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TITELTHEMA VW Touareg 1046 ATZ 12/2002 Jahrgang 104 Der neue VW Touareg Mit dem VW Touareg geht die Volkswagen AG in ein neues Fahrzeugsegment, das – vor allem auch in den USA – bei den Kunden eine stark wachsende Nach- frage verzeichnet. Der neue VW Touareg verbindet echte Off-Road-Fähigkeiten mit dem Fahrverhalten und der Anmutung der automobilen Oberklasse.

Der neue VW Touareg

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TITELTHEMA VW Touareg

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Der neueVW TouaregMit dem VW Touareg geht die Volkswagen AG in ein neues Fahrzeugsegment,das – vor allem auch in den USA – bei den Kunden eine stark wachsende Nach-frage verzeichnet. Der neue VW Touareg verbindet echte Off-Road-Fähigkeitenmit dem Fahrverhalten und der Anmutung der automobilen Oberklasse.

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1 Einleitung

Volkswagen hat im Herbst 2002 den neuenOberklasse-Geländewagen Touareg aufdem deutschen Markt eingeführt. DerTouareg repräsentiert sowohl optisch alsauch technisch ein Fahrzeugkonzept, dasim Spitzenbereich der Sport Utility Vehicles(SUV) konzeptionell neue Wege zeigt. An-ders als bislang bekannte Automobile desSegments verbindet er in einer neuen Fahr-zeugphilosophie die Eigenschaften eineshochwertigen Geländewagens mit denKomfortmerkmalen einer Oberklasse-Li-mousine und den dynamischen Attributeneines Sportwagens.

Die grundsätzlich bestehenden Zielkon-flikte in einer Fahrzeugentwicklung mitden wichtigsten Parametern Technik, Kos-ten, Gewicht, Sicherheit und Umwelt ha-ben sich bei der Auslegung des Touaregsum eine weitere Dimension verschärft. Ent-wicklungsziel war es, beste Fahreigen-schaften auf der Straße – mit den Anforde-rungen der automobilen Oberklasse anKomfort und Dynamik – zu kombinierenmit den besten Eigenschaften hinsichtlichTraktion und Fahrbarkeit im Gelände.

2 Design

Der Touareg verbindet SUV-typische Merk-male als Zeichen seiner Zugehörigkeit zurGeländewagen-Kategorie mit einer For-mensprache, die in vielen Bereichen dieNähe zum Pkw deutlich werden lässt. DieseNähe bezieht sich besonders auf die Volks-wagen-Modelle der Oberklasse: Passat W8und Phaeton [1].

2.1 ExterieurBild 1 zeigt eine Designskizze des Touareg.Die hohe Bodenfreiheit, die großen Räder,die kräftige Gestaltung der Radläufe undwuchtigen Stoßfänger weisen den Touaregklar als Geländewagen aus und dokumen-tieren seine technische Kompetenz in klas-sischen Off-Road-Revieren. Hier wird durchdie Dimensionierung der Formelementedas robuste Wesen betont. So stehen denndie großzügigen Lufteintrittsöffnungen imunteren Stoßfängerbereich in gewolltemKontrast zu dem oberen Kühlergrill im Stileder großen Volkswagen Pkw.

Ein ähnlicher Kontrast ergibt sich ausden kräftigen Radläufen und der breitenSicke oberhalb des Schwellers zu den glat-ten Flächen des Karosseriekörpers.

2.2 InterieurIm Innenraum, Bild 2, vermittelt die Detail-gestaltung das Bild hoher Qualität. AlleFunktionsteile verbinden eine für Off-Roadtypische Formensprache mit der Botschaftvon hohem Wert und Eleganz. Auffallendsind die groß dimensionierten Drehreglerfür die Klimatisierung und für die Antriebs-funktionen.

Die Mischung aus robusten Dimensio-nen der Bedienelemente mit liebevoller De-taillierung und dem Einsatz hochwertigerMaterialien schafft ein einmaliges Flair, dasVertrauen in technische Kompetenz unddie Beherrschbarkeit der Technik in allenSituationen vermittelt, dabei gleichzeitigdurch Stil und Eleganz dem Bedürfnis nacheinem wohnlichen Ambiente Rechnungträgt.

3 Fahrzeugkonzept und -package

Durch die Vorgabe, eine große Motorenpa-lette bis zum V10-TDI-Aggregat und ein vollgeländetaugliches Allradkonzept zu reali-sieren, ist die Aggregatelage und der An-triebsstrang bereits vordefiniert. Die Längs-anordnung der Motorenpalette bestimmtmit der vorgesehenen Deformationszonedie Vorderwagenlänge.

Die Innenraumlänge ist für einen kom-fortablen 5-Sitzer ausgelegt, was am Rad-stand von 2855 mm abzulesen ist. KurzeÜberhänge vorn und hinten sind mit926 mm beziehungsweise 973 mm alsKompromiss zwischen Geländetauglich-keit (Böschungswinkel) und Kofferraum-volumen ausgelegt, Bild 3.

Aus der Zielstellung „best in class“ imBenchmark ist die Bodenfreiheit 237 mmmit Stahlfederung beziehungsweise ≤ 300mm mit Luftfeder festgelegt. Mit 1726 mmist eine im Konkurrenzvergleich niedrigeFahrzeugaußenhöhe erreicht. Dies ergibtauch einen niedrigen Schwerpunkt – einewichtige Voraussetzung für die sehr guteFahrdynamik. Wesentlichen Anteil daranhat das selbsttragende Karosseriekonzept.Es reduziert die Bauhöhe, da kein Leiterrah-men berücksichtigt werden muss.

Die Fahrersitzpositionierung ist einprimäres Auslegungskriterium. Sie ist füreine Populationsbandbreite zwischen 5 %-Frau und 99 %-Mann festgelegt, um für diegesamte Zielgruppe ein optimales Komfort-niveau zu gewährleisten. Wesentliche er-gonomische Eigenschaften sind dabei mitcomputergestützten Simulationsverfahren(RAMSIS) ausgelegt worden.

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Die Autoren

Dipl.-Ing. MatthiasKröll ist TechnischerProjektleiter Off-Road-Klasse bei Volkswa-gen Nutzfahrzeuge inWolfsburg.

Dipl.-Ing. Erwin Papeist Vorstand Produkt-entstehung Nutzfahr-zeuge bei VolkswagenNutzfahrzeuge inWolfsburg.

Dipl.-Ing. MatthiasGerhardy ist Mitar-beiter Technische Projektleitung Off-Road-Klasse beiVolkswagen Nutzfahr-zeuge in Wolfsburg.

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Im Unterbodenbereich sind neue Maß-stäbe in dieser Fahrzeugklasse gesetzt wor-den. Auf einer Bauhöhe von nur rund220 mm (Abstand zwischen Fahrer-Hackenpunkt und Bodenfreiheit/Rampen-winkel) sind außer den Antriebsstrang-Komponenten die Hauptbatterie, der Vor-

schalldämpfer und der 100 Liter-Tank plat-ziert. Der Kraftstofftank ist als Satteltankausgeführt und wurde geschützt innerhalbder Längsträgerspur vor der Hinterachseangeordnet. Die Hauptbatterie ist im Un-terboden hinter dem Getriebe-Querträgeruntergebracht. Diese Anordnung hat zu-

sätzlich Vorteile hinsichtlich Fahrzeug-Schwerpunktlage und thermischer Bean-spruchung der Batterie.

In den seitlichen Bereichen zwischenLängsträger und Schweller sind die Kompo-nenten für die Luftfederung und die Versor-gungsleitungen untergebracht. Die Vorder-und Hinterachse – jeweils Einzelradauf-hängungen – sind als an Fahrschemeln ab-gestützte Doppel-Querlenker-Achsen aus-geführt.

4 Antriebsstrang

Um den besonderen Anforderungen desFahrzeugkonzepts unter Berücksichtigungdes maximalen Gespanngewichts von6.500 kg, dem definierten Drehmomentvon bis zu 750 Nm sowie Nennleistungenüber 300 kW gerecht zu werden, war einekomplette Neuentwicklung der Antriebs-strangmodule erforderlich.

Die Auslegung des Antriebsstranges istnach dem klassischen Antriebskonzept fürGeländefahrzeuge konzipiert, Bild 4. Er be-steht aus längs eingebautem Motor, einemdaran längs angeflanschten Automatik-oder Handschaltgetriebe, Verteilergetriebeund Achsdifferentialen sowie vorderer undhinterer Kardanwelle und Seitenwellen.

Das Momentenangebot wird vom Ag-gregat über Getriebe/Verteilergetriebe mitZentraldifferential und die Kardanwellenauf die Achsdifferentiale verteilt. Das Vor-derachsdifferential ist dabei auf dem Fahr-schemel isoliert gelagert und von der Mo-tor-/Getriebeeinheit abgekoppelt. Durch

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2.1 Exterieur

Bild 1: Designskizze Touareg ExterieurFigure 1: Design sketch, Touareg exterior

2.2 Interieur

Bild 2: Designskizze Touareg InterieurFigure 2: Design sketch, Touareg interior

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diese auch akustisch vorteilhafte Anord-nung konnten die Vorderräder weiter inRichtung Frontend positioniert werden, umden vorderen Überhang für einen optima-len Geländeeinsatz so kurz wie möglichauszulegen.

Motor, Getriebe und Verteilergetriebebilden einen Antriebsblock, der akustischdoppelt entkoppelt mit der Fahrzeugkaros-serie verbunden ist. Die räumliche Positiondes Verteilergetriebes im Fahrzeug ist stetsgleich.

4.1 Die MotorenDer Touareg bietet alles, was Dynamik undaktiven Fahrkomfort ausmacht. An ersterStelle sind natürlich die vier leistungsstar-ken Antriebsaggregate zu nennen. Mit je ei-nem V6- und V8-Aggegat stehen zwei ex-zellente Ottomotoren zu Wahl [2]. Das An-gebot wird von zwei kraftvollen Dieselmo-toren ergänzt: Ein Fünfzylinder-Reihenmo-tor sowie ein V10 TDI. Die wichtigsten Mo-tordaten sind in der Tabelle zusammen ge-fasst.

Für die Ansprüche der Fahrzeug-Ober-klasse ist mit dem V10 TDI eine Dieselmoto-risierung mit bisher nicht erreichten Leis-tungsmerkmalen von 230 kW und 750 Nmdargestellt worden [3]. Mit diesen Wertenist der Motor der weltweit leistungsstärks-te Diesel in einem Pkw.

Der V10 TDI-Motor wurde mit einem90°V-Winkel konzipiert, um dem Kompakt-heitsanspruch des Vorderwagens hinsicht-lich Motorbreite, Motorhöhe und Anord-nung der Nebenaggregate gerecht werdenzu können. Die geringe Länge des Motorswird durch einen integrierten Steuer- undNebenaggregateantrieb auf der Schwung-radseite des Motors erreicht.

Die geforderte Tauglichkeit für Fahrtenim extremen Gelände stellt hohe Anforde-rungen an die Betriebssicherheit. Alle Mo-toren und Getriebe wurden im Hinblick aufKühlung und Schmierung auf 45° Steigungbeziehungsweise Gefälle und auf 35° Sei-tenneigung ausgelegt. Durch aufwändigeSchwenkprüfstandsversuche ist die Be-triebssicherheit der Motoren in den Ex-tremlagen geprüft, wobei der Gasgehaltdes Öls als Kriterium herangezogen wurde,

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3 Fahrzeugkonzept und -package

Bild 3: Abmessungen und Package des TouaregFigure 3: Dimensions and package of the Touareg

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Bild 5. Ein Sensor informiert den Fahrerüber den Ölstand. Zusätzlich wird das Tem-peratursignal des Sensors in Verknüpfungmit Kennfelddaten zur Berechnung der Öl-belastung herangezogen.

Zur Absicherung der zulässigen Wattiefebis 580 mm Wassertiefe wurden Prüfstands-tests im Tauchbecken durchgeführt und dar-aus weitere Maßnahmen abgeleitet. So istzum Beispiel ein selbsttätiges Entwässerndes Wandlergehäuses innerhalb wenigerMotorumdrehungen durch eine Leiteinrich-tung, die das Spritzwasser vom Anlasser-kranz abstreift, sichergestellt. Durch Vermei-dung von Anlasserkranzplantschen bleibtdie volle Starterdrehzahl und damit ein-wandfreier Start nach längerem Stillstand imWasser erhalten. Alle Hilfsaggregate, insbe-sondere Generator, Klimakompressor, Lüf-ter oder Lenkhilfepumpe wurden ebenfallsin Richtung Geländeeigenschaften überar-beitet.

4.2 Das Sechsstufen-AutomatikgetriebeEinen wesentlichen Beitrag zu den sehrguten Fahreigenschaften im Gelände undauf der Straße leistet das speziell für diesesFahrzeug neu entwickelte 6-Gang-Automa-tikgetriebe mit seinen speziellen On-Road-,Sport- und Off-Road-Fahrprogrammen unddem serien-mäßigen DSP (DynamischesSchaltprogramm) neuester Generation,Bild 6. Die einzelnen Gänge können auchmanuell mittels Tiptronic oder optionalüber Schaltwippen am Lenkrad eingelegtwerden.

Das Automatik-Getriebekonzept ist ge-kennzeichnet durch die optimale Ausnut-zung des vorhandenen Bauraums und durchkomprimierte Anordnung der Planeten-radsätze und der Schaltelemente. Durch denkonsequenten Einsatz von Leichtbaumaß-nahmen in Kombination mit hochfestenMaterialien konnte eine hohe Leistungsdich-te erzielt werden. Trotz einer sehr kompak-ten Baulänge von nur 655 mm können be-achtliche 750 Nm übertragen werden.

Für den Geländeeinsatz mit seinen spe-zifischen Anforderungen wurden besonde-re Maßnahmen getroffen. In allen Anforde-rungen muss die Ölversorgung des Druck-und Schmiersystems im Betriebstempera-turbereich zwischen -40°C und +150°C zu-verlässig mit einer Life-Time-Befüllungfunktionieren. Eine spezielle Ausführungder Ölansaugung und der Ölwanne sowieeine optimierte Position der Getriebeent-lüftung waren hierfür notwendig.

4.3 Verteilergetriebe mitReduktionsstufeDas Verteilergetriebe übernimmt im An-triebsstrang die Verteilung und Weiterlei-

4 Antriebsstrang

Bild 4: Das Antriebskonzept des TouaregFigure 4: Drive train of the Touareg

4.1 Die Motoren

Tabelle: Motoren und Kennwerte Table: Engines and engine data

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tung des Kraftflusses zum vorderen undhinteren Achsdifferential, Bild 7. Außer-dem muss es den im Fahrzeugpackage not-wendigen Längenausgleich für die unter-schiedlichen Motor-Getriebekombinatio-nen ermöglichen.

Der Differentialplanetensatz ist ausge-legt für eine 50:50-Grundverteilung des An-triebsmoments auf Vorder- und Hinterach-se als Voraussetzung für gute Straßen- undGeländeeigenschaften. Mit Hilfe der elek-tromotorisch betätigten und elektronischgeregelten Lamellensperre kann die Grund-verteilung des Verteilerplanetensatzes kon-tinuierlich zwischen 0 % und 100 % inner-halb von Millisekunden verändert werden.Je nach Fahrsituation wird dadurch an je-der Achse das für optimale Traktion erfor-derliche Drehmoment bereitgestellt. Sowird, im Gegensatz zur rein elektronischenRegelung durch den Bremseingriff, vomSystem eine Anpassung des Drehmomentsdes betroffenen Rades durchgeführt, bevormerkbarer Schlupf auftritt. Damit wird dieTraktion entscheidend verbessert.

Unterstützt durch „Shift on the Move“ist es dem Fahrer während langsamer Fahrtmöglich, die Geländeuntersetzung von 2,66einzulegen. Gleichzeitig werden dabei diespeziellen Gelände-Kennfelder der Fah-rerassistenten aktiviert.

Wie das Zentraldifferential wird auchdas Hinterachsdifferential mit optionalerSperre zur fahrdynamischen Verbesserungdes Fahrzeugverhaltens auf der Straße ne-ben der Traktionserhöhung im Geländeein-satz genutzt.

5 Fahrwerk

Die Vorderachse ist als Doppelquerlenker-achse mit Aluminiumlenker oben und Drei-eckslenker unten ausgeführt. Signifikantist der große Abstand zwischen oberer undunterer Lenkerebene. Die Hinterachse ist ei-ne Doppelquerlenkerachse mit geschmie-deten Aluminiumlenkern oben und Drei-eckslenkern aus Stahl unten. Um die be-kannten Vorteile von Mehrlenkerachsenumzusetzen, wurden bei der Hinterachsedie Doppelquerlenker in einer aufgelöstenBauform realisiert. Die gewählte Konstruk-tion erlaubt große Federwege und einegute Verschränkung der Achsen im Gelän-de, Bild 8.

4.1 Die Motoren

Bild 5: Schwenkfähigkeit des V10 TDI-MotorsFigure 5: Swivel range of the V10 TDI engine

4.2 Das Sechsstufen-Automatikgetriebe

Bild 6: Das Sechsstufen-Automatikgetriebe Figure 6: Six-speed automatic transmission

Bild 7: Zentraldiffe-rential mit Reduk-tionsstufeFigure 7: Centraldifferential withreduction stage

4.3 Verteilergetriebe mit Reduktionsstufe

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und reagiert sensibel auf kleinste Fahrbah-nunebenheiten. Je nach Geschwindigkeitund Fahrzustand wird die Dämpfung allervier Dämpfer individuell angepasst und zu-gleich die Wank- und Nickneigung desFahrzeugs minimiert. Aufgrund der Rege-lung gegen Wanken und Nicken wird dasSystem auch „Skyhook“-Regelung genannt.

5 Fahrwerk

Bild 8: VerschränkungFigure 8: Wheel articulation

6 Geländeeinsatz

Bild 9: Die Off-Road-EigenschaftenFigure 9: The Off-road performance

geregelt werden. Ein groß dimensionierterKompressor und zwei Druckspeicher sor-gen dabei für besonders schnelles Rege-lungsverhalten.

Verbunden mit der Luftfeder ist diestufenlose Dämpferregelung CDC (Conti-nuous-Damping-Control). Eine Sensorikmisst die Aufbau- und Radbeschleunigung

Das Basismodell des Touaregs erhält dieStahlfederung, optional kann aber eineLuftfederung bestellt werden. Mit dieserkann die Bodenfreiheit manuell oder ge-schwindigkeits-abhängig eingestellt undreguliert werden (Serie beim V10 TDI). Mitdieser kann die Bodenfreiheit manuell odergescheindigkeitsabhängig eingestellt und

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5.1 Der 4XMOTION-Allradantrieb4XMOTION ist der Begriff für das intelli-gente Zusammenspiel zwischen den elek-tronisch geregelten mechanischen Sperrendes Antriebsstranges mit den elektroni-schen Fahrerassistenten und sorgt somitfür die optimale Traktion der Räder – so-wohl auf der Straße als auch im Gelände.

Die gängigen Fahrdynamik-Regelsyste-me ABS, EDS, ESP und ASR sind selbstver-ständlich im Touareg realisiert. Außerdemwurden zusätzliche spezielle Fahrerassis-tenten für das Gelände realisiert: Der An-fahrassistent ermöglicht das problemloseAnfahren am Berg sowohl bei Handschalt-als auch Automatikgetrieben. Damit wirdjeder Touareg an steilen Auffahrten gehal-ten, sobald der Fahrer den Fuß vom Gasnimmt. Ein Zurückrollen – auch bei gegebe-nenfalls getretener Kupplung – wird ver-hindert. Die Motor-Bremsmoment-Unter-stützung ermöglicht bei starkem Gefälle imSchub – sensiert über ESP-Sensor und Fahr-pedal – automatisch durch Bremseneingriffindividuell auf alle vier Räder und zusätzli-cher Absenkung der Motor-Leerlaufdreh-zahl eine kontrollierte langsame Abfahrt.

Im Ergebnis wirkt sich 4XMOTION glei-chermaßen positiv auf die Fahrdynamik alsauch auf die aktive Sicherheit aus. DerTouareg weist so die Handling-Eigenschaf-ten einer Oberklasse-Limousine auf; seinFahrverhalten ist extrem sicher und kon-trollierbar; die Kurvenstabilität ist selbstbei ungünstigen Straßenzuständen überra-gend.

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6 Geländeeinsatz

Mit dem überlegenen Antriebsstrangkon-zept 4XMOTION und dem Hochleistungs-fahrwerk werden extreme Fahrsituationenim Gelände bewältigt.

6.1 Daten-Off-RoadDie Steigfähigkeit beträgt 100 %. Die mögli-che Querneigung beträgt 70 %, der maxi-male Spitzenwert sogar 100 %. Der Ram-penwinkel für das Überfahren von Kuppen,Kanten und Hindernissen liegt bei 22° beiStahlfederung und bei 27,2° bei Luftfede-rung. Der Böschungswinkel beträgt vorneund hinten 28° (bis zu 33,2° bei der Luftfede-rung), Bild 9. Die maximale WatTiefe desTouareg beträgt bei Stahlfederung 500 mm,bei Luftfederung 580 mm. Ein entspre-chend ausgelegtes Dichtungssystem beiTüren und Klappen verhindert dabei zu-verlässig das Eindringen von Wasser.

6.2 Bedienkonzept Das sichere Handling auf der Straße unddas sichere Klettern und Krabbeln imGelände wird durch die einfache Bedie-nung der Sperren und der Luftfederung un-terstützt. Der Fahrer kann mittels zweierDrehschalter links zum Einlegen der Reduk-tionsstufe und der Sperren, rechts für dieLuftfeder (Bodenfreiheit) zwischen demEinsatz auf der Straße und im Geländewählen. Generell steht die gesamte Funk-tionalität der Differentialsperren und dieTraktionskontrolle stets automatisch zurVerfügung, sowohl On-Road als auch Off-Road. Für besondere Fahrsituationen – et-wa Sanddünen oder Tiefschnee – könnenmit dem linken Drehschalter nach Aktivie-rung der Reduktionsstufe das Zentraldiffe-rential und das Hinterachsdifferential per-manent gesperrt werden.

Mit dem rechten Drehschalter werdendie verschiedenen Bodenfreiheiten einge-stellt, Bild 10. Abhängig von der gefahre-nen Geschwindigkeit wird im Straßen-Le-vel das Niveau von 215 mm automatischabgesenkt. So reduziert sich die Bodenfrei-heit bei etwa 125 km/h um 25 mm und über180 km/h nochmals um 10 mm. Dies be-

wirkt immer eine optimale Schwerpunktla-ge und eine Reduzierung des cW-Werts, wassich wiederum in einer größeren Höchstge-schwindigkeit (plus 5 km/h) und geringe-rem Kraftstoffverbrauch bei Touareg mit

gleicher Motorisierung, aber optionalerLuftfederung, auswirkt. Das Level wirdwieder angehoben, wenn länger als 15 Se-kunden langsamer als 80 km/h gefahrenwird.

6.3 Off-Road-Navigation

Bild 11: Off-Road-NavigationFigure 11: Off-road navigation system

6.2 Bedienkonzept

Bild 10: Die zentralen Bedienelemente von 4XMOTION und NiveauregulierungFigure 10: Central control unit of 4XMOTION and ride light adjustment

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7 Karosserie und Ausstattung

Bild 12: 4C-ClimatronicFigure 12: 4C-Climatronic

7.1 Kofferraum und Anhängevorrichtungen

Bild 13: Geöffnete Heckscheibe Figure 13: Open rear window

Bild 14: Elektrisch ausfahrbare AnhängevorrichtungFigure 14: Electrically extending tow bar

Im Off-Road-Level wird die Bodenfrei-heit auf 240 mm erhöht. Aus fahrdynami-schen Gründen wird bei schnellerer Fahrt(> 70 km/h) das Fahrzeug automatisch wie-der auf das Straßen-Level abgesenkt. Fürbesondere Situationen im Gelände kannman den Touareg auf 300 mm Bodenfrei-heit im X´tra-Level hochfahren. Mit der da-durch gewonnenen Bodenfreiheit sowieden größeren Böschungs- und Rampenwin-keln lassen sich auch schwierigste Passa-gen im Gelände sicher fahren.

6.3 Off-Road-NavigationDer Touareg kann selbstverständlich miteiner Straßennavigation ausgerüstet wer-den. Die Anzeige erfolgt auf dem Multi-funktions-Flachbildschirm und beinhaltetdie bereits aus dem VW Phaeton bekanntenFunktionalitäten. Eine Premiere stellt hin-gegen die Off-Road-Navigation im Fahr-zeug dar, die nicht auf Straßenkarten ba-siert. Diese Navigation arbeitet in zwei ver-schiedenen Modi: Dem Position Mode oderdem Track Mode.

Im Position Mode werden über das Be-dienfeld die absoluten GPS-Koordinatendes zu erreichenden Ziels eingegeben. DasNavigationsgerät zeigt dann den direktenKurs zum eingegebenen Ziel sowie die ak-tuelle Entfernung an. Grafisch wird die ak-tuelle Abweichung zwischen dem gefahre-nen und dem Sollkurs (= kürzester Wegzum Ziel) dargestellt. Zusätzlich werden die

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geographische Höhe über Normal-Null, deraktuelle Status der Differentialsperren so-wie der aktuelle Lenkwinkel der Vorderrä-der angezeigt, Bild 11.

Im Track Mode werden einzelne Weg-punkte nacheinander im Speicher des Navi-gationsgeräts abgelegt. Diese Wegpunktekönnen zu einer Route zusammengefasstund dann nacheinander abgefahren wer-den. Damit ist gewährleistet, dass auch ab-seits der kartographisch erfassten Gebietestets der einmal gefahrene und gespeicher-te Weg exakt wiederholt werden kann.

7 Karosserie und Ausstattung

Serienmäßig wird der Touareg mit einerKlimaanlage ausgeliefert. Optional bietetVolkswagen eine Vierzonen-Klimatisie-rung, die 4C-Climatronic, an, Bild 12. JederPassagier kann sich seine eigene Tempera-tur, Luftmenge einstellen – unabhängig da-von, wie die Temperatur oder Luftmengeund -verterilung auf den anderen Sitzeneingestellt ist. Dies wird durch einen zwei-

ten Wärmetauscher mit Gebläse im linkenhinteren Kofferraum realisiert. Von dortwird die Luft für die Fondpassagiere bereit-gestellt.

Patentierte Ausströmer in der B-Säulehalten im Winter die Scheiben beschlagfrei.Im Sommer werden die Scheiben gekühlt,was die unangenehme Wärmestrahlungreduziert.

7.1 Kofferraum undAnhängevorrichtungenWesentliches Auslegungs-Kriterium imHinterwagenbereich war die Vorgabe einerfür diese Fahrzeugklasse vergleichsweisesehr niedrigen Ladebodenhöhe von 720 mmüber der Fahrbahn. Unter der Ladeboden-Abdeckung ist das Faltrad angeordnet, indessen Felge die Zweitbatterie unterge-bracht ist. Neben dem Faltrad befinden sichdas Bordwerkzeug und entweder der Druck-speicher bei Luftfederung oder der Faltrad-kompressor bei Stahlfederung.

Mit diesem elektrischen Kompressorkann im Touareg der Reifendruck adjustiert

werden. Dies ist zum Beispiel beim Einsatzin Sanddünen sinnvoll. Fahrzeuge mit Luft-federung haben zu diesem Zweck einenReifenfüllschlauch mit Manometer, der aneine Druckluftsteckdose auf der Vordersei-te des Beifahrersitzes aufgesteckt werdenkann.

Der Laderaum bietet ein Volumen von555 l und 1570 l bei umgelegter Sitzbank. DerLaderaum ist – außer durch die Heckklappe– auch durch separates Öffnen der Heck-klappenscheibe zu erreichen, Bild 13. Dabeiverbleibt der Wischermotor in der Heck-klappe und der Aero-Wischer wird mithochgeklappt. Im Dach sind die Gasfedernfür die Heckscheibe und -klappe unsicht-bar, horizontal liegend integriert.

Die Laderaumbreite zwischen den Rad-häusern beträgt 1160 mm. Wenn die seitli-che Staufachtür in der Fondverkleidungentnommen wird, lässt sich die Breite umetwa 200 mm zusätzlich vergrößern. DieLadelänge kann durch Umklappen derzweiten Sitzbank auf eine Tiefe von 1671mm vergrößert werden. Damit sind dann

Bild 15: Keyless AccessFigure 15: Keyless Access

7.2 Keyless Access

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beispielsweise zwei Mountainbikes plusGepäck im Touareg unterzubringen.

Jeder Touareg ist für eine Anhängerlastbis zu 3.500 kg ausgelegt, dies entsprichteinem Gespanngewicht von bis zu 6500kg. Es stehen vier verschiedene Anhänger-kupplungen zur Verfügung: starr montiert,abnehmbar und 2-Zoll-Vierkant für Nord-amerika (mit den bekannten Anbauten).Erstmalig weltweit wird beim Touaregeine elektrisch schwenkbare Anhängevor-richtung angeboten, Bild 14. Dieseschwenkt auf Knopfdruck aus einer un-sichtbaren Position aus dem Stoßfängerden Kugelhals nach unten, dreht diesen inFahrtrichtung und verrastet sicher. In dergesicherten Endposition erfolgt über denCAN-Bus eine Rückmeldung zum Kombi-instrument.

7.2 Keyless Access Mit Keyless Access, Bild 15, wird das Ein-steigen und das Anlassen des Motors be-sonders komfortabel. Sobald der Fahrer denTürgriff berührt, wird das Öffnen des Fahr-zeugs auf Funkbestätigung freigegeben.Als ID-Geber dient dabei der Fahrzeug-schlüssel, der permanent in der Tasche blei-ben kann. Insgesamt sind bis zu acht perso-nifizierte Schlüssel möglich, mit denenauch die gespeicherten Einstellungen fürSitze und Spiegel abgerufen werden.

Beim Drücken des Startknopfs prüftKeyless Access den Schlüsselcode über In-nenraumantennen und gibt die elektrischeLenksäulenverriegelung frei. Wird derKnopf weiter durchgedrückt, so startet derMotor.

7.3 SicherheitBei der Konstruktion wurden die extremhohen Crash-Anforderungen aus EuroNCAP und US-NCAP berücksichtigt, glei-ches gilt im US-Markt für FMVSS 208.

Die Rohkarosserie, Bild 16, des Touaregist in Stahlblechbauweise ausgeführt undfür die Anforderungen einer hohen stati-schen und dynamischen Steifigkeit und ei-nes optimalen Crashverhaltens ausgelegt.Hoch- und höchstfeste Bleche werden inder Karosserie zu etwa 60 % verwendet, umdie Materialausnutzung im Sinne desLeichtbaus zu optimieren. Ein günstigesVerhalten in den Crashlastfällen wirddurch hochfeste Bauteile im BereichStoßfänger, Längsträger, Aufbau-Rahmen,Schweller und Tunnel erreicht.

Bereits zu Beginn der Entwicklung wur-de besonderer Wert auf eine kontrollierteDeformation in der Crashzone und einesteife Fahrgastzelle gelegt. Bereits die ers-ten theoretischen Untersuchungen für denseitlichen Pfahlaufprall zeigten die Überle-genheit des im Fahrzeug realisierten seitli-

7.3 Sicherheit

Bild 16: Die RohkarosseFigure16: Body structure

Bild 17: Die sechs Airbags im TouaregFigure17: The six airbags

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8 Zusammenfassung

Bild 18: Der TouaregFigure 18: The Touareg

chen Aufprallträgers im Vergleich zu einerkonventionellen Lösung.

Durch die progressive Laststeigerung imLängsträger unter anderem durch den Ein-satz von abgestuften Blechdicken (TailoredBlanks) wird ein Verzögerungsverlauf reali-siert, der die Insassenbelastung optimierenkann.

Im Touareg sind die modernsten elektro-nischen Sicherheitssysteme integriert. Zuihnen gehören Early-Crash-Sensoren, die inAbhängigkeit von der Unfallschwere diezweistufige Auslöseintensität des Fahrer-und Beifahrerairbags steuern. Serienmäßigsind neben den vorderen Front- und Seiten-airbags zudem Curtain-Airbags, die jeweilsdie gesamte Fensterfläche zwischen der A-und C-Säule abdecken, Bild 17.

8 Zusammenfassung

Mit dem technisch anspruchsvollen An-triebsstrang 4XMotion und der luxuriösenAnmutung ist es Volkswagen gelungen, ei-nen SUV mit herausragenden Gelände-eigenschaften zu entwickeln. Als echterVolkswagen setzt der Touareg, Bild 18, da-mit im Segment der Geländewagen undder SUVs neue Maßstäbe.

Literaturhinweise

[1] Folten, R.: Souveränes Design für einen souverä-nen Auftritt. In: Der neue VW Phaeton, Sonder-heft der Automobiltechnischen Zeitschrift / Mo-tortechnischen Zeitschrift, Juli 2002, S. 10-12

[2] Szengel, R.; Metzner, F.T.; Kirsch, U.; Lieske, S.;Ebel, B.: Der neue V6-3,2l-Motor im VW Phae-ton. In: Der neue VW Phaeton, Sonderheft derAutomobiltechnischen Zeitschrift / Motortechni-schen Zeitschrift, Juli 2002, S. 42-47

[3] Hadler, J; Westphal, C; Schmidt-Loose, K;Dorenkamp, R; Jelden, H.: Der weltweit stärksteSerien-Dieselmotor für einen Pkw. In: Der neueVW Phaeton, Sonderheft der Automobiltechni-schen Zeitschrift / Motortechnischen Zeitschrift,Juli 2002, S. 48-57

Danksagung

Die Autoren bedanken sich bei Prof. Dr. Horst Oehlschlaeger, Dr.-Ing.Hans Wüstenberg, Dr.-Ing. Jens Hadler,Dr.-Ing. Christian Westphal, Dipl.-Ing.Bernd Dörrige, Dr.-Ing. WolfgangSchreiber, Dr.-Ing. Wolf-Rüdiger Lutz, Dipl.-Ing. Renate Hamann undRüdiger Folten.