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Klaus-Michael Mallmann/Jürgen Matthäus/ Martin Cüppers /Andrej Angrick (Hrsg.) Deutsche Berichte aus dem Osten 1942/1943 Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion

Deutsche Berichte aus dem Osten 1942/1942 - · PDF fileWehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion.Die Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebie-te 1941–1943, Paderborn

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Klaus-Michael Mallmann/Jürgen Matthäus/Martin Cüppers /Andrej Angrick (Hrsg.)

Deutsche Berichte aus dem Osten 1942/1943

Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion

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Einleitung 19

Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion. Die Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebie-te 1941–1943, Paderborn u.a. 2010, S. 359–377.

8 Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, Bd. 2, Frankfurt/M. 1990, S. 287–410.9 Vgl. den Ausstellungsband zur ersten Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozial-

forschung (Hrsg.): Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944, Hamburg 1996; BerndWegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt zum „Unternehmen Barbarossa“,München 1991; Gerd R. Ueberschär/Wolfram Wette (Hrsg.): „Unternehmen Barbarossa“. Der deutscheÜberfall auf die Sowjetunion 1941. Berichte, Analysen, Dokumente, Paderborn u.a. 1984; Ralf Ogorreck:Die Einsatzgruppen und die „Genesis der Endlösung“, Berlin 1996.

10 Zu den frühen Standardwerken, die einen intensiven Einblick über 1941 hinaus anbieten, gehörtGerald Reitlinger: Ein Haus auf Sand gebaut. Hitlers Gewaltpolitik in Rußland 1941–1944, Hamburg1958; als neuere Studien seien exemplarisch genannt: Hasenclever: Wehrmacht und Besatzungspolitik;Andrej Angrick/Peter Klein: Die „Endlösung“ in Riga. Ausbeutung und Vernichtung 1941–1944, Darm-stadt 2006; Ray Brandon/Wendy Lower (Hrsg.): The Shoah in Ukraine. History, Testimony, Memoriali-zation, Bloomington 2008; Norbert Kunz: Die Krim unter deutscher Herrschaft 1941–1944. Germanisie-rungsutopie und Besatzungsrealität, Darmstadt 2005.

11 Alle Zitate aus MbO 53 v. 7. 5.1943 in diesem Bd.12 Zusammenfassend: Klaus-Michael Mallmann: „Aufgeräumt und abgebrannt“. Sicherheitspolizei

und ‚Bandenkampf‘ in der besetzten Sowjetunion, in: Gerhard Paul/Klaus-Michael Mallmann (Hrsg.):Die Gestapo im Zweiten Weltkrieg. ‚Heimatfront‘ und besetztes Europa, Darmstadt 2000, S. 503–520.

13 CdS an EG A v. 27.4.1942, in: Angrick/Mallmann/Matthäus/Cüppers: Deutsche Besatzungsherr-schaft in der UdSSR, S. 330.

14 KdS Minsk-Einsatzstab: Einsatzbefehl zum Unternehmen „Erntefest II“ v. 28.1.1943, ebd., S. 504.15 Vgl. Mallmann: „Aufgeräumt und abgebrannt“, S. 514f.16 Forstschutzkdo. Baranowitsche an SD-Außenstelle v. 12.10.1942, BAB, R 6/354.17 Vgl. die Passagen im Original in MbO 1 v. 1.5.1942, BAB, R 58/697.18 MbO 36 v. 8.1.1943 in diesem Bd.19 Eine weitere Ausfertigung wurde im Referat IV A 1 archiviert, vgl. den Verteiler in EM 1 v.

23.6.1941, in: Mallmann/Angrick/Matthäus/Cüppers: Ereignismeldungen UdSSR, S. 42.20 Vgl. den Verteiler in EM 128 v. 3.11.1941, ebd., S. 746f.21 Vgl. Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewußt!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung

1933–1945, München 2006; Frank Bajohr/Dieter Pohl: Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deut-schen, die NS-Führung und die Alliierten, München 2006; Bernward Dörner: Die Deutschen und derHolocaust. Was niemand wissen wollte, aber jeder wissen konnte, Berlin 2007.

22 Archiviert im Bestand RSHA in BAB, R 58.23 EM 158 stellt den einzigen Bericht der gesamten Serie von EM u. MbO dar, der offenbar nicht

überliefert ist.24 Ronald Headland: Messages of Murder. A Study of the Reports of the Einsatzgruppen of the Secu-

rity Police and the Security Service, 1941–1943, Toronto 1992, S. 13 f.; zum Auffinden der Berichte u. zuihrer Nutzung als Beweismittel der Anklage im Nürnberger Fall 9, dem Prozess gegen Offiziere der EG,ausführlich: Hilary Earl: The Nuremberg SS-Einsatzgruppen Trial 1945–1958. Atrocity, Law, and History,Cambridge u.a. 2009, S. 75–82.

25 Zur Entstehung Vern. Dr. Günter Knobloch v. 30.1.1959, zit. in: Helmut Krausnick/Hans-HeinrichWilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und desSD, Stuttgart 1981, S. 337; Mallmann/Angrick/Matthäus/Cüppers: Ereignismeldungen UdSSR, S. 10–14.

26 Vgl. MbO 1 in diesem Bd.27 Dazu ebd. sowie MbO 10 in diesem Bd.28 Vgl. bspw. die Gliederung von EM 122 v. 23.10.1941, in: Mallmann/Angrick/Matthäus/Cüppers:

Ereignismeldungen UdSSR, S. 721–724.29 Vermerk Staw Berlin v. 21.12.1964, BAL, B 162/5418; dto. Gstaw Berlin v. 8.6.1967, BAL, B 162/

5419; Vern. Dr. Fritz Rang v. 12.1.1967, BAL, B 162/5403.30 MbO 53 v. 7.5.1943 in diesem Bd.31 Vgl. MbO 23 u. 24 v. 2. bzw. 9.10.1942 in diesem Bd.32 Vgl. MbO 14 v. 31.7.1942 in diesem Bd.33 Ebd.; MbO 8 v. 19.6.1942 in diesem Bd.34 Vgl. MbO 16 u. 17 v. 14. bzw. 20.8.1942 in diesem Bd.

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20 Einleitung

35 Zur neuen Strategie: Gerlach: Kalkulierte Morde, S. 884–892; Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg,S. 745–749; Cüppers: Wegbereiter der Shoah, S. 252–260.

36 Vgl. MbO 23 v. 2.10.1942 in diesem Bd.; zum großangelegten Unternehmen „Sumpffieber“: Ger-lach: Kalkulierte Morde, S. 911 ff.; Cüppers: Wegbereiter der Shoah, S. 252 ff.

37 Vom Kommandostab RFSS u. seinen unterstellten SS-Brigaden sind diesbezüglich genaue Dok.erhalten geblieben, vgl. Cüppers: Wegbereiter der Shoah, S. 15, 152 f., 174f., 177 ff.

38 Eidesstattliche Versicherung Rudolf Fumy v. 12.1.1948, zit. in: Krausnick/Wilhelm: Die Truppe desWeltanschauungskrieges, S. 338 f.; vgl. Headland: Messages of Murder, S. 38–43.

39 MbO 55 v. 21.5.1943 in diesem Bd.

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Die „Ereignismeldungen UdSSR“ 1942

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22 EM 150 v. 2.1.1942

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 2. Januar 1942IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]

65 Ausfertigungen, 51. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 150

I) Standorte und Nachrichtenverbindungen: Zeit: 2.1.1942.Höh. SS- und Polizei-Führer Nord (101): (Jeckeln1), Standort: Riga.Einsatzgruppe A: (Dr. Stahlecker2), Standort: Krasnogwardeisk, N-Verbindungen: Funk-verbindung, Fernschreibverbindung Riga, Feldpost-Nr. 15119.Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Estland: (Dr.Sandberger3), Standort: Reval mit Dienststellen in Narwa, Dorpat, Pernau, Ahrensburg(Ösel), N-Verbindungen: Funkverbindung Narwa, Fernschreibverbindung Reval, Feld-post-Nr. 15119.Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Lettland: (Dr.Lange4), Standort: Riga mit Dienststellen in Schaulen und Libau, N-Verbindungen: Funk-verbindung Riga, Fernschreibverbindung Riga und Libau, Feldpost-Nr. 15447.Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Litauen: (Jäger5),Standort: Kowno mit Dienststelle in Wilna, N-Verbindungen: Funk- und Fernschreibver-bindung Kowno, Wilna, Feldpost-Nr. 15641.Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Weißruthenien:(Strauch6), Standort: Minsk mit Dienststelle in Baranowicze, N-Verbindungen: Funk- undFernschreibverbindung Minsk, Feldpost-Nr. 15641.Höh. SS- und Polizei-Führer Mitte (102): (von dem Bach7), Standort: Mogilew.Einsatzgruppe B: (Naumann8), Standort: Smolensk, N-Verbindungen: FunkverbindungSmolensk, Kurierverbindung über Warschau und Fernsprecher über VD Smolensk, Feld-post-Nr. 37857.Sonderkommando 7a: (Steimle9), Standort: Rshew und Sytschewka, N-Verbindungen:Funkverbindung Rshew, Feldpost-Nr. 05607.Sonderkommando 7b: (Rausch10), Standort: Brjansk und Kursk, N-Verbindungen: Funk-verbindung a. d. Marsch, Feldpost-Nr. 18555.Einsatzkommando 8: (Bradfisch11), Standort: Mogilew, Roslawl, Orscha, Gomel, Bo-bruisk, N-Verbindung: Feldpost-Nr. 37857.Einsatzkommando 9: (Schäfer12), Standort: Smolensk, Wjasma, Witebesk, Gshatsk,N-Verbindungen: Funkverbindung Wjasma, Feldpost-Nr. 37857.Sonderkommando Moskau13: Standort: Roslawl, N-Verbindung: Funkverbindung Ros-lawl.Höh. SS- und Polizei-Führer Süd (103): (Prützmann14), Standort: Kriwoj-Rog, N-Verbin-dung: Fernschreibverbindung Lemberg.Einsatzgruppe C: (Dr. Thomas15), Standort: Kiew, N-Verbindungen: FunkverbindungKiew, Fernschreibverbindung Lemberg, von dort Kurier, Feldpost-Nr. 32704.Sonderkommando 4a: (Blobel16), Standort: Charkow, N-Verbindungen: FunkverbindungCharkow, Feldpost-Nr. 22789.Sonderkommando 4b: (Braune17), Standort: Kramatorsk mit Teilen in Sochnowtschina,Losowaja, Slawjansk, Konstantinowka, Artemowsk, N-Verbindungen: Funkverbindunga. d. Marsch, Feldpost-Nr. 34310.

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Einsatzkommando 5: (Meier18), Standort: Kiew mit Teilen in Shitomir, Rowno, Winniza,N-Verbindungen: Funkverbindung Nikolajew, Fernschreibverbindung Rowno, Feldpost-Nr. 35102.Einsatzkommando 6: (Kröger19), Standort: Stalino, N-Verbindungen: FunkverbindungStalino, Feldpost-Nr. 35979.Höh. SS- und Polizei-Führer z. b.V.: (Korsemann20), Standort: Rowno.Einsatzgruppe D: (Ohlendorf21), Standort: Simferopol, N-Verbindungen: FunkverbindungSimferopol, Feldpost-Nr. 47540.Sonderkommando 10a: (Seetzen22), Standort: Taganrog, N-Verbindungen: Feldpost-Nr. 47540.Sonderkommando 10b: (Persterer23), Standort: Sudak, N-Verbindungen: Funkverbindunga. d. Marsch, Feldpost-Nr. 47549.Einsatzkommando 11a: (Zapp24), Standort: Jalta mit Teilen in Alupka und Bachtschissa-raj, N-Verbindungen: Funkverbindung Jalta, Feldpost-Nr. 47540.Einsatzkommando 11b: (Zapp25), Standort: Simferopol mit Teilen in Aluschta, Karasu-basar, Eupatoria, N-Verbindungen: Funkverbindung Simferopol und Aluschta, Feldpost-Nr. 47540.Einsatzkommando 12: (Nosske26), Standort: Fedorowka, N-Verbindungen: Funkverbin-dung Fedorowka, Feldpost-Nr. 47540.II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:Einsatzgruppe A meldet:Allgemeine Lage vor Leningrad27: Die verzweifelten Ausbruchsversuche der Russen ander Leningrader Einschließungsfront haben angehalten. Wiederum lag der Schwerpunktder russischen Angriffe am Newa-Knie. Nachdem der Ladogasee teilweise zugefroren ist,wurden mehrere hartnäckige Angriffe über das Eis des Ladogasees nach Süden vorgetra-gen. Besonders bemerkenswert erscheint der Angriff eines Schneeschuhläuferregiments,das durchweg aus gut ausgebildeten und besonders ausgewählten Mannschaften bestand.Das Regiment war durchweg mit Maschinenpistolen bewaffnet; jeder Mann hatte Ver-pflegung für vier Tage bei sich (darunter auch Schokolade, Tabak usw.). Dieser Ausbruchs-versuch brach wie alle übrigen im zusammengefaßten Feuer aller Waffen zusammen. DasRegiment wurde aufgerieben. Es ist bezeichnend, daß wenige Tage später an der gleichenStelle wiederum 2 russische Schneeschuhbataillone angriffen. Auch die russische Artil-lerietätigkeit im Raume um Leningrad war beträchtlich und erreichte in einzelnen Front-abschnitten unerwartete Ausmaße. Allein daraus läßt sich schließen, daß die LeningraderRüstungsindustrie bisher nur unwesentlich gestört ist. Auch die russische Luftwaffe hatsich augenscheinlich vom ersten Schock erholt. Sie griff mehrfach bei Nacht deutscheFlugplätze, Eisenbahnknotenpunkte usw. an, ohne jedoch nennenswerten Erfolg zu ha-ben. Die deutsche Truppenführung ist immer wieder erstaunt über die Zähigkeit undHartnäckigkeit der Russen sowie über die Geschicklichkeit bei der Aufstellung bezw.Neuformierung von Truppenkörpern. Angeschlagene Verbände, versprengte Soldatenusw. werden unmittelbar hinter der russischen Front in kürzester Frist neu zusammenge-faßt und sofort rücksichtslos eingesetzt.28 Die Fähigkeit der Russen zum Improvisierenwird deutscherseits geradezu als ausschlaggebend für die Behauptung des russischen Wi-derstandes angesehen. Wenn auch der Kampfwert und die Moral der „improvisierten“Einheiten gering sind, es schlagen sich diese Rotarmisten und Leningrader Arbeiter nachwie vor mit einer sturen Hartnäckigkeit. Ohne etwas an der verzweifelten Lage der Rus-sen in Leningrad zu ändern, werden immerhin etwa 10 deutsche Divisionen an der Ein-