Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
DER EINFLUSS VON STIMMUNG AUF EMOTIONEN, LERNEN & VERHALTENSTENDENZEN
Referentinnen: Stephanie Brauner, Caroline ter Beek, Tara Kohlmann
Thema: Klinische Psychophysiologie Dozent: Dr. Dirk Adolph Datum: 02.07.2014
Behaviorale und physiologische Korrelate
Warum die BoDDi?
Veränderungen bei vielen psychischen Störungen (vgl. DSM):
Emotionsaktivierung/-regulationsfähigkeiten
Konditionierbarkeit
Aufsuchen-/Vermeidensprozessen
Körperliche Symptome (z.B. erhöhte Herzrate bei Panik)
besonders wichtig bei Angststörungen & Depression
Retrospektive Erfassung v.a. physiologischer Veränderungen nicht sehr valide
Ziel der BoDDi: objektive Messung emotionaler Reaktivität auf 3 Ebenen (Lang,1978)
Adolph, Teismann, Wannemüller, Margraf (2014)
Ziele der Studie mit Studenten
Typische physiologische Veränderungen, die man bei Patienten findet, können Vulnerabilität für die Entwicklung einer psychischen Störung darstellen
explorative Untersuchung, ob sich physiologische Veränderungen auch bei gesunden Kontrollprobanden finden, bei denen Symptome einer psychischen Störung induziert werden, oder sich diese erst im Verlauf einer manifesten Störung entwickeln
Identifikation möglicher Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen
Ablauf
Fragebögen: Visuelle Analogskalen SAM Kurz-FB zur Depression
DASS BIS/BAS NARQ SIAS
Zwischen den Aufgaben erneutes Abspielen der Musik zum Boostern
Stimmungsinduktion
Stichprobe
KG: Psychologie-Studenten der RUB (N=22) EG1: Psychologie-Studenten der RUB mit depressiver
Stimmungsinduktion (N=22) EG2: Psychologie-Studenten der RUB mit ängstlicher
Stimmungsinduktion (N=23) M = 23,52 Jahre 16 % männlich
Rekrutierung mittels Aushängen Vergütung: 4,0 VPN-Stunden
Stimmungsinduktion
Ergebnisse
Stimmungsinduktion Valenz & Arousal
-4
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
Depression Angst
präpost
Valenz Arousal
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Depression Angst
präpost
prä-post Unterschiede sowohl für Valenz (p = .000) als auch für Arousal (p = .001) signifikant
Für Arousal liegt eine signifikante Induktion*Bedingungs-Interaktion vor (p = .019)
Stimmungsinduktion Basisemotionen
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Depression Angst0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Depression Angst
prä post
prä-post Unterschiede für alle Emotionen signifikant (p = .000-.005) außer Ekel (p = .052)
Nur in Bezug auf die Induktion von Angst sind die Stimmungs-induktionsvarianten Angst vs. Depressivität unterschiedlich wirksam (p = .001)
Stimmungsinduktion Angst-/Depressionssymptome
0
1
2
3
4
5
6
7
Depression Angst
präpost
prä-post Unterschiede signifikant (p = .000)
Wie lang hielt die Stimmung an?
Stimmungsiduktion Fazit
Zumindest kurzzeitig kann eine negative Stimmung induziert werden
Nach der Induktion einer ängstlichen Stimmung zeigen die VPN
signifikant mehr Symptome einer Angststörung Nach der Induktion einer depressiven Stimmung zeigen die
VPN signifikant mehr Symptome einer depressiven Störung
Emotionsregulation
Gross (1998): „Prozesse, mit denen wir beeinflussen, welche Emotionen wir haben wann wir sie haben wie wir sie erleben und ausdrücken.“
Emotionsregulation
Psychische Störungen gehen einher mit: veränderter emotionaler Aktivierbarkeit
Depression: subjektive Affektverflachung + reduzierte sympathische Reaktivität (EDA, Herzrate, …) (Rottenberg et al., 2002; Salomon et al., 2009, 2013)
Angststörungen: erhöhte subjektive emotionale Reaktivität + erhöhte sympathische Reaktivität (Macatee & Cougle, 2013; Kreibig et al., 2007)
eingeschränkter Fähigkeit zur Emotionsregulation
erfolglose Regulation negativer Emotionen durch Einsatz dysfunktionaler Strategien (Campbell-Sills et al., 2006; Ehring et al., 2010)
Emotionsregulation: Hypothesen
1) a) Reduzierte emotionale Aktivierung bei depressiv gestimmten VPN im Vergleich zur KG b) Erhöhte emotionale Aktivierung bei ängstlich gestimmten VPN im Vergleich zur KG
2) Depressiv und ängstlich Gestimmte sind weniger erfolgreich als KG in der Emotionsregulation, was sich in geringeren Unterschieden in der emotionalen Reaktivität zwischen Betrachten und Regulieren widerspiegelt
3) Dies liegt am signifikant häufigeren Einsatz maladaptiver ER-Strategien bei den depressiv und ängstlich gestimmten VPN
Emotionsregulation passive Betrachtung Emotionale Aktivierung
Methode
Trauer Freude Neutral Trauer Angst Angst
Subjektives Emotionsrating: - Valenz - Arousal
- Basisemotionen
Physiologische Messung der sympathischen Aktivierung: EDA
Ergebnisse zu Hypothese 1: Emotionale Aktivierung
FILME
FreudeNeutralTrauerAngst
Vale
nzbe
wertu
ng (0
-100
)
90
80
70
60
50
40
30
20
10
GRUPPE
Kontrollgruppe
Depressive Stimmung
Ängstliche Stimmung
FILME
FreudeNeutralTrauerAngst
Arou
salbe
wertu
ng (0
-100
)
90
80
70
60
50
40
30
20
10
GRUPPE
Kontrollgruppe
Depressive Stimmung
Ängstliche Stimmung
Valenz: signifikante Filme*Gruppen-Interaktion (p = 0.004) depressive und ängstlich gestimmte VPN bewerten Trauer Film signifikant negativer als KG (p = 0.007, p = 0.000) Arousal: kein signifikanter Gruppenunterschied
* *
Ergebnisse zu Hypothese 2: Emotionsregulation
RegulierenBetrachten
Valen
zbew
ertun
g (0-
100)
72
70
68
66
64
62
60
58
56
GRUPPE
Kontrollgruppe
Depressive Stimmung
Ängstliche Stimmung
RegulierenBetrachten
Arou
salbe
wertu
ng (0
-100
)
70
60
50
40
GRUPPE
Kontrollgruppe
Depressive Stimmung
Ängstliche Stimmung
- insgesamt wurde über alle Gruppen erfolgreich reguliert (Valenz p = 0.002, Arousal p = 0.000) Ausnahmefall: KG bei Valenzrating - Stimmungsinduktion hatte keinen Einfluss auf Fähigkeit zur Emotionsregulation (zumindest beim subjektiven Rating!)
Fazit
depressiv gestimmte VPN zeigen keine signifikant geringere emotionale Aktivierbarkeit als KG oder ängstlich gestimmte VPN
ängstlich und depressiv gestimmte VPN zeigen tendenziell höhere emotionale Aktivierung bei negativen Filmen (Angst, Trauer) als KG
depressiv & ängstlich gestimmte VPN bewerten Trauer Film negativer als Angst Film keine emotionsspezifischen Effekte
depressiv/ängstlich gestimmte VPN sind in der Emotions-regulation mindestens ebenso erfolgreich wie die KG
KG bei Valenzrating als Ausnahmefall: Ausreißeranalyse geplant
Literatur 1 - Emotionsregulation
Campbell-Sills, L., Barlow, D. H., Brown, T. A., & Hofmann, S. G. (2006). Effects of suppression and acceptance of emotional responses of individuals with anxiety and mood disorders. Behavior Research and Therapy, 44, 1251–1263.
Campbell-Sills, L., Barlow, D. H., Brown, T. A., & Hofmann, S. G. (2006). Acceptability and Suppression of Negative Emotion in Anxiety and Mood Disorders. Emotion, 6, 4, 587-595.
Ehring, T., Tuschen-Caffier, B., Schnülle, J., Fischer, S., & Gross, J. J. (2010). Emotion Regulation and Vulnerability to Depression: Spontaneous Versus Instructed Use of Emotion Suppression and Reappraisal. Emotion, 10, 4, 563-572.
Gross, J. J. (1998). Antecedent- and response-focused emotion regulation: Divergent consequences for experience, expression, and physiology. Journal of Personality and Social Psychology, 74, 224–237.
Kreibig, S. D., Wilhelm, F. H., Roth, W. T., & Gross, J. J. (2007). Cardiovascular, electrodermal, and respiratory response patterns to fear-and sadness-inducing films. Psychophysiology, 44, 787-806.
Macatee, R. J., & Cougle, J. R. (2013). The Roles of Emotional Reactivity and Tolerance in Generalized, Social, and Health Anxiety: A Multimethod Exploration. Behavior Therapy, 44, 39-50.
Literatur 2 - Emotionsregulation
Rottenberg, J., Kasch, K. L., Gross, J. J., & Gotlib, I. H. (2002). Sadness and Amusement Reactivity Differentially Predict Concurrent and Prospective Functioning in Major Depressive Disorder. Emotion, 2, 2, 135-146.
Salomon, K., Clift, A., Karlsdottír, M., & Rottenberg, J. (2009). Major depressive disorder is associated with attenuated cardiovascular reactivity and impaired recovery among those free of cardiovascular disease. Health Psychology, 28, 157–165.
Salomon, K., Bylsma, L. M., White, K. E., Panaite, V., & Rottenberg, J. (2013). Is blunted cardiovascular reactivity in depression mood-state dependent? A comparison of major depressive disorder remitted depression and healthy controls. International Journal of Psychophysiology, 90, 50-57.
Konditionierung
Konditionierbarkeit und psychische Störungen
Potenzielle Bedeutung für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Angst bekannt Erhöhte physische Reaktionen und negativere Einschätzungen nach
Erwerb der CS-UCS- Beziehung in der Extinktionsphase Michael et al. (2007); Blechert et al. (2006); Vriends et al. (2011)
Potenzielle Bedeutung bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen? Systematische Negativity bias bei Konfrontation mit negativen Stimuli
allgemein Fales et al. (2008); Watters & Williams, (2011)
CS+
Methode innerhalb der BoDDi
Habituationsphase:
6x CS- und CS+
Acquisitionsphase:
6x CS- und CS+ &
Extinktionsphase:
6x nur CS- und CS+
SCR
HR
Kontingenz- rating
Valenzrating
Trauer Angst Kontroll
Erwartungen
Im Vergleich zur Kontroll- und zur „Trauergruppe“ zeigt die Angstgruppe
Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigt die “Trauergruppe“
eine erhöhte Schock-erwartung beim CS+
eine negativere Einschätzung der Valenz der CS+
eine erhöhte physiologische Reaktion auf die CS+.
eine negativere Einschätzung aller Valenzen der CS
Weitere Auswirkungen??
Konditionierung
Ergebnisse
Ergebnisse
Mixed model ANOVA Innersubjektfaktoren: CS & Phase CS- , CS+ & HAB, ACQ, EXT
Zwischensubjektfaktoren Gruppe Kontroll-, Depressions- & Angstgruppe
Valenz
• Multivariate Tests: Interaktion CS*Phase*Gruppe: p=,003 (Wilks´ Lambda)
CS- CS+
• typischer Verlauf • Angst erhöhter Werte •Trauer: CS- große Differenz zw. HAB & ACQ
• stärkere Unterschiede zw. ACQ und anderen Phasen • negative Stimmung: erhöhte Werte in ACQ und EXT
Kontingenz
• Multivariate Tests: Interaktion CS*Phase*Gruppe: p=,047 (Wilks´ Lambda) • negative Stimmung: Schockerwartung nimmt ab • Trauerstimmung: generell erniedrigte Schockerwartung
• negative Stimmung: Schock- erwartung nimmt stark zu • Trauerstimmung: generell erniedrigte Schockerwartung
CS- CS+
Zusammenfassung
Valenz Unter negativer Stimmung wird CS+ während Acquisitionsphase und
Extinktionsphase negativer eingeschätzt! Besseres Lernen; schlechtere Extinktion
CS- und depressive Stimmung: CS- wird sehr positiv eingeschätzt mehr Polarisierung zwischen CS- und CS+ ?
Angst: erhöhte Werte bei CS-
Kontingenz Erniedrigte Schockerwartung bei trauriger Stimmung
Ext: negative Stimmung Schockerwartung bei CS- deutlich niedriger und bei CS+ deutlich höher als bei Hab Lernen aus Acquisitionsphase beeinflusst Schockerwartung mehr im Vgl. zur
Kontrollgruppe
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!