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DEUTSCHLAND UND ZURÜCK - ERFOLGREICHE RÜCKKEHRER IM PORTRAIT AUSGABE 02/2009 JORDANIEN
Seite 1 von 6 www.getjobs.net - www.zav-reintegration.de - www.alumniportal-deutschland.org
DEUTSCHLAND UND ZURÜCK – ERFOLGREICHE RÜCKKEHRER
IM PORTRAIT
Internationale Fachkräfte mit deutscher
Ausbildung spielen für ihre Herkunfts-
länder eine wichtige Rolle.
Durch hohe Fachkenntnisse und ausge-
prägte social skills tragen sie zur wirt-
schaftlichen und gesellschaftlichen
Entwicklung ihrer Herkunftsländer bei.
Internationale Akademiker mit deut-
scher Ausbildung verfügen neben aktu-
ellem Expertenwissen über interkultu-
relle Kompetenz, Durchsetzungsvermö-
gen, internationale Kontakte und Of-
fenheit für neue Ideen.
Viele dieser Fachkräfte haben nach ih-
rer Rückkehr ins Heimatland Karriere
gemacht und dabei spannende, vielfäl-
tige Lebenswege beschritten: Dadurch
sind sie begehrte Mitarbeiter und Part-
ner, aber auch Vorbilder für zukünftige
rückkehrende Fachkräfte.
Grund genug für uns, in diesem Jahr ei-
nige der charismatischen Fachkräfte
trained in Germany persönlich zu Wort
kommen zu lassen. „Deutschland und
zurück – Erfolgreiche Rückkehrer im
Portrait“ wird im Laufe des Jahres zu-
rückgekehrte Fachkräfte aus unter-
schiedlichsten beruflichen und regiona-
len Kontexten vorstellen. Die sieben
Ausgaben in diesem Jahr sind jeweils
einem Land gewidmet.
Die Interviews in dieser Ausgabe für
Jordanien führte Frau Esmat Kathab,
die Beraterin für Rückkehrende Fach-
kräfte in Amman.
Angenehme Lektüre wünscht
Das AGEF-Team
DER MIKROBIOLOGE:
AN DER DEUTSCH-JORDANISCHEN UNIVERSITÄT
FÜHLT MAN SICH WIE IN
DEUTSCHLAND
Dr. Adnan Al-Lahham ist 45. Insgesamt
14 Jahre hat er in Deutschland
verbracht. Als er 1992 ankam, ging es
zunächst einmal darum, sechs Monate
lang die deutsche Sprache zu lernen.
Nachdem diese erste Hürde erfolgreich
gemeistert war, begann Dr. Al-Lahham
im April 1993 in Aachen mit dem
Biologiestudium, welches er 1998 er-
folgreich mit der Promotion in
Mikrobiologie abschloss. Nach einer
Arbeitsstelle musste er im Anschluss
nicht lange suchen: Das Nationale
Referenzzentrum für Streptokokken
(NRZS) in Aachen bot ihm direkt einen
Vertrag als wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut fuer
Medizinische Mikrobiologie an.
Insgesamt acht weitere Jahre blieb Dr.
Al-Lahham so in Aachen. 36
Publikationen und 105
Konferenzbeiträge zeugen von seiner
engagierten und erfolgreichen
Tätigkeit als Experte für Streptokokken
in dieser Zeit. Insgesamt wurden seit
1998 am NRZS 234 neue Mutationen,
der sogenannten Streptococcus
pneumoniae, zu deutsch
Pneumokokken, entdeckt.1 Im Jahr
1 Streptokokken sind Bakterien. Sie kommen in vielen Formen vor. Manche Streptokokken sind harmlos, doch nicht alle. Pneumokokken z.B.
verursachen schwere Infektionen, wie Lungen-,
2006 kehrte Dr. Al-Lahham nach
Jordanien zurück.
Dr. Al-Lahham, was machen Sie jetzt im Heimatland? Al-Lahham: Seit Feb. 2006 bin ich als
Assistenzprofessor an der German
Jordanian University (GJU) in Amman,
Jordanien beschäftigt. Am 1. März
2007 habe die Verantwortung an der
School of Applied Medical Engineering
als Vorsitzender für den Bereich für
Biomedizin-Technik übernommen.
Momentan arbeite ich an
verschiedenen Projekten im Bereich
der Forschung der Pneumokokken.
Dazu gehören neue zugelassene
Impfstoffe und Forschungen zur
Verschmutzung von Umwelt und
Wasser.
Zu meinen Projekten gehören derzeit
z.B. die Erforschung der Ansammlung
und Verbreitung von Pneumokokken
bei Kindern in Tageskinderheimen. Hier
kooperiere ich als leitender Forscher
mit dem jordanischen
Gesundheitsministerium.
Zudem beschäftige ich mich mit
Pneumokokken-Ansammlungen bei
Hirnhaut,- und Nasennebenhöhlen-entzündungen. Weltweit sterben jährlich etwa
zwei Millionen Menschen an einer durch Pneumokokken verursachten Infektion, darunter mehr als eine Million Kinder unter
fünf Jahren mit einer Lungenentzündung.
Dr. Adnan Al-Lahham genießt die Lehrtätigkeit an der Deutsch-Jordanischen Universität.
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externen Patienten des Jordanischen
Universitätshospitals sowie mit
Entwicklung und Wirkungen von
Impfstoffen und neuen Antibiotika
gegen Pneumokokken.
Haben Sie berufliche Kooperationen oder Partner in Deutschland? Unser Partner in Deutschland ist seit
1998 das Institut fuer Medizinische
Mikrobiologie in Aachen.
Seitdem ich im Bereich Biomedizin-
Technik arbeite, also seit Februar 2006,
gehören zu unseren Kooperations-
partnern zudem Universitäten in
Berlin, Hamburg, Lübeck und
Wilhelmshaven. Mit diesen Partnern
betreiben wir sowohl einen Austausch
von Studenten als einen Austausch von
Wissenschaftlern, den wir „Flying
Faculty“ nennen.
Wie war die Rückkehr ins Heimatland für Sie? In erster Linie spannend!
War die Rückkehr eine Wunsch-entscheidung? Wie kam es dazu? Es gab familiäre und berufliche
Gründe.
Wie haben Sie sich auf die Rückkehr vorbereitet? Nachdem ich die Entscheidung zur
Rückkehr getroffen hatte, habe ich
zuerst angefangen, nach einer
geeigneten Stelle in Jordanien zu
suchen. Die Idee zur Gründung einer
Deutsch-Jordanischen Universität2 war
2 Die Deutsch-Jordanische Universität (DJU) ist ein Bildungsexportprojekt des Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF), des DAAD sowie des Landes Sachsen Anhalt. Führende Projektpartnerin des DAAD und Trägerin der DJU ist seit 2005 die
Fachhochschule Magdeburg-Stendal. Zunehmend unterstützt auch die private
Wirtschaft in Jordanien und Deutschland den Aufbau der deutsch-jordanischen Hochschule in Amman/Jordanien. Hinter dem Projekt steht
die Ansicht, dass ein internationaler Arbeitsmarkt Absolventinnen und Absolventen braucht, die nicht nur hohe Fach- und
Managementkompetenzen mitbringen, sondern auch die nötige (interkulturelle)
Sozialkompetenz. Nicht zuletzt aus diesem Grund verbringen alle DJU-Studenten auch ein obligatorisches Jahr im Rahmen von Studium
und Praktikum in Deutschland. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter http://gju.hs-magdeburg.de/-
german/probe.htm.
zu dem Zeitpunkt sehr aktuell. Also
habe ich mich bei dem DAAD Office in
Magdeburg beworben. Das war damals
das zuständige Büro für die DJU.
Von der DJU in Jordanien habe ich
dann eine positive Rückmeldung
bekommen. Gleichzeitig war es sehr
wichtig für mich, meine neue Tätigkeit
mit meinen bisherigen Arbeitgeber als
zukünftigem Kooperationenpartner zu
koordinieren und den Kontakt zu
behalten. Diese Kooperation hat mir
sehr geholfen, da die Universität
gerade gegründet und solche
Beziehungen sehr gebraucht wurden.
Wie war das, nach so vielen Jahren wieder nach Jordanien zurück zu kommen? Welche Herausforderungen gab es für Sie und wie sind Sie damit umgegangen? Die Rückkehr und das
Wiederankommen in der alten
Mentalität und Kultur waren am
Anfang sehr strapaziös, nach 14 Jahren
Aufenthalt in Deutschland. Aber an der
Deutsch-Jordanischen Universität fühl-
te man sich wie in Deutschland: Alle
sprachen Deutsch und der Kontakt mit
Deutschland war und ist sehr stark.
Natürlich steht mein erstes Heimatland
bei mir an der ersten Stelle auch die
Familie. Aber es war durchaus
anstrengend, in Jordanien alles ganz
neu wieder aufzubauen und es war ein
ganz neuer Anfang, den
Forschungsbereich in der Universität zu
gründen. Hier muss ich mich bei der
GJU bedanken für die Finanzierung der
bisherigen Projekte.
Leider habe ich von dem PRF
(Programm Rückkehrende Fachkräfte)
erst in Jordanien erfahren. Jetzt nehme
ich sehr gerne teil an den
Veranstaltungen, die Sie im Rahmen
des Programms in Jordanien
organisieren.
Welchen Einfluss hatte Ihr Deutschlandaufenthalt rückblickend auf Sie? Zu der beruflichen Erfahrung in
Deutschland kommt die persönliche
Entwicklung durch den Auslands-
aufenthalt. Durch die Teilnahme an
verschiedenen Projekten und
Konferenzen in Deutschland und
weltweit konnte ich umfangreiche und
intensive Berufserfahrungen sammeln.
Und nicht zuletzt nimmt man auch
neue Technologien mit nach Hause.
Natürlich versucht man all das, was in
Deutschland gelehrt wurde und die
Erfahrungen aus der Wissenschaft auch
in der Heimat zu praktizieren.
Allerdings ist es in Deutschland viel
leichter, an neue Forschungen,
Technologien, Neuigkeiten oder
Entwicklungen zu kommen. Die
Finanzierung teurer Ausrüstungen ist
natürlich viel einfacher als bei uns
„Dritte-Welt-Ländern“. Das Gleiche gilt
für die finanzielle Unterstützung eines
Forschungsprojektes. Es gibt in
Jordanien durchaus auch mehrere
Sponsoren, wie zum Beispiel NJOs (Non
Jordanian Organizations), die
Europäische Union, die
Forschungsgelder bereitstellt, sowie
Fördermöglichkeiten durch das
Bildungsministerium („Ministry of High
Education“, MOH). Leider ist es aber
sehr schwierig, diese Gelder zu akqui-
rieren, selbst wenn man weltweit
bekannt ist.
Haben Sie neben den beruflichen noch persönliche Kontakte zu Deutschland und anderen Rückkehrern? Persönliche Kontakte gibt es zu
Freunden. Zugleich habe ich auch
berufliche Kontakte zu Instituten,
Akademikern und Universitäten, mit
denen wir an der DJU
zusammenarbeiten. Die Uni ist sehr
großzügig; sie schickt uns mindestens
zweimal im Jahr zu Konferenzen im
Ausland.
Was würden Sie anderen Rückkehrern raten?
Rückkehrer sollten ihr Heimatland
unterstützen, indem sie neue
Technologien und neue Ideen
mitbringen, aber auch ‚frischen Wind’
durch ihre Mentalität und Persönlichkeit. Und am besten ist es,
die Kontakte zu Deutschland nach der
Rückkehr beizubehalten und später
durch Kooperationen und Forschung zu
verstärken.
Dr. Al-Lahham, vielen Dank für das Gespräch.
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Als Junge wollte er Flugzeugingenieur werden – Rasem Badran.
DER ARCHITEKT:
... WENN SCHÖNHEIT GESTALT
ANNIMMT
Jeder Mensch trägt etwas von seinem
Namen in sich. Und vielleicht fühlte Ra-
sem Badran, dessen Vorname sich von
Rasem – Maler ableitet, dass in ihm viel
von seinem Namen steckt. Jedoch
„malt“ Rasem Badran nicht nur zwei-
dimensional; er kreiert als Architekt
Bauwerke voller Phantasie. Rasem
Badran zählt zu den bedeutensten zeit-
genössischen arabischen Architekten
der letzten drei Jahrzehnte.
Rasem Badran wurde 1945 in Jerusa-
lem geboren. Er erblickte das Licht der
Welt im Hause des Grafikers und Or-
namentkünstlers Jamal Badran, der
selbst in London 1934 Bildende Kunst
studiert hatte
Der Zufall führte dazu, dass aus Rasem
Badran ein Architekt geworden ist. Als
Junge wollte er eigentlich Flugzeug-
Ingenieur werden. Das Glück leitete ihn
in Richtung "Architektur", wo er aus
dem künstlerischen Reservoir seines
Vaters Nutzen schöpfen konnte.
Badran Junior studierte von 1964 bis
1970 Ingenieurwissenschaften an der
Technischen Hochschule in Darmstadt
und entschied sich für den Schwer-
punkt Architektur, um die Arbeit seines
Vaters aus etwas anderer Perspektive
fortzusetzen: Beim Entwerfen von Fas-
saden und Gebäuden nutzt er die
künstlerisch-kulturellen Einflüsse seiner
Kindheit und Jugend.
Badran hat sich lange in den Straßen
der Altstadt von Jerusalem aufgehalten,
um den arabisch-islamischen Baustil,
Häuser und Kirchen zu bewundern und
sich mit den Errungenschaften ara-
bisch-islamischer Architektur, wie in
Damaskus, Bagdad, Beirut, Kairo oder
den Arabischen Maghreb-Ländern aus-
einander zu setzen.
Zudem hat sich Rasem Badran während
seiner Studienzeit auch mit den Ent-
wicklungen europäischer Architektur in
deutschen und anderen Städten be-
schäftigt, und tief in sich selbst zwi-
schen dem, was im Osten und im Wes-
ten vorhanden ist, verglichen, ebenso
über die Möglichkeit der Kombination
der beiden nachgedacht haben. Denn
jetzt zeichnet sich seine Architektur
aus. Seine Architektur zeichnet durch
moderne Interpretationen und Umges-
taltungen klassischer islamische Bau-
aufgaben aus, die aber nie den Bezug
zu lokalen, klimatischen und kulturellen
Aspekten sowie zu der Jahrhunderte al-
ten Bautradition verliert. Seine zahlrei-
chen Moscheen sind ein Beispiel für
diese Verbindungen.
Rasem Badran wird heute als "Marken-
zeichen“ in der Baukunst betrachtet.
Fachleute und Beobachter können sei-
ne klaren Spuren an den Fassaden der
vielen Häuser erkennen, viele von ih-
nen in den Ecken der Altstadt von Am-
man, wie zum Beispiel an den Häusern
von Khoury, Handal, Hatahet und Madi.
Mitte der Neunzigerjahre erhielt Rasim
Badran den Agha Khan Award für isla-
mische Architektur für den Entwurf des
Projekts mit dem Namen „Justizpalast
in Riad“, nachdem er seine Spuren in
großen Projekten in Jordanien und der
arabischen Welt, darunter auch die
„Grand-Moschee“ in Bagdad, hinterlas-
sen hat. Sein persönliches Archiv bein-
haltet zahlreiche Auszeichnungen. Prei-
se, die Rasem Badran erhielt, hatten
keine großen Auswirkungen für ihn.
Den ersten Preis seines Lebens gewann
er übrigens in Indien, als Kind von zwölf
Jahren, an einem Wettstreit mit fünf-
tausend weiteren Kindern aus der gan-
zen Welt.
Rasem Badran führte viele Projekte al-
leine durch, arbeitete an anderen wich-
tigen in arabischen Hauptstädten je-
doch auch mit bedeutenden Kollegen,
zum Beispiel bei der Entwicklung des
Stadtteils
Jamalieh in
Kairo, der
„Oase der
Wissenschaft
und des
Weltraums“ in
Riad, und das
Projekt
Entwicklung
der Innenstadt
in Amman,
sowie die
Gräber der
Sahaba
(Gefährten des
Propheten) im
Distrikt von
Karak.
Zu Deutschland hat Rasem Badran nach
wie vor einen engen Bezug. Er besucht
Deutschland fünf bis sechs Mal jährlich
und hält Vorträge über Architektur in
verschiedenen deutschen
Universitäten. Bis zum heutigen Tage
pflegt er gute Beziehungen zu Freun-
den aus der Studienzeit in Deutschland.
Auch in Deutschland wurden mehrere
Ausstellungen für Rasdem Badran or-
ganisiert, u.a. die „Rasem Badran - thir-
ty five years later" im Architekturge-
bäude der TU Darmstadt auf der Licht-
wiese im November 2005. In der Aus-
stellung wurden ausgewählte Projekte
des international renommierten Archi-
tekten und TUD-Absolventen Rasem
Badran in Skizzen, Modellen, Plänen
und Fotos vorgestellt.
Zur Zeit arbeitet Rasem Badran an ar-
chitektonischen Plänen für den um-
weltfreundlichen Bau des ständigen
Gebäudes der Deutsch-Jordanischen
Universität.
Jordanischen Studenten in Deutschland
rät Badran, dass sie neben der deut-
schen auch die englische Sprache pfle-
gen sollten, weil ihnen das die berufli-
che Integration nach dem Studium in
Jordanien erleichtere.
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Deutsches Know-How im jordanischen Operationssaal – Dr. Bashaireh bei einer Knie-
Endoskopie
DER MEDIZINER:
DAS PROGRAMM RÜCKKEH-
RENDE FACHKRÄFTE HAT MIR
EIN SICHERES GEFÜHL GE-
SCHENKT.
Dr. Khaldoon Bashaireh wurde 1973
geboren und hat an der Jordan
University of Science and Technology
(J.U.S.T) Medizin studiert. Nach dem
Examen entschloss er sich, für die
Promotion nach Deutschland zu
kommen.
Dr. Bashaireh, was machen Sie jetzt im Heimatland?
Zurzeit bin ich Dozent an der
Medizinischen Fakultät der Jordan
University of Science and Technology.
Außerdem arbeite ich als Orthopäde
für Knie- und Sportchirurgie am König-
Abdullah-Krankenhaus. Meine
Arbeitsschwerpunkte sind in erster
Linie Knie- und Hüftprothesen sowie
arthroskopische Chirurgie von Knie-
und Schultergelenken, z.B. Kreuzband-
Plastiken, Meniskus-Operationen, die
Behandlung von Kniescheiben-
problemen und ausgerenkten
Schultern. Insgesamt haben etwa 80
Prozent meiner Patienten Knie-,
Schulter- oder Hüftprobleme.
Es gibt in Jordanien keine Statistiken
über Knieprobleme, aber meiner
Meinung nach kommen diese sehr
häufig vor. Ausgelöst werden sie durch
zum Beispiel durch Faktoren wie
Übergewicht, fehlende Bewegung oder
auch durch das traditionelle Sitzen auf
dem Boden. Viele Kniegelenks-
Arthroskopien mache ich auch bei
jungen Leute mit Sportverletzungen.
Zu meinen Patienten gehören auch
bekannte jordanische Fußballspieler.
Letzte Woche habe ich erfolgreich die
erste arthroskopische Kreuzband-
Plastik mit einem Allotransplantat3 in
Jordanien erstellt. Darüber wurde
sogar in der Zeitung berichtet. Vor drei
Monaten hat das jordanische
Fernsehen ein Life-Interview mit mir
durchgeführt. Patienten konnten
während der Sendung Fragen stellen.
Im Allgemeinen habe ich über
Knieprobleme und aktuellen
3 Ein Allotransplantat ist Gewebe – z. B. Sehnen aus dem Kniebereich oder der Achilles-Sehne -, das einem Leichnam entnommen wurde.
Der Vorteil des Allotransplantats liegt darin, dass dem Patienten kein eigenes Gewebe
entnommen werden muss. Das patienteneigene Gewebe wird nicht angegriffen und es kommt zu keinen
Komplikationen an der Entnahmestelle. Herausforderungen bestehen jedoch in möglichen Abwehrreaktionen des Körpers
gegen das fremde Gewebe.
Neuigkeiten im Bereich künstlicher
Gelenke, vor allem für Knie und Hüfte,
gesprochen.
Neben meiner chirurgischen Arbeit bin
ich ein Mitglied der Ausbildergruppe
für die orthopädische Ausbildung am
Krankenhaus. Normalerweise haben
wir eine Gruppe von ca. 15
Assistenten, die ihre orthopädische
Ausbildung mit einem Hochschul-
abschluss in diesem akademischen
Programm abschließen können.
Danach können diese Assistenten die
Prüfung bei der Fachärztekammer
vorlegen. Außerdem bilde ich
Studenten der medizinischen Fakultät
aus, die sich im fünften
Ausbildungsjahr befinden.
Was hat Sie nach dem Hauptstudium in Jordanien bewogen, nach Deutschland zu gehen?
Deutschland ist im Bereich der
Orthopädie und medizinischen
Ausbildung sehr berühmt und weit
entwickelt. Daher wollte ich mir die
Gelegenheit nicht entgehen lassen,
mich dort Fachlich auszubilden. Der gu-
te Ruf hat sich während meiner Ausbil-
dung zum Facharzt bewahrheitet.
Insgesamt war ich dort siebeneinhalb
Jahre. Meine Ausbildungszeit habe ich
an der Universitätsklinikum in Mainz
verbracht. Ein Jahr davon war am
Vinzenz Katholischen Lehrkrankenhaus
in Mainz.
Der Schwerpunkt meiner Ausbildung
im Bereich der Kniechirurgie und der
Arthroskopischen Chirurgie sowie der
künstlichen Gelenke wurde am Uni-
versitätsklinikum in Mainz und am
Kreiskrankenhaus in Rheinfelden
durchgeführt.
Wann sind Sie nach Jordanien zurückgekehrt? Ich habe dort wie erwähnt insgesamt
siebeneinhalb Jahre verbracht und bin
Ende Dezember 2007 wieder zurück-
gekehrt.
Wie verlief Ihre Rückkehr nach Jordanien? Von Anfang an war die Rückkehr nach
Jordanien mein vorgesetztes Ziel.
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Die Erfahrung und Kenntnisse, die ich
in Deutschland gewonnen habe, wollte
ich in meine Heimat mitnehmen, um
den Menschen hier helfen zu können.
Nachdem ich die letzte Prüfung in
Deutschland erfolgreich abgeschlossen
hatte, setzte ich mich mit den
zuständigen Behörden in Jordanien in
Verbindung, um die entsprechende
jordanische Anerkennungsprüfung
abzulegen.
Nach einem Job brauchte ich - Gott sei
Dank - nicht zu suchen, denn ich wurde
dort direkt am König Abdullah
Universitätskrankenhaus der Jordan
University of Science and Technology
eingestellt.
Das Programm Rückkehrende Fachkräfte hat mir ein sicheres Gefühl
geschenkt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Es ist auch sehr schön zu sehen, dass es
Leute und Stellen gibt, die sich um
einen kümmern und fragen, wie es
einem nach seiner Rückkehr geht und
was man braucht.
Wie hat Deutschland Sie rückblickend beeinflusst? Nach siebeneinhalb Jahren in
Deutschland war es nicht einfach,
Deutschland zu verlassen, aber
gleichzeitig habe ich mich in
gewisserweise gefreut, in die Heimat
zurückzukehren. Die Rückkehr ist eine
große Umstellung. Während meiner
Aufent-haltszeit in Deutschland hat
sich Jordanien um einiges verändert.
Ohne es positiv oder negativ bewerten
zu wollen, sind Kultur,
Mentalität, Arbeitsmoral
und sozialen Strukturen im
allgemein in Jordanien
verhältnismäßig anders als
in Deutschland.
Während meiner Zeit in
Deutschland habe ich mich
dort integriert und wohl
gefühlt. Ich habe die
deutsche Kultur und
Lebensweise kennengelernt
und mir teilweise
angeeignet. Was ich
besonders geschätzt habe,
habe ich mitgenommen,
z.B. Disziplin, Ordnung und
Konsequenz ins
Arbeitsleben zu bringen. Ich habe
gelernt, sehr hart zu arbeiten,
pünktlich und immer vorbereitet zu
sein.
Meine Zeit in Deutschland verlief für
mich sehr erfolgreich, sowohl im Beruf
als auch privat. Ich habe darauf sehr
geachtet, die deutsche Sprache so gut
wie möglich zu lernen und sie zu
beherrschen. Dies hat mein Leben dort
positiv beinflusst.
Haben Sie noch Kontakte nach Deutschland oder zu anderen Rückkehrern? Selbstverständlich! Ich pflege sehr gute
Kontakte zu deutschen Kollegen und
Freunden. Dazu halte ich auch
regulären Kontakt zu einigen
jordanischen Rückkehrern. Ich habe
zuletzt im Februar 2009 einige Kollegen
aus Deutschland an der
Amerikanischen Akademie für
Orthopädische Chirurgie in Las Vegas
getroffen.
Im April 2009 nehme ich an der
Versammlung der Deutschen
Gesellschaft für Orthopädie und
Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC)
in Baden-Baden teil. Da werde ich auch
einige Kollegen und Freunde treffen.
Was raten Sie anderen Rückkehrern?
Man soll sich als Botschafter beider
Länder fühlen. Alles, was man gut oder
schlecht macht, wird auf das Land, aus
dem man kommt bzw. in dem man sein
Auslandsstudium absolviert hat,
bezogen. Ich meine, es wird dann
gesagt: „So hat er das in Deutschland
oder in seinem Heimatland gelernt!“
Unser Land braucht uns ganz dringend,
denn Fachkräfte werden dringlich
benötigt. Dies sollte jeder von uns
wissen und sich daran halten.
Deutschland dient als Ziel für die
Weiter- und Fortbildung. Die
Freundschaften, Kooperation und
Zusammenarbeit werden dadurch
positiv beeinflusst und gestärkt.
Wichtig ist es, die deutsche Sprache
gut zu lernen und sie weiter zu pflegen.
Dr. Bashaireh, vielen Dank für das
Gespräch.
IMPRESSUM
V.i.S.d.P.:
Klaus Dünnhaupt
Arbeitsgruppe Entwicklung
und Fachkräfte
im Bereich der Migration und der Entwick-
lungszusammenarbeit,
AGEF gGmbH
Königswinterstraße 1 – 10318 Berlin
Tel.: + 49 (0)30 501 085 - 0
E-Mail: [email protected]
Erstellt von der Arbeitsgruppe
Entwicklung und Fachkräfte (AGEF) im
Auftrag des
Programms Rückkehrende Fachkräfte.
Das Programm wird durchgeführt vom
Centrum für internationale Migration
und Entwicklung (CIM), eine
Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ge-
sellschaft für Technische Zusammenar-
beit (GTZ) und der Zentralen Auslands-
und Fachvermittlung (ZAV)
der Bundesagentur für Arbeit.
Haftungsausschluss
Wir haben die aufgeführten Inhalte mit
großer Sorgfalt zusammengestellt und ge-
prüft. Allerdings übernehmen wir keine
Gewähr für die Vollständigkeit
oder Aktualität.
Für externe Inhalte, auf die wir hinweisen,
sind wir nicht verantwortlich.
Im Gespräch mit dem Patienten nach dem Eingriff.
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deutschland.org
„Ich freue mich, wenn ich
Rückkehrern weiterhelfen
kann“.
ESMAT KATAB, BERATERIN
FÜR RÜCKKEHRENDE FACHKRÄFTE JORDANIEN
Esmat Khatab kann sich gut in die
Lage der Rückkehrer
hineinversetzen. Sie hat selbst 12
Jahre in Deustchland gelebt. An der
Fachhochschule in Darmstadt
studierte sie Informatik und
arbeitete anschließend fünf Jahre im
IT-Bereich, bevor sie 2006 in ihre
Heimat zurückkehrte und 2007 ihre
Arbeit als Beraterin für
Rückkehrende Fachkräfte aufnahm.
In Jordanien ist die Stelle der
Beraterin und der Career Service
Jordanien
(CSJ) bei der
Royal
Scientific
Society
(RSS) angesiedelt. Esmat Khatab
arbeitet eng mit dem Verein
Jordanischer Absolventen Deutscher
Universitäten (JADU). „Die
Zusammenarbeit mir jordanischen
und deutschen Organisationen
erleichtert mir meine Arbeit. Neben
CSJ, RSS und JADU bin ich in Kontakt
z.B. mit deutschen Universitäten, der
Deutschen Botschaft, der Deutsch-
Jordanischen Universität dem DAAD
und dem Goethe-Institut.“ In
Zusammenarbeit mit jordanischen
und deutschen Partnern organisisert
Esmat Khatab z.B. regelmäßige
Jobbörsen, Treffen für Deutschland-
Alumni und Fachveranstaltungen im
Rhamen des Programms
Rückkehrende Fachkräfte.
Das Arbeitsgebiet der
Rückkehrberatein beschränkt
zudem nicht allein auf die
Unterstützung von
Rückkehrern in Amman.
„Ich führe jährlich mehrere
Informationsveranstaltungen mit
jordanischen Studenten an
verschiedenen Universitäten in
Deutschland durch, um Studenten über
das Programm Rückkehrende Fachkräfte
und den Arbeitsmarkt im Heimatland zu
informieren. Ich möchte gerne allen
jordanischen Studenten in Deutschland
Informationen über die Möglichkeiten
des Programms vor und nach der
Rückkehr zur Verfügung stellen“
DAS PROGRAMM RÜCKKEHRENDE FACHKRÄFTE
Das Programm Rückkehrende Fachkräfte unterstützt berufserfahrene und Nachwuchsfachkräfte aus Jordanien, die mindestens zwei Jahre in Deutschland studiert – und ihr Studium abgeschlossen haben – oder in Deutschland beruflich tätig waren und an-schließend in ihr Heimatland zurückkehren. Das Programm bietet Informationen und Beratung sowie Vermittlung in Stellen öf-fentlicher und privater Arbeitgeber, Nichtregierungsorganisationen und Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit. Entwicklungspolitisch relevante Arbeitsplätze können besonders gefördert werden durch Reise- und Transportkostenzuschüs-se, Zuschüsse für die Arbeitsplatzausstattung (APA) sowie durch einen Gehaltszuschuss. Das Programm Rückkehrende Fach-kräfte wird vom Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) in Kooperation mit AGEF gGmbH in Jordanien durchgeführt. Nähere Informationen erhalten Sie unter www.getjobs.net, www.agef.net und www.zav-reintegration.de
Kontakt in Deutschland:
AGEF Antje Schöne Tel.: +49 (0)30 – 50 10 85 0 E-Mail: [email protected] WUS (für die Arbeitsplatzausstattung) Goebenstraße 35 D-65195 Wiesbaden Telefon: +49-611-44 66 48 Fax: +49-611-44 64 89 Web: www.wusgermany.de
CIM Gerd Müller Tel.: +49 (0)69-71 91 21 93 E-Mail: zav-
Kontakt in Jordanien:
Beraterin Rückkehrende Fachkräfte:
Frau Esmat Khatab
Returning Experts Program
Building Research Center
Royal Scientific Society
P. O. Box 1438
Al-Jubaiha 11941 Jordan
Telefax: +962 6 5344701 Ext: 2472
Mobile: +962 77 6708474
E-Mail : [email protected]