgruppe der Selbstständigen und Freiberufler, die eine kapitalgedeckte Altersvorsorge vornehmen müssen, zu Problemen. Nach Auffassung von Prof. Dr. Dirk Meyer von der Universität Hamburg verstößt dieser Tatbestand im wirtschaftlichen Sinne gegen die Eigentumsgarantie des Artikels 14 im Grundgesetz, beziehungsweise gegen Artikel 17 der Charta der Grundrechte der EU. Betroffen sei insbesondere der Mittelstand, der außer Immobilien wenige Möglichkeiten zur attraktiven und sicheren Geldanlage habe. Meyers Rech-nung lautet wie folgt: Bei einem Nettogeldvermögen von 3.574 Milliarden Euro am Jahresende 2013 und einem Rückgang des Kapitalmarktzinses um drei Prozentpunkte gegenüber 2007 beträgt der kalkulierte jährliche Einkom-mensverlust der Sparer an nominal entgangenen Zinserträgen etwa 107 Mil-liarden Euro.

www.ecb.europa.eu

Einheitliche BemessungsgrundlageDie EU-Kommission hat jetzt weitere Details zu ihrer Untersuchung von Steuervereinbarungen zur Reduzierung der Steuerlast veröffentlicht. Besonders die Steuervermeidungspraktiken in Luxemburg waren ins Visier der Medien geraten. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Ves-tager und der für Steuern zuständige EU-Kommissar Pierre Moscovici bekräftigten aus diesem Anlass in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“, dass die Kommission eine einheitliche Bemessungsgrundlage für die Unternehmensbesteuerung und einen automatischen Informati-onsaustausch über Steuervorentscheidungen anstrebt. „Steuerbehörden müssen wissen, welche Unternehmen in einem anderen Mitgliedstaat bevorzugt behandelt werden“, so Vestager und Moscovici. „Die meisten EU-Staaten sind bereits dafür, und wir glauben fest daran, dass wir auch diejenigen überzeugen werden, die noch zögern.“

www.ec.europa.eu/commission/2014-2019/vestagerFo

to o

ben

lin

ks: ©

Gin

a Sa

nd

ers

- Fo

tolia

.co

m, F

oto

ob

en r

ech

ts: ©

ble

nd

e4

0 -

Fo

tolia

.co

m, F

oto

un

ten

: © g

rafi

kplu

sfo

to -

Fo

tolia

.co

mDer Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK 23

Page 24: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Vor dem Ausschuss des Europäischen Parlaments für Industrie, Forschung, Energie (ITRE) und Au-ßenhandel (INTA) hat BVMW-Präsident Mario Ohoven, auch als Vertreter des europäischen KMU-Dachverbandes European Entrepreneurs (CEA-PME), vor rund 120 Parlamentariern aus Sicht des Mittelstands zu der transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (kurz TTIP) zwischen der EU und den USA Stellung genommen.

Obwohl der BVMW mit der überwiegenden Mehrheit der Vertragsbestandteile einverstan-den ist und grundsätzlich die Idee eines transat-lantischen Freihandelsabkommens sehr befür-wortet, kritisierte Mittelstandspräsident Ohoven den geplanten Investor-Staat-Streitbeilegungs-mechanismus im Entwurf des Vertrags (ISDS). Er unterstrich, dass dies zu einer gravierenden Schieflage im Wettbewerb zu ungunsten von deutschen und europäischen Mittelständlern führt. Diese wären nicht in der Lage, solch ein Schiedsgericht anzurufen, angesichts der hohen Kosten von durchschnittlich 6,5 Millionen Euro.

Auch die Tatsache, dass es nicht möglich ist, gegen eine Entscheidung des Schiedsgerichts Einspruch einzulegen, sei nicht mit den entwickelten und bewährten Rechtssystemen in Europa und USA kompatibel. Ohoven forderte das Europaparla-ment und die Europäische Kommission auf, dieses Kapitel nachzuverhandeln.

Er wies außerdem darauf hin, dass das US-ameri-kanische Nachsorgeprinzip sich grundlegend vom

europäischen Vorsorgeprinzip unterscheidet. Dies bedeute für die europäischen KMU einen weiteren, erheblichen Wettbewerbsnachteil im Rahmen von Genehmigungsverfahren für Produkte.

Der geplante Regulationsrat, so Ohoven, habe derzeit eine viel zu schwache demokratische Le-gitimation. Zudem sei dringend die Teilnahme von Mittelstandsvertretern erforderlich, um einem Übergewicht der Lobby der Großindustrie bei der Festlegung von Regeln und Standards zuvorzu-kommen.

Sehr viele Abgeordnete des Ausschusses begrüßten und unterstützten Ohovens Aussagen und baten ihn, nachdrücklich neben den zweifellos vorhan-denen Vorteilen, gerade auch auf die Nachteile für KMU in der aktuellen Fassung des Vertragswerks TTIP bei weiteren Gelegenheiten hinzuweisen.

Der Vorsitzende des ITRE-Ausschusses, Bernd Lange, schlug vor, in TTIP ein gesondertes Kapitel für den Mittelstand zu verankern. Für BVMW und CEA-PME erklärte Ohoven seine Bereitschaft, sich aktiv einzubringen.

Das transatlantische Freihandelsabkommen wird seit Juli 2013 zwischen der Europäischen Union und den USA verhandelt und soll bis Ende 2015 zum Abschluss gebracht werden. Ziel des Abkom-mens ist die Belebung des Warenhandels zwischen der EU und den USA und somit Wachstum und Arbeitsplätze. Mit TTIP würde die größte Freihan-delszone der Welt geschaffen werden.

TTIP-Anhörung – Gefahren für den MittelstandMittelstandspräsident Mario Ohoven kritisierte bei einer Anhörung im Europäischen Parlament in Brüssel zentrale Aspekte des transatlantischen Freihandelsabkommens (TTIP). Seine Ausführungen stießen bei den Abgeordneten auf große Zustimmung.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven bei der Anhörung zum transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) im Europäischen Parlament.

Fo

tos:

Ju

ha

Ro

inin

en

Stefan MoritzLeiter des BVMW

Europa Büros in Brüssel, Managing Director

von European Entrepreneurs

(CEA-PME)

24 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 25: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die Debatte um TTTP spitzt sich zu. Auf Einladung der PEAG Unternehmensgruppe trafen sich der Botschaftsrat für Wirtschaft der US-Vertretung in Berlin, Robert T. Koepcke, und Dr. Hans-Jürgen Völz, Chef-Volkswirt des BVMW. Unter der Über-schrift „TTIP – Chance oder Herausforderung für den deutschen Mittelstand?“ tauschten sie Argu-mente über das Für und Wider strittiger Bestand-teile von TTIP aus.

Beide Diskutanten machten deutlich, dass sie Befürworter des Freihandels zwischen der USA und der EU sind und Meinungsunterschiede in Detailfragen für überwindbar halten. „Mittel-ständische Unternehmen sind Jobmotor, Innova-tions- und Wachstumstreiber in Europa sowie in den USA. Aus diesem Grund liegt unser Augen-merk bei den Verhandlungen ganz besonders auf ihnen. Der Abbau von Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen schafft gleiche Ausgangs-voraussetzungen für alle Unternehmen. Davon profitieren ganz besonders kleine und mittel-ständische Firmen”, so Koepcke. Nach Ansicht des BVMW sollte ein Freihandelsabkommen nor-

maler Prägung abgeschlossen werden. Diese Ab-kommen sind erfahrungsgemäß für alle Beteilig-ten vorteilhaft, insbesondere für den deutschen Mittelstand, der durch den Abbau der Handels-hemmnisse beiderseits des Atlantiks schlagartig einen Markt mit 800 Millionen Konsumenten be-dienen kann.

Die bislang vorgesehenen Regelungen zum In-vestitionsschutz benachteiligen hingegen die mittelständische Wirtschaft massiv und könnten indirekten Einfluss auf staatliche Entscheidun-gen nehmen. „Niemand von uns hat Zweifel an der Gültigkeit rechtsstaatlicher Prinzipien in den Ländern der TTIP-Vertragspartner. Daher sind Schiedsverfahren überflüssig und werden von uns strikt abgelehnt“, betonte Völz. Um den Ab-schluss der Verhandlungen in diesem Jahr nicht zu gefährden, schlug Völz vor, zunächst die Teile des Abkommens zu verabschieden, über die Kon-sens herrscht. Strittige Punkte wie Investitions-schutz, Regulationsräte oder die Gültigkeit des Vorsorge- bzw. Nachsorgeprinzips könnten spä-ter verhandelt werden.

Ja zu TTIP – aber nicht um jeden PreisDer BVMW setzt seine Aufklärungsarbeit zu den Auswirkungen des Transatlantischen Handels- und Investitionsabkommen (TTIP) auf den Mittelstand fort. Nachdem bisher Bundesregierung und mediale Öffentlichkeit im Fokus standen, kam es in Berlin erstmals zu einem öffentlichen Meinungsaustausch mit einem US-Regierungsvertreter.

Dr. Hans-Jürgen VölzChefvolkswirt BVMW

Anzeige

Buse Heberer FrommRechtsanwälte · Steuerberater PartG mbB

Gesellschafterkonflikte schnell und nachhaltig lösen

- kompetente Beratung- langjährige Erfahrung- strategischer Ansatz- Vertretung in Prozessen- bundesweit

Nähere Information unter www.gesellschafterstreit.org Oder rufen Sie uns an: 0800 0103914

25Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Page 26: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Risiko: Die EU-Datenschutz- Grundverordnung

Die Harmonisierung des europäischen Binnen-marktes ist ein richtiger und wichtiger Schritt zur Festigung der langfristigen Wirtschaftskraft der Europäischen Union (EU). Insbesondere eine flä-chendeckende und leistungsfähige IT-Infrastruk-tur sowie eine nachhaltige Digital- und Datenpo-litik sind entscheidende Standortfaktoren in der sich immer weiter beschleunigenden Globalisie-rung. Nur ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten kann die globale Wettbewerbsfähigkeit der EU gewährleisten.

Die Verordnung wird für alle Unternehmen und öf-fentlichen Stellen gelten. Der BVMW hat sich mit einem Positionspapier an das zuständige Bundes-ministerium des Innern gewandt, damit die Interes-sen des Mittelstands Berücksichtigung finden, und KMU in Europa von unnötiger und unwirtschaftli-cher Bürokratie verschont bleiben.

Die Verordnung schreibt die lückenlose Dokumen-tation aller Verarbeitungsvorgänge von personen-bezogenen Daten vor, wie zum Beispiel den Zweck der Verarbeitung, die Kategorisierung der Daten oder etwaigen Fristen zur Löschung. Ebenso sind die Unternehmen verpflichtet, jede Person, deren Daten verarbeitet werden, über die Verarbeitung zu informieren. Für KMU ist der Aufwand der Do-kumentations- und Auskunftspflichten unverhält-nismäßig hoch.

Besonders kritisch sind außerdem die drohenden Sanktionen bei Fehlverhalten. Hinzu kommt eine große Planungsunsicherheit, da in vielen Punkten

die Ausgestaltung zu einem späteren Zeitpunkt mit Hilfe von Rechtsakten geklärt werden soll. Dazu zählen etwa Verwaltungssanktionen, un-ternehmensinterne Datenverarbeitung oder das Recht auf Löschung.

Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmer im Vertrieb mit Kundendaten arbeitet, muss er, sobald die Verord-nung greift, alle Vorgänge, die mit der Verarbeitung der Daten zusammenhängen, vollumfänglich doku-mentieren und im Falle einer Überprüfung vorlegen. Des Weiteren muss eine Person benannt werden, die für die Datenverarbeitung verantwortlich ist. Bei sensiblen Daten muss der Unternehmer vorab eine Risiko-Folgenabschätzung erstellen, in der mögliche Risiken, Auswirkungen und Behandlungsvorgaben festzuschreiben sind. Weiterhin muss der Unter-nehmer jede Person, deren Daten erhoben wurden, entsprechend informieren. Das beinhaltet unter anderem den Zweck der Verarbeitung, die Dauer der Speicherung und die Auskunft über den für die Verarbeitung Verantwortlichen. Die Person, deren Daten verarbeitet werden, kann zu jedem Zeitpunkt der Verarbeitung Widerspruch einlegen. Im Falle einer Nichteinhaltung der Vorgaben kann das Un-ternehmen Sanktionen von bis zu fünf Prozent des Jahresumsatzes auferlegt bekommen, unabhängig von dessen Gewinn. Sollte die Gewinnmarge unter fünf Prozent liegen, ergeben sich Verluste, und das Unternehmen verliert die Wirtschaftlichkeit.

Mit Verabschiedung tritt die Verordnung in Kraft und ist in allen EU-Ländern bindend. Sie steht als eu-ropäische Verordnung über der nationalen Gesetz-gebung, womit ein einheitlicher Standard in der EU sichergestellt werden soll. Die Ausmaße der Verord-nung sind in ihrer aktuellen Fassung ein wirtschaft-liches Hemmnis für alle kleinen und mittleren Un-ternehmen in der Europäischen Union. Der BVMW macht sich daher für eine Mittelstandsklausel stark, die vor allem bei der Dokumentationspflicht, der Auskunfts- und Informationspflicht sowie der Sank-tionierung bei Fehlverhalten greifen muss.

Seit fast drei Jahren berät Brüssel über eine europäische Datenschutz-Grundverordnung. In diesem Jahr soll die Verordnung verabschiedet werden. Nach dem aktuellen Stand der Verhandlungen hätte die Verordnung enorme Auswirkungen auf alle kleinen und mittleren Unternehmen in der EU. In einem Positionspapier warnt der BVMW vor möglichen Fallstricken und fordert eine Mittelstandsklausel.

Diana SchollBVMW

Bei Rechtsfragen zur EU-Datenschutz-Grund-

verordnung können Sie sich an das IBWF

wenden: www.ibwf.org

Siehe auch IBWF-BVMW-

Rechtshotline Seite 60.

„Mit Verabschiedung tritt die Verordnung in Kraft und ist in allen EU-Ländern bindend.

26 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 27: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Kritiker bemängelndenfehlenden Nerven-kitzel.

Betriebswirtschaftliche Software von Agenda.Jetzt kostenlos testen auf agenda-software.de

RECHNUNGSWESEN LOHN- UND GEHALTSABRECHNUNG

Page 28: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Türöffner am Golf

BVMW-Präsident Mario Ohoven nahm an einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation unter Lei-tung des Vizekanzlers und Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel in die Golfstaaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Katar teil. Die Delegation wurde von über achtzig Unterneh-mensvertretern, dreißig Journalisten und weite-ren etwa fünfzig Firmenrepräsentanten vor Ort begleitet. Neben zahlreichen Treffen mit Minis-tern und Mitgliedern der Herrscherhäuser war die Eröffnung des Deutschen Hauses in Katar durch Mario Ohoven ein weiterer Höhepunkt der Reise. Im Verbund deutscher Fachleute mit langjähriger Erfahrung und interkultureller Kompetenz bietet das “el-Bayet el-Almani Qatar“ gerade deutschen Mittelständlern alle Dienst- und Unterstützungs-

leistungen für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg am Golf. Geleitet wird das Deutsche Haus von der vor Ort ansässigen Tochter des BVMW-Mit-glieds Strategy&Politics, das zukünftig auch die Interessen des BVMW in Katar wahrnehmen wird.

Die sechs Golfstaaten (Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Katar, Kuwait, Oman, Bahrain) waren mit 25,65 Milliarden Euro auch im Jahr 2014 der drittwichtigste Exportmarkt – nach den Vereinigten Staaten und China – für Waren deut-scher Unternehmen außerhalb Europas. Dies zeigt: Die  deutsche  Wirtschaft ist für die Golf-staaten ein wichtiger Partner bei der wirtschaft-lichen  Diversifizierung.  Diese Chance müsse der deutsche Mittelstand nutzen, betonte Ohoven.

Die Golfregion besuchte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit einer Wirtschaftsdelegation, zu der BVMW-Präsident Mario Ohoven gehörte. Der Mittelstandspräsident vermittelte für deutsche Unternehmer Kontakte vor Ort. Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den wichtigsten Exportländern Deutschlands.

Fo

to: B

VM

W

Rainer PtokBVMW, Leiter

Außenwirtschaft

Deutsch-saudisches Wirtschaftsforum in Riad (Saudi Arabien).

Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit dem Finanzminister von Saudi-Arabien Dr. Ibrahim Al-Assaf.

28 POLITIK Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 29: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Deutsches Haus (El Bayet el Almani) Das Deutsche Haus ist als zentraler Knotenpunkt zum Kennenlernen, zum Erfahrungs- und Interessenaus-tausch und zur Geschäftsanbahnung für den deutschen Mittelstand konzipiert. In einer landestypischen Villa befinden sich Büro,- Ausstellungs-, Gesprächs- und Repräsentationsräume. Regelmäßige Veranstaltungen und Foren bringen im Majlis (Rat) deutsche, internatio-nale und einheimische Geschäftsleute zusammen.www.deutscheshausqatar.com

Fo

tos:

Man

fred

Kn

op

p

Mario Ohoven (li.) eröffnet das Deutsche Haus in Katar mit Abdullah Lahdan al-Mohannadi und Botschafter a. D. Bernd Mützelburg.

LänderinfosIm Jahr 2014 betrugen die deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien 8,92 Milliarden Euro (-3,3 % gegenüber 2013), in die Vereinigten Arabischen Emirate  11,41 Milliarden Euro (+15,2  %) und nach Katar  2,09  Milli-arden Euro (+67,3  %). Die Einfuhren nach Deutsch-land betrugen aus Saudi-Arabien  1,10  Milliarden Euro (-34,2  %), aus den Vereinigten Arabischen Emiraten  747,6  Millionen Euro (-6,4  %) und aus Katar 678,6 Millionen Euro (-19,7 %).

… und beim deutsch-katarischen Wirtschaftsforum in Doha (Katar).

Gastgeber und Gäste (v. li.): HRH Prinz Abdulaziz bin Salman, Sohn des saudi-arabischen Königs, Brigitte Zypries (Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium), Abdulrahman Al Zamil (Vorstand der saudi-arabischen Handelskammern), Mario Ohoven (BVMW-Präsident).

Mario Ohoven mit HRH Prinz Abdulaziz bin Salman und Dr. Hans Christoph Atzpodien, Vorstand ThyssenKrupp AG …

… mit Dr. Ibrahim Al-Assaf, Finanzminister Saudi Arabiens …

29Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Page 30: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Wie viele E-Mails bekommen Sie täglich? Ich bekam derer etwa 200, dazu Facebook-Messages, ab und zu auch SMS und XING- sowie Whats-App-Nach-richten. Einerseits sind Mails echte Produktivi-täts-Turbos, weil sie orts- und zeitunabhängig be-antwortet werden können. Wenn man allerdings nicht aufpasst, bedeutet dies nichts anderes als „jederzeit und überall“.

Eines Morgens wachte ich auf wie Gregor Sam-sa, nur dass ich kein kafkaesker Käfer, sondern ein E-Mail-Junkie geworden war. Es war immer schwerer geworden, zwischen Systemnachrich-ten, Status-Bestätigungs-Mails und Newslet-tern die arbeitsrelevanten Nachrichten meines BVMW-Landesfürsten zu finden. Das war, sagte ich zu mir, ein untragbares Risiko. Also rauf auf die Zinne und der Flut Einhalt geboten!

Dabei habe ich eine – wie ich finde – überaus erfolg-reiche Doppeltaktik angewandt. Einerseits habe ich alles abbestellt, was ich nicht wirklich brauchte. Ganz ehrlich: Da blieb schon nicht mehr viel übrig. Den Status meiner Netzwerke wie Facebook oder XING sehe ich auf diesen Netzwerken mehrmals täglich, Laufklamotten habe ich eh genug, gute Le-bensmittel gibt es um die Ecke, berufliche Impulse bekomme ich von meinen direkten Kontakten vir-tuell wie reell mehr, als ich verarbeiten kann.

An manchen Tagen habe ich über zwanzig News-letter oder Info-Services abbestellt – und hatte das

Gefühl, es würde nie enden. Irgendwann habe ich sogar Mailadressen gelöscht, die in irgendwelchen Presse-Recherche-Portalen gelandet waren, weil jeden Tag Pressemeldungen eintrafen, die mich überhaupt nicht interessierten. Und tatsächlich: Tapfer bleiben lohnt sich, denn mittlerweile hat sich die Dauerwelle tatsächlich verflacht.

Fehlt der zweite Teil der Taktik, entlehnt von Ibra-him Evsan, einem der erfolgreichsten Digitalunter-nehmer in diesem Land, der viel stärker noch als ich online lebt. Der hat nämlich vier Mail-Ordner eingerichtet. Ausschließlich vier. Und alles, was reinkommt, verteilt er gleich in diese vier Ordner – es sei denn, eine Nachricht wird sofort gelöscht. Ordner 1 – richtig wichtig: Hier kommen wichtige Mails rein, die noch am gleichen Tag beantwortet werden müssen. Das ist übrigens der kleinste Ord-ner. Ordner 2 – wichtig: Das sind Mails, die inner-halb von einer Woche beantwortet werden sollen. Ordner 3 – nicht so wichtig: Hier landen Nachrich-ten, die bei Gelegenheit erledigt werden können, wenn mal sonst nichts ansteht, und die beiden an-deren Ordner leer sind. Und dann noch Ordner 4 – erledigt: Hier landen alle Mails, die erledigt sind – oder die älter sind als vier Wochen.

Wer jetzt der Meinung ist, er hätte mir etwas Wichtiges geschickt und länger als vier Wochen keine Antwort erhalten, ist erstens kein Kunde von mir und sollte es zweitens bitte noch einmal probieren.

Die Geister, die ich rief: Der tägliche Kampf gegen die Mailflut

Guido AugustinBVMW-Pressesprecher

RheinhessenSocial Media-Experte, PR-Berater und Autor

www.guidoaugustin.com Fo

to: H

eike

Ro

st

Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

30 KOLUMNE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 31: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

… Bachelorstudiengänge können junge Menschen an deutschen Hochschulen studieren. Davon werden etwa 800 als duale Studiengänge angeboten, die praktische und theoretische Ausbil-

dung verknüpfen. Jedoch entscheiden sich nur vier Prozent der Erstsemester

für diese Studienform, wie der Bundesbil-dungsbericht feststellt.

… der 30- bis 35-Jährigen in Deutschland haben Abitur. Dem Bildungsbe-richt zufolge sind das mehr als doppelt so viele Menschen mit Hochschul-reife als bei den 60- bis 65-Jährigen. Demnach hat sich der Bildungsstand der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Der Bache-lorabschluss ist inzwischen zum häufigsten Abschluss geworden. Aufgrund der hohen Übergangsquoten in das Masterstudium steigt auch die Zahl der Absolventen mit einem Masterabschluss.

… der Deutschen unter 25 Jahren sind arbeitslos. Europaweit ist das die geringste Quote, vor al-lem im Vergleich zu Spanien und Griechenland mit über 50 Prozent. Die Einbindung in den Arbeitsmarkt gelingt in Staaten mit dualem Ausbildungssystem wie in Deutschland bes-ser als in anderen Staaten. Zudem spielt die wirtschaftliche Leistung eine wichtige Rolle. So wurden in Deutschland in den vergangenen Jahren mehr Auszubildende in ihren Betrieben übernommen, vor allem in Ostdeutschland.

Bildung in Zahlen

… der Uni-Absolventen in den Naturwis-senschaften sind Frauen. Der aktuellen

OECD-Studie zufolge ist der Frauenanteil bei Abschlüssen in diesen Studiengän-

gen gestiegen. Im Jahr 2000 waren es noch 32 Prozent, 2012 beendeten 44 Prozent erfolgreich ihr Studium.

Damit gehört Deutschland zu fünf OECD-Ländern, in denen überdurch-

schnittlich viele Frauen ihr Studium in Physik, Mathematik, Informatik und Sta-

tistik absolvieren.

30.000… Ausbildungsplätze in deutschen Betrieben bleiben pro Jahr unbesetzt. Dem gegenüber steht die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung suchen: 20.000. Dem Bildungsbericht des Wissenschaftsministeriums zufolge ist aber nicht nur die Zahl der Auszubilden-den seit dem Jahr 2000 deutlich gesunken. Auch immer weniger Betriebe bilden aus (2012 noch 21,3 Prozent). Doch auch nicht jede angefan-gene Ausbildung wird beendet: 73,1 Prozent der jungen Menschen schließen ihre Ausbil-dung erfolgreich ab.

44 Prozent

… junge Menschen haben im Jahr 2013 ihr Studium an einer deutschen Hochschule begonnen. Damit war die Zahl der Studienanfänger erstmals in der Bildungsgeschichte Deutschlands höher als die der Neu-Auszubildenden (497.427). Aber auch in der Präferenz der Hochschulen hat sich laut Bildungsbe-richt etwas verändert: 1993 begannen noch 70 der Erstsemester ihr Studium an einer Universität und 30 Prozent an einer Fachhochschule, 2013 waren schon 41 Prozent der Studienanfänger an einer Fachhoch-schule und noch 59 Prozent an einer Universität.

510.672

… der Deutschen zwischen 18 und 65 Jahren ha-ben 2012 an einer Weiterbildung teilgenommen, wie der Adult Education Survey herausgefunden hat. Ebenso ist fast die Hälfte der Erwerbstätigen der Meinung, dass in ihrem Beruf eine Weiterbil-dung notwendig ist. Das lohnt sich offenbar nicht nur für die persönlichen Fähigkeiten, sondern auch auf dem Konto: Einer Studie des Zentrums für Eu-ropäische Wirtschaftsforschung zufolge können Beschäftigte durch Weiterbildung Einkommens-steigerungen von sechs Prozent erwarten.

50 PROZENT

43 PROZENT

7,8 Prozent

7.474

Illu

stra

tio

nen

: © k

anat

e - F

oto

lia.c

om

3131Der Mittelstand. | 2 | 2015 ANGEZÄHLT

Page 32: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

IBWF-Akademie – Bildungspartner für den MittelstandWissen ist der Schlüssel zu Innovation, Zukunftsfähigkeit und Erfolg – wenn es im betrieblichen Alltag nutzbar wird. Dazu will die IBWF-Akademie mit ihrem umfänglichen Bildungsangebot einen Beitrag leisten.

„ Gemeinsam wollen wir die IBWF-Akademie zum bevorzugten Bildungsort des Mittelstands und dessen Berater machen.

32 IBWF Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 33: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Mit der IBWF-Akademie unterstreicht das IBWF Institut e. V. (www.ibwf.org) seinen hohen An-spruch, durch seine Mitglieder den mittelständi-schen Unternehmen exzellentes Expertenwissen und eine zertifizierte Beratungsqualität anzubie-ten. Die IBWF-Akademie steht für praxisnahe Inhalte und Umsetzungskompetenz und dient gleichzeitig den Mittelstandsberatern als Weiter-bildungsmöglichkeit und den mittelständischen Unternehmen als Wissensvermittler.

Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich nicht ver-braucht, sondern bei richtigem Einsatz vermehrt. Ausgesuchte Experten mit nachgewiesener Bera-tungsqualität und didaktischer Kompetenz bieten Weiterbildung auf Spitzenniveau für beratende Berufe und mittelständische Unternehmen.

Mit fast hundert Bildungsangeboten für die Entwicklung von Führung und Personal, Fach-wissen und Methodenkompetenz haben vierzig IBWF-Mitglieder zu einem gelungenen Start der IBWF-Akademie im Dezember 2014 beigetragen.

WertversprechenWissen aus der Praxis für die Praxis, Weiterbil-dung auf Spitzenniveau für den Mittelstand, Bera-ter, die sich weiter qualifizieren, Unternehmer tei-len ihre Erfahrungen: Das ist die IBWF-Akademie.

Beim IBWF finden Sie Bildung in ausgesuchter Qualität. Wir achten auf die fachliche und me-thodische Eignung der Wissensvermittler. Lernen darf auch kurzweilig sein. Aber in jedem Fall resul-tatorientiert.

Die Bildungsangebote richten sich nach dem jeweiligen Bedarf: Referenten: Zertifizierte Berater und erfolgreiche Unternehmer teilen ihre Erfahrungen – aus der Praxis für die PraxisFormate: Vorträge, Seminare, Webinare, Workshops oder FortbildungTeilhabe: Vor-Ort- oder Online-VeranstaltungenZweck: offene, geschlossene oder firmenspezifische Veranstaltungen

Bei der jüngsten BVMW-Bundestagung konn-ten wir mehr als 250 BVMW-Repräsentanten die Möglichkeiten und den Nutzen der IB-WF-Akademie in persönlichen Gesprächen und Workshops nahebringen. Zur Erinnerung: Die BVMW-Repräsentanten organisieren bundes-

weit pro Jahr circa 2.000 Veranstaltungen und haben 700.000 Geschäftskontakte. Wir haben aufgezeigt, dass mit der IBWF-Akademie den BVMW-Repräsentanten ein hervorragendes Akquiseinstrument und ein Ideenpool für Veran-staltungen und Projekte zur Verfügung stehen. Gemeinsam wollen wir die IBWF-Akademie zum bevorzugten Bildungsort des Mittelstands und dessen Berater machen.

BildungsangeboteNutzen Sie praxisbewährtes Wissen und bran-chenrelevante Handlungsoptionen, damit Sie Ihre Leistungen überzeugend präsentieren und Ihre Ziele effizient erreichen können. Die Erfahrungen und Fachkompetenzen des qualitätsgesicherten IBWF-Expertenpools helfen Ihnen dabei.

Auch eigene IBWF-Angebote stehen zur Ver-fügung, wie beispielsweise die Ausbildung zum „Experten für ein softwaregestütztes Wissens-management für mehr Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltige Zukunftssicherung (Komp-A-S Moderator)“ oder zum „Prozessberater Personal- und Organisationsentwicklung (POE Prozessbe-rater)“. Diese Ausbildung kann auch Grundlage für die Autorisierung zum „Prozessberater Unter-nehmensWert: Mensch für zukunftsgerechte und mitarbeiterorientierte Personalpolitik“ sein, und zwar in den Bereichen Personalführung, Chan-cengleichheit & Diversity, Gesundheit, Wissen & Kompetenz.

Das Leitthema 2015 des IBWF Instituts e. V. ist „Digitale Kompetenz“. Auf dem 1. IBWF Zukunfts-forum am 24. April 2015 in Duisburg erfahren Sie, wie Sie mit wirksamen digitalen Inhalten und interaktiver Wertschöp-fung Ihre Marktposition ausbauen können.

Das Zukunftsforum ist Auftakt für weitere Bil-dungsangebote rund um die „Digitale Kompetenz“, zu Themen wie Reputa-tionsmanagement sowie Mitarbeiter- und Kunden-gewinnung mit Hilfe von themenspezifischen In-ternetpräsenzen und ei-nem moderierten Dialog in den sozialen Medien.

Gerne steht das Team der IBWF-Akademie Ih-nen für weitere Informationen zur Verfügung. Über unsere Webseite www.ibwf.org können Sie Ihre Weiterbildungsmaßnahmen buchen.

1. IBWF Zukunftsforumfür Rechtsanwälte, Steuerberater und UnternehmensberaterErfolgsfaktor Digitale KompetenzWirksame digitale Inhalte und interaktive Wertschöpfung in der PraxisFreitag, 24. April 2015, 10.00 bis 17.00 UhrHaus der Unternehmer, Düsseldorfer Landstr. 7, 47249 Duisburg

Herbert HaberlLeiter IBWF-Akademie Mitglied im IBWF – Institut für Betriebs-beratung, Wirtschafts-förderung und -forschung e. V.

Fo

to: ©

Kze

no

n -

Fo

tolia

.co

m33Der Mittelstand. | 2 | 2015 IBWF

Page 34: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Teambildung – Trenderscheinung oder Notwendigkeit?

Viele Unternehmen haben erkannt, dass zukunftsfähige Konzepte einer Unternehmenskultur bedürfen, in der Werte gelebt, Talente gefördert und Teamleistungen dem Einzelkämpfer-tum vorgezogen werden. Die Zeiten, in denen technische Managementkon-zepte den Arbeitsalltag bestimmten, scheinen der Vergangenheit anzu-gehören. Die weichen Faktoren, also menschliche Werte, spielen eine im-mer größere Rolle.

Dabei wissen neun von zehn Mitarbei-tern, die sich einem Team zugehörig wähnen, wenig bis gar nichts über die Spielregeln der Teamarbeit. Team-ziele sind nicht bekannt oder werden erst gar nicht vereinbart. Fragen nach der Rolle im Team, den Aufgaben des Teamleiters und dem Verhältnis zwi-schen Einzel- und Teaminteresse sind oft „Böhmische Dörfer“. Es ist also wichtig zu vermitteln, welche man-nigfaltigen Möglichkeiten gerade Teamwork in Unternehmen bietet. Menschen, die mehr schlecht als recht in einem Team verharren, sind in der Regel unzufrieden. Das führt zu De-

motivation, innerlicher Kündigung und zur Ver-nachlässigung der Potenziale von Mitarbeitern. Erfolgreiche Teams vereinen Menschen mit ver-schiedensten Kenntnissen, Fähigkeiten, Erfah-rungen und unterstützen deren Willen zur Um-setzung ihrer Ideen.

Allen ist klar, dass gute Teams herausragende Arbeit leisten können. Wie aber setzt man gute Teams zusammen? Wer eignet sich für welche Teamrolle und wer verfügt über die dafür not-wendigen Kompetenzen? Nicht selten werden

Teams zusammenge-stellt, bei denen zum Beispiel die Abtei-lungsvertreter die In-teressen der eigenen Abteilung verteidigen, oder Menschen will-kürlich in ein Team be-rufen werden. So sitzt der Kollege Zufall mit

am Tisch. Dass auf diese Weise keine kreative und schon gar keine erfolgreiche Teamleistung erbracht werden kann, liegt auf der Hand.

Durch Trainings von der Stange werden nur ge-ringfügige Änderungen im Verhalten der Mitar-beiter erreicht. Gerade in der Teambildung hat sich die Erlebnispädagogik bewährt. Traditionel-le Bildungsprogramme und Trainingsmaßnah-men verfehlen dagegen oft ihre Wirkung.

Theoretische Wissensvermittlung allein genügt nicht. Entscheidend ist das Handeln. Vorausset-zung dafür ist wiederum die Einsicht von Ma-nagement und Mitarbeitern in die Notwendig-keit der Veränderungen.

Wie kann theoretisch vermitteltes Wissen aus Coachingangeboten in die betriebliche Praxis transferiert werden? Reicht die reine Wissensver-mittlung aus? Oder sind das Verhalten der Teilnehmer und deren Wille zur Verhaltensänderung von ebenso großer Bedeutung? Welche Rolle spielen dabei die Führungskräfte und das Management?

„Menschen, die mehr schlecht als recht in einem Team verharren, sind in der Regel unzufrieden.

Peter KunzweilerGeschäftsführer

ProConceptionMitglied im IBWF Institut

für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung

und -forschung e. V.

www.proconception.net

Fo

to: ©

rib

toks

- F

oto

lia.c

om

34 IBWF Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 35: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Am Ende eines Gerichtsverfahrens sind fast immer alle Beteiligten unzufrieden. Denn ergeht ein Urteil, obsiegt zwar eine Partei, aber die andere Partei, die sich zu Unrecht verurteilt fühlt, steht als Verlierer da. Oder man schließt einen Vergleich, bei dem bei-de Parteien nachgeben und damit beide verlieren. Aber auch im ersten Fall ist der vermeintliche Ge-winner des Prozesses ein Verlierer, denn er verliert vielleicht einen teuer ausgebildeten und fachlich qualifizierten Mitarbeiter oder eine wichtige Ge-schäftsverbindung.

Wenn beide Parteien sich als Gewinner sehen wol-len, bedarf es einer dritten Person, die aber nicht wie ein Richter in dem Konflikt ein Urteil fällt. Viel-mehr führt sie die Parteien durch ein klar struktu-riertes Verfahren, bei dem nicht die Positionen der Parteien, sondern deren Interessen wesentlich sind, und das am Ende die Parteien selber ihren Konflikt lösen lässt.

Dieses Verfahren wird als Mediation bezeichnet. Nahezu 80 Prozent dieser Verfahren führen zu einem Ergebnis, das beide Konfliktparteien zu-friedenstellt. Mit einer Mediation ist aber auch ein deutlicher Kosten- und Zeitgewinn gegenüber ei-nem Gerichtsprozess verbunden, denn eine Medi-

ation kann jederzeit beginnen, ohne auf oft ferne Gerichtstermine warten zu müssen. Vor allem aber bringt dieses Vorgehen die Konfliktparteien aus ih-rem Konflikt heraus, so dass sie danach wieder fried-lich miteinander umgehen können, innerbetrieblich oder für zukünftige Geschäftsbeziehungen. Dies erreicht der neutrale Mediator, der die Geschichte und Ursachen des Konflikts auslotet und sich die Interessen und persönlichen Bedürfnisse der Wi-dersacher beschreiben lässt. Er zeigt Wege auf, den Konflikt aufzubrechen, und versetzt die Parteien in die Lage, selbst Lösungsoptionen für eine dauer-hafte Lösung zu finden. Diese Lösung wird in einer Vereinbarung schriftlich niedergelegt und kann, soweit nötig, auch für vollstreckbar erklärt werden. Verfahrensablauf und Pflichten des Mediators sind seit 2012 im Mediationsgesetz geregelt.

Die Mediation, aber auch andere alternative Kon-fliktlösungsverfahren wie Moderation, Mini-Trial, das Kooperative Anwaltsverfahren oder eine Me-diation in Verbindung mit einem Schiedsverfahren, sind besonders für den Mittelstand geeignet, also für Unternehmen, die schnell und flexibel am Markt reagieren müssen und für die ein Gerichtsverfahren immer eine schwerwiegende finanzielle und zeitli-che Belastung ist.

Das IBWF Institut e. V. hat sich auf die Beilegung von Konflikten im Mittelstand spezialisiert. Mit sei-nem Bundesarbeitskreis „Mediation und Konfliktmanagement“ bietet es eine Plattform für Beratung und konkrete Anwendung außergerichtlicher Lösungen.

Dr. Dietrich Pielsticker, M.A.Rechtsanwalt Notar MediatorGesellschafter der adribo WirtschaftsmediationMitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.

www.adribo.com

„ Nahezu 80 Prozent dieser Verfahren f ühren zu einem Ergebnis, das beide Konfliktparteien zufriedenstellt.

Mediation macht munter

Fo

to: ©

dki

mag

es -

Fo

tolia

.co

m35Der Mittelstand. | 2 | 2015 IBWF

Page 36: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

News

Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ehrenamt werden in den kommenden Monaten ausgezeichnet. Hier stellen wir Ihnen die Unternehmerpreise genauer vor.

Corporate Health AwardDie Ausschreibung richtet sich an Unternehmen und Organisationen jeder Grö-ße. Wichtig ist nur, dass sie ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingerich-tet haben – ob das Unternehmen dabei noch am Anfang steht oder schon sehr lange etabliert hat, spielt keine Rolle. Die Bewerber füllen den Bewerbungsbo-gen aus, der wichtige Eckpunkte zum Gesundheitsmanagement erfasst. Daraus werden 22 Finalisten bestimmt, die auditiert und über ihren Entwicklungsstand informiert werden. Eine Expertenjury kürt danach die Erstplatzierten. Bewerbungen bis 29. Mai 2015

www.corporate-health-award.de

Deutscher NachhaltigkeitspreisDie Auszeichnung wird an Unternehmen vergeben, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen erfolgreich ökologischen und sozialen Herausforderungen be-gegnen und damit Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Chance nutzen. Der Preis wird in drei Größenklassen vergeben: für KMU, mittelgroße und große Unter-nehmen. Zudem prämiert ein Sonderpreis die nachhaltigste Marke und beson-dere Orientierung auf Ressourceneffizienz. Die teilnehmenden Unternehmen müssen eine Gebühr zahlen, die je nach Unternehmensgröße zwischen 150 Euro und 750 Euro liegt.Bewerbungen bis 5. Juni 2015

www.nachhaltigkeitspreis.de

Ehrenamtspreis DeutschlandZum 13. Mal wird in diesem Jahr der größte Ehrenamtspreis Deutschlands ver-geben, unter dem Motto „Kultur leben – Horizonte erweitern“. Der Bürgerpreis wird in fünf Kategorien vergeben: U21, Alltagshelden, Lebenswerk und Enga-gierte Unternehmer. Dafür können sich Inhaber von Unternehmen bewerben, die persönliche Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen. Zudem wird ein Online-Publikumspreis verliehen, der das beste Kurzvideo über ein soziales Engagement auszeichnet. Interessierte können sich online bewerben oder ande-re vorschlagen. Die Preisträger erhalten Geld für ihre Projekte.Bewerbungen bis zum 30. Juni 2015

www.deutscher-buergerpreis.de

Unternehmerpreise

Fo

to S

tern

e: ©

yu

liagl

am -

Fo

tolia

.co

m, F

oto

ob

en: ©

Raw

pix

el -

Fo

tolia

.co

m, F

oto

un

ten

: © la

ssed

esig

nen

- F

oto

lia.c

om

Check für Handystrahlung

Viele Menschen haben Angst vor un-sichtbarer Mobilfunkstrahlung und Elektrosmog. Um diese Befürchtung zu untersuchen, bietet das Unterneh-men At Home Beratungsgespräche und Messungen an.

www.at-home.de

Berlin fördert Investitionen35 Millionen Euro hat die Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer für den Doppelhaushalt 2016/2017 angemeldet. Damit will sie Unterneh-men bei Investitionen helfen. Diese Zuschüsse sind vor allem für Firmen gedacht, die beim Bund-Länder-Pro-gramm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ leer ausgehen. Das betrifft zum Beispiel Unterneh-men aus dem Bereich Informations-technologie.

www.berlin.de

UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 201536

Page 37: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Fo

to o

ben

rec

hts

: © K

zen

on

- F

oto

lia.c

om

, Fo

to o

ben

lin

ks: ©

Mo

pic

- F

oto

lia.c

om

, Fo

to u

nte

n r

ech

ts: ©

ap

inan

- F

oto

lia.c

om

, Fo

to u

nte

n li

nks

: © m

anka

le -

Fo

tolia

.co

m

Deutsche Unternehmen fürchten WettbewerbWie gehen europäische Unternehmen mit dem Druck um, international zu bestehen? Wie schätzen sie ihre eige-ne Entwicklung ein? Die internationale Managementberatung A.T. Kearney hat 831 Führungskräfte unterschiedlicher Branchen in Europa gefragt, davon 101 aus Deutschland. Ergebnis der Studie ist, dass deutsche Unternehmen am meisten den internationalen Wettbewerbsdruck fürchten und deshalb vor allem auf ihre Grundkompetenzen setzen. Weniger achten die Unternehmen auf ihre Agilität und die Kostenvorteile.

Beratung für internationale ProjekteDie Zusammenarbeit in internationalen Teams und Projekten stellt mittelständische Unternehmen vor zahlreiche Herausforderungen. Machtbefugnisse, Projektmanagement und Meetings sind nur einige dieser Themen. Das BVMW-Mitglied Holzhauser & Partner berät seit 30 Jahren internationale Un-ternehmen in der Organisationsentwicklung und bietet Fortbildungen an. Das Auslandsbüro Frank-reich hat mit Holzhauser & Partner eine enge Zu-sammenarbeit bei der Vorbereitung von Projekten und dem Aufbau von Teams vereinbart.

www.holzhauser-partner.de

Leitfaden zu Big Data in UnternehmenWie organisieren und analysieren Unternehmen große Datensätze? Und wie können sie die Ergeb-nisse gewinnbringend für das Unternehmen nut-zen? Der Branchenverband Bitkom stellt in seinem Leitfaden mehr als 40 Best-Practice-Beispiele von Unternehmen und Organisationen vor. Sie alle nut-zen Big-Data-Technologien für ihre unterschied-lichen Geschäftsmodelle. Das Dokument ist kos-tenfrei unter dem Link www.tinyurl.com/nr243ut abrufbar.

Kleinstbetriebe finden keine LehrlingeWie das Institut für Mittelstandsfor-schung (IfM) Bonn ermittelt hat, be-klagen 82 Prozent der Betriebe den Mangel an qualifizierten Bewerbern. Junge Menschen meiden Kleinstbe-triebe, weil sie in unbeliebten tech-nisch-gewerblichen Berufen ausbilden und schlechter als große Unternehmen vergüten. So verlassen Lehrlinge häufig einen Kleinstbetrieb nach ihrem Aus-bildungsabschluss, um in attraktivere Unternehmen zu wechseln oder einen höheren Bildungsabschluss nachzu-holen. IfM-Präsidentin Prof. Friede-rike Welter ruft Kleinstbetriebe zum Umdenken auf. Denn nach aktuellen Prognosen werde die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sinken. Diese Entwicklung könnte die Situation der Kleinstbetriebe weiter verschärfen.

Obergrenze für FreiberuflerIn einer Personengesellschaft von Freiberuflern dürfen alle Mitglieder nur Umsätze aus freiberuflichen Tä-tigkeiten erzielen. Verstößt nur einer dagegen und gerät in den mit Gewer-besteuer belegten Teil, unterliegen alle Einnahmen der Gesellschaft der Gewerbesteuer. Allerdings gilt dabei eine Unschädlichkeitsgrenze von drei Prozent. Bis zum Umsatzanteil in die-ser geringen Größenordnung im Ge-werbesteuerbereich bleibt die Gewer-besteuerfreiheit insgesamt erhalten.

So entschied der Bundesfinanzhof (Urteile vom 27. August 2014, Az. VIII R 41/11, Az. VIII 6/12, Az. VIII R 16/11). Das Gericht zog auch eine weitere Obergrenze: Mehr als 24.500 Euro Umsatz im gewerbesteuerbelegten Raum führen ebenfalls zum Verlust der Gewerbesteuerfreiheit.

Privatadresse muss privat bleibenArbeitgeber dürfen die Privatanschrift ihrer Angestellten nicht an Dritte weiterge-ben. Das hat der Bundesgerichthof in seinem Urteil vom 20. Januar 2015 entschieden. In der Begründung wurde auf den Datenschutz verwiesen. Denn die Privatadresse sei nur aufgrund des Beschäftigungsverhältnisses vermerkt worden.

Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE 37

Page 38: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Das wollte das Bonner Institut für Mittelstands-forschung (IfM) wissen und hat 5.992 Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler an 73 deut-schen Hochschulen aus den Fächergruppen MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), Kreativwirtschaft, Gesundheit so-wie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften be-fragt – wohlgemerkt nach Gründungsabsichten, nicht nach dokumentierten Erfolgsgeschichten.

Die Studie „Der Einfluss institutioneller Rahmen-bedingungen auf die Gründungsneigung von Wis-senschaftlern an deutschen Hochschulen“ liegt nun vor. Koautor Dr. Arndt Werner und seine Kol-legen vom IfM haben dabei sowohl Erwartbares wie Erstaunliches zusammengetragen. Zunächst

nimmt es nicht Wunder, dass gutdotierte Profes-soren relativ wenig Grün-dungsneigung zeigen. Mehr Männer als Frauen hegen Pläne zur Selbst-ständigkeit, und insgesamt ist der Drang in die Pri-vatwirtschaft an den eher praxisorientierten Fach-hochschulen ausgepräg-ter als an Universitäten.

Ingenieure wollen seltener gründenWas die Autoren überraschte, ist die geringe Gründungsneigung bei Wissenschaftlern aus den mathematisch-naturwissenschaftlichen und technologischen Fachbereichen. „Dabei sind ge-rade sie in der Wirtschaft stark nachgefragt“, sagt Werner. Befragt man diese Hochschulmitarbeiter nun nach ihren Arbeitsbedingungen, zeigt sich: Sobald in den MINT-Bereichen Zufriedenheit mit der aktuellen Entlohnung und dem Arbeitspens-um herrscht, sinkt die Gründungsneigung. „Wenn man sich als Arbeitnehmer wohlfühlt, geht man ungern woanders hin. Das heißt, man gründet auch seltener.“ Doch Werner warnt vor dem Schluss, schlechtere Arbeitsbedingungen, niedri-

ges Gehalts-niveau und Angst vor Ar-beitslosigkeit wären ein guter Anreiz, Gründungen „aus Unzufriedenheit“ zu motivieren. „Dann entsteht ein Selektionsef-fekt: Wer bekommt die schlechteren Arbeitsbe-dingungen? Wohl die weniger Erfolgreichen, und genau die drängt man dann in die Wirtschaft.“ Das könne nicht das Ziel sein.

Geld in die Forschung investierenVon den untersuchten „institutionellen Rahmenbe-dingungen“ sind die Arbeitsbedingungen jene, die die Hochschulen am aktivsten selber steuern kön-nen. Denn die Studie zeigt: Verbessern sie in ganz bestimmten Bereichen die Arbeitsbedingungen noch mehr, wirkt sich das positiv auf den Mut ihrer Mitarbeiter aus, Erfindungen und Forschungser-gebnisse selber zu vermarkten. Geld, das direkt in die Forschung investiert wird in Form von leistungs-abhängigen Entlohnungssystemen, Förderung von Kooperationen mit externen Wissenschaftlern so-wie der Bildung externer Netzwerke, die Berufung bereits unternehmerisch tätiger Dozenten, letzt-lich auch die persönlichen Anerkennung – „all das hat den Nebeneffekt, dass mehr gegründet wird. Durch mehr Anreize zur Forschung entdecken die Wissenschaftler mehr Marktideen und somit Ge-legenheiten zum Gründen. Es ist ein Nebeneffekt, ohne Zwang.“ Eine Win-win-Situation, schließlich profitieren auch die Hochschulen von Vermark-tungen der Innovationen ihrer Mitarbeiter. Denn seit dem Wegfall des Hochschullehrerprivilegs liegen die Eigentumsrechte von patentfähigen For-schungsergebnissen bei der Hochschule, nicht bei den Wissenschaftlern.

Hochschulen helfen – es wissen nur wenigeOhnehin sind deutsche Hochschulen nach allen Landeshochschulgesetzen verpflichtet, Technolo-gietransfer und Gründungen zu fördern. Das tun sie auch: Die Gründungslehre umfasst Informations-

Gründen oder Forschen?An deutschen Hochschulen wird geforscht und erfunden – daraus können Marktideen entstehen. Aber wollen Wissenschaftler damit auch unternehmerisch tätig werden?

„ Durch mehr Anreize zur Forschung entdecken die Wissenschaftler mehr Marktideen.

Fo

to: ©

Lig

hts

pri

ng

- Sh

utt

erst

ock

.co

m

38 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 39: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

veranstaltungen zur Gründungsqualifizierung, Ideenwettbewerbe, Gründerwerkstätten zur Pro-duktentwicklung, Technologietransferstellen so-wie Patentverwertungsagenturen. Die Hochschu-le kann und soll Inkubatorin sein. Doch bei ihren Befragungen mussten Werner und seine Kolle-gen feststellen, dass lediglich 25 Prozent der Wissenschaftler von den Angeboten wuss-ten, fünf Prozent nahmen sie wahr. Wenn unter den verbleibenden 75 Prozent gründungsinteressierte Akademiker sind, läge viel Potenzial brach. Werner weiß: „Von jenen, die gründungsfördernde Veranstaltungen wahrnehmen, wollen tatsächlich einige gründen. Die Wahrscheinlichkeit steigt nach der Beratung um zehn Prozentpunkte. Man sollte diese Maßnah-men bekannter machen.“ Vor allem ist es die durch-aus sinnvolle Einrichtung der Technologietransfer-stelle, die den Wissenstransfer der Wissenschaftler in die Wirtschaft organisiert. Doch ihre Arbeit fokussiert die Anbahnung von Kontakten zu Unternehmen, nicht jedoch die Gründung durch Wissenschaftler. Hier schlägt die Studie vor, finanzielle Anreize für die Mitarbeiter in den Transfergesellschaften zu schaffen, denen es gelingt, Grün-dungen zu stimulieren.

Teamgründungen versprechen ErfolgEin Faktor, der Gründungen aus der Hochschule heraus för-dert, ist schlicht Freundschaft – ein Aspekt, den die Studie nicht gesondert untersucht hat, der Dr. Werner aber gut bekannt ist: „Viele erfolgreiche Gründungen beruhen auf Freundschaften unter Kommilitonen: Oft tut sich der Na-turwissenschaftler mit dem Betriebswirt zusammen. Man kennt sich und die jeweiligen Kompetenzen und man hat keine Angst vor Trittbrettfahrern. Zugleich herrscht ein ‚Peer-Pressure‘ Effekt, schließlich müssen Erwartungshal-tungen erfüllt werden.“

An Hochschulen ist es also wie im richtigen Leben: Beziehun-gen nach innen und außen und persönliche wie finanzielle Anerkennung der eigenen Forschungsergebnisse sind aus-schlaggebend. So werden Wissenschaftler mutiger, ihren El-fenbeinturm zu verlassen.

Bernd RatmeyerWissenschaftsjournalist und Lektor

39Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 40: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Der Umgang mit Digitalität ist für viele Unterneh-men aktuell eine paradoxe Herausforderung. Auf der einen Seite fehlt es den Mitarbeitern an not-wendiger Medienkompetenz. Auf der anderen Sei-te wird die Nutzung von frei zugänglichen digitalen Medieninhalten von einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen behin-dert oder verhindert. Die Angst der Chefs wächst, Mitarbeiter würden ihre Arbeitszeit mit sinnfreien Smartphone- und Surfak-tivitäten verbringen und ihre originären Aufgaben vernachlässigen.

Tatsächlich ist diese Angst nicht unbegrün-det. Jeder zweite Mitar-beiter nutzt E-Mails und Chatfunktionen auf seinem Smartphone auch während der Arbeitszeit (Quelle: Tomorrow Fo-cus 2013). Medienkompetenz im Unternehmen sieht anders aus. Darunter ist nicht die Wisch- und Daumendrückkompetenz gemeint. Vielmehr muss es darum gehen, digitale Medien und End-geräte als Werkzeuge für betriebliche Aktivitäten und nicht als Unterhaltungsinstrumente oder als privaten Arbeitsplatz im Unternehmen zu nutzen.

Medienkompetenz in Unternehmen zielt darauf ab, digitale Kommunikationskanäle zum Beispiel

für die Akquise und Kommunikation mit Kun-den und künftigen Zielgruppen zu nutzen. Dies beinhaltet nicht nur die Fähigkeit, ein digitales Endgerät bedienen zu können, sondern es geht

darum, digitale Kom-munikation und digita-len Vertrieb zugleich zu initiieren, zu gestal-ten, zu pflegen und betriebswirtschaftlich auszuwerten.

Diese Kompetenzen können nur beschränkt über digitale Lernum-gebungen vermittelt werden. Zwar kann durch „Learning on the Job“ vereinzelt die Sen-sibilität für die digitale Mediennutzung unter-stützt werden. Doch für

den Erwerb dieser zukunfts- und wettbewerbs-entscheidenden Kompetenzen ist ein interdiszi-plinäres Weiterbildungskonzept notwendig, in welchem Tutoren und Mentoren das Learning on the Job begleiten. Diese Aufgabe übernehmen immer mehr junge und digitale Medienmanager, die einerseits aus der Gruppe der Digital Nati-ves kommen und andererseits eine zugleich be-triebswirtschaftliche, medientechnische sowie marketing- und vertriebsorientierte Aus- und Weiterbildung genossen haben oder im Unter-nehmen erfahren.

Digitalität in der Aus- und WeiterbildungMitarbeitern und Führungskräften steht in Unternehmen nicht viel Zeit für ihre Weiterbildung zur Verfügung. Doch gerade diese ist wichtig, um Fachwissen zu aktualisieren und arbeitsmethodisches Verhalten weiterzuentwickeln. Ein Dilemma, das mit Digitalität nur teilweise aufgelöst werden kann.

Der Bundesverband Medien und Marketing e. V. (BVMM) ist Ansprechpartner für Inves-titionssicherheit in Marketing und Kommuni-kation. Der Verband vereinigt Kommunika-tions- und Marketingverantwortliche aus allen Wirtschaftszweigen und Unternehmensgrö-ßen sowie Akteure aus der Medien-, Werbe- und Kommunikationswirtschaft.www.BVMM.org

Prof. Dr. Gerald LembkeGeschäftsführer

Präsident Bundesverband Medien und MarketingMedienmanager Duale

Hochschule Baden- Württemberg in

Mannheim.

www.Gerald-Lembke.de

„ Die Angst der Chefs wächst, Mitarbeiter würden ihre Arbeitszeit mit sinnfreien Smartphone- und Surfaktivitäten verbringen.

Mitglied der Mittelstandsallianz

Fo

to: ©

co

ntr

astw

erks

tatt

- F

oto

lia.c

om

40 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 41: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

So beschreiben die Autoren Laurence J. Peter und Raymond Hull das Phänomen der Spitzenunfähig-keit, welches als Peter-Prinzip berühmt wurde. Demnach werden Beschäftigte so lange beför-dert, bis sie auf einer Position ankommen, der sie nicht gewachsen sind. Das kann keiner wollen!

Und so stellen sich folgende Fragen: Kann man Führung lernen? Welche Eigenschaften benötigt eine Führungskraft? Was ist guter Führungsstil? Wie begegnet man Veränderungen? Und: Sind Zahlen und Bilanzen wirklich das Wichtigste?

Wenn die bisherigen Wirtschaftskrisen und der heutige Fachkräftemangel eines zeigen, dann dass Führungskräfte gebraucht werden, die die Balance zwischen betriebswirtschaftlichem und humanis-tischem Denken und Handeln beherrschen.

Dazu gehört außerdem die Bereitschaft und Fä-higkeit, Veränderungen professionell zu begeg-nen und sie gezielt zu steuern. Deshalb ist wich-tig, sich und sein Unternehmen fit zu machen, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Leider wird diese Fähigkeit in Deutsch-land immer noch stark unterschätzt.

Es ist wichtig zu erkennen, warum und wie man Entscheidungen trifft. Und ebenso wesentlich ist es zu wissen, wie Ziele und Prozesse authen-tisch kommuniziert werden. Ein Mensch wirkt

nur dann authentisch, wenn seine emoti-onale Körpersprache mit der rationalen, verbalen Aussage und der auditiven Unter-eigenschaft des Kontextes übereinstimmt. Denn erst wenn sich Veränderungen gut anfühlen, werden diese auch effektiv um-gesetzt.

Dies, und einiges mehr, müssen moderne Führungskräfte beherrschen, und das gilt ganz besonders für das mittlere Ma-

nagement des Mittelstandes. Die DPFA Akademiegruppe bietet mit der Qualifi-kation zum Junior Manager in Technical and Engineering Sector den Erwerb die-ser Fertigkeiten.

Der Weg zur modernen Führungskraft„Eines Tages sind Sie plötzlich Chef!“, mit diesem Ausruf gibt Jack Welch in seinem Manager-Klassiker „Winning“ die Richtung vor. Doch wie funktioniert der Weg vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten? Darüber wird viel diskutiert.

„ Erst wenn sich Veränderungen gut anf ühlen, werden diese auch effektiv umgesetzt.

Thomas GritzRegionalmanager der DPFA Akademiegruppe

Die Qualifikation setzt sich aus fünf Modulen zusammen, die in einzelnen Seminaren ange-boten werden. Erst mit Abschluss aller fünf Module erhält man das Zertifikat zum Junior Manager in Technical and Engineering Sector. Ausführliche Infos unter weiterbildung.dpfa.de.

Fo

to: B

K

Fo

to: ©

kas

to -

Fo

tolia

.co

m41Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 42: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

e-Learning: betriebliche Weiterbildung der Zukunft?Vom kurzen Video auf dem Smartphone bis zum virtuellen Klassenzimmer: Elektronisches Lernen kann Unternehmen Geld und Zeit sparen. Vor allem KMU profitieren davon.

Modernes e-learning bietet Mitarbeitern Videos, Online-Kurse, „Webinare“ im virtuellen Klassen-zimmer und viele andere multimediale, interak-tive Lernformen. Keine teuren Reisen mehr zu Seminaren, keine Abwesenheit vom Arbeitsplatz, dafür flexible und individuelle Zeiteinteilung. Nehmen kleine und mittlere Unternehmen e-Le-arning wahr? Das wollte Dr. Lutz Michel vom Es-sener MBB-Institut für Medien- und Kompetenz-forschung herausfinden und hat im letzten Jahr 193 Unternehmen, davon 95 Mittelständler, nach ihren innerbetrieblichen Fortbildungsstrategien befragt. Nun liegen die Ergebnisse vor.

KMU investieren vielTatsächlich verwenden 60 Prozent der Unterneh-men e-Learning, weitere 17 Prozent planen dies. Für Konzerne ist unter anderem die Entlastung des Ausbildungspersonals ein Grund. KMU haben in

der Regel keines, und so stehen für sie die zeitliche und räumliche Flexibilität sowie die Zeit- und Kos-tenersparnis im Vordergrund. „Für solche Unter-nehmen ist es wichtig, dass sie auch kleine Gruppen kosten- und zeiteffizient beschulen können“, sagt Michel. Mittelständler investierten 2014 sogar 21 Prozent ihrer Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in e-Learning, Konzerne lediglich 15 Prozent.

Doch in welchen Bereichen wollen kleine Betrie-be ihre Mitarbeiter fit machen? Vom produktions-intensiven Mittelstand könnte man einen hohen Bedarf an gewerblich-technischer Fortbildung und Schulungen an Produkten und Maschinen erwarten. Hier zeigt die Studie jedoch, dass für KMU IT-Anwendungen (etwa Office-Program-me), Personalmanagement- und Führungskom-petenz sowie Betriebsmanagement ganz oben im Weiterbildungsprogramm stehen. F

oto

: © g

oo

dlu

z - F

oto

lia.c

om

42 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 43: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Recht Steuern Insolvenz Eigenverwaltung Restrukturierung Sanierung

www.sanierungskompetenz.de

Berlin Dresden Erfurt Frankfurt/Main Halle/Saale Karlsruhe

Wenig Maßgeschneidertes für kleine UnternehmenMichel glaubt auch zu wissen, warum: „Buchhal-tung und Management sind branchenübergrei-fende Lehrfelder, für die die e-Learning-Industrie vorgefertigte Produkte von der Stange anbietet. Produkt- und Technikkompetenz sind sehr spezi-ell und erfordern auf die Betriebe maßgeschnei-derte, teure Lernprogramme.“ Um elektronisches Lernen auch für KMU attraktiv zu machen, sind in Michels Augen die Branchenverbände gefordert. „Betriebe, die in Verbänden organisiert sind, ha-ben einen Anspruch auf die Bereitstellung spezifi-scher Lernprogramme. Beim VDMA und anderen herrscht Unwissen über e-learning.“ Doch einige Handwerksbildungszentren und ähnliche Bran-chenverbände haben mittlerweile die Möglichkei-ten des Web 2.0 für die betriebliche Weiterbildung erkannt und entwickeln digitale Lernangebote.

So zum Beispiel die Handwerkskammer Bildungs-zentrum Münster (HBZ): Im Bemühen, die klassi-sche Präsenzlehre mit dem Web 2.0 zu verbinden, hat das HBZ das netzbasierte Lernkonzept für das Bauwesen „NetProBau“ entwickelt. Diese inter-aktive Lernplattform ermöglicht Teilnehmern, mit dem Lerntool „SkizzenCAD“ Planungsaufga-ben zu lösen, mit anderen Teilnehmern online zu diskutieren und gemeinsam zu verbessern.

Augmented Reality in der betrieblichen FortbildungEin ehrgeiziges Online Projekt für die Fortbildung im Druckhandwerk, das ganz besonders von der fortschreitenden Digitalisierung betroffen ist, hat der ZFA, der Zentral-Fachausschuss Berufs-

bildung Druck und Medien, gestartet: SAL, Social Augmented Reality, verbindet das gemeinsame Lernen in sozialen Netzwerken mit der computer-gestützten Erweiterung der Realitätswahrneh-mung. Konkret können für Lernende Abläufe an der laufenden Druckmaschine an mobilen End-geräten wie Tablet oder Smartphone visualisiert werden, um die Technik greifbar zu machen.

Beispielhaft geht das Bundestechnologiezent-rum für Elektro- und Informationstechnik (BFE) in Oldenburg vor: Es bietet allen 1.000 Innungs-betrieben einen Bereich auf seiner e-Learning Plattform an, auf dem passgenaue Lernpro-gramme für die Fortzubildenden bereitgestellt werden: Ob neueste Entwicklungen in der Mess- und Regelungstechnik oder Fortschritte in der Brennstoffzellentechnologie – KMU können so online weiterbilden, ohne ihre Mitarbeiter auf Reisen zu schicken.

Lutz Michel ist sich sicher: e-Learning bietet gera-de für Mittelständler nur Vorteile. „Das Lernen im virtuellen Klassenzimmer ist effizient und kosten-sparend. Nur das gemeinsame Bier hinterher, das fällt weg.“

Bernd RatmeyerWissenschaftsjournalist und Lektor

„ Das Lernen im virtuellen Klassenzimmer ist effizient und kostensparend.

Dr. Lutz Michel

Anzeige

43Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 44: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die BVMW UnternehmerCardMit der BVMW UnternehmerCard können Sie die Großabnehmerkonditionen des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft in allen für Sie wichtigen Kostenbereichen nutzen. Alle Konditionen gelten exklusiv nur für BVMW-Mitglieder.

Ihre Einkaufsvorteile als BVMW Mitglied

10 %

10 % 10 %

10 %

3,5 Cent

20 %

Die BVMW Tankkarte

OTTO Offi ce Bürobedarf 10% dauerhafter Sofortrabatt auf alle Büroartikel von OTTO Offi ce

Viking Bürobedarf10% dauerhafter Sofortrabatt auf alle Büroartikel von Viking

ESSO Tanken3,5 Cent Nachlass pro Liter auf Diesel

GEMA20% Nachlass auf die GEMA Gebühren

GasBis 10% Einsparung Gaskosten durch BVMW-Verträge mit VersorgernWir berechnen kostenlos für Sie Ihre mögliche Ersparnis

Strom Bis 10% Einsparung Stromkosten durch BVMW-Verträge mit VersorgernWir berechnen kostenlos für Sie Ihre mögliche Ersparnis

DKV TankenDie BVMW Flottentankkarte – Tankrabatte an über 10.000 TankstellenSHELL, TOTAL, ESSO 2,1 Cent Nachlass/Liter auf DieselOMV, PKN/STAR 1,7 Cent Nachlass/Liter auf DieselJET, AVIA, ORLEN, BFT, etc. 1,0 Cent Nachlass/Liter auf Diesel

Einsparung Stromkosten durch BVMW-Verträge mit Versorgern

3,0 Cent

TOTAL Tanken3,0 Cent Nachlass pro Liter auf Diesel1,5 Cent Nachlass pro Liter auf Super

Sonder-konditionen

AutokaufAbrufscheine/Sonderkonditionen für viele Marken

Aktuelles vom UnternehmerService

Page 45: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die BVMW UnternehmerCardMit der BVMW UnternehmerCard können Sie die Großabnehmerkonditionen des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft in allen für Sie wichtigen Kostenbereichen nutzen. Alle Konditionen gelten exklusiv nur für BVMW-Mitglieder.

Ihre Einkaufsvorteile als BVMW Mitglied

10 %

10 % 10 %

10 %

3,5 Cent

20 %

Die BVMW Tankkarte

OTTO Offi ce Bürobedarf 10% dauerhafter Sofortrabatt auf alle Büroartikel von OTTO Offi ce

Viking Bürobedarf10% dauerhafter Sofortrabatt auf alle Büroartikel von Viking

ESSO Tanken3,5 Cent Nachlass pro Liter auf Diesel

GEMA20% Nachlass auf die GEMA Gebühren

GasBis 10% Einsparung Gaskosten durch BVMW-Verträge mit VersorgernWir berechnen kostenlos für Sie Ihre mögliche Ersparnis

Strom Bis 10% Einsparung Stromkosten durch BVMW-Verträge mit VersorgernWir berechnen kostenlos für Sie Ihre mögliche Ersparnis

DKV TankenDie BVMW Flottentankkarte – Tankrabatte an über 10.000 TankstellenSHELL, TOTAL, ESSO 2,1 Cent Nachlass/Liter auf DieselOMV, PKN/STAR 1,7 Cent Nachlass/Liter auf DieselJET, AVIA, ORLEN, BFT, etc. 1,0 Cent Nachlass/Liter auf Diesel

Einsparung Stromkosten durch BVMW-Verträge mit Versorgern

3,0 Cent

TOTAL Tanken3,0 Cent Nachlass pro Liter auf Diesel1,5 Cent Nachlass pro Liter auf Super

Sonder-konditionen

AutokaufAbrufscheine/Sonderkonditionen für viele Marken

Aktuelles vom UnternehmerService Aktuelles vom UnternehmerService

Bestellen Sie Ihre BVMW UnternehmerCard!Die Jahresgebühr für die BVMW UnternehmerCard beträgt 22,- Euro/Jahr zzgl. gesetzl. MwSt. Wenn Sie nur eine Leistung dieses Paketes nutzen, erzielen Sie im Regelfall bereits eine Einsparung, die höher ist als die Jahresgebühr.

Haben Sie noch Fragen? Dann rufen Sie unser UnternehmerCard Serviceteam unter der Rufnummer 0228 / 684 77 0 an oder senden Sie den Antrag gleich an

BVMW UnternehmerCard, Heussallee 40, 53113 Bonn – Fax 0228 / 684 77 50

Alle

Ang

aben

ohn

e Ge

wäh

r.

Ja, ich möchte das Servicepaket BVMW UnternehmerCard nutzen. Ich ermächtige die SelectPartner GmbH als Dienstleister des BVMW, wider-rufl ich die Schutzgebühr für die BVMW UnternehmerCard in Höhe von 22,– Euro/Jahr zzgl. 19 % MwSt. (4,18 Euro) von dem untenstehenden Konto abzubuchen. Um die Kosten für Sie möglichst gering zu halten, ist die Teilnahme nur per Lastschrift möglich.

Ansprechpartner

Firma BVMW-Mitgliedsnummer (falls zur Hand)

Straße, PLZ Ort

Datum, UnterschriftBICIBAN

Die Vorteile für BVMW-Mitglieder im Detail

Telefon Telefax

OTTO Offi ceViking

Sie erhalten bei jeder Bestellung einen dauerhaften Sofortrabatt in Höhe von 10% des Nettowarenwertes auf alle angebotenen Büroartikel. Innerhalb von 5 Tagen bekommen Sie Ihre spezielle Berechtigungsnummer, mit der Sie sofort den BVMW Nachlass nutzen können.

StromGas

Rund 95% aller mittelständischen Unternehmen zahlen deutlich zu viel Geld für Ihre Strom- und Gasrechnung. Besonders Unternehmen über 10.000 Kilowattstunden Verbrauch sparen durch BVMW-Rahmenverträge mit Energieversorgern erhebliche Beträge. Der BVMW UnternehmerService nennt Ihnen Ihre Ersparnis – natürlich kostenlos. Schicken Sie uns einfach vertraulich eine Kopie Ihrer Strom- und Gasrechnung.

ESSO Sie erhalten über die ESSO Tankkarte 3,5 Cent Nachlass brutto/Liter Diesel sowie 30% Nachlass brutto auf ESSO Motorenöl. Deutschlandweit können Sie an über 1.100 ESSO Tankstellen bargeldlos bezahlen. Rechnungslegung ist halbmonatlich. Es entstehen keine Karten-Festkosten, nur 0,5% Servicebeitrag auf den Nettowarenwert.

TOTAL Sie erhalten über die BVMW TOTAL Tankkarte 3,0 Cent Nachlass brutto/Liter Diesel, 1,5 Cent Nachlass brutto/Liter Super sowie 25% Rabatt auf Autowäschen. Deutschlandweit können Sie an über 1.000 TOTAL Tankstellen bargeldlos bezahlen. Rechnungslegung ist halbmonatlich. Die Servicepauschale für die Kartennutzung und Abrechnung beträgt nur 0,50 Euro netto Monat/pro Karte.

DKV Tanken Wenn Sie mehrere Fahrzeuge im Einsatz haben, ist die DKV-Karte die richtige Tankkarte für Sie. Achten Sie auf das orangene DKV-Zeichen an (fast) jeder Tankstelle. DKV Euroservice ist einer der europäischen Marktführer für Tankkartensysteme. Sie erhalten mit der BVMW DKV Card bargeldlos an über 10.300 Tankstellen in Deutschland mit dem orangenen DKV-Zeichen folgende Nachlässe auf Diesel.

SHELL, TOTAL, ESSO 2,1 Cent/Liter brutto

STAR, ORLEN, OMV 1,7 Cent/Liter brutto

Weitere (BFT, Avia, ENI, etc.) 1,0 Cent/Liter brutto

Rechnungslegung ist halbmonatlich. Servicepauschale für Kartennutzung und Abrechnung: Sie können wählen zwischen einer nutzungsabhängigen ServiceFee in Höhe von 0,7% netto des Bruttowarenwertes bei Diesel oder einem Festbetrag in Höhe von 2,00 Euro netto Monat/Karte.

GEMA Sparen Sie 20% Ihrer GEMA-Gebühren. Teilen Sie einfach Ihrer GEMA-Stelle mit, dass Sie Eigentümer der BVMW UnternehmerCard sind. Der BVMW-Nachlass wird Ihnen dann einfach von der Rechnung abgezogen.

Autokauf Nutzen Sie die BVMW Großabnehmerrabatte:Senden Sie uns einfach ein Rückfax mit der von Ihnen gewünschten Automarke/Typ oder (wenn vorhanden) direkt der Konfi guration Ihres Wunschfahrzeuges.

Page 46: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die Herausforderungen der demografischen Entwicklung und der damit wachsende Bedarf an qualifizierten Fachkräften verlangen ein mög-lichst hohes Bildungsniveau der Bevölkerung. Dabei ist es einerseits von Bedeutung, ältere Arbeitnehmer im Rahmen des Konzeptes des „Lebenslangen Lernens“ für ihren Beruf weiter zu qualifizieren. Andererseits muss das Erwerbs-potenzial der Jüngeren erschlossen werden, damit diese relativ mehr zur gesamtwirtschaft-lichen Wertschöpfung beitragen können. Viele Experten sehen eine Straffung der beruflichen Erstausbildung bei gleichzeitiger Ausweitung von Weiterbildungen als beste Reaktion auf diese Entwicklung an.

Wenngleich die Bereitschaft zur Weiterbildung laut Studien bei den Jüngeren eher gegeben ist als bei älteren Erwerbspersonen, ist sie doch in hohem Maße vorhanden. Ein Grund: Weiterbil-dungen lassen sich in bare Münze umrechnen. Im Schnitt können Beschäftigte Einkommenssteige-rungen von sechs Prozent erwarten. Arbeitgeber nutzen Weiterbildungen im „War for Talents“ als Instrument, um Mitarbeiter und damit Wissen an die Unternehmen zu binden.

Mit dem Wunsch sich weiterzubilden, kommen die Fragen: Studium oder Lehrgang? Wochenendkurs oder Seminar? Aufgrund seiner hohen Reputation gilt nach wie vor ein Hochschulabschluss als er-strebenswert für die berufliche Laufbahn. Dabei wollen Weiterbildungswillige jedoch immer selte-ner ihre Karriere unterbrechen, um Vorlesungen zu besuchen. Es sind daher innovative Konzepte gefragt, die es Arbeitnehmern und Arbeitgebern ermöglichen, Berufsalltag und Studium miteinan-der zu kombinieren.

An den Hochschulen gewinnen weiterbildende Studiengänge, die auf einen ersten Hochschulab-schluss aufbauen, an Relevanz – so hat die Zahl der Angebote in den letzten fünfzehn Jahren zugenommen. Dies darf allerdings nicht darü-ber hinwegtäuschen, dass den Weiterbildungs-aktivitäten der Hochschulen, gemessen an dem gesamten Spektrum der klassischen Hochschul-aufgaben, in Deutschland bis heute keine zentrale Bedeutung zukommt.

Um ihren Weiterbildungsaktivitäten mehr Ge-wicht zu verleihen, bündelt die Westfälische Wilhelms-Universität Münster ihre Weiterbil-

Neben dem Beruf zum MasterWeiterbildung nutzt Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen. Hier geht die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster neue Wege. Mit dem Konzept „Lebenslanges Lernen“ öffnet die Traditionshochschule jetzt auch älteren Arbeitnehmern die Türen.

Fo

to: J

ud

ith

Kra

ft; G

rafi

k: W

WU

nst

er

46 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 47: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

dungsaktivitäten für Berufstätige seit 2006 in einer gemeinnützigen GmbH, der WWU Weiterbildung. Angeboten werden Seminare, Zertifikatslehr-gänge und Masterstudiengänge im gesamten Fächerspektrum der Uni-versität, die die Teilnehmenden neben dem Beruf absolvieren können. Vorle-sungen finden als Blockveranstaltung, abends oder am Wochenende statt. Ergänzt werden die Präsenzphasen durch Selbstlernphasen.

„Die Impulse und Konzepte für Weiter-bildungsangebote kommen in der Regel aus den Fachbereichen, die über her-vorragende Praxiskontakte verfügen.“, so Dr. Kristin Große-Bölting, Geschäfts-führerin der WWU Weiterbildung. „Gute Kontakte unserer Professoren in

die Praxis helfen uns dabei, unsere Studiengänge zu vermarkten. Denn im Gegensatz zum grund-ständigen Studium muss ein weiterbildender Stu-diengang vom Teilnehmenden selbst oder seinem Arbeitgeber finanziert werden.“ Beiträge bis zu 10.000 Euro oder mehr für einen zweijährigen Masterstudiengang sind dabei branchenüblich – für Studierende und Universitäten ein Neuland, das beide Seiten eher zögerlich betreten.

„Aufgrund des großen Vorteils, nicht aus dem Beruf ausscheiden zu müssen, verbunden mit der Tatsache, dass oft schon während der Weiterbil-dung eine Gehaltserhöhung winkt, entscheiden sich immer mehr Arbeitnehmer für einen berufs-begleitenden Master“, so Große-Bölting. Größere Skepsis herrsche auf Seiten der Fachbereiche, wenn es um die Initiierung neuer Studiengänge

gehe, so Große-Bölting weiter. Zwar haben die-se die fachlichen Voraussetzungen für ein hoch qualifiziertes Lehrangebot. Es mangelt aber oft an Erfahrung in der Umsetzung und den zeitlichen Ressourcen für die Organisation. „An der Univer-sität Münster wird daher ein Franchise-System genutzt, bei dem die WWU Weiterbildung den Fachbereichen genau diese Tätigkeiten abnimmt.“

Beispiele sind das Marketing Executive Program oder der Masterstudiengang „Angewandte Ethik“, die seit zehn Jahren schon über 300 Studierenden einen universitären Masterabschluss ermöglicht haben. Die Professoren konzentrieren sich auf die Lehre, während die WWU Weiterbildung die Or-ganisation und Durchführung des Studiengangs gemäß der Prüfungsordnung übernimmt – in se-paraten Räumlichkeiten der Uni und nach einem Zeitplan, der den Berufstätigen entgegenkommt.

Die Universität Münster ermöglicht es so schon heute einer Vielzahl von Berufstätigen, Weiter-bildungen wahrzunehmen. „Das Ziel ist es, diese Palette an Angeboten in den nächsten Jahren stetig auszubauen“, erläutert Dr. Kristin Große- Bölting.

„ Es sind daher innovative Konzepte gefragt, die es Arbeitnehmern und Arbeitgebern ermöglichen, Berufsalltag und Studium miteinander zu kombinieren.

Katharina SzökeStudienberaterin

Anja WolffPR-BeraterinWestfälische Wilhelms-Universität Münster – WWU Weiterbildung gemeinnützige GmbH

www.weiterbildung.uni-muenster.de

Anzeige

DOCUMENT D’EXECUTIONINGENICO_PAYMENT_CMJN.ai

INFORMATIONS GENERALES COULEURS UTILISEES APPROBATION

Client: INGENICODate : 03 MAI 2014

Utilisation: Impression quadri.Ne pas utiliser pour application écran.

C 67/M 54J 47/N 43

C 100 /M 88J 0/ N 10

Aus und

wurde

Ingenico Payment Services

http://payment-services.ingenico.com

14961-DE-V2-210x81.5_DerMittel.indd 1 19/03/15 15:05

47Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 48: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Wulf-Hinnerk VaukBusiness-Diplomat

www.vaukbusiness.com

Weiterbildung steht bei Unternehmen hoch im Kurs. 86 Prozent der Unternehmen investieren in die betriebliche Weiterbildung und gaben im Jahr 2013 pro Mitarbeiter 1.132 Euro für Lehrgänge, Kurse und Seminare aus, wie das Institut der deut-schen Wirtschaft Köln (IW) errechnete. Mit dem Weiterbildungsangebot möchten die Unterneh-men die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter erhöhen, dem Fachkräftemangel entgegensteuern und die Mitarbeiter an sich binden. Doch erreichen die Un-ternehmen ihr Ziel und binden sie die Mitarbeiter tatsächlich? Die Zahlen der letzten Arbeitnehmer-befragung des Berliner Gallup-Instituts lassen auf-merken: Demnach hat jeder sechste Arbeitnehmer innerlich bereits gekündigt. 67 Prozent der Mitar-beiter verrichten Dienst nach Vorschrift. Und das hat Folgen: Die Kosten durch Fehltage, hohe Fluktu-ation und niedrige Produktivität werden zwischen 112 bis 138 Milliarden Euro im Jahr beziffert. Kos-ten, die sich negativ in den Bilanzen niederschlagen.

Betriebliche Weiterbildung mit Wertekanon Wie kommt es zu dieser Schieflage in den Unter-nehmen? Zum einen gibt es bestimmte Gruppen in

Unternehmen, die sich beruflich weniger weiterbilden als andere. Dazu zählen die Berufsanfänger, Arbeitnehmer in Elternzeit und die Gruppe der über 40-Jähri-gen. Im deutschen Mittelstand werden in nur drei Prozent der Unternehmen Schulungen und Trainings von Beschäftigten über 40 Jahren wahrgenom-men. Zum anderen geht es beim Thema Weiterbildung oft ausschließlich um die Qualifika-

tion und das Leistungsvermögen der Arbeitskraft und nicht um den Menschen und seine soziale und emotionale Intelligenz. Das Hauptaugenmerk der Weiterbildungsangebote richtet sich auf die „Hard Facts“ und nicht auf die Softskills. Dabei werden die meisten Entscheidungen − auch in der Wirtschaft − aus dem Bauch heraus getroffen. Doch worauf ge-hen diese Entscheidungen zurück? Richtschnur für das Bauchgefühl sind die Werte, die jeder Mensch verinnerlicht hat. Gelernt werden diese über Spie-gelneuronen in unserem Gehirn, die von Eltern und Vorbildern aktiviert werden. Das hört auch im Be-rufsleben nicht auf.

Führungskräfte bestimmen das BetriebsklimaDoch wie definiert man im 21. Jahrhundert Vorbild? Ein Vorbild zeichnet sich aus durch:

� Verantwortung � Organisationstalent � Respekt � Bewusstes Handeln � Intuition � Loyalität � Durchhaltevermögen

Diese persönlichen Eigenschaften bilden das Fun-dament einer Unternehmenskultur, die aus Mitar-beitern zufriedene Mitarbeiter macht. Lebenslan-ges Lernen und Weiterbildung ist die Pflicht. Zur Kür gehören der respektvolle und wertschätzen-de Umgang. Und dieser schlägt am Ende des Tages positiv zu Buche.

Vorbild: VorgesetzteDie soziale und emotionale Intelligenz von Vorgesetzten wirkt sich positiv auf das Betriebsklima und die Mitarbeiterbindung aus. Vorbilder in den Führungsetagen mindern Fehltage und steigern die Produktivität der Mitarbeiter.

„ Die meisten Entscheidungen − auch in der Wirtschaft – werden aus dem Bauch heraus getroffen.

Fo

to: ©

DD

Ro

ckst

ar -

Fo

tolia

.co

m

48 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 49: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

16.-17.Juni 2015 Berlin

Expo + Konferenz

InseciaC L O U D S E R V I C E S

Aktionscode toolsmeetsBVMW

für kostenfreies Ticket auf www.tools-berlin.de/

Ticketing

„Innovative digitale Lösungen bieten dem Mittelstand neue Wachstumsimpulse und Ent-wicklungschancen.“

Die tools als Expo + Konferenz für webbasiertes Arbeiten bie-tet hierfür das perfekte Umfeld. Geschäftsführer und Business-Entscheider können sich über die effiziente Automatisierung und Digitalisierung der Business-Prozesse informieren und ihr passendes webbasiertes Tool finden.

Mario OhovenPräsident des BVMW

RISING STAR AREA

Specials tools 2015

BEST in ecommerce

CROWD AREA

Special areas 2015

Für CEOs + Fachanwender der digitalen + mittelständischen Wirtschaft

BVMW_tools2015_210x297.indd 1 13.03.2015 09:36:27

Page 50: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Privathochschulen sind in Deutschland ein re-lativ junges Phänomen. Anders als in den USA, wo die ersten Universitäten private Gründungen waren, und erst im Laufe des 19. und 20. Jahr-hunderts Staatshochschulen gegründet wurden, gab es vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutsch-land bis auf wenige Ausnahmen nur staatliche Hochschulen.

Hochschulbildung wird in Deutschland daher tra-ditionell als öffentliche Aufgabe verstanden. Der Staat bestimmt die Hochschulpolitik, er reguliert den Hochschulmarkt, ist mit einem Marktan-teil von 93 Prozent Marktführer und entschei-det außerdem noch über die Zulassung privater Konkurrenten. Vor 1970 gab es in Deutschland gerade mal zehn private Hochschulen, nach ei-nem regelrechten Gründungsboom seit den Neunzigerjahren sind es inzwischen über 120. Mit derzeit über 160.000 Studierenden haben sie sich einen Marktanteil von insgesamt knapp 7 Prozent, bei den Fachhochschulen sogar von fast 17 Prozent, erobert und sind in den letzten fünf Jahren mit zweistelligen Raten gewachsen. Der Wissenschaftsrat und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben festgestellt, dass Privathochschulen nicht mehr bloße Ergänzung der staatlichen Hochschulen, sondern ein we-sentliches Element der deutschen Hochschul-landschaft sind. Die Privaten haben sich diese

Stellung weitgehend ohne politische Rückende-ckung, ohne staatliche Unterstützung und trotz intensiver gesetzlicher Regulierung und adminis-trativer Wettbewerbsverzerrungen geschaffen. Ihre Raison d‘Être und ihr Selbstverständnis be-ziehen sie daraus, dass sie gerade nicht staatlich von oben verordnet wurden, sondern von unten aus der Gesellschaft gewachsen sind – aus mä-zenatischen, philantropischen oder unternehme-rischen Initiativen, von Stiftungen, Unternehmen oder Einzelpersönlichkeiten. Sie sind Hochschu-len des Volkes für das Volk.

Sie liefern zwar auch nicht das „Ei des Kolumbus“, aber sie haben gegenüber den Staatshochschulen einige entscheidende Vorteile:

� Privathochschulen reagieren aufgrund ihrer un-ternehmerischen Ausrichtung rasch und unmit-telbar auf neue Bildungsanforderungen, die sich aus der Entwicklung von Gesellschaft, Arbeits-markt, Wirtschaft und Technologie ergeben.

� Privathochschulen zeichnen sich durch eine bes-sere Integration und Partizipation der Studieren-den in das akademische Leben aus. Sie haben eine kundenorientierte Grundeinstellung gegenüber den Studierenden und eine partizipative Organi-sationskultur, die sich in einem unternehmerisch geprägten Umfeld leichter realisieren lässt als in einer staatlich geprägten Bürokratie.

Hochschulen – privat versus staatlich

Die tertiäre Bildung findet in Deutschland innerhalb eines klassischen Staatsmonopols statt. Damit unterscheidet sich die deutsche Hochschullandschaft von den meisten anderen Industrieländern, in denen private Initiative in der Bildung eine stärkere Bedeutung hat.

Prof. Klaus HekkingVorstandsvorsitzender

Verband der Privaten Hochschulen

www.private- hochschulen.net F

oto

: © b

iker

ider

lon

do

n -

Sh

utt

erst

ock

.co

m

50 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 51: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

� Privathochschulen haben eine schlanke und effektive University Governance.

� Sie verfügen über eine politische, rechtliche, fi-nanzielle und organisatorische Autonomie, die ihnen notwendige Spielräume gibt, Alleinstel-lungsmerkmale und Stärken herauszubilden. So konnten sie in den letzten zwei Jahren rasch und unbürokratisch ihre Kapazitäten auswei-ten und zusätzliche Studienplätze für die stark steigenden Bewerberzahlen anbieten.

� Privathochschulen sind Vorreiter bei der institu-tionalisierten Qualitätssicherung. Anders als die Staatshochschulen unterziehen sie sich nicht nur der Programmakkreditierung einzelner Studien-gänge, sondern alle fünf bis zehn Jahre auch der institutionellen Akkreditierung durch den Wis-senschaftsrat, bei der die gesamte Hochschule in Bezug auf Leitbild, Strategie, Führung, Organisa-tion, Personal, Finanzierung und Qualitätssiche-rung auf Herz und Nieren geprüft wird.

� Privathochschulen sind besser aufgestellt bei der Verzahnung von Wissenschaft und Praxis als staatliche Hochschulen. Ihre Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen bei der anwen-dungsorientierten Forschung, die Mitwirkung von Führungskräften der Wirtschaft in Hoch-schulräten, der Einsatz von Praktikern in der

Lehre und Pflichtpraktika der Studierenden sind wesentliche Elemente für den systema-tischen Dialog mit der Praxis.

� Privathochschulen verfügen durch ihre Finan-zierungsstruktur traditionell über eine bessere Expertise in der Bildung von Alumni-Netzwer-ken und im Fundraising.

Fazit: � Privathochschulen sind ein

lebendiger und intelligenter Beitrag der Zivilgesellschaft für ein leistungsfähiges Bildungswesen.

� Privathochschulen sorgen für Systemwett bewerb und Pluralität im Hochschulwesen.

� Privathochschulen setzen besonders in der Lehre, im Management und in der effektiven Organisation von Hochschulbildung regelmäßig neue Impulse.

„ Vor 1970 gab es in Deutschland gerade mal zehn private Hochschulen.

1/2 Anz.Arvato

Anzeige

www.freiraum-im-mittelstand.de

arvato Financial Solutions

Matthias SchnettlerTelefon: 05241 804 32 [email protected]

Darf’s ein bisschen Liquidität mehr sein?

Sie stellen die Rechnung, wir übernehmen die Forderung. Ihr Vorteil: Sie erhalten Liquidität innerhalb von 24 Stunden und

Planungs sicherheit durch einen 100%-igen Forderungs-Ausfallschutz. Vertrauen Sie auf den bankenunabhängigen Factoring-Experten

mit jahrzehntelanger Erfahrung. Sichern Sie sich Ihr Mehr an Liquidität!

Factoring –das einzige Finanzkonzept, das mit Ihrem Unternehmen mitwächst.

Anz Factoring Schnettler 210x140 arvato Bertelsmann 14-08 RZ.indd 1 23.03.15 11:40

51Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 52: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Behinderte in den beruflichen Alltag zu integrieren ist nicht nur moralische Pflicht, sondern schlicht Gesetz. Betriebe mit mehr als 20 Arbeitsplätzen müssen wenigstens fünf Prozent Mitarbeiter mit Handicap einstellen. Wer glaubt, dem finanziell oder infrastrukturell nicht gewachsen zu sein, kann sich durch eine Ausgleichsabgabe freikaufen. Der unlängst erschienene „Inklusionsbericht“ der Aktion Mensch zeichnet für das Jahr 2013 ein posi-tives Bild: Die Beschäftigungsquote Schwerbehin-derter mit 4,64 Prozent nähert sich dem gesetzlich vorgeschriebenen Wert an.

Die größten Sorgen: Barrierefreiheit und KündigungsschutzDoch sind nicht alle Unternehmen gleichermaßen motiviert. Kleine Unternehmen mit bis zu 50 Mit-arbeitern stellen deutlich weniger Menschen mit Behinderungen ein. Für Arnim von Buttlar, Vorsit-zender der Aktion Mensch, liegt das vor allem an mangelndem Wissen über Unterstützungsmög-lichkeiten. „Unternehmer- oder familiengeführte Betriebe haben Angst vor den Kosten der Barrie-refreiheit und wissen nicht, wo und wie sie Gelder dafür beantragen können. Außerdem fürchten sie den strengeren Kündigungsschutz.“ Der existiert tatsächlich – jede Kündigung muss dem Integra-tionsamt vorgelegt werden. Doch die Erfahrung zeigt: Ist die Kündigung berechtigt, stimmt das Amt in 80 Prozent der Fälle zu.

Die Barriere ist eher im KopfÜberhaupt, so von Buttlar, werde der Faktor Inklu-sion zu sehr durch die defizitäre Brille einer pessi-mistischen Kosten-Nutzen Rechnung betrachtet. Das Gegenteil ist der Fall: Zwei Drittel aller Arbeit-geber, die Behinderte einstellen, bemerken keinen Leistungsunterschied, aber oft eine Steigerung: „Behinderte zeigen mehr Loyalität, sind aufgrund ihres Handicaps besser organisiert und bringen mitunter spezielle Fähigkeiten mit. Menschen mit Sehstörungen sind mit ihrem entwickelten Tastsinn im medizinisch-diagnostischen Bereich einsetzbar, Autisten sorgen mit ihrer Detailgenauigkeit für

Inklusion ist unternehmerische Investition

Behinderte Mitarbeiter können Unternehmen bereichern. Aber kleine Betriebe scheuen das Thema. Zumeist ist mangelndes Wissen der Grund.

Fo

to: ©

Ph

oto

grap

hee

.eu

- F

oto

lia.c

om

52 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 53: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

hohe Qualitätsstandards.“ Inklusion ist zugleich In-vestition in die Zukunft. Fachkräfte fehlen, und wir werden älter. Mit dem Alter kommen auch Behin-derungen, so dass Barrierefreiheit bald zum Stan-dard für Unternehmen werden wird – klug, wer sich jetzt schon rüstet.

Daher fordert von Buttlar von der Arbeitsmarkt-politik mehr Transparenz bei der Kommunikation über Fördermöglichkeiten für KMU und weniger Bürokratie. „Man muss es den Unternehmern leicht machen, die Zwangsabgabe zu sparen und stattdessen in die Integration zu stecken, unabhän-gig von jedem Fürsorgegedanken. Denn behinderte Mitarbeiter sind eine Chance.“

„ Zwei Drittel aller Arbeitgeber, die Behinderte einstellen, be-merken keinen Leistungsunter-schied, aber oft eine Steigerung.

Bernd RatmeyerWissenschaftsjournalist und Lektor

Erste Schritte für Arbeitgeber zur Inklusion behinderter Arbeitnehmer:

Informationen zu den Integrationsfachdiensten (IFD), die bei der Durchführung von Maßnahmen zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben beteiligt werden. www.ifd-bw.dewww.arbeitsagentur.de/ Unternehmen/Arbeitskräftebedarf/ Beschäftigung/Menschen mit Behinderung

Die zuständigen Integrationsämter nach Postleitzahl: www.integrationsaemter.de

Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur an 600 Standorten:arbeitsagentur.de (Unternehmen)Bundesweite Rufnummer: 0800 4 5555 20

53Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Anzeige

Page 54: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

§  13 MiLoG bestimmt, dass §  14 des Ar-beitnehmer-Entsendegesetzes entspre-chende Anwendung findet.

Mit diesem Verweis auf das Arbeitneh-mer-Entsendegesetz (AEntG) begründet das MiLoG eine eigenständige Haftung des Unternehmers, der einen anderen Unternehmer mit der Erbringung von Werk- oder Dienstleistungen beauftragt, soweit dieser seine Verpflichtungen aus dem MiLoG gegenüber seinen Arbeit-nehmern nicht erfüllt. Das heißt, dass ein Unternehmer, der einen anderen Unter-nehmer beauftragt, den Mindestlohn an dessen Arbeitnehmer bezahlen muss, wenn der beauftragte Unternehmer die-ser Verpflichtung nicht nachkommt. Die Haftung erstreckt sich auch auf die sich hieraus ergebenden Sozialversicherungs-beiträge.

Die Nachunternehmerhaftung nach §  14 AEntG hat sowohl die Billigung des Bun-desverfassungsgerichts, wie auch des Eu-ropäischen Gerichtshofs erfahren.

Im Verhältnis zu § 14 AEntG hat sich die Erkenntnis herausgearbeitet, dass die Nachunternehmerhaf-tung nur als sogenannte Generalunternehmerhaf-tung zu verstehen ist. Diese Sichtweise wird durch das Bundesarbeitsgericht ausdrücklich gebilligt. Es solle also nicht jeder Unternehmer in die Haftung einbezogen werden, sondern nur Generalunter-nehmer, die Bauleistungen an Subunternehmer vergeben. Mit Inkrafttreten des MiLoG stellt sich jetzt die Frage, ob dieses einschränkende Ver-ständnis der Nachunternehmerhaftung auch nach § 13 MiLoG gilt. Dazu werden in der arbeitsrecht-lichen Literatur völlig unterschiedliche Auffassun-gen vertreten. Bei der Gesetzesbegründung zu § 13 MiLoG findet sich folgender Hinweis:

Die Regelung zur Haftung des Auftraggebers in §  13 wird durch Verweis auf die entsprechende Vorschrift des § 14 Arbeitnehmer-Entsendegesetz

an die dortige Rechtslage angeglichen. Die dortige Ausgestaltung der Haftung – wie sie insbesondere durch die Rechtsprechung stattgefunden hat – hat sich über Jahre bewährt. In den bislang in das Ar-beitnehmer-Entsendegesetz einbezogenen Bran-chen wird diese Haftung praktiziert.

Nach dieser Begründung könnte man zum Ergeb-nis kommen, dass die Bundesregierung die Nach-haftung nach dem MiLoG auch nur als Generalun-ternehmerhaftung ausgestalten wollte.

Von der arbeitsrechtlichen Literatur wird hierzu eingewandt, dass das MiLoG, anders als das AE-ntG, keinen Branchenbezug aufweisen würde, und deshalb §  13 MiLoG eine Haftung von Unterneh-men gleich welcher Branche begründe, die andere Unternehmen mit der Erbringung von Werk- oder Dienstleistungen oder ähnliches beauftragen. An-stelle von Generalunternehmerhaftung sei daher von Nachunternehmerhaftung zu sprechen.

In der gegenwärtigen Erkenntnisphase ist es schon unter Sicherheitsaspekten verfehlt, darauf zu ver-trauen, dass durch § 13 MiLoG ausschließlich eine Generalunternehmerhaftung (in der Baubranche) begründet werden sollte. Vielmehr muss jeder Un-ternehmer sich mit dem Risiko auseinandersetzen, nach §  13 MiLoG im Rahmen der Beauftragung von Nachunternehmern in Anspruch genommen zu werden. Ob diese Risikobetrachtung auf lange Sicht erforderlich ist, wird man sehen, sobald die Gerichte sich mit dieser Thematik befasst haben.

Die Haftung selbst erfolgt nach den Regeln der Bürgenhaftung, das heißt, die Arbeitnehmer des Nachunternehmers können sich direkt an das be-auftragende Unternehmen wenden und diesem gegenüber Ansprüche durchsetzen.

In der jetzigen Phase kann ich deshalb nur emp-fehlen, der Beauftragung von Nachunternehmern eine hohe Sorgfalt zu widmen, mit den Nachunter-nehmern Freistellungsvereinbarungen zu treffen und – soweit geboten – das Haftungsrisiko durch die Stellung von Sicherheiten zu verringern.

Haftungsfalle im MindestlohngesetzDas Mindestlohngesetz (MiLoG) ist in Kraft. Die Unternehmen haben mit einem Bündel neuer Probleme zu kämpfen. Eines dieser Probleme ist die Klärung der Frage, was es mit der Haftung des Auftraggebers nach § 13 MiLoG auf sich hat.

Prof. Dr. Stefan Nägele

Fachanwalt für Arbeitsrecht, Stuttgart

www.naegele.eu F

oto

: © jd

-ph

oto

des

ign

- F

oto

lia.c

om

54 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 55: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Kleine Helfer

Deutschland – nun ein gelobtes Land

Mit den neuen universalen PONS Bildwör-terbuch-Apps für Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch kann man sich auf dem Tablet oder auf dem Smartphone pro Sprache über 15.000 Wörter, Übersetzun-gen, Sprachdateien und Fotos ansehen, an-hören und lernen. 65 Prozent aller Menschen sind visuelle Lerntypen, die sich Vokabeln auf diese Art eindeutig am besten merken.

Mit den neuen Apps für iOS und Android kann man den Grund- und Aufbau-wortschatz der Sprache nachschlagen und lernen: Man steigt über eines von 13 Kapiteln (von „Unterwegs“ über „Essen und Trinken“ bis hin zu „Sport und Fitness“ und „Erde und Natur“) in das Bildwörterbuch ein und klickt sich durch die ansprechenden  Einzel- oder Szenenfotos von „Sandburg“ bis „Fähre“. Zu jedem Begriff gibt es eine von Muttersprachlern eingesprochene Tonausgabe, das heißt, die App spricht alle gezeigten Begriffe vor. So lernt man gleich die richtige Aussprache, auch die Lautschrift wird angezeigt. Über die Bildüber-sicht lassen sich einzelne Begriffe auch direkt ansteuern. Wer auch gleich auf unterhaltsame Weise lernen will, kann das integrierte Lernspiel nutzen. Hier gilt es, die gezeigte Vokabel dem richtigen Foto zuzuordnen.Der Download der neuen Bildwörterbuch-Apps von PONS ist kostenlos, frei-geschaltet ist hier das Kapitel „Unterwegs“. Wer weiter lernen will, bekommt für einmalig 7,99 EUR das Upgrade mit den restlichen 12 Kapiteln.

www.pons.com

Vokabeln lernen mit Bildern und Audios Die neuen sprechenden Bildwörterbuch-Apps von PONS für Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch

Neues aus der adelt Ideen-Werkstatt: Erste Hilfe im Ordner-Look

Deutschland, dem Land der Kritiker und Nörgler, fehlt es an Motivationskultur. Die Lobkärtchen© haben eine Antwort darauf. Unter dem Motto „Gelobt sei, wer gut ist“ wirken die 100 Kärtchen in der Box auf gleich 10 verschiedene Arten und Weisen. Die Lobkärtchen© werden vom Loben-den persönlich signiert, kommentiert und über-reicht. Sie geben Ansporn in den eigenen vier Wänden, aber auch darüber hinaus. Man kann für ein gutes Essen, außergewöhnliche Taten, he-rausragende (Handwerks-) Leistungen, gelunge-nen Einladungen, bestandenen Prüfungen, oder, oder, oder loben.

Bezugsquelle: www.wolpertingerswarenhaus.de

Das Ideen-Produkt von IP Adelt ist ab sofort als cle-veres Werbegeschenk mit einer individuellen Note erwerbbar. So ist der Erste-Hilfe-Ordner ein ein-zigartiges Werbemittel, das sich je nach Bedarf als praktisches Notfall-Kit entpuppt. Eine Version, ent-wickelt und handgefertigt in der Adelt Manufaktur in Bielefeld, funktioniert zum Beispiel bestens als gut verpackter Verbandskasten, der sich als stylischer Ordner perfekt in das Büroregal integriert. Dadurch ist die Hilfe immer griffbereit und schnell zur Stelle: Ist der Ordner aufgeklappt, befindet sich darin ein Ver-bandskasten, der die Richtlinien für das Büro erfüllt und zusätzlich wichtige Dokumente wie Anleitungen und Tipps zur Ersten Hilfe oder wichtige Notfallnum-mern enthält.

www.adelt-ideen.de

55Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 56: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Schickes Design vs. BenutzerfreundlichkeitSchlaftrunken stolpere ich morgens im Hotel in die Dusche, greife nach der Duscharmatur – und schreie beinahe vor Schmerz auf: viereckiges, scharfkantiges Metall schneidet in meine Haut – ich halte ein Designerteil in der Hand, fein signiert und, tja, an sich ästhetisch. Aber alles andere als benutzerfreundlich …

Vielleicht kommt Ihnen dieses kleine Beispiel aus der analogen Welt bekannt vor, in der Designer versuchten, etwas besonders schön oder originell zu gestalten, aber sich nicht an den Bedürfnissen der Benutzer orientierten. Verstärkt spüren wir diese Diskrepanz in der digitalen Welt.

Dabei könnte doch alles etwas einfacher sein, denken wir verzweifelt, wenn wir uns durch die Bedienungsanleitung des neuen Smart-TVs han-geln. Oder wir wieder einmal auf einer Webseite gelandet sind, die uns zwar herzlich willkommen heißt (und meist auch mit fälschlicherweise groß geschriebenem „Willkommen“), bei der wir uns aber erst einmal durch einen langen Vorspann

lesen müssen, bis wir eine Ahnung bekommen, wo-von die Seite handelt. Und oft erst dann feststellen müssen, dass sie uns nicht das Gesuchte bringt.

Oder wir möchten etwas bestellen, haben das ent-sprechende Produkt angeklickt und endlich auch den Einkaufskorb gefunden. Dann jedoch kämpfen wir uns durch viele Seiten Formulare, bei denen wir nicht verstehen, weshalb oder wie wir das eine oder andere ausfüllen sollen. 70 Prozent Kaufab-brüche an dieser Stelle sind keine Seltenheit.

Das Gleiche gilt für Software, die uns alles erleich-tern soll, z. B. die Buchhaltung, das Erstellen von schöneren Präsentationen oder die uns Unterstüt-zung für den Vertrieb verspricht. Wir suchen z. B. nach einem Bestätigungs-Button und finden ihn ganz klein unten auf der Seite direkt neben dem Löschen-Button. Beides in gleicher Schriftgröße wie der Rest und in grau. Und nach dem nächsten Update ist alles wieder ganz anders.

Auch in manchen Apps gelangen wir ungewollt auf falsche Seiten, weil die Links zu nahe beieinander liegen oder schlicht zu klein für unsere Finger sind.

Es könnte doch alles so einfach sein ...Gebrauchstauglichkeit (Usability) ist nicht nur eine Frage der Höflichkeit und des Respekts gegenüber den Nutzern. Usability und eine zufriedenstellende Benutzererfahrung (User Experience, UX) sind signi-fikante Wettbewerbsvorteile bei Webseiten, Software oder Apps und auch analogen Produkten.

60% von 160 befragten

Unternehmen berichten,

durch eine verbesserte Usability ein starkes bis

sehr starkes Umsatz-wachstum erzielt zu

haben (Abschlussbericht des Forschungsprojekts

„Gebrauchstauglichkeit von Anwendungssoftware als

Wettbewerbsfaktor für kleine und mittlere

Unternehmen“ der UIG, Usability in Germany) Fo

to: ©

pat

hd

oc

- Fo

tolia

.co

m

56 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 57: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Vorbilder Google und AppleSpätestens seit Google oder den Innovationen von Apple-Chef Steve Jobs wissen wir jedoch, dass es auch anders geht. Dass wir bei benutzer-freundlich entwickelten Produkten eine Bedie-nungsanleitung getrost ignorieren können, weil sich die Bedienung weitestgehend intuitiv selbst erklärt, oder wie bei Google der Sinn und Zweck der Startseite nicht durch ablenkende Werbung und Texte wie damals bei Yahoo zugepflastert ist, und man das Eingabefeld der Suchfunktion lange suchen musste.

Benutzerfreundlichkeit als signifikanter WettbewerbsvorteilGebrauchstauglichkeit bzw. Usability ist eine Fra-ge der Höflichkeit und des Respekts gegenüber den Nutzern. Aber nicht nur das. Denn eine hohe Usability und eine zufriedenstellende Benutz-erfahrung in der Mensch-Maschine-Interaktion (HMI) sind mit Abstand die wichtigsten Faktoren im digitalen Universum. Und sie bedeuten einen signifikanten Wettbewerbsvorteil, nicht zuletzt im Hinblick auf das Suchmaschinenranking.

Eine ansprechende visuelle Gestaltung und eine intuitive Bedienbarkeit zeugen zudem von Kom-petenz und binden den Anwender emotional an das Produkt. Keine Webseite, Software oder App ist auf Dauer ohne eine zufriedenstellende User Experience überlebensfähig. Es sei denn, dass es kaum nennenswerte Alternativen gibt (wie z. B. inzwischen Facebook). Denn gerade im Internet ist die Konkurrenz nur einen Mausklick oder Finger-

tipp entfernt. Ein verärgerter oder sogar frustrier-ter Nutzer ist dauerhaft verloren.

Nicht nachdenken müssen„Don’t make me think!“, ist laut Steve Krug, Au-tor und Usabilityexperte der ersten Stunde, das erste Gesetz der Usability. Diese Aufforderung ist auch der Titel seines Buches aus dem Jahre 2000 – und hat an Aussagekraft bis heute nichts verloren.

Nur wenn wir sofort und intuitiv begreifen, was uns eine Webseite bringt, und was wir als Nächs-tes tun können oder wie wir diese Software oder jenes Produkt bedienen sollten, und alle Schritte naheliegend und selbsterklärend sind, werden wir dabei bleiben, die Software oder App kaufen oder die Dienstleistungen der Webseite weiter nutzen. Denn nur dann haben wir das Gefühl der Klarheit, Über-sicht und Beherrschbarkeit, was die Grundvoraussetzung dafür ist, Freude an einem Produkt oder einer Webseite zu empfinden.

Im Zweifelsfall verzichten Sie lieber auf ein schickes Design zugunsten einer höheren Be-nutzerfreundlichkeit.

Einige Tipps für mehr Benutzerfreundlichkeit: � Beschreiben Sie kurz, aber klar, worum

es sich bei Ihrer Webseite handelt � Nutzen Sie Landingpages, wenn Sie

ein großes Produktsortiment anbieten � Bestätigen Sie ausgeführte Aktionen

klar und deutlich, z. B. mit einem grünen OK-Button oder einer (Pop-up)-Nachricht

� Nutzen Sie verschiedene Farben für unter-schiedliche Aktionen, z. B. das Ampelsystem

� Kennzeichnen Sie Aktionsbuttons klar als solche

� Lassen Sie Überflüssiges weg, konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, verteilen Sie längeren, aber notwendigen Inhalt auf weitere Seiten

� Formatieren Sie den Inhalt und nutzen Sie Zwischenüberschriften, damit die Leser den Text leichter überfliegen können

� Fügen Sie einen Fortschrittsbalken bei aufeinanderfolgenden Aktionen hinzu

� Teilen Sie bei Formularen freundlich die Gründe mit, warum Sie diese oder jene Informationen brauchen

Und ganz wichtig: Optimieren Sie Ihre Webseiten für mobile Geräte. Ab April 2015 ist dies ein beson-ders wichtiger Rankingfaktor bei Google. Hier können Sie Ihre Seiten daraufhin kostenlos überprüfen:www.google.com/webmasters/tools/mobile-friendly/

Siegbert MattheisGeschäftsführer dermattheis. Werbeagentur GmbH und Mitglied im German UPA, dem Verband der Usability Experten und User Experience Professionals

www.mattheis-berlin.de

Die Definition von Usability laut Steve Krug und die Fragen, die man sich immer stellen sollte:

� nützlich: Kann es etwas, das Menschen brauchen?

� erlernbar: Kann man intuitiv herausfinden, wie es funktioniert?

� einprägsam: Muss man es für jeden Gebrauch erneut lernen?

� effektiv: Erledigt es seinen Job? � effizient: Tut es das in einem

angemessenen Zeitraum und mit zumutbarem Aufwand?

� begehrenswert: Werden die Nutzer es wollen?

� reizvoll: Ist der Gebrauch erfreulich, oder macht es sogar Spaß?

Report Report Report ReportBeispiele für gute und weniger gute Buttons. Als Nutzer wollen wir für keine Sekunde darüber nachdenken müssen, ob etwas anklickbar ist oder nicht.

57Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 58: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die Europäische Kommission definierte CSR als „Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stake-holdern zu integrieren“. Ende 2011 hat die Kom-mission die Definition verändert und versteht unter CSR „die Verantwortung von Unterneh-men für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“. Stakeholder sind dabei alle Personen oder Grup-pen, die von den Aktivitäten eines Unterneh-mens direkt oder indirekt betroffen sind, oder die ein Interesse an diesen Aktivitäten haben.Was bedeutet CSR für den Mittelstand in Zeiten, in denen Energiekosten steigen, es zunehmend schwieriger wird, Mitarbeiter zu finden, die Ge-sundheit der Mitarbeiter diskutiert wird, Liefer-ketten unter dem Aspekt der Fairness hinterfragt und Ressourcen knapp werden?

Klaus-Dieter Paul “Unternehmen müssen Geld verdienen, um zu bestehen, doch das ist nicht ihr einziger Zweck. Ihr Handeln hat Auswirkungen auf das gesell-schaftliche Umfeld, die eigenen Mitarbeiter, den Markt, in dem sie agieren, und die Umwelt. Dar-aus ergibt sich eine Verantwortung, der wir uns als Unternehmer und Unternehmerinnen nicht entziehen können und sollten. Kommen wir die-ser Verantwortung als Corporate Citizen gezielt nach, investieren wir gleichzeitig in die eigene Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft. Mit CSR-In-itiativen können Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter gesteigert, die Kosten gesenkt und die Auswirkungen auf die Umwelt verbessert werden.“

Geschäftsführer u.bus, Gesellschaft für regionale Entwicklung und

europäisches Projektmanagement mbHwww.ubus.net

Philipp Wodara„Unsere Mitarbeiterin in der Buchhaltung äußerte mehr-fach ihr Unverständnis gegen-über der Implementierung von CSR in unserem Unternehmen. Für uns ist CSR ein Organisa-tionsinstrument, um unser Projektablaufsystem zu optimieren. Irgendwann konnten wir Erfolge verzeichnen, die direkt die Buchhaltung betrof-fen haben. Bei unseren neuen Kunden kamen Zahlungseingänge pünktlicher, die Liquidität ver-besserte sich, und dadurch erweitern sich natür-lich die Handlungsspielräume. Wir haben mehr Kunden und eine spürbare Zeitersparnis durch die strukturierten Abläufe.“

Geschäftsführer Gebäudeservice Wodara GmbH

www.qualitrauen.de

Dr. Johann-Friedrich Huffmann„Meine Mitarbeiter werden aktiv an der Gestal-tung der Werte des Unternehmens beteiligt. Sie können sich beruflich an Praxisprojekten weiter-entwickeln. Diese Kombination aus Wertschät-zung und Kompetenzentwicklung führt zu hoher Identifikation mit Produkten und Unternehmen, die sich auf die Kundenberatung überträgt. Sie ist qualitativ besser und markengerechter und ent-spricht den Erwartungen der Kunden.“

Geschäftsführender Gesellschafter Corporate Publisher HuffmannBusiness Publikationen

www.huffmann-business.de

Daniela Potzel „Unter dem Label CSR kann ich mein persönliches Engagement mit meiner Arbeit als Unterneh-merin verknüpfen. Ich kann CSR als Marketing-instrument und zur Imagepflege meines Unter-

In Berlin hat sich eine Arbeitsgruppe von BVMW-Mitgliedern zusammengefunden, um für soziale Verantwortung (Corporate Social Responsibility-CSR) zu werben. Den Teilnehmern geht es darum, Erfahrungen zu sammeln und den Umgang mit dem Thema im eigenen Unternehmen publik zu machen. Sechs von ihnen skizzieren, warum sie sich für CSR im Mittelstand stark machen.

Soziale Verantwortung in der Praxis

Fo

to: ©

wee

rap

at1

00

3 -

Fo

tolia

.co

m

58 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 59: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

nehmens einsetzen. Wir reden nicht nur, sondern wir tun auch etwas. Und das gilt für alle Projekte, die wir planen und umsetzen. Die Vernetzung mit Schulen, Umweltinitiativen oder sozialen Einrich-tungen schafft gegenseitiges Verständnis und soziale Kompetenz. Wenn die Einbindung aller ge-sellschaftlichen Gruppen gelingt, die Anonymität abnimmt und Unternehmen Stellung beziehen, verbessert sich das soziale Klima.“

Geschäftsführende Gesellschafterin Intelligenz System Transfer, Zehlendorf GbR

www.ist-zehlendorf.de

Kira von Moers „CSR im Zusammenhang mit Mitarbeitern be-deutet den nachhaltigen Umgang mit jedem einzelnen Mitarbeiter in Bezug auf Gesundheit, Qualifikation und Bindung ans Unternehmen. Extern sind alle Aktivitäten gemeint, mit denen das Unternehmen durch seine Personalarbeit gesellschaftlich wirksam wird. Also zum Beispiel durch das Ausbilden junger Menschen, die es schwer haben, einen Ausbildungsplatz zu finden oder die gemeinsame Teilnahme an ehrenamt-lichen Aktivitäten. Nachhaltiger Umgang mit Mitarbeiterinnen ist in kleinen und mittleren Unternehmen und in großen Konzernen möglich. Wichtig ist, genau zu prüfen, welche Maßnah-men zum Unternehmen passen und eine wirkli-che Verbesserung mit sich bringen.“

InhaberinCoaching/Beratung KMU/Training

www.kiravonmoers.de

Michael Stein„CSR bedeutet für unser Unter-nehmen, ein Geschäftsmodell umzusetzen, das wirtschaftlich rentabel ist und zugleich posi-tive Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat. In einer Welt mit knappen Ressourcen ist ein lineares Wirtschaftssystem nach dem Grundsatz take, make and dispose nicht nachhaltig. Es

gibt einen besseren Weg: ein Geschäftsmodell, das Produkte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft herstellt, nach dem Vorbild der Natur. Bei dem Cradle-to-Cradle®-Konzept werden Produkte und Produktionsweisen so gestaltet, dass die enthaltenen Stoffe am Ende der Nutzungsphase immer wieder als Rohstoff für neue Produkte die-nen. Durch den Verzicht auf schädliche Inhalts- oder Zusatzstoffe in der Produktion unserer Tep-piche und im fertigen Produkt schaffen wir ein positives, gesundes Arbeits- und Lebensumfeld. Einmal geschöpfte Werte bleiben erhalten. Un-ternehmen, die diesen Prinzipien folgen, gehen über die reine Nachhaltigkeit hinaus.“

Geschäftsleiter Desso GmbHwww.desso.de

Die Mitglieder der CSR-Arbeitsgruppe geben Anregungen für die Praxis und entwickeln Angebote für den Mittelstand. Kontakt: [email protected]

Weitere Infos zum Thema unter:www.csrforum.euwww.csrgermany.dewww.csr-in-deutschland.dewww.bertelsmann-stiftung.de/csrwww.wikipedia.org/wiki/Bruttona-tionalglückwww.forum-csr.netwww.arbeitswelten.atwww.4sustainability.dewww.deutscher-bürgerpreis.de

www.teamcsr.dewww.handelsblatt.com/finanzen/ boerse-maerkte/anlagestrategie/ linksammlung-zum-thema-csr- service-fuer-mittelstaend-ler-und-konzerne/2666576.html

Ausschreibungen und Preise:www.ihk-berlin.de www.deutscher-bürgerpreis.de

59Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 60: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die Volksrepublik China übt als Markt mit über 1,3 Milliarden Konsumenten nicht erst seit gestern eine überragende Anziehungskraft auch auf deut-sche mittelständische Unternehmen aus. Dabei ist in der Vergangenheit immer wieder die Diskussion nach einem effektiven Schutz geistigen Eigentums, vor allem des Markenschutzes aufgekommen. In einem Land, das seit langem durch Nachahmen und Kopieren auffällig ist, ist der Schutz davor eine besondere Herausforderung für Unternehmen. Bereits im Mai 2014 hat die Volksrepublik China eine Reform des Markengesetzes in Kraft gesetzt, die auch ausländischen Unternehmen mehr Si-cherheit bringen soll. Viele der Neuerungen gehen auf die bisherigen Durchführungsbestimmungen und existierenden Interpretationen des Obersten Volksgerichts zum Markenrecht zurück.

Das Verfahren zur Eintragung von Marken in Chi-na wurde deutlich beschleunigt: Das chinesische Markenamt muss jetzt Markenanträge innerhalb von neun Monaten prüfen. Zudem können Mar-ken nunmehr nicht mehr nur in einer Waren- und Dienstleistungsklasse, sondern wie in Deutsch-land, für Marken und Dienstleistungen in mehre-

ren Klassen angemeldet werden. Auf diese Weise ist mit einer einzigen Anmeldung die Erfassung der gesamten Produktpalette möglich. Bisher waren dafür mehrere Single-Class-Anmeldungen not-wendig, die natürlich mit höheren Kosten verbun-den waren. Zulässig ist jetzt zum Beispiel auch die Anmeldung von Klangmarken.

Neu ist auch, dass Markenanmeldungen zurückzu-weisen sind, wenn der Anmelder wusste, dass die Marke in Wahrheit einem Anderen zusteht, dieser also „bösgläubig“ hinsichtlich der Markenanmel-dung war. In diesem Fall sind auch Strafen vorge-sehen.

Markenverletzern drohen jetzt Schadensersatz-zahlungen bis zu drei Millionen Renminbi (derzeit etwa 420.000 Euro), Gerichte können sogar einen Strafschadensersatz bis zur dreifachen Höhe des eigentlichen Schadens auferlegen. Dieser Straf-schadensersatz entspricht den aus dem US-System bekannten punitive damages (Schadensersatz).

Inzwischen legen auch chinesische Unternehmen Wert auf einen effektiven Schutz ihrer Unternehmenswerte. Verkürzte Fristen und beschränkte Widerspruchsverfahren im neuen Markenrecht verlangen aber auch von ausländischen Marktteilnehmern erhöhte Aufmerksamkeit und eine durchdachte Markenstrategie in China.

Die BVMW-IBWF- Rechtshotline erreichen Sie:Mo bis Fr 10.00 – 17.00 UhrTel.: 030. 533206-963 (bitte beachten Sie die neue Telefonnummer)Fax: 030. [email protected]

„ Gerichte können sogar einen Strafschadensersatz bis zur dreifachen Höhe des eigentlichen Schadens auferlegen.

Mehr Markenschutz in China

Dr. Benjamin WeilerRechtsanwalt

Mitglied im IBWF

www.drweiler-law.de Fo

to: ©

Alle

baz

iB -

Fo

tolia

.co

m

60 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 61: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

„ Die Folgen sind abzusehen: Die finanzielle Freiheit der Banken und ihre Liquidität ist in akuter Gefahr.

Der große Weltpolizist hat zunächst die Schweizer Banken angegriffen, die sich erdreistet hatten, Gel-der von US-Bürgern anzunehmen und teilweise zu „verstecken“. Die angesehene Wegelin-Bank, die älteste Bank der Schweiz, blieb auf der Strecke. Die Schweizer Großbanken konnten sich mit Milliar-den-Strafen „freikaufen“. Doch das „Spiel“ geht wei-ter: Luxemburg, Deutschland etc. – überall liegen „Leichen im Keller“.

Neu im Visier der Amerikaner sind jetzt die „Geld-wäsche“ und die „Austrocknung“ der ausländischen „Steueroasen“. Und zunächst geht es an die Klei-nen, die kaum eine Chance haben, sich gegen den großen Bruder zu wehren. Erstes Opfer ist die Ban-ca Privada d’Andorra BPA, bislang die viertgrößte Bank im Fürstentum Andorra.

Was ist geschehen? Diese Bank hat Geld für den früheren katalanischen Präsidenten Jordi Pujol „versteckt“, Kunden geholfen, über „Briefkasten-firmen“ in Steueroasen Vermögen der Besteuerung zu entziehen und (auch über ausländische „Töch-ter“) Milliardenvermögen aus Südamerika, Russ-land, China etc. angenommen und „gewaschen“ – so der Vorwurf.

Ergebnis: Die Konten der BPA im Ausland bei den Korrespondenzbanken wurden „eingefroren“, die erst kürzlich erworbene Banktochter Banco de Madrid geschlossen, in Andorra können Kun-den nur noch 2.500 Euro pro Woche von ihren BPA-Konten abheben. Siehe zuvor Zypern.

Die Kreditkarten der BPA können im Ausland nicht mehr eingesetzt werden. Auch Andorra als Staat muss leiden: Die Kreditwürdigkeit wurde sofort auf fast Ramschniveau heruntergestuft. Und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Visa und/oder Mastercard die Lizenzen entzie-hen. Siehe zuvor die Krim.

Andorra ist überall. Die BPA wird kein Einzelfall bleiben. Jetzt geht es erst richtig los! Andere Banken sind schon im Visier der US-Behörden: Geldwäsche, internationale Kriminalität, „Mafia“, also nicht nur Konten von US-Amerikanern im Ausland.

Wissen Sie, wie viele Ban-ken aus Deutschland, der Schweiz und Österreich Filialen oder Töchter in Luxemburg, in Panama, Singapur oder sonst wo haben? Diese wurden doch nicht ins Leben gerufen, um dortiges Klientel zu befriedigen! Nein, regel-mäßig ging es nur darum, heimisches Vermögen bei eigenen Banken im Ausland zu „verstecken“. Und ausländisches Großvermögen anzulocken, dessen Herkunft in amerikanischen Augen „kriminell“ ist. Es wird nicht lange dauern, bis es all diesen Banken an den Kragen geht, nicht nur deren Kunden.

Die Folgen sind abzusehen: Die finanzielle Freiheit der Banken und ihre Liquidität ist in akuter Gefahr. Ihr Geld ist nicht mehr verfügbar, wenn die Bank-guthaben eingefroren werden. Wenn die Bank pleite geht. Wenn die Kreditkarten im Ausland nicht mehr akzeptiert werden. Wenn Sie kein Geld mehr aus dem Bankomaten ziehen können. Viele Banken werden die US-Strafen nicht zahlen kön-nen und müssen schließen.

Fragen Sie sich also, ob Sie Ihre Konten noch bei der „richtigen Bank“ haben. Die Intelligenz plün-dert bereits ihre Bankkonten, um in Wertpapiere umzuschichten. Denn die Kundendepots bleiben auch bei einer Bankpleite als „ausgesonderte Ver-mögen“ sicher. F

oto

: © p

ho

tocr

ew -

Fo

tolia

.co

m

Hans-Peter Holbachist Herausgeber des im 43. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Banken im Visier

61Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 62: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin

[email protected] • Tel. 030-533206-26 Alle Bücher erhalten Sie versandkostenfrei!

Das BildungsprivilegUrsachen und Umstände der Bildungsmisere

Bruno Preisendörfer

Elektrischer Verlag200 Seiten

16,90 €

Geld – Die wahre GeschichteÜber den blinden Fleck des Kapitalismus

Felix Martin

DVA432 Seiten

22,99 €

Deutschland im TiefschlafWie wir unsere Zukunft verspielen

Stefan Hebel

Westend 240 Seiten

16,99 €

BuchtippsFlash BoysWie man heute an der Börse Milliarden absahnt

Der gute, alte Aktienhandel an der Wall Street ist tot. Heute werden in Bruchteilen einer Sekunde Milliarden-deals getätigt. „Flash Boys“, das neue Buch von Michael Lewis, entführt seine Leser in die dunkle Welt der New Yorker Hochfrequenzhändler.

Die neue Generation von Aktien-händlern mietet modernste Glas-fasernetze und baut Rechenzentren, möglichst in unmittelbarer Nähe der Börsen. Sie programmiert automati-sierte Kauf- und Verkaufs programme, speist Informationen über Aktienorders ein, die erteilt, aber – und das ist der Trick – noch nicht überall ausgeführt worden sind. Aber wie wird aus Geschwindigkeit Gewinn? Der US-amerikanische Erfolgs-autor Lewis erklärt es so: Angenommen, die Aktie von Procter & Gamble steht an allen US-Börsen bei 80 Dollar. Jetzt wird in New York ein großes Paket ver-

kauft, der Kurs an der New Yorker Stock Exchange sinkt auf 79,98 Dollar. Die Flash Trader kaufen an der New Yorker Börse für den neuen, niedrigeren Kurs und verkaufen an alle anderen Börsen zu 80 Dollar, ehe der Kurs dort offiziell angepasst ist. Ihr Kursgewinn, nach Expertenschätzungen ein zweistel-liger Milliardenbetrag pro Jahr, ist der Kursverlust der normalen Aktionäre. Die zynische Pointe besteht darin, dass große Banken der Wall Street mit den Tempotradern zusammenarbeiten.

Michael Lewis Flash BoysRevolte an der Wall Street

Campus288 Seiten

24,99 €

Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

62 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 63: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Der AkademisierungswahnDie Irrwege der deutschen Bildungspolitik

Die deutsche Bildungspolitik ist auf dem Holzweg: Die berufliche Bil-dung wird vernachlässigt, die akademische Bildung wird immer be-liebiger und flacher. Mit dieser These trat Julian Nida-Rümelin eine Debatte los. Er plädiert für ein Bildungssystem, das sich konsequent an der Vielfalt von Begabungen, Interessen, Berufs- und Lebenswe-gen orientiert. Das kann durch eine gute und gründliche universitäre Ausbildung geschehen, die jedem begabten jungen Menschen, der studieren will, offenstehen soll. Zu diesem System gehört aber auch die berufliche Bildung, um die Deutschland in der ganzen Welt be-neidet wird. Es kann nicht sein, dass wegen schiefer internatio naler Vergleiche die Stärken des deutschen Bildungssystems geopfert werden, erklärt Nida-Rümelin. Berufliche und akademische Bildung sind unterschiedliche, aber gleichwertige Wege zu einem gemeinsa-men Ziel: jede Person nach ihren Fähigkeiten zu bilden.

Julian Nida-Rümelin

Der Akademisierungswahn Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung

edition Körber-Stiftung256 Seiten

16,00 €

Anna, die Schule und der liebe GottDer Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern

Richard David Precht

Goldmann 352 Seiten

9,99 €

Die Kunst des ZusammenarbeitensSich selbst und andere wirksam führen

Franz Fendel, Dorothée Fendel

Haufe288 Seiten

39,95 €

Bildung statt Bologna!Rettet die Hochschulen

Dieter Lenzen

Ullstein 112 Seiten

9,99 €

Die Lüge der Digitalen Bildung Warum unsere Kinder das Lernen verlernen

Gerald Lembke und Ingo Leipner sind Experten für Digitale Medien – und gleichzeitig der Überzeugung, dass deren Nutzung für Kinder vor dem 12. Lebensjahr aus entwicklungspsycholo-gischer Sicht fatal ist. Die Bildschirme fressen zusehends die Le-benszeit der Kinder und fördern ein bulimieartiges Lernverhalten: Dinge werden schnell und kontextfrei auswendig gelernt, in der Prüfung „ausgekotzt“ – und sofort wieder vergessen. Die Autoren belegen diese und andere Gefahren für unser Bildungssystem. Eine eindringliche Warnung und ein Plädoyer für eine durchdachte Nutzung der digitalen Möglichkeiten.

Gerald Lembke, Ingo Leipner

Die Lüge der Digitalen Bildung Warum unsere Kinder das Lernen verlernen

Redline Verlag256 Seiten

19,99 €

Fo

to: d

on

atas

12

05

- F

oto

lia.c

om

63Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 64: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erstklassiger Veran-staltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerin-nen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.

Illu

stra

tio

n:

Stef

an-X

p -

wik

iped

ia.o

rg

Mittelstandsforum „Fehler im Auslandsgeschäft – Zehn sichere Wege, Geld zu verbrennen“Mittwoch, 22. April 2015, 19.00 UhrUnternehmerzentrum St. WendelWerschweilerstr. 40, 66606 St. Wendel

My Coaching Day 2015Samstag, 30. Mai 2015, 08.45 UhrAirport Hotel DüsseldorfAm Hülserhof 57, 40472 Düsseldorf

BVMW-FrühschichtDonnerstag, 18. Juni 2015, 08.00 UhrSeneos GmbHJosef-Lammerting-Allee 8, 50933 Köln

BusinessFrühstück Rhein MainMittwoch, 13. Mai 2015, 07.15 Uhr expertNet.ITMergenthalerallee 45-47, 65760 Eschborn

mittelstand - Die MacherDonnerstag, 7. Mai 2015, 9.00 UhrCongress Park HanauSchloßplatz 1, 63450 Hanau

Zukunft.MittelstandDienstag, 28. April 2015, 17.30 UhrRiviera PoolKlöcknerstraße 2, 49744 Geeste – Dalum

Meeting Mittelstand: Wertschöpfung durch WertschätzungMittwoch, 29. April 2015, 18.00 UhrSievers SNC Hans-Wunderlich-Str. 8, 49078 Osnabrück

FOKUS Kommunikation: Herzenssache KundeMontag, 11. Mai 2015, 18.00 Uhrconnectiv! eSolutions GmbH  Halle 31Kaiserstr. 10b, 49809 Lingen (Ems)

Preisvergabe für beste UnternehmensnachfolgeregelungDienstag, 12. Mai 2015, 18.00 Uhr Bankhaus Neelmeyer AGAm Markt 14-16, 28195 Bremen

mittelstand - Die MacherMittwoch, 13. Mai 2015, 9.00 UhrHannover Congress CentrumTheodor-Heuss-Platz 1-3, 30175 Hannover

BVMW Forum EnergiewirtschaftDienstag, 09. Juni 2015, 13.00 UhrHeinz Viere Kfz. GmbH & Co. KGTeutoburger-Wald-Str. 15, 49124 Georgsmarienhütte

IT-Trend – Arbeitsplätze in der Cloud Mittwoch, 22. April 2015, 12.00 UhrGerman Graduate School of Management and Law GmbHBildungscampus 2, 74076 Heilbronn

Erfolgreiche DirektmarketingkonzepteDonnerstag, 23. April 2015, 17.00 Briefzentrum der Deutschen PostZiegeleistr., 71332 Waiblingen

Netzwerkabend mit aktuellen MittelstandsthemenDienstag, 12. Mai, 18.30 UhrBadhotelOtto-Neidhard-Platz 1, 73337 Bad Überkingen

Exkursion zur Uhrenmanufaktur JunghansMittwoch, 24. Juni, 08.30 UhrGeißhaldenstr. 49, 78713 Schramberg

Netzwerktreffen Lager & LogistikDonnerstag, 16. April 2015, 15.00 Uhr bis Samstag, 19. April 2016, 18.00 UhrTÜV Rheinland Akademie GmbHAn der Silbergrube 7, 07551 Gera

Energieeffizienz in der PraxisDienstag, 02. Juni 2015, 16.00 Uhr electronic Stadtroda GmbHGeraer Str. 74, 7646 Stadtroda

BVMW ConnectDienstag, 28. April 2015, 18.30 UhrLandesmuseum MainzGroße Bleiche 49-51, 55116 Mainz

Die TEMP-Methode als ManagementinstrumentDienstag, 12. Mai 2015, 17.30 UhrDornbach GmbH – Wirtschaftsprü-fung, Steuerberatung, RechtsanwälteAnton-Jordan-Str. 1, 56070 Koblenz

64 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 65: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Illu

stra

tio

n:

Stef

an-X

p -

wik

iped

ia.o

rg

Spaziergang durch den Zoo mit Direktor Dr. Kai Perret Mittwoch, 06. Mai 2015, 17.00 UhrZoo MagdeburgZooallee 1, 39124 Magdeburg

Schnupperkurs Golf Freitag, 22. Mai 2015, 15.00 UhrGolfplatz MagdeburgHerrenkrug 4, 39114 Magdeburg

Fußball-Benefizspiel: Unternehmer gegen PresseSamstag, 13. Juni 2015, 14.00 UhrSV GroßgrimmaAm Rippachtal 1, 06679 Hohenmölsen

Der BVMW.Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand.

Der BVMW bündelt die Kräfte des unternehmeri-schen Mittelstands. National und international vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unter-nehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

Der BVMW• repräsentiert mit seiner

Verbändeallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mitarbeiter beschäftigen

• ist mit rund 300 Geschäfts-stellen bundesweit vertreten

• hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmerkontakte jährlich

• bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr

• ist führendes Mitglied in der europäischen Dach-vereinigung nationaler Mittelstands verbände.

Alle Veranstal tungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Ver-anstaltungskalender der jeweiligen Regionen sowie die Kontaktdaten der Veranstalter abgerufen werden. Termine für die Veranstaltungs reihe Forum Führung finden Sie auf Seite 2. Informationen zum Format mittelstand - Die Macher finden Sie unter www.mittelstand-die-macher.de

Mittelstand im Fokus zwischen Wirt-schaftspolitik und UnternehmeralltagMittwoch, 22. April 2015, 18.00 Uhr CMS Hasche Sigle Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbHLennéstr. 7, 10785 Berlin

Ruppiner WirtschaftsgesprächeMittwoch, 06. Mai 2015, 18.00 Uhr Sparkasse OstprignitzFontaneplatz 1, 16816 Neuruppin

Ist der Tourismus als Wirtschaftsbranche in der Politik angekommen?Dienstag/Mittwoch, 14./22./29. April 2015, 09.00 UhrPobershau/Ehrenfriedersdorf/Schwarzenbergwww.bvmw.de/landesverband-sachsen

mittelstand - Die MacherMittwoch, 29. April 2015, 9.00 UhrHotel und Internationales Congress Center DresdenOstra-Ufer 2, 01067 Dresden

Unternehmertag NordsachsenDienstag, 05. Mai 2015, 09.00 Uhr Bürgerhaus DelitzschSecuriusstr. 34, 04509 Delitzsch

Regulierungswahn und Folgen für den MittelstandDonnerstag, 16. April 2015, 18.00 Uhr Bethmann Bank AGPromenadeplatz 9, 80333 München

mittelstand - Die MacherDonnerstag, 21. Mai 2015, 9.00 UhrAllianz ArenaWerner-Heisenberg-Allee 25, 80939 München

Unternehmer[TREFFEN]Dienstag, 02. Juni 2015, 18.30 Uhr Kolpinghaus RegensburgAdolph-Kolping-Str. 1, 93047 Regensburg

Symposium Ethik & Moralin Zusammenarbeit BVMW-MV und Konrad-Adenauer-Stiftung MVFreitag, 24. April 2015, 13.30 UhrBaltic College Schwerin,August-Bebel-Str. 11/12, 19055 Schwerin

 Wirtschaft trifft Politikmit MdB Sonja Steffen (SPD) und MdB Peter Stein (CDU)Donnerstag, 28. Mai 2015, 18.30 UhrBerufsföderungswerk StralsundGr. Parower Str. 133, 18435 Stralsund

Brand Constellation – eine Marke stellt sich aufDonnerstag, 07. Mai 2015, 18.00 UhrNeue Flora/Copper ConsultingStresemannstr. 163 (2. Stock), 22769 Hamburg

FORUM FÜHRUNGMontag, 18. Mai 2015, 15.00 UhrAtrium der Vattenfall Europe AGÜberseering 12, 22297 Hamburg

65Der Mittelstand. | 2 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Page 66: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

House of Cards

USA 2013-2015Serie, Politikdrama,

FSK ab 16

Regie: David Fincher, Jodie Foster u. a.

Mit Kevin Spacey, Robin Wright,

Kate Mara, Michael Kelly u. v. a.

Staffel 1 und 2 als DVD und Blu-Ray erhältlich.

Die komplette dritte Staffel ist über Sky

und Netflix abrufbar.

Einer der skrupellosesten Serienhelden unse-rer Tage ist Frank Underwood (Kevin Spacey). Der ehrgeizige Kongressabgeordnete sitzt für die Demokraten im US-Kongress. Seit 22 Jahren kämpft er für diese Partei und hält die Fraktion zusammen. Dann gewinnt seine Partei die Präsi-dentschafts-Wahlen. Underwood wurde vor der Wahl der heiß begehrte Posten des Außenminis-ters versprochen. Doch nun hat Parteifreund und Präsident Garrett Walker (Michael Gill) plötzlich andere Pläne. Underwood wird schlichtweg über-gangen. Soll er sich dafür abgestrampelt haben? Das riecht nach Vergeltung, Underwood startet seinen Rachefeldzug.

Bereits die erste Szene lässt keinen Zweifel, dass Underwood zu allem fähig ist. „Ich bin nicht sehr geduldig, wenn etwas sinnlos ist“, sagt er. „Momente wie dieser erfordern jemanden, der handelt“, dabei drückt er mit bloßen Händen ei-nem verletzten Hund die Luft ab. Wenn es um seine Interessen geht, ist ihm jedes Mittel recht, und wehe dem, der sich ihm in den Weg stellt. Über Menschen, die nur nach Geld anstatt nach Macht streben, rümpft er die Nase. Geld, das sei ein Billighaus, das nach zehn Jahren auseinan-derfällt, Macht hingegen das Steingebäude, das Jahrhunderte überdauert. Underwood weiß

genau, wie seine Mit-menschen ticken, kann überrumpeln, umgarnen und schmeicheln, mani-pulieren und dreist lügen. Selbst wenn er sein In-nerstes offenbart, ist es pure Heuchelei. Er ist ein Meister der Intrige, dem es immer wieder gelingt, den Zuschauer mit einem seiner Schachzüge zu überraschen.

Mit seiner Ehefrau Claire (Robin Wright) hat Frank Underwood die ideale Partnerin an seiner Seite.

Ebenso machthungrig und berechnend, unter-stützt sie ihn in allem, was er tut. Sie duldet sogar seine Seitensprünge, wenn es denn der gemein-samen Karriere nützlich ist. Die Underwoods trauen niemandem. Wenn sie Freundschaften pflegen, dann verfolgen sie damit ganz bestimmte Absichten und Ziele.

Die Vorlage für diese erfolgreiche Politikserie schrieb der Politiker Michael Dobbs, der für die Tories im britischen Oberhaus saß und Berater von Margaret Thatcher war. Sein erster Roman mit dem Titel House of Cards erschien 1989, zwei weitere Romane folgten und wurden von der BBC als Miniserie verfilmt. Der machtgierige Frank war hier im Unterschied zur US-Version ein kon-servativer Politiker. „Es ist alles noch viel schlim-mer“, sagt Dobbs, der als Executive Producer bei der amerikanischen Serie mitmischt. Da wünscht man sich insgeheim, dass deutsche Politiker weit von solchen Szenarien, wie Dobbs sie schildert, entfernt sind.

Unter der Ägide von Star-Regisseur David Finch-er (Seven, Fight Club) wird House of Cards in ruhi-gen, klaren, mitunter kalten und düsteren Bildern inszeniert. Mit Kevin Spacey und Robin Wright in den Rollen von Frank und Claire Underwood, hat

Willkommen in Washington D. C. Serien werden seit kurzem auch im Internet präsentiert. Die amerikanische Firma Netflix machte es möglich und setzte damit einen Wendepunkt. Das Unternehmen startete 2013 mit dem bitterbösen Polit-Drama House of Cards und landete einen Volltreffer.

Ein perfektes Paar: Frank (Kevin Spacey) und Claire Underwood (Robin Wright).

Fo

to u

nd

Co

ver:

© H

ou

se o

f Car

ds

So

ny

Pic

ture

s H

om

e E

nte

rtai

nm

ent

66 KULTUR Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 67: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Richard, der Herzog von Gloster, von der Natur aus missgestaltet, sieht sich als ewig Zukurzgekomme-ner und beschließt, ein Bösewicht zu werden. Sei-nen Bruder Eduard IV. (Thomas Bading) hetzt er gegen Bruder Clarence auf und lässt diesen ermor-den. Als Eduard IV. stirbt, entfaltet Richard seinen monströsen Charakter. Er beherrscht die Sprache des Verführens und des Manipulierens. Das Un-heil, das er anstiftet, legt er anderen zur Last, er spielt den Heiligen und ist ein wahrer Teufel.

Richards Boshaftigkeit trifft auf fruchtbaren Boden. Nur mit Hilfe seiner Günstlinge – allen voran Her-zog von Buckingham (Moritz Gottwald) – wird er schließlich zum König gekrönt. Lars Eidinger spielt den Bösewicht mit Charme und Hingabe, nuan-cenreich verführt er das Publikum so wie Richard seine Gegenspieler. Keiner, der sich Richard ent-ziehen kann, mit Scharfsinn, Klugheit und brillant-er Rhetorik gelingt es ihm, sogar Lady Anne in den Bann zu ziehen, deren Vater und Gatten er getötet hat. Es sind es überwältigende Bilder, die Ostermei-er findet, und bei all der Eidinger-Präsenz ist nicht zu übersehen, dass hier ein großartiges Ensemble agiert. Wenn beispielsweise die entmachtete Köni-gin Margarete (Robert Bayer) ihre Flüche ausstößt, wenn Buckingham seine Belohnung einfordert,

oder wenn König Eduard vor seinem Tod um Aussöhnung ringt.

Günstling Buckingham läuft zu den Feinden über, denn Richard versäumt es, seine Versprechen einzulösen. Am Ende sehen wir ei-nen einsamen König, der mit sich selbst einen erbitterten Kampf ausficht und zum Gespenst seiner selbst wird. In der Nacht vor der großen Schlacht erscheinen ihm die Gemordeten und verkünden seinen Tod.

Vor kurzem erhielt Regisseur Os-termeier in Frankreich die höch-ste kulturelle Auszeichnung, den Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres. Richard III., das ist ein großartiger und genialer Shake-speare-Abend. Dank Ostermeiers Regieleistung und seines wunder-baren Ensembles sind weitere hohe Preise zu erwarten. www.schaubuehne.de

Richard III. – Der Heilige ist ein wahrer Teufel Seit 2008 spielt Lars Eidinger an der Berliner Schaubühne den dänischen Königssohn Hamlet vor ausverkauftem Haus. Nun hat Schaubühnenchef Thomas Ostermeier – wieder mit Lars Eidinger in der Hauptrolle – Richard III. inszeniert. Gespielt wird in einem Globe-Theatre wie zu Shakespeares Zeiten.

Sind nur Marionetten in Richards Spiel: Die Kinder des Königs und Thronfolger. Thomas Bading, Laurenz Laufenberg, Jenny König, Eva Meckbach, Christoph Gawenda, Lars Eidinger (v. li.).

Fincher seine Hauptfiguren brillant besetzt. Un-derwoods Charakter könnte man als eindimen-sional bezeichnen, doch Kevin Spacey spielt den Bösewicht mit einer Überzeugungskraft, dass es ein Vergnügen ist, ihm zuzusehen.

Immer wieder gibt es Momente, in denen der Zyniker Underwood direkt zum Zuschauer spricht, ihn damit zum Komplizen seiner Skrupel-losigkeit macht. Ganz in der Tradition von Shake-speares Richard III., der das Publikum in seine machthungrigen Pläne einweiht. Den mordenden

König spielte Spacey übrigens über einen länge-ren Zeitraum am Old Vic Theater in London.

Die Serie wurde bis zur letzten Nebenrolle per-fekt besetzt. Die Handlungsstränge sind geschickt und glaubhaft ineinander verwoben. Der Inter-netfirma Netflix ist es mit House of Cards gelun-gen, eine Serie zu produzieren, die den Zuschauer regelrecht süchtig macht. Politiker sollten sich jedoch fragen, warum in Zeiten großer Politikver-drossenheit gerade diese politische Serie in der Gunst des Publikums ganz weit oben steht.

Friederike PfannBVMW

Fo

to: A

rno

Dec

lair

67Der Mittelstand. | 2 | 2015 KULTUR

Page 68: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Ich tue nur das, was mir Spaß machtSein Name ist sein Markenzeichen: Jussi Adler-Olsen zählt zu den erfolgreichsten Thrillerautoren Europas. Allein in Deutschland hat der 64-Jährige mehr als fünf Millionen Bücher verkauft. Vor kurzem ist „Verheißung“ erschienen, der sechste Fall seiner Serie um den Ermittler Carl Mørck. Im Exklusiv-Interview spricht der dänische Bestsellerautor über seine Erfahrungen als Unternehmer, Irrenanstalten und das Geheimnis seines Erfolgs.

„ In jedem Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die sich gut auskennen und eine Lösung haben.

68 KULTUR Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 69: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Der Mittelstand.: Vor Ihrem Durchbruch als Au-tor waren Sie Unternehmer, Komponist, Redak-teur, Aufsichtsratsvorsitzender und Handwerker. Wie kam es zu diesem permanenten Jobwechsel?

Jussi Adler-Olsen: Das liegt daran, dass ich mir schon früh vorgenommen habe, nur das zu tun, was mir Spaß macht. Und zwar immer nur so lange, wie ich Lust dazu habe. Daran halte ich mich bis heute.

Haben Ihre Eltern Sie darin unterstützt?

Absolut. Als ich 16 war, nahm mich mein Vater zur Seite und meinte: „Junge, du hast so viele fantas-tische Talente. Versprich mir bitte, dass du sie alle

ausprobierst. Folge deinem Herzen!“ Mein Vater war Psychiater und ein Meister der Empathie.

Als Leiter mehrerer psychiatrischer Einrich-tungen gehörte das zu seinem Job.

Stimmt es, dass Sie in diesen „Irrenanstal-ten“, wie sie früher genannt wurden, auf-gewachsen sind?

Ja. Meist lagen die Kliniken in wunder-schöner Natur, da gab es Fjorde und Wälder. Aber ich sah auch schreiende und tobende Patienten, verrückt si-mulierende Mörder und verschlage-ne Pädophile. Beim Spielen im Wald entdeckte ich Insassen, die sich an Bäumen erhängt hatten. Manch-mal schlich ich mich in die Behand-lungszimmer und konnte zusehen, wie mit Elektroschocks behandelt wurde. Durch ein Dachfenster

habe ich regelmäßig bei Autopsien zugeschaut.

Haben die Klinik-Erlebnisse Spuren bei Ihnen hinterlassen?

Überhaupt nicht. Aber seit dieser Zeit bin ich sehr sensibel gegenüber jeglichem Machtmiss-

brauch. Schon damals ist mir aufgefallen, wie unmenschlich manche Ärzte mit ihren Patienten umgingen. Ich versuche, es anders zu machen, ob als Unternehmer oder Bestsellerautor. Ich will die Welt in einem positiven Sinne verändern.

Was zeichnet Ihrer Erfahrung nach einen guten Chef aus?

Man sollte abweichende Meinungen der Mitarbei-ter nicht unterdrücken, sondern fördern. Denn oft stecken irgendwo zwischen der üblichen Zustim-mung und Ablehnung die besten Ideen. In jedem Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die sich gut

auskennen und eine Lösung haben – doch man lässt sie in vielen Fällen nicht zu Wort kommen. Wer je-doch weiß, was die Mitarbeiter wirklich denken und können, und das auch nutzt, ist im Vorteil.

Was ist noch wichtig, um Erfolg zu haben?

Ständig evaluieren, was wie gelaufen ist. Gestern, letzte Woche, letzten Monat, vor einem Jahr. Schon klar, dazu fehlt oft die Zeit. Wer jedoch be-reit ist, permanent aus der Vergangenheit zu ler-nen und die Zukunft zu analysieren, wird erfolg-reich sein. Auch Politiker sollten das tun, doch sie vermasseln es immer wieder. Diese Arroganz und Dummheit ärgert mich.

Ziel jedes Unternehmens ist es, zur eigenen Mar-ke zu werden. Ihr Name steht weltweit für erfolg-reiche Thriller. Wie haben Sie das geschafft?

Ohne das Engagement von Verlagen, Buchhänd-lern, Journalisten und vor allem meiner Leser, wäre es nicht so weit gekommen. Dass mein Name ein Markenzeichen ist, hat aber vielleicht auch damit zu tun, dass es keinen Graben zwischen mir und den Käufern meiner Romane gibt. Ich bin sehr nah an ihnen dran, bei Lesungen und beim Schreiben. Meine Leser wissen, dass ich ihre Fantasie anre-ge, und ich mache sie zu Mitarbeitern, denn sie stellen sich meine Figuren vor und denken meine Geschichten weiter. Ich glaube, sie spüren auch, dass ich kein Blender bin. Ich bin einer, der ihnen auf Augenhöhe begegnet – das ist auch für einen Unternehmer immer gut.

Wofür geben Sie Ihr Geld aus?

Ich brauche keine dicken Autos oder Designer-klamotten. Luxus ist für mich meine Gibson GGC Gitarre, das Tonstudio in meinem Keller oder die Wohnung in Barcelona, in der ich drei Monate pro Jahr mit meiner Frau verbringe. Mir liegt viel dar-an, dass mit meinen Einkünften sinnvolle Sachen gefördert werden. Ich habe zum Beispiel viel Geld in eine Firma gesteckt, die kleine, billige Häuser mit eigener Energieversorgung entwickelt. An der Nordküste Dänemarks stehen die ersten Prototy-pen und wir sind gerade dabei, sie zu verkaufen.

Jussi Adler-Olsen

VerheißungDer GrenzenloseDer sechste Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q

608 Seitendtv; 19,90 €

Jussi Adler-Olsen wurde 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medi-zin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Den internationalen Durch-bruch schaffte er mit seiner Thriller-Serie um den Ermittler Carl Mørck. Die sechs Bände erschienen in mehr als 40 Ländern und werden nach und nach verfilmt. Jussi Adler-Olsen ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes. In seiner Freizeit spielt er Rockgitarre und renoviert alte Häuser. Adler-Olsen lebt in der Nähe von Kopenhagen und in Barcelona.

Das Interview führte Günter Keil.

Fo

to: ©

Mar

tin

Han

gen

69Der Mittelstand. | 2 | 2015 KULTUR

Page 70: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

News

Sie liegen in Arztpraxen, Cafés und Fri-seursalons: die Zeitschriften mit den Schutzumschlägen. Der Weißgerber Leserzirkel ist ein Berliner Familien-unternehmen, das seit 90 Jahren Zeit-schriften und Magazine vermietet. Jede Woche bekommen die Abonnenten ihre Lesemappen. Sie werden dann wieder abgeholt und zum nächsten Abonnen-ten gebracht. Vor 90 Jahren gründete Emil Weißgerber den Lesezirkel, heute führt seine Urenkelin das Unternehmen mit 35 Mitarbeitern. Mit 15 Lieferfahr-zeugen werden monatlich über 150.000 Zeitschriften ausgeliefert.

www.weissgerberlesezirkel.de

Der BVMW in Mecklenburg-Vorpom-mern zeichnet Unternehmen aus, die besonders auf die Gesundheit ihrer Mit-arbeiter achten. Das betriebliche Gesund-heitsmanagement ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur. Denn gesunde Mit-arbeiter sind entscheidend für den Erfolg

des Unternehmens. So kürte der Landes-verband die Gewinner des Wettbewerbs um das beste Gesundheitsmanagement 2014: Die Cortronik GmbH aus Rostock. Das Unternehmen arbeitet selbst in der Gesundheitswirtschaft und ist auf Stents spezialisiert.

Vom Notbehelf zum Lifestyleprodukt: Die Lifta GmbH ist bundesweit marktfüh-rend im Vertrieb von Treppenliften. Seit der Gründung 1977 hat das Unternehmen mehr als 100.000 Lifte verkauft. Der Er-folg gibt Hartmut Bulling, einem der drei Geschäftsführer, und seinen Mitarbeitern Recht. Denn das Kölner Unternehmen setz-te sich zum Ziel, dem Treppenlift ein neues Image zu geben. Für die erfolgreiche Pflege und Weiterentwicklung der Marke wurde Lifta mit dem „Axia Award 2014“ ausge-zeichnet. Verliehen wird der Preis von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte an mittelständische Unternehmen.

Mit Welcome Centern will Baden-Württemberg dem drohenden Fachkräftemangel der nächsten Jahre entgegensteuern. Sie erfül-len zwei Aufgaben: Den mittelständischen Unternehmen beim Su-chen und Binden der Fachkräfte aus dem Ausland helfen. Zudem helfen sie den eingewanderten Arbeitnehmern bei Arbeitssuche,

Aufenthaltsrecht, Wohnen und Kinderbetreuung. Finanziert wer-den die Welcome Center durch das baden-württembergische Wirtschaftsministerium und den Europäischen Sozialfonds. Die Idee zu diesen Anlaufstellen hatte die Allianz für Fachkräfte, de-ren Mitglied der BVMW ist.

Berliner Lesezirkel feiert 90-jähriges Bestehen

Ausgezeichnetes Gesundheitsmanagement

Mit Treppenliften zum Erfolg

Internationale Fachkräfte für das „Ländle“

Feierliche Preisverleihung: Wirtschaftsminister Harry Glawe (2.v.r.) und Prof. Udo Kragl von der Universität Rostock (r.) überreichten die Auszeichnung.

Vorbildliches Markenimage: Die Geschäftsführer Harald Seick, Frank Schönau und Hartmut Bulling von Lifta (Mitte) freuen sich über den Axia Award 2014.

Fo

to: D

elo

itte

/Lif

ta

BVMW Der Mittelstand. | 2 | 201570

Page 71: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Die private Sprachschule Hartnack feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Spezialisiert hat sich die Hartnackschule, die ihren Sitz in Ber-lin hat, auf Deutsch- und Englischkur-se. Zudem gibt es spezielle Kurse für Asylberechtigte und Aussiedler, die sie auf die Integration in die deutsche Gesellschaft vorbereiten soll. Die Ur-

sprünge der Spra-chenschule lagen bei ihrer Grün-dung durch Paul Emil Hartnack 1915 bei Nach-h i l f e u n t e r r i c h t in Englisch und Französisch. Nach Ende des Zweiten

Weltkrieges übernahm Arthur Lauter-bach die Schulleitung, heute führt sie sein Sohn Henning Lauterbach.

Effektiv und digital sollen Unternehmen künftig ar-beiten. Einige Firmen haben das bereits zu ihrem Ge-schäftsmodell gemacht. Im Wettbewerb „NRW-Wirt-schaft im Wandel“ zeichnete Wirtschaftsminister Garrelt Duin das Unternehmen Green IT aus. Damit gehören die Dortmunder zu den 20 profiliertesten Firmen des Bundeslandes.

Das Team um Geschäftsführer Thomas Lesser hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen mit IT-Kon-zepten auf die Verankerung moderner Infrastruktur vorzubereiten. Stromverbrauch und Co

2-Emissionen

lassen sich damit deutlich reduzieren.www.greenit.systems

Die „schnellste wach-sende Hotelmarke in Europa“ ist Azimut Hotels. Ausgezeichnet wurde die russische

Hotelmarke von der Hotel-Consultingfir-ma PKF Hotelexperts. Eigenen Angaben zufolge wurde das Ergebnis durch euro-paweite Marktforschungsanalysen er-mittelt. Zudem würdigte das Onlineportal Hotel.de die Azimut Hotels in Berlin und München für ihre guten Bewertungen in der Kategorie „Kundenfreundlichkeit“.

Rund zwanzig Beauftragte des BVMW wurden für ihr außerordentliches politisches Engagement und ihre erfolgreiche Netzwerkarbeit für den Mittelstand mit einem Besuch spannender Berliner Politik-Highlights ausgezeichnet. Als Anerkennung ih-rer Leistung wurde das Bundeskanzleramt besucht. In der „Waschmaschine“, wie das Gebäude im Berliner Volksmund heißt, haben die BVMW-Beauftragten den großen Kabinettssaal, Zentrum der Macht von Bundeskanzlerin Merkel, besichtigt. Abgerun-det wurde der Tag mit einem gemeinsamen Mittagessen auf der Reichstagskuppel und einem Treffen mit Staatssekretär Thomas Rachel, MdB, im neugebauten Bundesmi-nisterium für Bildung und Forschung an der Spree. Herzlichen Glückwunsch an alle Politik-Netzwerker 2015!

Über die Digitalisierung in der Wirtschaft und das Grün-dungspotential in Deutschland diskutierten Michael Wolte-ring, Mitglied der BVMW-Geschäftsleitung, und Christoph Keese, Vize-Präsident der Axel Springer AG. Keese hat meh-rere Monate im Silicon Valley gelebt und sprach über seine Eindrücke vom Tal der Gründungen. Woltering thematisier-te die schleppende Bereitschaft zur Digitalisierung im Mit-telstand. Gleichzeitig verwies er auf „Antrieb Mittelstand“ des BVMW – die größte Veranstaltungsreihe zur Digitalisie-rung in Deutschland.

100 Jahre Lehren und Lernen

Fit für die Wirtschaft von morgenRussische Hotelkette erfolgreich in Europa

Ausgezeichnete Politik-Netzwerker zu Besuch im politischen Berlin

Aus dem Tal der Gründungen

Gründer der Sprachschule Paul Emil Hartnack.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (li.) und Thomas Lesser, Geschäftsführer Green IT.

Michael Woltering (li.), Christoph Keese mit Moderatorin Sylvia Acksteiner.

Die Politik-Netzwerker 2015 in der Galerie des Bundeskanzleramts.

Fo

to: A

ckst

ein

er E

ven

tsF

oto

: BV

MW

-New

s-G

rün

der

Har

tnac

kDer Mittelstand. | 2 | 2015 BVMW 71

Page 72: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Magic MomentsMit der innovativen DREAMOC™-Technologie ist es möglich, faszinierende holografische Animationen zu zeigen. Dafür werden unter anderem Prototypen, Produktneuheiten, technische Bauteile oder Logos als Film, auf Wunsch mit oder ohne Ton, inszeniert. Auf Messen und Events, am Point of Sale, in Lounge-Be-reichen oder im Foyer sorgen die 3D-Animationen für magische Momente.

Symbiose aus Traum und Wirklichkeit

Spiel mit dem FeuerPhysikalisches Element in Kombination mit 3D-Holografie.

In jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren innovative Produkte vor. Diesmal die Firma Handmade Interactive aus Lübbecke in Nordrhein-Westfalen mit dem dreidimensionalen DREAMOC™.

Fo

tos:

© R

ealfi

ctio

n, H

and

mad

e In

tera

ctiv

e ®

72 BVMW Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 73: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Edles DesignDie gradlinige Optik in mattschwarz und das pyramidenförmige, gläser-ne Display bilden das Gerüst für die 3D-Animationen. Dabei ist das DREA-MOC™-Modell in technischer Ausstat-tung und Größe individuell wählbar und hängt vom jeweiligen Geschmack und vom Einsatzzweck ab. Der Sockel ist geschlossen oder als stehendes Element mit Ablageflächen erhältlich. Alternativ steht der DREAMOC™ auch ohne Sockel zur Verfügung.

Einfache BedienungÜber die abschließbare Rückwand erfolgt der Zugang zum Media Player, zur SD-Speicherkarte und auch zum Innenraum des Glaskörpers, um darin Produkte zu platzieren.

Alles ist machbarMittels Speicherkarte werden die Contents auf den DREAMOC™ übertragen und im pyramidenförmi-gen Glaskörper als 3D-Filme in Full HD-Qualität abgespielt.

UnternehmensprofilDie Handmade Interactive® Werbegesell-schaft mbH ist ein inhabergeführtes Un-ternehmen, das sich auf Sonderlösungen für die Bereiche Kommunikation und Prä-sentation spezialisiert hat. Das Geschäfts-modell basiert auf Design, Produktion und Service. Vergleichbar mit einem großen Netzwerk bündelt Handmade sein quali-fiziertes Team aus Grafikdesignern, Wer-betechnikern, Digitaldruckexperten und Eventplanern zentral an einem Ort. Idee, Gestaltung und Umsetzung fließen auf diese Weise unmittelbar ineinander, kurze Wege garantieren schnelle Abläufe, und die Projektverantwortlichkeiten liegen in einer Hand.

Geschäftsführer: Christian JosephSitz: Lübbecke in Nordrhein-WestfalenGründung: 1995 als EinzelunternehmenMitarbeiter: 17Branche: Werbeagentur, Digitaldruck Portfolio: Design, Produktion, Services

www.hmwa.dewww.3d.hmwa.de

Dipl.-Grafikdesigner Andreas Joseph (li.) und Geschäftsführer Christian Joseph präsentieren den Dreamoc ™ Scandinavia 360.

73Der Mittelstand. | 2 | 2015 BVMW

Page 74: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Soft Skills von Knigge bis VerkaufDer Start in den Beruf ist ein bedeutender Schritt im Leben eines jungen Erwachsenen. Das gewohnte Leben an der Schule wird abgelöst von neuen Auf-gaben und Herausforderungen in einem Unternehmen. Um die persönliche Entwicklung zu fördern, haben der Bundesver-band mittelständische Wirt-schaft Bayerischer Untermain und Mission Zukunft eine eige-ne Workshopreihe konzipiert. Durch regelmäßige Ausbilder-treffen werden die Trainings-inhalte immer am aktuellen Bedarf der Unternehmen erar-beitet.

In verschiedenen Modulen zu einem Themen-spektrum von Smalltalk und Knigge über Kommu-nikationstechniken bis hin zu Verhandlungs- und Gesprächsführung werden den Teilnehmern The-orie und Praxis des Berufseinstiegs vermittelt.

Die Workshops können auch bundesweit als In-house oder offene Workshops mit Teilnehmern von verschiedenen Unternehmen durchgeführt werden.

Angela Kappes, Personalreferentin von taa GmbH, Großwallstadt bestätigt: „Die Trainer verstehen es, die Schulungsteilnehmer für die Themen zu begeistern und tolle Übungen in die Workshops einzubauen. Unsere Azubis freuen sich schon auf die nächsten Workshops. Danke an die Organisatoren.“

Nähere Information im Info-Center unter www.untermain.bvmw.de oder www.mission-zukunft.eu.

Azubis treffen AzubisDieses firmenübergreifende Projekt wurde 2014 von Reiner Plöger, Ausbildungsleiter der Han-sa-Flex AG aus Bremen und der BVMW Reprä-sentantin Daniela Bessen ins Leben gerufen.

„Wir schauen über den Tellerrand, unsere Auszu-bildenden erfahren von Auszubildenden anderer Firmen, wie dort ausgebildet wird. Azubis kom-

munizieren eher wenig und stellen kaum Fragen“, erläutert Plöger.

Am ersten von sechs Einführungstagen laden die Azubis einer Firma externe Auszubildende in ihren Betrieb ein. Sie stellen ihre Ausbildung vor und organisieren eine Unternehmensführung. Die Verantwortung für die Planung dieses Tages liegt bei den einladenden Auszubildenden.

Ein Feedbackbogen gibt anschließend Auskunft darüber, was an dem Tag interessant war, welche Zusammenhänge zu den anderen Betrieben er-kannt wurden, und welche Ideen übernommen werden könnten.

Anschließend können die Auszubildenden bis zu fünftägige Mini-Praktika in den teilnehmenden Unternehmen absolvieren. „Dort trauen sie sich auch eher nachzufragen“, so Reiner Plöger.

www.bvmw-de/landesverband-niedersachsen-bremen

Erfolgreich durch die AusbildungBundesweit engagieren sich die Beauftragten des BVMW in unterschiedlichsten Bildungsprojekten. Vier von ihnen stellen wir hier vor.

Azubis bei Übungen zu Achtsamkeit und Kommunikation.

BVMW-Verbandsbauftragte Daniela Bessen mit Ausbildungsleiter Reiner Plöger.

Fo

to: S

ilvia

Mar

ia F

ran

k u

nd

Ho

lger

Web

er

74 BVMW Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 75: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Onlineplattform vernetzt Unternehmen und SchulenDie Fachkräfte von morgen schon heute errei-chen – das ermöglicht das Online-Netzwerk SchulePLUS. Die Plattform bringt Unternehmen mit Schulen zusammen, die Angebote zur Berufs-orientierung suchen. SchulePLUS funktioniert dabei wie ein soziales Netzwerk mit Profilen und einer digitalen Pinnwand. Ein Algorithmus ver-bindet Gesuche und Angebote, Ansprechpartner können direkt kontaktiert werden. So entstehen schnell und einfach Kooperationen: Für Praktika, Betriebsführungen oder einen Career Day.

SchulePLUS gehört zur Unternehmensfamilie SWiM Bildung, Mitglied im BVMW. Der Verband hat das Projekt von Anfang an unterstützt. „Schu-lePLUS ist ein innovatives Angebot für Unterneh-men, um Partnerschulen zu finden und Kooperati-onen zu schließen. Dadurch fördern Betriebe den Nachwuchs und wirken dem Fachkräftemangel

entgegen“, sagt Birgid Zoschnik, Regionalleiterin des BVMW Berlin Süd.

SchulePLUS steht seit Ende 2014 deutschlandweit zur Verfügung. Bisher wurden über 250 erfolgrei-che Kooperationen über die Plattform geschlossen.

www.schule-plus.de

Auf in die Schule! Auf in den Job!Unterricht im Autohaus? Geht! Unterricht auf ei-nem Milchviehbetrieb mitten in Mecklenburg? Geht auch – und im Feriencamp an der Ostsee so-wieso.

Das von BVMW-Mitgliedern, Pädagogen aus dem Schuldienst und der Universität Rostock gemeinsam entwickelte Projekt „Auf in die Schule! Auf in den Job!“ geht im Schuljahr 2014/15 in die dritte Runde – nun für fast hundert Schüler an vier Schulen.

Unter der Federführung des BVMW Rostock heißt es für über dreißig Unternehmer aus Rostock und dem Landkreis: „Auf in die Schu-le!“ Um berufliche Anreize und Perspektiven für Jugendliche in der Region zu fördern und deren Blick für lokales Unternehmertum zu schärfen, gehen die Unternehmer in Schulen in Rostock, Bützow und Graal-Müritz und erfahren so mehr

über die Wünsche und Fähigkeiten ihrer Azubis von Morgen.

„Auf in den Job!“, heißt es hingegen für die Schüle-rinnen und Schüler, denn sie gründen im Rahmen des Projekts virtuelle Unternehmen und können sich von Experten und Unternehmenspaten dabei beraten lassen.

Das Projekt schlägt eine Brücke zwischen Schul-alltag und unternehmerischer Praxis und ver-bindet erfolgreich Unternehmensplanspiele mit klassischen Unterrichtsformen in einem flexiblen Methodenkonzept. Die Schülerinnen und Schüler beweisen erste unternehmerische Fähigkeiten und lernen praktische Themen aus der Wirtschafts-welt kennen. Gleichzeitig dient ihnen das Projekt zur Berufsorientierung mit Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten in der eigenen Region.

Das Leitungsteam von SchulePLUS.

Auf Jobtour: Die Schüler der Klasse 9b, Regionale Schule Käthe-Kollwitz in Bützow, beim Landwirtschaftsbetrieb Griepentrog KG …

… und die Schüler der 8. Klasse, Privatschule Universitas gGmbH, bei der Little John Bikes Rostock GmbH.

Fo

to: C

hri

stia

n K

lan

tF

oto

: Kat

rin

nig

.75Der Mittelstand. | 2 | 2015 BVMW

Page 76: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Der Mittelstand: Viele Aus-zubildende und Studenten brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Wie kann die-ser Entwicklung entgegen-gewirkt werden?

Frank Belkner: Der entschei-dende Faktor, solche Ent-wicklungen zu stoppen und Abbrecherquoten zu senken, ist, die berufliche Praxis er-lebbar zu machen, bevor man eine Ausbildung beginnt. Es ist strategisch von entschei-dender Bedeutung, kontinu-ierlich und regelmäßig tech-nische und praktische Inhalte in die Schulausbildung zu in-tegrieren.

Gegenwärtig treffen immer mehr Flüchtlinge in Deutschland ein. Wenn diese Menschen länger bei uns bleiben, brauchen sie eine Beschäfti-gung. Hat sich das EBZ bereits auf diese Heraus-forderung eingestellt?

Das EBZ stellt sich dieser neuen Aufgabe bereits. Die individuellen Besonderheiten von Flüchtlin-gen und ausländischen Menschen bei der Integ-ration in den deutschen Arbeitsmarkt erfordern neben der wichtigen Ausbildung der deutschen Sprache auch vor allem soziale Integration, Un-terstützung und Begleitung.

Sie hatten persönlich großen Anteil an der Fach-kräftebereitstellung für das Wartungswerk von Triebwerken N3 am Erfurter Kreuz. Welche Er-fahrungen wirken heute noch fort?

Das Projekt zur Bereitstellung von Fachkräften bei der Ansiedlung des Triebwerks-Wartungs-werkes war eine unserer größten Herausforde-

rungen. Die enge und sehr gute Zusammenarbeit mit der Landesentwicklungsgesellschaft Thü-ringen, Lufthansa Technik, Lufthansa Technical Training und Rolls Royce war die Grundlage dafür, dass unser Haus die entsprechenden Triebwerks-mechaniker und Fachkräfte termingerecht und auf höchstem Niveau ausgebildet bereitstellen konnte. Der EBZ-Verbund investierte auch dazu in neue Ausbildungsgebäude und modernste Technik, wurde aktiv durch alle Beteiligten unter-stützt und konnte bis heute die Ausbildung auch in diesem Gebiet kontinuierlich fortsetzen.

Welche Angebote hat das EBZ für Führungskräf-te technischer Fachrichtungen?

Aufgrund des hohen Bedarfs, besonders auch im mittleren Management, bilden wir zum Bei-spiel Industriemeister für Metall, Elektrotech-nik, Mechatronik oder Technische Betriebswir-te und Technische Fachwirte aus. Einer unserer Hauptschwerpunkte ist in unserer Akademie für Wirtschaft und Technik die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker mit den Fachrich-tungen Elektrotechnik, Maschinentechnik und Mechatronik.

Welche Angebote machen Sie dem regionalen Mittelstand im Bereich gewerblich-technische Dienstleistung?

Wir bieten Unterstützung und Dienstleistungen auf den Gebieten Fertigungen für die Metall- und Elektroindustrie, Prototyping, freie Kfz-Werk-statt und -Restaurierung, Facility Management, Kaufmännische Dienstleistungen, IT- und Büro-dienstleistungen, Controlling, Mediendesign und -gestaltung, Veranstaltungsmanagement, Per-sonaldienstleistungen, Coaching, Rekrutierung, Vermittlung, Jobbörse und aktive Bewerberver-mittlung.

Vielen Dank für das Gespräch.

Starker Partner für den MittelstandDas Angebot der Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung und des ERFURT Bildungszentrum Unternehmensverbunds (EBZ) reicht von Berufsorientierung über Aus- und Weiterbildung für die Industrie bis hin zu Bildungsmaßnahmen in Unternehmen. Der Mittelstand. sprach mit Frank Belkner, dem geschäftsführenden Vorstand der Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung und Geschäftsführer des EBZ.

Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung

www.thueringer-stiftung.de

ERFURT Bildungszentrum Unternehmensverbundwww.ebz-verbund.de

Das Interview führte Günther Richter.

Frank Belkner, geschäftsführender Vorstand der EBZ

76 BVMW Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 77: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Der Mittelstand.: Was reizt den er-fahrenen Landes-, Bundes- und Euro-papolitiker an der neuen Aufgabe im BVMW?

Prof. Dr. Wolfgang Reinhart: Dass der BVMW Mittelstand pur ist. Die Millionen mittelständischen Un-ternehmen sichern den Erfolg des Wirtschaftsstandortes Deutschland im internationalen Wettbewerb. Ich sage immer gern: Der Mittelstand ist der Joker im Standortpoker. „Ger-man Mittelstand“, diese Marke steht weltweit für Qualität und Innovati-on. Ich selbst bin seit Jahrzehnten Mittelständler, als selbstständiger Unternehmer und auch als Berater von Mittelständlern. Und außerdem komme ich aus Baden-Württemberg, dem mittelständischen Musterländle schlechthin. Ich war, bin und bleibe ein leidenschaftlicher Kämpfer für den Mittelstand – jetzt erst recht im BVMW.

Der BVMW ist die Stimme des Mittel-stands. Wie wollen Sie dieser Stimme in der Politik auf nationaler und euro-päischer Ebene noch mehr Gehör ver-schaffen?

Der Mittelstand muss gegenüber der Politik mit einer Stimme sprechen. Es ist deshalb sehr gut, dass sich zahl-reiche Verbände unter dem Dach des BVMW zur Mittelstandsallianz zu-sammengeschlossen haben. In Brüssel arbeitet der europäische Mittelstand im Dachverband European Entrepre-neurs zusammen, da wurde ich ge-rade in den Vorstand berufen. Mein Ziel ist es, Kommission, Rat und Eu-ropaparlament für die Bedeutung des Mittelstands für Wachstum und Be-schäftigung zu sensibilisieren. Das ist

eine echte Herausforderung. Aktuell kommt es darauf an, dass der Mittel-stand bei der Juncker-Initiative für mehr Investitionen stärker berück-sichtigt wird.

Auf welchen Politikfeldern werden Sie Schwerpunkte setzen und das Pro-fil unseres Verbandes schärfen?

Der BVMW muss auf allen Politikfel-dern powern und punkten. Ob das die Steuerpolitik ist, ich denke da vor allem an Erbschaftsteuer, Kalte Progression und Soli, ob bei der Mittelstandsfinan-zierung, in der Digitalisierung, bei TTIP oder bei den Zukunftsthemen Bildung und Innovation, unser Verband, al-len voran Präsident Mario Ohoven, kämpft auf allen politischen Ebenen für seine Mitgliedsunternehmen, für den Mittelstand insgesamt. Und kann auf seine bisherige Erfolgsbilanz sehr stolz sein. Wir dürfen uns damit aber nicht zufriedengeben und schon gar nicht in unserem Engagement für den Mittel-stand nachlassen. Die Politik legt den Unternehmern ja ständig neue Steine in den Weg – aktuelles Stichwort Min-destlohn. Es hängt von den Rahmenbe-dingungen ab, ob der Wachstums- und Jobmotor Mittelstand auch in Zukunft rundläuft. Hier müssen wir der Politik, wenn es notwendig ist, Paroli bieten, andererseits immer wieder die Hand zur Zusammenarbeit reichen. Kurz ge-sagt: Wir müssen unseren klaren Kurs halten, in Berlin und in Brüssel.

Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (CDU) gehört seit 1992 dem Landtag von Baden-Würt-temberg an. Nach seiner Zeit als Staatsse-kretär im Stuttgarter Finanzministerium war Prof. Reinhart von 2005 bis 2011 Minister für Bundes-, Europa- und internationale An-gelegenheiten sowie Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg beim Bund; in dieser Funktion koordinierte er alle 16 Bundesländer im Vermittlungsausschuss in Berlin und war gleichzeitig Koordinator aller unionsgeführten Länder im Bundesrat und damit ein enger Vertrauter von Bundeskanz-lerin Dr. Angela Merkel. Als Wirtschaftsan-walt ist der promovierte Jurist und Hono-rarprofessor Begründer der Anwaltskanzlei Reinhart Kober Großkinsky.

Minister a. D. neuer Bundesgeschäftsführer Politik beim BVMWProf. Dr. Wolfgang Reinhart – ein Politikprofi für den Mittelstand

Prof. Dr. Wolfgang Reinhart.

Das Interview führte Eberhard Vogt.

Fo

to: ©

psd

esig

n1 -

Fo

tolia

.co

m77Der Mittelstand. | 2 | 2015 BVMW

Page 78: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Ein Zufall hatte das Ehepaar Voigt aus den alten Bundesländern ins anhaltische Dörfchen Prio-rau in der Nähe von Dessau verschlagen. Kurz nach der politischen Wende in der DDR besuch-

ten sie die Region. Bei einem Autostopp an einer Wiese, die ihnen als Baumschule geeignet schien, kam der Gedanke an die eigene Selbstständig-keit auf. Noch bevor das Ehepaar Zukunftspläne schmieden konnte, hielt ein Trabbi. Fahrer war der Pfarrer des Ortes, mit dem sie schnell ins Ge-spräch kamen. Das Stück Land entpuppte sich als Eigentum der Kirche, das zur Pacht zur Verfügung stand. Günstige Rahmenbedingungen machten die Entscheidung möglich, und das Ehepaar wagte 1991 den Aufbau eines eigenen Betriebs.

Anfangs war es jedoch eine mühsame Zeit. Die beiden Gärtnermeister pendelten ständig zwi-

Vom Pfarracker zum Vorzeigebetrieb„Eigentlich sind wir eine grüne Familie“, versichert Birgit Kleinwort-Voigt mit einem gewinnenden Lachen. Ohne Natur und Pflanzen könne sie sich den Alltag nicht vorstellen. Ihr und ihrem Mann Claus-Dieter Voigt wurde das Gärtnern von den Eltern gewissermaßen schon in die Wiege gelegt.

„ Als erster Gartenbaubetrieb in Sachsen-Anhalt erhielt das Familienunternehmen ein Zertifikat, das die Aufzucht gebietseigener Gehölze bestätigt.

Blick in die Baumschule von Priorau.

Fo

tos:

Kla

us-

Pet

er V

oig

t

78 BVMW Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 79: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

schen ihrer damaligen Heimat und Sachsen-An-halt hin und her, kümmerten sich anfangs vor al-lem an den Wochenenden um die neue Existenz. Da eine Baumschule viel Zeit verlangt, bis das ers-te Geld verdient werden kann, startete das Un-ternehmen im Nebenerwerb. In vielen Etappen entstanden eine erste Baumschulhalle, Büroge-bäude und eine Wohnung. Inzwischen sind Voigts im 300-Seelen-Ort heimisch, betreiben nicht nur ihre Baumschule, sondern seit gut fünf Jahren auch einen Pflanzenhandel. Das zusätzliche An-gebot sei notwendig, weil vor allem Privatkunden – sie sorgen für ein Drittel des Umsatzes – zwar zunehmend im Fachbetrieb einkaufen, dort aber dann das volle Sortiment erwarten. Veranstal-tungen wie ein Obstfest, der Weihnachtsbaum-verkauf oder das Heideblütenfest, helfen, den Betrieb bekannt zu machen und Kleingärtner an-zulocken.

Bäume und Sträucher werden fast ausschließlich selbst gezogen oder in der Baumschule veredelt.

Als erster Gartenbaubetrieb in Sachsen-Anhalt erhielt das Familienunternehmen vom Bund deutscher Baumschulen ein Zertifikat, das die Aufzucht gebietseigener Gehölze bestätigt. „Das ist für uns ein wichtiger Aspekt, wollen wir doch solche Gewächse erhalten und wieder bekannt machen“, sagen die beiden Gärtner einstimmig. Außerdem sei dieses Sortiment wichtig, um zum Beispiel auch die Wünsche von Kommunen erfül-len zu können, die in der freien Natur nur noch ge-bietseigene Gehölze auspflanzen dürfen. Inzwischen umfasst der Betrieb rund 40 Hektar, fünfzehn Mitarbeiter sind angestellt. Zwei Lehr-linge erlernen die Grundlagen der Gärtnerei. „Nicht jeden der jungen Leute können wir über-nehmen, trotzdem halten wir es für wichtig, für Nachwuchs zu sorgen. Unsere einstigen Lehrlinge haben sich super entwickelt, und mancher hat es nach einem Studium bis zum Landschaftsarchi-tekten gebracht“, berichtet Birgit Kleinwort-Voigt mit Stolz in der Stimme.

Klaus-Peter VoigtBVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

Birgit Kleinwort-Voigt unterwegs in der familieneigenen Baumschule.

Claus-Dieter Voigt bei der Pflege von Pflanzen.

79Der Mittelstand. | 2 | 2015 BVMW

Page 80: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Tilman Strobel, Geschäftsführer der 1997 in Köln gegründeten Einstieg GmbH, hat sich den Kampf gegen den Fachkräftemangel auf seine unterneh-merischen Fahnen geschrieben. Strobel, selbst seit Jahren BVMW-Mitglied, weiß, wo der Schuh drückt, wenn der Mittelstand um Nachwuchs ringt: „Immer mehr junge Menschen wollen heute nach der Schule studieren. Wir wissen aus Umfra-gen auf unseren Messen, dass die klassische duale Ausbildung für viele Abiturienten einfach nicht mehr attraktiv genug ist. Und wenn doch, dann bewerben sie sich erst mal bei den großen Unter-nehmen mit bekannten Namen. Der Mittelstand hat dann das Nachsehen, obwohl er mit seinen flachen Hierarchien häufig bessere Karrierechan-cen bietet.“

Es gibt viele Argumente, mit denen Mittelständler auf Events der Einstieg GmbH trumpfen können. Seit 2001 organisiert Strobel mit seinem Team Jahr für Jahr neun Berufswahlmessen an zen-tralen Standorten in ganz Deutschland. „Unter-nehmen aus den verschiedensten Branchen stel-len bei uns aus und lernen so ihren potenziellen Nachwuchs kennen“, sagt Strobel, der auf jährlich etwa 140.000 jugendliche Messebesucherinnen und -besucher verweisen kann. Über die Messen

hinaus bietet Einstieg seinen Kunden aber auch individuelle Beratung. „Wir helfen Unterneh-men beispielsweise, ihr Arbeitgeber-Image zu verbessern, und bahnen auf Wunsch langfristige Kooperationen mit Schulen in ihrer Region an.“ Gerade für Mittelständler, die sich bei der Suche nach Auszubildenden oft schwer tun, sind die Einstieg-Produkte und -Dienstleistungen interes-sant. Tilman Strobel: „Unsere zentrale Botschaft an die Schülerinnen und Schüler ist, dass sie im Mittelstand richtig durchstarten können, weil sie dort schnell Verantwortung übertragen bekom-men. Den Unternehmen sagen wir: Macht die Jugendlichen neugierig und zeigt ihnen auf den Messen, was ihr Spannendes zu bieten habt.“

Dual durchstarten!Immer weniger Schulabgänger beginnen eine duale Ausbildung, das ist schlecht für den Mittelstand. Die Kölner Firma Einstieg hilft, den Mittelstand bei den Jugendlichen wieder mehr in den Fokus zu rücken.

Einstieg GmbH bietet Jugendlichen auf Fachmessen Informationen aus erster Hand.

„ „Unsere zentrale Botschaft an die Schülerinnen und Schüler ist, dass sie im Mittelstand richtig durch-starten können.“

Tilman Strobel

Einstieg GmbHGründung: 1997Umsatz: 5 Mio. EURMitarbeiter: 50Branche: PersonaldienstleisterFirmensitz: KölnGeschäftsführung: Tilman Strobel, Christian Langkafelwww.einstieg.com

Thomas KolbeBVMW-Pressesprecher

Nordrhein-Westfalen

80 BVMW Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 81: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

www.ibwf.org www.mittelstandsberater.de

* Die IBWF-Zertifizierung der Unternehmensberater wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als Voraussetzung für geförderte Beratung anerkannt.

Wagen Sie den Qualitätssprung!

Ges

taltu

ng: w

ww

.mod

us-v

m.d

e

IBWF Institutfür Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e.V.

im Verbund mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V.

Bundesgeschäftsstelle: Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel. 030 /53 32 06 11 · [email protected]

Als Unternehmensberater*Rechtsanwalt / Notar / PatentanwaltSteuerberater / Wirtschaftsprüferim IBWF-Beraternetzwerk genießen Sie das Vertrauen in Ihre Erfahrung und Zuverlässigkeitals Mittelstandsberater – bei Beraterkollegen und Klienten.

Page 82: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Impressum

Der Mittelstand.Unternehmermagazin des BVMW

HerausgeberBVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V.Präsident Mario OhovenMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 Berlinwww.bvmw.de

Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Frank Bornemann und Horst Wagner bei.

Titelbild: Christian Kruppa

RedaktionTel.: 030 / 53 32 06-16Fax: 030 / 53 32 [email protected]

Judith BlaskRotger H. Kindermann (Korrespondent)Juliane MeißnerChiara Ohoven (Art Director)Friederike PfannEberhard Vogt (Chefredakteur)

Verlagmattheis. werbeagentur gmbhKastanienallee 410435 BerlinTel.: 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagenmattheis. werbeagentur gmbhTel.: 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

RechnungsstelleBVMW Servicegesellschaft mbHMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 BerlinTel.: 030 / 53 32 06-26Fax: 030 / 53 32 [email protected]

DruckereiMöller Druck und Verlag GmbHZeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manu-skripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unter-nehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 30.000 1/2015

Mit Bestürzung und tiefer Trauer hat der BVMW den Tod von Dr. Hans Kremendahl, Staatssekretär und Oberbürgermeister a. D., aufgenommen. Der erfahrene Kommunalpoli-tiker und profilierte Politikwissenschaftler ist am 10. Februar 2015 überraschend in seiner Heimatstadt Wuppertal verstorben.

Dem BVMW war Dr. habil. Hans Kremendahl auf das Engste verbunden. Als Gründungsmit-glied des Politischen Beirats wirkte der leiden-schaftliche Sozialdemokrat vom ersten Tag an gestaltend mit. Engagiert brachte er seine ganze Erfahrung als ehemaliger Oberbür-germeister von Wuppertal und langjähriger Staatssekretär im Berliner Senat insbesonde-

re bei der Erarbeitung der Kommunalpoliti-schen Leitlinien des Verbandes ein.

BVMW-Präsident Mario Ohoven würdigte ihn als kompetenten und zugleich einfühlsamen Berater. „Hans Kremendahl war ein wunder-barer Mensch und eine großartige Persön-lichkeit. Für ihn waren soziale Gerechtigkeit und politische Verantwortung keine Floskeln, er lebte diese Werte. Ich habe einen verläss-lichen Freund und klugen Ratgeber verloren.“

Dr. Hans Kremendahl hat sich um den BVMW, um den deutschen Mittelstand verdient gemacht. Wir werden ihn in dankbarer, respektvoller Erinnerung behalten.“

Der BVMW trauert um Dr. Hans Kremendahl

Klar und überzeugend: Dr. Hans Kremendahl (3. v. re.) prägte die Arbeit im Politischen Beirat des BVMW.

Dr. Hans Kremendahl

Fo

to: J

örg

Car

sten

sen

82 BVMW Der Mittelstand. | 2 | 2015

Page 83: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

1/1 Anz.

Dell

(Umschlag)

Dell empfi ehlt Windows.

Im Unternehmensalltag ist Flexibilität das A und O.

Dell GmbH, Main Airport Center, Unterschweinstiege 10, 60549 Frankfurt am Main. Geschäftsführer: Doris Albiez, Jürgen Renz, Mark Möbius. Vorsitzende des Aufsichtsrates: Benedikte Leroy. Eingetragen beim AG Frankfurt am Main unter HRB 75453, USt.-ID: DE 113 541 138, WEEE-Reg.-Nr.: DE 49515708. Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Dell GmbH. Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Produkte können von Abbildungen abweichen. Dell™, das Dell Logo und Latitude sind eingetragene Marken von Dell Corporation oder ihrer Tochtergesellschaften in den USA und anderen Ländern. Ultrabook, Celeron, Celeron Inside, Core Inside, Intel, Intel Logo, Intel Atom, Intel Atom Inside, Intel Core, Intel Inside, Intel Inside Logo, Intel vPro, Itanium, Itanium Inside, Pentium, Pentium Inside, vPro Inside, Xeon, Xeon Phi, und Xeon Inside sind Marken der Intel Corporation in den USA und anderen Ländern. Microsoft®, Windows® und Windows 8 sind eingetragene Marken oder Marken der Microsoft Corporation in den USA und/oder in anderen Ländern.

Erfahren Sie jetzt, wie Unternehmen ihre Arbeitsweise mit den Dell Latitude Systemen von Grund auf neu definieren können. Besuchen Sie dazu unsere Webseite Dell.de/Latitude13.

Aus diesem Grund hat Dell das weltweit sicherste 2-in-1-System entwickelt, sodass Sie nun genau so arbeiten können, wie Sie es möchten, überall dort, wo Sie es möchten. Das neue Latitude 13 2-in-1-Notebook der 7000-Serie kombiniert ein leichtes Ultrabook™ und einen abnehmbaren 33,8-cm-Tablet-PC (13,3”) in einem einzigen, leistungsstarken Gerät mit Intel® Core™ M Prozessor.

Erleben Sie die Faszination eines neuen Computers mit Intel Inside®.

163876_emea_de_es_sb_fy16q1_mar_1b_4c_pcp_fp210x297_ad_der_mittelstand_pr.indd 1 3/18/15 12:20 PM

Page 84: DER - BVMWMindestlohngesetz 55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China 61 Finanzkolumne 62 Buchtipps

Anz_BVMW_Mittelstand_A4_RZ_Pfade_0315.indd 1 17.03.15 14:03