8
DER NEUE PICKUP VW AMAROK Volkswagen Nutzfahrzeuge bringt mit dem Amarok einen der modernsten Pickups auf den Markt. Kein Wettbewerber seiner Klasse ist weltweit sparsamer. Viele der mit dem Amarok realisierten Technologien kommen erstmals im Segment zum Einsatz. Hierzu gehört die Bi-Turbo-Aufladung der Topversion des TDI-Dieselmotors mit 120 kW (163 PS) Leistung. Das 5254 mm lange Fahrzeug in Leiterrahmenbauweise gibt es mit Heckantrieb, zuschaltbarem und permanentem (Torsenprinzip) Allradantrieb. INDUSTRIE NEUE AUTOMOBILE 412

Der Neue Pickup VW Amarok

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Der Neue Pickup VW Amarok

DER NEUE PICKUP VW AMAROKVolkswagen Nutzfahrzeuge bringt mit dem Amarok einen der modernsten Pickups auf den Markt. Kein

Wettbewerber seiner Klasse ist weltweit sparsamer. Viele der mit dem Amarok realisierten Technologien

kommen erstmals im Segment zum Einsatz. Hierzu gehört die Bi-Turbo-Aufladung der Topversion des

TDI-Dieselmotors mit 120 kW (163 PS) Leistung. Das 5254 mm lange Fahrzeug in Leiterrahmenbauweise

gibt es mit Heckantrieb, zuschaltbarem und permanentem (Torsenprinzip) Allradantrieb.

INDUSTRIE NEUE AUTOMOBILE

412

Page 2: Der Neue Pickup VW Amarok

ENTWICKLUNGSZIELE

Seine Feuertaufe hat der in Pacheco (Argentinien) produzierte Pickup VW Amarok Anfang 2010 als Begleitfahrzeug bei der Rallye Dakar bestanden. Im Februar folgte die Markteinführung in Süd-amerika. Design und Technik des Amarok haben das Potenzial, Pickups nun auch in Europa zu etablieren. Erste Auslieferungen an die Kunden erfolgen im Spätsommer 2010. Bereits im Entwick-lungslastenheft des Amarok wurden folgende Ziele definiert:

minimaler Kraftstoffverbrauch und maximale Fahrleistungenhöchste Sicherheitsstandards der Fahrzeugklassehervorragendes Fahrverhalten, auch bei voller Beladunghöchste Robustheit und Sicherheit sowie bester Komfort in Verbindung mit einem neuen, innovativen Leiterrahmenkonzeptdrei Antriebskonzepte mit Standardheck- sowie zuschalt-barem und permanentem Allradantriebergonomische Innenraum-Konzeption mit hochwertiger Anmutungoptimale Nutzlast, Beladungsqualität und StauraumflächenEinsatz robuster und servicefreundlicher Elektronik-KomponentenKarosseriegestaltung auf Basis der neuen Volkswagen- Design-DNA.

ERPROBUNG

Zur Ermittlung von Beanspruchungsprofilen wurden in der Vor-entwicklungsphase Dauerlauferprobungen mit Wettbewerbsfahr-zeugen auf verschiedenen Erprobungsstrecken durchgeführt. Auf diese Weise konnten bereits sehr früh Lastkollektive für die Bau-teil- und Gesamtfahrzeugauslegung ermittelt werden. Diese Ergebnisse flossen in die Betriebsfestigkeitsberechnungen des Leiterrahmens, der Kabine, des Laderaums (Cargobox) und des Fahrwerks ein. Auf Basis der so ermittelten Lebensdauervorgaben erfolgte die Absicherung der Struktur- und Dauerfestigkeit durch Dauerlauferprobungen mit Prototypen und Serienfahrzeugen.

Insbesondere die hohe Standfestigkeit des technisch anspruchsvollen, komplett neuen Topmotors – ein Bi-Turbodie-selmotor mit 120 kW (163 PS) Leistung – wurde in zahlreichen Prüfstands- und Fahrzeugdauerläufen nachgewiesen. Im Rahmen der Rallye Dakar konnte der Vierzylinder seine Leistungsfähigkeit über die standardisierten Prüfungen hinaus ebenfalls eindrucks-voll unter Beweis stellen. Selbst Passfahrten bis auf 5000 m Höhe bewältigte der neue TDI dabei erwartungsgemäß ohne Probleme.

DESIGN

Konzeptionell und stilistisch ist der bis zu 5,25 m lange Amarok ein Pickup wie aus dem Bilderbuch, : schnörkellos, kernig, gradlinig und hochwertig. Die Gestaltung folgt dabei 1:1 der neuen Volkswagen-Design-Richtlinie (DNA).

Zu den markantesten Merkmalen dieser DNA zählen die hori-zontalen Linien der Frontpartie. Deutlich wird dies am Beispiel des Amarok-Kühlergrills: Wie übereinander gestaffelte Klingen spannen sich hier zwei schwarze Lamellen quer über den Bug, die ausstattungsabhängig mit Chromleisten veredelt werden. Als grafische Elemente erstrecken sie sich bis in die sehr technisch

::::

:

:

::

:

DR.-ING. WOLFGANG SCHREIBER ist Sprecher des Markenvorstands von Volkswagen Nutzfahrzeuge in

Hannover.

DR.-ING. JENS HADLER ist Leiter Aggregate-Entwicklung, Technische Entwicklung, bei der

Volkswagen AG in Wolfsburg.

DR.-ING. HOLGER WESTENDORF ist Leiter Modellreihen, Technische

Entwicklung, bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover.

DIPL.-ING. WILLI NETUSCHIL ist Leiter Entwicklung Modellreihe Pickup, Technische Entwicklung, bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in

Hannover.

DIPL.-ING. MICHAEL BAUER ist Technischer Projektleiter Amarok,

Technische Entwicklung, bei Volks-wagen Nutzfahrzeuge in Hannover.

AUTOREN

06I2010 112. Jahrgang 413

Page 3: Der Neue Pickup VW Amarok

gestalteten Scheinwerfer, deren Layout sie maßgeblich beeinflussen. Die konkav geformte Unterkante des vorderen Stoß-fängers betont indes die üppige Bodenfrei-heit des Amarok. Die stilistische Einheit aus Kühlergrill, Scheinwerfern, in Wagen-farbe lackiertem Stoßfänger und robustem unterem Abschluss verleiht der Fahrzeug-front einen souveränen Charakter, der schlüssig zu einem Pickup dieser Größe passt.

Kraftvolle Eleganz bestimmt die Seiten-ansicht des Amarok. Auffallend in diesem Bereich: die ausgestellten Radläufe. Sie erzeugen im Zusammenspiel mit den homogenen Tür- und Kotflügelflächen eine sehr muskulöse Optik. Kompromiss-lose Funktionalität prägt die Heckpartie mit dem zweigeteilten Stoßfänger. Er lässt in der Fahrzeugmitte Raum für eine tiefer

positionierte Trittstufe, die den Zugang zur Ladefläche erleichtert. Passgenaue Ausformungen ermöglichen es zugleich, dass die belastbare Heckklappe um 90° heruntergeschwenkt werden kann und so eine durchgehend ebene Fläche mit dem Laderaum bildet. Geschlossen, zeigt die präzise und glattflächig gestaltete Heck-klappe mittig das verchromte VW-Logo.

KAROSSERIEKONZEPT

Der Amarok debütiert als viertürige Dop-pelkabinenversion; 2011 wird eine zweitü-rige Einzelkabinenvariante folgen. Gene-rell ist die Karosserie modular aus Kabine und Rahmen aufgebaut. Die besondere Stabilität der Einzel- und Doppelkabine profitiert indes von großzügig dimensio-nierten Querschnitten der A- und C-Säu-

len. Zugleich ergibt die Entkoppelung von Kabine und Leiterrahmen eine optimale Torsionsnachgiebigkeit. Sie wirkt sich auf schlechten Wegstrecken spürbar positiv auf das Fahr- und Akustikverhalten aus. Der gezielte Einsatz hochfester Stähle ver-leiht dem Fahrwerk zudem eine beson-ders hohe Crashsicherheit, die in dieser Klasse die Maßstäbe neu definiert.

Volkswagen Nutzfahrzeuge hat die Kon-zeption des Amarok konsequent auf opti-male Funktionalität ausgelegt. Beispiel Cargobox: Zur Realisierung einer möglichst niedrigen Ladekantenhöhe von 780 mm wurden die Blattfedern neben dem Rah-men angeordnet. Die mit dem Rahmen verschraubte Cargobox selbst wartet mit den größten Abmessungen der Klasse auf. „Best in Class“ ist auch die Breite von 1222 mm zwischen den Radkästen – aus-

Abmessungen und Fahrzeugdaten des VW Amarok für die Variante ML 1

MOTOR 2,0 L 120 KW CR TDI BITURBO R4

2,0 L 90 KW CR TDI MONOTURBO R4

ANTRIEB 4×2 4×4 4×2 4×4

HECKANTRIEB ZUSCHALTBARKLAUEN-

KUPPLUNG

PERMANENT TORSEN-

DIFFERENZIAL

HECKANTRIEB ZUSCHALTBARKLAUEN-

KUPPLUNG

PERMANENT TORSEN-

DIFFERENZIAL

Länge [mm] 5254

Breite über Türgriff [mm] 1944

Höhe Karosserie bei ML1 [mm] 1834

Radstand bei ML 1 [mm] 3095

Überhang vorn / hinten bei ML 1 [mm] 898 / 1261

Bodenfreiheit ML1 [mm] mit / ohne Unterfahrschutz 249 / 26

Spurweite vorn / hinten ML 1 1648 / 1644

Ladefläche Länge / Breite [mm] 1555 / 1620

Durchladebreite [mm] 1222

Ladebordwandhöhe [mm] 508

Ladekantenhöhe hinten ML1 [mm] 780

Wendekreis [m] 12,95

Böschungswinkel vorn / hinten ML1 28° / 28°

Rampenwinkel ML1 mit Unterfahrschutz ohne Unterfahrschutz

21,4° 23°

Zuladung [kg] Komfort 938 862 948 872

Zuladung [kg] Schwerlast 1137 1047 1147 1057

zul. Gesamtgewicht (zGG) [kg] Komfort Schwerlast

28203040

Maximale Vorderachslast [kg] Komfort 1325 1385 1315 1375

Maximale Vorderachslast [kg] Schwerlast 1335 1385 1325 1375

Maximale Hinterachslast [kg] Komfort Schwerlast

16001860

Dachlast [kg] 100

Anhängelast, gebremst, 12 % / ungebremst [kg] 2800 / 750

Stützlast [kg] 120

zul. Gespanngewicht [kg] 5500

INDUSTRIE NEUE AUTOMOBILE

414

Page 4: Der Neue Pickup VW Amarok

reichend Raum, um erstmals bei einem Mittelklasse-Pickup Europaletten platzspa-rend quer laden zu können, . Dank die-ser Gardemaße, der niedrigen Ladekante und einer Nutzlast von bis zu 1,15 t las-sen sich selbst große Arbeitsgeräte einfach transportieren.

LEITERRAHMEN

Ein vorrangiges Entwicklungsziel war das optimale Zusammenspiel des Leiterrah-mens mit der Kabine, der Cargobox und dem Fahrwerk. Die statische und dyna-mische Steifigkeitsauslegung des Rahmens wurde rechnerisch optimiert und in Fahr-versuchen abgestimmt. Generell überzeugt der Leiterrahmen des Amarok mit einer beispielhaften Torsionssteifigkeit, die er seinen geschlossenen Längsträger-Profilen und weiteren Querträgern mit geschlosse-nem Querschnitt verdankt, .

Letztere werden durch die Längsträger durchgesteckt sowie verschweißt und bie-ten auf diese Weise eine optimale Basis für die größtmögliche Abstützung von Verwindungskräften. Einzel- und Doppel-kabine teilen sich konstruktiv den glei-chen Leiterrahmen; so konnten Kosten für eine Doppelentwicklung gespart werden. Unterschiede gibt es lediglich im Bereich der spezifischen Adapter für die Kabine und die Cargobox.

INTERIEUR

Hochwertige, robuste Materialien und eine durchdachte Bedienung kennzeich-nen den Innenraum – dem im Fall der Doppelkabine größten der Klasse. Weit überdurchschnittliche Qualität bieten die höhenverstellbaren Vordersitze, . Hinzu kommt der größte Längsverstellungsbe-reich im Wettbewerbsumfeld. Auf der Rücksitzbank finden drei weitere Erwach-sene bequem Platz. Um das Stauvolumen innerhalb der Kabine zu optimieren, kön-nen die Sitzflächen im Verhältnis 1/3 zu 2/3 geteilt hochgeklappt werden. Zusätz-lich ist die Lehne klappbar.

Wie für Volkswagen Nutzfahrzeuge typisch, erfüllt auch das Cockpit sehr hohe Ansprüche an die Ergonomie und Bedienbarkeit. Die Zusatzfunktionen für den Allradantrieb und die Kraftübertra-gung wurden zum Beispiel rund um den Schalthebel plaziert, wo sie intuitiv be-dienbar und leicht erreichbar sind. Weit

Leiterrahmen mit Achsen in einer Bremssituation

Cargobox mit einer quer eingeladenen Europalette samt Reifen als Beladung sowie Beleuchtung der Ladefläche

Cockpit – vordere Sitzreihe mit großem Längsverstellungsbereich

06I2010 112. Jahrgang 415

Page 5: Der Neue Pickup VW Amarok

oben in der Mittelkonsole und damit direkt im Blickfeld des Fahrers findet sich die Audioanlage. Gleich darunter wurde die Heizungs-Klimaanlagen-Steuerung angeordnet. Auf Wunsch steht zudem eine automatische Klimaanlage zur Ver-fügung, die in puncto Leistungsfähigkeit einen neuen Bestwert im Segment auf-stellt. Ihre Luftführung wird parallel über die Anzeige der Infotainment-Geräte RCD 310, RCD 510 und RNS 315 angezeigt.

Seine hohe Alltagstauglichkeit beweist der Amarok auch mit zahlreichen Abla-gemöglichkeiten im Innenraum. So neh-men die großen Türfächer vorne 1,5- und hinten große 1-l-Flaschen auf; je zwei Cupholder finden sich in der Mittelkon-sole sowie ausstattungsabhängig auch im Fond. Neu entwickelt wurde zudem der so genannte Multifixierpunkt im vorderen Bereich der Mittelkonsole. Er kann wahl-

weise eine Freisprecheinrichtung, einen Ringhalter für den Cupholder, einen Aschenbecher oder anderes Zubehör aufnehmen.

DIESELMOTOREN

Mit dem Amarok trägt Volkswagen Nutz-fahrzeuge moderne Motoren- und Antriebs-technik in das weltweit stark nachgefragte Segment der Mittelklasse-Pickups. Seine fortschrittlichen, der Downsizing-Strategie folgenden Vierzylinder-Dieselmotoren mit Direkteinspritzung überzeugen mit Spar-samkeit, starkem Durchzug, hoher Belast-barkeit und konstanter Leistungsentfal-tung. Der Pickup debütiert dabei mit zwei hochmodernen TDI-Common-Rail(CR)-Motoren, . Top-Motor ist ein 120 kW (163 PS) starker, gänzlich neuer 2-l-TDI-Motor mit Bi-Turbolader (BiTDI). Die

zweite TDI-Variante mit 90 kW (122 PS) Leistung setzt auf eine konventionelle Aufladung.

Mit seinem Top-TDI-Motor nimmt der Amarok unter den mittelgroßen Pickups eine Ausnahmestellung ein. Dank seiner zweistufig geregelten Aufladung und der hochmodernen CR-Einspritzung erfüllt die-ser Vierventilmotor die Euro-5-Abgasnorm und erreicht einen Akustik- und Laufkom-fort auf anspruchsvollstem Pkw-Niveau.

Bereits ab 1500/min Motordrehzahl liegt das Drehmomentmaximum von 400 Nm an; selbst bei 3000/min sind immer noch gut 350 Nm abrufbereit, . Parallel kenn-zeichnen den agil ansprechenden TDI-Motor niedrigste Kraftstoffverbrauchs-werte. Beispiel Amarok mit 4×2-Heckan-trieb: Er verbraucht im Schnitt nur 7,6 l Dieselkraftstoff auf 100 km. Die CO2-Emis-sionen des Amarok in der 120-kW-TDI-Ver-sion betragen 199 g/km. In Kombination mit dem zuschaltbaren oder dem perma-nentem 4Motion-Allradantrieb bewegt sich der Verbrauch mit 7,8 l pro 100 km eben-falls in einer sehr sparsamen Region. In diesem Fall ergibt sich ein CO2-Wert von 206 g/km. Dem gegenüber stehen Höchst-geschwindigkeiten von bis zu 182 km/h (Heckantrieb) sowie eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h, die sich je nach Kraft-übertragung in 10,8 bis 11,1 s abspielt.

Nochmals sparsamer präsentiert sich der „kleine“ TDI-Motor, , mit 90 kW (122 PS) und 340 Nm maximalem Drehmoment (ab 2000/min), . In diesem Fall kommt ein einzelner Turbolader mit variabler Turbi-nengeometrie zum Einsatz. Volkswagen Nutzfahrzeuge hat auch diesen Motor ins-

Aufbau des BiTDI- (links) und des TDI-Motors (rechts), beide mit 2 l Hubraum

Leistungskurven für BiTDI- (links) und TDI-Motor (rechts)

INDUSTRIE NEUE AUTOMOBILE

416

Page 6: Der Neue Pickup VW Amarok

besondere im Hinblick auf das Erreichen der Euro-5-Abgasgrenzwerte, einen gerin-gen CO2-Ausstoß, , und eine zugkraft-orientierte Drehmomentcharakteristik weiterentwickelt. So optimieren neu aus-gelegte Verdichter- und Turbinenräder den Wirkungsgrad des ebenfalls mit 2 l Hub-raum arbeitenden Vierventilmotors.

Dieser TDI definiert als Pickup-Antrieb einen neuen Status quo in Sachen Ver-brauch. Mit Heckantrieb sind es nur 7,5 l Diesel pro 100 km, . Im Hinblick auf die CO2-Emissionen ergibt sich hier ein Wert von 198 g/km. Mit 4Motion-Antrieb kommt der 90-kW-TDI auf 7,6 l für 100 km. Und auch hier liegen die CO2-Emis-sionen mit 199 g/km unter der in diesem Segment anspruchsvollen 200-g/km-Grenze bei lebhaften Fahrleistungen.

ANTRIEBSSTRANG UND KLETTERFÄHIGKEIT

Je nach Anforderungsprofil stehen für die beiden Dieselmotoren drei verschiedene Kraftübertragungskonzepte zur Wahl: rei-ner Heckantrieb, Heckantrieb mit zuschalt-barem 4Motion-Allantrieb sowie perma-nenter 4Motion-Allradantrieb. Letzterer tritt, als Novum im Segment, mit Torsen-differenzial an. Optional bietet Volkswagen

Nutzfahrzeuge darüber hinaus eine mecha-nische Hinterachs-Differenzialsperre für den anspruchsvollen Geländeeinsatz an. Alle drei Varianten verfügen über eine elek-tronische Differenzialsperre (EDS) mittels automatischer Bremseneingriffe.

Mit Heckantrieb richtet sich der neu entwickelte Pickup an Kunden, die vor allem an dem speziellen Einsatzspektrum dieser Karosserieform und den flexiblen Beladungsmöglichkeiten interessiert sind, ihr Fahrzeug ansonsten aber vornehmlich auf befestigten Straßen bewegen. In dieser Version warten alle Motorisierungen des Amarok mit dem geringsten Verbrauch und den niedrigsten CO

2-Emissionen sowie höchsten Zuladungswerten auf.

Die vierradgetriebenen Varianten sind für unwegsames Gelände konzipiert. Eine Besonderheit im Pickup-Segment stellt dabei der Amarok mit permanentem All-radsystem dar. Sein zentrales Torsendiffe-renzial sorgt unter allen Einsatzbedin-gungen für die optimale Aufteilung der Antriebskraft zwischen Vorder- und Hin-terachse, um eine exzellente Fahrdynamik auf und hohe Traktion abseits befestigter Straßen zu garantieren. Im Normalfall geschieht dies im Verhältnis 40:60.

Als Spezialist für schwierigste Offroad-Anforderungen empfiehlt sich der VW

Amarok mit zuschaltbarem Allradantrieb. Diese konventionelle, im Pickup-Segment weit verbreitete Lösung mit Verteilerge-triebe und Klauenkupplung sorgt per Tas-tendruck für einen starren Durchtrieb zwi-schen den Achsen. Eine zusätzliche Gelände- reduzierung (1:2,72) für das Sechsgang- getriebe ermöglicht extreme Kriechfahr- ten. Dies ist selbst an besonders starken Steigungen von bis zu 100 % (entspricht 45°) bei voller Beladung möglich, .

FAHRWERK

Die Vorderachse des Amarok wurde als Doppelquerlenkerkonzept, , mit hoch bauender Abstützbasis ausgeführt. Diese Bauart ermöglicht in Verbindung mit einem Federweg von 190 mm und einer zuläs-sigen Vorderachslast von bis zu 1385 kg die für einen Pickup notwendige Robustheit bei gleichzeitig sehr guten Komforteigenschaf-ten. Fahrdynamisch unterstützend wirken ein Stabilisator mit 28 mm Durchmesser sowie ein in dieser Fahrzeugklasse erstmals zum Einsatz kommendes Lenkgetriebe mit variabler Lenkübersetzung.

Die Hinterachse zeichnet sich durch eine maximal zulässige Achslast von 1860 kg in Verbindung mit einer 3-plus-2-Trapezabwälzfeder aus. Das eingesetzte

Fahrleistungs- und Kraftstoffverbrauchsdaten mit BiTDI- und TDI-Motor (* vorläufige Werte für 2,0 l 90 kW CR TDI)

MOTOR 2,0 L 120 KW CR TDI BITURBO R4

2,0 L 90 KW CR TDI MONOTURBO R4

ANTRIEB 4×2 4×4 4×2 4×4

HECKANTRIEB ZUSCHALTBARKLAUEN-

KUPPLUNG

PERMANENT TORSEN-

DIFFERENZIAL

HECKANTRIEB ZUSCHALTBAR KLAUENKUPPLUNG

PERMANENT TORSEN-

DIFFERENZIAL

Hubraum [cm³] 1968 1968

Leistung [kW, (PS)] / Drehzahl [1/min] 120 (164) / 4000 90 (122) / 3750

Drehmoment [Nm] / Drehzahl [1/min] 400 / 1500 - 2000 340 / 2000

Fahrleistungen vmax [km/h] / n [1/min], (bauartbedingt), 5. Gang

182 / 4120 181 / 4100 163 / 3870 161 / 3820

Beschleunigung [s] 0 80 km/h 7,5 7,7 8,4 8,7

0 100 km/h 10,8 11,1 13,5 13,7

Elastizität [s] 80 120 km/h im 5. G. 10,5 11,0 12,5 13,5

Kraftstoffverbrauch nach 1999/100 EG*für Schwungmassenklasse [lbs]

4250 4500 4500 4750 4250 4500 4250 4500 4750

Stadt [l/100km] CO2 [g/km]

9,4 246

9,5 249

9,6 251

9,7 254

9,5 251

9,6 253

9,6 253

9,7 256

9,8 259

Überland [l/100km] CO2 [g/km]

6,7 177

6,8 179

6,9 182

7,0 185

6,3 166

6,4 169

6,4 169

6,5 172

6,6 174

Gesamt [l/100km] CO2 [g/km]

7,6 199

7,7 203

7,8 206

7,9 209

7,5 198

7,6 199

7,6 199

7,7 203

7,8 206

Reichweite [km] 1050 1030 1020 1010 1060 1050 1050 1030 1020

06I2010 112. Jahrgang 417

Page 7: Der Neue Pickup VW Amarok

Blattfederprinzip ergibt durch gezielte Abstimmung der Stützlage eine hohe Pro-gression und gewährleistet in Verbindung mit der Dämpferabstimmung gute Über-lastreserven bei gleichzeitig hohem Federungskomfort.

Für besondere Komfortansprüche gibt es eine optional wählbare 2-plus-1-Blatt-feder mit einer zulässigen Hinterachslast von 1600 kg. Sie benötigt im Abwälzvor-gang der Stützlage weniger Progression; im Verbund mit einer optimierten Dämp-fer- und Pufferabstimmung wird ein in dieser Fahrzeugklasse bisher unerreichtes Maß an Komfort erzielt. Die notwendigen Untersuchungen des S-Schlagverhaltens wurden durch Simulationen an einem validierten Mehrkörpersystem-Blattfeder-modell durchgeführt.

Das sehr gute und agile Fahrverhalten des Amarok wird durch ein deutliches „In-Nachspur-Lenken“ der Vorderachse erreicht. Dies stellt bei Einfederung und Seitenkraft sowie hecklastigen Beladungs-zuständen ein hohes Maß an Fahrstabili-tät sicher. Unterstützend wirkt hierbei das untersteuernde Wanklenken der starren Hinterachse, das durch die um 9,6° nach vorn geneigten Blattfedern erzeugt wird.

An der Vorderachse verzögert eine innenbelüftete 16-Zoll-Scheibenbremse nach Doppelkolben-Faustsattelprinzip. Eine Trommelbremse komplettiert an der Hinterachse das Bremssystem. Ein 10-plus-10-Zoll-Tandembremskraftverstärker sichert auch unter hohen Belastungen eine ausreichende Leistungsreserve bei niedriger Bremspedalkraft.

Alle Amarok-Versionen sind in Europa zudem serienmäßig mit ABS (inklusive Offroad-Modus), ASR, EDS und ESP aus-gestattet. Diese elektronischen Sicher-heitssysteme stehen dem Fahrer auch abseits befestigter Straßen hilfreich zur Seite. Beispiel Offroad-ABS: Es wird über eine Taste neben dem Schalthebel akti-viert und verkürzt auf losem Untergrund deutlich den Bremsweg. In Verbindung mit dem ESP wird zusätzlich unterhalb von 30 km/h ein Bergabfahrassistent akti-viert. Auf extremen Gefällstrecken verhin-dert er über gezielte Bremseingriffe ein ungewolltes Beschleunigen des Fahrzeugs – und zwar sowohl rück- als auch vor-wärts. Im umgekehrten Fall sorgt ein Ber-ganfahrassistent dafür, dass der Amarok an Steigungen nach dem Lösen der Bremse nicht zurückrollt.

ELEKTRIK/ELEKTRONIK

Die Scheinwerfer sind mit H7-Leuchtmit-teln für das Abblendlicht und als H15 für die Kombination Tagfahr- mit Fernlicht ausgestattet. Sie überzeugen durch sehr gute Fahrbahnausleuchtung und unterstüt-zen dank ihres geringen Stromverbrauches das weitere Reduzieren der CO2-Emissio-nen. Eine Besonderheit in dieser Fahrzeug-klasse stellt die vollständige Integration der Antennen (für AM/FM, GPS und Mobiltelefon) in die Außenspiegel dar.

Die hochwertigen CD-Radiogeräte sind die neuesten Module aus dem Volkswagen-Baukasten und garantieren mit bis zu sechs Lautsprechern eine hervorragende Soundqualität. Das optionale Navigations-system RNS315 ermöglicht darüber hin-aus problemlos die grenzüberschreitende Navigation und ist mit einer Bluetooth-Telefonfreisprecheinrichtung kombiniert.

Zusätzliche 12-V-Steckdosen in der Ins-trumententafel und Mittelkonsole sowie auf der Ladefläche gewährleisten ein hohes Maß an Flexibilität. Ein weiteres Novum

Befahren einer Steigung mit Beladung

INDUSTRIE NEUE AUTOMOBILE

418

Page 8: Der Neue Pickup VW Amarok

stellt die hoch gesetzte LED-Bremsleuchte mit integrierter Ladeflächenbeleuchtung in dieser Fahrzeugklasse dar.

PASSIVE SICHERHEIT

In Verbindung mit Ergebnissen von Kompo-nenten- und sehr frühen Crashversuchen sowie umfangreichen Simulationen ent-stand das auf Robustheit und Sicherheit abgestimmte Struktur- und Insassenschutz-konzept des Amarok. Die Kombination aus hoher Steifigkeit der Kabinenstruktur und

exakt definierten Deformationszonen bildet dabei die Basis für ein gutes Crashverhal-ten, . Das optimale Verhalten der vor-deren Längsträger wurde unter anderem durch ein gestuftes und kontrolliertes De-formationsverhalten im Bereich der Motor- und Fahrwerksanbindungen erreicht.

Im Crashfall erfolgt die seitliche Abstüt-zung der Karosserie an der Rahmenstruk-tur mittels neuartiger Deformationsele-mente. Hierdurch wird das Eindringen in die Fahrgastzelle beim Seitencrash erheb-lich reduziert.

Das Frontschutzsystem setzt sich im Wesentlichen aus Fahrer- und Beifah-rerairbag in Kombination mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten, Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern und energieabsorbierender Sicherheitslenksäule zusammen. Die spe-ziell gestalteten Kopfstützen der Vorder-sitze wirken in einer Unfallsituation indes einem Schleudertrauma entgegen. In die Lehnen der Vordersitze integrierte Kopf-Thorax-Seitenairbags sorgen darüber hin-aus bei einem Seitenaufprall für umfas-senden Schutz. Das Airbag-Auslösesystem besteht aus einem Steuergerät auf dem Mitteltunnel mit internen 3D-Beschleuni-gungssensoren. Zwei Sensoren im vorde-ren Bereich der Karosserie sowie zwei Satellitensensoren sorgen für die Seitencrash-Erkennung.

FAZIT

Der Amarok von Volkswagen Nutzfahr-zeuge setzt in seinem Konkurrenzumfeld neue Maßstäbe. Nie war ein Mittelklasse-Pickup derart nachhaltig, komfortabel und sicher. Darüber hinaus definiert der Amarok auch im Hinblick auf handfeste praktische Vorteile das Maß der Dinge im Segment. Das große Spektrum seiner positiven Eigenschaften verleiht ihm das Potenzial, Pickups dieser Kategorie auch in Europa zu etablieren. Erste Rückmel-dungen und Testergebnisse zeigen deut-lich, dass der Amarok bereits im Begriff ist, zum Trendsetter zu avancieren.

LITERATURHINWEISE[1] Volkswagen AG: www.volkswagen-commercial-vehicles.com (international)[2] Volkswagen AG: www.vw-amarok.de (deutsch)

Doppelquerlenkervorderachse mit hoher Abstützbasis und Stabilisator

Karosserie- und Crashstruktur

DOWNLOAD DES BEITRAGS www.ATZonline.de

READ THE ENGLISH E-MAGAZINE order your test issue now: [email protected]

06I2010 112. Jahrgang 419