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~$4 Der Hothenhauser Park am Fusse des Erzge- birges in B6hmen. Yon Anton Both. (Fortsetzung.) An dem Hause ranken sit~h Sch!ingpflanzen , die bis zu den auf zwei Seiten angebrachten Balkonen emporwuchern, vor dera Hause selbst ist ein grinner Rasenplatz nlit Blumengruppeu unterbrochen. An der Seitenwand ftihrt eiue Holztreppe in das erste Stockwerk. Wir steigen die Tl'eppe hinauf, finden die Balkons mit Blumen ge- schmi~ckt, sehen dutch die Glasthtiren allerliebste Kabinette, aber die Thhre ist verschlossen, -- wir m0ssen die Stiege wieder her- unter steigen, um vielleicht anderw~irts einen Eingang zu finden. Dass bei der vordern oder Stirnseite ein eingeziiunter Hof mit einem Gitterthore existirt, dutch welches wir sieher in das Innere gelan- gen kbnnten, haben wir wohl bereits gesehen; abet wir wollen aueh die hintere Seite dieses eigenthtimlichen Geb~iudes betrachten. Hier finden wir abermals eine hti]zerne Treppe, die zu einer offenen Veranda fOhrt. Wir sehen aber auch ein grosses W'asserrad, das eine M~hle treibt. Ich muss also meinem Reisenden sagen, dass wir uns bei der, erst vet einigen Jahren erbauten GabrielamOhle befinden, die auf amerikanische Art construirt, ein recht gutes Mahl- product liefert und die jeder Reisende, der Sinn ft~r Iudustrie hat, mit Interesse besehen wird. Wir besteigen die Treppe und treten in die Veranda, deren htilzerne Pfeiler mit Schlingpflanzen bis zum Dache umschlungen sind und die gleich einem Damen-Salon mit Blumen auf allen Seiten be- stellt ist. Meubeln yon Naturholz sind hier recht passend angebracht und harmoniren mit der unserem Auge sich darbietenden Ansicht einer, zwischen zwei bewaldeten hohen Bergen eingeschlossenen Wiesenpartie, die sich in eine en~'e Bergschlucht h[naufzieht und ein h~chst anziehendes LandschaftsgemMde bildet. Aus der Veranda gelangen wir dureh zwei niedliche Kabinette auf die Vorderseite in einen Salon, der mit alterth0mlichen Meubeln gesehmiickt uns yon seinem Balkon ein Bild ganz anderer Art als das eben yon der Veranda Gesehene aufrollt -- Wenn uns das Landst~haftsgemiilde yon tier Veranda gesehen in idyllische Tr~ium~ und in ein gem0th- liehes StiIlleben versetzt, so zieht uns das veto vordern Balkon Ge- sehene in alas Ger~iusch und bunte Treiben der We|L Belebte Stras- sen, grosse und kleine Ortsehaften, Fabriken mit ihren hohen Schornsteinen, denen dicker schwarzer Qualm entstr~mt, treten hier vor das Auge und leiten die Phantasie in das Ger~ittsch der Stiidte und in das polternde Treiben der Industrie-Werkst~itte. -- Beide Bilder sind sehr sch6n; aber der Contrast ist gewaltig gross. Die Meinungen fiber den Vorzug des Einen vor dem Andern sind sehr getheit't; doeh liegt diess wesentlich in der Individualit~it und in der Stimmung des Beschauers.

Der Rothenhauser Park am Fusse des Erzgebirges in Böhmen

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Page 1: Der Rothenhauser Park am Fusse des Erzgebirges in Böhmen

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D e r H o t h e n h a u s e r P a r k am F u s s e des E r z g e - b i rges in B 6 h m e n .

Yon Anton Both. (Fortsetzung.)

An dem Hause ranken sit~h Sch!ingpflanzen , die bis zu den auf zwei Seiten angebrachten Balkonen emporwuchern, vor dera Hause selbst ist ein grinner Rasenplatz nlit Blumengruppeu unterbrochen. An der Seitenwand ftihrt eiue Holztreppe in das erste Stockwerk. Wir steigen die Tl'eppe hinauf, finden die Balkons mit Blumen ge- schmi~ckt, sehen dutch die Glasthtiren allerliebste Kabinette, aber die Thhre ist verschlossen, - - wir m0ssen die Stiege wieder her- unter steigen, um vielleicht anderw~irts einen Eingang zu finden. Dass bei der vordern oder Stirnseite ein eingeziiunter Hof mit einem Gitterthore existirt, dutch welches wir sieher in das Innere gelan- gen kbnnten, haben wir wohl bereits gesehen; abet wir wollen aueh die hintere Seite dieses eigenthtimlichen Geb~iudes betrachten. Hier finden wir abermals eine hti]zerne Treppe, die zu einer offenen Veranda fOhrt. Wir sehen aber auch ein grosses W'asserrad, das eine M~hle treibt. Ich muss also meinem Reisenden sagen, dass wir uns bei der, erst vet einigen Jahren erbauten G a b r i e l a m O h l e befinden, die auf amerikanische Art construirt, ein recht gutes Mahl- product liefert und die jeder Reisende, der Sinn ft~r Iudustrie hat, mit Interesse besehen wird.

Wir besteigen die Treppe und treten in die Veranda, deren htilzerne Pfeiler mit Schlingpflanzen bis zum Dache umschlungen sind und die gleich einem Damen-Salon mit Blumen auf allen Seiten be- stellt ist. Meubeln yon Naturholz sind hier recht passend angebracht und harmoniren mit der unserem Auge sich darbietenden Ansicht einer, zwischen zwei bewaldeten hohen Bergen eingeschlossenen Wiesenpartie, die sich in eine en~'e Bergschlucht h[naufzieht und ein h~chst anziehendes LandschaftsgemMde bildet. Aus der Veranda gelangen wir dureh zwei niedliche Kabinette auf die Vorderseite in einen Salon, der mit alterth0mlichen Meubeln gesehmiickt uns yon seinem Balkon ein Bild ganz anderer Art als das eben yon der Veranda Gesehene aufrollt - - Wenn uns das Landst~haftsgemiilde yon tier Veranda gesehen in idyllische Tr~ium~ und in ein gem0th- liehes StiIlleben versetzt, so zieht uns das veto vordern Balkon Ge- sehene in alas Ger~iusch und bunte Treiben der We|L Belebte Stras- sen , grosse und kleine Ortsehaften, Fabriken mit ihren hohen Schornsteinen, denen dicker schwarzer Qualm entstr~mt, treten hier vor das Auge und leiten die Phantasie in das Ger~ittsch der Stiidte und in das polternde Treiben der Industrie-Werkst~itte. - - Beide Bilder sind sehr sch6n; aber der Contrast ist gewaltig gross. Die Meinungen fiber den Vorzug des Einen vor dem Andern sind sehr getheit't; doeh liegt diess wesentlich in der Individualit~it und in der Stimmung des Beschauers.

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Mit diesen zwei Bildern im Herzen setzen wir unsere Wande- rung fortund geben finer die sogenannte Fischhauswiese zu einem Wasserfall, der wohl nicht imposant ist, aber doch eine recht hiibsche Partie bildet. Hier findet der Landschafisgiirtner in den Partien, die wir durchsehneiden, den echten englischen Typus ausgedriickt.

Wir verfolgen also diese hier schlangenfOrmig sich windenden Wege gegen die Strasse zu, auf der wir links gegen den Gasthof zuriickgehen. Zu dieserTour braucht man wenigstens zwei $tunden.

Nun wollen wir auch noch die grosse Tour antreten: Man geht yore Gasthofe aus und besieht die Partien, wie sie

in den frfihern Touren beschrieben sind bis auf die Brticken des Schlossteiches, yon welchen man dem Weg rechts so lange folgt his uns der ersle linksftihrende Weg durch den sogenannten l~iihr- grund zum untern R0hrteich, von dort zur Bankeleiche, (ether alten mit ether Moosbank umgebenen Eiche, die auf einem freien runden Platze steht, ringsum vom Hochwald eingeschlossen,) und dana auf den neuen Weg briagt, auf welchem wit zum T e m p el zurack ge- langen. Auf diesem neuen Wege wird man yon ether recht htib- schen Durchsicht, gegen die Komotauer Seite zu, fiberrascht, die man auf keinen andern Punkt des Parkes sehen kann.

Vom Tempel steigt man die steinerno Trepp e abwiirts zum Ron- dell, dann den Weg links dutch die Lindenallee zu dem Entr(!e- hiiusehen, von diesem geht man - - oder steigt vielmehr - - auf tier Kollicher Kunststrasse his zur Bankelfichte hinauf und biegt da ia den Weg rechts ein, der in die so~'enannte Schweizfiihrt. Hier kaun man im Schatten eines herrlichen Hochwaldes auf Ruhebanken yon Naturholz die pittoreske Landschaft ganz gemtithlich beschaueu. Eta Theil des Erzgebirgskammes vom B e erh t ib el ausgehend ~ 468 Wiener Klafter fiber die Meeresfliiche erhoben, tritt bier mit einigen Hiiusern des Dorfes ,,G i~ r k a u e r N e u h a u s" hervor, die sich wie Alpenhtitten ausnehmen. Die zum Theii hervortretenden Kuppeu des Krenz- und Haselberges rechts und des Hahnberges etwas links im Hintergrunde gruppiren sich recht malerisch und der in ziemlieher Tiefe tiber grosse Felsbl0cke stfirzende Aubach erhi~ht durch sein Brau- sen noch mehr die Tfiuschung, dass man in ether Hochgebirgsland- schaft sich befinde.

Man steigt nun den schmalen in Schiangenwindungen abwfirts fiihrenden Pfad fiber den Berg in das enge Thal hinab, das sich bald allmiilig erweitert und den Wanderer zur idyllischen Gabriela- mfihle bringt.

Das Auihal wird hier yon zwei steil emporsteigenden Bergwiin- den gebildet, yon denen die eine mit Nadelh01zern, die andere mit Laubhi~lzern nnd zwar mit Buehen und Eichen vom schOnsten Baum- schlage bewaldet ist, was einen effeetvollen Contrast bi ldet . --Von der Gabrielamfihle gehen wit nun den an der rechten Bergwand hinfiihrendeu sehattigen Weg his znr grossen Parkbriicke, die whr iibersehreiten und fiber die Fischhauswiesen bis zu den Bleiehge- b~iuden gelangen. Hier schlagen wit den Weg rechts gegen die Cot- tage ein, bei welcher wir ha ktiltlert Scbatten etwas ausruben kOnnen,

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Da im untern Theile des Parkes - - wo wir uns eben jetzt be- linden - - ziemlieh grosse Parzellen mit Obstb{iumen bepflanzt sind, so erheisehte es die Nothwendigkeit, nebst einer wetter ohen schon bestehenden, aueh hier noch eine Obstdarre zu erbauen. Der junge Herr Graf v. B u c q u o y, der damals gerade von seinen Reisen durch Frankreich und England zurttckgekommen war und Enthusiast der Kunst, hesonders der Architectur ist, entwarf hiezu den Plan mit Beifiigung eines recht niedlichen Kabinettes, und liess es, einer eng- lischen Cottage fihnlich, erbauen. Nun war esAufgabe der Gfirtnerei, selbes mit allerhand Schlingpfianzen einznfassen und seitdem tiber- decken diese oft das niedliehe Gebiiude derart, dass das Messer des Gfirtners die Conturen neuerdings bezeichnen muss. Hier prfisentirt sich das etwas tiber eine Stunde enffernte Ftirst L o b k o w i t z i s c h e Schloss E is e n h e r g recht malerisch ; auch der vor uns liegende Neumtihlteich mit seiner kleinen Insel und der Fiseherhtitte, so wie die daran stossende grosse Bleichwiese, geben ein allerliebstes Bild.

Wit gehen nun tiber den Teichdamm zur F i s c h e r h t i t t e , die beim liefsten Punkt des Teiehes auf Piloten ganz yon Naturholz er - baut und mit Schilf eingedeckt ist. Die Ornamente sind yon Samen- zapfen aller hier vorkommenden NadelhOlzer ausgeftihrt ; die Wiinde sind mit Netzen behangen; Tische und Stiihle sind recht sinnreich yon verschiedeneu Naturhiilzern zusammengesetzt~ Das Inhere der Fischerhtitte hildet einen kleinen Hafen, in welchem eine zierliche Gonde[ mit Rudern sich befindet, mittelst welcher man den ziemlich grossen Teich durchschiffen und die malerische Gegend yon allen Seiten hesehen kann. - - Auch diese Fischerhtilte wurde nach An- ordnung und Zeichnung des jungen Herrn Grafen yon B u c q u o u er - haut und bisher mit allgemeiner Anerkennung yon den Besuchern bewundert. Aus dem einen Fenster erblickt man das Eisenberger Schloss, und aus dem andern hat man die schiinste Ansicht des Rothen- hauser Schlosses, das sich, trotz ether Entfernung vou fast einer Viertel-Stunde, hier im Wasser widerspiegelt. (Schluss folgt.)

Vereine, Geselischaften und Anstaiten. - - V e r ta g u n g der 32sten Versammlung deutscher Naturfor-

scher und Aerzte - - Die unterzeichneten Gesch~ftsft~hrer der 32sten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte haben bet: dem vor kurzem erfolglen Wiedererseheinen der Cholera in mehreren Kron- l~indern und in der llauptstadt der 0sterreiehischen Monarehie es ftir ihre Pflicht erachtet, die Vertagung der ftir die zweite Hfilfte des niiehsten Monats anheraumten Versammlung auf das nfichste Jahr bet Sr. Exzellenz dem Herrn Minister des Innern in Antrag zu bringen.

Nicht die Gegenwart der Krankheit, deren bisheriges Auftreten laut amtlichen Berichten hinter der H~he, die sie bet frtihern Epide- mien erreiehte, bet weitem zurtieksteht, sondern vielmehr die bereits mehrseitig rege gewordenen und brieflich zur Kenntniss tier Gefer- tigten gelangten Beftirchtungen und der dadurch voraussichtlich be- dingte geringe Zuspruch haben die Untcrzeichneten zu dicsem An,-