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2017 Religionen für biologische Vielfalt Abrahamisches Forum in Deutschland e. V. Dialogforum „Religionen und Naturschutz“ 9.-10. November 2017 in Frankfurt am Main

Dialogforum „Religionen und Naturschutz“ · 3 2. Die Eröffnung Das Dialogforum Religionen und Naturschutz wurde eingeleitet durch kurze Reden von Dr. Kilian Delbrück (Ministerialrat,

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Page 1: Dialogforum „Religionen und Naturschutz“ · 3 2. Die Eröffnung Das Dialogforum Religionen und Naturschutz wurde eingeleitet durch kurze Reden von Dr. Kilian Delbrück (Ministerialrat,

2017

Religionen für biologische Vielfalt

Abrahamisches Forum in

Deutschland e. V.

Dialogforum „Religionen und

Naturschutz“

9.-10. November 2017

in Frankfurt am Main

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Dialogforum

„Religionen und Naturschutz“

Inhalt

1. Das Dialogforum................................................................................................................................................... 2

2. Die Eröffnung ....................................................................................................................................................... 3

3. Workshops (Donnerstag) ..................................................................................................................................... 5

a. Religiöse Naturschutztage und -wochen ....................................................................................................... 5

b. Religiöse Feste für biologische Vielfalt .......................................................................................................... 6

c. Agrar- und Landbesitz der Religionen – Vorbilder für den Naturschutz? ..................................................... 7

4. Besuch in der Synagoge ....................................................................................................................................... 7

5. Best-Practice-Projekte (Freitag) ........................................................................................................................... 8

a. Moscheebaum-Projekt (Mohamad Adam) .................................................................................................... 8

b. Umgestaltung der Freifläche um die Synagoge in Augsburg (Alexander Smolianitski) ................................ 8

c. Grüner Hahn (Holger Jan Hartmann) ............................................................................................................. 9

d. Lebensraum Kirchturm vom NABU Frankfurt (Bernd Merkle) ...................................................................... 9

e. NourEnergy (Esra Polat) ................................................................................................................................ 9

f. Naturschützende Umgestaltung einer Moschee in Darmstadt (Senay Altintas) ........................................ 10

6. Workshops (Freitag) ........................................................................................................................................... 11

a. Klimawandel und Naturschutz .................................................................................................................... 11

b. Freiflächen um religiöse Gebäude und auf Friedhöfen als Orte der biologischen Vielfalt ......................... 12

c. Erwartungen an das Netzwerk „Religionen und Naturschutz“ ................................................................... 12

7. Internationaler Austausch zu Religionen und Naturschutz ............................................................................... 13

8. Öffentlichkeitsarbeit .......................................................................................................................................... 14

9. Fazit .................................................................................................................................................................... 17

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1. Das Dialogforum

Religionen engagieren sich für den Naturschutz. Bereits vor Jahrtausenden haben sie

Schöpfungserzählungen weitergegeben sowie Regeln und Verhaltensweisen für den Umgang

mit der Natur erlassen.

Im Februar 2015 startete das Abrahamische Forum in Deutschland mit dem Projekt »Religionen

für biologische Vielfalt«, an dem Vertreterinnen und Vertreter von neun

Religionsgemeinschaften sowie Verantwortliche von Naturschutz, Wissenschaft und staatliche

Stellen zusammenarbeiten.

Damals wurden Grundlagen erarbeitet, die nun umgesetzt und weitergeführt werden. Dazu

gehören:

• Die Religiöse Naturschutzwoche, die erstmals im September 2017 in Darmstadt und

Umgebung durchgeführt wurde

• Der Aufbau von Religionen-und-Naturschutz-Teams (RuN-Teams) vor allem für Schulen

• Die Entwicklung von Freiflächen um religiöse Gebäude zu Orten der biologischen

Vielfalt

• Die Einrichtung eines bundesweiten Netzwerks

Bei dem Dialogforum am 9 und 10. November in Frankfurt am Main wurden Praxiserfahrungen

ausgetauscht, theoretische Erkenntnisse besprochen und neue Ideen im Bereich Naturschutz

entwickelt. Das Dialogforum fand gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Frankfurt, dem

Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der

Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) statt.

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2. Die Eröffnung

Das Dialogforum Religionen und Naturschutz wurde eingeleitet durch kurze Reden von Dr. Kilian

Delbrück (Ministerialrat, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit)

und Thomas Graner (Zentralbereichsleiter, Bundesamt für Naturschutz), die beide die

Wichtigkeit des Projekts betonten. Herr Delbrück berichtete von der Naturbewusstseinsstudie,

laut der sich der Großteil der deutschen Bevölkerung in der Natur wohl fühle und diese erhalten

möchte.

Dr. Kilian Delbrüch bei der Eröffnungsveranstaltung.

Eine gemeinsame Arbeit der Religionen sei leider alles andere als selbstverständlich. Oft

konzentriert man sich auf trennende Elemente statt auf Gemeinsamkeiten. Dies wiederum prägt

oft das Bild in den Medien. Für das Ministerium und das Bundesamt ist es wichtig, derartige

Gemeinsamkeiten zu fördern und die Verantwortung für den Naturschutz bewusst zu machen.

Herr Graner nannte als gemeinsames Fundament die Bewahrung der Schöpfung. Dies sei nicht

selbstverständlich, weshalb man sie bewusst in den Fokus rücken müsse. Auch in der Politik sei

dies noch nicht angekommen. Dafür bräuchte es einen gesamtgesellschaftlichen Konsens für

den das Projekt „Religionen für biologische Vielfalt“ und das Dialogforum viel beitragen können.

Prof. Dr. Manfred Niekisch (Direktor des Frankfurter Zoos) zeigte in einer Power-Point-

Präsentation, was der Naturschutz von den Religionsgemeinschaften erwartet. Dabei ging er

auf viele verschiedene Kultur- und Religionsgruppen weltweit ein und zeigte immer wieder, dass

nachhaltiges Verhalten und Regeln zum Schutz der Umwelt in vielen Kulturen verankert sind. Die

Frage sei, ob man eine Re-Spiritualisierung brauche, um den Naturschutz in weiten Teilen der

Erde zu sichern.

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Prof. Dr. Niekisch berichtete über die Bedeutung der Religion für den Naturschutz.

Prof. Dr. Niekisch kam zu dem Fazit, dass es eine entscheidende Grundregel gibt: „Biodiversität

ist ein Menschrecht“. Die Bedeutung der Religionen sieht er in der gut vernetzten Infrastruktur,

durch die viele Menschen erreicht werden können. Die Regeln innerhalb einer Religion seien

handlungsleitend für die Gemeinden und bereits verankerte Werte zur Erhaltung der Schöpfung

könnten den Naturschutz unterstützen. Abschließend regte er dazu an, den theoretischen

Überlegungen praktische Taten folgen zu lassen.

Paula Mack und Jürgen Micksch vom

Abrahamischen Forum in Deutschland

e.V. berichteten von ersten Erfahrungen

innerhalb des Projekts „Religionen für

biologische Vielfalt“. Dabei erläuterten sie

die Gründung des Projektes und sprachen

über Teilprojekte, die bisher umgesetzt

wurden. Die anschließenden Fragen der

Teilnehmenden bezogen sich vor allem

auf die Naturschutzwoche in Darmstadt

und zukünftige Pläne. Andreas Mues vom

Bundesamt für Naturschutz moderierte die

Veranstaltung und wies auf die

ausgestellten Bilder von Lucy Dsouza-Krone hin.

Ergebnisse der darauf folgenden, zeitgleich stattfindenden Workshops wurden von den

Moderatoren zusammengefasst.

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3. Workshops (Donnerstag)

a. Religiöse Naturschutztage und -wochen

Andreas Mues vom Bundesamt für Naturschutz moderierte den Workshop zur religiösen

Naturschutzwoche. Schwerpunkte bildeten die religiöse Naturschutzwoche vom 4. bis 10.

September 2017 in Darmstadt und die zukünftigen Veranstaltungen im September 2018.

Frau Dr. Carrie Dohe von der Universität Marburg leitet aktuell ein Forschungsprojekt zu

interreligiöser Zusammenarbeit und war maßgeblich beteiligt an der Woche in Darmstadt. Sie

berichtete vom Erfolg der ersten Naturschutzwoche und über Inhalte der Veranstaltungen

sowie Teilnehmerzahlen. Ihr Fazit: Es bräuchte mehr Experteninnen und Experten aus dem

Marketing- und Social Media-Bereich, um auch Menschen außerhalb der Gemeinden zu

erreichen. Außerdem sollte mehr Raum für Kreativität und interreligiöse globale Spiritualität

während der Woche geschaffen werden.

In der Diskussion wurde darüber gesprochen, wie man ländliche Gebiete besser erreichen

kann.

Prof. Dr. Reinhold Mokrosch von der Universität Osnabrück beleuchtete kritisch die Aussage

„Macht euch die Natur untertan“ in der Schöpfungsgeschichte und dessen Interpretationen

und erläuterte die geplante Religiöse Naturschutzwoche im September 2018 in Osnabrück. Die

zuvor genannten Kritikpunkte von Dr. Carrie Dohe im Rahmen der Evaluation von 2017 wurden

aufgegriffen und sollen berücksichtigt werden. Verstärkt werden sollen emotionale

handlungsorientierte Erfahrungen – vor allem auch für junge Menschen – da es bei der Bildung

der nächsten Generation nicht nur um theoretische Wissensvermittlung, sondern auch

praktische Erfahrungen, die Emotionen erzeugen können, ginge. Da nun früher in die Planung

für 2018 eingestiegen werden kann, ergeben sich bessere Handlungsspielräume.

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b. Religiöse Feste für biologische Vielfalt

Einführend wies Jürgen Micksch vom Abrahamischen Forum in Deutschland darauf hin, dass

Religiöse Feste in Gemeinden tief verankert sind und durch die Wiederholung eine hohe

Nachhaltigkeit haben. Dies bietet eine besondere Chance für eine gute Verständigung

zwischen den Menschen. Daraus ergab sich die Frage, welche Feste zum Thema Naturschutz es

in den Religionen gibt. Die Überlegungen des Workshops sollen im nächsten Jahr in einem

eigenen ganztägigen Workshop vertieft und später in einem Flyer zusammengestellt werden.

Zur Sprache kamen das jüdische Neujahrsfest, das Neujahr des Baumes am 11. Februar sowie

das Noah-Fest, welche gemeinsam mit Personen aus dem Christentum, Islam, Jezidentum und

Bahaịsmus gefeiert werden können und in denen die biologische Vielfalt ein zentrales Thema

darstellt. Außerdem wurden die Ökumenische Schöpfungszeit, das Erntedankfest und der

Schöpfungstag der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) erläutert.

In den hinduistischen Traditionen werden das Govardhana-Puja-Feste und das Ganga-Putscha-

Fest gefeiert. Im Jezidentum wird im April ein Fest gefeiert, bei dem Eier als Zeichen der

Fruchtbarkeit gefärbt werden. Bei den Bahai wird zum Frühjahrsanfang das Nourouz-Fest am 21.

März gefeiert, vor dem es eine 19tägige Fastenzeit gibt. Durch Riten wird das Bewusstsein für

den Naturschutz sowie für die Einheit in der Vielfalt geschärft. Am gleichen Tag feiert der

Alevismus das Newroz-Fest.

In verschiedenen muslimischen Traditionen gibt es das Asura-Fest, das mit dem Noah-Fest

zusammenhängt. Hingewiesen wurde außerdem auf die lange Nacht der Religionen, die an

immer mehr Orten durchgeführt wird.

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c. Agrar- und Landbesitz der Religionen – Vorbilder für den Naturschutz?

Michael Slaby von Mellifera e.V. führte mit einer Präsentation über die Arbeit und die

Zielsetzungen von Mellifera in die Gespräche des Workshops ein. Besonders Bienen, Wespen

und Co. sind als Blütenbestäuber unersetzlich und sorgen für die Vielfalt von Pflanzen und

Tieren. Herr Slaby erläuterte auch die Aufgaben des Netzwerkes Blühende Landschaft.

Aufgrund des großen Land- und Agrarbesitzes der Kirchen könnten diese bei der Umgestaltung

von Freiflächen eine Vorbildfunktion übernehmen und ihre Pachtverträge entsprechend

gestalten. Dr. Hubert Meisinger vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der

Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wies auf vorhandene Projekte in

Landeskirchen und Bistümern hin, die z.B. über die Homepage der Arbeitsgemeinschaft der

Umweltbeauftragten (AGU) in den Gliedkirchen der EKD eingesehen werden können. Dort

finden sich vielfältige Materialien sowie Best-Practice-Beispiele. Er machte allerdings auch auf

die schwierige Aufgabe der Erfassung aller kirchlichen Ländereien aufmerksam und stellte ein

Punktesystem der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau für die Entscheidungsfindung bei

Verpachtungen vor.

4. Besuch in der Synagoge

Im Anschluss an die Workshops gingen viele Teilnehmende des Dialogforums gemeinsam in die

Westend-Synagoge in Frankfurt, um der Opfer der Pogromnacht 1938 zu gedenken.

Verschiedene Rabbiner sprachen zur Eröffnung der Veranstaltung Gebete und im Anschluss

daran folgten Ansprachen von Prof. Dr. Salomon Korn (Vorsitzender des Vorstands der

Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main), Peter Feldmann (Oberbürgermeister der Stadt

Frankfurt am Main) und Lucia Puttrich (Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten

und Bevollmächtigte des Landes Hessen beim Bund), die ihr Mitgefühl für die Opfer und

Angehörigen der Pogromnacht aussprachen. Nach dem Gesang des Kantors Yoni Rose wurde

von allen das gemeinsame Kaddisch gesprochen.

Beendet wurde der Abend bei einem gemeinsamen Essen in der Evangelischen Akademie

Frankfurt mit vegetarischen und veganen Gerichten.

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5. Best-Practice-Projekte (Freitag)

a. Moscheebaum-Projekt (Mohamad Adam)

Am zweiten Tag des Dialogforums wurden gelungene Projekte zum Thema „Religionen und

Naturschutz“ dargestellt und erörtert. Zunächst berichtete Mohamad Adam vom

Moscheebaum-Projekt, das im Bilalzentrum in Darmstadt entstand. Motiviert wurde es durch

Sure 18-7 aus dem Koran, die besagt: „Wahrlich, wir machten alles, was auf der Erde ist, zu

einem Schmuck für sie, auf dass wir sie prüften, wer unter ihnen der beste im Wirken sei.“ (Der

genaue Wortlaut weicht in verschiedenen Fassungen des Korans voneinander ab.) Der Glaube

des Islam besagt, dass das Paradies eine perfekte Natur darstellt, nach der die Menschen

streben. Die Ziele des Projekts seien dabei die Schöpfung zu bewahren, Islam-Gläubige für

Umweltschutz zu begeistern sowie den Innenraum und die Außenanlagen der Moscheen zu

optimieren. Aus diesem Grund sollen innerhalb des Projektes Bäume auf dem Gelände von

Moscheen gepflanzt werden.

Mohamad Adam präsentierte das Moscheebaum-Projekt.

Umweltschutzverbände unterstützen dieses Projekt bereits, doch Ziel sei es, noch mehr Vorträge,

Seminare und Predigten zum Umweltschutz anzubieten. Die Idee wird vor allem über die

Homepage, über soziale Medien sowie über Moschee- und Zentralverbände verbreitet. Am

Ende soll das Projekt zu der Etablierung einer Qualitätsmarke führen und weite Verbreitung

finden. Nach den Erläuterungen durch Herrn Adam gab es noch Fragen und Kommentare aus

dem Plenum. Generalsekretär Abdassamad El Yazidi vom Zentralrat der Muslime in Deutschland

sicherte seine Unterstützung für das Projekt zu.

b. Umgestaltung der Freifläche um die Synagoge in Augsburg (Alexander

Smolianitski)

Ein weiteres Beispiel für das Zusammenwirken von Naturschutz und Religionen zeigte Alexander

Smolianitski, der die Umgestaltung der Freifläche um die Synagoge in Augsburg darstellte. Die

vorher ungenutzte Fläche sollte der freien Nutzung dienen. So wuchs der Garten und immer

öfter fanden dort Veranstaltungen von jungen und älteren Menschen statt. Einmal im Monat

wird der Gottesdienst im Garten abgehalten, um nicht nur über die Natur zu sprechen, sondern

mitten drin zu sein.

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Die Idee verbreitete sich zunehmend auch in

anderen jüdischen Gemeinden und wird als

neue Form der Nutzung von Synagogen

betrachtet. So wurden zum Beispiel bereits

Dachgärten auf einigen jüdischen Synagogen

geschaffen.

Alexander Smolianitski berichtete über ein Projekt der Augsburger Synagoge.

c. Grüner Hahn (Holger Jan Hartmann)

Das Projekt „Grüner Hahn“ wurde von Holger Jan Hartman vorgestellt. Das Konzept des grünen

Hahns, das in einigen evangelischen Gemeinden praktiziert wird, soll sie bei der Umsetzung von

Naturschutz und Umweltaktivitäten unterstützen. Es beruht auf dem EMAS-prinzip / der EU-

Verordnung und bietet dauerhafte, zertifizierte Strukturen. Das Projekt soll zur Stärkung der

Eigenverantwortlichkeit beitragen, mit dem Ziel, eine schrittweise Verbesserung für die Umwelt

zu erreichen. Die Handlungsbereiche sind umfassend und inkludieren Energie-Effizienz,

Materialien wie Papier, Putzmittel oder Ernährung bei Festen, Mobilität, Pädagogik, Umsetzung

des spirituellen Auftrages sowie Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinden wird ein Konzept zum

Umweltschutz angeboten, das zu Einsparungen der Kosten und zu einem Gewinn an

Eigenverantwortlichkeit führt. Ziel des Konzepts ist eine Ausweitung auch auf andere Religionen.

d. Lebensraum Kirchturm vom NABU Frankfurt (Bernd Merkle)

Im Anschluss an die Präsentation zum Grünen Hahn folgte

ein Beitrag über den NABU Frankfurt von Bernd Merkle. Ziel

des NABU sei es, eine Einbindung von Natur mit und in den

Kirchen zu erreichen. Ein Beispiel dafür seien

Nistmöglichkeiten für Mauersegler. Sie gäbe es bisher

hauptsächlich in evangelischen und katholischen Kirchen.

Das Projekt „Lebensraum Kirchturm“ gibt Fledermäusen die

Möglichkeit zu nisten.

Bern Merkle verwies auf Nistmöglichkeiten in Kirchen.

e. NourEnergy (Esra Polat)

NourEnergy ist eine gemeinnützige Organisation, deren Tätigkeitsfeld im Bereich des

Umweltschutzes und der erneuerbaren Energien liegt. Der Schwerpunkt wird dabei auf

Moscheen gelegt, die mit Photovoltaik, Solarthermie, Regenwasser und/oder Permakultur

betrieben werden. Durch Workshops und Seminare berät NourEnergy, mit einem divers

aufgestellten Team aus jungen Forschenden und Islam-Gläubigen, die Gemeinden. Die

Experteninnen und Experten stammen aus unterschiedlichen Bereichen wie der Informatik, der

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Biologie und der Technik. Imame helfen beim Wissenstransfer und der Motivationsbildung. Die

Sensibilisierung in Gemeinde und Familien spielt eine wichtige Rolle. Die Intention von

NourEnergy ist es, einen ersten Kontakt zu

dem Thema durch die Einbindung des

Themas „Klima“ in die Freitagspredigten zu

ermöglichen und dabei Raum für den

Dialog mit Externen und Andersgläubigen

zu schaffen. Projektbeispiele sind unter

anderem die Photovoltaik auf der

Mevlana-Moschee in Weinheim oder das

Haus des Islam in Lützelbach. Seit kurzem ist

NourEnergy auch international unterwegs.

Esra Polat beschrieb die Arbeit von NourEnergy.

f. Naturschützende Umgestaltung einer Moschee in Darmstadt (Senay Altintas)

Die Diplom-Ingenieurin Senay Altintas vom Türkisch Islamischen Zentrum e. V. stellte ein

gemeinsames Projekt mit Marius Hüther vom NABU Darmstadt vor, welches im Rahmen der

„Religiösen Naturschutzwoche“ des Abrahamischen Forums entstand: Die Idee zur

Umgestaltung der Emir Sultan Moschee in Darmstadt begann damit, dass Herr Hüther vom

NABU zu einer Ortsbesichtigung kam und Maßnahmenvorschläge erarbeitete. So wurde sowohl

der Vorgarten als auch der Hinterhof betrachtet, um herauszufinden, welche Flächen sich wie

umgestalten lassen könnten. Im nächsten Schritt wurde ein Maßnahmenkatalog vorbereitet.

Daraus entwickelten sich verschieden Aufgabenstellungen: Heimische Pflanzen sollten

angebaut, Falkenkästen errichtet, Bäume und eine Blumenwiese gepflanzt werden. Nachdem

Fragen zur Finanzierung und Terminfindungen geklärt sowie Förderanträge gestellt waren,

konnte die Umsetzung der Ideen beginnen. Unterstützt wird das Vorhaben durch die Gemeinde

Darmstadt.

Senay Altintas präsentierte die Umgestaltung einer Moschee.

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6. Workshops (Freitag)

a. Klimawandel und Naturschutz

Die Sozialwissenschaftlerin Rike Schweizer begann mit einem Vortrag über die Tätigkeiten der

Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST). Das interdisziplinäre Institut gibt

es seit 1958 und hat seinen Sitz in Heidelberg. Es wird finanziert durch die Evangelische Kirche in

Deutschland (EKD), die Landeskirchen, den Ev. Kirchentag sowie die Ev. Akademien.

Durch die Beschlüsse der EKD würden die Klimaschutzkonzepte der Landeskirchen weiter

entwickelt. Die FEST e.V. ist ein Projektbüro für das Klima in evangelischen Kirchen, welches

längerfristige Ziele und ein gesichertes regelmäßiges Monitoring von Klimaschutz betreibt. Dabei

werden z. B. Heizungsanlagen und -systeme in Kirchen und Gemeinderäumen geprüft. Durch

Handlungshinweise von FEST e.V. können die Gemeinden große Geldsummen einsparen und

die CO2-Bilanz um 20 -25% senken.

Weiterhin berichtete Frau Schweizer von der Klima-Kollekte, welcher ein kirchlicher

ökumenischer Kompensationsfonds ist, mit dessen Erträgen in emissionsmindernde und teils

auch armutsreduzierende Projekte investiert wird. Dies sei ein Beitrag zur Klimagerechtigkeit

weltweit. Die Frage nach einer Art „Ablasshandel“ kam daraufhin auf. Doch Frau Schweizer

erklärte, dass es bei dem Projekt um die Kompensation unvermeidbarer Emissionen gehe.

Viele Flyer verwiesen auf die präsentierten Projekte.

Im Anschluss präsentierte Malte Hentschke (Referent, Klima-Allianz) die Arbeit der Klima-Allianz

Deutschland. Die Klima-Allianz ist ein gesellschaftliches Bündnis von mehr als 110 Organisationen

aus unterschiedlichen Bereichen wie Kirche, Jugend-, Entwicklungsarbeit, Tier- und

Verbraucherschutz. Es handelt sich dabei um eine Plattform für den Austausch und die

Vernetzung. Während des Workshops wurde über hohe Beitragssummen solcher Plattformen

gesprochen. Grundsätzlich befürworteten die Teilnehmenden deutlich einfachere und

niedrigschwelligere Teilnahmemöglichkeiten. Auch sollte es nicht-monetäre

Teilnahmemöglichkeiten geben.

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b. Freiflächen um religiöse Gebäude und auf Friedhöfen als Orte der

biologischen Vielfalt

Der Workshop wurde durch Reinhard Benhöfer, dem Leiter der Umweltarbeit in der Evangelisch-

lutherischen Landeskirche Hannovers, interaktiv gestaltet. Die Teilnehmenden waren

eingeladen, sich insbesondere über zwei Fragen Gedanken zu machen: (1) Für welche Flächen

sind Sie verantwortlich? Und (2) welche Ideen zur Förderung der Biodiversität auf Ihren Flächen

haben sie? Daher wurde eine Liste mit Flächen von den Teilnehmenden zusammengestellt,

darunter Friedhöfe, Pfarrgärten, Parkplätze sowie Kindergärten. Die Förderung der Biodiversität

sei auf verschiedene Weise umsetzbar. So wäre es wichtig die Öffentlichkeitsarbeit und

theologische Reflexion zu dem Thema auszubauen, eigens angebaute Blumen könnten als

Altarblumen verwendet und/oder Mauern als Lebensräume genutzt werden. Weitere

Informationen unter: www.kirche-umwelt.de und www.friedhof-umwelt.de und den daran

angelagerten Unterseiten.

Reinhard Benhöfer verwies auf ungenutzte Freiflächen um religiöse Gebäude.

c. Erwartungen an das Netzwerk „Religionen und Naturschutz“

Seit dem 30. Januar 2017 wurden ein Arbeitskreis und ein Beirat „Religionen und Naturschutz“

beim Abrahamischen Forum in Deutschland eingerichtet. Darüber hinaus gibt es inzwischen

über 40 Personen, die bei den Religionen und Naturschutz-Teams (RuN-Teams) zur Mitwirkung

bereit sind. Aber auch das Dialogforum selbst ist ein Vernetzungstreffen, welches erneut im Jahr

2019 vorgesehen ist.

Dr. Hans-Werner Frohn von der Stiftung Naturschutzgeschichte verwies auf die Wichtigkeit

strategischer Allianzen, da die Naturschützende mehr Kooperationen wollen. Sie seien für die

politische Lobbyarbeit von entscheidender Bedeutung, denn gemeinsam könne man neue

Zielgruppen für den Naturschutz erreichen und mehr Einfluss gewinnen. Abdassamad El Yazidi,

der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime in Deutschland, berichtete von Aktivitäten vor

Ort und betonte die Notwendigkeit, Imame mehr für das Thema zu sensibilisieren. Er wies auf

den hohen Stellenwert der Natur im Koran hin und befürwortete ein vielfältiges Netzwerk.

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Im Anschluss stellten die etwa 20 Teilnehmenden des Workshops ihre unterschiedlichen

Aktivitäten dar und äußerten den Wunsch nach einem besseren Austausch. Später im Plenum

wurde vereinbart, dass auf der Homepage des Projektes „Religionen und Naturschutz“ beim

Abrahamischen Forum eine Zusammenstellung von Adressen und Kontaktdaten erfolgt, damit

daran Interessierte in einen Austausch treten können.

Stephan Orth, Petra Runte, Asmaa El Maaroufi und Dr. Jürgen Micksch

sprachen über Ideen für die Zukunft.

7. Internationaler Austausch zu Religionen und Naturschutz

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde eröffnete Aneta Lotycz aus Wroclaw, Polen, den

internationalen Austausch mit einer PowerPoint-Präsentation zu möglichen Projekten, die über

Landesgrenzen hinweg eine Verbindung von Religionen und

Naturschutz darstellen könnten. Es schloss sich ein kurzer Bericht

aus den USA von Dr. Richard Cizik an. In der Diskussion betonten

die aus dem Ausland kommenden Teilnehmenden, dass bei dem

Projekt der spirituelle Faktor nicht vergessen werden darf und der

Schwerpunkt darin liegen sollte, dass religiöse Gemeinden den

Auftrag haben, den Naturschutz im Kontext des Glaubens zu

vermitteln.

Teilnehmende sprachen sich dafür aus, dass in Deutschland der

interreligiöse Dialog zur Thematik „Religionen und Naturschutz“

beispielhaft ausgebaut werden sollte.

Aneta Lotycz eröffnete den internationalen Austausch.

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8. Öffentlichkeitsarbeit

Das Abrahamische Forum verschickte Einladungen in Form eines Flyers an Vertreterinnen und

Vertreter aus dem Naturschutz und Personen unterschiedlicher Religionen.

In dem Flyer war der Programm-Ablauf des Dialogforums abgedruckt.

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Wenige Tage nach der Veranstaltung, berichtete die Presse, wie die Evangelische

Sonntagszeitung Nr. 46, über die im Rahmen des Projekts „Religionen für biologische Vielfalt“

und während des Dialogforums präsentierte Klimaerklärung des Abrahamischen Forums.

In derselben Zeitung erschien ein gesonderter Artikel zum Dialogforum mit dem Titel „Schutz der

biologischen Vielfalt ist Überlebensaufgabe der Menschheit“.

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In der Zeitung „Evangelisches Frankfurt“ erschien am 3. Dezember 2017,

Ausgabe 5, ein Artikel zum Dialogforum, bei dem in erster Linie die

Präsentation von Zoodirektor Manfred Niekisch dargestellt wurde.

„Publik Forum – kritisch.christlich.unabhängig“ berichtete in der Ausgabe

Nr. 22 „Der große Schwund“ über das Dialogforum unter dem Titel

„Religionen für die Schöpfung“.

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9. Fazit

Mit über 70 Teilnehmenden stellte das Dialogforum ein wichtiges Vernetzungstreffen dar. Viele

Impulse wurden gegeben, die in Zukunft aufgegriffen werden können. Zum Beispiel entstanden

Anregungen zur Umsetzung von Religion- und Naturschutzteams (RuN-Teams), zur Religiösen

Naturschutzwoche oder zur Gestaltung religiöser Feste zu Themen des Naturschutzes.

Wiederholt wurde betont, dass ein rein theoretischer Austausch nicht genügt und bei künftigen

Treffen noch mehr über praktische Umsetzungen gesprochen werden sollte.

Das Dialogforum diente dem interreligiösen Austausch und der Entwicklung von Projektideen

zum Naturschutz. Es verschaffte dem Projekt „Religionen für biologische Vielfalt“ neue Ansätze,

Umsetzungsmöglichkeiten und Kontakte.

Herausgeber:

Abrahamisches Forum in Deutschland e.V.

Goebelstr. 21a

64293 Darmstadt

Tel.: 06151-39 19 741

Telefax 06151-3919740

[email protected]

Redaktion: Julia Wolter

Darmstadt, Januar 2018

Gefördert durch das BfN mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt,

Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)