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Der Übergang der KPD in die Illegalität In den ersten Wochen der faschistischen Diktatur wurde die KPD jeder Möglichkeit beraubt, sich legal zu betätigen. Schon 193Zhatte die Führung Maßnahmen für den Übergang der Partei in die Illegalität vorbereitet. Sie hatte Voraussetzungen für die Arbeit des Politbüros und für die Herstellung von Zeitungen und anderen Druckerzeugnissen unter illegalen Be- dingurigen geschaffen.Für leit~ndeFunktionäre waren illegale Quartiere und Anlaufstellen eingerichtet worden. Die Be- zirksleitungen hatten. ähnliche Vorbereitungen getroffen. Die Parteiführung hatte den zentralen Parteiapparat neu geglie- dert, und zwar wurden aus 13 Abteilungen vier gebildet. Um sie besser anleiten zu können, waren die 28 Parteibezirke in acht Qberbezirke zusammengefaßt worden. Für Funktionäre hatten Schulungen über die Regeln der Konspiration, die Spitzelabwehr und den Aufbau eines illegalen Verbindungs- und Kuriersystems stattgefunden. In den Bezirken waren der Poliz~i unbekannte Parteimitglieder beauftragt worden, nach der Verhaftung von Funktionären deren Arbeit fortzusetzen. Nun, beim Übergang in die Illegalität, folgten weitere Maß- nahmen.P Mitte Mai 1933 beschloß das Politbüro, daß drei seiner Mitglieder, Franz Dahlem, Wilhelrn Florin undWil- helm Pieck, in Paris eine Auslandsleitung .bilden sollten, Zu ihren· Aufgaben gehörte es, das Zentralorgan, i"Qif'Rote Fahne", herauszugeben, die emigrierten deutschen Kommu-

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Der Übergangder KPD in die Illegalität

In den ersten Wochen der faschistischen Diktatur wurde dieKPD jeder Möglichkeit beraubt, sich legal zu betätigen. Schon193Zhatte die Führung Maßnahmen für den Übergang derPartei in die Illegalität vorbereitet. Sie hatte Voraussetzungenfür die Arbeit des Politbüros und für die Herstellung vonZeitungen und anderen Druckerzeugnissen unter illegalen Be-dingurigen geschaffen.Für leit~ndeFunktionäre waren illegaleQuartiere und Anlaufstellen eingerichtet worden. Die Be-zirksleitungen hatten. ähnliche Vorbereitungen getroffen. DieParteiführung hatte den zentralen Parteiapparat neu geglie-dert, und zwar wurden aus 13 Abteilungen vier gebildet. Umsie besser anleiten zu können, waren die 28 Parteibezirke inacht Qberbezirke zusammengefaßt worden. Für Funktionärehatten Schulungen über die Regeln der Konspiration, dieSpitzelabwehr und den Aufbau eines illegalen Verbindungs-und Kuriersystems stattgefunden. In den Bezirken waren derPoliz~i unbekannte Parteimitglieder beauftragt worden, nachder Verhaftung von Funktionären deren Arbeit fortzusetzen.

Nun, beim Übergang in die Illegalität, folgten weitere Maß-nahmen.P Mitte Mai 1933 beschloß das Politbüro, daß dreiseiner Mitglieder, Franz Dahlem, Wilhelrn Florin undWil-helm Pieck, in Paris eine Auslandsleitung .bilden sollten, Zuihren· Aufgaben gehörte es, das Zentralorgan, i"Qif'RoteFahne", herauszugeben, die emigrierten deutschen Kommu-

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KPDKJVDRGOKampfgemeinschaft für.Rote SporteinheitKampfbund gegen denFaschismusRHD

36000050000

etwa 250000

Mitgliederstand der KPDund von ihr geführter Massenorganisationen 1932

etwa 250000

100000 (Dezember 1931)341 469 Einzel- und

etwa 700000 Kollektivmitglieder

nisten zusammenzufassen, die Grenzarbeit zu leiten, die Ver-bindung zum EKKI aufrechtzuerhalten und zusammen mitder Komintern und den Bruderparteien Solidaritätsaktionenfür die deutschen Antifaschisten zu organisieren. Die anderenPolitbüromitglieder, John Schehr, Hermann Schubert, FritzSchulte und Walter Ulbricht, bildeten die Inlandsleitung, dievon Berlin aus die Parteiorganisationen und den antifaschi-stischen Widerstandskampf anleitete. Die Mitglieder der .Par-teiführung in Berlin und in Paris hielten enge Verbindungmiteinander. Koritakte hatte das Politbüro zum Parteivor-sitzenden Ernst Thälmann, der bis August 1937 im Unter-suchungsgefängnis Berlin-Moabit eingekerkert war und dieleitenden Funktionäre auf illegalen Wegen mit Ratschlägenfür die Entwicklung der Politik der Partei unterstützte,

Mit großer Intensität bereitete sich Ernst Thälmann aufseinen Prozeß vor. In seinen Aufzeichnungen und in Schrei-ben an die faschistischen Justizbehörden wies er alle Verleum-dungen der KPD zurück, unter anderem die Lüge, die Parteihätte Ende Februar 1933 einen bewaffneten Putsch vorbe- "reitet. Seine detaillierten Widerlegungen dieser Behauptungfaßte Ernst Thälmann in einem Brief an den Untersuchungs-richter in den Worten zusammen: "Also, wir verneinen nichtdie Revolution, wir halten sie für notwendig und für die ein-zige Möglichkeit der sozialen und nationalen Befreiung, wirarbeiten und kämpfen für sie. Wir verneinen aber die Ver-schwörung - wir gründen uns auf objektive Voraussetzungen(zu denen wir subjektiv mithelfen). "6

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Im Herbst 1933 beschloß die Parteiführung, daß alle Mit-glieder der Inlandsleitung ausGründen der Sicherheit Deutsch-land verlassen und sich nach Paris begeben müßten, mit Aus-nahme von John Schehr, der eine neue Leitung, die Landes-leitung, bildete. Als Organ des Politbüros des ZK der KPD inParis, mit dem sie in Verbindung stand, leitete sie von 'Okto-ber'1933 bis März 1935 die illegalen Parteiorganisatiönenan.Ihre Zusammensetzung änderte sich mehrmals, da einige Mit-glieder aus konspirativen Gründen ausgewechselt und anderevon den Faschisten verhaftet wurden, so John Schehr undLambert Horn im November 1933. Die Gestapo erschoß JohnSchehr zusammen mit den kommunistischen Funktionären Eu-gen.Schonhaar, R1idolfSchwarz und Erich Steinfurth.am 1.Fe-bruar 1934. LambertHorn verstarbam2. Juni 1939im Konzen-trationslager Sachsenhausen nach mehr als fünf jähriger Haft.

Weitere Schritte des Übergangs in die Illegalität waren dieVerringerung der Zahl der Mitarbeiter der Bezirksleitungen

Oberbezirk Zentrum Bezirke Berlin, Brandenburg, Magdeburg,Anhalt-Mersebprg, Hannover, Braun-schweig

Oberbezirk Nord-Ost Bezirke Ostpreußen, Westpreußen,Danzig, Pommern

Oberbezirk Nord Bezirke Wasserkante, Nordwest, Mecklen-burg

Oberbezirk West Bezirke Ruhrgebiet, Bielefeld, Niederrhein,Sieger- und Sauerland, Mittelrhein, Wurm-gebiet, Oberlahnstein-Trier

Oberbezirk Süd-West Bezirke Hessen-Frankfurt, Hessen-Kessel,Baden-Mannheim, Pfalz-Kaiserslautern,Saargebiet

Oberbezirk Süd Bezirke Württemberg-Nord, Württemberg-Süd, Bodensee, Baden-Süd, Augsburg,München

Oberbezirk Mille Bezirke Nürnberg, Thüringen, HalIe-Merseburg, Bitterfeld .

Oberbezirk Sachsen Bezirke Leipzig, Dresden, Chemnitz,Vogtland

Oberbezirk Süd-Ost Bezirke Lausitz, Schlesien, Waldenburg,Oberschlesien

Oberbezirke und Bezirke der KPD Herbst 1933 bis Ende 1934

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im Sommer 1933und dieGliederung der inzwischen verkleiner-ten Bezirke in neun statt wie bisher in acht Oberbezirke imHerbst.

Bereits im Februar 1933 hatten einzelne Bezirksleitungenbegonnen, Grenzstützpunkte in der benachbarten Tscheche-slowakei einzurichten. Seit Juni 1933 erfolgte auf Weisungder Inlandsleitung der Aufbau eines Systems solcher Stütz-punkte an den Grenzen der CSR,Dänemarks, der NIederlande,des Saargebiets und der Schweiz. Die Mitarbeiter der Grenz-stützpunkte organisierten den Transport von Druckschriften,die in diesen Ländern hergestellt worden waren, zu den Partei-organisationen, schleusten gefährdete Kommunisten ausDeutschland aus, halfen Kurieren, illegal die Grenze zu über-schreiten, und faßten die emigrierten deutschen Kommunistenin den jeweiligen Ländern zusammen.

Grenzstützpunkte der KPD 1933-1935

Reichenberg, dann Prag, Sitz der Leitung der Stützpunkte in derCsR für:Berlin, Brandenburg, Halle-Merseburg, Magdeburg, Schlesien,Sachsen, Thüringen

'Basel, dann Zürich, Sitz der Leitung der Stützpunkte in der Schweizfür:Baden, Bayern, Württemberg

Saarbrücken, dann Scurlouls, Sitz der Leitung der Stützpunkte imSaargebiet für:Hessen-Frankfurt, Miltelrhein, Niederrhein

Amsterdam, Sitz der Leitung der Stützpunkte in den Niederlanden für:Niedersachsen, Oldenburg, Ruhrgebiet

Kopenhagen, Sitz der Leitung der Stützpunkte in Dänemark für:Bremen, Danzig, Hamburg, Mecklenburg, Ostpreußen, Pommern,Schieswig-Hoistein

Der Kampf unter illegalen Bedingungen war eine großeBewährungsprobe für jedes Parteimitglied.Neue 'Formen derParteiarbeit mußten gefunden und erprobt, neue Methodender Leitungsarbeit, der Verbindung und Information an-gewendet werden. Mehr Initiative und Energie, Mut undOpferbereitschaft, Geduld und feste Disziplin als in der legalenZeit wurden jedem Kommunisten abverlangt. Stärker als frü-

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her galt es, mühevolle tägliche Kleinarbeit zu leisten. Neue An-forderungen stellten dieErziehung ~d die 'marxistisch-Ienini-stische Schulung der Kader, der Schutz der Kommunisten unddie Abwehr von Gestapospitzeln und Provokateuren derfaschistischen Unterdrückungsorgane. Die Regeln der Kon-spiration verlangten, daß' Namen, Adressen usw. nicht auf-geschrieben und erforderliche schriftliche Materialie~ ver-schlüsselt wurden, daß jeder nur so viel erfuhr, wie er zurErfüllung eines bestimmten Auftrages wissen mußte. DerAufrechterhaltung von Verbindungen und der Übermittlungvon Informationen dienten Treffs, bei denen Pünktlichkeit undUmsicht notwendig waren und oft nur kaltblütiges Verhalten,eine Gefahr abwenden konnte. Eine Festlegung, die 1933 galt,sah zum Beispiel vor, daß der Organisationssekretär einer Be-zirksleitung lediglich an Tagen mit geradem Datum nach Ber-lin fahren durfte, um persönlich Verbindung zur Parteiführungaufzunehmen. Er mußte in einer bestimmten Gaststätte 'zuMittag essen und eine bestimmte Zeitung vor sich haben. Um13Uhr 30 hatte er das Lokal zu verlassen. Wurde er dabei an-gesprochen, mußte er dasKennwort nennen, um dann weiter-geleitet zu werden .. Große Bedeutung für den Übergang der KPD in die Illegali-

tät hatte die Hilfe der Kommunistischen· Internationale, derKPdSU und der anderen Bruderparteien, vor allem aus denNachbarländern Deutschlands. Die Komintern und dieKPdSU vermittelten deutschen Kommunisten die umfang-reichen Erfahrungen der bolschewistischen Partei in derillegalen Arbeit. Besonders auf der Internationalen Lenin-Schule der Komintern wurden Kader der KPD marxistisch-leninistisch geschult und für den Kampf unter illegalen Be-dingungen ausgebildet. Hier referierten Dimitri Manuilskiund andere Funktionäre der KPdSU über die Organisierungder illegalen Tätigkeit. Über diese Fragen hatte Georgi Dimi-troff, der Leiter des Westeuropäischen Büros des/Exekutiv-komitees der Kommunistischen Internationale, mit ErnstThälmann Mitte Februar in Berlin beraten.

Das Zentralkomitee der Französischen KommunistischenPartei half dem Politbüro des Zentralkomitees der KPD, vonParis aus seine Aufgaben zu erfüllen. Die kommunistischen

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Parteien Dänemarks, Frankreichs, der Niederlande, Schweizund Tschecheslowakei unterstützten die KPD beim Aufbauder Grenzstützpunkte und bei der Grenzarbeit. Auch die Füh-rung der Kommunistischen Partei Polens machte die KPD mitihren Erfahrungen im illegalen Kampf bekannt, den sie seit1918 führte. DieseErfahrungen waren Gegenstand von Unter-redungen Ernst Thälmanns und Julian Leriskis, des General-sekretärs der KPP, Ende Februar und Anfang März 1933;über sie berieten wiederholt Funktionäre beider Parteient-AufEmpfehlung des EKKI wurde ein polnischer Funktionär,Stanislaw Hubermann, im März 1933 in das ZK der KPD ko-optiert. Bis Anfang 1934 beriet er die Parteiführung lind dieSekretariate der Bezirksleitungen bei der Organisierung derillegalen Arbeit. Ein anderer polnischer Kommunist half beimAufbau illegaler Druckereien und eines Vertriebsnetzes fürantifaschistische Schriften.

Gestützt auf die brüderliche Hilfe der Komintern, derKPdSU und anderer kommunistischer Parteien, konnte -dieKPD den Übergang in die Illegalität vollziehen undkonspira-tive Methoden der Leitung, der Verbindung und der Infor-mation sowieder Organisierung des antifaschistischen Kampfeserproben und entwickeln. Trotz der schweren Schläge, dieder faschistische Terror ihr zufügte, vermochte sie es, diePartei organisationen und ihre Leitungen wieder aufzubauenbeziehungsweise zu festigen.

Die KPD, deren Zentralkomitee Anfang März 1933 in demAufruf "Mutig vorwärts zur Antifaschistischen Aktion" diefaschistischeReichstagsbrandstiftung als "Auftakt zum Pogromgegen die Kommunistische Partei und das revolutionäre Prole-tariat'" bezeichnet hatte, setzte trotz der großen Opfer bei derVerhaftungswelle nach der Reichstagsbrandprovokation; dieviele Parteiorgani~ationen stark geschwächt hatten, den Kampfgegen die faschistische Diktatur fort. Ernst Thälmann halte ineinem Appell, der Anfang März in den Parteiorganisationenzirkulierte, auf die große Verantwortung der Kommunistengegenüber der Arbeiterklasse hingewiesen und jedes Mitgliedder Partei aufgefordert, "seine ganze Kraft und Energie, ja,sein Leben in den Dienst unseres sozialistischen Freiheits-kampfes, in den Dienst der Antifaschistischen Aktion zu stel-

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l.eu"s: Diesen Einsatz erforderte der Kampf zum Sturz derHitlerregierung, "der Regierung des Bürgerkrieges gegen diewerktätigen .Massen, der Regierung der Versklavung derArbeiterklasse, der Regierung der Vorbereitung des Revanche-krieges des deutschen Imperialismus gegen Polen und Frank-reich und der Provokationen gegen die Sowjetunion'P.

. . I

Mögen imperialistische Historiker auch das Gegenteil be-haupten - die Tatsachen beweisen: Die revolutionäre Parteider deutschen Arbeiterklasse führte den antifaschistischenKampf im Unterschied zu anderen Hitlergegnern vom erstenTage der Hitlerdiktatur an und unterbrach ihn zu keinerZeit. Von Anfang.an ging das ZK der KPD davon aus, daß dieAktionseinheit der Arbeiterklasse für den antifaschistischenKampf entscheidende Bedeutung besaß. Bereits am 2. Februar1933 hatte das Sekretariat des Zentralkomitees in einer Direk-tive an die Bezirksleitungen erklärt, "daß wir ohne die Her-stellung einer breiten, massenmäßigen, fest verankerten Ein-heitsfront inden Betrieben, ... daß wir ohne die Gewinnungder sozialdemokratisch, freigewerkschaftlich und christlichorganisierten Arbeiter, daß wir ohne die wirkliche und kon-krete Herstellung einer festen unzerreißbaren Kampffront nie-mals zu größeren revolutionären Massenaktionen, zum politi-schen Massenstreik und Generalstreik kommen können"lo. Ineinem Rundschreiben vom 23. Februar hatte die Parteiführungdarauf hingewiesen, "daß wir die Einheitsfrontpolitik lediglichunter" dem Gesichtspunkt des Kampfes gegen den Faschismus,der wirklichen Durchführung von Aktionen und Kämpfenwollen, daß wir keine anderen Bedingungen als die des gemein-samenKampfes stellen' '11. Auch dieseparteiinternen Anweisun-gen, die mit der politischen Linie in den Aufrufen der Parteiübereinstimmten, bezeugen, daß die Einheitsfrontpolitik derKPD kein Manöver war, wie rechte Führer der SPD damalsunterstellten und wiebürgerliche und rechtssozialdemokratischeHistoriker auch heute noch behaupten. In der Tat stellte dieKPD keine Bedingungen für den gemeinsamen Kampf gegendas faschistische Regime.

Nach der Reichstagsbrandprovokation hatte die Führungder KPD sowohl an die Mitglieder der SPD und des ADGBappelliert, zusammen mit den Kommunisten die Einheitsfront

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zu schaffen, uD:d'zugleich auch den Leitungen dieser beidenOrganisationen' ein entsprechendes Angebot überbracht. Als '"unmittelbar nach der Brandstiftung ein Kurier des Politbürosdes ZK der KPD, das gerade tagte, Verbindung mit beidenGremien aufzunehmen suchte, wurde er beim Bundesvor-stand des ADGB gar nicht erst vorgelassen und beim Vor-stand der SPD mit dem Bemerken abgefertigt, gemeinsamesHandeln sei unzweckmäßig, weil dadurch die Legalität derSPD gefährdet 'würde.

Am '14. März 1953 unterbreitete das ZK der KPD demParteivorstand der SPD erneut ein Angebot. Es schlug vor, ineinem gemeinsameri Aufruf Kommunisten und Sozialdemo- 'kraten aufzufordern, die Angriffe der Faschisten auf dieArbeiterorganisationen abzuwehren, für die Freilassung derpolitischen Gefangenen zu kämpfen, Selbstschutzgruppen undAktionsausschüsse zu bilden sowie Streiks gegen den Lohn-raub und Protestaktionen gegen das Regime zu organisieren.Das ZK der KPD erklärte, daß es sich bei einer Vereinbarungüber den gemeinsamen Kampf jedes Angriffs auf die sozial-demokratischen Führer enthalten wolle.P Eine solche Forde-rung hatten rechte Führer der SPD erhoben, als sie mit derBehauptung, daß es die Kommunisten mit ihren Einheits-frontangeboten nicht ehrlich meinen würden, vor den. Mit-gliedern' der SPD ihre ablehnende Haltung gegenüber derEinheitsfront zu begründen vereuchten. Aber auch jetzt lehn-ten sie - trotz des Eritgegenkommens der Führung der KPD -wiederum ab und bewiesen damit, daß sie' der faschistischenDiktatur keinen wirksamen Widerstand entgegensetzen woll-ten. So konnten bedeutende Potenzen nicht für den Kampf

, gegen das Hitlerregime genutzt werden. Die 12 MillionenWähler, die bei der Reichstagswahl Anfang März der KPDund der SPD ihre Stimme gaben, hätten zu einer realenantifaschistischen Kraft werden .können, wäre von der sozial-demokratischen Führung die Stunde, genutzt und das Angebotder KPD zur Aktionseinheit angenommen worden.

In einigen Städten jedoch kam es gegen den Willen derrechten Führer zu Vereinbarungen zwischen Kommunistenund Sozialdemokraten sowie zwischen unteren Leitungen bei-der Parteien über gemeinsame Aktionen, beispielsweise über

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den Schutz von Arbeitervierteln und Arbeitereigentum vorden Angriffen der Faschisten, so im März. in einigen Stadt-teilen Leipzigs und einigen Orten dieses Bezirks. Auf lokalerEbene wehrten Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerk-schafter und parteilose Arbeiter gemeinsam den faschistischenTerror bei den Betriebsrätewahlen im März 1933 ab. Die,ersten Ergebnisse dieser Wahlen in einer Anzahl von Betrie-ben waren für die Faschisten ein Fiasko: Die Nazikandidatenhatten weit weniger als ein Viertel der Stimmen erhalten.Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage setzte die Hitler-regierung die Betriebsrätewahlen bis Ende September aus,ohne sie dann durchzuführen, und ließ klassenbewußte Be-triebsräte von ihrer Funktion entfernen.

Immer wieder demonstrierten Kommunisten, daß die vomNaziregime totgesagte KPD lebte. Sie verbreiteten antifaschi-stische Flugblätter und Streuzettel und brachten an Mauernund auf Straßen Losungen an. Auf Schornsteinen, Bergen undanderen schwer erreichbaren Punkten hißten sie rote Fahnen.In einigen Orten durchschnitten Kommunisten Kabel undunterbrachen Hochspannungsleitungen, um Übertragungender Reden von Mitgliedern der Regierung zu verhindern.Am 1. Mai 1933 kamen verschiedentlich Kommunisten, So-zialdemokraten, Gewerkschafter und parteilose Arbeiter zugemeinsamen illegalen Kundgebungen zusammen. Oft ver-anstalteten sie kurze Gegendemonstrationen zu den faschi-stischen Veranstaltungen, soin Berlin, Halle-Merseburg, Harn-burg, in Städten desRhein -Ruhr-Gebiets, Sachsens,Thüringensund Württembergs. Gruppen der Revolutionären Gewerk-schaftsopposition, denen kommunistische und parteilose Arbei-ter angehörten, nahmen an antifaschistischen Aktionen in denBetrieben teil. Sie gaben illegal Zeitungen heraus und ver-breiteten Flugblätter.