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Übung zur Einführung in die Mikroökonomie und Grundlagen des Managements - Thomas Lauer Übung zur Einführung in die Mikroökonomie und Grundlagen des Managements Lehrstuhl für Mikroökonomie 1 Deskriptive Entscheidungstheorie & Entscheidungsdefekte Kapitel 2

Deskriptive Entscheidungstheorie & Entscheidungsdefekte · Übung zur Einführung in die Mikroökonomie und Grundlagen des Managements-Thomas Lauer Übung zur Einführung in die Mikroökonomie

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Übung zur Einführung in die Mikroökonomie und Grundlagen des Managements - Thomas Lauer

Übung zur Einführung in die Mikroökonomie und Grundlagen des Managements Lehrstuhl für

Mikroökonomie

1

Deskriptive Entscheidungstheorie & Entscheidungsdefekte

Kapitel 2

Übung zur Einführung in die Mikroökonomie und Grundlagen des Managements - Thomas Lauer

Übung zur Einführung in die Mikroökonomie und Grundlagen des Managements Lehrstuhl für

Mikroökonomie

2

Überblick: Vorlesungskapitel die in der Übung behandelt werden

Vorlesungskapitel Übung / Beispiele / Fallstudien

1. Einführung Organisationstypen

2. Entscheidungen &

Entscheiden

Normative Entscheidungstheorie

Präskriptive Entscheidungstheorie (OEC)

Deskriptive Entscheidungstheorie

Begrenzte Rationalität ,Wahrscheinlichkeiten, Risiko

Defekte des Entscheidungsverhaltens (Grenzen & Zäune)

3. Ziele & Zielbildung

4. Unternehmensverfassung

5. Unternehmenspolitik

6. Strategisches Management Produkt-Markt-Matrix (Beschläge International GmbH)

Produktlebenszyklus (Walkman)

Produkt - Portfolio - Matrix (Apple)

Branchenanalyse (Volkswagen)

SW-Analyse (Volkswagen)

Balanced Scorecard

7. Organisation

8. Führung

9. Unternehmensethik

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Mikroökonomie

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Defekte des Entscheidungsverhaltens

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Ableitungsfehler

Die Wahrscheinlichkeit an Krebs erkrankt zu sein beträgt bei 40 Jährigen 1%. Wenn

eine Person Krebs hat, so beträgt die Wahrscheinlich 80%, das die entsprechende

Untersuchung positiv ausfällt. Wenn eine Person keinen Krebs hat, so beträgt die

Wahrscheinlichkeit 10%, dass der Test dennoch positiv ist. Eine 40 Jahre alte Person

nahm an einem Routinetest teil und erhielt ein positives Resultat.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich Krebs hat?

P(A|B) = P(B|A) x P(A)

P(B)

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Ableitungsfehler

Lösungsmöglichkeit 1: Bayes Theorem

P(K+): Wahrscheinlichkeit an Krebs erkrankt zu sein (Prävalenz) = 1% = 0.01

P(D+|K+) Wahrscheinlichkeit für richtige positive Diagnose (Sensitivität) = 80% = 0.8

P(D+|K-) Wahrscheinlichkeit für falsche positive Diagnose (Spezifität) = 10% = 0.1

P(K+|D+) Wahrscheinlichkeit für Krebs bei positiver Diagnose = ?

P(D+) Wahrscheinlichkeit für positive Diagnose = ?

P(D+) = P(K+) x P(D+|K+) + P(D+|K-) x P(K-) = 0.01 x 0.8 + 0.1 x 0.99 = 0.107

P(K+|D+) = P(D+|K+) x P(K+) = 7.5 % ≈ 0.074

P(D+)

P(A|B) = P(B|A) x P(A)

P(B)

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Ableitungsfehler

Lösungsmöglichkeit 2: Natürliche Häufigkeiten

1000

990 (K-) 10 (K+)

891(D-) 99(D+) 2(D-) 8(D+)

P(K+|D+) = 8 / 107 = 7,5%

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Framing

Situation 1

Wenn Maßnahme A durchgeführt wird, werden 200 Personen gerettet.

Wenn Maßnahme B durchgeführt wird, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 1/3, dass 600 Personen gerettet werden, und von 2/3, dass keine Person gerettet wird.

"Stellen Sie sich vor, die USA bereiten sich auf den Ausbruch einer ungewöhnlichen

asiatischen Grippeepidemie vor, an der 600 Personen sterben werden. Um die

Epidemie zu bekämpfen, wurden zwei alternative Maßnahmen vorgeschlagen.

Gehen Sie davon aus, dass die exakte wissenschaftliche Schätzung der Wirkung der

Maßnahmen wie folgt ist:

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Framing

Situation 2

Wenn Maßnahme A durchgeführt wird, werden 400 Personen sterben.

Wenn Maßnahme B durchgeführt wird, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 1/3, dass niemand stirbt und von 2/3, dass 600 Personen sterben.

"Stellen Sie sich vor, die USA bereiten sich auf den Ausbruch einer ungewöhnlichen

asiatischen Grippeepidemie vor, an der 600 Personen sterben werden. Um die

Epidemie zu bekämpfen, wurden zwei alternative Maßnahmen vorgeschlagen.

Gehen Sie davon aus, dass die exakte wissenschaftliche Schätzung der Wirkung der

Maßnahmen wie folgt ist:

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Framing

Ergebnisse: Situation 1 -> 72% wählen Maßnahme A, 28% Maßnahme B

Situation 2 -> 22% sind für Maßnahme A, 78% für Maßnahme B

Hypothese: Personen treffen in Verlustsituationen riskantere Entscheidungen als in Gewinnsituationen.

"Stellen Sie sich vor, die USA bereiten sich auf den Ausbruch einer ungewöhnlichen

asiatischen Grippeepidemie vor, an der 600 Personen sterben werden. Um die

Epidemie zu bekämpfen, wurden zwei alternative Maßnahmen vorgeschlagen.

Gehen Sie davon aus, dass die exakte wissenschaftliche Schätzung der Wirkung der

Maßnahmen wie folgt ist:

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Wunschdenken

Prospect Theory

Die Wertfunktion der Prospect TheoryGewichtungsfunktion

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Defekte des Entscheidungsverhaltens - Beispiel Wunschdenken

Kombination von gewichteter Wahrscheinlichkeitsfunktion und Wertefunktion:

Geringe Wahrscheinlichkeit

Mittlere bis hohe Wahrscheinlichkeit

Gewinne risikofreudig risikoscheu

Verluste risikoscheu risikofreudig

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Übersicht Entscheidungsdefekte

Entscheidungsdefekte in den einzelnen Phasen der Entscheidung

• Informationsgewinnungo Vorurteil zugunsten konkreter Informationeno Illusorische Korrelationo Verfügbarkeito Datenpräsentation

• Informationsverarbeitungo Konservatives Vorurteilo Lineares Denkeno Vereinfachungsregeln (Daumenregeln, Ankerbildung, Analogien, Rechtfertigungsmöglichkeit, einfache

Entscheidungsregeln) Einflüsse der Entscheidungssituation

• Ergebnisanmutung / Ergebnisbewertungo Wunschdenkeno Kontrollillusion

• Lernchance / Bewertung der Entscheidung o Spielräume für Attributiono Wissen im Nachhineino Gambler‘s fallacy

• Sunk costs

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Gruppenentscheidungen - Gruppenkohäsion

Kohäsionsfördernd Kohäsionshemmend

• Häufigkeit der Interaktion

• Attraktivität und Homogenität

• Intergruppenwettbewerb

• Einigkeit über Gruppenziele

• Erfolg und Anerkennung

• Gruppengröße

• Einzelkämpfer

• individuelle Leistungsbewertung

• Intragruppenwettbewerb

• Zielkonflikte

• Misserfolge

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Groupthink - Phänomen

Ausgangsbedingungen

• Hohe Kohäsion / Isolierung• Autoritäre und charismatische

Führung• Stress

Ten

de

nz zu

r Gru

pp

en

be

fange

nh

eit

Symptome

• Illusionen der Unverwundbarkeit• Informationsfilterung• Kollektive Rationalisierung• Glaube an überlegene Moral der Gruppe• Stereotypisierung externer Gruppen• Druck auf Abweichler • Selbstzensur• Illusion der Einmütigkeit

Entscheidungsdefekte

• Unzureichende Informationssuche• Unvollständige Prüfung Alternativen• Unvollständiger Überblick Ziele• Mangelhaftes Abschätzen der Risiken der

bevorzugten Entscheidung• Selektive Auswertung Informationen• Fehlende Ausweichpläne

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Fallbeispiel - Von Grenzen und Zäunen

Vor langer Zeit lebte ein Stamm. Die Angehörigen dieses Stammes jagten

Wild, tranken vom Wildbach und schliefen des Nachts in Zelten. Nach einer

herrlichen Nacht in einer angenehmen Gegend brachen einige

Stammesmitglieder auf, um Wild zu jagen. Sie brachten Wildbret mit, das

für einige Tage vorhielt. „Lasst uns hier bleiben“, schlugen sie vor; „Hier ist

gut Sein“. So blieb der Stamm für einen Tag und dann noch einen ... Bald

lernten die Jäger Tiere zu zähmen und zu züchten, das Land zu bestellen und

das Wasser einzudämmen. Als sie reicher wurden und sich stärker fühlten,

machten sie große Pläne. Sie bauten sich Häuser und später große Villen.

Und sie bauten Zäune gegen ihre Feinde. Dies schienen ihnen schlimme

Feinde zu sein. Aber die Zäune waren gut, und nach jeder Attacke machten

sie die Zäune noch stabiler.

Pilger zogen vorbei und erzählten Geschichten von besseren Lagern und

anderem Wild, aber der Stamm hörte nicht auf sie.

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Fallbeispiel - Von Grenzen und Zäunen (Forts.)

Der letzte Jäger war schon gestorben, als während eines heißen Sommers

der Wildbach weniger Wasser trug als sonst. Zuerst merkte das niemand,

aber als der Wildbach weiter austrocknete, informierte der Wasser-

Manager den Stammesrat. Der Stammesrat enthob den Wasser-Manager

seines Amtes und beschloss, dass genug Wasser im Wildbach sei. Das

Abstimmungsergebnis war 8:1.

Der Stamm arbeitete weiter an seinem Zaun, der zwischenzeitlich schon so

dick geworden war, dass niemand mehr die Umgebung jenseits des Zaunes

sehen konnte. Einige Tage später waren die Tiere tot. Sie waren in der Hitze

mangels Wasser verdurstet. Als die Stammesmitglieder nun Leitern holten

und über den Zaun schauten, stellten sie fest, dass das sie umgebende

Weideland zu einer Wüste geworden war.

Da entschlossen sie sich weiter zu wandern. Indessen, dazu war es schon zu

spät, sie hatten das Wandern verlernt. Der Stamm ging unter.

(nach Hedberg, B

. Oxford 1981, in der Ü

bers. von Kieser, A

.: Werte und M

ythen in der strategischen P

lanung, in: wisu

–D

as Wirtschaftsstudium

14, 1985, S. 429)

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Begrenzt rationale Individuen

• nehmen Umwelt selektiv wahr

• reduzieren Komplexität von Entscheidungsproblemen durch vereinfachende Modelle, Abspaltung von Problemen usw.

• beziehen nur wenige Alternativen in Entscheidungen ein

• bringen nur wenige Werte ins Spiel

• versehen die existierende Lösung oder verwandte Alternativen mit einer hohen Priorität

• optimieren nicht, sondern geben sich zufrieden

• setzen, wenn immer möglich, Entscheidungsroutinen ein

• wären ohne Ideologien nicht in der Lage, sich in einer komplexen Entscheidungsumwelt zu behaupten

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Entscheidungen in Organisationen - Garbage Can Model

March/Olson 1972