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1. Einleitung Ein unbekannter Autor schreibt ein Buch, und es wird in kürzester Zeit ein Bestseller. Dieses Phänomen kann man oft beobachten. Sei es ein Liebesroman, eine Sciencefiction oder aber ein Gedichtband, es kann unverhoffte Erfolge erreichen. Stephenie Meyer, die amerikanische Autorin schrieb ihre Buchserie aufgrund ihrer Träume. Sie nahm ihren Traum über die Liebe zwischen einem wunderschönen, alterslosen Mann und einer typischen Schülerin, und verfasste einen populären Liebesroman mit Vampiren und Werwölfen. Das Einkommen von Buchabsatz und Vertrieb der Vampirserie ist 1 in 2015 schon mehr als 1,6 Milliarden Dollar. Der Roman fand also sein Zielpublikum: 2 während die zwei gutaussehenden Jungen kämpfen für die ganz alltägliche Schülerin, können die Mädchen die Bücher nicht ablassen. Manchmal führt ein längerer Weg zum Erfolg. Daniel “Dan” Brown, der weltberühmte amerikanische Schriftsteller veröffentlichte sein erstes Werk Diabolus (auf Englisch: The Digital Fortress) als EBook. Zuerst hatte es keinen großen Erfolg, trotzdem enthielt es eine Menge von typischen “DanBrownElementen”: Die heutzutage sehr populären Konspirationen, originelle Betrachtungsweisen, mysteriöse Organisationen, Rätsel, Änigmen. 3 Zwischen 2012 und 2014 verdiente der Schriftsteller 50 Millionen Dollar. Seinen wirklichen 4 und weltweiten Durchbruch brachte der Roman Sakrileg (unter dem englischen Titel: The Da Vinci Code). Die HarryPotterRomane von Joanne K. Rowling waren auch weltweit glückverheißend. Jochen Hörisch, einer der bekanntesten Literaturwissenschaftler Deutschlands untersuchte die 1 Vgl. Albert, Lisa Rondinelli: Stepheni Meyer: Author of the Twilight Saga. Melrose Park, IL : Lake Book Manufacturing, Inc. 2009. S. 114. 2 Nach der Statistik von Statistic Brain. URL: http://www.statisticbrain.com/totaltwilightfranchisesalesrevenue/, Datum des Zugriffs: 02.01.2015. 3 Vgl. Beuthien, Tanja (17.05.2006): Der Mann hinter dem Da Vinci Code. http://www.stern.de/kultur/film/danbrowndermannhinterdemdavincicode561316.html, Datum des Zugriffs: 02.01.2015. 4 Nach der Statistik von Statistic Brain. In: Statistic Brain, URL: http://www.statista.com/statistics/321754/danbrownearnings/, Datum des Zugriffs: 02.01.2015. 1

Der Empfang des Bösen

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Interpretation und Rezeptionsgeschichte des Romans Er ist wieder da von Timur Vermes.

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Page 1: Der Empfang des Bösen

1. Einleitung

Ein unbekannter Autor schreibt ein Buch, und es wird in kürzester Zeit ein Bestseller.

Dieses Phänomen kann man oft beobachten. Sei es ein Liebesroman, eine Sciencefiction oder

aber ein Gedichtband, es kann unverhoffte Erfolge erreichen.

Stephenie Meyer, die amerikanische Autorin schrieb ihre Buchserie aufgrund ihrer

Träume. Sie nahm ihren Traum über die Liebe zwischen einem wunderschönen, alterslosen

Mann und einer typischen Schülerin, und verfasste einen populären Liebesroman mit

Vampiren und Werwölfen. Das Einkommen von Buchabsatz und Vertrieb der Vampirserie ist 1

in 2015 schon mehr als 1,6 Milliarden Dollar. Der Roman fand also sein Zielpublikum: 2

während die zwei gutaussehenden Jungen kämpfen für die ganz alltägliche Schülerin, können

die Mädchen die Bücher nicht ablassen.

Manchmal führt ein längerer Weg zum Erfolg. Daniel “Dan” Brown, der weltberühmte

amerikanische Schriftsteller veröffentlichte sein erstes Werk Diabolus (auf Englisch: The

Digital Fortress) als E­Book. Zuerst hatte es keinen großen Erfolg, trotzdem enthielt es eine

Menge von typischen “Dan­Brown­Elementen”: Die heutzutage sehr populären

Konspirationen, originelle Betrachtungsweisen, mysteriöse Organisationen, Rätsel, Änigmen. 3

Zwischen 2012 und 2014 verdiente der Schriftsteller 50 Millionen Dollar. Seinen wirklichen 4

und weltweiten Durchbruch brachte der Roman Sakrileg (unter dem englischen Titel:The Da

Vinci Code).

Die Harry­Potter­Romane von Joanne K. Rowling waren auch weltweit glückverheißend.

Jochen Hörisch, einer der bekanntesten Literaturwissenschaftler Deutschlands untersuchte die

1 Vgl. Albert, Lisa Rondinelli: Stepheni Meyer: Author of the Twilight Saga. Melrose Park, IL : Lake Book Manufacturing, Inc. 2009. S. 114. 2 Nach der Statistik von Statistic Brain. URL: http://www.statisticbrain.com/total­twilight­franchise­sales­revenue/, Datum des Zugriffs: 02.01.2015. 3 Vgl. Beuthien, Tanja (17.05.2006): Der Mann hinter dem Da Vinci Code. http://www.stern.de/kultur/film/dan­brown­der­mann­hinter­dem­da­vinci­code­561316.html, Datum des Zugriffs: 02.01.2015. 4 Nach der Statistik von Statistic Brain. In: Statistic Brain, URL: http://www.statista.com/statistics/321754/dan­brown­earnings/, Datum des Zugriffs: 02.01.2015.

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Page 2: Der Empfang des Bösen

Erfolgsstory der Saga. “Gebrauchsanweisungen spielen in "Harry Potter" eine herausragende 5

Rolle: So macht man einen Zaubertrank, so dechiffriert man rätselhafte Buchstabenfolgen, so

gewinnt man ein Quidditch­Spiel, so bedienen die Muggel eine Parkuhr.” Dieser Roman 6

zeigt, dass ein Romanheld kann ein virtueller Popstar sein. Beispielsweise warteten 1000

Fanatiker auf den sechsten Band bis zu 16 Stunden am New Yorker Times Square in einer

riesengroßen Schlange.

Harry Potter, ‘der nach Bibel und Koran größte Bestseller aller Zeiten’, hat der kriselnden Bücher­Branche ‘ihr Selbstbewusstsein zurück geben’ [...], und die Erfinderin von Harry Potter, Joanne K. Rowling, um derenerstePublikation es sich handelte, gehört heute zu den reichsten Frauen der Welt. 7

Die vorher aufgelisteten Autoren gehören sich zu den bekanntesten Verfassern in aller

Welt. Mit mehr als 1,4 Millionen verkauften Exemplaren in Deutschland und anderthalb

Jahren in der “Spiegel”­Bestsellerliste gilt schon der Münchner Autor Timur Vermes als ein

deutscher Erfolgsautor. Es gibt eine breite Palette von Büchern und Filmen, die über

verschiedene (wahre oder fiktiv) Hitler­Geschichten handeln (z. B. der biografische Roman

von Gustav Keller, Der Schüler Adolf Hitler: Die Geschichte eines lebenslangen Amoklaufs,

oder der Inglourious Basterds, der imaginierte US­amerikanischer­deutscher Kriegsfilm von

Quentin Tarantino), aber Vermes sollte etwas Neues zeigen: Er ging gegen den Strich, und

schrieb einen Roman, der sich zunächst einmal in der Gegenwart spielt, und der ein

wirklichkeitsfremd, erschreckend und gesellschaftskritisch ist.

5 Vgl. Hörisch, Jochen: Das Geheimnis von Harry Potters Erfolg. In: Die Welt am 19.07.2007. URL: http://www.welt.de/kultur/article1038908/Das­Geheimnis­von­Harry­Potters­Erfolg.html, Datum des Zugriffs: 02.01.2015. 6 Ebd. Datum des Zugriffs: 02.01.2015. 7 Garbe, Christine: Harry Potter: ein Literatur­ und Medienereignis im Blickpunkt Interdisziplinärer Forschung. Münster: LIT Verlag, 2006.

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Der Mensch ist leider nicht mehr böse genug; die Gegner Rousseau's, welche sagen ‘der Mensch

ist ein Raubthier’, haben leider nicht Recht. Nicht die Verderbniß des Menschen, sondern seine Verzärtlichung und Vermoralisirung ist der

Fluch.

Friedrich Nietzsche: Nachgelassen Fragmente

2. Woher kommt das Böse in die/der Welt?

Das Wort ‘Böse’ bezieht sich in allen Verwendungen immer auf etwas Schlechtes, was

jemandem schaden kann. Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Philosophen, Theologen und

fast alle Menschen mit dieser Frage.

Während Forschungsarbeiten kann man sich mit einem Problem treffen: in vielen

Studien und Artikeln unterscheidet sich die Grammatik in demselben Satz. Wenn die Autoren

die Frage über die Herkunft des Bösen stellen möchten, benutzen sie zwei Möglichkeiten:

a) Woher kommt das Böse in die Welt?

b) Woher kommt das Böse in der Welt?

Auf den ersten Blick könnte man sagen, dass der Satz „Woher kommt das Böse in der Welt?”

einfach falsch ist, aber später wird es anerkannt, dass es zwei theoretische Annäherungen gibt.

Nach dem Satz „Woher kommt das Böse in die Welt?” ist das Böse außer der Welt, es muss

noch herkommen. Wenn man die Existenz der Erbsünde berücksichtigt, nach diesem Satz gibt

es nicht. Der Satz „Woher kommt das Böse in der Welt?” vermutet, dass es schon vom Anfang

an der Welt ist, aber bewegt sich, vielleicht von einem Mensch zu einem anderen. Diese

Differenzen lassen uns denken, dass diese Frage eine Menge von verschiedenen

Behauptungen, Antworten hat. Im Folgenden werden einige Theorien unter die Lupe

genommen.

Nach der griechischen Mythologie begannen alle schlechten Dinge mit einer Büchse. Pandora,

die erste Frau in der griechischen Welt verfügte über eine Büchse. Zeus hat sie gebeten, sie

den Menschen zu schenken. Zeus hat Pandora auch darauf aufmerksam gemacht, dass die

Menschen die Büchse auf keinen Fall öffnen dürfen. Sonst hat Pandora nach ihrer Heirat mit

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Page 4: Der Empfang des Bösen

Epimetheus die Büchse geöffnet. An Ort und Stelle brachen die Übel aus der Büchse aus, so

kam das Schlechte in die Welt. Doch die Büchse enthielte eine einzige gute Angelegenheit:

die Hoffnung. Nachdem die Menschen die Krankheiten, Tod und ähnliche Schlechten kennen

lernten, schließte sie die Büchse zurück. Die Welt wurde trostlos, darum sollte Pandora noch

einmal sie aufmachen. Die Menschen wollten eher mit Hoffnung und Krankheiten leben, als

ohne Hoffnung aber ohne Schlechten. 8

Von Nietzsche stammt die Auffassung, dass die Hoffnung die größte Übel in der Büchse war: Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auchnoch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert. 9

Die Bibel enthält auch die Geburt des Bösen. Adam und Eva waren die ersten Menschen im

Garten Eden. Der Gott hat den Befehl gegeben, dass sie den Apfel des Baumes nicht essen

dürfen. Trotzdem hat sie die Schlange hereingelegt, vom Baum der Erkenntnis von Gut und

Böse zu essen. In dieser Geschichte kann diese Schlange selbst der Teufel sein, der den

Menschen die schlechten Entscheidungen vorschlägt.

Viele Gläubigen wären sicherlich nervös, wenn man ihnen die Frage stellte: Warum hat Gott

auch das Böse geschöpft? Hat er einen Fehler gemacht, oder war es bewusst? Die Antwort

wäre, dass nicht nur Gott, sondern auch ein böser Feind existiert, was in der Bibel als Teufel

genannt wurde. Imre Madách hat in seinem Werk Die Tragödie des Menschen über die

Feindschaft zwischen Gott und Teufel geschrieben. Der Teufel zeigt Adam die Welt, und er

möchte ihm enttäuscht werden. In der Bibel steht also, dass die Menschen nicht ursprünglich

böse sind, sondern es gibt eine Macht in dem Hintergrund, was Leid, Krankheiten oder zum

Beispiel Tod verursachen kann.

In den nach 1945 entstandenen deutschsprachigen Werken sind auch viele Hinweise und

Erklärungen auf das Herkommen des Bösen befindlich. Ingeborg Bachmann, die

österreichische Schriftstellerin war eine überragende Vertreterin dieser Tendenz. In ihrer

8 Vgl. Panofsky, Dora; Panofsky, Erwin: Die Büchse der Pandora. Bedeutungswandel eines mythischen Symbols. Frankfurt: Campus Verlag. 1992. S.17­38. 9 Nietzsche, Friedrich Wilhelm: Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister. Leipzig: C. G. Naumann. 1894. S. 86.

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Erzählung Alles beschäftigt sie sich auch mit dieser eher theoretischen als literarischen Frage.

Wenn ein Kind sein Nachbarkind mitten ins Gesicht griff, erklärt der Ich­Erzähler die Tat:

Denn das Böse, wie wir es nennen, steckte in dem Kind wie eine Eiterquelle. An die Geschichte mit dem Messer brauche ich deswegen noch gar nicht zu denken. Es fing viel früher an, als er etwa drei oder vier Jahre alt war. Ich kam dazu, wie er zornig und plärrend umherging; ein Turm mit Bauklötzen war ihm umgefallen. Plötzlich hielt er inne im Lamentieren und sagte leise und nachdrücklich: „Das Haus anzünden werde ich euch. Alles kaputtmachen. Euch alle kaputtmachen.” […] Er wiederholte seine Drohungen. Hanna, die dazutrat, war zum erstenmal unsicher. Sie wies ihn zurecht und fragte ihn, wer ihm solche Sachen sage. Er antwortete fest: „Niemand.”

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Das Wort “niemand” machte der Mutter klar, dass in dem Kind eine ursprüngliche Finsternis

schwelt.

Friedrich Wilhelm Nietzsche, der bekannte deutsche Philosoph und der Verfasser des Werkes

Jenseits von Gut und Böse war davon überzeugt, dass die Weiber die Bösen sind, zumindest

sind sie schlechter, böser als die Männer. Er ist vor der größten Frauenemanzipation

gestorben, aber er erfuhr schon, dass die Frauen immer größere Rolle haben. Der Philosoph

dachte, dass die Frauen nicht die Wahrheit unterrichteten, sie beschäftigen sich eher mit

Schönheit und Außenbild. Sie verfügen über solche Eigenschaften, die die Seele schlecht,

böse machen. Solche sind die Lügen, die Vorspiegelungen, die Exhibitionismus oder die

Doppelzüngigkeit: 11

Aber es [das Weib] will nicht Wahrheit: was liegt dem Weibe an Wahrheit! Nichts ist von Anbeginn an dem Weibe fremder, widriger, feindlicher als Wahrheit, ­ seine grosse Kunst ist die Lüge, seine höchste Angelegenheit ist der Schein und die Schönheit. Gestehen wir es, wir Männer: wir ehren und lieben gerade diese Kunst und diesen Instinkt am Weibe: wir, die wir es schwer haben und uns gerne zu unsrer Erleichterung zu Wesen gesellen, unter deren Händen, Blicken und zarten Thorheiten uns unser Ernst, unsre Schwere und Tiefe beinahe wie eine Thorheit erscheint. [...] Wir Männer wünschen, dass das Weib nicht fortfahre, sich durch Aufklärung zu compromittiren: wie es Manns­Fürsorge und Schonung des Weibes war, als die Kirche dekretirte: mulier taceat in ecclesia !

12 13

10 Bachmann, Ingeborg: Alles. S. 150. 11 Vgl. Nietzsche, Friedrich Wilhelm: Menschliches, Allzumenschliches. 12 mulier taceat in ecclesia (lat.): die Frau schweige in der Gemeindeversammlung 13 Nietzsche, Friedrich Wilhelm: Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft. Leipzig: C. G. Naumann. 1886. S. 183­185.

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Zwischen Nietzsche und der Nationalsozialismus wurden seit 1945 Parallelen gezogen.

Nachdem Zweiten Weltkrieg analysierten György Lukács und Walter Kaufmann Nietzsche

“als Komplizen des Bösen und der Naziherrschaft”. Ob diese Behauptung wahr ist, wird 14

immer eine Frage, aber sicherlich kann man feststellen, dass Nietzsche in der Kultur des

Dritten Reichs eine bedeutende Rolle spielte. Die Analyse der Zugehörigkeit Nietzsches in der

nationalsozialistischen Kultur, Ideologie oder Politik ist kein Thema dieser Arbeit, aber es ist

keine Frage, dass der Philosophie von Nietzsche durch den Nationalsozialismus als

Nietzscheanisierung benannt wurde, was die Ausbreitung seiner Ideologie wesentlich

begünstigte. Die radikale Rechte nahm die Ideologie schon nach dem Ersten Weltkrieg über.

Sie hielten den Philosoph für einen politischen Denker, der ein einheitliches Europa sehen

mochte, wo gegen Kleinstaaterei und kleine Politik ein Kampf beginnt, um die Herrschaft der

Erde zu verschaffen. Also Hitler, einer der größten Verbrecher aller Zeiten “folgte” einen 15

Philosophen, der mehrmals über das Böse schrieb, und stellte alle philosophischen Gedanken

auf seine Ideologie ab.

Michel de Nostradamus, der französische Arzt und Autor probierte das Geheimnis des Bösen

auflösen – oder eher seinen Herkunft voraussagen. In seinem Werk Die Prophezeiungen

sammelte er seine Prophetien. Das Werk enthält meistens vierzeilige Strophen, Gruppen

gesammelt wurden. Über die Erfüllungen der Schauungen streiten die Menschen seit

Jahrhunderten. Die Enträtselung der Gedichte macht die metaphorische Sprache noch

schwieriger. Manchmal benutzt er konkrete Namen, aber meistens beschreibt er Personen

ohne Namen. Viele Forscher sehen Adolf Hitler in einer Beschreibung, wer in dem Werk als

„Hister” genannt wurde, der eine „Bestie ist”, der einmal die Republik zerstören wird. Als

Hister nannte man früher den Fluss Donau: Es ist bewusst, dass Hitler aus Braunau am Inn

stammt, was in der Nähe von dem Fluss Donau ist. In demselben Gedicht erwähnte

Nostradamus auch das Wort faschee, was man zu dem in den Zweiten Weltkrieg herrschenden

14 Aschheim, Steven E.: Nietzsche und die Deutschen. Karriere eines Kults. Stuttgart; Weimar: Verlag J. B.Metzler, 2000. S.336. 15 Vgl. Ebd. S.258­291.

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Faschismus setzen könnte. Nach anderen Meinungen hinweisen einige Gedichte auf die 16

Gaskammern:

Die Verbannten, deportiert auf die Inseln, zur Veränderung eines sehr grausamen Monarchen, geschehen Mordtaten, und zwei der Funkelnden gemacht, welche dem Gerede nach nicht eingepfercht werden. 17

In diesem Zitat könnten die Inseln die Lager bedeuten, die für die Juden aufgebaut wurde, und

der zweite Teil kann den konkreten Totschlag beschreiben. 18

Diese Konspirationen kann man natürlich bezweifeln, aber Nostradamus gab für die

theoretische Frage „Wer oder was ist das Böse?” noch weitere Möglichkeiten und

Ausgangspunkten.

16 Vgl. Murthi, R. K.: Prophecies Of Nostradamus. Delhi: Pustak Mahal, 2004. S. 116­117. 17 Nostradamus: Prophezeiungen. In: Prophezeiungen, URL: http://nostradamus­prophezeiungen.de/centurien/centurien­frame.html, Datum des Zugriffs: 11.04.2015. 18 Vgl. Murthi, R. K.: Prophecies Of Nostradamus. S. 118­119.

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“Über Hitler wird schon seit den 1940er Jahren gelacht. Auch heute wird er in Sendungen wie ,Switch' parodiert.

Das ist keine Sache, die ich erfunden habe.” Timur Vermes, Bild.de

3. Annäherung an den Roman: Er ist wieder da von Timur Vermes

3. 1. Vom Journalisten zum Schriftsteller

Den Bestseller schrieb ein (bis den Sensationserfolg) unbekannter Autor. Früher

arbeitete er für die Nürnberger “Abendzeitung” und den Kölner “Express”, daneben schrieb er

als Ghostwriter an verschieden Büchern mit. Die Hitler­Satire Er ist wieder da sein erster

Roman. 19

Der Autor Timur Vermes, Jahrgang 1967 hatte keine Angst, über solchen Roman zu

schreiben. In einem Interview mit der Bild Zeitung äußerte er seine Einstellung: Hitler ist

wahnsinnig einfach zu bespötteln, da er sich selbst sehr ernst nahm, und der Schnauzbart, der

Seitenscheitel macht ihm sehr charakteristisch. Diese Eigenschaften können die Menschen und

die Medien seit den 1940er Jahren ausnützen. Vermes wollte alles in den Roman bringen, was

zu Hitler gehörte, und zwar sein Pragmatismus, seine Anziehungskraft und seine kalte

Gewalttätigkeit. Nach der Meinung von Vermes trat das Buch viele Erkenntnisse zutage, und

parallelisiert sein Werk mit dem Buch Die Welle, weil sie die gleichen Effekte und Aussage

haben. Gegeben ist ein Volk oder eine Gesellschaft, die mit verschieden Mitteln gerichtet

werden, ohne es zu bemerken. Für spannendste hält Vermes die Verführung in seinem Roman,

dass der Roman humorvoll ist, und damit bringt er die Leser aus dem Gleichgewicht, obschon

sie noch immer wissen, dass sie die Gedanken von einem Verbrecher lesen. 20

Vermes hatte keine Angst, in dem Namen des ehemaligen Führers zu schreiben. Hätte er,

könnte er so großen Erfolg nicht erreichen. Er hat auch auf die bösartigen Erläuterungen

19 Vgl. Weiß, Hermann: “Er ist wieder da”. Das Buch, das abgeht wie Hitlers Hund. 20 Vgl. Ballerstädt, Moritz: Der unheimliche Erfolg des Romans “Er ist wieder da!”. Was ist an Adolf Hitler so witzig, Herr Vermes? In: Bild am 07.02.2013, URL: http://www.bild.de/news/inland/satire/darf­man­ueber­hitler­lachen­28415650.bild.html Datum des Zugriffs: 15.01.2015.

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reagiert, wie hirnverbrannt kann er sein, er stehe mit ihm auf und lege mit ihm schlafen um zu

ihn zu eigen zu machen. Vermes erklärt, wie sein Buch geschöpft wurde: wenn er das Buch

nicht schriebe, läse Hitlers Mein Kampf, so lernte er die gleiche Sprache und Ausdrücke, so

erreichte er, dass wenn manEr ist wieder daliest, denkt man, dass die Gedanken wirklich von

Hitler stammen. Vermes sagt: “Ein Buch, in dem Hitler auf die Gegenwart reagiert, soll

schließlich authentisch sein”. 21

Vermes arbeitete ein Jahr an dem Buch, und er hielt kein Hitler­Portrait auf seinem

Tisch, sondern Bilder über Menschen, die früher mit Hitler arbeiteten: so könnte er immer

visualisieren, wie seine Umgebung und Bekannten aussahen. Er ist kein Hitler­Freak, er hat

eher eine Abhängigkeit von Popkultur. Er betont, wie viel Spaß während des Schreibens hatte,

wie gut er unterhielt. Wegen der Ich­Erzählperspektive kann der Leser vor allem quasi ein

Komödiantentum lesen. 22

21 Weiß, Hermann: “Er ist wieder da”. Das Buch, das abgeht wie Hitlers Hund. 22 Vgl. Ebd.

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3. 1. Inhaltsangabe

Der Roman von Timur Vermes beschäftigt sich mit vielen heutigen sozialen und

politischen Situationen und Problemen, die der Leser durch den Auspunkt des ehemaligen

Führers lesen kann. Der Autor stellt eine Umgebung vor, in dem Hitler nur seine eigenen

Vorstellungen zu Ende führen möchte.

In der “Was wäre, wenn?”­satire stand Adolf Hitler im Sommer 2011, nach 66 Jahren

seinem vermeinten Tod in Berlin­Mitte in seiner Originaluniform von 1945 auf. Es gab kein

Krieg, keine Partei, keine Eva. Der Führer erinnerte sich nicht, was er am Vorabend getan

hatte. Der ganze Roman gibt keine Erklärung, warum er noch in 2011 gelebt war. Nachdem er

mit einigen Buben, die eine (für den Führer) zwar unverständliche Sprache genutzt hatten, und

die ihn nicht erkannt hatten, ging Hitler in die Stadt. Da er keine Ahnung hatte, dass das Jahr

schon 2011 war, war er noch in dem Bewusstsein, dass es noch Kriegszeit gab. Als er auf

seinem Weg die Stadt beobachtete, glaubte er, dass sich der Zustand der Stadt deutlich

verbesserte:

Mir stockte der Atem angesichts des gewaltigen Ansturms von Licht und Farbe. Ich erinnerte mich, die Stadt zuletzt sehr staub­ oder auch feldgrau wahrgenommen zu haben, auch mit erheblichen Trümmerbergen und Beschädigungen. Doch vor mir lag nichts dergleichen. Die Trümmer waren verschwunden oder zumindest sauber entfernt, die 16 Straßen geräumt. Stattdessen standen an den Straßenrändern zahlreiche, ja zahllose bunte Wagen, die wohl Automobile sein mochten, aber sie waren kleiner, und dennoch schienen bei ihrem Entwurf überall die Messerschmitt­Werke federführend mitgewirkt zu haben, so fortschrittlich muteten sie an. Die Häuser waren sauber gestrichen, in unterschiedlichen Farben, die mich mitunter an Zuckerwerk in meiner Jugend erinnerten. 23

Bald ging er zu einem Kiosk, wo er sich über die aktuellen Geschehnisse informieren wollte.

Er suchte nach der Zeitung Völkischen Beobachter, er hatte nicht gewusst, dass die Zeitung

nur zwischen 1920 und 1945 ausgegeben wurde. Stattdessen sah er zahlreiche bunte 24

23 Vermes Timur: Er ist wieder da. Köln: Eichborn Verlag, 2012. S.15­16. 24 Vgl. Unbekannter Autor: Presse Völkischer Beobachter. Mehr gesprochen. In: Der Spiegel. 15/1967. S.52­58.

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Zeitungen und Zeitschriften, wie zum Beispiel die unbekannte Frankfurter Meinung. Er

beobachtete das Datum: der 30. August 2011. Er wurde schockiert und wurde ohnmächtig.

Der Kioskhaber kümmerte sich um ihn, weil er dachte, dass er nur ein Hitler­Imitator sei. Der

Besitzer bat dem Führer an, im diesem Kiosk zu übernachten. Er wollte den talentvollen

“Imitator” einigen Leuten bekannt machen, die bei TV­Stationen arbeiten, um den

unbekannten Mann berühmt zu machen.

Die in dem Kiosk verbrachte Zeit benutzte Hitler für die aktuelle Stand der Weltpolitik und

die Geschichte von 1945 bis 2011 zu erkennen. Er sah Zeitungen, hörte Radiosendungen,

sammelte die wichtigsten Informationen, um später die Macht in Deutschland wieder zu

übernehmen. Inzwischen half ihm der Kioskbesitzer: Er holte neue Kleidungen, weil der

Uniform noch immer nach Benzin roch. Natürlich brachte der Führer seine Kleidung in eine

türkische Reinigung, zu Yilmaz, wo der Sohn des Inhabers ihn für Stromberg aus der

TV­Serie Switch hielt. Als er von der Reinigung zurückkam, fand er den Kioskbesitzer im

Gespräch mit zwei Leuten: der eine war Joachim Sensenbrink, der andere Frank Sawatzki,

zwei TV­Produzenten von der Agentur Flashlight.Der Kioskhaber stellte den Führer vor, wer

sogleich vom Polenfeldzug referierte. Die Kostprobe erreichte die entsprechende Wirkung, sie

hielten es als ein gut einstudierte Vorstellung oder eine hervorragende Improvisationsnummer.

Sie wollten mit ihm in Beziehung bleiben, und später mit ihm eine Aufnahme machen.

Hitler zog in ein Hotel ein, wo er sich wieder mit der modernen Technologie traf. Die größten

Interesse brachte der Fernseher, und im Allgemeinen die Fernsehsendungen aus, die nach

seiner Meinung unerfreulich und komisch sind. Jedoch fand er heraus, dass wenn er auf die

Macht zurückkehren möchte, muss er dieses hochwertige Propagandamittel bedeutend

ausnutzen.

Ich weiß nicht mehr, wie ich in dieser Situation noch die Kraft zu einem eigenen Gedanken aufbringen konnte, allein – es durchzuckte mich eine Eingebung: Dieser organisierte Irrsinn war ein raffinierter Propagandatrick. Das Volk sollte offenkundig selbst angesichts furchtbarster Nachrichten den Mut nicht verlieren, weil die ewig laufenden Bänder beruhigend signalisierten, was der Sprecher gerade verlas, sei nicht so wichtig, als dass man sich nicht genauso gut für die Sportmitteilungen darunter entscheiden konnte. [...] Mit dieser Technik hätte man zu meiner Zeit mancherlei dem Volke beiläufig vermitteln können. Vielleicht nicht unbedingt ein Stalingrad, aber doch, sagen

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wir, die Landung alliierter Truppen in Sizilien. Und dann würde man umgekehrt bei Erfolgen der eigenen Wehrmacht schlagartig die Textbänder entfernen und in die Stille hinein sagen: Heute haben heldenhafte deutsche Truppen dem Duce die Freiheit zurückgeschenkt!

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Kurze Zeit später besuchte er die Agentur Flashlight, und er schrieb den Vortrag in seiner

Uniform unter. Er hatte doch einige Probleme: Er hatte keine Adresse, kein Konto, keinen

Ausweis. Der Sender sah eine riesengroße Möglichkeit in seinem “Method­Acting”, hatte

keine Ahnung, dass er wirklich der Führer sein konnte, so kümmerten die TV­Mitarbeiter mit

diesen Problemen, und organisierten alles. Hitler bekam eine Sekretärin, Frau Krömeier, die

nicht zu positive Gefühle aus dem Führer hervorrief: Sie hatte zu starke, schwarze Schminke,

dunkle Kleidungen. Dazu kam noch, dass der Führer Computer und Handy kennenlernen

musste. Dann wurde es ihm bewusst, dass diese Frau ihm noch bei vielen Problemen helfen

könnte.

Der erste Auftritt hatte Hitler in der Comedy­ShowKrass, Alterdes türkischen Comedians Ali

Wizgür. Nachdem flammenden Rede von Hitler wusste das Publikum nicht, wie es reagieren

sollte. Wizgür wurde erzürnt wegen der Demolierung seiner Sendung, die Zahlen jedoch

zeigten anders: Im Internet klickten an den Hitler­Auftritt millionenfach an und Hitler wurde

bei dem Sender gefeiert.

Beim Kiosk las Hitler in unterschiedlichen Zeitungen die Kritiken, zwischenzeitlich wurde es

ein Hit auf YouTube, in dem Hitler ein weiteres Propagandamittel sah. Die Produzenten

machen Pläne, wie sie aus Hitler einen noch größeren Star machen könnten. Hitler begann die

Leute auf den Straßen über den aktuellen Problemen in Deutschland zu befragen, und diese

Gespräche wurden später in der Sendung abgespielt. Der Führer bekam eine eigene

Homepage, und die enthusiastischen Fanatiker konnten auch Fan­Artikel, wie zum Beispiel

Shirts und Krüge kaufen.

In Bild­Zeitung wurde über Hitler negative Anschauungen geschrieben, zitierten Politiker, die

seinen Humor völlig geschmacklos fanden. Die Zeitung kritisierte den Punkt, dass der

“Comedian” seine wahre Identität nicht an die Öffentlichkeit bringt. Die Zeitung behauptete,

dass er für seine Sekretärin, Frau Krömeier Gefühle hat. Danach bekam sie sowohl ausfallende

25 Vermes Timur: Er ist wieder da. S.109.

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als auch bedrohliche Mails. Sie konnten die Sekretärin nicht abbrechen, sie wollte noch immer

für den Führer arbeiten. Trotzdem entschied sich Hitler, zusammen mit Sawatzki und

Sensenbrink ein Interview für Bild zu machen. Aber das Interview führte sich zu nichts, der

Führer ließ sich nicht in unangenehmer Situation zu bringen. Mit einem klugen Kunstgriff

erreichte noch Hitler, dass das Bild von nun über ihn nur positiv schrieb.

Danach besuchte er die Parteizentrale der NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands)

in Berlin­Köpenick, wo er sich mit dem Parteivorsitzenden Holger Apfel traf. Es kam ans

Tageslicht, dass der Führer mit der Situation der Partei unzufrieden ist. Dann bekam die

Executive Vice President der Agentur Frau Bellini die Idee, eine Sondersendung zu machen,

in dem der Führer seine Gedanken über die aktuelle politische Situation vortragen könnte. Er

bekam eine eigene Sendung, in der er seine Rede hielt und mit Politikern sprach.

Die Sekretärin konnte die Arbeit für Hitler nicht weitern. Es wurde bewusst, dass ihre beliebte

Großmutter eine Jüdin ist, und die Familie ihrer Großmutter wurde in der Zeit der

Nationalsozialismus ermordet wurde. Die Sekretärin mitbekam, was die Menschen in dem

Dritten Reich erlebten mussten.

In der Kulturseite der Qualitätspresse wurde Hitler immer populärer, er gewann auch für seine

Darbietungen den Grimme­Preis. Er war schon ein Star, wurde auch ans Oktoberfest

eingeladen. Dort gab es eine Konfrontation, als er als Autogramm ein Hakenkreuz auf das

Dirndl einer ihm nicht bekannten Prominenten gab.

Zurück in Berlin plante Hitler eine neue, große Wohnung zu kaufen. Nachdem er seine

Wohnung am Prenzlauer Berg gefunden, ging er abends mit Frau Bellini in der Oper. Einmal

wurde er auf dem Weg in die Oper durch rechtsextreme Skinheads zusammengeschlagen. Er

bekam schwere Verletzungen und wurde ins Krankenhaus getragen. Danach wurde er in der

Presse als Kämpfer gegen den Rechtextremismus benannt, darum bekam er viele Angeboten:

verschiedene Parteien und Politiker riefen ihn an, um ihm die Mitgliedschaft anzubieten. Ein

Verlag bot die Möglichkeit: Wenn der Führer ein Buch über sein Leben und Gedanken

schreiben würde, würden sie es ausgaben. Hitler nahm dieses Angebot an, aber er lehnte alle

politischen ab. Mit der Veröffentlichung seines Buches und mit seiner eigenen Show plante

Hitler seine neue Propaganda zu aufbauen.

13

Page 14: Der Empfang des Bösen

3. 2. Charakterisierung, Figurenkonstellation

Nach 1945 wurden viele literarische Romane, Dramen, Erzählungen geschrieben, die

Hitler als Haupt­ oder Nebenfigur stellte. Botho Strauß, ein deutscher Schriftsteller und

Dramatiker behauptete, dass Hitler in meisten Schreiben gegenwärtig sei. 26

Dieser mächtigste Nachzehrer unter den Deutschen ist ohnehin immerzu anwesend in der endlosen Verkettung ihrer Negationen, Radikalismen, Nichtungsgelüste, Gesinnungsfieber. In meinem Zeitlebens bleibt alles von innen und außen durch Vergangenheit erpreßt. Es gibt kein von ihm verschontes Schreiben und Meinen. Geboren zu nah dem Epizentrum des Bösen, um nicht von ihm erfaßt zu werden und Existenz zu erfahren als Hin­ und Hergeworfensein.

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In dem Roman von Timur Vermes ist selbst Hitler der Ich­Erzähler, und die

Geschichte spielt in der Gegenwart, alle Geschehnisse werden aus seiner

nationalsozialistischen Sicht erzählt. Wenn er sich schon am Anfang des Werkes mit den

Fußballspielern trifft und den Namen “Ronaldo” auf dem Trikot sieht, ruft er den Buben

“Hitlerjugend Ronaldo”. Der “moderne” Hitler sieht alle heutigen Phänomene in Beziehung

mit seinen vorigen Plänen. Als er einen Rasierapparat besorgen möchte, entdeckt er zum

ersten Mal die erneuerte Marktwirtschaft. In dem neuen System kann man selbst die

nützlichen Waren in einem großen Verkaufslager auswählen, wozu man keinen Verkäufer

braucht. Nur in der Kasse steht ein Kassierer. Hitler entdeckt schnell:

Erst allmählich erschloss sich mir der Zusammenhang: In wirtschaftlicher Hinsicht hatte dies mehrere Vorteile. Der Drogist konnte zunächst große Teile seines Verkaufslagers zugänglich machen und hatte damit mehr Verkaufsfläche. Des Weiteren konnten sich hundert Kunden selbst natürlich schneller bedienen, als zehn oder gar zwanzig Verkäufer es gekonnt hätten. Und zu guter Letzt sparte man sich auch diese Verkäufer. Der Vorteil lag auf der Hand: Bei einer flächendeckenden Einführung dieses Prinzips, so schätzte ich überschlägig, konnten in der Heimat sofort rund 100–200000 Einsatzkräfte für den Fronteinsatz freigemacht werden.

28

26 Vgl. Atze, Marcel: “Unser Hitler”: der Hitler­Mythos im Spiegel der deutschsprachigen Literatur nach 1945. Göttingen: Wallstein Verlag, 2003. S.30­31. 27 Ebd. S.31. 28 Ebd. S.510.

14

Page 15: Der Empfang des Bösen

Auf Hitler übte aber nicht nur die politische Betrachtungsweise von Nietzsche große Wirkung

aus, sondern auch seine Konzeptualisierung über den modernen Mensch, der sogenannte

“Übermensch”. Als sich Hitler mit diesem Begriff traf, wurde es ihm klar, dass eine

Rassenmischung unannehmbar ist, weiterhin dass die arische Rasse herausragend ist, sie

haben die größte Chance zu überleben. Alle anderen Rassen nahm er minderwertiger, und für

die wichtigste Aufgabe der Deutschen hielte er “die Pflichterfüllung”: “Pflichterfüllung, das

heißt, nicht sich selbst genügen, sondern der Allgemeinheit dienen”. Diese Gedankenfolge 29

kommt auch in dem Roman mehrmals vor. Wenn er sich zum Beispiel mit Wikipedia trifft,

denkt er, dass es ein “urgermanischen Nachschlagewerk” sei, “unschwer als eine 30

Wortschöpfung zu erkennen aus Enzyklopädie und dem altgermanischen Forscherblut der

Wikinger”. Er beschäftigt sich auch mit Rassenmischung, vor allem mit den vielen Türken 31

in Deutschland. “Die Türken, die ich sah, sahen aus wie Türken, eine Verbesserung durch

arisches Blut war da nicht konstatierter, obwohl die Türken daran sicher ein erhebliches

Interesse hatten. Schleierhaft blieb mir jedoch, was der Türke in so großer Zahl auf der Straße

trieb.” Wegen dieser Behauptungen kann der Roman auf den Leser die Wirkung ausüben, 32

dass er die eigene Ideologie des vorherigen Führers liest.

Die Sprachlichkeit des Romans spielt auch eine bedeutende Rolle. Der Wortschatz passt sich

an Hitlers Rede vollkommen an. Daneben wird es dargestellt, wie die Sprache in den letzten

70 Jahren veränderte. Es ist vor allem an die Sprache von Frau Krömeier vernehmbar. Die

englischen Wörter sind in ihrem Wortschatz aufgegangen, sie artikuliert überhaupt nicht (“Na

det, wat der de Niro ooch macht. Und der Patschino. Messed Ekting. Wo man so janz drinne is

in seine Rolle?” ). 33

Hitler in dem Roman ist ein genialer Volksredner: Die Menschen betrachten ihn als ein

sehr talentierter Imitator. Diese Situation kann die Hauptfigur ausnützen, um seine Ziele zu

erreichen: Er möchte seine Macht in Deutschland zurückgewinnen und seine Parteistärken.

Dazu muss er alle historische Geschehnisse erkennen, die Zeitungsartikel und

29 Hitler, Adolf: Mein Kampf. München: Franz Eher Nachf., 1943. S. 327. 30 Vermes Timur: Er ist wieder da. S. 182. 31 Ebd. S. 182. 32 Ebd. S. 170. 33 Ebd. S. 170.

15

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Fernsehsendungen unter die Lupe nehmen. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart entsteht

eine interessante Beziehung, deren Verursacher selbst die nationalsozialistische Ansicht von

Hitler ist.

16

Page 17: Der Empfang des Bösen

4. Der Empfang des Romans

4.1. Der Empfang in deutschsprachigen Medien

Der Roman Er ist wieder da von Timur Vermes wurde im 2012 auf der Frankfurter

Buchmesse vorgestellt, und es erreichte rasch einen Überraschungserfolg: kürzesten Zeit

verfügte es über den ersten Platz der Bestsellerlisten. Auf der Spiegel­Bestsellerliste 34

“Hardcover/Belletristik” konnte es das Podium in 6 Wochen erreichen, und in 12 Wochen

wurde es schon das Erste. Diese Platzierung behielt der Roman 12 Wochen lang, aber später

kehrte er mehrmals zurück.Der Spiegelgibt jede Woche solche Listen aus, und der RomanEr

ist wieder da kam 69­mal, also circa anderthalb Jahren lang auf dieser Bestsellerliste vor. 35

Das Taschenbuch steht bis heute auf der Liste. 36

Das Buch publizierte ursprünglich der Eichborn

Verlag, und es verkaufte die Übersetzungsrechte schon für

42 ausländische Verlage, zur Zeit sind davon 32 Verlage

fertig mit die Arbeiten, und setzten das Buch auf das

Bücherregal. Neben anderen sind diese Werke auf

Ungarisch, Englisch, Katalanisch, Türkisch, Polnisch

übersetzt.

Das Cover des Buches ist sehr frappant und erregt schnell

die Aufmerksamkeit. Man sieht den berühmten

Seitenscheitel des Führers, und natürlich den kleinen

34 Vgl. Thanscheidt, Georg: Wie Hitler zum Bestseller wurde. “Er ist wieder” da von Timur Vermes. In: Abendzeitung am 21.02.2013, URL: http://www.abendzeitung­muenchen.de/inhalt.er­ist­wieder­da­von­timur­vermes­wie­hitler­zum­bestseller­wurde.539f5b92­d459­4211­bada­a52f6ae9a799.html, Datum des Zugriffs: 12.11.2014. 35 Nach der Statistik von Buchreport. In: Buchreport Online am 30.03.2015, URL: http://www.buchreport.de/bestseller/bestseller_einzelansicht.htm?no_cache=1&tx_bestseller_pi1%5Bisbn%5D=9783847905172 , Datum des Zugriffs: 30.03.2015. 36 Nach der Statistik von Buchreport. In: Buchreport Online am 30.03.2015, URL: http://www.buchreport.de/bestseller/bestseller_einzelansicht.htm?no_cache=1&tx_bestseller_pi1%5Bisbn%5D=9783404171781, Datum des Zugriffs: 30.03.2015.

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Page 18: Der Empfang des Bösen

Schnurrbart, der selbst den Titel enthaltet: Er ist wieder da. Alles auf weißem Grund.

Neben den guten Ergebnissen und großen Erfolg hat das Buch zahlreiche positive Kritiken

bekommen. Die Abendzeitung verweist man darauf, dass am Anfang noch keine Reaktionen

die Publikumsmedien gaben: sie hielten sich mit Besprechung zurück. Dann die Ersten

Kritiker fanden die Hitler­Satire relativ komisch, aber auch sehr lang. Die Journalistin von 37

der Zeitung Die Zeit, Ursula März schrieb keine ausführliche Analysierung oder Kritik über

das Buch, sondern die Auferstehung des Eichborn Verlags: nach der kleinen Geschichte über

Felix Rudloff, den neuen Leiter des Verlags kann man ihre Gedanken erkennen. Sie hebt aus

dem Roman die Kritik der Fernsehsendungen hervor, das Cover des Spitzentitels hervor. Sie

meint, dass “die gallige Politsatire [...] in ihren Einzelschritten und Details erschütternd

plausibel” ist. Über den Zustand des Verlags hat auch Der Spiegel geschrieben: “Der Erfolg 38

von "Er ist wieder da" ist der Coup eines Verlags, der eigentlich so tot war wie Hitler

himself.” Stefan Schmitz, Journalist von dem Stern formulierte auch eher positive Kritiken 39

über das Buch. Vor allem findet er die Geschichte zynisch, witzig, und grenzwertig. 40

Das alles auch noch in Ich­Form. Vermes zwingt den Leser, sich zumindest gelegentlich mit diesem Hitler zu identifizieren. Das klingt brandgefährlich, zynisch und wie der neueste Auswuchs einer Hitler­Vermarktungsmaschine, die jedes Tabu bricht, um Auflage und Geld zu machen. Aber Vermes gibt sich Mühe, seine Kalauer zu vergiften.

41

Womöglich hatten die Schriftsteller nach 1945 Angst, weil sie nicht hervorsehen können, wie

das Publikum auf Hitler­Romane reagieren wird. Im Allgemeinen ist es bemerkbar, dass gegen

mit der Nazi­Vergangenheit beschäftigende Romane und Filme ein bedeutender Widerstand

auftritt. In den nach 1945 entstandenen Werken steht Hitler nicht in dem Mittelpunkt, er ist

nur als Widerschein dessen Mythos. Vor 1945 wurde dieser Hitler­Mythos aufgebaut, als er in

37 Vgl. Thanscheidt, Georg: Wie Hitler zum Bestseller wurde. “Er ist wieder” da von Timur Vermes. 38 Vgl. Ursula, März: Der Mann für die Langstrecke. Eichborn Verlag. In: Zeit Online am 15.10.2012, URL: http://www.zeit.de/2012/41/Eichborn­Verlag­Felix­Rudloff/komplettansicht, Datum des Zugriffs: 12.11.2014. 39 Höbel, Wolfgang: Unvorstellbare Witzfigur. In: Der Spiegel am 11.03.2013, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d­91488765.html, Datum des Zugriffs: 12.11.2014. 40 Vgl. Schmitz, Stefan: Heiße Ware unter dem Weihnachtsbaum. Hitler­Roman “Er ist wieder da”. In: Stern am 13.12.2012, URL: http://www.stern.de/kultur/buecher/hitler­roman­er­ist­wieder­da­heisse­ware­unter­dem­weihnachtsbaum­1941682.html, Datum des Zugriffs: 12.11.2014. 41 Ebd. Datum des Zugriffs: 12.11.2014.

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Page 19: Der Empfang des Bösen

verschiedenen Werken als Held (zum Beispiel als Tierfreund, oder Künstler) dargestellt

wurde. Heute möchten es die Schriftsteller mit literarischen Schöpfungen zerstören. Das

Schreiben über Hitler ist ein großer Teil der Erinnerung an den Holocaust, Hitler bleibt im

kollektiven Gedächtnis noch lange wichtig. 42

Dementgegen wählte Timur Vermes dieses Thema, und machte sich einen Witz aus der

Geschichte und aus der Menschheit. Auf jedem Fall können Witz und Böse Hand in Hand

gehen.

Wenn Humor eine Waffe ist, gegen wen kämpft man dann? Wer ist der Böse? Humor, der sich auf die Kommerzialisierung des Holocaust bezieht, greift die Scheinheiligkeit und das Missverhältnis unserer pathetischen Worte und unseres wirklichen Empfindens an, wenn wir sehr große Gefühle nutzen, um viel geringere Ziele zu erreichen. Jeder Witz der Welt, der auf Grundlage Disparität funktioniert, ist vollkommen legitim. 43

Ob der Roman wirklich witzig ist, gehen die Meinungen auseinander. Schon selbst in dem

Buch kommt diese Frage mehrmals vor. Nachdem seine Sekretärin die Geschichte ihrer

jüdischen Familie kennenlernt, sprach um Hitler an, um mit diesem Thema aufzugeben: “Ja!

Oder Sie beschimpfen einfach Leute! Det muss dann nich mal witzig sein! Warum müssen Sie

denn immer der Hitler sein?” Sie interpretiert die Meinung von ihrer Großmutter auch, die in 44

diesem Fall betroffen ist. Sie findet den Comedian ebenso nicht witzig, dass es da nichts zu

lachen gibt. Die Sekretärin probiert ihrer Großmutter zu erklären, dass es nur eine Satire ist,

und das der Führer es macht bedeutet nicht, dass solche Geschehnissen und wieder

vorkommen könnten. In dem Roman wurde mehrmals klargemacht, dass das Thema “Juden” 45

nicht witzig ist, als wäre es ein wiederkehrender Rechtfertigungsversuch von dem Autor.

Die Journalisten und Kritiker nahmen auch dieses Problem aufs Korn. Genial und sehr

unterhaltsam fand der Schreiber des n­TV­Artikels das Buch:

Wenn man Timur Vermes' Buch "Er ist wieder da" liest, kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Bereits die ersten Seiten, als Hitler ­ wie auch immer ­

42 Vgl. Atze, Marcel: “Unser Hitler”: der Hitler­Mythos im Spiegel der deutschsprachigen Literatur nach 1945. Göttingen: Wallstein Verlag, 2003. S. 30­39. 43 Erk, Daniel: So viel war Hitler selten. Die Banalisierung des Bösen oder warum der Mann mit dem kleinen Bart nicht totzukriegen ist. München: Wilhelm Heyne Verlag, 2012. S. 230. 44 Vermes Timur: Er ist wieder da. S. 437. 45 Vgl. Ebd. S. 439.

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Page 20: Der Empfang des Bösen

in der Gegenwart auftaucht und sich verwirrt versucht, in der neuen Welt zurechtzufinden, sind so irrwitzig, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will. Hitler stößt auf ein zynisches Deutschland, in dem Erfolgsgeilheit hemmungslos ausgelebt wird. [...] Der Leser muss darüber anfangs schmunzeln, aber sobald er die Tragweite dessen erahnt, was hinter all der Satire und Persiflage steckt, ist die Gänsehaut garantiert. 46

In seinem Artikel Das Buch, das abgeht wie Hitlers Hund erwähnt Hermann Weiß (Die

Welt) auch einige unterhaltsame Elemente des Buches: wenn Hitler das Graffiti für eine

“in meiner Abwesenheit entwickelte, eigene Schrift” hält, und wird darüber ärgert, dass er

diesen politischen Wahlspruch nicht entziffern kann. Manche Szene hält er eher

schockierend als humorvoll, vor allem die eine, in der Hitler seine Gedanken über

Fernsehen mitteilt, und den “Propagandatrick” erkennt.

Cornelia Fiedler von Süddeutsche Zeitung sieht den enormen Erfolg gar nicht in

der literarischen Qualität des Romans. Sie bemerkt, dass der Ich­Erzähler konsequent

Hitlerisch spricht: “Die verschraubt, feldwebelnden Gedankengänge und

Brachialanalysen, die er ihm in den Mund legt, stehen "Mein Kampf" in Sachen

schwerfälliger Metaphorik in nichts nach.” Ihrer Meinung nach ist der größte Vorzug 47

des Romans die “Banalisierung des Bösen” ist, ähnlich wie in dem Roman. 48

46 Badtke, Thomas: Adolf Hitler ­ Er ist wieder da!. “‘Bild’ finanzierte den Führer”. In: n­tv am 17. Oktober 2012, URL: http://www.n­tv.de/leute/buecher/Adolf­Hitler­Er­ist­wieder­da­article7485021.html, Datum des Zugriffs: 18.11.2014. 47 Fiedler, Cornelia: Ha, ha, Hitler. Bestseller­Roman “Er ist wieder da”. In: Süddeutsche Zeitung am 09.01.2013, URL: http://www.sueddeutsche.de/kultur/bestseller­roman­er­ist­wieder­da­ha­ha­hitler­1.1568685, Datum des Zugriffs: 18.11.2014. 48 Vgl. Ebd.

20

Page 21: Der Empfang des Bösen

4.2. Der Empfang in ausländischen Medien

In England war der Roman auch erfolgreich. Vermes äußerte der Münchner

Abendzeitung, dass die Engländer für ungewöhnlich halten, dass dieses Buch aus

Deutschland kommt, weil die Deutschen als humorlose Menschen gelten. Das Werk war

auch in England ein Bestseller. 49

Die englische Ausgabe bekam den TitelLook Who’s Back.Die englischen Medien

nahmen unter die Lupe, ob die Deutschen über Hitler lachen dürfen, und das Thema

verursachte mehrmals Konflikte. Die freie Journalistin Sophie Hardach berichtete in

ihrem Blog, wie zurückgeschreckt war sie, wenn sie bemerkte, dass ihre Schlagzeile

“Bestseller veranlasst Deutsche zu fragen, ob es okay ist, über Hitler zu lachen” von der

Daily Telegraph Redaktion in “Wie die Deutschen sich wieder in Hitler verliebt haben”

verändert wurde. 50

In einer englischen Beschreibung des Buches kann man lesen, dass Vermes kluge

psychologische Observationen tat, die das lächerliche Verhalten der Menschen

beschreiben, wenn sie mit einem unwahren Adolf Hitler treffen würden. 51

In 2014 konnte der Vermes Roman auf 1 in die Buch­Charts der “Times” einsteigen, so

verdrängte es den heimischen Bestseller­Autor Jeffrey Archer von der Spitze. Bis dann

worden schon 20000 Exemplaren in Japan verkauft, die das originelle Cover behielten.

Nach der Meinung von Timur Vermes konnte mit diesem Erfolg auch die gute

Übersetzung mitwirken. Der Autor präsentierte sein Buch auch in England, wo er in zwei

verschiedenen TV­Sendungen das gleiche Thema mit der gleichen Gesprächspartnerin

bekam: “Ist so etwas in Ordnung oder nicht?”. 52

49 Vgl. Unbekannter Autor: Timur Vermes freut sich über Erfolg in England. In: Bild Newsticker, URL: http://www.bild.de/regional/muenchen/timur­vermes­freut­sich­ueber­erfolg­in­england­35526768.bild.html, Datum des Zugriffs: 10.04.2015. 50 Vgl. Thomas, Gina: “Er ist wieder da” erscheint in England. Die Insel und die Hitler­Strähne. In: Frankfurter Allgemeine am 25.03.2014, URL: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/timur­vermes­channel­4­hitler­straehne­in­england­12861854.html, Datum des Zugriffs: 10.04.2015. 51 Vgl. Buchbeschreibung in: New Books In German, URL: http://www.new­books­in­german.com/english/1176/354/354/129002/design1.html, Datum des Zugriffs: 10.04.2015 52 Vgl. Thanscheidt, Georg: Timur Vermes über Fortsetzung und “Look Who’s back”. “Er ist wieder da”: Hitler erobert England. In: Abendzeitung am 14.04.2014, , URL:

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In Ungarn erschien das Buch in 2013. In den Buchhandlungen standen die Exemplaren

mehrere Wochen lang auf dem “Erfolgsregal”, aber die Kritiker erspartem dem Autor die

negative Meinungen nicht. An der Seite “Magyar Narancs” kann man die Meinung von

Bálint Kovács lesen, die den Roman einfach manieriert und langweilig hält. Er schildert

die Gedanken im Buch weder überraschend noch original, und vor allem hält er Vermes

für allzu sehr zimperlich. 53

Die Seite “Könyves Blog” wählt jede Woche ein Buch aus, das die Redakteure für

lesenswert halten, und am 06. September 2013 wählten sie den Roman von Vermes. In

dieser Buchbeschreibung kann man lesen, dass Vermes über die Nazis nicht spöttelt, er

stellt nur einen Spiegel gegenüber den Leser. Der Autor des Artikels meint den

Ich­Erzähler aggressiv, den man ernst nehmen kann. 54

http://www.abendzeitung­muenchen.de/inhalt.timur­vermes­ueber­fortsetzung­und­look­who­s­back­er­ist­wieder­da­hitler­erobert­england.514e7ed8­0653­4354­8c74­bfb0935f5d9d.html, Datum des Zugriffs: 10.04.2015 53 Vgl. Kovács, Bálint: Timur Vermes: Nézd, ki van itt. In: Magyar Narancs Online am 03.10.2013, URL: http://magyarnarancs.hu/konyv/timur­vermes­nezd­ki­van­itt­86824, Datum des Zugriffs: 10.04.2015 54 Vgl. erreni (Benutzername): Hitler él és élvezi. In: KönyvesBlog am 06.09.2013, URL: http://konyves.blog.hu/2013/09/06/nicsak_ki_beszel_913, Datum des Zigriffs: 10.04.2015

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Page 23: Der Empfang des Bösen

5. Zusammenfassung

Der Triumph des Werkes ist unwiderlegbar, auch wenn es unzählbare negative

Beurteilung bekam. In seinem Artikel Unvorstellbare Witzfigur stellt Wolfgang Höbel (Der

Spiegel) dar, dass der Erfolg ist den Jugendlichen zu verdanken: “Man muss wohl auch sagen,

dass es vor allem jüngere Käufer waren, die dieses eigentlich eher hölzern geschriebene Buch

zum Bestseller machten.” Wie hat Er ist wieder da solchen großen Erfolg erreichen? Timur 55

Vermes gibt in seinem Roman die Antwort, und erzählt alle Schritte seiner Arbeit ausführlich.

Das Cover und der Preis machen die Kunden auf das Buch schon in der Buchhandlung

aufmerksam. Die Zeitsteuerung von der Veröffentlichung war auch vorwurfsfrei, weil das

Buch zu Weihnachten schon in den Läden, im besten Fall auf dem Schaufenster stehen konnte.

Die Themenwahl erweist sich als erfolgreich: Die Menschen interessieren sich noch immer für

Hitler, dieses Thema bleibt immer in dem Mittelpunkt. Wie in der Handlung Hitler gleich

Wind macht, erhält das Buch das gleiche. Es war auch voraussehbar, dass man die Schrift

ohne Kritik nicht lassen will. Und wenn zum Beispiel ein Journalist über das Buch etwas

schreibt (sogar schlechtes, als gutes), dann bekommt es immer größere Interesse.

Der Verlag ging mit der Propaganda weiter: Der deutsche “Grimme”­Preisträger Schauspieler,

Hörbuch­ und Synchronsprecher Christoph Maria Herbst leiht dem Früher seine Stimme. “Er

tut dies so eindrucksvoll, dass man die komplette Hörbuchversion von "Er ist wieder da" in

einem Ruck durchhört. Herbsts Hitler­Stimme und seine Intonationen geben der Romanfigur

den letzten Kick, sie sind gewissermaßen das i­Tüpfelchen.” Der Verlag hat auch ein Video 56

auf YouTube hochgeladen, in dem eine minimalistische Darstellung des Führers sichtbar ist.

Es geht um eine Parodie, in dem der Hitler verschiedene Bartformen bekommt, er ist aber

selbstverständlich bis Ende nicht zufrieden, als er endlich seinen Hitlerbart bekommt. Am

Ende kommt natürlich der Anruf: Man kann das Hörbuch und das Hardcover sehen, und eine

große Schrift: “Jetzt kaufen”. Trotzdem kam der erhoffte große Erfolg nicht. Bis Anfang 2015

hatte es nur circa 153 Tausend Zuschauer, dazu klickten 348 Menschen auf “Gefällt mir” und

55 Höbel, Wolfgang: Unvorstellbare Witzfigur. 56 Badtke, Thomas: Adolf Hitler ­ Er ist wieder da!. “‘Bild’ finanzierte den Führer”.

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25 Zuschauer auf “Gefällt mir nicht” angeklickt. Auf der YouTube zählt es nicht als gutes

Ergebnis. 57

Der Mitarbeiter der n­TV­Seite schrieb in 2012: “Da Vermes das Ende des Buches offen lässt,

bleibt nur zu hoffen, dass ein weiterer Teil folgt ­ und eine Verfilmung.” Es scheint so, dass 58

seine Wünsche erfüllt werden. Im Jahre 2014 begann die Verfilmung des Romans. Den Film

bringen Constantin Film und Mythos Film auf die Kinoleinwand, das Drehbuch schreibt

Timur Vermes. Die Produzenten sind Christoph Müller und Lars Dittrich in Co­Produktion

mit Constantin Film. Sie werden den Film in 2015 ins Kino bringen. Als Konzept benutzen 59

sie etwas Interessantes: der Schauspieler Oliver Masucci als Diktator verkleidet tritt in

deutsche Alltagssituationen ein es kann natürlich viele Probleme, Sorge und Furcht

verursachen, aber das Buch handelt sich um gerade dieses Phänomen. Natürlicherweise 60

werden auch einige Veränderungen verwendet, zum Beispiel erwacht Hitler 4 Jahre später (im

2015) als in dem Roman.

Ob der Film, oder eine eventuelle Weiterführung ähnliche Ergebnisse produzierte,

kann man schwierig voraussagen: das Werk hat sowohl vernichtende als auch versprechende

Rezensionen bekommen, aber die Geschichte konnte nur einmal etwas Neues zeigen. Oder

hält noch der Autor Überraschungen bereit? Eins ist sicher: die Nazi­Ideologie und Hitlers

Person wird immer eine gewisse Neugier der Menschen wecken.

57 eichbornverlag (Youtube­Benutzer): Er ist wieder da ­ Timur Vermes | Eichborn Verlag. In: Youtube am: 10.09.2012, URL: https://www.youtube.com/watch?v=05fFKGG5GOA, Datum des Zugriffs: 04.01.2015. 58 Badtke, Thomas: Adolf Hitler ­ Er ist wieder da!. “‘Bild’ finanzierte den Führer”. 59 Unbekannter Autor: Constantin Film und Mythos Film verfilmen Timur Vermes‘ Bestseller­Satire ER IST WIEDER DA. In: Constantin Film, am 3.12.2013, URL: http://www.constantin­film.de/ueber­uns/meldungen/constantin­film­und­mythos­film­verfilmen­timur­vermes­bestseller­satire­er­ist­wieder­da­03­12­2013/, Datum des Zugriffs: 04.12.2014. 60 Unbekannter Autor: Dreharbeiten zu Hitler­Satire Er ist wieder da beginnen. In: moviepilot, am: 05.11.2014, URL: http://www.moviepilot.de/news/dreharbeiten­zu­hitler­satire­er­ist­wieder­da­beginnen­138359, Datum des Zugriffs: 04.12.2014.

24

Page 25: Der Empfang des Bösen

6. Literaturverzeichnis

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Münster, Clemens (Hg.): Ingeborg Bachmann Werke. 2. Aufl. Wien: Wiener Verlag

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GARBE, Christine: Harry Potter: ein Literatur­ und Medienereignis im Blickpunkt

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NIETZSCHE, Friedrich Wilhelm: Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer

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1888, in: Werke, Bd. VIII, 2. Berlin: de Gruyter, 1974.

NIETZSCHE, Friedrich Wilhelm: Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie

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7. Quellenverzeichnis

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THANSCHEIDT, Georg: Timur Vermes über Fortsetzung und “Look Who’s back”. “Er ist wieder da”: Hitler erobert England. In: Abendzeitung am 14.04.2014, , URL: http://www.abendzeitung­muenchen.de/inhalt.timur­vermes­ueber­fortsetzung­und­look­who­s­back­er­ist­wieder­da­hitler­erobert­england.514e7ed8­0653­4354­8c74­bfb0935f5d9d.html, Datum des Zugriffs: 10.04.2015.

THANSCHEIDT, Georg: Wie Hitler zum Bestseller wurde. “Er ist wieder” da von Timur Vermes. In: Abendzeitung am 21.02.2013, URL: http://www.abendzeitung­muenchen.de/inhalt.er­ist­wieder­da­von­timur­vermes­wie­hitler­zum­bestseller­wurde.539f5b92­d459­4211­bada­a52f6ae9a799.html, Datum des Zugriffs: 12.11.2014.

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Unbekannter Autor: Constantin Film und Mythos Film verfilmen Timur Vermes‘ Bestseller­Satire ER IST WIEDER DA. In: Constantin Film, am 3.12.2013, URL: http://www.constantin­film.de/ueber­uns/meldungen/constantin­film­und­mythos­film­verfilmen­timur­vermes­bestseller­satire­er­ist­wieder­da­03­12­2013/, Datum des Zugriffs: 04.12.2014.

Unbekannter Autor: Dreharbeiten zu Hitler­Satire Er ist wieder da beginnen. In: moviepilot, am: 05.11.2014, URL: http://www.moviepilot.de/news/dreharbeiten­zu­hitler­satire­er­ist­wieder­da­beginnen­138359, Datum des Zugriffs: 04.12.2014.

Unbekannter Autor: Timur Vermes freut sich über Erfolg in England. In: Bild Newsticker, URL: http://www.bild.de/regional/muenchen/timur­vermes­freut­sich­ueber­erfolg­in­england­35526768.bild.html, Datum des Zugriffs: 10.04.2015.

WEISS, Hermann: “Er ist wieder da”. Das Buch, das abgeht wie Hitlers Hund. In: Die Welt am 27.01.2013, URL: http://www.welt.de/regionales/muenchen/article113137258/Das­Buch­das­abgeht­wie­Hitlers­Hund.html, Datum des Zugriffs: 06.01.2015.

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