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Der Trotter 135 Auszug

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Der Trotter, die älteste Globetrotterzeitschrift Deutschlands. 35. Jahrgang

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INHALT

WIR

GLO

BETR

OTTER

Wir Globetro er

Liebe Freunde .....................................................................................................................1 Neumitglieder......................................................................................................................2Reisegrüße ...........................................................................................................................4Regionaltreßen ....................................................................................................................6Überregionale Globetrottertreffen......................................................................................7Die besonderen Highlights zum 35. Sommertreffen..........................................................8www.globetrotter.org bietet immer wieder Neues .............................................................9

Reisekultour

Das Reisebuch ...................................................................................................................11Reiseführer kurz vorgestellt ..............................................................................................15Die besten Reiseberichte 2009 .........................................................................................17Reimer Schermuly: Begrenztes Reisen .............................................................................18

Unterwegs

Die Philippinen – Teil 1Hartmut Krüger................................................................................................................21

Drei auf einen StreichHerbert Schmidt................................................................................................................27

Himba, Altglobis und !KoisanUli Blümel .........................................................................................................................34

Kosrae, ein Gottesstaat im Pazifik - Teil 2 und SchlußStefan Jäger .....................................................................................................................41

Nepal – Land der kontrastreichen SchönheitenHans Peter Neuber ...........................................................................................................47

Indische FeinschmeckereienHansjörg Hinterreiter ......................................................................................................53

Das ist s ade, denn die Post sendet Dir den

Trotter leider ni t na ! Von jeder Aussendung

befördert die Post 20–30 Trotterexemplare ins

a sendeantrag gestellt ... und der dzg deine neue Adresse ni t mitgeteilt?

Nirwana. Im besten Fall teilt sie uns immerhin

deine neue Adresse mit. Do man e Mitglie-

der verlieren wir so für immer ...

Unbekannt verzogen sind zuletzt:

Bettina Wagner Graefestr. 7,

10967 Berlin

Thomas Timmer Bauerschaft 14,

45129 Essen

Peter Ave Susannenstr. 26,

20357 Hamburg

Iris, Rita Simon Lindenstr. 29,

65375 Oestrich Winkel

Eva Minster Südfeld 5,

59174 Kamen

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WIR GLOBETROTTER

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REISEKULTOUR

Foto: Ulla SiegmundWarnhinweis in Nambia, Afrika

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DAS REISEBUCH

REIS

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ULTO

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Reiseberichte für die zweite Runde gesucht!

Die dzg ist zum zweiten Mal Partner des Wett-bewerbs. Norbert Liebeck vertritt die dzg in der Jury. Globetrotter, die am Wettbewerb teilnehmen möchten, können ihre Texte jetzt einreichen.

Nach dem Erfolg des Vorjahres und des kürz-lich erschienen Buches Die besten Reiseberichte (ISBN 978-3-937274-50-8) haben die Veran-stalter sich entschieden, die Ausschreibung zu wiederholen.

Bis zum 30.06.2009 haben Nah- und Fern-reisende Zeit, ihre Erlebnisse in 2.000 – 7.000 Worten niederzuschreiben und über http://diebesten2009.autoren-ohne-grenzen.de einzureichen. Details zur Ausschreibung sind zu finden unter www.autoren-ohne-grenzen.de.

Die besten Reisebil-

der 2009

Bis zum 15. Juni 2009 können sich Interes-senten zur Teilnahme am elften El Mundo Wettbewerb bewerben! Gesucht werden die besten Reise-Diavor-träge in den Kategori-en Gesamtvortrag, Fo-tografie und Abenteu-er. Jeder Teilnehmer kann sich mit einem Vortrag bewerben. Dazu müssen einge-

reicht werden: zehn ausgewählte Fotos plus schriftliche Beschreibung des Vortrages (etwa eine Seite) sowie ein kurzer Lebenslauf. Die Ge-samtdauer eines Vortrages darf 30 Minuten mit maximal 160 Bildern nicht überschreiten. Der gesprochene Text muss live und in deutscher Sprache vorgetragen werden.Aus den eingereichten Vorschlägen werden 11 bis 13 Vorträge für die Teilnahme am Wettbe-werb ausgewählt. Die Entscheidung der Jury bei der Vorausscheidung und das Urteil der Jury beim Wettbewerb ist unanfechtbar; der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mehr Informa-tionen siehe www.elmundo.at.

Die besten Reisenden 2008

Etablierte, Postmaterielle und Moderne Per-former konsumieren zwar oft bewusster und kaufen häufiger umweltgerechte Produkte, aber sie belasten aufgrund ihres Lebensstils – häufigere Fernreisen – die Umwelt mitun-ter weitaus stärker. Dagegen führen im Milieu der Traditionsverwurzelten die Maximen der Sparsamkeit und Bescheidenheit oft dazu, dass weniger konsumiert wird und besonders klimaschädliche Fernreisen selten unternom-men werden. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zum Umweltbewusstsein in Deutschland 2008. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Referat Öffentlichkeitsarbeit Berlin, [email protected], www.bmu.de.

Die besten Reiseberichte 2009

ter weitaus stärker. Dagegen führen im Milieu der Traditionsverwurzelten die Maximen der Sparsamkeit und Bescheidenheit oft dazu, dass weniger konsumiert wird und besonders klimaschädliche Fernreisen selten unternom-men werden. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zum Umweltbewusstsein in Deutschland 2008. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Referat Öffentlichkeitsarbeit Berlin, [email protected], www.bmu.de.

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REISEKULTOUR

Ich lache und singe, manchmal schreie ich laut gegen den Fahrtwind, jubele vor Freude und habe dieses unglaublich intensive Gefühl, endlich wieder unterwegs zu sein! Der Motor brummt gleichmäßig unter mir und die Strasse zieht sich in weiten Bögen immer weiter hinauf, dorthin, wo über dem runden, kahlen Gipfel hin-ter leichtem Morgennebel verheißungsvoll die Sonne schimmert … Wieder unterwegs!

Wenig später lockt ein Rastplatz mit weiter Aussicht über verschleierte Täler. Ich liege im Gras neben meinem schwerbepackten Motor-roller und genieße die Wärme auf der Haut. Ein kleiner Käfer krabbelt auf meiner Jacke, irgend-wo blökt eine Kuh, ein perfekter Tag!

Meine Gedanken schweifen ab, versinken in der Vergangenheit und liebgewordene Bilder tauchen auf … damals, der Mount Kenia, der Weg durch das Hochmoor im Nebel, aus dem seine zwei Gipfel herausschauten, geschmückt mit leuchtendem Gletschereis … oder die so unglaublich intensive Landschaft Ladakhs - fast höre ich wieder diese eigentümliche, schweben-de Tempelmusik, die in meinem Kopf untrenn-bar mit dem spröden Zauber seiner Landschaft verbunden ist… oder die stille Hütte, in der ich während der Überquerung der Rocky Mountains Zuflucht und Schutz fand … oder … oder …

Wie herrlich war es, unterwegs zu sein!

Und wie gut, in der dzg Gesinnungsgenossen zu finden, die diese Sehnsucht teilten, mit denen ich Stunden und Abende erzählen, schwär-men, spinnen und albern konnte! Die Nächte am Tresen oder am Feuer, ich werd sie nicht vergessen!

Wenn nur diese Mistkrankheit nicht gewesen wäre, die mir langsam und unmerklich meine Sehkraft stahl und meine Welt zusammen-schrumpfen ließ wie Dörrobst!

Erst verbot der Arzt und - später - meine Vernunft mir die hohen Berge und das Fliegen, dann kamen verschiedene Sehstörungen und eine extreme Medikamentenabhängigkeit dazu, die meine Bewegungsfähigkeit immer weiter einschränkten, bis ich irgendwann oft nur noch

stundenweise am Leben „draußen“ teilnehmen konnte…

Wie kann man trotzdem den Kopf

auf den Schultern behalten?

Na ja, ich versuchte, zu ersetzen: den Flieger durch ein Faltboot (ist ja auch wirklich ökologi-scher … höhö!), die hohen Berge durch Musik aus aller Welt (Google: TFF Rudolstadt – SUPER!) und so verzückte mich die Loire fast ähnlich wie damals der Indus. Später im Kajak die heftige Durance – geiles Wildwasser mit extremem Er-lebniswert! Oder die Kanadier-Wintertour im Januar 95: Hochwasser und Eisschollen auf der Weser …

Früher hab ich mal diesen Spruch gehasst: »Deutschland ist doch auch schön …« Das sag-ten dann meistens Leute, die vor der Welt Angst hatten. Wenn die Welt kleiner wird, klingt er aber anders.

Wie gut, dass die Bilder im Kopf

bleiben, die Erinnerungen an Düfte,

Klänge, Stimmen … ich war da!

Ich konnte nicht alles ersetzen, ich musste von vielem Abschied nehmen: Wanderungen immer nur in Reichweite meiner Kühlbox, in der die Medikamente sind und die ich alle paar Stunden nehmen muss. Und wenn überhaupt: Entweder langweilige flache Wege … oder mit zwei Stöcken und gaaaanz langsam, da ich nicht mehr sehen kann, wie hoch der Stein vor meinen Füßen ist… viele schmerzhafte Stürze gehören deshalb auch zu meinen Erinnerungen… Abschied - es »geht« so einfach nicht mehr. Vieles geht langsamer oder anders, gewiss, aber so eben nicht mehr!

Abschied von der Berechenbarkeit des Le-bens. Die Krankheit schlägt oft urplötzlich zu und anstatt – wie geplant – in XY zu sein, finde ich mich mal wieder im Sechsbettzimmer (Stati-on 47) der Medizinischen Hochschule wieder. In den schlimmsten drei Jahren insgesamt fast 20 Operationen.

Zum Schluss geht fast gar nichts mehr. Trot-zig fange ich an, Bier selbst zu brauen. Schmeckt klasse und so habe ich auch was für »drinne«,

Begrenztes Reisen oder:Mit dem Motorroller zum Kilimandscharo!

R E I M E R S C H E R M U LY- O P I T Z ( M 7 4 )

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REISEKULTOURREISEKULTOUR

Foto: Ulla SiegmundThron am Okavango, Afrika

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DIE PHILIPPINEN – MEINE LIEBE ZU DEN 7.000 INSELN IM SONNENLICHT

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Die Philippinen sind ein Inselarchipel mit mehr als 7.000 Inseln. Die Vielfalt der Landschaften, Menschen, kulturellen Einflüsse und Entwick-lungen ist riesig. Über 80 Sprachen werden hier gesprochen.

Zwölfeinhalb Jahre habe ich in den Philippi-nen gearbeitet. Bin fast in allen Provinzen und Städten gewesen, bin gewandert und mit dem Auslegerboot von Insel zu Insel gefahren. Bin immer wieder mit allen möglichen Flugzeugen geflogen, habe getaucht, bin gesegelt, habe Golf gespielt und bin mit dem Auto, Bus, Jeepney, Tricycle und Motorrad herumgefahren. Ich habe viele Filipinos kennen gelernt, aus allen Gesellschaftsschichten, verschiedener Rasse oder kultureller Heimat, Steinzeitmenschen und moderne, international aktive Geschäfts-leute, arme Leute und Minister. Ich habe viele

Freunde gewonnen und geheiratet. Habe un-gezählte Taifune erlebt, Überschwemmungen, zwei Vulkanausbrüche, zwei Erdbeben, zwei Staatsstreiche und vieles, vieles mehr.

Dann ist es schwer, einen Reisebericht zu schreiben, der naturgemäß ziemlich an der Oberfläche, möglichst noch auf der Schokola-denseite des Landes, bleiben muss. Wenn ich nur einfach gereist wäre, wäre es leichter. So biete ich hier nur eine begrenzte Auswahl aus meinem großen Erinnerungsschatz.

Mindoro: Touristen, Strände,

Urwald und die Mangyan

100 Kilometer südlich von Manila liegt Mindo-ro, eine Insel von 100 Kilometern Durchmesser mit dem höchsten Berg Mount Halcon (2.587 Meter). Sie ist eine der unerschlossensten In-

Die Philippinen – meine Liebe zu den 7.000 Inseln im SonnenlichtTeil 1: Mindoro und Mindanao

HARTMUT KRÜGER

Der Globetrotter-Club: Die Deutsche Zentrale für Globetrotter ist mit etwa 800 Mitglie-dern in mehr als 20 Ländern und mit bald 3000 Mitgliedern seit der Gründung die größte Gemeinschaft von Globetrottern in Europa auf ideeller und nicht-kommerziel-ler Basis und der älteste Globetrotterverein neben dem englischen Globetrotters Club, nach dessen Vorbild er 1974 gegründet wurde.

Die Globetrotter-Zeitschrift DER TROTTER ist die am längsten erscheinende Reise-Zeitschrift Deutschlands und die älteste nach Merian.

35 Jahre dzg 1974 – 2009

Das Selbstreise-Handbuch gilt als »… beispiel-haft für eine Kategorie von Reiseführern … Einführungen in die Kunst des Reisens… « [FAZ]

Das erste, älteste und bis heute bestehende Globetrottertreffen wird von uns seit 1974 organisiert. Es ist in der öffentlichen Wahr-nehmung das bedeutendste seiner Art und diente anderen Treffen als Vorbild. Auf das Treffen wurde international hingewiesen; die Besucher kamen aus den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Polen, Rußland, der Tschechei, Großbri-tannien ...

Wir feiern das »kleine Jubiläum«: 25. bis 29. Juni 2009

35. Sommertreffen der Globetrotter in Hachenburg

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DREI AUF EINEN STREICH

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Drei auf einen Streich – das wollte ich im Som-mer 2008 realisieren, denn wenn es schon in die Ferne geht, muss es sich auch lohnen mehr Geld auszugeben. Viel wird es immer, weil ich stets al-leine reise mit dem Vorteil der Unabhängigkeit. Ich wollte eine Kanutour auf dem Yukon River, eine Kreuzfahrt zu den Aleuten und eine Radtour auf stillgelegten Bahntrassen im südlichen Bri-tish Columbia (BC) miteinender kombinieren, wozu ich 77 Tage Zeit hatte. Soweit der Plan.

Am 16. Juni geht es dann los. Der kanadi-sche Ferienflieger Air Transat bietet Frank-furt – Vancouver und zurück für 900 Euro (einschließlich Rail+Fly) am günstigsten an, wobei Rad und Campingausrüstung kostenlos mitgenommen werden können. Das Fahrrad samt sechs Taschen mitzunehmen erweist sich mehrfach als Problem. Bei uns fängt es schon damit an, dass nicht jeder IC der Deutschen Bahn Räder mitnimmt und dass man nicht auf jedem Bahnsteig einen Aufzug vorfindet und

beim Umsteigen Rad und Gepäck getrennt mit jeweiliger »Aufsichtslücke« befördern muss. Im Flughafen muss man nach Aufzügen suchen, um zum Abfertigungsschalter zu gelangen.

Um 20 Uhr hebt die Maschine ab. Es ist ein Nachtflug, obwohl die Sonne nicht untergeht. Höhepunkt ist der Flug über Südgrönland bei freier Sicht. Aus der endlosen weißen Eismas-se ragen einige dunkle Berggipfel heraus. Die riesigen Gletscher sehen aus wie Flüsse aus Eis, besonders eindrucksvoll, wenn zwei Glet-scher sich zu einem vereinen. Nach etwa zehn Flugstunden – meine »innere Uhr« zeigt bereits sechs Uhr an – ist Vancouver erreicht.

Es dauert noch zweieinhalb Stunden, bis ich mein gebuchtes Hotel Patricia im Rotlichtvier-tel per Bus erreiche. Im öffentlichen Bus be-kommt man nur gegen Münzen ein Ticket. Die kann man sich aber vor der Reise nicht besor-gen. Aber der Fahrer ist großzügig und nimmt alle neu angekommenen Touristen mit. Außen

Drei auf einen Streich

Kanutour, Kreuzfahrt und Radtour im Nordwesten Kanadas und in Alaska – Teil 1: Kanuabenteuer auf dem Teslin River

H E R B E R T S C H M I D T

Museumszug bei Skagway

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UNTERWEGS

Reisebeschreibungen über Namibia gibt es genügend, weshalb ich hier mehr über unsere Begegnungen berichten möchte. Meine Frau Gisela und ich waren Ende November 2007 be-reits zum vierten Mal in Namibia, zuvor 1996, 1998 und 2003.

Am Flughafen von Windhoek werden wir von Tas und Susette van Solms abgeholt. Tas ist weißer Namibier deutsch-britischer Herkunft und seine Ehefrau burischer Abstammung. Sie werden uns ins Kaokoveld begleiten. Bei der Autofahrt nach Kamanjab im Nordwesten des Landes erfahren wir mehr über die Beiden. Tas war früher Offizier der südafrikanischen Ar-mee. Im Norden Namibias war er bei Aktionen gegen die Guerilla dabei und befehligte unter anderem Himba und !Khoisan als Spurensu-cher und Kämpfer. Dann war er letzter Stadt-kommandant der südafrikanischen Exklave Walvis-Bay, wo er bis zur Übergabe an Namibia im Jahre 1994 wohnte. Natürlich verteidigt Tas die Politik der Rassentrennung in gewisser Weise und versucht uns davon zu überzeugen,

dass Politik und Lebenswirklichkeit oftmals zweierlei waren.

Sein persönliches Verhalten Farbigen ge-genüber ist jedoch respektvoll. Er wird offen-sichtlich von ihnen respektiert, soweit wir dies beurteilen können. Zu seinen besten Freunden zählten bereits zu Zeiten der Apartheit schwarze Mitbürger, über die er in unserer Gegenwart nie abfällig oder herablassend redet. Tas erkennt die neuen politischen Machtverhältnisse an und hat sich ihnen weitgehend angepasst, dennoch ist er der Regierung gegenüber kritisch einge-stellt, wie dies bei den meisten Weißen offen-sichtlich der Fall ist. Die Erfolge, und da ist beispielhaft die starke Verbesserung des Stra-ßenbaus zu erwähnen, werden kaum erwähnt, vermeintliche Rückschritte, wie zum Beispiel im Schulwesen das Schulgeld und Abschaffung freier Lernmittel, gern hervorgekehrt.

Tas ist der Auffassung, dass man früher nicht alles falsch gemacht habe. Die Tatsache, dass die Mehrheit der Bevölkerung völlig ent-rechtet gewesen sei, möchte er hingegen nicht

Himba, Altglobis und !KoisanBegegnungen in Namibia

U L I B L Ü M E L

Himba klassisch und modern, Cousine und Cousin in Opuwo

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Der Tag des Herrn

Bleischwer in der windstillen Hitze lastet der Sonntag auf der Insel. Heute sind alle noch gelähmter als sonst. Nur aus der Kirche klingt vierstimmig, laut und klar das Lob Gottes. Zwei gut besuchte Gottesdienste am Vormittag und zwei am Nachmittag füllen die Kirche fast bis zum letzten Platz. Jüngere bis 35 werden in der Sonntagsschule erwartet. Außer Beten ist heute alles verboten: Baden, Tauchen, Fischen, Kanufahren, Muscheln sammeln – einfach alles. Alle Geschäfte sind geschlossen und ein Reiseführer empfiehlt: »Fragen sie in ihrem Hotel nach, ob auch am Sonntag Mahlzeiten serviert werden!« Fromme Familien kochen die Reissuppe für den Sonntag bereits am Sams-tag. Trotzdem leiden viele Einheimische unter starkem Übergewicht und einige sterben schon mit 45 an Diabetes. Alle schätzen die fetten, aus den USA viel zu billig importierten Hühnerteile minderer Qualität und die noch viel fetteren turkey tails mit Reis sehr.

Aus der Trägheit des Sonntags scheinen viele auch während der Woche nur zögerlich zu erwachen. Arbeit hat in großen Teilen der Südsee nur einen geringen Stellenwert. Auf unseren Reisen um die Insel entdecken wir drei schöne, der Größe der Insel angemessene, von Japan erbaute Fischereihäfen. Einer liegt nicht weit von unserem Ankerplatz entfernt. An den Schwimmstegen schaukeln die zwei Tauchboo-te der Ressorts und einige Fischerboote. Die meisten scheinen kaum je benutzt zu werden, einige sind mit Regenwasser vollgelaufen und versinken. Das ebenfalls von Japan 1991 ge-spendete Hafengebäude mit Fischhalle, Kühl-räumen und Eismaschine gammelt ungenutzt vor sich hin, nebenan verrosten zwei kleine Kühllaster. Schlingpflanzen wachsen durch die Führerkabine. Weitere Boote, darunter das der Polizei, verrotten im Gestrüpp. Auf der anderen Seite des Hafengebäudes liegen die zwei Schiffe von Marine Resources. Man sieht es ihnen an, dass es in der einheimischen Sprache kein Wort für »Unterhalt« gibt. Auf dem Kai liegen große

Taurollen mit neuem Tauwerk, allerdings schon so lange, dass die Tropensonne den Kunststoff bröseln lässt. Das Boot der Fischereiaufsicht steht, seit jeher unbenutzt, in einem Schuppen neben den klimatisierten Büros der Behörde. Außer den Sportfischern der Ressorts fuhren in den letzten Wochen vielleicht zwei oder drei Freizeitfischer zum Fang hinaus. Die Inselleute essen Thunfisch oder Makrelen in Tomatensau-ce lieber aus der Dose.

Das große Kanurennen

Alles ändert sich am 8. September, dem Libe-ration Day. Drei ganze Tage dauern die Feiern zum Befreiungstag und den Höhepunkt bildet das Kanurennen. Hier setzen die Insulaner eine Energie frei, die wir ihnen nie zugetraut hätten. Schon seit Tagen hören wir frühmorgens noch vor Tagesanbruch das Plätschern der Paddel neben unserem Schiff. Wir sehen Mannschaf-ten in der Mittagshitze im Kanu schwitzen und abends, wenn wir in der Plicht beim Sundowner sitzen, trainieren sie immer noch, Männer und Frauen, unermüdlich.

Heute nun wird es ernst. Sogar der Gouver-neur sitzt mit seiner Mannschaft im Kanu und eröffnet das Rennen. Mitten im Gewimmel taucht der Pastor auf und gebietet Ruhe. Alles

Kosrae, ein Gottesstaat im Pazifik

Teil 2 und Schluss: Das große Kanurennen

S T E F A N J Ä G E R

Am Sonntag bleiben die Geschäfte geschlossen

(Foto von Stefan Jäger)

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KOSRAE, EIN GOTTESSTAAT IM PAZIFIK

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NEPAL – LAND DER KONTRASTREICHEN SCHÖNHEIT

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Was hatten wir nur für wunderbare Vorstel-lungen von unserer ersten Reise nach Nepal! Majestätische Berge im Himalaya, Stille und Ungestörtheit abseits der Zivilisation auf den Trekkingpfaden, buddhistische Klöster voller Mystik, Meditation und Kunst und die sprich-wörtliche Freundlichkeit der Nepalesen, die zwar zu den ärmsten Völkern der Welt gezählt werden, jedoch dafür umso reicher im Herzen geblieben sind. Viel der erwarteten Schönheit fanden wir, doch fanden wir auch die Kraken-arme der Hässlichkeit. Über beides soll nun berichtet werden.

Wir, das sind Sonja (meine Lebensgefährtin), Tochter Mira und ich selbst, Peter. Da wir an-sonsten eher Nordland-Wanderer sind, war die Planung dieser beruflich bedingten Reise (ich sollte nepalesische Musik aus Klöstern und Folk-lore »einfangen«) vom Ziel geprägt, möglichst

Nepal – Land der kontrastreichen SchönheitWie ein Königreich »vereinnahmt« wird …

H A N S P E T E R N E U B E R

viel vom Land und den Menschen auf hautnahe Weise zu erleben. Dazu empfahl mir der deut-sche Nepal-Experte Michael Henkel (Henkala-ya-Reisen) den Annapurna-Rundtreck.

Nach einem ruhigen Flug mit Zwischenstopp in den Emiraten landeten wir am frühen Mor-gen in Kathmandu, nachdem uns während der Annäherung durch starken Dunst leider ein erster Blick auf die Himalaya-Kette verwehrt worden war. Den gesamten folgenden Tag verbrachten wir zunächst mit einem touristi-schen Standardprogramm: der Besichtigung von diversen Tempelanlagen in Kathmandu, speziell der Stupa. Faszinierend, wie es der Massentourismus nicht vermag, diese tief spi-rituelle Atmosphäre in den meist buddhistisch geprägten Stätten zu schmälern. Während die Häuser um die großen Tempelanlagen meist gepflegt waren, zeigte sich bei diesen ersten

Die Familie Neuber vor der Stupa

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UNTERWEGS

Sonja, Mira und Gehlo

Mit Mulis unterwegs

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INDISCHE FEINSCHMECKEREIEN

Auf unserem Weg durch Nordindien sahen wir im Zug nach Varanasi erstmals eines jener ge-heimnisvollen Ladies Compartments. Im Reise-führer waren diese Waggon-Abteile als rettende Inseln für weibliche Reisende ohne männliche Begleitung beschrieben. Daraus musste man schließen, dass dort allein reisenden Frauen Plätze unter Männern nicht zuzumuten sind und entsprechend sah dieses von außen auch aus: Eine mit Wellblech verkleidete, uneinsehbare

Kabine für vielleicht sechs Personen mit großer Aufschrift an der Schiebetür: »Ladies only!«

Die Indian Railways waren mir und meinen beiden Begleitern Peter und Frank sonst schon recht vertraut und weil es nicht immer möglich war, eine Sitzreservierung zu bekommen, hat-ten wir bereits ausführlich Bekanntschaft mit Stehplätzen gemacht. Im Gang beispielsweise, von Mumbai bis nach Jaipur und gleich eine ganze Nacht lang.

Indische Feinschmeckereien

H A N S J Ö R G H I N T E R R E I T E R

Ein Zug der Indian Railways

Reise-Mails an die dzg

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