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Der Massivholzbau Die Massivholzbauweise ist ein zeitgemässes System und ermöglicht es grossflächige Elemente industriell herzustellen. Die Vorfertigung begünstigt rasche Montagezeiten, keine Baufeuchte und sofortige Belastbarkeit. In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue Systeme Entwickelt und Eingeführt. Die Produkte sind mehrheitlich firmenspezifisch. Die Elemente sind flächig, zugleich tragend und raumbildend. Die Anwendung erfolgt für Wände, Decken und Dächer. Die Bauteile bestehen meistens aus Massivholz, welche miteinander verleim, querverleimt, gedübelt oder genagelt werden. Seltener werden sie aus Holzwerkstoffen, wie OSB- Platte, Spanplatten usw. hergestellt. Der Kern des Massivholzbaues besteht normalerweise aus geschlossenen massiven plattenförmigen Querschnitten oder optimiert aus kastenförmigen Elementen. Die Wärmedämmung wird durchgehend bei allen Systemen von aussen auf das Tragwerk aufgebracht. Bei dieser Bauweise besteht der Hauptteil des Tragsystems immer aus einem tragenden Kern aus Massivholz oder Holzwerkstoffen. Der Anteil an Massivholz muss mindestens 50 % der Tragkonstruktion betragen, damit das System dem Massivholzbau zugeordnet werden kann. Die Lastabtragung erfolgt über Scheiben, das heisst es ist ein ausschliesslich flächig wirkendes Tragsystem. Die Horizontallasten werden optimal durch grossformatige, kreuzweise verleimte Platten aufgenommen. Scheiben und Platten / Wände und Decken sind Flächentragwerke und übernehmen somit die Aussteifung. Bei diesen zweidimensionalen Tragwerken werden die inneren Kräfte über die Querschnittsfläche der flächenartigen Bauelemente verteilt. Die Bauweise ist gut geeignet für mehrgeschossige Bauten. Der Aufbau erfolgt meistens stockwerkweise, es können aber auch Bauteile über mehrere Geschosse eingesetzt werden wobei man die Decken einhängt. Die Bauteileschichten können reduziert werden, da das Tragwerkselement meist Raumbildung, Dichtigkeitsebene usw. in Einem ist. Die Anzahl der Systeme (Aufbau / Fügung)auf dem Markt sind sehr gross. Jeder Hersteller vertreibt ein eigenes Fabrikat. So werden zahlreiche verschiedene Produkte angeboten, meist mit deutlichen Unterschieden. Das Rohmaterial ist allerdings jeweils Nadelholz (Ficht, Tanne) in Lamellen Form. Alternativ können auch Holzwerkstoffe (Spanplatten, OSB- Platten usw.) für grossformatige Bauteile eingesetzt werden. Eine Übersicht zu den Grundtypen der Vollquerschnitte ist in den Abbildungen 1 bis 6 ersichtlich. Die optimierten Systeme werden mit zusammengefügten Querschnitten erstellt, welche in sich geschlossene Hohlräume aufweisen. Vollquerschnitte - Kreuzweise verleimt, Brettsperrholz (1) - Einlagig gedübelt, Brettstapel (2) - Einlagig genagelt, Brettstapel (3) - Einlagig verleimt, Brettschichtholz, Leimholz (4) - Kreuzweise gedübelt (5) - Holzwerkstoff, Flachpressplatten, Grobspanplatte (6)

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Der Massivholzbau Die Massivholzbauweise ist ein zeitgemässes System und ermöglicht es grossflächige Elemente industriell herzustellen. Die Vorfertigung begünstigt rasche Montagezeiten, keine Baufeuchte und sofortige Belastbarkeit. In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue Systeme Entwickelt und Eingeführt. Die Produkte sind mehrheitlich firmenspezifisch. Die Elemente sind flächig, zugleich tragend und raumbildend. Die Anwendung erfolgt für Wände, Decken und Dächer. Die Bauteile bestehen meistens aus Massivholz, welche miteinander verleim, querverleimt, gedübelt oder genagelt werden. Seltener werden sie aus Holzwerkstoffen, wie OSB-Platte, Spanplatten usw. hergestellt. Der Kern des Massivholzbaues besteht normalerweise aus geschlossenen massiven plattenförmigen Querschnitten oder optimiert aus kastenförmigen Elementen. Die Wärmedämmung wird durchgehend bei allen Systemen von aussen auf das Tragwerk aufgebracht. Bei dieser Bauweise besteht der Hauptteil des Tragsystems immer aus einem tragenden Kern aus Massivholz oder Holzwerkstoffen. Der Anteil an Massivholz muss mindestens 50 % der Tragkonstruktion betragen, damit das System dem Massivholzbau zugeordnet werden kann. Die Lastabtragung erfolgt über Scheiben, das heisst es ist ein ausschliesslich flächig wirkendes Tragsystem. Die Horizontallasten werden optimal durch grossformatige, kreuzweise verleimte Platten aufgenommen. Scheiben und Platten / Wände und Decken sind Flächentragwerke und übernehmen somit die Aussteifung. Bei diesen zweidimensionalen Tragwerken werden die inneren Kräfte über die Querschnittsfläche der flächenartigen Bauelemente verteilt. Die Bauweise ist gut geeignet für mehrgeschossige Bauten. Der Aufbau erfolgt meistens stockwerkweise, es können aber auch Bauteile über mehrere Geschosse eingesetzt werden wobei man die Decken einhängt. Die Bauteileschichten können reduziert werden, da das Tragwerkselement meist Raumbildung, Dichtigkeitsebene usw. in Einem ist.

Die Anzahl der Systeme (Aufbau / Fügung)auf dem Markt sind sehr gross. Jeder Hersteller vertreibt ein eigenes Fabrikat. So werden zahlreiche verschiedene Produkte angeboten, meist mit deutlichen Unterschieden. Das Rohmaterial ist allerdings jeweils Nadelholz (Ficht, Tanne) in Lamellen Form. Alternativ können auch Holzwerkstoffe (Spanplatten, OSB-Platten usw.) für grossformatige Bauteile eingesetzt werden. Eine Übersicht zu den Grundtypen der Vollquerschnitte ist in den Abbildungen 1 bis 6 ersichtlich. Die optimierten Systeme werden mit zusammengefügten Querschnitten erstellt, welche in sich geschlossene Hohlräume aufweisen. Vollquerschnitte - Kreuzweise verleimt, Brettsperrholz (1) - Einlagig gedübelt, Brettstapel (2) - Einlagig genagelt, Brettstapel (3) - Einlagig verleimt, Brettschichtholz, Leimholz (4) - Kreuzweise gedübelt (5) - Holzwerkstoff, Flachpressplatten, Grobspanplatte (6)

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Vorteil Die Vorteile des Massivholzbaues sind, dass grossformatige Flächenelemente (tragend und raumbildend) in Produktionsstätten vorfabriziert werden können. So kann auf der Baustelle durch schnelle Montage viel Zeit eingespart werden. Der trockene Aufbau hat zur Folge, dass wenig bis keine Baufeuchte vorhanden ist. Durch den Einsatz von kreuzweise verleimten Platten sind die Schwind- und Quellmasse sehr gering. Die massiven Holzelemente nehmen Feuchte aus der Raumluft auf, speichern und geben sie auch wieder ab. So kann im Normalfall auf die übliche Dampfbremse aus Kunststoff verzichtet werden. Zudem entsteht ein angenehmes Raumklima. Die Luftdichtigkeit wird je nach Konstruktionssystem und Wandaufbau bereits durch die genügend dicke Konstruktion in der Fläche erfüllt. Bei einigen Systemen muss dies mit zusätzlichen Massnahmen erreicht werden. Die Masse der Tragkonstruktion hat den weiteren Vorteil, dass der Schallschutz gegenüber anderen Bauweisen deutlich besser ist. Nachteil Die Nachteile des Massivholzbaues sind der hohe Holzverbrauch für die Tragkonstruktion. Die Baukosten sind im Vergleich zu anderen Bauweisen, wie zum Beispiel der Rahmenbau, erheblich höher, da aufwendigere Details zur Anwendung kommen. Für den Entwurf muss frühzeitig ein abgestimmtes System ausgelesen werden, weil dies für die Gestaltung entscheidend ist. Durch die Vorfabrikation der Elemente sind keine kurzfristigen Änderungen vor Ort mehr möglich. Vergleich Massivholzbau mit Blockbau

Differenzen Der Blockbau kann als Ursprung des Massivholzbaues bezeichnet werden. In der Fachwelt wird jedoch heute unter diesem Begriff eine neue Holzbauweise verstanden. Die Unterschiede im Setzmassverhalten sind durch die Holzart (Form) bedingt. Im Blockbau werden Vollholzhölzer aufeinander geschichtet, vermutlich wird das Setzmass durch Austrocknung der Hölzer und durch die Beanspruchung quer zur Faser verursacht. Der massive Kern ist eine Gemeinsamkeit die Wärmedämmung wird jedoch beim Massivholzbau auf die äussere Seite und beim Blockbau auf die innere Seite aufgebracht. Die Fügungen des Systems differenziert, dass die Hölzer einmal aneinandergereiht werden und einmal aufeinander gestapelt. Gemeinsamkeiten Wie bei der verglichenen Bauweise ist der Holzverbrauch enorm. Dafür sind mehrgeschossige Bauten möglich. Die Vorfertigung mit Bekleidungen, Installationsebenen, Wärmedämmung usw. kann gleicher massen erfolgen. Der tragende Kern ist einmal von aussen und bei der anderen Holzbauweise von innen ersichtlich. Die Elemente sind flächig, zugleich tragend und raumbildend. Die vorfabrizierten Elemente sind beide Male sofort belastbar und weisen den gleichen Schallschutz auf, begünstigt durch die Masse. Vergleich Massivholzbau mit Fachwerkbau

Differenzen Der Massivholzbau ist eine sehr modere Form im Holzbau. Der Fachwerkbau ist sehr traditionell und wird heutzutage nur noch für ein- bis maximal zweigeschossige Zweckbauten verwendet, welche zum Ursprung, heute bekleidet werden und nicht mehr ausgefacht mit Backsteinen, Lehmsteinen oder Stroh und Lehm. Die schräg gestellten Streben im Fachwerk sorgen für die notwendige Steifigkeit. Im Massivholzbau übernimmt dies die flächige Scheibe. Der Holzverbrau der zwei Systeme ist unterschiedlich gross. Ein Vor teil des Fachwerkbaues ist, das auch kurze Laubhölzer eingesetzt werden können. Die Aufrichtarbeiten sind im Gegensatz zum Massivholzbau einfach, durch kurze Hölzer welche auch ohne Kran montiert werden können. In der Herstellung und Ausführung ist der Fachwerkbau kosten günstiger, dafür ist der Unterhalt bei sichtbaren Posten, Streben und Riegel teurer.

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Gemeinsamkeiten Das Traggerippe ist bei beiden Bauweisen (traditioneller Fachwerkbau) auf einer Seite erkennbar, es wird nicht durch Verkleidungen oder ähnliches verdeckt. Der stockwerkweise Aufbau ist bei Fachwerk- und Massivholzbauten üblich. Vergleich Massivholzbau mit Rahmenbau

Differenzen Die Aussteifung in der Rahmenbauweise erfolgt über eine zusätzliche Beplankung der stabförmigen Kanthölzern (Tragkonstruktion). Im Gegensatz zum Massivholzbau übernimmt die Tragkonstruktion selbst die Aussteifung. Der Holzverbrau des Rahmenbaues ist geringer, da das Gerippe aus schlanken, standardisierten Querschnitte besteht. Gemeinsamkeiten Gleich wie beim Massivholzbau ist die Vorfertigung von Elementen in geschützten, klimatisierten Produktionshallen möglich. Dadurch entstehen die gleichen Vorteile und Nachteile bezüglich Bauplanung und Ausführung. Dies sind unteranderem kurze Montagezeiten, frühzeitiger Einbezug von speziellen Fachplanern und der stockwerkweise Aufbau. Bei beiden Holzbauweisen kann die äussere Bekleidung aus verputzter Wärmedämmung (Kompaktfassade) oder Verkleidet (hinterlüftete Fassade) sein. Die Erscheinung ist somit ähnlich. Vergleich Massivholzbau mit Skelettbau

Differenzen Beim Skelettbau erfolgt die Lastabtragung punktuell, beim Massivholzbau dagegen linear. Der Holzverbrauch ist gering durch die filigrane Konstruktion des Rasters. Eine freie Grundrissgestaltung ist durch das Stützenrater, welche die Lastabtragung übernehmen, möglich. Die Zwischen- und Trennwände übernehmen keine statische Funktion und können so frei im Raum gestellt werden. Dies ist auch gleich ein weiterer Unterschied, beim Massivholzbau ist die Konstruktion tragend und raumbildend zugleich. Gemeinsamkeiten Die Tragkonstruktion aus Holz ist bei beiden Bauweisen im Innern sichtbar. Der Einsatz von Holzwerkstoffen wie Brettschichtholz ist üblich bei grossen Bauten.