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Riexingen Superior Der III gehörnte Stier berichtet von der römischen villa rustica Stierblättle Mense Decembris Anno MMXIV Asses IV Mulsum Riexingense ad limitaneos exportatum Wie der Schultes rückblickend berichtete, habe man sich nach den Römertagen in Walheim auch beim Römerfest in Welz- heim mit einer Abordnung beteiligt. Dabei sei in den be- freundeten Städten der Würz- wein Mulsum in der "Taberna" von Doris Öhler in Strömen ge- flossen. Und das, obwohl Wein- bauer Tobias Stärk statt des knapp gewordenen Rieslings Rotwein gewählt und so das streng geheime Ursprungsre- zept verändert hätte, wie Cor- nelia Karow ergänzte. Damit habe er jedoch durchaus nach römischem Grundsatz gehan- delt und verwendet, was eben vorrätig gewesen sei, resümier- te sie augenzwinkernd. Weil das Mulsum auf solch großen Anklang stieß, will der Winzer in diesem Herbst 200 Liter davon ansetzen und in eigens kreierten Flaschen als Speziali- tät von "Riexingen Superior", sprich Oberriexingen, anbieten. Mustacea et navicula: optimae merces Auch die Mostbrötchen von Bäcker Markus Laier nach rö- mischer Rezeptur gingen weg wie warme Semmeln. Schließ- lich sind zu Brot und Spielen im Römerkastell in Welzheim rund 10000 Besucher gekom- men", erzählte die "Vilica" wei- ter und dankte dem "Pistor" ebenfalls für seine Dienste. Laut Wernerius Somlaius hatte die Oberriexinger Delegation neben kulinarischen Grüßen auch ihren Prahm im Gepäck, einen von Richard Öhler und Michael Heuberger nachge- bauten Lastkahn, der dauerhaft in der örtlichen Kelter und im kommenden Jahr bei der Gar- tenschau in Mühlacker ausge- stellt wird. Ex agro frumenti acervus Außerdem zeigte Franz Kilian, Pistor, stets für den Betrieb des Römerofens zuständig, in der Fremde Jung und Alt, wie in der Antike der mühsame Weg vom Korn zum Brot aussah. Auch auf dem Ostermarkt im Blü- henden Barock hat die Hof- gemeinschaft die Getreidever- arbeitung demonstriert und im August konnten sich beim Sommerferienprogramm 14 Kinder mit Dreschen, Worfeln Duumvir Wernerius Somlaius Felix bedankt sich bei der Hofgemeinschaft der Villa Rustica: "Vobis gratias agimus hoc optimo mulso!" Im September luden Bürgermeister Wernerius Somlaius als Dominus und Historikerin Cornelia Karow als Gutsverwalterin der Villa Rustica in Oberriexingen zu "Mulsum et Mustacea" in den original erhaltenen Römerkeller ein. Nach einer erlebnisrei- chen Saison bedankten sich beide bei der "Hofgemeinschaft der Villa", den ehrenamtlichen Mitarbeitern, für deren Engagement und Beteiligung an verschiedenen Veranstaltungen, bei denen römisches Leben mit allen Sinnen "erlebt" werden konnte. Seite 1 Programm 2015: Römerkeller und Stadtgeschichte(n) Seite 20 www.roemerkeller-oberriexingen.de www.oberriexingen.de

Der III gehörnte Stier berichtet von der römischen villa ... · striellen Karl Kaltschmid be-gonnen habe, als dieser seine Bügeleisenfabrik an der Enz baute. Bevor Hohn-Schwen-Seite

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Riexingen SSuperiorDer III gehörnte Stier

berichtet von der römischen villa rustica

Stierblättle Mense Decembris Anno MMXIV Asses IV

Mulsum Riexingense adlimitaneos exportatumWie der Schultes rückblickendberichtete, habe man sich nachden Römertagen in Walheimauch beim Römerfest in Welz-heim mit einer Abordnungbeteiligt. Dabei sei in den be-freundeten Städten der Würz-wein Mulsum in der "Taberna"von Doris Öhler in Strömen ge-flossen. Und das, obwohl Wein-bauer Tobias Stärk statt desknapp gewordenen RieslingsRotwein gewählt und so dasstreng geheime Ursprungsre-zept verändert hätte, wie Cor-nelia Karow ergänzte. Damithabe er jedoch durchaus nachrömischem Grundsatz gehan-delt und verwendet, was ebenvorrätig gewesen sei, resümier-te sie augenzwinkernd. Weildas Mulsum auf solch großenAnklang stieß, will der Winzerin diesem Herbst 200 Literdavon ansetzen und in eigens

kreierten Flaschen als Speziali-tät von "Riexingen Superior",sprich Oberriexingen, anbieten.

Mustacea et navicula:optimae merces Auch die Mostbrötchen vonBäcker Markus Laier nach rö-mischer Rezeptur gingen wegwie warme Semmeln. Schließ-lich sind zu Brot und Spielen imRömerkastell in Welzheimrund 10000 Besucher gekom-men", erzählte die "Vilica" wei-ter und dankte dem "Pistor"ebenfalls für seine Dienste.Laut Wernerius Somlaius hattedie Oberriexinger Delegationneben kulinarischen Grüßenauch ihren Prahm im Gepäck,einen von Richard Öhler undMichael Heuberger nachge-bauten Lastkahn, der dauerhaftin der örtlichen Kelter und im

kommenden Jahr bei der Gar-tenschau in Mühlacker ausge-stellt wird.

Ex agro frumenti acervusAußerdem zeigte Franz Kilian,Pistor, stets für den Betrieb desRömerofens zuständig, in derFremde Jung und Alt, wie in derAntike der mühsame Weg vomKorn zum Brot aussah. Auchauf dem Ostermarkt im Blü-henden Barock hat die Hof-gemeinschaft die Getreidever-arbeitung demonstriert und imAugust konnten sich beimSommerferienprogramm 14Kinder mit Dreschen, Worfeln

Duumvir Wernerius Somlaius Felix bedankt sich bei der Hofgemeinschaft derVilla Rustica: "Vobis gratias agimus hoc optimo mulso!"

Im September luden Bürgermeister Wernerius Somlaius als Dominus und Historikerin Cornelia Karow als Gutsverwalterin derVilla Rustica in Oberriexingen zu "Mulsum et Mustacea" in den original erhaltenen Römerkeller ein. Nach einer erlebnisrei-chen Saison bedankten sich beide bei der "Hofgemeinschaft der Villa", den ehrenamtlichen Mitarbeitern, für derenEngagement und Beteiligung an verschiedenen Veranstaltungen, bei denen römisches Leben mit allen Sinnen "erlebt" werdenkonnte.

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Programm 2015: Römerkeller und

Stadtgeschichte(n) Seite 20

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Von März bis April lockte dasBlühende Barock zum erstenMal mit dem Stroh-Skulp-turen-Festival. Über Osternnahm der Römerkeller mit demProgramm "Getreideverarbei-tung" daran teil.

Wie die Kinder waren auch dieErwachsenen fasziniert von deralten Dreschtechnik mit demFlegel. Die Reihenfolge derDreschschläge wurde abge-stimmt, um eine Kollision zuverhindern. Das im Ofen ge-darrte Spelzgetreide wie Dinkel

konnte erst nach dem gemein-samen Stampfen im Mörsergeworfelt werden. Denn dieSchalen brechen beimDreschen nicht. Endlich wardas bisschen Getreide im Wor-felkorb rein genug, um es zu

mahlen.Groß und Klein droschen undworfelten so emsig, dass amzweiten Tag das selbstgezoge-ne Getreide knapp wurde. Für die nächste Aktion inWelzheim fehlte nun das Ge-treide. Erwin Däuble aus Mög-

lingen half mit Getreidegarbenvon seinem Festwagen aus. Wir

dankten ihm mit einem gutenFläschchen Wein.

und Backen in römischer Brot-bereitung versuchen. Ein wei-terer Dank erging an Hans undChristian Buck, die sich um dieUrsprungssaaten Dinkel, Em-mer, Weizen und Einkorn aufeinem eigens ausgewiesenenFeld am Ortsrand kümmern undso die angebotenen Dresch-aktionen erst ermöglichen. Vera Gergen et red.

VVooccaabbuullaarriiuummMulsum Riexingense ad limitaneosexportatum - Riexinger Würzwein zuden Grenztruppen geliefert. Mustacea et navicula: optimae merces- Mostbrötchen und Lastkahn: hervor-ragende HandelswarenEx agro frumenti acervus - vom Ackerein KörnerhaufenVobis gratias agimus hoc optimo mulso- wir danken euch mit diesem hervor-ragenden Mulsum!

Der Römerkeller im Blühenden Barock

Römerkeller on tour

Fabri tignariiRichard Öhler und MichaelHeuberger, die Konstrukteuredes Prahm, vervollständigtendie Spanten am Lastkahn undließen die Kinder Nägel ein-schlagen oder Löcher mit demHandbohrer bohren. Ohne Ak-kubohrer war die Sache rechtanstrengend, doch nur so wardas römische Handwerk zubegreifen. Außerdem erklärtensie den Bogenbau, der in allenEpochen die gleiche Technikerforderte.

tabernaDoris Öhler betreute die taber-na und schenkte frisch gewürz-ten Mulsum aus dem WeingutStärk aus. Dazu bot sie diebekannten Mostbrötchen ausdem Hause Laier an, die nunauch an der Ostgrenze desrömischen Imperiums bekanntsind. Nachdem "`s Probierennix kost", griff man gerne auchzu einem Becher Mulsum.Unterstützt wurde sie von

Willius Agricola Serenus,Altbürgermeister von Oberrie-xingen.

frumentumIm Hintergrund, aber nichtweniger frequentiert, ließ der

römische Pistor, Franz Kilian,die Dreschflegel schwingen.Zuvor rupfte man die Weizen-

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Der Römerkeller im Ostkastell von Welzheim am LimesDer Prahm, der römische Lastkahn "linter", verließ Oberriexingen nicht über das Wasser, sondern "in carro" um sich bei denIV Römertagen in Welzheim zu präsentieren.

Römerkeller on tour

ähren von den Halmen, damitbeim Reinigen der Körner imWorfelkorb weniger Abfall aus-gepustet werden musste. Dannab damit zur Mühle, damit je-der ein Tütchen mit selbst her-gestelltem Mehl fürs Müsli mitnach Hause nehmen konnte.

Cornelia Karow

VVooccaabbuullaarriiuummlinter - hölzerner Lastkahnin carro - auf dem Wagenfabri tignarii - Zimmerleutetaberna - Laden, Schenkefrumentum - Getreide

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Römerkeller on tour

Römerkeller im Ostkastell in Welzheim

Stallung und HagelwörthDie Enzschlinge zwischenOber- und Unterriexingen, dieheute nur noch ein Altarm ist,war wohl ein Ärgernis für dieFlößerei und hat zum geradenAusbau des Flusslaufes (Kanal)geführt. Im 18. Jh. gab es des-wegen einen Rechtsstreit. DieUnterriexinger beschwertensich über verstärkte Überflu-tung ihrer Wiesen mit Steinab-lagerungen durch die Begradi-gung des Flusslaufs. DieBegradigung hatte Oberriexin-gen veranlasst.Der Bereich zwischen demneuen Enzlauf (dem Kanal) unddem heutigen Altarm wurdezum "Hagelwörth." ZwischenKläranlage und dem Hagel-wörth gibt es die obere unduntere "Stallung". Sie dienteals Viehweide mit Viehunter-stand. Ein "Häga" oder "Hagel"ist ein Zuchtstier. Ein "Wörth"ist eine Insel oder Halbinsel beiHochwasser (mhd. "Wert"). DerHagelwörth war die spezielleWeide für die Zuchtstiere.Später hielt man die Zucht-stiere auf der "Hummelwiese",die unter dem Gewann Felsen-berg direkt an der Enz lag.Möglicherweise war der Hagel-wörth stärker von Über-

In Fischers Schwäbisches Wör-terbuch findet sich ein Kinder-spiel "Spächt(e)le spielen", dasfür mehrere Orte in Württem-berg belegt ist, allerdings nichtfür Oberriexingen. Auch wennes hier nicht dokumentiert ist,wurde es doch bis Ende der1960ziger Jahre zu Ostern ge-spielt.

Der "Spächtelplatz" wurde amWaldrand ausgewählt, da dort

der Boden durch die Schatten-lage länger feucht blieb, somitwar die beste Voraussetzunggegeben, den "Spächt" besserin den Boden zu treiben.

Der "Spächt" wurde in Ober-riexingen überwiegend ausSchwarzdorn, Haselnuss-, oderEschengehölz hergestellt, die-ses Holz gab es überwiegendam Waldrand der Osterwiese.Je nach Körperbau der Teil-nehmer, war der Specht zwi-schen 3-6 cm stark und ca. 30-

50 cm lang. Der "Spächt" wur-de von jedem selbst angefer-tigt.

Die Spielregeln waren folgen-de: Aus der Gruppe wurde einerausgelost oder ausgezählt, derden ersten "Spächt" in denBoden trieb, die anderen mach-ten es genauso. Es spielte inder Regel jeder für sich. Jederversuchte nun mit einemgeschickten und genau plat-

zierten Wurf, den "Spächt"eines Mitspielers auszuhebeln.Dieses Vorgehen wurde solangepraktiziert, bis der Sieger übrigblieb.

Es wurde nicht nur gespächtelt,sondern auch viele andereGesellschafts- und Ballspieleausgeführt. Auch das Eierwer-fen kam nicht zu kurz, dennschon der Rechtsgelehrte ge-bürtige Unterriexinger LudwigReyscher (*1802 - +1880)hatte in seinen Lebenserin-

nerungen für Oberriexingenbezeugt, dass beim Osterbrunn(heutige Mühlbrunnen) auf derOsterwiese dieser Brauch desEierwerfen für Jung und Alterhalten blieb.

(Ludwig Reyscher, Lebenserin-nerungen, Württ. Vierteljahres-hefte 1881, S. 22)

Gerhard Weis; Fotos Edwin Weis

schwemmungen bedroht alsfrüher und bedingte die Ver-legung.

WolfstallEine weitere Viehweide war der"Wolfstall" im Norden desOrtes. Es gab dort nicht etwaeinen Stall für Wölfe, sondernwohl einen, der das Vieh aufder dortigen Weide vor Wölfenschützte. Die drei weiteren"Wolfstall" Flurnamen dürftenbenachbarte Weide- oder Wie-sengrundstücke bezeichnen.

Im 19. Jh. erzeugten die Bauernpro Hektar Wiese 120 ZentnerHeu und 60 Zentner Öhmd.Insgesamt bewirtschafteten sie66 ha Wiesen und eineAckerfläche von 461ha. 1856besaßen die 1100 OberriexingerBürger 182 Kühe und Kälber,148 Ochsen und Stiere. In die-ser Zeit erlaubte die Rindvieh-zucht einen lebhaften Handelmit Vieh in Oberriexingen undauf den Nachbarmärkten. Derletzte Viehmarkt in Oberriexin-gen war 1952.

ViehwegDie Flurbezeichnung "Viehweg"grenzt an den Bietigheimer undden Horrheimer/Sersheimer

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Wie es damals war: Geschichten vom römischen Gutshof und dem mittelalterlichen Städtchen

Flurnamen in der GemarkungOberriexingen

Flurnamen können unterschiedlichster Herkunft sein. Einmalbezeichnen sie bestimmte Stellen wie z.B. "SachsenheimerWeg", von dem noch 200m erhalten sind, "Sersheimer Weg"oder "an der alten Straße." Meist gehen diese Bezeichnungenauf alte Wege zurück. Andere Flurnamen geben Auskunftüber die Bodenbeschaffenheit oder ihre Nutzung wie diesehier zur Viehwirtschaft:

Hochwasserdamm, Nacht-wächter und BaderDann schritt man hoch aufdem Damm, der seit den1960er Jahren vor Über-schwemmungen schützt, ander Enz entlang zum "Rappen-garten" - sehr zur Freude derKinder, die sogleich den ver-steckt gelegenen Spielplatzeroberten. In der Brunnengasseschließlich machte Hohn-Schwenninger die Teilnehmerauf eine unscheinbare quadra-tische Aussparung an einerHausfassade aufmerksam undlieferte mit der Stempelstelledes Nachtwächters sogleichdes Rätsels Lösung. Bei der be-nachbarten Zehntscheuer ver-wies sie auf die harten Fron-dienste im Mittelalter und aufden Bader, der im Badehaus ander Enz auch medizinischeDienste wie Aderlass undSchröpfen angeboten habe.

kleinen Gästen auf Interesse.Los ging es in der neuen Orts-mitte. Vorbei am Backhaus von1830, das aus Brandschutz-

Hafenviertel - Tränktor -KrämermarktDie Veranstaltung stieß dies-mal bei rund 20 großen und

gründen vor der Stadtmauererrichtet werden musste,schlenderte man zunächst zumHägelinstor, wo das Vieh einstzur Tränke geführt wurde. Anden Hochwassermarken in derEnzgasse, die 1824 einenHöchststand von 5,34 m aus-weisen, berichtete sie von denStadtrechten, die eine Mauermit Wehrgang, einen Schult-heiß ab dem 13. Jahrhundertund das Marktrecht beinhalte-ten, das übrigens bis heute mitdem Krämermarkt im Februarund September Bestand hat.

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"Überblick über die neue Heimat"Historischer Stadtspaziergang durch Oberriexingen lockt

zahlreiche Neubürger Der weitgehend barrierefreie Spaziergang durch die bewegte Vergangenheit der Enz-Stadtwird einmal jährlich von Gabriele Hohn-Schwenninger in Zusammenarbeit mit demBürgeramt angeboten und richtet sich sowohl an Neubürger und Auswärtige, als auch an alle,die ihre Stadt einmal von anderer Seite kennenlernen möchten.

Weg. Hier könnte ein Sammel-platz für Vieh gewesen sein,das auf auswärtige Märkte,wohl Horrheim und Bietigheim,getrieben wurde.

Quellen: Historischer Atlas BW;Walter Keinath, Orts- und Flur-namen in Württemberg 1951;Heimatbuch Oberriexingen1992; Jacob und WilhelmGrimm, Deutsches Wörterbuch1838-1960.

Bernhard Geiger

Wie es damals war: Geschichten vom römischen Gutshof und dem mittelalterlichen Städtchen

Vom Kirchturm zu KarlKaltschmidBeim Blick auf Rathaus undKelter erfuhren die Besucherdann, dass die Besiedlung desehemaligen Wengerter-Städt-

chens außerhalb der engenGrenzen erst mit dem Indu-striellen Karl Kaltschmid be-gonnen habe, als dieser seineBügeleisenfabrik an der Enzbaute. Bevor Hohn-Schwen-

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HübenIn der Oberen Gasse 6 wohntendie Eltern von Helma Schüle -die 1920 auf die Welt kam und

eine geborene Kimmich war -nämlich Karl und Berta Kim-mich geborene Marstaller, so-wie die Cousine HilderoseWanner, die zusammen mitHelma in diesem Haus aufge-wachsen ist. Familie Kimmichbetrieb eine kleine Landwirt-schaft und nutzte zu einemViertel dafür die ScheuneObere Gasse 8. Diese stammtaus dem 18.Jahrhundert.

DrübenAuf der anderen Seite derStadtmauer, in der Zwinger-straße, hatte Albert Kimmich,

der Bruder von Karl Kimmich,seine Korbflechter-Werkstatt.Beide Gebäude waren durchdie etwa zwei Meter starkeStadtmauer getrennt. HelmaKimmich hat im Jahr 1954Willi Schüle geheiratet und mitihm zusammen in der Zwinger-straße einen landwirtschaftli-chen Betrieb aufgebaut. Dabeiwurde die inzwischen aufgege-bene Korbflechter-Werkstatt inder Zwingerstaße als Wohnung

Hüben und Drüben - an der StadtmauerDas Gebäude Obere Gasse 6 und das Gebäude Zwingerstraße 5 sind im Grunde zwei eigenständige Gebäude, getrennt durchdie Stadtmauer.

Obere Gasse: Haus Arnold Nr. 10, Scheune Nr. 8, Haus Kimmich Nr. 6

Durchgang in der Stadtmauer von Haus Kimmich, Obere Gasse 6, zu Haus Schüle,Zwingerstraße 5

ninger die Gäste zu dessenZeugnissen in der Mühlstraßeführte, wartete als Höhepunktim wahrsten Sinne die Turm-besteigung der Georgskirche.Das ließen sich vor allem die

Jungbürger nicht zweimal sa-gen, denn wo sonst bekommtman einen besseren Überblicküber seine neue Heimat?

Vera Gergen

Flur EG Haus Kimmich, Blick zum Kühlschränkchen in der Stadtmauer

für die Eheleute Helma undWilli Schüle umgebaut unddaneben ein Stall und Scheu-nengebäude errichtet. DieMutter von Helma, Berta Kim-mich, wohnte bis 1974 in derOberen Gasse 6.

Stilles Örtchen in derStadtmauerUm den direkten Kontakt zurMutter in der Oberen Gasseherzustellen, musste die Stadt-mauer durchbrochen werden.Dieser Durchbruch wurde sogestaltet, dass in der Stadt-

mauer Platz für eine Toilette,sowie ein Vorratsschränkchenzum Kühlhalten auch vonHochprozentigem geschaffenwerden konnte. Die Toilettekonnte somit gemeinsam be-nützt werden.

Ein "Stadttor" in derScheuneAußerdem verband man durcheinen weiteren Ausbruch in derStadtmauer die Scheune vonSchüles in der Zwingerstraßemit der Scheune Obere Gasse 8.So konnte man mit einemWagen bequem von der Zwin-gerstraße durch die Stadtmau-er in die große Scheune fahrenund so in die Stadt gelangen,ohne dass jemand sah, was dahin und her bewegt wurde. Eswar auch ein schneller undkurzer Weg, um von derInnenstadt auf die Felder zugelangen, und man konnte sodie engen Gassen meiden.

Die geteilte ScheuneIn der Scheune Obere Gasse 8gab es einen Viehstall; außer-dem wurde sie zur Heu- undStrohlagerung sowie zum Un-terstellen der landwirtschaftli-chen Wägen genutzt. FamilieKimmich konnte nur ein Vierteldes Gebäudes beanspruchen,denn drei Viertel des Gebäudesgehörte den GeschwisternHermann und Berta Arnold, dieim Haus Obere Gasse 10, wohlihr Elternhaus, wohnten undzwar in dem Teil, der an dieStadtmauer grenzte. Vom vor-deren Teil des Wohnhauses be-anspruchten die Geschwister

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Haustüre,Wohnzimmer, Clo, Treppe im Haus Kimmich

Küche mit Wasserstein Haus Kimmich

Gemeinsame Toilette i.d. Stadtmauer

Stadtmauerdurchbruch für Wagen in der Scheune Schüle

ein Viertel, Ernst Schray, Land-wirt in Oberriexingen, zweiNeuntel und Karl Schüle vierNeuntel. Er nützte wohl vor-nehmlich Kellerräume, denn erhatte das Wohnhaus in derHauptstraße und war nicht mitSchüles in der Zwingerstraßeverwandt.

Stadtmauer alsWäschetrockenplatzZugänge auf die Stadtmauergab es von der Scheune ObereGasse 8 aus, von Häusern Kim-mich und Schüle. Das Dach vonSchüles Wohnhaus in derZwingerstraße reichte bis zumDach der Scheune und über-

deckte so die zwei Meterdicke Stadtmauer. So konn-te hier in luftiger Höhe dieWäsche getrocknet oderein Schwätzchen gehaltenwerden, während derBlick übers Rathaus biszum Häldenberg schweif-te.

In der Wohnung in derZwingerstraße lebtendie Eheleute Schüle mitIhnen drei SöhnenWolfgang, Helmut undUlrich. Die Söhne gin-gen im Laufe der Zeitihre eigenen Wege.Helma und WilliSchüle lebten in derZwingerstraße bis2008. Danach wur-den die Gebäudenicht mehr genutzt.Die Stadt erwarb dieGebäude und wird sie imRahmen der Stadtkernsanie-rung, unter Einbeziehung derBürger, anderen Nutzungen

zuführen.

Willi Baur, Birgit Schüle,Cornelia Karow

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Stadtmauer als Wäscheplatz mit Zugängen von 3 Gebäuden

Holzkonstruktion der oberen Stockwerke der Scheune

Scheunentor mit Inschrift: Johann Caspar Oswald und seine Hausfrau 17 94 MariaBarbara...(Rest unleserlich) Er war Lehrer in Oberriexingen.

Scheune Obere Gasse 8 evt. Fruchtspeicher

Hochzeitsfoto von Helma und Willi Schüle

Bürgerforum am 6. Juli 2013Zum Thema "Gesund älter wer-den" erarbeiteten 40 Oberrie-xinger Bürgerinnen und Bürger,darunter auch BürgermeisterSomlai und Vertreter/-innenvon verschiedenen Einrichtun-gen in Oberriexingen Vorschlä-ge und Ideen, wie sie ihre Stadtnoch gesundheitsfreundlichermachen und ein gesundes Al-tern fördern können. In vierArbeitsgruppen diskutierteman die Fragen "Was habenwir? Worin können wir besserwerden? Welche Ziele setzenwir uns?" diskutiert.

Förderpreis "GesundeKommune"Im Jahr 2013 hat die B 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg zum ersten Malden Förderpreis ausgelobt. Siewill mit dem Preis Städte undGemeinden würdigen, dienachhaltig die Gesundheit ihrerBewohner durch wohnortnaheProjekte und Maßnahmen för-dern und Strukturen für dieZusammenarbeit bereits eta-bliert haben oder es noch tun.

Oberriexingen gewinnt denPreis am 28.1.2014Das Projekt "BÜRGERFORUMGesundheit" überzeugte die

Jury. Bürgermeister Somlaifreute sich über das Preisgeldvon 5200 € und die Würdigungdes großen Engagements derOberriexinger Bürgerinnen undBürger. "Das Preisgeld wollenwir unter anderem für dieVerbesserung der Öffentlich-keitsarbeit nutzen. Einegeplante Maßnahme ist dieEntwicklung einer Broschüremit gesundheitsförderlichenAngeboten für Seniorinnen undSenioren".

Ideen werden umgesetztDer Krankenpflegeverein Ober-riexingen konnte durch Werbe-anzeigen einen Kleinbus finan-zieren, der bereits von sechsehrenamtlichen Fahrern fürregelmäßig Fahrten ins HeilbadHoheneck sowie andere Bäder

und Ziele genutzt wird. Einepersönliche Abholung der

Seniorinnen und Senioren vonzu Hause wird zudem angebo-ten. Ein Flyer bietet weitereFahrten an. So sollen dieSeniorinnen und Senioren wie-der etwas aktiver in dasGemeindeleben integriert undzur Teilnahme an den Fahrtengewonnen werden. Es gibtaußerdem Spielenachmittagefür Jung und Alt, gemeinsameWanderungen, Ausflüge undSportangebote. Das Angebotsoll kontinuierlich ausgebautwerden.

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"Bürgerforum Gesundheit" in OberriexingenAktive Menschen und Zusammenhalt sind in Oberriexingen Tradition. Das Projekt BÜRGERFORUM Gesundheit soll dieAktivität der Menschen unterstützen und so ein gesundes Altern fördern. Ziel ist eine gemeinsame gesunde Zukunft, so dasssich keiner im Alter alleine fühlen muss und sich jeder in einem Angebot der Einrichtungen und Vereine in Oberriexingenwiederfindet.

Senes RomaniDie Römer achteten die altenMenschen wegen ihrer "Me-moria" (Erfahrung u.Wissen).Lebensmittelpunkt der altenMenschen in der Antike war dieFamilie, die für ihr Wohlerge-hen per Gesetz sorgen musste.Der Pater Familias, der Fami-

lienälteste, war bis zu seinemTode "Dominus", und rechtli-ches Familienoberhaupt. DerDomina gebührte eine Ehren-stellung.

Im öffentlichen bzw. im kaiser-lichen Dienst konnten dieBeschäftigten mit 60 oder 70Jahren ihren Dienst beenden.Rente gab es nicht, doch warensie von bestimmten Steuernbefreit. Kaiser Konstantin ver-sprach im Jahre 320 den"Ruheständlern" einen ruhigenLebensabend "senectus eorumpost labores quiete perfruatur." Dasselbe galt sogar fürSklaven. Laut Cato sollte manalte Sklaven verkaufen - siezählten zum beweglichen Guteines Haushaltes. Humaner wares diese auf der Tiberinsel zurBetreuung abzugeben.

Senioren und Seniorinnen inOberriexingenIn Oberriexingen hingegen gibtes für die 590 über 65 JährigenBürger und Bürgerinnen immerwieder ein spezielles Pro-gramm. Die Kinder der Beate-Kaltschmid-Kindertagesein-richtung haben kürzlich den

Menschen ihre Lieder undSpiele mitgebracht - sie sangenvom Licht des Frühlings, dasdie Herzen der Menschenberührt. Bürgermeister Somlaikommentierte danach augen-zwinkernd die Alltagserrungen-schaften und Gesellschafts-veränderungen der letztenJahrzehnte, was für großeErheiterung sorgte. Die Lach-muskeln richtig strapaziertedann das Kabarett von SabineEsslinger:

Knitzer HumorSie präsentierte die dudelsack-staubsaugende Rathaus-Putz-frau, die dem Schultes die Postvorsortiert und ihm Englischbeibringt, bis hin zur Tochterbadisch-schwäbischer Eltern,die als Sandwichkind so einigesauszuhalten hatte und bei derin der Brust zwei Herzen schla-gen: das des ordentlichenStuttgarters und das der fle-xiblen Bruchsalerin. AuchCosima Knöter, "die egozentri-sche Besserwisserin", die lieberkein Recycling-Klopapier kauft,weil man nie wisse, wie oftdieses schon benutzt wordensei, kam ebenso zu Wort wirClara Schellenberger, die buch-stäblich "Haare auf den drittenZähnen hat". Wie Esslinger zu-

gab, mache es ihr unheimlichSpaß, vor älteren Schwabenund Schwäbinnen zu spielen."Denn die haben noch denrichtigen knitzen Humor undkönnen von hinten durch dieBrust ins Auge denken", so ihrKommentar.

Das Rathausteam hatte dasProgramm getreu dem Motto"Gesund älter werden" ausge-wählt und so allen Lachen alsdie beste Medizin beschert.

Vera Gergen, Cornelia Karow

Für den nächsten Tag standeine 53 Kilometer lange Rad-tour zu unserer Jugendherber-ge in La Roche Gyon an, diewir gemeinsam mit den Fran-zosen und Betreuern erfolg-

reich meisterten. Den Dienstaggingen wir etwas ruhiger anund starteten unser Programmmit einer Führung im ChateauGyon , von welchem wir einenatemberaubenden Blick auf dieSeine und ihre Flusslandschafthatten. Am Abend genossenwir, nach einer auf-regenden Nacht-wanderung, dieCrêpes, die die fran-zösische Betreuerinfrisch für uns ge-backen hatte.

Den letzten Tag inLa Roche Gyonbegannen wir damit,die deutsche Fuß-ballkunst den Fran-zosen erneut zu de-

monstrieren. Am Nachmittagradelten einige Kulturinteres-sierte ins 15 km entferntGiverny zum Haus und Gartendes Impressionisten ClaudeMONET während eine andere

Gruppe ein großes Raclettevorbereitete. Danach ging esnochmals los: Zur Nachtwan-derung in die Kalkfelsen ober-halb des Ortes. Eine Gruppehatte am Tag die Pfade undKreuzungen im Wald mit Zwei-gen und Bambus markiert. Die

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Senioren in Rom und OberriexingenDie meisten Menschen in der Antike wurden nicht einmal 50Jahre alt. Heute erreichen viele Menschen das 80. Lebensjahr.

10. Jugendaustausch Ennery-Oberriexingen

26.-31.10.2014 Ennery / La Roche-Guyon

Nach 8 Stunden Fahrt mit Pause in Reims erreichten wirunser Ziel und wurden mit offenen Armen empfangen und indie Gastfamilien eingeteilt.

Tour endete auf einer Aus-sichtskanzel mit Blick auf Seineund Lastkäne im Mondlicht.Mit reichlich Chips, die an-scheinend zu jeder französi-schen Mahlzeit gehören, been-deten wir den letzten gemein-samen Abend mit den franzö-sischen Jugendlichen in "unse-rer" Gite Rural.

Die letzte Etappe unseresAustausches war die Besichti-gung vom Montmartre und derKirche von Sacre Coeur in Paris.

Wir bedanken uns bei unserenGastgebern in Frankreich,unserem unermüdlichen

Chauffeur Samuel Karner (1416km incl. Wendemanöver mitGespann vor dem Gare DuNord), dem Musikverein für densehr hilfreichen Anhänger zumTransport der eigenen(!) Fahr-räder und unserer Stadtverwal-tung und Herrn BürgermeisterWerner Somlai für die großzü-gige Unterstützung der Reise.

Kurz, vielen Dank an alle, diediese Reise möglich gemachthaben !!!!!!

Anka, Leonie, Karin, Anna-Lena,Carolin, Julien, Julian, Holgerund Samuel

Nachwort:Die Städtepartnerschaft undFreundschaft zwischen Enneryund Oberriexingen wird seitnunmehr 35 Jahren gelebt!Auch in 2015 stehen dreiTermine mit Beteiligung unse-rer Freunde aus Ennery an:Neujahrsempfang in Ennery,Neujahrsempfang in Oberrie-xingen und das offiziellePartnerschaftstreffen an Pfing-sten - diesmal in Oberrie-xingen. Wir feiern dann das 35.Jubiläum der Städtepartner-schaft und denken an 70 Jahrefriedliches Nebeneinander bei-der Länder.

Asylsuchende inOberriexingenDie Stadt hat in diesem Jahrunter anderem 21 Asylsuchen-de aus Tibet, China, Irak,Gambia, Nigeria und Syrienaufgenommen. Pfarrerin ElkeGratz, Sarina Blum von derStadtverwaltung sowie Bür-gerinnen und Bürger schließensich im "Freundeskreis Asyl"zusammen und wollen dieNeuankömmlinge unterstüt-zen. Zunächst fragen sie "woder Schuh drückt". Diese schil-dern, dass sie nicht arbeitendürfen, wenn, dann nur mitGenehmigung und nur ineinem 1 € Job. Der Verdienstdarf nicht mehr als 100 € imMonat sein. Sie hätten gerneeinen Fernseh- und Internetan-schluss, um mit der Außenweltzu kommunizieren. Immerhinkönnen sie schon an einemDeutschkurs teilnehmen, dereine wichtige Voraussetzungzur Integration bildet.

Konkrete UnterstützungDer "Freundeskreis Asyl" ver-spricht den Asylsuchendenbeim Ausfüllen der Formularezu helfen, will für sie eineFahrradsammlung im Ort star-ten, damit sie mobiler sind,sowie Mitfahrgelegenheitenzum Einkaufen und zu denÄmtern organisieren, damit ihrkleines Budget nicht von denFahrtkosten aufgefressen wird.Elke Gratz schlägt außerdemein "Café international" imGemeindehaus vor, um Neuan-gekommene und Alteinge-sessene miteinander in Verbin-dung zu bringen, damit sich dieNeuen willkommen fühlen undein vertrauensvolles Miteinan-der wachsen kann.

Vera Gergen, Cornelia Karow

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Asyl im antiken RomAsylum war der schutzgewäh-rende Ort. Es konnte ein Tempeloder Hain mit besonderer

Weihe sein. Aus ihm durfte nie-mand zur Hinrichtung heraus-geschleppt, noch durfte er vomHeiligtum nach draußen beför-dert werden. Die Gottheit ent-zog jeden Hilfesuchenden derVerfolgung. Dies galt besondersauch für Landfremde, sowieUnfreie. Die Asylsuchendenmussten unbewaffnet sein undkonnten auf eine faireGerichtsverhandlung hoffenoder auch sehr lange im Tempelbleiben.

Der Tempel der Artemis(Ephesos) oder der der Dianaauf dem Aventin in Rom warenbekannte Zufluchtsstätten für

Asylsuchende. In der Nachfolgehaben die christlichen Kirchendieses Asylrecht übernommen,ganz so wie sich auch inOberriexingen die Kirche fürdie verfolgten Menschen ein-setzt.

Asyl im antiken Rom und heute in Oberriexingen!

Die Antworten aus dem Inter-net zur Frage "Was bringt's,wenn ich lese" reichten von"Kopftraining" über "Fastfoodfür Kreativität" bis hin zurBehauptung "Lesen gefährdet

die Dummheit." Obwohl dieOberriexinger Bibliothek einkleines, aber feines Angebot anzum Teil topaktuellem Lese-stoff bereithält, kommt auchsie nicht mehr ohne moderneMedien wie DVD's aus. Den-noch ermutigte Pfarrerin Gratzzum Lesen, auch der Bibel.Dann bedankte sie sich beiUrsula Bertoli und MonikaWiedmann für deren langjähri-ges Engagement und erbat fürdas neue Leitungsteam GottesSegen.

Lesezeit auch fürErwachseneUrsula Bertoli veranstalteteviermal pro Jahr eine "Lese-zeit", bei der in Zusammen-arbeit mit dem Buchhandelinteressante Neuerscheinun-gen besonders für Erwachsenevorgestellt wurden. Für Kinderbis 3 Jahre kreierte sie dasProjekt "Willkommen in unse-rer Bücherei" mit kostenloserAbgabe von Buchbeuteln. DieKooperation mit der Grund-schule intensivierte die pensio-nierte Lehrerin durch einewöchentliche Ausleihe in derSchule.

Römische BüchereiNatürlich ist die "Bibliotheca"von Oberriexingen kein archi-tektonisch wertvoller "Kultur-tempel", der in erster Linie derRepräsentation ihrer Erbauer

diente, wie jene aufdem Traiansforum inRom. Die handschrift-lich beschriebenenPapyrusrollen lagen inHolzregalen. JedeBuchrolle hatte denTitel als Schildangehängt. Es gabdamals wie heuteSchriften zu verschie-denen Themen, dieallerdings nur fürGelehrte, Literatenund Studierendezugänglich waren.Laut lesend wandel-ten sie mit der

Schriftrolle durch die Säle, umdie Wörter im Satz zu erken-nen. Ausleihen konnte man dieSchriftrollen nicht. Dafür botenWerkstätten mit Schreibskla-ven Schriftrollen zum Kauf an.

Nein, spezielle Schriftrollen mitBildern für Kinder gab es nicht.Dafür amüsierte man sich anKarikaturen an Hauswänden

oder an Detail genauer Be-schreibung von Bildern. Ob-wohl die Römer keine elektro-nischen Medien kannten, wa-ren doch jedem, der nach Romkam, die Taten Kaiser Traiansbekannt. Er ließ sie auf derTraianssäule auf dem Forumeinmeißeln,die wie eine bebil-derte Buchrolle aussieht.

Vera Gergen, Cornelia Karow

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"Lesen gefährdet die Dummheit - in Oberriexingen wie in Rom!"

Drei Jahrzehnte lang leitete Ursula Bertoli die evangelisch-öffentliche Bücherei inOberriexingen. Pfarrerin Gratz verabschiedete die bisherige Leiterin und hieß das neueLeitungsteam, Heiderose Horntasch, Regina Petri und Karin Ziese, willkommen.

Pressegespräch auf der neuen Sitzbank

Auf der neuen Holzbank vor dem Römerkeller beim Plausch vor einem Pressetermin: Alfred Drossel, Redakteur der LKZ, Bürgermeister Werner Somlai, Franz Kilian, Pistordes römischen Backofens.

Jonathan Roth feierte seineKonfirmation, wie alle anderenauch, in der Kirche. Doch nachdem Festgottesdienst und demFestessen trafen sich die Gästeam Römerkeller. CorneliaKarow, Vilica der römischenVilla Rustica, zu der der Rö-merkeller gehörte, zeigte ihnenHaus und Hof, Heiligtum undWeinkeller. Auf der Nachbil-dung der Jupitergigantensäulehatte es den Kindern Herkulesmit Keule und Löwenfell ange-tan - mal schnell die Götter-figur mit den Händen begreifen- und die unglaubliche Vielzahlrömischer Götter.

Im Weinkeller schlüpften dieKinder in Tuniken. Römisch

gewandet versuchten sie einedickbauchige, ca. 30kg schwereÖlamphore zu stemmen. Dawar Gemeinschaftssinn ge-fragt, denn einer alleine konntesie nicht anheben. Wie schwie-rig war das erst, wenn sie vollÖl war und 100kg wog?Auch wenn Jonathan sich imAnzug nicht an den Aktionenbeteiligen konnte, freuten erund die Erwachsenen sich überden Spaß der Kleineren. MitWissen, aber auch Erfahrungüber die römische Landwirt-schaft verließen die Gäste nachetwa einer Stunde zufriedenden Römerkeller.

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Konfirmationsfeier im Römerkeller!

Besuch im Römerkeller

Ausflug zum Römerkeller

Mit Feuereifer kneteten 14Kinder römische Mostbrötchenund mit Trockenfrüchte gesüß-te Weckle. Auf dem Weg zum

Backofen wechselten sich dieKinder beim Tragen ab. Am

Schluss übernahm Frau Holz-mann das Backbrett alleine, soging es schneller. Franz Kilian,der römische Pistor, hatte

bereits den Backofen kräftigeingeheizt und ließ die Kinder

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Backen - Dreschen - WorfelnFerienprogramm im Römerkeller

Besuch im Römerkeller

Bericht eines Schülers der Klasse 4 an der Landern-Grundschule inMarkgrönigen

die Wärme fühlen. Backofen-türe auf, Feuer ausräumen,fegen und die Brötchen ein-schießen, jetzt musste esschnell gehen.

2000 Jahre altAnschließend besuchten diekleinen Besucher mit CorneliaVilica den Gott Merkur an derJupitergigantensäule und imRömerkeller, wunderten sichüber die langwierige Pflug-technik der Römer, erkanntenaber schnell die Teile desPfluges, die auch nach 2000Jahren noch im Boden zu fin-den waren.

EnttäuschtWieder am Backofen, gab eslange Gesichter und Mats warsehr enttäuscht, dass er seinspeziell verziertes Brötchennicht mehr erkannte.

GetreideDanach rupften die Kinder dieÄhren von den Halmen unddroschen abwechselnd dieÄhren im Sack. Gemeinsamwarfen sie mit dem Worfelkorbdie Körner in die Luft, damitder Wind die Spreu von denKörnern trennt. Da kaum einLüftchen wehte, half die eigenePuste mit und dann ab damitzur Getreidemühle.

Cornelia Karow (Cornelia Vilica)

Lena feierte ihren achten Ge-burtstag im Römerkeller. Da sieJungs und Mädchen eingeladenhatte, entschied sie sich nach

der Führung für die Bastel-aktionen römischen Schmuckund Römerhelm. Ein Mädchen

zögerte und wählte dann denHelm. Die frisch gebackene

"Legionärin" wurde von denJungen sehr kritisch beäugt.Sie ist jetzt die erste weiblicheLegionärin im römischen

Imperium, denn Frauen konn-ten nicht in die Legion eintre-ten. Nach getaner Arbeit warenalle stolz auf ihr Werk, sei esHelm oder Schmuck.

Zum Ausklang spielte Lena mitihren Gästen Rundmühle.

Neben den beiden Spielern gabes genügend Berater, die mitguten Tipps weiter halfen.

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Kindergeburtstag von Lena

Besuch im Römerkeller

2 Fußballfelder Holz"Eigentlich sollten wir jetzt für

Jupiter, den Wetter-gott, ein Dankopfer darbrin-gen, da er uns heute Nach-mittag mit schönem Wetterverwöhnt." So führte CorneliaKarow, die Vilica des römischenGuthofes in Oberriexingen, insThema ein. Mitten auf derWeilerstraße waren bei derAusgrabung 1957 Hypokaust-pfeiler gefunden worden, diewohl zu einer Unterfußboden-heizung und einer kleinenBadeanlage gehörten. Erstaunthörten die Besucher, dass dieca. 30 Mägde, Knechte, Sklavenund die Gutsverwalter ca. 1-2ha Wald im Jahr verbrauchten." Das sind ja knapp zweiFußballfelder", realisierte einVater den Holzverbrauch. Holzwar der wichtigste Energie-

träger zumindest für dieErzeugung von Wärme.

Olivenöl oder Leinöl?Als Leuchtmittel standensicher die Öllampen undWachskerzen an erster Stelle,da sie rauchfrei brennen und soauch in den Räumen verwendetwerden konnten. Ob sie wohldas teure Import Olivenöl ausSpanien verbrannt haben?Cornelia Karow glaubt eher,dass sie heimisches Öl wieLeinöl dafür verwendeten unddas teure Olivenöl für die

Körperpflege als Seifenersatzund Körperöl mit Rosendufteinsetzten.

Zunder, Feuerstein und EisenDann ging's endlich ans Feuermachen. Vorher sägten dieKinder noch die Luftschlitze indie künftigen Holzfackeln. Dasrömische Schlagfeuerzeug, dasAlt und Jung begeisterte, gabnur spärliche Funken, die aufein Stückchen Baumzunder fie-

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"Alles was leuchtet und wärmt" - Familienführung mit Experiment am Römerkeller

Knapp 30 Besucher fanden am Sonntag den Weg zum Römerkeller, um sich über römische Energieträger wie Holz, Wachs undÖl zu informieren und das römische Schlagfeuerzeug an Holzfackeln zu testen.

Familienführung mit anschließendem Experiment

Zwei Familien aus Möglingenwollten eigentlich nur einenBlick in den Römerkeller wer-fen, statt dessen setzen sichdie Kinder an den Mörser und

len. Trotz eifrigem Pusten undtrockener Strohunterlage ver-glomm zwar der Zunder, dieHitze reichte aber nicht aus,um ein Feuer zu entfachen. DieKinder griffen deshalb zumStreichholz, der Erfindung des19.Jh.. Sie stopften Stroh undkleine Holzstückchen in dieFeuerschlitze der Holzfackelund entzündeten diese unterkräftigem Pusten, geschafft, siebrennt. Für die Mädchen war esnun Zeit zum gemütlichen Teilüber zu gehen, zur Getreide-mühle und den Malblättern imRömerkeller.

zerkleinerten Kümmel, Zwiebel,Liebstöckel und Oregano.

Dann jedoch war das Erstaunengroß, als eine Besucherin zu

dieser Würzmischung gekoch-te Eidotter, Wein, Essig, undeingedickten Most schüttete.Den Pfiff am Schluss setztendie typisch römische Fischsoße

und Honig. Ob das noch essbarwar?

Mostbrötchen und DipNun war Franz Kilian dran. DieBesucher beobachteten wie erdas Feuer ausräumte und denOfen ausfegte. Dann hob er dasTuch von den aufgegangenenMostbrötchen, die uns BäckereiLaier, wie schon öfters, gestif-tet hatte. Schnell schoben dieKinder die Brötchen auf denSchieber und Franz Kilian ver-staute sie im heißen Backofenzusammen mit dem süß-sau-ren Dip.

Nun ging es zu den Göttern andie Jupitergigantensäule, zuden Amphoren und dem Pflugim Römerkeller, gerade recht-zeitig vor dem Regen.

Gabeln aus dem BackofenSchließlich war die Neugier derKinder nicht mehr zu bremsenund sie sausten zurück zumBackofen. Was Franz Kilian daaus dem Ofen geholt hatte,

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Römisches "finger-food" - Süß-saure Tunke mit Mostbrötchen

Familienführung mit anschließendem Experiment

konnte sich nicht nur sehenlassen, sondern schmeckteauch vorzüglich. Zögerndsteckten sie ein StückMostbrötchen in die würzigeSoße und führten es zumMund. Gegessen wurde damalsohne Gabeln, obwohl siebekannt waren. Es mundeteallen, auch wenn die saureNote des Essigs etwas hervor-stach.

Römerkeller und Stadtgeschichte(n)Programm 2015

Sonntag, 1. Februar 2015, um 15:00"Feuer und Licht" das römische Fest der LupercaliaTaschenlampenführung, Verkleidung der Kinder als Luperci,reinigendes Ritual ums Feuer, kleine Lichter auf der Dürren Enz.Zum Ausklang am Feuer gibt es ofenfrische Mostbrötchen,sucus conditus aus dem Kessel über dem Feuer und cervisia.Römerkeller: Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.

Sonntag, 7. Juni 2015, um 15:00"Patina de piris" römischer Nachtisch Nach der Führung zu Essgewohnheiten, Mahlzeiten undGeschirr zerstampfen wir einen Birnennachtisch im Mörser,natürlich mit Honig und Pfeffer. Dazu backen wirMostbrötchen, die uns als Besteck dienen. Römerkeller: Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.

Sonntag, 18. Oktober 2015, um 14:30Stadtführung Sie möchten einen Sonntagsspaziergang machen?Oberriexingen von einer anderen Seite kennen lernen? Näheresüber die bewegte Vergangenheit erfahren? Die historischenGebäude kennen lernen? Sichern sie sich eine Karte im Bürger-amt Oberriexingen. Für "Kurzentschlossene" direkt bei derVeranstaltung.Neue Ortsmitte: Kosten 3 €.

Sonntag, 15. November 2015, um 15:00"Die Wasserversorgung der villa rustica"Nach einer Führung zum Thema können sich die Kinder amDeichelbohren versuchen. Ein Handwerker wird uns das alteHandwerk mit einem Originalbohrer an einem Baumstammdemonstrieren. Es gibt ein Getränk zum Aufwärmen.Römerkeller: Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.

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Familienführung mit anschließendem Experiment

Impressum

Civitas RiexingensesSuperioresTel 07042 90931Hrsg. Werner Somlai,Bürgermeister, WerneriusSomlaius Felix, Duumvir

Redaktionsteam 2014:Cornelia Karow, VilicaVera Gergen, Vera GergiaQuattuorviriMonica Magistra LatinaWilli Baur, WilliusAgricola SerenusBirgit SchüleGerhard Weis, Bernhard Geiger

Sarina BlumSchüler der Klasse 4 ander Landern-GrundschuleMarkgrönigenAnka, Leonie, Karin,Anna-Lena, Carolin,Julien, Julian, Holger undSamuel

Bildrechte:Stadt OberriexingenEdwin WeisVKZRedaktionsteam s.o.Verena LichtenbergerFamilienForschungBaden-WürttembergLandratsamt Ludwigsburg

Nein, die Dreschflegel warennicht mehr zu reparieren. Siehatten die kräftigen Schlägeder Kinder beim Dreschen imBlühenden Barock nicht über-lebt. Auch war Pistor Francis-cus Kilianus Maior nicht mitfliegenden Fahnen zu denrömischen Legionären überge-wechselt. Das "foto-schoo-ting" mit ihm und LudwigKnabel diente lediglich derNeugestaltung des Flyers vomRömerkeller. Ein paar neue Ak-tionen und Fotos, sonst bleibtalles beim Altbewährten.

Der Flyer liegt im Rathaus,steckt in den Kästen bei denInfotafeln am Rathaus und amRömerkeller.

Kommen Sie doch mal mit demKanu zum Mostbrötchen

Backen und Mulsum Trinken inden Römerkeller. Das ist ein

Erlebnis, das so nicht einmaldie Römer genießen konnten.Denn Mulsum aus demWeingut Stärk und Most-brötchen der Bäckerei Laiersind schon ohne Kanu einGedicht.

Der Legionär vom Römerkeller