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Heft 33. } 13. 8. 1920J Deutsche Meteorologisehe Gesellsehaft. -- Botaaisehe Mitteilungem 661 An die drei Vortr~.ge schloB sieh eine iiberaus leb- hafte und interessante Diskussi~n, an der ~ich "~lie Herren Weidner, Twardy, ~vhweydar, IIarbert, FrRu- loin v. M6Uer, ~erren Hey~e, Brennecke, Wedvmeyvr, Seliger, Hergesell u. a. hetei~igten. Vozwiirfe verschie- s Art gegen die bisherige milit~rische Leitung ~nd Proteste gegen Monopolisierun~sbestrebungen wurden laut. Besonders lebhaft wurde die zukiinftige Stellung des Geod~tischen I~stitat,s d iskur welches die Ge- lehrten in der bisherigen Art erhalten wissen wollten, w~thrend yon parlamentarischer Seite die l~utzba~'- machung des Instituts flit die praktische Vermes~ungs- tRtigkeit angastrebt u~d .seine Obernahme yon PreuBen auf alas Reioh als sicher hingestel.lt wurde. Demgegen- tiber wurde betont, d~aB die Hauptaufgabe der hSheren Geodesic, die Erforschung d~es Scl~werkraftfeldes der Erde, bei ~)bernahrae prv2~ti~cher Arbeiten zu kurz kommen wii~de. Auch d, ie Schwierigkeiten der ~[er- anziehung eines .whssemscha~tlichen Nach~vuchses wur:den yon verschiedenen Soften beleuchtet. 0. B. Deutsche Meteorologische Gesellschaft. (Berliner Zweigverein.) Am 11. Mai hielt Prof. Dr. Ni~oldt einea Vortrag fiber die physikalische ErkHirung des beharrliehen Feldes des Erdmagnetismus. Unter .den beharrHehen Felde wird da~ der Erde eigentiimliche Kraftfeld. im Ge~ensatz zum kosmischen versfand~n; ~eine Erkl~- rang bietet sowohl formale wie physikalische Schwie- rigkeiten infolge tier mangelnden Kenntnis der geologi- schen Beschaffenheit und infolge ,der hohen Tempera- tur des Erdinnern, da hohe Temperatur unter gewShn- lichen Verh~ltnissen die magnetischen Eigen~chaften aufhebt. Da~ letztere Bedenken ist neuerdings wesent- hch eingeschr'~nkt durch die l~Iessungen yon G. E. Hale and seinen ~r163 welche aus der GrSl~e des Zeemaneffektes bei gewi~sen Spektrallinien nach- gewiesen haben, dal~ die Sonne trotz Jhrer hohen Tem- peratur ein magnetisches Fold besitzt; man wird da- her ein gleiches ffir die Erde annehmen k~aaen (vieI- le[cht unber Einwirkung des hohen Druckes im In- aern), ohne jedoch eine klare physikalische Vorstel- lung des Vorganges zu haben. D~e Grundlagd tier physikalischen Theorie bi.ldet die Gaul~sche a-nalytische Darstellang der Beobachtun- gen d~rch Kugelfuaktionen. Es kann j.etzt als erwie- sen gelten, dab auch die Glieder hGheren Ranges d ieser Entwicklung keine RechengrSi~en sind, sondern da~ gerade sic den Einflu~. des Eigenmagnetism~s der Erde enth~iten. Da nach den t~echnungen magnetische 'Act~se und Drehungsachse der Erde nahe zusammen- fallen, so ist anzanehmen, dal~ die Erde durch Rota- tion yon elektrisch gel~denen Molekeln magaetisch wird. In Erg~nzung der Arbeiten von Sutherland und Lebedew, welche eine Trennung tier Ladungen d~rch Zentrifagalbeschleunigung annehmen, hat L. A. Bauer speziel~t das Anwaqh~en der Magnetisierung yon den Polen zu, m Aquator genauer ~nte~rsucht and diesen Zu- waehs ,durch ein Gtied dargestellt, das den Quadrat des Cosintts der Breit~ proportional ist; er hat u. a. fiir die einzelnen Breitengrade die ersten Hauptglieder der GauBischen Kugelfunktion dargestellt 'und schlieBt aus der A~bh~n~gkei.t der Koeffizienten yon den Breiten- kreisen , daS die Schwerkraft eine mal]gebende nolle ~pielt. Herr Nippoldt hat einen abweichenden Weg der I)arstellung eingeschlagen and .dabei statt der Kugel ein Rotationsellipsoid der Rechnung zugrunAe ~elegt. Alsdann zeigt sich ein ziemlich enger Zusammenhang zwi,schen tier ~Schwerebeschleunigung tm, d den magneti- schen VerhRltni~sen, so dab anscheinend nicht die Schwerkraft selbst, sondern die Schwerebeschleunigung die prim~re Ursache des beharrlichen Feldes de~ Erd- magnetismu~ ist. Die S~kularvariation ist hiernach als Anderung der Magneti~ierung der Erdrinde auf- zufa~sen. ~ii. Botanische Mitteilungen. Neue photo~ropisehe Fundamentalversuche. (B~- der, Ber. cLd. bet. Ges. 38, 1920.) Cber neue Ver- suche, die filr die Theorie des Phototropismtts yon entscheideader Bedeutung oind, berichtet im Anschlu8 an fr~ihere Beobachtungen B~c~er, Die Experimente waren folgende- Auf die Spitze eines Sporangiontr~gers yon Phycomyces nitens, die sich aus bestimmten op~i- schen Griinden unter Wasser befand, wurde mit ]~ilfe einvs geeigneten Linsensystems d.ie ~charfe Grenze eines Licht~treifens derart projiziert, r nur die eine L~gsh~if~e beleuchtet wu~de. Der Tr~,ger kr~immte sich nun nach der beleuchteten H~[fte zu, also in einer Ebene, &ie zur Strahlenrich~ung senkrecht steht. Fer- nor wurden Kei~nl~ngo yon Avena yon oben durch ein ~ehr feines Strahlenbfin.del (,,Lichtaadel") derart belich- tot, dab entweder die ganze L~ngsh~.lfte oder ein schma- ler Streifen derselben von den Strahlen getroffen wu~de. Auch hier wendetea sich die Keimlinge der be- lichteten Flanke 'zu und die Kriimmung fiihrte die L~ngsaChse des Organs au~ der Strahlenrichtung her- ~us. ScM~eBlich wurden tL~ferkeimlinge vermittels einer sehr sinnreichen .~pparatu r yon innea beleuchtet. Die K~teoptile wur~,o an der B~s~ ab~schnJtten, das Prim~rblat~ herausgezogen and nun in das hoh~e Or- gan yon ~nten eine ,,Lichtsonde" eingefiihrt, die einen feinen StrahleakegeI auf die eine Flanke leitete. Die Keimlinge krii.mmten sich nun der beleuchteten F1anke zu, obwohl in diesem Falle die Reaktion- das Organ d.irekt yon der Lichtquelle wegzuftihren strebt und eine Ei,nstellung ang~strebt w.ird, die d:er unter aormalen Um- st~nden erfolgenden ia ,bezug auf ,die Strahlenriehtung gerade entge~eni~uft. Es ist yon Interesse, da~ ttaber- landt bei den derben, 3--4 cm ~tieken Sprossen einer Wegeridhart (Polygonum ;Siebgldi ) genau zu denselben Ergebnissen gelan~e. Er fiihrte in den hohten, ,Stenget eine kleine elektrische Birne ein und dichtete die eine H~.lfte nit St~nniolstreifen ab. Auch hier vrirkten L~chtrichtung und Liohtabfall antagonisti~ch, and ent- seheidend f(ir den Ausgang des Versuchs waren die Hel- ligkeitsunterschiede: die Spros~o kehrten sich yon &or LichtqueHe ab. Alle diese Experimente z.ei~en aufs kl~rste, dal~ fiir den Verlauf ,derophototrop~,schen Rc- ak~ion nicht die Strahlenriehtung maBgebend ist, son- dern das Lichi;intensit~tsgef~lle, ~nd d~m.it ist die alto Kontroverse im l etzteren Sinn eindeutig ent- schieden. ?3her die gegenseitlge SeMidigunff and F~rderung yon Bakterien. (E. G. PringMteim, Centralbl. f. Bakt. 2. Abt. 51, 1920. ) Genau wie bei <~en h~heren 0rg~- nismen, so kommen .auch .bei den niederen d~reh d~s Zusammenleben Wechselwi.rkun,gen zustande, die je nach den be~tehenden Verh~,itniseenzu einer ~Srderung odor Hemnmn.g ffihren-k~n~en. N~r sind die~e Beziehun- gen bei der Kleinw~lt viol weniger ,erforscht. Einige .interessanto Daten finden sich in den Aufsatz yon Pringsheim, der yon Bakterien ha~delt. Pringsheim

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Heft 33. } 13. 8. 1920J

D e u t s c h e Meteoro log isehe Gese l l sehaf t . - - B o t a a i s e h e Mi t t e i lungem 661

An die drei Vortr~.ge schloB sieh eine iiberaus leb- haf te und interessante Diskussi~n, an der ~ich "~lie Herren Weidner, Twardy, ~vhweydar, IIarbert, FrRu- loin v. M6Uer, ~ e r r e n Hey~e, Brennecke, Wedvmeyvr, Seliger, Hergesell u. a. hetei~igten. Vozwiirfe verschie- s A r t gegen die bisherige mili t~rische Leitung ~nd Proteste gegen Monopolisierun~sbestrebungen wurden laut. Besonders lebhaft wurde die zukiinftige Stellung des Geod~tischen I~sti tat ,s d iskur welches die Ge- lehrten in der bisherigen A r t erhal ten wissen wollten, w~thrend yon pa r l amenta r i scher Seite die l~utzba~'- machung des Ins t i t u t s flit die prakt ische Vermes~ungs- tRtigkeit angas t reb t u~d .seine Obernahme yon PreuBen auf alas Reioh als sicher hingestel.lt wurde. Demgegen- tiber wurde betont, d~aB die Hauptaufgabe der hSheren Geodesic, die Er forschung d~es Scl~werkraftfeldes der Erde, bei ~)bernahrae prv2~ti~cher Arbei ten zu kurz kommen wii~de. Auch d, ie Schwierigkeiten der ~[er- anziehung eines .whssemscha~tlichen Nach~vuchses wur:den yon verschiedenen Soften beleuchtet. 0. B.

Deutsche Meteorologische Gesellschaft. ( B e r l i n e r Z w e i g v e r e i n . )

Am 11. Mai hiel t Prof. Dr. Ni~oldt einea Vort rag fiber die physikalische ErkHirung des beharrl iehen Feldes des Erdmagnet i smus . Un te r .den beharrHehen Felde wird da~ der Erde eigentiimliche Kraftfeld. im Ge~ensatz zum kosmischen versfand~n; ~eine Erkl~- r ang biete t sowohl formale wie physikalische Schwie- r igkei ten infolge tier mangelnden Kenntn i s der geologi- schen Beschaffenheit und infolge ,der hohen Tempera- tu r des Erd innern , da hohe Temperatur unter gewShn- lichen Verh~ltnissen die magnetischen Eigen~chaften aufhebt. Da~ letztere Bedenken is t neuerdings wesent- hch eingeschr'~nkt durch die l~Iessungen yon G. E. Hale and seinen ~r163 welche aus der GrSl~e des Zeemaneffektes bei gewi~sen Spektral l inien nach- gewiesen haben, dal~ die Sonne t rotz Jhrer hohen Tem- peratur ein magnetisches Fold besitzt ; man wird da- her ein gleiches ffir die Erde annehmen k~aaen (vieI- le[cht unber E inwi rkung des hohen Druckes im In- aern), ohne jedoch eine klare physikalische Vorstel- lung des Vorganges zu haben.

D~e Grundlagd tier physikalischen Theorie bi.ldet die Gaul~sche a-nalytische Dars te l lang der Beobachtun- gen d~rch Kugelfuakt ionen. Es kann j.etzt als erwie- sen gelten, dab auch die Glieder hGheren Ranges d ieser Entwicklung keine RechengrSi~en sind, sondern da~ gerade sic den Einflu~. des Eigenmagnetism~s der Erde enth~iten. Da nach den t~echnungen magnetische 'Act~se und Drehungsachse der Erde nahe zusammen- fallen, so i s t anzanehmen, dal~ die Erde durch Rota- tion yon elektrisch gel~denen Molekeln magaetisch wird. In Erg~nzung der Arbe i t en von Sutherland und Lebedew, welche eine Trennung tier Ladungen d~rch Zentr ifagalbeschleunigung annehmen, ha t L. A. Bauer speziel~t das Anwaqh~en der Magnet is ierung yon den Polen zu, m Aquator genauer ~nte~rsucht a n d diesen Zu- waehs ,durch ein Gtied dargestellt , das d e n Quadrat des Cosintts der Breit~ proport ional ist ; er hat u. a. fiir die einzelnen Brei tengrade die ersten Hauptglieder der GauBischen K u g e l f u n k t i o n dargestel l t 'und schlieBt aus der A~bh~n~gkei.t der Koeffizienten yon den Bre i t en - kreisen , daS die Schwerkraf t eine mal]gebende nol le ~pielt.

Herr Nippoldt hat einen abweichenden Weg der I)arstel lung eingeschlagen a n d .dabei s t a t t der Kugel

ein Rotationsell ipsoid der Rechnung zugrunAe ~elegt. Alsdann zeigt sich ein ziemlich enger Zusammenhang zwi,schen tier ~Schwerebeschleunigung tm, d den magneti- schen VerhRltni~sen, so dab anscheinend n ich t die Schwerkraf t selbst, sondern die Schwerebeschleunigung die pr im~re Ursache des beharrl ichen Feldes de~ Erd- magnetismu~ ist. Die S~kularvar ia t ion ist hiernach als Anderung der Magneti~ierung der Erd r inde auf- zufa~sen. ~ii.

Botanische Mitteilungen. Neue photo~ropisehe Fundamentalversuche. (B~-

der, Ber. cLd. bet. Ges. 38, 1920.) Cber neue Ver- suche, die filr die Theorie des Phototropismtts yon entscheideader Bedeutung oind, ber ichte t im Anschlu8 an fr~ihere Beobachtungen B~c~er, Die Exper imente waren folgende- Auf die Spitze eines Sporangiontr~gers yon Phycomyces nitens, die sich aus bes t immten op~i- schen Griinden unter Wasser befand, wurde mi t ]~ilfe einvs geeigneten Linsensystems d.ie ~charfe Grenze eines Licht~treifens derar t projiziert , r nur die eine L~gsh~i f~e beleuchtet wu~de. Der Tr~,ger kr~immte sich nun nach der beleuchteten H~[fte zu, also in einer Ebene, &ie zur Strahlenrich~ung senkrecht steht. Fer- nor wurden Kei~nl~ngo yon Avena yon oben durch ein ~ehr feines Strahlenbfin.del (,,Lichtaadel") de ra r t belich- tot, dab entweder die ganze L~ngsh~.lfte oder ein schma- ler Stre i fen derselben von den Strahlen getroffen wu~de. Auch hier wendetea sich die Keimlinge der be- l ichteten Flanke 'zu und die Kri immung fiihrte die L~ngsaChse des Organs au~ der S t r ah len r i ch tung her- ~us. ScM~eBlich wurden tL~ferkeimlinge vermit te ls einer sehr s innre ichen .~pparatu r yon innea beleuchtet. Die K~teoptile wur~,o an der B~s~ ab~schnJ t t en , das Pr im~rblat~ herausgezogen and nun in das hoh~e Or- gan yon ~nten eine ,,Lichtsonde" eingefiihrt, die einen feinen StrahleakegeI auf die eine Flanke leitete. Die Keimlinge krii.mmten sich nun der beleuchteten F1anke zu, obwohl in diesem Falle die Reaktion- d a s Organ d.irekt yon der Lichtquelle wegzuftihren s t r eb t und eine Ei,nstellung ang~strebt w.ird, die d:er un te r aormalen Um- st~nden erfolgenden i a ,bezug auf ,die S t rah lenr ieh tung gerade entge~eni~uft. Es is t yon Interesse, da~ ttaber- landt bei den derben, 3 - -4 cm ~tieken Sprossen einer Weger idhar t (Polygonum ;Siebgldi ) genau zu denselben Ergebnissen ge lan~e . Er fiihrte in den hohten, ,Stenget e ine kleine elektrische Birne ein und dichtete die eine H~.lfte n i t St~nniols t re i fen ab. Auch hier vrirkten L~chtrichtung und Liohtabfall antagonisti~ch, and ent- seheidend f( i r den Ausgang des Versuchs waren die Hel- l igkei tsunterschiede: die Spros~o kehr ten sich yon &or LichtqueHe ab. Alle diese Exper imente z.ei~en aufs kl~rste, dal~ fiir den Verlauf ,derophototrop~,schen Rc- ak~ion nicht die S t rah lenr ieh tung maBgebend ist, son- dern das Lichi;intensit~tsgef~lle, ~nd d~m.it i s t die alto Kontroverse im l etzteren S inn eindeut ig ent- schieden.

?3her die gegenseitlge SeMidigunff and F~rderung yon Bakter ien . (E. G. PringMteim, Centralbl. f. Bakt. 2. Abt. 51, 1920. ) Genau wie bei <~en h~heren 0rg~- nismen, so kommen .auch .bei den niederen d~reh d~s Zusammenleben Wechselwi.rkun,gen zustande, die je nach den be~tehenden Verh~,itniseen zu einer ~Srderung odor Hemnmn.g ff ihren-k~n~en. N~r sind die~e Beziehun- gen bei der Kleinw~lt viol weniger ,erforscht. Einige .interessanto Daten finden sich in d e n Aufsatz yon Pringsheim, der yon Bakter ien ha~del t . Pringsheim