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(Aus der Hautklinik Kiel [Direktor: Prof. Dr. Vonkennel] und der 3. medizinisehen Abteflung des Schwabinger Krankenhauses Mfinehen [Direktor: Prof. Dr. Heuck t]). Der Xanthoproteincolorimeterwert im nieht enteiwei6ten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom 1. Von Dr. phil. Trude Bruns Assistenz~irztin an der Thur. Landes-Heil- und Pflegeanstal| Itildburghausen. (Eingegangen am 15. Mai 1939.) Becher hat seine umfangreichen Studien fiber die Xanthoprotein- reaktion in KSrperfliissigkeiten, Geweben und insbesondere im Blur in ausftthrlichen Abhandlungen beschrieben. Ein kurzer Auszug aus diesen Arbeiten soll als Einleitung zu unseren Untersuchungen dienen, zur raschen Orientierung fiber die Xanthoproteinreaktion im allgemeinen. Die Xanthoproteinreaktion beruht darauf, dab aromatische KSrper, die eine Oxyphenyl- oder Indolgruppe tragen, beim Koehen mit konzentrierter Salpeter- s~ure NO2-Gruppen aufnehmen, wodurch eine Gelbf~trbung hervorgerufen wird. Die Intensitat der F~rbung der nitrierten KSrper ist yon dem H- bzw. OH-Ionen- gehalt abh~ngig, und zwar ist sie in alkalischer Liisung im allgemeinen wesentlich starker als in saurer. Auf diese Erfahrungen griindet Becher seine einfache Methode zum colorimetrisehen Nachweis des Xanthoproteins. Anteil an der Reaktion im enteiweiBten Blut haben zun~chst die aromatischen Aminos~uren: Tyrosin (p-oxy-fl-phenylalanin) und Tryptophan (Indol-alanin), dann hShere EiweiBspaltprodukte: Peptone, die die genannten Aminos~uren ent- halten, auI~erdem Produkte der Darmf~ulnis, wie Phenol, Kresol, Indol, aromatische Oxys~uren, Dioxybenzole, Indolessigs~ure oder Indolaceturs~ure (Indolessigsi~ure § Glykokoll). Phenylalanin gibt nur in sehr hohen Konzentrationen die Xanthoprotein- reaktion, kommt also praktiseh nicht in Frage. Gallenfarbstoffe und Cholesterin werden bei der EnteiweiBung mit Trichloressigs~ure ausgefMlt. Becher land den Xanthoproteincolorimeterwert im enteiweil]ten Blur normaler- weise zwischen 15--25, durchschnittlieh bei 21. Dieselben Werte beobaehtete er auch bei Arthritiden, Nervenkrankheiten, Ulcus ventrieuli, Emphysem, Cystitis, komplikationslosen Herzfehlern, Diabetes, Infektionskrankheiten, Tumoren und Tuberkulose. Betrachtliche Zunahme des Xanthoproteincolorimeterwertes land er bei Er- hShung der Blutaminosi~uren: z. B. bei schweren Pneumonien, Endocarditis lenta, bei schwerem Paratyphus durch hochgradige O]igurie oder bei akuter gelber Leber- atrophie, bei erhShter Bildung yon Darmgiften: z.B. bei Ileus oder perniziSser An~mie, bei Vermehrung aromatischer F~ulnisprodukte, wie sie z.B. bei einem jauchigen, postpneumonischen Empyem entstehen kSnnen. Im Coma diabeticum, wo Phenole und aromatisehe Oxys~uren im Blur vermehrt sind, steigt naturgem~B auch der Xanthoproteinwert, ebenfalls findet man ErhShung im Leiehenblut. 1 Als Inaugural-Dissertation vonder Medizinischen Fakulti~t der Universit~t Mfinchen angenommen.

Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

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(Aus der Hautklinik Kiel [Direktor: Prof. Dr. Vonkennel] und der 3. medizinisehen Abteflung des Schwabinger Krankenhauses Mfinehen [Direktor: Prof. Dr. Heuck t]) .

Der Xanthoproteincolorimeterwert im nieht enteiwei6ten Liquor im Vergleich

zum iibrigen humoralen Syndrom 1. Von

Dr. phil . Trude Bruns Assistenz~irztin an der Thur. Landes-Heil- und Pflegeanstal| Itildburghausen.

(Eingegangen am 15. Mai 1939.)

Becher h a t seine umfangre ichen S tud ien fiber die Xan thopro t e in - r eak t ion in KSrperf l i i ss igkei ten, Geweben und insbesondere im Blur in ausft thr l ichen Abhand lungen beschrieben. E in ku rze r Auszug aus diesen Arbe i t en soll als E in le i tung zu unseren Unte r suchungen dienen, zur raschen Orient ierung fiber die Xan thop ro t e in r e a k t i on im al lgemeinen.

Die Xanthoproteinreaktion beruht darauf, dab aromatische KSrper, die eine Oxyphenyl- oder Indolgruppe tragen, beim Koehen mit konzentrierter Salpeter- s~ure NO2-Gruppen aufnehmen, wodurch eine Gelbf~trbung hervorgerufen wird. Die Intensitat der F~rbung der nitrierten KSrper ist yon dem H- bzw. OH-Ionen- gehalt abh~ngig, und zwar ist sie in alkalischer Liisung im allgemeinen wesentlich starker als in saurer. Auf diese Erfahrungen griindet Becher seine einfache Methode zum colorimetrisehen Nachweis des Xanthoproteins.

Anteil an der Reaktion im enteiweiBten Blut haben zun~chst die aromatischen Aminos~uren: Tyrosin (p-oxy-fl-phenylalanin) und Tryptophan (Indol-alanin), dann hShere EiweiBspaltprodukte: Peptone, die die genannten Aminos~uren ent- halten, auI~erdem Produkte der Darmf~ulnis, wie Phenol, Kresol, Indol, aromatische Oxys~uren, Dioxybenzole, Indolessigs~ure oder Indolaceturs~ure (Indolessigsi~ure § Glykokoll).

Phenylalanin gibt nur in sehr hohen Konzentrationen die Xanthoprotein- reaktion, kommt also praktiseh nicht in Frage. Gallenfarbstoffe und Cholesterin werden bei der EnteiweiBung mit Trichloressigs~ure ausgefMlt.

Becher land den Xanthoproteincolorimeterwert im enteiweil]ten Blur normaler- weise zwischen 15--25, durchschnittlieh bei 21. Dieselben Werte beobaehtete er auch bei Arthritiden, Nervenkrankheiten, Ulcus ventrieuli, Emphysem, Cystitis, komplikationslosen Herzfehlern, Diabetes, Infektionskrankheiten, Tumoren und Tuberkulose.

Betrachtliche Zunahme des Xanthoproteincolorimeterwertes land er bei Er- hShung der Blutaminosi~uren: z. B. bei schweren Pneumonien, Endocarditis lenta, bei schwerem Paratyphus durch hochgradige O]igurie oder bei akuter gelber Leber- atrophie, bei erhShter Bildung yon Darmgiften: z.B. bei Ileus oder perniziSser An~mie, bei Vermehrung aromatischer F~ulnisprodukte, wie sie z.B. bei einem jauchigen, postpneumonischen Empyem entstehen kSnnen. Im Coma diabeticum, wo Phenole und aromatisehe Oxys~uren im Blur vermehrt sind, steigt naturgem~B auch der Xanthoproteinwert, ebenfalls findet man ErhShung im Leiehenblut.

1 Als Inaugural-Dissertation v o n d e r Medizinischen Fakulti~t der Universit~t Mfinchen angenommen.

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Bei Nierenerkrankungen stellte er nur bei Niereninsuffizienzerscheinungen er- hShte Xanthoproteinwerte fest, die hSchsten verst~ndlicherweise bei dem letzten Stadium, der Ur~mie, und zwar steigt dort in erster Linie die nach ttydrolyse ge- wonnene N-freie, ~therlSsliche Fraktion, die von den Darmf~ulnisprodukten geliefert wird, w~hrend die ~therunl0sliche N-haltige Fraktion, die yon freien und gebundenen Aminosiiuren, besonders Tyrosin herstammt, nicht in dem gleichen Mafle ansteigt. Bei Leberkrankheiten dagegen beobachtete er in erster Linie eine Zunahme der nach Hydrolyse i~therunlSslichen N-haltigen Fraktion.

Becher hat seine Untersuchungen soweit ausgebaut, dab man wichtige dia- gnostische Schliisse besonders bei Nieren- und Lebererkrankungen aus der HShe des Xanthoproteinwertes ziehen kann.

Anschlieflend an seine Blutuntersuchungen ist Becher dazu iibergegangen, auch den enteiweiBten Liquor auf seinen Xanthoproteingehalt zu priifen. Die Reaktion fiel schwach positiv aus. Wahrend nun bei Niereninsuffizienzerscheinungen die Xanthoproteinreaktion auch in ~)demen und Exsudatfliissigkeiten entsprechend dem Anstieg im Blur zunimmt, ist dies im Liquor nicht der Fall.

Umfangreiche Untersuehungen von verschiedenen Forsehern fiber die Blut-Liquorschranke haben gezeigt, dab der Liquor keinesfalls als Transsudat des Blutes aufgefal3t werden kann, sondern dab eine Stoff- wechselschranke mit selektiver Durchl~ssigkeit (Blum) besteht, deren Substrat nach Becher auger dem Plexus ehorioideus, das Ventrikel- ependym, die Hirnsubstanz selbst, die weichen Hirnh~ute oder deren Gef~Be bilden.

Es ist bekannt, da[3 Stoffe aus dem Liquor rasch und ohne Auswahl ins Venensystem fibertreten, dab aber der umgekehrte Weg Blur-Liquor wesentlich komplizierter verl~uft.

Die Permeabilit~t verh~lt sich versehiedenen Stoffen gegenfiber ganz verschieden. So haben Deutsch, Dorner, Rosenberg und Becher fest- gestellt, dab Indican im Gegensatz zu Harnstoff, Harns~ure und Kreatinin nur bei sehwerster Niereninsuffizienz und kurz vor dem Tode in relativ geringen Mengen in den Liquor fibertritt. Am leichtesten geht bei Ur~mie der Harnstoff in den Liquor fiber, w~hrend Haxns~ure- und Kreatinin- gehalt wesentlich langsamer ansteigt und immer hinter den Serumwerten zurfickbleibt (Brogsitter und Kraufl).

Wenn man sich dies vor Augen h~It, so ist es keineswegs sehr tiber- raschend, dab zwischen dem Xanthoproteinwert im Blut und dem im Liquor kein Parallelismus gefunden wird. Becher land z. B. bei einem Fall von akuter gelber Leberatrophie mit einem wesentlich erh6hten Blut- xanthoproteinwert (64) den Liquorxanthoproteinwert kaum noeh ables- bar, also niedriger als die Norm.

Da der enteiweii3te Liquor in normalen wie in pathologischen Ver- h~ltnissen stets weniger aromatische Gruppen als das enteiweil3te Blut enth~lt, so ist es ohne weiteres einleuchtend, dab auch die Xantho- proteincolorimeterwerte niedriger liegen mfissen. Becher gibt als Durch- schnittswert im enteiweiBten Liquor 1/3--1/2 des Blutxanthoprotein- eolorimeterwerts an. Die Norm liegt also bei ihm zwischen 6 und 10.

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im nich~ enteiwei6ten Liquor im Vergleich zum fibrigen humoralen Syndrom. 761

Der hSchste W e r t 35 in seiner Tabel le s t a m m t yon einem Fa l l mi t sekun- d/irer Schrumpfniere (echte Ur/imie), bei der auch die/~therlSsliche, wahr- scheinlich wesent l ich gift igere F r a k t i o n ausnahmsweise in ger ingem l~IaBe im Liquor angest iegen war. Nach Hydro ly se und ~ t h e r e x t r a k t i o n lag der W e r t nur noch bei 28, der dazugehSrige B l u t x a n t h o p r o t e i n w e r t h in- gegen be t rug 224. W/~hrend also in diesem ex t r ems ten Fa l l der Blu t - xan thop ro t e inwer t ungef/~hr auf das 10fache angest iegen war, be t rug die ErhShung des L iquorxan thopro te inwer te s nur ungef/~hr das 4fache der Norm. I m al lgemeinen stel l te er auch bei betr/~chtlicher ErhShung des B lu txan thop ro t e inwer t e s keine oder nur geringe ErhShung des Liquor- xan thopro t e inwer t e s les t .

Von aul~en eingefi ihrte a romat i sche Verb indungen , wie z. B. N a t r i u m - sa l icy l icum als The rapeu t i cum oder abe r Phenol bei Vergif tungen be- d ing ten zwar ein s ta rkes Anste igen des BIu txan thopro te inwer tes , abe t ke in Anste igen des L iquorxan thopro te inwer tes .

Aufler Becher hat Lickint 270 Liquores nach der Becherschen Methode auf ihren Xanthoproteinwert untersucht. Eine Differenzierung, wie Becher sie angibt, unter 10 war ihra mit seinem Autenrieth-Keil nicht mehr mSglich, so dab er sich darauf beschr/~nkt, die Norraalwerte als unter ]0 liegend anzugeben. Er fand, daft bei Schrumpfnieren auch ohne ausgesprochene ur/~mische Erscheinungen bereits eine leichte ErhShung des Xanthoproteinwertes auftreten kann. Bei Ur/iraien stellte er wechselnde Werte lest, meist ]eichte ErhShungen. Er fiihrt diesen Unterschied auf die Verschiedenheit der Permeabilit~t der Meningen in den einzelnen Fi~llen zurtick. Bei erhShter Permeabilit~t, also niedrigem PQ land er den Xanthoprotein- wert gesteigert. Der hSchste yon ihra angefiihrte Xanthoproteinwert betrug 25. Bei den verschiedenen Forraen der Meningitis ergaben sich raeist leicht gesteigerte Werte, maximal 23, deren Ursache er auch auf die erhShte Durchl/issigkeit der ent- zfindeten Meningen zuriickfiihrt.

Bei neurologischen Erkrankungen waren die Befunde normal, nut bei je einem Fall yon Polyneuritis, Myelitis, Araehnoiditis beobachtete er geringe Steigerungen, maximal bis 13.

In den letzten Jahren sind noch drei weitere Arbeiten erschienen, die sich rait dem Xanthoproteinwert im Liquor besch/~ftigen, und zwar yon ausl/~ndischen Autoren (zwei italienische und eine schwedische Arbeit). Ich beschr/~nke raich auf eine kurze Wiedergabe der im Zentralblatt ftir gesamte Neurologie und Psychiatrie erschienenen Referate:

Rosa Bellincioni untersuchte in 53 F/~llen yon verschiedenen Geisteskrankheiten, darunter 22 F/~lle yon Schizophrenie, den Xanthoproteinwert im Liquor, Serum und Urin. Bei der Schizophrenie z. B. zeigte sich eine Steigerung im Serum, aber norraaler Wert im Liquor.

Salminen Yrj6 hat nach der Methode yon Leikola Totalprotein, Albumin und Globulin im Liquor quantitativ colorimetrisch mittels der Xanthoproteinreaktion bestimmt. Er untersuchte 45 Normalliquores und 25 pathologische. Nach seiner Methode betrug der Durchschnittswert 25 rag-O/o Totalprotein, 20,81 rag-% Albumin und 4,19 rag-% Globulin, EQ = 0,23.

Nach Cugnini ist der Xanthoproteincolorimeterwert normalerweise im Liquor quantitativ nicht ablesbar, nur mauchmal beobachtete er eine rainimale Reaktion.

Bei dem Endstadium bei arteriellera Hochdruck kann z. B. der Xanthoprotein- wert nach seinen Untersuchungen ira Liquor positiv se'in. Bei ehronischer Nephritis

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las er bei sehlechter Prognose Werte bei 10 ab. In den meisten F~l]en yon paren- ehymat6sen Leberschadigungen stellte er ein Positivwerden des Xanthoprotein- werts im Liquor lest. Verfasser nimmt an, dab die bei der Leberinsuffizienz im Serum vorhandenen aromatischen Stoffe ffir die barri~re h6matoenc6phalique giftiger seien als die bei Niereninsuffizienz zurfiekgehaltenen K6rper. Bei den Meningitiden land er wie Zicklnt auch eine geringe Erh6hung des Xanthoprotein- wertes.

Man sieht bereits aus diesen weehselnden Angaben: Becher differen- ziert die Xanthoproteinwerte noch zwischen 6--10, Lickint gibt unter l0 keine Differenzierungsm6glichkeit mehr an, w~hrend Cugnini in den meisten Fallen fiberhaupt keine Xanthoproteinreaktion im Liquor nach- weisen kann, dab die eolorimetrische Methods immer nur als Vergleiehs- methode angesehen werden kann und die HShe der gefundenen Werte in gewisser Abh~ngigkeit von dem benutzten Vergleichskeil steht. So bekamen wir z. B. beim Ablesen derselben Proben mit einem neu bestellten Xanthoproteinvergleichskeil yon der Firma Hellige andere Werte als mit unserem alten Keil von derselben Firma. Die Differenz betrug mehrere Teilstriche auch in dem gut ablesbaren Gebiet. Um einheitliche Ver- gleichswerte zu bekommen, wurde mit dem ~lteren Keil weitergearbeitet, zumal die verschiedenen Farbqualit~ten der Probe 'und des Vergleich- keils bei dem neuen Keil noch wesentlich stSrender in Erscheinung traten als bei dem ~lteren Keil.

Da der enteiweiBte Liquor, wie vorher beschrieben, nur in den seltensten F~llen eine ErhShung des Xanthoproteinwertes aufwies, und die bei Ur~mie, Schrumpfniere, Meningitis, Hochdruck und Leberschi~di- gungen auftretenden Steigerungen sich nur in ganz engen Grenzen bewegten, haben wir versucht, den nicht enteiwei]ten Liquor auf seinen Xanthoproteincolorimeterwert zu prfifen.

Ehe n~her auf die Untersuchungen eingegangen wird, soll noch ein kurzer ~berblick fiber die Eiweil3verh~ltnisse im Liquor vorangehen.

Mit dem Problem der EiweiBkSrper haben sich viele Forscher ein- gehend besch~ftigt, aber noeh immer kann man verh~ltnism~]ig wenig Exaktes fiber diese hoehmolekularen Stoffe aussagen.

Eiwei[3spaltprodukte - - Peptone und Albumosen - - kommen nach Mestrezat im normalen Liquor nicht vor. Nach Panzer, Sallcowski und Langstein treten auch im pathologisehen Liquor keine Peptone und Albumosen auf, nur bei Stauungen kSnnen sie ausnahmsweise vorhanden sein, im HSehstfall bis 10 mg- %. Auch die Aminos~uren sind im normalen Liquor nur in ~uBerst geringen Mengen gefunden, Ka/ka gibt bis 1 mg-% an, Mestrezat verzeichnet etwas hShere Werte, zwischen 1,5---1,9 mg-%. Nach ibm sollen die Aminos~uren bei Syphilis und Meningitis leicht gesteigert sein, der Maximalwert betrug 4,4 mg-% bei einem Fall yon epidemischer Meningitis.

Hoe[er und Mannheim bestimmten naeh der Mikrokjeldahlmethode den Gesamtstickstoff, de'r im normalen Liquor zwischen 19,8 mg- % und

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im nicht enteiwei~ten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 763

21,6mg-% lag. Bei Paralyse werden Steigerungen bis 58mg-%, bei Meningitis sogar bis 227 mg-% beschrieben.

Als Durchschnittswert ffir das GesamteiweiB nimmt Ka/ka 24 mg-% an, Demme bezeichnet als Grenzwerte 19,2--31,3 mg-%, andere Forscher 10--30 rag- %.

Als Grenzwerte ffir Globulin nennt Demme 2,4- 9,6 rag-%, Durch- schnittswert 4,8 rag-%, ffir Albumin 14,5--26,5 mg-%, Durchschnitts- wert 19,2 mg-%.

Unsere Untersuchungen haben mehrfach Werte unter 19 rag-% fiir das GesamteiweiB, auch niedrigere Globulinwerte ergeben bei sonst voll- kommen normalem Liquor.

Die hSchsten pathologischen EiweiBwerte treten beim Sperrliquor durch Transsudationsvorg/tnge und bei akuten Meningitiden auf. Es kommen dort auch ausnahmsweise EiweiBkSrper vor, die bereits bei 25--28% S/i, ttigung mit Ammonsulfat ausflocken, also Fibrinogen bzw. Fibringlobulin. Der Sperrliquor zeigt oft schon spontane Gerinnung. Je mehr der Plexus oder die Meningen bei einer organischen Erkrankung des Zentralnervensystems betroffen sind, je akuter der ProzeB ist, desto grSBer ist die EiweiBvermehrung. Bei station/~rer Lues cerebri und Tabes finder man oft normale EiweiBwerte, bei unbehandelter Paralyse nur in seltensten Fiillen.

(~ber die Herkunft der EiweiBkSrper ist noch nichts Sicheres bekannt. Durch Pr/icipitationsversuche haben Etlinger, Ka/ka u. a. versucht, Klar- heir fiber die Eigenart der LiquoreiweiBkSrper zu erhalten. Nach Ka/ka besteht keine biologische Identit/~t der verschiedenen Eiweil~fraktionen im Liquor und Serum. Die grobe Trennung in Globulin und. Albumin ist zwar praktisch wichtig, weil man aus der Ver/~nderung des EiweiB- quotienten (Globulin/Albumin) zusammen mit anderen Bestimmungs- methoden in vielen F/illen oft aufschlufireiche Folgerungen bei organi- schen Erkrankungen des Zentralnervensystems ziehen kann, entspricht aber keineswegs der Mannigfaltigkeit der EiweiBfraktionen.

W~hrend die nicht syphilitischen organischen Gehirnerkrankungen nur Globuline enthalten, die bei Halbs~ttigung mit konzentrierter Ammonsulfatl5sung ausfallen, findet man bei der chronischen Gehirnlues bereits EiweiBkSrper, die bei 40% Ammonsulfataussalzung ausflocken, sog. Pseudoglobuline. Bei der Paralyse f/~llt ein Teil der EiweiBkSrper sogar schon bei 1/a S~ttigung mit konzentrierter AmmonsulfatlSsung aus: die Euglobuline, die im normalen Liquor nicht vorkommen. Ka/ka land bei einem Paralytiker bei einem GesamteiweiB yon 60 rag-% 20 rag-% Euglobulin.

Samson hat in einer Versuchsreihe festgestellt, dab die Globuline des normalen Liquors, der Schizophrenie, der Tabes dorsalis, der akuten Meningitis, der Lues cerebri und der Paralyse voneinander in qualitativer

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Hinsicht verschieden sind: Er stellte sich unter denselben Versuchs- bedingungen LSsungen mit quantitativ gleichem Globulingehalt von den Cerebrospinalfliissigkeiten verschiedener F~lle, die an obenerw~hnten Krankheiten litten, dar. Nun demonstrierte er die Verschiedenheit der Globuline an dem verschiedenen Ausfall der Mastixkurve. Die Reihen- folge von der niedrigsten bis zur tiefsten Kolloidzacke war: normaler Liquor, Schizophrenie, Tabes, Meningitis, Lues cerebri, Paralyse. Zu- gleich bewies er dadurch, daB jeder Teil der Kurve mehrdeutig ist und dab man aus der Kurvenform allein nichts fiber die HShe des Gesamt- eiweiBes ablesen kann. Bekannt ist, daB die Albumine vor Floekung schfitzende Eigenschaften ausfiben, daB aber auch die Globuline nur in bestimmten Konzentrationen maximal ausfallen, eine zu hohe Konzen- tration, wie sie z.B. bei Meningitis in den schw~cheren Verdfinnungen herrscht, fibt ebenfalls einen F~llungsschutz aus, daher Rechtsverschie- bung des Ausflockungsmaximums. Rein quantitative ~mderung des LiquoreiweiBes bedingt Verschiebung des Flockungsmaximums nach rechts oder links, qualitative ~[nderung dagegen nach oben oder unten. Gleiche Kolloidkurven k5nnen bei verschiedenen EiweiBwerten gefunden werden, verschiedene Kolloidkurven kSnnen bei gleichen EiweiBwerten alfftreten. Man kann bei normalen Kolloidkurven pathologische EiweiB- werte beobachten, wenn z.B. isolierte Albuminvermehrung vorliegt. Kolloidzacken bei normalem EiweiBwert sind selten, aber besonders wichtig, da sie auf qualitative Anderung hindeuten (Demme).

Den vorliegenden Untersuchungen lag die Fragestellung zugrunde, ob es nicht auch mSglich sei, mittels der Xanthoproteinreaktion nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative ~nderung der EiweiB- kSrper fe'stzustellen. Auf Grund der Ergebnisse yon Salminen Yr]6 l&Bt sich schlieBen, dab im normalen Liquor die Summe der aromatisehen EiweiBbausteine - - in erster Linie also des Tyrosins und des Trypto- phans - - ann~hernd konstant ist, da er mittels der Xanthoproteinbestim- mungen Totalprotein, Globulin und Albumin quantitativ festgestellt hat und zu denselben Durchschnittswerten gekommen ist, die auch mit anderen Bestimmungsmethoden gefunden wurden.

Zur weiteren Kl~rung dieser Frage interessierte uns der Ausfall der Xanthoproteinreaktion einerseits im normalen, anderseits im pathologisch ver~nderten, nicht enteiweiBten Liquor. Theoretisch denkbar waren folgende MSglichkeiten:

1. Paralleler Anstieg des Xanthoproteincolorimeterwertes bei Ver- mehrung des Gesamteiweii~es.

2. Abweichungen im Anstieg je nach Ausfall des EiweiBquotienten, also Abh/ingigkeit der Reaktion yon Globulin- oder Albuminvermehrung.

3. J(nderung des Xanthoproteinwertes bei normalem Gesamteiweil~ und normalem E Q bei anderen pathologischen Liquorver/~nderungen (positive Lipoidreaktionen, Kolloidzacken, Zellvermehrung).

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im nicht enteiweigten Liquor im Vergleich zum fibrigen humoralen Syndrom. 765

4. Abweichung des Xanthoprote inwer tes v o n d e r Norm als einzige ~ n d e r u n g des sonst mi t den fiblichen Bes t immungsmethoden als normal befundenen humora len Syndroms.

Zu diesem Zweck wurden 229 nicht enteiweiBte Cerebrospinalfliissig- kei ten yon uns auf ihren Xanthopro te inwer t untersucht .

Die Ausfiihrung der Xanthoproteinreaktion geschah in Anlehnung an die Bechersche Methode :

Man zieht mit einer 2 ccm Pipette den klaren Liquor genau bis zur Marke auf und laBt den Inhalt in ein sauberes, trockenes Reagensglas fliegen. Dann ffigt marl 0,5 ccm konzentrierte Salpetersaure, spezifisches Gewicht 1,4, hinzu und kocht den Inhalt genau 1/2 Min. fiber einer kleinen Bunsenflamme. Darnach kfihlt man sofort unter der Wasserleitung bis zum vollstandigen Erkalten der Fliissigkeit ab und versetzt die L6sung mit 1,5 ccm 33%iger reiner Natronlauge. Jetzt entsteht in dem alkalisehen Milieu je nach dem Xanthoproteingehalt eine mehr oder weniger intensive Gelbf~rbung 1. In einigen Fallen, wo geringe Niederschlage auftraten, wurden sie zuvor durch ein kleines, trockenes Filter abfiltriert. Nun wurde im Autenriethsehen Apparat bei Tageslicht colorimetriert mit einem Dauer-Xantho- proteinvergleichskeil yon Hellige Freiburg.

Die Colorimeterskala gehSrte noch der Mteren Einteilung an, die abgelesenen Werte mugten also von i00 abgezogen werden. Je intensiver die Gelbfarbung war, desto schwieriger gestaltete sich die exakte Ablesung, da bei den hbheren Konzen- trationen die Farbqualitaten des Vergleichskeils und der Probe nicht mehr genau iibereinstimmen. Man mug sich mit dem Ann~herungswert begnfigen oder aber zuvor verdiinnen. Da es bei den pathologischen Werten mit stark gesteigertem Xanthoproteingehalt bei dieser Reaktion keine ausschlaggebende Rolle spielt, ob der Wert um einige Teilstriche hSher oder niedriger liegt, wurde auf die Verdtinnung verzichtet. Nur wo die Gelbfarbung so intensiv war, dab ein Ablesen tiberhaupt nicht mehr m6glich war, weil die F~rbung des Keils auch am oberen Ende schwaeher war, wurde entsprechend verdiinnt.

Die F~rbekraft der einzelnen aromatischen KSrper ist sehr verschieden und abhangig von der H- bzw. OH-Ionenkonzentration. Becher hat in seinen Unter- suchungen gefunden, dag aquimolekulare L6sungen verschiedener aromatischer Verbindungen ganz verschiedene Farbintensit/iten hervorrufen, z. B. ist die F/irbe- kraft des Tyrosins starker als die des Tryptophans, die Phenylalaninderivate geben in schw~cherer Konzentration fiberhaupt keine Xanthoproteinreaktion.

Beim Erw~rmen mit konzentrierter HNOa gibt Tryptophan eine starkere F/~rbung als Tyrosin, wahrend beim Alkalischmachen die Farbintensitat beim Tyrosin wesentlich starker ist als beim Tryptophan. An dem verschiedenen Ver- halten des Tryptophans und Tyrosins mag es auch liegen, dag bei manchen Proben, trotzdem sie in demselben Ablesungsgebiet lagen, die Sch~rfe der l~bereinstimmung mit dem Vergleiehskeil variierte, wahrscheinlich entsprechend der _~nderung des Tyrosin- bzw. Tryptophangehaltes.

Erw/ihnenswert ist noch die Feststellung Bechers, dab Pepton vor und nach Hydrolyse untersucht, keine wesentliche ~nderung des Xanthoproteinwerts zeigte.

Bei den mit den iiblichen Untersuchungsmethoden als normal befun- denen Liquores lagen bei unserem Untersuchungsmater ia l die Xantho-

1 Die Auffiillung auf 4 ecm haben wir unterlassen, da bei gleiehm/igiger Flammen- regulierung und genauer Einhaltung der Kochzeit der Substanzverlust nahezu gleich ist, wovon wir uns an mehreren Proben zunachst iiberzeugt haben und es sich ja, wie bereits schon erw~hnt, bei der Xanthoproteinreaktion immer nur um Vergleichswerte handelt.

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proteincolorimeterwerte weitaus in der Mehrzahl zwischen 20 und 32, so dal3 wir dieses Gebiet als normal bezeichnet haben.

Die Xanthoproteinwerte yon 33 und 34 wurden als Grenzgebiet betrachtet, weil in diesem Bereich die fibrigen Bestimmungen der Cere- brospinalflfissigkeiten in 4F/~llen normal, in 4F~llen dagegen leicht pathologisch gefunden wurden.

Von 35 ab mehrten sich die F/ille, bei denen auch die fibrigen Liquor- befunde krankhafte Ver/Lnderungen aufwiesen.

Die hSchsten Werte - - im extremsten Fall 1000 - - wurden bei Meningi- tiden festgestellt, bei denen ja auch Becher und Lickint bereits im ent- eiweil3ten Liquor leichte ErhShungen beobachteten, auBerdem bei der unbehandelten Paralyse und bei einem Fall yon Neuritis diabetica.

Werte unter 20 waren sehr selten. In den 8 beobachteten Fiillen waren die Liquorbefunde in 4 F~llen pathologisch, in 4 F/~llen zwar jetzt normal, 2 davon hatten aber frfiher pathologische Liquorver~nde- rungen gezeigt. Deshalb haben wir diese Xanthoproteinwerte auch ffir pathologisch gehalten.

Die folgende Tabelle ermSglicht eine rasche Orientierung fiber die H~ufigkeit der gefundenen Xanthoproteinwerte im normalen und patho- logischen Liquor.

229Xanthoproteincolorimeterablesungen wurden in Tabellenform nach Diagnose geordnet ( I - - IX) dem fibrigen humoralen Syndrom gegenfibergestellt. Wo genauere klinische Angaben aus den Kranken- geschichten entnommen werden konnten, wurden sie hinzugefiigt. Bei weiteren 15 Fs (X) standen keine n~heren Liquorbefunde zum Ver- gleieh zur Verfiigung, da die Punktion entweder aus therapeutischen Grfinden erfolgte oder aber der Liquor anl~131ich einer Lumbalan~sthesie vor operativen Eingriffen gewonnen wurde z.

Die fibrigen humoralen Untersuchungen wurden in drei verschiedenen serologischen Instituten ausgeffihrt, daraus ergibt sich die geringe Ab- weichung in den technischen Bestimmungsmethoden.

Als Lipoidreaktionen im Liquor wurden neben der Wassermannschen Reaktion, die in den Verdtinnungen l/l, 1/5, 1/10 (0,2--1,0) im aktiven und inaktiven Liquor ausgewertet wurde, noch die Sachs-Georgische Reaktion (l/l, 3/5, 1/5) bzw. die MiiUer.Ballungs. und die Meinlckesche Kliirungsreaktion II ausgefiihrt. Als Kolloidreaktionen wurden in jedem Full die Normomastix- und die Goldsolkurve angesetzt, und zwar wurden die empfindlicheren Traubenzuckergoldsole benutzt. Zuckerbestimmungen wurden nach Folin-Wu, modifiziert nach Neubauer, vor- genommen. Zur Zellz~hlung wurde die gebr/~uchliche Ziihlkammer nach F~chs- Rosenthal benutzt. Als Globulinreaktion bzw. Globulingrenzreaktionen wurden die Phase I nach Nonne-Apelt.Schumm, die Pandysche Carbols~ture- und die Weich- brodtsche Sublimatfiillung, in mehreren F/~llen auch noch die Cabittosche Phosphor- molybd~nreaktion angestellt. Die Eiweiflrelation wurde in der Forschungsanstalt ftir Psychiatrie nephelometrisch nach der Custerschen Sulfosalicyls/~uremethode

1 Die ausfiihrlichen, druckreifen Originaltabellen stehen Interessenten auf Wunsch gem zur Einsicht zur Verffigung.

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im nicht enteiweiBten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 767

m m m L w - m - m - ~ ,

10 25 25 .25 25 25 25

12 25 12 25 17 '25

25 25

18

26 20 26 20 26 20 26 20 26 20 26 20 26

26 26

21

27 27

22 27 22 27 22 27 22 27 22 27

27 27

23 23 23 2~ 23 2~ 23 28

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24 28 24 28 24 28 24 28 24 28 24 28 24 28 24 28 24 28

28 28

29 29 29 29 29 29 29 29 29

30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30

31 31 31

32 32 32 32

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T a b e l l e 1.

30 30 30 30 30 30

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33 33 33

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135

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200

1000

best immt, in der Prosektur des Schwabinger Krankenhauses (serologische Ab- teilung) nach der Zentrifugiermethode yon Ka/ka-Samson. Der Liquor war im

1 Liquor normal (Ln). - - 2 Liquor pathologisch (Lp).

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768 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

allgemeinen wasserklar, nur bei den Meningitiden traten Trfibungen oder Aus- flockungen, in einem Fall auch gelblichgriine F~rbung auf. Xanthochromie wurde noch bei einem Fall yon Pachymeningitis haemorrhagica und einem Fall mit Apoplexie beobachtet, die dazugehSrigen Xanthoproteincolorimeterwerte betrugen 48 bzw. 53. Bei den wenigen F~llen, wo es sich um sanguinolenten Liquor handelte, wurde besonders darauf hingewiesen.

Die auf unserer dermatologischen Abteilung entnommenen Cerebrospinal- fliissigkeiten - - in erster Linie also die stationar oder anl~Blich einer ambulant durchgeftihrten Kontrollpunktion gewonnenen Liquores der Luesf~lle mit Aus- nahme yon einigen metaluischen Erkrankungen des Zentralnervensystems - - wurden ausschlieBlich durch Suboccipitalpunktionen erhalten, die uns yon den iibrigen Stationen des Schwabinger Krankenhauses freundlicherweise zur Verfiigung gestellten Liquores waren meist Lumbalpunktate.

Wenn auch eine geringe Abweichung zwischen den in verschiedener HShe entnommenen Cerebrospinalfliissigkeiten besteht und zwar in dem Sinn, dab bei normalen Liquores nach Ka/ka und Demme durch Stoff- wechselschlacken Gesamteiweil~ und zwar besonders Globuline bei Lumbalpunktionen etwas hSher gefunden werden als bei Suboccipital- punktionen, so fallen im allgemeinen die pathologischen Befunde aber um so h6her aus, je n~her der krankhafte Herd der Punktionsstelle liegt.

Da aus Raummangel auf den Abdruck der Tabellen mit allen Einzel- befunden verzichtet werden mul~te, erfolgt nachstehend eine Zusammen- stellung der Untersuchungsergebnisse mit Auswahl einiger Beispiele aus der Gesamtzahl der durchgearbeiteten F~lle.

I. Lues I ~ I I . Bei den 9 Untersuchungen mit klinisch manifesten Lueserscheinungen

(Prim~raffekte, nicht juckendes Exanthem, Palmar- und Plantarsyphilid, Iritis) wurden die Xanthoproteincolorimeterwerte innerhalb des von uns als normal bezeichneten Gebietes yon 22--30 (Durchschnittswert 28) abgelesen. Die fibrigen Liquorbestimmungen fielen durchweg normal aus, wenn man von ganz geringftigigen Zellerh6hungen (Max. 18/3) ab- sieht. Die Lipoidreaktionen im Blut waren bis auf einen ganz frisch infizierten Fall stark positiv.

II. Lues latens seropositiva. Wie bereits aus der Diagnose ersichtlich, handelt es sich bei dieser

Gruppe um luisehe Erkrankungen, die weder Prim/~r- noch Sekund/~r- oder Terti~rerscheinungen aufwiesen, sondern lediglich durch die positiven Lipoidreaktionen im Blut als venerische Infektion erkannt wurden. Da klinisch keine Manifestation der Lues bestand, wurde die Syphilis meist als Zufallsbefund bei anderen internistischen Leiden oder bei Blutent- nahme anl/~l~lich einer GonorrhSe, mehrfacher Aborte, Totgeburt oder Adnextumoroperation entdeckt. In den meisten F/~llen bestand weder eine klinische noch eine therapeutische Luesanamnese, die Infektions- zeit war unbekannt. Bei einigen bereits friiher diagnostizierten und behan- delten F/~llen lagen die spezifischen Kuren viele Jahre zuriick. Bei den

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im nicht enteiweiBten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 769

23Untersuchungen ergaben 17Liquores mit vollkommen normalen Ergebnissen Xanthoproteincolorimeterwerte innerhalb des normalen Ab- lesungsgebietes yon 20--32 (Durchschnittswert 26).

Besonders hervorzuheben ist ein Fall, bei dem, da das 1. Punktat durch leichte Zellvermehrung (16/3) und eine Opalescenz der Pandy-Reaktion etwas yon der Norm abwich, eine Provokation mit 5 ccm Solvarsin i.v. vorgenommen wurde, mit an- schlieBender Repunktion am folgenden Tage. Die Opalescenz blieb bestehen, die Zellzahl war auf 9/3 zuriickgegangen. Der abgelesene Xanthoproteinwert (28 bzw. 20) lag nach wie vor im Normalgebiet. Zu einem anderen Fall mit unwesentlicher Globulinvermehrung (Nonne Spur, Pandy Spur, Weichbrodt O) und leichter Kolloidzacke bei der Normomastixreaktion (2 4 2 11/21 1 1 1 l) gehSrte ebenfalls ein normaler Xanthoproteinwert (25). Bei einem Fall mit gleichfalls leicht patho- logischen Liquorver~nderungen (N Spur, NMR 3 4 3 1 1 1 1 1 l, 31/3 Zellen) wurde der Xanthoproteinwert im Grenzgebiet bei 33 abgelesen.

Von den 4 F~tllen mit erh6hten Xanthoproteinwerten (39--40) waren die fibrigen Liquorbefunde nur in einem Fall normal, in 3 F~llen waren entweder Eiweil~vermehrung (Gesamteiweil~ 48 mg- % Globulin/Albumin 12/36 E Q 0,3) neben Zuckervermehrung (96 mg-%) oder Kolloidzacke im Anfangsteil der Normomastixkurve (356532111 dazugehSrige Gold- solreaktion 210000000) oder aber ZellerhShung (39/3) nebst geringer Globulinvermehrung (P Spur) vorhanden.

Die 25 unter der Diagnose Lues latens seronegativa zusammengefaBten F&lle hat ten alle bis auf einen, bei dem lediglich ein Verdacht auf zurfick- liegende venerische Infektion bestand, eine klinisch manifeste mit mehreren antiluischen Kuren behandelte Syphilis hinter sich. 20 F~lle zeigten l~bereinstimmung der zwischen 20 und 30 abgelesenen Xantho- proteinwerte (Durchschnittswert 27) mit dem auch sonst normalen humoralen Syndrom. Ein Xanthoproteinwert lag im Grenzgebiet (33) bei normalem Liquorbefund. Ein Fall mit unspezifischer Alopecie ergab neben einem erniedrigten Xanthoproteinwert (18) nur unbedeutende Zellvermehrung (14/3). Die 3 erhShten Xanthoproteinwerte (35 37 40) gehSrten zu Liquores, die sonst keine pathologischen Ver~nderungen aufwiesen.

Als 4. Gruppe wurden die metaluischen Erkrankungen des Zentral- nervensystems zusammengestellt, und zwar wurden sie zwecks besserer ~bersicht noch unterteilt in A. Lues cereberi-, B. Paralyse.Tabopara- lyse-, C. Tabes/iille, obgleich die Grenzen oft nicht scharf zu ziehen waren, da klinisches und humorales Bild nicht immer im Einklang standen. So fanden wir z. B. im Liquor typische Paralysekurven sowohl bei vollkommener psyehischer Unauffi~lligkeit, subjektivem Wohl- befinden und fehlendem neurologischen Befund wie auch bei den fiir die klinische Diagnose Tabes charakteristischen neurologischen Symptomen. Bei Abweichungen wurde der Fall nach dem klinischen Bild eingereiht.

A. Lues cerebri. Bei 28 zur n~heren Untersuchung verftigbaren Punktionsfliissigkeiten wurden in Ubereinstimmung mit den tibrigen

Z. f. d. g. Neur . u. Psych. 166. 50

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770 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

pathologischen Befunden in 16 FAllen auch der Xanthoproteinwert erh6ht abgelesen (35--68, Durchsehnittswert 42). Wie zu erwarten war, zeigte das humorale Syndrom besonders bei den unbehandelten Kranken starke Abweichungen yon der Norm. Die Lipoidreaktionen waren oft schon bei 0,2 mehrfach positiv, die Normomastix- und Goldsolkurve wiesen Lueszacken oder sogar maximale Ausf~llung in den ersten Gls auf, der Eiweil]gehalt war vermehrt, die Zellzahl gestiegen (Max. 68/3). Die dazugehSrigen serologischen Blutuntersuchungen fielen stark positiv aus.

Die Zusammenstellung jedoch lehrt, dab die HShe des Xanthoprotein- wertes nieht in einem proportionalen Verhiiltnis zu der St~rke der iibrigen pathologisehen Ver~inderungen steht, wie dureh die Gegeniiberstellung zweier unbehandelter F~lle mit demselben Xanthoproteinwert verdeut- lieht werden soll:

Fall l . X. 55: WaR 1/1 + + + + 1/5 + + + + 1/100, NMR 812121110 7 4 2 1 GSR 2 4 5 5 5 41/23 2 1 0, 68/3 Zellen, N + P + W + ; neurologisch o. B. psychisch o.B.

Fall2. X. 55. WaR 1/1 + + + + 1/501/100, S G R 1 / 1 + + 3 / 5 0 , 1150, N M R 1 2 3 5 3 1 1 1 1 GSR 0 1/2 11/22 1 0 000,27/3Zellen, N (+) P ( + ) und W (+); klinisch: papul6ses Exanthem; Patellarsehnen- und Aehillessehnenreflex beiderseits gesteigert, sonst neuro]ogisch o. B.

Bei 5 F~llen fiel die Xanthoproteinreaktion nur sehr schwaeh aus. Die Werte wurden zwischen 11 und 18 bestimmt. In 2 F~tllen handelte es sich um eine Lues cerebri sanata, 2mal um regressive Prozesse (Lipoid- reaktionen bereits negativ), nur in einem Fall, bei dem die Punktion vor der Fieberbehandlung lag, war der Liquor in allen iibrigen Bestim- mungen mehr oder weniger deutlich pathologisch [positive Lipoid- reaktionen in den st~rkeren Konzentrationen (WaR 1/1 -}-+ 1/5 ~- 1/10 0 SGR 1/1 + - 5 3/5 0 1/5 0), Lueszacke in der NMR, 33/3 Zellen, Pandy (+)] . In 2 F~llen wurden abweichend von den iibrigen Befunden normale Xanthoproteinwerte beobaehtet (27 28). Interessant war hierbei die Feststellung, dab der eine Liquor nach einem Jahr vollkommen saniert war; das andere Mal handelte es sich um einen nach Au-Bi-Solvarsin- und kombinierter Fieberkur (Malaria-Pyrifer) in Remission begriffenen Liquor. In 5 F~llen liel~ sich die Diagnose Lues eerebri nur noch aus der Vor- geschichte stellen, da ]ceine Abweichung v o n d e r Norm mehr auftrat. Die Xanthoproteinwerte lagen ebenfalls im normaIen Ablesungsgebiet (22 28 28 29 30).

Besondere Erwiihnung verdienen noch die F~lle, bei denen mehrere Liquoruntersuchungen in grSlteren Zeitabsts und somit Vergleichs- werte vorlagen :

Eine 43jithrige Frau, bei der 1933 eine positive Blur WaR als Zufallsbefund erhoben wurde, und die sich nur einer Bi-Kur unterzog, erkrankte 1934 mit fltichtiger Rechtsseitenl~hmung und voriibergehendem Sprachverlust (Endarteriitis syphi- litica). Nach Rtickbfldung dieser Erscheinungen litt sie an h~ufigen Schwindel- anf~llen. Das Punktat zeigte neben Paralysekurven Zellvermehrung auf 379/3,

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im nicht enteiwGil3ten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 771

N + + + P + + + W + + , WaR 1/1 + + + - t - 1 / 5 + + 1/100, S G R I / I + + + + 3/5 + + -]- 1/50. Repunktion nach Malariakur (9 Fieberzacken) am Ende der 3. Au- Bi-Kur: Lipoidreaktionen waren nur noch in der Verdiinnung 1/1 4fach positiv, sonst negativ, NMR weiterhin Paralysekurve, GSR leichte Zacke, bedeutender Zell- rtickgang (14/3), N P W einfach positiv. Der Xanthoproteinwert lag bei 58. Eine nach einem Vierteljahr vorgenommene Kontrollpunktion ergab bei diesem Liquor, der wenig Neigung zur Remission zeigtG, praktisch auch denselben unvGrandert hohen Xanthoproteinwert (60).

Ganz anders gestalteten sich die Ergebnisse bei einer 35j~hrigen Frau, deren humorales Syndrom weitgehende Sanierungstendenz aufwies. Whhrend vor der ersten Au-Bi-Kur die serologischen Blutreaktionen 4fach positiv ausfielen und im Punktat neben positiven Lipoidreaktionen (WaR 1/1 + + + + 1/5 + + 1/10 O SGR 1/1 + + + + 3/5 + + 1/5 O), Paralysekurve in der NMR (3 12 12 9 7 4 1 1 1), Zacke in dGr GSR ( 1 4 3 2 11/2 1 /2000) , 96/3Zellen, N ( + ) P ( + ) W ( + ) , ein Xanthoproteinwert yon 57 abgelesen wurde, besserte sich der Befund zusehends nach chemotherapeutischer Einrahmung einer Fieberbehandlung (Au-Bi-Kur, 6 Malaria-, 3 Pyrifer-Fieberanfi~lle, Neosalvarsan-Bi-Kur). Nach z/2 Jahr waren die Lipoidreaktionen im Blut schw~cher (WaR -4- + + SGR + + MTR + + ) , im Liquor vollkommen negativ, die Normomastixreaktion war auf die sog. Lueszacke zuriickgegangen, die Goldsolkurve war normal, die Zellzahl betrug nut noch 16/3. tdberraschend war das Absinken des Xanthoproteinwertes unter die Norm (18) bei unver~ndert schwach positiven Globulinreaktionen.

Bei einem anderen eingehend untersuchten Fall eines 32jhhrigen Mannes waren die Resultate ebenfalls sehr intGressant. Nach 2 Neos.-Bi-Kuren land man im Liquor positive Lipoidreaktionen in den st~rkeren Konzentrationen, tiefe Kolloid- zacke in der NMR (Max. bei 10), 93/3 Zellen, N + P + + W -[-. Nach voraus- gehender Au-Bi-Kur wurde eine Malariabehandlung eingeleitet, die nach 9 Fieber- anfi~llen kupiert wurde. Die Repunktion land nach 1/2 Jahr statt. Die krankhaften Erscheinungen waren wesentlich abgeklungen; als Restsymptome bestanden noch leichte Kolloidzacke in der NMR (Max. bGi 4 im dritten R6hrchen), 35/3 Zellen und schwach positive Globulinreaktionen. Der Xanthoproteinwert war leicht erh6ht (37). Die nach 1/4 Jahr vorgenommene Kontrollpunktion ergab weiteren Zellriick- gang auf 14/3 und Negativwerden der Weichbrodt-Reaktion. Der Xanthoprotein- weft lag unver/~ndert bei 37. Es erfolgte eine weitere Nachreifung, so dab das nach 10 Monaten entnommene Punktat vollkommen frei yon pathologischen Befunden war. Auffallend war auch bier wieder der nunmehr abnorm tier gelegene Xanthoproteinwert (12).

Wiederum anders lagen die Verh~ltnisse bei einem 64j~hrigen Mann (Diagnose: Lues latens seropositiva mit abgelaufener LuGs cerebri - - Aortitis luica - - Apo- plektischer Insult wahrscheinlich auf arteriosklerotischer Basis). Das 1. Punktat ergab bei negativen Lipoid- und normalen Kolloidreaktionen neben geringer Zell- vermehrung (18/3) und einem Opalescieren bei N und P erh6hte Xanthoprotein- rGaktion (36). Bei der im folgenden Jahr vorgenommenen Repunktion wurden 3/3 Zellen gez/~hlt, N und P blieben klar, der Gesamteiweil3gehalt (35 rag- % ) kann als Grenzwert bezeichnet werden, der EQ lag mit 0,05 auffallend tier (Globulin, Albumin 2/33). Der Xanthoproteinwert war auch diesmal erh6ht (40).

B. Die Cerebrospinalf l i iss igkei ten yon 15 an Paralyse. oder Tabo- paralyse E r k r a n k t e n - - insgesamt 18 Liquores - - wurden nach den fib- l ichen Methoden un te r such t und die Xan thop ro t e inwer t e bes t immt . I n 16 F/il len t r a t en Erhiihunffen auf, jedoch lagen die abgelesenen Zahlen in einem verh~ltnism/~13ig grol3en ln t e rva l l , l )er niedr igste pathologische

50*

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772 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

Wer t betrug 36, der hSchste 135 (Durchschnit tswert 60). Der inten- sivste Ausfall der Reakt ion zeigte sich verst~ndlicherweise in erster Linie bei den unbehandel ten Fallen, da hier auch die fibrigen humoralen Untersuchungen stark pathologisch ausfielen. Jedoch bestand auch hier kein direkter Parallelismus. Greifen wir als Beispiel den Maximalwert von 135 heraus, so war die W a R erst bei 0,6 4fach positiv, bei 0,2 zweifelhaft, die Zellzahl 3/3 sogar normal, das Gesamteiwefl3 war m~[3ig erhSht (45 mg- %) zugunsten der Globuline (Globulin/Albumin 22/23 E Q 0,95), die Kolloidreaktionen zeigten die typischen Paralysekurven ( N M R l 1 1 2 1 2 1 2 9 7 5 3 1 GSR 5 5 5 4 3 2 1 0 0 ) , P s tark positiv, N Spur. Dagegen geh5rte zu einem Xanthoprote inwer t von nur 42 eine bereits in der Verdfinnung 1/10 (WAR) bzw. 1/5 (SGR) 4fach positive Lipoidreaktion bei einer ZellerhShung von 145/3, die Kolloidreaktionen zeigten auch bier maximalen Ausfall in den ersten R5hrchen, N P W waren deutlich positiv (beide Punk ta te waren vor Beginn der Malariakur entnommen) .

Vollkommen aus der Reihe fallend war der normale Xanthoproteinwert (25) bei stark pathologischem Liquor (WaR 1/1 + + ~- ~- 1/50 1/10 O, SGR 1/l ~- ~- ~- ~- 3 /50 1/5 O, NMR 31212 1 1 8 5 1 1 l, GSR 1 / 2 3 3 2 1 0 0 0 0 , 64/3 Zellen, N -t- P ~- W~-) bei einem 50j~hrigen Mann, der au[3erdem an einer Aortitis luica litt. Die serologischen Blutreaktionen (WaR SGR MTR) waren 4fach positiv. Aus vitaler Indikation mul3te die Malaria nach 5 Fieberzacken coupiert werden. Trotzdem erfolgte zunachst vom klinischen Standpunkt aus gute Remission mit Wieder- herstellung der Arbeitsf~higkeit. Nach kurzer Zeit jedoeh trat wieder starkes Krankheitsgefiihl auf. Die Punktion wurde unmittelbar im AnschluB an eine Solvarsinkur vorgenommen. Leider war eine Kontrolle dieses auffallend abweiehen- den Wertes nicht mSglich, da der Kranke Suicid vertibte.

Nicht so kraB war die Diskrepanz zwischen dem normal~n Xanthoprotein- wert (30) und dem fibrigen pathologisch ver~nderten humoralen Syndrom bei einem anderen mit Malaria behandelten Fall. Die WaI~ war zwar auch in der Konzentration 1/1 4fach positiv, die SGR dagegen nur einfach positiv. Die Kolloidkurven boten lediglich in der NMR eine Lueszacke (3 5 4 3 2 1 1 1 1), die Globulinreaktionen opalescierten, die Zellzahl betrug 24/3. Die serologischen Blutreaktionen waren negativ. Wie die im n/ichsten Jahr wiederholte Punktion ergab, hatte die Remission noch weitere Fortschritte gemacht. Die Lipoid- reaktionen waren nunmehr auch im Liquor negativ, die Kolloidzacke in der NMR war noch flacher (Max. bei 4), die Zellzahl war auf 16/3 gesunken. Dagegen war jetzt der Xanthoproteinwert auf 37 angestiegen bei unver~inderten Globulin- reaktionen.

Anders lagen die Verh~ltnisse bei einem 45j/ihrigen Mann, bei dem der Liquor trotz intensiver Therapie nahezu unver/indert pathologisch blieb. Nur die bei 1/1 positiven Lipoidreaktionen waren etwas abgeschw~cht. Die NMR zeigte nach wie vor maximale Ausf/illung in den ersten Gl~sern, die Globulinreaktionen waren unvermindert deutlich positiv. Im Einklang zu diesen Ergebnissen standen die praktisch gleichgebliebenen erhShten bei 51 bzw. 49 abgelesenen Xanthoproteinwerte.

Der Liquor eines 39j/ihrigen Mannes, bei dem auf Grund der klinischen Symptome die Diagnose zwischen Lues cerebri und remittierter Taboparalyse schwanktc, zeigte nach voriibergehender Stabilisierung durch Malariakur (10 Fieberzacken), Schmierkur und Au-Kur wieder eine wenn auch zun/i, chst nur geringe Progredienz des krankhaften Prozesses, die besonders durch die wesentlich tiefere Kolloidzacke

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im nicht enteiweil3ten Liquor im Vergleich zum tibrigen humoralen Syndrom. 773

in der NMR (Max. bei 10 anstatt bei 4) zum Ausdruck kam. Der Xantho- proteinwert blieb unver~ndert (59 58).

Bei der 3. Gruppe der metaluischen Erkrankungen des Zentralnerven- systems - - der Tabes dorsalis - - liegen bei 22 F/~llen 28 Untersuchungs- ergebnisse vor.

Bei 12 F/~llen fiel die Xanthoproteinreaktion st/~rker als normal aus. Die Intensit/~t der Gelbf/~rbung schwankte jedoch auch bier bei den ein- zelnen F/illen erheblich. Es wurden Werte mit unwesentlicher Steigerung - - 35 - - beobachtet, w/~hrend der Maximalablesungswert bei 90 lag. Die Durchschnittszahl wurde mit 54 berechnet. Der Liquor war in allen F/s mehr oder weniger pathologisch. Es traten maximale bis mittel- starke Ausflockungen oder aber nur flache Kolloidzacken bei der NMR, oder GSR in den ersten R6hrchen auf, die Zellzahl war entweder kaum erhSht (14/3) oder aber deutlich vermehrt (Max. 144/3). Die Lipoid- reaktionen wechselten von negativen Befunden im Liquor und Blut bis zum stark positiven Ausfall bereits in den Verdiinnungen 0,2, die Globu- linreaktionen waren in einem Fall negativ, in einigen F/~llen schwach, meist aber deutlich positiv. Diesem mannigfach variierenden Bild ent- sprachen die betr/~chtlichen Unterschiede in der Intensit~t der Gelb- f/~rbung bei der Ausfiihrung der Xanthoproteinreaktion und der daraus resultierenden Zahlenverschiedenheit der Ablesungswerte auf der Colori- meterskala. Ein direktes Abh/ingigkeitsverh/iltnis zwischen dem Grad der iibrigen pathologischen Liquorver/tnderungen und der H6he des Colorimeterwertes liel3 sich auch in dieser Gruppe nicht feststellen, wenn auch bei den niedrigen Werten meist eine Tabes dorsalis incipiens oder aber energisch therapeutisch humoral wie klinisch mit Erfolg an- gegangene F/~lle in Betracht kamen, w/~hrend die hohen Werte vor- wiegend den fortgeschrittenen unbehandelten oder therapieresistenten Prozessen zugeordnet waren.

Ein Fall mit klinisch manifester, unbehandelter Tabes dorsalis zeigte bei einem geringffigig ver/~nderten Liquor (NMR Max. bei 4, 14/3 Zellen, P Spur) einen im Grenzgebiet liegenden Xanthoprotein- wert yon 33.

Bei den iibrigen 15 Untersuchungen wurden normale Xanthoprotein- werte beobachtet. In 5 behandelten F/illen war auch der Liquor normal, in 8 F/tllen waren die pathologischen Ver/~nderungen durch die Therapie bereits auch weitgehend gr613tenteils zuriickgegangen, in einem Fall handelte es sich humoral um eine Tabes dorsalis incipiens, nur in einem unbehandelten Fall waren die pathologischen Ausf/~lle gr6Ber. Der Fall eines 53j/ihrigen Mannes, der auBer an einer Neurolues noch an einem ulceroserpigin6sem Syphilid litt, verdient aus der Reihe hervor- gehoben zu werden, weft trotz sehr guter Remission des Liquors auf Chemotherapie der Xanthoproteinwert verh/~ltnism/iBig noch sehr hoch lag (46).

Page 16: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

774 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

Besonders i n s t ruk t iv sind wiederum die Fglle, bei denen in gr613eren Ze i t abs tgnden Repunk t i onen s t a t t f anden :

1. a)21jiihrig, weiblich, klinisch: reflektorische Pupillenstarre, Anisokorie, Entrundung; humoral: positive serologisehe Blutreaktionen. Liquor: Lipoid- reaktionen 0, leichte Kolloidzacke in der NMR (Max. bei 4), 38/3 Zellen, N (q-) P (+) W (-t-). Xanthoproteincolorimeterwert 30. b) Repunktion nach einer Kur mit fiinfwertigem Arsen 3 Monate spiiter: N op. P O W O C O, Kolloidzacken ~hn- lich, Zellrtickgang zur Norm (9/3). Xanthoproteinwert 23. Es fand also eine geringe Abweichung der Xanthoproteinwerte von den iibrigen Befunden start.

2. a) 39jghrig, mgnnlieh, ldinisch: Lanzinierende Schmerzen, Pargsthesien und K~ltehypergsthesien, geringe, abet deutliche Ataxie, Romberg ~ , Pupillenreflexe o. B.; humoral: Blut WaR + + + , SGR + + , MTR + . Punktion nach Au-Bi- Kur. Liquor: negative Lipoidreaktionen, NMR leichte Zacke in der Lueszone ( 2 5 4 3 1 1 1 1 1 ) , GSR 0 1 11/2 1 0 0 0 0 0 , 16/3 Zellen, N ( + ) P(-[-) W(~-}. Xanthoproteinwert 30. b) Punktion nach Solvarsinkur 4 Monate sp~tter: Blut- befund unver~ndert. Liquor bis auf ein Opalescieren der Pandy-Reaktion normal. Xanthoproteinwert 26. c) Kontrollpunktion nach 4 Monaten: Liquor normal, wenn man yon einer minimalen Zellerh6hung (12/3) absieht. Xanthoproteinwert 23. Es wurden also in allen 3 F~illen normale Xanthoproteinwerte bestimmt in einem Liquor, der keine groben Abweichungen von der Norm zeigte und auBerdem Neigung zur Remission besaB.

3. ~hnlich lagen die Verhgltnisse bei einer 32j~hrigen Frau, bei der kliniseh Tabessymptome bestanden. Naeh Malariakur (10 Fieberzaeken) und Au-Kur wies das humorale Syndrom negative Lipoidreaktionen im Blur und Liquor auf. AuBer KoUoidzacke in der NMR (2 5 5 3 l 1 1 1 1), GSI~ (1/2 2 2 11/2 1 0 0 0 0) normaler Liquorbefund. Xanthoproteinwert 23. Kontrollpunktion nach 1/2 Jahr: N op., sonst normaler Liquor. Xanthoproteinwert 29.

4. 53jghrig, m~nnlich, klinisch: Tabes dorsalis (unbehandelt). a) Lipoidreak- tionen im Blut und Liquor negativ, tiefe Kolloidzacke -- Max. im Anfangsteil der Kurve -- bei der NMI~ (2 9 8 6 5 3 1 1) GSR Max. im dritten Glaschen bei 21/2, 26/3 Zellen, N (q-) P (q-) W (-}-). Xanthoproteinwert 32. b) Nach 7 Fieberanfgllen durch Malariaimpfung und ansehlieBender Solvarsinkur (65 ccm) war der Liquor in seinen pathologischen Befunden zuriickgegangen: NMR Max. bei 4 im zweiten Gl~schen, Zellzahl 14/3, Globulinreaktionen unvergndert, l~berrasehend ist die nunmehrige Angleichung des vorher abweiehenden Xanthoproteinwertes, der jetzt maBig erh6ht bei 38 abgelesen wurde.

5. 47jghriger Mann mit lichtstarren, entrundeten Pupillen und schwer ausl6s- barem PSR und ASR bds. a) humoral: Blut-WaR O, SGR O, MTR + . Liquor: Lipoidreaktionen O, NMR 2 4 6 5 4 2 1 1 1, GSR 1/21 2 1 0 0 0 0 0, 59/3 Zellen, N + P -[- W ~ . Xanthoproteinwert 35. Behandlung mit Malaria- und Neosal- varsankur, nach Beendigung Blut- und Liquorentnahme. b) humoral: MTR im Blur jetzt auch O. Liquor: Lit O, Kolloidzacken noch pathologisch (Max. im zweiten Glgsehen bei 7 in der NMR, bei 2a/4 in der GSR), Zellriiekgang (5/3), nur noch geringe Globulinerh6hung N op. P (~-) W O C O, EQ erh6ht. Der Xantho- proteinwert war im Einklang mit dem gefundenen normalen Gesamteiweil3gehalt ebenfalls normal.

Bei den 8 als Lues congenita diagnos t iz ie r ten Fgl len e rgaben sich bei 12 un te r such ten Cerebrospinalf l i iss igkei ten bei 3 K r a n k e n 4 normale X a n t h o p r o t e i n r e a k t i o n e n (24--30) bei no rma lem Ausfal l der i ibr igen Bes t immungen . W a R S G R MTR im Blu t waxen 4fach posi t iv . E in L iquor dagegen zeigte t ro tz im Normalgeb ie t abgelesenen X a n t h o p r o t e i n -

Page 17: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

im nicht enteiweiBten Liquor im Vergleich zum tibrigen humoralen Syndrom. 775

wert (30) im iibrigen das Bild einer Lues eerebri (WaR 1/1 + ~ - + ~ - 1/5 ~ - + + 1/10 O SGR 1/1 + + ~ - + 3/5 + ~ - + 1/5 9, NMR 3 6 5 4 21/2 1 1 1 1 GSR 1/2 11/2 21/2 21/2 1/2 000, 54/3 Zellen, N (+) P (+) W (+) . Die Punktion land im AnschluB an eine Neos-Bi-Merkol loidkur statt. Bemerkenswert ist, dab dieser Liquor nach einer Solvarsinkur (70 cem) vollkommen saniert war.

In derselben Richtung lagen die Ergebnisse der Liquoruntersuchungen einer juvenilen progressiven Paralyse, die intensiv therapeutisch an- gegangen wurde (Malariakur--Solganal B ol. 20 %ig - - , Bi-Kur und 2 Sol- varsinkuren) und die, wenn auch nut sehr langsam, so doch klinisch wie humoral auffallend gut remittierte : Die anfangs bereits bei 0,2 positiven Lipoidreaktionen wurden nach und nach vollstgndig negativ, die Zell- zahl ging yon 77/3 auf 12/3 zuriick, die Paralysekurven verschwanden zuerst in der GSI~, die sogar Normalwerte annahm, w~hrend in der NMR leichte Zacke bestehen blieb, die Globulinreaktionen wurden schwgcher, die zungchst in allen Reaktionen stark positiven serologischen Blutunter- suchungen wurden negativ. Die beiden in grSBerem Abstand anschlieBend an die Au- bzw. erste Solvarsinkur ausgefiihrten Xanthoproteinreaktionen lagen im Vergleich zu den damals noch stark pathologischen Liquor- befunden verh~ltnism~tBig auffallend niedrig (35 34).

Anders fielen die Bestimmungen der Xanthoproteinreaktionen in den Liquores zweier Kranken aus, yon denen die eine weniger gut auf kombi- nierte Fieber- und Chemotherapie ansprach, w~hrend die andere, die an einer Mischform yon Lues cerebri und progressiver Paralyse litt, wegen einer Komplikation mit einer cavernSsen Lungentuberkulose nur sehr vorsichtig behandelt werden konnte.

Bei Fall 1 stehen 3 Vergleichswerte zur Diskussion. Das erstemal wurde vor der Behandlung, das zweitemal nach 9 Fieberzacken (Malaria 6, Pyrifer 3) und nach Vollendung der unmittelbar folgenden Solvarsinkur, das drittemal 4 Monate sparer punktiert. Die Liquores, die auBer positiven Lipoidreaktionen tiefe Kolloidzaeken, Zellvermehrung und positive Globulinreaktionen aufwiesen, zeigten wenig Sanie- rungstendenz. Die pathologischen Befunde blieben, wenn auch in etwas ab- geschw~chter Form, bestehen, nur die Zellzahl war auf die Norm zuriickgegangen. Im Einklang mit diesen Beobachtungen fielen auch die Xanthoproteinwerte patho- logisch aus (70, 48, 51).

Fall 2. Das kliniseh prognostisch infauste Bild des 15j~hrigen Madchens wies auch iln Liquor stark pathologische VerAnderungen auf (WaR bei 0,2 4fach positiv, Paralysekurven, 154/3 Zellen, GesamteiweiBvermehrung zugunsten der Globuline EQ 1,2). Die bei der angestellten Xanthoproteinreaktion auffallend intensive Gelbfgrbung ergab nach entsprechender Verdfinnung den hohen Colorimeterwert: 100.

Bei den 19 durchgeffihrten Lues-Kontroltpunktionen wurden in 14 Fs normale Xanthoproteinwerte (20--30, Durchschnittswert 26) bei normalen Liquorbefunden bestimmt; nur in einem Fall (X. 28) traten geringfiigige ZuckererhShung (82,4 rag-%) und leichte Opalescenz bei der Pandy-Reaktion auf, auBerdem minimale Zellvermehrung (16/3).

Page 18: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

776 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

Etwas gr6bere Abweichungen wurden nur einmal bei einem noch normalen Xanthoproteinwert (32) gefunden [NMR 3 5 5 3 2 1 ] 1 1 P (+) ~ (+)].

Auffallend niedrig - - n/~mlich bei l0 - - wurde der Xanthoprotein- wert bei einem Fall bestimmt, der sonst keine Liquorver/~nderungen zeigte.

3real wurden trotz normalen Liquorbefunden erh6hte Xanthoprotein- werte (35 40 42) abgelesen.

In der 7. Gruppe wurden die FMle der nicht in/ekti6sen Erkrankungen des Zentralnervensystems zusammengestellt : Multiple Sklerose (6), Hirn- tumoren bzw. V erdacht (4), M dni~resches S yndrom (1), S yringom yel ie (1), Schizophrenie (5).

In allen F~llen der multiplen Sklerose fanden wir erhShte Xantho- proteinwerte (39--73) bei pathologisch ver~nderten Liquorbefunden (vorwiegend tiefe Kolloidzacken in der NMR Max. im Anfangsteil der Kurve, Zellvermehrung, positive Globulinreaktionen, Gesamteiweil3- erhShung mit normalem E Q).

Bei einem Fall, bei dem 4 Wochen nach der Punktion der Exitus erfolgte und der Sektionsbefund multiple Sklerose des Gehirns und des gesamten Riickenmarks, besonders des Lumbalmarks ergab, lagen zwei Untersuchungsergebnisse im Abstand yon 4Wochen vor. W/ihrend Punktat 1 zwar tiefe Kolloidzacke in der NMR Max. bei 8 im zweiten Glas und positivenAusfall derNonne- und Pandy-Reaktion zeigte, und der Xanthoproteinwert bei normaler Zellzahl und unwesentlicher Gesamt- eiweiBvermehrung (36mg-% E Q 0,8) 40 betrug, wurde im zweiten Liquor nunmehr auch Zellvermehrung (34/3) und Gesamteiweil3erhShung besonders der Albumine (57 rag-% E Q 0,5) bei einem weiterhin gestei- gerten Xanthoproteinwert (60) festgestellt.

Bei den Hirntumoren war der Liquor mehr oder weniger stark ver- /~ndert, in 2 Fiillen war er leicht sanguinolent. Die Xanthoproteinwerte waren erhSht (43 49 62 63). Zu dem Maximalwert gehSrten tiefe nach rechts verlagerte Kolloidzacken in der NMR Max. 10 im vierten G1/ischen, 3t/2 im fiinften G1/ischen in der GSI%, Zellvermehrung bis 133/3, stark positive N und P, aber negative WaR (Spuren yon Blutbeimengung).

Sowohl der Fall mit Mdni~reschem Syndrom als auch der an Syringo- myelie Erkrankte gaben ein normales Liquorbild mit ebenfalls normalem bzw. im Grenzgebiet liegendem Xanthoproteinwert (24 bzw. 33).

Von den 5 Schizophrenief~llen verhielten sich die Liquores vol]kommen normal. Xanthoproteinwerte: 26 28 28 30, also ebenfalls normal, nur ein Colorimeterwert wurde im Grenzgebiet bei 34 abgelesen.

Anschliel~end sollen die F/~lle von Neuritis, Plexus- oder Polyneuritis, Ischias, Trigeminusneuralgie und die apoplektischen Insulte sowie die 5 F/~lle von Commotio cerebri besprochen werden.

Page 19: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

im nicht enteiweiBten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 777

Der mit einer Spur Blut vermischte Liquor einer Polyneuritis ergab mittelstarke Kolloidzacken (Max. bei 6 im zweiten Glas bei der NMR, 2 im dritten Glas bei der GSR), 40/3 Zellen, N + P ~ - W ~, isolierte AlbuminerhShung (45 mg- % bei einem Gesamteiweil3gehalt von 48 mg- % EQ0,07). Xanthoproteinwert: 57. Dieselbe isolierteAlbuminerhShung, n/imlieh 64,8 rag- % bei einem Gesamteiweil3g'ehalt von 72 mg- % E Q 0,1 fanden wir neben geringer Zellvermehrung {20/3) bei normaler NMR und GSR bei einer Ptexusneuritis. Xanthoproteinwert: 49.

Auffallend ver~ndert war der Liquor bei einer Neuritis diabetica: NMR 2 1 0 1 1 1 2 1 1 9 7 4 1 , GSR 0 5 5 5 4 3 2 1 0 , 93/3Lymphocyten, N-t- P~- W~-, Gesamteiweil~vermehrung zugunsten der Globuline, m/~Bige ZuckererhShung (88 mg- %). Bei Ausfiihrung der Xanthoproteinreaktion trat intensive Gelbf/~rbung auf, so dab der Liquor vor Bestimmung des Colorimeterwertes entsprechend verdiinnt werden mul3te. Nach dem Colorimetrieren wurde nunmehr mit Beriieksichtigung des Verdfinnungs- grades die Zahl 142 berechnet.

Bei 2 Neuritis-(Ischias)f~llen wurden keine Liquorver/inderungen wahrgenommen. Der Xanthoproteinwert lag einmal trotz dem niedrigen Gesamteiweil3 von 14 mg- % m/il3ig erhSht bei 38, das zweitemal im Grenz- gebiet bei 33.

Keine Abweichungen zeigte der Liquor einer Trigeminusneuralgie, bei der auch der Xanthoproteinwert im normalen Ablesungsgebiet bestimmt wurde (29).

Bei den anl/~Blich eines apoplektischen Insultes bei Hypertonie oder allgemeiner Arteriosklerose entnommenen Punktionsfliissigkeiten fielen in 4 F/~llen einzelne Bestimmungen pathologisch aus [leichte Kolloid- zacken im HSchstfall bis 5 im zweiten, dritten oder vierten Glas bei der NMR, geringffigig vermehrte bis normale Zellzahl (Max. 18/3), schwach bis deutlich pos. N und P neg. W, m/~l~ige Albuminerh5hung (33 rag- %), in einem Fall Xanthochromie]. Die dazugehSrenden Xanthoprotein- werte waren erhSht (75 53 46 50).

Ein Fall, bei dem der Sektionsbefund neben allgemeiner Arterio- sklerose einen Erweichungsherd im rechten Putamen ergab, war die Cerebrospinalfliissigkeit vollkommen normal. Xanthoproteinwert 25.

5 F/~lle yon Commotio cerebri zeigten bei normalem Liquorbefund 3mal ebenfalls normale Xanthoproteinwerte (28 31 32). Bei einem Fall wurde Vermehrung des Gesamteiwei6es (45 rag-%) zugunsten der Glo- buline bestimmt (GL/Alb 24/21 EQ 1,2!). Xanthoproteinwert: 35. Positive Globulinreaktionen N ~- P ~- C (+) W 0 mit leichter Zellver- mehrung yon 29/3 (Spur Blutbeimischung) und erhShtem Xanthoprotein- wert (40) wies der Liquor einer 20j~hrigen Frau auf, die ohne Wieder- erlangung des Bewu6tseins infolge der intracerebralen Blutungen am 7. Tag nach dem erlittenen Autounfall starb.

Page 20: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

778 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

Wir kommen nun zu der Besprechung der nicht syphilitischen In- /ektionskrankheiten des Zentralnervensystems.

Die 6 Meningitis/~iUe, die alle foudroyant nach kurzer Zeit t6dlich verliefen, gingen mit schweren Liquorver~nderungen einher: Sonnen- st~ubchentriibung, Spinnwebgerinnsel, positiver Ausfall des pepto- lytischen Index bei den 4 auf tuberkul6ser Basis beruhenden Erkran- kungen, Rechtsverlagerung der tiefen Kolloidzaeken, die bei einem Fall das Maximum bei 12 erreichten, betr~chtliche Zellerh6hung - - in 2 F~llen war der Liquor dick eitrig (Pneumokokken), einmal au6erdem gelbgriin- lich verf~rbt (Streptokokken) - - die Globulinreaktionen fielen bis auf Weichbrodt stark positiv aus, der EiweiBquotient war bei der Pneumo- kokkenmeningitis erheblich erhSht (1,4), die Zuckerverminderung betrug 12--33 mg-%. Erg~nzt wurde das hoch positive Bild durch den inten- siven Ausfall der Xanthoproteinreaktion. Die Colorimeterwerte konnten wieder erst nach entsprechender Verdiinnung abgelesen werden. Nach Umrechnung lagen die Werte bei 81 104 108 118 (TbcM.) 200 (Pneumo- kokken M.) 1000! (Streptokokken M.).

Bei einem Fall yon Pachymeningitis haemorrhagica war die Punktions- fliissigkeit leicht xanthoehrom verf~rbt bei nur noch geringem Blutgehalt, die maximale Ausflockung lag bei der NMR bei 6 im dritten Gliischen, die Zellvermehrung war unwesentlich (15/3), dagegen waren N P W 2fach positiv bei einer Gesamteiweil~vermehrung von 50 mg-% mit leichter Verschiebung des E Q (0,6). Der erhShte Xanthoproteinwert lag bei 48.

Unabh~tngig yon den im iibrigen normalen Liquorbefunden - - wenn man die minimale Zellvermehrung (12/3 14/3) vernaehl~ssigt - - wurden bei 2 F~llen von Heine-Merlin (zentrale Form bzw. Abortivverlauf) eine mehr oder weniger intensive Verst~rkung der Xanthoproteinreaktion beobaehtet (50 38).

Ein bereits im pr~paralytisehen Stadium punktierter Fall zeigte bei auch sonst unver~ndertem Liquor einen normalen Xanthoproteinwert (24).

Bei einem 9j~hrigen M/idchen und einem ll/2jiihrigen Knaben mit bereits manifesten schlaffen I~hmungen wurde im Punktat neben mittleren Kolloidzacken (Max. im dritten Gl~schen) Zellvermehrung (77/3 13/3), pos. N und P und neben einer nahezu gleichen Eiweil3steige- rung (55 58 mg-% E Q 0,6 0,4) Xanthoproteinwerte innerhalb desselben Ablesungsgebietes (58 55) gefunden.

Einen ~hnlichen Xanthoproteinwert (54) bei einer isolierten Eiwei6- vermehrung von 41 mg-% E Q 0,3 ergab die Cerebrospinalfliissigkeit eines auf Poliomyelitis aeuta anterior verd~ehtigen ll/2j~hrigen M~dchens, bei der das 10 Tage sl~ter entnommene Repunktat auch Kolloidzacken und geringe Zellvermehrung aufwies. (Diagnose nach Sektion: bakterielle Allgemeininfektion).

Eine 29j~hrige Frau, die aui~er an einer offenen, kavern6sen Lungen- tuberkulose an einem postencephalitischen Parlcinson litt, hatte neben

Page 21: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

im nicht enteiweil3ten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 779

unbedeutenden Liquorver/inderungen [leichte Kolloidzacken in der NMR, N (-f-) P (+) ] eine ebenfalls deutlich verst~rkte Xanthoprotein- reaktion (55).

Steigerung des Xanthoproteinwertes auf 56 land sich im Liquor einer an Herpes zoster erkrankten 61j/~hrigen Frau neben mittelstarker Kolloidzacke in der NMR (Max. bei 8 im dritten Glas), m/~i~iger Zell- vermehrung und deutlich positiver N und P Reaktion.

Zum Schlu6 sollen noch kurz unter Angabe der Diagnosen und der Xanthoproteinwerte zun~chst 12 F/~lle angeffihrt werden, die bei unver- /s Liquorbefunden normale Xanthoproteinreaktionen zeigten.

1. Multiple Embolien im gro6en Kreislauf bei Mitralstenose und -insuffizienz. X. 28.

2. Multiple Carcinommetastasen im Groin- und Kleinhirn. X. 30. 3. Sigmacarcinom- Ileus. X. 29. 4. Verdacht auf Magencarcinom (Lues sanata). X. 20. 5. Metapneumonisches Empyem-Oedem der weichen Hirnh/~ute. X. 24. 6. Grippe. X. 26. 7. Offene kavern6se Lungentuberkulose - - Schwachsinn. X. 26. 8. Psychopathie. X. 31. 9. Klimakterische Besehwerden (Lues sanata). X. 31.

10. Syphiliphobie. X. 22. l l. Psychogene St6rungen. X. 24. 12. Psychogene St6rungen --Cystopyelitis (N P Spur). X. 26. Abnorm niedrige Xanthoproteinwerte (17 12) fanden wir bei einer

~'epsis gonorrhoica ohne weitere Liquorver/~nderungen. Leichte Zell- und Zuekererh6hung (38/3 91 mg-%) wurde im Liquor

einer 42j~hrigen an einer offenen kavern6sen Lungentuberkulose leiden- den Frau beobaehtet. Die Xanthoproteinbestimmung fiel normal aus (31).

Zu einer geringen Globulinvermehrung - - N (-~) P -~ - - bei einem Sonnenstich/aU geh6rte ein im Grenzgebiet liegender Xanthoprotein- wert (33).

Das mit Blur vermischte Punktat einer septischen Coxitis ergab tiefe Kolloidzacken (Max. bei 9 im zweiten und dritten Glas bei der NMR, Zacken bei 3 im dritten und vierten Glas bei der GSR) neben opales- eierender N P l~eaktion und einer Steigerung des Xanthoproteinwertes auf 41.

Zuletzt soll noeh der besonders interessante seltene Fall eines Xan- thoma tuberosum erw~hnt werden, bei dem der im iibrigen unver/inderte Liquor einen betr/~chtlichen Cholesteringehalt von 100mg-% besaB. l~berraschend war nun, dab obgleich naeh Becher Cholesterin die Xantho- proteinreaktion gibt, keine Erh6hung des Colorimeterwertes festgestellt werden konnte (X. 25).

Um einen raschen l~berbliek zu gewinnen, inwieweit fiberhaupt eine direkte Beziehung zwischen den Xanthoproteinwerten auf der einen

Page 22: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

780 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

Seite und den GesamteiweiBbefunden bzw. dem E Q auf der anderen

Seite besteht, wurden die 67 F/~lle, bei denen genaue EiweiBdifferen-

zierungen vorlagen, in Tabel lenform zusammengestel l t . Die abgelesenea

Colorimeterzahlen wurden nach steigenden Xan thopro te inwer t en an-

geordnet , und zwar sind auf Tabelle 2 die normalen Xan thopro te inwer t e

und die des Grenzgebietes verzeichnet , wiihrend Tabelle 3 die patho-

logisch erhShten Xanthopro te inwer te enth/ilt .

Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31

Tabe l l e 2.

Diagnose

Verdacht auf Magencarcinom Heine-Medin . . . . . . . . . Lueskontrolle . . . . . . . . Lues congenita . . . . . . . . Psychogene StSrungen . . . . Apoplektische Insulte . . . . . Mdni~resches Syndrom . . . . Metapneumonisches Empyem Tabes dorsalis . . . . . . . . Lues lat. seroneg . . . . . . . Lues lat. seroneg . . . . . . . Lueskontrolle . . . . . . . . Lungentuberkulose, Schwachsinn Schizophrenie . . . . . . . . Lueskontrolle . . . . . . . . Lues II . . . . . . . . . . . Lueskontrolle . . . . . . . . Multiple Embolien . . . . . . Schizophrenie . . . . . . . . Lueskontrolle . . . . . . . . Lues lat. seroneg . . . . . . . Lues lat. seropos . . . . . . . . Schizophrenie . . . . . . . . Lueskontrolle . . . . . . . . . Tabes dorsalis . . . . . . . . Lueskontrolle . . . . . . . . . Psychopathie . . . . . . . . . Tabes dorsalis . . . . . . . . Lues lat. seropos . . . . . . . . Syringomyelie . . . . . . . . Schizophrenie

Globulin Albumin I Gesamt- in rag-% in mg-% EQ. eiweil3

in rag-%

2,4

,6

19,2 0,12 21,6 14,4 16,8 12 14 19 20 12 15 14 16 13,4 17 21,6 24 12 15 17 20 19,6 22 14 16 1s ,6 24 3s 42 12 14 14 15 23 25 12 15 24 26 14 15 2~ 28 13 14 15 16 13 16 16 18 19 25 19,2 24 26,4 31,2 21,6 24 22,4 0,16 26 18 0,11 20

Xantho- protein-

wert

20 21 22 23 24 24 24 24 25 25 25 26 26 26 27 27 27 28 28 29 29 30 3O 3O 3o 30 31 31 32 33 34

Die Diskussion der Tabelle 2 kann kurz gefal3t werden, da in ~ b e r -

e ins t immung mi t den normalen Xanthopro te inwer ten bei 29 Liquores

28mal der Gesamteiweil3gehalt nicht vermehrt gefunden wurde. Nur

Fal l 14 fal l t bei e inem Xan thopro te inwer t von 26 mi t einer Ste igerung

des Gesamteiweil3es auf 42 mg-%, und zwar zugunsten der Albumine (EQ0,07) , aus der Reihe heraus. E Q war in keinem Fal le erh6ht.

I n s t ruk t ive r und aufschlul3reicher zur ngheren Beleuchtung dieser fragl ichen Zusammenhgnge gesta l te t sich die Durchs icht der Tabelle 3.

Page 23: Der Xanthoproteincolorimeterwert im nicht enteiweißten Liquor im Vergleich zum übrigen humoralen Syndrom

im nicht enteiweillten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 781

Nr.

32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67

Diagnose

T a b e l l e 3.

Globulin Albumin lin mg-% lin mg-%

5 12

16,8

12 12 19,2 7,2 7,2 6

19, 6

3 21 19 20 23 36 18 23 36 26,4 22 67

264

Commotio cerebri . . . . . . . Progressive Paralyse . . . . . Lues congenita . . . . . . . . Lat. Lues cerebri ? . . . . . . Neuritis Ischias . . . . . . . Poliomyelitis acuta an t . . . . . . Lues lat. seropos., Diabetes mell. Multiple Sklerose . . . . . . . Lues lat. seropos . . . . . . . . Commotio cerebri . . . . . . . Lues cerebri . . . . . . . . . Multiple Sklerose . . . . . . . Lues eerebri (oder Paralyse) . . Lues cerebri . . . . . . . . . Heine-Medin . . . . . . . . . Pachymeningit is haemorrh. . . Plexusneurit is . . . . . . . . Heine-Medin . . . . . . . . . Lues cerebri . . . . . . . . . Allgemeine Arteriosklerose . . . Progr. Paralyse, Lues cong. ? Poliomyelitis Verdacht . . . . Poliomyelitis acuta an t . . . . . Polyneurit is . . . . . . . . . Poliomyelitis . . . . . . . . . Multiple Sklerose . . . . . . . Tabes dorsalis . . . . . . . . Progr. Paralyse . . . . . . . . Tabes dorsalis . . . . . . . . Multiple Sklerose . . . . . . . Progr. Paralyse . . . . . . . . Meningitis tuberculosa . . . . Juv. Paralyse und Lues cerebri Progr. Paralyse . . . . . . . . Meningitis (Pneumokokken) . . Meningitis (Streptokokken) . .

45 34 38 30 27 12 42 32 69,6 21,6 23 48

4O8

n•.

1,1 0,15 0,21 1,4 0,16 0,24 0,3 0,2 0,25 0,29 0,05 0,8 0,21 0,57 0,34 0,6 0,11 0,33 0,22 0,24 0,3 0,3 0,41 0,07 0,6 0,5 0,66

,85

0,42 0,7 0,5 1,2 0,95 1,4 0,5

Gesamt- eiweil~

in mg-%

45 22 23 29 14 26 48 67 2O 34 35 36 4O 33 47 5 0 4 72 28 8 33 43 3O 41 58 48 55 57 5O 5O 48 6O 55

105,6 48 45

115 672

Xantho- protein-

wert

35 36 36 36 38 38 39 39 4O 4O 4O 4O 43 45 47 48 49 5O 5O 5O 51 54 55 57 58 60 60 61 63 73 8O 81

100 135 20O

1000

W e n n a u c h be i d e n 36 C e r e b r o s p i n a l f l i i s s i g k e i t e n m i t erh6hten X a n t h o -

p r o t e i n w e r t e n ( 3 5 - - 1 0 0 0 ) in d e n m e i s t e n FAl len n ~ m l i c h 28rea l e b e n f a l l s

pathologisch gesteigerte E i w e i ~ w e r t e b e s t i m m t w u r d e n - - a l so n u r in

8 FAl len t r o t z V e r s t ~ r k u n g d e r X a n t h o p r o t e i n r e a k t i o n ( 3 5 - - 5 1 ) n o r m a l e r

G e s a m t e i w e i 6 g e h a l t v o r l a g u n d z w a r in 7 FAllen m i t n o r m a l e m E Q

( n u r F a l l 35 ze ig te b e t r ~ c h t l i c h e G l o b u l i n e r h 6 h u n g E Q 1,4) - - so g e h t

d o c h o h n e w e i t e r e s a u s d e n Z a h l e n w e r t e n k l a r h e r v o r , daft d ie I n t e n s i t ~ t

des Aus fa l l e s d e r X a n t h o p r o t e i n r e a k t i o n d u r c h a u s n i c h t z w a n g s l ~ u f i g

a n d e n G r a d d e r E i w e i ~ v e r m e h r u n g g e b u n d e n ist . D a s li~Bt s ich a n

e in igen B e i s p i e l e n b e s o n d e r s d e u t l i c h d e m o n s t r i e r e n :

F a l l 32 m i t e i n e m G e s a m t e i w e i 6 g e h a l t v o n 45 m g - % ze ig te e i n e n

X a n t h o p r o t e i n w e r t v o n 35, F a l l 65 d a g e g c n m i t demselben G e s a m t e i w e i B

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782 Trude Bruns: Der Xanthoproteincolorimeterwert

einen betr~chtlich h6heren Xanthoproteinwert von 135! Globulin- Albuminverh~ltnis war in beiden FAllen ann~hernd gleich (EQ 1,1 bzw. 0,95).

Fall 38 und 64 wiesen ebenfalls bei demselben GesamteiweiB yon 48 rag-% wesentlich verschiedene Xanthoproteinwerte auf: 39 und 100, zugleich aber auch ein ganz anderes Globulin-Albuminverh~ltnis. Ws bei der Lues latens seropositiva E Q normal gefunden wurde (0,3), betrug der E Q bei der Mischform der juvenilen Paralyse + Lues cerebri 1,2. Fall 60 mit einem GesamteiweiB von eben/alls 48 mg-% und einem Xanthoproteinwert von 63 zeigte sogar einen E Q yon 3,0!

Ein weiteres Beispiel soll veranschaulichen, dab bei demselben GesamteiweiB die HShe der Xanthoproteinwerte, also die Vermehrung der aromatischen Bausteine einmal an die Globulin-, das andremal an die Albuminfraktion gebunden war : Bei einem GesamteiweiB von 48 mg- % fanden wir bei anni~hernd gleichen Xanthoproteinwerten bei Fall 55 isolierte Albuminvermehrung (E Q 0,07), wiihrend bei Fall 59 vorwiegend nur die Globulinfraktion angestiegen war (E Q 0,85). ~hnlich liegen die Verh~ltnisse bei Fall 42 und 43.

Wenn man die Zahlenkolonne der Xanthoproteinwerte und der dazu- gehSrigen GesamteiweiBbefunde kritisch betrachtet, so lassen sich die Beispiele beliebig vermehren, die eindeutig beweisen, dab kein absolutes Abhiingigkeitsverh~ltnis zwischen der HShe des Gesamteiweil3es einer- seits und dem Xanthoproteincolorimeterwert anderseits besteht. Eben- sowenig wie man aus dem Ausfall der Kolloidkurve einen Schlul3 auf den GesamteiweiBwert ziehen kann, gelingt es aus dem Ansteigen des Xantho- proteinwertes einen Anhaltspunkt ffir die HShe des GesamteiweiBes zu gewinnen.

Nur in den F~llen, wo keine qualitative Ver~nderung der aromatischen Bausteine im EiweiBmolekfil besteht, muB der Xanthoproteinwert, wenn auch nicht direkt proportional, so doch anns proportional ansteigen. wie Becher in mehreren F~llen bei axomatischen Verbindungen, die er sich in verschiedenen Konzentrationen herstellte, nachweisen konnte. In allen Fs also - - und darauf beruht die Wichtigkeit der Xantho- proteinreaktion - - wo entweder Xanthoprotein oder GesamteiweiB bei normaJem E Q isoliert ansteigt, liegt eine qualitative Ver~nderung der Globulin- oder Albuminfraktion vor, und zwar bei stark erhShtem Xantho- proteinwert und normalem oder gering vermehrtem Gesamteiweil3 ein Anstieg des Tyrosin- bzw. Tryptophangehaltes im EiweiBmolektil, bei isoliertem Ansteigen des GesamteiweiBes und normalem Xanthoprotein- wert eine Verminderung der aromatischen Bausteine.

Soweit man aus dem ftir diese Betrachtung verhi~ltnism~Big geringen vorliegenden Material Schlfisse ziehen kann, so l~Bt sich zusammen- fassend sagen, dab die Vermehrung der aromatischen Bestandteile weder ausschlieBlich an die Globulin- noch ausschlieBlich an die Albumin-

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im nicht enteiweillten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoralen Syndrom. 783

fraktion gebunden ist, da wir bei gleichem GesamteiweiB und ganz ver- schiedenem E Q dieselben Xanthoproteinwerte gefunden haben.

Da in den meisten Fi~llen nur die sog. Globulinreaktionen [N- -P- -W (C)] ohne n/~here Differenzierung in Gesamteiweil~, Globulin~Albumin, E Q ausgeffihrt waren, wurden, um EiweiBverhifltnisse und Xantho- proteinreaktion noeh etwas n/~her zu beleuchten, der Ausfall dieser Reaktionen in weiteren Tabellen einander gegenfibergestellt. Die ab- gelesenen Colorimeterwerte wurden wieder nach steigenden Xantho- proteinwerten eingereiht. Es soll an dieser Stelle nur ein kurzer l~berblick fiber die gefundenen Resultate gegeben werden:

8F~lle mit erniedrigten Xanthoproteinwerten (10--18, Durch- sehnittswert 14) zeigten in 4 F~llen sehwach positive, in den andern 4 Fi~llen negative Globulinreaktionen.

Bei 116 Untersuchungen lagen die Xanthoproteinwerte in dem yon uns als normal bezeichneten Gebiet zwischen 20 und 32. Die dazu- gehSrenden Globulinreaktionen waren weitaus in der Mehrzahl - - n/im- lieh in 95 F/~llen - - auch negativ, in 14 F~llen t rat teilweise Opalescenz auf, nut in 5 Fi~llen fielen sowohl Nonne- und Pandy. als auch Weich- brodt-Reaktion schwach positiv aus. Besonders auffallend sind nur zwei Befunde bei einem progressiven Paralyse- bzw. einem Lues cerebri-Fall, die trotz normalen Xanthoproteinwerten (25 27) ausgesprochen positive Globulinreaktionen ergaben. Bei der progressiven Paralyse zeigte der Liquor neben Zellvermehrung (64/3) Paralysekurve bei der NMI~ und Tabeskurve bei der GSI~, au$erdem 4fach positive WaR und SGR in der Verdfinnung 1/1. Bei dem Lues cerebri- Fall handelte es sich um einen regressiven Proze$, der Liquor wies zwar merkliche Sanierungs- tendenz auf, war abet noch deutlieh pathologisch ver/~ndert: Lipoid- reaktionen in s~rkerer Konzentration 1/1 noch 4fach positiv, Kolloid- zacken flacher bei unver/~nderter Eiweil~vermehrung.

Bei den 8 F/~llen, die im Grenzgebi~t lagen (X. 33--34), fielen die Globulinreaktionen in 5 F~llen negativ, in 2 F~tllen sehwaeh positiv aus. Bei der juvenilen progressiven Paralyse, bei der die Cerebrospinalflfissig- keit die typische Kurve bei der NMR, flache Kolloidzacke bei der GSR (21/2 im zweiten Glas) und geringe Zellvermehrung (22/3) aufwies, waren auch die Globulinreaktionen deutlich positiv.

Bei den 97 F~llen mit erhShten Xanthoproteinwerten waren die Globulinreaktionen in 52 Fi~llen vorwiegend alle einfach his dreifach positiv. In 32 Fs waren sie nur teilweise sehwach bis einfaeh oder alle sehwach positiv. Auch bier bestand wieder kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Grad der Steigerung der Gelbf/~rbung bei der Xanthoproteinreaktion und der Intensit/~t des Ausfalls der Globulin- reaktionen, die yon leiehter Opaleseenz bis zur starken Ausfloekung variierte. In 13 Fi~llen waren Nonne-, Pandy- und Weichbrodt-Reaktion sogar trotz Verst~rkung der Xanthoproteinreaktion negativ; 8real wies

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der dazugeh6rende Liquor auch in den iibrigen Befunden keine Ab- weichung yon der Norm auf, 2real war er nahezu normal, 3mal leicht pathologisch.

Wo keine ns EiweiBdifferenzierungen zur Verffigung standen, kann die erh6hte Xanthoproteinreaktion bei negativen Globulinreak- tionen sowohl auf isolierter Albuminerh6hung beruhen, als auch durch qualitative ~nderung im EiweiBmolekfil in bezug auf den Tyrosin- oder Tryptophananteil hervorgerufen sein. Diese Ergebnisse, aus denen ein- wandfrei hervorgeht, dab zu gleich hohen Xanthoproteinwerten ganz verschieden starke Globulinreaktionen geh6ren k6nnen, best~tigen den bereits an Hand der Tabelle 3 gezogenen SchluB, dab kein unbedingter Parallelismus zwischen den abgelesenen Xanthoproteinwerten einerseits und dem Globulingehalt bzw. dem Vorhandensein anderer durch Carbol- s~ure, Sublimat oder Phosphormolybd~n mitgef~llten EiweiBk6rpern herrscht; denn selbst wenn man beriicksichtigt, dab diese Fs reaktionen in der Beurteilung ihrer St~rke in ganz besonders hohem MaBe der subjektiven Absch~tzung unterliegen, so sind die festgestellten Abweichungen doch so erheblich, dab sie weit auBerhalb der Fehlergrenze liegen.

Zusammenlassung der Untersuchungsergebnisse.

Bezeichnen wir die an Hand der Gegeniiberstellung mit dem fibrigen humoralen Syndrom empirisch am hs bei sonst unver~nderten Liquorbefunden zwischen 20--32 abgelesenen Xanthoproteinwerte als normal - - schalten wir die 8 F~lle, die in dem von uns als Grenzgebiet benannten Intervall liegen (33--34), aus - - so verbleiben bei den 221 Xanthoproteincolorimeterbestimmungen, wo ns Liquordifferen- zierungen zur Verffigung standen, 321, bei denen keine iibereinstimmende Beziehung zwischen dem Ausfall der Xanthoproteinreaktion und den Resultaten der fiblichen Bestimmungsmethoden festgestellt werden konnte, sei es, dab Erh6hung oder Erniedrigung der Xanthoprotein- werte bei negativem Liquorbefund oder aber umgekehrt normale Xantho- proteinwerte bei pathologisch vergndertem Liquorbefund beobachtet wurden. Prozentual ausgedriickt traten also in 14,5% Abweichungen auf.

Bei n~herer Betrachtung dieser besonders interessanten aus der Reihe hervortretenden 32 F~lle ergab sich folgende Gruppierung: llmal lasen wir bei im iibrigen als normal befundenen Syndrom erhShte Xanthoproteinwerte ab. Erniedrigung der Xanthoproteinwerte fanden wir 4mal in sonst normalen Cerebrospinalflfissigkeiten. 17 Normal- xanthoproteinwerte mu~ten dagegen Liquorbefunden zugeordnet werden. die immerhin als pathologisch anzusehen sind, wenn es sich auch in

Bei dieser Besprechung wurde in 7 Fi~llen mit isolierter ganz leichter Pleo- cytose (12/3--17/3) und 2 F~llen mit isolierten ganz flachen Kolloidzacken bei der NMR (Max. bei 4) der Liquor noch als normal bezeichnet.

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im nicht enteiweil3ten Liquor im Vergleich zum iibrigen humoraleu Syndrom. 785

14 F~llen meist nur um m~Bige Pleocytose mit unbedeutender Globulin- vermehrung oder mittleren Kolloidzacken handelte. Nur bei 3 Punktions- fliissigkeiten bestand eine ganz auffallende Diskrepanz ; und zwar 1 a) bei einem Lues congenita Fall, bei dem Beteiligung des Zentralnervensystems in Form einer Lues cerebri auftrat, b) bei einem Fall yon unbehandelter Tabes dorsalis und c) bei einem Fall yon behandelter progressiver Paralyse.

Bei den vereinzelten F~llen, bei denen nur isoliert ein pathologischer Befund erhoben werden konnte, war das Ergebnis der Xanthoprotein- bestimmungen wechselnd. So zeigte z. B. ein Fall yon Lues latens sero- positiva bei negativen Lipoidreaktionen, normaler Zellzahl und normalem Gesamteiweil~ Kolloidzacke in der NMR (3 5 6 5 3 2 l 1 1) bei einem erh6hten Xanthoproteinwert yon 40. Bei 2 F~llen yon behandelter Tabes dorsalis, die als einzige Residuen ihrer cerebralen Erkrankung nur noch ganz flache Kolloidzacken in der NMR (Max. bei 4) besaBen, war der Xanthoproteinwert in einem Fall normal (25) im andern dagegen patho- logisch gesteigert (46). Isolierte Pleoeytose wurde in 7 F~llen beobachtet, und zwar handelte es sich jedesmal nur um geringffigige Zellerh6hung, 5mal wurde der dazugehSrige Xanthoproteinwert entsprechend der mini- malen Abweichung im Normalgebiet abgelesen, 2 F~lle yon Heine-Medin mfissen jedoch besonders hervorgehoben werden, da sie trotz ihres fast normalen Liquorbefundes (12/3 14/3) Erh6hung der Xanthoproteinwerte (38 50) aufwiesen. Ein Fall yon behandelter progressiver Paralyse, der neben unwesentlieher Globulinvermehrung (P Spur) als einzigen patho- logischen Befund positive Lipoidreaktionen in den stKrkeren Konzen- trationen (WaR 1/1 ~--~-~-~ SGR 1/1 +~-~-)besaB, zeigte einen leicht erhShten Xanthoproteinwert von 36.

Alle fibrigen als pathologisch bezeichneten Liquores ergaben mehr- /ache krankhafte Ver~nderungen.

Betreffs der Eiweil3verh~ltnisse l~6t sich rtickblickend sagen: Die Steigerung der Xanthoproteinwerte geht weder proportional dem Anstieg des Gesamteiwei6es noch steht sie in direkter Abh~ngigkeit von dem Ausfall des Eiwei6quotienten, denn wir beobachteten:

1. ErhShung der Xanthoproteinwerte bei gleichzeitiger Vermehrung des GesamteiweiBes

a) mit normalem E Q, b) bei isoliertem Anstieg der Globuline, also ErhShung des E Q, c) bei isoliertem Anstieg der Albumine, also Erniedrigung des EQ.

1 ttumorales Syndrom : a) WaR, SGR, MTR im Blut ~- -~ ~- +. Liquor: WaR 1/1 +~-+~- 1/5 ~-+-~ 1/100 SGR 1/1 + + + + 3/5 ~--~-+ 1/50, NMR 3 6 5 4 21/21 1 1 1, GSR 1/211/221/2 2 11/2 ~/20 0 0, 54/3 Zellen, N (+), P (~-), W (-~), X.30.

b) LR im Blut und Liquor O, NMR 2 9 8 6 5 3 1 1 l, GSR 1/~ 11/221/22 11/2 000, 26/3 Zellen, N (~-), P (~-), W (~-), X. 32.

c) WaR 1/1 + + + +, SGR ~- ~- -~ ~-, MTR ~ - - ~ - + im Blut. Liquor: WaR 1/1 +~-~-+ 1/50 1/10 O, SGR 1/1 +~-+~- 3/50 1/5 O, NMR 3 12 12 l l 8 51 1 1, GSR ~/233210000, 64/3 Zellen, N ~ - P + W - ~ .

Z. f. d. g. Neut . u. Psych . 166, 51

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2. Erh6hung der Xanthoproteinwerte ohne Vermehrung des Gesamt- eiweil3es

a) bei normalem E Q, b) bei isoliertem Anstieg der Globuline, also ErhShung des E Q (vgl.

Tabelle 3). 3, In einem Fall wurde der Xanthoproteinwert im Normalgebiet bei

isolierter Albuminvermehrung gefunden (vgl. Tabelle 2). Aus der Zusammenste]lung der Untersuchungsergebnisse 1s sich

eindeutig die Schlu~folgerung ziehen, dal] die Bestimmung des Xantho- proteincolorimeterwertes eine selbst/mdige von anderen Befunden nicht unmittelbar abh/~ngige Methode darstellt, denn wenn auch in weitaus der Mehrzahl der F/file grobe Ver/~nderungen im humoralen Syndrom meist von einer Verst/~rkung der Xanthoproteinreaktion begleitet wurden, so ist es jedoch vollkommen unm6glich, bei vorliegendem Liquorbefund im voraus die H6he des Xanthoproteincolorimeterwertes auch nur an- n~hernd abzuschs da kein Parallelismus mit dem Ausfall irgend- einer der iibliehen Bestimmungsmethoden besteht; in den extremsten F~llen wurde sogar - - wie bereits erwghnt ~ Steigerung des Xantho- proteinwertes bei unver~ndertem Liquorbefund oder aber normaler Xanthoproteinwert bei pathologisch ver~nderter Cerebrospinalfliissigkeit beobachtet, Die verhaltnism~l]ig seiten gefundenen auffallend niedrigen Xanthoproteinwerte wurden etwas h/~ufiger bei krankhaften Liquor- befunden abgelesen.

Wenn man bedenkt, wie konstant im allgemeinen die chemische Zu- sammensetzung in humoralen Fliissigkeiten ist und wie bereits kleinste Verschiebungen im Gleichgewicht oft schwerste Erscheinungen hervor- rufen k6nnen, so verdienen die F/file, die bei sonst normalen Liquor- befunden erh6hte oder erniedrigte Xanthoproteinwerte aufweisen, ganz besonderer Beachtung, da es sieh bier um qualitative EiweiBver/~nderungen ira Sinne der Vermehrung oder Verminderung der aromatjschen Bau- steine im Molekiil handeln mu•.

Ob die qualitative _~nderung des Tyrosin- bzw. Tryptophananteils im Eiweil3molekiil im Einzelfall als l~estzustand eines pathologischen Prozesses oder aber als Vorls eines sich anbahnenden krankhaften Gesehehens im Zentralnervensystem aufgefal3t werden mull, l~I3t sieh ]eweilig nur durch die Vorgeschichte klAren. Beide M6glichkeiten sind denkbar und lassen sich in Parallele setzen zu den Becherschen Fest- stellungen, der bei Niereninsuffizienz manchmal Xanthoproteiner- h6hungen im Blut vor dem Anstieg des Harnstoffes land, in anderen FMlen dagegen zuerst Vermehrung des Harnstoffes beobachtete, die erst sp~terhin yon einer Verst~rkung der Xanthoproteinreaktion gefolgt ~ r d e .

Wiirde sieh an einem grSBeren Untersuchungsmateria] die Vermutung best/i, tigen, dat] ein isolierter Xanthoproteinanstieg bei sonst noeh

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im nicht enteiweil3ten Liquor im Vergleich zum fibrigen humoralen Syndrom. 787

unver/~ndertem Liquorbefund das erste Anzeichen einer erns teren Erk ran - kung des Zent ra lnervensys tems bedeutet , die Xan thopro te in reak t ion also in manchen Fs ~ls empfindlichster Ind ika tor ffir e inen sich ein- schleiehenden pathologischen Prozel~ im Zent ra lnervensys tem an- gesehen werden miiSte, so k6nnte die Xanthoprote incolor imeterbes t im- mung in ihrer Einfachhei t eine wichtige Erg/~nzung zu den iibrigen bisher iiblichen Unte rsuchungsmethoden der Cerebrospinalfliissigkeiten dar- stellen. Allerdings ist zur aufschlul~reichen Verwertung der Ergebnisse eine gewisse Ubung im Colorimetrieren erforderlich, da Standard- u n d Versuchsl6sungen in den Farbqua l i t~ ten n icht so gut i ibere ins t immen - - dies gilt insbesondere bei intensiver Gelbf~rbung - - wie es beispiels- weise bei den Vergleichsl6sungen, die zur Zuckerbes t immung nach Crecelius-Seifert oder nach Fol in -Wu Verwendung finden, der Fal l ist.

Schriftennachweis. Becher: Miinch. reed. Wschr. 1924 II, 1677. - - Beeher: Miinch. med. Wschr.

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