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Der vorliegende Foliensatz stellt die zentralen Befunde der Studie „Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern am Ende der Jahrgangsstufen 12 und 13“ (KESS 12/13) vor. Im Rahmen der Studie wurden die Lernstände und Leistungsentwicklungen in den Kompetenzbereichen Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften derjenigen Schülerinnen und Schüler des KESSJahrgangs erfasst, die im August 2009 in die zweijährige Studienstufe eines grundständigen Gymnasiums (G 8) bzw. in die dreijährige Oberstufe an einer Gesamtschule, eines Aufbaugymnasiums oder eines Beruflichen Gymnasiums eingetreten waren und im Frühjahr 2011 (G 8) bzw. im Frühjahr 2012 (dreijährige Oberstufen) das Abitur abgelegt haben. Nach 2003 (KESS 4), 2005 (KESS 7), 2007 (KESS 8) und 2009 (KESS 10/11) waren die Schülerinnen und Schüler dieses Jahrgangs zum fünften Mal getestet worden. Die Erhebungen, an denen 3.822 (G 8) bzw. 2.775 Abiturientinnen und Abiturienten (dreijährige Oberstufen) teilgenommen haben, waren im April/Mai 2011 bzw. im April/Mai 2012 jeweils zwischen dem schriftlichen und dem mündlichen Abitur durchgeführt worden. Die Untersuchung lässt einen direkten Vergleich mit den Ergebnissen der im Frühjahr 2005 in der Jahrgangsstufe 13 durchgeführten „LAUStudie“ zu. Auch damals waren die Lernstände und Leistungsentwicklungen der Abiturientinnen und Abiturienten in den genannten Kompetenzbereichen mit denselben Tests erhoben worden. Allerdings hatte dieser Schülerjahrgang noch das G 9 mit dreijähriger Oberstufe durchlaufen. 1

Der vorliegende Foliensatz stellt die zentralen Befunde ...bildungsserver.hamburg.de/contentblob/4394336/909316186dbed14278… · „Structure and Written Expression“ und „Vocabulary

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Der vorliegende Foliensatz stellt die zentralen Befunde der Studie „Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern am Ende der Jahrgangsstufen 12 und 13“ (KESS 12/13) vor. Im Rahmen der Studie wurden die Lernstände und Leistungsentwick‐lungen in den Kompetenzbereichen Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften derjenigen Schülerinnen und Schüler des KESS‐Jahrgangs erfasst, die im August 2009 in die zweijährige Studienstufe eines grundständigen Gymnasiums (G 8) bzw. in die drei‐jährige Oberstufe an einer Gesamtschule, eines Aufbaugymnasiums oder eines Beruf‐lichen Gymnasiums eingetreten waren und im Frühjahr 2011 (G 8) bzw. im Frühjahr 2012 (dreijährige Oberstufen) das Abitur abgelegt haben.

Nach 2003 (KESS 4), 2005 (KESS 7), 2007 (KESS 8) und 2009 (KESS 10/11) waren die Schülerinnen und Schüler dieses Jahrgangs zum fünften Mal getestet worden. Die Erhebungen, an denen 3.822 (G 8) bzw. 2.775 Abiturientinnen und Abiturienten (drei‐jährige Oberstufen) teilgenommen haben, waren im April/Mai 2011 bzw. im April/Mai 2012 jeweils zwischen dem schriftlichen und dem mündlichen Abitur durchgeführt worden.

Die Untersuchung lässt einen direkten Vergleich mit den Ergebnissen der im Frühjahr 2005 in der Jahrgangsstufe 13 durchgeführten „LAU‐Studie“ zu. Auch damals waren die Lernstände und Leistungsentwicklungen der Abiturientinnen und Abiturienten in den genannten Kompetenzbereichen mit denselben Tests erhoben worden. Allerdings hatte dieser Schülerjahrgang noch das G 9 mit dreijähriger Oberstufe durchlaufen. 

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Von 4.675 Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die im Schuljahr 2010/11 die zweijährige Studienstufe (G 8) an einem der insgesamt 59 staatlichen Hamburger Gymnasien besuchten, haben 3.822 an der Testung KESS 12 teilgenommen, das entspricht einer Teilnahmequote von 82 Prozent (in der sechs Jahre zuvor durchgeführten LAU‐Studie hatte die Teilnahmequote noch 95 Prozent betragen). 

Im Vergleich mit dem LAU‐Jahrgang ist die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten an den staatlichen grundständigen Gymnasien von 3.517 auf 4.675 resp. um 33 Prozent gestiegen. 

Von 3.014 Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs an 38 staatlichen Schulen mit einer dreijährigen gymnasialen Oberstufe (19 Gesamtschulen, 7 Aufbau‐gymnasien, 12 Berufliche Gymnasien) haben 2.775 an der Testung teilgenommen, das entspricht einer Teilnahmequote von 92 Prozent (an der sieben Jahre zuvor durch‐geführten LAU‐13‐Erhebung hatten 94 Prozent aller Abiturientinnen und Abiturienten teilgenommen). 

Im Vergleich mit dem LAU‐Jahrgang ist die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten von 1.800 auf 3.014 resp. um 67 Prozent gestiegen. 

Damit übersteigt die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten des sechs (G 8) bzw. sieben (dreijährige Oberstufen) Jahre zuvor getesteten LAU‐Jahrgangs um 2.372 bzw. 45 Prozent. 

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1.800 Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs besuchten die gymnasiale Oberstufe einer Gesamtschule (gegenüber 818 Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs, das entspricht einem Anstieg um 120 Prozent), 509 ein Aufbaugymna‐sium (gegenüber 355 im LAU‐Jahrgang, das entspricht einem Anstieg um 43 Prozent) und 705 ein Berufliches Gymnasium (gegenüber 627 im LAU‐Jahrgang, das entspricht einem Anstieg um 12 Prozent). 

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Mit dem deutlich gestiegenen Anteil an Abiturientinnen und Abiturienten am Gesamt‐jahrgang sind Veränderungen in der sozialen Zusammensetzung der Schülerschaft einhergegangen. 

Am stärksten hat sich die Zusammensetzung der Schülerschaft an den dreijährigen Oberstufen der Gesamtschulen verändert. Hier sind der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten mit nichtdeutscher Familiensprache um 21 Prozent und der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten aus Elternhäusern mit geringem Buchbestand (maximal 100 Bücher) um 12 Prozent gestiegen.

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Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Familiensprache ist an den grundständigen Gymnasien zwischen der LAU‐7‐ und der KESS‐7‐Erhebung von 18,9 auf 34,5 Prozent gestiegen. Diese Differenz zwischen beiden Kohorten hat sich zwar infolge des überproportionalen Ausscheidens dieser Schülergruppe im KESS‐Jahrgang von 15,6 auf 12,0 Prozent bis zum Ende der gymnasialen Oberstufe verringert, ist aber immer noch beträchtlich. 

Der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit einem Buchbestand im Elternhaus von maximal 100 Büchern ist an den grundständigen Gymnasien zwischen LAU 7 und KESS 7 um 16,4 Prozent gestiegen, am Ende der gymnasialen Oberstufe beträgt die Differenz zwischen beiden Kohorten infolge des leicht überproportionalen Ausscheidens dieser Schülergruppe im KESS‐Jahrgang immer noch beachtliche 14,9 Prozent. 

Die Anteile in den beiden Teilstichproben der LAU‐ bzw. KESS‐Längsschnittschülerinnen und ‐schüler unterscheiden sich nur geringfügig von den Anteilen in beiden Gesamt‐jahrgängen.

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Die Englischkompetenzen der Abiturientinnen und Abiturienten wurden mit zwei unter‐schiedlich ausgerichteten Tests erfasst: einem C‐Test (Cloze‐Test), der das allgemeine Sprachverständnis erfasst, und einer für die LAU‐Studie entwickelten Version des „Test of English as a Foreign Language“ (TOEFL) mit den Untertests „Hörverstehen“ („Listening Comprehension“), „Grammatik und Orthografie“ („Structure and Written Expression“) sowie „Wortschatz und Leseverständnis“ („Vocabulary and Reading Comprehension)“.(Ausführliche Beschreibungen aller in KESS 12 bzw. KESS 13 eingesetzten Tests finden sich in Trautwein et al. 2007 und Lehmann et al. 2011.)

Die Kompetenzskala „Englisch – Allgemeines Sprachverständnis“ wurde für die Jahr‐gangsstufe 7 auf den Mittelwert 100 und die Standardabweichung auf 30 Skalenpunkte festgelegt (KESS 7). In diesem Englischtest erreichten die Abiturientinnen und Abiturien‐ten des KESS‐Jahrgangs (G 8) einen mittleren Lernstand von 172 Punkten. Dieser Wert liegt 4 Punkte über dem mittleren Lernstand, den die Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs sechs Jahre zuvor erzielt hatten (168 Punkte); das entspricht einer Effektstärke von d = 0,24 (bzw. dem Lernzuwachs etwa eines Schuljahres). 

Der „Test of English as a Foreign Language“ (TOEFL) lässt eine Einordnung der erreichten Lernstände auf einer international normierten Skala zu. Der Mittelwert der Kompetenz‐skala wurde auf 500 und die Standardabweichung auf 100 Skalenpunkte festgelegt. 

Sowohl im TOEFL‐Gesamttest (506 vs. 503 Skalenpunkte) als auch in den Untertests „Structure and Written Expression“ und „Vocabulary and Reading Comprehension“ (jeweils 513 vs. 511 Skalenpunkte) liegen beide Jahrgänge annähernd gleichauf, während die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs im Untertest „Listening Com‐prehension“ (517 vs. 507 Skalenpunkte) einen leichten Vorsprung verzeichnen.

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Die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die eine dreijährige Oberstufebesuchten, erreichten in dem Englischtest „Allgemeines Sprachverständnis“ einen mitt‐leren Lernstand von 153 Skalenpunkten. Dieser Wert liegt 1 Punkt unter dem mittleren Lernstand, den die Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs sieben Jahre zuvor erzielt hatten (154 Skalenpunkte); das entspricht einer Effektstärke von d = –0,07, die zu vernachlässigen ist.  

Im TOEFL‐Untertest „Structure and Written Expression“* erzielten die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs einen Mittelwert von 427 Skalenpunkten gegen‐über 420 Skalenpunkten, die der LAU‐Jahrgang im Mittel verzeichnete. Die Mittelwert‐differenz beträgt 0,07 Effektstärken zugunsten des KESS‐Jahrgangs, ist aber ohne prakti‐sche Relevanz.

Berücksichtigt man die unterschiedliche soziale Zusammensetzung und die Lernaus‐gangslagen der Schülerschaften beider Jahrgänge bei Eintritt in die gymnasiale Ober‐stufe und vergleicht ausschließlich Abiturientinnen und Abiturienten mit gleichen Hinter‐grundmerkmalen (hellgrüne Säulen – „nach Kontrolle“), so ergeben sich für den KESS‐Jahrgang im Englischtest „Allgemeines Sprachverständnis“ ein leichter und im TOEFL‐Untertest „Structure & Written Expression“ ein deutlicher Leistungsvorsprung. 

* In KESS 13 wurde ausschließlich dieser TOEFL‐Untertest eingesetzt.

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Mithilfe von Perzentilbändern lassen sich die Leistungsverteilungen (Streuung der Test‐ergebnisse um den jeweiligen Mittelwert) vergleichen. Zu diesem Zweck sind die mittle‐ren Lernstände zwischen dem 5. und 10. Perzentil (roter Balkenabschnitt), dem 10. und 25. Perzentil (hellrot), dem 25. und 75. Perzentil (gelb), dem 75. und 90. Perzentil (hell‐grün) und zwischen dem 90. und 95. Perzentil (grün) der beiden Schülerjahrgänge wiedergegeben; der schwarze Strich markiert den Mittelwert. 

Vergleicht man die Leistungsverteilung der Abiturientinnen und Abiturienten der staat‐lichen grundständigen Gymnasien (KESS 12) mit der Leistungsverteilung der Abiturientin‐nen und Abiturienten, die die dreijährige Oberstufe an einer staatlichen Gesamtschule, ein Aufbaugymnasium oder ein Berufliches Gymnasium besuchten (KESS 13), so ergibt sich für den Englischtest „Allgemeines Sprachverständnis“ eine deutliche „Rechts‐verschiebung“:  In allen Leistungsgruppen liegen die mittleren Lernstände der Abiturien‐tinnen und Abiturienten aus den grundständigen Gymnasien deutlich oberhalb der mittleren Lernstände der Abiturientinnen und Abiturienten aus den dreijährigen Ober‐stufen. Rund 25 Prozent der leistungsschwächsten Testteilnehmerinnen und ‐teilnehmer aus den dreijährigen Oberstufen bleiben unter dem Lernstand des 5. Perzentils der grundständigen Gymnasien.

Auch im LAU‐Jahrgang blieben die mittleren Testergebnisse der Abiturientinnen und Abiturienten, die die Oberstufe an einer Gesamtschule, ein Aufbaugymnasium oder ein Berufliches Gymnasium besuchten, über alle Leistungsbereiche hinweg unterhalb der mittleren Testergebnisse, die die Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien (G 9) erzielten, allerdings waren die Leistungsunterschiede geringer, der Überschneidungsbereich entsprechend größer.

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Die Mathematikleistungen der Abiturientinnen und Abiturienten aus den staatlichen grundständigen Gymnasien (G 8) wurden mit zwei unterschiedlich ausgerichteten Tests erfasst: Der Test „mathematische Grundbildung“ umfasst die fünf inhaltlichen Stoff‐gebiete (1) Zahlen und Zahlenverständnis, (2) Proportionalität, (3) Algebra, (4) Messen und (5) Schätzen. Der Mittelwert der Kompetenzskala wurde auf 500 und die Standard‐abweichung auf 100 Skalenpunkte festgelegt.

Mit dem Test „Voruniversitäre Mathematik“ wurden die im Verlaufe der Studienstufe erworbenen Mathematikkenntnisse erfasst. Im Unterschied zur mathematischen Grund‐bildung ist die Konzeption des voruniversitären Mathematiktests ausschließlich auf fach‐immanente schulische Kompetenzen ausgerichtet. Der Test erfasst das Verständnis der Konzepte und Operationen der Mathematik in der gymnasialen Oberstufe, insbesondere das fachimmanente Verständnis. Die Aufgaben entstammen aus den fünf Stoffgebieten (1) Zahlen, Gleichungen und Funktionen, (2) Analysis, (3) Geometrie, (4) Aussagenlogik und Beweise sowie (5) Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik. Die Kompetenzskala wurde auf den Mittelwert 100 und die Standardabweichung auf 30 Skalenpunkte fest‐gelegt. Im LAU‐Jahrgang wurde der vollständige Jahrgang getestet, im KESS‐Jahrgang eine repräsentative Stichprobe. 

Die am Ende der gymnasialen Oberstufe von den Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien erreichten mittleren Lernstände unterscheiden sich zwischen beiden Jahrgängen nur geringfügig: Während die Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs (G 9) mit 513 Skalenpunkten einen im Vergleich mit den Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs (G 8), die im Durchschnitt 503 Skalenpunkte erziel‐ten, etwas höheren mittleren Lernstand  (d = –0,11) im Bereich der mathematischen Grundbildung verzeichneten, schnitt der KESS‐Jahrgang im Bereich der voruniversitären Mathematik mit 101 Skalenpunkten etwas besser ab als der LAU‐ Jahrgang mit durch‐schnittlich erreichten 100 Skalenpunkten (d = 0,06). 

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In dem Test „Mathematische Grundbildung“ verzeichnen die Abiturientinnen und Abitu‐rienten des KESS‐ Jahrgangs, die eine dreijährige Oberstufe besuchten, im Vergleich mit den Abiturientinnen und Abiturienten des sieben Jahre zuvor getesteten LAU‐Jahrgangs am Ende der Oberstufe mit 447 Skalenpunkten gegenüber 472 Skalenpunkten einen sub‐stanziell niedrigeren mittleren Lernstand (d = –0,37). In dem Test „Voruniversitäre Mathematik“ fällt die Mittelwertdifferenz zwischen beiden Jahrgängen mit 87 gegenüber 90 Skalenpunkten zwar geringer aus, ist mit d = –0,19 aber immer noch deutlich (dunkel‐grüne Säulen).

Werden die unterschiedliche soziale Zusammensetzung und die Lernausgangslagen der Schülerschaften beider Jahrgänge bei Eintritt in die Oberstufe berücksichtigt, so beträgt der Leistungsrückstand der Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs im Test „Mathematische Grundbildung“ nurmehr 0,18 Effektstärken, im Test „Voruniversitäre Mathematik“ liegen beide Jahrgänge gleichauf (hellgrüne Säulen).

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Vergleicht man wiederum die Leistungsverteilung der Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien (KESS 12) mit der Leistungsverteilung der Abiturientin‐nen und Abiturienten, die eine dreijährige Oberstufe besuchten (KESS 13), so ergibt sich auch für den Kompetenzbereich „Voruniversitäre Mathematik“ eine deutliche „Rechts‐verschiebung“:  Über alle Leistungsgruppen hinweg verzeichnen die Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien im Vergleich mit den Abiturientinnen und Abiturienten aus den dreijährigen Oberstufen deutlich höhere mittlere Lernstände. Rund 20 Prozent der leistungsschwächsten Testteilnehmerinnen und ‐teilnehmer aus den drei‐jährigen Oberstufen bleiben unter dem Lernstand des 5. Perzentils der grundständigen Gymnasien.

Auch im LAU‐Jahrgang blieben die mittleren Testergebnisse der Abiturientinnen und Abiturienten, die die Oberstufe an einer Gesamtschule, ein Aufbaugymnasium oder ein Berufliches Gymnasium besuchten, über alle Leistungsbereiche hinweg unterhalb der mittleren Testergebnisse, die die Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien (G 9) erzielten, allerdings waren die Leistungsunterschiede deutlich geringer, der Überschneidungsbereich entsprechend größer.

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Zur Erfassung der naturwissenschaftlichen Grundbildung dienten Aufgaben aus der inter‐nationalen Studie TIMSS/III. Die Aufgaben stammten größtenteils aus den Bereichen Physik (Schwerpunkt Energie) und Biologie (Schwerpunkt Humanbiologie), weitere Auf‐gaben bezogen sich auf Themen aus dem Bereich der Geowissenschaften (Treibhaus‐effekt, Solarsystem, Wasserzyklus). Sowohl im LAU‐Jahrgang als auch im KESS‐Jahrgang wurde der Test in repräsentativen Teilstichproben eingesetzt. Die Kompetenzskala wurde für die Jahrgangsstufe 7 auf den Mittelwert 100 und die Standardabweichung auf 30 Ska‐lenpunkte festgelegt (KESS 7).

Im Kompetenzbereich „Naturwissenschaftliche Grundbildung“ verzeichnen die Abitu‐rientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die ein grundständiges Gymnasium besuchten (G 8), im Vergleich mit dem LAU‐Jahrgang mit 180 gegenüber 179 Skalen‐punkten einen geringfügig höheren mittleren Lernstand am Ende der gymnasialen Oberstufe (d = 0,05). 

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Demgegenüber verzeichnen die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die eine dreijährige Oberstufe besuchten, im Vergleich mit den Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs, die die gymnasiale Oberstufe an einer Gesamtschule, ein Aufbaugymnasium oder ein Berufliches Gymnasium besuchten, auch im Kompetenz‐bereich „Naturwissenschaftliche Grundbildung“ einen deutlich niedrigeren mittleren Lernstand am Ende der gymnasialen Oberstufe. Die Mittelwerte betragen 168 Skalen‐punkte (KESS) bzw. 174 Skalenpunkte (LAU); die Mittelwertdifferenz beträgt –0,22 Effektstärken (dunkelgrüne Säule). 

Bei Berücksichtigung der unterschiedlichen sozialen Zusammensetzung der Schüler‐schaften beider Jahrgänge und ihrer Lernausgangslagen bei Eintritt in die Oberstufe ver‐ringert sich die Mittelwertdifferenz auf –0,09 Effektstärken und ist als gering einzustufen (hellgrüne Säule).

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Vergleicht man wiederum die Leistungsverteilung der Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien (KESS 12) mit der Leistungsverteilung der Abiturientin‐nen und Abiturienten, die eine dreijährige Oberstufe besuchten (KESS 13), so ergibt sich auch für den Kompetenzbereich „Naturwissenschaftliche Grundbildung“ eine deutliche „Rechtsverschiebung“. Sie ist aber deutlich geringer ausgeprägt als in den zuvor berich‐teten Kompetenzbereichen, entsprechend größer fällt hier der Überschneidungsbereich der Leistungsverteilungen beider Schülergruppen aus.

Auch im LAU‐Jahrgang blieben die mittleren Testergebnisse der Abiturientinnen und Abiturienten, die die Oberstufe an einer Gesamtschule, ein Aufbaugymnasium oder ein Berufliches Gymnasium besuchten, über alle Leistungsbereiche hinweg unterhalb der mittleren Testergebnisse, die die Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien (G 9) erzielten, allerdings waren auch hier die Leistungsunterschiede durch‐gehend geringer.

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Das spezifische Testdesign sowohl der LAU‐ als auch der KESS‐Studie ermöglicht es, nicht nur die am Ende der gymnasialen Oberstufe erreichten Lernstände, sondern auch die im Verlauf der gymnasialen Oberstufe erzielten Lernfortschritte zu ermitteln und miteinan‐der zu vergleichen, und zwar in den Kompetenzbereichen Englisch (allgemeines Sprach‐verständnis), Mathematik (mathematische Grundbildung) und Naturwissenschaften (naturwissenschaftliche Grundbildung). Dabei ist zu berücksichtigen, dass im LAU‐Jahr‐gang drei Jahre zwischen den beiden Testungen an den grundständigen Gymnasien (G 9) lagen, während es im KESS‐Jahrgang zwei Jahre waren (G 8).

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Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten des KESS‐Jahrgangs, die an beiden Erhebungen teilgenommen haben, erzielten im Verlauf der zweijährigen Studienstufe einen mittleren Lernzuwachs von 9 Skalenpunkten auf der Englischkompetenzskala, das entspricht einer Effektstärke von d = 0,43, die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten des LAU‐Jahrgangs erzielten im Verlauf der dreijährigen Oberstufe einen Lernfortschritt von 11 Skalenpunk‐ten, das entspricht einer Effektstärke von d = 0,60. Damit hat sich der deutliche Leis‐tungsvorsprung, mit dem der KESS‐Jahrgang in die gymnasiale Oberstufe eingetreten war, zwar erwartungskonform verringert, ist mit d = 0,24 aber immer noch beachtlich. 

Im Bereich der mathematischen Grundbildung erzielten die Gymnasiastinnen und Gym‐nasiasten des KESS‐Jahrgangs, die an beiden Erhebungen teilgenommen haben, inner‐halb von zwei Jahren einen mittleren Lernfortschritt von 6 Skalenpunkten, das entspricht einer Effektstärke von d = 0,30, die Schülerinnen und Schüler des LAU‐Jahrgangs erziel‐ten innerhalb von drei Jahren einen Lernfortschritt von 7 Skalenpunkten (d = 0,38). Damit verzeichnen die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die ein grundständiges Gymnasium besuchten, bei annähernd gleicher Lernausgangslage zu Beginn der gymnasialen Oberstufe am Ende der Oberstufe einen leichten Leistungs‐rückstand (d = ‐0,11). 

In den Naturwissenschaften konnte der Lernfortschritt im Verlauf der gymnasialen Ober‐stufe nur für den KESS‐Jahrgang bestimmt werden, da dieser Test im LAU‐Jahrgang nur in LAU 13, nicht aber in LAU 11 eingesetzt worden war. Mit 17 Skalenpunkten resp. einer Effektstärke von d = 0,52 fällt der mittlere Lernzuwachs in diesem Kompetenzbereich am höchsten aus.

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Die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die eine dreijährige Oberstufe besuchten (dunkelgrüne Säulen), verzeichnen im Vergleich mit den Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs (hellgrüne Säulen) in Englisch (Allgemeines Sprach‐verständnis) mit 0,90 gegenüber 0,56 Effektstärken einen substanziell höheren mittleren Lernzuwachs im Verlauf der dreijährigen Oberstufe. Damit konnte der erhebliche Leis‐tungsrückstand, mit dem der KESS‐Jahrgang in die gymnasiale Oberstufe eingetreten war, nahezu ausgeglichen werden und beträgt nur noch d = –0,07. Im Bereich der mathematischen Grundbildung erzielten die Oberstufenschülerinnen und ‐schüler des KESS‐Jahrgangs, die an beiden Erhebungen teilgenommen haben, innerhalb von drei Jahren einen mittleren Lernfortschritt von d = 0,60, während der mittlere Lernzuwachs der Schülerinnen und Schüler des LAU‐Jahrgangs mit d = 0,35 deutlich geringer ausfiel. Damit konnten die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs ihren erheb‐lichen Leistungsrückstand bei Eintritt in die gymnasiale Oberstufe auch in diesem Kompetenzbereich deutlich verringern, allerdings ist er mit d = –0,37 auch am Ende der gymnasialen Oberstufe noch substanziell.

Mit 0,76 Effektstärken liegt der Lernzuwachs, den die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs in den Naturwissenschaften erzielten, wiederum deutlich über dem Erwartungswert (hier liegt kein Vergleichswert für den LAU‐Jahrgang vor, da die natur‐wissenschaftliche Grundbildung nur in LAU 13 erfasst worden war). 

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Differenziert nach Belastungsindexgruppen, ergibt sich für alle drei längsschnittlich erfassten Kompetenzbereiche, dass diejenigen Schülerinnen und Schüler des KESS‐Jahrgangs, die mit den ungünstigsten Ausgangslagen in die dreijährige Oberstufe eingetreten waren (rote Säulen), die mit deutlichem Abstand höchsten Lernzuwächse erzielten, was auf beachtliche kompensatorischer Effekte resp. Fördererfolge hinweist, während sich die Lernzuwächse in den beiden anderen Indexgruppen nur geringfügig unterscheiden.

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Für die drei Tests, die längsschnittlich eingesetzt wurden, lassen sich die Mittelwert‐differenzen zwischen der zweijährigen und den dreijährigen Oberstufen zu Beginn (hell‐grüne Säulenabschnitte) und am Ende der Oberstufe vergleichen. In Englisch (Allgemei‐nes Sprachverständnis) hat sich die Mittelwertdifferenz aufgrund des höheren mittleren Lernzuwachses im Verlauf der dreijährigen Oberstufe von 25 auf 17 Skalenpunkte ver‐ringert, in Mathematik (mathematische Grundbildung) von 16 auf 12 Skalenpunkte und in den Naturwissenschaften (Naturwissenschaftliche Grundbildung) 19 auf 15 Skalen‐punkte (erheblich) verringert. Trotz der beachtlichen Lernzuwächse blieben die mittleren Lernstände der Abiturientinnen und Abiturienten an den dreijährigen Oberstufen sowohl in Englisch als auch in Mathematik noch unter dem mittleren Lernstand, mit dem Schüle‐rinnen und Schüler an den grundständigen Gymnasien in die Studienstufe eingetreten waren. 

Diese Befunde weisen darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler, die die dreijährige Oberstufe erfolgreich abgeschlossen haben, über ein hohes Lernpotenzial verfügen. Es ist aber offenbar im Verlauf der Sekundarstufe I insgesamt nicht hinreichend entfaltet worden mit der Folge, dass die beträchtlichen Lernrückstände bei Eintritt in die Ober‐stufe nur teilweise aufgeholt werden konnten.

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Infolge der veränderten Belegauflagen, die u.a. mit der Einführung der Profiloberstufe einhergingen, haben sich die Kursbelegungen im Vergleich mit dem LAU‐Jahrgang erheb‐lich verändert. Belegten im LAU‐Jahrgang 33 Prozent der Oberstufenschülerinnen und ‐schüler an den grundständigen Gymnasien (G 9) im Fach Englisch einen Leistungskurs, so waren es im KESS‐Jahrgang 77 Prozent, die sich für einen Kurs auf erhöhtem Anforde‐rungsniveau entschieden haben. In Mathematik waren es 12 Prozent der Oberstufen‐schülerinnen und ‐schüler des LAU‐Jahrgangs, die einen Leistungskurs belegt hatten, während im KESS‐Jahrgang 42 Prozent einen Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau wählten. Lediglich in den Naturwissenschaften sind die Anteile ähnlich geblieben: Hier hatten 38 Prozent des LAU‐Jahrgangs einen Leistungskurs belegt, im KESS‐Jahrgang waren es 33 Prozent, die sich für einen Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau ent‐schieden hatten.

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Ein ähnliches Bild ergibt sich für die dreijährigen Oberstufen an den Gesamtschulen, Aufbaugymnasien und Beruflichen Gymnasien. Belegten im LAU‐Jahrgang 20 Prozent der Oberstufenschülerinnen und ‐schüler im Fach Englisch einen Leistungskurs, so waren es im KESS‐Jahrgang 73 Prozent, die sich für einen Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau entschieden haben. In Mathematik waren es 18 Prozent der Oberstufenschülerinnen und ‐schüler des LAU‐Jahrgangs, die einen Leistungskurs belegt hatten, während im KESS‐Jahrgang 40 Prozent einen Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau wählten. Lediglich in den Naturwissenschaften sind die Anteile nahezu unverändert geblieben: Hier hatten 32 Prozent des LAU‐Jahrgangs in einem der naturwissenschaftlichen Fächer einen Leistungskurs belegt, im KESS‐Jahrgang waren es 31 Prozent, die sich für einen Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau entschieden hatten.

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Die durch die veränderten Belegauflagen bedingten erheblichen Verschiebungen bei den Kurswahlen in den Fächern Englisch und Mathematik haben bei den Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs im Vergleich mit den Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs zu einer Annäherung der von ihnen in den eingesetzten Kompetenz‐tests jeweils erzielten mittleren Leistungen geführt – das gilt für die zweijährige und die dreijährigen Oberstufen gleichermaßen.

So sind die Leistungsverteilungen der Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler des KESS‐Jahrgangs im Kompetenztest Englisch – Allgemeines Sprachverständnis auf beiden Kurs‐niveaus (eA = erhöhtes Anforderungsniveaus, gA = grundlegendes Anforderungsniveau) gegenüber den entsprechenden Leistungsverteilungen der Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler des LAU‐Jahrgangs (GK = Grundkurs, LK = Leistungskurs) deutlich „links‐verschoben“, d.h., die mittleren Testergebnisse der Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs liegen auf beiden Kursniveaus über alle Leistungsgruppen hinweg deut‐lich unter den mittleren Testergebnissen der Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs. Damit geht einher, dass sich der Überschneidungsbereich zwischen beiden Kursniveaus vergrößert hat.

Auffallend ist, dass sich die Leistungsverteilung der Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die das höhere Anforderungsniveau belegt hatten, und die Leistungs‐verteilung der Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs, die einen Grundkurs belegt hatten, nahezu vollständig überlappen. 

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Als weiteres Beispiel sind die Leistungsverteilungen für den Kompetenzbereich „Vor‐universitäre Mathematik“ der Abiturientinnen und Abiturienten aus den grundständigen Gymnasien wiedergegeben. Auch hier ergibt sich für das jeweils höhere Anforderungs‐niveau (eA bzw. LK) eine deutliche Linksverschiebung für die Abiturientinnen und Abi‐turienten des KESS‐Jahrgangs. Sie resultiert vor allem aus den höheren Lernständen der leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler. Demgegenüber unterschieden sich die Leistungsverteilungen beider Jahrgänge auf dem unteren Anforderungsniveau (gA bzw. GK) nur geringfügig. Wiederum ist der Überlappungsbereich der Leistungsverteilungen beider Anforderungsniveaus für die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahr‐gangs deutlich größer.

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Die gesonderte Betrachtung der 500 Testbesten beider Jahrgänge, die ein grundständi‐ges Gymnasium besuchten, ergibt für den Kompetenzbereich „Englisch – Allgemeines Sprachverständnis“, dass insbesondere die Leistungsspitze des KESS‐Jahrgangs unter den veränderten Rahmenbedingungen des G 8 höhere Lernstände am Ende der gymnasialen Oberstufe erreichen konnte. Mit 196 Skalenpunkten verzeichnen die leistungsstärksten Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs einen substanziellen Vorsprungvor den leistungsstärksten Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs, die im Durchschnitt 192 Skalenpunkte erreichten (d = 0,48).

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Im Kompetenztest „Mathematische Grundbildung“ liegen die von den jeweils 500 Test‐besten beider Jahrgänge im Mittel erreichten Lernstände annähernd gleichauf, wobei die Testergebnisse der Leistungsspitze des KESS‐Jahrgangs noch über den Spitzenleistungen des LAU‐Jahrgangs liegen.

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Im Kompetenztest „Voruniversitäre Mathematik“ erzielten die 500 Testbesten der grund‐ständigen Gymnasien des KESS‐Jahrgangs im Vergleich mit den 500 Testbesten der grundständigen Gymnasien des LAU‐Jahrgangs mit 112 Skalenpunkten einen um 5 Ska‐lenpunkte und damit substanziell höheren mittleren Lernstand (d = 0,35).

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Auch im Kompetenztest „Naturwissenschaftliche Grundbildung“ liegen die 500 test‐besten Abiturientinnen und Abiturienten der grundständigen Gymnasien im KESS‐Jahr‐gang mit 209 Skalenpunkten gegenüber 204 Skalenpunkten, die die Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs im Durchschnitt erzielten, vorn.

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Auch für die Testbesten* der dreijährigen Oberstufen an den Gesamtschulen ergibt sich im Kompetenzbereich Englisch – Allgemeines Sprachverständnis für die Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs ein deutlicher Leistungsvorsprung vor den Abitu‐rientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs. Er beträgt 0,24 Effektstärken.

*Aufgrund der geringeren Schülerzahlen wurden hier die Testergebnisse der 250 leistungsstärksten Schülerinnen und Schüler beider Jahrgänge miteinander verglichen. 

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Noch größer ist der Vorsprung der 250 leistungsstärksten Abiturientinnen und Abiturien‐ten der Gesamtschulen des KESS‐Jahrgangs im TOEFL‐Untertest „Structure & WrittenExpression“ mit 584 gegenüber 548 Skalenpunkten, die die leistungsstärksten Abiturien‐tinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs erzielten (d = 0,56).

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Im Kompetenzbereich „Mathematische Grundbildung“ erzielten die 250 testbesten Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler des KESS‐Jahrgangs 558 Skalenpunkte gegen‐über 551 Skalenpunkten, die die testbesten Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler des LAU‐Jahrgangs erzielten, das entspricht 0,15 Effektstärken.

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Lediglich im Kompetenztest „Voruniversitäre Mathematik“ verzeichneten die 250 leis‐tungsstärksten Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die eine Gesamt‐schule besuchten, mit 108 Skalenpunkten einen um 0,26 Effektstärken geringeren mitt‐leren Lernstand gegenüber den leistungsstärksten Abiturientinnen und Abiturienten des LAU‐Jahrgangs, die im Mittel 110 Skalenpunkte erreichten. 

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Während die Abiturienten und die Abiturientinnen der grundständigen Gymnasien in beiden Englischtests annähernd gleiche mittlere Lernstände erzielten, verzeichnen die Abiturientinnen sowohl in den beiden Mathematiktests als auch im Naturwissenschafts‐test gegenüber den Abiturienten substanzielle Lernrückstände; sie entsprechen in etwa dem Lernzuwachs, den die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der zweijährigen Stu‐dienstufe erreichten (zwei „Lernjahre“). 

Während die Schüler in Englisch ihren Lernrückstand bei Eintritt in die Studienstufe auf‐holen konnten, ist die Leistungsdifferenz zwischen Schülern und Schülerinnen in Mathe‐matik annähernd unverändert geblieben, in den Naturwissenschaften hat sich der Lern‐rückstand der Schülerinnen leicht vergrößert.

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Vergleicht man die Abiturdurchschnittsnoten der Abiturientinnen und Abiturienten des KESS‐Jahrgangs, die ein grundständiges Gymnasium (G 8) besuchten, in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik (G 8; hellgrüne Säulen) mit den entsprechenden Noten der Abiturientinnen und Abiturienten des Abiturjahrgangs 2009, die das G 9 durchlaufen hatten (dunkelgrüne Säulen), so ergeben sich nur geringe Unterschiede. Am deutlichsten fallen sie in Mathematik aus, und zwar zugunsten des KESS‐Jahrgangs.

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Die testbezogenen Regressionsanalysen belegen, dass der LAU/KESS‐Prädiktor für sechs der acht Kompetenzskalen, für die sich signifikante Unterschiede hinsichtlich der am Ende der gymnasia‐len Oberstufe erreichten mittleren Lernstände beider Kohorten ergeben hatten, auch nach Kontrolle der soziodemografischen und ‐kulturellen sowie der leistungsbezogenen Lernvoraus‐setzungen ein signifikantes ß‐Gewicht aufweist. Damit trägt der Indikator für die Schulzeit‐verkürzung eigenständig zur Erklärung der unterschiedlichen Lernstände beider Kohorten bei, und zwar in dem Test Englisch‐Sprachverständnis (Allgemeines Sprachverständnis ‐ AS), im TOEFL‐Gesamttest (TOEFL ges) wie auch in den beiden Untertests Vocabulary and Reading Comprehension (TOEFL Voc) und Listening Comprehension (TOEFL Lis) sowie in beiden Mathematiktests (Mathematische Grundbildung – Mathe GB und Voruniversitäre Mathematik –Mathe VU).

Der Tabelle ist des Weiteren zu entnehmen, dass in nahezu allen untersuchten Testbereichen die leistungsbezogenen Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler zu Beginn der Mittel‐stufe (AFI 7) erwartungsgemäß den größten eigenständigen Erklärungsbeitrag leisten. Dieser fällt im TOEFL (einschließlich der drei Untertests), im Test Englisch‐Sprachverständnis und im Test Mathematische Grundbildung stärker aus als im Test Voruniversitäre Mathematik. Das geringste ß‐Gewicht hat der AFI 7 für den Test Naturwissenschaftliche Grundbildung. 

Differenziert nach Leistungsgruppen ergibt sich, dass der LAU/KESS‐Prädiktor sowohl für die Schülerinnen und Schüler aus der oberen Leistungsgruppe (oLG) als auch für die Schülerinnen und Schüler aus der unteren Leistungsgruppe (uLG) des KESS‐Jahrgangs im Test Englisch‐Sprach‐verständnis ein signifikantes positives ß‐Gewicht aufweist, wobei dieser Effekt für die Schülerin‐nen und Schüler aus der uLG dreimal so hoch ist wie für die Schülerinnen und Schüler aus der oLG. Im Test Mathematische Grundbildung dagegen ist ein signifikant negativer Zusammenhang zwischen den am Ende der gymnasialen Oberstufe erreichten Lernständen und dem LAU/KESS‐Prädiktor nur für die Schülerinnen und Schüler aus der unteren Leistungsgruppe nachweisbar

Hinweise:

Die Merkmale LAU‐Jahrgang, weibliches Geschlecht, Familiensprache nicht Deutsch, mindestens ein Elternteil im Ausland geboren, keine (Fach‐)Hochschulreife der Eltern und Buchbestand im Elternhaus bis 100 Bücher dienen hier als Referenzgrößen und wurden mit 0 kodiert. Ein positives ß‐Gewicht für den LAU/KESS‐Prädiktor deutet auf einen Leistungsvorsprung des KESS‐Jahrgangs hin. 

* p ≤ 0,05; ** p≤ 0,01; RMSEA=0,09; SRMR=0,06

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