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7/31/2019 Dialogpapier Inklusion
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Dialogpapier Inklusives Niedersachsen
Gemeinsam leben und arbeiten
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Schon immer wollen Menschen mit Behinderungen vor allem eines dabei sein, dazu gehren und1
mit den notwendigen individuellen Hilfen selbstbestimmt leben knnen. Dennoch setzt in Deutsch2
land die Ausgrenzung frh ein und dauert oft lebenslang: in Frderkindergrten, Frderschulen,3
Fahrdiensten, Berufsbildungswerken, Werksttten, Wohn und Pflegeheimen. Zwar erhalten Men4
schen mit Behinderungen dort oft qualitativ hochwertige, spezifische Frderung und Pflege, mssen5
aber weitgehend unter sich und von den anderen gesellschaftlichen Gruppen getrennt leben.6
7
Mit integrativen Konzepten wurden in den vergangenen Jahren erste Schritte zu mehr Gemeinsam8
keit begonnen. Vor allem in sozialdemokratisch gefhrten Lndern und Kommunen entstanden im9
mer mehr integrative Kindergrten und Schulen, verzahnte Berufsausbildungen, Integrationsbetrie10
be, Arbeitsassistenz und bezuschusste Beschftigung, ambulante Wohnformen und gemischte Senio11
reneinrichtungen.12
13
Doch heute brauchen wir neue, grundlegende Vernderungen. Seit Mrz 2009 ist die UNKonvention14
ber die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Kraft, in der festgelegt ist, dass ihre Einbezie15
hung in allen Lebensbereichen weltweit und konkret umgesetzt werden muss. Das Leitbild ist Inklusi16
on: sie soll zum Mastab einer solidarischen, die Vielfalt wertschtzenden Gesellschaft werden, in17
der alle Menschen mit und ohne Handicaps willkommen sind. Diesem Leitbild hat sich die SPD bereits18
beim Berliner Parteitag 2009 verpflichtet. 1 19
20
Inklusion aller Menschen21
Inklusion knpft unmittelbar an unsere sozialdemokratischen Grundstze der Solidaritt und Chan22
cengleichheit an. Alle Menschen sollen in der sozialen Gemeinschaft befhigt sein, selbstbestimmt23
und sozial zu handeln. Gemeinsames Lernen von Anfang an, der Zugang zum allgemeinen Arbeits24
markt und das Wohnen im Quartier mssen auch fr Menschen mit umfassendem Untersttzungs25
bedarf der Normalfall sein.26
1 Auszug SPD-Regierungsprogramm vom 14.6.2009, S. 62Ff: "...Alle Menschen mit Behinderungen ms-sen an unserer Gesellschaft gleichberechtigt aktiv teilhaben und einbezogen werden so wie sie sind (Inklusi-on)....Dies wird Bestandteil eines Nationalen Aktionsplans, der zunchst fr den Zeitraum 2010-2020 Manah-men zur Umsetzung der UN-Konvention bndelt. In diesem Prozess sind alle gefordert: die nationale, fderaleund kommunale Ebene, Wirtschaft und Gewerkschaften, Verbnde, Selbsthilfegruppen, Zivilgesellschaft und nicht zuletzt die Betroffenen selbst. Das Ziel, an dem alle mitwirken werden, ist das Leitbild der Konvention:eine inklusive Gesellschaft!..."
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Die konservativ gefhrten Regierungen im Bund und im Land Niedersachsen haben jedoch die Hoff27
nungen vieler Menschen mit und ohne Behinderungen auf die Umsetzung der Konvention zutiefst28
enttuscht. Weder wurde ein Rechtsanspruch auf inklusive Schulbildung geschaffen, noch wurden29
ernsthafte, fr die Betroffenen sprbare Verbesserungen in der Arbeitswelt oder beim Leben in der30
Gemeinschaft erreicht. Auch der im Juni 2011 vom Bundesministerium fr Arbeit und Soziales vorge31
legt Nationale Aktionsplan bleibt weit hinter den Erwartungen der Menschen mit Behinderungen und32
ihrer Verbnde zurck. Der fr August 2011 angekndigte Staatenbericht des Bundes wird schon33
jetzt von der unabhngigen Monitoringstelle beim Deutschen Institut fr Menschenrechte in Berlin34
als unzulnglich kritisiert. 2 Eine breite Allianz von Behindertenverbnden und Selbsthilfeorganisatio35
nen hat nun einen Schattenbericht zum ersten deutschen Staatenbericht an den UNAusschuss fr36
die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPDAusschuss) angekndigt, der die Einschtzungen37
der Zivilgesellschaft zu den Manahmen der Regierung ffentlich machen wird.38
39
Die SPD in Niedersachsen wird bei einer Regierungsbernahme die genannten Versumnisse unver40
zglich aufgreifen und mit einem breiten Aktionsbndnis die Umgestaltung zu einem inklusiven Nie41
dersachsen mit konkreten Manahmen einleiten.42
43
Gemeinsam wollen wir erreichen:44
Alle Kinder in Niedersachsen mssen gemeinsam aufwachsen. Jedes Kind erhlt seinen indi45
viduellen Frderbedarf beim Spielen, familiren Wohnen, Lernen, Ausbildung, in gesundheit46
licher Versorgung. Eltern erhalten vor und nach der Geburt unbrokratischen Zugang zu Un47
tersttzungsleistungen fr Kinder mit Behinderungen.48
Das gesellschaftliche Leben ist barrierefrei und zugnglich, der Arbeitsmarkt wird offen ge49
staltet. Lebenslanges Lernen, Sport, Kultur, Tourismus, Mobilitt, ehrenamtliche Ttigkeit,50
private Beziehungen und Elternschaft sind mit ggfs. erforderlichen Hilfen selbstbestimmt51
mglich.52
Menschen mit Behinderungen leben mitten in der Gesellschaft. Sie werden geschtzt als53
Menschen, die vielfltige Fhigkeiten haben und individuelle Hilfen bentigen (Teilhabe54
bedarf).55
Die inklusive Gesellschaft kommt gem der UNKonvention allen Menschen zugute. Vor al56
lem aber fr ltere Menschen, Kinder, Familien und Frauen verpflichtet die UNKonvention57
zu besonderen Vorkehrungen.58
59
60
2 http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/de/monitoring-stelle/aktuell.html
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Der inklusive Weg beteiligt alle61
Der inklusive Weg ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Die SPD befrwortet daher in Niedersachsen62
einen breit angelegten gesellschaftlichen Dialog zur Umsetzung der UNBehindertenrechtskon63
vention, um das Verstndnis fr Inklusion zu frdern. Wir mssen dabei vor allem die Betroffenen in64
ihren Hoffnungen, aber auch in ihren Vorbehalten ernst nehmen. Sie mssen sicher sein knnen,65
dass die Qualitt der bisherigen Leistungen auch bei grundlegenden nderungen der Systeme erhal66
ten bleibt.67
68
Inklusion ist uns etwas wert69
In Niedersachsen sind die ffentlichen Ausgaben fr Menschen mit Behinderungen stetig angestie70
gen. Dies liegt zum einen an der steigenden Zahl lter werdender Menschen, aber auch an der Zu71
nahme des betroffenen Personenkreises insgesamt. So waren im Jahr 2009 nach Daten des Landes72
betriebs fr Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) 688.337 Frauen und73
Mnner in Niedersachsen schwerbehindert. Damit hat sich im Vergleich zum Jahr 2007 die Zahl der74
Menschen mit Behinderungen um rund 47.000 erhht.75
76
Die damit verbundenen Kostensteigerungen sind eine Herausforderung. Analysen zeigen, dass ein77
groer Teil der Leistungen in Doppelstrukturen, Brokratie, Trgerstreitigkeiten, berwiegend statio78
nre Unterbringung und Einrichtungen geht, die den Bedrfnissen der Menschen mit Behinderungen79
in der heutigen Zeit nicht mehr gerecht werden. Mehr Kooperationen, die Bndelungen von Leistun80
gen und damit mgliche Synergieeffekte, der Rckbau groer Einrichtungen, die Umstellung auf 81
passgenaue individuelle Hilfen und eine verbesserte Beratung und Teilhabeplanung knnen falsch82
eingesetzte Mittel reduzieren. Diese Mittel werden fr die Umgestaltung inklusiver Frderkonzepte83
bentigt. Klar muss sein Inklusion ist kein Sparmodell! Die Betroffenen haben einen Leistungsan84
spruch auf die volle Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ein unveruerliches, unteilbares Men85
schenrecht.86
87
Die SPD plant ein Sofortprogramm:88
Der von uns und vielen Betroffenen geforderte Aktionsplan soll unverzglich erarbeitet wer89
den. Hierbei sind die Kernaussagen der UNKonvention Inklusion, angemessene Vorkehrun90
gen, Barrierefreiheit und direkte Teilhabe behinderter Menschen fr uns durchgngiges ver91
bindliches Element. Wir werden ein Aktionsbndnis einberufen, das kurz, mittel und lang92
fristige Schritte festlegt, die konsequent umsetzt und fortgeschrieben werden. Zu den Berei93
chen Bildung, Arbeit, Wohnen und Barrierefreiheit knnen wir vorliegende Konzepte aufgrei94
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fen und im Aktionsbndnis konkretisieren. Dabei hat die Mitwirkung von Menschen mit Be95
hinderungen und ihrer Selbsthilfeverbnde Prioritt.96
Wesentlicher Bestandteil ist die berprfung des Landesrechts im Hinblick auf die Erfllung97
der Anforderungen der UNKonvention und ggfs. die Anpassung entsprechender Vorgaben,98
sowie die Schaffung verbindlicher Regelungen.99
Wir erwarten, dass auch auf kommunaler Ebene Aktionsplne eingefhrt werden, die nach100
Mglichkeit mit dem des Landes verknpft werden knnen. Die Akteurinnen und Akteure in101
den Kommunen wollen wir bei der Verbesserung der Zugnglichkeit und Entwicklung ent102
sprechender Vorkehrungen fr die umfassende Teilhabe in allen Bereichen des alltglichen103
Lebens untersttzen.104
Der Landesaktionsplan soll durch unser Engagement auf Bundesebene bei der Entwicklung105
von Initiativen und Manahmen zur Umsetzung der UNBehindertenrechtskonvention er106
gnzt werden. Hier werden wir uns fr ein Leistungsgesetz und ein Teilhabegeld einsetzen.107
108
Inklusive Bildung wird Rechtsanspruch109
Eine inklusive Bildungspolitik in Niedersachsen steht noch mehr am Anfang als in vielen anderen110
Bundeslndern. Nur knapp fnf Prozent der Kinder mit sonderpdagogischem Frderbedarf werden111
an allgemein bildenden Schulen unterrichtet. Die SPD hat bereits 2010 einen Gesetzentwurf fr ein112
Recht auf inklusive Bildung sowie ein Aktionsprogramm gefordert. In der Regierung werden wir zgig113
die Voraussetzungen fr eine inklusive Bildung fr alle schaffen von der frhen Frderung in der114
Kinderkrippe bis zum Hochschulstudium barrierefrei und Teilhabe untersttzend in allen Phasen.115
116
Manahmen sind117
Inklusive Bildung wird als Rechtsanspruch verankert. Dies umfasst auch die frhkindliche Bil118
dung. Im Niederschsischen Schulgesetz (NSchG) wird der Ressourcenvorbehalt aufgehoben.119
Im Rahmen des Aktionsprogrammes werden Schritte konkretisiert, die allen Schlerinnen120
und Schlern den Besuch allgemeiner Schulen zur Umsetzung ihres Rechtsanspruchs ermgli121
chen. Dazu ist ein mit Zeitangaben versehenes Verfahren vorzusehen, nach dem die beste122
henden Frderschulen und Bildungszentren in Absprache mit den Schultrgern schrittweise123
in Kompetenzzentren berfhrt werden.124
Ein individueller Frderplan ist fr alle Kinder auf der Basis von Frderdiagnostik und einem125
daraus abzuleitenden Frderprofil einzufhren.126
Die didaktischmethodischen Konzepte von Unterricht und Lernen sind danach von exklusiv127
zu inklusiv zu verndern.128
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Die Personalressourcen (Lehrkrfte, sozialpdagogisches, therapeutisches, pflegerisches und129
Verwaltungspersonal) sind bedarfsgerecht in allen Kindertagessttten und Schulen sicher zu130
stellen; Gruppen und Klassengren sind deutlich zu senken.131
Die Frderschullehrkrfte stellen ihre Kompetenz allen Schulen zur Verfgung.132
In der Lehrerausbildung aller Schulformen werden Bausteine sonderpdagogischer Frde133
rung verankert und Konzepte und Manahmen fr die Entwicklung der Lehrerfort und134
weiterbildung erarbeitet, die einen Schwerpunkt auf Themen wie Heterogenitt, Diagnostik,135
offene Unterrichtsmethoden, Binnendifferenzierung und individuelle Frderung legen. Dem136
entsprechend muss auch die Erzieherinnen und Erzieherausbildung verndert werden.137
Die behindertengerechte Ausgestaltung der Rume in den Bildungseinrichtungen sowie die138
Barrierefreiheit und Bereitstellung der notwendigen technischen und medialen Hilfsmittel139
sind zu gewhrleisten.140
Die ffentlichkeit ist strker fr die Machbarkeit und die Vorteile inklusiver Bildung und Er141
ziehung zu sensibilisieren.142
143
Inklusive Berufsausbildung fr alle144
Mit dem Umbau eines inklusiven Schulwesens werden die Grundlagen fr die sptere Ausbildungs145
und Berufsfhigkeit gelegt. Oft genug erhalten SchulabgngerInnen von Frderschulen keinen qualifi146
zierten Abschluss, so dass sie von beruflichen Ausbildungen ausgeschlossen sind. Aber auch fr die147
jenigen mit Schulabschluss stehen noch viel zu wenig duale Ausbildungspltze zur Verfgung. Meist148
lernen sie in auerbetrieblichen Ausbildungszentren oder bei den Berufsbildungswerken. Unser Ziel149
ist auch hier die gemeinsame Berufsausbildung mit gezielter Hilfe und Frderung fr alle.150
151
Manahmen sind:152
In allen Schulen wird ein berufliches Orientierungsverfahren durchgefhrt, das individuelle153
Mglichkeiten und Frderungen im Hinblick auf die Teilhabe am Arbeitsleben ermittelt. Ne154
ben den Schlerinnen und Schlern sind Erziehungsberechtigte, Lehrkrfte, Trger der Sozi155
alhilfe und Jugendhilfe, die BA sowie Integrationsfachdienste frhzeitig und angemessen zu156
beteiligen.157
Schulpraktika sollten vorrangig in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarkts durchgefhrt158
werden. Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft mssen deshalb mehr Praktikumsplt159
ze vereinbaren.160
Das Land untersttzt regionale Ausbildungsverbnde bei der Entwicklung inklusiver Ausbil161
dungskonzepte. Aufbauend auf Modellprojekten zur verzahnten Berufsausbildung werden162
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mehr gemeinsame Ausbildungsphasen mit allen Jugendlichen organisiert. Es ist Aufgabe der163
Jugendwerksttten, Konzepte fr den bergang SchuleBeruf zu entwickeln.164
Die berufsbildenden Schulen werden barrierefrei gestaltet.165
166
Eine Hochschule fr alle167
Bereits im April 2009 hat sich die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) fr durchgngig barrierefreie168
Standards an allen deutschen Hochschulen ausgesprochen. Gemeinsam mit den Lndern sollte bera169
ten werden, "wie die zur Sicherung der Chancengleichheit erforderlichen rechtlichen und finanziellen170
Voraussetzungen geschaffen werden knnen", um die Teilhabe von Studierenden mit Behinderung171
bzw. chronischer Krankheit sicher zu stellen. Hier mssen die Bemhungen niederschsischer Hoch172
schulen in einen Aktionsplan eingebracht werden.173
174
Zugang zu einem offenen und inklusiven Arbeitsmarkt175
Der allgemeine Arbeitsmarkt steht noch zu wenig Menschen mit Behinderungen offen. Trotz gesetzli176
cher Beschftigungspflichtquote gibt es zu wenige Arbeitspltze. Bundesweit ist die Arbeitslosenquo177
te zwar so niedrig wie zuletzt 1992. Entgegen diesem positiven Trend stieg allerdings die Zahl178
schwerbehinderter Arbeitsloser sogar noch. So waren im Juni 2011 in Niedersachsen 13.852 Schwer179
behinderte arbeitslos und damit 350 mehr als ein Jahr zuvor. Deshalb mssen die Betriebe ber Hil180
fen zur Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsassistenz und gesetzliche Regelungen intensiv informiert wer181
den.182
Aber auch in der Berufsberatung und Arbeitsvermittlung sind mehr Ansprechpartner mit Kompeten183
zen fr Belange behinderter Menschen erforderlich, die passgenaue Vermittlungen mit Arbeitgebern184
erreichen. Die Integrationsfachdienste sind dabei viel frher und strker zu beteiligen, damit mehr185
Menschen mit Behinderungen eine sozialversicherungspflichtige Beschftigung auf dem allgemeinen186
Arbeitsmarkt aufnehmen knnen.187
188
Der Arbeitsmarkt ist nur dann inklusiv zu gestalten, wenn mehr technische Untersttzung vorhanden189
ist (Barrierefreiheit). Das gilt fr den individuellen Arbeitsplatz, aber auch fr die Betriebe insgesamt.190
Die Teilhabe aller Beschftigten an betrieblicher Mitbestimmung ist dabei ein wichtiges Ziel.191
192
Manahmen sind:193
Ein Programm zur besseren Information und dem Austausch von Erfahrungen bei allen Betei194
ligten soll die Beschftigungschancen von Menschen mit Behinderungen erhhen und mehr195
Arbeitspltze schaffen.196
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Bei den JobCentern werden wir uns fr mehr Fallmanager fr besondere Personenkreise197
einsetzen.198
Die Integrationsfachdienste sind finanziell zu strken.199
In den Fortbildungen der Wirtschaft, aber auch in den Meisterlehrgngen des Handwerks ist200
ein Informationsmodul sinnvoll. Fr bestimmte Behinderungen sind auerdem Kenntnisse201
ber differenzierte technische Mglichkeiten erforderlich, (z.B. passgenaue technische Hilfen202
fr Schwerhrige oder Gehrlose)203
Barrierefreiheit ist auch fr Fort und Weiterbildung (Einrichtungen, Lehrgnge, Lehrende,204
Material) herzustellen.205
Die untersttzte Beschftigung als Frderinstrument (sozialversicherungspflichtige Beschfti206
gung von Menschen mit Behinderungen am allgemeinen Arbeitsmarkt) soll in Niedersachsen207
verstrkt umgesetzt, das Vergabeverfahren der Agentur fr Arbeit muss verbessert werden.208
Das Persnliche Budget fr Arbeit kann viel hufiger eingesetzt werden, z.B. bei Hilfen zum209
bergang von der Werkstatt in einen Betrieb, bei der Assistenz am Arbeitsplatz, bei Praktika210
und JobCoaching, bei Manahmen der Berufsvorbereitung u.v.a. mehr. Hierzu muss das Be211
antragungssystem zwischen Land und Kommunen abgestimmt und vereinheitlicht und Mg212
lichkeiten fr geeignete Budgetassistenz verbessert werden. Ziel ist es, die Fallzahl in Nieder213
sachsen durch Frderprogramme landesseitig zu steigern.214
Durch die konsequente Personen und Prozessorientierung der Werksttten fr behinderte215
Menschen (WfbM) werden Leistungsangebote entwickelt, die fr jeden einzelnen behinder216
ten Menschen individuelle Wege zur Qualifizierung, Bildung und Teilhabe an Arbeit sichern.217
bergangsmglichkeiten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt werden ebenso weiterentwic218
kelt, wie an den individuellen Bedarfen orientierte Arbeitsmglichkeiten. Die Weiterentwick219
lung der Teilhabeangebote bercksichtigt insbesondere die Bedarfe der Schwer und220
schwerstbehinderten Menschen ( 136 Abs. 3 SGB IX) mit dem Ziel, diesen Personen eine221
Teilhabechance am Arbeitsleben zu ermglichen. Mit einem Beirat "Teilhabe am Ar222
beitsleben" werden wir Konzepte fr mehr Auenarbeitspltze, Praktika auerhalb von223
WfbM, bergnge in den allgemeinen Arbeitsmarkt u.. entwickeln. Es wird ein Berufsbil224
dungskonzept geschaffen, das das Recht auf Bildung ebenso wie Anknpfungsmglichkeiten225
an anerkannte Berufsausbildungen sicherstellt.226
Auf Bundesebene setzen wir uns dafr ein, dass das Werkstattrecht flexibilisiert wird, um auf 227
die unterschiedlichen Frdermglichkeiten fr Menschen mit Behinderungen kreativer ein228
gehen zu knnen. Der Einsatz der Eingliederungshilfe (SGB XII), die virtuelle Werkstatt, die229
Verknpfung von Angeboten, die Trennung von Arbeitsleistung und ergebnis sowie flexible230
Arbeitsstunden sind dringend gesetzgeberisch zu ermglichen.231
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Werkstattrte werden auf Bundes bzw. Landesebene bei der Umsetzung ihrer Forderungen232
nach der Erweiterung ihrer Mitbestimmungsmglichkeiten und der Schaffung eines existenz233
sichernden Einkommens untersttzt.234
Integrationsbetriebe mssen landesseitig strker finanziell gefrdert werden.235
Zuverdienstprojekte sollen ausgebaut werden. Dazu mssen sie als Katalogzweckbetriebe 3 236
entsprechend 68 AO eindeutig steuerbegnstigt werden. Auf Landesebene sollen dazu237
Rahmenleistungsvereinbarungen geschlossen werden.238
Um die Verpflichtung von Arbeitgebern zu erhhen, Menschen mit schweren Behinderungen239
zu beschftigen, wird eine Anhebung der Beschftigungspflichtquote sowie die Anpassung240
der Schwerbehindertenausgleichsabgabe befrwortet.241
242
Der Weg zum inklusiven Wohnen243
Selbststndiges und selbstbestimmtes Wohnen sind wichtige Voraussetzungen fr Teilhabe in der244
Gesellschaft. Mit dem "inklusiven Wohnen" wird darber hinaus das gemeindenahe, soziale Zusam245
menleben aller Menschen ermglicht. Dies muss auch fr Menschen mit umfassendem Unterstt246
zungsbedarf der Normalfall sein. Dazu brauchen wir eine umfassende Barrierefreiheit, Gemeinwe247
senarbeit und gute Nachbarschaft, um gemeinsames Leben mit sozialer Integration in den Stadt248
bzw. Ortsteilen zu erreichen.249
Die Umsetzung verlangt einen grundlegenden sozialpolitischen, stdtebaulichen und kommunalpoli250
tischen Wandel hin zu einem inklusiven Sozial und Lebensraum.251
Akteure und Adressaten dieses Prozesses sind deshalb alle gesellschaftlichen252
Gruppen.253
Gemeinsam wollen wir erreichen:254
Menschen mit Behinderungen mssen selbstbestimmt darber entscheiden knnen, wo und255
mit wem sie leben wollen.256
Es mssen ausreichend barrierefreie Wohnungen und Wohnformangebote geschaffen wer257
den.258
Barrierefreiheit ist nicht nur innerhalb, sondern im besonderen Mae auch auerhalb des ei259
gentlichen Wohnraums zu sichern. Dabei muss die Erreichbarkeit von Wohnraum durch Bar260
rierefreiheit im ffentlichen Raum gegeben und hinreichende Infrastruktur (z. B. Gesundheit261
und Therapie, Nahversorgung, Kultur, Sport, PNV) vorhanden sein.262
3 68 Abgabenordnung (AO) umfasst einen Katalog von umsatzsteuerbegnstigten oder befreiten Betriebsar-ten. Zu diesen Katalogzweckbetrieben gehren u.a. die Werksttten fr behinderte Menschen (WfbM) und die Integrationsbetriebe. Um die Schaffung von Zuverdienstprojekten (fr psychisch Kranke) zu erleichtern,muss der Katalog des 68 AO ergnzt werden um diese Zuverdienstprojekte. Sie wrden damit steuerlichden WfbM und den Integrationsbetrieben gleichgestellt.
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Gemeindenahe Dienstleistungen und Einrichtungen mssen Menschen mit Behinderungen263
barrierefrei zur Verfgung stehen.264
Persnliche Assistenz und die einfache Handhabung des Persnlichen Budgets (PB) frdern265
selbststndiges Wohnen.266
267
Manahmen sind268
Alle staatlichen Stellen mssen Rahmenbedingungen fr inklusives Wohnen schaffen, damit269
es selbstverstndlich wird. Es gilt ein staatlicher Steuerungs und Gestaltungsanspruch. Tr270
ger dieses Prozesses sind alle ffentlichen Stellen. Das Land wird die Kommunen als Hauptak271
teur bei dieser Aufgabe untersttzen.272
Zur Verankerung und Ausgestaltung eines inklusiven Sozialraums werden ausreichend finan273
zielle Ressourcen aus den ffentlichen Haushalten zur Verfgung gestellt.274
Die Frderung von inklusivem Wohnraum muss fester Bestandteil ffentlicher Stdtebau275
und Wohnraumfrderung und als konsequente Vorrangfrderung verankert werden.276
Das Land wird Modellvorhaben eigenstndigen Wohnens von Menschen mit Behinderungen277
finanziell frdern und im Hinblick auf Landeswohnbaufrderung evaluieren.278
Inklusiver Wohnraum muss bezahlbar und verfgbar sein. Es darf nicht zu prekren Wohn279
verhltnissen mit einer Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen auf dem Woh280
nungsmarkt kommen. Dabei ist auch auf regionale Versorgungsunterschiede zu achten. Ver281
mieter sollen strker in Richtung Inklusives Wohnen orientiert werden.282
Barrierefreie Wohnungen mssen auch fr die Menschen mit Behinderungen zur Verfgung283
stehen, die zur Erfllung ihrer notwendigen Bedrfnisse greren Wohnraum bentigen.284
Der Rechtsgrundsatz im SGB IX ambulant vor stationr ist gemeindenah umzusetzen. Neue285
Wohnformen sollen quartiersbezogen, dezentral in Stadt und Ortsteilen, eingebettet wer286
den. Fr Menschen mit Behinderungen mssen Wahlmglichkeiten zu verschiedenen Wohn287
formen mit unterschiedlichen Serviceleistungen bestehen.288
Fr Architekten, Ingenieure, Makler, Stadtplaner etc. ist inklusives und barrierefreies Woh289
nen in die Ausbildung als prfungsrelevanter Inhalt mit aufzunehmen. Auch Handwerk,290
Kammern und Dienstleister mssen dieses Thema strker bercksichtigen.291
Einrichtungstrger sollen bei der Konversion von Heimen in individuelle Wohneinheiten un292
tersttzt werden. Beispiele aus Niedersachsen (Himmelsthr, Rotenburg) und anderen Ln293
dern (NRW, HH) knnen zur schnelleren Umsetzung dienen. Die sozialrumliche Entwicklung294
bettet die Konversion den Rckbau von Heimen ein.295
296
297
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Niederschsisches Behindertengleichstellungsgesetz (NBGG) anpassen298
Der Grundsatz der Inklusion in allen Lebensbereichen ist auch im NBGG aufgrund der UN299
Behindertenrechtskonvention aufzunehmen, und zwar insbesondere dort, wo angemessene Vorkeh300
rungen zur Erreichung der Ziele gefordert sind. Eine Novellierung, fr die es von der SPD, aber auch301
von Verbnden bereits umfangreiche Vorschlge gibt, soll unter Mitwirkung des Behindertenbeirats302
erarbeitet werden. Dabei ist zu prfen, ob ein niederschsisches Ausfhrungsgesetz die Umsetzung303
der UNKonvention in allen Lebensbereichen besser regeln kann.304
305
Das NBGG sollte in folgenden Bereichen vordringlich gendert werden:306
Der Geltungsbereich muss breiter definiert werden. Barrierefreiheit umfasst nicht nur bauli307
che Manahmen, sondern auch den vollen Zugang zur physischen, sozialen, wirtschaftlichen308
und kulturellen Umwelt, zu Gesundheit und Bildung sowie zu Information und Kommunikati309
on.310
Der Behinderungsbegriff ist den Vorgaben der UNKonvention anzupassen, hier sind die in311
ternationalen ICFDimensionen (2005) grundlegend.312
Barrierefreiheit muss zur architektonischen und planerischen Querschnittsaufgabe werden.313
Die Ausbildung und das Wissen der Akteure in diesem Bereich ist zu erweitern. Bei der Archi314
tektenAusbildung muss barrierefreies Bauen eine Pflichtveranstaltung sein.315
Bei der ffentlichen Planung von Bau und anderen Vorhaben sind Menschen mit Behinde316
rungen als Experten in eigener Sache und ihre Verbnde zu beteiligen.317
Technische und sonstige Hilfen fr Barrierefreiheit mssen fr alle Betroffenen jederzeit be318
darfsgerecht verfgbar sein.319
Gerade Menschen mit Untersttzungsbedarf profitieren enorm von den Entwicklungen der320
neuen Technologien. Teilhabe und Selbstbestimmung durch moderne ITgesttzte Kommu321
nikationseinrichtungen werden daher besonders untersttzt. Es mssen Rahmenbedingun322
gen geschaffen werden, die einen barrierefreien Zugang fr behinderte Menschen zu allen323
Medien, wie z.B. Rundfunk, Fernsehen, Internet und Printmedien sowie Therapien sicherstel324
len.325
Die bisherige Rundfunkgebhrenbefreiung soll als Nachteilsausgleich erhalten bleiben.326
Die Stellung der/des Landesbehindertenbeauftragten und der Behindertenbeirte soll ge327
strkt werden.328
Die Berichterstattung ber Vorhaben und Fortschritte muss verbindlich und transparent er329
folgen.330
Angemessene Vorkehrungen zu mehr Inklusion sollen verbindlich geregelt werden.331332
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Untersttzung und Leistungen aus einer Hand333
Das SGB IX sieht schon seit vielen Jahren die Vereinheitlichung und Zusammenfassung des Behinder334
tenrechts vor. Menschen mit Teilhabebedarf sollen ihre Leistungen aus einer Hand erhalten. Den335
noch ist der Alltag fr viele Betroffene nach wie vor mhsam und durch brokratische Belastungen336
bestimmt.337
338
Wir werden daher unsere Anstrengungen verstrken, mit dem Bund das gegliederte System der Re339
habilitationstrger (Bundesagentur fr Arbeit; Rentenversicherung; Krankenversicherung; Unfallver340
sicherung; soziale Entschdigung; Jugendhilfe; Sozialhilfe) zu vereinfachen. Ungeklrte Zustndigkei341
ten der Trger drfen nicht zu Lasten der Betroffenen ausgetragen werden.342
343
Leistungen fr Menschen mit Behinderungen sind keine Almosen. Die Leistungen der Eingliederungs344
hilfe, die bisher in der Sozialhilfe (SGB XII) verankert sind, sollen daher mit allen anderen Leistungs345
ansprchen aus anderen Gesetzen in einem neuen Teilhaberecht neu gefasst werden. Leistungen des346
neuen Teilhaberechts sollen dann bedarfsgerecht und personenbezogen zur Verfgung stehen und347
nicht mehr auf die Hilfe in Institutionen bezogen werden. Wir werden daher den Bund bei der Schaf348
fung eines Leistungsgesetzes und einem Teilhabegeld untersttzen.349
350
Gemeinsam wollen wir erreichen:351
Das Wunsch und Wahlrecht sowie das Trger bergreifende Persnliche Budget (TPB) zur352
eigenen Steuerung von Leistungsansprchen wird gestrkt. Es gilt der Grundsatz der Selbst353
bestimmung sowohl in der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation, dazu sind354
flexible Lsungen im Sinne der Betroffenen zu ermglichen.355
Wir wollen fr Menschen mit Untersttzungsbedarf ein umfassendes Netz von kommunalen356
Dienstleistungen entwickeln und gewhrleisten, damit selbstbestimmtes Leben in allen Le357
bensphasen mglich ist. Pflegebedrftigkeit darf Leistungen zur Teilhabe nicht ausschlieen.358
Eine umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist nur mit den Kommunen und359
Lndern mglich. Die regionale Zusammenarbeit der Rehabilitationstrger einschlielich der360
Trger der Sozial und Jugendhilfe sowie der Integrationsmter werden wir neu regeln. Dazu361
wird auch die verpflichtende Bildung von regionalen Arbeitsgemeinschaften der Rehabilitati362
onstrger gehren. Sie sollen vor allem gemeinsame Regeln zur Bedarfsfeststellung und Pr363
vention, zur Untersttzung der betrieblichen Prvention und des betrieblichen Eingliede364
rungsmanagements, zu regional bedarfsgerecht erforderlichen Versorgungsangeboten sowie365
fr das Persnliche Budget und fr die Servicestellen schaffen.366
7/31/2019 Dialogpapier Inklusion
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Dialogpapier Inklusives Niedersachsen
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In den Kreisen und kreisfreien Stdten mssen Teilhabeplne entwickelt werden. Sie schaf367
fen Voraussetzungen fr wohnortnahe, bedarfsgerechte Untersttzungsstrukturen. Die Ver368
bnde behinderter Menschen sind dabei einzubeziehen.369
370
Eine inklusive Gesellschaft umfasst mehr371
Die TeilnehmerInnen des Forums Inklusion beim SPDLandesvorstand weisen abschieend darauf 372
hin, dass mit diesem Positionspapier nur einige Ansatzpunkte einer Umgestaltung zu einem inklusi373
ven Niedersachsen diskutiert und beschrieben werden. Weitere Bereiche wie u.a. Gesundheit, Pfle374
ge, medizinische und berufliche Rehabilitation, Teilhabe am gesellschaftlichen, sportlichen und kultu375
rellen Leben, besondere Vorkehrungen zum Abbau der Diskriminierung von Frauen mit Behinderun376
gen, Justiz, Schutz und Freiheitsrechte mssen in ein Gesamtkonzept "Inklusives Niedersachsen"377
aufgenommen und Bestandteil des umfassenden Landesaktionsplans werden.378
379
Hannover, 07. Mai 2012380