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---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Konrad Friedrich Kümmerle „Der große Gatsby“ 111009-15-01 adspecta Theaterverlag Der große Gatsby Theaterstück von Konrad Friedrich Kümmerle Co-Autoren Gertrud-Luise Lakemann und Mascha Leonie Lang nach dem gleichnamigen Roman von F. Scott Fitzgerald

Der große Gatsby - Theaterverlag Adspecta · 2019-08-21 · Konrad Friedrich Kümmerle „Der große Gatsby“ 111009-15-01 adspecta Theaterverlag Der große Gatsby Theaterstück

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Der große Gatsby

Theaterstück von Konrad Friedrich Kümmerle

Co-Autoren Gertrud-Luise Lakemann und Mascha Leonie Lang

nach dem gleichnamigen Roman von F. Scott Fitzgerald

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Inhalt:

New York Anfang der 1920er Jahre. Die Börse boomt. Alles scheint möglich zu sein, es gibt

nichts, was es nicht gibt. Eine Party reiht sich an die andere. Doch dass es wie immer auch

eine andere Seite gibt, eine Seite von Schmutz, von Missachtung, von Gewalt und von

Perversion wird nur allzu schnell klar. Alle fragen sich, wer ist dieser Gatsby. Woher hat er

sein Geld und woher kommt er? Er, der jede Woche ein Vermögen ausgibt. Dass Gatsby nicht

nur ein knallharter Geschäftsmann ist, sondern auch äußerst sensibel und feinfühlig sein

kann, bekommen nur wenige Menschen mit. Vor allen anderen ist dies Nick, der zum intimen

Beobachter wird, zu seinem Vertrauten und fast zu einem Feund. Gatsby scheitert, weil er

Gefühle zulässt, weil er einen Traum lebt – und Nick sieht sich außer Stande irgend etwas

daran zu ändern...

Spieldauer: ca. 135 Minuten

Näheres zum Bühnenbild s. Anhang!

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Personen: 12 (7 m / 5 w)

Rolle Beschreibung

1 m Erzähler Älterer Nick Carraway

Herr Partygast

Michaelis George Wilsons Nachbar

2 m Tom Buchanan

Stummer Partygast

Pastor

3 w Daisy Buchanan

Dame Partygast

Unfallzeugin 3

4 m Nick Carraway

5 w Jordan Baker

6 m Butler Bei den Buchanans

Regisseur Partygast

Polizist

Henry Gatz Gatsbys Vater

7 m George Wilson

Eulenauge Partygast

8 w Myrtle Wilson

Schauspielerin Partygast

9 w Catherine Myrtles Schwester

Zwilling 2 Partygast

Kellnerin Im Plazahotel

Angestellte Von Michaelis

Unfallzeugin 2

10 m James Butler bei Gatsby

Meyer Wolfshiem Geschäftspartner Gatsbys

Unfallzeuge

11 w Zwilling 1 Partygast

Sekretärin Von Meyer Wolfshiem

Jordan junior Jordan Baker ein paar Jahre jünger

Unfallzeugin 1

Reporterin

12 m Jay Gatsby

Arzt

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SZENE 1

(Ort: Im Westen - Personen: Erzähler)

Erzähler: (schreibt auf der Schreibmaschine, bricht ab und fängt an zu erzählen)

Früher, als ich noch jünger und verwundbarer war, sagte mein Vater zu mir: „Wann immer du

glaubst, jemanden kritisieren zu müssen, denk daran, dass unter all den Menschen auf

dieser Welt wenige solche Vorzüge genossen haben wie du.“ Seitdem neige ich dazu, mich

mit allem Urteil zurückzuhalten. Aber trotzdem muss ich eingestehen, dass meine Toleranz

auch ihre Grenzen hat. Ich widme die Geschichte, die ich hier aufschreibe, Gatsby, obwohl

ich alles, was er verkörperte, aus tiefstem Herzen verachte. Gatsby besaß eine eigenartige

Anziehungskraft, welcher ich mich nur schwer entziehen konnte. Doch seine Träume

hinterließen einen fauligen Dunst. Vor zwei Jahren bin ich durch Zufall an einem der

sonderbarsten Orte in ganz Nordamerika gelandet. Mein Haus lag auf einer turbulenten Insel

namens West Egg, östlich von New York und nur fünfzig Meter vom Strand entfernt, zwischen

zwei riesigen Villen eingepfercht. Die zu meiner Rechten war riesengroß und wunderschön

mit einem Turm an der Seite – funkelnagelneu unter einem dünnen Efeubart, einem Marmor-

Swimmingpool und mehr als 16 Hektar Park und Rasenfläche. Das war Gatsbys Anwesen.

Mein eigenes Haus war ein kleiner Schandfleck, an dem sich niemand störte. Ich genoss das

tröstliche Gefühl, in unmittelbarer Nähe von Millionären zu wohnen - für achtzig Dollar im

Monat. Jenseits der Bucht glitzerten die weißen Paläste des eleganten East Egg am Ufer, und

eigentlich beginnt die Geschichte dieses Sommers an jenem Abend, als ich dort eingeladen

war, um bei den Buchanans zu Abend zu essen. Daisy Buchanan ist die Tochter einer

Cousine zweiten Grades von mir. Tom, Daisy`s Ehemann, stammt aus einer unglaublich

reichen Familie - kaum zu fassen, dass ein Mann in meinem Alter derart reich sein kann. Und

… und so kam es, dass ich eines warmen, windigen Abends nach East Egg hinüberfuhr und

zwei Leute besuchte, die ich eigentlich kaum kannte. (ab)

SZENE 2

(Ort: Veranda der Buchanans - Personen: Nick, Tom, Daisy, Jordan, Butler, Erzähler)

(Daisy und Jordan liegen auf einem großen Sofa, Tom führt Nick zu Daisy und Jordan.)

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Tom:

Nick, hereinspaziert. Deine Cousine wartet schon auf dich.

Daisy:

Nick, ich bin überglücklich, dich wieder zu sehen. Ich freue mich wirklich wahnsinnig.

Nick:

Ich bin auch sehr froh, dich endlich wieder zu sehen.

Daisy:

Der Name dieses reizenden Mädchens ist Baker. Aber erzähl, wer vermisst mich in Chicago?

Nick:

Die ganze Stadt ist untröstlich. Bei allen Autos ist zum Zeichen der Trauer das linke Hinterrad

schwarz bemalt, und am Nordufer erhebt sich Nacht für Nacht anhaltendes Wehklagen.

(Nebenbei stellt der Butler Snacks und Kerzen auf den Tisch, dann wieder ab.)

Daisy:

Wie herrlich! Lass uns zurückgehen, Tom. Gleich morgen! Du solltest meine kleine Elisabeth

mal sehen.

Nick:

Das würde ich gern.

Daisy:

Im Augenblick ist sie mit ihrem Kindermädchen spazieren. Sie ist jetzt fünf Jahre alt. Hast du

sie noch nie gesehen?

Nick:

Nein, leider noch nie.

Daisy:

Du musst sie sehen. Sie ist –

Tom:

Und was treibst du so, Nick?

Nick:

Ich bin Börsenmakler. So wie die meisten, die ich kenne und da so viele im Geschäft sind,

wird es wohl auch noch einen mehr ernähren.

Daisy:

Nick hat sich auf Dauer, wie ich hoffe, an der Ostküste niedergelassen.

Nick:

Ich habe einen baufälligen Bungalow gefunden in West Egg. Werdet ihr denn bleiben?

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Tom:

Oh, ich bleibe im Osten, keine Sorge, ich müsste ja ein verdammter Idiot sein, wenn ich

irgendwo anders leben wollte. (ab)

Jordan:

Absolut.

Daisy:

Dieser Umzug war endgültig.

Jordan:

Ich bin ganz steif, ich habe eine halbe Ewigkeit auf diesem Sofa gelegen.

Daisy:

Schau mich nicht so an, ich wollte dich den ganzen Nachmittag zu einer Fahrt nach New York

überreden.

(Tom auf, gefolgt vom Butler mit einem Tablett, darauf vier Cocktails, welche er jedem einzeln

anbietet. Tom, Daisy und Nick nehmen sich einen.)

Jordan:

Nein, danke, ich bin absolut strikt im Training.

(Der Butler geht mit einem Glas auf dem Tablett wieder ab, dann gleich wieder auf und

zündet die Kerzen an.)

Jordan: (zu Nick)

Sie wohnen also in West Egg. Da kenne ich jemanden.

Nick:

Ich kenne dort keine Menschenseele.

Jordan:

Sie müssen doch Gatsby kennen.

Daisy:

Gatsby? Welchen Gatsby?

Butler:

Sir, die Snacks sind angerichtet. (ab)

Tom:

Kommt ihr?

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(Tom klemmt gebieterisch seinen straffen Arm unter Nicks und schiebt Daisy vor sich her zum

Tisch.)

Jordan:

Als bewegte er eine Schachfigur auf ein anderes Feld.

(Daisy und Nick setzen sich, alle naschen ab und zu ein paar Snacks.)

Daisy:

Wozu Kerzen? (schnippt sie mit den Fingern aus) In zwei Wochen ist der längste Tag im Jahr.

Wartet ihr auch immer auf den längsten Tag des Jahres und verpasst ihn dann?

Jordan:

Wir sollten irgendwas unternehmen.

Daisy:

Aber was? Was unternimmt man denn so? Schaut mal! Ich habe mich verletzt. (zeigt ihren

Knöchel)

Nick:

Der Knöchel ist ja grün und blau.

Daisy:

Das warst du, Tom, Ich weiß, dass du's nicht wolltest, aber du warst es trotzdem. Das habe

ich nun davon, dass ich einen solchen Koloss von einem Mann geheiratet habe, ein

riesengroßes, klobiges Exemplar von einem...

Tom:

Ich hasse das Wort Koloss, auch im Spaß.

Daisy:

Koloss!

Nick:

Neben dir fühle ich mich so unzivilisiert, Daisy.

(Alle lachen.)

Tom:

Die Zivilisation, die geht vor die Hunde. Hast du das Buch “Der Aufstieg der farbigen Völker“

von diesem Goddard gelesen?

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Nick:

Habe ich nicht, nein.

Tom:

Das ist ein gutes Buch.

Daisy:

Ich kenne es nicht.

Tom:

Jeder sollte es lesen. Wenn wir nicht aufpassen, wird die weiße Rasse vollständig unterjocht

werden!

Jordan:

Lautet so die These?

Tom:

Das ist alles wissenschaftlich; also erwiesen.

Jordan:

Ja dann…

Tom:

Die instinktive Höflichkeit der weißen Völker ist vielleicht die größte Konstante der

Geschichte.

Daisy:

Was heißt das?

Tom:

Es ist die psychologische Grundlage der Zivilisation. Der Instinkt des Zusammenhalts ist

ebenso wichtig für die Rasse wie es die Gravitation für die Materie ist.

Jordan:

Instinkt des Zusammenhalts?

Daisy:

Tom wird neuerdings immer tiefsinniger, er liest schlaue Bücher mit langen Wörtern darin.

Was war das noch für ein Wort, das wir...

Tom:

Es sind alles wissenschaftliche Bücher. Gründlich erforscht. Ethnische Gruppen sind

genetisch verschieden und deshalb auch unterschiedlich intelligent. Einwanderer aus den

südlichen Ländern sind weniger gebildet, aber sie bekommen mehr Kinder als wir. Und so

werden wir zwangsläufig auf natürlichem Wege durchschnittlich immer dümmer. Es gibt

Statistiken, an denen man das festmachen kann. Wir müssen aufpassen, dass die anderen

Rassen nicht eines Tages die Macht übernehmen.

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Daisy:

Wir müssen sie niederschlagen!

Jordan:

Ihr solltet in Kalifornien leben, dann würdet ihr nicht so denken. –

Tom:

Die Weißen werden sich nicht dauerhaft gegen diese farbige Konkurrenz auf dem

Arbeitsmarkt halten können. Sie werden umkippen, denn die niedrigeren Standards des

Lebens, die größere Beharrlichkeit und die Masse wird uns zerschlagen.

Daisy:

Das Gerede versetzt dich...

Tom:

Weißes Rassenbewusstsein wurde natürlich immer mal wieder gestört von inneren

Reibungen. Damit produziert man nur Hemmungen für dieses einheitliche Gefühl, dass wir

alle zur weißen Rasse gehören, die…

Daisy:

Ich auch?

Tom:

Wir haben all die Dinge hervorgebracht, die die Zivilisation ausmachen, die Wissenschaft und

die Kunst und all das Theater. Versteht ihr?

(Applaus, Telefon klingelt, Tom geht zum Telefon und redet leise in den Hörer.)

Daisy:

Es ist so schön, dich hier an meinem Tisch sitzen zu sehen, Nick. Du erinnerst mich an… an

eine Rose! Eine absolut vollkommene Rose.

Nick:

Unsinn. Ich bin einer Rose nicht einmal im Entferntesten ähnlich.

Jordan:

Sie improvisiert nur.

Daisy:

Entschuldigt mich. (wirft plötzlich ihre Serviette auf den Tisch und geht zu Tom)

Nick:

In Daisys Stimme...

Jordan:

Psst!

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(Man hört vom Telefon her gedämpftes, leidenschaftliches Geflüster, Daisy nimmt Tom den

Hörer aus der Hand und legt auf. Sie kommen wieder nach vorne.)

Daisy:

Entschuldigt bitte! (angestrengt fröhlich) Ich war eben kurz draußen es ist so romantisch! Da

sitzt ein Vogel auf dem Rasen, wahrscheinlich eine Nachtigall. Sie singt und singt. Ist es nicht

romantisch, Tom?

Tom:

Sehr romantisch. Nach dem Essen würde ich Nick gern die Pferdeställe zeigen.

(Das Telefon klingelt erneut, Daisy schaut Tom an und schüttelt entschieden den Kopf. Daisy

geht zum Telefon, nimmt den Hörer ab und legt ihn sofort wieder auf. Dann geht sie nach

hinten ab. Tom geht ihr nach.)

Nick:

Dieser Mr. Gatsby, von dem Sie vorhin sprachen, er ist mein Nachbar.

Jordan: (antwortet gedämpft)

Nicht reden. Ich möchte hören, was passiert.

Nick:

Passiert denn etwas?

Jordan:

Heißt das, Sie wissen es nicht? Ich dachte, alle Welt wüsste es.

Nick:

Ich nicht.

Jordan:

Na ja. Tom hat da so eine Frau in New York.

Nick:

So eine Frau?

Jordan:

Sie könnte wenigstens so viel Anstand besitzen, ihn nicht zur Essenszeit anzurufen. Finden

Sie nicht?

(Tom und Daisy auf.)

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Jordan:

Ich gehe schwimmen. (ab)

Tom:

Und ich darf mich auch für einen Moment entschuldigen. Wie ich dich kenne, Nick, wird es dir

nichts ausmachen, wenn ich dich mit deiner Cousine für einen Moment alleine lasse. (ab)

(Daisy und Nick setzen sich auf eine Gartenbank, Daisy klingelt mit einer Glocke, Butler

erscheint.)

Butler:

Was darf ich ihnen bringen?

Daisy:

Zwei Cocktails, bitte.

(Butler ab.)

Nick:

Wie geht es dir, Daisy?

Daisy:

Wie soll es mir schon gehen… Ich habe ein Haus, einen reichen Mann und eine reizende

Tochter.

Nick:

Ja, deine kleine Tochter? Sieht sie dir sehr ähnlich?

Daisy:

Nick, du und ich, wir kennen uns nicht sehr gut.

Nick:

Obwohl wir verwandt sind.

Daisy:

Du warst nicht auf meiner Hochzeit.

Nick:

Ich war noch nicht aus dem Krieg zurück.

Daisy:

Ich habe eine schwere Zeit hinter mir und ich bin ziemlich zynisch geworden.

(Der Butler bringt die Cocktails.)

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Nick:

Ich nehme an, deine kleine Tochter spricht und isst und so weiter.

Daisy:

Oh ja, sie kann ihren Mund manchmal gar nicht halten. Ich weiß noch, was ich bei ihrer

Geburt gesagt habe. Möchtest du's hören?

Nick:

Ja, sicher.

Daisy:

Du kannst daran erkennen, wie ich inzwischen so denke. Also, sie war noch nicht einmal eine

Stunde alt und Tom hatte sich Gott weiß wohin verdrückt. Ich wachte mit einem Gefühl

völliger Verlassenheit aus der Narkose auf und fragte sofort, ob es ein Junge oder ein

Mädchen sei. Als man mir sagte, es sei ein Mädchen, wandte ich mich ab und weinte. „Na

schön“, sagte ich, „Ich bin froh, dass es ein Mädchen ist. Und ich hoffe, sie wird eine dumme

Gans. Das ist das Beste, was einem Mädchen auf dieser Welt passieren kann: Eine hübsche

kleine dumme Gans zu sein! Ich finde sowieso alles ganz schrecklich, verstehst du. Alle

finden das. Selbst die kultiviertesten Leute. (bricht zusammen) Ich bin überall gewesen, ich

habe alles gesehen und alles gemacht. Weltgewandt! Gott, bin ich weltgewandt.

(Tom tritt auf.)

Tom:

Hast du Nick dein Herz ausgeschüttet?

Daisy:

Hab ich das? Ich weiß es nicht mehr so genau, aber ich glaube, wir sprachen über die

nordische Rasse. Ja, ganz sicher. Es kam wie aus heiterem Himmel und ehe man sich‘s

versieht... -

Tom:

Glaub nicht alles, was du hörst, Nick. Nur was wissenschaftlich bewiesen wurde, ist wirklich

wahr.

(Jordan auf im Badeanzug/Bademantel.)

Jordan:

Ihr müsst unbedingt den Baum neben dem Pool fällen lassen, der wirft den ganzen Tag einen

Schatten auf das Wasser, so dass dieses noch immer eiskalt ist.

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Tom:

Wenn du das sagst...

Jordan:

So, und dieses brave Mädchen hier muss jetzt ins Bett.

Daisy:

Jordan spielt morgen ein Turnier.

Nick:

Ach... - Sie sind Jordan Baker. Wo findet denn das Golfturnier statt?

Jordan:

Hier ganz in der Nähe. In Barrowland. Gute Nacht. Weckt mich um acht, ja? Gute Nacht, Mr.

Carraway. Auf bald einmal. (wendet sich zum gehen)

Daisy:

Oh, ganz sicher. Ich werde euch verkuppeln. Du musst öfter zu uns kommen, Nick, und ich

werde euch versehentlich zusammen im Putzschrank einsperren, oder euch in einem Boot

aufs Meer hinaus stoßen, so etwas in der Art...

Jordan:

Ich habe nichts gehört. Gute Nacht! (ab)

Nick:

Kommt sie aus New York?

Daisy:

Aus Louisville. Wir haben dort unsere weiße Kindheit zusammen verbracht.

Tom:

Nun, Nick, musst du aber unbedingt einen Blick auf die Pferdeställe werfen. Daisy, wir treffen

uns in einer halben Stunde zum Abendessen wieder.

(Alle ab.)

Erzähler:

Das Interesse der beiden rührte mich und ließ sie in ihrem Reichtum weniger unerreichbar

erscheinen. Dennoch war ich verwirrt und leicht verärgert. Mir war nie ganz klar, wann sie

ehrlich waren und wann nicht. War Daisy wirklich so unglücklich wie sie sagte? Dann, so

schien mir, wäre das einzig Richtige für Daisy gewesen, wenn sie auf der Stelle mit dem Kind

an der Hand das Haus verlassen hätte, – doch offenbar hatte sie nichts dergleichen im Sinn.

Was Tom betraf, so überraschte mich weniger der Umstand, dass er „so eine Frau in New

York hatte“, sondern dass er sich von einem Buch hatte deprimieren lassen. (ab)

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SZENE 3

(Ort: bei Wilsons Werkstatt - Personen: Erzähler, Nick, Tom, Myrtle, Wilson, Catharine)

(Wilson schraubt an dem Auto. Der Erzähler beschreibt die Landschaft, man sieht das

beschriebene Plakat des Doktor T.J.Eckleburg.)

Erzähler:

Ein paar Tage später traf ich Tom erneut. Etwa auf halber Strecke zwischen West Egg und

New York schließt sich die Autostraße urplötzlich der Eisenbahnlinie an und läuft eine

Viertelmeile neben ihr her, als schreckte sie vor einem bestimmten trostlosen Landstrich

zurück. Es ist ein Tal der Asche – eine fantastische Form wo Asche sich zu Kratern, Hügeln,

Schloten, Rauchsäulen und Häusern formt. Und dann, mit übernatürlicher Anstrengung,

sogar Menschen formt, die zerbröselnd durch den Staub geistern. Oberhalb dieser grauen

Landschaft sieht man die blauen Augen von Doktor T. J. Eckleburg. Sie sind riesengroß – mit

Augäpfeln, fast einen Meter im Durchmesser. Sie schauen aus keinem Gesicht, sondern

hinter einer riesigen gelben Brille hervor, die auf einer nichtvorhandenen Nase sitzt.

Vermutlich hatte ein Witzbold von Augenarzt sie dorthin gepflanzt um für seine Praxis, die

wahrscheinlich schon selbst in ewiger Blindheit versunken war, Werbung zu machen. Als

unser Zug bei den Aschebergen anhielt…

(Man hört einen Zug bremsen.)

Tom: (von außerhalb der Bühne)

Wir steigen aus! Ich möchte dir meine Freundin vorstellen.

(Nick und Tom auf, gehen auf die Werkstatt zu.)

Tom:

Eine grässliche Gegend ist das hier.

Nick:

Zum Fürchten.

Tom:

Tag Wilson. (schlägt ihm auf die Schulter) Das ist Nick, ein Verwandter meiner Frau.

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(Nick und Wilson schütteln sich die Hand.)

Tom:

Was macht das Geschäft?

Wilson:

Ich kann nicht klagen. (tritt einen Schritt zurück) Wann verkaufen Sie mir den Wagen?

Tom:

Nächste Woche. Einer meiner Männer arbeitet noch daran.

Wilson: (versucht seinen Ärger mit dem Versuch eines Witzes zu überspielen)

Lässt sich wohl Zeit damit, was?

Tom: (kalt)

Nein, tut er nicht. Und wenn sie so darüber denken, sollte ich ihn wohl besser woanders

verkaufen.

Wilson: (hastig)

So meine ich es nicht. Ich meinte nur…

(Myrtle auf.)

Wilson:

Das ist meine Frau, Myrtle das ist Mister... (sieht zu Nick)

Nick:

Carraway.

Myrtle:

Hallo. (zu Wilson) Wolltest du nicht in die Stadt fahren, das Paket von der Post holen, den

Pflichtbesuch bei deinen Eltern hinter dich bringen und die Benzinbestellung aufgeben?

Wilson:

Ja , das sollte ich wohl. Willst du wirklich nicht mitkommen?

Myrtle:

Nein, du weißt, dass deine Mutter mich nicht mag, genauso wenig wie ich sie.

Wilson:

Ja. (zu Tom und Nick) Sie entschuldigen doch?(zu Myrtle) Bringst du den beiden bitte einen

Kaffe? (zu Tom und Nick) Sie mögen doch Kaffe? (bietet den beiden einen Stuhl an)

Tom:

Ja!

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Nick:

Ja, gerne, danke.

Myrtle:

Ist gut. (ab)

(Man sieht Myrtle telefonieren.)

Myrtle:

Hallo Catherine... Nein! So etwas unverschämtes! ... Willst du vielleicht her kommen? ... Ja ...

Ja ... Nicht zu fassen! ... Mh ... Ja, bis gleich!

Wilson:

Entschuldigen Sie bitte, aber wenn ich bei meinen Eltern nicht pünktlich zum Tee erscheine...

Sie wissen doch sicher wie das ist.

Tom:

Mh!

Nick:

Ja!

Wilson:

Auf Wiedersehen!

Nick:

Auf Wiedersehen!

(Wilson ab. - (Myrtle kommt mit einem Tablett, darauf drei Gläser und eine Flasche Scotch.)

Myrtle:

Endlich ist er weg. Jetzt haben wir mehrere Stunden nur für uns zwei!

Nick:

Ich sollte lieber gehen.

Myrtle:

Nein, auf keinen Fall. Ich habe meine Schwester eingeladen. Sie ist wunderschön, sagen

Leute, die es wissen müssen.

(Myrtle raunt Tom etwas ins Ohr, Tom und Myrtle ab, Nick bleibt alleine zurück, trinkt. - Lichtwechsel

auf Erzähler.)

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Erzähler:

Im nachhinein war diese ganze Situation äußerst seltsam, in diesem Moment aber, war ich

mit meinen Gedanken irgendwo, und benebelt von der Hitze, der Sonne und dem Alkohol

bemerkte ich nicht wirklich, wie lange die Beiden weg waren.

(Lichtwechsel zurück auf Wilsons Werkstatt, Erzähler geht ab, Myrtle und Tom kommen

wieder herein, Catherine kommt.)

Myrtle:

Catherine! Das ist Nick, ein... ein Freund von Tom. Nick, dass ist Catherine, meine Schwester.

Catherine:

Freut mich, Sie kennen zu lernen.

Nick:

Die Freude ist ganz meinerseits.

Catherine:

Ich war vor einer Weile auf einer Party in West Egg. Bei einem Mann namens Gatsby. Kennen

Sie ihn?

Nick:

Er ist mein Nachbar.

Catherine:

Also, es heißt, er wäre ein Neffe oder Cousin von Kaiser Willhelm. Da soll er auch sein

ganzes Geld herhaben.

Nick:

Tatsächlich?

Catherine:

Ich habe Angst vor ihm. Ich will ihm auf keinen Fall in die Quere kommen.

Nick:

Wie haben die beiden sich denn kennengelernt? (deutet auf Tom und Myrtle)

Myrtle:

Das war im Zug. Wir saßen auf diesen schmalen Sitzen, die sich gegenüber liegen und die

immer als letztes noch frei sind. Ich wollte dich (blickt auf Catherine) besuchen und die Nacht

über bleiben. Tom trug einen eleganten Abendanzug und Lacklederschuhe, ich konnte nicht,

ich musste ihn die ganze Zeit ansehen. Aber wenn er mich ansah, tat ich so, als würde ich die

Reklame über seinem Kopf lesen. Als wir in den Bahnhof einfuhren, stand er ganz dicht

neben mir, so dass mein Arm an seine weiße Hemdbrust gedrückt war - da sagte ich zu ihm,

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dass ich wohl einen Polizisten rufen müsse, aber er wusste, dass ich es nicht so meinte. Ich

war so aufgeregt, dass ich kaum bemerkte, wie ich mit ihm in ein Taxi stieg, statt mit der U-

Bahn zu fahren. Ich hatte nur einen Gedanken im Kopf: Du lebst nur einmal. Du lebst nur

einmal... (dreht sich lächelnd zu Tom, der eine Schachtel in der Hand hält) Oh, was hast du

mir mitgebracht ?

Tom:

Eine Kleinigkeit.

Myrtle: (öffnet die Schachtel, holt eine Kette heraus)

Sie ist wunderschön!

Tom:

Ich wusste, dass sie dir gefallen würde.

Myrtle:

Warum wusstest du das?

Tom:

Daisy gefiel sie auch.

Myrtle:

War das etwa Daisys Kette?

Tom:

Nein, natürlich nicht, denkst du, ich schenke dir eine Kette meiner Frau? (spricht das Wort

abwertend aus) Für wie geschmacklos hältst du mich?

Catherine:

Die beiden können ihre Ehegatten nicht ausstehen.

Nick:

Nicht?

Catherine:

Nicht, ausstehen! Was ich sagen will ist, warum mit jemandem zusammen leben, den man

nicht ausstehen kann? Wenn ich Sie wäre, würde ich mich scheiden lassen und auf der Stelle

heiraten.

Nick:

Kann sie Wilson denn auch nicht leiden?

Catherine:

Nein, aber er ist nicht das Problem. Toms Frau ist es, die ihnen im Weg steht. Sie ist

Katholikin, und Scheidung ist bei denen quasie unmöglich.

Myrtle:

Und woher weißt du, dass Daisy die Kette gefallen hat?

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Tom:

Wir waren zusammen in der Stadt und da hat sie die Kette in einem Schaufenster gesehen.

Myrtle:

Ich dachte, du gehst mit ihr nicht unter Leute.

Tom:

Was geht es dich an?

(Myrtle sieht ihn entgeistert an.)

Tom:

Warum streiten wir darüber, wohin ich mit meiner Frau gehe und wohin nicht?! Die

Hauptsache ist doch, dass dir die Kette gefällt.

Myrtle:

Du denkst wirklich, dass du weißt, dass mir die Kette gefällt, nur weil Daisy (spricht den

Namen voller Abscheu aus) die Kette gefallen hat.

Tom: (blickt sie kalt an)

Du hast nicht das Recht ihren Namen in den Mund zu nehmen!

Myrtle: (schreit)

Daisy! Daisy! Daisy! Ich sage es sooft ich will! Daisy! Dai-

(Tom schlägt Myrtle ins Gesicht.)

Catherine: (schreit auf)

Oh mein Gott, Myrtle. (zu Tom) Du Untier, du Monster, wie kannst du es wagen?!

Nick:

Ich hole Tücher und Wasser. (ab)

Catherine:

Alles wird gut. (zu Tom) Verschwinde, aber schnell.

(Nick kommt mit Tüchern wieder rein.)

Tom:

Nick, wir gehen.

(Nick und Tom gehen ab.)

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(Lichtwechsel, Erzähler tritt auf.)

Erzähler:

Wir hörten noch eine Weile, wie Catherine in einer Mischung aus Gezeter und beruhigendem

Ton mit Myrtle sprach. Während des Weges zum Bahnhof sprach Tom kein einziges Wort,

aber er sah nicht bedrückt oder reuevoll aus. Das zweite, was mich seltsamerweise viel mehr

entsetzte, war die Rafinesse dieser Lüge, mit der Tom sich aus der Affaire zog: Daisy war

keine Katholikin... Ich weiß nicht mehr, wie lange wir an dem kleinen Bahnhof unter dem

starren Blick von Doktor Eckleburg warteten, bis der nächste Zug zurück nach West Egg fuhr.

Nach diesem Vorfall, sah ich Tom eine ganze Weile nicht mehr. (ab)

SZENE 4

(Ort: bei Gatsby - Personen: Nick, Jordan, Zwilling 1, Zwilling 2, James, Herr, Dame,

Schauspielerin, Eulenauge, Gatsby, Regisseur, stummer Partygast)

(Party bei Gatsby, viele Leute kommen, Musik, Tanz.)

James:

Die Partys im Haus von Mr. Gatsby sind legendär. In seinen blauen Gärten schwirren die

Männer und jungen Mädchen wie Motten zwischen dem Geflüster, dem Champagner und den

Sternen umher. An der Bar herrscht Hochbetrieb. Von all dem Geplauder und dem Gelächter

und den kleinen Anzüglichkeiten vibriert die Luft. Die Lichter werden heller und heller, je

weiter die Erde von der Sonne fort taumelt.

(Nick auf.)

Nick:

Guten Abend, kennen Sie Mr. Gatsby?

James:

Natürlich kenne ich Mr. Gatsby! Ich arbeite für ihn.

Nick:

Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?

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James:

Nein, leider nicht.

Nick:

Ich glaube, ich gehöre zu den wenigen Gästen, die tatsächlich eingeladen sind.

James:

Die Leute werden nicht eingeladen – sie kommen einfach. (ab, bald mit Tablett wieder auf,

serviert, bedient)

(Jordan auf.)

Nick:

Hallo.

Jordan:

Ich dachte mir schon, dass Sie vielleicht hier wären, Sie hatten ja gesagt, Sie wohnen gleich

nebenan.

(Zwillinge auf.)

Zwillinge: (rufen im Chor)

Guten Abend! Schade, dass Sie letzte Woche das Golfturnier nicht gewonnen haben!

Zwilling 1:

Sie wissen bestimmt nicht wer wir sind -

Zwilling 2:

- aber wir haben Sie hier vor ungefähr einem Monat schon einmal getroffen.

Jordan:

Doch, ich erinnere mich. Sie haben sich in der Zwischenzeit ihre Haare gefärbt.

Zwilling 2:

Oh! Das stimmt (lächelt)

Zwilling 1:

Dann bis später. Man sieht sich hier bestimmt. (schlendern weiter)

Nick:

Ich bin froh Sie zu sehen. Wenigstens ein bekanntes Gesicht. Die Cocktailbar ist sonst der

einzige Ort, wo ein Mann alleine längere Zeit herumstehen kann, ohne beschäftigungslos zu

wirken. Ich war im Begriff, mich aus schierer Verlegenheit sternhagelvoll laufen zu lassen.

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(Schlendern auf James zu, nehmen einen Cocktail und stehen an einem Tisch zu einer

Gruppe Leute.)

Dame:

Kennen Sie Gatsby?

Nick:

Nein nicht direkt. Man hört nur so manches.

Dame:

Wussten Sie, das Gatsby einmal einen Mann getötet haben soll, der herausgefunden hatte,

dass er ein Neffe Hindenburgs ist.

Herr:

Das glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass er im Krieg ein deutscher Spion war.

(Umsitzende nicken zustimmend.)

Herr:

Genau das hat mir jemand erzählt, der alles über ihn wusste, der mit ihm in Deutschland

aufgewachsen ist.

Dame:

Oh nein, das kann nicht stimmen, denn während des Krieges war er ja beim amerikanischen

Militär.

Herr:

Vielleicht ist er auch ein Alkoholschmuggler…

(Tanzmusik setzt ein. Ein Quickstepp.)

Jordan:

Kommen Sie Nick. Ich möchte tanzen.

(Zieht Nick mit sich zum Tanzen auf die Tanzfläche, der Herr und die Dame folgen, ein oder

zwei weitere Paare stoßen dazu. Sie tanzen, danach verebbt die Musik wieder.)

Nick:

Lassen Sie uns irgendwo hinsetzen.

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(Gehen suchend umher, setzen sich dann auf die Gartenbank, die nicht weit von dem

Stehtisch entfernt steht. Hier sitzen oder stehen die Zwillinge und die Schauspielerin.)

Jordan:

Sind sie oft auf diesen Partys?

Zwilling 1:

Das letzte Mal waren wir hier, als wir Sie getroffen haben.

Zwilling 2:

Ich komme gerne her. Hier ist immer etwas los und es gibt gutes Essen und Trinken.

Schauspielerin:

Ich habe mir beim letzten Mal mein Kleid an einem Stuhl eingerissen. Er hat mich nach

Namen und Adresse gefragt. Innerhalb einer Woche kam ein Paket mit einem neuen

Abendkleid für 265 Dollar.

Nick:

Wer?

Zwilling 2:

Gatsby.

Jordan:

Haben Sie es behalten?

Schauspielerin:

Natürlich. Es ist sehr hübsch. Blau wie ein wolkenloser Sommerhimmel und mit

lavendelfarbenen Perlen. Ich muss es nur noch etwas ändern lassen.

Zwilling 1:

Irgendwie ein seltsamer Kerl, der so etwas macht.

Zwilling 2:

Er scheint um keinen Preis mit irgendwem Ärger haben zu wollen.

Zwilling 1:

Man hat mir erzählt... (senkt die Stimme, die anderen kommen näher) Man hat mir erzählt, er

soll jemanden umgebracht haben.

Schauspielerin:

Das kann ich mir nicht vorstellen....

Zwilling 2:

Ich schon. Schau ihn dir doch mal an, wenn er sich unbeobachtet glaubt. Ich möchte wetten,

er hat jemanden umgebracht.

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(Alle schauen sich etwas ängstlich um.)

Nick:

Nun gut, das ist Geschwätz. Wahrscheinlich ist er ein einfacher Emporkömmling. Ich gehe

mich noch etwas umsehen.

Jordan:

Ich begleite Sie. Auf Wiedersehen.

Schauspielerin:

Auf Wiedersehen

Zwilling 1:

Viel Glück beim nächsten Turnier!

Jordan:

Danke!

(Entfernen sich von der Gruppe.)

Nick:

Ich würde unseren Gastgeber gerne suchen und ihm für die Einladung danken.

Jordan:

Ich sehe ihn nirgendwo. Lassen Sie uns doch mal im Haus nachschauen. Wo gehen wir hin?

Das muss wohl die Bibliothek sein. (will nach links abgehen, da springt ihr „Eulenauge“ mit

einem Buch in der Hand entgegen)

Eulenauge:

Was denken Sie?

Jordan:

Worüber?

Eulenauge:

Darüber. (deutet hinter sich in die nicht sichtbare Bibliothek) Eigentlich brauchen Sie`s gar

nicht nachprüfen. Hab`s schon geprüft. Sie sind echt!

Jordan:

Die Bücher?

(Eulenauge nickt.)

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Eulenauge:

Absolut echt – mit Seiten und allem. Ich hielt sie erst für `ne schöne haltbare Pappattrappe.

Aber nichts da, sind absolut echt. Mit Seiten und… Hier! Ich zeig`s ihnen. (hält das Buch

hoch) Hier! (triumphierend) Ein veritables Druckerzeugnis. Hat mich zum Narren gehalten.

Eine Glanztat. Diese Gründlichkeit! Dieser Realismus! Wusste auch genau wann er aufhören

musste – hat die Seiten nicht aufgeschnitten. Aber was wollen Sie? Was erwarten Sie? Wer

hat Sie mitgebracht? Oder sind Sie etwa einfach hergekommen? Ich wurde mitgebracht. Die

meisten hier werden mitgebracht.

(Jordan schaut ihn amüsiert an.)

Eulenauge:

Mich hat eine Frau namens Roosevelt mitgebracht. Mrs. Claud Roosevelt. Kennen Sie sie?

Ich habe sie gestern Abend irgendwo kennengelernt. Ich bin jetzt seit ungefähr einer Woche

betrunken, und ich dachte, in einer Bibliothek zu sitzen, könnte mich nüchtern machen.

Jordan:

Hat es das?

Eulenauge:

Ein bisschen glaube ich. Kann ich noch nicht sagen. Ich bin erst seit einer Stunde hier. Hab

ich Ihnen schon von den Büchern erzählt? Sie sind echt. Sie sind –

Nick:

Ja, haben Sie.

(Jordan und Nick schütteln Eulenauge die Hand und er geht ab. Gatsby kommt auf sie zu.)

Gatsby:

Guten Abend, ihr Gesicht kommt mir bekannt vor. Waren Sie nicht im Krieg in der Ersten

Division?

Nick:

Ja, ich war im Achtundzwanzigsten Infanterieregiment.

Gatsby:

Und ich bis Juni 1918 im Sechzehnten. Wusste ich's doch, dass ich Sie irgendwo schon mal

gesehen hatte. Ich habe mir gerade ein Wasserflugzeug gekauft und will es am Morgen

ausprobieren.

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Nick:

Offenbar wohnen Sie hier in der Gegend?

Gatsby:

Kommen Sie mit, alter Knabe? Nur über den Sund, an der Küste entlang.

Nick:

Um wie viel Uhr?

Gatsby:

Wann immer es Ihnen passt. Um neun?

Nick:

Waren sie schon oft hier? Eine sonderbare Party. Ich wohne da drüben und unser Gastgeber,

Mr. Gatsby, hat seinen Chauffeur mit einer Einladung zu mir herüber geschickt und jetzt habe

ich ihn noch kein einziges Mal zu Gesicht bekommen.

Gatsby:

Ich bin Gatsby.

Nick:

Oh, verzeihen Sie.

Gatsby:

Ich dachte, das wüssten Sie, alter Knabe. Ich fürchte, ich bin kein sehr guter Gastgeber.

James:

Chicago ist am Telefon.

Gatsby:

Wenn Sie etwas brauchen, fragen Sie einfach danach, alter Knabe. Entschuldigen Sie mich.

(ab)

Nick:

Ich hatte mir Mr. Gatsby als einen rüstigen, beleibten Mann mittleren Alters vorgestellt. Wer ist

er?

Jordan:

Er ist bloß ein Mann namens Gatsby.

Nick:

Ich meine wo kommt er her? Was macht er?

Jordan:

Jetzt wollen Sie das also auch wissen: Er hat mir einmal erzählt, er habe in Oxford studiert.

Allerdings glaube ich ihm das nicht.

Nick:

Warum nicht?

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Jordan:

Ich weiß nicht: Ich glaube einfach nicht, dass er dort war. Ich weiß nur, dass sein eigentlicher

Name James Gatz lautet. Jedenfalls gibt er große Partys. Und ich mag große Partys. Sie

sind so intim. Auf kleinen Partys ist man nie unter sich.

(Nick und Jordan setzen sich auf die Bank.)

Jordan:

Sie kennen Tom Buchanans Geliebte?

Nick:

Ich hatte keinerlei Bedürfnis, ihre Bekanntschaft zu machen, aber als Tom und ich neulich mit

dem Zug nach New York fuhren, stellte er sie mir vor und wir verbrachten einen Abend

zusammen. Ich war in meinem Leben nur zweimal betrunken, und jener Nachmittag war das

zweite Mal; deshalb liegt ein Dunstschleier über allem.

James:

Entschuldigen Sie bitte. Miss Baker? Verzeihung, aber Mr. Gatsby würde gerne mit Ihnen

sprechen.

Jordan:

Mit mir?

James:

Ja, unter vier Augen

Jordan:

Gut ich komme. Nick, bist du nachher noch da?

Nick:

Ich denke schon.

(James und Jordan ab.)

(Tanzformation Charleston: Leute sammeln sich zum Tanz, jemand zieht Nick hinein, er tanzt

mit. Dann sitzt Nick auf der Treppe vor Gatsbys Haus, Jordan kommt heraus.)

Jordan:

Ich habe gerade eine völlig verrückte Geschichte gehört. Wie lange war ich weg?

Nick:

Es ist jetzt drei Uhr.

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Jordan:

Es war… einfach verrückt. (geistesabwesend) Aber ich habe geschworen, nichts zu verraten,

und jetzt spanne ich Sie hier auf die Folter. (gähnt) Nun gut, ich muss los. Meine Bekannten

warten. Kommen Sie mich mal besuchen. Sie finden mich im Telefonbuch unter dem Namen

meiner Tante, Mrs. Sigourney Howard. Auf Wiedersehen!

Nick:

Auf Wiedersehen.

(Jordan ab, Gatsby auf.)

Gatsby:

Nun, alter Knabe, vergessen Sie nicht unsere Verabredung morgen früh um neun Uhr. Dann

drehen wir eine Runde mit meinem Wasserflugzeug.

James:

Mr. Gatsby, Philadelphia wünscht Sie am Telefon, Sir.

Gatsby:

Einen Moment. Ich komme sofort… Gute Nacht.

Nick:

Gute Nacht.

Gatsby:

Gute Nacht, alter Knabe… Gute Nacht (lächelnd)

(Beide ab.)

SZENE 5

(Ort: Gatsbys Auto - Personen: Gatsby, Nick)

(Motorengeräusch, Gatsby sitzt im Auto, Nick kommt.)

Gatsby:

Guten Morgen, alter Knabe. Fahren Sie mit mir gemeinsam in die Stadt? Ich möchte Ihnen

jemanden vorstellen und Sie anschließend zum Mittagessen einladen.

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Anhang:

Zum Bühnenbild:

Wie jedes Stück kann die vorliegende Fassung von "Der große Gatsby" sehr aufwendig oder

auch sehr schlicht inszeniert werden. Prinzipiell passt eine mehr glamouröse Ausstattung

oder eine Ausstattung, die Glamouröses andeutet, gut zum Thema. Doch um den Aufwand

nicht zu groß werden zu lassen, ist es möglich von einem Grundbühnenbild auszugehen und

nur durch kleinere Veränderungen die verschiedenen Szenen zu illustrieren. Der

Szenenwechsel wird zusätzlich dadurch erleichtert, dass im Text stets Hinweise in Bezug auf

den Ort des jeweiligen Geschehens auftauchen.

Plan für ein einfaches Bühnenbild:

Grundbühnenbild

Im Hintergrund der Bühne sehen wir ein großes weißes Sofa, das etwas erhöht gestellt ist,

dabei ein kleines Tischchen mit einem Telefon. Davor eine Säulenreihe aus vier Säulen, auch

in weiß. Rechts auf der Vorbühne steht Gatsbys Auto, weiter rechts davon noch eine

Tanksäule. Darüber sieht man ein großes Plakat von Doktor T. J. Eckleburg. Links auf der

Vorbühne die Andeutung eines Gartens. Für Gatsbys Auto ist es auch denkbar, bei Bedarf

die Gartenbank und einen Gartenstuhl zu benutzen, die sowieso als Requisiten benötigt

werden. Die rechte Vorbühne deutet an das «Tal der Asche», eine schmutzige

Industriegegend, die linke Vorbühne ein schönes Viertel der Reichen. Die Bühne selbst ist im

Grunde der Innenraum eines luxuriösen Hauses.

Szene 1, im Westen

Die Rahmenhandlung, die durch den Erzähler gegeben ist, findet sozusagen außerhalb jeden

Bühnenbilds statt. Der Erzähler kann sich aber erklärend und deutend in der Szene bewegen.

Im Manuskript ist angegeben, dass Nick auf einer Schreibmaschine schreibt. Dies kann

natürlich selbstredend auch anders inszeniert werden.

Szene 2, Veranda der Buchanans

Szene 02 ist von Anfang an aufgebaut. Wir sehen zusätzlich vorne links auf der Bühne eine

weiße Gartenbank und rechts vorne ein Gartentischchen mit zwei Stühlen. Der hintere

Bühnenteil, der sich hinter den Säulen befindet, deutet an den Innenraum der Villa der

Buchanans, alles was davor ist, ist Garten und Veranda. Das Spiel beginnt hinter den Säulen,

verlagert sich aber sehr rasch in den Raum davor.

Szene 3, bei Wilsons Werkstatt

Der Gartentisch verschwindet und eine Wand, die die Außenwand von Wilsons Werkstatt

darstellt – mit einem Fenster im ersten Stock – wird rechts auf die Bühne gestellt.

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Szene 4, bei Gatsby

Die Wand von Wilsons Werkstatt verschwindet. Die beiden mittleren Säulen werden nach

außen gestellt. Mitte rechts gibt es eine Bar, vorne rechts kommt zu den Stühlen wieder der

Gartentisch dazu. Mitte links ein Stehtisch mit einem Barhocker. In der Mitte viel Platz zum

Tanzen.

Szene 5a/5b, Gatsbys Auto, Wolfshiems Büro

Die Bar und der Stehtisch mit Barhocker verschwinden, ebenso der Gartentisch. In der Mitte

der Bühne sieht man einen Schreibtisch, dahinter einen Schreibtischstuhl, links des

Schreibtisches steht einer der Gartenstühle. Die einfachste Möglichkeit Gatsbys Auto

anzudeuten ist nun, die Gartenbank als die beiden Vordersitze und dahinter den zweiten

Gartenstuhl als die Rückbank auf der rechten Vorbühne zu platzieren. So, dass das Auto

sozusagen in Richtung vorderer Mitte der Bühne fährt. Das Auto soll im Prinzip einen 20er-

Jahre-Flitzer darstellen.

Szene 6, Plaza Hotel

Der Schreibtisch und der Schreibtischstuhl verschwinden. Mitte links sieht man den

Gartentisch mit den beiden Gartenstühlen. Die Säule, die vorher in der Säulenreihe Mitte

links stand wird wieder an ihren Platz gestellt und zwischen dieser Säule und der Säule links

außen wird ein Schild "Plaza Hotel" aufgehängt.

Szene 7, Gatsbys Salon

Das Hotelschild wird wieder entfernt. Die Säule Mitte links wird wieder nach links außen

gestellt. Gartentisch und Gartenstühle werden umgruppiert oder verschwinden. In dieser

Szene spielt Gatsby auf einem Flügel. In diesem Fall wäre ein Flügel und ein Klavierhocker

nötig. Die Szene kann aber auch so abgewandelt werden, dass James aus dem off

klavierspielt, also kein Flügel nötig ist, und Gatsby und Daisy miteinander auf der Bühne

tanzen.

Szene 8, bei Gatsby

Bühnenbild wie bei Szene 04.

Szene 9a, Veranda der Buchanans, Gatsbys Auto

Bar, Stehtisch, Barhocker sowie Gartentisch und Gartenstühle verschwinden. Die beiden

Säulen werden wieder Mitte links und Mitte rechts in die Säulenreihe gestellt. Gatsbys Auto

kann erneut durch die Gartenbank und einen Gartenstuhl angedeutet werden.

Szene 9b, bei Wilsons Werkstatt

Während Tom, Nick und Jordan Auto fahren, wird auf offener Bühne die Wand, die Wilsons

Werkstatt bedeutet, an ihren Platz gestellt.

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Szene 10, Royal Suite Plaza Hotel

Die Wand, die Wilsons Werkstatt bedeutet, wird weggestellt. Die beiden mittleren Säulen

werden rechts und links des Sofas platziert und die Bar sieht man jetzt Mitte links.

Szene 11a/b/c/d/e/f, bei Wilsons Werkstatt, Gatsbys Auto

Die Wand, die Wilsons Werkstatt bedeutet, wird wieder an ihren Platz gestellt. Die Abfolge

der Szenen a/b/c/d/e/f wird jeweils durch klaren Lichtwechsel unterstützt. Wenn Myrtle in

Szene 11d überfahren wird, kann das so dargestellt werden, dass Myrtle bei ihren letzten

Worten "Halt! Anhalten! Ich bin´s! ... Halt!"zuerst ganz langsam dann immer schneller auf das

Auto zurennt und sich schließlich, begleitet von einem entsprechenden Geräusch, hinter das

Auto fallen lässt.

Szene 12, Veranda der Buchanans

Wilsons Werkstatt verschwindet und die mittleren Säulen werden wieder an ihren Platz in der

Säulenreihe gestellt. Zwischen den Säulen rechts außen und rechts Mitte wird ein

Lamellenrollo befestigt, zwischen dessen Lamellen man beobachten kann, was dahinter

passiert.

Szene 13, Polizeirevier und Rückblenden

Das Lamellenrolle verschwindet. Man sieht ein Rednerpult vorne rechts. Zwischen die Säulen

links außen und links Mitte wird ein Tuch gespannt, hinter welchem das Schattenspiel

gespielt wird.

Szene 14, Wolfshiems Büro

Wie in Szene 5a/5b. Das Rednerpult verschwindet, das Tuch zwischen den Säulen wird

abgenommen. Man sieht Wolfshiems Schreibtisch, dahinter den Schreibtischstuhl und links

daneben einen der Gartenstühle.

Szene 15, Friedhof

Schreibtisch, Schreibtischstuhl und Gartenstuhl verschwinden. Vorne Mitte steht ein Sarg,

rechts davon ein Holzkreuz, links ein Blumenstrauß. Dahinter sammeln sich die Trauernden.

Szene 16a/16b, auf der Straße

Sarg, Holzkreuz und Blumenstrauß verschwinden. Nur das Grundbühnenbild bleibt.

Szene 17, im Westen

Wie Szene 17.