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KIRCHTÜRME Der Kommune schlägt die Stunde Die eine läutet zum Vaterunser im Gottesdienst, die andere täglich jeden Abend um 18 Uhr. Die Betglocke und die Apos- telglocke in der Möglinger Pankratiuskirche sowie Turmuh- ren müssen saniert werden. Ein fast vergessenes Gesetz hilft der Kirchengemeinde jetzt dabei. MÖGLINGEN Weltkrieg überhaupt überlebten. Viele ih- rer Artgenossen wurden abgehängt und von den Nazis zu Munition oder Kanonen eingeschmolzen. Doch die Glocken haben nun eine Kur nötig. Das Stahljoch als Aufhängung soll durch ein hölzernes- ersetzt werden. In beiden Glocken ist zudem ein weicherer Klöppel angedacht. Der alte hatte den Schlagrändern bereits zugesetzt. Es sei er- staunlich, wie gut die beiden historischen Glocken diese jahrhundertelange Proze- dur ausgehalten hätten, so ein Experte. Die Apostelglocke be- finde sich übrigens bereits in der Werkstatt. Außerdem müssen am Kirch- turm die Schallläden ersetzt werden und mit einem Netz vor allem gegen Tauben aber auch gegen andere Vögel aus- gerüstet werden. Drei der vier Zeigermoto- ren müssen getauscht werden, alle vier Zeigerpaare werden aufgearbeitet und die Zifferblätter neu lackiert. „Vor allem die Stundeneinteilung hat es nötig“, so Pfarrer Langer. Alles zusammen werde rund 25 000 Euro kosten. Die drei Friedens-, Gloria- und Gefalle- nenglocken wurden erst 1948 geschaffen. Sie müssen wohl nicht saniert werden. Mesner Eberhard Koch macht in diesem Zusammenhang noch auf einen kleinen aber feinen Unterschied aufmerksam: Ei- ne Glocke schlägt nur, um die Zeit anzusa- gen, ansonsten läutet sie. VON THOMAS FAULHABER Für den Kämmerer Sven Mogler ist es das älteste Möglinger Dokument, das er je in den Händen gehalten hat. Gemeint ist die gesetzliche Baulastvorschrift des württem- bergischen Kirchengemeindegesetzes von 1887, die 1891 auch von der Gemeinde Möglingen unterschrieben wurde. Das Dokument verpflichtet die Kommune, die Hälfte der Kosten zu tragen, wenn Arbei- ten am Kirchturm, an den Turmuhren, dem Läutwerk oder den Glocken notwendig sind. Die Vorschrift stammt aus Tagen, da nicht jeder immer und überall eine tragbare Uhr bei sich hatte. Die Zifferblätter auf dem hohen Turm waren dagegen weithin sichtbar – und man hörte am Schlag, wie spät es ist. Außerdem warnten die Glocken vor drohendem Un- heil wie Überfällen oder Unwettern, alar- mierten die Wehren, wenn es im Dorf brannte. Deshalb wurden bürgerliche Ge- meinden landauf, landab im Rahmen der Vermögensteilung an den Unterhaltskos- ten beteiligt. „Möglingen steht da nicht al- leine“, sagt der Pfarrer Oliver Langer. Das Gesetz gelte für viele andere Kommunen in Württemberg. 2013 urteilte der baden-württembergi- sche Verwaltungsgerichtshof (VGH) je- doch, dass sich die Zeiten geändert hätten. Eine so hohe Beteiligung sei nicht mehr angemessen. Je nach Einzelfall müsse ge- prüft werden, ob und in welchem Umfang an altrechtlichen Verpflichtungen Ände- rungen vorgenommen werden müssten. Der Möglinger Gemeinderat bekannte sich in der vergangenen Wochen zur evan- gelischen Kirche und wird den Vertrag noch einmal in vollem Umfang erfüllen. Rund 12 500 Euro sollen zur Glockensanie- rung zugeschossen werden. Auch weil die Kirchengemeinde im gesellschaftlichen Leben sehr aktiv sei und sich einbringe. Darüber hinaus habe die Pankratiuskirche als ältestes Gebäude der Gemeinde eine herausragende historische Bedeutung und präge mit Turm und Geläut das Bild des Ortes. Vorhaben in der Zukunft werden al- lerdings in Absprache mit dem Pfarramt nur noch zu 30 Prozent bezuschusst. Seit ihrem Guss hängen fünf Glocken im Turm der Pankratiuskirche aus dem 13. Jahrhundert. Die älteste ist die 185 Kilo- gramm schwere Apostelglocke in Fis, die bereits vor 1450 entstanden ist. 500 Kilo wiegt die Betglocke, gestimmt auf Gis, aus dem Jahr 1760. Es grenzt laut Pfarrer Lan- ger an ein Wunder, dass sie den Zweiten Die Pankratiuskirche ist das älteste Gebäude in Möglingen und von herausragend historischer Bedeutung. Foto: Holm Wolschendorf „Möglingen steht mit dieser Vor- schrift nicht alleine da.“ Oliver Langer Pfarrer HINTERGRUND Benannt nach dem Eisheiligen Pankratius Die Spuren der Möglinger Pankratius- kirche reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Im Laufe der Jahre ist das Got- teshaus immer wieder vergrößert wor- den. Im 18. Jahrhundert kam eine Or- gelempore dazu. Heute bietet die Kir- che Platz für knapp 350 Menschen. Seit der Reformation in Württemberg im Jahr 1534 ist sie protestantisch. Einen besonderen Schatz stellen die 16 farbi- gen Bildtafeln dar, die ein Maler wohl im 16. Jahrhundert geschaffen hat. Sie zeigen die Jesusgeschichte von Mariä Verkündigung bis zur Himmelfahrt an der Brüstung der Empore. Benannt ist die Kirche nach dem Eisheiligen Pankra- tius. Der Hintergrund: In Möglingen wa- ren (und sind) viele Menschen in der Landwirtschaft tätig. Sie riefen früher wohl ihre Heiligen an, damit die Feld- früchte nicht erfrieren. (red) An den uralten Verträgen will keiner rütteln ls im vorvergangenen Jahr mit der groß angelegten Sanierung der Hemminger Laurentiuskirche be- gonnen wurde, hat man das im Rathaus nicht nur wegen der Nähe gespürt, son- dern auch im Haushalt. Denn wie in Mög- lingen gibt es aus denselben Gründen auch hier eine seit Langem bestehende Vereinbarung über eine finanzielle Unter- stützung der weltlichen für die christliche Gemeinde. Die Ausscheidungsurkunde datiert von 1890 und sieht eine Übernah- me der Hälfte der Kosten vor, allerdings nur für den Turm, die Uhr und die Glocke des damals einzigen Gotteshauses, so Bür- germeister Thomas Schäfer. Deshalb war auch der Anteil an der Sanierung von 2018/19 nicht allzu hoch: Insgesamt kos- A teten die Arbeiten etwas mehr als eine hal- be Million Euro, die Gemeinde zahlte 10 000 Euro. Das VGH-Urteil habe man da- mals zwar zur Kenntnis genommen, so Schäfer, aber: „Ohne Not werden wir das Thema nicht aufgreifen.“ Nur falls irgend- wann doch einmal größere Beträge fällig werden, müsse man über die Beteiligung diskutieren. Auch in Gerlingen gibt es ähnliche Ver- träge, die etwa bei den Sanierungen der Petruskirche eine Rolle spielten. Die Stadt unterstützt das jüngste Projekt, speziell den Kirchturm, mit 130 000 Euro. Und im Bietigheim-Bissinger Haushalt sind regel- mäßig Beträge für die Stadtkirche einge- stellt. Der Vertrag umfasse aber nur die Kirchenglocken, so die Stadt. (jsw) Eine Ermahnung und ein neues Strafverfahren

Der Kommune schlägt die Stunde€¦ · nenglocken wurden erst 1948 geschaffen. Sie müssen wohl nicht saniert werden. Mesner Eberhard Koch macht in diesem Zusammenhang noch auf einen

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Page 1: Der Kommune schlägt die Stunde€¦ · nenglocken wurden erst 1948 geschaffen. Sie müssen wohl nicht saniert werden. Mesner Eberhard Koch macht in diesem Zusammenhang noch auf einen

4. FEBRUAR 2020 12 Strohgäu WWW.LKZ.DE ■■■■■■DIENSTAG

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DITZINGEN

Fahrgast prelltTaxifahrer undbeleidigt PolizeiEin 23 Jahre alter Mann hat sicham frühen Sonntagmorgen imDitzinger Ortsteil Hirschlandengeweigert, die Taxirechnung zubezahlen. Im Anschluss beleidigteder angetrunkene Fahrgast an derElmestraße auch noch Polizeibe-amte. Der junge Mann war nachAngaben der Einsatzkräfte mit ei-nem Taxi von Leonberg nachHirschlanden gefahren und wolltedann dort angekommen gegen3.25 Uhr die Rechnung nichtmehr bezahlen.

Rund zwei Promille im Blut

Im weiteren Verlauf des Streitssoll er den 36-jährigen Taxifahrergeschlagen und beleidigt haben,heißt es in der Pressemitteilung.Den inzwischen eingetroffenenPolizeibeamten verweigerte er of-fenbar seine Personalien und be-leidigte einen der Beamten mitKraftausdrücken.

In der Folge wurde der 23-Jähri-ge zum Polizeirevier in Ditzingengebracht. Bei einem Test ermittel-ten die Polizeibeamten eineAtemalkoholkonzentration voncirca zwei Promille. Nach Ab-schluss der polizeilichen Arbeitenwurde der junge Mann seinemVater übergeben, heißt es in derMitteilung weiter. Der Ditzingermuss nun mit einer Strafanzeigerechnen. (red)

KIRCHTÜRME

Der Kommune schlägt die StundeDie eine läutet zum Vaterunser im Gottesdienst, die anderetäglich jeden Abend um 18 Uhr. Die Betglocke und die Apos-telglocke in der Möglinger Pankratiuskirche sowie Turmuh-ren müssen saniert werden. Ein fast vergessenes Gesetz hilftder Kirchengemeinde jetzt dabei.MÖGLINGEN Weltkrieg überhaupt überlebten. Viele ih-

rer Artgenossen wurden abgehängt undvon den Nazis zu Munition oder Kanoneneingeschmolzen.

Doch die Glocken haben nun eine Kurnötig. Das Stahljoch als Aufhängung solldurch ein hölzernes- ersetzt werden. Inbeiden Glocken ist zudem ein weichererKlöppel angedacht. Der alte hatte denSchlagrändern bereits zugesetzt. Es sei er-staunlich, wie gut die beiden historischenGlocken diese jahrhundertelange Proze-

dur ausgehalten hätten, so einExperte. Die Apostelglocke be-finde sich übrigens bereits inder Werkstatt.Außerdem müssen am Kirch-turm die Schallläden ersetztwerden und mit einem Netzvor allem gegen Tauben aberauch gegen andere Vögel aus-

gerüstet werden. Drei der vier Zeigermoto-ren müssen getauscht werden, alle vierZeigerpaare werden aufgearbeitet und dieZifferblätter neu lackiert. „Vor allem dieStundeneinteilung hat es nötig“, so PfarrerLanger. Alles zusammen werde rund25 000 Euro kosten.

Die drei Friedens-, Gloria- und Gefalle-nenglocken wurden erst 1948 geschaffen.Sie müssen wohl nicht saniert werden.Mesner Eberhard Koch macht in diesemZusammenhang noch auf einen kleinenaber feinen Unterschied aufmerksam: Ei-ne Glocke schlägt nur, um die Zeit anzusa-gen, ansonsten läutet sie.

VON THOMAS FAULHABER

Für den Kämmerer Sven Mogler ist es dasälteste Möglinger Dokument, das er je inden Händen gehalten hat. Gemeint ist diegesetzliche Baulastvorschrift des württem-bergischen Kirchengemeindegesetzes von1887, die 1891 auch von der GemeindeMöglingen unterschrieben wurde. DasDokument verpflichtet die Kommune, dieHälfte der Kosten zu tragen, wenn Arbei-ten am Kirchturm, an denTurmuhren, dem Läutwerkoder den Glocken notwendigsind.

Die Vorschrift stammt ausTagen, da nicht jeder immerund überall eine tragbare Uhrbei sich hatte. Die Zifferblätterauf dem hohen Turm warendagegen weithin sichtbar – und man hörteam Schlag, wie spät es ist. Außerdemwarnten die Glocken vor drohendem Un-heil wie Überfällen oder Unwettern, alar-mierten die Wehren, wenn es im Dorfbrannte. Deshalb wurden bürgerliche Ge-meinden landauf, landab im Rahmen derVermögensteilung an den Unterhaltskos-ten beteiligt. „Möglingen steht da nicht al-leine“, sagt der Pfarrer Oliver Langer. DasGesetz gelte für viele andere Kommunenin Württemberg.

2013 urteilte der baden-württembergi-sche Verwaltungsgerichtshof (VGH) je-doch, dass sich die Zeiten geändert hätten.Eine so hohe Beteiligung sei nicht mehrangemessen. Je nach Einzelfall müsse ge-prüft werden, ob und in welchem Umfangan altrechtlichen Verpflichtungen Ände-rungen vorgenommen werden müssten.

Der Möglinger Gemeinderat bekanntesich in der vergangenen Wochen zur evan-gelischen Kirche und wird den Vertragnoch einmal in vollem Umfang erfüllen.Rund 12 500 Euro sollen zur Glockensanie-rung zugeschossen werden. Auch weil dieKirchengemeinde im gesellschaftlichenLeben sehr aktiv sei und sich einbringe.Darüber hinaus habe die Pankratiuskircheals ältestes Gebäude der Gemeinde eineherausragende historische Bedeutung undpräge mit Turm und Geläut das Bild desOrtes. Vorhaben in der Zukunft werden al-lerdings in Absprache mit dem Pfarramtnur noch zu 30 Prozent bezuschusst.

Seit ihrem Guss hängen fünf Glocken imTurm der Pankratiuskirche aus dem 13.Jahrhundert. Die älteste ist die 185 Kilo-gramm schwere Apostelglocke in Fis, diebereits vor 1450 entstanden ist. 500 Kilowiegt die Betglocke, gestimmt auf Gis, ausdem Jahr 1760. Es grenzt laut Pfarrer Lan-ger an ein Wunder, dass sie den Zweiten

Die Pankratiuskirche ist das älteste Gebäude in Möglingen und von herausragend historischerBedeutung. Foto: Holm Wolschendorf

„Möglingen stehtmit dieser Vor-schrift nichtalleine da.“Oliver LangerPfarrer

HINTERGRUND

Benannt nach demEisheiligen PankratiusDie Spuren der Möglinger Pankratius-kirche reichen bis ins 13. Jahrhundertzurück. Im Laufe der Jahre ist das Got-teshaus immer wieder vergrößert wor-den. Im 18. Jahrhundert kam eine Or-gelempore dazu. Heute bietet die Kir-che Platz für knapp 350 Menschen. Seitder Reformation in Württemberg imJahr 1534 ist sie protestantisch. Einenbesonderen Schatz stellen die 16 farbi-gen Bildtafeln dar, die ein Maler wohlim 16. Jahrhundert geschaffen hat. Siezeigen die Jesusgeschichte von MariäVerkündigung bis zur Himmelfahrt ander Brüstung der Empore. Benannt istdie Kirche nach dem Eisheiligen Pankra-tius. Der Hintergrund: In Möglingen wa-ren (und sind) viele Menschen in derLandwirtschaft tätig. Sie riefen früherwohl ihre Heiligen an, damit die Feld-früchte nicht erfrieren. (red)

� An den uralten Verträgen will keiner rüttelnls im vorvergangenen Jahr mit dergroß angelegten Sanierung derHemminger Laurentiuskirche be-

gonnen wurde, hat man das im Rathausnicht nur wegen der Nähe gespürt, son-dern auch im Haushalt. Denn wie in Mög-lingen gibt es aus denselben Gründenauch hier eine seit Langem bestehendeVereinbarung über eine finanzielle Unter-stützung der weltlichen für die christlicheGemeinde. Die Ausscheidungsurkundedatiert von 1890 und sieht eine Übernah-me der Hälfte der Kosten vor, allerdingsnur für den Turm, die Uhr und die Glockedes damals einzigen Gotteshauses, so Bür-germeister Thomas Schäfer. Deshalb warauch der Anteil an der Sanierung von2018/19 nicht allzu hoch: Insgesamt kos-

A teten die Arbeiten etwas mehr als eine hal-be Million Euro, die Gemeinde zahlte10 000 Euro. Das VGH-Urteil habe man da-mals zwar zur Kenntnis genommen, soSchäfer, aber: „Ohne Not werden wir dasThema nicht aufgreifen.“ Nur falls irgend-wann doch einmal größere Beträge fälligwerden, müsse man über die Beteiligungdiskutieren.

Auch in Gerlingen gibt es ähnliche Ver-träge, die etwa bei den Sanierungen derPetruskirche eine Rolle spielten. Die Stadtunterstützt das jüngste Projekt, speziellden Kirchturm, mit 130 000 Euro. Und imBietigheim-Bissinger Haushalt sind regel-mäßig Beträge für die Stadtkirche einge-stellt. Der Vertrag umfasse aber nur dieKirchenglocken, so die Stadt. (jsw)

POLIZEIREPORT

MARKGRÖNINGEN

Kassenautomat imOKM-Parkhaus geknacktEin bislang unbekannter Täterhat am frühen Montagmorgen ge-gen 2.40 Uhr im Parkhaus der Or-thopädischen Klinik in Markgrö-ningen (OKM) einen Kassenauto-maten aufgebrochen und Bargeldentwendet. Anschließend machtesich der Dieb aus dem Staub,heißt es in einer Pressemitteilungder Polizei. Er hinterließ offenbareinen Schaden in Höhe von etwa1600 Euro. Zeugen, die am Kurt-Lindemann-Weg Verdächtiges be-obachtet haben und sachdienli-che Hinweise geben können, wer-den gebeten, sich beim Polizeire-vier in Vaihingen unter Telefon(0 70 42) 94 10 zu melden. (red)

SCHWIEBERDINGEN

Fünf Fahrzeugein Unfall auf derB 10 verwickeltEin Leichtverletzter und ein Scha-den in Höhe von etwa 70 000 Eurosind das Ergebnis eines Auffahr-unfalls auf der B 10, an dem amMontagnachmittag fünf Fahrzeu-ge beteiligt waren. Der Crash pas-sierte nach Angaben der Polizeigegen 15 Uhr auf Höhe der Depo-nie Froschgraben bei Schwieber-dingen in Fahrtrichtung Vaihin-gen. Zwei der beteiligten Fahrzeu-ge waren nicht mehr fahrbereitund mussten abgeschleppt wer-den, heißt es in der Pressemittei-lung der Polizei weiter.

Die B 10 wurde am Montag-nachmittag darüber hinaus ge-sperrt und der Verkehr an der Ein-mündung der Landesstraße 1140ausgeleitet. Die polizeilichen Er-mittlungen zum Unfallhergangdauern noch an, heißt es in derMitteilung weiter.

Erst in der vergangenen Wochewar es auf dem SchwieberdingerGlemstalviadukt zu einem schwe-ren Unfall gekommen. (red)

Eine Ermahnung und ein neues StrafverfahrenAuf einer Schülerfeier kommt eine Musikbox weg – Vor Gericht stellt sich aber nicht der Angeklagte als Täter heraus, sondern sein Kumpel

Auf der Markgröninger BMX-Bahn an der SchwieberdingerStraße läuft im Sommer 2019 ei-ne Feier mit Austauschschülern,als die Musikanlage und Bargeldverschwinden. Gegen 0.20 Uhrfällt einem Teil der feierndenMarkgröninger Gymnasiasten je-doch auf, wie sich offenbar viermännliche Personen an einerSitzbank zu schaffen machen, aufder unter anderem Rucksäckestehen. Die jungen Männerdurchwühlen die Rucksäcke, dienachher offen auf der Bank lie-gen oder in einem Gebüsch ent-sorgt werden. Dann steigen die

Fremden wohl in ein Auto undbrausen davon.

Einen von ihnen kann derGymnasiast, dem dieAnlage gehört, späterbeschreiben. Es han-delt sich um einen19-Jährigen ausSchwieberdingen,der sich jetzt vordem Amtsgericht inLudwigsburg verantwortenmusste. Dort sagt er aus, dasssein Kumpel die Musikbox imSommer 2019 in Markgröningenmitgehen ließ, was dieser vordem Amtsgericht auch bestätigte.„Sie stand da ganz alleine herum– und ich habe sie mitgenom-men“, sagte der Jugendliche aus.„Wir hatten alle zu viel getrun-

ken“, beschrieb er die Stimmungin seiner Clique.

Seine Freunde und er hättennoch gewartet, ob je-mand anders vorbei-kommt und die Boxeinpackt, was abernicht der Fall gewe-sen sei. „Wir sinddann mit der Anlagevon der BMX-Bahn in

nach Schwieberdingen gelau-fen“, so der Dieb weiter. Dorthätten sie das Gerät in der Näheeiner Kirche in einem Gebüschabgestellt. „Die Musikbox ist aberleider nicht mehr da“, schloss derJugendliche.

Aus seiner Aussage wurde klar,dass der Angeklagte bei demDiebstahl zwar dabei gewesen

war, womöglich sogar als Mittä-ter. Allerdings konnte ihm dieStaatsanwaltschaft nicht nach-weisen, dass er von dem Dieb-stahl gewusst hatte. Sowohl derAngeklagte als auch der Zeugeberiefen sich darauf, dass überden Diebstahl kein Wort gespro-chen worden sei.

Der Jugendrichterfragte sich jedoch,warum der Ange-klagte einem Cousindes Bestohlenen 80Euro gegeben habe,als dieser bei ihm da-heim klingelte undihn des Diebstahls bezichtigte.„Er teilte mir mit, wenn ich ihm80 Euro bezahle, sei die Sache ge-gessen“, sagte er dazu aus.

MARKGRÖNINGEN/SCHWIEBERDINGEN

Bei dieser Beweislage war dieStaatsanwältin einverstanden,dass das Strafverfahren gegen ei-ne richterliche Ermahnung ein-gestellt wird. Der 19-jährige An-geklagte wurde jedoch davor ge-warnt, sich noch einmal in eineSituation wie bei der Schülerfeierzu begeben, wo fremde Sachen

eingesteckt werdensollen. Der Jugend-richter: „Beim nächs-ten Mal glaubt manIhnen nicht mehr.“Der 17-Jährige, derdie Tat auf der Mark-gröninger BMX-Bahn

auf sich genommen hat, mussnun selbst mit einer Anklage derStuttgarter Staatsanwaltschaftrechnen.

VON HEIKE ROMMEL

Die Beute landetin der Nähe einerSchwieberdingerKirche imGebüsch

Der Beschuldigtezahlt offenbar80 Euro an denCousin desBestohlenen

germannv
Schreibmaschinentext
LKZ 04.02.2020