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Dezentraler Hochwasserschutz – Wasserrückhalt in Siedlung und Landschaft Prof. Dr.-Ing. Klaus Röttcher

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Dezentraler Hochwasserschutz –Wasserrückhalt in Siedlung und Landschaft

Prof. Dr.-Ing. Klaus Röttcher

Gliederung

● Was sind dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung?

● Welche Synergien gibt es zwischen dezentralen Maßnahmen zur Hochwasserminderung und den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie?

Hinweis: Einige Aspekte des Beitrages wurden dem DWA Merkblatt 550 „Dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung“ entnommen.

Was sind dezentrale Maßnahmen?

Hochwasser-flächen-

management

Hochwasser-vorsorge

Technischer Hochwasser-

schutz

RetentionsräumeRenaturierungRegenwasser-BewirtschaftungMaßnahmen inLand- und Forst-WirtschaftFlächenvorsorge

VerhaltensvorsorgeBauvorsorgeRisikovorsorge

Hochwasser-rückhaltebeckenTalsperren

DeicheUfermauernGewässer-ausbauObjektschutz

Dezentrale Maßnahmen

Maßnahmen in SiedlungsgebietenRegenwasserversickerung, Mulden-Rigolen-Systeme, Retentionsbodenfilter und Erdbecken, Entsiegelungsmaßnahmen

Maßnahmen in der LandwirtschaftKonservierende Bodenbearbeitung, Tieflockerung, Aufforstung, Umwandlung von Acker in Grünland, Begrünung von Tiefenlinien

Maßnahmen auf Waldflächen angepasste Waldwirtschaft, schonende Holzernte + Rücketechnologie, Waldwege

Maßnahmen an Gewässern und in der AueGewässerentwicklungsstreifen, Wasserrückhalt in der Aue, Verengung des Abflussquerschnittes, Laufverlängerung, Auwald

Retentionsmaßnahmen Muldenspeicher, Kleinstspeicher, sehr kleine Becken nach DIN 19700

Dezentrale Maßnahmen

Beitrag zur Schadensminderung

Technischer Hochwasser-Schutz

dezentralerHochwasser-schutz

Wirkungen dezentraler Maßnahmen

● Verstärkte Retention in der Fläche ● Erhöhung der Infiltration

(Verringerung des Wellenvolumens, Stärkung der Grundwasserneubildung)

● Abflussverzögerung (Retention, i.d.R. günstige Beeinflussung der Wellenüberlagerung)

● Flächige Wirkung im ganzen Einzugsgebiet ● Reduzierung der Scheitelabflüsse bei flächenhafter

Umsetzung auch bei selteneren Ereignissen● Weitere positive Wirkungen (Entlastung des Kanalnetzes

Grundwasseranreicherung, Stärkung des Wasserkreislaufes)

Wasserrückhalt in Siedlungen

Regenwasserrückhalt, Ostfalia Hochschule, Suderburg

Synergien Wasserrückhalt in Siedlungen● Durch hohe Versiegelungsgrade fließt in den Siedlungen ein großer

Anteil des Niederschlages oberflächig ab.● Durch den Klimawandel werden Starkniederschläge und Sturzfluten

zukünftig häufiger werden.● Durch gezielte Regenwasserbewirtschaftung werden auch

Schmutzstoffe vom Gewässer fern gehalten● Die hydraulische Belastung gerade von kleinen Gewässern wird

reduziert● Trennsysteme in der Abwasserbeseitigung sind auch ein Beitrag zum

Gewässerschutz.● Die vielfältigen Anforderungen erfordern eine kleinräumige Planung von

Rückhaltemaßnahmen, Speichern, Versickerungsflächen und Objektschutz.

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Foto LfULG, Sachsen

Wasserrückhalt auf landwirtschaftlichen Flächen

Foto LfULG, Sachsen

ohne Pflug

mit Pflug

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Foto

LfU

LG, S

achs

en

Bewirtschaftbare Rückhaltemulde

Synergien beim Wasserrückhalt auf landwirtschaftlichen Flächen

● Reduzierung von Abflüssen und Erosion von den Flächen● Reduzierung des Austrages von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln● Flächen bleiben feuchter, trocken weniger schnell aus, daher auch oft

höhere Infiltrationsraten● Grundwasseranreicherung, dadurch Stützung der

Niedrigwasserabflüsse● Reduzierung der Abflüsse in der Fläche dadurch auch Reduzierung der

hydraulischen Belastung in Gewässern und kleinen Gräben ● Begrünte Hangrinnen und Versickerungsmuden können gleichzeitig

interessante Refugialräume sein (Greening)

Kleine Rückhalte und Retentionsräume

Rückhaltemaßnahmen bei Kaiserslautern

Künstlicher Biberdamm im Schwalm Eder-Kreis

Retentionsblende im Bereich der Stadt Wolfhagen (Nordhessen)

Gewässerrenaturierung

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Gewässerrenaturierung an der Wanne, Stadt Arnsberg (NRW)

vorher

ChancenDezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung

● sind flexibel Umsetzbar und Erweiterbar durch eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen

● können flächig im ganzen Einzugsgebiet umgesetzt werden● haben einen engen räumlichen Bezug zwischen der Maßnahme und

den geschützten Menschen● können die beanspruchten Flächen i.d.R. gut mit anderen

Nutzungen teilen● sind relativ flexibel bei der Standortwahl● weisen oft mehrfache Nutzen auf, nicht nur Hochwasserminderung

GrenzenDezentrale Maßnahmen● benötigen ein klares Konzept für das ganze Einzugsgebiet

und eine konsequente Umsetzung ● benötigen in der Regel deutlich mehr Fläche● machen Deiche, Talsperren und große HRBs nicht überflüssig● Die Kombination mit weiteren Nutzen erfordert Kompromisse● Gemessen ausschließlich an der Hochwasserschutzwirkung

können dezentrale Maßnahmen teurer als andere Lösungen sein● Die Kombination von Hochwasserschutz und

Gewässerentwicklung bedeutet mehr Beteiligte

Vielen Dankfür Ihre Aufmerksamkeit