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GBPress- Gregorian Biblical Press DER STREIT UM DIE PRIMATSWÜRDE DER ERZBISCHÖFE VON TOLEDO: Ein Beitrag zur Geschichte der älteren Papstregister Author(s): MICHAEL HORN Source: Archivum Historiae Pontificiae, Vol. 29 (1991), pp. 259-280 Published by: GBPress- Gregorian Biblical Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23564297 . Accessed: 04/06/2014 12:19 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . GBPress- Gregorian Biblical Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Archivum Historiae Pontificiae. http://www.jstor.org This content downloaded from 129.174.21.5 on Wed, 4 Jun 2014 12:19:19 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

DER STREIT UM DIE PRIMATSWÜRDE DER ERZBISCHÖFE VON TOLEDO: Ein Beitrag zur Geschichte der älteren Papstregister

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DER STREIT UM DIE PRIMATSWÜRDE DER ERZBISCHÖFE VON TOLEDO: Ein Beitrag zurGeschichte der älteren PapstregisterAuthor(s): MICHAEL HORNSource: Archivum Historiae Pontificiae, Vol. 29 (1991), pp. 259-280Published by: GBPress- Gregorian Biblical PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/23564297 .

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MICHAEL HORN

DER STREET UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHÒFE VON TOLEDO

Ein Beitrag zur Geschichte der àlteren Papstregister

Summarium. — Cum dissertionibus de submissione archiepiscopatus Bracarensis [Braga] co haeret ortus multarum fontium collectìonum, quae imprimis ex archivis summorum pontificum conquisitae fuerunt. Quae fontes nos non parum iuvant ad cognoscendum registra pontificia, quomodo composita fuerunt et quae continuerunt ilio tempore ex quo quasi nihil illorum regis trorum ad nos pervenit.*

Das pàpstliche Registerwesen geht in seinen Urspriingen auf antike Verwaltungs

gebràuche zuriick, und schon aus sehr friiher Zeit làfit sich die Existenz von Papstregi stern nachweisen1. In Byzanz, môglicherweise im Spanien der Westgoten und im ara

bischen Raum blieb diese ròmische Tradition ebenfalls lebendig2. Von den pàpstlichen

Registern war insbesondere dasjenige Gregors I. wàhrend des gesamten Mittelalters

wohlbekannt, wovon zahlreiche Teilabschriften ein deutliches Zeichen geben3. Von den

iibrigen alteren Papstregistern der Jahrhunderte vor 1198 ist nur das Originalregister

Gregors VII. auf uns gekommen4. Weiterhin existiert eine Teilabschrift des Registers

* Abkiirzungen:

ACT = Toledo, Archivo de la Catedral BCT = Toledo, Biblioteca de la Catedral DA = Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters, 1937 —

MIÔG = Mitteilungen des Instituts fur òsterreichische Geschichtsforschung, 1880 —

ΝΑ = Neues Archiv der Gesellschaft fur altere deutsche Geschichtskunde, 1876-1935 QFIAB = Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 1898 —

ZRG Germ = Zeitschrift der Savigny-Stiftung fur Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung, 1863 —

ZRG Kan = Zeitschrift... Kanonistische Abteilung, 1911 —

ZRG Rom = Zeitschrift... Romanistische Abteilung, 1880 — 1 Zur Geschichte der pàpstlichen Register vgl. noch immer Rudolf v. Heckel, Das pàpstliche

und sicilische Registerwesen in vergleichender Darstellung mit besonderer Berucksichtigung der

Urspriinge: Archiv fur Urkundenforschung 1 (1908) 371-511; weiterhin Harry Bresslau, Hand buch der Urkundenlehre fur Deutschland und Italien, 2 Bde, Leipzig 21912-1931, Bd. I, S.

104-111, sowie L. Schmitz-Kallenberg, Urkundenlehre. 2. Teil: Papsturkunden (Grundrifi der Geschichtswissenschaften zur Einfuhrung in das Studium der Deutschen Geschichte des Mittelal ters und der Neuzeit, 1/2), Leipzig 21913, S. 79-82. Das entsprechende Kapitel bei Thomas Frenz, Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit (Historische Grundwissenschaften in Einzeldar

stellungen, 2), Stuttgart 1986, ist fur die friihere Zeit nur bedingt verwertbar. Zu den friihesten

Papstregistern vgl. Harold Steinacker, Ueber das altere pàpstliche Registerwesen·. MIÔG 23

(1902) 7 und Harry Bresslau, Die Commentarli der rômischen Kaiser und die Registerbucher der Pàpste: ZRG Rom 6 (1885) 244 f.

1 Vgl. den Ûberblick zur Forschung bei Dietrich Lohrmann, Das Register Johannes' Vili.

(872-882). Neue Studien zur Abschrift Reg. Vat. 1, zum verlorenen Originalregister und zum Dik tat der Briefe (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 30), Tiibingen 1968, S. 1 f.

5 Paul Ewald, Studien zur Ausgabe des Registers Gregors /.: NA 3 (1878) 489f.; Lohrmann, Register (wie Anm. 2), S. 97 f.

4 Wilhelm M. Peitz, Das Originalregister Gregors VII. im Vatikanischen Archiv (Reg. Vat.

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260 MICHAEL HORN

Johannes' Vili., die im 11. Jahrhundert in Montecassino entstand5. Das besondere

Interesse des beriihmten Klosters an den pàpstlichen Registern ist bekannt, offenbar

wurden auch andere Register dort abgeschrieben6. Zusàtzlich ist ein Teil des Registers des Gegenpapstes Anaklet II. in Abschrift des 13. Jahrhunderts erhalten, auiSerdem exi

stieren gròfiere Bruchstiicke des Registers Alexanders III. hauptsàchlich in kanonisti

scher Ûberlieferung7. Der Verlust der alteren Papstregister ist von der historischen Forschung immer

wieder bedauert worden. Spuren ihrer Existenz und Benutzung lassen sich dennoch

nachweisen, diese ermòglichen gleichzeitig Schliisse auf ihren Aufbau und Inhalt.

Am hâufigsten làfk sich die Konsultierung von Registern im Verlaufe kirchlicher

Rechtsstreitigkeiten beobachten. Mit dem Ausbau des kurialen Justizwesens und der

fast sprunghaften Zunahme solcher Prozesse seit der Mitte des 12. Jahrhunderts

steigt demgemàfi auch die Zahl der «Registerspuren» deutlich an. In besonderem

AusmaB fanden solche kirchlichen Auseinandersetzungen auf der iberischen Halbin

sel statt. Dort hatten, anders als in den Kerngebieten des iibrigen Abendlandes, mit

dem Fortschreiten der Reconquista kirchliche Strukturen erst neu geschaffen wer

den miissen, sie waren hàufig genug bloBe Momentaufnahmen, die oft schon bald

den tatsàchlichen politischen Verhàltnissen nicht mehr Rechnung trugen. Das be

kannteste und bedeutendste Beispiel eines solchen an die Kurie getragenen Prozes

ses ist der Streit um die Unterstellung des Erzbistums Braga unter die Primatialge walt des Erzbischofs von Toledo. Zum Verstàndnis der nachfolgenden Untersuchung der im Zusammenhang mit diesem ProzeB entstandenen Quellen erscheint ein kur

zer historischer AbriB nòtig.

I

Nach der Riickeroberung Toledos durch Kònig Alfons VI. von Kastilien und nach

der Wiederherstellung der alien Bischofskirche hatte Papst Urban II. am 15. Oktober

1088 dem franzòsischen Cluniazenser Bernhard de la Sauvetat, Abt des Klosters Saha

gùn, das Pallium seiner neuen Wiirde und gleichzeitig den Primat in totis Hispaniarum

regnis verliehen8. Wenige Jahre spàter erweiterte der Papst die Vollmachten des Erzbi

schofs von Toledo zusàtzlich, indem er Bernhard die Wiirde eines pàpstlichen Legaten

iibertrug9. Diese Légation blieb allerdings an die Person Bernhards gebunden. Schon

zu Urbans II. Zeiten widersetzten sich indessen die spanischen Erzbischôfe vehement

2) nebst Beitràgen zur Kenntnis der Originalregister Innozertz' III. und Honorius' III. (Reg. Vat. 4-11) (Sitzungsberichte d. Kaiserlichen Akademie d. Wissenschaften in Wien, Phil.-Hist. Kl., 165/5), Wien 1911; Erich Caspar, Studien zum Register Gregors VII.·. NA 38 (1913) 143-226; Rudolf Schieffer, Tomus Gregorii papae. Bemerkungen zur Diskussion um das Register Gre gors VII.: Archiv fur Diplomatile 17 (1971) 169-184; Hartmut Hoffmann, Zum Register und z.u den Briefen Papst Gregors VII.: DA 32 (1976) 86-130 und Hans-Eberhard Hilpert, Zu den Ru briken im Register Gregors VII. (Reg. Vat. 2): DA 40 (1984) 606-611.

5 Vgl. Lohrmann, Register (wie Anm. 2).

' Ebd., S. 95 £f. 7 Paul Ewald, Registrum Anacleti II antipapae: NA 3 (1878) 164-168; Walther Holtzmann,

Die Register Papst Alexanders III. in den Hànden der Kanonisten: QF1AB 30 (1940) 13-87. 8 Das feierliche Restitutionsprivileg Alfons' VI. von 1086 Dezember 18 bei José Antonio

Garcia Lujan, Privilegios Reales de la Catedral de Toledo (1086-1462), 2 Bde, Toledo 1982, Bd. I, S. 15 Nr. 1; Urbans II. Privileg JL 5366: Migne PL 151, Sp. 188; Demetrio Mansilla, La Docu mentación pontificia hasta Inocencio III (965-1216) (Monumenta Hispaniae Vaticana. Sección: Registres, 1), Rom 1955, S. 43 Nr. 27.

9 JL 5643: Boletin de la Real Academia de la Historia 5 (1884) 97.

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DER STREIT UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHOFE VON TOLEDO 261

alien Toledaner Vormachtanspriichen10. Wàhrend sich die Kurie in der Mehrzahl der

Falle auf mehr oder minder scharf formulierte Ermahnungen beschrànkte, gewann die

Auseinandersetzung mit den Erzbischòfen von Braga bald besondere Qualitàt. Schon

Bischof Petrus von Braga hatte noch zu Lebzeiten Urbans II. versucht, sich durch eine

zeitweise Anerkennung des Gegenpapstes Clemens-Wibert der Unterordnung unter

Bernhard von Toledo zu entziehen". Erzbischof Mauritius von Braga, der spàtere

Gegenpapst Gregor Vili., erreichte schlieBlich im November 1114 einen Teilerfolg, da

Paschalis II. sein Erzbistum von der Legationsgewalt Bernhards ausnahm12.

Ein neuer Hòhepunkt der Auseinandersetzungen wurde wàhrend des langen Pontifikats des Johannes Peculiaris von Braga (1138-1175) erreicht, der sich verbissen

alien pàpstlichen Ermahnungen widersetzte. In diesen Jahrzehnten erhielt der ur

spriinghch rein kirchliche Streit durch bedeutsame politische Entwicklungen zusàtzli

ches Gewicht: Der Infant Alfons-Heinrich von Portugal strebte die Losung seines Her

rschaftsgebietes aus der Oberhoheit des «Kaisers» Alfons VII. von Kastilien-León an.

Alfons- Heinrich nahm 1139 den Kônigstitel an und trug 1143 sein Land der ròmi

schen Kirche und dem Heiligen Petrus auf". Unter diesen Umstànden muKte ihm

daran gelegen sein, dafi auch die portugiesische Métropole Braga nicht der Oberho

heit des leonesischen Erzbischofs von Toledo unterstellt blieb. Zu einer Befreiung von

dieser Unterstellimg fand sich die Kurie allerdings nicht bereit, vielmehr bestàtigten alle Pàpste die Bestimmungen Urbans II. beziiglich des Toledaner Primats in totis Hi

spaniarum regnis. Seit 1125 geschah dies sogar ohne den eigentlich iiblichen Vorbe

halt salvis metropolitanorum privilegiis singulorum. Auch die politische Initiative,

die der portugiesische Herrscher durch seinen «Lehnsbrief» ergriffen hatte, wurde

von der Kurie eher zuriickhaltend betrachtet. In seinem Antwortschreiben dankte Lu

cius II. zwar dem dux Portugalensis dafiir, dafi er in die Hand des Legaten Guido das

hominium geleistet hatte, und verpflichtete ihn und seine Nachfolger auf die Zahlung eines jâhrlichen Zinses an den apostolischen Stuhl. Sorgsam vermied der Papst jedoch die von Alfons-Heinrich so dringlich erhoffte Anerkennung des portugiesischen

Kònigstitels14. In einem psychologisch hôchst geschickt aufgebauten Schreiben konnte

deshalb einige Jahre spàter Lucius' Nachfolger Eugen III. gegenuber dem «Kaiser» Al

fons VII. von Kastilien-León bestreiten, dafi die Kurie dem dux Portugalensis etwas

versprochen oder von diesem etwas erhalten habe ".So offensichtlich war dem Papst tum in diesen Jahren daran gelegen, Alfons VII., den màchtigsten christlichen Herr

scher der iberischen Halbinsel, von dessen Bemiihungen man sich fiir die Fortsetzung der Reconquista an der Kurie vieles versprach, nicht zu veràrgern. Aus diesem Grund

konnte auch Johannes Peculiaris kein Entgegenkommen fiir seinen Kampf gegen den

10 Vgl. JL 5417, (1090): Migne PL 151, Sp. 313; Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8),

S. 48 Nr. 31 und JL 5465, (1092) Aprii 25: Migne PL 151, Sp. 346; Mansilla, Documentación I, S. 52 Nr. 33.

11 Carl Erdmann, Dos Papsttum und Portugal im ersten Jahrhundert der portugiesischen Geschichte (Abh. d. Preuss. Akademie d. Wissenschaften, Phil.-Hist. Kl., 1928/5), S. 8f.

12 JL 6475, (1115 November 3): Migne PL 163, Sp. 391; zur Datierung vgl. Carl Erdmann, Mauritius Burdinus (Gregor Vili.): QFIAB 19 (1927) 212 f.

13 Vgl. hierzu ausfuhrlich Peter Feige, Die Anfdnge des portugiesischen Konigtums und sei

ner Landeskirche, in Gesammelte Aufsàtze zur Kulturgeschichte Spaniens, 29 (Spanische For

schungen der Gorresgesellschaft I, 29), Miinster i. W. 1978, S. 244-275. 14 JL 8590, (1144) Mai 1: Migne PL 179, Sp. 860; vgl. auch unten Anm. 63. 15 JL 9255, (1148) Aprii 27: Migne PL 180, Sp. 1345; Mansilla, Documentación I (wie Anm.

8), S. 94 Nr. 78.

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Toledaner Primat erhoffen. Bereits 1145 wurde er wegen seines Ungehorsams durch

Eugen III. suspendiert, konnte jedoch 1148 die Verzeihung des Papstes erlangen. Nach

zahlreichen Ermahnungen verfiel der Erzbischof am Palmsonntag des Jahres 1150

schlieBlich wegen fortgesetzten Ungehorsams erneut der Suspension, von der er sich erst

durch einen fôrmlichen Unterwerfungsakt im Kapitelsaal von Toledo lòsen konnte16.

Allerdings hat Johannes auch dieses Gehorsamsversprechen schon bald darauf erneut

gebrochen und seinen Widerstand fortgesetzt. Tatsachlich gelang es in der Folge weder

dem Kardinaldiakon Jacintus von S. Maria in Cosmedin, dem spàteren Coelestin III., der

sich 1154 als Légat auf der iberischen Halbinsel aufhielt, noch Hadrian IV. oder

Alexander III., den widerspenstigen Erzbischof, der sich stets der Unterstutzung und des

Schutzes durch seinen Kònig sicher sein konnte, zur Unterwerfung zu zwingen.

In den folgenden Jahrzehnten verlor der Streit an politischer Brisanz und geriet scheinbar in Vergessenheit11. SchlieBlich bestàtigte Innozenz III. am 4. Màrz 1210 nach

dem Vorbild seiner Vorgànger dem neuen Erzbischof von Toledo, Rodrigo Jiménez de

Rada, die Rechte und Besitzungen seiner Kirche sowie seine Stellung als Primas der spa

nischen Kirche18. Der gebildete und weltgewandte Rodrigo gab sich mit dieser Bestàti

gung, die auch fur seine Vorgànger oh ne praktischen Wert geblieben war, jedoch nicht

zufrieden. Vielmehr strebte er danach, dem einstigen Hoheitsanspruch Toledos nun wie

der neue Geltung zu verschaffen. Bereits 1211 bat er deshalb Innozenz III. um Unterstiit

zimg, wurde jedoch mit dem Hinweis vertròstet, der Papst wolle die strittige Angelegen

heit zu einem geeigneteren Zeitpunkt verhandeln19. Innozenz III. bemiihte sich in diesen

Jahren, die christlichen Herrscher der iberischen Halbinsel erneut fur einen gemeinsamen

Kampf gegen den Islam zu gewinnen, eine Auseinandersetzung der kastilischen und por

tugiesischen Metropolen konnte einem solchen Ziel nur hinderlich sein. Nach dem trium

phalen Sieg der christlichen Heere bei Navas de Tolosa am 16. Juli 1212, den Rodrigo von Toledo personlich erlebte, schien dem Erzbischof dann das Vierte Laterankonzil, zu

dem der Papst am 19. Aprii 1213 eingeladen hatte, der geeignete Rahmen fur einen er

neuten Versuch zur Durchsetzung seiner Anspriiche20. Rodrigo bat deshalb den Papst, Erzbischof Stefan von Braga mit dem Hinweis zum Konzil zu laden, daB bei dieser Gele

genheit der Primatsstreit verhandelt werden solle. Innozenz III. lehnte dieses Ansinnen

jedoch mit der Begriindung ab, daB der Erzbischof von Braga, falls er vorzeitig von

einem solchen Vorhaben Kenntnis erhielte, sicherlich versuchen werde, sich den Ver

handlungen zu entziehen und deshalb unter dem Vorwand der Unabkômmlichkeit auf

grund eigener oder kôniglicher Angelegenheiten nicht zum Konzil erscheinen werde21.

16 Feige, Anfange (wie Anm. 13), S. 284-292 und kunftig Michael Horn, Studien zur Ge schichte Papst Eugens III. (1145-1153). Zum Gesamtkomplex des Streits vgl. ferner Demetrio

Mansilla, Formación de la Provincia Bracarense después de la invasion àrabe: Hispania sacra 14 (1961) 5-21, und Ders., Disputas diocesanas entre Toledo, Braga y Compostela en los siglos XII al XV: Anthologica annua 3 (1955) 89-143.

17 1172 wurde der Erzbischof von Braga zuletzt durch Alexander III. zum Gehorsam gegen den Toledaner Erzbischof ermahnt, JL 14291: Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 137 Nr. 118, nach J. Leineweber, Studien zur Geschichte Papst Còlestins III., Jena 1905, S. 70 wegen der Erwàhnung des Kardinaldiakons Jacintus zu 1172 zu setzen.

18 August Potthast, Regesta Pontificum Romanorum inde ab a. post Christum natum MCXCVIII ad a. MCCCIV, 2 Bde, Berlin 1874-1875, Nr. 3924; Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 439 Nr. 422.

" Potthast (wie Anm. 18), Nr. 4258, 1211 Juni 1: Mansilla, Documentación I (wie Anm.

8), S. 482 Nr. 455. 20 Potthast (wie Anm. 18), Nr. 4706: Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 543 Nr. 503. 21 Innozenz III. an Erzbischof Rodrigo von Toledo, 1213 Dezember 2: Toledo, ACT, X. 8. A.

1. 3.; Edition der entsprechenden Passage bei Feige, Anfange (wie Anm. 13), S. 346 f. Arvm. 11.

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DER STREET UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHOFE VON TOLEDO 263

Rodrigo Jiménez de Rada hielt auf dem Laterankonzil in lateinischer Sprache eine

Rede und trug anschliefiend Laien und illiterati in ìtalienischer, deutscher, franzôsi

scher, englischer, baskischer und spanischer Sprache sein Aniiegen vor. Der sichtbare

Erfolg blieb zunàchst aus. Eine in Toledo entstandene Handschrift, die pars concilii La

teranii, gibt einen Eindruck von den mit grofier Heftigkeit gefiihrten Rededuellen zwi

schen Rodrigo und seinen Gegnern wieder22. Rodrigo hob geschickt auf die Tatsache

ab, da£ einer der Vorgànger Stefans, Erzbischof Mauritius nàmlich, eine unriihmliche

Karriere als Gegenpapst durchlaufen hatte und schliefilich als Gefangener der Kurie

geendet war. Dieses Bild liefi auch Stefan von Braga in keinem guten licht erschei

nen23. Dieser bestritt in seiner Antwort vehement die blofie Existenz eines Toledaner

Primats. Er wurde hierin von den ubrigen spanischen Erzbischòfen unterstiitzt, die in

dem Vormachtanspruch Toledos eine virulente Bedrohung auch fur ihre eigene Position

sahen. Nachdem der ProzeB wàhrend des Konzils jedoch auf so spektakulâre Weise

eroffnet worden war, begannen die Vertreter Toledos und Bragas mit der Sammlung von Materialien, die ihre jeweiligen Rechtspositionen untermauern sollten. Zu diesem

Zweck zogen sie unter anderem auch die pàpstlichen Archive heran. Innozenz III.

starb, bevor eine endgiiltige Entscheidung gefallt werden konnte. Sie blieb seinem

Nachfolger Honorius III. iiberlassen, vor dem die Angelegenheit 1217 verhandelt wur

de. Am 19. Januar 1218 beschied der Papst in einem Schreiben an Erzbischof und

Domkapitel von Toledo, dafi der gesamte ProzeBzusammenhang noch eingehender untersucht werden miisse24. Dies hatte eine einstweilige Vertagung zur Folge, de facto

ist jedoch auch zu keinem spàteren Zeitpunkt eine Entscheidung getroffen worden.

Dennoch verlieh Honorius III. Erzbischof Rodrigo am 25. Januar 1218, nur eine Woche

nach der Vertagung des Prozesses, den Primat iiber die Kirchenprovinz Sevilla25. Fiinf

22 Die «pars concilii Lateranii» ist ediert von Fidel Fita, Santiago de Galicia. Nuevas impu gnaciones y nueva defensa: Razón y Fe 2 (1902) 179-195 (T. IV), mit Abbildungen der vier Folio seiten f. 22r-23v der Handschrift Vit. 15-5 der Biblioteca Nacional Madrid, dies ist das unten er wàhnte Primatsbuch von 1253. Diese Seiten, die den Text der «pars concilii Lateranii» enthalten, sind mit Szenen aus dem Vortrag Rodrigos, etwa der Darstellung des in einen Kalìg eingesperrten Mauritius Burdinus, illustriert. Vgl. Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S. 347 f. Anm. 14. Zum Ober blick iiber den Prozefi vgl. Uta-Renate Blumenthal, Papal registers in the twelfth century, in Proceedings of the Seventh International Congress of Medieval Canon Law, Cambridge 23-27 July 1984, hg. von Peter Linehan (Monumenta Iuris Canonici. Sériés C: Subsidia, 8), Città del Vaticano 1988, S. 135-151.

23 «Pater sancte nec mirum si Bracharensis qui presens est citacionem apostolicam et tole tane ecclesie primatum et domini iacinti sentenciam super hoc latam deneget seu suprimere non erubescat cum olim predecessor suus Burdinus Archiepiscopus bracharensis non solum contra romanam ecclesiam que omnium ecclesiarum mater est et magistra non erubuit recalci trare set tanquam alter arrianus nisus est inter catholicos sempiternam scismatis discordiam se minare», Fita, Santiago de Galicia (wie Anm. 22), S. 187. «Deinde dominus Burdinus sive Mauritius tanquam sacrilegus et excomunicatus inclusus est imperpetuum in Calabria in qua dam cavea in monasterio sancte trinitatis scapile. Hoc non solum autentica ystoria vel scriptum testatur, verum etiam laycorum pictura hoc asserit et protestatur. Si quis astancium dubitat

erigat oculos ad présentes loci parietes. et ad occulum videbit huiusmodi istoriam picturatam. Erigentes autem occulos ut indicit omnia decernentes domini Toletani subtilitatem et periciem collaudantes murmurare ceperunt inspicientes erubescentem faciem Archiepiscopi Bracharen

sis», ebd., S. 189 f. 24 Petrus Pressutti, Regesta Honorii Papae III., 2 Bde, Rom 1888-1895 (Neudruck: Hildes

heim, New York 1978), Bd. I, Nr. 1012; Demetrio Mansilla, La Documentación pontificia de Honorio III (1216-1227) (Monumenta Hispaniae Vaticana. Section: Registres, 2), Rom 1965, S. Ili Nr. 137.

25 Pressutti, Regesta I (wie Anm. 24), Nr. 1022; Mansilla, Documentación II (wie Anm.

24), S. 113 Nr. 140.

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264 MICHAEL HORN

Tage spàter ernannte der Papst den Erzbischof zum pàpstlichen Legaten, allerdings um

faBte sein Legationsbereich nicht die gesamte iberische Halbinsel, sondern nur die Kir

chenprovinzen Tarragona und Toledo sowie verschiedene weitere kastilische Bistii

mer26. Diese MaBnahmen sollten augenscheinlich dazu dienen, Erzbischof Rodrigos faktische Niederlage zu versiifien.

II

Die Auseinandersetzungen um die Primatialgewalt des Erzbischofs von Toledo

iiber die gesamte Kirche der iberischen Halbinsel sind nicht nur unter dem Gesichts

punkt der geschichtlichen Entwicklung dieser Région intéressant. Sie gewinnen ihre ei

gentliche Bedeutung durch eine Vielzahl von Quellen, die auf uns gekommen sind und

die im Zusammenhang mit dem an der Kurie gefìihrten ProzeB entstanden sind. Sie

beweisen, daB beide Seiten sich fiir ihre Beweisfiihrung der pàpstlichen Register be

dient haben. In der Folge sollen diese Quellen untersucht und einander gegeniiberge stellt werden.

Grundsàtzlich sind drei Quellengruppen zu unterscheiden. Zunàchst sind die ei

gentlichen ProzeBunterlagen beider Parteien, die wâhrend der Verhandlungen an der

Kurie verwendet wurden, erhalten. Nach der Vertagung des Prozesses durch Honorius

III. erlangte Erzbischof Rodrigo von Toledo auBerdem von der Kurie Bestàtigungen iiber jene Urkunden, die sich auf die Primatsfrage bezogen und sich in den Registern der Vorgànger Honorius' III. gefunden hatten. SchlieBlich entstanden in Toledo im

Laufe des 13. Jahrhunderts mehrere sogenannte «Primatsbùcher», Zusammenstellun

gen von Urkunden, die im Zusammenhang mit der Primatsfrage standen. Auch diese

Chartulare und zahlreiche neuzeitliche Abschriften sind erhalten.

Zwei Rotuli des Arquivo Nacional da Torre do Tombo in Lissabon beinhalten un

mittelbare ProzeBunterlagen, die beide Seiten fiir die Verhandlungen an der Kurie zu

sammenstellten ". Rotulus 1 enthàlt Allegationen der Bragaer Partei, also Plàdoyers der Prokuratoren, durch die sie den Primatsanspruch Toledos zuriickzuweisen und die

von den Vertretern Toledos vorgelegten Beweise zu entkràften trachteten. Rotulus 2 ist

betitelt Ista sunt pontificum instrumenta, quibus usa est Toletana ecclesia contra

ecclesìam Bracarensem in facto primacie, hiernach wird er in der Forschung gewôhn lich als Pontificum Instrumenta bezeichnet. Ob es sich bei dem Rotulus um das in Tole

do verfaBte Originai oder um eine Bragaer Abschrift handelt, ist unsicher28. Er enthàlt

26 Dies geht aus dem Schreiben an die betroffenen Kirchen hervor, 1218 Januar 30: Pressutti, Regesta I (wie Anm. 24), Nr. 1042; Mansilla, Documentación II (wie Anm. 24), S. 119 Nr. 148.

27 Lissabon, Arquivo Nacional da Torre do Tombo, CR ex. 17, Nr. 1 und 2. Teiledition des

Rotulus 1 (Bragaer Allegationen) bei Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S. 400-423 und Carl Erdmann, Papsturkunden in Portugal(Abh. d. Gesellschaft d. Wissenschaften, Phil.-Hist. Kl., NF 20/3), Berlin 1927, S. 381 Nr. 160; Beschreibung des Rotulus 2 (Pontificum Instrumenta), ebd., S. 107-109.

28 Erdmann, Papsturkunden (wie Anm. 27), S. 107 vermutet, der Rotulus sei «eine im Lauf

des Primatsprozesses der Gegenpartei iiberreichte Aufstellung der Papsturkunden, auf die sich To ledo stiitzte.» Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S. 401 gibt zu bedenken, dai) die ebenfalls auszugs weise zitierte Obligatio des portugiesischen Kônigs an den Heiligen Stuhl «aber eher zu Bragas als zu Toledos Beweisstticken gehórt haben» und es sich deshalb um eine Bragaer Abschrift handeln diirfte. Diese Argumentation ist insofern nicht ganz schliissig, als, wie wir unten sehen werden, auch die Toledaner Prokuratoren den «Lehnsbrief» Alfons' I. in den pàpstlichen Registern gefun den und in ihre Primatsbiicher eingetragen hatten.

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DER STREET UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHÛFE VON TOLEDO 265

in der Hauptsache eine grofie Zahl von Papsturkunden, teilweise nur im Auszug zitiert,

die die Rechtmàfiigkeit der Toledaner Anspriiche beweisen sollten. Fiir einen Teil der

Stiicke dieser Zusammenstellung dienten offenbar die pàpstlichen Register als Quelle,

denn wir finden mehrere Hinweise auf Registereintragungen. Der Zeitpunkt der Konsultationen des pàpstlichen Archivs durch die Toledaner Par

tei ist unsicher, doch hat als terminus ante quem der ProzeE vor Honorius III. zu gel

ten, fiir den die Pontifìcum Instrumenta zusammengestellt wurden. Erzbischof Rodri

go selbst hat sich im Fruhjahr 1210, wàhrend des Laterankonzils 1215 und im Jahr

1217 an der Kurie aufgehalten. Es ist durchaus anzunehmen, dafi der geschichtsschrei bende Erzbischof vielleicht schon bei seinem ersten Besuch die pàpstlichen Register ein

gesehen hat, um sich einen Ûberblick iiber die Beweislage zu verschaffen. In seinem

1243 fertiggestellten Hauptwerk Historia de rebus Hispaniae, in dem er auch die Ent

stehung des Toledaner Primats beschrieb, bezog sich Rodrigo fur einzelne Episoden,

etwa die Wiederherstellung der Kirchenprovinz Tarragona, ausdriicklich auf die pàpstli

chen Register29. Aus den Berichten Geralds von Wales, der unter Innozenz III. ein Ver

fahren an der Kurie betricb, das der Erhebung des walisischen Bistums St. David's

zum Erzbistum dienen solite, wissen wir, dalS die Einsichtnahme der Register nur nach

Genehmigung und unter Aufsicht eines dem pàpstlichen Kàmmerer unterstellten Kleri

kers mòglich war. Auch die Anfertigung von Abschriften bedurfte der Genehmigung

durch den Kàmmerer30. Dieses relativ strenge Verfahren war môglicherweise die Reak

tion auf einen Vorfall, der sich an der Kurie ereignet hatte. Dem Magister L. von Trevi

so war es nàmlich gelungen, ein Folioblatt aus dem Register Alexanders III. zu entwen

den31.

Nur fiir einen Teil der in den Pontifìcum Instrumenta zitierten Papsturkunden

werden auch Hinweise auf ihre Eintragung in die pàpstlichen Register gegeben. Fiir

eine nicht geringe Zahl der dort ohne Registerspur genannten Stiicke kónnen wir einen

solchen Nachweis jedoch aus anderen Quellen fiihren32. Zur Achillesferse der Toledaner

Partei solite sich die Tatsache entwickeln, dah das zentrale und letztlich ailes entschei

dende Beweisstiick, das Primatsprivileg Urbans II. fiir Bernhard von Toledo, gewohn

heitsmàfiig nicht in das Register des Papstes eingetragen worden war und, obwohl noch

heute in Toledo im Originai erhalten, offenbar wàhrend des Prozesses auch nicht vorge

legt werden konnte33. In Urbans Register hatten die Vertreter Toledos jedoch

" Roderici Ximenii de Rada Historia de rebus Hispaniae sive Historia Gothica, hg. von Juan FernAndez Valverde (Corpus Christianorum. Continuatio Medievalis, 72), Turnhout 1987, lib.IV, 11, S. 128 f. : «Nam Terrachona metropolis diu destructa tempore Bernaldi Toletani prima tis, sicut patet in regesto Vrbani Pape secundi; qui Vrbanus eundem Bemaldum de restauratione

ciuitatis et ecclesie suis litteris animauit.» Dem Bericht iiber das Schisma des Mauritius Burdinus

hat Rodrigo ein Schreiben Gelasius' II. an Bernhard von Toledo «sicut in eiusdem Papae inuenitur

registro» inseriert, es ist JL 6637, vgl. Historia, lib. VI, 27, S. 211. 30 Giraldus Cambrensis, De iure et statu Menevensis ecclesiae dialogus, cap. II, in Ders.,

Opera Omnia, hg. von J. S. Brewer (Rerum Britannicarum Medii Aevi Scriptores. Rolls Series), 8

Bde, London 1861-1891, Bd. ΠΙ, S. 180. 31

Vgl. ein Schreiben Innozenz' IU. an den Patriarchen von Grado und andere Personen, 1199 Ja

nuar 30: Reg. Vat. 4, Nr. 537 (540), in: Die Register Innozenz' III., hg. von Othmar Hageneder und

Anton Haidacher, Bd. 1:7. Pontifikatsjahr 1198/1199 (Publikationen d. Abteilung f. Historische Stu

dien des Osterreichischen Kulturinstituts in Rom, Π. Abt., 1), Graz 1964, S. 776. 32

Vgl. den Anhang. 33 JL 5366, 1088 Oktober 15: Migne PL 151, Sp. 288; Mansilla, Documentación I (wie

Anm. 8), S. 43 Nr. 27; Originai Toledo, ACT, X. 7. A. 1. 1. Wir kònnen heute nicht mehr feststel

len, aus welchen Griinden das Original Urbans II., das den gesamten Prozebverlauf hàtte entschei

den kònnen, nicht greifbar war.

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266 MICHAEL HORN

eine Historische Notiz gefunden, die iiber die Reise Bernhards an die Kurie, seinen Ge

horsamseid gegeniiber Urban II. sowie die Verleihung von Pallium und Primatsprivileg

Auskunft gab34. Solche Historischen Notizen sind fixr die zweite Hâlfte des 11. Jahr

hunderts nicht auBergewòhnlich, die Bragaer Prokuratoren zogen jedoch die Beweis

kraft dieser besonderen Notiz in Zweifel, da ihr die forma publica fehlte35.

Wàhrend sich die Vertreter Toledos bei ihrer Argumentation in erster Linie auf die

Vorlage pàpstlicher Urkunden stiitzten, suchten die Bragaer Prokuratoren zunàchst,

diese Beweismittel als nicht aussagekrâftig darzustellen. Weiterhin betonten sie, daB je der Anspruch Toledos, solite er trotz allem doch irgendwann einmal bestanden haben,

in den langen Jahren die zwischen der angeblichen Verleihung durch Urban II. und

dem Pontifìkat Eugens III., als sich Erzbischof Johannes Peculiaris dem Toledaner An

spruch unterworfen haben solite, bzw. zwischen diesem Pontifìkat und dem nun statt

findenden ProzeB làngst veijàhrt sei. AuBerdem wurde eine groBe Zahl von Zeugen

aufgeboten, die aussagten, daB die Kirche von Braga zu alien Zeiten dem apostolischen Stuhl direkt unterstanden habe. Es galt namlich auch zu beweisen, daB die Toledaner

Erzbischòfe zu keiner Zeit iiber einen gleichsam gewohnheitsmàBigen usus primatiae

verfugt hatten. In diesem Zusammenhang stellt jedoch das Gehorsamsversprechen des

Johannes Peculiaris ein ernsthaftes Problem dar. Eugen III. selbst hatte am 6. Juni

1151 Erzbischof Raimund von Toledo zur Unterwerfung des Bragaers begliick wiinscht36. Die Echtheit dieses Schreibens, das die Vertreter Toledos ohne Hinweis auf

seine Eintragung in Eugens Register angefiihrt hatten, konnte nicht gut bestritten wer

den, hatte es sich doch, wie die Bragaer Partei zugeben muBte, tatsàchlich in dessen Re

gister gefunden37. Spitzfìndig stellte man aber den Inhalt des Schreibens in Frage: Nicht Johann von Braga selbst, sondern ein anderer habe Eugen III. von der angebli chen Unterwerfung des Erzbischofs unter die Toledaner Primatswiirde unterrichtet. Ein

nicht aus Braga stammender Bericht habe jedoch keinerlei Beweiskraft38.

34 «Hoc tempore Toletanus archiepiscopus Bernardus Romam ad domnum papam venit, ei

que prò episcoporum more iuravit, palleum et privilegium accepit regnisque Hispaniarum pri mas institutus est. Tunc etiam in Galletta omnis diocesis Sancti Iacobi ab omni est offìtio excom municata divino, quia Sancti Iacobi episcopus in regis carcere depositus fuerat.» Hierauf folgt im Brief Honorius' III.: Pressutti, Regesta (wie Anm. 24), I, Nr. 980, der Zusatz «unde et hec regi Ildefonsi epistola missa est»; darauf folgt JL 5367. Wir kônnen also davon ausgehen, daft sich die Historische Notiz «Hoc tempore» im Register Urbans II. unmittelbar vor diesem Schreiben befand. Der Eintrag in das Kanzleiregister Urbans II. ist durch mehrere der Toledaner Quellen gesichert. Die Notiz hat ihren Niederschlag auch in der Vita Urbans im Liber Pontificalis gefun den, vgl. Le Liber Pontificalis. Texte, Introduction et Commentaire, hg. von L. Duchesne

(Bibliothèque des Ecoles françaises d'Athènes et de Rome), 3 Bde, Paris 1955, Bd. II, S. 293. Gemeinsam mit drei weiteren Stiicken hat sie auch Eingang in die sog. Collectio Britannica ge funden: Coll. Brit., Nr. 17 ist die Historische Notiz, Nr. 18 ist JL 5367 an Kònig Alfons VI. von Kastilien, Nr. 21 ist JL 5370 an die Erzbischofe Spaniens und Nr. 22 ist JL 5371 an Abt Hugo von Cluny. Vgl. Paul Ewald, Die Papstbriefe der Brittischen Sammlung. NA 5 (1880) 357 f. Be reits Ewald nahm an, dafi es sich bei den 47 Stiicken Urbans II. in der Collectio Britannica um

Registerexzerpte aus den ersten zwei Pontifikatsjahren handelt. Diese Vermutung wird durch unsere Untersuchung gestiitzt.

35 Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S. 402.

36 JL 9487: Migne PL 180, Sp. 1475; Mansilla, Documentation I (wie Anm. 8), S. 104 Nr. 87 (irrig zu 1153).

37 Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S. 410: «unde licet epistola reperiatur in regesto».

38 Ebd. \ «Si ergo ab alio audivit et de suo in epistola inseruit, nunquam per hoc fieret preiudi cium archiepiscopo Bracarensi, maxime cum non probetur, quod Bracarensis usus fuerit hac epi stola.»

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DER STREIT UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHOFE VON TOLEDO 267

Der eigentliche Wert der Bragaer Megationen fiir unsere Fragestellung liegt in

einigen Mitteilungen, welche die Prokuratoren iiber den Aufbau der pàpstlichen Regi ster machten. So schrieben sie iiber einige von der Toledaner Seite vorgelegte Urkun

den Urbans II.: Nam ille epistole reperiuntur in primo libro. Urbani, et constat, quod

primus liber Urbani fuit in primo anno, ne dum quia iste epistole inveniuntur statim

circa principium libri39. Beziiglich eines Schreibens Paschalis' II. stellten sie fest: Dieta

epistula 'Experientiam' inuenitur circa principium in tercio libro; et quod primus Ii

ber contineat acta primi anni, secundus secundi, tercius tercii, et sic de aliis, proba

tur euidenter, nam Paschalis sedit XVIII annis et V mensibus et fecit decem et octo li

bros et incepit nonumdecimum, et ita de omnibus apostolicis, secundum quod dicent

uobis qui regesta scribunt, et probatur manifeste per ipsa regesta inspecto libro et

anno pape et anno dominico et indictione*0. Die Bragaer Prokuratoren hatten also

durch Befragung der Registerschreiber und durch Einsichtnahme in die Register eine

Obereinstimmung und Gleichsetzung von Registerbiichern und Pontifikatsjahren festge

stellt. Sachregister, wie sie etwa in dem beriihmten Regestum super negotio Romani

imperii Innozenz' III. vorlagen, galten umgekehrt demnach als Ausnahme. AuBerdem

hatte die Einsichtnahme in die Register auch innerhalb der einzelnen «Jahrbucher» eine

gewisse Chronologie ergeben. Diese Tatsachen sind, vor allem durch griindliche Unter

suchungen des Registers Gregors VII., im Prinzip làngst bekannt und stellen keine

iiberraschenden Neuigkeiten dar. Dennoch scheint bemerkenswert, dafi man zu Anfang

des 13. Jahrhunderts vòllig selbstverstàndlich den gleichfòrmigen Aufbau aller Papstre

gister in dieser Weise feststellte.

Am 19. Januar 1218 verfugte Honorius III. die Vertagung einer Entscheidung iiber

die Toledaner Anspriiche. Einige Tage zuvor hatte die pàpstliche Kanzlei fiinf Urkun

den ausgefertigt, deren Ausstellung auf Wunsch Erzbischof Rodrigos erfolgt war41. Der

Erzbischof hatte gebeten, die pàpstlichen Register auf solche Stiicke durchzusehen, die

im Zusammenhang mit den Toledaner Primatsanspriichen standen. Um fiir den Fall

der Zerstòrung der Register einen Untergang dieser Anspriiche zu vermeiden, sollten

die entsprechenden Texte erneut bestàtigt werden, die pàpstliche Kanzlei inserierte sie

deshalb mit der Bestàtigung des Registereintrags in gleichlautende Urkunden. Die Regi

ster Urbans II., Paschalis' II., Gelasius' II., Lucius' II., Eugens III., Anastasius' IV., Ha

drians IV. und Alexanders III. wurden durchgesehen, dabei waren insgesamt 29 Texte

zutage getreten. Auffàllig ist die zwischen den Pontifikaten Gelasius' II. und Lucius' II.

klaffende Liicke. Die Amtszeit Coelestins II. umfaBte nur wenige Monate, dieser Papst

diirfte deshalb kaum Gelegenheit gehabt haben, in die schwelende Streitsache intensi

ver einzugreifen. Honorius II. und Innozenz II. haben sich in der Hauptsache

39 Ebd., S. 415; Erdmann, Papsturkunden (wie Anm. 27), S. 381. 40 Ebd., S. 382. 41 1218 Januar 4: Pressutti, Regesta I (wie Anm. 24), Nr. 972; Mansilla, Documentación

II (wie Anm. 24), S. 93 Nr. 119. — 1218 Januar 5: Pressutti, Regesta I, Nr. 977; Mansilla, Do

cumentación II, S. 94 Nr. 120. — 1218 Januar 5: Pressutti, Regesta I, Nr. 976

Mansilla Documentación II, S. 94 Nr. 121. — 1218 Januar 7: Pressutti, Regesta I, Nr. 979

Mansilla, Documentación II, S. 95 Nr. 122. — 1218 Januar 8: Pressutti, Regesta I Nr. 980;

Mansilla, Documentación II, S. 95 Nr. 123. Vier der fiinf Urkunden sind auch im Original in

Toledo erhalten, lediglieli Pressutti, Regesta I, Nr. 976 mit den Bestâtigungen der Urkunden

Hadrians IV., Anastasius' IV. und Alexanders III. fehlt heute. Textgleiche Wiederholungen der

Bestàtigungsbullen seines Vorgàngers durch Gregor IX. existieren fur Pressutti, Regesta I, Nr.

976 und 980; vgl. Les registres de Grégoire IX (1227-1241). Recueil des bulles de ce pape, hg. von Lucien Auvray (Bibliothèque des Ecoles françaises d'Athènes et de Rome, 2e série, 9), 4

Bde, Paris 1896-1955, Nr. 5025-5032 und 5034-5040.

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268 MICHAEL HORN

auf die bloBe Bestatigung der Toledaner Primatsanspriiche beschrànkt42. Aus dem

Pontifikat Calixts II. besitzen wir jedoch mehrere die Primatsfrage betreffende

Schreiben, von denen einige eindeutig als Registerspuren belegt sind43. Das Fehlen

einer entsprechenden Bestâtigungsbulle zumindest fiir die Schreiben Calixts ist da

her auffàllig, dies gilt umso mehr, als es sich dabei ganz offenbar nicht um einen zu

fàlligen Bruch in der Ûberlieferung handelt. Vier der fiinf bekannten Bestâtigungs schreiben Honorius' III. sind sowohl im Original als auch durch ihre Eintragung in

das Register des Papstes ùberliefert, in das auch die fiinfte Urkunde eingetragen

wurde, deren Originai heute fehlt. Insbesondere die letztgenannte Tatsache spricht

dagegen, daB neben den erhaltenen weitere heute verlorene Stiicke existiert haben.

Grundsàtzlich hat man den Eindruck, als seien die pâpstlichen Kanzleibeamten, die

ja innerhalb kurzer Zeit eine stattliche Zahl von Registerbànden hatten durchsehen

miissen, nicht iibermaBig sorgfàltig vorgegangen. Zwar fanden sie 29 den Primats

streit betreffende Texte, gleichzeitig iibersahen sie jedoch auch eine nicht geringe Zahl von weiteren Stiicken. Dies gilt besonders fùr die spàteren Pontifikate, vor al

leni fiir jenen Alexanders III.

Die umfangreichste Quelle zum Primatsstreit stellen mehrere Toledaner Chartula

re dar, deren friiheste Exemplare aus der ersten Hâlfte des 13. Jahrhunderts stammen.

Von diesen Chartularen, die wegen ihrer thematischen Ausrichtung zum Teil unter der

Bezeichnung «Primatsbiicher» bekannt sind, wurden bis in die Neuzeit verschiedene

Abschriften angefertigt, deren Verhàltnis zueinander noch nicht griindlich erforscht

worden ist.

Das bedeutendste dieser Primatsbiicher befìndet sich heute als MS 42-21 in der Ka

thedralbibliothek von Toledo. Das als Liber Privilegiorum de primatu Toletanae eccle

siae bezeichnete Buch stammt nach palàographischem Befiind aus dem ersten Viertel

des 13. Jahrhunderts und ist demnach wàhrend des Pontifikats Erzbischof Rodrigos entstanden. Auf dem letzten Folioblatt findet sich verso ein Vermerk einer Hand des 16. Jahrhunderts: Este libro es de la iglesia de Toledo. Deo gratias. Pareçe auerse

escrito por orden del arçobispo don Rodrigo Ximénez ano MCCXVI44. Offenbar wur

den jedoch noch bis Anfang 1217 weitere Stiicke eingetragen45. Da die bereits erwàhn

ten Bestàtigungsbullen Honorius' III. nicht mehr in dieses Chartular kopiert wurden, diirfte es spâtestens Anfang 1218 fertiggestellt gewesen sein. Dies bedeutet jedoch

gleichzeitig, dall die zahlreichen Hinweise auf die Eintragung der kopierten Papstur kunden in die pàpstlichen Register unabhàngig von den Bestâtigungen Honorius' III.

entstanden sind. Inwieweit das Chartular Erzbischof Rodrigos als Beweismaterial fiir

42 Honorius II. JL 7231 (zu 1125 Dezember 12): Julius v. Pflugk-Harttung, Ada Pontifi cum Romanorum inedita, 3 Bde, Tubingen 1881-1886 (Neudruck: Graz 1958), Bd. II, S. 257; Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 81 Nr. 64 (zu 1125 November 30), dieses Datum aus dem Original. Von Innozenz II. ist kein Primatsprivileg fur die Erzbischòfe von Toledo be kannt, dagegen aber ein Mahnschreiben an die spanischen Erzbischòfe und Bischòfe, JL 8279, vgl. unten Anm. 75.

43 Vgl. unten.

44 Fiir die Beschreibung der Toledaner Chartulare ist zuletzt die Arbeit von Francisco J. Hernàndez heranzuziehen, Los Cartularios de Toledo. Catalogo documentai (Monumenta Eccle siae Toletanae Historica I, 1), Madrid 1985; zu BCT, MS 42-21 vgl. ebd,, S. XVII.

45 Als letztes Stòck findet sich noch f. 60v ein Schreiben Honorius' III. von 1217 Februar 20 an Erzbischof und Domkapitel von Braga eingetragen: Pressutti, Regesta I (wie Anm. 24), Nr. 362; Mansilla, Documentación Π (wie Anm. 24), S. 33 Nr. 38. Allerdings scheint das eigentliche Chartular selbst nur aus 58 Folien bestanden zu haben, vgl. HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. XVII.

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DER STREET UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHÔFE VON TOLEDO 269

seinen Ρτοζββ im Jahr 1217 diente, wissen wir nicht46. Mit Sicherheit kònnen wir

jedoch sagen, dafi das Primatsbuch nicht alleinige Vorlage fiir die Toledaner Pontificum Instrumenta war, denn einige der dort angegebenen Registerspuren fìnden sich nicht

in dem Chartular und kònnen deshalb nicht von dort ìibernommen worden sein47.

MS 42-22 der Toledaner Kathedralbibliothek ist ein in der ersten Halite des 13.

Jahrhunderts entstandenes Chartular, das iiber den Urkundenbestand von MS 42-21

bis in den Pontifìkat Gregors IX. hinausgeht. Auf f. 2r findet sich der Vermerk Incipit Liber Privilegiorum super primatu Toletane ecclesie, wiederum sind zahlreiche

Urkunden zum Toledaner Primatsanspruch eingetragen. MS 42-22 ist jedoch keine

blofie Abschrift von MS 42-21, sondern weicht in verschiedenen Einzelpunkten von

diesem ab48.

Fur den hier zu behandelnden Zusammenhang ist ebenfalls auf das wohl bekann

teste Primatsbuch der Toledaner Kirche hinzuweisen, die 1253 fertiggestellten Notule

de primatu nobilitate et dominio ecclesiae Toletanae. Der urspriinglich 33 Folien um

fassende Codex ist in einer schònen gotischen Minuskel geschrieben und reich

ornamentiert49. Paul Ewald, der im Winter 1878/79 zur Vorbereitung der 2. Auflage der Regesta Pontificum Romanorum Philipp Jaffés eine Reise durch mehrere spani sche Archive imternahm, beschrieb den Codex unter der Signatur BCT 15.22 und fiigte hinzu: «Hàufig sind die pàpstlichen Registerbucher citiert, sehr auffallend, da doch wohl

die Bullen nach den Originalen des Toletaner Archivs copiert wurden»50. Francisco Her

nândez, der zuletzt iiber die Toledaner Chartulare gearbeitet hat, erwàhnt jedoch prak tisch keine solchen Registerspuren.

Die Bedeutung der Primatsbiicher der Toledaner Kirche liegt in der Vielzahl von

Rubriken, mit denen die eingetragenen Urkunden versehen wurden. Viele dieser Ru

briken geben iiber die Eintragung der entsprechenden Texte in die pàpstlichen Register Auskunft. Unter diesen Urkunden befinden sich auch einige bisher unbekannte und un

veròffentlichte Stiicke5I. In vielen Fàllen haben die Toledaner Schreiber nicht nur einen

Vermerk in registro gemacht, sondern auch die jeweiligen «Jahrbiicher» angegeben.

Einige dieser Eintragungen verdienen im folgenden unser besonderes Interesse.

Urbans II. Urkunde JL 5465 ist in BCT MS 42-21 mit der Rubrik In 11° volumine

regestorum domini Urbani secundi pape eingetragen. Das an Erzbischof Berengar von

Tarragona adressierte Stòck ist ohne Jahresdatierung uberliefert, gehòrt aufgrund

46 Vgl. Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S. 348. Ob allerdings in BCT, MS 42-21, f. 1 tatsachlich

eine Abschrift von Urbans JL 5366 steht, ist unklar. HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 480 Nr. 538 kennt eine solche Eintragung nicht.

47 Vgl. die Tabelle im Anhang, insbesondere die Urkunden Nr. 13, 23 und 46.

4* Zur Beschreibung HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. XVIII; zu den Abweichungen von MS 42-21 vgl. den Anhang.

49 Vgl. HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. XVIIIf.; Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S.

347 f. Anm. 14 und Raymonde Foreville, L'iconographie du XIIe concile oecuménique Latran IV (1215), in Mélanges René Crozet, hg. von Pierre Gallais und Yves-Jean Riou, 2 Bde, Poitiers

1966, S. 1125 ff. 50 Paul Ewald, Reise nach Spanien im Winter von 1878 auf 1879: NA 6 (1881) 319. 51 So eine Urkunde Gelasius' II. von (1118) Màrz 13, adressiert an Klerus und Volk von Rom,

die grofie Àhnlichkeit mit JL 6632 aufweist, weiterhin eine Urkunde Calixts II. fur Erzbischof Die

go von Santiago, (1120) Dezember 19, Teiledition bei Juan Franciso Rivera Recio, La Iglesia de Toledo en el siglo XII (1086-1208) I (Pubiicaciones del Instituto Espaiìol de Historia Eclesiastica.

Monografias, 10), Rom 1966, S. 188 Anm. 196, ein Mahnschreiben Eugens III. an die spanischen Erzbischôfe und Bischôfe, (1148) Aprii 16, das eine wòrtliche Wiederholung der Urkunde Lucius' II. JL 8605 ist. Weiterhin sind mehrere Stiicke Alexanders III. zu nennen.

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270 MICHAEL HORN

seines historischen Zusammenhangs aber ins Jahr 109252. Der 25. Aprii dieses Jahres, das Tagesdatum der Urkunde, fàllt in das fiinfte Pontifikatsjahr Urbans II. Deshalb

kann sich die Angabe II" volumine nicht auf das dem Amtsjahr entsprechende Register buch beziehen, JL 5465 miiBte dann am 25. Aprii 1089 ausgestellt sein, was aber un

môglich ist. Prinzipiell wâre eine Verschreibung von II0 statt V" vorstellbar; allerdings muB beriicksichtigt werden, daB die einzelnen Registerbiicher im zeitgenôssischen

Sprachgebrauch, und auch in MS 42-21, nicht als volumina, sondern als libri bezeich

net werden. Deshalb wird man die Angabe In II0 volumine dahingehend interpretieren

diirfen, daB das 12 «Jahrbûcher» umfassende Register Urbans II. in mehrere Bande ge bunden war, von denen jeder mehrere Registerbueher zusammenfaBte. Aller Wahr

scheinlichkeit nach hat Volumen I die Pontifikatsjahre 1-4 und Volumen II die Register bueher des 5.-8. Pontifikatsjahres umfaBt. Dann miiBte fiir die restlichen Jahre von Ur

bans Pontifikat noch ein drittes Volumen existiert haben. Hierfiir besitzen wir aller

dings keine Belege. JL 5653, am 15. Juli 1096 im siidfranzôsischen Kloster St. Gilles fur Bischof Garcia

von Burgos ausgestellt, findet sich in beiden Chartularen (BCT, MS 42-21 und MS

42-22) mit der Rubrik In regesto domini Urbani secundi, in nono libro, secunda par te53. JL 5653 stammt tatsàchlich aus dem neunten Pontifikatsjahr des Papstes, intéres

sant ist aber der Hinweis auf einen zweiten Teil des neunten Regjsterbuches, also auf

eine weitere Unterteilung dieses Bandes. Die Ausstellung der Urkunde fàllt in den zwei

ten Teil der Frankreichreise Urbans IL, die der Papst 1095 begonnen hatte und die in

erster Iinie der Promulgierung des Kreuzzugsaufrufs gedient hatte54. NaturgemàB ist

fiir diese Zeit, wie im Falle anderer Papstbesuche nòrdlich der Alpen auch, eine erhòhte

Tatigkeit der pàpstlichen Kanzlei nachweisbar, da viele Petenten die relative geographi sche Nàhe des Papstes nutzten, um ihre Anhegen vorzutragen, Privilegien zu erbitten

und Rechtsentscheidungen zu erlangen. Mòglicherweise kônnte die Unterteilung des

Registerbuches fiir das neunte Pontifikatsjahr mit diesem erhòhten Anfall von Urkun den in Verbindung gebracht werden, der viefieicht den iiblichen Rahmen einzutragen der Stiicke sprengte. Allerdings gilt es zu bedenken, daB die Ausstellung von JL 5653

keineswegs in die zweite Halite des neunten Pontifikatsjahres, das am 12. Màrz begon nen hatte, falli. Es erscheint aber unwahrscheinlich, daB bereits vier Monate nach Be

ginn eines neuen Registerbuches so viele einzutragende Urkunden angefallen waren, daB mit einem neuen Abschnitt des Registerbuches begonnen werden muBte. Deshalb muB wohl nach anderen Griinden als der bloBen Filile von einzutragenden Stiicken fiir eine Unterteilung des Registerbuches gesucht werden. Wir besitzen gerade fiir das Re

gister Urbans II. Hinweise darauf, daB auch aus anderen Motiven eine gewisse Stiicke

lung vorgenommen werden konnte. Auf einem angehefteten Pergamentblatt im Char

tular des spanischen Klosters San Cugat del Valle befindet sich von einer Hand des 12.

Jahrhunderts der Text einer Historischen Notiz, die angeblich in quadam cedula

consuta in registro domini Urbani secundi gestanden haben solite. Die pàpstliche

52 JL 5465, (1092) Aprii 25: Migne PL 151, Sp. 346; Mansilla, Documentation I (wie Anm. 8), S. 52 Nr. 33. Die Datierung erfolgt auf Grund der Erwàhnung des Palliumsprivilegs fiir Beren gar von Tarragona, JL 5450, 1091 Juli 1: Migne PL 151, Sp. 331; Mansilla, Documentation I, S. 49 Nr. 32.

53 JL 5653, 1096 Juli 15: Migne PL 151, Sp. 471; Mansilla, Documentation I (wie Anm. 8), S. 55 Nr. 37; zum Itinerar des Papstes vgl. Alfons Becker, Papst Urban II. (1088-1099). Teil 2: Der Papst, die griechische Christenheit und der Kreuzzug (Schriften der MGH, 19/2), Stuttgart 1988, S. 435 ff„ insb. S. 454.

54 Ebd., S. 376 ff.

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DER STREIT UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHOFE VON TOLEDO 271

Kanzlei hatte also dem Register des Papstes ein einzelnes Blatt mit einer Notiz beige

fiigt. Diese steht im Zusammenhang mit Rechts- und Besitzstreitigkeiten um das Klo

ster San Cugat irnd fafit den Entscheidungsablauf eines kirchlichen Prozesses zusam

men55. Wegen des vòllig anders gearteten Charakters des eingetragenen Stuckes bietet

aber auch dieses Beispiel einer Ergânzung eines Registerbuches letztlich keine wirklich

schliissige Erklârung fur das hier vorgestellte Phânomen der faktischen Unterteilung

eines solchen Buches.

Bemerkenswert ist auch die Rubrik, die sich im Chartular 42-21 zu einer von Jaf

fé-Loewenfeld nicht verzeichneten Urkunde Alexanders III. findet, die aufgrund ihres

Ausstellungsortes Sens in die Zeit zwischen Oktober 1163 und Aprii 1165 gehôrt56. In

dem Toledaner Primatsbuch ist zu diesem Stiick bemerkt: In prima regesta Alexandri

II, in quinto libro57) deshalb ist eine Datierung des an Erzbischof Johann von Toledo

gerichteten Schreibens auf die Monate zwischen Ende September 1163 und 6. Septem

ber 1164 môglich. Bedeutsam ist aber die Angabe in prima regesta, weil sie, wie be

reits fiir das Register Urbans II. gezeigt, den Hinweis birgt, daR auch das Register Ale

xanders III. in mehrere Bande unterteilt war.

Eine weitere Urkunde Alexanders III. bestatigt unsere Uberlegungen in dieser Hin

sicht. JL 10609, an den Erzbischof von Braga gerichtet und ohne Datum iiberliefert, hat

in den Chartularen 42-21 und 42-22 die Rubrik In iii° volumine regestorum eiusdem

Alexandri in i° libro58. Hernândez hat auf Grund textlicher Anklànge an eine Sentenz

des Legaten Jacintus von S. Maria in Cosmedin das Jahr 1172 zur Datierung vorge

schlagen, dies wiirde eine Einordnung in das 13. oder 14. Pontifìkatsjahr bzw. Register

buch bedeuten. Mit dem Register Alexanders III. hat sich aus kanonistischer Sicht aus

fuhrlicher Walther Holtzmann beschàftigt. Er kam zu dem Ergebnis, « dass die

zweiundzwanzig Bûcher der Register Alexanders III. in vier Bànden gebunden wa

ren»5'. Bd. I solite demnach die Bûcher 1-8, Bd. II die Bûcher 9-14, Bd. Ili jene des

15.-18. Pontifikatsjahres und Bd. IV schliefilich die Bûcher 19-22 enthalten haben. Fiir

eine Aufteilung des Registers dieses Papstes in mehrere Bande geben auch andere Quel

len Hinweise, doch làfìt sich die Verteilung der einzelnen «Jahrbûcher» nicht sicher er

mitteln60. Geht man von Holtzmanns Ansatz aus, so ergàbe sich fur die Ausstellung

von JL 10609 das 15.Pontifìkatsjahr (= 15. Registerbuch), also die Spanne zwischen

September 1173 und September 1174.

Bemerkenswert ist auch, dafi die Toledaner Schreiber nur fiir die Register Urbans

II. und Alexanders III. auf eine Zusammenfasung der einzelnen Registerbûcher zu

mehreren volumina hinweisen. In anderen Fâllen, so etwa auch bei dem langen Ponti

fikat Paschalis' II., wurde auf eine solche Angabe verzichtet, und stati dessen nur das

55 Vgl. Paul Kehr, Papsturkunden in Spanien. Vorarbeiten zur Hispania Pontificia. Bd. 1:

Katalanien (Abh. d. Gesellschaft d. Wissenschaften zu Gottingen, Phil.-Hist. Kl., NF 18/2), Berlin

1926, S. 279 Nr. 18. Auf diese Notiz, die wegen ihrer Inhomogenitat und Verquickung zeitlich ver

schiedener Ereignisse durchaus problematisch ist, kann hier nicht weiter eingegangen werden.

Zum historischen Gesamtkomplex vgl. die Angaben Kehrs, S. 279 ff. 56 JL—: Rivera Recio, Iglesia (wie Anm. 51), S. 385 Anm. 87. 57 HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 514 Nr. 608. " JL 10609: Paul Kehr, Papsturkunden in Italien. Reiseberichte zur Italia Pontificia (Acta

Romanorum Pontificum, 3), 6 Bde, Città del Vaticano 1977, Bd. Ili, S. 431 Nr. 11; Mansilla, Do

cumentación I (wie Anm. 8), S. 136 Nr. 116; vgl. HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 519

Nr. 619. 59 Holtzmann, Register (wie Anm. 7), S. 68 f. und 79. 60

Vgl. Caspar, Studien (wie Anm. 4), S. 217.

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272 MICHAEL HORN

jeweilige «Jahrbuch» angegeben. Wir miissen aber aus naheliegenden Griinden davon

ausgehen, daB auch die Registerbiicher der iibrigen Pâpste in ahnlicher Weise wie jene

Urbans II. und Alexanders III. zusammengebunden und bei lângeren Pontifìkaten auf

geteilt waren.

Im Chartular MS 42-22, in dem Primatsbuch von 1253 und in weiteren Abschriften

aus spàterer Zeit findet sich auch ein weiteres Stiick, das fiir die Geschichte der iberi

schen Halbinsel von groBer Bedeutung war: der Brief Alfons' I. an Innozenz II., mit

dem der erste portugiesische Kònig sein Reich dem apostolischen Stuhl zum Schutz auf

getragen hatte 61. Der rechtliche Charakter dieser Handlung soli hier nicht eròrtert wer

den, wichtig ist fur uns aber, daB die Toledaner Schreiber den Brief des portugiesischen

Kònigs mit folgendem Vermerk versahen: In regesto domini Inocencii pape secundi:

oblatio Portugalensis regis61. Stand der «Lehnsbrief» Alfons' I. aber tatsàchlich im Register Innozenz' II.? Im

Sommer 1143 hatte der Kònig dem Papst in die Hand seines Legaten Guido von SS.

Cosma e Damiano das hominium geleistet. Der Legai kehrte jedoch erst im Friihjahr 1144 an die Kurie zuriick, als Innozenz II. bereits verstorben war. Auch sein Nachfolger Coelestin II. starb kurz darauf, so daB erst Lucius II. auf das Schreiben des Kònigs ant

wortete63. Unter diesen Umstânden aber scheint es unwahrscheinlich, daB man an der

Kurie im Friihjahr 1144, also viele Monate nach dem Tod Innozenz' II., das an diesen

gerichtete Schreiben noch nachtrâglich in sein Register eintrug. AuBerdem besitzen wir

Hinweise darauf, daB sich eine Abschrift dieses so wichtigen Dokuments im Register Lucius' II. befand64. Vor diesem Hintergrund wird man einen simplen Irrtum der Tole

daner Chartularschreiber annehmen diirfen, die davon ausgingen, daB der an Innozenz

II. gerichtete Brief auch im Register dieses Papstes gestanden haben muB.

Eine solche Erklarung ist um so wahrscheinlicher, als den Schreibern der Primats

biicher auch in anderen Fàllen kleine Irrtiimer unterlaufen sind. Beispielsweise wird die

Antwort Lucius' II. auf den «Lehnsbrief» Alfons' I. als Schreiben Coelestins II. iiberlie

fert65. Die Urkunde Eugens III. JL 9697 an Erzbischof Bernhard von Tarragona war in

BCT MS 42-21 urspriinglich mit dem Vermerk in VI0 libro eingetragen worden, der

Korrektor hatte dies zu in VII0 libro verbessert, wàhrend eine entsprechende Korrek

tur in MS 42-22 unterblieben ist66. Beide Angaben sind jedoch falsch, JL 9697 muB auf

grund des pàpsdichen Itinerars auf den 9. Februar 1153 datiert werden, dies ist das

achte Pontifikatsjahr. Dies gilt auch fiir eine vom 8. Aprii 1154 stammende Urkunde

61 1143 Dezember 13: Documentes Med.ieva.is Portugueses. Documentes Régios. Bd. I: Do cumentes dos Condes Portugalenses e de D. Afonso Henriques, A. D. 1085-1185. Tomo 1: Texte, Lissabon 1958, Nr. 202.

62 HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 497 Nr. 573. Vgl. zum rechtlichen Charakter dieser Obertragung zuletzt Johannes Fried, Der pàpstliche Schutz fur Laienfiirsten. Die politi sche Geschichte des pàpstlichen Schutzprivilegs fur Laien (11.-13. Jh.) (Abh. d. Heidelberger Akademie d. Wissenschaften, Phil.-Hist. Kl., 1980/1), S. 140-142.

63 JL 8590, (1144) Mai 1: Migne PL 179, Sp. 860. BCT, MS 42-22, das zweite der Toledaner Primatsbiicher, enthâlt dieses Schreiben als Brief Coelestins II. und mit dem Ausstellungsdatum (1144) Aprii 30: HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 498 Nr. 575. Vgl. auch Feige, Anfànge (wie Anm. 13), S. 284 Anm. 26.

64 Vgl. Bernhard Josef Wenzel, Portugal und der Heilige Stuhl. Das portugiesische Kon

kordats- und Missionsrecht. Ein Beitrag zur Geschichte der Missions- und Volkerrechtswissen schaft, Lissabon 1958, S. 432. Das fragliche Stiick ist eine im Distriktsarchiv Braga befindliche Ab schrift des 13. Jahrhunderts.

65 Vgl. Anm. 63.

66 JL 9697, (1153) Februar 9: Migne PL 180, Sp. 1584; Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 100 Nr. 83; HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 504 Nr. 587.

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DER STREET UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHÛFE VON TOLEDO 273

Anastasius' IV., die in den Chartularen den Vermerk in secundo libro hat67. Dies aber

kann eigentlich nicht sein, da der greise Kardinalbischof Konrad von Sabina erst am 12.

Juli 1153 zum Nachfolger Eugens III. erhoben worden war und der Aprii 1154 deshalb

noch in sein erstes Pontifikatsjahr gefallen ist.

Grundsatzlich ist die Heranziehung der Toledaner Chartulare fur die Datierung von Papsturkunden in vielen Fàllen hilfreich, gelegentlich aber auch nicht unproblema tisch. JL 9901 beispielsweise, ein ohne Datum iiberliefertes Schreiben Anastasius' IV.

an seinen Legaten, den Kar din aldi akon Jacintus, wird in der Forschung durchaus

unterschiedlich datiert68. BCT, MS 42-21 und 42-22 geben als Fundort des Stuckes das

zweite Registerbuch an, wâhrend das Primatsbuch von 1253 das erste Registerbuch ncnnt69. Beide Ansàtze sind moglich, da Anastasius IV. vom 12. Juli 1153 bis zum 3.

Dezember 1154 amtierte und sein Pontifikat demnach 2 Amtsjahre umfafite. In diesem

Fall lassen sich also keine weiteren Hinweise gewinnen, die eine exaktere Datierung er

mòglichen. Andere Stiicke hingegen konnen, wie der Anhang zeigt, aufgrund der bis

her unbekannten Registerbuchangaben wenigstens annàhernd exakt datiert werden.

Die letzte im Zusammenhang mit dem Toledaner Primatsstreit zu behandelnde

Quelle stammt aus wesentlich spàterer Zeit, steht aber dennoch in engem Zusammen

hang mit den Toledaner Primatsbiichern. Es handelt sich um die Handschrift C 23 der

Biblioteca Vallicelliana in Rom. Wir besitzen durch Julius von Pflugk-Harttung und

Paul Kehr zwei Beschreibungen, die jedoch in einigen wichtigen Aspekten voneinander

abweichen70. C 23 ist eine Sammelhandschrift des 17. Jahrhunderts, die zahlreiche

Konzilsdokumente und Papsturkunden enthàlt. Bereits Paul Kehr hat auf die enge Ver

wandtschaft mit Codex Dd 47der Biblioteca Nacional Madrid hingewiesen. Bei diesem

handelt es sich um eine weitere im 17. Jahrhundert zusammengestellte Sammlung von

Papsturkunden, die «unter Benutzung des Toletaner Codex 21.5 von 1253 (jetzt in Ma

drid, Tolet. 15.22)» entstanden ist71. Hinter dieser Bezeichnung aber verbirgt sich das

schon mehrfach genannte Primatsbuch Notule de primatu. Erneut erhalten wir also

Hinweise auf die engen Verflechtungen dieser zahlreichen Urkundensammlungen, ohne dafi sich gegenwàrtig genauere Aussagen machen lassen. C 23 soli hier stellvertre

tend fur die gesamte Gruppe dieser spaten Abschriften behandelt werden, auch des

halb, weil fiir die anderen Handschriften ausfuhrlichere Beschreibungen fehlen. Aller

dings besitzen wir vereinzelte Hinweise darauf, daft sich auch in diesen Registerspuren nachweisen lassen72.

67 JL 9858: Migne PL 188, Sp. 1053; Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. Ili Nr.

93; HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 506 Nr. 592. 68 JL 9901: Kehr, Papsturkunden in Italien (wie Anm. 58) III, S. 403 Nr. 9 (zu 1154 [Aprii

8]); Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 113 Nr. 95 (zum gleichen Datum); Fidel Fita, in Boletin de la Real Academia de la Historia 14(1884) 546, und das Regest von JL datieren hinge gen zu 1154 Mai 15, wàhrend Rivera Recio, Iglesia (wie Anm. 51), S. 365 Anm. 31 zum 19. Sep tember 1154 datiert.

" HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 507 Nr. 595. 70 Julius v. Pflugk-Harttung, Iter Italicum, Stuttgart 1883, S. 102-105; Kehr, Papsturkun

den in Italien (wie Anm. 58) IV, S. 126-131. Wir folgen der Beschreibung Paul Kehrs. 71 Ewald, Reise (wie Anm. 50), S. 88. 72 Fiir Paschalis' II. JL 6465 findet sich in dem in der Madrider Nationalbibliothek befindli

chen Chartular Dd 61 aus dem 17. Jahrhundert ein Hinweis auf das 17. Registerbuch, dies stimmt mit der angenommenen Jahresdatierung 1116 iiberein. Die ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammende Handschrift Dd 47 verzeichnet fur Alexanders III. JL 11138 einen Hinweis auf das 6.

Registerbuch, wâhrend BCT, MS 42-21 und MS 42-22 das 5. Buch nennen. Vgl. zu weiteren mit

den im Anhang genannten Registerspuren iibereinstimmenden Hinweisen Ewald, Reise (wie Anm. 50), S. 295 f.

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274 MICHAEL HORN

Tatsâchlich beginnt f. 29 der Handschrift C23 ein Text mit dem Titel Notulae de

primatu nobilitate et dominio ecclesie Toletane incipiunt quae de diversis anti

quorum voluminibus patrum atque privilegiis breviter extrada ad modernorum me

moriam et futurorum notitiam sub uno opere colligunturn. Unter den Quellen fur

seine Zusammenstellung nennt der unbekannte Schreiber auch die Register Urbans II.,

Gelasius' II., Calixts II. und vieler anderer. Auf f. 60v heifit es: Incipit liber privile

giorum super primatu Toletane ecclesie, es folgt eine Vielzahl von Papst- und Legaten

urkunden, die den Toledaner Primat betreffen. Viele der zum Teil nur auszugsweise edierten Texte sind mit Hinweisen auf ihren Registereintrag versehen. Insgesamt scheint der Schreiber jedoch nicht iibermafiig sorgfâltig vorgegangen zu sein oder konn

te seine Vorlagen mòglicherweise nicht gut lesen. Denn f. 79r fìndet sich im Zusammen

hang mit einer Ermahnung Eugens III. an alle spanischen Bischôfe zum Gehorsam ge

gen den Erzbischof von Toledo folgende Bemerkung: Sub eadem forma Lutii pp. II lib.

IIII in registro domini Eugenii pp. III. lib.74. Diese Notiz ist vollkommen unverstànd

lich. Vermutlich solite ausgedriickt werden, dafi die zitierte Urkunde Eugens III. eine

textgleiche Wiederholung einer fruheren Ermahnung Lucius' II. ist. Beide Schreiben

stimmen aufierdem mit einem entsprechenden Mahnschreiben Innozenz' II. iiberein, das in C23 i. 79r in stark verderbter Form zitiert ist75. Die Erwàhnung eines vierten

Registerbuches ist jedoch nicht zu erklàren. Ein solches Buch Lucius' II. hat es wegen des nur 11 Monate wàhrenden Pontifikats dieses Papstes nie gegeben, ein Bezug auf

das vierte Registerbuch Eugens III. scheidet ebenfalls aus, da das fragliche Schreiben JL

9703 in den Februar 1153 gehôrt. Dies ware jedoch das achte Pontifikatsjahr, es wàre

deshalb môglich, als Erklârung an eine Verschreibung IIII statt Vili zu denken.

Auch einige weitere Urkunden sind ohne grofie Sorgfalt eingetragen worden. So ist

f. 87v eine Urkunde eines Papstes Urban kopiert worden, die mit dem Hinweis in regi stro domini Urbani pp. ///versehen ist. Als Tagesdatierung ist der 25. Aprii angege

ben, eine Jahresdatierung fehlt. Pflugk-Harttung und Kehr haben vermutet, dafi es sich

um eine Urkunde Urbans III. handele. Tatsàchlich liegt jedoch ganz offensichtlich eine

Verschreibung III statt II νor, denn bei dem fraglichen Stiick handelt es sich um das be

reits eingangs erwàhnte Schreiben Urbans II. JL 5465 vom 25. Aprii 1092 an Erzbi

schof Berengar von Tarragona. Das entsprechende Regest JL 15839 ist deshalb zu strei

chen.

JL 10610, ein Brief Alexanders III. an den apostolischen Legaten Wilhelm von Tar

ragona, ist in C23 ohne Datierung, aber mit einem Hinweis auf das erste Registerbuch iiberliefert. Demetrio Mansilla hat das Stiick, das wegen der Angabe dieser Handschrift

urspriinglich auf 1159/60 datiert worden war, mit dem Ausstellungsdatum Tusculum, 14. Mai veròffentlicht, das pàpstliche Itinerar macht eine Einordnung in die Jahre

73 Kehr, Pa.psturkund.en in Italien (wie Anm. 58) IV, S. 127. 74

Ebd., S. 128. 75 JL 8279 (1130-1143): Kehr, Papsturkunden in Italien (wie Anm. 58) IV, S. 146 Nr. 1;

Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 85 Nr. 68; (1138-1143) Aprii 24, von Rivera Recio, Iglesia (wie Anm. 51), S. 388 f. zu 1139 gesetzt, ist die Vorurkunde Innozenz' II. Die Tagesdatie rung ergibt sich aus dem in Toledo erhaltenen Original (ACT, X. 7. A. 1. 8). Aufgrund des Ausstel lungsortes, des Lateranpalastes, kommen die Jahre 1138-1143 und mòglicherweise 1130 fiir die Ausstellung in Frage. Die in C 23 iiberlieferte Angabe des 3. Registerbuches scheidet deshalb als irrig aus. In den Toledaner Chartularen findet sich hingegen ein Hinweis auf das 13. Registerbuch, HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 497 Nr. 572. Dies wiirde eine Datìerung auf den 24. Aprii 1142 implizieren. JL 8605, (1144) Mai 13: Migne PL 179, Sp. 872; Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 90 Nr. 73 ist die vor Urkunde Lucius' II.; Eugens III. Stiick ist JL 9703, (1153) Fe bruar 13: Migne PL 180, Sp. 1586; Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 103 Nr. 85.

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DER STREET UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHÛFE VON TOLEDO 275

1171-1172 mòglich76. Dies widerspricht jedoch dem in C23 als Eintragungsort angege benen ersten Registerbuch. Allerdings findet sich in dem bereits erwàhnten Chartular

BCT, MS 42-21 eine andere Rubrik: Hec non in regesto. Bei ihren Recherchen hatten

die Toledaner Gesandten zu Anfang des 13. Jahrhunderts das Schreiben JL 10610 im

Register Alexanders III. demnach nicht gefunden. Natiirlich wâre es mòglich, daB sie

angesichts der Fiille des durchzusehenden Materials diesen Brief ùbersehen haben. Da

die Angabe der Handschrift C 23 jedoch ganz offensichtlich irrig ist, steht der Glaubwiir

digkeit der Rubrik des Toledaner Primatsbuches im Prinzip nichts entgegen und wir

kònnen annehmen, daB dieses Schreiben tatsàchlich nicht im Register Alexanders III.

stand. Ein àhnlicher Widerspruch besteht auch fur eine weitere Urkunde Alexanders

III. JL 12535 an den Erzbischof von Braga stand nach der Handschrift C23 im Register

des Papstes, in den Chartularen MS 42-21 und MS 42-22 ist allerdings die Rubrik Hec

non in registro verzeichnet77.

In dem eben genannten Chartular fìnden sich weitere Hinweise auf Nichtregistrie

rungen einzelner Stiicke78. Dies ermòglicht uns gewisse Riickschlusse auf die Arbeits

weise der Toledaner Schreiber. Sie haben sich ganz offensichtlich nicht damit begnùgt,

die pàpsthchen Register auf ihre Belange durchzusehen, sondern auch umgekehrt einen

Abgleich mit den in den heimischen Archiven aufbewahrten und aus anderen Quellen

beschafften Urkunden durchgefiihrt. Ûberhaupt finden sich Registerspuren nicht nur

bei solchen Stùcken, die in Toledo nicht oder nicht mehr im Originai vorhanden waren.

Vielmehr hat man auch bei diesen Urkunden uberpriift, ob sie in die pàpsthchen Regi

ster eingetragen worden waren79.

Die Bedeutung des Prozesses um die Primatswurde der Erzbischòfe von Toledo

liegt fiir die Untersuchung der Geschichte der pàpsthchen Verwaltung in der Tatsache,

daB nicht nur die Eintragung einzelner Urkunden in einzelnen pàpsthchen Registern

uberpriift wurde. Zwar besitzen wir fiir einzelne Register, insbesondere fiir dasjenige

Alexanders III., ausfiihrhchere und umfangreichere Exzerpte, in keinem anderen Fall

jedoch wurden die Registerbànde der Pontifikate eines gesamten Jahrhunderts zur Be

weisfiihrung in einem kirchhchen ProzeB herangezogen. Der PrimatsprozeB von

1217/18 ist nicht das spàteste Beispiel der Benutzung der àlteren Papstregister — ins

besondere unter Honorius' III. Nachfolger Gregor IX. ist dies noch hàufiger nachweis

bar — dennoch ist er wegen der groBen Zahl der Registerspuren fiir die Geschichte der

àlteren Papstregister von besonderer Bedeutung. Wir haben 1217/18 letztmals den Be

weis, daB die àlteren Registerbànde fur die Zeit zwischen Urban II. und Alexander III.

noch vohstàndig erhalten waren. In spàteren Fàhen hòren wir stets nur von der Exi

stenz einzelner Register. Beide am ProzeB beteihgten Parteien nutzten die pàpsthchen

Archive, auch wenn die Mehrzahl der erhaltenen Quehen aus Toledo stammt. Die dort

" JL 10610: Pflugk-Harttung, Acta (wie Anm. 42) ΠΙ, S. 202; Mansilla, Documentación I

(wie anm. 8), S. 137 Nr. 117. Das Tagesdatum ergibt sich aus einer Kopie des XIII. Jhts. (ACT, X.

7. A. 5. le)·, zu den iiberlieferten Registerhinweisen vgl. Kehr, Pa.psturkund.en in Italien (wie Anm. 58) IV, S. 130; HernAndez, Cartularios (wie Anm. 44), S. 517 Nr. 616.

77 JL 12535, (1161) Februar 26: Mansilla, Documentación I (wie Anm. 8), S. 124 Nr. 106. 78 Dies gilt fiir Alexanders III. JL 12535, JL 14291 und JL—: Kehr, Papsturkunden in

Italien (wie Anm. 58) IV, S. 151 n. 5 (1166-1179) Mai 15; Mansilla, Documentación I (wie Anm.

8), S. 135 Nr. 115 (1169-1179) Mai 15. Auch fur die letztgenannte Urkunde kennt C 23 einen

Registerhinweis. In diesem Fall làBt sich leider nicht iiberpriifen, welche der beiden Angaben korrekt ist.

7' Folgende Urkunden, fiir die wir Registerspuren besitzen, sind noch heute im Originai er

halten: Calixt II. JL 6933, Innozenz II. JL 8279, Eugen III. JL 9363, Hadrian IV. JL 10148.

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Page 19: DER STREIT UM DIE PRIMATSWÜRDE DER ERZBISCHÖFE VON TOLEDO: Ein Beitrag zur Geschichte der älteren Papstregister

276 MICHAEL HORN

zusammengestellten Primatsbiicher imd Prozefiunterlagen sind auRerdem, wie abwei

chende Registerspuren beweisen, offenbar zumindest teilweise voneinander unabhàn

gig entstanden. Dies erhôht den Beweiswert der einzelnen Registerspuren.

ANHANG

Die Zahl der vor allem in Toledo zum Beweis der Primatsanspriiche gesammelten Ur

kunden ist so groR, dajR nicht alle Texte hier ausfiihrlich besprochen werden konnten.

Deshalb wird als Anhang eine tabellarische Ubersicht dieser Texte und ihrer Register

spuren beigegeben. Auch hier wurde nicht nach Vollstândigkeit aller in diese Hand

schriften eingetragenen Stiicke gestrebt, vielmehr wurden nur jene Papsturkunden ver

zeichnet, die in mindestens einer der Quellen als Registerstiick genannt werden. Die in

der Tabelle aufgefuhrten Registerspuren sind keine wôrtlichen Zitate, sondern inhaltli

che Zusammenfassungen der entsprechenden Rubriken. Eintragungen ohne Register hinweis werden durch** gekennzeichnet. Die Datierung der Stiicke folgt nicht zwangs

lâufig den Angaben von Jaffé-Loewenfeld, in vielen Fallen hat die moderne Forschung zur Geschichte der iberischen Halbinsel inzwischen neue Ansàtze erbracht. Generell

kann in diesem Zusammenhang nur auf die im Text zitierten Arbeiten verwiesen wer den. Neudatierungen, die aufgrund der hier behandelten Registerspuren vorgenom men wurden, sind durch* gekennzeichnet.

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der streit UM die primatswurde der erzbischofe von toledo 277

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DER STREIT UM DIE PRIMATSWÛRDE DER ERZBISCHOFE VON TOLEDO 279

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