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12.86 3000 37590/1
WAFFENCHEF DER INFANTERIE 3003 Bern, August 1984
Das Sturmgewehr 90
und
Die 5,6 mm Munition
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1 DAS STURf'llEWEHR 57 1
Das Sturmgewehr 57 (Stgw 57) wurde in unserer Armee im Jahre 1960 eingeführt. Es ersetzte damals den Karabiner 31, das leichte Maschinengewehr und die Maschinenpistole. Für die damalige Zeit galt die Entwicklung des Stgw 57 als fortschrittlich. Der SIG (Schweizerische Industriegesellschaft, Neuhausen am Rheinfall), dem Hersteller des Stgw 57, war es gelungen, eine feuerstarke Waffe zu konstruieren, welche zugleich handlich und einfach ist. Diese drei Forderungen konnten von allen übrigen damals erprobten Gewehren nicht befriedigend erfüllt werden, weshalb nach harten Vergleichsversuchen die SIG-Waffe gewählt wurde.
In den seither vergangenen 25 Jahren wurden mehrere hunderttausend Sturmgewehre 57 hergestellt. Aber die Entwicklung im Bereich der Handfeuerwaffen blieb nicht stehen. Es gelang der modernen Waffenund Materialtechnik, leichtere, handlichere und in der Präzision dem Stgw 57 absolut ebenbürtige Waffen herzustellen. Dies wurde insbesondere durch die Wahl kleinerer Kaliber ermöglicht.
Seit mehreren Jahren hat man sich daher in unserer Armee mit einer Nachfolgewaffe für das Stgw 57 beschäftigt, Nach eingehenden Erprobungen fiel die Wahl wiederum auf eine Waffe der SIG, das Sturmgewehr 90 (Stgw 90l.
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WARUM EIN NEUES STURMGEWEHR
Aus rein technischer Sicht müsste das Stgw 57 noch nicht abgelöst werden. Die Trefferleistung des Gewehres sowie die Leistung der Gewehrpatrone 11 im Ziel entsprechen immer noch den heutigen Anforderungen.
Eine Beibehaltung dieser Waffe über weitere Jahrzehnte wäre aber mit folgenden wesentlichen Nachteilen verbunden:
• Die Rekruten werden heute mehrheitlich mit Stgw 57 ausgerüstet, welche von Wehrmännern bei ihrer Entlassung aus der Wehrpflicht abgegeben und revidiert wurden. Ein Gewehr kann im Durchschnitt jedoch nur zweimal technisch überholt werden. Diese Revisionen und der steigende Ersatzteilbedarf werden irrmer kostspieliger.
• Für die 90er Jahre zeichnen sich Bestandesschwierigkeiten ab. Zunehmend müssen Stgw 57 liquidiert werden, weil der technische Zustand und die zu erwartenden Kosten eine Revision ausschliessen. Die letzten fabrikneuen Stgw 57 werden 1985 an die Truppe ausgeliefert werden. Auf eine weitere Nachbeschaffung wird verzichtet. Aus diesen Gründen können ab Ende der 80er Jahre nicht mehr alle Rekruten mit dem Stgw 57 ausgerüstet werden.
• Der Trend geht nach irrmer leichteren, kürzeren und dadurch nand-1 icheren Gewehren. International gesehen verfügt der Schweizer Soldat heute über das schwerste und längste Gewehr. Das Stgw 57 behindert den Wehrmann in seiner Beweglichkeit, beim Stellungsbezug und der Schussabgabe. Es benötigt zudem zuviel Platz in Panzern, andern Fahrzeugen und unterständen.
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1 Eine Nachfabrikation von Sturmgewehren 57 ist weitaus teurer als die Produktion neuer Sturmgewehre. Aus heutiger Sicht beträgt die Preisdifferenz rund 40 %. Um den Preisvorteil nutzen zu können, sollten jährlich mindestens 30'000 neue Gewehre hergestellt werden.
Dies sind einige der Gründe für die Forderung nach einer leichteren und kürzeren Nachfolgewaffe.
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1 DAS STUR~EWEHR 90
Das Stgw 90 ist eine moderne Kampfwaffe, mit welcher folgende Feuerarten geschossen werden können:
• Einzelfeuer
• Feuer mit der Dreischussautomatik
• Seriefeuer
Das Gewehr ist mit einem umklappbaren Kolben ausgerüstet und verschiesst 5,6 mm Munition aus einem 20-Schuss-Kunststoffmagazin auf Distanzen bis 400 m.
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DIE TECHNISCHEN DATEN DER WAFFE
Daten Einheit 7,5 mm Stgw 57
Abmessungen
- Kaliber mm 7,5 - Gesamtlänge mm 1100 - Länge mit mm -
umgelegtem Kolben - Lauflänge mm 690
Visierung
- Visierart - Diopter
- Länge der mm 636 Visierlinie
Abzug
- Druckpunkt - ja
Schussfolge
- Technische Kadenz Schuss/ 450-650 Minute
Einsatzdistanz m bis 600
Präzision auf 300 m - sehr gut
5,6 mm Stgw 90
5,6 1000 777
533
Diopter 100 m Offene 540
ja
600-900
bis 400
sehr gut
Daten Einheit
Gewichte
- Waffe mit leerem kg 24120 Schuss Magazin
- Waffe mit 120 kg Patronen in 24120 Schuss Magazin abge-füllt
Funktionsprinzip der Waffe
Feuerarten
Verriegelung
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7,5 mm Stgw 57
5,9
10,4
Selbstlader, nach dem Prin-zip des Rück-stossladers
Einzelfeuer Dauerfeuer
Rol lenver-schluss, keine starre Verrie-gelung
5,6 mm Stgw 90
4,1
6,05
Selbstlader, nach dem Prin-zip des Gas-druckladers mit Drehver-schluss
Einzelfeuer 3-Schuss-Auto-matik Dauerfeuer
Drehverschluss mit Verriege-lungsnocken, starre Verrie-gelung
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WAS LEISTET DAS STURPljEWEHR 90
Die Leistung des Stgw 90 steht derjenigen des Stgw 57 in keiner Weise nach. Die Trefferleistung bis 400 m entspricht bei geringen Abweichungen derjenigen des Stgw 57. Zudem konnte während der Truppenversuche festgestellt werden, dass die Trefferwahrscheinlichkeit in Gefechtsschiessen eher besser war. Ferner wurde die Beweglichkeit im Orts- und Waldkampf wesentlich gesteigert. Im weiteren erlaubt die neue Visierung, Zielerkennung und Zielerfassung zeitlich zu verkürzen.
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DIE MUNITION KALIBER 5~6 fTITI
Im Auftrag der Gruppe für Rüstungsdienste wurde die Eidg. Munitionsfabrik Thun (M+FT) beauftragt, eine entsprechende Munition zum Stgw 90 zu entwickeln. Es galt zu berücksichtigen, dass im Sturmgewehrschiessen auf 300 m Distanz die gleiche Treffsicherheit wie mit der heutigen 7,5 mm Munition erreicht wird.
Als Normwert für die Wirkung im Ziel wird der Durchschlag von Stahlhelmblech plus 25 mm Tannenholz auf 400 m gefordert. Diese Anforderung wird vom Sturmgewehr 90 mit 5,6 mm Munition erfüllt.
Die Gewehrpatrone 90 ist nach dem international eingeführten Kaliber 0,223 Zoll ausgelegt. Geschosskonstruktion und Drall sind jedoch so konzipiert, dass bezüglich Präzision und Verwundung die höheren schweizerischen Anforderungen erfüllt werden können. Das Verhalten des Geschosses entspricht der geltenden Haager Landkriegsordnung. Die 5,6 mm Gewehrpatrone 90 erfüllt auch die Bedingungen, welche der Konferenz der Vereinten Nationen im Herbst 1980 als Vorschlag für ein Abkorrmen mit ähnlicher Zielsetzung vorgelegt wurden.
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Die zu beschaffende Munition soll in Ladestreifen zu zehn Schuss abgefüllt werden und folgende Sorten umfassen.
Kalibervergleich
Gewicht
Länge
Mündungsgeschwindigkei t
a.. <.!l
E E
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0. 1 .µ V) cv "' _J CO a._
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Kal 7,5 mm
27 g
77 mm
750 m/s
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E E
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Kal 5,6 mm
12 g
57 mm 900 m/s
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WAS LEISTET DIE 5,6 nm PATRONE
Die Leistung der 5,6 mm GP 90 steht der 7,5 mm GP 11 in keiner Weise nach. Trotz erheblich tieferem Geschossgewicht wird mit dem Kaliber 5,6 mm eine grössere Wirkung im Ziel erreicht. Die Gründe dafür liegen bei einer höheren Anfangs- und Endgeschwindigkeit sowie einer optimierten Geschosskonstruktion.
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Vergleichsschiessen in Rekrutenschulen haben gezeigt, dass die Trefferresul tate mit dem Stgw 90 beim Standschiessen auf 300 m besser waren.
Standschiessen: Scheibe A 5, 6 Schuss, ohne Zeitbeschränkung
Waffe Punktedurchschnitt
Stgw 57 22,5
Stgw 90 24,5
Beim Wettschiessen mit dem Stgw 90 konnten rund doppelt soviele Schützenabzeichen vergeben werden als beim Schiessen mit dem Stgw 57.
Wettschiessen:
Waffe 0 Punkte Schützen-abzeichen
Stgw 57 72,l 11,2 %
Stgw 90 78,8 22,0 %
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Präzisionsschiessen:
Die Hälfte der Treffer von 4 Trefferbildern zu Je 20 Schuss dürfen eine Höhen- und Seitenstreuung von höchstens 5x6 cm aufweisen. Zudem darf die ganze Streuung Jedes einzelnen Trefferbildes höchstens 24x24 cm betragen.
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DIE VORTEILE DES STURMGEWEHRES 90 UND DER 5,6 mn MUNITION
Gewehr und Munition sind wesentlich leichter. Bei einer Kampfausrüstung von 120 Schuss beträgt das Gewicht von Waffe und Munition beim Stgw 57 10,4 kg, beim Stgw 90 nur noch rund 6 kg,
Auch der Munitionsnachschub wird mit der Gewehrpatrone 90 erleichtert, da das Gewicht der Patrone nur 12 g statt 27 g beträgt,
Im Vergleich zum Stgw 57 ist das Stgw 90 rund 10 cm und bei eingeklapptem Kolben sogar 30 cm kürzer. Dadurch wird das Gesamtgewicht der Waffe reduziert. Beides führt zu einer Verbesserung der Handlichkeit des Stgw 90 und damit auch zu mehr Beweglichkeit des Soldaten.
Eine Anpassung der bestehenden Schiessstände ist trotz den kleineren Massen des Stgw 90 nicht notwendig,
Mit dem Stgw 90 könnten Gewehrgranaten mit den Gewehrpatronen 90 verschossen werden. Ein Umladen auf Gewehr-Treibpatronen wie beim Stgw 57 wäre nicht mehr nötig, Bogenschuss mit auf dem Boden abgestützten Stgw 90 dürfte nicht gestattet werden. Aus heutiger Sicht wird auf eine Beschaffung von Gewehrgranaten verzichtet.
Der Rückstossimpuls ist sowohl beim Verschiessen von Gewehrpatronen wie auch von Gewehrgranaten kleiner als beim Stgw 57.
Mit dem Stgw 90 entsteht dank der neuen Munition mit ihrem kleineren Kaliber eine geringere Lärmbelastung für Schützen und Umgebung.
Durch die sehr gestreckte Flugbahn bis zur maximalen Einsatzdistanz wird der Visierbereich vergrös sert (z B kann mit Visier 2 eine G-Scheibe von O - 400 m getroffen werden).
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WANN ERHAELT DIE TRUPPE DAS STURl"tiEWEHR 90
Verifikationsversuche mit einer grösseren Anzahl Waffen werden 1986 und 1987 durchgeführt. Ab 1989 ist vorgesehen, das Stgw 90 in der Armee einzuführen. Die Einführung wird sich über mehrere Jahre er- · strecken.