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7/31/2019 Dialogpapier Bildungspolitik
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Bildungspolitik fr niEdErsACHsEnglEiCHE lEBEnsCHAnCEn fr AllE durCH BEssErE Bildung
diAlogInnovatIon und Gesellschaft
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Dialogpapier Bildungspolitik fr Niedersachsen
Gleiche Lebenschancen fr alle durch bessere Bildung
1
Wir wollen gleiche Lebenschancen fr alle. ber gleiche Lebenschancen entscheiden zuerst1
und vor allem Bildung und Familie. Deshalb wollen wir bessere Bildung fr alle durchsetzen und2
Familien strken. Unser Ziel ist eine kinderfreundliche Gesellschaft.3
Hamburger Grundsatzprogramm 20074
5
Unsere bergreifenden bildungspolitischen Ziele6
Fr Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist die Chancengleichheit fr alle Kinder das Ziel ih7
rer Bildungspolitik. Ein hoher Bildungsstand der Gesellschaft ist die beste Voraussetzung fr die gute8
wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Beide Ziele, die Erffnung einer gesicherten Zukunftsper9
spektive fr jeden Einzelnen und die Entwicklung einer konkurrenzfhigen und innovativen Wirt10
schaft betreiben wir mit allem Nachdruck. In unserer Bildungspolitik treffen sie sich wie die zwei Sei11
ten einer Medaille.12
Die Ergebnisse der letzten PISAStudie von 2009 zeigen den engen Zusammenhang zwischen den13
Schulleistungen der Schlerinnen und Schlern, ihrem sozialen Hintergrund und der Qualitt der14
Schulen. Die Zugangsmglichkeiten zu allen Bildungsabschlssen sind zwischen Stadt und Land im15
mer noch ungleich verteilt.16
Niedersachsen muss die Bildungspotenziale aller Kinder und Jugendlichen besser frdern und das17
Bildungsgeflle abbauen. Dazu bedarf es einer Verbesserung der Qualitt von Schule und einer inten18
siven Frderung zum Ausgleichen der durch den sozialen Hintergrund gehemmten individuellen19
Lernpotenziale.20
21
Unsere Startbedingungen22
Obwohl sich Niedersachsens Schlerinnen und Schler im Bundesvergleich mit ihren Leistungen nicht23
verstecken mssen, verhindert die Schulstruktur strker als in anderen Bundeslndern die Durchls24
sigkeit zwischen den Bildungswegen. Fast zwlfmal mehr Kinder mssen die Schulform abwrts25
wechseln als umgekehrt. Am unteren Ende im Bundesvergleich rangiert Niedersachsen auch bei der26
Realisierung von Chancengleichheit. Die Chance eines Kindes aus oberen Sozialschichten, das Gym27
nasium zu besuchen, ist 5,8mal hher als die eines Kindes aus unteren sozialen Schichten. Fast 228
Prozent weniger junge Erwachsene erreichen die Hochschulreife als im Bundesschnitt, der bei 4929
Prozent liegt. Noch dramatischer ist die Relation beim bergang in das Duale System. Im Bundes30
durchschnitt erhalten 41,5 Prozent der Jugendlichen mit einem Hauptschulabschluss einen Ausbil31
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dungsplatz, in Niedersachsen sind es dagegen nur 34,8 Prozent. (Quelle: Bertelsmann Stiftung, Chan32
censpiegel, Studie aus 03/2012)33
34
Unser Weg35
Reformen im Bildungsbereich sind sehr personal und kostenintensiv und die Spielrume im Landes36
haushalt sind eng. Wir werden davor nicht kapitulieren. Wir sind uns dabei bewusst, dass Bildungs37
ausgaben Investitionen in die Zukunft sind. Die Bildungsausgaben von heute reduzieren morgen die38
Ausgaben im sozialen Bereich und sorgen fr eine innovative Gesellschaft. Deshalb werden wir alles39
tun, um mehr Geld fr Bildung einzusetzen. Knappe Mittel sind fr uns kein Finanzvorbehalt, sondern40
eine Herausforderung.41
Wir werden bei sinkenden Schlerzahlen keine Gelder aus dem Bildungsbereich abziehen, sondern42
diese fr eine kontinuierliche Qualittsverbesserung unserer Bildungseinrichtungen nutzen.43
Auf der Bundesebene werden wir uns dafr einsetzen, dass ber Steuermehreinnahmen die Spiel44
rume im Landeshaushalt grer werden und wir sagen fest zu, dass wir einen Teil dieser Mittel in45
Bildung investieren werden. Auch die Aufhebung des Kooperationsverbotes gehrt zu den Zielen, die46
wir auf Bundesebene verfolgen werden.47
Trotzdem wird es nicht mglich sein, alle Mittel fr die notwendigen Bildungsreformen sofort zu ak48
tivieren und so alle von uns angestrebten Reformen umzusetzen. Deshalb werden wir mit allen betei49
ligten Akteuren des Bildungsbereiches in einen offenen Dialog eintreten und einen Stufenplan fr50
bessere Bildung erarbeiten. Bei widerstreitenden Interessenlagen der Beteiligten steht die Politik in51
der Verantwortung zu entscheiden, welche Manahmen prioritr umgesetzt werden.52
53
I. Frhkindliche Bildung Bildung von Anfang an54Die Grundlagen fr eine erfolgreiche Bildungslaufbahn und mehr Chancengleichheit werden schon in55
den ersten Lebensjahren gelegt. Eine frhe intensive Frderung ist der Trffner fr eine erfolgreiche56
sptere Bildungslaufbahn.57
Niedersachsen liegt mit einer Versorgungsquote von 19,1 Prozent fr Kinder unter drei Jahren im58
Bundesvergleich auf dem vorletzten Platz. Um den Rechtsanspruch sicherzustellen, ist es notwendig,59
flchendeckend ausreichend Krippenpltze zu schaffen.60
61
Quantitt allein reicht jedoch nicht, wir brauchen auch mehr Qualitt. Damit unsere Krippen und62
Kindergrten noch bessere Bildungseinrichtungen werden, wird eine von der SPD gefhrte Landesre63
gierung folgende Schwerpunkte setzen:64
Den Ausbau von Krippen am tatschlichen Bedarf orientieren,65
den Personalschlssel in Krippen verbessern,66
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Verfgungsstunden fr das Personal erhhen,67
Gruppengren in den Kindertagessttten fr die Kinder von drei bis sechs Jahren reduzieren,68
Inklusion auch fr die frhkindliche Bildung einfhren.69
70
II. Gute Schule gute Bildung71Fr die SPDNiedersachsen geht es um die Gestaltung der individuellen Bildungschancen der Kinder 72
die auch immer Teilhabechancen sind so, dass sich die prekre Situation der mit hohem Risiko be73
hafteten Kinder verbessert. Es geht uns aber auch darum, die Zukunftsfhigkeit unseres Landes zu74
gestalten und damit eine Antwort auf den demografischen Wandel zu geben. Auf dieser Grundlage75
haben wir Vorstellungen erarbeitet, wie eine Gute Schule aussehen muss.76
77
Grundschulen78
Die Grundschulen sind das Fundament einer guten schulischen Bildung.79
Versumnisse der CDU/FDPLandesregierung in den letzten zehn Jahren sind:80
- Wegfall der Orientierungsstufe und damit Auslesedruck bis in die dritten Klassen wegen der81
Schullaufbahnempfehlung,82
- Vorziehen des Einschulungsalters ohne adquate Untersttzung fr die Schulen,83
- stndig steigender Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ohne entsprechende Fr84
dermanahmen fr Problemstandorte,85
- Schulleitungsberlastung.86
87
Manahmen der SPD:88
- Die Grundschulen stehen an vorderster Stelle bei der Einfhrung qualitativ hochwertiger89
Ganztagsschulen,90
- Evaluation der Sprachfrderung und diese soweit erforderlich anpassen,91
- Dialog ber ein Konzept, wie die Sicherung der Schulqualitt in Zeiten zurckgehender Sch92
lerzahlen gesichert werden kann mit folgenden Punkten:93
o Bei der Zusammenlegung kleiner Schulen bleiben die Anrechnungsstunden fr Schullei94
tungen erhalten.95
o Die Lehrersollstunden sollen zu einem bestimmten Anteil als Vertretungsreserve ver96
wendet werden fr eine Unterrichtsgarantie im vollen Umfang der Stundentafel.97
o Reduktion der Klassenobergrenzen in zusammengelegten Schulen.98
o Investitionsprogramm fr Barrierefreiheit fr eine inklusive Ganztagsgrundschule als99
Teilfinanzierungsprogramm fr die Schultrger.100
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o Zusammengelegte Grundschulen sollen bei der Umwandlung in eine Ganztagsschule101
vorrangig bercksichtigt werden.102
103
Schulstruktur104
Die SPDNiedersachsen wird Schluss machen mit der starren und mit Verboten arbeitenden Schul105
strukturpolitik. Sie mchte, dass die kommunalen Schultrger ein regional angepasstes, flexibles und106
stabiles Schulangebot vorhalten knnen, das den Anforderungen an eine hohe Qualitt und den de107
mografischen Vernderungen entspricht.108
Wir wollen keinen neuen Schulstrukturstreit entfachen. Deshalb werden wir keine Schulform109
abschaffen. Wir sind berzeugt davon, dass die pdagogischen Konzepte, die Planungen der110
einzelnen Schultrger und die Elternwnsche vor Ort dazu fhren werden, dass es zunehmend nur111
noch Gymnasien und Gesamtschulen gleichberechtigt nebeneinander geben wird.112
Fr die verschiedenen Schulformen verfolgen wir dabei folgende Ziele:113
114
Integrierte Gesamtschulen115
Fr die Integrierten Gesamtschulen muss die Schlechterstellung und Diskriminierung wieder rck116
gngig gemacht werden. Dazu gehren folgende Manahmen:117
- Abschaffung der Fnfzgigkeit als Errichtungshrde und stattdessen vierzgige Gesamtschu118
len zulassen und in Ausnahmefllen auch dreizgige.119
- Anspruch beim Ganztag fr Integrierte Gesamtschulen wieder einfhren.120
- Gesamtschulen werden ersetzende Schulform.121
- Das Abitur nach neun Jahren wird an den Gesamtschulen wieder eingefhrt.122
123
Oberschulen124
Da wir keine Schulform abschaffen werden, knnen die Schultrger, sofern es gewnscht wird, auch125
Oberschulen einrichten bzw. erhalten. Dies ist dort sinnvoll, wo keine ausreichenden Schlerzahlen126
an Standorten fr Gymnasien oder Gesamtschulen vorhanden sind. Damit kann die Oberschule ins127
besondere im lndlich strukturierten und schwach besiedelten Rumen als Schulform der Sekundar128
stufe I ohne eine Oberstufe auch mit einer kleinen Zgigkeit weiterfhrt oder errichtet werden, wenn129
der Schultrger und die Eltern dies wollen.130
131
Gymnasien132
Die Gymnasien werden wir aufgrund ihrer hohen Akzeptanz bei den Eltern und Schlern als wichtige133
Sule der niederschsischen Schullandschaft erhalten und weiterentwickeln. An den Gymnasien soll134
die Mglichkeit, das Abitur nach acht Jahren abzulegen, erhalten bleiben. So kann eine flchendec135
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kende Wahlmglichkeit ber unterschiedliche Geschwindigkeiten bis zum Abitur fr Schlerinnen136
und Schler zwischen Gesamtschulen und Gymnasien angeboten werden. Wir sehen jedoch die hohe137
Belastung von Schlerinnen und Schlern. Eine sozialdemokratische Landesregierung wird daher138
prfen, ob die Oberstufe so reformiert werden kann, dass Schlerinnen und Schler im Kurssystem139
die Oberstufe in zwei oder drei Jahren durchlaufen knnen. Mit der sich daraus ergebenden Konse140
quenz auf die Verteilung der Stundentafel auf die sechs Jahre der Sekundarstufe I kann die starke141
Verdichtung dort entzerrt und zugleich eine Anpassung an die individuelle Lerngeschwindigkeit jedes142
einzelnen Kindes ermglicht werden.143
144
Ganztagsschulen145
Das langfristige Ziel einer sozialdemokratischen Landesregierung wird der Ausbau aller Schulen zu146
echten Ganztagsschulen sein. Angesichts der auerordentlich hohen Kosten von ca. 450 Mio. fr eine147
volle Ausstattung aller Schulen mssen dabei zunchst Prioritten und ein Stufenplan fr den weite148
ren Ausbau definiert werden:149
Eine sozialdemokratische Landesregierung wird die bestehenden und zuknftigen Integrierten150
Gesamtschulen zu Ganztagsschulen ausbauen.151
Parallel dazu werden vorrangig auch die Grundschulen zu echten Ganztagsschulen ausgebaut.152
153
Zugleich soll diesen Ganztagsgrundschulen die Aufgabe zugewiesen und ermglicht werden, in enger154
Kooperation mit den Horten in ihrem Umfeld eine Kooperation einzugehen. Ziel ist es dabei, fr die155
Eltern die aus beruflichen Grnden eine umfassendere Tagesbetreuung bentigen, ein solches ge156
meinsam organisiertes Angebot vorzuhalten.157
158
Um den Ausbau der Ganztagsschulen im Primarbereich den finanziellen Mglichkeiten des Landes159
anzupassen und bildungspolitische Schwerpunkte zu setzen, soll der Prioritten und Stufenplan auf160
der Grundlage folgender Leitgedanken erarbeitet werden:161
Kleine Grundschulen, die sich mit anderen zusammenlegen, werden vorrangig bercksichtigt.162
Gleichzeitig soll auf der Grundlage sozialrumlich erhobener Daten ermittelt werden, welche163
Schulen besonderen Bedarf an vollwertiger Frderung ermglichender Ganztagsbetreuung ha164
ben. Dies kann z.B. infolge eines hohen Anteils von Schlern mit Migrationshintergrund oder ei165
nes im jeweiligen Wohnbereich ermittelten erhhten Armutsrisikos und daraus resultierender166
Chancenungleichheit der Fall sein.167
168
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Weitere Elemente einer Guten Schule169
Ein durchlssiges Schulsystem und eine vollwertige Ganztagsschule sind wichtige Elemente einer170
Guten Schule. Aus Sicht der SPDNiedersachsen mssen noch weitere, die Qualitt der Schule ver171
bessernde Vernderungen hinzukommen. Dazu gehren fr uns:172
173
Ein Beratungs und Untersttzungssystem durch schulische Sozialarbeit, Schulpsychologie und174
Beratungslehrkrfte175
Zu einer Guten Schule gehrt auch eine Ausstattung mit ausreichender schulischer Sozialarbeit.176
Dabei ist schulische Sozialarbeit eine Landesaufgabe. Sie kann und sollte selbstverstndlich mit der177
rtlichen Jugendhilfe kooperieren.178
Die Verbesserung der Ausstattung von schulischer Sozialarbeit ist eng verbunden mit der Neuerstel179
lung eines ganzheitlichen Beratungs und Untersttzungskonzeptes fr Schulen, das auch weitere180
Schulpsychologen und eine erhhte Anrechnungsstundenzahl fr Beratungslehrkrfte vorsieht. Schu181
lische Sozialarbeit ist grundstzlich an allen Schulformen notwendig. Hier ist ein Konzept mit den182
Trgern der rtlichen Jugendhilfe und den Schultrgern zu erarbeiten, das effizient und schnell Hilfe183
anbieten und prventiv wirken kann.184
185
Gute Unterrichtsversorgung und kleinere Klassen186
Ein wichtiges Element der Guten Schule ist die Sicherung der Unterrichtsversorgung im vollen Um187
fang der Stundentafel und die Senkung der Klassenobergrenzen. Dafr sind deutlich mehr Lehrkrfte188
erforderlich. Daher bedarf es hierfr eines realistischen und finanzierbaren Stufenplanes, der sinnvol189
le Schritte hin zu kleineren Klassen festlegt.190
191
Moderne Formen der Leistungsprfung192
Fr das Erreichen einer Guten Schule sollte an den weiterfhrenden Schulen, insbesondere an193
Gymnasien und Gesamtschulen, die vorgesehene Zahl schriftlicher Klassenarbeiten und Klausuren194
drastisch reduziert werden. Der althergebrachte Rahmen dieser Prfungsform isolierte, schwei195
gend verrichtete Einzelarbeit mit vlligem Kontaktverbot zu Mitschlerinnen und Mitschlern ent196
spricht nicht mehr den gesellschaftlichen und beruflichen Erfordernissen der Moderne. Heute sind197
immer mehr Teamwork und kooperative Arbeitsformen gefordert.198
Deshalb soll die nicht zeitgeme Belastung fr Schlerinnen und Schler und fr die korrigierenden199
Lehrkrfte beendet werden. Ihr Gewicht fr die Gesamtwertung muss drastisch gemindert werden.200
Andere lngst erprobte Formen der Leistungsberprfung sind fr eine Gute Schule hher zu201
gewichten und knnen gewinnbringend eingesetzt werden. Dazu gehren z.B. Prsentationen, Pro202
jektarbeiten und Teamproduktionen.203
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Inklusion204
Jedes Kind ist einzigartig und muss mit seinen Strken und Schwchen angenommen und individuell205
gefrdert werden. Dies fordert die UNMenschenrechtskommission und dies entspricht den ber206
zeugungen der SPDNiedersachsen.207
Wir werden deshalb den Weg hin zu einer echten Inklusion in unseren Schulen konsequent beschrei208
ten.209
Dabei wird von allen an Schule Beteiligten eine Kultur des Gelingens gefordert, die smtliche Krfte210
darauf richtet, die Kinder in ihrem Lernbemhen zu untersttzen Abschulungen und Sitzenbleiben211
haben im Schulalltag keinen Platz mehr. Auch die Arbeitsbedingungen mssen sich ndern. Perspek212
tivisch mssen wir deshalb213
deutlich kleinere Lerngruppen, neue Unterrichtskonzepte und eine andere Lehrkrfteausbildung214
haben,215
den gemeinsamen Schulbesuch von Kindern mit und ohne Behinderung zur Regel machen und216
Unterrichtsrume behindertengerecht ausgestalten,217
mehr Sonderpdagoginnen und Sonderpdagogen zur Verfgung stellen und die Fort und Wei218
terbildung der Lehrkrfte anpassen.219
Dafr werden wir gemeinsam mit allen Akteuren in der Bildungspolitik einen Aktionsplan erarbeiten220
und die schon realisierten Manahmen kontinuierlich berprfen und nachsteuern. Inklusion muss221
als dauernder Prozess begriffen werden. Wir werden daher einen Inklusionsbeirat im Kultusmini222
sterium einrichten, um kontinuierlich die u.a. finanziellen Auswirkungen des Gesetzes zur Einfh223
rung der inklusiven Schule zu begleiten.224
225
Qualifizierte berufliche Bildung: Schlssel zu persnlicher Selbststndigkeit und gesellschaftlicher226
Teilhabe227
Berufliche Bildung muss gute Startchancen der Jugendlichen in das Berufsleben garantieren. Sie soll228
den steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkrften decken und so die Wirtschaft in Niedersachsen229
wettbewerbsfhiger machen. Das Ziel der SPDNiedersachsen ist es deshalb, fr alle jungen Men230
schen eine qualifizierte Ausbildung zu gewhrleisten und gleichzeitig die Mglichkeiten der berufli231
chen Fort und Weiterbildung auszubauen.232
Alle Schlerinnen und Schler mssen nach Abschluss an einer allgemeinbildenden Schule ausbil233
dungsfhig sein. Der bergang zur Berufsausbildung muss verbessert werden und abgestimmter234
erfolgen. Zugleich mssen Bildungsgnge, die bisher Defizite eines nicht abgestimmten bergangssy235
stems ausgleichen, so schnell wie mglich entbehrlich werden.236
Die SPDNiedersachsen bekennt sich zum Prinzip der dualen Berufsausbildung und wird die Partner237
schaft zur ausbildenden Wirtschaft ausbauen. Wir werden die Bildungsangebote an den Berufsbil238
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denden Schulen differenzieren und entsprechend den jeweiligen regionalen, wirtschaftlichen und239
sozialstrukturellen Gegebenheiten gestalten.240
Deshalb mssen die Mglichkeiten, neben einem Schul oder Hochschulabschluss einen Ausbildungs241
abschluss zu erwerben (sog. Doppelqualifizierung), verbessert werden.242
243
Die SPDNiedersachsen wird deshalb244
dafr Sorge tragen, dass die Kooperationen zwischen den Berufsbildenden Schulen und den all245
gemeinbildenden Schulen ausgebaut werden,246
die Bildungsgnge in den bergangssystemen gezielter und qualittsorientierter aufeinander ab247
stimmen und sie an eine vollqualifizierende Berufsausbildung anschlussfhig machen,248
in enger Zusammenarbeit mit der ausbildenden Wirtschaft die Berufsbildende Schulen als Quali249
ttsstandards garantierende Kompetenzzentren ausbauen,250
die Mglichkeiten zum Nachholen von Schulabschlssen, dem Erwerb hherer Abschlsse und251
eine berufsbezogene Fort und Weiterbildung ausbauen,252
ein Berufsabitur einfhren.253
254
III. Bildungsregionen255Das Instrument der Bildungsregionen muss in Niedersachsen strker untersttzt und weiterentwic256
kelt werden.257
Mit der Umsetzung von Bildungsregionen soll die Zusammenarbeit aller Institutionen im Bildungsbe258
reich verbessert werden. Wie in anderen Regionen Deutschlands und der EU muss Bildung damit zu259
einem anerkannten regionalpolitischen Thema werden, das die bestehenden Zustndigkeiten auf260
den verschiedenen Ebenen aufgreift und im Sinne einer verbesserten Zusammenarbeit optimiert. Die261
jeweiligen Regionalzusammenschlsse und die Kommunen mssen dabei von Anfang an zwingend262
einbezogen werden.263
Ziel der Bildungsregionen ist es, alle Akteure der Region Anbieter und Nachfrager von Bildung und264
Qualifizierung sowie die Verantwortlichen fr Kinder und Jugendhilfe, Arbeitsmarkt und Sozialpoli265
tik zusammenzufhren, um ein Qualifizierungsnetzwerk zur Verbesserung der Lern und Ausbil266
dungsfhigkeit von Schlerinnen und Schlern zu knpfen.267
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Hannover, 07. Mai 2012269