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Das Aufsehen war groß, als Diana Langes 2013 als Präsidentin der WSG Wattens vorgestellt wurde. Noch nie zuvor saß eine Frau an der Spitze eines österreichischen Profi-Fußballklubs. Einige hatten die Be- stellung der Tirolerin in der männerdomi- nierten Welt des runden Leders sogar als Marketing-Gag abgetan. Wie viele andere Frauen musste sich Dia- na Langes aus der Swarovski-Dynastie mehr beweisen als ihre männlichen Kolle- gen. Und jetzt, vier Jahre später, sind die letzten Kritiker verstummt. Unter ihrer Führung schaffte Wattens den Sprung von der Regionalliga West in die Erste Liga. Auch diejenigen, die annahmen, dass die Unternehmerin nur hinter den Kulissen agieren und ihren prominenten Namen zur Verfügung stellen würde, hatten sich geirrt. Mehrmals in der Woche ist die 45- Jährige im Stadion anzutreffen und beglei- tet die Mannschaft regelmäßig zu Aus- wärtsspielen. „Ich habe meine Aufgabe bei Wattens immer ernst genommen. Die kri- tischen Reaktionen zu Beginn meiner Tä- tigkeit haben mich nicht interessiert“, er- zählt die Tochter von Gernot Langes- Swarovski im Gespräch mit dem Bundesli- ga-Journal. MEHR ALS „NUR“ PRÄSIDENTIN Ihre Aufgabengebiete sind vielfältig. Sie ist mehr als „nur“ Präsidentin, immer wieder stellt sie dem Klub auch private Mittel zur Verfügung. So hat sie zum Beispiel die neue Geschäftsstelle bezahlt und die Kan- tine aufgebessert. „Das ist für mich eine Herzensangelegenheit, aber ich mache eigentlich alles: Marketing, Geschäftslei- tung oder auch Buchhaltung. Zum Glück habe ich in jedem Bereich jemanden, der mich unterstützt. Es ist mir wichtig, den Gesamtüberblick zu behalten.“ Als ihr Vater ihr den Vorschlag machte, sein Amt bei der WSG zu übernehmen, zö- gerte die fußballbegeisterte Unternehme- rin nicht lange. „Ich hätte mir nie gedacht, dass ich einmal Präsidentin des Vereins werde. Aber ich habe jetzt das Gefühl, ich bin dort angekommen, wo ich hingehöre.“ Ihr Vater war es auch, der sie im Kindes- alter für den Fußball begeistern konnte. „Er hatte immer ein großes Herz für den Sport in Tirol und hat uns Kindern die Lei- denschaft mitgegeben.“ Frauen sind in Führungspositionen im- mer noch stark unterrepräsentiert. Und obwohl Diana Langes als erste Präsidentin bei einem Fußballklub agierte, betrachtet sie sich nicht als Pionierin. „Frauen in Führungspositionen hat es ja immer schon gegeben, aber ich glaube schon, dass man ein bestimmter Typ Frau sein muss, um sich in der Männerwelt zu behaupten. Man sollte den Fußball genauso leben. Ich bin mit Leidenschaft dabei, springe auf, wenn 74 BUNDESLIGA-JOURNAL #2 2017/2018 VORBILDER VORBILDER FRAUEN IM FUSSBALLGESCHÄFT - das galt lange Zeit als Widerspruch. Seit einigen Jahren erobern aber immer mehr Damen das Fußball-Business, wie auch Diana Langes, Katja Putzenlechner und Brigitte Annerl in der Sky Go Ersten Liga beweisen. DIANA LANGES Sie ist bei Wattens mehr als „nur“ Präsidentin! „Ich mache eigentlich alles: Marketing, Geschäftsleitung oder auch Buchhaltung!“ FRAUEN AN DER MACHT VON STEFANIE RIEGLER

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DasAufsehen war groß, als Diana Langes2013 als Präsidentin derWSGWattensvorgestellt wurde. Noch nie zuvor saß eineFrau an der Spitze eines österreichischenProfi-Fußballklubs. Einige hatten die Be-stellung der Tirolerin in dermännerdomi-niertenWelt des runden Leders sogar alsMarketing-Gag abgetan.Wie viele andere Frauenmusste sichDia-na Langes aus der Swarovski-Dynastiemehr beweisen als ihremännlichenKolle-gen. Und jetzt, vier Jahre später, sind dieletzten Kritiker verstummt. Unter ihrerFührung schaffteWattens den Sprung vonder RegionalligaWest in die Erste Liga.Auch diejenigen, die annahmen, dass dieUnternehmerin nur hinter denKulissenagieren und ihren prominentenNamenzur Verfügung stellen würde, hatten sichgeirrt.Mehrmals in derWoche ist die 45-Jährige imStadion anzutreffen und beglei-tet dieMannschaft regelmäßig zuAus-wärtsspielen. „Ich habemeine Aufgabe beiWattens immer ernst genommen. Die kri-tischenReaktionen zu Beginnmeiner Tä-tigkeit habenmich nicht interessiert“, er-zählt die Tochter von Gernot Langes-Swarovski imGesprächmit demBundesli-ga-Journal.

MEHRALS „NUR“PRÄSIDENTINIhreAufgabengebiete sind vielfältig. Sie istmehr als „nur“ Präsidentin, immer wieder

stellt sie demKlub auch privateMittel zurVerfügung. So hat sie zumBeispiel dieneueGeschäftsstelle bezahlt und die Kan-tine aufgebessert. „Das ist fürmich eineHerzensangelegenheit, aber ichmacheeigentlich alles:Marketing, Geschäftslei-tung oder auch Buchhaltung. ZumGlückhabe ich in jedemBereich jemanden, dermich unterstützt. Es ist mir wichtig, denGesamtüberblick zu behalten.“Als ihr Vater ihr denVorschlagmachte,seinAmt bei derWSGzu übernehmen, zö-gerte die fußballbegeisterte Unternehme-rin nicht lange. „Ich hättemir nie gedacht,dass ich einmal Präsidentin des Vereinswerde. Aber ich habe jetzt das Gefühl, ichbin dort angekommen, wo ich hingehöre.“Ihr Vater war es auch, der sie imKindes-alter für den Fußball begeistern konnte.„Er hatte immer ein großesHerz für denSport inTirol undhat unsKindern dieLei-denschaft mitgegeben.“Frauen sind in Führungspositionen im-mer noch stark unterrepräsentiert. UndobwohlDianaLanges als erste Präsidentinbei einemFußballklub agierte, betrachtetsie sich nicht als Pionierin. „Frauen inFührungspositionen hat es ja immer schongegeben, aber ich glaube schon, dassmanein bestimmter Typ Frau seinmuss, umsich in derMännerwelt zu behaupten.Mansollte den Fußball genauso leben. Ich binmit Leidenschaft dabei, springe auf, wenn

74 BUNDESLIGA-JOURNAL #2 2017/2018

VORBILDER VORBILDER

FRAUEN IMFUSSBALLGESCHÄFT - das galt langeZeit alsWiderspruch. Seit einigen Jahren erobern aberimmermehr Damen das Fußball-Business, wie auchDiana Langes, Katja Putzenlechner und Brigitte Annerlin der Sky Go Ersten Liga beweisen.

DIANALANGES

Sie ist beiWattensmehr als „nur“Präsidentin! „Ichmache eigentlichalles: Marketing,Geschäftsleitungoder auchBuchhaltung!“

FRAUENANDERMACHT

VONSTEFANIE RIEGLER

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76 BUNDESLIGA-JOURNAL #2 2017/2018

„ALS FRAU KANNMANANDEREASPEKTEUNDPERSPEKTIVENHINEINBRINGEN.DASWICHTIGSTEIST DAS INTERESSEAMSPORT.“

ein Tor fällt. Ich kann aber auch schimp-fen, wenn es nicht so läuft.“Auch die Vereinsziele hat Diana Langes

klar definiert: „Ich würdemir wünschen,dass wir uns jedes Jahr einen Schritt ver-bessern. Und ichmöchtemehr Punkte ha-ben als letzte Saison. Der Aufstieg in dieBundesliga ist auf jeden Fall ein Thema.Dasmuss aber nicht heuer passieren.“Seit Herbst 2017 gibt es beiWattens auchein Frauenteam.Gemeinsammit Rinnund Tulfes wurde einer Spielgemeinschaftin der Tiroler Liga gegründet. „Wir hattendas schon länger geplant. Fußball ist einWerkzeug für uns Frauen und dasmüssenwir nützen“, ist Langes überzeugt. Undwie reagiert die Tirolerin aufMänner, dieFrauen imFußball noch immer belächeln?„Gar nicht. Jeder, der Frauen imFußballbelächelt, ist selbst lächerlich.“

PUTZENLECHNERBEIMSCWNSeit einiger Zeit ist die Unternehmerinnichtmehr allein in ihrer Position. Auchbeim SCWienerNeustadt steht eine Frauan der Spitze: Katja Putzenlechner istschon seit Dezember 2015 imVorstanddes Erste-Liga-Klubs tätig. „Mein Sohnhat imKindergartenalter hier zu spielenbegonnen. Da beginntman sich zu enga-gieren“, schildert die Niederösterreiche-rin. Die Leidenschaft für den Fußball warauch bei ihr relativ früh ausgeprägt.„Schon als kleinesMädchen habe ichmitmeinemOpadie Spiele des 1.WienerNeu-städter Sportclubs besucht. Ich habe im-mer sehr gerne Fußball geschaut. Nichtnur inÖsterreich, auch auf internationalerEbene.“Selbst gespielt hat Putzenlechner aller-

dings nie. Im Juni 2017wurde die Unter-nehmensberaterin als erste Frau in denAufsichtsrat der Bundesliga gewählt.„Dass es eineHerausforderung ist, in einerMännerdomäne zu arbeiten, ist keine Fra-ge. Aber ich denke, als Frau kannman an-dere Aspekte und Perspektiven hinein-

bringen. DasWichtigste ist das InteresseamSport.“ Negative Erfahrungen hat sieals einzige Frau imVorstand bisher nichtgemacht. Die Kritik kommtmeist vonaußen, wie Putzenlechner erzählt: „DerSCWienerNeustadt steht ja immerwiederim Fokus. In der Ära von Frank Stronachbesonders, aber auch die Stadiondiskus-sion kommt immer wieder. Vereinzelt kri-tische Stimmen gab es beispielsweise beider Trainerbestellung vonRomanMäh-lich.“ Darüber kann die Niederösterrei-cherin nur schmunzeln.Als dieMannschaft mit fünf Siegen in

Folge in die Saison startete, war die Kritikschnell verflogen.Warumnur wenige Frauen imFußball-

bereich in Führungspositionen vertretensind, sieht die Vorständin des SCWienerNeustadt historisch bedingt: „Wenige sindbereit, die Verantwortung einzugehen.Gute Ideen hätten viele, aber diemüssenauch umgesetzt werden.Mit schlauenSprüchen allein komme ich imFußballge-

schäft nicht weiter.“ Das BundeslandNie-derösterreich nimmt in dieser Hinsicht fürPutzenlechner eine Vorreiterrolle ein:„Wir sind das einzige Bundeslandmiteiner Landeshauptfrau.Undmit Petra Bo-huslav haben wir seit 2009 eine Sportlan-desrätin.“Dennoch betont dieBundesliga-Aufsichtsrätin: „Ich denke, es ist wichtig,professionell zu agieren. Ich halte nichtsvomEmanzentum oder irgendwelchenQuoten. Ich vertrete den Standpunkt, dassder oder diejenigemit der bestenQualifi-kation den Job ausüben sollte bzw. jemanddermit Freude bei der Sache dabei ist. ObFrau oderMann ist dabei egal.“FürWienerNeustadt ist nach dem er-

folgreichenStart einigesmöglich. „Das In-teresse des Vereins steht fürmich imVor-dergrund.Wir wollen guten Fußball spie-len.ZuBeginnderSaison sindwir nicht alsAufstiegsaspirant gehandelt worden, aberwir wollen natürlich zur Stelle sein, wennder eine oder andere Klub in der Ligaschwächelt.“

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VORBILDER VORBILDER

Wattens-Präsidentin DianaLanges topmodisch in denKlubfarben gekleidet.

↖ KATJAPUTZENLECHNER

Sie ist seit 2015 imVorstanddes SCWN, seit Sommer2017 sitzt sie als erste FrauimAufsichtsrat derBundesliga.