74
Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar 2016 Mehr Informationen zum Buch gibt es auf www.penguinrandomhouse.de

Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Leseprobe

Frank Herbert

Der Wuumlstenplanet Roman

Bestellen Sie mit einem Klick fuumlr 1499 euro

Seiten 800

Erscheinungstermin 11 Januar 2016

Mehr Informationen zum Buch gibt es auf

wwwpenguinrandomhousede

Inhalte

Buch lesen

Mehr zum Autor

Zum Buch Der erfolgreichste Science-Fiction-Roman aller Zeiten - jetzt neu

uumlbersetzt

Tausende von Jahren in der Zukunft und eine fantastische Welt Arrakis

der Wuumlstenplanet Einzigartig herrlich ndash und grausam Und doch haben es

die Menschen geschafft sich dieser lebensfeindlichen Umwelt anzupassen

Vor fuumlnfzig Jahren erschien Frank Herberts Roman Der Wuumlstenplanet ndash

ein Datum das den Beginn einer groszligartigen Erfolgsgeschichte markiert

Der Wuumlstenplanet wurde zum weltweiten Bestseller und von David Lynch

spektakulaumlr verfilmt Heute gilt das Buch als Meilenstein der

Zukunftsliteratur ndash ein monumentales Epos das jede Generation von

Leserinnen und Lesern neu fuumlr sich entdeckt

Autor

Frank Herbert Frank Herbert (1920-1986) wurde in Tacoma

Washington geboren Nach einem Journalismus-

Studium arbeitete er unter anderem als

Kameramann Radiomoderator Dozent und

Austerntaucher bevor 1955 sein Debuumltroman raquoThe

Dragon in the Sealaquo zur Fortsetzung in einem

Science-Fiction-Magazin veroumlffentlicht wurde Der

Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm schlieszliglich

Mitte der 1960er-Jahre mit seinem Roman raquoDer

Wuumlstenplanetlaquo der sowohl mit dem Hugo Award als

auch mit dem Nebula Award ausgezeichnet wurde

Bis heute gilt raquoDer Wuumlstenplanetlaquo zusammen mit

den Nachfolgeromanen als einzigartige literarische

FRANK HERBERT

DERWUumlSTENPLANET

Roman

Aus dem Amerikanischenvon Jakob Schmidt

Mit Farbtafelnvon John Schoenherr

WILHELM HEYNE VERLAG MUumlNCHEN

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Fuumlr jene deren Arbeit uumlber das Reich der Ideen hinaus in das der raquowirklichen Dingelaquo geht ndash den Trockenlandoumlkologen wo und wann immer sie taumltig sind Ihnen ist dieser Versuch einer Vorhersage in aller Bescheidenheit und Bewunderung gewidmet

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

INHALT

Der Wuumlstenplanet MuadrsquoDib

Der Prophet

Anhang I Die Oumlkologie des Wuumlstenplaneten

Anhang II Die Religion des Wuumlstenplaneten

Anhang III Bericht uumlber die Beweggruumlnde

und Ziele der Bene Gesserit Anhang IV

Der Almanak en-Ashraf (Ausgewaumlhlte Auszuumlge aus dem Buch der Adelshaumluser)

Terminologie des Imperiums Kartografische Erlaumluterungen

Karte des Wuumlstenplaneten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

DER WUumlSTENPLANET

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Gerade zu Beginn muss man groumlszligte Achtsamkeit darauf verwenden alles ins richtige Verhaumlltnis zu setzen Das weiszlig jede Schwester der Bene Gesserit Wenn du also damit beginnst das Leben von MuadrsquoDib zu studieren achte darauf ihn zunaumlchst in seiner Zeit zu verorten geboren im Jahr des Padischah-Imperators Shaddam IV Und achte besonders darauf MuadrsquoDib raumlumlich zu verorten auf dem Planeten Arrakis Lass dich nicht davon taumluschen dass er auf Caladan geboren wurde und dort die ersten fuumlnfzehn Jahre seines Lebens ver-brachte Arrakis den man auch den Wuumlstenplaneten nennt wird immer der mit ihm verbundene Ort sein

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

In der Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis als die Hektik der letzten Reisevorbereitungen ein fast unertraumlgliches Maszlig erreicht hatte kam eine Greisin die Mutter des Jungen Paul besuchen

Es war ein warmer Abend auf Schloss Caladan und dem uralten Steinhaufen der der Familie Atreides seit sechsundzwanzig Ge-nerationen ein Zuhause bot haftete der leichte Geruch von abge-kuumlhltem Schweiszlig an der einen Wetterumschwung ankuumlndigte

Die alte Frau wurde durch eine Seitentuumlr am Ende des Gewoumll-begangs eingelassen von dem Pauls Zimmer abging und fuumlr einen Moment durfte sie zu ihm hineinspaumlhen waumlhrend er dort in sei-nem Bett lag

Im Zwielicht einer Schweblampe die gedimmt in Bodennaumlhe hing sah der erwachte Junge an der Tuumlr eine ausladende Frauen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 2: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Inhalte

Buch lesen

Mehr zum Autor

Zum Buch Der erfolgreichste Science-Fiction-Roman aller Zeiten - jetzt neu

uumlbersetzt

Tausende von Jahren in der Zukunft und eine fantastische Welt Arrakis

der Wuumlstenplanet Einzigartig herrlich ndash und grausam Und doch haben es

die Menschen geschafft sich dieser lebensfeindlichen Umwelt anzupassen

Vor fuumlnfzig Jahren erschien Frank Herberts Roman Der Wuumlstenplanet ndash

ein Datum das den Beginn einer groszligartigen Erfolgsgeschichte markiert

Der Wuumlstenplanet wurde zum weltweiten Bestseller und von David Lynch

spektakulaumlr verfilmt Heute gilt das Buch als Meilenstein der

Zukunftsliteratur ndash ein monumentales Epos das jede Generation von

Leserinnen und Lesern neu fuumlr sich entdeckt

Autor

Frank Herbert Frank Herbert (1920-1986) wurde in Tacoma

Washington geboren Nach einem Journalismus-

Studium arbeitete er unter anderem als

Kameramann Radiomoderator Dozent und

Austerntaucher bevor 1955 sein Debuumltroman raquoThe

Dragon in the Sealaquo zur Fortsetzung in einem

Science-Fiction-Magazin veroumlffentlicht wurde Der

Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm schlieszliglich

Mitte der 1960er-Jahre mit seinem Roman raquoDer

Wuumlstenplanetlaquo der sowohl mit dem Hugo Award als

auch mit dem Nebula Award ausgezeichnet wurde

Bis heute gilt raquoDer Wuumlstenplanetlaquo zusammen mit

den Nachfolgeromanen als einzigartige literarische

FRANK HERBERT

DERWUumlSTENPLANET

Roman

Aus dem Amerikanischenvon Jakob Schmidt

Mit Farbtafelnvon John Schoenherr

WILHELM HEYNE VERLAG MUumlNCHEN

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Fuumlr jene deren Arbeit uumlber das Reich der Ideen hinaus in das der raquowirklichen Dingelaquo geht ndash den Trockenlandoumlkologen wo und wann immer sie taumltig sind Ihnen ist dieser Versuch einer Vorhersage in aller Bescheidenheit und Bewunderung gewidmet

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

INHALT

Der Wuumlstenplanet MuadrsquoDib

Der Prophet

Anhang I Die Oumlkologie des Wuumlstenplaneten

Anhang II Die Religion des Wuumlstenplaneten

Anhang III Bericht uumlber die Beweggruumlnde

und Ziele der Bene Gesserit Anhang IV

Der Almanak en-Ashraf (Ausgewaumlhlte Auszuumlge aus dem Buch der Adelshaumluser)

Terminologie des Imperiums Kartografische Erlaumluterungen

Karte des Wuumlstenplaneten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

DER WUumlSTENPLANET

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Gerade zu Beginn muss man groumlszligte Achtsamkeit darauf verwenden alles ins richtige Verhaumlltnis zu setzen Das weiszlig jede Schwester der Bene Gesserit Wenn du also damit beginnst das Leben von MuadrsquoDib zu studieren achte darauf ihn zunaumlchst in seiner Zeit zu verorten geboren im Jahr des Padischah-Imperators Shaddam IV Und achte besonders darauf MuadrsquoDib raumlumlich zu verorten auf dem Planeten Arrakis Lass dich nicht davon taumluschen dass er auf Caladan geboren wurde und dort die ersten fuumlnfzehn Jahre seines Lebens ver-brachte Arrakis den man auch den Wuumlstenplaneten nennt wird immer der mit ihm verbundene Ort sein

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

In der Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis als die Hektik der letzten Reisevorbereitungen ein fast unertraumlgliches Maszlig erreicht hatte kam eine Greisin die Mutter des Jungen Paul besuchen

Es war ein warmer Abend auf Schloss Caladan und dem uralten Steinhaufen der der Familie Atreides seit sechsundzwanzig Ge-nerationen ein Zuhause bot haftete der leichte Geruch von abge-kuumlhltem Schweiszlig an der einen Wetterumschwung ankuumlndigte

Die alte Frau wurde durch eine Seitentuumlr am Ende des Gewoumll-begangs eingelassen von dem Pauls Zimmer abging und fuumlr einen Moment durfte sie zu ihm hineinspaumlhen waumlhrend er dort in sei-nem Bett lag

Im Zwielicht einer Schweblampe die gedimmt in Bodennaumlhe hing sah der erwachte Junge an der Tuumlr eine ausladende Frauen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 3: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

FRANK HERBERT

DERWUumlSTENPLANET

Roman

Aus dem Amerikanischenvon Jakob Schmidt

Mit Farbtafelnvon John Schoenherr

WILHELM HEYNE VERLAG MUumlNCHEN

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Fuumlr jene deren Arbeit uumlber das Reich der Ideen hinaus in das der raquowirklichen Dingelaquo geht ndash den Trockenlandoumlkologen wo und wann immer sie taumltig sind Ihnen ist dieser Versuch einer Vorhersage in aller Bescheidenheit und Bewunderung gewidmet

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

INHALT

Der Wuumlstenplanet MuadrsquoDib

Der Prophet

Anhang I Die Oumlkologie des Wuumlstenplaneten

Anhang II Die Religion des Wuumlstenplaneten

Anhang III Bericht uumlber die Beweggruumlnde

und Ziele der Bene Gesserit Anhang IV

Der Almanak en-Ashraf (Ausgewaumlhlte Auszuumlge aus dem Buch der Adelshaumluser)

Terminologie des Imperiums Kartografische Erlaumluterungen

Karte des Wuumlstenplaneten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

DER WUumlSTENPLANET

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Gerade zu Beginn muss man groumlszligte Achtsamkeit darauf verwenden alles ins richtige Verhaumlltnis zu setzen Das weiszlig jede Schwester der Bene Gesserit Wenn du also damit beginnst das Leben von MuadrsquoDib zu studieren achte darauf ihn zunaumlchst in seiner Zeit zu verorten geboren im Jahr des Padischah-Imperators Shaddam IV Und achte besonders darauf MuadrsquoDib raumlumlich zu verorten auf dem Planeten Arrakis Lass dich nicht davon taumluschen dass er auf Caladan geboren wurde und dort die ersten fuumlnfzehn Jahre seines Lebens ver-brachte Arrakis den man auch den Wuumlstenplaneten nennt wird immer der mit ihm verbundene Ort sein

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

In der Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis als die Hektik der letzten Reisevorbereitungen ein fast unertraumlgliches Maszlig erreicht hatte kam eine Greisin die Mutter des Jungen Paul besuchen

Es war ein warmer Abend auf Schloss Caladan und dem uralten Steinhaufen der der Familie Atreides seit sechsundzwanzig Ge-nerationen ein Zuhause bot haftete der leichte Geruch von abge-kuumlhltem Schweiszlig an der einen Wetterumschwung ankuumlndigte

Die alte Frau wurde durch eine Seitentuumlr am Ende des Gewoumll-begangs eingelassen von dem Pauls Zimmer abging und fuumlr einen Moment durfte sie zu ihm hineinspaumlhen waumlhrend er dort in sei-nem Bett lag

Im Zwielicht einer Schweblampe die gedimmt in Bodennaumlhe hing sah der erwachte Junge an der Tuumlr eine ausladende Frauen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 4: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Fuumlr jene deren Arbeit uumlber das Reich der Ideen hinaus in das der raquowirklichen Dingelaquo geht ndash den Trockenlandoumlkologen wo und wann immer sie taumltig sind Ihnen ist dieser Versuch einer Vorhersage in aller Bescheidenheit und Bewunderung gewidmet

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

INHALT

Der Wuumlstenplanet MuadrsquoDib

Der Prophet

Anhang I Die Oumlkologie des Wuumlstenplaneten

Anhang II Die Religion des Wuumlstenplaneten

Anhang III Bericht uumlber die Beweggruumlnde

und Ziele der Bene Gesserit Anhang IV

Der Almanak en-Ashraf (Ausgewaumlhlte Auszuumlge aus dem Buch der Adelshaumluser)

Terminologie des Imperiums Kartografische Erlaumluterungen

Karte des Wuumlstenplaneten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

DER WUumlSTENPLANET

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Gerade zu Beginn muss man groumlszligte Achtsamkeit darauf verwenden alles ins richtige Verhaumlltnis zu setzen Das weiszlig jede Schwester der Bene Gesserit Wenn du also damit beginnst das Leben von MuadrsquoDib zu studieren achte darauf ihn zunaumlchst in seiner Zeit zu verorten geboren im Jahr des Padischah-Imperators Shaddam IV Und achte besonders darauf MuadrsquoDib raumlumlich zu verorten auf dem Planeten Arrakis Lass dich nicht davon taumluschen dass er auf Caladan geboren wurde und dort die ersten fuumlnfzehn Jahre seines Lebens ver-brachte Arrakis den man auch den Wuumlstenplaneten nennt wird immer der mit ihm verbundene Ort sein

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

In der Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis als die Hektik der letzten Reisevorbereitungen ein fast unertraumlgliches Maszlig erreicht hatte kam eine Greisin die Mutter des Jungen Paul besuchen

Es war ein warmer Abend auf Schloss Caladan und dem uralten Steinhaufen der der Familie Atreides seit sechsundzwanzig Ge-nerationen ein Zuhause bot haftete der leichte Geruch von abge-kuumlhltem Schweiszlig an der einen Wetterumschwung ankuumlndigte

Die alte Frau wurde durch eine Seitentuumlr am Ende des Gewoumll-begangs eingelassen von dem Pauls Zimmer abging und fuumlr einen Moment durfte sie zu ihm hineinspaumlhen waumlhrend er dort in sei-nem Bett lag

Im Zwielicht einer Schweblampe die gedimmt in Bodennaumlhe hing sah der erwachte Junge an der Tuumlr eine ausladende Frauen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 5: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

INHALT

Der Wuumlstenplanet MuadrsquoDib

Der Prophet

Anhang I Die Oumlkologie des Wuumlstenplaneten

Anhang II Die Religion des Wuumlstenplaneten

Anhang III Bericht uumlber die Beweggruumlnde

und Ziele der Bene Gesserit Anhang IV

Der Almanak en-Ashraf (Ausgewaumlhlte Auszuumlge aus dem Buch der Adelshaumluser)

Terminologie des Imperiums Kartografische Erlaumluterungen

Karte des Wuumlstenplaneten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

DER WUumlSTENPLANET

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Gerade zu Beginn muss man groumlszligte Achtsamkeit darauf verwenden alles ins richtige Verhaumlltnis zu setzen Das weiszlig jede Schwester der Bene Gesserit Wenn du also damit beginnst das Leben von MuadrsquoDib zu studieren achte darauf ihn zunaumlchst in seiner Zeit zu verorten geboren im Jahr des Padischah-Imperators Shaddam IV Und achte besonders darauf MuadrsquoDib raumlumlich zu verorten auf dem Planeten Arrakis Lass dich nicht davon taumluschen dass er auf Caladan geboren wurde und dort die ersten fuumlnfzehn Jahre seines Lebens ver-brachte Arrakis den man auch den Wuumlstenplaneten nennt wird immer der mit ihm verbundene Ort sein

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

In der Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis als die Hektik der letzten Reisevorbereitungen ein fast unertraumlgliches Maszlig erreicht hatte kam eine Greisin die Mutter des Jungen Paul besuchen

Es war ein warmer Abend auf Schloss Caladan und dem uralten Steinhaufen der der Familie Atreides seit sechsundzwanzig Ge-nerationen ein Zuhause bot haftete der leichte Geruch von abge-kuumlhltem Schweiszlig an der einen Wetterumschwung ankuumlndigte

Die alte Frau wurde durch eine Seitentuumlr am Ende des Gewoumll-begangs eingelassen von dem Pauls Zimmer abging und fuumlr einen Moment durfte sie zu ihm hineinspaumlhen waumlhrend er dort in sei-nem Bett lag

Im Zwielicht einer Schweblampe die gedimmt in Bodennaumlhe hing sah der erwachte Junge an der Tuumlr eine ausladende Frauen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 6: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

DER WUumlSTENPLANET

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Gerade zu Beginn muss man groumlszligte Achtsamkeit darauf verwenden alles ins richtige Verhaumlltnis zu setzen Das weiszlig jede Schwester der Bene Gesserit Wenn du also damit beginnst das Leben von MuadrsquoDib zu studieren achte darauf ihn zunaumlchst in seiner Zeit zu verorten geboren im Jahr des Padischah-Imperators Shaddam IV Und achte besonders darauf MuadrsquoDib raumlumlich zu verorten auf dem Planeten Arrakis Lass dich nicht davon taumluschen dass er auf Caladan geboren wurde und dort die ersten fuumlnfzehn Jahre seines Lebens ver-brachte Arrakis den man auch den Wuumlstenplaneten nennt wird immer der mit ihm verbundene Ort sein

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

In der Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis als die Hektik der letzten Reisevorbereitungen ein fast unertraumlgliches Maszlig erreicht hatte kam eine Greisin die Mutter des Jungen Paul besuchen

Es war ein warmer Abend auf Schloss Caladan und dem uralten Steinhaufen der der Familie Atreides seit sechsundzwanzig Ge-nerationen ein Zuhause bot haftete der leichte Geruch von abge-kuumlhltem Schweiszlig an der einen Wetterumschwung ankuumlndigte

Die alte Frau wurde durch eine Seitentuumlr am Ende des Gewoumll-begangs eingelassen von dem Pauls Zimmer abging und fuumlr einen Moment durfte sie zu ihm hineinspaumlhen waumlhrend er dort in sei-nem Bett lag

Im Zwielicht einer Schweblampe die gedimmt in Bodennaumlhe hing sah der erwachte Junge an der Tuumlr eine ausladende Frauen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 7: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Gerade zu Beginn muss man groumlszligte Achtsamkeit darauf verwenden alles ins richtige Verhaumlltnis zu setzen Das weiszlig jede Schwester der Bene Gesserit Wenn du also damit beginnst das Leben von MuadrsquoDib zu studieren achte darauf ihn zunaumlchst in seiner Zeit zu verorten geboren im Jahr des Padischah-Imperators Shaddam IV Und achte besonders darauf MuadrsquoDib raumlumlich zu verorten auf dem Planeten Arrakis Lass dich nicht davon taumluschen dass er auf Caladan geboren wurde und dort die ersten fuumlnfzehn Jahre seines Lebens ver-brachte Arrakis den man auch den Wuumlstenplaneten nennt wird immer der mit ihm verbundene Ort sein

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

In der Woche vor ihrem Abflug nach Arrakis als die Hektik der letzten Reisevorbereitungen ein fast unertraumlgliches Maszlig erreicht hatte kam eine Greisin die Mutter des Jungen Paul besuchen

Es war ein warmer Abend auf Schloss Caladan und dem uralten Steinhaufen der der Familie Atreides seit sechsundzwanzig Ge-nerationen ein Zuhause bot haftete der leichte Geruch von abge-kuumlhltem Schweiszlig an der einen Wetterumschwung ankuumlndigte

Die alte Frau wurde durch eine Seitentuumlr am Ende des Gewoumll-begangs eingelassen von dem Pauls Zimmer abging und fuumlr einen Moment durfte sie zu ihm hineinspaumlhen waumlhrend er dort in sei-nem Bett lag

Im Zwielicht einer Schweblampe die gedimmt in Bodennaumlhe hing sah der erwachte Junge an der Tuumlr eine ausladende Frauen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 8: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

gestalt die schraumlg vor seiner Mutter stand Die alte Frau war ein hexengleicher Schatten ndash mit Haaren wie verfilzten Spinnweben um das verdunkelte Gesicht aus dem die Augen wie Edelsteine hervorblitzten

raquoIst er nicht etwas klein fuumlr sein Alter Jessicalaquo fragte die Alte Ihre Stimme schnarrte wie ein schlecht gestimmtes Balisett

Pauls Mutter antwortete mit ihrer sanften Altstimme raquoEs ist be-kannt dass die Atreides spaumlt zu ihrer vollen Groumlszlige heranwachsen Ehrwuumlrdenlaquo

raquoDas houmlrte ich schon das houmlrte ich schonlaquo schnarrte die Alte raquoAber er ist bereits fuumlnfzehnlaquo

raquoJa EhrwuumlrdenlaquoraquoEr ist wach und houmlrt uns zulaquo sagte die Alte raquoVerschlagener

kleiner Schlingellaquo Sie keckerte raquoAber wer von edlem Gebluumlt ist muss verschlagen sein Und wenn er wirklich der Kwisatz Hade-rach ist hellip nun helliplaquo

In den Schatten seines Bettes hielt Paul die Lider einen Spalt-breit geoumlffnet Die Vogelaugen der Alten schienen sich zu zwei leuchtend hellen Ovalen auszudehnen waumlhrend sie ihm ins Ge-sicht starrten

raquoSchlaf gut verschlagener kleiner Schlingellaquo sagte die Alte raquoMorgen wenn du dich meinem Gom Jabbar stellen musst wirst du all deine Faumlhigkeiten brauchenlaquo

Und damit verschwand sie schob seine Mutter zur Tuumlr hinaus und schloss sie mit einem festen dumpfen Laut hinter sich

Paul lag wach da und fragte sich Was ist ein Gom JabbarBei aller Unruhe in dieser Zeit der Veraumlnderung war ihm noch

nichts so Seltsames wie diese Alte begegnetEhrwuumlrdenUnd die Art wie sie seine Mutter Jessica wie eine gewoumlhnliche

Dienstbotin angesprochen hatte ndash und nicht als das was sie war eine Dame der Bene Gesserit Konkubine eines Herzogs und Mut-ter des herzoglichen Erben

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 9: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Ist der Gom Jabbar etwas von Arrakis wovon ich erfahren muss be-vor wir dorthin aufbrechen uumlberlegte er Mit den Lippen formte er ihre seltsamen Worte nach Gom Jabbar hellip Kwisatz Haderach

Es gab so viel zu lernen Das Leben auf Arrakis wuumlrde sich so sehr von dem auf Caladan unterscheiden dass Paul schon jetzt der Kopf schwirrte von all dem Wissen das er aufgenommen hatte Arrakis ndash der Wuumlstenplanet

Thufir Hawat der Assassinenmeister seines Vaters hatte es ihm erklaumlrt Ihre Todfeinde die Harkonnen waren achtzig Jahre lang auf Arrakis gewesen und hatten den Planeten im Rahmen eines Vertrags mit der MAFEA-Gesellschaft mehr oder weniger als Lehen gehalten um dort das geriatrische Gewuumlrz Melange ab-zubauen Nun raumlumten die Harkonnen ihren Posten und wurden vom Haus der Atreides abgeloumlst die als echte Lehnsherren auftra-ten ndash anscheinend ein Sieg fuumlr Herzog Leto Doch Hawat hatte ge-sagt dass gerade dieser Anschein die toumldlichste Gefahr barg denn Herzog Leto war beliebt bei den Groszligen Haumlusern des Lands-raads

raquoDer Beliebte weckt die Eifersucht der Maumlchtigenlaquo hatte Ha-wat gesagt

Arrakis Der WuumlstenplanetPaul schlief ein und traumlumte er sei in einer Houmlhle auf Arrakis

umgeben von schweigenden Menschen die sich im schwachen Schein von Leuchtgloben bewegten Alles wirkte ernst und fei-erlich wie in einer Kathedrale und er lauschte einem leisen Ge-raumlusch ndash dem Troumlpfeln von Wasser Noch waumlhrend er traumlumte wusste Paul dass er sich nach dem Erwachen an den Traum er-innern wuumlrde An die Traumlume die ihm die Zukunft zeigten er-innerte er sich immer

Der Traum verblasstePaul erwachte und fand sich in seinem warmen Bett wieder den-

kend hellip denkend Diese Welt von Schloss Caladan wo es keine Spiele und auch keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter gab verdiente

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 10: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

es vielleicht nicht dass man ihr nachtrauerte Sein Lehrer Dr Yueh hatte angedeutet dass man auf Arrakis das Faufreluches-Klassen-system nicht besonders streng einhielt Der Planet beherbergte Menschen die ohne einen Kaid oder Baschar der sie befehligte am Rande der Wuumlste lebten Sandirrwische Fremen genannt die in keiner Volkszaumlhlung des Imperialen Regats auftauchten

Arrakis ndash der WuumlstenplanetAls Paul merkte wie angespannt er war wandte er eine der Geist-

Koumlrper-Techniken an die ihm seine Mutter beigebracht hatte Drei rasche Atemzuumlge loumlsten die gewuumlnschten Reaktionen aus Er fiel in einen Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit hellip Fokussie-rung des Bewusstseins hellip Weitung der Aorten hellip die unscharfen Automatismen des Geistes meiden hellip sich aus freien Stuumlcken fuumlr das bewusste Sein entscheiden hellip angereichertes Blut das in die uumlberlasteten Bereiche stroumlmt hellip Nahrung-Sicherheit-Freiheit erlangt man nicht durch den Instinkt allein hellip das tierische Bewusstsein geht nicht uumlber den gegenwaumlrtigen Moment hinaus noch erfasst es den Gedanken dass seine Beute aussterben koumlnnte hellip das Tier zerstoumlrt ohne zu schaffen hellip tierische Genuumlsse sind dem Gespuumlr verhaftet und entziehen sich der Wahrnehmung hellip der Mensch benoumltigt ein Hintergrundraster durch das er sein Universum betrachten kann hellip koumlrperliche Ganzheitlichkeit folgt aus einem Nerven-Blut-Fluss der dem tiefstmoumlglichen Bewusstsein fuumlr die Beduumlrfnisse der Zel-len gehorcht hellip alle DingeZellenGeschoumlpfe sind von begrenzter Dauer hellip strebe nach einem inneren Flussgleichgewicht hellip

Immer wieder spulte sich die Lektion in Pauls Zustand frei schwebender Aufmerksamkeit ab

Als das gelbe Licht der Morgendaumlmmerung das Fensterbrett be-ruumlhrte spuumlrte er es durch die geschlossenen Lider Er oumlffnete die Augen houmlrte wie das geschaumlftige Treiben im Schloss von Neu-em losging sah die vertrauten Lichtmuster an der Schlafzimmer-decke

Die Tuumlr zum Flur oumlffnete sich und seine Mutter blickte zu ihm

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 11: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

herein Ihr matt bronzefarbenes Haar wurde von schwarzen Baumln-dern zusammengehalten Ihre gruumlnen Augen sahen ihn ernst an ihr ovales Gesicht verriet keine Gefuumlhle

raquoDu bist wachlaquo sagte sie raquoHast du gut geschlafenlaquoraquoJalaquoEr betrachtete ihre hochgewachsene Gestalt bemerkte die Spur

von Anspannung in ihren Schultern als sie ihm Kleider aus dem Schrank herauslegte Einem anderen waumlre wohl nichts aufgefallen doch ihn hatte sie in den Kuumlnsten der Bene Gesserit unterwiesen ndash in der Beobachtung kleinster Details Sie drehte sich um und hielt ihm eine vergleichsweise foumlrmliche Jacke hin Uumlber der Brusttasche prangte das rote Falkenwappen der Atreides

raquoSchnell zieh dich anlaquo sagte sie raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter war-tetlaquo

raquoIch habe einmal von ihr getraumlumtlaquo sagte Paul raquoWer ist sielaquoraquoSie war meine Lehrerin an der Bene-Gesserit-Schule Jetzt

ist sie die Wahrsagerin des Imperators Und Paul helliplaquo Jessica hielt einen Moment lang inne raquoDu musst ihr von deinen Traumlumen er-zaumlhlenlaquo

raquoDas werde ich Haben wir Arrakis wegen ihr bekommenlaquoraquoWir haben Arrakis nicht bekommenlaquo Jessica schnippte ein

Staubkorn von einer Hose und haumlngte sie zusammen mit der Jacke an den stummen Diener neben Pauls Bett raquoBeeil dich wir wollen die Ehrwuumlrdige Mutter nicht warten lassenlaquo

Paul setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie raquoWas ist ein Gom Jabbarlaquo

Einmal mehr offenbarte ihm die Ausbildung die sie ihm hatte zukommen lassen ihr fast unmerkliches Zoumlgern eine verraumlterische Nervositaumlt aus der er Angst herauslas

Jessica trat ans Fenster zog die Vorhaumlnge weit auf und blickte uumlber die Obstgaumlrten am Fluss hinweg zum Berg Syubi raquoDu wirst fruumlh genug hellip etwas uumlber den Gom Jabbar erfahrenlaquo sagte sie

Es verwunderte ihn Furcht in ihrer Stimme zu houmlren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 12: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Ohne sich umzudrehen sprach Jessica weiter raquoDie Ehrwuumlrdige Mutter wartet in meinem Morgenzimmer Bitte beeil dichlaquo

Die Ehrwuumlrdige Mutter Gaius Helen Mohiam saszlig in einem ver-zierten Sessel und beobachtete wie sich Mutter und Sohn naumlher-ten Durch Fenster zu beiden Seiten konnte man den gewundenen Fluss im Suumlden und die gruumlnen Aumlcker der Atreides-Laumlndereien se-hen doch die Ehrwuumlrdige Mutter verschwendete keinen Gedan-ken an die Aussicht An diesem Morgen spuumlrte sie ihr Alter in den Knochen und war mehr als nur ein wenig missgelaunt Sie gab der Raumreise und dem Umgang mit diesen abscheulichen hin-tertriebenen Leuten von der Raumgilde die Schuld Doch dies war eine Mission die die persoumlnliche Aufmerksamkeit einer Bene Ges-serit mit dem Gesicht verlangte Selbst die Wahrsagerin des Padi-schah-Imperators konnte sich dieser Verantwortung nicht entzie-hen wenn sie gerufen wurde

Diese verfluchte Jessica dachte die Ehrwuumlrdige Mutter Wenn sie uns doch nur ein Maumldchen geboren haumltte wie man es ihr befohlen hat-te

Jessica blieb drei Schritte von ihrem Sessel entfernt stehen und machte einen kleinen Knicks nicht mehr als eine leichte Bewe-gung der Linken an ihrem Rocksaum entlang Paul verneigte sich auf die knappe Art die sein Tanzlehrer ihm fuumlr Gelegenheiten bei-gebracht hatte raquobei denen du dir uumlber den Rang deines Gegen-uumlbers unsicher bistlaquo

Die Feinheiten von Pauls Begruumlszligung entgingen der Ehrwuumlrdi-gen Mutter nicht Sie sagte raquoDein Junge ist vorsichtig Jessicalaquo

Jessicas Hand wanderte zu Pauls Schulter und umfasste sie fest Einen Herzschlag lang spuumlrte er die Angst die in ihr pulsierte Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle raquoSo hat man es ihm beigebracht Ehrwuumlrdenlaquo

Wovor fuumlrchtet sie sich fragte sich PaulDie Alte beaumlugte Paul mit einem raschen Gestalt-Blick Ein ova-

les Gesicht wie das von Jessica aber kraumlftige Knochen Das Haar

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 13: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

schwarz-schwarz wie das des Herzogs aber mit dem Haaransatz des Groszligvaters muumltterlicherseits dessen Name nicht genannt wer-den darf Die schmale hochmuumltige Nase Die Form der sie direkt anblickenden gruumlnen Augen wie der alte Herzog der Groszligvater vaumlterlicherseits der Tote

Das war ein Mann der wusste wie man mit Kuumlhnheit beeindruckt ndash bis in den Tod dachte die Ehrwuumlrdige Mutter

raquoJemandem etwas beizubringen ist eine Sachelaquo sagte sie raquoaber die grundsaumltzliche Anlage ist etwas anderes Wir werden sehenlaquo Ihr kalter Blick traf Jessica raquoLass uns allein Ich weise dich an die Meditation des inneren Friedens durchzufuumlhrenlaquo

Jessica nahm die Hand von Pauls Schultern raquoEhrwuumlrden ich helliplaquoraquoJessica du weiszligt dass es getan werden musslaquoVerwirrt sah Paul zu seiner Mutter aufJessica straffte sich raquoJa hellip natuumlrlichlaquoPaul blickte zur Ehrwuumlrdigen Mutter Die Houmlflichkeit seiner

Mutter und ihre offensichtliche Ehrfurcht vor dieser alten Frau rieten zur Vorsicht Doch gleichzeitig verspuumlrte er angesichts der Angst die seine Mutter ausstrahlte Wut und Bangigkeit

raquoPaul helliplaquo Jessica holte tief Luft raquoDiese Pruumlfung der du gleich unterzogen wirst hellip sie ist sehr wichtig fuumlr michlaquo

raquoPruumlfunglaquo Er hob den Blick zu ihrraquoVergiss nie dass du der Sohn eines Herzogs bistlaquo sagte Jessi-

ca Sie wirbelte herum und schritt mit raschelndem Rock aus dem Zimmer Die Tuumlr schlug schwer hinter ihr zu

Paul sah die Alte an und hielt seinen Zorn im Zaum raquoEntlaumlsst man die Lady Jessica etwa wie ein einfaches Dienstmaumldchenlaquo

Ein Laumlcheln umspielte den faltigen alten Mund raquoAn der Schu-le war die Lady Jessica vierzehn Jahre lang mein Dienstmaumldchen Jungelaquo Sie nickte raquoUnd sie hat ihre Arbeit gut gemacht Und jetzt kommst du herlaquo

Der Befehl traf ihn wie ein Peitschenschlag Paul stellte fest dass er gehorchte ehe er daruumlber nachdenken konnte Sie setzt die Stim-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 14: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

me gegen mich ein dachte er Ein Wink von ihr brachte ihn zu ihren Fuumlszligen zum Stehen

raquoSiehst du daslaquo fragte sie Sie zog einen gruumlnen Metallwuumlrfel von etwa fuumlnfzehn Zentimeter Kantenlaumlnge aus den Falten ihres Kleids Sie drehte ihn und Paul sah dass eine Seite offen war ndash ein schwarzes und seltsam Furcht einfloumlszligendes Loch Kein Licht drang in diese Schwaumlrze

raquoSteck die rechte Hand hineinlaquo sagte sieAngst durchzuckte Paul Er wollte zuruumlckweichen doch die Alte

sagte raquoGehorchst du so deiner MutterlaquoEr sah in ihre glitzernden VogelaugenDann einem unwiderstehlichen Zwang folgend steckte Paul die

Hand in den Wuumlrfel Er spuumlrte Kaumllte als die Schwaumlrze sich um sie schloss und dann glattes Metall an den Fingern und ein Kribbeln als schliefe ihm der Arm ein

Die Zuumlge der Alten nahmen etwas Raubtierhaftes an Sie loumlste ihre rechte Hand von dem Wuumlrfel und hielt sie dicht an Pauls Hals Er sah Metall aufblitzen und wollte den Kopf wenden

raquoHaltlaquo blaffte sieSie benutzt wieder die Stimme Er blickte ihr ins GesichtraquoIch halte dir den Gom Jabbar an den Halslaquo sagte sie raquoDer

Gom Jabbar der ruumlcksichtslose Feind Eine Nadel mit einem Trop-fen Gift an der Spitze Ah-ah Weiche nicht zuruumlck sonst wirst du das Gift zu spuumlren bekommenlaquo

Mit trockener Kehle versuchte Paul zu schlucken Er konnte den Blick nicht von dem faltendurchzogenen alten Gesicht wenden von den glitzernden Augen dem blassen Zahnfleisch um die sil-bernen Metallzaumlhne die aufblitzten wenn die Alte sprach

raquoNatuumlrlich kennt sich der Sohn eines Herzogs mit Giften auslaquo sagte sie raquoSo ist das heutzutage nicht wahr Moschum ein Gift in einem Getraumlnk Aumas ein Gift in einer Speise Die schnell wir-kenden die langsamen und die dazwischen Jetzt lernst du ein neu-es Gift kennen ndash den Gom Jabbar Er toumltet nur Tierelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 15: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Sein Stolz lieszlig Paul die Angst uumlberwinden raquoSie wagen es an-zudeuten dass der Sohn eines Herzogs ein Tier istlaquo

raquoSagen wir ich deute an dass du vielleicht ein Mensch bistlaquo er-widerte sie raquoRuhig Ich warne dich versuche nicht dich loszurei-szligen Ich mag alt sein aber meine Hand kann diese Nadel in deinen Hals treiben ehe du mir entkommstlaquo

raquoWer sind Sielaquo fluumlsterte er raquoMit welchem Trick haben Sie mei-ne Mutter dazu gebracht mich mit Ihnen allein zu lassen Gehouml-ren Sie zu den Harkonnenlaquo

raquoDen Harkonnen Liebe Guumlte nein Und jetzt sei stilllaquo Ein tro-ckener Finger beruumlhrte seinen Hals und er unterdruumlckte den un-willkuumlrlichen Drang zuruumlckzuzucken

raquoGutlaquo sagte sie dann raquoDen ersten Teil der Pruumlfung hast du be-standen Nun erfaumlhrst du wie der zweite ablaumluft Wenn du deine Hand aus dem Kasten ziehst stirbst du Das ist die einzige Regel Lass die Hand im Kasten und lebe Zieh sie heraus und stirblaquo

Paul holte tief Luft um sein Zittern zu besaumlnftigen raquoWenn ich schreie dann sind innerhalb einer Sekunde meine Bediensteten hier ndash und dann sterben Sielaquo

raquoDeine Bediensteten werden nicht an deiner Mutter vorbeikom-men die vor der Tuumlr Wache haumllt Darauf kannst du dich verlassen Deine Mutter hat diese Pruumlfung uumlberlebt Jetzt bist du an der Rei-he Du kannst dich geehrt fuumlhlen ndash wir fuumlhren sie bei Maumlnner-Kin-dern nur selten durchlaquo

Nun lieszlig die Neugier Pauls Angst auf ein ertraumlgliches Maszlig schrumpfen Er houmlrte der Stimme der Alten an dass sie die Wahr-heit sagte Wenn seine Mutter drauszligen Wache hielt hellip wenn das hier wirklich eine Pruumlfung war hellip worum auch immer es sich han-delte hellip er wusste dass er nicht entrinnen konnte Die Hand an seinem Hals hielt ihn gefangen der Gom Jabbar Er erinnerte sich an die Litanei gegen die Angst wie sie ihn seine Mutter gemaumlszlig des Ritus der Bene Gesserit gelehrt hatte raquoIch darf keine Angst haben Die Angst toumltet den Geist Die Angst ist der kleine Tod der die voumlllige

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 16: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

Vernichtung bringt Ich werde mich meiner Angst stellen Ich werde sie uumlber mich hinweg und durch mich hindurch lassen Und wenn sie voruuml-bergezogen ist dann richte ich mein inneres Auge auf den Weg den sie genommen hat Wo die Angst voruumlbergezogen ist wird nichts mehr sein Nur ich werde noch da seinlaquo

Er spuumlrte neue Gelassenheit und sagte raquoDann machen Sie wei-ter alte Fraulaquo

raquoAlte Fraulaquo zischte sie raquoMut hast du das laumlsst sich nicht ab-streiten Nun wir wollen sehen Sirralaquo Sie beugte sich vor und sprach beinahe im Fluumlsterton raquoDu wirst Schmerz in deiner Hand in dem Kasten spuumlren Schmerz Aber wenn du die Hand he-rausziehst dann beruumlhre ich deinen Hals mit meinem Gom Jab-bar ndash dem Tod der so rasch kommt wie das Beil des Scharfrichters Ziehst du deine Hand heraus dann holt dich der Gom Jabbar Hast du verstandenlaquo

raquoWas ist in dem KastenlaquoraquoSchmerzlaquoAls das Kribbeln in seiner Hand zunahm presste er die Lippen

fest aufeinander Was fuumlr eine Pruumlfung soll das sein fragte er sich Das Kribbeln wurde zu einem Jucken

Die Alte sagte raquoHast du davon gehoumlrt dass es Tiere gibt die sich ein Bein abkauen um einer Falle zu entkommen Das ist ein Verhalten fuumlr ein Tier Ein Mensch wuumlrde in der Falle bleiben den Schmerz ertragen und sich tot stellen sodass er den Jaumlger vielleicht toumlten und eine Bedrohung fuumlr seine Artgenossen beseitigen kannlaquo

Das Jucken wurde zu einem ganz leichten Brennen raquoWarum tun Sie daslaquo fragte er

raquoUm festzustellen ob du ein Mensch bist Sei stilllaquoPaul ballte die Linke zur Faust als das Brennen in der anderen

Hand zunahm Mehr Hitze mehr und mehr hellip und mehr Er spuumlr-te wie sich ihm die Fingernaumlgel seiner freien Hand ins Fleisch gru-ben Er versuchte die Finger der brennenden Hand zu bewegen doch sie waren wie erstarrt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 17: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar

raquoEs brenntlaquo fluumlsterte erraquoSchweiglaquoSchmerz pulsierte in seinem Arm Der Schweiszlig stand ihm auf

der Stirn Jede Faser seines Koumlrpers schrie danach die Hand aus dieser Feuergrube zu ziehen hellip aber hellip da war der Gom Jabbar Ohne den Kopf zu drehen bewegte er die Augen um die schreck-liche Nadel an seinem Hals zu sehen Er merkte dass sein Atem stoszligweise ging doch sein Versuch ihn zu beruhigen blieb erfolg-los

SchmerzAlles verblasste bis Pauls Welt nur noch aus seiner von Qualen

umspuumllten Hand und dem uralten Gesicht bestand das ihn aus we-nigen Zentimetern Entfernung anstarrte

Seine Lippen waren so trocken dass er sie kaum auseinander bekam

Das Brennen Das BrennenEr meinte zu spuumlren wie sich die Haut schwarz von der gepei-

nigten Hand schaumllte wie das Fleisch knisternd zerstob bis nur noch verkohlte Knochen uumlbrig waren hellip und dann hellip

VorbeiAls waumlre ein Schalter umgelegt worden war der Schmerz vorbei

Paul spuumlrte das Beben seines rechten Arms spuumlrte seinen schweiszlig-gebadeten Leib

raquoDas reichtlaquo brummte die Alte raquoKull wahad Kein Frauen-Kind hat je so viel ertragen Vermutlich wollte ich dass du scheiterstlaquo Sie lehnte sich zuruumlck und nahm den Gom Jabbar von seinem Hals raquoZieh deine Hand aus dem Kasten junger Mann und sieh sie dir anlaquo

Er unterdruumlckte ein Schaudern des Schmerzes und starrte in die lichtlose Leere in der seine Hand wie es schien verweilen wollte Jeder Augenblick war von der Erinnerung an den Schmerz durch-drungen Er rechnete damit nichts als einen verkohlten Stumpf aus dem Kasten zu ziehen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoLoslaquo zischte siePaul riss seine Hand aus dem Kasten und starrte sie verbluumlfft an

Sie war unversehrt das Fleisch zeigte keine Spur von seinen Qua-len Er hielt sie hoch drehte sie bewegte die Finger

raquoSchmerz durch Nerveninduktionlaquo erklaumlrte die Alte raquoSchlieszlig-lich koumlnnen wir nicht einfach so menschliches Potenzial verstuumlm-meln Es gibt Leute die fuumlr das Geheimnis dieses Kastens viel be-zahlen wuumlrdenlaquo Sie lieszlig ihn zuruumlck in die Falten ihres Gewands gleiten

raquoAber der Schmerz helliplaquo sagte erraquoSchmerzlaquo schnaubte sie raquoEin Mensch kann mit seinem Willen

jeden Nerv in seinem Koumlrper auszliger Kraft setzenlaquoPauls linke Hand tat ihm weh Er oumlffnete die verkrampften Fin-

ger und betrachtete die vier blutigen Male wo sich die Fingernaumlgel in die Haut gebohrt hatten Dann lieszlig er die Hand sinken und sah die Alte an raquoDas haben Sie auch meiner Mutter angetanlaquo

raquoHast du jemals Sand gesiebtlaquo fragte sieDer ploumltzliche Themenwechsel versetzte seinen Verstand in

einen Zustand erhoumlhter Aufmerksamkeit Sand gesiebt Er nickteraquoWir Bene Gesserit sieben Leute um die Menschen unter ihnen

zu findenlaquoPaul hob die rechte Hand und beschwor die Erinnerung an den

Schmerz herauf raquoUnd weiter ist nichts dabei ndash nur SchmerzlaquoraquoIch habe dich beobachtet waumlhrend du Schmerzen gelitten hast

Junge Schmerz ist lediglich die Achse des Tests Deine Mutter hat dir von verschiedenen Moumlglichkeiten des Beobachtens erzaumlhlt Ich sehe ihre Lehren in dir Unsere Pruumlfung besteht aus Krise und Be-obachtunglaquo

An ihrem Tonfall war etwas das ihren Worten absolute Glaub-wuumlrdigkeit verlieh raquoDas ist die Wahrheitlaquo murmelte Paul

Die Alte musterte ihn Er spuumlrt die Wahrheit Ist er vielleicht tat-saumlchlich der Eine Sie erstickte ihre Aufregung im Keim und ge-mahnte sich Hoffnung vernebelt die Beobachtungsgabe

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDu weiszligt wenn jemand das was er sagt glaubtlaquo bemerkte sieraquoJa das weiszlig ichlaquoAus seiner Stimme klang das feste Vertrauen in die eigenen Fauml-

higkeiten das er durch langjaumlhriges Training erlangt hatte Sie houmlr-te diese Faumlrbung und sagte raquoVielleicht bist du der Kwisatz Hade-rach Setz dich kleiner Bruder hier zu meinen Fuumlszligenlaquo

raquoIch stehe lieberlaquoraquoDeine Mutter saszlig fruumlher zu meinen FuumlszligenlaquoraquoIch bin nicht meine MutterlaquoraquoDu hasst uns nicht wahrlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zur

Tuumlr und rief raquoJessicalaquoDie Tuumlr flog auf und Jessica starrte mit kaltem Blick ins Zim-

mer Aber die Kaumllte wich als sie Paul sah Sie brachte ein schwaches Laumlcheln zustande

raquoJessica hast du jemals aufgehoumlrt mich zu hassenlaquo fragte die Alte

raquoIch liebe Sie und hasse Sie zugleichlaquo erwiderte Jessica raquoDer Hass ndash er ruumlhrt von Schmerzen die ich nie vergessen kann Die Liebe ndash sie ist helliplaquo

raquoBleib bei den Faktenlaquo sagte die Alte doch ihre Stimme war sanft raquoDu darfst nun hereinkommen aber schweig Schlieszlig die Tuumlr und sorg dafuumlr dass uns niemand stoumlrtlaquo

Jessica trat ein schloss die Tuumlr und blieb mit dem Ruumlcken zu ihr stehen Mein Sohn lebt dachte sie Mein Sohn lebt und ist hellip ein Mensch Ich wusste dass er einer ist aber dennoch hellip er lebt Jetzt kann auch ich weiterleben Die Tuumlr in ihrem Ruumlcken fuumlhlte sich fest und real an Alles im Zimmer kam ihr unmittelbar vor und drang auf ihre Sinne ein

Mein Sohn lebtPaul sah seine Mutter an und dachte Sie hat die Wahrheit ge-

sagt Er wollte allein sein und dieses Erlebnis in Ruhe durchden-ken aber er wusste dass er erst gehen konnte wenn man ihn ent-lieszlig Die Alte hatte Macht uumlber ihn Sie haben die Wahrheit gesagt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Auch seine Mutter hatte sich dieser Pruumlfung unterzogen Sie muss-te einer furchtbaren Bestimmung dienen hellip denn auch Schmerz und Angst waren furchtbar gewesen Er wusste was es mit furcht-baren Bestimmungen auf sich hatte Sie liefen allen Wahrschein-lichkeiten zuwider sie fanden ihre Notwendigkeit in sich selbst Paul spuumlrte dass er mit einer furchtbaren Bestimmung infiziert worden war Nur wusste er noch nicht um was fuumlr eine Bestim-mung es sich handelte

raquoEines Tages Jungelaquo sagte die Alte raquowirst auch du drauszligen vor einer Tuumlr wie dieser stehen Das verlangt einigeslaquo

Paul blickte auf die Hand die den Schmerz erfahren hatte und dann wieder zur Ehrwuumlrdigen Mutter Der Klang ihrer Stimme war in einer Hinsicht anders als der jeder anderen die er kannte Die Worte waren von einem leuchtenden Schein umgeben sodass ihre Umrisse klar hervortraten Er spuumlrte dass ihm jede Frage die er ihr stellen wuumlrde eine Antwort bescheren konnte die ihn aus seiner fleischlichen Welt in etwas Groumlszligeres heben wuumlrde

raquoWarum suchen Sie nach Menschenlaquo fragte erraquoUm euch zu befreienlaquoraquoBefreienlaquoraquoEinst haben die Menschen das Denken den Maschinen uumlber-

tragen in der Hoffnung dass das sie befreien wuumlrde Doch statt-dessen ermoumlglichte es nur anderen Menschen mit Maschinen sie zu versklavenlaquo

raquorsaquoDu sollst keine Maschine nach dem Bild des Geistes eines Menschen fertigenlsaquolaquo zitierte Paul

Die Alte nickte raquoSo steht es in Butlers Dschihad und in der Orange-Katholischen Bibellaquo sagte sie raquoAber eigentlich sollte in der O K-Bibel stehen rsaquoDu sollst keine Maschine fertigen die eine Faumllschung des menschlichen Geistes darstelltlsaquo Hast du den Men-taten in deinen Diensten studiertlaquo

raquoIch habe bei Thufir Hawat studiertlaquoraquoDer Groszlige Aufstand hat eine Kruumlcke beseitigtlaquo sagte sie raquoEr

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hat den menschlichen Geist dazu gezwungen sich zu entwickeln Schulen wurden ins Leben gerufen um menschliche Gaben zu trai-nierenlaquo

raquoDie Schulen der Bene GesseritlaquoSie nickte erneut raquoZwei wichtige Schulen aus jenen Tagen haben

bis in die heutige Zeit uumlberlebt ndash die Bene Gesserit und die Raum-gilde Soweit wir wissen legt die Gilde die Betonung fast ganz auf Mathematik Die Bene Gesserit erfuumlllen eine andere Funktionlaquo

raquoPolitiklaquo sagte PaulraquoKull wahadlaquo sagte die Alte Sie warf Jessica einen strengen

Blick zuraquoIch habe es ihm nicht erzaumlhlt Ehrwuumlrdenlaquo sagte JessicaDie Ehrwuumlrdige Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wie-

der Paul zu raquoDas hast du mit bemerkenswert wenigen Hinwei-sen erkanntlaquo sagte sie raquoJa Politik Die urspruumlngliche Bene-Ges-serit-Schule wurde von jenen geleitet die die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuitaumlt in den menschlichen Angelegenheiten sa-hen Sie erkannten dass eine solche Kontinuitaumlt nur gewaumlhrleistet werden konnte indem man menschliches Material von tierischem trennte ndash zu Zuchtzweckenlaquo

Mit einem Mal verloren die Worte der alten Frau fuumlr Paul ihre hervorstechende Klarheit Er empfand einen Verstoszlig gegen das was seine Mutter als seinen raquoInstinkt fuumlr das Richtigelaquo bezeich-nete Aber es war nicht so dass die Ehrwuumlrdige Mutter ihn anlog offensichtlich glaubte sie das was sie sagte Es war etwas Tiefer-gehendes etwas das mit seiner furchtbaren Bestimmung zu tun hatte Er sagte raquoAber meine Mutter hat gesagt dass viele Bene Gesserit von den Schulen gar nicht wissen von wem sie abstam-menlaquo

raquoDie Genlinien werden in unseren Archiven aufbewahrtlaquo sagte die Alte raquoDeine Mutter weiszlig dass sie entweder von Bene Gesserit abstammt oder dass das Genmaterial ihrer Vorfahren von sich aus akzeptabel warlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWarum durfte sie dann nicht erfahren wer ihre Eltern sindlaquoraquoManche duumlrfen es erfahren hellip und viele nicht Es waumlre zum

Beispiel moumlglich dass wir sie mit einem engen Verwandten paaren wollten um eine Dominanz einer gewissen genetischen Eigenschaft zu erzeugen Unser Handeln kennt viele Beweggruumlndelaquo

Einmal mehr spuumlrte Paul einen Verstoszlig gegen das was richtig war raquoSie maszligen sich einiges anlaquo sagte er

Die Ehrwuumlrdige Mutter betrachtete ihn und dachte Habe ich da Kritik aus seinem Tonfall herausgehoumlrt raquoWir tragen eine schwere Buumlrdelaquo sagte sie

Paul fuumlhlte wie der Schock der Pruumlfung langsam abebbte Er maszlig die Alte mit einem gleichmuumltigen Blick und sagte raquoSie haben gesagt dass ich vielleicht der hellip Kwisatz Haderach bin Was ist das Ein menschlicher Gom Jabbarlaquo

raquoPaullaquo sagte Jessica raquoDu darfst nicht in diesem Ton mit der helliplaquoraquoIch regele das Jessicalaquo unterbrach sie die Alte raquoAlso gut Junge

weiszligt du von der WahrsagedrogelaquoPaul nickte raquoMan nimmt sie um die Faumlhigkeit zum Aufdecken

von Taumluschungen zu verbessernlaquo sagte er raquoMeine Mutter hat mir davon erzaumlhltlaquo

raquoUnd hast du jemals die Wahrheitstrance beobachtetlaquoEr schuumlttelte den KopfraquoDie Droge ist gefaumlhrlichlaquo sagte die Alte raquodoch sie verleiht

Einsichten Wenn eine Wahrsagerin die Gabe der Droge erhaumllt kann sie an viele Orte in ihrer Erinnerung schauen ndash in der Erinne-rung ihres Koumlrpers Auf diese Weise verfolgen wir viele Wege in die Vergangenheit hellip aber nur weibliche Wegelaquo Ihre Stimme nahm einen traurigen Ton an raquoEs gibt einen Ort an den keine Wahr-sagerin sehen kann Er stoumlszligt uns ab versetzt uns in Schrecken Es heiszligt dass eines Tages ein Mann kommen und durch die Gabe der Droge sein geistiges Auge entdecken wird Er wird dorthin blicken wo wir nichts sehen koumlnnen ndash in weibliche wie auch in maumlnnliche Vergangenheitenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDer Kwisatz HaderachlaquoraquoJa Derjenige der an vielen Orten zugleich sein kann ndash der Kwi-

satz Haderach Etliche haben die Droge ausprobiert hellip aber keiner hatte Erfolglaquo

raquoSie haben es versucht und sind gescheitertlaquoraquoOh neinlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter schuumlttelte den Kopf raquoSie

haben es versucht und sind gestorbenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Der Versuch MuadrsquoDib zu verstehen ohne auch sei-ne Todfeinde die Harkonnen zu verstehen ist wie der Versuch die Wahrheit zu sehen ohne die Luumlge zu kennen Es ist der Versuch das Licht zu sehen ohne die Dunkelheit zu kennen Es ist nicht moumlglich

ndash Aus raquoHandbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Angetrieben von einer fetten mit glitzernden Ringen bestuumlckten Hand drehte sich der teilweise in Schatten getauchte Reliefglo-bus einer Welt Der Globus stand frei vor der Wand eines fens-terlosen Raums dessen uumlbrige Waumlnde mit einem bunten Wirrwarr aus Schriftrollen Filmbuumlchern Baumlndern und Spulen bedeckt wa-ren Erleuchtet wurde der Raum von goldenen Kugeln die in mo-bilen Suspensorfeldern schwebten

In der Mitte des Raums befand sich ein ellipsoider Schreib-tisch mit einer Platte aus versteinertem Elaccaholz in Jaderosa Darum herum standen selbstverformende Suspensorsessel von de-nen zwei besetzt waren In dem einen saszlig mit griesgraumlmiger Mie-ne ein rundgesichtiger dunkelhaariger Junge von etwa sechzehn Jahren im anderen ein schmaler kleiner Mann mit weibischen Zuumlgen

Junge und Mann beobachteten beide den Globus und den halb in den Schatten verborgenen Mann der ihn drehte

Ein Kichern ertoumlnte neben dem Globus und aus dem Kichern polterte eine Bassstimme hervor raquoDa ist sie Piter ndash die groumlszligte Menschenfalle die es jemals gegeben hat Und der Herzog ist in ihre Faumlnge unterwegs Ist es nicht etwas Groszligartiges was ich Ba-ron Vladimir Harkonnen da eingefaumldelt habelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ja doch Baronlaquo sagte der Mann Er sprach in einem suuml-szligen melodischen Tenor

Die fette Hand senkte sich auf den Globus und brachte ihn zum Stehen Jetzt konnten sich alle Blicke auf die unbewegte Oberflauml-che richten und erkennen dass es jene Sorte Globus war die man fuumlr reiche Sammler oder Planetengouverneure des Imperiums her-stellte Es war echte imperiale Handarbeit Laumlngen- und Breiten-grade waren haarfeine Platindraumlhte die Polkappen bestanden aus feinsten Wolkenmilchdiamanten

Die fette Hand zog die Linien auf der Oberflaumlche nach raquoSeht nurlaquo polterte die Bassstimme raquoSieh genau hin Piter und du auch Feyd-Rautha mein Liebster Vom sechzigsten noumlrdlichen Breiten-grad bis zum siebzigsten suumldlichen ndash diese koumlstlichen Kraumluselun-gen Ihre Faumlrbung erinnert sie euch nicht an suumlszligen Karamell Nir-gends ist das Blau von Seen Fluumlssen oder Meeren zu sehen Und diese herzallerliebsten Polkappen ndash wie klein sie sind Ist das nicht ein unverwechselbarer Planet Arrakis Wahrhaft einzigartig Ein grandioser Schauplatz fuumlr einen einzigartigen Sieglaquo

Ein Laumlcheln lieszlig Piters Lippen zucken raquoUnd man stelle sich vor Baron der Padischah-Imperator glaubt dass er dem Herzog Ihren Gewuumlrzplaneten geschenkt haumltte Welch bittere Ironielaquo

raquoDas ist eine unsinnige Aussagelaquo polterte der Baron raquoDas sagst du um Feyd-Rautha zu verwirren Aber das ist voumlllig unnoumltiglaquo

Der Junge mit dem missmutigen Gesicht regte sich im Sessel und glaumlttete eine Falte seines hautengen Anzugs Er richtete sich auf als hinter ihm an der Tuumlr ein zuruumlckhaltendes Klopfen ertoumlnte

Piter erhob sich aus seinem Sessel ging an die Tuumlr und oumlffnete sie gerade weit genug um einen Nachrichtenzylinder entgegen-zunehmen Nachdem er die Tuumlr wieder geschlossen hatte entrollte er den Inhalt des Zylinders und uumlberflog ihn Er gab ein leises La-chen von sich dann noch eines

raquoUndlaquo fragte der Baron forderndraquoDieser Dummkopf hat geantwortet Baronlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWann hat ein Atreides jemals die Gelegenheit zu einer groszligen Geste ausgeschlagenlaquo sagte der Baron raquoUnd was schreibt erlaquo

raquoEr ist houmlchst ungehobelt Baron Er spricht Sie als rsaquoHarkon-nenlsaquo an kein rsaquoSire und geschaumltzter Cousinlsaquo kein Titel kein gar nichtslaquo

raquoEs ist ein guter Namelaquo knurrte der Baron und sein Tonfall ver-riet seine Ungeduld raquoWas schreibt der liebe Letolaquo

raquoEr schreibt rsaquoDie Kunst des Kanly hat noch immer ihre Ver-ehrer im Imperiumlsaquo Und unterzeichnet hat er mit rsaquoHerzog Leto von Arrakislsaquolaquo Piter lachte raquoVon Arrakis Liebe Guumlte Das ist fast schon zu gutlaquo

raquoSei still Piterlaquo knurrte der Baron und Piters Lachen ver-stummte als haumltte man einen Schalter umgelegt raquoKanly alsolaquo sagte der Baron raquoEine Vendetta was Und er benutzt dieses huumlb-sche alte Wort das von Traditionen trieft damit ich auch ganz si-cher weiszlig dass er es ernst meintlaquo

raquoSie haben eine Geste des Friedens gemacht Baronlaquo sagte Piter raquoDie Form wurde gewahrtlaquo

raquoFuumlr einen Mentaten redest du zu viel Piterlaquo sagte der Baron Und er dachte Ich muss mir diesen Kerl bald vom Hals schaffen Er ist mir kaum noch von Nutzen Der Baron sah quer durch den Raum seinen Mentaten-Assassinen an und sofort fiel ihm das an Piter auf was die meisten als Erstes bemerkten ndash die Augen die uumlber-schatteten Schlitze aus Blau in Blau diese Augen in denen uumlber-haupt kein Weiszlig mehr zu sehen war

Ein Grinsen huschte uumlber Piters Gesicht unter den Augen wie Loumlchern hatte es etwas Maskenhaftes raquoAber Baron Nie war Ra-che schoumlner Wir sehen hier einen Plan von erlesenster Hinterlist Leto dazu zu bringen dass er Caladan gegen den Wuumlstenplaneten eintauscht ndash und zwar ohne dass ihm eine Alternative bleibt weil der Imperator es befiehlt Sie sind ein Schelmlaquo

Mit kalter Stimme sagte der Baron raquoDu hast Sprechdurchfall Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoAber ich bin gluumlcklich mein Baron Waumlhrend Sie hellip Sie ver-spuumlren einen Anflug von Neidlaquo

raquoPiterlaquoraquoAh-ah Baron Ist es nicht bedauerlich dass Sie nicht in der

Lage waren sich diese koumlstliche Intrige selbst auszudenkenlaquoraquoEines Tages werde ich dich strangulieren lassen PiterlaquoraquoAber gewiss Baron Enfin Doch eine gute Tat ist nie ver-

gebens oderlaquoraquoHast du Verit oder Semuta gekaut PiterlaquoraquoWahre Worte ohne Furcht uumlberraschen den Baronlaquo sagte Pi-

ter Er setzte eine gespielt finstere Miene auf raquoAh ha Aber Sie muumlssen sich daruumlber im Klaren sein Baron dass ich als Mentat weiszlig wann Sie den Henker schicken Sie werden sich zuruumlckhal-ten solange ich Ihnen von Nutzen bin Fruumlher zu handeln waumlre Verschwendung und noch kann man mich zu vielem gebrau-chen Ich weiszlig welche Lektion Sie von diesem wunderbaren Duuml-nenplaneten gelernt haben ndash verschwende nie etwas Nicht wahr Baronlaquo

Der Baron starrte Piter weiter anFeyd-Rautha rutschte in seinem Stuhl herum Dieses alberne Ge-

rangel der beiden dachte er Mein Onkel kann nicht mit seinem Men-taten reden ohne Streit anzufangen Denken die etwa dass ich nichts Besseres zu tun haumltte als mir ihr Gezaumlnk anzuhoumlren

raquoFeydlaquo sagte der Baron raquoAls ich dich hergebeten habe habe ich dir gesagt dass du zuhoumlren und lernen sollst Lernst du etwaslaquo

raquoJa Onkellaquo Feyd-Rautha war sorgsam auf einen unterwuumlrfigen Tonfall bedacht

raquoManchmal gibt mir Piter wirklich zu denkenlaquo sagte der Baron raquoIch verursache aus Notwendigkeit Schmerz aber er hellip ich koumlnn-te schwoumlren dass es ihm echte Freude bereitet Ich fuumlr meinen Teil kann Mitleid mit dem armen alten Herzog Leto empfinden Dr Yueh wird bald handeln und das wird dann das Ende der Fami-lie Atreides sein Aber mit Sicherheit wird Leto erkennen wes-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen Hand den gefuumlgigen Doktor lenkte ndash und dieses Wissen wird schrecklich fuumlr ihn seinlaquo

raquoWarum haben Sie den Doktor dann nicht angewiesen Leto still und effektiv einen Kindjal zwischen die Rippen zu bohrenlaquo fragte Piter raquoSie sprechen von Mitgefuumlhl aber helliplaquo

raquoDer Herzog muss begreifen dass ich es bin der hinter seinem Verderben stehtlaquo erwiderte der Baron raquoUnd die anderen Groszligen Haumluser muumlssen auch davon erfahren Dieses Wissen wird sie zum Nachdenken bringen Was mir etwas Spielraum verschafft Die Notwendigkeit ist offensichtlich aber deshalb muss mir das nicht gefallenlaquo

raquoSpielraumlaquo houmlhnte Piter raquoSchon jetzt hat der Imperator Sie im Auge Baron Sie handeln zu kuumlhn Eines Tages wird er ein bis zwei Legionen seiner Sardaukar hierher nach Giedi Primus schicken und dann ist es vorbei mit Baron Vladimir Harkonnenlaquo

raquoDas wuumlrde dir gefallen was Piterlaquo sagte der Baron raquoEs wuumlr-de dir gefallen zu sehen wie ein Sardaukar-Korps meine Staumldte pluumlndert und dieses Schloss hier einnimmt Das wuumlrde dir wirklich Freude bereitenlaquo

raquoMuss der Baron das uumlberhaupt fragenlaquo fluumlsterte PiterraquoDu haumlttest ein Baschar bei den Korps werden sollenlaquo sagte der

Baron raquoDu interessierst dich zu sehr fuumlr Blut und Schmerz Viel-leicht war es voreilig von mir dir etwas von unserer Beute auf Ar-rakis zu versprechenlaquo

Piter machte fuumlnf seltsam affektierte Schritte in den Raum hi-nein und blieb direkt hinter Feyd-Rautha stehen Knisternde An-spannung lag in der Luft der Junge blickte mit einem besorgten Stirnrunzeln zu Piter auf

raquoSpielen Sie lieber nicht mit Piter Baronlaquo sagte der Mentat raquoSie haben mir Lady Jessica versprochen hellip Sie haben sie mir verspro-chenlaquo

raquoWofuumlr willst du sie Piterlaquo fragte der Baron raquoFuumlr SchmerzenlaquoPiter starrte ihn an waumlhrend sich das Schweigen ausdehnte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Feyd-Rautha bewegte seinen Suspensorsessel zur Seite und sag-te raquoOnkel muss ich bleiben Du meintest du helliplaquo

raquoMein liebster Feyd-Rautha wird ungeduldiglaquo sagte der Baron und bewegte sich neben dem Globus in den Schatten raquoGeduld Feydlaquo Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mentaten zu raquoWas ist mit dem Herzoumlglein dem Kind Paul mein lieber Piterlaquo

raquoDie Falle wird ihn in Ihre Haumlnde spielen Baronlaquo brummte Pi-ter

raquoDas habe ich nicht gefragtlaquo sagte der Baron raquoDu wirst dich an deine Vorhersage erinnern dass die Bene-Gesserit-Hexe dem Herzog eine Tochter gebaumlren wird Da hast du dich geirrt nicht wahr Mentatlaquo

raquoIch irre mich nur selten Baronlaquo sagte Piter und erstmals lag ein Hauch von Angst in seiner Stimme raquoDas muumlssen Sie mir zugeste-hen Und Sie wissen selbst dass die Bene Gesserit meistens Toumlch-ter zur Welt bringen Auch die Gemahlin des Imperators hat nur weibliche Kinder hervorgebrachtlaquo

raquoOnkellaquo sagte Feyd-Rautha raquodu meintest dass es hier etwas Wichtiges fuumlr mich helliplaquo

raquoHoumlr dir meinen Neffen anlaquo sagte der Baron raquoEr hat es darauf abgesehen uumlber meine Baronie zu herrschen dabei hat er sich nicht einmal selbst im Grifflaquo Der Baron regte sich neben dem Globus ein Schatten in den Schatten raquoAlso gut Feyd-Rautha Harkonnen ich habe dich in der Hoffnung hierherbestellt dir etwas Klugheit beizubringen Hast du unseren Mentaten beobachtet Du muumlsstest etwas aus unserem Wortwechsel gelernt habenlaquo

raquoAber Onkel helliplaquoraquoEin houmlchst tuumlchtiger Mentat unser Piter findest du nicht

FeydlaquoraquoJa aber helliplaquoraquoAh Allerdings aber Aber er nimmt zu viel Gewuumlrz zu sich

er konsumiert es wie eine Suumlszligigkeit Sieh dir seine Augen an Er koumlnnte ebenso gut ein Tageloumlhner auf Arrakis sein Er ist tuumlch-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

tig aber er ist trotzdem emotional und neigt zu leidenschaftlichen Ausbruumlchen Tuumlchtig ist er unser Piter aber er kann sich irrenlaquo

Leise und im Schmollton sagte Piter raquoHaben Sie mich herge-rufen um meine Tuumlchtigkeit durch Kritik zu beeintraumlchtigen Ba-ronlaquo

raquoDeine Tuumlchtigkeit beeintraumlchtigen Du kennst mich doch Pi-ter ich will nur dass mein Neffe begreift welche Grenzen einem Mentaten gesetzt sindlaquo

raquoBilden Sie bereits meinen Nachfolger auslaquo wollte Piter wis-sen

raquoEinen Nachfolger fuumlr dich Aber Piter wo sollte ich denn einen anderen Mentaten finden der eine so verschlagene Giftschlange ist wie dulaquo

raquoAm selben Ort an dem Sie mich gefunden haben BaronlaquoraquoHm vielleicht sollte ich das wirklich versuchenlaquo sinnierte der

Baron raquoDu kommst mir in letzter Zeit etwas instabil vor Und wie viel Gewuumlrz du verspeistlaquo

raquoSind meine Verlustierungen zu teuer Baron Haben Sie Einwaumlnde dagegenlaquo

raquoMein lieber Piter deine Verlustierungen sind es die dich an mich binden Wie koumlnnte ich etwas dagegen haben Ich moumlchte lediglich dass mein Neffe das an dir siehtlaquo

raquoDann werde ich also vorgefuumlhrtlaquo sagte Piter raquoSoll ich tanzen Soll ich dem hochgeehrten Feyd-Rautha meine zahlreichen Talen-te demonstrierenlaquo

raquoGanz genaulaquo sagte der Baron raquodu wirst vorgefuumlhrt Und jetzt sei stilllaquo Er wandte sich Feyd-Rautha zu und sein Blick fiel auf die Lippen seines Neffen den vollen Schmollmund genetischer Ausweis der Harkonnen und in diesem Moment in leichter Be-lustigung verzogen raquoDieses Geschoumlpf ist ein Mentat Feyd Man hat es dazu ausgebildet und konditioniert bestimmte Pflichten zu erfuumlllen Jedoch darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass es in einem menschlichen Koumlrper steckt Das ist ein ernsthafter Nach-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

teil Manchmal glaube ich dass unsere Vorfahren mit ihren Denk-maschinen auf der richtigen Spur warenlaquo

raquoIm Vergleich zu mir waren das Spielzeugelaquo fauchte Piter raquoSelbst Sie Baron koumlnnten Besseres leisten als diese Maschinenlaquo

raquoMag seinlaquo sagte der Baron raquoAch ja helliplaquo Er holte tief Luft und ruumllpste raquoUnd jetzt Piter umreiszlige fuumlr meinen Neffen die hervor-stechenden Merkmale unserer Kampagne gegen das Haus Atrei-des Uumlbe deine Funktion als Mentat aus wenn es dir genehm istlaquo

raquoBaron ich habe Sie davor gewarnt einem so jungen Menschen diese Informationen anzuvertrauen Meine Beobachtungen helliplaquo

raquoDas lass meine Sorge seinlaquo sagte der Baron raquoIch befehle es dir Mentat Demonstriere eines deiner zahlreichen Talentelaquo

raquoSo sei eslaquo sagte Piter Er straffte sich und nahm eine seltsam wuumlrdevolle Haltung an ndash als setzte er eine weitere Maske auf die diesmal seinen ganzen Koumlrper bedeckte raquoIn einigen Standardtagen wird der gesamte Hofstaat von Herzog Leto mit einem Schiff der Raumgilde nach Arrakis aufbrechen Die Gilde wird die Atreides bei der Stadt Arrakeen absetzen nicht bei unserer Stadt Carthag Der Mentat des Herzogs Thufir Hawat wird zu Recht zu dem Schluss gelangt sein dass sich Arrakeen besser verteidigen laumlsstlaquo

raquoHoumlr gut zu Feydlaquo sagte der Baron raquoBeachte wie sich in jedem Plan ein weiterer versteckt und darin noch einerlaquo

Feyd-Rautha nickte und dachte So habe ich mir das schon eher vorgestellt Endlich weiht mich das alte Ungetuumlm in ein paar Geheim-nisse ein Offenbar will er mich wirklich als seinen Erben

raquoEs gibt mehrere randstaumlndige Moumlglichkeitenlaquo sagte Piter raquoIch sage voraus dass das Haus Atreides nach Arrakis gehen wird Wir duumlrfen allerdings nicht die Moumlglichkeit auszliger Acht lassen dass der Herzog eine Abmachung mit der Gilde getroffen hat und man ihn an einen sicheren Ort auszligerhalb des Systems bringen wird Schon andere Haumluser sind unter aumlhnlichen Umstaumlnden zu Renegaten ge-worden Sie haben ihre Atomwaffen und Schilde mitgenommen und sind uumlber die Grenzen des Imperiums geflohenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoDafuumlr ist der Herzog ein zu stolzer Mannlaquo sagte der BaronraquoDie Moumlglichkeit bestehtlaquo sagte Piter raquoIm Endeffekt liefe es fuumlr

uns aber auf das Gleiche hinauslaquoraquoNein das liefe es nichtlaquo zischte der Baron raquoIch brauche ihn

tot ndash und sein Haus muss mit ihm sterbenlaquoPiter nickte raquoDas ist das Wahrscheinlichere Es gibt gewisse

Vorbereitungen die darauf hindeuten dass ein Haus abtruumlnnig wird Der Herzog trifft offensichtlich keine davonlaquo

raquoNa alsolaquo Der Baron seufzte raquoMach weiter PiterlaquoraquoIn Arrakeenlaquo sagte Piter raquowird der Herzog mit seiner Familie

die Residenz beziehen die zuletzt das Zuhause von Graf und Lady Fenring warlaquo

raquoDer Schmuggler-Botschafterlaquo warf der Baron kichernd einraquoWas fuumlr ein Botschafterlaquo fragte Feyd-RautharaquoDein Onkel beliebt zu scherzenlaquo sagte Piter raquoEr nennt Graf

Fenring Schmuggler-Botschafter und spielt damit auf das Interes-se des Imperators am Schmuggel auf Arrakis anlaquo

Feyd-Rautha sah seinen Onkel verwirrt an raquoWarumlaquoraquoSei nicht dumm Feydlaquo blaffte der Baron raquoWie sollte es denn

anders sein solange sich die Gilde der Kontrolle durch das Impe-rium weitgehend entzieht Wie sonst sollten sich Spione und As-sassinen bewegenlaquo

Feyd-Rauthas Mund bildete ein lautloses raquoOhlaquoraquoWir haben in der Residenz fuumlr Ablenkung gesorgtlaquo fuhr Piter

fort raquoEs wird einen Anschlag auf das Leben des Atreides-Erben geben ndash einen Anschlag der von Erfolg gekroumlnt sein koumlnntelaquo

raquoPiterlaquo polterte der Baron raquodu hast vorhergesagt helliplaquoraquoIch habe vorhergesagt dass es zu Unfaumlllen kommen kannlaquo sag-

te Piter raquoUnd der Anschlag muss glaubwuumlrdig aussehenlaquoraquoAh aber der Junge hat einen so suumlszligen Koumlrperlaquo sagte der Baron

raquoNatuumlrlich ist er potenziell gefaumlhrlicher als der Vater hellip wo er doch von seiner Hexenmutter ausgebildet wird Verfluchte Frau Nun ja mach weiter Piterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHawat wird voraussehen dass wir einen Agenten auf ihn an-gesetzt habenlaquo erklaumlrte Piter raquoDer offensichtliche Verdaumlchtige ist Dr Yueh der tatsaumlchlich unser Agent ist Aber Hawat hat Unter-suchungen angestellt und herausgefunden dass unser Doktor ein Absolvent der Suk-Schule mit imperialer Konditionierung ist ndash eigentlich muumlsste er damit vertrauenswuumlrdig genug sein um selbst den Imperator zu behandeln Man geht davon aus dass die ulti-mative Konditionierung nicht entfernt werden kann ohne die be-treffende Person zu toumlten Aber wie einmal jemand feststellte kann man mit dem richtigen Hebel sogar einen Planeten bewegen Wir haben den Hebel gefunden mit dem sich der Doktor bewegen laumlsstlaquo

raquoWielaquo fragte Feyd-Rautha Dieses Thema fand er faszinierend Jeder wusste dass sich eine imperiale Konditionierung nicht unter-wandern lieszlig

raquoEin andermallaquo sagte der Baron raquoWeiter PiterlaquoraquoAnstelle von Yueh werfen wir Hawat also eine andere hoch-

interessante Verdaumlchtige zum Fraszlig vorlaquo sagte Piter raquoDie schiere Kuumlhnheit eines Verdachts gegen diese Person wird seine Aufmerk-samkeit erregenlaquo

raquoEine Fraulaquo fragte Feyd-RautharaquoDie Lady Jessica persoumlnlichlaquo sagte der BaronraquoIst das nicht goumlttlichlaquo sagte Piter raquoHawats Verstand wird so

sehr mit dieser Moumlglichkeit befasst sein dass seine Funktion als Mentat darunter leidet Vielleicht wird er sogar versucht sein sie zu toumltenlaquo Piter runzelte die Stirn raquoAber ich kann mir nicht vor-stellen dass er tatsaumlchlich dazu faumlhig istlaquo

raquoDu willst nicht dass er das tut waslaquo sagte der BaronraquoBleiben wir bei der Sache Baronlaquo sagte Piter raquoWaumlhrend Ha-

wat mit Lady Jessica beschaumlftigt ist lenken wir ihn zusaumltzlich mit ein paar Aufstaumlnden in Garnisonsstaumldten und derlei mehr ab Die-se Aufstaumlnde wird man niederschlagen Der Herzog soll glauben dass er ein gewisses Maszlig an Sicherheit gewinnt Und dann wenn

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

die Zeit reif ist geben wir Yueh ein Zeichen und marschieren mit unserer Hauptstreitkraft ein hellip aumlhm helliplaquo

raquoNur zu erzaumlhl ihm alleslaquo sagte der BaronraquoWir marschieren verstaumlrkt um zwei mit Harkonnen-Uniformen

getarnte Sardaukar-Legionen einlaquoraquoSardaukarlaquo hauchte Feyd-Rautha Seine Gedanken wandten

sich den gefuumlrchteten imperialen Truppen zu den gnadenlosen Killern den fanatischen Soldaten des Padischah-Imperators

raquoDu siehst wie sehr ich dir vertraue Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht ein Hauch von alldem darf jemals einem anderen Haus zu Ohren kommen sonst wuumlrde sich der Landsraad womoumlglich gegen das Haus des Imperators zusammenschlieszligen und Chaos waumlre die Folgelaquo

raquoDie Hauptsache istlaquo sagte Piter raquodadurch dass das Haus Har-konnen eingesetzt wird um die schmutzige Arbeit des Imperiums zu erledigen gewinnen wir einen echten Vorteil Es ist natuumlrlich ein gefaumlhrlicher Vorteil aber wenn wir ihn achtsam einsetzen wer-den wir den Harkonnen groumlszligere Reichtuumlmer verschaffen als ir-gendein anderes imperiales Haus sie besitztlaquo

raquoDu machst dir keine Vorstellung um was fuumlr Reichtuumlmer es geht Feydlaquo sagte der Baron raquoNicht in deinen wildesten Traumlumen Fuumlr den Anfang erhalten wir einen permanenten Posten im Direk-torat der MAFEA-Gesellschaftlaquo

Feyd-Rautha nickte Es ging um Reichtum Die MAFEA war der Schluumlssel zum Reichtum und jedes Adelshaus angelte sich aus der Schatzkammer der Gesellschaft so viel wie uumlber das Direktorat moumlglich Die MAFEA-Direktoratsposten ndash sie waren der eigent-liche Ausweis politischer Macht im Imperium Und sie passten sich der Stimmenstaumlrke im Landsraad an der ein Gegengewicht zum Imperator und dessen Unterstuumltzern darstellte

raquoHerzog Leto wird vielleicht versuchen zu dem Fremen-Ab-schaum am Rande der Wuumlste zu fliehenlaquo sagte Piter raquoOder sei-ne Familie in diese truumlgerische Sicherheit zu schicken Aber die-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ser Weg wird ihm durch einen Agenten Seiner Majestaumlt versperrt sein ndash den planetaren Oumlkologen Du erinnerst dich vielleicht an ihn ndash Kyneslaquo

raquoFeyd erinnert sich an ihnlaquo sagte der Baron raquoRed weiterlaquoraquoIhr Geifern ist recht unschoumln Baronlaquo sagte PiterraquoRed weiter habe ich gesagtlaquo bruumlllte der BaronPiter zuckte mit den Schultern raquoWenn alles wie geplant ablaumluftlaquo

sagte er raquodann wird das Haus Harkonnen innerhalb eines Stan-dardjahrs ein neues Lehen auf Arrakis haben Dein Onkel wird uumlber dieses Lehen verfuumlgen Und sein persoumlnlicher Agent wird auf Arrakis herrschenlaquo

raquoMehr Profitelaquo bemerkte Feyd-RautharaquoIn der Tatlaquo sagte der Baron Und er dachte Das ist nur gerecht

Wir sind es die Arrakis gezaumlhmt haben hellip abgesehen von diesen Fre-men-Missgeburten die sich an den Raumlndern der Wuumlste verstecken hellip und einigen handzahmen Schmugglern die beinahe ebenso fest an den Planeten gebunden sind wie die einheimischen Arbeitskraumlfte

raquoUnd die Groszligen Haumluser werden wissen dass der Baron die Atreides vernichtet hatlaquo sagte Piter raquoSie werden es wissenlaquo

raquoSie werden es wissenlaquo hauchte der BaronraquoDas Allerschoumlnste daran ist allerdingslaquo sagte Piter raquodass der

Herzog es auch wissen wird Er weiszlig es schon jetzt Er spuumlrt dass ihn eine Falle erwartetlaquo

raquoEs stimmt der Herzog weiszlig eslaquo In der Stimme des Barons lag ein trauriger Unterton raquoEr konnte sich diesem Wissen nicht ent-ziehen hellip umso bedauerlicherlaquo

Der Baron entfernte sich von dem Arrakis-Globus und als er aus den Schatten trat nahm er deutlicher Gestalt an ndash er war widerwaumlr-tig und unglaublich fett Die Ausbeulungen unter den Falten seiner schwarzen Gewaumlnder verrieten dass all das Fett groszligteils von trag-baren Suspensoren gehalten wurde die er um den Leib geschnallt trug Er mochte an die zweihundert Standardkilo wiegen doch sei-ne Fuumlszlige trugen nicht mehr als fuumlnfzig davon

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoIch bin hungriglaquo brummte der Baron und rieb sich mit seiner beringten Hand die vorstehenden Lippen Dann sah er aus fettver-quollenen Augen Feyd-Rautha an raquoLass etwas zu essen bringen mein Liebster Wir halten ein Mahl bevor wir uns zuruumlckziehenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

So sprach die Heilige Alia des Messers raquoDie Ehrwuumlr-dige Mutter muss die listenreichen Verfuumlhrungskuumlns-te einer Kurtisane mit der unberuumlhrbaren Majestaumlt einer jungfraumlulichen Goumlttin vereinen und die Span-nung zwischen diesen beiden Eigenschaften so lange aufrechterhalten wie die Kraumlfte ihrer Jugend beste-hen Denn wenn Jugend und Schoumlnheit dahin sind wird sie feststellen dass jener Ort dazwischen den zuvor die Spannung eingenommen hat zu einem Quell von Gerissenheit und Einfallsreichtum wirdlaquo

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

raquoNun Jessica was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringenlaquo fragte die Ehrwuumlrdige Mutter

Es war kurz vor Sonnenuntergang auf Schloss Caladan der Abend nach Pauls Feuerprobe Die beiden Frauen waren allein in Jessicas Morgenzimmer waumlhrend Paul nebenan in der schall-geschuumltzten Meditationskammer wartete

Jessica stand mit dem Gesicht zu den Suumldfenstern Sie sah auf die abendlichen Farbstreifen uumlber Wiese und Fluss ohne sie wirk-lich zu sehen Und sie houmlrte die Frage der Ehrwuumlrdigen Mutter ohne sie wirklich zu houmlren

Einst war da eine andere Feuerprobe gewesen ndash vor vielen Jah-ren Ein duumlnnes Maumldchen mit bronzefarbenem Haar ihr Koumlrper gemartert von den Launen der Pubertaumlt hatte das Arbeitszimmer der Ehrwuumlrdigen Mutter Gaius Helen Mohiam oberste Sachwal-terin der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX betreten hellip Jessica

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

blickte auf ihre rechte Hand hinab bewegte die Finger dachte an den Schmerz das Entsetzen die Wut

raquoArmer Paullaquo fluumlsterte sieraquoIch habe dir eine Frage gestellt Jessicalaquo Der Tonfall der Alten

war bissig und forderndraquoWie Ach ja helliplaquo Jessica riss ihre Aufmerksamkeit von der Ver-

gangenheit los und wandte sich der Ehrwuumlrdigen Mutter zu die mit dem Ruumlcken zur Steinwand zwischen den beiden Westfenstern saszlig raquoWas soll ich Ihrer Meinung nach sagenlaquo

raquoWas du meiner Meinung nach sagen sollst Was du sagen sollstlaquo Die kraumlchzende Stimme hatte einen gemeinen nachaumlffen-den Unterton

raquoIch habe einen Sohn geboren ndash undlaquo brach es aus Jessica he-raus Dabei wusste sie natuumlrlich dass sie absichtlich angestachelt wurde

raquoMan hat dir befohlen den Atreides nur Toumlchter zu gebaumlrenlaquoraquoEs hat ihm so viel bedeutetlaquo verteidigte sich JessicaraquoUnd in deinem Stolz hast du geglaubt den Kwisatz Haderach

hervorbringen zu koumlnnenlaquoJessica hob das Kinn raquoIch habe die Moumlglichkeit erahntlaquoraquoDu hast nur an den Wunsch deines Herzogs nach einem Sohn

gedachtlaquo blaffte die Alte raquoAber seine Wuumlnsche spielen hier keine Rolle Eine Atreides-Tochter haumltte man mit einem Harkonnen-Erben vermaumlhlen koumlnnen um den Bruch zu heilen Du hast al-les hoffnungslos verkompliziert Jetzt verlieren wir vielleicht beide Blutlinienlaquo

raquoSie sind nicht unfehlbarlaquo sagte Jessica und trotzte dem scharfen Blick der Alten

Die Ehrwuumlrdige Mutter brummte raquoNun was geschehen ist ist geschehenlaquo

raquoIch habe mir geschworen meine Entscheidung nie zu bereuenlaquo sagte Jessica

raquoWie edelmuumltiglaquo houmlhnte die Alte raquoNichts zu bereuen Warten

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wir ab bis ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt ist und du auf der Flucht bist Wenn sich die Hand eines jeden Mannes gegen dich wendet und dir und deinem Sohn nach dem Leben trachtet ndash viel-leicht bereust du dannlaquo

Jessica erblasste raquoGibt es keine AlternativelaquoraquoAlternative Das fragt eine Bene GesseritlaquoraquoIch frage nur was Sie mit Ihren uumlberlegenen Faumlhigkeiten in der

Zukunft sehenlaquoraquoIch sehe in der Zukunft was ich in der Vergangenheit gesehen

habe Du kennst das Muster dem deine Geschicke folgen Jessi-ca Die Art weiszlig um ihre eigene Sterblichkeit und fuumlrchtet eine Stagnation des Erbguts Es liegt im Blut ndash der Drang Erblini-en planlos zu vermischen Das Imperium die MAFEA-Gesell-schaft all die groszligen Haumluser sind nur Treibgut in der Bahn der Flutlaquo

raquoDie MAFEAlaquo murmelte Jessica raquoEs ist offenbar bereits ent-schieden wie sie ihre Beute auf Arrakis neu verteilenlaquo

raquoDie MAFEA ist nichts als ein Faumlhnchen im Wind unserer Zeitenlaquo sagte die Alte raquoDer Imperator und seine Verbuumlndeten kontrollieren inzwischen neunundfuumlnfzig Komma sechs fuumlnf Pro-zent der Stimmen im MAFEA-Direktorat Sicherlich wittern sie Gewinne und wenn andere diese Gewinne ebenfalls wittern wird sich ihr Stimmanteil vermutlich noch erhoumlhen Das ist der Lauf der Geschichte Maumldchenlaquo

raquoDas kann ich jetzt wirklich gebrauchenlaquo sagte Jessica raquoEine Geschichtslektionlaquo

raquoNur keinen Sarkasmus Maumldchen Du weiszligt genauso gut wie ich welche Kraumlfte uns umgeben Wir leben in einer Zivilisation mit drei Polen Das imperiale Haus haumllt sich die Waage mit den vereinigten Groszligen Haumlusern des Landsraads ndash und zwischen ih-nen die Gilde mit ihrem verdammenswerten Monopol auf inter-stellaren Transport In der Politik ist das Dreibein die instabilste Struktur Es waumlre schon schlimm genug ohne die zusaumltzliche Kom-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

plikation einer feudalen Handelskultur die der Wissenschaft weit-gehend den Ruumlcken gekehrt hatlaquo

raquoTreibgut in der Bahn der Flutlaquo sagte Jessica bitter raquoUnd dieses Stuumlck Treibgut hier ist Herzog Leto und das dort ist sein Sohn und das helliplaquo

raquoAch jetzt halt schon den Mund Maumldchen Du hast dich selbst in diese Sache hineinbegeben wohl wissend auf welch schmalem Grat du wandelstlaquo

raquorsaquoIch bin eine Bene Gesserit Ich lebe nur um zu dienenlsaquolaquo zi-tierte Jessica

raquoDas ist wahrlaquo sagte die Alte raquoUnd jetzt koumlnnen wir nur noch hoffen dass es uns gelingt einen Flaumlchenbrand zu verhindern und so viel wie moumlglich von den wichtigsten Blutlinien zu rettenlaquo

Jessica schloss die Augen und spuumlrte den Druck der Traumlnen un-ter ihren Lidern Sie kaumlmpfte gegen ihr inneres Zittern an gegen ihr aumluszligeres Zittern ihr unregelmaumlszligiges Atmen ihren flatternden Puls und den Schweiszlig auf ihren Handflaumlchen Dann sagte sie raquoIch bezahle selbst fuumlr meinen Fehlerlaquo

raquoUnd dein Sohn wird mit dir bezahlenlaquoraquoIch werde ihn so gut schuumltzen wie ich kannlaquoraquoSchuumltzenlaquo klaumlffte die Alte raquoDu weiszligt sehr wohl welche

Schwaumlche darin liegt Schuumltze deinen Sohn zu sehr Jessica dann wird er niemals stark genug um irgendein Schicksal zu erfuumlllenlaquo

Jessica wandte sich ab und sah hinaus in die zunehmende Dun-kelheit raquoIst es wirklich so schrecklich dort auf dem Planeten Ar-rakislaquo

raquoSchlimm genug wenn auch nicht in jeder Hinsicht Die Mis-sionaria Protectiva war dort und hat die Verhaumlltnisse etwas abge-mildertlaquo Die Ehrwuumlrdige Mutter richtete sich schwerfaumlllig auf und strich eine Falte in ihrem Kleid glatt raquoRuf den Jungen herein Ich muss bald gehenlaquo

raquoMuumlssen Sie das wirklichlaquoDie Stimme der Alten wurde sanfter raquoJessica Maumldchen ich

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

wuumlnschte ich koumlnnte dein Leid an deiner statt auf mich nehmen Aber jede von uns muss ihren eigenen Weg beschreitenlaquo

raquoIch weiszliglaquoraquoDu bist mir so nahe wie meine eigenen Toumlchter aber ich kann

mich dadurch nicht in meinen Pflichten beirren lassenlaquoraquoIch verstehe hellip die NotwendigkeitlaquoraquoWas du getan hast Jessica und weshalb du es getan hast ndash das

wissen wir beide Aber es ist ein Gebot der Freundlichkeit dir zu sagen dass dein Junge wohl kaum die Bene-Gesserit-Totalitaumlt sein wird Du darfst dir keine zu groszligen Hoffnungen erlaubenlaquo

Wuumltend wischte sich Jessica Traumlnen aus den Augenwinkeln raquoSie geben mir das Gefuumlhl wieder ein kleines Maumldchen zu sein das ge-rade seine erste Lektion aufsagt rsaquoMenschen duumlrfen sich niemals Tieren unterwerfenlsaquolaquo Ein trockenes Schluchzen schuumlttelte sie Leise sagte sie raquoIch bin so einsamlaquo

raquoDas ist eine deiner Pruumlfungenlaquo sagte die Alte raquoMenschen sind fast immer einsam Und jetzt ruf den Jungen Er hatte einen langen beaumlngstigenden Tag Aber er hatte auch Zeit nachzudenken und sich zu erinnern und ich muss ihm noch mehr Fragen zu seinen Traumlumen stellenlaquo

Jessica nickte ging zur Tuumlr der Meditationskammer und oumlffnete sie raquoPaul komm jetzt bitte hereinlaquo

Mit widerstrebender Langsamkeit betrat Paul das Zimmer Er starrte Jessica an wie eine Fremde Dann sah er misstrauisch die Ehr-wuumlrdige Mutter an doch diesmal nickte er ihr zu ein Nicken wie un-ter Gleichen Er houmlrte wie seine Mutter die Tuumlr hinter ihm schloss

raquoJunger Mannlaquo sagte die Alte raquowenden wir uns wieder diesen Traumlumen zulaquo

raquoWas wollen Sie wissenlaquoraquoTraumlumst du jede NachtlaquoraquoKeine Traumlume an die man sich erinnern muumlsste Ich erinnere

mich an alle meine Traumlume aber einige sind es wert sie sich zu merken und andere nichtlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWoher weiszligt du den UnterschiedlaquoraquoIch weiszlig es einfachlaquoDie alte Frau warf Jessica einen kurzen Blick zu und sah dann

wieder zu Paul raquoWas hast du letzte Nacht getraumlumt War es der Traum wert sich daran zu erinnernlaquo

raquoJalaquo Paul schloss die Augen raquoIch habe eine Houmlhle getraumlumt hellip und Wasser hellip und ein Maumldchen das dort war hellip Sie war sehr duumlnn und hatte groszlige Augen hellip durch und durch blaue Augen ohne Weiszlig darin hellip Ich rede mit ihr und erzaumlhle ihr von Ihnen da-von wie ich auf Caladan der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet binlaquo Er oumlffnete die Augen wieder

raquoUnd was du diesem seltsamen Maumldchen uumlber mich erzaumlhlt hast ist heute geschehenlaquo

Paul uumlberlegte und sagte dann raquoJa Ich erzaumlhle dem Maumldchen dass Sie gekommen sind und mir einen Stempel der Andersartig-keit aufgedruumlckt habenlaquo

raquoEinen Stempel der Andersartigkeitlaquo hauchte die alte Frau und sah fuumlr eine Sekunde wieder zu Jessica raquoSag mir die Wahrheit Paul traumlumst du oft von Dingen die sich anschlieszligend genau so ereignen wie du sie getraumlumt hastlaquo

raquoJa Und ich habe auch schon fruumlher von diesem Maumldchen ge-traumlumtlaquo

raquoAch Du kennst sielaquoraquoIch werde sie kennenlernenlaquoraquoErzaumlhl mir von ihrlaquoErneut schloss Paul die Augen raquoWir befinden uns in einem klei-

nen Raum zwischen Felsen wo wir geschuumltzt sind Es ist beinahe Nacht aber es ist heiszlig und durch eine Oumlffnung zwischen den Fel-sen sehe ich eine Sandflaumlche Wir hellip warten auf etwas hellip auf eine Gruppe von Leuten die ich treffen soll Sie hat Angst auch wenn sie versucht das vor mir zu verbergen und ich bin aufgeregt Und sie sagt rsaquoErzaumlhl mir von den Wassern deiner Heimatwelt Usullsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen raquoIst das nicht seltsam Meine Heimatwelt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

ist doch Caladan Ich habe noch nie von einem Planeten namens Usul gehoumlrtlaquo

raquoGeht der Traum noch weiterlaquo fragte JessicaraquoJalaquo erwiderte Paul gedankenverloren raquoAber vielleicht hat sie

ja mich Usul genannt helliplaquo Wieder schloss er die Augen raquoSie bittet mich ihr von den Wassern zu erzaumlhlen Ich nehme sie an der Hand Und sage dass ich ihr ein Gedicht vortragen will Und dann sage ich das Gedicht auf wobei ich einige der Worte erklaumlren muss ndash zum Beispiel Strand und Brandung und Seetang und Moumlwenlaquo

raquoWas fuumlr ein Gedichtlaquo fragte die Ehrwuumlrdige MutterPaul oumlffnete die Augen raquoAch nur eine von Gurney Hallecks

Tondichtungen fuumlr traurige ZeitenlaquoHinter Paul begann Jessica leise zu singen

raquoNoch erinner ich mich an den salzigen Rauch der StrandfeuerUnd die Schatten unter den Kiefern ndashFest sauber hellip unverruumlckt ndashAm aumluszligersten Ufersaum hocken die MoumlwenWeiszlig auf Gruumln hellipUnd ein Wind streicht durch die KiefernUnd laumlsst die Schatten wogenDie Moumlwen spreizen die FluumlgelEmporErfuumlllen den Himmel mit ihren SchreienUnd ich houmlre den WindDer uumlber den Strand wehtUnd die BrandungUnd ich sehe dass unser FeuerDen Seetang verkohlt hatlaquo

raquoGenau daslaquo sagte PaulDie Alte sah Paul an raquoJunger Mann als Sachwalterin der Bene

Gesserit suche ich den Kwisatz Haderach den Mann der wahrhaft

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

einer von uns werden kann Deine Mutter sieht dieses Potenzial in dir aber sie sieht mit den Augen einer Mutter Die Moumlglichkeit sehe auch ich aber nicht mehrlaquo

Sie verstummte und Paul erkannte dass sie nun etwas von ihm houmlren wollte Er lieszlig sie warten

Schlieszliglich sagte sie raquoNun gut Du hast eine innere Tiefe das muss ich dir lassenlaquo

raquoDarf ich jetzt gehenlaquo fragte PaulraquoWillst du nicht wissen was dir die Ehrwuumlrdige Mutter uumlber den

Kwisatz Haderach erzaumlhlen kannlaquo fragte JessicaraquoSie hat gesagt dass jene die zu ihm werden wollten gestorben

sindlaquoraquoDas ist richtiglaquo sagte die Ehrwuumlrdige Mutter raquoAber ich kann

dir mit einigen Hinweisen zu den Gruumlnden ihres Scheiterns be-hilflich seinlaquo

Sie spricht von Hinweisen dachte Paul In Wahrheit weiszlig sie nichts Er sagte raquoDann geben Sie mir Ihre Hinweiselaquo

raquoUnd danach kann ich dir gestohlen bleibenlaquo Ein ironisches Laumlcheln zog ein Gitterwerk aus Falten in das Gesicht der Ehrwuumlr-digen Mutter raquoNun denn rsaquoWas sich unterwirft herrschtlsaquolaquo

Paul war verbluumlfft Die Alte sprach von so grundlegenden Din-gen wie dem Spannungsfeld in einer Bedeutung ndash glaubte sie etwa dass ihn seine Mutter gar nichts gelehrt hatte raquoDas soll ein Hin-weis seinlaquo fragte er

raquoWir sind nicht hier um Wortklauberei zu betreiben oder uns um semantische Feinheiten zu streitenlaquo sagte die Alte raquoDie Weide unterwirft sich dem Wind und gedeiht bis eines Tages viele Wei-den aus ihr werden ndash eine Mauer gegen den Wind Das ist die Be-stimmung der Weidelaquo

Paul sah sie an Als sie raquoBestimmunglaquo sagte spuumlrte er wie ihn das Wort durchschuumlttelte und einmal mehr infizierte Ploumltzlich empfand er Zorn auf sie ndash auf diese toumlrichte alte Hexe mit ihrem Mund voller Plattituumlden raquoSie glauben ich koumlnnte dieser Kwisatz

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Haderach seinlaquo sagte er raquoSie reden von mir aber Sie haben noch nicht ein Wort daruumlber gesagt was wir tun koumlnnen um meinem Vater zu helfen Ich habe gehoumlrt wie Sie mit meiner Mutter ge-sprochen haben ndash es klang als waumlre mein Vater schon tot Aber das ist er nichtlaquo

raquoWenn man irgendetwas fuumlr ihn tun koumlnnte haumltten wir es getanlaquo knurrte die Alte raquoDich koumlnnen wir vielleicht noch retten Wahr-scheinlich gelingt es uns nicht aber die Moumlglichkeit besteht Wenn du gelernt hast das als Tatsache zu akzeptieren dann hast du eine echte Bene-Gesserit-Lektion gelerntlaquo

Paul sah wie diese Worte seine Mutter erbeben lieszligen Er starr-te die Alte finster an Wie konnte sie so etwas uumlber seinen Vater sagen Warum war sie sich so sicher Seine Gedanken waren von brodelndem Hass erfuumlllt

Die Ehrwuumlrdige Mutter blickte zu Jessica raquoDu hast ihn in den Kuumlnsten ausgebildet ndash ich sehe die Anzeichen Nun an deiner Stel-le haumltte ich wohl das Gleiche getan und zum Teufel mit den Re-gelnlaquo

Jessica nickteraquoAber ich rate dir dich von nun an nicht mehr an die uumlbliche

Reihenfolge der Ausbildungsschritte zu haltenlaquo fuhr die Alte fort raquoZu seiner eigenen Sicherheit muss er die Stimme beherrschen Ein Anfang ist schon gemacht aber wir wissen beide wie viel mehr er braucht ndash und zwar dringendlaquo Sie trat dicht an Paul heran und blickte auf ihn hinab raquoLeb wohl junger Mensch Ich hoffe dass du es schaffst Und wenn nicht ndash nun wir werden trotzdem Erfolg habenlaquo

Sie blickte zu Jessica und fuumlr einen kurzen Moment flackerte eine Art Einverstaumlndnis zwischen den beiden Frauen auf Dann rauschte die Alte ohne sich noch einmal umzusehen mit rascheln-den Gewaumlndern hinaus und entlieszlig das Zimmer und die Personen darin aus ihren Gedanken

Aber Jessica hatte den Blick auf dem Gesicht der Ehrwuumlrdi-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

gen Mutter erhascht als diese sich abgewandt hatte Sie hatte Trauml-nen auf der faltendurchzogenen Wange gesehen und diese Traumlnen beunruhigten Jessica mehr als alle Worte oder Andeutungen die an diesem Tag zwischen ihnen ausgetauscht worden waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Sie haben bereits gelesen dass MuadrsquoDib auf Cala-dan keine Spielgefaumlhrten in seinem Alter hatte Das waumlre zu gefaumlhrlich gewesen Aber er hatte wunder-bare Lehrer als Gefaumlhrten Da gab es Gurney Halleck den Troubadour und Krieger wenn Sie dieses Buch weiterlesen werden Sie einige von Gurneys Liedern mitsingen koumlnnen Dann war da Thufir Hawat der alte Mentat und Assassinenmeister der selbst das Herz des Padischah-Imperators mit Furcht erfuumlllte Und da waren Duncan Idaho der Schwertmeister der Ginaz Dr Wellington Yueh dessen Name mit Verrat beschmutzt ist doch dessen Wissen klar erstrahlte Lady Jessica die ihren Sohn in den Kuumlnsten der Bene Gesserit anleitete und natuumlrlich Herzog Leto dessen Qualitaumlten als Vater lange uumlbersehen wurden

ndash Aus raquoMuadrsquoDibs Kindheitlaquo von Prinzessin Irulan

Thufir Hawat betrat die Trainingshalle auf Schloss Caladan und zog leise die Tuumlr hinter sich zu Einen Moment lang stand er da und fuumlhlte sich alt und muumlde und windgegerbt Die Verletzung im linken Bein die er sich im Dienste des alten Herzogs zugezogen hatte schmerzte

Drei Generationen von ihnen sind es nun dachte erEr lieszlig den Blick durch die groszlige Halle schweifen Im hellen

Schein der Mittagssonne die durch die Deckenlichter fiel sah er dass der Junge mit dem Ruumlcken zur Tuumlr an einem Ell-Tisch saszlig und sich auf die Dokumente und Tabellen konzentrierte die vor ihm ausgebreitet waren

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie oft muss ich ihm noch sagen dass er sich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlr setzen soll Hawat raumlusperte sich

Paul beugte sich weiter uumlber die Papiere Er schien Hawat nicht bemerkt zu haben

Ein Wolkenschatten zog an den Deckenlichtern vorbei Erneut raumlusperte sich Hawat

Paul straffte sich und sagte ohne sich umzudrehen raquoIch weiszlig Ich sitze mit dem Ruumlcken zu einer Tuumlrlaquo

Hawat unterdruumlckte ein Laumlcheln und durchquerte mit groszligen Schritten die Halle

Paul sah zu dem graubaumlrtigen alten Mann auf der an einer Ecke des Tischs stehen blieb Hawats Augen blickten wachsam aus sei-nem dunklen von tiefen Falten durchzogenen Gesicht

raquoIch habe gehoumlrt wie du uumlber den Flur gekommen bistlaquo sagte Paul raquoUnd ich habe gehoumlrt wie du die Tuumlr geoumlffnet hastlaquo

raquoDiese Geraumlusche kann man imitierenlaquoraquoIch wuumlrde den Unterschied erkennenlaquoDas koumlnnte sogar sein dachte Hawat Seine Hexenmutter laumlsst ihm

schlieszliglich eine tiefgreifende Ausbildung zukommen Ich frage mich was ihre ach so wichtige Schule davon haumllt Vielleicht haben sie deshalb die alte Sachwalterin gesandt ndash um Lady Jessica zuruumlck ins Glied zu schi-cken

Hawat zog einen Stuhl heran und setzte sich Paul gegenuumlber Demonstrativ lehnte er sich zuruumlck und lieszlig den Blick durch die Halle schweifen die ihm mit einem Mal wie ein seltsamer fremder Ort vorkam Der Groszligteil der Ausstattung war bereits nach Arra-kis unterwegs Ein einziger Uumlbungstisch war geblieben ndash und ein Fechtspiegel dessen Kristallprismen ruhten Der Uumlbungsdummy daneben war immer wieder geflickt und ausgepolstert worden und wirkte wie ein uralter Fuszligsoldat der in zahllosen Kriegen verletzt und verstuumlmmelt worden war

Das bin ich dachte HawatraquoThufir was denkst du geradelaquo fragte Paul

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hawat sah den Jungen an raquoIch dachte gerade dass wir hier alle bald weg sein und diesen Ort wohl nie wiedersehen werdenlaquo

raquoUnd macht dich das trauriglaquoraquoTraurig Unsinn Sich von Freunden zu trennen ist traurig Ein

Ort ist bloszlig ein Ortlaquo Hawat warf einen Blick auf die Tabellen auf dem Tisch raquoUnd Arrakis ist auch bloszlig ein Ortlaquo

raquoHat mein Vater dich hier hochgeschickt damit du mich auf die Probe stellstlaquo

Hawat runzelte die Stirn ndash es fiel dem Jungen so leicht ihn zu durchschauen Er nickte raquoDu denkst bestimmt dass es netter ge-wesen waumlre wenn er selbst gekommen waumlre aber du weiszligt ja wie beschaumlftigt er ist Er wird spaumlter vorbeischauenlaquo

raquoIch habe uumlber die Stuumlrme auf Arrakis gelesenlaquoraquoDie Stuumlrme Ich verstehelaquoraquoEs klingt als waumlren sie ziemlich schlimmlaquoraquoDas ist ein sehr zuruumlckhaltendes Wort schlimm Diese Stuumlrme

bauen sich uumlber eine Strecke von sechs- bis siebentausend Kilo-metern Flachland auf gespeist von allem was ihnen Antrieb ver-leihen kann ndash der Corioliskraft anderen Stuumlrmen ndash allem was auch nur ein Quaumlntchen Energie in sich traumlgt Sie koumlnnen Wind-geschwindigkeiten von siebenhundert Stundenkilometern errei-chen und reiszligen alles mit was sich in ihrer Bahn befindet ndash Sand Staub alles Sie koumlnnen einem das Fleisch von den Knochen scha-ben und die Knochen anschlieszligend zu Splittern zermahlenlaquo

raquoWarum gibt es dort keine WetterkontrollelaquoraquoArrakis bringt in dieser Hinsicht einige besondere Probleme

mit sich Die Kosten waumlren auszligerordentlich hoch vor allem fuumlr die Wartung Auszligerdem verlangt die Gilde haarstraumlubende Preise fuumlr die Satellitenkontrolle und das Haus deines Vaters ist keines von den groszligen reichen Das weiszligt dulaquo

raquoHast du jemals die Fremen gesehenlaquoDer Junge macht heute ganz schoumlne Gedankenspruumlnge dachte Ha-

wat raquoEs kann gut sein dass ich sie gesehen habelaquo sagte er raquoSie las-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen sich kaum von den Leuten aus den Graumlben und Sinks unter-scheiden Sie alle tragen diese weiten wogenden Gewaumlnder Und in geschlossenen Raumlumen stinken sie zum Himmel Das kommt von den Anzuumlgen die sie tragen ndash sie nennen sie rsaquoDestillanzuumlgelsaquo ndash in denen das Wasser aus dem eigenen Koumlrper wieder aufbereitet wirdlaquo

Paul schluckte Unvermittelt wurde er sich der Feuchtigkeit in seinem Mund bewusst und erinnerte sich an einen Traum von Durst Dass Menschen so dringend Wasser brauchten dass sie ihre eigenen Koumlrperfluumlssigkeiten wiederaufbereiten mussten kam ihm irgendwie trostlos vor raquoWasser ist dort kostbarlaquo sagte er

Hawat nickte und dachte Langsam gelingt es mir ihm zu ver-mitteln was fuumlr ein bedeutsamer Feind dieser Planet ist Es ist Wahn-sinn dort hinzugehen ohne sich gedanklich auf seine Gefahren vor-zubereiten

Paul blickte zum Deckenlicht ihm war nicht entgangen dass es zu regnen begonnen hatte Er beobachtete wie die Fluumlssigkeit uumlber das graue Metaglas lief raquoWasserlaquo sagte er

raquoDu wirst lernen dem Wasser groszlige Bedeutung beizumessenlaquo sagte Hawat raquoAls Sohn des Herzogs wird es dir nicht daran fehlen aber du wirst sehen wie man um dich herum unter dem staumlndigen Druck des Wassermangels leidetlaquo

Paul befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge und dachte an jenen Tag vor einer Woche zuruumlck an dem ihn die Ehrwuumlrdige Mutter der Pruumlfung unterzogen hatte Auch sie hatte etwas uumlber Wassermangel gesagt raquoDu wirst von der Bestattungsebene erfah-renlaquo hatte sie gesagt raquovon der leeren Wildnis von der Oumldnis in der nichts lebt auszliger dem Gewuumlrz und den Sandwuumlrmern Du wirst dir die Augenhoumlhlen gegen die grelle Sonne faumlrben Geborgenheit wird fuumlr dich eine Senke bedeuten die dich vor Wind und Blicken schuumltzt Du wirst auf eigenen Fuumlszligen reisen ohne Thopter oder Fahrzeug oder Reittierlaquo

Es war mehr ihr Tonfall als ihre Worte gewesen der Paul in sei-nen Bann geschlagen hatte ndash ein wabernder Singsang

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWenn du auf Arrakis lebstlaquo hatte sie gesagt raquodann ist das Land leer khalaa Die Monde werden deine Freunde sein die Sonne dein Feindlaquo

Paul hatte gespuumlrt wie seine Mutter ihren Posten an der Tuumlr ver-lassen und sich an seine Seite gestellt hatte Sie hatte die Ehrwuumlr-dige Mutter angesehen und gefragt raquoSehen Sie keine Hoffnung Ehrwuumlrdenlaquo

raquoNicht fuumlr den Vaterlaquo Mit einem Wink hatte die Alte Jessica zu schweigen geboten und dann wieder auf Paul herabgeblickt raquoPrauml-ge dir das gut ein Junge Eine Welt ruht auf vier Saumlulenlaquo Sie hielt vier ihrer Finger mit den dicken Gelenken empor raquoDen Lehren der Weisen der Gerechtigkeit der Groszligen den Gebeten der Recht-schaffenen und dem Mut der Tapferen Aber all diese Dinge sind nichts helliplaquo Sie ballte die Finger zur Faust raquohellip ohne einen Regenten der die Kunst des Regierens beherrscht Das soll das Wissen deiner Uumlberlieferung seinlaquo

Eine Woche war seit diesem Tag mit der Ehrwuumlrdigen Mutter vergangen und erst jetzt drangen ihre Worte ganz zu ihm durch Waumlhrend er mit Thufir Hawat in der Trainingshalle saszlig verspuumlrte Paul einen scharfen Stich aus Angst Uumlber den Tisch hinweg sah er dem Mentaten ins stirngerunzelte Gesicht

raquoWo warst du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedankenlaquo fragte Hawat

raquoBist du der Ehrwuumlrdigen Mutter begegnet ThufirlaquoraquoDieser Wahrsagehexe aus dem Imperiumlaquo Hawats Blick ver-

riet lebhaftes Interesse raquoJa ich bin ihr begegnetlaquoraquoSie helliplaquo Paul zoumlgerte Er stellte fest dass er Hawat nichts von

der Pruumlfung erzaumlhlen konnte Es war eine tief in ihm verankerte Blockierung

raquoJa Was hat sie getanlaquoPaul holte zweimal tief Luft raquoSie hat etwas gesagtlaquo Er schloss

die Augen rief sich die Worte in Erinnerung und als er sprach nahm seine Stimme unbewusst den Tonfall der Alten an raquorsaquoDu

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul Atreides Nachkomme von Koumlnigen Sohn eines Herzogs musst lernen zu herrschen Es ist etwas was keiner deiner Vorfah-ren gelernt hatlsaquolaquo Paul oumlffnete die Augen wieder und sagte raquoDas hat mich wuumltend gemacht und ich habe gesagt dass mein Vater einen ganzen Planeten beherrscht Worauf sie erwiderte rsaquoEr ist dabei ihn zu verlierenlsaquo Und ich sagte dass mein Vater im Begriff sei einen noch viel reicheren Planeten zu bekommen Und sie er-widerte rsaquoAuch den wird er verlierenlsaquo Und ich wollte losrennen um meinen Vater zu warnen aber sie sagte mir dass er bereits gewarnt worden sei ndash von dir von meiner Mutter und vielen anderenlaquo

raquoDurchaus wahrlaquo murmelte HawatraquoWarum gehen wir dann dorthinlaquo fragte PaulraquoWeil es der Imperator befohlen hat Und weil es trotz allem was

die Hexenspionin sagt noch Hoffnung gibt hellip Und was hat dieser tattrige Springquell der Weisheit sonst von sich gegebenlaquo

Paul sah auf seine rechte Hand die er unter der Tischplatte zur Faust geballt hatte Langsam brachte er die Muskeln dazu sich zu entspannen Sie hat eine Art Bann auf mich gelegt dachte er Wie raquoIch sollte ihr sagen was es bedeutet zu herrschenlaquo sagte er raquoIch erwiderte dass man Befehle gibt Worauf sie sagte dass ich einiges verlernen muumlsselaquo

Da hat sie allerdings ins Schwarze getroffen dachte Hawat Er be-deutete Paul mit einem Nicken dass er fortfahren solle

raquoSie sagte ein Herrscher muumlsse lernen wie man uumlberzeugt statt Zwang auszuuumlben Sie sagte dass er den besten Kaffee reichen muumlsse um die vorzuumlglichsten Maumlnner anzulockenlaquo

raquoUnd wie meint sie hat dein Vater Maumlnner wie Duncan und Gurney angelocktlaquo fragte Hawat

Paul zuckte mit den Schultern raquoDann hat sie gesagt dass ein gu-ter Herrscher die Sprache seiner Welt lernen muss und dass diese auf jeder Welt anders ist Ich dachte sie meint dass man auf Ar-rakis kein Galach spricht aber sie sagte dass es darum uumlberhaupt nicht ginge Sie sagte es ginge um die Sprache der Steine und des-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

sen was waumlchst die Sprache die man nicht mit den Ohren houmlrt Und ich sagte dass Dr Yueh das als Raumltsel des Lebens bezeichnetlaquo

Hawat lachte leise raquoUnd wie hat ihr das geschmecktlaquoraquoIch glaube sie ist wuumltend geworden Sie sagte dass das Raumlt-

sel des Lebens kein Problem waumlre das es zu loumlsen gelte sondern eine Wirklichkeit die man erfahren muumlsse Also habe ich das Erste Gesetz des Mentaten zitiert rsaquoEin Vorgang kann nicht verstanden werden indem man ihn unterbricht Das Verstehen muss sich mit dem Strom des Vorgangs bewegen muss in ihn eintreten und ihm folgenlsaquo Damit war sie offenbar zufriedenlaquo

Langsam scheint er sich von der Sache zu erholen dachte Hawat Aber die alte Hexe hat ihm Angst eingejagt Warum hat sie das wohl gemacht

raquoThufirlaquo sagte Paul raquowird es auf Arrakis so schlimm wie sie ge-sagt hatlaquo

raquoSo schlimm kann es gar nicht werdenlaquo sagte Hawat und rang sich ein Laumlcheln ab raquoNimm zum Beispiel diese Fremen die Rene-gaten aus der Wuumlste Nach einer ersten Analyse kann ich dir sagen dass es sehr viel mehr von ihnen gibt als das Imperium vermutet Dort leben Menschen Junge sehr viele Menschen und helliplaquo Hawat legte einen sehnigen Finger ans Auge raquohellip sie hassen die Harkon-nen wie die Pest Aber zu niemandem ein Wort daruumlber Junge Ich sage dir das nur als Berater deines Vaterslaquo

raquoMein Vater hat mir von Salusa Secundus erzaumlhltlaquo sagte Paul raquoDas klang ganz aumlhnlich wie Arrakis hellip vielleicht nicht ganz so schlimm aber aumlhnlichlaquo

raquoNun wir wissen heute eigentlich nichts mehr uumlber Salusa Se-cunduslaquo sagte Hawat raquoWir wissen nur wie es dort vor langer Zeit war im Groszligen und Ganzen Aber was das wenige Bekannte be-trifft hellip da hast du rechtlaquo

raquoWerden uns die Fremen helfenlaquoraquoMoumlglich ist eslaquo Hawat stand auf raquoIch reise heute nach Arrakis

ab Inzwischen passt du gut auf dich auf ndash fuumlr einen alten Mann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

der dich in sein Herz geschlossen hat ja Komm auf diese Seite und setz dich mit dem Gesicht zur Tuumlr Ich glaube zwar nicht dass dir hier im Schloss Gefahr droht aber ich moumlchte dass du dir es so angewoumlhnstlaquo

Paul erhob sich und ging um den Tisch herum raquoDu brichst heu-te schon auf laquo

raquoJa heute und du kommst morgen nach Das naumlchste Mal wenn wir uns sehen stehen wir auf dem Boden deiner neuen Weltlaquo Ha-wat umfasste Pauls rechten Arm am Bizeps raquoHalt immer deinen Messerarm einsatzbereit ja Und achte darauf dass dein Schild jederzeit voll geladen istlaquo Er lieszlig Pauls Arm wieder los taumltschelte ihm die Schulter wirbelte herum und ging schnellen Schritts zur Tuumlr

raquoThufirlaquo rief PaulHawat blieb in der offenen Tuumlr stehenraquoSetz auch du dich nicht mit dem Ruumlcken zur Tuumlrlaquo sagte PaulEin Grinsen breitete sich auf dem faltigen alten Gesicht aus

raquoDas mache ich sicher nicht Junge Darauf kannst du dich verlas-senlaquo sagte Hawat und schloss leise die Tuumlr hinter sich

Paul setzte sich an den Platz an dem Hawat gesessen hatte und ordnete die Dokumente Noch einen Tag bin ich hier dachte er und blickte sich um Wir reisen ab Die Vorstellung diesen Ort zu ver-lassen kam ihm mit einem Mal wirklicher denn je vor Und er er-innerte sich an noch etwas das die alte Frau gesagt hatte dass eine Welt die Summe vieler Teile sei ndash des Volkes der Erde der wach-senden Dinge der Monde der Gezeiten der Sonnen ndash die un-bekannte Summe namens Natur eine unbestimmte Aufaddierung ohne Sinn fuumlr das Jetzt Und er fragte sich Was ist das Jetzt

In diesem Moment flog die Tuumlr auf und ein haumlsslicher Kloszlig von einem Mann halb verborgen hinter einem Armvoll Waffen tau-melte herein

raquoNanu Gurney Hallecklaquo rief Paul raquobist du der neue Waffen-meisterlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Halleck lieszlig die Tuumlr mit einem Hackentritt zufallen raquoIch weiszlig es waumlre dir lieber wenn ich zum Spielen kaumlmelaquo sagte er Er sah sich in der Halle um und vergewisserte sich dass Hawats Leute sie be-reits untersucht hatten ndash dass sie hinreichend sicher fuumlr den Erben des Herzogs war Uumlberall waren die unauffaumllligen Geheimzeichen angebracht

Paul beobachtete wie sich die haumlssliche Walze von einem Mann mit Schlagseite wieder in Bewegung setzte und mit der Ladung Waffen im Arm auf den Uumlbungstisch zuhielt Uumlber der Schulter trug er sein neunsaitiges Balisett dessen Mehrfachplektrum unter dem Griffbrett eingefaumldelt war

Halleck wuchtete die Waffen auf den Uumlbungstisch und reihte sie auf die Rapiere die Stilette die Kindjals die Kriechpatronenpis-tolen die Schildguumlrtel Die Ranktintennarbe entlang seines Kiefers wand sich als er sich drehte und die Halle mit einem Laumlcheln be-dachte

raquoAlso hast du nicht mal ein rsaquoGuten Morgenlsaquo fuumlr mich uumlbrig du kleiner Rackerlaquo sagte Halleck raquoUnd was hat den alten Hawat ge-stochen Der ist auf dem Korridor an mir vorbeigerannt wie einer der zum Begraumlbnis seines Erzfeindes unterwegs istlaquo

Paul grinste Von allen Maumlnnern seines Vaters mochte er Gurney Halleck am liebsten Er kannte die Launen und die kleinen Teufe-leien dieses Mannes er kannte seinen Charakter und sah ihn mehr als einen Freund denn als einen Mietling

Halleck schwang das Balisett von seiner Schulter und machte sich daran es zu stimmen raquoWenn du nicht reden willst redest du eben nichtlaquo sagte er

Paul erhob sich ging am Tisch entlang und rief raquoDu kommst zum Musizieren her wenn eigentlich gekaumlmpft werden sollte Gur-neylaquo

raquoAh heute hast du also beschlossen frech zu den Aumllteren zu seinlaquo sagte Halleck Er schlug auf seinem Musikinstrument einen Akkord an und nickte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWo ist Duncan Idaholaquo fragte Paul raquoSollte er mich nicht heute an den Waffen ausbildenlaquo

raquoDuncan fuumlhrt die zweite Welle auf Arrakis anlaquo erwiderte Hal-leck raquoDir bleibt nur der arme Gurney der gerade genug vom Kaumlmpfen hat und sich deshalb lieber mit Musik verwoumlhntlaquo Er schlug einen weiteren Akkord an lauschte und laumlchelte raquoUnd wir haben im Rat beschlossen dich der du ein so armseliger Kaumlmp-fer bist am besten das Musizieren zu lehren damit du dein Leben nicht voumlllig vergeudestlaquo

raquoVielleicht solltest du mir dann lieber eine Ballade singenlaquo sagte Paul raquoDenn ich will genau wissen wie man es nicht machtlaquo

raquoHahalaquo Gurney lachte und hob zu raquoDie Maumldchen von Galacialaquo an Sein Plektrum huschte wie der Wind uumlber die Saiten waumlhrend er sang

raquoOh-oh-oh die Maumldchen von GalaciaSind fuumlr ein paar Perlen zu allem bereitUnd die von Arrakis fuumlr Wasser klarDoch wird deine Glut durch Feuer entfachtBrennend hell und heiszligVerbringst du mit Caladans Toumlchtern die Nachtlaquo

raquoNicht schlecht fuumlr jemanden der sich mit dem Plektrum so un-geschickt anstelltlaquo sagte Paul raquoAber wenn meine Mutter houmlren wuumlrde wie du einen solchen Gassenhauer im Schloss singst wuumlrde sie deine Ohren als Schmuck an die Auszligenmauern haumlngenlaquo

Gurney zog an seinem linken Ohr raquoUnd kein schoumlner Schmuck waumlren sie so oft wie sie an Schluumlsselloumlchern gelauscht haben wenn ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft manch seltsame Wei-sen auf seinem Balisett uumlbtelaquo

raquoDu hast also vergessen wie es ist Sand in deinem Bett zu findenlaquo sagte Paul Er nahm einen Schildguumlrtel vom Tisch und schnallte ihn sich um die Huumlften raquoDann lass uns kaumlmpfenlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Hallecks Augen weiteten sich in gespielter Uumlberraschung raquoNa so was Deine tuumlckische Hand war es also die diese Tat beging Sei heute lieber wachsam junger Meister sei wachsamlaquo Er griff nach einem Rapier und lieszlig es durch die Luft sausen raquoIch bin ein teuf-lischer Unhold der auf Rache sinntlaquo

Paul umfasste das andere Rapier bog es und nahm dann einen Fuszlig nach vorne gesetzt die Aguile-Fechthaltung ein Er setzte eine ernste Miene auf mit der er Dr Yueh nachahmte raquoWas fuumlr einen Toumllpel mir mein Vater doch fuumlr die Waffenuumlbungen schicktlaquo sagte er feierlich raquoDieser toumllpelhafte Gurney Halleck hat die erste Lek-tion fuumlr einen bewaffneten und schildbewehrten Kaumlmpfer verges-senlaquo

Paul druumlckte auf den Energieschalter an seiner Huumlfte und spuumlrte das vertraute Gefuumlhl sich zusammenziehender Haut an Stirn und Ruumlcken als sich das Verteidigungsfeld aufbaute Vom Schild gefil-tert nahmen die Geraumlusche die von auszligen an ihn herandrangen einen charakteristisch gedaumlmpften Klang an

raquoIm Schildkampf bewegt man sich bei der Verteidigung schnell und beim Angriff langsamlaquo sagte er raquoDer Angriff dient allein dazu den Gegner zu einem Fehltritt zu verleiten und ihn fuumlr die Linke zu oumlffnen Der Schild lenkt den schnellen Stoszlig ab laumlsst den langsamen Kindjal jedoch hindurchlaquo Er hob das Rapier vollfuumlhr-te eine schnelle Finte und riss es dann zuruumlck um einen langsamen Stoszlig auszufuumlhren der darauf angelegt war die simple Verteidigung eines Schildes zu durchdringen

Halleck folgte Pauls Bewegungen und drehte sich dann in letz-ter Sekunde weg sodass die stumpfe Klinge seinen Brustkorb ver-fehlte raquoGeschwindigkeit hervorragendlaquo sagte er raquoAber deine De-ckung war weit geoumlffnet fuumlr einen Unterhandgegenangriff mit dem Gleitdolchlaquo

Veraumlrgert machte Paul einen Schritt zuruumlckraquoFuumlr diese Nachlaumlssigkeit sollte ich dir den Hintern versohlenlaquo

erklaumlrte Halleck Er nahm einen blanken Kindjal vom Tisch und

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

hielt ihn hoch raquoIn der Hand eines Feindes kann dich dieses Ding hier dein Lebensblut kosten Du bist ein Musterschuumller wie kein anderer aber ich habe dir schon oft genug gesagt dass du nicht einmal im Spiel deine Deckung vor jemandem herunternehmen sollst der den Tod in der Hand haumlltlaquo

raquoIch bin heute wohl nicht in der richtigen Stimmunglaquo sagte Paul

raquoStimmunglaquo Obwohl Hallecks Stimme durch Pauls Schild ge-daumlmpft wurde war ihr die Empoumlrung anzuhoumlren raquoWas hat deine Stimmung damit zu tun Man kaumlmpft wenn es notwendig ist ndash ganz egal in was fuumlr einer Stimmung man ist Stimmungen sind etwas fuumlrs Vieh oder fuumlr die Liebe oder fuumlr das Spiel auf dem Bali-sett Nicht fuumlr das Kaumlmpfenlaquo

raquoEs tut mir leid GurneylaquoraquoNicht leid genuglaquo Halleck schaltete seinen Schild ein und

nahm den Kindjal nach vorne gestreckt und das Rapier in der Rechten hoch erhoben eine geduckte Haltung ein raquoJetzt solltest du dich lieber richtig deckenlaquo Er machte einen hohen Seitwaumlrts-sprung und preschte dann mit einer wilden Attacke vor

Paul wich parierend zuruumlck spuumlrte wie das Kraftfeld knister-te als die Schilde aufeinandertrafen und sich abstieszligen spuumlrte das elektrische Kribbeln als es seine Haut beruumlhrte Was ist denn in Gurney gefahren fragte er sich Das ist kein Spiel mehr Er machte eine Bewegung mit der Linken um das Stilett aus der Scheide am Handgelenk in seine Hand rutschen zu lassen

raquoJetzt siehst du warum du eine weitere Klinge brauchst waslaquo schnaufte Halleck

Ist das Verrat schoss es Paul durch den Kopf Aber doch nicht Gurney

Quer durch die Halle trieb sie ihr Kampf ndash Stoszlig und Parade Finte und Konter Die Luft in ihren Schildblasen wurde schal da sie sich durch die Barriere des Kraftfelds nur langsam austauschen konn-te Mit jedem neuen Schildkontakt wurde der Ozongeruch staumlrker

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Paul wich weiter zuruumlck doch jetzt lenkte er seinen Ruumlckzug in Richtung Uumlbungstisch Wenn ich ihn dazu bringen kann sich neben dem Tisch zu drehen zeige ich ihm einen Trick dachte er Noch einen Schritt Gurney

Halleck machte den SchrittPaul lenkte einen Hieb mit einer Parade nach unten ab wirbelte

herum und sah wie Halleck mit der Schneide seines Rapiers an der Tischkante haumlngen blieb Er warf sich zur Seite vollfuumlhrte einen hohen Stoszlig mit dem Rapier und schob das Stilett auf Houmlhe von Hallecks Hals durch den Schild Er lieszlig die Klinge nur Zentimeter von Hallecks Kehle entfernt verharren

raquoIst es das was du suchstlaquo fluumlsterte PaulraquoSieh nach unten Jungelaquo keuchte HalleckPaul gehorchte und sah dass Halleck seinen Kindjal unter dem

Tisch nach vorne bewegt hatte sodass die Spitze beinahe Pauls Bauch beruumlhrte

raquoWir waumlren zusammen in den Tod gegangenlaquo sagte Halleck raquoAber ich gebe zu dass du unter Druck ein gutes Stuumlck besser kaumlmpfst Anscheinend bist du doch noch in Stimmung gekom-menlaquo Er grinste sein Wolfsgrinsen und die Ranktintennarbe an seinem Kiefer kraumluselte sich

raquoWie du mich angegriffen hastlaquo sagte Paul raquoHaumlttest du wirklich mein Blut vergossenlaquo

Halleck zog den Kindjal zuruumlck und straffte sich raquoWenn du im Kampf auch nur einen Deut hinter deinen Faumlhigkeiten zuruumlck-geblieben waumlrst dann haumltte ich dir einen ordentlichen Kratzer ver-setzt damit du eine Narbe als Erinnerungsstuumlck behaumlltst Ich lasse nicht zu dass mein Lieblingsschuumller dem naumlchstbesten Harkonnen zum Opfer faumllltlaquo

Paul schaltete seinen Schild aus und stuumltzte sich auf den Tisch um Atem zu holen raquoNun diese Lektion habe ich verdient Gur-ney Aber wenn ich verletzt worden waumlre haumltte das meinen Vater veraumlrgert Ich will nicht dass du fuumlr mein Versagen bestraft wirstlaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoWas das angeht war es auch mein Versagenlaquo erwiderte Halleck raquoUnd du musst dir keine Gedanken wegen einer oder zwei Trai-ningsnarben machen Du kannst von Gluumlck sagen dass du so weni-ge hast Im Uumlbrigen was deinen Vater betrifft ndash der Herzog wuumlrde mich bestrafen wenn es mir misslaumlnge einen erstklassigen Kaumlmpfer aus dir zu machen Und dabei haumltte ich versagt wenn ich dir nicht deutlich gemacht haumltte was an dieser Sache mit der Stimmung falsch ist die du dir ploumltzlich hast einfallen lassenlaquo

Paul straffte sich und schob das Stilett zuruumlck in die Scheide am Handgelenk

raquoWas wir hier machen ist kein Spiellaquo sagte HalleckPaul nickte Hallecks ploumltzliche Ernsthaftigkeit verwunder-

te ihn Er betrachtete die tiefrote Ranktintennarbe am Kinn des Mannes und erinnerte sich an die Geschichte dazu ndash wie die Bes-tie Rabban ihm die Narbe in einer Harkonnen-Sklavengrube auf Giedi Primus zugefuumlgt hatte Und mit einem Mal schaumlmte sich Paul dafuumlr dass er auch nur einen Augenblick lang an Halleck ge-zweifelt hatte Erst jetzt kam er auf den Gedanken dass das Ent-stehen dieser Narbe Schmerzen verursacht hatte ndash Schmerzen die vielleicht ebenso stark gewesen waren wie die die eine Ehrwuumlrdige Mutter zufuumlgte hellip Er schob den Gedanken beiseite er machte die Welt kaumllter raquoJalaquo sagte er raquoIch hatte wohl gehofft heute ein biss-chen spielen zu koumlnnen In letzter Zeit ist hier alles so ernstlaquo

Halleck wandte sich ab um seine Gefuumlhle zu verbergen Etwas brannte in seinen Augen Ein Schmerz lebte tief in ihm fort ndash der letzte eingekapselte Rest einer verlorenen Vergangenheit gekappt vom Messer der Zeit Wie fruumlh dieses Kind doch zum Mann werden muss dachte er Wie fruumlh er in Gedanken jenen grausamen Vertrag le-sen und an der notwendigen Stelle die notwendige Eintragung vorneh-men muss raquoBitte geben Sie Ihre naumlchsten Verwandten an helliplaquo

Ohne sich umzudrehen sagte Halleck raquoIch habe deine Stim-mung bemerkt Junge und ich haumltte liebend gern mit dir gespielt Aber wir koumlnnen das hier nicht laumlnger als ein Spiel behandeln

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Morgen geht es nach Arrakis Arrakis gibt es wirklich Die Har-konnen gibt es wirklichlaquo

Paul hob die Klinge des Rapiers senkrecht an die StirnHalleck wandte sich um sah den Gruszlig und nickte zur Antwort

Dann deutete er auf den Uumlbungsdummy raquoJetzt arbeiten wir an dei-nem Timing Ich will sehen wie du das Ding mit der Linken er-wischt Ich steuere ihn von hier druumlben wo ich alles beobachten kann Und ich warne dich ich werde heute neue Gegenangriffe ausprobieren Derartige Vorwarnungen gibt dir ein echter Feind nichtlaquo

Paul stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich um seine Muskeln zu lockern Ein Gefuumlhl feierlichen Ernsts ergriff ihn als ihm ploumltzlich bewusst wurde wie rasch sich sein Leben seit Kur-zem veraumlnderte Er ging zu dem Dummy tippte mit der Spitze des Rapiers gegen den Schalter an dessen Brust und spuumlrte wie das Verteidigungsfeld seine Klinge wegdruumlckte

raquoEn gardelaquo rief Halleck und der Dummy griff anPaul aktivierte seinen Schild parierte und hielt dagegenHalleck beobachtete ihn waumlhrend er den Dummy steuerte Sei-

ne Gedanken schienen in zwei Haumllften zerfallen Die eine Haumllfte achtete darauf was fuumlr den Trainingskampf zu tun war die andere schweifte ziellos umher Ich bin ein gut gewachsener Obstbaum dach-te er Voller gut ausgebildeter Gefuumlhle und Faumlhigkeiten die man mir eingepraumlgt hat ndash und alle warten sie darauf dass ein anderer sie pfluumlckt

Aus irgendeinem Grund musste er an seine kleine Schwester denken ihr elfenhaftes Gesicht stand ihm klar vor Augen Aber seine Schwester war tot ndash gestorben in einem Bordell fuumlr die Trup-pen der Harkonnen Sie hatte Stiefmuumltterchen geliebt hellip oder wa-ren es Gaumlnsebluumlmchen gewesen Er konnte sich nicht mehr er-innern und das aumlrgerte ihn

Paul parierte einen langsamen Schlag des Dummys mit einer Ri-poste und brachte die Linke entre-tisser hoch

Dieser verschlagene kleine Teufel dachte Halleck und konzen-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

trierte sich jetzt ganz auf Pauls Bewegung mit der er die Klinge durch den Schild schlaumlngelte Er hat allein geuumlbt und gelernt Das ist nicht Duncans Stil und es ist ganz sicher nichts was ich ihm bei-gebracht habe

Doch der Gedanke machte Halleck nur noch trauriger Ich habe mich von Launen und Stimmungen anstecken lassen dachte er Er fragte sich ob Paul wohl jemals voller Angst dem Pulsieren seines Kissens in der Nacht lauschte

raquoWenn Wuumlnsche Fische waumlren wuumlrden wir alle Netze auswer-fenlaquo murmelte Halleck Es war eine Redewendung seiner Mutter und er benutzte sie immer wenn er die Schwaumlrze des Kommenden auf sich lasten fuumlhlte Und dann dachte er was fuumlr seltsame Worte das auf einem Planeten sein wuumlrden der niemals Meere oder Fi-sche gekannt hatte

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

YUEH (yuumlrsquoē) Wellington (welling-tun) Stdrd ndash Arzt der Suk-Schule (Abschl Stdrd ) vh Wanna Marcus B G (Stdrd ndash) vor allem bekannt als Verraumlter an Herzog Leto Atreides (vgl Bibliografie Anhang VII [Impe-riale Konditionierung] und Verrat Der)

ndash Aus raquoWoumlrterbuch des MuadrsquoDiblaquo von Prinzessin Irulan

Obwohl er houmlrte wie Dr Yueh in die Trainingshalle kam ndash er er-kannte die steife Zielstrebigkeit seiner Schritte ndash blieb Paul mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Uumlbungstisch liegen so wie ihn die Masseuse zuruumlckgelassen hatte Nach dem Training mit Gurney Halleck fuumlhlte er sich wunderbar entspannt

raquoDu hast es dir offenbar bequem gemachtlaquo sagte Yueh mit sei-ner ruhigen hohen Stimme

Paul hob den Kopf und sah den stockduumlrren Mann einige Schritte entfernt stehen Mit einem Blick nahm er alle Einzelhei-ten an ihm wahr die faltige schwarze Kleidung den quadratischen Kopf mit den purpurfarbenen Lippen und dem herabhaumlngenden Schnurrbart die rautenfoumlrmige Taumltowierung auf der Stirn die sei-ne imperiale Konditionierung verriet das lange schwarze Haar das im Silberring der Suk-Schule uumlber die linke Schulter fiel

raquoEs wird dich freuen zu houmlren dass wir heute keine Zeit fuumlr un-seren normalen Unterricht habenlaquo sagte Yueh raquoDein Vater wird in Kuumlrze hier seinlaquo

Paul setzte sich aufraquoIch habe allerdings dafuumlr gesorgt dass dir waumlhrend der Reise

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

nach Arrakis ein Filmbuch-Abspielgeraumlt und mehrere Lektionen zur Verfuumlgung stehen werdenlaquo

raquoOhlaquo sagte Paul und begann sich anzuziehen Er war aufgeregt weil sein Vater vorbeikommen wuumlrde Seit der Imperator dem Her-zog befohlen hatte Arrakis als Lehen zu uumlbernehmen hatten sie nur wenig Zeit miteinander verbracht

Yueh ging an den Ell-Tisch und dachte Wie kraumlftig der Junge in den letzten Monaten geworden ist Was fuumlr eine Verschwendung Ach welch traurige Verschwendung Doch dann gemahnte er sich Ich darf nicht verzagen Ich tue all das nur damit diese Harkonnen-Tiere mei-ner Wanna nicht mehr wehtun koumlnnen

Paul trat neben Yueh an den Tisch und knoumlpfte seine Jacke zu raquoWomit werde ich mich auf der Raumreise befassenlaquo

raquoMit den irdischen Lebensformen von Arrakis Der Planet hat anscheinend einige terranische Organismen mit offenen Armen empfangen Wie es dazu kam ist nicht ganz klar Wenn wir dort sind werde ich den planetaren Oumlkologen ndash einen Dr Kynes ndash auf-suchen und ihm meine Hilfe bei der Untersuchung dieses Raumltsels anbietenlaquo Yueh dachte Was rede ich da Ich spiele sogar vor mir selbst den Heuchler

raquoIst auch etwas uumlber die Fremen dabeilaquo fragte PaulraquoDie Fremenlaquo Yueh trommelte mit den Fingern auf dem Tisch

Als er bemerkte dass Paul die nervoumlse Geste beobachtete zog er die Hand zuruumlck

raquoVielleicht haben Sie ja etwas uumlber die Gesamtbevoumllkerung von Arrakislaquo sagte Paul

raquoJa sicherlichlaquo sagte Yueh raquoDie Bewohner bestehen aus zwei groszligen Gruppen ndash die eine sind die Fremen die andere die Men-schen aus den Graumlben Sinks und Pfannen Wie ich houmlrte gibt es manchmal Mischehen Die Frauen aus den Doumlrfern der Pfannen und Sinks bevorzugen Fremen als Ehemaumlnner und die Maumlnner be-vorzugen Fremen-Frauen Bei ihnen gibt es ein Sprichwort rsaquoGlanz kommt aus den Staumldten Weisheit aus der Wuumlstelsaquolaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHaben Sie Bilder von den FremenlaquoraquoIch werde sehen was ich fuumlr dich bekommen kann Das Interes-

santeste an ihnen sind natuumlrlich die Augen ndash durch und durch blau ohne Weiszlig darinlaquo

raquoEine MutationlaquoraquoNein es hat mit der Saumlttigung des Blutes durch die Melange

zu tunlaquoraquoDie Fremen muumlssen sehr mutig sein wenn sie am Rande dieser

Wuumlste lebenlaquoraquoAllerdings Sie verfassen Gedichte an ihre Messer Und ihre

Frauen sind ebenso wild wie die Maumlnner Selbst Fremen-Kinder sind gewalttaumltig und gefaumlhrlich Ich nehme stark an dass man dir nicht erlauben wird dich ihnen zu naumlhernlaquo

Paul sah Yueh an Diese wenigen Andeutungen uumlber die Fremen hatten fuumlr ihn eine Kraft die ihn ganz in ihren Bann schlug Wenn wir ein solches Volk als Verbuumlndete gewinnen koumlnnten dachte er raquoUnd die Wuumlrmerlaquo fragte er dann

raquoWielaquoraquoIch wuumlrde gerne mehr uumlber die Sandwuumlrmer lernenlaquoraquoAh aber sicher doch Ich habe ein Filmbuch uumlber ein kleines

Exemplar das etwa einhundertzehn Meter lang ist und zweiund-zwanzig Meter Durchmesser hat Man hat es in den noumlrdlichen Breiten aufgenommen Aber laut verlaumlsslichen Zeugenaussagen wurden schon Wuumlrmer von uumlber vierhundert Metern Laumlnge ge-sichtet und es besteht Grund zur Annahme dass es sogar noch groumlszligere gibtlaquo

Paul blickte auf eine konische Projektion der noumlrdlichen Breiten von Arrakis die auf dem Tisch ausgebreitet war raquoDer Wuumlstenguumlr-tel und die suumldlichen Polarregionen sind als unbewohnbar mar-kiert Liegt das an den Wuumlrmernlaquo

raquoUnd an den StuumlrmenlaquoraquoAber man kann doch jeden Ort bewohnbar machenlaquoraquoWenn es oumlkonomisch sinnvoll istlaquo sagte Yueh raquoArrakisrsquo zahlrei-

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

che Gefahren wuumlrden das zu einem teuren Unterfangen machenlaquo Er strich sich uumlber den herabhaumlngenden Schnurrbart raquoDein Vater wird bald hier sein Aber bevor ich gehe habe ich noch ein Ge-schenk fuumlr dich etwas das mir beim Packen in die Haumlnde gefal-len istlaquo Er legte einen Gegenstand zwischen ihnen auf den Tisch schwarz laumlnglich und nicht groumlszliger als Pauls Daumen

Paul sah ihn an Yueh fiel auf dass der Junge nicht gleich danach griff Wie vorsichtig er ist dachte er

raquoEs ist eine alte Orange-Katholische Bibel fuumlr Raumreisendelaquo sagte er raquoKein Filmbuch sondern noch auf Filamentpapier ge-druckt Mit einem eigenen System zur Vergroumlszligerung und elektro-statischen Aufladunglaquo Er nahm das Buch vom Tisch und fuumlhrte es vor raquoMan haumllt es dicht an die Batterie Es ist von einer mit einem Federmechanismus verschlossenen Huumllle eingefasst Du druumlckst hier auf den Rand ndash so Dann stoszligen die ausgewaumlhlten Seiten ein-ander ab und das Buch oumlffnet sichlaquo

raquoEs ist so kleinlaquoraquoAber es hat achthundert Seiten Man druumlckt hier so und so ndash

dann bewegt sich die Ladung Seite fuumlr Seite weiter waumlhrend man liest Aber beruumlhre die Seiten selbst nie mit den Fingern das Fi-lamentgewebe ist sehr zerbrechlichlaquo Yueh schloss das Buch und reichte es Paul raquoProbier es auslaquo Er sah zu wie Paul die Seiten-einstellung bediente und dachte Ich erteile mir selbst Absolution Ich gebe ihm den Ablass der Religion bevor ich ihn verrate So rede ich mir ein dass er an einen Ort geht der mir verschlossen bleibt

raquoDas muss hergestellt worden sein bevor es Filmbuumlcher gablaquo sagte Paul

raquoEs ist tatsaumlchlich sehr alt Aber das soll unser Geheimnis sein ja Deine Eltern denken vielleicht dass es zu wertvoll fuumlr einen so jungen Mann istlaquo Und Yueh dachte Seine Mutter wuumlrde sich sicher fragen welche Motive mich leiten

raquoTja helliplaquo Paul schloss das Buch und hielt es in der Hand raquoWenn es so wertvoll ist helliplaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoNimm es einem alten Mann zuliebelaquo sagte Yueh raquoMir hat man es auch gegeben als ich noch sehr jung warlaquo Er dachte Ich muss ihn sowohl bei seinem Verstand als auch bei seiner Habgier packen raquoOumlffne es bei vier-siebenundsechzig Kalima wo es heiszligt rsaquoIm Wasser be-ginnt alles Lebenlsaquo Der Huumlllenrand ist an der entsprechenden Stel-le mit einer kleinen Kerbe markiertlaquo

Paul betastete die Huumllle und entdeckte zwei Kerben eine weni-ger tief als die andere Er druumlckte in die weniger tiefe Das Buch oumlffnete sich in seiner Handflaumlche und das Vergroumlszligerungsglas schob sich daruumlber

raquoLies vorlaquo sagte YuehPaul fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lippen und las raquorsaquoBeden-

ke nun dass ein Tauber nicht houmlren kann Welche Taubheiten mouml-gen dann uns allen zu eigen sein Welche Sinne fehlen uns sodass wir eine andere Welt die uns umgibt nicht sehen und nicht houmlren koumlnnen Was ist dort um uns herum das wir nicht helliplsaquolaquo

raquoHoumlr auf laquo bellte Yueh ploumltzlichPaul brach ab und sah den Arzt uumlberrascht anYueh schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen Durch

welch uumlble Fuumlgung hat sich das Buch ausgerechnet an der Lieblingsstel-le meiner Wanna geoumlffnet Er schlug die Augen wieder auf und sah dass Paul ihn anstarrte

raquoStimmt etwas nichtlaquo fragte PaulraquoEs tut mir leidlaquo sagte Yueh raquoDas war hellip die Lieblingsstelle hellip

meiner toten Frau Du solltest eigentlich eine andere lesen Sie weckt Erinnerungen die hellip sehr schmerzlich sindlaquo

raquoDa sind zwei Kerbenlaquo sagte PaulNatuumlrlich dachte Yueh Wanna hat ihre Stelle markiert Seine Fin-

ger sind empfindlicher als meine und haben ihre Markierung ertastet Es war lediglich ein Versehen raquoWie auch immer vielleicht findest du das Buch ja interessantlaquo sagte er raquoEs enthaumllt viele historische Wahrheiten und eine gute ethische Philosophielaquo

Paul blickte auf das winzige Buch in seiner Handflaumlche So klein

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

war es und doch enthielt es ein Geheimnis hellip etwas war gesche-hen als er daraus vorgelesen hatte Er hatte gespuumlrt wie sich seine furchtbare Bestimmung geregt hatte

raquoDein Vater wird jede Minute hier seinlaquo sagte Yueh raquoSteck das Buch ein und lies es wenn dir danach istlaquo

Paul druumlckte auf den Rand wie Yueh es ihm gezeigt hatte und das Buch schloss sich Dann steckte er es in seine Tunika Als Yueh ihn angeblafft hatte hatte Paul einen Moment lang befuumlrchtet dass der Arzt es zuruumlckverlangen wuumlrde raquoIch danke Ihnen fuumlr dieses Geschenk Dr Yuehlaquo sagte er foumlrmlich raquoIch verspreche es wird unser Geheimnis sein Und wenn Sie sich ein Geschenk oder einen Gefallen von mir wuumlnschen zoumlgern Sie nicht zu fragenlaquo

raquoMir hellip fehlt es an nichtslaquo sagte Yueh Und er dachte Warum stehe ich hier und martere mich Und diesen armen Jungen martere ich mit hellip obwohl er davon nichts weiszlig Oh Verdammt seien diese Har-konnen-Bestien Warum haben sie nur mich fuumlr ihr abscheuliches Tun ausgewaumlhlt

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Wie naumlhert man sich MuadrsquoDibs Vater Herzog Leto Atreides war ein Mann von auszligerordentlicher Waumlr-me und uumlberraschender Kaumllte Es gibt viele Facetten die den Blick auf ihn eroumlffnen seine unbeirrbare Liebe zu seiner Bene-Gesserit-Frau die Traumlume die er fuumlr seinen Sohn hegte die Hingabe mit der andere Maumlnner ihm dienten Man sieht ihn vor sich ndash einen Mann dem das Schicksal eine Falle gestellt hat eine einsame Gestalt dessen Licht im Glorienschein seines Sohns verblasst Und doch muss man fragen Was ist der Sohn wenn nicht eine Fortsetzung seines Vaters

ndash Aus raquoMuadrsquoDib Familienkommentarelaquo von Prinzessin Irulan

Paul sah wie sein Vater die Trainingshalle betrat und die Wacht-posten drauszligen Stellung bezogen Einer von ihnen schloss die Tuumlr Wie immer hatte Paul ein Gefuumlhl von Anwesenheit bei seinem Va-ter ndash etwas an ihm das ganz und gar hier war

Der Herzog war hochgewachsen und hatte olivfarbene Haut Sein schmales Gesicht wies harte Kanten auf denen von tiefen grauen Augen Waumlrme verliehen wurde Er trug eine schwarze Ar-beitsuniform mit dem rotem Falkenwappen auf der Brust Ein ver-silberter Schildguumlrtel dessen Patina haumlufigen Gebrauch verriet war um seine schlanken Huumlften geschlungen

raquoSchwer bei der Arbeit SohnlaquoDer Herzog kam zum Ell-Tisch sah auf die Papiere darauf und

lieszlig dann seinen Blick durch den Raum und wieder zuruumlck zu Paul wandern Er fuumlhlte sich muumlde und es bereitete ihm Schmerzen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

diese Muumldigkeit nicht zu zeigen Ich muss auf dem Flug nach Arrakis jede Gelegenheit nutzen um mich auszuruhen dachte er Auf Arrakis werde ich keine Ruhe mehr finden

raquoNein nicht besonders schwerlaquo sagte Paul raquoAlles ist so helliplaquo Er zuckte mit den Schultern

raquoJa ich weiszlig Aber morgen reisen wir ab Es wird gut sein un-ser neues Zuhause zu beziehen und all diese Unruhe hinter uns zu lassenlaquo

Paul nickte und ploumltzlich suchte ihn die Erinnerung an die Wor-te der Ehrwuumlrdigen Mutter heim raquohellip fuumlr den Vater ndash nichtslaquo

raquoVaterlaquo sagte er raquowird es auf Arrakis so gefaumlhrlich wie alle be-hauptenlaquo

Eine beilaumlufige Geste erzwingend setzte sich der Herzog auf die Tischkante und laumlchelte Ein ganzes Konversationsmuster stieg in seinen Gedanken auf ndash die Art von Worten mit denen er sonst vor einer Schlacht die Schwaden in den Koumlpfen seiner Maumlnner ge-lichtet haumltte Doch bevor er die Worte aussprechen konnte erstarr-te das Muster angesichts eines einzigen Gedankens Dies ist mein Sohn

raquoEs wird gefaumlhrlichlaquo sagte erraquoHawat hat mir erzaumlhlt dass wir einen Plan fuumlr die Fremen ha-

benlaquo sagte Paul und fragte sich Warum erzaumlhle ich ihm nicht was die Alte gesagt hat Wie ist es ihr nur gelungen meine Zunge zu laumlhmen

Der Herzog bemerkte Pauls Verwirrung raquoWie immer sieht Ha-wat eine groszlige Chance Doch es geht um viel mehr Ich sehe auch die Merkantile Allianz fuumlr Fortschritt und Entwicklung im All die MAFEA-Gesellschaft Da Seine Majestaumlt mir Arrakis uumlberlassen hat ist sie gezwungen mir einen Posten im Direktorat zu uumlberlas-sen ndash ein subtiler Sieglaquo

raquoDie MAFEA kontrolliert das Gewuumlrzlaquo sagte PaulraquoUnd Arrakis mit seinem Gewuumlrz ist unser Zugang zur MA-

FEAlaquo sagte der Herzog raquoAber bei der MAFEA geht es nicht nur um die Melangelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoHat die Ehrwuumlrdige Mutter dich gewarntlaquo platzte es unver-mittelt aus Paul heraus Er ballte die Faumluste und spuumlrte dass seine Handflaumlchen nass von Schweiszlig waren Welche Anstrengung es ihn gekostet hatte diese Frage zu stellen

raquoHawat hat mir gesagt dass sie dir mit Warnungen uumlber Arrakis Angst eingejagt hatlaquo sagte der Herzog raquoLass dir den Kopf nicht von den Aumlngsten einer Frau vernebeln Keine Frau will ihre Lieben in Gefahr sehen Hinter diesen Warnungen verbirgt sich die Hand deiner Mutter Du solltest das als Zeichen ihrer Liebe zu uns auf-fassenlaquo

raquoWeiszlig sie uumlber die Fremen BescheidlaquoraquoJa und noch uumlber vieles mehrlaquoraquoUumlber waslaquoDer Herzog dachte Die Wahrheit ist womoumlglich schlimmer als al-

les was er sich ausmalt Aber selbst gefaumlhrliche Tatsachen sind von Wert wenn man darin ausgebildet ist mit ihnen umzugehen Und das ist ein Bereich in dem man meinen Sohn nicht geschont hat ndash der Umgang mit gefaumlhrlichen Tatsachen Allerdings muumlssen sie abgemildert werden er ist noch so jung raquoEs gibt kaum Waren die nicht durch die Haumlnde der MAFEA gehenlaquo sagte er raquoHoumllzer Esel Pferde Kuumlhe Bau-holz Dung Haie Walpelz ndash die alltaumlglichsten und die exotischsten Dinge Selbst der kaumlrgliche Pundi-Reis von Caladan Alles was die Gilde transportiert die Kunstwerke von Ecaz die Maschinen von Richesse und Ix Doch all das verblasst angesichts der Melan-ge Mit einer Handvoll Gewuumlrz kannst du dir auf Tupile ein Haus bauen Denn das Gewuumlrz laumlsst sich nicht kuumlnstlich herstellen man muss es auf Arrakis abbauen Es ist einzigartig und hat wahre ger-iatrische Eigenschaftenlaquo

raquoUnd jetzt haben wir die Kontrolle daruumlberlaquoraquoBis zu einem gewissen Grad Aber das Wichtige ist keines der

Haumluser auszliger Acht zu lassen die von den MAFEA-Gewinnen ab-haumlngig sind Denk an die gewaltigen Ausmaszlige dieser Gewinne die von einem einzigen Produkt abhaumlngen ndash dem Gewuumlrz Und dann

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

stell dir vor was geschehen wuumlrde wenn die Gewuumlrzproduktion ins Stocken gerietelaquo

raquoWer immer Melange gehortet haumltte koumlnnte ein Vermoumlgen ma-chenlaquo sagte Paul raquoUnd die anderen stuumlnden im Regenlaquo

Der Herzog gestattete sich einen Moment grimmiger Zufrie-denheit Er betrachtete seinen Sohn und dachte wie scharfsinnig wie wahrhaft gelehrt diese Feststellung war Er nickte und sagte raquoDie Harkonnen horten seit mehr als zwanzig Jahren Gewuumlrzlaquo

raquoUnd nun wollen sie dass die Gewuumlrzproduktion zum Erliegen kommt und man dir die Schuld gibtlaquo

raquoJa Sie wollen den Namen Atreides in Misskredit bringen Denk an die Landsraad-Haumluser die ein gewisses Maszlig an Fuumlhrung von mir erwarten ndash ihrem inoffiziellen Sprecher Stell dir vor wie sie reagieren wuumlrden wenn sie durch meine Schuld ernste Einkom-mensverluste erleiden Am wichtigsten sind einem schlieszliglich im-mer die eigenen Gewinne Zum Teufel mit der Groszligen Konven-tion Man kann sich doch nicht in die Armut treiben lassenlaquo Die Lippen des Herzogs verzogen sich zu einem herben Laumlcheln raquoSie wuumlrden wegschauen ganz egal wie man mit mir verfahren wuumlrdelaquo

raquoSelbst wenn man uns mit Atomwaffen angreiftlaquoraquoNein mit so etwas Schamlosem muumlssen wir nicht rechnen Nie-

mand wuumlrde offen der Groszligen Konvention zuwiderhandeln Aber praktisch alles andere ist denkbar hellip ja vielleicht sogar eine Vergif-tung unserer Laumlndereienlaquo

raquoWarum tappen wir dann mitten in diese Falle hineinlaquoDer Herzog sah seinen Sohn mit gerunzelter Stirn an raquoNun

wenn man weiszlig worin die Falle besteht ndash dann hat man schon den ersten Schritt getan um ihr zu entgegen Das hier ist wie ein Zwei-kampf mein Sohn nur in sehr viel groumlszligerem Maszligstab Hinter je-der Finte verbirgt sich eine weitere Finte und die Aufgabe besteht darin diese zahllosen Finten zu entwirren Da wir wissen dass die Harkonnen Gewuumlrz horten stellen wir eine weitere Frage Wer hortet es noch Und schon haben wir eine Liste unserer Feindelaquo

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

raquoUnd wer ist daslaquoraquoGewisse Haumluser von denen wir wussten dass sie uns nicht

freundlich gesinnt sind und andere die wir fuumlr befreundet hielten Vorerst muumlssen wir uns jedoch nicht mit ihnen befassen weil es da noch eine sehr viel wichtigere Person gibt ndash unseren geliebten Pa-dischah-Imperatorlaquo

Paul versuchte mit trockener Kehle zu schlucken raquoKannst du nicht den Landsraad einberufen um darzulegen helliplaquo

raquoDamit unser Feind weiszlig dass wir wissen in welcher Hand er das Messer haumllt Ah Paul jetzt sehen wir das Messer Wer weiszlig wohin es sich als Naumlchstes bewegt Wenn wir die Angelegenheit dem Landsraad vorlegen wuumlrden wir damit nur einen groszligen Ne-bel der Verwirrung erzeugen Der Imperator wuumlrde es abstreiten Und wer koumlnnte ihn der Luumlge bezichtigen Dadurch wuumlrden wir zwar etwas Zeit gewinnen aber gleichzeitig ein Chaos riskieren Und woher wuumlrde dann der naumlchste Angriff kommenlaquo

raquoAlle Haumluser koumlnnten anfangen Gewuumlrz zu hortenlaquoraquoUnsere Feinde haben einen Vorsprung ndash einen zu groszligen um

sie einzuholenlaquoraquoDer Imperatorlaquo sagte Paul raquoAlso auch die SardaukarlaquoraquoZweifellos in Harkonnen-Uniformen zur Tarnunglaquo sagte der

Herzog raquoAber dennoch fanatische KaumlmpferlaquoraquoWie koumlnnen uns die Fremen gegen Sardaukar helfenlaquoraquoHat dir Hawat von Salusa Secundus erzaumlhltlaquoraquoDem Gefaumlngnisplaneten des Imperators NeinlaquoraquoWas wenn es mehr als nur ein Gefaumlngnisplanet waumlre Paul Es

gibt eine Frage uumlber das imperiale Sardaukar-Korps die nie gestellt wird Woher kommt eslaquo

raquoVon dem GefaumlngnisplanetenlaquoraquoVon irgendwoher muss es kommenlaquoraquoAber was ist mit den Hilfstruppen der Haumluser die der Impera-

tor einzieht helliplaquoraquoDas sollen wir glauben ndash dass es lediglich die persoumlnlichen

+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG+HUEHUWXŴVWHQSODQHW$XIOHOLQGG

Page 18: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 19: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 20: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 21: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 22: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 23: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 24: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 25: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 26: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 27: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 28: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 29: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 30: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 31: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 32: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 33: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 34: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 35: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 36: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 37: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 38: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 39: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 40: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 41: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 42: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 43: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 44: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 45: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 46: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 47: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 48: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 49: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 50: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 51: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 52: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 53: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 54: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 55: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 56: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 57: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 58: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 59: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 60: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 61: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 62: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 63: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 64: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 65: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 66: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 67: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 68: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 69: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 70: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 71: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 72: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 73: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar
Page 74: Der Wüstenplanet Roman - Penguin Random House...Leseprobe Frank Herbert Der Wüstenplanet Roman Bestellen Sie mit einem Klick für 14,99 € Seiten: 800 Erscheinungstermin: 11. Januar