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Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko - DIHK | Chambre Allemande de Commerce et d’Industrie au Maroc 140, Bd Zerktouni, | 20070 Casablanca | Tel: +212 522 42 94 00/01| Fax: +212 522 47 53 99 | E-Mail: [email protected] Internet: http://marokko.ahk.de Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko Autor Deutsche Industrie- und Handelskammer Marokko Auftraggeber Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

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Page 1: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko - DIHK | Chambre Allemande de Commerce et d’Industrie au Maroc 140, Bd Zerktouni, | 20070 Casablanca | Tel: +212 522 42 94 00/01| Fax: +212 522 47 53 99 | E-Mail: [email protected]

Internet: http://marokko.ahk.de

Die Agrar- und Ernährungswirtschaft

in Marokko

Autor

Deutsche Industrie- und Handelskammer Marokko

Auftraggeber

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Page 2: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko März 2010

Autoren Stefanie Sohm, Sofia Höhn

Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko 140 Bd. Zerktouni, 6ème Etage 20070 Casablanca, Marokko Tel.: +212 (0) 5 22 42 94 00 Email: [email protected] Internet: http://marokko.ahk.de Auftraggeber Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Referat 624 Internationale Projekte, Koordinierung der Exportangelegenheiten Dienstsitz Berlin Wilhelmstraße 54 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 18 52 90

Page 3: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

III

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis VAbbildungsverzeichnis VI Vorwort VIIZusammenfassung: Wichtiges in Kürze VIII 1 Landesportrait Marokko 1

1.1 Geographie und Klima 11.2 Bevölkerung 21.3 Politik 3

1.3.1 Staatssystem und Verwaltung 31.3.2 Innenpolitik 41.3.3 Außenpolitik 4

1.4 Wirtschaftliche Lage Marokkos 61.4.1 Gesamtwirtschaftliche Lage 61.4.2 Wirtschaftszweige 71.4.3 Außenwirtschaft 8

1.5 Rechtliche Rahmenbedingungen 91.5.1 Steuersystem 91.5.2 Unternehmensformen 101.5.3 Investitionsanreize 111.5.4 Rechtsstaatlichkeit 12

2 Der Agrar- und Lebensmittelsektor 132.1 Wirtschaftsleistung 132.2 Exporte 142.3 Importe 162.4 Bedingungen in der Landwirtschaft 18

3 Agrarpolitik: Strategie und Akteure 223.1 Ausgangslage 223.2 Entwicklungsprogramm „Plan Maroc Vert“ 223.3 Organisation und Profile wichtiger Einrichtungen im Agrarsektor 273.4 Subventionen und Steuerpolitik 313.5 Finanzierung 33

4 Ausgewählte Agrar- und Lebensmittelsektoren 354.1 Landtechnik 35

4.1.1 Einsatzbedingungen 354.1.2 Bestand im Markt 354.1.3 Wettbewerber und Kundenprofil 374.1.4 Distributionsnetzwerke 384.1.5 Importbedingungen 394.1.6 Finanzierung 394.1.7 Trends und Marktchancen 40

Page 4: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

IV

4.2 Pflanzenproduktion 414.2.1 Anbau und Erträge 414.2.2 Produktion und Vermarktung von Saatgut 454.2.3 Import 464.2.4 Marktchancen und Trends 48

4.3 Agrarchemie 514.3.1 Pflanzenschutzmittel 514.3.2 Düngemittel 524.3.3 Distribution 524.3.4 Gebrauch agrochemischer Produkte 544.3.5 Importbedingungen und Zulassung 554.3.6 Trends und Marktchancen 56

4.4 Tierproduktion 594.4.1 Tierbestand 594.4.2 Tierzucht 634.4.3 Importbedingungen und Finanzierung 644.4.4 Trends und Marktchancen 65

4.5 Lebensmittelhandel 684.5.1 Warenangebot 684.5.2 Distribution 704.5.3 Konsumverhalten 724.5.4 Marketing 744.5.5 Import 774.5.6 Trends und Marktchancen 77

5 Plan Maroc Vert: Chance für den Markteintritt 79 6 Ansprechpartner 827 Literaturverzeichnis 88

Page 5: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

V

Tabellenverzeichnis

1.1 Makroökonomische Daten 2005 bis 2009 7 1.2 Haupthandelspartner 2008 8 1.3 Einkommenssteuer 2010 9 2.1 Entwicklung des BIP im Agrarsektor und Wachstumsrate 2005 bis 2009 13 2.2 Wichtige Agrarexporte Marokko 2009 14 2.3 Beispiele Ausfuhren Agrargüter Marokko - Deutschland 15 2.4 Beispiele Ausfuhren Agrargüter Deutschland - Marokko 17 2.5 Niederschläge nach Regionen 19 2.6 Wirtschaftsleistung in Abhängigkeit der Regenfälle 1996 bis 2007 20 2.7 Tropfbewässerung 2008 / Ausblick 2020 21 3.1 Plan Maroc Vert - Ziele in den Sektoren bis 2020 26 4.1 Bestand Landtechnik 2008 36 4.2 Subventionen für Landtechnik 39 4.3 Entwicklung Produktionsmengen Getreide 41 4.4 Getreideanbau in den Regionen 2008 41 4.5 Hülsenfrüchte in den wichtigen Regionen 2008 42 4.6 Gemüseanbau 2008 43 4.7 Obstanbau 2008 43 4.8 Zitrusfrüchte 2008 44 4.9 Anbaukalender Zitrusfrüchte, Obst und Gemüse 44 4.10 Weitere Anbaukulturen 2008 45 4.11 Importunternehmen für Saatgut 47 4.12 Einsatz zertifiziertes Saatgut 48 4.13 Angestrebte Produktion von zertifiziertem Saatgut bis 2020 49 4.14 Geplanter Olivenanbau bis 2020 49 4.15 Auszug angebotener Agrarchemie 54 4.16 Einsatz Dünger 2008 und geplanter Einsatz 2020 57 4.17 Bestand Zuchttiere für die Fleischproduktion 2008 nach Regionen 61 4.18 Subventionstarife für die Tierzucht 65 4.19 Tierbestand und Fleischproduktion Plan 2020 nach Regionen 66 4.20 Angestrebte Bestände Milchvieh und Milchproduktion 2020 nach Regionen 67 4.21 Beispiele lokaler und importierter Lebensmittel 69 4.22 Anzahl und Entwicklung Handelsketten 2008 71 4.23 Preisbeispiele Lebensmittel 76 4.24 Importeure Lebensmittel 77

Page 6: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

VI

Abbildungsverzeichnis

1.2 Landkarte Marokko 1 1.2 Verwaltungsbezirke Marokko 3 2.1 Entwicklung BIP im Agrarsektor 2002 bis 2009 13 2.2 Importe Agrarerzeugnisse und Lebensmittel 2008 16 2.3 Vegetationszonen Marokkos 19 3.1 Organigramm Agrarministerium 27 4.1 Vegetationszonen Marokkos 35 4.2 Verkaufte Landmaschinen 2009 nach Marken 37 4.3 Vertriebsstruktur Sektor Agrarchemie 53 4.4 Typischer Markt und Einzelhändler 70 4.5 Zusammensetzung der Ernährung 73 4.6 Beispiele lokaler Werbeanzeigen 75

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VII

Vorwort

Der vorliegende Überblick zum Agrar- und Ernährungssektor Marokkos wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) erstellt. Er umreißt die wirtschaftliche Situation des Sektors und beschreibt aktuelle Ent-wicklungstendenzen. Darüber hinaus werden Marktpotenziale für deutsche Erzeugnisse sowie die Rahmenbedingungen für Exporte und Investitionen dargestellt. Dieser Überblick kann nur ein Einstieg in den Sektor sein. Eine detaillierte Sektor- und Marktanalyse sowie einen persönlichen Besuch kann er nicht ersetzen. Festzuhalten bleibt, dass der Leser einen guten und detaillierten Überblick über den Agrar- und Ernährungssektor erhält. Die Daten und Fakten des Sektors waren bislang nicht oder nicht ausreichend erhoben und dokumentiert worden; auch stößt man bei den Recherchen auf unterschiedliche Zahlen. Dies bedeutete auch eine Herausforderung bei Erstellung des Überblicks.

Marokkos Agrarsektor spielt nach wie vor eine überaus wichtige Rolle für die gesamtwirt-schaftliche Entwicklung des Landes. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche beträgt über 9,5 Mio. Hektar bei über 1,5 Mio. in diesem Bereich tätigen Unternehmen und gut 4 Mio. Arbeitern. Dieser Sektor trägt derzeit noch gut ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt bei, und das wirtschaftliche Wachstum Marokkos in dem generell schwierigen Jahr 2009 wur-de fast zur Hälfte von diesem Bereich getragen.

Im April 2008 fanden zum ersten Mal landwirtschaftliche Tagungen in Marokko statt. Da-bei wurde auch zum ersten Mal der „Plan Maroc Vert“ vorgestellt, der den Agrarbereich als prinzipiellen Motor des nationalen Wirtschaftswachstums für das kommende Jahrzehnt darstellt. Bis 2020 sollen über 13 Milliarden Euro investiert, ca. 1,5 Mio. neue Arbeitsplät-ze geschaffen und ein jährliches BIP von 10 Mrd. erreicht werden. Gleichzeitig möchte man damit auch die natürlichen Ressourcen in den Regionen, vor allem im Souss-Massa-Drâa und Meknès-Tafilalet, schützen. Erklärtes Ziel ist es, den Agrarsektor zu modernisie-ren und eine Einkommensverbesserung für die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe zu erreichen. Um dies zu verwirklichen, sollen die veralteten Infrastrukturen weiter ausge-baut, die Mitarbeiter aus- und weitergebildet als auch eine verstärkte technische Unter-stützung eingesetzt werden.

Selbstverständlich gibt es zu diesem „Plan Maroc Vert“ auch einige kritische Stimmen. Es werde zu sehr auf Investitionen (materielle und immaterielle) gesetzt, wobei dies nicht gleichbedeutend sein kann mit einer dauerhaften positiven Entwicklung des Sektors. Au-ßerdem werde im Rahmen dieses Plans vergessen, dass die Akteure in dem Sektor oft in „familiären Strukturen“ funktionieren. Ebenso dürfte die stringente Umsetzung des Plans einige Fragen aufwerfen. Trotz alledem bleibt festzuhalten, dass mit dem „Plan Maroc Vert“ zum ersten Mal eine Strategie für den Agrarsektor entwickelt und derzeit umgesetzt wird. Dass eine solche Strategie nicht alle Punkte berücksichtigen kann und bei der Um-setzung regelmäßig Anpassungsbedarf besteht, liegt in der Natur der Sache.

Insgesamt bedeutet die Strategie ein erhebliches Entwicklungs- und auch für deutsche Firmen Geschäftspotenzial in diesem Bereich. Deutsche Firmen können dabei eine Schlüsselrolle einnehmen und besitzen bereits in einigen Teilsektoren führende Positio-nen. Deutschen Firmen kommt dabei u.a. der häufig verfolgte partizipative Ansatz bei dem Eintritt in neue Märkte zugute. Dies gepaart mit dem sehr guten Ruf von Produkten „Made in Germany“ ist eine hervorragende Ausgangsbasis für eine stärkere Zusammen-arbeit im Agrar- und Ernährungswirtschaftssektor.

Marco Wiedemann Geschäftsführer AHK Marokko

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VIII

Zusammenfassung: Wichtiges in Kürze Der Agrarsektor ist mit einem Anteil von 12% bis 15% am nationalen BIP einer der bedeu-tendsten Wirtschaftsektoren in Marokko. Die überdurchschnittlich gute Wachstumsrate im Jahr 2009 von 26% bescherte dem Sektor einen Umsatz von 9,3 Mrd. Euro. Dennoch leidet der Sektor an einer strukturellen Schwäche. Besonders die große Abhängigkeit von den unregelmäßigen Niederschlägen lässt ihn großen Schwankungen unterliegen, da von 9,5 Mio. Hektar Anbaufläche lediglich 1,4 Mio. Hektar mit Bewässerungsanlagen ausge-stattet sind. Der hohe Fragmentierungsgrad der Anbauflächen erschwert die wirtschaftli-che Bearbeitung. Der Großteil der marokkanischen Landwirtschaftsbetriebe arbeitet tradi-tionell.

Die staatlichen Subventionen fielen bislang eher gering aus. Mit dem im Jahr 2008 ins Leben gerufenen Entwicklungsprogramm „Plan Maroc Vert“ will die Regierung den Agrar-sektor nun zur treibenden Wirtschaftskraft machen: 13 Mrd. Euro staatliche und private Gelder sollen in den nächsten zehn Jahren in den Sektor fließen. Um die ehrgeizigen Zie-le zu erreichen, müssen vor allem Investitionen in die Ausstattung mit Produktionsfaktoren getätigt werden.

Die Studie stellt den Plan Maroc Vert vor und beleuchtet die Subsektoren Landtechnik, Pflanzenproduktion, Agrarchemie, Tierproduktion und Lebensmittelhandel. Sie liefert In-formationen zur aktuellen Lage dieser Bereiche und den zu erwartenden Entwicklungen:

- Der Plan Maroc Vert setzt auf das Engagement privater Investoren und stellt staatliche Fördermittel bereit.

- Viele Produktionsgüter für die Landwirtschaft sind von den Einfuhrzöllen sowie der Mehrwertsteuer befreit und werden subventioniert. Agrarbetriebe sind vorübergehend von der Umsatzsteuer befreit.

- Der Bestand an Landmaschinen ist unterdurchschnittlich. Die Mechanisierung wird mit bis zu 60% subventioniert, wobei die Regierung Anreize für den überbetrieblichen Ein-satz von Landtechnik setzt.

- Der Getreideanbau soll bis 2020 flächenmäßig zurück gebaut werden bei gleichzeiti-gem Anstieg der Produktion von 5,3 Millionen auf 7,6 Millionen Tonnen. Der Einsatz von zertifiziertem Saatgut soll ebenso gesteigert werden wie der Einsatz von Dünger.

- Der Ausbau der Oliven-, Zitrusfrüchte- und Gemüseplantagen sowie die Exportorien-tierung der produzierenden Betriebe werden besonders gefördert.

- Die professionelle Fleischproduktion ist in Marokko noch nicht verbreitet und soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Seit März 2010 können Mastrinder einge-führt werden. Der Kauf von Tiergenetik und Stalltechnik wird subventioniert.

- Mit der Gründung des Büros für Lebensmittelsicherheit macht der Staat einen wichti-gen Schritt in Richtung Annäherung an die europäischen Lebensmittelrichtlinien.

- Im Sommer 2010 plant die Regierung, Agrarland zu günstigen Konditionen zu ver-pachten.

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1 Landesportrait Marokko

1.1 Geographie und Klima

Marokko liegt im Nordwesten Afrikas an den Küsten des Mittelmeers und des Atlantiks. Im Norden bei Tanger wird das Königreich lediglich durch die Straße von Gibraltar 14 km von Europa getrennt. Die Staatsfläche beträgt ohne das umstrittene Gebiet der Westsahara im Süden (ca. 250.000 km²) rund 446.550 km². Hauptstadt ist Rabat mit ca. 1,5 Mio. Einwoh-nern, das Wirtschaftszentrum befindet sich in Casablanca, der größten Stadt Marokkos (ca. 4 Mio. Einwohner). Weitere Millionenstädte sind Fès, Marrakesch im Landesinnern sowie das nahe der Küste gelegene Tetouan. Die Landschaft ist mit dem Rifgebirge, dem hohen, mittleren und Anti-Atlas zu großen Teilen gebirgig (Höchsterhebung Dschebel Toubkal: 4.165 m).

In Marokko herrscht vorwiegend mediterranes Klima mit heißen und trockenen Sommern sowie milden und feuchten Wintern. Grob kann man das Land in vier Zonen unterteilen:

- Norden / Rifgebirge: typisch mediterranes Klima. An der Küste sehr viel Nieder-schlag, im Osten trockener.

- Atlantikküste: ebenfalls feuchte und milde Winter, allerdings im Sommer durch den Einfluss des Atlantiks nicht ganz so heiß.

- Kontinental: sehr trockene und heiße Sommer, im Winter oft kalt und viel Regen, im Atlasgebirge Schnee.

- Grenzgebiete der Sahara: wüstenhaftes Klima, kaum Niederschlag. Starke Tempe-raturschwankungen mit kalten Nächten und sehr heißen Tagen.

Abb. 1.1: Landkarte Marokko

Quelle: Microsoft Encarta (1996)

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1.2 Bevölkerung

Laut letzten Schätzungen lebten 2009 31,5 Millionen Menschen in Marokko, etwa 57,3% von ihnen in Städten. Ca. 52% der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt, während der An-teil der über 65-jährigen nur etwa 5,5% beträgt. Das Bevölkerungswachstum ging in den letzten Jahren auf nur noch 1,4% im Jahr 2004 zurück.1

Die Amtssprache ist Arabisch; Französisch ist insbesondere als Geschäftssprache geläu-fig. In ganz Marokko wird die Umgangssprache Darija – eine lokale Variante des Arabi-schen – gesprochen. Während in den Städten die meisten Menschen zumindest Grundla-gen des Französischen beherrschen, dominiert in den ländlichen Regionen Darija. Im Norden, dem ehemaligen Protektorat Spanisch-Marokko, wird außerdem auch häufig Spanisch gesprochen.

Ungefähr zwei Millionen Marok-kaner leben im Ausland, der Großteil in Frankreich, Holland, Belgien, Italien und Deutsch-land. Die Überweisungen dieser Bevölkerungsgruppe stellen eine der wichtigsten Devi-senquellen des Landes dar.

Trotz vieler Reformen und einem zusätzlichen Budget liegt die Analphabetenrate immer noch bei ca. 43%. Von den marokkanischen Frauen können etwa 60% nicht lesen und schreiben. Obwohl 1963 eine allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, besuchten viele Kinder, vor allem junge Mädchen, weiterhin nicht die Schule. 1999 wurde von der Regie-rung und König Mohammed VI eine Kampagne zur Reform der Schulausbildung initiiert. Die Einschulungsrate ist bis 2002 zwar auf 92% angestiegen, das ehrgeizige Ziel von 100% konnte jedoch nicht erreicht werden. Außerdem besucht von der Gruppe der 15-jährigen nur noch die Hälfte die Schule. Das Erziehungsministerium verabschiedete 2008 einen Notfallplan, der die Schulausbildung weiter fördern soll. Erschwerend hinzukommt, dass die Schulen und Universitäten seit Jahren völlig überfüllt sind und der Arbeitsmarkt nicht alle Absolventen aufnehmen kann. Durch eine Universitätsreform sollen für den Ausbau weitere Mittel zur Verfügung gestellt, sowie die Qualität der Ausbildung verbessert werden.2

In Marokko ist der Islam Staatsreligion. Etwa 99% der Marokkaner sind Muslime, davon ein Großteil Sunniten malikitischer Richtung. Hinzu kommen kleinere Gruppen von Chris-ten und Juden.

1 Haut Commissariat au Plan, 2009 2 Auswärtiges Amt, Länderinformationen Marokko 2010

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1.3 Politik

1.3.1 Staatssystem und Verwaltung

Marokko ist gemäß der Verfassung von 1972 eine konstitutionelle Monarchie mit der Staatsreligion Islam. Dem König wird danach eine Doppelrolle als Staatsoberhaupt und geistigem Führer zugewiesen (Amir Al Mu’minin). Weiter werden in der Verfassung Ge-waltenteilung, Meinungsfreiheit, Gleichheit der Geschlechter, Streikrecht, Recht auf Ei-gentum und Bildung festgeschrieben. Durch die Verfassungsänderung im September 1996 wurde ein Zweikammersystem eingeführt. Die Abgeordneten der ersten Kammer werden direkt vom Volk gewählt. Die zweite Kammer wird hingegen indirekt durch Ge-meindevertreter und Berufsvertretungen zusammengesetzt. Trotzdem bleibt der Einfluss des Königs, der nach Belieben Regierungschefs ein- und absetzen kann und mit Hilfe von Notverordnungen auch alleine regieren kann, beherrschend.

Im Zuge der 1992 angestoßenen Verwaltungsreform wurde Marokkos Verwaltungssystem 1997 in 16 Provinzen (Wilayas) unterteilt: Chaouia-Ouardigha, Doukala-Abda, Fès-Boulemane, Grand Casablanca, Guelmim-Es-Semara, Gharb-Cherarda-Beni Hsan, Laayoune-Boujdour-Sakia El Hamra et-Tétouan, Marrakesch-Tensift-Al Haouz, Meknès-Tafilalet, Oued-Eddahab-Lagouira, l’Oriental, Rabat-Salé-Zemmour-Zaër, Souss-Massa-Draa, Tadla-Azilal, Tanger-Tétouan, Taza-Taounate-Al Hoceima.

Abb. 1.2: Verwaltungsbezirke

Quelle: Eigene Darstellung

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Die Provinzen besitzen eigene Rechtspersönlichkeit und finanzielle Autonomie, allerdings keine legislativen Befugnisse. Für die nächsten Jahre sind weitere Reformen zur Regiona-lisierung vorgesehen. Einige Verwaltungsabläufe wurden bereits in den letzten Jahren zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes verbessert. So bieten z.B. die regionalen Investitionszentren eine konzentrierte Anlaufstelle für Investoren und Unter-nehmensgründer und der Zoll eine weitgehend funktionale Internetplattform. Jedoch bleibt der Verwaltungsapparat im Allgemeinen recht schwerfällig; das System trägt trotz der formalen Dezentralisierung die typischen Züge einer zentralisierten und hierarchischen Bürokratie:3

bürokratische Hindernisse, hierarchische Strukturen und lange Entschei-dungswege verzögern die Abläufe.

1.3.2 Innenpolitik

Innenpolitisch verfolgt König Mohammed VI. einen Kurs der bewussten Modernisierung und (jedenfalls partiell) Demokratisierung. Ziel ist die Bekämpfung von Armut und Bil-dungsnotstand, die Aufarbeitung der Staatsverbrechen unter König Hassan II und die Gleichberechtigung der Frau. Ein wichtiger Schritt in diesem Modernisierungsprozess stellte im Februar 2004 die Reform des Familienrechts (Moudawana) dar. Das Gesetz postuliert die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau in der Ehe, die starke Ein-schränkung der Polygamie, ein rechtsförmliches Scheidungsverfahren mit Antragsrecht beider Partner, die gleichmäßige Aufteilung der in der Ehe erworbenen Güter auf beide Ehepartner bei der Scheidung, die Stärkung der Rechte der Kinder und die Schaffung einer selbständigen Familiengerichtsbarkeit. Auch wenn die Umsetzung des Gesetzes immer noch Defizite aufweist, bedeutet es doch einen großen Schritt für die Gleichberech-tigung der Frauen in Marokko. Hinzu kommt die im Mai 2005 vom König angestoßene „Nationale Initiative für menschliche Entwicklung“. Mit diesem Programm soll die Armut und Ausgrenzung in den ärmsten ländlichen Gebieten und städtischen Armenvierteln be-kämpft werden. Zu diesem Zweck stellt die Regierung über fünf Jahre verteilt finanzielle Mittel in Höhe von 1 Mrd. Euro zur Verfügung.

Die Mehrheit im Parlament besitzt seit den Parlamentswahlen im September 2007 die konservative „Parti d’Istiqlal“ – Partei der Unabhängigkeit. Neuer Premierminister ist der Generalsekretär der Partei, Abbas El Fassi, der sein Kabinett aus 35 Ministern zusam-mensetzte. Bei den Parlamentswahlen gingen 10% der Sitze an Frauen und auch der Anteil der Frauen im Kabinett wurde auf sieben gesteigert.4

1.3.3 Außenpolitik

In der Außenpolitik betont Marokko eine strategische Westorientierung mit der EU als gesellschaftspolitischem Vorbild und den USA als sicherheitspolitischem Partner. Die EU nimmt dabei eine besondere Stellung als wichtigster Exportmarkt sowie führender privater und öffentlicher Auslandsinvestor ein. Um die herausgehobene Stellung Marokkos ge-genüber Europa weiter zu fördern, beteiligt sich Marokko aktiv am Barcelona-Prozess und 3 Bertelsmannstiftung (2008) 4 Auswärtiges Amt (2010)

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an der Mittelmeerunion. Außerdem hat die Europäische Union zur Förderung der wirt-schaftlichen Entwicklung der südlichen Mittelmeerstaaten und Marokkos ein Programm namens „MEDA“ eingerichtet. Für den Zeitraum 1996 bis 1999 waren für Marokko insge-samt 624 Mio. Euro vorgesehen, für die erst zum Teil Ausschreibungen erfolgt sind. MEDA II (2002- 2004) ist eine Fortsetzung der bisherigen Hilfe mit Schwerpunktsetzung auf Gesundheit, Erziehung, Finanzwirtschaft, Umwelt und vor allem Unterstützung des Privatsektors. Zusätzlich finanziert die europäische Investitionsbank mit Krediten vor allem große Infrastrukturprojekte.5

Freihandel mit der EU

Ein Meilenstein in den Handelsbeziehungen zwischen Marokko und der EU war das 1996 unterzeichnete Assoziierungsabkommen, welches am 01.03.2000 in Kraft trat. Es beinhal-tet unter anderem eine schrittweise Einrichtung einer Freihandelszone bis 2012, sowie weitere Regelungen zum Zahlungs-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr. Außerdem soll durch das Abkommen der politische Dialog und die Zusammenarbeit in den Bereichen Soziales, Kultur und Bildung gefördert werden. Von der Absenkung der Zölle sind vorerst insbesondere Maschinen, Ausrüstungen und industrielle Zulieferungen betroffen.

Im Dezember 2009 unterzeichneten die EU und Marokko ein Handelsabkommen für landwirtschaftliche Produkte. In den nächsten zehn Jahren sollen die Zölle für zwei Drittel der Agrarprodukte, die Marokko aus der EU importiert, stufenweise abgebaut werden. Einige Produkte wurden sofort befreit (z.B. Saatgut), für andere wie z.B. Eier, Milchpro-dukte und Schokolade sollen die Zölle langsam sinken. Die Einfuhren aus Marokko nach Europa wurden bis auf sieben Produkte begünstigt: Einfuhrquoten bestehen weiterhin für Tomaten, Knoblauch, Clementinen, Erdbeeren, Gurken, Zucchini und Zucker. Orangen und Artischocken unterliegen weiterhin einem Einfuhrpreis. Insgesamt können 67% der Produkte frei eingeführt werden.

Freihandel mit den USA

Das Freihandelsabkommen mit den USA wurde 2004 unterzeichnet und trat am 01. Janu-ar 2006 in Kraft. 95% der Waren wurden sofort von den Zöllen befreit, für einige Waren soll die Absenkung stufenweise über neun bzw. 15 Jahre umgesetzt werden.6

Besonders die Freihandelsabkommen mit der EU und den USA sollen dazu dienen, den Produktionsstandort Marokko besser zu positionieren. Gleichzeitig stellen sie jedoch eine Herausforderung für die größtenteils noch nicht wettbewerbsfähige einheimische Industrie dar. Ziel ist deshalb die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch in- und ausländische Investitionen.

5 Außenwirtschaftszentrum Bayern (2009) 6 Export.Gov (2009)

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Agadirabkommen

Im März 2007 unterzeichneten Marokko, Tunesien, Ägypten und Jordanien das von der EU geförderte Agadirabkommen. Teilfinanziert aus MEDA-Mitteln soll es ein wesentlicher Schritt in Richtung einer euro-mediterranen Freihandelszone sein.

Weitere Handelsabkommen

Weitere Freihandelsabkommen bestehen mit der Türkei (2006 in Kraft getreten) und mit den Ländern der Arabischen Liga (1998 in Kraft getreten).

1.4 Wirtschaftliche Lage Marokkos

1.4.1 Gesamtwirtschaftliche Lage

Marokko erlebte in den 1990er Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung, so dass die Inflationsrate und Arbeitslosigkeit zurückgingen. In den Jahren 2007 und 2008 konnten sogar geringfügige Budgetüberschüsse erzielt werden. Insgesamt konnte bis 2008 die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP auf 57% gesenkt werden. Dies gelang durch ein von einigen Gläubigerstaaten und vom internationalem Währungsfond unterstützten Stabilisierungsprogramm, welches eine restriktive Geld- und Budgetpolitik, Bankenreform und Liberalisierung des Außenhandels beinhaltete. Viele ehemalige Staatsunternehmen wurden privatisiert und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert.

Im Jahr 2008 gingen die ausländischen Direktinvestitionen um 37% auf umgerechnet et-wa 2,4 Mrd. Euro zurück. Diese konzentrieren sich zum größten Teil auf die Sektoren Te-lekommunikation, Tourismus und zu einem geringeren Anteil industrielle Direktinvestitio-nen. Zu dem starken Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen kam es durch einen Einbruch im Bereich Immobilien und Tourismus. Viele der großen Bauprojekte wurden aufgrund der aktuellen weltweiten Wirtschaftslage auf Eis gelegt. Auch der Produktions-beginn des neuen Fertigungswerks von Renault in Tanger wurde auf 2011 verschoben. Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise konnte 2009 ein Bruttoinlandsprodukt von 64 Mrd. Eu-ro erzielt werden, was ein Wachstum von 5% zum Vorjahr bedeutet. Die Inflationsrate sank auf 1%.

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1.4.2 Wirtschaftszweige

Der wichtigste Sektor in Marokko ist mit über 50% am BIP der Dienstleistungssektor, ge-folgt von der Industrie mit 15% bis 20% und der Landwirtschaft und Fischerei mit 12% bis 15%. Der Dienstleistungssektor konnte 2009 ein Wachstum in Höhe von 4% verbuchen. Potenzial wird in den Sektoren Telekommunikation und Tourismus erwartet, die insbe-sondere für ausländische Investoren interessant sind. Die verarbeitende Industrie mit ei-nem Anteil am BIP von 18% ist hauptsächlich von kleinen und mittelständischen Unter-nehmen in den Bereichen Lebensmittelverarbeitung, Chemie und Textil geprägt. Der Großteil von ihnen ist in privater Hand, auch wenn die etwa 50 staatlichen Unternehmen mit 19% zur Gesamtproduktion beitragen. Ebenso von Bedeutung ist der Abbau der Phosphatbestände, auf die die staatliche Phosphatgruppe OCP das Monopol hat. Marok-ko verfügt zusammen mit der Westsahara über mehr als 70% der weltweiten Phosphat-vorkommen.

Trotz fortschreitender Industrialisierung hat die Landwirtschaft als Wirtschaftszweig eine große Bedeutung für Marokko. Der landwirtschaftliche Anteil am BIP lag in den letzten Jahren bei 12% bis 15% und belief sich in 2009 auf ca. 9,3 Mrd. Euro. Die Wertschöpfung der Landwirtschaft stieg um 26% gegenüber 2008. Den Agrarsektor ausgenommen, liegt das Wirtschaftswachstum bei lediglich 1,6% im Vergleich zu 3,9% 2008 und 6,7% 2007. Der Sektor beschäftigt etwa 49% der Bevölkerung.

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise spürt auch Marokko. Zum einen sanken die Tou-rismuseinnahmen sowie die Exporterlöse im Textil- und Automobilbereich.7

Die Banken in Marokko blieben von den Einbrüchen an den Finanzmärkten weitgehend verschont. Die fallenden Rohstoffpreise wirkten sich positiv aus, da Subventionen für Grundnahrungsmittel (z.B. Getreide) eingespart wurden. Auch in anderen Bereichen för-

Ebenso gin-gen erstmals die jährlichen Geldtransfers der im Ausland lebenden Marokkaner zurück, die eine bedeutende Einnahmequelle des Landes darstellen. Um den Abschwung abzu-fangen, plant die Regierung die Ausgaben um 16% für neue Infrastrukturprojekte und eine Lohnerhöhung im öffentlichen Sektor auszuweiten. Es bestehen Wirtschaftsförderungs-programme für den Automobil-, den Textil-, und den Tourismussektor, sowie für Unter-nehmen mit Exportorientierung.

7 Agueniou (2010)

Tab. 1.1: Makroökonomische Daten 2005 bis 2009 Einheiten 2005 2006 2007 2008 2009 BIP pro Kopf Euro 1.555 1.682 1.777 1.964 2.073 BIP Mrd. Euro 46,9 51,32 54,78 61,23 64,26 Wachstumsrate BIP (real) % 3,0 7,8 2,7 5,6 5,0 Inflationsrate % 1,0 3,3 3,9 5,9 1,0 Arbeitslosenquote % 11,1 9,7 9,8 9,6 n.a. Quelle: Haut Commissariat au Plan (2010)

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dert der geringere Preisdruck die inländische Nachfrage, die somit auch die sinkende Nachfrage im Ausland abdämpfen kann.

1.4.3 Außenwirtschaft

Wichtigster Außenhandelspartner ist die EU, sowohl für Importe als auch Exporte, wohin-gegen der Handel mit den arabischen Ländern eher gering ist. Die wichtigsten Importwa-ren sind Erdöl, Getreide, Fahrzeuge, Maschinen, Zucker, Speiseöl und Rohholz. Insbe-sondere die Importe von thermischen Energieträgern sind von großer Bedeutung, da die-se nahezu 90% der Stromproduktion ausmachen und Marokko kaum eigene Rohstoffre-serven besitzt. Wichtigste Exportgüter sind Phosphat, Düngemittel, Phosphatsäure, Be-kleidung, Obst, Gemüse und Fisch. Seit Jahren ist die Außenhandelsbilanz negativ, mitt-lerweile wird doppelt so viel importiert wie exportiert. Der wichtigste Handelspartner ist die EU; Frankreich und Spanien verzeichnen die größten Handelswerte.

Tab.1.2: Haupthandelspartner 2008

Import in Mrd. Euro

Export in Mrd. Euro

Defizit/ Überschuss

Europa 17,64 8,99 -8,65 - davon Frankreich 4,32 3,02 -1,30 - davon Spanien 3,17 2,71 -0,46 - davon Deutschland 1,10 0,51 -0,50 Asien 6,51 2,04 -4,47 USA 2,94 1,43 -1,51 Afrika 1,42 0,7 -0,72 Ozeanien 0,10 0,57 0,47 Quelle: Haute Commissariat au Plan (2009)

Page 17: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

9

1.5 Rechtliche Rahmenbedingungen

1.5.1 Steuersystem

Zwischen Marokko und Deutschland besteht seit 1972 ein Doppelbesteuerungsabkom-men. Das Finanzjahr in Marokko läuft vom 1. Januar bis zum 31. Dezember.

Mehrwertsteuer

Die Mehrwertsteuer (TVA) ist in Marokko in vier Stufen gestaffelt:

- 20% allgemeiner Mehrwertsteuersatz

- 14% z.B. für Immobilienunternehmen, Warentransporte, etc.

- 10% z.B. auf einige Nahrungsmittel und für Gastronomie, Banken, freiberufliche Personen

- 7% z.B. für bestimmte Dienstleistungen/Produkte: Wasser, Strom, Ölprodukte, Pharmaprodukte

Von der Mehrwertsteuer befreit sind unter anderem einige Grundnahrungsmittel, z.B. Brot, Mehl, Couscous, Milch, Zucker, Öl etc..

Einkommenssteuer

Die Einkommenssteuer betrifft natürliche Personen, Kommanditgesellschaften sowie de facto - Unternehmen, die sich für die Einkommenssteuer anstelle der Körperschaftssteuer entscheiden. Seit dem 01.01.2010 gelten folgende Steuersätze (abgesenkt i.Vgl. zu 2009):

Tab.1.3: Einkommenssteuer 2010 Jahreseinkommen Steuersatz MAD EUR % Bis 30.000 Bis 2.678 0 30.001 - 50.000 2.679 - 4.464 10 50.001 - 60.000 4.465 - 5.657 20 60.001 - 80.000 5.358 - 7.142 30 80.001 - 180.000 7.143 - 16.071 34 Über 180.000 Über 16.071 38

Page 18: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

10

Körperschaftsteuer

Die Körperschaftsteuer beträgt 30% und wird auf Grundlage des Unternehmensgewinns berechnet. Für Kredit- und Versicherungsgesellschaften gelten 37%.

Um unter anderem die Exportwirtschaft und den Tourismus zu fördern, wurden einige Steuervergünstigungen erlassen:

- Befreiung für Exportunternehmen und Hotelbetriebe während der ersten fünf Jahre ihrer Tätigkeit, danach 17,5%.

- Für Unternehmen, die in der Freihandelszone in Tanger ansässig sind:: Befreiung während der ersten fünf Jahre, in den folgenden 20 Jahren 8,75%.

Gewerbesteuer

Handels- und Industrieunternehmen unterliegen einer Gewerbesteuer von 10% bis 30%, die auf Basis des Mietwerts von Gebäude und Maschinenausstattung berechnet wird. Die ersten fünf Jahre ab Unternehmensgründung wird die Gewerbesteuer ausgesetzt.

Liegenschaftssteuer

Die Gemeindesteuer fällt auf die der Gewerbesteuer unterliegenden Ausstattung an und beträgt je nach Lage in ländlichen Gebieten 6,5% und im städtischen Raum 10,5%.

1.5.2 Unternehmensformen

Das marokkanische Gesellschaftsrecht orientiert sich am europäischen Vorbild. Die wich-tigsten Gesellschaftsformen sind:

- SA - „Société Anonyme“ (AG)

- SARL – „Société à Responsabilité Limité“ (GmbH)

- SNC – „Société en Nom Collectif“ (OHG)

- SCS – „Société en Commandite Simple“ (KG)

- „Société en Commandite par Actions“ (KGaA)

- „Etablissement stable“ (Zweigniederlassung)

- GIE - „Groupement d’Intérêt Economique“ - GIE (Wirtschaftsinteressengruppie-rung, ähnlich einer OHG)

Die Gründung einer Aktiengesellschaft (SA) erfordert ein Startkapital von 300.000 MAD und 3.000.000 MAD bei an der Börse gehandelten Unternehmen. Sie erfordert mindes-tens fünf Aktionäre; die Berufung eines Abschlussprüfers ist bei der Gründung einer AG Pflicht.

Page 19: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

11

Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (SARL) und die Aktiengesellschaft gehören derzeit zu den häufigsten Gesellschaftsformen. Das erforderliche Mindeststammkapital zur Gründung einer GmbH beträgt 10.000 MAD. Die Berufung eines Abschlussprüfers ist ab einem Stammkapital von mehr als 50 Mio. MAD Pflicht.

Eine juristische Person kann in Form einer „Ein-Mann-GmbH“ (associé unique) gegründet werden, die Gründung einer Tochter-„Ein-Mann-GmbH“ ist jedoch untersagt.

Die zur Gründung benötigten Dokumente liegen in den regionalen Investitionszentren (CRI - Centre Régional d’Investissement) aus. Beantragt werden dort eine Steuernummer, der Eintrag ins Handelsregister und der Beitritt zur Sozialversicherung.

1.5.3 Investitionsanreize

Es besteht die Möglichkeit, ein Investitionsabkommen mit dem marokkanischen Staat abzuschließen, durch welches Sondervergünstigungen gewährt werden, falls mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt wird:

- Investitionssumme von mindestens 200 Mio. MAD (ca. 17,8 Mio. Euro),

- Schaffung von mind. 250 festen Arbeitsplätzen,

- Technologietransfer,

- Beitrag zum Umweltschutz.

Folgende Vergünstigungen können gewährt werden:

- Bis zu 20% Beitrag zum Grundstückserwerb,

- Beitrag zur Infrastrukturschaffung (bis 5% der Gesamtinvestitionssumme),

- bis zu 20% Beitrag zu den Kosten für im Investitionsprogramm vorgesehene Be-rufsbildung/Ausbildung.

Die Vergünstigungen können kumuliert werden bis zu einem Betrag von max. 5% der Ge-samtinvestitionssumme bzw. 10% bei Ansiedlung im ländlichen und vorstädtischen Raum.

Der Fond Hassan II, der 1999 für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes gegründet wurde, fördert Investitionen in einigen Sektoren, z.B. Automobil, Elektronik und Luftfahrttechnik. Kriterien für die Förderung sind:

- Die Gesamtinvestionen betragen über 5 Mio. MAD (ca. 446.000 Euro),

- davon über 2,5 Mio. MAD (ca. 223.000 Euro) für Maschinen und Ausrüstung.

Die Investitionsprojekte können bis zu einer Gesamtsumme von 20 Mio. MAD (ca. 1,78 Mio. Euro) unterstützt werden mit

- 30% der Gebäudekosten (bis zur Grenze von ca. 178 Euro/m2),

- 10% der Kosten für neue Ausrüstungsgüter.

Page 20: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

12

Weitere steuerliche Vergünstigungen

- Befreiung von der Körperschaftssteuer für Exportunternehmen während der ersten fünf Jahre (Zeitraum beginnt mit der ersten Exportoperation), danach 17,5%,

- Befreiung von der Körperschaftssteuer für Agrarbetriebe bis Ende 2013,

- Mehrwertsteuerfreie Einfuhr der Investitionsgüter innerhalb der ersten 24 Monate,

- Freihandelszonen: Befreiung der Körperschaftssteuer während der ersten fünf Jahre, in den folgenden 20 Jahren 8,75%.

1.5.4 Rechtsstaatlichkeit

Per Verfassungstext liegt eine Teilung der Gewalten innerhalb des Staates vor, ohne die Kontrollrechte des Monarchen über die Legislative und Judikative einzuschränken. Die Gerichte des Landes sind formal unabhängig. An höchster Stelle steht der Oberste Ge-richtshof (auf Französisch Cour Suprême). Seiner Kompetenz obliegt u.a. die juristische Organisation des Landes und die Zivil- und Militärprozessordnung. Das marokkanische Rechtssystem beinhaltet weiter ein Berufungsgericht (franz. Cours d’Appel) für die Neu-verhandlung in erster Instanz schon entschiedener Rechtsfälle. Die Gerichte erster In-stanz (franz. Tribunaux de Première Instance) sind zuständig für Angelegenheiten des Zivil,-, Immobilien-, und des Strafrechts. Zusätzlich bestehen noch weitere Gerichtshöfe, wie zum Beispiel der Handelsgerichtshof. Der Zuständigkeitsbereich eines Gerichthofs erster Instanz umfasst in der Regel drei bis vier Wilayas (Verwaltungsregionen), der spe-zieller Gerichtshöfe meistens weniger. Die weitere Hierarchie des marokkanischen Rechtssystems kennt zudem Amtsgerichte auf kommunaler Ebene (franz. Juridictions Communales et d’Arrondissement). Die Amtsgerichte sind für mindere Vergehen gemäß der Straf- und Zivilprozessordnung zuständig.8

Das marokkanische Rechtssystem basiert auf dem islamischen Recht und unterscheidet sich nur geringfügig vom französischen. Die offizielle Gerichtssprache ist Arabisch. Der Gerichtsstand wird durch den Wohnsitz des Beklagten bestimmt. Besitzt der Beklagte weder einen marokkanischen Wohnsitz noch Aufenthaltsort, so kann die Klage bei dem örtlich zuständigen Gericht des Wohnsitzes oder des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des Klägers anhängig gemacht werden (Art. 27 Satz 3 CPC - Code de Procédure Civile). Grundsätzlich besteht vor den marokkanischen Zivilgerichten kein Anwaltszwang. Der den Strafprozess vertretende Anwalt kann auch die Zivilrechtsklage übernehmen. Ein Urteil ergeht im Namen des Königs. Die Verkündung ist mündlich und öffentlich. Jedes Urteil ergeht mit Kostenfolge. Die unterlegene Partei ist kostenpflichtig. Die regelmäßige Verjäh-rungsfrist für Ansprüche aus Schuldverhältnissen beträgt 15 Jahre. Grundsätzlich gewähr-leistet die Rechtssprechung die allgemeinen Bürger- und Gleichheitsrechte. Überdies sind die Eigentumsrechte gut definiert und der Erwerb von Eigentum ausreichend reguliert.

Bislang wird die Besetzung aller juristi-schen Ämter vom König bestimmt.

9

8 Ministère de la Justice (2008)

9 Bertelsmannstiftung (2010)

Page 21: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

13

2 Der Agrar- und Lebensmittelsektor

2.1 Wirtschaftsleistung

Der Agrarsektor ist mit einem Anteil von 12% bis 15% am BIP einer der bedeutendsten Wirtschaftssektoren in Marokko. Im Jahr 2009 erreichte der Sektor einen Umsatz von 9,3 Mrd. Euro, im Vorjahr 7,3 Mrd. Euro. Die Wachstumsrate des Sektors lag 2009 bei 26%, einem Rekordwert gegenüber den Vorjahren mit 15,8% im Jahr 2008 und -21,3% im Jahr 2007.10

Die überdurchschnittliche Wachstumsrate 2009 wird sich auch positiv auf die Bi-lanz der letzten 10 Jahre auswirken, deren durchschnittliches Wachstum bei 4% lag.

Tab.2.1 Entwicklung des BIP im Agrarsektor und Wachstumsrate 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 2009

BIP Agrarsektor (in Mrd. Euro) 5,8 8 6,3 7,3 9,3

Wachstum BIP Agrarsektor (in %) -17,7 28,8 -21,3 15,8 26,2 Quelle: L’Economist (2010)

Etwa zwei Drittel der Wirtschaftsleistung stammen aus dem Subsektor Pflanzenprodukti-on, ein Drittel leistet die Tierproduktion.

Abb. 2.1: Entwicklung BIP im Agrarsektor 2002 bis 2009

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

9000

10000

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

in M

io. E

uro

BIP gesamt BIP Tierproduktion BIP Pflanzenanbau

Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

10 Agueniou (2010)

Page 22: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

14

Die Wertschöpfung im Agrarsektor belief sich 2008 auf 3,4 Mrd. Euro und blieb damit hin-ter den Erwartungen zurück. Ziel der Regierung ist es, nicht nur das BIP des Sektors zu erhöhen, sondern auch die höheren Wertschöpfungsstufen auszubauen. Die vier bedeu-tendsten Regionen sind hier Souss, Meknes, Marrakesch und Doukala. Die Gebiete im Süden des Landes und in der Westsahara, Guelmim, Laayoune und Oued haben so gut wie keine wirtschaftliche Bedeutung.

2.2 Exporte

Marokkos Agrarexporte beliefen sich 2009 auf 1,09 Mrd. Euro und repräsentierten 11 % der gesamten Warenexporte Marokkos. Wichtige Exportgüter sind Fisch, Zitrusfrüchte, Gemüse, darunter vor allem Tomaten, sowie bereits verarbeitete Produkte wie Gemüse-konserven oder gelierte, bzw. konservierte Früchte. Weltweit rangiert Marokko auf Platz 3 der Exporteure bei Clementinen und Mandarinen und Platz 6 bei Orangen.11

Daneben belegt das Land Platz 10 aller Tomatenexporteure, Platz 11 für Erdbeeren und Platz 12 für den Export von Melonen.

Tab. 2.2: Agrarexporte Marokko 2009 Produkt Mio. Euro Zitrusfrüchte 285 Fisch frisch 188 Gemüse frisch 172 Tomaten frisch 163 Früchte frisch, geliert, eingelegt 153 Gemüsekonserven 132 Agrarexporte Total 1.093 Exporte Total 10.091 Anteil Agrarexporte (in %) 10,9 Quelle: Ministère du Commerce Extérieure (2010)

Marokkos größter Exportmarkt ist mit ca. 75% die EU, wobei die nationalen Exportmärkte Frankreich und Spanien dominieren.12

11 FAOstat (2010)

Ca. 17% der in die EU ausgeführten Agrarerzeug-nisse fließen nach Deutschland. Mit 144 Mio. Euro registrierten Importen im Jahr 2008 scheint Deutschland einer der kleineren Exportmärkte Marokkos zu sein. Allerdings flie-ßen zusätzliche Exporte über Frankreich und Spanien nach Deutschland, die somit nicht in der deutsch-marokkanischen Handelsstatistik verzeichnet sind. Tomaten, Sardinen und Paprika dominieren die Liste der nach Deutschland exportierten Güter, gefolgt von Erd-beeren, Orangen, Trauben und Oliven. Verarbeitete Lebensmittel liegen weiter abge-schlagen. Tabelle 2.3 zeigt einen Auszug der größten Exporte von Marokko nach Deutschland.

12 Außenhandelsministerium Marokko (2009)

Page 23: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

15

Tab. 2.3 Beispiele Ausfuhren Agrargüter Marokko - Deutschland

Produkte Jan. – Okt. 2008 in Tausend Euro

Jan. – Okt. 2009 in Tausend Euro

Tomaten 26.917 23.327 Bohnen 2.589 1.683 Gemüsepaprika 10.896 3.229 Zucchini 3.263 2.388 Süßorangen 4.569 2.044 Tafeltrauben 3.391 2.482 Erdbeeren 8.513 2.175 Sardinen 18.917 14.601 Oliven 3.356 2.554 Verarbeitete Lebensmittel 791 736 Gesamt 124.939 99.160 Quelle: Statistisches Bundesamt (2010)

Marokko weiß um das Potenzial des weltweiten Exportmarktes und möchte seine Position stärken. Um sicher zu stellen, dass die nationalen Produkte auch den internationalen Standards, vor allem denen der EU, für Qualität und Verbraucherschutz entsprechen, wurde die Autonome Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte (Etablissement Autonome de Contrôle et de Coordination des Exportations; EACCE) gegründet. Die für den Export bestimmten Waren werden von der EACCE auf ihren Belastungsgrad durch Pestizide und Schwermetalle sowie auf die Einhaltung hygienischer Standards bei der Produktion und des Transports der Produkte geprüft.13 90% der Exportware stammt aus den fünf Regionen Souss, Gharb, Oriental, Marrakesch und Tadla,14

Die Exporte von Obst und Gemüse in die EU unterliegen Quotenregelungen und Eintritts-zöllen, die zuletzt im Dezember 2009 neu verhandelt wurden. Vor allem Tomaten und Erdbeeren führen immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Agrarländern Europas, allen voran Spanien, das seine eigene Wirtschaft schützen möchte. Dennoch konnten Absenkungen der Einfuhrbarrieren erzielt werden, so dass Marokko nun leichteren Zu-gang nach Europa hat.

wo i.d.R. große und überdurchschnittlich professionalisierte Betriebe für den Export produzieren.

13 EACCE (2009) 14 ADA (2009)

Page 24: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

16

2.3 Importe

Die nach Marokko eingeführten Lebensmittel und Agrarprodukte beliefen sich im Jahr 2008 auf 2,8 Mrd. Euro; dies bedeutet einen Anstieg von 26% gegenüber dem Vorjahr. Die wichtigsten importierten Agrarerzeugnisse sind Weizen, Mais, Zucker und Ölpflan-zen.15

Der wichtigste Zulieferer unbearbeiteter Agrarerzeugnisse ist mit Abstand Frank-reich mit Importen im Wert von 612 Mio. Euro. Weiter folgen die USA mit 189 Mio. Euro, Brasilien mit 123 Mio. Euro und Deutschland mit 94 Mio. Euro Importwert.

Im Bezug auf die Lebensmittelimporte führt die USA die Gruppe der Importländern mit Einfuhren im Wert von 298 Mio. Euro gefolgt von Brasilien mit 245 Mio. Euro und Frank-reich mit 117 Mio. Euro. Die Länder China und Spanien belegen Rang vier und fünf mit 73 Mio. Euro Importwert bzw. 62 Mio. Euro.

Der Handel von Agrarprodukten mit Deutschland belief sich für den Zeitraum Januar bis Oktober 2009 auf 79 Mio. Euro deutsche Importe. Im Vorjahr wurden Güter im Wert von 94 Mio. importiert.16

Tabelle 2.4 zeigt einen Auszug der wichtigen deutschen Importgüter.

15 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009) 16 Statistisches Bundesamt (2010)

Abb. 2.2: Agrar- und Lebensmittelimporte nach Ländern

Quelle: Eigene Darst. auf Basis Ministère de Commerce Exterieur (2010)

Importe Agrarerzeugnisse und Lebensmittel der größten Importländer 2008

0 100 200 300 400 500 600 700

Türkei

Italien

China

Russland

Großbritannien

Niederlande

Spanien

Deutschland

Brasilien

USA

Frankreich

in Mio EuroImporte reine Agrarerzeugnisse Importe Lebensmittel

Page 25: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

17

Tab. 2.4: Ausfuhren Agrargüter Deutschland – Marokko

Produkte Jan. – Okt. 2008 in Tausend Euro

Jan. – Okt. 2009 in Tausend Euro

Färsen reinrassige Zuchttiere 7.783 14.754 Milch in Pulverform 1.659 999 Spelz, Weichweizen 40.371 8.325 Gerste 1.066 0 Samen von Zuckerrüben 1.639 2.257 Rohes Sojaöl 0 40.684 Kartoffelchips 1.703 2.362 Kaffeezubereitungen 1.697 889 Verarbeitete Lebensmittel 1.043 817 Gesamt 70.823 79.252 Quelle: Statistisches Bundesamt (2010)

Weizen und Zuchttiere sind die wichtigsten deutschen Exportgüter nach Marokko, aber auch Sojaöl, Samen für Zuckerrüben und Milchpulver. Die stark schwankenden Getreide-einfuhren erklären sich durch Marokkos Zollpolitik in Zeiten guter inländischer Erträge.

Den größten Anteil am gesamten Agrarimport Marokkos stellen die Getreideimporte ge-folgt von Saatgut für Kartoffeln und verschiedene Fruchtsorten. Milchprodukte, Milch, But-ter und Käse stellen mit 33 Mio. Euro Umsatz den größten Anteil von weiterverarbeiteten Agrarprodukten dar. Im Bereich Lebensmittelimporte kommt Deutschland lediglich auf einen Importwert von 19. Mio Euro. Hinzu kommen Importe anderer Sektoren, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen: chemische Produkte im Wert von 71 Mio. Euro und Düngemittel im Wert von 18,4 Mio. Euro im Jahr 2008.17

Wie die EU regelt auch Marokko den Zugang zum Markt über Einfuhrzölle und schützt damit vor allem seine nationale Fleischproduktion und in Zeiten guter Erträge den Getrei-demarkt. Im extrem schlechten Jahr 2007 setzte die Regierung jedoch die Einfuhrzölle auf Getreide vollständig aus. Dagegen haben Produktionsgüter und Betriebsmittel für die Landwirtschaft, wie Landmaschinen, Zuchttiere, Basissaatgut und Agrochemie freien Zu-gang.

17 Ministère de Commerce Extérieur (2010)

Page 26: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

18

2.4 Bedingungen in der Landwirtschaft

Gesellschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft

80% der 18 Mio. Einwohner zählenden Landbevölkerung arbeiten im Agrarsektor; sie be-ziehen 82% der Einkommen aus der Landwirtschaft. Der Verdienst in der kleinen Land-wirtschaft liegt im unteren Einkommenssegment und wird auch von der marokkanischen Regierung als unter der Armutsgrenze liegend eingestuft. Die Stagnation, die der Sektor in den vorangegangenen Jahren erlebt hat, führt zu Landarmut und auch Landflucht.

Die Entwicklung des Sektors wird sowohl von externen Faktoren als auch von strukturel-len Defiziten gebremst. Die schwierigen Bodenverhältnisse in den Bergen und den tro-ckenen Gebieten auf zwei Dritteln der Anbaufläche des Landes hemmt 70% der überwie-genden Kleinstbetriebe. Nur 2,5 Mio. Hektar der insgesamt 9,5 Mio. Hektar landwirtschaft-licher Nutzfläche werden als günstige Gebiete eingestuft. Die ausbleibenden und unre-gelmäßigen Niederschläge verschärfen die Situation für die zahlreichen Kleinbauern. Auf der strukturellen Ebene ist die Fragmentierung des Landbesitzes, die Finanzschwäche und die kaum vorhandene Professionalisierung bei den kleinen und mittleren Betrieben ein Hindernis für die Entwicklung des Sektors.18

Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe

Marokko zählt knapp 1,5 Mio. landwirtschaftliche Betriebe. In 2007 besaßen 53% von ihnen Nutzflächen von weniger als drei Hektar, 42% von Ihnen drei bis 20 Hektar19. Die Anzahl der Betriebe mit größerer Anbaufläche fällt dahinter rapide ab. 3% besitzen 20-50 Hektar Land, lediglich 0,7% über 50 Hektar. Aufgrund der großen Anzahl familiärer Be-triebe fällt die Einordnung teilweise schwer, da Landwirtschaft oftmals neben anderen Aktivitäten zum Lebensunterhalt betrieben wird. Schätzungen gehen davon aus, dass lediglich 10%, also 150.000 Betriebe, in professionelle Handelsstrukturen eingebunden sind. Eine wichtige Form der Organisation des Sektors sind die Kooperativen, in denen sich kleine Landwirte zusammenschließen, um gemeinsam ein besseres Ergebnis bei der Produktion bis hin zur Kommerzialisierung zu erreichen. Gerade Betriebe mit geringen Erträgen können in der Gruppe Produktion und Verkauf und vorantreiben. Die wohl be-kannteste Kooperative ist die COPAG in Taroudant, die über 10.000 Milchbauern ver-eint.20

18 ADA (2008) 19 Anm. d. A.: Die in Zusammenhang mit dem Plan Maroc Vert immer wieder kommunizierten Zahlen bezüg-lich der Fragmentierung des Landbesitzes weichen von diesen vom Ministerium (Schirmherr des Plan Maroc Vert) kommunizierten Zahlen stark ab: angeblich bewirtschaften lt. PMV 70 % bis 75 % der Betriebe unter 2 Hektar. Diese Abweichung wird hin und wieder als Kritik gegen die Stabilität der Datenbasis des PMV ins Feld geführt. Vermutlich entsteht die Differenz jedoch dadurch, dass im Plan Maroc Vert nicht nur Betriebe mit wirtschaftlichem Zweck berücksichtigt wurden, sondern auch Nutzflächen, die lediglich der Ernährungssiche-rung einer Familie dienen. 20 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Page 27: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

19

Niederschläge

Die Niederschläge in Marokko variieren über die einzelnen Regionen hinweg erheblich. Sie reichen von 578 Milliliter pro Quadratmeter im regenreichen Rifgebirge bis zu minima-len Niederschlagsraten von 81 Milliliter pro Quadratmeter in den südlichen Sahararegionen des Landes.

Damit unterteilt sich Marokko für die Landwirtschaft in fünf Gebiete: Die trockenen und halbtrockenen Zonen an der nördlichen Atlantik-küste, die Zonen mit für die Land-wirtschaft günstigen klimatischen Bedingungen, z.B. Chaouia und Gharb mit reichhaltigem Boden westlich des Atlasgebirges. Zu den halbtrockenen Regionen zählen Tadla, Tensif im Westen und Oriental im Osten des Atlasgebir-ges. Die Sahararegion erstreckt sich entlang der Grenze zu Algeri-

en.

Abb. 2.3: Vegetationszonen

Quelle: Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Die Produktivität des Sektors unterliegt den relativ großen klimatischen Schwankungen. Geringe Niederschlagsraten wirken sich negativ auf die Höhe der Erträge aus und lassen das landwirtschaftliche BIP merklich schrumpfen. Besonders betroffen von niedrigen Nie-derschlagsraten sind Getreidekulturen, die auf drei Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut werden. In Zeiten guter Niederschläge wächst der Sektor 25% bis 28%, im Spitzenjahr 1996 betrug das Wachstum sogar 78%. Dagegen schrumpft die Agrarwirt-

Tab. 2.5: Niederschläge nach Regionen

Region Niederschläge in (mm/ m²)

Rifgebirge 578 Gharb- Zaer 538 Saïs 528 Chaouia- Doukala 378 Tadla- Tensif 321 Oriental 236 Mittlerer Atlas 986 Hoher Atlas 355 Sahararegionen 81-160 Quelle: Ministère d’Agriculture (2009)

Page 28: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

20

schaft in den Jahren mit schlechten Niederschlägen um bis zu 18% und zieht umgehend die wirtschaftliche Gesamtleistung in Mitleidenschaft.

Tabelle 2.6 zeigt die Entwicklung der Niederschläge zusammen mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Sektors.

Bewässerung

Im Jahr 2007 standen der Landwirtschaft 7,3 Mrd. Kubikmeter Wasser zur Verfügung, die sich auf 18 Bassins verteilten. Die großen staatlichen Bewässerungssysteme liegen in den Einzugsgebieten Moulouya, Gharb, Doukala, Haouz, Tadla, Tafilalet, Quarzazate, Souss-Massa und Loukkos. Hinzu kommen weitere kleinere, teilweise durch künstliche Dämme geschaffene Wasserspeicher. Diese Wasserreserven werden nur teilweise für die Landwirtschaft genutzt. Tatsächlich fließen mit 5 Mrd. Kubikmeter nur 68% der gespei-cherten Wassermenge in die landwirtschaftlichen Bewässerungsanlagen. Der Bedarf an Bewässerung konnte im Jahr 2007 nur zu 65% gedeckt werden.

Die großen und mittleren Wasserreserven werden vom Staat kontrolliert und durch die regionalen Büros für Landbewirtschaftung (Offices Réginaux de Mise en Valeur Agricole, kurz ORMVA) verwaltet. Sie speisen 1,01 Mio. Hektar bewässertes Land. Hinzu kommen ca. 0,44 Mio. Hektar Land, die von privater Hand bewässert werden, sie machen insge-samt 31% der gesamten Bewässerungsfläche aus.

Tab. 2.6: Wirtschaftsleistung in Abhängigkeit der Regenfälle 1996 bis 2007

Jahr Regenfälle Wachstum landwirt-schaftliches BIP in

Prozent

Wachstum BIP gesamt in Prozent

1996 sehr stark 78,0 12,2 1997 schwach -27,0 -2,2 1998 mittel bis gut 25,0 7,7 1999 schwach -16,7 -0,1 2000 schwach -15,7 1,0 2001 gut 27,6 6,3 2002 mittel bis gut 5,6 3,2 2003 gut 18,8 5,2 2004 mittel 1,9 4,6 2005 schwach -17,7 1,= 2006 gut 28,8 7,8 2007 schwach - 2,7 Quelle: The Economist Intelligence Unit (2008)

Page 29: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

21

Die bisherige Ausstattung mit Bewässerungsanlagen kann die Ernten nicht sicherstellen. Die derzeit mit Tropfbewässerung versorgte Fläche von 154.000 Hektar soll deshalb bis 2020 über das Vierfache auf 690.000 Hektar ausgebaut werden. Während sich bislang 90% die-ser bewässerten Flächen auf die Provinzen Souss, Meknes, Marrakesch, Rabat, Tadla und Oriental verteilen, sollen künftig mehr Regionen mehr Tropfbe-wässerung haben. Hier profitiert Doukala voraussichtlich mit fast 90.000 Hektar zu schaffender Fläche am stärksten, gefolgt von Gharb (von 500 auf 86.500 Hektar und Fes (von 0 auf 30.000 Hektar bewässerter Flä-che).21

21Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Tab. 2.7:Tropfbewässerung 2008 / Ausblick 2020

Region Fläche 2008 in Hektar

Fläche 2020 in Hektar

Chaouia 4.500 21.600 Doukala 6.500 96.000 Fes 0 30.000 Gharb 500 86.500 Marrakesch 24.000 110.000 Meknes 25.100 38.600 Oriental 8.000 46.200 Rabat 22.000 40.000 Souss 47.500 97.500 Tadla 10.660 83.030 Taza 2.000 15.000 Quelle : ADA (2009)

Page 30: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

22

3 Agrarpolitik: Strategie und Akteure

3.1 Ausgangslage

Trotz der wirtschaftlichen Bedeutung des Agrarsektors (i. d. R. 12% bis 15% des BIP) verzeichnet er eine unterdurchschnittliche Wertschöpfung und leidet an einer strukturellen Schwäche. Die Regierung sieht die Chancen, die Marokko aufgrund seiner klimatischen Bedingungen und auch der Nähe zum europäischen Markt hat, nicht ausgeschöpft. Ledig-lich bei 20% der bewirtschafteten Fläche kann man von modernen Produktionsverfahren auf vorteilhaftem Terrain sprechen; die restlichen 80% sind kleine Betriebe, die traditionell arbeiten und mit ungünstigen Anbaubedingungen zu kämpfen haben. Der Wassermangel, die Fragmentierung des Landbesitzes und der Mangel an modernen Produktionsmetho-den behindern eine effiziente Bewirtschaftung.

Die staatlichen Subventionen fielen, verglichen mit anderen Ländern, bislang mit 2% bis 3% des BIP des Sektors sehr gering aus. In den vorangegangenen Jahren wurden immer wieder Initiativen zur Förderung verschiedener Subsektoren gestartet und Gelder für den Anbau bestimmter Kulturen, der Aufbereitung des Bodens und den Ausbau der Wasser-versorgung bereitgestellt. Allerdings blieben die erhofften Auswirkungen oft aus.

3.2 Entwicklungsprogramm „Plan Maroc Vert“

Das Herzstück der marokkanischen Agrarpolitik ist der Plan Maroc Vert (PMV). Er wurde im April 2008 mit einem geplanten Investitionsvolumen von 13,1 Mrd. Euro verabschiedet; voraussichtlich sollen ca. 40% der Gelder vom Staat kommen, der Rest aus privaten In-vestitionen zufließen.22

Die Regierung nimmt dabei sowohl die ökonomische als auch die soziale Dimension ins Visier: Zum einen unterstützt sie die Entwicklung einer modernen Landwirtschaft durch subventionierte Investitionen, die die Produktivität und den Wert der Erzeugnisse (z.B. Qualität, Veredelung) steigern. Zum anderen erhofft man sich, mit den Maßnahmen 1,5 Mio. neuer Arbeitsplätze zu schaffen, die Lebensmittelversorgung zu verbessern, und durch die größeren Gewinnmargen hochwertigerer Produkte die Armut unter den Klein-bauern und den Landarbeitern bekämpfen zu können.

Ziel ist es, die Landwirtschaft in den nächsten zehn Jahren zum Wirtschaftsmotor zu machen. Damit soll das landwirtschaftliche BIP verdoppelt und der Wert der Exporte auf ca. 4 Mrd. Euro gesteigert werden. Der Plan Maroc Vert plant die bislang umfassendste Modernisierung des Sektors. Die größten Herausforderungen, die überwunden werden müssen, sind die Sicherstellung der Bewässerung, die Professionali-sierung der Landwirte und die Modernisierung der Anbau- und Verarbeitungsverfahren.

Der Plan setzt neben staatlichen Subventionen und Vorzugskrediten auf die Restrukturie-rung und Professionalisierung des Sektors. Die Aggregation, d.h. die Bündelung der Kleinbauern unter einander und als Vertragszulieferer von Großbetrieben und der verar-beitenden Industrie, spielt dabei eine zentrale Rolle.

22 Boukhalef, A. (2010)

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23

Um den zwei unterschiedlichen Zielgruppen gerecht zu werden, zum einen die Großbe-triebe, die bereits moderne Produktionsmethoden einsetzen, zum anderen die Kleinbe-triebe, die traditionell arbeiten – gliedert sich der PMV in zwei Säulen:

Säule I

Entwicklung einer international wettbewerbsfähigen, modernen Landwirtschaft: Die weite-re Professionalisierung der Großbetriebe hin zu einer großen Wertschöpfung und Produk-tivität, vor allem über private Investoren.

Säule II

Armutsbekämpfung bei den Kleinbauern: Unterstützung und Professionalisierung der Landwirte, die mit geringen Erträgen und ungünstigen Anbaubedingungen zu kämpfen haben.

Die Erreichung dieser Ziele und die Annäherung der zwei Landwirtschaften soll über Koo-perationsvereinbarungen zwischen Staat und Privatwirtschaft (als „Contrat Programme“ bezeichnet) und über das Modell der Aggregation gewährleistet werden.

Die Aggregation von Betrieben auf Zulieferer- und Abnehmerseite soll die Fragmentierung als Entwicklungsbarriere des Sektors überwinden: Größere Interessengemeinschaften haben leichteren Zugang zur Finanzierung von Boden und moderner Produktionstechnik und können ihr Investitionsrisiko teilen. Durch die Konsolidierung ihrer Erträge können sie die Nachfrage von Großkunden bedienen und die für den Export nötige Menge erreichen. Die Kleinbauern lernen von der Professionalität der industriellen Betriebe, profitieren von deren Produktionskapital und können ihren Absatz weitgehend sicherstellen. Auf der an-deren Seite gibt die Aggregation den Großkunden (weiterverarbeitende Industrie und Großhändler) die Möglichkeit, die Produktion der Ware und deren Qualitätsniveau zu be-einflussen, indem sie bei der Anbaumethode und den eingesetzten Produktionsmitteln mitsprechen können. Sie erhalten mehr Erzeugnisse gemäß ihrer Anforderungen, ohne in weitere Anbaufläche investieren zu müssen. Das Modell der Aggregation wird durch den Staat finanziell unterstützt, indem er Land zu Vorzugskonditionen verpachtet, Kredite zu niedrigen Zinssätzen anbietet und Subventionen bereitstellt. Organisatorisch fördert die Regierung die Aggregation mittels der ins Leben gerufenen Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung (Agence pour le Développement d’Agriculture, kurz ADA), die unter anderem die Aggregation als Modell bekannt macht, die Aggregateure (große Unternehmen) und die Aggregierten (kleine Betriebe) zusammenführt und sie bei der Gestaltung ihrer Zu-sammenarbeit unterstützt.

Die Entscheidung der Regierung für die Aggregation als Entwicklungsmodell des Land-wirtschaftssektors hat zwei Gründe: Zum einen bestand diese Form der Zusammenarbeit bereits traditionell, allerdings nicht flächendeckend oder formalisiert und nicht in dem Ma-ße subventioniert. Zum anderen beruft sich der Staat auf die positiven Erfahrungen, die andere Länder (z.B. USA, Frankreich, China) in der Vergangenheit mit diesem Modell gemacht haben.

Die Kooperationen zwischen Staat und Wirtschaft führen die staatlichen Einrichtungen, allen voran das Landwirtschaftsministerium und private Banken, Investoren und Interes-

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sensverbände zusammen. Dabei sollen sich die Großbetriebe und Privatinvestoren dafür engagieren, im Interesse der nationalen Wirtschaft zu agieren, einen Wissenstransfer hin zu den Kleinbauern durch die Zusammenarbeit in der Aggregation zu schaffen und den Agrarsektor durch eine weitere Professionalisierung der Logistik, Weiterverarbeitung und des Vertriebs zu stärken. Der Staat stellt zu diesem Zweck Subventionen und vergünstig-te Kredite bereit und unterstützt Forschungskooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die erste Evaluation der Zielerreichung des PMV ist im Sommer 2010 geplant.

Projekte Säule I – Zielgruppe 562.000 Betriebe

Bislang wurden drei Schwerpunktsektoren für die staatlich-privatwirtschaftliche Zusam-menarbeit und die Erreichung der Ziele für Säule I ausgewählt: Zitrusfrüchte, Zuckeran-bau und Geflügelproduktion.

Zitrusfrüchte

Die Unternehmen investieren ca. 800 Millionen Euro: Sie erweitern die Anbaufläche von 85.000 Hektar um ca. 50%, statten 50.000 Hektar mit Bewässerungsanlagen aus, stei-gern die Produktion von 1,3 Millionen Tonnen auf 3 Millionen Tonnen und die Exporte von 580.000 Tonnen auf 1,3 Millionen Tonnen.

Der Staat subventioniert dazu den Kauf von Pflanzen und Bewässerungsanlagen sowie Konditionierungs- und Weiterverarbeitungsanlagen. Er unterstützt bei der Professionali-sierung, z.B. Einrichtung eines Forschungszentrums und Ausbau des Qualitätsmanage-ments.

Zuckeranbau

Die Unternehmen erweitern die Anbaufläche von ca. 68.000 Hektar auf knapp 85.000 Hektar, steigern die Produktion von ca. 3 Millionen Tonnen auf ca. 6 Millionen Tonnen und verbessern ihr Wassermanagement.

Der Staat schützt den Zuckersektor durch Einfuhrzölle und subventionierte Preise und stellt Gelder aus dem Fond für die Entwicklung der Landwirtschaft (Fonds de Développement Agricole, kurz FDA) bereit, um die Ausbildung und Forschung zu unter-stützen.

Geflügelproduktion

Die Unternehmen investieren ca. 900 Millionen Euro in die Steigerung der Produktion um 140% und die Anhebung des Konsums auf 25 kg/Kopf.

Der Staat stellt dafür Vorzugskredite bereit, bezuschusst Investitionen mit insgesamt 11 Millionen Euro, subventioniert Forschungsprojekte und Werbekampagnen und unterstützt die Entwicklung eines Qualitätsmanagements der Geflügelproduktion.

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25

Ansatzpunkte Säule II – Zielgruppe 855.000 Betriebe

Für Säule II, die die Situation der Kleinbetriebe verbessern möchte, wurden bislang drei Hebel identifiziert:

Umstellung der Anbaukulturen

Auf einer Fläche von 400.000 Hektar sollen künftig anstelle von Getreide hochwertigere und weniger sensible Kulturen (z.B. Oliven) angebaut werden, um so die Abhängigkeit von den Niederschlägen zu reduzieren. Der Staat unterstützt den Wechsel unter anderem mit einem Sonderkredit.

Ertragssteigerung

Sowohl im Bereich der Anbaukulturen als auch der Tierproduktion soll durch bessere An-bau- bzw. Aufzuchtmethoden die Produktivität der Kleinbetriebe gesteigert werden.

Diversifizierung

Die zusätzliche Produktion regionaler Produkte (z.B. Safran, Honig) soll gefördert werden, um die Abhängigkeit von einer Kultur zu verringern.

Die Projekte in Säule II werden teilweise über das von den USA im Rahme des Millenni-um Challenge Account bereitgestellte Budget (270 Mio. Euro) und mit Geldern des Inter-national Fund for Agricultural Development der UNO (90 Mio. Euro) finanziert.23

Bewässerung

Grundvoraussetzung für eine leistungsfähige Landwirtschaft in Marokko und die Errei-chung der Ziele des PMV ist die weitgehende Unabhängigkeit von den Niederschlägen. Deshalb soll die mit Tropfbewässerung ausgestattete Fläche von 154.000 Hektar bis 2020 über das Vierfache auf 690.000 Hektar ausgebaut werden. Während sich bislang 90% dieser Flächen auf die Regionen Souss, Meknes, Marrakesch, Rabat, Tadla und Oriental konzentrieren, sollen künftig mehr Regionen mehr Fläche haben. Hier profitiert Doukala voraussichtlich mit fast 90.000 Hektar zu schaffender Fläche am stärksten. Gharb (von 500 auf 86.500 Hektar) und Fes (von 0 auf 30.000 Hektar).

Ziele auf regionaler Ebene

Der PMV soll auf regionaler Ebene in jedem der 16 Wilayas (Verwaltungsregionen) als Plan Agricole Regional bedarfsspezifisch umgesetzt werden. D.h., jeder Wilaya hat eige-ne Schwerpunktsektoren, eigene Zielvorgaben und ein eigenes Budget zur Umsetzung der Projekte.

23 Calas (2009)

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26

Die Regionen, die aktuell mit 90% der 3,4 Mrd. Wertschöpfung im Agrarsektor die größte wirtschaftliche Bedeutung haben, sind die Regionen Souss, Meknes, Marrakesch, Doukala, Gharb, Chaouia, Tadla, Oriental und Tanger. Entsprechend fokussiert der PMV bei der Verteilung der Gelder diese 10 Regionen und wird 90% des Budgets dorthin flie-ßen lassen. Alleine die Region Gharb soll mit 3,4 Mrd. Euro ein Viertel der Gelder erhalten und damit die Region Souss auf Platz 1 der Wirtschaftsleistung ablösen.

Tab.3.1: Plan Maroc Vert: Ziele in den Sektoren bis 2020 Kategorie Werte

2008 Planwerte

2020 Projekte Säule I

Projekte Säule II

Mrd. Euro

Tropfbewässerung 154.000 ha 692.000 ha Einsatz Dünger 0,85 Mio t 1,6 Mio t Getreide 165 57 1 Anbaufläche 5 Mio ha 4 Mio ha Ertrag 5,3 Mio t 7,6 Mio t Zitrusfrüchte 54 0,8 Anbaufläche 85 T ha 128 T ha Ertrag 1,5 Mio t 3,8 Mio t Oliven 145 169 1,5 Anbaufläche 730 T ha 1,3 Mio ha Ertrag 1 Mio t 1,4 Mio t Milchproduktion 87 9 1 Milchvieh 1,4 Mio 1,7 Mio Rasse 22% 37% Milch 2,1 Mio t 5Mio t Fleischproduktion Rotes Fleisch 390 T t 562 T t Weißes Fleisch 490 T t 792 t Gesamt Säule I Säule II Über-

greifend Projekte 961

545

Mrd. Euro 6,7 1,8 4,6 Quelle: ADA (2009)

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3.3 Organisation und Profile wichtiger Einrichtungen im Agrarsektor

Um die Vorraussetzungen für die Umsetzung des PMV auch auf organisatorischer Ebene zu schaffen, rief die Regierung neue Organisationen ins Leben, gliederte Zuständigkeiten aus dem Ministerium aus und definierte bestehende Organisationen neu.

Ministerium für Landwirtschaft und Hochseefischerei

Das Ministerium für Landwirtschaft und Hochseefischerei (Ministère d l’Agriculture et de la Pêche Maritime) steht seit Oktober 2007 unter der Leitung des Agrarminister Aziz Akhanouch. Seit Beginn seiner Amtszeit hat er mehrere Reformen angestoßen und den Plan Maroc Vert ins Leben gerufen.

Beratend zur Seite steht ihm der Generalrat für landwirtschaftliche Entwicklung unter Vor-sitz von Mohammed Ait Kadi. Dieses Gremium berät den Minister und sein Kabinett in wichtigen Fragen bezüglich der Landwirtschaft.

Weiter gliedert sich das Agrarministerium in acht Zentraldirektionen mit verschiedenen Verantwortungsbereichen, die in etwa den Referaten in deutschen Ministerien entspre-chen. Abbildung 3.1 zeigt die Struktur des marokkanischen Agrarministeriums.

Abb. 3.1: Organigramm des Agrarministeriums

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Informationen des Agrarministeriums (2010)

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Die 21 öffentlichen Einrichtungen sind dem Ministerium angegliedert und besitzen Fi-nanzautonomie. Sie ergänzen die Kompetenzen des Ministeriums um wichtige Bereiche wie beispielsweise Forschung oder die Durchführung von Kontrollen. Die wichtigsten un-ter ihnen sind die folgenden Einrichtungen:

- Regionales Büro für Landbewirtschaftung (Office Régional de Mise en Valeur Agricole, ORMVA),

- Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung (Agence pour le Développement Agricole, ADA)

- Büro für Lebensmittelsicherheit (Office National de Sécurité Sanitaire des Produits Alimentaire, ONSSA)

- Nationaler Verband für den Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten (Office Natio-nal Interprofessionnel des Céréales et des Légumineuses, ONICL)

- staatliches Saatgutunternehmen (Société Nationale de Commercialisation de Se-mences, SONACOS)

- Nationales Institut für Agrarforschung (Institut National de la Recherche Agricole ; INRA)

- Institut für landwirtschaftliche und veterinäre Forschung Hassan II (Institut Agronomique et Vétérinaire Hassan II; IAV H II)

- Nationale Hochschule für Forstwirtschaft (Ecole Nationale Forestière d’ Ingénieurs, ENFI)

- Königliche Gesellschaft zur Förderung der Pferdezucht (Société Royale d’Encouragement du Cheval, SOREC)

- offizielle Analyse- und Forschungslabore von Casablanca (Laboratoire Officiel d’Analyses et de Recherches de Casablanca ; LOARC)

- Staatliche Pharmaunternehmen BIOPHARMA Maroc

- Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte (Etablissement Autonome de Contrôle et des Exportations, EACCE)

Das Generalsekretariat fungiert als Schnittstelle zwischen den dem Ministerium angeglie-derten öffentlichen Einrichtungen, der Regional- sowie Provinzdirektionen, den Zentraldi-rektionen und dem Minister. Derzeitig wird es von Moha Marghi geleitet.

Agence pour le Développement Agricole

Für die Begleitung des PMV wurde die Agentur für die Entwicklung der Landwirtschaft (Agence pour le Développement Agricole, kurz ADA) ins Leben gerufen. Sie wurde im Januar 2009 vom Landwirtschaftsministerium geschaffen und ist im Frühsommer dessel-ben Jahres aktiv geworden. Die Zentrale der ADA unter der Leitung von Ahmed Hajiji be-findet sich in Rabat. Jede Verwaltungsregion Marokkos (Wilaya) hat eine Vertretung der ADA vor Ort. Die Agentur ist im Wesentlichen für die Umsetzung und die Ergebnisverfol-gung des PMV zuständig. Dabei blieb die Zuständigkeit für den Ausbau der Bewässerung im Agrarministerium. Die Agentur ist Kommunikations- und Verwaltungsorgan sowie An-

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sprechpartner für Investoren auf nationaler und internationaler Ebene, die in Projekte im Sinne des PMV investieren wollen. Sie führt die Kooperationspartner für Aggregationspro-jekte zusammen, berät und unterstützt bei der Ausarbeitung der Kooperationsvereinba-rung und der konkreten Umsetzung vor Ort. Außerdem prüft sie Anträge auf finanzielle Förderung und entscheidet über die Mittelvergabe. Die Überwachung der Zielerreichung des PMV liegt ebenso in ihrem Kompetenzbereich. Die erste Evaluation der Zielerrei-chung des PMV ist für Sommer 2010 geplant.

Regionaldirektionen des Agrarministeriums

Auf regionaler Ebene stellen die 16 Regionaldirektionen (Directions Régionales Agricoles; kurz DRA), den verlängerten Arm des Agrarministeriums dar. Sie unterstützen die ADA bei der Projektarbeit, sind dieser jedoch nicht unterstellt. Die DRA ist u.a. zuständig für die Ausführung der durch die ADA bewilligten Subventionsanträge und der Betreuung der Projekte auf regionaler Ebene. Der DRA nachgeordnet agieren die Provinzdirektionen der Landwirtschaft (Direction Provincial de l’Agriculture, kurz DPA).

Provinzdirektionen und Regionalbüros für Landbewirtschaftung

Auf Ebene der Provinzen und somit der DRA nachgeordnet gibt es 41 Provinzdirektionen (Directions Provinciales Agricole; kurz DPA), bei denen ebenfalls Anträge auf Subventio-nen eingereicht werden können und die Projekte auf Provinzialebene betreuen. Auf der gleichen Ebene gibt es zusätzlich die regionalen Büros für Landbewirtschaftung (Office Regional de Mise en Valeur Agricole; kurz ORMVA). Sie sind für die Verwaltung der staat-lichen Wasserressourcen zuständig. Das ORMVA ist damit in den Regionen der neun großen Bewässerungsanlagen angesiedelt. Diese befinden sich Moulouya, Gharb, Doukala, Haouz, Tadla, Tafilalet, Quarzazate, Souss-Massa und Loukkos. Zu ihrer Tätig-keit gehören die Distribution der Wasserressourcen sowie die Organisation und Wartung bestehender Bewässerungsanlagen. Zudem führt die ORMVA das Register über den Be-stand an Bewässerungsanlagen und unterstützt Landwirte bei der Unterhaltung und Nut-zung der staatlichen, aber auch der kleineren privaten Bewässerungssysteme.

Büro für Lebensmittelsicherheit ONSSA

Das neu gegründete Büro für Lebensmittelsicherheit (Office National de Sécurité Sanitaire des Produits Alimentaires; ONSSA) wurde im Zuge einer Umstrukturierung durch Agrar-minister Akhannouch im Dezember 2009 ins Leben gerufen und ist seit Januar 2010 for-mal aktiv; die Behörde befindet sich derzeit jedoch noch im Aufbau. Die ehemaligen Di-rektionen des Landwirtschaftsministeriums für Pflanzenschutz und die Überwachung und Verfolgung von Verstößen (Direction de la Protection Végétaux, des Contrôles Techniques et de la Répression des Fraudes) und die bisherige Veterinärabteilung (Direction de l’Elevage) sind die tragenden Säulen der ONSSA. Diese Direktionen wurden aus dem Landwirtschaftsministerium ausgegliedert und in einer nachgeordneten Behörde zusammengefasst. Das ONSSA wird vom ehemaligen Leiter der Veterinärabteilung und Chefveterinär (CVO) Dr. Hamid Benazzou im Range eines Directeur Général geführt. Das

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Büro überwacht die Einhaltung der internationalen Standards der WTO (World Trade Or-ganisation) und der FAO (Food and Agriculture Organisation) sowie der WHO (World Health Organisation) ebenso wie die der im Assoziierungsabkommen mit der EU festge-legten Standards. Ziel der ONSSA ist damit die Gewährleistung der Lebensmittelsicher-heit und des Verbraucherschutzes.

Darunter fallen folgende Aufgabenbereiche:

- Überwachung und Schutz von pflanzlichem sowie tierischem Erbgut,

- Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit von der Herstellung bis zum Verbrau-cher,

- Genehmigung und Kontrolle aller landwirtschaftlichen Einsatzstoffe (Saatgut, Pes-tizide, Düngemittel, sowie veterinärer Medikamente),

- Umsetzung der ministeriellen Gesetzgebung und Vorschriften im Bereich Tier- und Pflanzenschutz.

Die Schwerpunkte, laut des Aktionsplans für 2010, liegen auf der Qualitätssicherung von Saatgut und die Anpassung der Kulturen an die bodenklimatischen Bedingungen, eine verbesserte Situation der nationalen Zuchtbestände, wie auch verstärkte Qualitätskontrol-len im Bereich der Lebensmittel.

Nationales Institut für Agrarforschung

Das nationale Institut für Agrarforschung (Institut National de la Recherche Agronomique; kurz INRA) ist eine öffentliche Forschungseinrichtung für die Entwicklung im Bereich Landwirtschaft und Tierzucht. Das vom Staat gegründete Institut sieht sich als Zentrum der Agrarforschung und der sozio-ökonomischen Entwicklung des Landes.

Der Auftrag der INRA umfasst folgende Tätigkeitsbereiche:

- Erstellung von Studien mit dem Schwerpunkt: natürliche Bedingungen Marokkos und verbesserte Nutzung für Landwirtschaft und Tierzucht,

- Ausbildung von Experten auf nationalem Niveau zur Gewährleistung fundierter Wissenschaft,

- Verbreitung und Zugänglichkeit von Studien und wissenschaftlichen Ergebnissen,

- Kommerzialisierung der wissenschaftlichen Ergebnisse und Studien.

Aktuell verfolgt die INRA Projekte im nationalen Interesse zu den Themen Biotechnologie, Forschung zu Variationen der großen Anbaukulturen, sowie zum Oliven- und Zitrusfruchtanbau, zu Programmen zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten, der Tier-produktion und der Verbesserung der Zuchtbestände und Tiergenetik. Die Realisation der einzelnen Projektschwerpunkte obliegt überwiegend den lokalen Außenstellen der INRA in Tanger, Meknes, Ouida, Settat, Rabat, Kenitra, Tadla, Marrakesch, Agadir und Errachidia. Die Zentrale in Rabat koordiniert die verschiedenen Stellen und repräsentiert das INRA nach Außen hin.

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Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte

Die autonome Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte (Etablissement Auto-nome de Contrôle et de Coordination des Exportations; EACCE) wurde 1986 gegründet. Sie soll gewährleisten, dass die zum Export produzierten Waren den internationalen Richtlinien entsprechen. Die EACCE führt pro Exportperiode über 250.000 Einzeltests an frischem Obst- und Gemüse, eingefrorenen, dehydrierten und verarbeiteten Pflanzen- sowie Meeresprodukten durch. Gegenstand der Labortests sind vor allem Belastungsgrad durch Pestizide, Schwermetalle, sowie die hygienischen Standards bei der Produktion und des Transports. Im Zuge der Dezentralisierungsreformen der letzten Jahre wurde die vormals stark zentralisierte Struktur der EACCE durch vorwiegend regionale Dienststellen ersetzt, die eine schnellere und direktere Bearbeitung erlauben. Die EACCE beeinflusst durch ihre Tätigkeit auch die Produktion für den nationalen Markt, auf dem sich internatio-nale Standards mehr und mehr durchsetzten.

3.4 Subventionen und Steuerpolitik

Subventionen

Der Fonds für die Entwicklung der Landwirtschaft (Fonds de Développement Agricole, kurz FDA) wurde 1986 eingerichtet und durchlief seit seines Bestehens verschiedene Ausrichtungen; oft blieb seine Wirkung hinter den Erwartungen zurück. Die letzten Anpas-sungen wurden im Zuge des PMV im Dezember 2009 veröffentlicht.24 Diese versprechen ein vereinfachtes Verfahren zur Beantragung der Subventionen und ermöglichen den Landwirten schneller auf die Fördergelder zugreifen zu können. Die Regierung erhofft sich durch die bessere Funktionalität und gezielte Ausrichtung entlang des PMV mehr Investo-ren in der Landwirtschaft anzulocken.25

Der FDA stellt u.a. Mittel für folgende Maßnahmen bereit:

- Verbesserung des Bodens,

- Ausbau der Bewässerung,

- Kauf von Landwirtschaftsmaschinen,

- Umstellung auf weniger niederschlagsabhängige Kulturen (z.B. Oliven),

- Einsatz von zertifiziertem Saatgut,

- Anlagen zur Weiterverarbeitung und Lagerung,

- Stallausrüstung,

- Verbesserung der Tiergenetik.

Im Sinne des PMV schaffen die Subventionskonditionen der FDA Anreize für das Modell der Aggregation: Sowohl die Subventionsgrenze als auch der Subventionssatz sind für

24 Touahri (2008) 25 FDA (2009)

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Zusammenschlüsse aus mehreren Betrieben höher als die entsprechenden Sätze für Ein-zelunternehmen oder –personen.

Steuerpolitik

Einkünfte aus Agrarbetrieben sind bis Ende 2013 von der Körperschaftssteuer befreit.26 Dauerhaft von der Steuer befreit sind Einnahmen aus Plantagen (außer Fruchtplantagen) und Wälder unter 1 Hektar sowie aus Plantagen (außer Fruchtplantagen) und Wäldern, die der Vermeidung von Bodenerosion dienen.27

Zudem sind derzeit Einsatzstoffe und Produktionsmaterial für die Landwirtschaft von der Umsatzsteuer befreit.

Einfuhrzölle

Der Staat schützt und fördert die nationale Landwirtschaft über das Instrument der Ein-fuhrzölle. Güter, die der landwirtschaftlichen Produktion dienen oder die nicht vom lokalen Markt bezogen werden können, werden i.d.R. mit dem Mindestsatz von 2,5% bezollt. Bei-spiele sind neue Landmaschinen, Pflanzenschutzmittel, Saatgut und Material für die Tier-zucht. Einige Auszüge befinden sich in den Sektorkapiteln. Dagegen werden Güter, die eine Konkurrenz für den lokalen Markt darstellen, mit Einfuhrzöllen von bis zu 304% be-legt. Hierzu gehören vor allem Tiere für die Schlachtung oder Fleisch. Auch einige Le-bensmittel werden mit ca. 50% bezollt. Im Rahmen des im Dezember 2009 von Marokko und der EU unterzeichneten Abkommens für den Handel mit Agrarprodukten stehen wei-tere Neuregelungen an. In den nächsten 10 Jahren sollen die Zölle für zwei Drittel der Agrarprodukte, die Marokko aus der EU importiert, stufenweise abgebaut werden. Einige Produkte wurden sofort befreit, für andere wie z.B. Eier, Milchprodukte und Schokolade sollen die Zölle langsam sinken.

Eine wichtige Neuregelung, die im März 2010 in Kraft trat, ist die Zollsenkung für Mastrin-der. Bislang unterlagen diese einem Einfuhrzoll von 233,5%. Dieser Zollsatz wurde vo-raussichtlich für eine Testphase von einem Jahr auf 2,5% herabgesetzt, sofern die Tiere von einem professionellen Mastbetrieb eingeführt werden.

Eventuell wird es ebenso eine Absenkung der Einfuhrzölle auf Getreide geben. In der Vergangenheit wurde der Zoll für Weizen immer wieder in Abhängigkeit der lokalen Ern-ten angepasst, so dass in Zeiten der Unterversorgung durch die nationale Produktion Ge-treide aus dem Ausland bezogen werden konnte. Zum Beispiel wurde Weizen im Jahr 2007 aufgrund der miserablen Ernten zeitweise völlig von der Einfuhrsteuer befreit. Aktu-ell liegt der saisonale Einfuhrzoll für den Sommer bei 170%, für den Winter bei 80%. Auf-grund der zu lange anhaltenden und zum falschen Zeitpunkt eingetretenen Regenfälle wird – entgegen der ursprünglichen Prognose – in diesem Jahr mit einer geringeren Ernte gerechnet. Vermutlich wird die Regierung die Zölle deshalb absenken.

26 Steuergesetz Artikel 92 27 Steuergesetz Artikel 47

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Verkauf/ Verpachtung von Agrarland

Ausländer können in Marokko kein Agrarland erwerben, lediglich pachten. Der Staat stellt im Rahmen von Sonderaktionen immer wieder Land zur Verpachtung bereit. Eine weitere Kampagne ist anscheinend für den Zeitraum April und Mai 2010 geplant; nach inoffiziellen Angaben sollen 20.000 Hektar Land zur langfristigen Anpachtung zu günstigen Konditio-nen bereitgestellt werden. Ein offizielles Communiqué liegt derzeit noch nicht vor.

3.5 Finanzierung

Staatliches Budget

Die bisher vom Staat bereitgestellten Gelder für den Agrarsektor fielen relativ gering aus, gemessen an der wirtschaftlichen Bedeutung des Sektors für die Entwicklung des Landes. In den Jahren 2005 bis 2007 stagnierten die staatlichen Investitionen bei 130 Mio. Euro pro Finanzjahr. Im Jahr 2007 beliefen sie sich damit auf 6,1% der gesamten staatlichen Investitionen in Marokko. Das staatliche Budget für Investitionen im Agrarsektor betrug nur ca. 2% des BIP des Sektors und blieb damit weit hinter den für die Entwicklung not-wendigen Aufwendungen zurück. Sofern der PMV, dessen staatliches Budget mit ca. 6 Mrd. Euro veranschlagt wird, entsprechend umgesetzt wird, würde dies ein jährliches Budget von ca. 550 Mio. Euro bedeuten, was fast dem Vierfachen des über die letzten Jahre dem Agrarsektor zur Verfügung gestellten Budgets entspräche.

Private Finanzierung

Die Bankengruppe Crédit Agricole du Maroc ist der wichtigste Akteur in der Finanzierung des Agrarsektors. Insgesamt hält das Kreditinstitut für die nächsten fünf Jahre Gelder im Wert von 1,8 Mrd. Euro bereit. Derzeit bietet Crédit Agricole du Maroc verschiedene Fi-nanzierungsmodelle für Landwirte an, die im Zusammenspiel mit den Subventionen der FDA und des von der Regierung eingesetzten Budgets die Umsetzung des PMV unter-stützen sollen, unter anderem:

Kredit für die Mechanisierung

Der Kredit ist für Landwirte verfügbar, die Agrarfläche als Besitzer oder Pächter bewirt-schaften. Der Kredit unterstützt gezielt die Anschaffung von Landmaschinen und moder-nem Arbeitsmaterial für eine effizientere Bestellung der Felder. Die Bank übernimmt bis zu 100% der Finanzierung des Materials, sowie die Vorfinanzierung der zu erwartenden Subventionen.

Kredit für die Bewässerung

Der Kredit richtet sich an Landwirte, die in moderne Bewässerungstechnik investieren möchten, unterstütz aber auch gezielt die Umstellung von gravitärer Bewässerung auf Tropfbewässerung. Eine Finanzierung bis zu 100% ist möglich bei bis zu einer 80%igen Vorfinanzierung der zu erwartenden staatlichen Subventionen.

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Kredit für den Anbauwechsel

Der Kredit unterstützt den Anbauwechsel von Getreide hin zu weniger niederschlagsab-hängigen Oliven. Die Finanzierung kann bis zu 100% der Kosten des Anbauwechsels betragen und beinhaltet die Vorschüsse auf die zu erwartenden staatlichen Subventionen.

Kredit für die Unternehmensgründung in ländlichen Gebieten

Personen und Unternehmen, die in ländlichen Gebieten ein (Agrar-) Unternehmen grün-den möchten, können einen Kredit bis zu 90% der Projektkosten (max. 260.000 Euro) in Anspruch nehmen.

Crédit Agricole du Maroc ist auch für Importe im landwirtschaftlichen Bereich der wesent-liche Ansprechpartner, um Geschäfte abzuwickeln.

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4 Ausgewählte Agrar- und Lebensmittelsektoren

4.1 Landtechnik

4.1.1 Einsatzbedingungen

Die Bedingungen für die Bearbeitung von Agrarland sind sehr unterschiedlich, sowohl aufgrund der geographischen Vorraussetzungen als auch aufgrund der Fragmentierung der Agrarfläche. In den landwirtschaftlich günstigen Regionen der Ebenen ist der Zugang mit Maschinen gut möglich, in den Bergregionen schwieriger. In manchen Regionen er-schwert der teilweise steinige Boden die Bearbeitung der Felder. Um dieses Hemmnis aus dem Weg zu räumen, subventioniert der Staat die Entsteinung mit bis zu 30% pro Hektar.

Abb 4.1: Vegetationszonen

Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Die Fragmentierung der Agrarfläche führt dazu, dass der Einsatz von Maschinen für einen einzelnen Landwirt nicht wirtschaftlich oder nicht finanzierbar ist. Die Umstrukturierung des Sektors soll deshalb auch dahingehend vorangetrieben werden, dass mehrere Bau-ern im Zusammenschluss Maschinen anschaffen und zu moderneren Produktionsmetho-den übergehen.

4.1.2 Bestand im Markt

Der marokkanische Markt für Landmaschinen befindet sich im Wandel. Während vor eini-gen Jahren der Großteil der landwirtschaftlich genutzten Anbaufläche mit traditionellen Methoden wie Scheibenegge bestellt wurde, hat der Einsatz von Maschinen, wenn auch eher der einfachen Modelle, deutlich zugenommen:28

28 Socoprim (2010)

Marokko ist 2009 zweitgrößter Im-porteur (mit Südafrika auf dem ersten Rang) von Landmaschinen auf dem afrikanischen

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Markt. Die Verkäufe explodierten erstmalig in 2007, als fast 4.000 Traktoren abgesetzt wurden. Im Vergleich zu 2006 war dies eine Steigerung von fast 50%, zu 2005 sogar um fast 300%. Im Rekordjahr 2009 verkauften sich insgesamt 6.791 Maschinen, wohingegen 10 Jahre zuvor nur ein Jahresdurchschnitt von 1.460 Maschinen abgesetzt wurde. Diese Entwicklungen sind vor allem den staatlichen Subventionen geschuldet, die auf bis zu 40% des Kaufwertes angehoben wurden (die aktuellen Subventionen sind weiter unten dargestellt). Aber auch die Finanzierungsmodelle der Hersteller und Händler trugen ent-scheidend zu diesen Entwicklungen bei.

Der Import von Gebrauchtmaterial spielte lange Zeit eine große Rolle. In 2007 belief sich der Bestand im Markt auf 53% importierte Gebrauchtmaschinen. Auf einen neuen Mäh-drescher kamen circa 13 gebrauchte Maschinen. Die Dank der Subventionen enorm an-gestiegenen Verkäufe neuen Materials verdrängten die Käufe von gebrauchten Maschi-nen: Während die Nachfrage vor 10 Jahren noch zu 80% durch Gebrauchtkäufe gedeckt wurde, hat sich dieses Verhältnis in den letzten Jahren umgekehrt: 80% der Käufe sind neue Maschinen. Insgesamt wuchs der Markt jedoch kaum; es fand vielmehr eine Ver-schiebung von Gebraucht- zu Neukäufen statt.29

Das Niveau der Mechanisierung lässt sich noch nicht mit europäischen Standards verglei-chen. Die Anzahl der eingesetzten Traktoren erhöhte sich seit dem Jahr 1972 von 13.000 auf 43.000 Maschinen, bleibt mit 0,27 PS pro Hektar aber hinter der von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) empfohlenen Zahl von 0,5

PS pro Hektar zurück.

30

Der Bestand an Sämaschinen beläuft sich auf circa 3.300 Maschinen, dies entspricht einer Verteilung von einer Sämaschine auf 13 Traktoren mit bisherigen Verkaufszahlen von durchschnittlich 250 Maschinen pro Jahr. Der Bestand an Material zur Behand-lung der Anbaukulturen beträgt 9.500 Pflan-

zenschutzgeräte. Die Anzahl von Mähdrescher wird zurzeit mit 3.900 Maschinen beziffert. Diese Zahl bleibt ebenfalls hinter den Empfehlungen der FAO von 500 Hektar Land pro Mähdrescher zurück. Momentan bedient ein Mähdrescher 1.500 Hektar Land in Marok-ko.

Legt man die zu bearbeitende Fläche zugrunde, beläuft sich die Unterversorgung mit Traktoren auch heute noch auf geschätzte 70.000 Stück.

31

Durch die in den letzten Jahren in die Höhe geschossenen Neukäufe ist die Altersstruktur im Markt recht heterogen. Die Maschinen, die schon länger im Markt sind und bereits da-mals gebraucht gekauft wurden, treiben das Durchschnittsalter enorm nach oben, so dass ein mittlerer Wert keine Aussage hat. In der Regel werden die Maschinen über ihre ei-gentliche Lebensdauer hinaus genutzt und immer wieder provisorisch repariert.

29 Guennouni (2009) 30 Guennouni (2009) 31 IAV Hassan II (2008)

Tab. 4.1:Bestand Landtechnik 2008 Landmaschine Anzahl Traktoren 43.000 Mähdrescher 3.900 Sämaschinen 3.300 Pflanzenschutzgeräte 9.500 Gesamt 59.700 Quelle: AMIMA (2009)

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37

4.1.3 Wettbewerber und Kundenprofil

Wettbewerber

Neben den zahlreichen ausländischen Marken präsentiert sich das marokkanische Unter-nehmen Atmar auf dem Markt für Landmaschinen. Das 1947 gegründete Unternehmen produziert verschiedene Pflüge, Pflanzenschutzgeräte, Erntemaschinen, Anhänger sowie auch Betonmischer. Atmar konkurriert weniger über die Qualität mit den importierten Pro-dukten als vielmehr über den Preis. Das von Atmar angebotene Zubehör wird auch häufig mit den importierten Maschinen eingesetzt.

Im Wesentlichen hängt der Markt, gerade was qualitativ hochwertigere Produkte betrifft, vollständig von Importen ab. Die meisten der Importe stammen aus den USA und der EU. Die meisten Verkäufe verzeichnete in 2009 die Marke New Holland (über 2.000 Stück), gefolgt von Massey Ferguson, Landini, Deutz, Same, John Deere und Belarus. Außerdem ist Claas auf dem Markt präsent. New Holland und Massey Ferguson haben den größten Marktanteil. Der Einzug einiger Marken aus dem asiatischen Raum, wenn auch mit ver-gleichsweise kleinen Marktanteilen, fand erst kürzlich statt: Medioto und Kuboto aus Ja-pan, Foton aus China sowie Maschinen von Mahindra und Tafe aus Indien werden in Ma-rokko angeboten. Gerade chinesische Marken leiden an einem schlechten Image bezüg-lich der Qualität ihrer Produkte.

Quelle: Eigene Darst. auf Basis von AMIMA (2009)

Viele nach Marokko exportierende Hersteller bieten speziell auf den Markt südlicher Län-der angepasste Modelle an. Zu diesen Anpassungen gehören unter anderem einfachere Motoren. Die schlechte Treibstoffqualität und die nicht vorhandenen Emissionsstandards sprechen für die einfachere Ausstattung. Zudem muss von einem generell niedrigeren Know-How der Landwirte im Bezug auf die Bedienung der Maschinen ausgegangen wer-den. Eine elektronische Ausstattung wird deshalb, aber auch wegen der hohen Luftfeuch-tigkeit und vor allem dem höheren Preis, nur von sehr wenigen Kunden nachgefragt. Ein-fache, maschinelle Funktionen, eine robuste Bauweise und ein geringer Wartungsauf-wand stehen i.d.R. über technologischer Neuerung und Bedienkomfort. Auch bei größe-ren und finanziell gut gestellten Betrieben fällt die Entscheidung öfter zugunsten einfacher

Abb. 4.2: Verkaufte Landmaschinen 2009 nach Marken (in Stück)

0 500 1000 1500 2000 2500

Belarus

Same

John Deere

Deutz

Landini Massey Ferguson

New Holland

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38

Modelle, da nicht der Entscheidende selbst die Maschine bedienen wird, sondern ein an-gestellter, evtl. ungelernter Arbeiter.32

Die am häufigsten verkauften Maschinen sind Traktoren zwischen 55 und 80 PS. Trakto-ren europäischer oder amerikanischer Marken von 70 PS werden in Marokko im Wert von circa 17.000 € verkauft. Stärkere Modelle von 90 PS für 22.000€ und große Maschinen mit 200 PS werden zum Preis von ca. 89.000€ verkauft. Auch die Verkaufszahlen des Zubehörs und der Arbeitsmaterialien speziell zur Bearbeitung und Aussaat sind im Stei-gen.

Kunden

Die überwiegende Zahl der potenziellen Kunden sind eher finanzschwache Landwirte. Die Anschaffung größerer Maschinen liegt meistens außerhalb ihrer Finanzierungskraft, womit der Preis das vorherrschende Auswahlkriterium darstellt. Langsam scheint sich dies zu wandeln: Heute machen Qualitätseinkäufe nach Einschätzung von Experten circa. 15-20% aus. Bei nachgefragter Qualität genießen vor allem deutsche Maschinen ein sehr gutes Image im Bezug auf hohe Qualitätsstandards. Neben den Großbetrieben kommt auch eine wachsende Zahl von Landwirten als Kunden in Frage, die eigentlich eine zu geringe Anbaufläche besitzt, sich jedoch in Verbünden organisiert, mit dem Ziel im Zu-sammenschluss ein höheres Produktionsniveau zu erreichen. Zudem ist es gängige Pra-xis Landmaschinen nur für die Ernte oder Aussaat zu mieten. Spezielle Lohnunternehmer mit eigenen Maschinen fahren zu diesem Zweck von Süden nach Norden durchs Land und vermieten die entsprechenden Maschinen für 15 bis 18 Euro pro Hektar an lokale Landwirte.

Service- und Wartungsverträge werden von den wenigsten Kunden abgeschlossen und auch der Handel mit originalen Eratzteilen ist keine wesentliche Einkommensquelle der Händler und Hersteller. Die vorbeugende Instandhaltung ist so gut wie nicht existent und notwendige Reparaturen lassen die Landwirte überwiegend von vertragsfreien Werkstät-ten durchführen; Ersatzteile werden meist gebraucht beschafft.

4.1.4 Distributionsnetzwerke

Die fünf großen Importunternehmen für Landmaschinen sind ComiCom zuständig für den Vertrieb von AGCO Ltd. und Massey Ferguson, Auto Hall für den Vertrieb von Nardi und Welger aus den USA, Stokvis für die Marken Same, Deutz und Claas, sowie Socopim für Maschinen von John Deere und Soma für Maschinen der Marke New Holland der Ford-Fiat Gruppe. Der weitere Vertriebsweg läuft über verschiedene Händlernetze ab. Die Fir-ma Socopim beispielsweise ist neben dem Hauptsitz in Casablanca mit vier weiteren Re-gionalen Geschäftsstellen vertreten und arbeitet mit insgesamt 11 Händlern zusammen. Oftmals erfolgt der Einkauf auch über die Importeure direkt, ohne Zwischenhändler.

32 John Deere (2010)

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39

4.1.5 Importbedingungen

Im Interesse der Modernisierung der Landwirtschaft wird auf die meisten Maschinen ledig-lich ein Einfuhrzoll von 2,5% erhoben. Voraussichtlich bis Ende 2013 ist Produktionsmate-rial für den Agrarsektor von der Umsatzsteuer befreit.

4.1.6 Finanzierung

Mit dem Ziel den Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen auf modernem technischem Niveau anzukurbeln, verfolgt die Regierung in den letzten Jahren eine intensive Subventi-onspolitik. Über den Entwicklungsfond für die Landwirtschaft stellt sie Subventionen für zahlreiche Maschinen bereit und fördert dabei besonders die gemeinschaftlichen Käufe. Die Regierung möchte hier gezielt Anreize setzen, damit sich kleine Landwirte zu effizien-teren Kooperativen zusammenschließen oder in ein Aggregationsverhältnis mit großen Betrieben eintreten.

Tab. 4.2: Subventionen für Landtechnik

Tarif Allgemein

Tarif Gemeinschaftskäufe

Arbeitsmaterial Landtechnik

Subvention (in %)

Grenze (in Euro)

Subvention (in %)

Grenze (in Euro)

Material zur Aussaat und Pflanzung 50 4.290 70 5.980 Material zur Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln 50 5.360 70 7.500 Traktoren 30 6.430 40 8.570 Kartoffelerntemaschinen 30 1.520 40 1.960 Mähmaschinen 30 1.070 40 1.430 Material zur Bodenbestellung (Ausnahme Scheibenegge) 30 1.520 40 1.960 Material zur Zusetzung von Mineral-stoffen/ organischen Elementen 30 4.290 40 5.710 Mähdrescher 20 19.000 30 27.860 Material zur Aufbereitung Saatgut 10 134.000 10 134.000 Material zur Lagerung von Saatgut 10 285.000 10 285.000 Anlagen zur Konditionierung von Ge-müse 10 219.640 10 219.640 Kühlanlagen 10 200.000 10 200.000 Quelle: FDA (2009)

Neben den Subventionen haben Landwirte Zugang zu günstigen Krediten zur Restfinan-zierung über die Agrarbank Crédit Agricole du Maroc, die die Konditionen mit dem Ver-band der Importeure von Landmaschinen (Association Marocaines des Importateurs des Machines Agricoles; kurz AMIMA) abgestimmt hat. Eine Bevorzugung bestimmter Ur-sprungsländer gibt es dabei nicht. Neben den Bankkrediten bieten auch einige Hersteller oder Händler eigene Finanzierungsmodelle an.

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40

4.1.7 Trends und Marktchancen

Die Mechanisierung Marokkos Landwirtschaft ist wesentlicher Bestandteil der geplanten Entwicklung. Zwar wurden im Zuge des Plan Maroc Vert keine konkreten Zielwerte für die Steigerung der Mechanisierung formuliert. Die Ziele der Ertragssteigerungen sind jedoch auf eine stärkere Mechanisierung angewiesen. Die sehr günstigen Kaufbedingungen – Subventionen, Sonderkredite und Steuerbefreiung – weisen auf einen wachsenden Markt für Landmaschinen hin. Auch wenn in den letzten Jahren viele der veralteten Maschinen bereits ausgetauscht wurden, ist zu erwarten, dass dieser Trend weiterhin anhält. Da in den Jahren zuvor überwiegend gebrauchte Maschinen eingekauft wurden, kann davon ausgegangen werden, dass diese in den nächsten Jahren ausgetauscht werden müssen.

Vor allem die Projekte der Aggregation – kleine Betriebe schließen sich unter einander oder mit großen Betrieben zusammen – sollen dazu dienen, die Fragmentierung der Flä-che, die Finanzschwäche des einzelnen Landwirts und das oft mangelhafte technische Verständnis zu überwinden. Mit der Umsetzung dieser Projekte würde sich dem überbe-trieblichen Einsatz von Landmaschinen ein gestiegenes Potenzial bieten.

Qualitätskäufe haben nicht zuletzt aufgrund der Subventionen für neue Maschinen bereits in den letzten Jahren zugenommen und werden mit steigender Professionalisierung des Sektors vermutlich langsam weiter zunehmen. Allerdings werden die Ansprüche an tech-nologische Ausstattung – mit Ausnahme weniger Großbetriebe – vermutlich weiterhin hinter den europäischen Ansprüchen zurück bleiben. Zum einen wird nicht unbedingt ein hoher Bedienkomfort nachgefragt werden, da die Maschinen meistens von Arbeitern, nicht dem Käufer bedient werden; zudem ist Wartungsarmut und Unempfindlichkeit auch gegen klimatische Bedingungen gefragt.

Für das Geschäft mit Serviceverträgen und Ersatzteilen ist eher davon auszugehen, dass dieses auf dem bislang verhaltenen Niveau bleibt.

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4.2 Pflanzenproduktion

4.2.1 Anbau und Erträge

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche Marokkos belief sich im Jahr 2008 insgesamt auf 9,5 Millionen Hektar, von denen ca. 2 Millionen Hektar brach lagen. Der Anteil der bewäs-serten Fläche macht 14% (1,4 Mio. Hektar) der gesamten Agrarfläche aus.

Die Getreideproduktion, die 55% der LNF in Anspruch nimmt und wirtschaftlich nur ca. 10% bis 15%33

Produktion in Tt

zu den Umsätzen des Sektors beiträgt, unterliegt den Schwankungen der Niederschläge und beeinflusst damit die Leistung der Landwirtschaft enorm. Die wichtigs-ten Anbaukulturen des Landes sind Weichweizen, Hartweizen und Gerste.

2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009

Quelle: Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Die Ernte in der Saison 2008/2009 betrug fast das Doppelte der miserablen Saison 2007-2008 und lag um fast 80% über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre (5.750 Tt). Im Schnitt der Jahre 2002 bis 2006 wurden Erträge von 1,3 Tonnen Getreide pro Hektar er-zielt. Während in der Periode 2005/2006 relativ gute Erträge von 1,67 Tonnen pro Hektar erreicht wurden, haben die ungünstigen klimatischen Bedingungen in 2006/2007 zu einer Abnahme der Erträge um 62% auf nur 0,5 Tonnen pro Hektar geführt. Durch eine außer-gewöhnlich gute Niederschlagsrate der Saison 2008/2009 erholten sich die Ertragsraten wieder. Mit durchschnittlich 1,97 Tonnen pro Hektar erreichten sie sogar ein Rekordni-veau seit Beginn der Aufzeichnungen. Die größten Regionen sind Marrakesch, Doukala, Chaouia und Taza, wo 54% der Anbaufläche liegen, die für 40% der Gesamtproduktion aufkommen. Die Erträge schwanken dabei stark über die Regionen hinweg und reichten in 2007/2008 von 0,3 Tonnen pro Hektar in Marrakesch bis zu 1,9 Tonnen pro Hektar in Gharb, wobei auf einzelnen Feldern auch bis zu 3 Tonnen pro Hektar erzielt werden.

Tab. 4.4: Getreideanbau in den Regionen 2007/2008 Region Produktion Tt Fläche Tha Tonne / Hektar Marrakesch 226,9 870,4 0,3 Doukala 521,1 801,2 0,7 Chaouia 525,9 707,9 0,7 Taza 824,5 512,1 1,6 Gharb 772,1 399,5 1,9 Meknes 595,6 345,5 1,7 Orient 255,5 328,9 0,8 Tadla 398,9 319,0 1,3 Quelle: Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

33 ADA 2009

Tab. 4.3: Entwicklung Produktionsmengen Getreide

Weichweizen 4.231 1.069 2.608 4.340 Hartweizen 2.095 513 1.220 2.030 Gerste 2.535 762 1.353 3.780 Gesamt 9.159 2.440 5.301 10.200

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Die wichtigsten Getreidekulturen sind mit 95% des gesamten Getreideanbaus Hartweizen, Weichweizen und Gerste; weit abgeschlagen folgen Mais, Hafer und Hirse mit 5%.34

Die Olivenproduktion steht flächenmäßig mit 546.000 Hektar und knapp 6% der LNF an zweiter Stelle. Hier sind vor allem die Regionen Marrakesch, Oriental, Tanger und Taza relevant. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 1,4 Tonnen pro Hektar wurden 2008 insgesamt 765.000 Tonnen geerntet.

Es werden sowohl nationale (z.B. Arrehane, Mehdia, Irden) als auch ausländische Sorten (z.B. Mulero, Nabila, Parsifal) angebaut.

Hülsenfrüchte werden auf ca. 4% der LNF angebaut; wobei die größten Felder in den Re-gionen Taza, Gharb und Fes liegen; die Regionen kommen für 73% der Produktion des Landes auf. Mit 181.000 Hektar sind Bohnen Spitzenreiter der Hülsenfrüchte, gefolgt von Kichererbsen (ca. 70.000 Hektar). Des Weiteren werden Linsen und Erbsen angebaut.

Tab. 4.5: Hülsenfrüchte in den wichtigen Regionen 2008 Region Produktion Tt Fläche Tha Tonne / Hektar Taza 80,9 137,4 1,7 Gharb 33,2 45,4 1,4 Fes 25,1 42,5 1,7 Doukala 10,1 32,8 3,3 Meknes 15,8 26,7 1,7 Tanger 10,7 19,0 1,8 Gesamt 190,5 372,9 n.a. Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Zuckerrüben belegen mit 56.000 Hektar unter 1% der LNF, stellen aber einen wichtigen Absatzmarkt für deutsche Zuckerrübensamen dar. Während in 2008 auf 12% weniger Fläche als in 2007 angebaut wurde, stieg die Produktion um 17%. Die großen Anbauregi-onen sind Tadla, Doukala und Gharb. Insgesamt belief sich die Produktion im Jahr 2008 auf 2,9 Mio Tonnen.

Die Fläche für den Gemüseanbau beläuft sich auf 250.000 Hektar und macht somit 2,6% der LNF aus. Die Anbaufläche für Frühkulturen wurde in den letzten Jahren ausgebaut (um 3.500 Hektar seit 2005), so dass eine Produktionssteigerung von 20% erreicht wurde. Fläche und Produktion der Saisonkulturen waren dagegen rückläufig. Marokko bietet eine breite Auswahl an Sorten; vor allem Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten fallen wirtschaftlich ins Gewicht. Tabelle 4.6 zeigt einen Überblick der angebauten Gemüsesor-ten.

34 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

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Tab. 4.6: Gemüseanbau 2008 Anbaukultur Produktion Tt Fläche Tha Tonne / Hektar

Frühkulturen 1710,0 32,0 Tomaten 810,0 6,1 132,8 Kartoffeln 165,0 7,5 22,0 Bohnen 133,5 4,3 31,0 Paprika 114,6 1,9 60,3 Zucchini 90,5 1,8 50,3 Erbsen 6,5 1,1 5,9 Saisonkulturen 4982,0 217,0 Kartoffeln 1371,5 55,3 24,8 Zwiebeln 662,0 27,8 23,8 Tomaten 299,7 8,7 34,4 Karotten 247,0 9,0 27,4 Zucchini 143,7 7,0 20,5 Erbsen 110,0 15,8 7,0 Rüben 94,3 5,3 17,8 Paprika 93,2 5,4 17,3 Quelle : Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Obstbäume belegen mit ca. 60.000 Hektar nur 0,6% der LNF; die wichtigsten Kulturen sind Äpfel und Aprikosen.

Tab. 4.7: Obstanbau 2008 Obstanbau Produktion Tt Fläche Tha Tonne / Hektar Äpfel 404,3 26,7 15,1 Aprikosen 113,2 11,2 10,1 Pfirsiche / Nektarinen 75,2 4,9 15,3 Pflaumen 65,5 8,1 8,1 Gesamt 729,6 58,3 n.a. Quelle : Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Der Zitrusfrüchteanbau brachte im Jahr 2008 eine Ernte von ca. 1,3 Mio. Tonnen ein und hielt sich damit im Vergleich zu den Vorjahren recht stabil. Die Plantagen wurden in den letzten drei Jahren um 10% ausgebaut. Souss ist hier die führende Region, die auf einer Fläche von 33.000 Hektar 605.300 Tonnen produzierte. Vor allem die Produktion der klei-nen Zitrusfrüchte nahm in den letzten Jahren zu, während die Produktion von Orangen eher rückläufig war. Die Zitrusfrüchte leisten einen wichtigen Beitrag zu Marokkos Agrar-

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exporten: Im Jahr 2008 verließen 43% (582.000 Tonnen) der Produktion das Land, 65% davon nach Europa.35

Tab. 4.8: Zitrusfrüchte Zitrusfrüchte Produktion Tt Fläche Tha Tonne / Hektar Clémentine 337,0 25,3 13,3 Navels 202,0 15,6 12,9 Salustiana 46,0 1,4 32,9 Sanguines 71,4 3,1 23,0 Maroc-late 413,0 21,7 19,0 Andere 168,6 10,3 16,4 Gesamt 1.355,0 88,0 15,4 Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Marokkos Erntekalender für Obst und Gemüse ist fast ganzjährig. Für Zitrusfrüchte er-streckt er sich über den Zeitraum von Ende September bis Mai. Zu den frühen Sorten gehören Clementinen und Navel, gefolgt von Salustiana und Sanguinelli. Die späten Sor-ten sind Nour und Maroc Late, die zum Teil im Juni noch geerntet werden. Anderes Obst steht ebenfalls von ca. Oktober bis ca. Juli zur Verfügung, z.B. Erdbeeren bereits im Feb-ruar, viele Gemüsearten sind ganzjährig verfügbar.

Tab. 4.9: Anbaukalender einiger Zitrusfrüchte, Obst und Gemüse Sept Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Zitrusfrüchte Clementinen Orange- Salustia Orange- Navel Orange- Maroc Late Zitronen Obst Melonen Wassermelonen Erdbeeren Pfirsiche Gemüse Tomaten Erbsen Paprika Auberginen Zucchini Gurken Salate Kartoffeln Quelle :Maroc Export (2010))

35 Communiqué ASPAM

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Weitere wichtige Anbaukulturen sind Mandeln, Wein, Feigen, Datteln und Bananen. Da-rüber hinaus werden vereinzelt regionale Kleinkulturen angebaut, wie z.B. Kaktus, Safran, Kümmel und Lavendel.

Tab. 4.10: Weitere Anbaukulturen 2008 Weitere Kulturen Produktion Tt Fläche Tha Tonne / Hektar Mandeln 17,3 144,2 0,1 Wein 346,1 58,0 6,0 Feigen 69,7 42,3 1,6 Datteln 72,7 37,3 1,9 Bananen 214,7 5,7 37,8 Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

4.2.2 Produktion und Vermarktung von Saatgut

Produktion und Vermehrung

Das nationale Institut für Agrarforschung (Institute National de la Recherche Agricole, kurz INRA) ist die einzige Einrichtung in Marokko, die neue Variationen, hauptsächlich Getrei-dekulturen, entwickelt. Die Vermehrung des Basissaatguts und die Herstellung von zertifi-ziertem Saatgut werden vertraglich mit den ca. 700 Vermehrungszüchtern geregelt und auf einer Fläche von 50.000 Hektar durchgeführt. Die Behandlung und Lagerung des Saatguts wird vom staatlichen Saatgutunternehmen (Société Nationale de Commercialisation de Semences, kurz SONACOS) und drei privaten Unternehmen durchgeführt. Zusammen kommen sie auf eine Kapazität von 120.000 Tonnen.

Vermarktung

Die Vermarktung wird von SONACOS und ca. 80 Privatunternehmen betrieben, die eine Genehmigung für den Import und den Vertrieb von Saatgut haben. Zu den größeren Un-ternehmen gehören z.B. Sogeta, Forafic, Marosem, Amaroc, und Casem. Während sich SONACOS auf die Kommerzialisierung der großen Kulturen (Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben) konzentriert, importieren und vertreiben die privaten Unternehmen haupt-sächlich in den Bereichen Gemüsesaat, Ölpflanzen, Kartoffeln, Futterkulturen und Mais.

Regelungen für Produktion und Vertrieb von Saatgut

In Marokko darf nur Saatgut eingesetzt werden, das im Sortenkatalog (Catalogue Officiel) gelistet ist. Dieser Katalog wurde 1989 eingeführt und führt aktuell mehr als 2.000 Sorten, 90% davon wurden von ausländischen Unternehmen eingetragen. Der Katalog unter-scheidet zwei Kategorien: die „definitive Liste“ (liste definitive) führt die Sorten, denen die

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Genehmigung nach der Testphase erteilt wurde. Die „provisorische Liste“ (liste provisoire) führt Sorten, die neu aufgenommen werden und vorerst zugelassen sind. Dieses Saatgut kann bis zu drei Jahren vertrieben werden. Nach Ablauf der Frist entscheidet die Ergie-bigkeit der neuen Saat, ob ein Transfer zur definitiven Liste stattfinden kann.36

Um Saatgut vertreiben zu können, ist eine Zulassung notwendig, die erteilt wird, sofern eine berufliche Qualifikation nachgewiesen werden kann. Die Anforderungen für die Zerti-fizierung und für die Zulassung zur Vermehrung von Saatgut sind gesetzlich geregelt. Weiter darf das Unternehmen ausschließlich Saatgut herstellen und/oder vertreiben, das auf einer der Listen des Calatolgue Officiel geführt wird. Zudem darf Samen nur in Ge-schäften mit angemessenen Lagerungsstandards für Samen abgesetzt werden.

37

Die Verkäufe von zertifiziertem Saatgut schwanken zwischen 75.000 und 85.000 Tonnen. Ungefähr 80% davon sind Weichweizen, 18% Hartweizen und 2% Gerste. Die nationale Produktion wuchs um 13% und lieferte damit 93% des Saatgutes. Lediglich 7% wurden importiert. Bisher stammen noch geschätzte 55% der Aussaat aus dem Erntebestand des Vorjahres.

38

Seit 2006/2007 wird jede Tonne der drei großen Getreidekulturen mit 90 Euro subventio-niert, so dass zertifiziertes Saatgut für die lokalen Bauern erschwinglich wird. 2007 koste-te eine Tonne Hartweizen 316 Euro, Weichweizen 280 Euro und Gerste wurde zum Preis von 177 Euro pro Tonne verkauft. Die Preise fielen damit im Vergleich zum Vorjahr.

39

Für Hülsenfrüchte standen in 2007 307 Tonnen zertifiziertes Saatgut zur Verfügung, von dem allerdings nur 180 Tonnen verkauft wurden. Die Preise blieben über die letzten Jahre relativ stabil. In 2007 wurde eine Tonne Saatgut Linsen zu 611 Euro, Bohnen zu 470 Euro und Kichererbsen zu 700 Euro verkauft. Die Verfügbarkeit von Saatgut von Futterkulturen, das zu 90% von SONACOS vertrieben wird, belief sich in 2007 auf 1.800 Tonnen und verzeichnete damit einen Anstieg von 13% zum Vorjahr. Der Verkauf ging dagegen zu-rück und blieb mit 1.200 Tonnen weit hinter dem verfügbaren Angebot; die Bauern griffen auf ihre Eigenproduktion aus dem ertragreichen Vorjahr zurück. Die Preise bewegen sich relativ stabil z.B. bei 446 Euro pro Tonne Hafer und 357 Euro pro Tonne Tritical.

4.2.3 Import

Aus dem Ausland importiertes Saatgut stammt vor allem aus Frankreich oder Spanien; Deutschland ist außer bei Saatgut für Zuckerrüben weniger vertreten. In Tabelle 4.11 sind Beispiele einiger Importunternehmen für Saatgut in Marokko aufgelistet.

36 Gesetz Dahir n°.1-69-169 vom 25.7.1969 37 Gesetz Dahir Nr. 1.76.472 vom 19.09.1977 38 Bennani (2010) 39 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

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Tab. 4.11: Beispiele Importunternehmen für Saatgut

Sorte Unternehmen Herkunftsland Hartweizen Ets. C. C. Benoist Frankreich

Agrosa Semillas SA Spanien Pioneer Hi Breed Inc USA Weichweizen Semillas Battle Spanien Pioneer Hi Breed Inc USA Florimond Desperez Frankreich Gerste Florimond Desperez Frankreich Semillas Battle Spanien Zuckerrüben K.W.S Deutschland Danisco Seed Dänemark A. Dieckmann Deutschland Strube Deutschland VanderHave Holland Hülsenfrüchte Asgrow Seed USA Semillas Battle Spanien Semillas Fito Spanien

Der Import von Saatgut und Pflanzen muss genehmigt werden. Zuständig ist die Abteilung für technische Kontrolle und Pflanzenschutz (Division des Contrôles Techniques et Phytosanitaire, DCTP), die im Januar 2010 in das Büro für Lebensmittelsicherheit (ONSSA) eingegliedert wurde. Anlaufstelle für die Zulassung von Pflanzen und Saatgut auf Ebene des Zolls ist die Direktion für Qualitätskontrolle (Direction de Contrôle de la Qualité, kurz DCQ), unter der das DCTP in den Einfuhrhäfen Agadir, Casablanca und Tanger agiert.

Die Einfuhr und Vermarktung von Saatgut ist folgenden Bedingungen unterworfen:

- Der Importeur benötigt eine Genehmigung.

- Die Sorte muss im offiziellen Katalog geführt sein.

- Das Saatgut muss eine dem System der OECD entsprechende Zertifizierung ha-ben und den Standards der EU entsprechen.

- Bei neuen Sorten, die noch nicht im Katalog geführt sind, muss ein Muster einge-reicht und ein Testanbau auf Verantwortung des Antragstellers durchgeführt wer-den.

- Die festgelegte Menge des zu Testzwecken eingeführten Saatgutes darf nicht überschritten werden.

Die Importzölle auf Vorstufen- und Basissaatgut für Getreide, auf Saatgut für andere An-baukulturen und auf Pflanzen betragen in den meisten Fällen 2,5%, bei manchen Aus-nahmen 17,5%. Einfuhrzölle von 2,5% fallen an bei Hartweizen, Weichweizen, Gerste, Hafer, Mais, Tritical, Soja, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Luzerne, Gemüse sowie bei

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Weinreben und Obstbäumen. 17,5% Einfuhrzoll unterliegen z.B. Roggen, Buchweizen, Hirse, Rüben, Kichererbsen und Linsen.

4.2.4 Marktchancen und Trends

Einsatz von zertifiziertem Saatgut

Neben dem Ausbau der Bewässerung und dem verstärkten Einsatz von Dünger ist die Aussaat von ertragreichem Saatgut der dritte Stellhebel, der die angestrebten Ertragsstei-gerungen bei landesweit fast gleich bleibender Anbaufläche möglich machen soll. Zum Beispiel soll beim Getreideanbau bis 2020 bei gleichzeitigem Rückbau der Anbaufläche mehr produziert (+ 2,3 Mio. Tonnen) werden. Chaouia, Gharb, Tadla und Meknes sollen künftig die ertragreichsten Regionen sein. Der landesweite Einsatz von zertifiziertem Saatgut soll bis 2020 von durchschnittlich 75.000 Tonnen auf ca. 182.000 Tonnen gestei-gert werden.40

Tab. 4.12: Einsatz zertifiziertes Saatgut Region 2008 in t 2020 in t Delta Gharb 9.750 29.850 20.100 Chaouia 15.000 31.600 16.600 Doukala 6.811 22.500 15.689 Tanger 1.000 12.000 11.000 Taza 7.600 18.400 10.800 Rabat 6.200 16.000 9.800 Tadla 5.000 12.458 7.458 Meknes 7.100 13.900 6.800 Marrakesch 3.000 8.000 5.000 Oriental 3.500 6.000 2.500 Fes 7.300 9.200 1.900 Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009

Mittelfristig soll nicht nur der Einsatz von zertifiziertem Saatgut gesteigert werden, sondern vor allem auch dessen nationale Produktion. Allem voran strebt man die Unabhängigkeit bei der Getreideproduktion und beim Zuckerrohr an: Der Bedarf an zertifiziertem Saatgut soll hier bis 2020 vollständig aus eigener Produktion gedeckt werden können. Dement-sprechend bevorteilen die Einfuhrzölle Vorstufen- und Basissaatgut, so dass die Vermeh-rung im Inland vorangetrieben werden kann.

40 ADA 2009

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Tab. 4.13: Angestrebte Produktion von zertifiziertem Saatgut bis 2020

Kultur Angestrebte Produktion zertifiziertes Saatgut (%) Menge (in t)

Getreide 100 280.000 Weichweizen 100 140 000 Hartweizen 100 90.000 Gerste 100 50.000 Hülsenfrüchte 50 1.900 Futterkulturen 30 1.800 Zuckerrohr 100 5.200 Kartoffeln 66 8.000 Mais 30 1.200 Sonnenblumen 60 670 Gemüse 30 120 Quelle: Association Marocaine des Semences et Plants (AMSP)

Auch wird der Anbau von Oliven stark forciert. Da diese weniger niederschlagsabhängig sind als Getreide, sollen 400.000 Hektar Getreidefläche für den Olivenanbau umgewan-delt werden. Insgesamt soll die Anbaufläche für Oliven in 2020 1,3 Mio. Hektar betragen und Erträge von über 4 Millionen Tonnen einbringen. Insbesondere die Plantagen in Mar-rakesch, Taza und Fes sollen die treibende Kraft sein und Erträge von bis zu 5 Tonnen pro Hektar erwirtschaften.

Tab. 4.14: Geplanter Olivenanbau 2020 Region Produktion Tt Fläche Tha Tonne / Hektar Marrakesch 861,0 172,1 5,0 Taza 660,0 318,5 2,1 Fes 540,0 120,0 4,5 Meknes 413,0 86,4 4,8 Tadla 400,0 80,0 5,0 Tanger 350,0 150,0 2,3 Gesamt 4.120,0 1.285,6 3,2

Quelle: ADA 2009

Die Obst- und Gemüseproduktion soll bis 2020 auf 500.000 Hektar erweitert werden, um die Erträge auf mehr als das Doppelte zu steigern. Der Zitrusfrüchteanbau soll vor allem in der Region Gharb stark ausgebaut werden und sich im Jahr 2020 auf eine Fläche von 110.000 Hektar (ca. + 30.000 zu 2008) belaufen; die Produktion soll 3,7 Mio. Tonnen er-reichen (+ 2,2 Mio. Tonnen). Um die Vorraussetzungen für die Ertragssteigerungen zu

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50

schaffen, möchte die Zitrusfrüchteindustrie von 2009 bis 2018 insgesamt 50.000 Hektar Plantagen erneuern und 800 Millionen Euro investieren.4142

Regionen für den Export

Ein weiteres Potenzial bietet die Produktion speziell für den Export, wo bislang höhere Anforderungen an die Produktqualität gestellt werden, als dies i.d.R. vom nationalen Markt nachgefragt wird. Aktuell kommen die fünf Regionen Souss, Gharb, Oriental, Mar-rakesch und Tadla zusammen für 90% der Exporte auf. Für 2020 rechnet die Regierung damit, dass Gharb den größten Exportzuwachs verzeichnen wird und 95% seiner zusätz-lichen Wirtschaftsleistung in den Außenhandel einfließen. Souss, das bei der Obst- und Gemüseproduktion an erster Stelle steht, soll seine Exportkapazitäten um ein Drittel stei-gern und so seine Spitzenposition halten. Doukala und Meknes werden neu in der Riege der Exportregionen aufgenommen und mit 9% bzw. 8% in die marokkanischen Agrarex-porte 2020 eingeplant.

Da die Exporte bislang strengeren Qualitätskontrollen unterliegen als die Produktion für den nationalen Konsum, und die im Export tätigen Betriebe i.d.R. stärker professionalisiert sind, kann davon ausgegangen werden, dass diese Regionen in weiterentwickelte Pro-duktionsverfahren investieren werden.

Neben diesen Zielen der Ertragssteigerung verfolgt die Regierung auch Änderungen auf struktureller Ebene und in Zusammenarbeit mit der Industrie: der Ausbau der Forschung, die Harmonisierung der Regelungen und die Ausweitung der Kontrollen, die Verbesse-rung der Vertriebsbedingungen, sowie die berufliche Bildung stehen auf dem Programm.

Chancen bestehen somit für Zulieferer, die mit ihren Produkten dazu beitragen können, die Anbaubedingungen zu verbessern oder die ertragreichere Pflanzen zur Verfügung stellen können. Ebenso ist Marokko auf der Suche nach Investoren, die evtl. mit einem lokalen Partner die Plantagen und Felder ausbauen und deren Bewirtschaftung professio-nalisieren.

41 ASPAM (2009) 42 ADA (2009)

Page 59: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

51

4.3 Agrarchemie

4.3.1 Pflanzenschutzmittel

Marokko stellt bislang einen der kleineren Absatzmärkte für phytosanitäre Produkte dar. Schätzungen zufolge werden Pflanzenschutzmittel im Wert von 80 Mio. Euro im Jahr um-gesetzt. Zum Vergleich: In Deutschland werden im Jahr 1,1 Mrd. Euro, in Frankreich 1 Mrd. Euro und auf kleineren europäischen Märkten wie Portugal immer noch 120 Mio. Euro pro Jahr abgesetzt.43

Das Land hat keine eigene Produktion für Pflanzenschutzmittel, so dass die Importquote von phytosantitären Produkten bei 95% liegt. In 2008 wurden 71 Millionen Euro Importe registriert. 5% des Marktes sind eingeführte Konzentrate die von wenigen kleineren Fir-men in Marokko aufbereitet und vertrieben werden. Produktpiraterie spielt keine relevante Rolle; die nicht registrierten Einfuhren machen nach Schätzungen von Experten ungefähr 10% der gehandelten Produkte aus.

Dennoch präsentiert sich der marokkanische Markt als der am weitesten entwickelte Markt innerhalb der Region Maghreb. Er ist in weiten Teilen von Importen abhängig und verspricht, in den kommen Jahren stark zu wachsen.

44

Größter Anbieter von Pflanzenschutzmitteln ist mit 25% Marktanteil das deutsche Unter-nehmen Bayer, gefolgt von der Firmengruppe Syngenta sowie BASF. Weitere vertretene Hersteller sind Dow und Dupont aus den USA, seit Kurzem Aresta und Nissan aus Japan. Die Hersteller bieten weitgehend die gleichen Produkte an wie auf dem europäischen Markt. Die größte Gruppe von Pflanzenschutzmitteln stellen in Marokko die Insektizide dar, gefolgt von Herbiziden, sowie Fungiziden. Beliebte Insektizide sind beispielsweise die Produkte Penntsyl und Akito. Seit neustem erfolgt auch der Vertrieb von Bioinsektiziden wie Biophytos oder Phytrole. Der Markt für den biologischen Anbau stellt allerdings noch eine absolute Nische ohne wirtschaftliche Bedeutung dar. Im Bereich der Fungizide wer-den die Produkte Trimangol, Trimanoc bleu, Cuprofix-M, Trotoftorol und SVT vertrieben. Die Preise für Pflanzenschutzmittel großer Marken wie BASF, Bayer oder Syngenta las-sen sich mit dem Preisniveau auf dem europäischen Markt vergleichen.

Generika kommen ca. für 50% des Marktes für Pflanzenschutzmittel auf. Angewandt werden die phytosanitären Generika überwiegend von kleineren Betrieben und denen, die nicht für den Export produzieren. Da die Export-ware den Richtlinien der EU entsprechen muss, schließt dies die Anwendung älterer Pro-dukte, die in der EU nicht mehr zugelassen sind, aus.

Der größte Anteil der angewandten phytosanitären Produkte wird zum Schutz von Obst eingesetzt (20%), gefolgt von Getreide (15%) und Gemüse (13%).45

Gemäß den Angaben des Agrarministeriums bezahlten die Landwirte in 2007 für Herbizi-de gegen Unkraut durchschnittlich 9 Euro pro Hektar, für Herbizide gegen Gräser 63 Euro pro Hektar, für leichte Fungizide 23 Euro und für Insektizide 26 Euro pro Hektar.

In geringeren Men-gen auch bei Zuckerrüben, Weintrauben und Kartoffeln.

43 Bayer (2010) 44 BASF (2010) 45 Bayer (2010)

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52

4.3.2 Düngemittel

Der Markt für Düngemittel beläuft sich auf ca. 850.000 Tonnen.46 Die registrierten Importe von Düngemittel beliefen sich 2008 auf 18,4 Millionen Euro. Anders als bei den Pflanzen-schutzmitteln verfügt Marokko über eine große Düngemittelindustrie, die den Bedarf an phosphatbasierten Düngern vollständig decken kann. Grund hierfür ist die starke staatli-che Phosphatindustrie (OCP), an die sich die Düngerproduktion anschließt. Den größten Absatzmarkt für Düngemittel stellt die Weizenproduktion. Der Absatz koppelt sich damit eng an die Bestellung der Weizenfelder, die wiederum stark von den schwankenden Nie-derschlägen des Landes abhängt. Während die abgesetzte Menge über die letzten 10 Jahre relativ stabil blieb, brach der Markt aufgrund der Dürre im Jahr 2007 vorübergehend um 20% ein.47

Lokale Produkte sind Düngemittel auf der Basis von:

- Stickstoff-, Phosphor-, Kalium (NPK 14-28-14)

- Amonium- Phosphate (ASP 19-38-0)

- Di- Amonium- Phosphate (DAP 18-46-0)

- Monoamonium- Phosphate (MAP 11-55-0)

- Triple- Super- Phosphate (TSP 045-0)

- Harnstoff

Weitere Sorten wie Dünger auf Stickstoffbasis oder Mineraldünger werden importiert. Bei der Einfuhr von stickstoffbasiertem Dünger spielen die Importländer Russland, Lybien und Ukraine eine Rolle. Mineraldünger hat bisher kaum nennenswerte Marktanteile, verzeich-net aber eine positive Tendenz.48 Neu auf dem Markt präsentieren sich wasserlösliche Düngemittel auf Stickstoff-Phosphor-Kaliumbasis (NKP).49

Durchschnittlich werden 0,1 Tonnen Dünger pro Hektar Ackerland ausgebracht. Zum Ver-gleich: In Frankreich werden die Felder im Durchschnitt mit der vierfachen Menge an Düngemitteln behandelt.

50

Spitzenreiter beim Einsatz von Dünger ist die Region Doukala (231.000 Tonnen in 2008), gefolgt von Meknes und Oriental (eine Übersicht über den re-gionalen Einsatz von Dünger findet sich im Kapitel Marktchancen und Trends).

4.3.3 Distribution

Die Distribution agrochemischer Produkte von den Unternehmen bis zu den einzelnen Landwirten läuft über verschiedene Handelswege ab. Der Vertrieb erfolgt zu 85% über Händler; lediglich 15% des Marktes werden direkt von den Herstellern bedient. Hauptak-teure sind neben den größeren Unternehmen kleinere Zwischenhändler, Agenturen und

46 ADA (2009) 47 Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009) 48 Agritrade Maroc (2010) 49 Agritrade Maroc (2010) 50 ADA & Haut Commissariat au Plan (2010)

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53

Einzelhändler.51

Der wichtigste Vertriebsweg läuft über Zwischenhändler, die zum Großteil direkt an Landwirte weiterverkaufen aber auch über den Einzelhandel gehen. Daneben bedienen Vertriebsagenturen der Hersteller ca. 20% des Marktes entweder im Direktver-kauf oder über den Einzelhandel. Der Direktverkauf vom Hersteller zum Landwirt macht lediglich einen Anteil von 15% aus. Insgesamt nehmen ca. 70 Zwischenhändler, 25 Agen-turen und 600 Einzelhändler am Vertriebsnetz teil.

Abb. 4.3: Vertriebsstruktur Sektor Agrarchemie

Quelle: Darstellung in Anlehnung an BASF (2010)

Der Vertrieb über Zwischen- sowie Einzelhändler ist in Marokko wesentlich, da viele Bau-ern aufgrund ihrer kleinen Anbaufläche nur geringe Mengen an Produkten abnehmen. Große Mengen an Pflanzenschutz- und Düngemitteln werden von den wenigen Kunden mit über 50 Hektar Landbesitz abgenommen, sie bestellen allerdings nur 15% der LNF.52

51 BASF (2010) 52 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

50 Unternehmen

70 Zwischenhändler 25 Agenturen

600 Einzelhändler

1,5 Mio. Landwirtschaftsbetriebe

60% 15% 20%

60% 40%

30%

70%

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54

Tab. 4.15: Auszug angebotener Agrarchemie (Stand 2010)

Kategorie Unternehmen Beispiele für Produkte Herbizide, Insektizide, Fungizide

Agrimatco Avaunt 150ES Gramstar

Herbizide, Insektizide, Fungizide

BASF Aodrin 40 Opus Cycocel

Herbizide, Insektizide, Fungizide

Bayer Anachol 70WP Atlantis WG Prinazol 75 Decis 25 EC

Herbizide, Insektizide, Fungizide

Syngenta Nemathorin 10G Boxer 800 EC Lintur 70WG Topas 100 EC

Herbizide, Insektizide, Fungizide Düngemittel

Agritrade Maroc Trimangol Cuprofix Pennstyl Biophytos

Düngemittel CanTech Vivianna Phytogreen Phytofert Humiforrt CanFer

Düngemittel Comercial Quimica Massó S.A.

Welgro Micromix Welgro Complex Welgro Fruit Welgro Humus

Düngemittel TAMC Vigor-LRapido Hydro Gold Super FOS K 50

Düngemittel Timac Agro Maroc BASIfertil 35 (8-35-6+ 6SO3) BIO ACTYL Superbe

Düngemittel Tecniferti Maroc S.A.R.L.

Flüssigdünger

Düngemittel Fertima Verschiedene Dünger

4.3.4 Gebrauch agrochemischer Produkte

Kontrollen der Anwendung

Der Großteil der Landwirte produziert für den nationalen Markt, der bislang nicht den strengen Vorschriften bezüglich Belastungen durch Pflanzenschutz- und Düngemittel der Europäischen Union unterliegt. Lediglich Unternehmen, die für den Export produzieren, unterliegen den EU-Richtlinien. Kontrollen der Pestizidbelastung werden von der Behörde EACCE durchgeführt. Vor allem bei den Kleinbauern bleibt die Dosierung als auch die

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55

Häufigkeit der Anwendung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln aus Kostengründen ohnehin deutlich hinter den Empfehlungen der Hersteller zurück.53

Entsorgung

Zur Entsorgung von Behältern für agrochemische Produkte existieren keine gesetzlichen Regelungen. Große Unternehmen wie Bayer oder BASF bieten den Kunden an, die Be-hälter abzuholen und professionell in Verbrennungsanlagen zu entsorgen. Allerdings ge-schieht dies bislang mit der Einschränkung, dass alle Produkte exklusiv beim Versorger eingekauft werden müssen.

Finanzierung

Für agrochemische Produkte wurden keine Subventionsgelder bereitgestellt; lediglich der Kauf von Pheromonen für die Bekämpfung der Tomatenseuche Tuta Absoluta kann mit bis zu 60% subventioniert werden. Außerdem wird Material, das der Ausbringung von phytosanitären Produkten dient, mit bis zu 70% subventioniert. Agrochemische Produkte sind bis voraussichtlich Ende 2013 von der Umsatzsteuer befreit.

4.3.5 Importbedingungen und Zulassung

Da Marokko stark auf den Import agrochemischer Produkte angewiesen ist, werden diese mit 2,5% bei der Einfuhr nur leicht bezollt.

Der Import phytosanitärer Produkte muss genehmigt werden. Zuständig ist die Abteilung für technische Kontrolle und Pflanzenschutz (Division des Contrôles Techniques et Phytosanitaire, DCTP), die im Januar 2010 in das Büro für Lebensmittelsicherheit (ONSSA) eingegliedert wurde. Anlaufstelle für die Zulassung auf Ebene des Zolls ist die Direktion für Qualitätskontrolle (Direction de Contrôle de la Qualité, kurz DCQ), unter der das DCTP in den Einfuhrhäfen Agadir, Casablanca und Tanger agiert.

Das Zulassungsverfahren orientiert sich an den Richtlinien der OECD. Das Produkt muss einer Untersuchung auf Wirksamkeit sowie Unschädlichkeit für Menschen, Tiere und Um-welt unterzogen werden. Dazu muss für jedes Produkt ein eigener Antrag gestellt werden, der zusammen mit Unterlagen und Proben des Produktes eingereicht wird. Die Muster-probe darf nach Beantragung und Autorisation eingeführt werden.

Der Antrag muss folgende Informationen enthalten:

- Name des Fachhandels,

- Name und Adresse des Patenthalters,

- Genehmigungs- und Verkaufsfreigabenummer (falls schon an anderer Stelle auto-risiert),

53 Agriculture Stat Guichet (2009)

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56

- Angaben aller Inhaltsstoffe,

- Angaben zu den Angestellten,

- Angaben zur toxikologischen Klassifizierung,

- Angaben zu Vorsichtsmaßnahmen bei der Verwendung des Produkts.

Die Ergebnisse werden an die zuständige Abteilung der ONSAA übermittelt, die letztend-lich über die Zulassung entscheidet .Diese kann in folgenden Abstufungen erteilt werden:

- Eine Genehmigung bis maximal 10 Jahre, vorausgesetzt das Produkt entspricht den Anforderungen von Unschädlichkeit und Wirksamkeit.

- Eine Genehmigung über den Zeitraum von 4 Jahren für importierte Produkte, die bereits eine Genehmigung in ihrem Herkunftsland vorweisen können.

- Bei Unstimmigkeiten besteht die Möglichkeit weitere Untersuchungen einzuleiten und die Entscheidung der Commission um bis zu zwei Monaten zu verschieben.

Eine erteilte Genehmigung kann auch wieder entzogen werden.

Bisher konnte die Zulassung von agrochemischen Produkten kostenfrei beantragt und erworben werden. Voraussichtlich Ende 2010 soll jedoch ein Gesetz in Kraft treten, das eine Zulassungsgebühr erhebt. Die Höhe der Gebühr ist noch nicht bekannt; in Fachkrei-sen rechnet man mit 2000 bis 4000 Euro.

4.3.6 Trends und Marktchancen

Zwar sieht der Plan Maroc Vert für phytosanitäre Produkte keine expliziten Quoten vor, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass alle Hilfsmittel, die dazu beitragen, die angestrebten Erträge zu erreichen, gute Chancen haben.

Für den Einsatz von Dünger formuliert der PMV dagegen konkrete Zahlen. Der Markt für Dünger soll bis 2020 von derzeit ca. 850.000 Tonnen ausgebrachtem Dünger auf 1,6 Mil-lionen Tonnen anwachsen. Neben dem Ausbau von Bewässerung und dem Einsatz hochwertigeren Saatguts ist dies ein weiterer Stellhebel, Marokkos Landwirtschaft produk-tiver zu machen.

Bei fast gleich bleibender Anbaufläche soll z.B. in Gharb das Dreifache an Dünger einge-setzt werden, so dass die Region ihre Erträge überdurchschnittlich steigern kann. Ebenso werden die Regionen Meknes und Doukala mit geplanten 253.000 Tonnen und 388.000 Tonnen zu den größten Düngerkunden unter Marokkos Regionen werden.

Page 65: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

57

Tab. 4.16: Einsatz Dünger 2008 und geplanter Einsatz 2020 Region 2008 in t 2020 in t Delta Doukala 231.000 388.000 157.000 Meknes 150.000 253.353 103.353 Gharb 66.307 179.727 113.420 Taza 35.000 160.000 125.000 Tanger 18.000 130.000 112.000 Oriental 90.830 107.685 16.855 Tadla 64.000 100.000 36.000 Souss 71.800 97.300 25.500 Gesamt 857.042 1.646.840 789.798 Quelle: ADA (2009)

Die Ertragssteigerungen sind für alle Anbaukulturen geplant. So soll z.B. die Fläche für den Getreideanbau in den kommenden 10 Jahren um 20% zurückgebaut werden; den-noch soll die Getreideproduktion von derzeit 5,3 Mio. Tonnen auf 7,6 Mio. Tonnen stei-gen. Tadla, Gharb und Doukala sollen dabei auf Ertragswerte von vier bis fünf Tonnen pro Hektar gebracht werden. Derzeit bringen die Landwirte in vielen Regionen ca. eine Tonne pro Hektar ein.

Auch die Olivenkultur ist ein großer Hoffnungsträger für die Zukunft von Marokkos Land-wirtschaft. Die derzeitigen Erträge von ein bis zwei Tonnen pro Hektar sollen in den wich-tigen Regionen Fes, Marrakesch und Meknes auf bis zu fünf Tonnen pro Hektar gebracht werden.

Bei der Obst- und Gemüseproduktion sollen die Erträge bis 2020 auf mehr als das Dop-pelte steigen. Der Zitrusfrüchteanbau soll vor allem in der Region Gharb stark ausgebaut werden und sich im Jahr 2020 auf eine Fläche von 110.000 Hektar (ca. + 30.000 zu 2008) belaufen; die Produktion soll 3,7 Mio. Tonnen erreichen (+ 2,2 Mio. Tonnen).54

Ein weiteres Potenzial bietet die Produktion speziell für den Export, wo höhere Anforde-rungen an die Produktqualität gestellt werden, als dies i.d.R. vom nationalen Markt nach-gefragt wird. Der Markt für hochwertige Agrochemie wird vermutlich besonders in diesen Regionen überdurchschnittlich anwachsen, die schon heute maßgeblich für den Export produzieren, allen voran Souss und Gharb, in Zukunft auch Doukala. Auch für den lokalen Markt können mit der Neugründung des Büros für Lebensmittelsicherheit und Verbrau-cherschutz einige Neuerungen bezüglich der Rückstände erwartet werden, was die Wahl der Agrochemie beeinflussen wird.

Relativ jung sind die Bemühungen der integrierten Schädlingsbekämpfung. Hier werden bereits Produkte von BASF und Bayer bereitgestellt und das nationale Agrarforschungsin-stitut engagiert sich ebenfalls auf diesem Gebiet. Mit der angestrebten Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft wird diesem Bereich in Zukunft sicherlich eine größere Bedeutung zukommen.

54 ADA (2009)

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58

Der rein biologische Anbau hat für die nationale Produktion bislang keine wirtschaftliche Bedeutung. Auch bei den Exporten fällt dieser Anteil noch wenig ins Gewicht, was sich in Zukunft jedoch ändern soll. Der PMV sieht vor, allein im Raum Casablanca 1.000 Hektar Bioanbaufläche anzulegen. Produkte für den Bioanbau können somit interessant werden.

Aufgrund der starken Phosphatindustrie ist davon auszugehen, dass der zusätzliche Be-darf an Dünger auf Phosphatbasis aus dem nationalen Angebot gedeckt werden wird. Andere Dünger und Pflanzenschutzmittel werden dagegen weiterhin importiert werden müssen.

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59

4.4 Tierproduktion

4.4.1 Tierbestand

Die wichtigen landwirtschaftlichen Nutztierarten in Marokko sind Schafe, Ziegen, Rinder und Geflügel; Schweine spielen keine Rolle. Der nationale Bestand in 2008 belief sich auf ca. 25 Mio. Tiere, davon 2,8 Mio. Rinder, 17 Mio. Schafe und 5,3 Mio. Ziegen. Tendenziell ist der Bestand an Rindern leicht zunehmend (+2,2%), während die Bestände an Schafen und Ziegen leicht zurückgehen (ca. –1,4%). Der Bestand an Kühen zur Reproduktion be-trug 1,5 Millionen.55

Ein Herdbuch besteht in der in Europa bekannten Form noch nicht; die Regierung startete allerdings 2003 eine Kampagne zur Zählung und Registrierung des Rinderbestandes, die bis Ende 2013 abgeschlossen werden soll. Bis 2007 waren 531.000 Tiere erfasst worden. Die Unterscheidung zwischen Milchvieh und Fleischvieh ist auf-grund der Überschneidungen bei der Verwendung der Tiere nur schwer zu bestimmen. Tabelle 4.17 auf der folgenden Seite gibt einen Überblick über die Tierbestände und die Fleisch- und Milchproduktion in den Regionen Marokkos.

Rotes Fleisch

Die Produktion von rotem Fleisch belief sich 2008 auf ca. 390.000 Tonnen; die bedeu-tendsten Regionen sind Marrakesch, Meknes, Chaouia und Oriental, die mit einem Be-stand von 11,5 Mio. Tieren knapp 110.000 Tonnen Fleisch lieferten. Allerdings sind ge-naue Zahlen aufgrund der lückenhaften Erfassung und der zahlreichen unregistrierten Schlachtungen schwierig zu bestimmen. Folgendes Beispiel verdeutlicht die Tragweite: In der Region Grand Casablanca schätzt man den Fleischkonsum auf ca. 53.000 Tonnen. Dieser Bedarf wird zu knapp 50% aus den registrierten Schlachthöfen gedeckt. Über 20% entstammen den Schlachtungen auf den Märkten und Souks, weitere 20% den privaten Hammelschlachtungen anlässlich des religiösen Festes Aid al Adha (zu diesem Fest wer-den 50% der gesamten Hammelschlachtungen im Kreis der Familie durchgeführt). Der Ursprung der restlichen geschätzten 10% ist unbekannt.56

Die professionelle Fleischproduktion stellt in Marokko somit noch eine Ausnahme dar. Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft sind 80% der Züchter Bauern, die Fleisch in kleinen Mengen produzieren. Die Produktion von Rindfleisch ist bislang häufig ein Nebenprodukt der Milchproduktion. Bislang stellt die Ranch Adarouch in der Region Meknes das einzige professionalisierte und integrierte Aufzuchtzentrum für Schlachtvieh. Weitere größere Schlachthöfe gibt es in der Region um Grand Casablanca. Zwei weitere integrierte Mast- und Schlachtzentren sind nach Angaben des Ministeriums geplant.

Insgesamt wird deutlich, dass mindestens 50% der Schlachtungen nicht unter professionellen Bedingungen vorgenom-men werden.

57

Trotz der strukturellen Schwäche des lokalen Marktes wird dieser vor Importen mit Im-portzöllen auf Fleisch von fast 300% geschützt. Eine Öffnung des Marktes für Mastvieh wurde erst Ende 2009 beschlossen. Dies führte zu einem Aufschrei der Milchbauern, für

55 Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009) 56 EL Maâroufi (2010) 57 Tandia.A (2008)

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die die Fleischproduktion ein relevantes Nebengeschäft darstellt, und die sich einer neuen Konkurrenz ausgesetzt sehen. Die Reform des Sektors wird nun forciert und ist mit Be-standteil des landwirtschaftlichen Entwicklungsplanes Maroc Vert. Ein bedeutender Schritt wurde im Januar mit der Gründung des Büros für Lebensmittelsicherheit gemacht (ONSSA).

Geflügel

Im Vergleich zur Rinderzucht ist die Geflügelzucht Marokkos überwiegend modern aufge-stellt. 2008 wurden ca. 490.000 Tonnen Geflügelfleisch hergestellt, von denen lediglich ca. 12% aus traditionellen Schlachtungen kamen. Die Geflügelproduktion spielt sich im Wesentlichen in den Regionen Chaouia, Meknes und Rabat ab, die zusammen fast die Hälfte der Produktion stellen. Aktuell zählt Marokko 43 Brutanstalten für Kücken mit einem Fassungsvermögen von 300 Mio. Kücken pro Jahr. Hinzukommen 5.439 Betriebe für die Hühneraufzucht, 234 Betriebe der Putenzucht, sowie 40 Betriebe zur Herstellung von Ge-flügelfutter.58 Im Bereich der Geflügelzucht importiert Marokko jährlich circa. 2,7 Mio. Hühner zur Fleischproduktion, vorwiegend aus Frankreich und Spanien, sowie 165.000 Hühner für Legebetriebe aus Frankreich und Holland. Hinzukommen noch 57.000 impor-tierte Tiere für die Aufzucht von Puten.59

58 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Die größten Akteure des Sektors sind die Unter-nehmen Koutoubia, C.i.a.v., Mavi, Al Atlas und Zalagh.

59 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Page 69: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

61

Tab. 4.17: Überblick Tierbestände, Fleisch- und Milchproduktion nach Regionen

Region Rotes Fleisch

Bestand in T 2008

Rotes Fleisch

Produktion Tt 2008

Geflügel Produktion

Tt 2008

Milchvieh Bestand in

T 2008

Milch-produktion

Tt 2008

Milch l/Tier 2008

Chaouia 2.180 38 85 109 115 1.055,0 Doukala 756 29 34 133 341 2.563,9 Fes 1.300 12 25 65 36 553,8 Gharb 1.400 26 16 157 280 1.783,4 Grand Casa 35 5 34 28 32 1.142,9 Marrakesch 3.164 35 0 158 339 2.145,6 Meknes 3.497 34 45 116 109 939,7 Oriental 2.982 29 28 36 85 2.361,1 Rabat 360 16 36 107 90 841 Souss 2.100 17 30 118 246 2.084,7 Tadla 2.313 42 15 95 210 2.210,5 Tanger 1.524 19 14 144 220 1.527,8 Taza 2.190 16 0 209 55 263,2 Gesamt 24.499 32260 490 1.475 2.158 1.463 - Rinder 950 148 - Schafe 16.984 42 - Ziegen 5.284 13 Quellen: ADA (2009), Landwirtschaftsministerium (2009), Haut Commissariat au Plan (2009)

Fleischkonsum

Der Fleischkonsum liegt in Marokko deutlich unter dem Verbrauch in Europa. Ingesamt beläuft sich der durchschnittliche Fleischverbrauch auf 28,8 kg pro Jahr (in Deutschland wurden im selben Zeitraum 84,6 kg Fleisch verzehrt), davon 11,4 kg rotes Fleisch und 13,4 kg Geflügel. In den 1990er Jahren lag der Jahresdurchschnitt bei ungefähr 8,2 kg pro Person. Die Steigerung des Fleischkonsums steht jedoch auf der Agenda des Reformpro-gramms; bis 2014 soll der Verzehr von rotem Fleisch auf 13,4 kg und bei Geflügel auf 25 kg pro Jahr pro Person erreicht werden.61

Halal

Bei allen Arten von Fleisch ist in Marokko die islamkonforme Schlachtmethode von be-sonderer Bedeutung. Muslimen ist es untersagt, Fleisch zu konsumieren, das nicht halal ist. Dies bedeutet, dass ein Tier mit einem einzigen Schnitt durch die Kehle geschlachtet

60 Anm. d. A.: Im Regionalentwicklungsplan der ADA wird lediglich eine Produktion von 322.000 Tonnen er-fasst. Die im Text und an anderen Stellen angeführten 390.000 Tonnen entsprechen jedoch der vom Agrarministerum erfassten Gesamtproduktion. Um die Datenkonsistenz der Regionalentwicklungspläne zu wahren, steht in dieser Tabelle als auch in Tab. 4.19 der Wert 322.000 Tonnen. 61 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

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werden muss. Danach muss das Tier vollkommen ausbluten. Wichtig ist auch, dass die Schlachtung von einem Moslem durchgeführt oder zumindest überwacht wird. Nicht direkt am Ort der Schlachtung verkauftem Fleisch fügt man oftmals ein Zertifikat als Beleg für halal bei.

Milchproduktion

In 2008 wurden 2,1 Mio. Tonnen Milch erzeugt bei einem Milchviehbestand von 1,5 Mio. Tieren. Die Milchproduktion ist dank einer schon seit Jahren gut ausgebauten Infrastruktur auf relativ modernem Niveau. Sowohl multinationale europäische Firmen, vor allem aus Frankreich, als auch nationale Firmen von beachtlicher Größe beherrschen den Markt. Der Marktführer Centrale Laitière vereinigt insgesamt 850 Sammelstellen, die von über 100.000 Produktionsbetrieben gespeist werden. Die größten Bestände an Milchvieh ste-hen in den Regionen Gharb, Taza, Marrakesch und Tadla. Die größte Milchleistung pro Kuh wird in Doukala, der Heimat von Centrale Laitière erbracht.

Dennoch kommen die großen Betriebe mit Beständen von 100 bis 2000 Tieren für nur 20% der nationalen Produktion auf.62

Trotz der gut ausgebauten Infrastruktur Marokkos existieren zwei Vertriebswege für Milchprodukte. Ein inoffizieller Vertriebsweg bringt die Milch vom Hersteller über Kolpor-teure direkt zu den Cafés oder zu kleinen handwerklichen Molkereien und schlussendlich zu den Konsumenten. Ungefähr ein Viertel der nationalen Produktion wird auf diesem inoffiziellen Weg vertrieben. Viele Milchproduzenten bevorzugen die Distribution durch Kolporteure aus praktischen Gründen. Sie sind von der Organisation des Transports be-freit, da die Kolporteure die Milch direkt am Produktionsort abholen, die Verträge werden mündlich geschlossen basierend auf den Preisen der großen Weiterverarbeitungsfirmen. Der zweite, formelle Vertriebsweg repräsentiert die industrielle Weiterverarbeitung von Milch. Der Hersteller bringt die produzierte Milch zunächst zu zentralen Sammelstellen, von wo aus sie zur Weiterverarbeitung in privaten Unternehmen oder landwirtschaftlichen Kooperativen gelangen. Die wichtigsten Organisationen in diesem Zusammenhang sind COPAG, Superlait, Coalinord, Le Bon Lait.

80% entstammt den mittleren und kleinen Betrieben. Neben der modernen Milchindustrie besteht daher weiterhin eine große Anzahl kleiner traditioneller Betriebe, die mit kleinen Tierbeständen arbeiten und wenig mechanisiert sind. Die Zahlen aus 2005 werden auch mit aktuellen Schätzungen belegt: 80% der Be-triebe besitzen lediglich bis zu fünf Kühen. Mit der großen Kluft zwischen moderner und traditioneller Milchindustrie variiert auch die Milchleistung pro Kuh drastisch in den einzel-nen Regionen. Mit dem landesweiten Durchschnitt von 1.400 Litern pro Tier bleibt Marok-ko weit hinter den europäischen Mengen zurück.

62 El Himdy, Agriculture du Maghreb, Nr. 40, Januar 2010

Page 71: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

63

4.4.2 Tierzucht

Die künstliche Besamung für die Zucht von Milchvieh stieg in den letzten Jahren stark an und belief sich in 2007 auf fast 270.000 Besamungen in 30.000 Betrieben (verglichen mit 170.000 Besamungen im Jahr 2000). Die zwei nationalen Besamungsstationen (Centre Regional d’Insémination Artificielle, kurz CRIA) sind in Casablanca und Kenitra (nördlich von Rabat) angesiedelt. Marokkos Bestrebungen, den lokalen Bestand an Tiergenetik zu verbessern, reichen bis in die 1970er Jahre zurück, blieben aber lange ohne Wirkung. In den letzten Jahren greift Marokko verstärkt auf Importe von sowohl Samen als auch Fär-sen zurück. 2007 wurden knapp 10.000 Färsen importiert, wobei 52% aus Deutschland, 22% aus Frankreich, 11% aus den Niederlanden und 15% aus den USA stammten. Im gleichen Jahr beliefen sich die Importe von Samen auf 138.250 Dosen aus den USA, Ka-nada, Frankreich und Deutschland. Nach Angaben eines Importeurs wurden in 2009 60.000 Dosen aus Deutschland eingeführt.63

Reinrassige Rinder machen nach Schätzun-gen jedoch nur ein Viertel des nationalen Bestands aus. Verbreitete Rassen sind Holstein, Montbéliard und Frisonne sowie die lokale Rasse Blondes Oulmes. Der wichtigste Zuliefe-rer aus Deutschland ist Masterrind.

Gesundheit von Zuchttieren

Im Hinblick auf die Gesundheit der Tierbestände und ihren Erhalt engagiert sich die Re-gierung bei Vorbeugung von Tierkrankheiten und führt Impfkampagnen oder gezielte Be-handlungen, wie z.B. bei Schafpocken, Tollwut, Blauzungenkrankheit, Milzbrand und Pa-rasitenbefall durch.

Im Jahr 2007 wurden folgende Krankheitsfälle bei Zuchttieren registriert:

- 5.222 Fälle von Blauzungenkrankheit,

- 932 Fälle von Schafpocken,

- 355 Fälle von Tollwut (aller Zuchtarten),

- 8.698 Fälle von Tuberkulose bei Rindern,

- 299 Fälle von Maltafieber bei Rindern,

- 8 Fälle von Milzbrand.64

Tierfutter

Die Verfügbarkeit von Futter für den Tierbestand hängt in Marokko stark von den klimati-schen Bedingungen ab. In klimatisch günstigen Jahren beläuft sich die insgesamt verfüg-bare Futtermenge auf circa 14 Mrd. Futtereinheiten, bei ungünstigen Witterungsbedin-gungen dagegen lediglich auf 10 Mrd. Futtereinheiten. Das Jahr 2007 verzeichnete un- 63 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009) 64 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Page 72: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

64

günstige Witterungsbedingungen und kam lediglich auf 10 Mrd. Futtereinheiten. Die Prei-se für Futtermittel variieren je nach Art. Einfaches Futterstroh kostete 2007 0,12 Euro/kg lokal produzierte Gerste 2, 80 Euro/kg, importierte 2,50Euro/kg.65

4.4.3 Importbedingungen und Finanzierung

Alle Tiere müssen mit den Papieren eingeführt werden, die auch der Identifikation im Aus-fuhrland dienen. Bei ihrer Einfuhr nach Marokko unterliegen die Tiere einer veterinärärztli-che Kontrolle, seit Neuestem unter der Zuständigkeit des Büros für Lebensmittelsicherheit (ONSSA), das Anfang 2010 gegründet wurde. Unter anderem sind die zuständigen vete-rinärärztlichen Büros auf Ebene des Zoll in den Häfen von Casablanca, Tanger und Agadir eingegliedert.

Um die Entwicklung des Sektors voranzutreiben, fällt auf Ausstattungen und Produktions-faktoren für die Agrarwirtschaft lediglich ein Zollsatz von 2,5% an. Dieser gilt auch für die Ausstattungen und Maschinen, die für die Tier- und Milchproduktion eingesetzt werden.

Um den niedrigen Zollsatz auch bei Tierimporten anwenden zu können, muss es sich um Tiere für die Zucht handeln. Der Satz von 2,5% gilt für Rinder, Schafe, Ziegen und Geflü-gel, die für die Zucht bestimmt sind. Ebenso müssen die importierten Zuchttiere reinrassig sein; ansonsten fallen Zölle von 233% bis zu 304% an. Mastschafe und Mastziegen wer-den mit 304%, Mastgeflügel mit 101% und Kücken mit 34% besteuert.

Eine Ausnahme ist die für 2010 verabschiedete Neuregelung der Zölle für Mastrinder, die in einer Testphase in 2010 nur 2,5% betragen sollen und die für Tiere gilt, die von Mast-betrieben eingeführt werden.66

Zu der Steuerbefreiung kommen die Subventionen und Vorzugskredite, die die Moderni-sierung der Betriebe begünstigen sollen. Insgesamt sind für die Herstellung von rotem sowie weißem Fleisch Fördergelder in Höhe von 1,2 Milliarden Euro vorgesehen. Auf die Fleischproduktion von Rindern, Schafen und Ziegen fällt ein Anteil von circa 700. Mio. Euro, für die Herstellung von Geflügelfleisch ist eine Summe von 500 Mio. Euro ange-setzt.

67

Die Tabelle 4.18 zeigt einen Auszug der Subventionen für die Tier- und Milchproduktion. Zudem werden importierte Färsen mit ca. 360 Euro subventioniert.

65 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009) 66 Economiste 13. Januar 2010 67 ADA (2009)

Page 73: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

65

Tab. 4.18: Subventionstarife für die Tierzucht Subventionen Arbeitsmaterial Tierzucht: 30% Subventionsgrenze (Euro) Mahlmaschine zur Futteraufbereitung 540 Mischmaschine zur Futteraufbereitung 1.340 Aufbewahrungsbehälter Samen 540 Besamungssatz 180 Material zur Besamung der Tiere 1.600 Pad Cooling Systeme 2.680 Melkmaschinen 5.360 Aufbewahrungsbehälter Milch 1.340 Subventionen Bestallung: 25% Moderne Rinderbestallung 70 traditionelle Rinderbestallung 28 Bestallung für Schafe / Ziegen 10 Quelle: FDA (2009)

4.4.4 Trends und Marktchancen

Fleischproduktion und Schlachtung

Bislang ist die Fleischproduktion wenig professionalisiert und kontrolliert, was sich jedoch bis 2020 ändern soll. Im Sinne des PMV soll die Fleischproduktion bis 2020 von 390.000 Tonnen um über 40% auf ca. 560.000 Tonnen gesteigert werden. Der Bestand soll von derzeit ca. 25 Millionen Tieren auf 27 Millionen Tiere anwachsen. Zudem sollen die Schlachtungen in Zukunft besser kontrolliert – dies ist unter anderem Aufgabe des neu geschaffenen Büros für Lebensmittelsicherheit (ONSSA) – und der Schwarzmarkt einge-dämmt werden.

Am stärksten soll die Fleischproduktion in Tadla, Doukala und Marrakesch ausgebaut werden. In Tadla sollen mit einem Bestand von knapp 3.900 Tieren 90.000 Tonnen Fleisch produziert werden. In Doukala soll sich zwar der Bestand nicht verändern, jedoch die Produktion um 31.000 Tonnen auf 60.000 Tonnen angehoben werden. Marrakesch wird mit über 4 Millionen Tieren 64.000 Tonnen rotes Fleisch produzieren. Zudem sollen zwei weitere integrierte Mast- und Schlachtzentren entstehen.

Neben der Verbesserung der Haltungsbedingungen und der Qualität und Verfügbarkeit von Futtermitteln soll die Produktionssteigerung auch über den Einsatz von Tiergenetik beeinflusst werden. Bislang gibt es von marokkanischer Seite keine Anzeichen dafür, dass der Fleischmarkt über die Einfuhr von geschlachtetem Fleisch bedient werden soll; die Zölle für Schlachtfleisch liegen bei 233% und wollen dazu anregen, die Schlachtungen im Inland durchzuführen.

Page 74: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

66

Geflügel

Die Geflügelproduktion soll bis 2020 von 490.000 Tonnen um ca. 60% auf 790.000 Ton-nen und der Geflügelkonsum damit auf 25 kg/Kopf steigen. Fast 70% des Geflügelflei-sches wird in den Regionen Chaouia, Fes, Meknes, Doukala und Rabat produziert wer-den, wobei Chaouia mit fast 200.000 Tonnen angestrebter Produktion der Geflügelstall des Landes bleiben wird.

Zur weiteren Entwicklung des Sektors schlossen der Geflügelzüchterverband (Fédération Interprofessionnelle du Secteur Avicole, kurz FISA) und die Regierung ein Abkommen, insbesondere die hygienischen Bedingungen der Produktion weiter zu verbessern, den Markt stärker zu organisieren und seine Akteure zu professionalisieren.68

Tab. 4.19: Tierbestand Fleischproduktion Plan 2020 nach Regionen

Region Rotes Fleisch

Bestand in T 2020

Delta Ro-tes Fleisch Bestand in T zu 2008

Rotes Fleisch

Produktion Tt 2020

Delta Ro-tes Fleisch Produktion Tt zu 2008

Geflügel Produktion

Tt 2020

Delta Ge-flügel Pro-duktion Tt zu 2008

Chaouia 2.180 0 60 22 196 111 Doukala 756 0 60 31 64 30 Fes 1.300 0 20 8 113 88 Gharb 1.900 500 44 18 27 11 Grand Ca-

44 9 7 2 48 14

Marra-

4.096 932 64 29 0 0 Meknes 3.000 -497 61 27 107 62 Oriental 2.982 0 38 9 47 19 Rabat 360 0 33 17 58 22 Souss 2.218 118 28 11 40 10 Tadla 3.827 1.514 90 48 32 17 Tanger 1.524 0 22 3 48 34 Taza 2.190 0 26 10 0 0 Gesamt 27.102 2.603 562 240 792 302 Quelle: eigene Berechnungen aufgrund ADA (2009)

68 Tandia.A (2008).

Page 75: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

67

Milch

Der Bestand an Milchvieh soll von 1,8 Mio. Tiere auf 2 Mio. Tiere ausgebaut werden. Die für 2020 anvisierte Milchproduktion beträgt mit fast 5 Mio. Tonnen über das Doppelte der heutigen Produktion. Die bedeutendsten Regionen für die Milchproduktion gemessen in Milchviehbestand, Milchproduktion und Milchleistung pro Kuh sind schon heute und auch in Zukunft Gharb, Marrakesch, Tadla, Tanger und Doukala. In Gharb soll demnach mit 290.000 Tieren über eine Million Liter Milch produziert werden. Insgesamt soll die bislang schwache Milchleistung pro Kuh auf durchschnittlich knapp 1.800 Liter, in den leistungs-fähigen Regionen auf 4.000 bis 5.000 Liter angehoben werden. Bessere Tiergenetik, Hal-tung und Fütterung spielen hier ebenso eine Rolle wie bei der Fleischproduktion. Tabelle 4.20 gibt einen Überblick über die angestrebten Bestände und Produktionsmengen sowie die im Vergleich zur aktuellen Situation überbrückenden Differenzen.

Tab. 4.20: Angestrebte Bestände Milchvieh und Milchproduktion 2020 nach Regionen Region Bestand in

T 2020 Delta Be-stand in T zu 2008

Milch-produktion

Tt 2020

Delta Milch-produktion Tt

zu 2008

Milch l/Tier 2020

Delta Milch l/Tier zu

2008

Chaouia 109 0 241 126 2.211 1.156 Doukala 133 0 500 159 3.759 1.195 Fes 65 0 63 27 969 415 Gharb 289 132 1.100 820 3.806 2.023 Grand Casa 28 0 63 31 2.250 1.107 Marrakesch 186 28 738 399 3.968 1.822 Meknes 119 3 208 99 1.748 808 Oriental 36 0 195 110 5.417 3.056 Rabat 107 0 210 120 1.963 1.121 Souss 130 12 361 115 2.777 692 Tadla 171 76 750 540 4.386 2.175 Tanger 157 13 385 165 2.452 924 Taza 209 0 170 115 813 550 Gesamt 1.739 298 4.984 2.826 2.866 1.403 Quelle: Eigene Berechnungen aufgrund ADA (2009)

Die Marktchancen in Marokko bestehen damit für alle Güter, die zur Entwicklung des Sek-tors notwendig sind. Zuchttiere und Samen werden ebenso benötigt, um die Ziele des PMV erreichen zu können, wie auch Ausstattung für Zucht-, Mast-, Schlacht- und Milchbe-triebe. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass der Zugang zum Markt flächendeckend sein wird. Viel mehr wird dies über die großen Akteure des Sektors gelingen, die ihre eigenen Produktionsfaktoren oder die ihrer Zulieferer verbessern möchten.

Page 76: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

68

4.5 Lebensmittelhandel

4.5.1 Warenangebot

Das Angebot und die Abteilungen in den modernen Supermärkten lassen sich in Struktur und Produktkategorien weitgehend mit den europäischen Supermärkten vergleichen. Obst- und Gemüseabteilungen bieten vor allem lokale Ware, aber auch importiertes Obst, z. B. Äpfel und Birnen aus Italien. Die Qualität des Angebots liegt hier (außer bei Import-ware) allerdings unter dem europäischen Niveau. In der Frischeabteilung finden sich Fleischwaren offen und abgepackt, hauptsächlich Geflügel, Rind, Lamm und Hammel, wobei das angebotene Fleisch „Halal“ ist. Da die islamische Bevölkerung kein Schweine-fleisch konsumiert, ist das Angebot äußerst gering und nur in großen Supermärkten vor-handen. Das Angebot an Fisch sowohl frisch, tiefgefroren und vor allem in Konserven ist aufgrund Marokkos starker Fischindustrie relativ groß.

Milchprodukte sind in einem breiten Angebot verfügbar. Hier ist ein französischer Einfluss zu erkennen: lokale Molkereien haben ein ähnliches Portfolio an Joghurt und anderen milchbasierten Süßspeisen auf den Markt gebracht wie z.B. Danone. Käse als lokales Produkt ist meist Frisch- und Weichkäse aus Kuh- oder Ziegenmilch. Das nationale Ange-bot an Schnitt- und Hartkäse ist äußerst gering und wird bei den größeren Handelsketten durch einige Importprodukte vor allem aus Frankreich und auch Holland ergänzt.

Unter den Backwaren finden sich neben den traditionellen Brotformen fast ausschließlich französische Produkte: Baguettes, Croissants, Brioches und die unter dem Begriff Patis-serie zusammengefassten Obst- und Cremetörtchen. Ein Pendant der deutschen Back-waren wird nicht angeboten. Bei den Beilagen werden einige Sorten Nudeln und Reis angeboten und von einer Vielfalt an Couscous, Linsen, Kichererbsen und Bohnen er-gänzt. Das Angebot an Gemüsekonserven ähnelt der europäischen Auswahl.

Entsprechend der Beliebtheit von Zucker ist das Angebot an Süßwaren recht umfang-reich, wobei traditionell viel Trockenobst wie Datteln, Aprikosen und Feigen angeboten wird. Lokale Schokolade findet sich neben einem größeren Angebot von Importware. Den größeren Teil der Süßwaren stellt die Kategorie Confisérie mit und ohne Fettanteil. Das lokale Gebäck auf der Basis von Mandeln ist berühmt und beliebt, wird aber dennoch von einigen den französischen und deutschen ähnlichen Keksen ergänzt. Salziges beschränkt sich beim lokalen Angebot auf geröstete und gesalzene Kerne und Hülsenfrüchte und findet sich neben einem relativ großen Angebot an Chips, Salzstangen und Ähnlichem.

Fertiggerichte und -mischungen lassen sich wenige finden, ob im Glas, als Tellergericht oder tiefgefroren. Ein kleines Angebot an Convenience Food wie z.B. Tiefkühlpizzen, Pommes Frites oder Hähnchen Nuggets besteht; allerdings ist Tiefkühlkost aufgrund der Anforderungen der Tiefkühlkette wenig verbreitet und nur in den großen Vertriebsstruktu-ren zu finden. Fertigsaucen bestehen in einer geringen Auswahl von lokalen und interna-tionalen Herstellern.

Die größeren Supermärkte verfügen über ein kleines Feinkostangebot unter anderem aus Kaviar, Räucherlachs und Entenleber.

Page 77: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

69

Generell besteht das Sortiment auch in den Handelsketten überwiegend aus lokalen / maghrebinischen Produkten. Der Anteil der importierten Produkte beläuft sich auf lediglich ca. 20%. In den kleinen Gemischtwarenläden sind ausländische Produkte in wesentlich geringerem Ausmaß vertreten. Tabelle 4.21 zeigt Beispiele einiger lokaler und importierter Marken und Hersteller.

Tab. 4.21: Beispiele lokaler und importierter Lebensmittel

Kategorie Beispiele lokaler Marken / Herstellern

Beispiele importierter Marken / Herstellern

Obst / Gemüse Les Domaines Groupe Kantari Agri Souss

Milchprodukte La Centrale Laitière Danone Chergui Jaouda Margafrique

Frico Président

Fisch Joly Suzanna

Fleisch Koutoubia Soßen / verarbeitete Pro-dukte

Aicha Star

Heinz

Kaffee / Tee DuBois Saumar

Nescafe Lavazza Teekanne Lipton

Süßwaren / Gebäck / Salzi-ges

Délice Aiguebelle Kervan Pastor Macao Arcor Gaumar

Ferrero Ritter Haribo Kraft Foods Nestlé Lindt Lays Crunchips

Beilagen / Hülsenfrüchte Tria Rosana Sania

Uncle Bens Barilla Gallo

Mineralwasser / Softdrinks Sidi Ali Volvic Coca Cola

Eine Konsumstudie aus 200969

69 DS Marketing (2009)

zeigte, dass das Herkunftsland der Marke keine all zu große Rolle spielt. Bei gleichem Preis und Qualität bevorzugen jedoch 65% der Bevölke-rung marokkanische Produkte. Bei ausländischen Produkten genießen diejenigen aus Frankreich bei 59% der Befragten das größte Vertrauen, gefolgt von Deutschland (40%), Italien (31%), den USA (28%) und Spanien (18%). Produkte aus Japan, China und der Türkei werden dagegen als wenig vertrauenswürdig angesehen. Es ist allerdings anzu-nehmen, dass die Studie keinen Querschnitt der marokkanischen Bevölkerung darstellt,

Page 78: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

70

sondern vielmehr das Konsumverhalten des besser gestellten Bevölkerungsanteils, der Zugang zu den großen Vertriebsstrukturen und importierten Waren hat.

4.5.2 Distribution

Traditionelle Vertriebswege

Die Mehrheit der Bevölkerung kauft bei kleinen Einzelhändlern, auf den Märkten und Souks ein, auch in den Großstädten. So gibt es in Casablanca ca. 48 Märkte und Souks, in Agadir sogar 53; in kleineren Städten wie Essaouira zählt man 35 Märkte.70 Mit über 85% Marktanteil und ca. 400.000 Händlern71

ist dieser Vertriebsweg noch mit Abstand der wichtigste und erreicht vor allem den Teil der Bevölkerung, der über eine schwache Kauf-kraft verfügt, nicht motorisiert ist und / oder auf dem Land lebt.

Abb. 4.4: Typischer Markt und Einzelhändler

In jedem Viertel findet man unzählige dieser Lebensmittelhändler, Metzgereien, Gemüse-händler, Bäckereien oder auch Gemischtwarenhändler. Auf einer Verkaufsfläche von 15 bis 50 m² werden hauptsächlich Produkte für den täglichen Gebrauch angeboten, wie Brot, lokales Gemüse, Milchprodukte, Kaffee, Tee, Zucker und Mehl sowie abgefüllte Ge-tränke, Wasch- und Putzmittel. Preise sind hier in der Regel nicht ausgezeichnet. Als Gründe für diese anhaltende Beliebtheit der kleinen Vertriebsstrukturen sind zum einen die niedrigen Preise zu nennen, besonders im Hinblick auf das relativ geringe Einkommen vieler Marokkaner. Einige der in den Kleinststrukturen und auf den Märkten angebotenen Produkte kaufen die Händler auf Großmärkten ein, die nicht von den Behörden erfasst sind. Zum anderen spielen auch traditionelle Gründe eine Rolle. Die kleinen Läden wer-den als sozialer Ort angesehen, an dem man sich austauscht, verhandelt sowie spezielle Serviceleistungen in Anspruch nehmen kann, z.B. Kredite für Stammkunden etc..72

70 US Aid (2008)

Dem-gegenüber stehen das Fehlen sanitären Standards, sowie eine mangelnde Transparenz bezüglich Preisen und Herkunft der Produkte.

71 Oxford Business Group (2009) 72 Metro Cash& Carry (2010)

Page 79: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

71

Moderne Vertriebswege

Große und mittlere Supermärkte existieren in Marokko erst seit Beginn der 1990er Jah-ren. Der erste Supermarkt im Jahr 1990 wurde von der Handelskette „Marjane“ eröffnet. Heute machen Groß- und Supermärkte 12% des Marktanteils aus mit geschätzten 10.500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 2,3 Mrd. Euro.73

Bei der modernen mittleren bis großen Vertriebsstruktur werden vier Kategorien unter-schieden, wobei die kleinen mittleren Läden im Jahr 2006 mit einer deutlichen Mehrheit von 39% im Markt vertreten waren. An zweiter Stelle standen mit 26% Marktanteil die so genannten Supérettes mit 120- 400 m², gefolgt von Supermärkten von der Größe 400 bis 2500 m² mit 18%. Hypermarchés mit einer Verkaufsfläche von über 2500 m² sind mit 7% noch relativ wenig vertreten.

74

Im Prinzip teilt sich der Markt in Marokko unter den großen Ketten Marjane, Aswak Assalam, Metro, Acima, Label’Vie und Hanouty auf; im Jahr 2009 kam die französische Kette Carrefour mittels einer mit der marokkanischen Kette Label’ Vie geschlossenen Partnerschaft auf den Markt und eröffnete die erste Filiale.

75

Tab. 4.22: Anzahl und Entwicklung Handelsketten in Marokko 2008

Bis Mitte 2007 hielt der Franzose Auchan jeweils 49% an Acima und Marjane, zog sich dann aber vollständig aus dem marokkanischen Markt zurück.

Aufgrund der modernen Infrastruktur sowie der dort überdurchschnittlichen Kaufkraft sind die meisten Läden auf der Achse zwischen den beiden Städten Rabat-Casablanca ange-siedelt; aber auch in den großen Städte wie Marrakesch, Agadir und Tanger lassen sich die Handelsketten zunehmend nieder. Hypermarchés wie Metro und Marjane eröffnen am Stadtrand und sind weitgehend nur dem motorisierten Teil der Bevölkerung zugänglich.

73 Ministère de L’Industrie, du Commerce et des Novelles Techniques-( 2008-2009). 74 Label Vie (2008) 75 Label Vie (2008)

Handels-kette

Kategorie Eigentümer Seit Anzahl Geschäfte

2008

Umsatz 2008 (in Mrd. Euro)

Marjane* Hypermarché ONA (MA) 1990 17 0,66 Aswak Assalam

Hypermarché Chaabi (MA) 1998 8 n.a.

Metro Maroc

Hypermarché Metro (D) 1991 8 0,23

Acima* Supermarché Supérette

ONA (MA) 2001 31 0,16

Label’ Vie Supermarché Supérette

Hyper S.A. (MA)

2001 29 0,10

Hanouty Supérette Finance Com (MA)

2007 170 n.a.

Page 80: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

72

Das Angebot der Supermärkte präsentiert sich dem Verbraucher mit zunehmender Attrak-tivität. Hierzu zählen Fest- und vor allem ausgeschriebene Preise, ein großes Sortiment, sowie frische Produkte aus der Gefrier- und Frischeabteilung (z.Bsp. Fleisch- bzw. Milch-produkte).

Der Vertrieb durch Supermärkte ist vor allem für importierte Produkte von großer Bedeu-tung. Ungefähr 15% bis 20% des Angebots von Supermärkten machen Produkte aus dem Ausland aus. Die Produkte werden entweder als Eigenmarken direkt von den Handelsket-ten eingeführt oder über Importeure bezogen. Durch ihre relativ hohen Preise können sie nicht mit einheimischen Produkten konkurrieren. Somit sind sie für einen Großteil der Be-völkerung nicht erschwinglich. Groß- und Supermärkte sind dabei Strategien zu entwi-ckeln, sich auch in diesem Marktsegment zu etablieren. Hierzu zählt die Entwicklung und Promotion von preisgünstigen Eigenmarken, sowie bewusst Niederlassungen in Vierteln, die noch überwiegend von traditionellen Läden und Märkten geprägt sind.76

Im Zuge dieser Entwicklung drängen seit 2008 auch Hard-Discounter auf den Markt. Die türkische Kette BIM, eine Kopie des Konzeptes ALDI, hat innerhalb einer Periode von zwei Jahren 32 neue Märkte eröffnet. Die deutsche Kette LIDL ist gerade dabei sich in der Stadt Fès zu etablieren.

77

4.5.3 Konsumverhalten

Ess- und Kochgewohnheiten

Die Essgewohnheiten sind vor allem durch eine mediterrane Küche im Allgemeinen ge-prägt, dennoch überwiegt der Konsum von Getreideprodukten. Insgesamt 62% der Ernäh-rung wird durch Getreide gedeckt. Überdies ist der hohe Anteil an Zucker, von 11% an der Ernährung auffallend. Pflanzliches Öl kommt ebenfalls auf einen hohen Prozentsatz von 8%. Obst und Gemüse rangiert mit jeweils 3% weit hinter diesen Ernährungsbausteinen. Der Fleischkonsum fällt mit 3% gleich gering aus.78 Durchschnittlich konsumiert der Ma-rokkaner 28,8 kg Fleisch pro Jahr. Davon 11,4 kg Rindfleisch und 13,4 kg Geflügel, der restliche Anteil fällt auf den Konsum von Hammel- bzw. Lammfleisch.79

76 Clair, F. (2008) 77 Anastassov, A. (2008) 78 CIHEAM (2008) 79 Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)

Page 81: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

73

Abb. 4.5: Zusammensetzung der Ernährung

Getreide62%

Gemüse3%

Zucker11%

Pflanzliche Öle8%

Fleisch3%

Obst3%

Andere10%

Quelle: CIHEAM (2008)

Wenn Gemüse konsumiert wird, dann überwiegend Tomaten, Karotten, Zwiebeln; bei Obst dominieren Orangen, Mandarinen, Bananen und Äpfel. Bei den pflanzlichen Ölen handelt es sich meistens um Olivenöl, gesättigte Fette werden dagegen wenig verwendet. Auffallend wenig konsumiert werden alle Arten von Milchprodukten. Alkohol wird wenig getrunken, da die islamische Religion den Konsum offiziell verbietet.80

Mit dem ansteigenden Lebensniveau haben sich in den letzen Jahren auch die Ausgaben für Nahrungsmittel verändert. Während für Getreide im Jahr 1985 noch der größte Ausga-benanteil anfiel (23%), belief sich dieser im Jahr 2007 auf nur 18% und machte damit den ersten Rang frei für Fleisch (25% in 2007 im Vergleich zu 21% in 1985) gefolgt von Obst und Gemüse (resp. 19%, 17%).

81

Das Kochen nimmt in traditionellen Haushalten eine zentrale Rolle ein und ist für die Frauen eine zeitintensive Beschäftigung. Dementsprechend wird alles frisch zubereitet und nur wenig mit Fertigprodukten (falls diese für den Haushalt überhaupt erschwinglich sind) ergänzt. In modernen, westlich orientierten und finanziell besser situierten Haushal-ten der oberen Mittelschicht spielen importierte und fertige Produkte eine etwas größere Rolle. Da jedoch diese Haushalte sehr häufig eine Haushälterin beschäftigen, die auch teilweise die Einkäufe und das Kochen erledigt, greifen auch hier das traditionelle Einkau-fen auf den Märkten und bei den kleinen Einzelhändlern sowie das aufwändige Kochen.

Einkaufsverhalten

Das Konsumverhalten der marokkanischen Bevölkerung hängt zum einen von Einkom-men und Kaufkraft der Haushalte und zum anderen von der geographischen Lage des

80 Anzid, K. et al. (2009) 81 Food Magazin (2008)

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74

Wohnsitzes ab. Besonders groß fällt hierbei der Unterschied zwischen urbanen und rura-len Gebieten aus. Während in städtischen Regionen im Durchschnitt jährlich pro Haushalt 5.260 Euro (438 Euro im Monat) für die Ernährung ausgegeben werden, sind es auf dem Land lediglich 3.035 Euro (253 Euro pro Monat). Als Gründe sind vor allem die gestiegene Kaufkraft der städtischen Bevölkerung anzuführen, sowie die Tatsache, dass eine gerin-gere Auswahl an Produkten auf dem Land erhältlich ist.

Der in den 1980er Jahren einsetzenden Europäisierung des Konsumverhaltens der städtischen Mittelschicht ist es unter anderem geschuldet, dass sich die moderne Vertriebsstruktur über Handelsketten und Supermärkte seit den 1990er Jahren in Marokko etablieren konnte. Auch heute stellt die neue Mittelschicht, die mit einem monatlichen Einkommen von ca. 1.000 Euro (in 2006) weit über dem nationalen Durchschnitt liegt, die Zielgruppe der Supermärkte dar.

Mit dem ansteigenden Lebensniveau haben sich in den letzen Jahren auch die Ausgaben für Nahrungsmittel verändert. Während für Getreide im Jahr 1985 noch der größte Ausga-benanteil anfiel (23%), belief sich dieser im Jahr 2007 auf nur 18% und machte damit den ersten Rang frei für Fleisch (25% in 2007 im Vergleich zu 21% in 1985) gefolgt von Obst und Gemüse (resp. 19%, 17%).82 Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 15% der Bevölkerung über die finanziellen Mittel verfügen, importierte Lebensmittel zu den vergleichsweise hohen Preisen einzukaufen. Ein durchschnittlicher Einkauf bei Label Vie und Acima belief sich in 2008 auf 10 bis 12 Euro.83

Bei Marjane gaben die Kunden ca. 24 Euro pro Besuch aus.

4.5.4 Marketing

Werbung

Die Werbebranche insgesamt in Marokko belief sich in 2008 auf ein Volumen von 378 Millionen Euro (+ 23% zu 2007). Während die Ausgaben für Fernsehwerbung bei 204 Mio. Euro lagen und nur geringfügig angestiegen waren, profitierten vor allem die Print- und Radiowerbung vom Wachstum der Branche: 95 Mio. Euro fielen der Presse zu (22% Marktanteil, 88 Mio. Euro (20% Marktanteil) gingen an die Plakatwerbung und 48 Mio Eu-ro (11% Marktanteil) an die Radiowerbung, die dank der zunehmenden Motorisierung im Aufschwung ist. Die größten Werbebudgets in der Lebensmittelbranche hatten Centrale Laiterie Danone mit ca. 10 Mio. Euro, Coca Cola und Unilever mit ca. 9 Mio. Euro.84

Der Umfang von Werbeanzeigen für Lebensmittel in Zeitschriften befindet sich noch auf niedrigerem Niveau im Vergleich zu Europa. Neben den Printmedien wirbt die Lebensmit-telindustrie mit Plakaten und im Fernsehen. Als einflussreichster Werbekanal gilt in Ma-rokko jedoch die Mund zu Mund Propaganda. Große Kampagnen, die das Produkt auf einen Schlag bekannt machen und Gesprächsstoff bieten, sind erfolgsträchtiger als eine schleichende Bewerbung des Produkts.

82 Food Magazin (2008) 83 Lavel Vie (2008a), Oxford Business Group (2009) 84 Oxford Business Group (2009)

Page 83: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

75

Abb. 4.6: Beispiele lokaler Werbeanzeigen

Zielgruppe für Marketing im Lebensmittelbereich sind eindeutig Frauen. Werbung spricht sowohl traditionell marokkanische Frauen als auch westlich orientierte Frauen, vor allem im Bereich der Fertigprodukte, an. Der Großteil aller Werbeanzeigen ist in Französischer wie auch in arabischer Sprache verfasst. Vereinzelt finden sich auch einsprachige Anzei-gen, abhängig vom Medium ihrer Veröffentlichung.

Promotion

Promotionskampagnen sind ein beliebtes Mittel der Han-delsketten, um Kunden anzulocken. So führte z.B. die Ket-te Label Vie allein in 2008 40 Kampagnen wie z.B. Verlo-sungen und Sonderrabatte auf die Einkäufe zu besonderen Anlässen durch. Beginn und Ende des Ramadan (in 2009 Mitte August und Mitte September), das islamische Ham-melfest (ähnliche Relevanz wie das christliche Weihnach-ten), und die Feiertage zum Jahreswechsel nach europäi-schem Kalender werden gerne mit Sonderangeboten ein-gerahmt. Nebenstehend eine Promotionkampagne zum Hammelfest.

Preis

Aus Kundensicht steht bei der Auswahl der Produkte der Preis an erster Stelle (88%); dementsprechend rangiert auch z.B. bei der Handelskette Label Vie (kein Discounter) der Preis als Wettbewerbsinstrument ganz oben. Die Qualität nennen die Kunden an zweiter Stelle als Element der Kaufentscheidung (83%) gefolgt von der Marke (65%). Die folgen-de Tabelle gibt einige Preisbeispiele für gängige Produkte in einem Hypermarché in Ca-sablanca.

Page 84: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

76

Folgende Preise wurden im Februar in einem Hypermarché in Casablanca veranschlagt:

Tab. 4.23: Preisbeispiele Lebensmittel

Produkt Preis lokales Produkt (in Euro)

Preis importiertes Produkt (in Euro)

Schokolade 100 g 0,50 1,80 Nudeln 500 g 1,16 1,80 Couscous 1 kg 0,90 – 1,30

Zucker 1 kg 0,50

Orangensaft 1 l 1,50 Kaffee 250 g 1,50 2,70 Äpfel / Birnen 1 kg 1,50 2,30 Ananas 1 kg 1,60 Bananen 1 kg 0,90 1,10 Paprika 1,30 Gurken 1,00 Rote Bete 0,50 Ganzes Hähnchen 1 kg 2,40 Putenfilet 1 kg 2,90 Mortadella 500g 1,10- 2,20 Lachs Frisch 1 kg 9,40 Brot 400 g 0,40- 0,90 Gouda 100 g 1,15 Milch 1 l 0,90 Mehl 5 kg 3,10

Verpackung

Viele Produkte, vor allem auf den Märkten, werden lose angeboten: Obst und Gemüse, Fleisch, Reis, Hülsenfrüchte, Oliven und Gewürze. In den kleinen Läden und den Super-märkten sind, je nach Produktart, Gebinde von Kleinstmengen bis zu Supergrößen erhält-lich. Auch wenn Haushalte i.d.R. aus größeren Familien bestehen für die in entsprechen-den Mengen eingekauft wird, finden die kleineren Packungsgrößen Anklang, da sie weni-ger Kapital binden. Günstige Grundnahrungsmittel wie Mehl, Couscous oder Zucker wer-den auch in Einheiten von mehreren Kilogramm angeboten. Die Anforderungen an die Beschriftung der Verpackung sind gesetzlich geregelt.85

85 Verordnung 2-01-1016 vom 06.06.2002, Bulletin Officiel No 50100

Erforderlich sind Name und Sitz des Herstellers oder Importeurs, Herkunftsland, Angaben der Inhaltsstoffe, Nettogewicht, Produktions- und Verfallsdatum und Hinweise zur Aufbewahrung und evtl. der Anwen-dung. Die Beschriftung in arabischer Sprache ist obligatorisch; die zweisprachige Ausfüh-rung mit Französisch ist empfehlenswert.

Page 85: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

77

4.5.5 Import

Der Import von Lebensmitteln erfolgt hauptsächlich über Importeure und Distributoren die i.d.R. die Hersteller zum Potenzial des Produkts sowie dessen Positionierung im Markt beraten und die Listung bei den Handelsketten übernehmen. Tabelle 4.24 zeigt einige dieser Importeure.

Tab. 4.24: Importeure Lebensmittel Importeur Produktportfolio Sitz Extaport Company S.A.R.L. Milcherzeugnisse, Samen, Konfi-

türen, Gelees, Meeresfrüchte Casablanca

Procodi S.A.R.L. Süßwaren Casablanca Foods & Goods Spirituosen, Nahrungsmittel Casablanca ETS Boulaid PP Tee, Kaffee, Getränke Casablanca Jessy Diffussion Nahrungsmittel, Feinkost Casablanca Der Großteil der Lebensmittel wird mit 49% bezollt, z.B. Gebäck, Nudeln, Gemüse, Back-waren, Obst und Süßigkeiten. Auf Milch und Milchprodukte fallen 102% an, auf Fleisch bis zu 304%.

4.5.6 Trends und Marktchancen

Im internationalen Vergleich zählt der marokkanische Markt mit Tunesien und Ägypten zu der Spitzengruppe der sich entwickelnden Märkte. 2009 fiel Marokko allerdings von Platz 15 in 2007 auf Platz 19 laut des von AT Kearney jährlich erstellten Global Retail Deve-lopment Index zurück.

Die Herausforderungen, mit denen sich der Handel konfrontiert sieht, sind

- Der Mangel an geeigneten Standorten, die adäquat an eine Infrastruktur angebun-den sind.

- Die sinkenden Margen für Nahrungsmittel.

- Die Vielfalt der Zwischenhändler und die mangelnde Organisation der Branche in Interessenverbänden.

- Der Mangel an qualifiziertem Personal.86

Die Modernisierung des Handels soll jedoch mit dem Regierungsprogramm „Rawaj Vision 2020“ weiter vorangetrieben werden. Das ambitionierte Projekt wird vom Handelsministe-rium zusammen mit den Handelskammern und dem Berufsverband der Einzelhändler betrieben und möchte mit einem Maßnahmenpaket von 81 Millionen Euro den Jahresum-satz des gesamten Sektors bis 2020 auf 15,5 Milliarden Euro erhöhen, was eine Verdrei-fachung des aktuellen Umsatzes bedeuten würde.87

86 Label Vie (2008)

Im Zentrum steht die Verbesserung

87 Ministère de L’Industrie, du Commerce et des Nouvelles Techniques

Page 86: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

78

der Situation der kleinen und mittleren unabhängigen Einzelhändler, die Modernisierung und Standardisierung des Sektors. Ziel ist es, bis 2020 600 kleine und mittelgroße Läden sowie 50 Hypermarchés entstehen zu lassen, die 80.000 Arbeitsplätze schaffen. Metro Maroc beteiligt sich im Interesse dieser Kundschaft an der Umsetzung des Plans, indem es ihre Qualifizierung durch Weitergabe von Wissen unterstützt.

Die steigenden Bevölkerungszahlen – für den Zeitraum von 2005 bis 2015 schätzen die Vereinten Nationen das Wachstum in Marokko auf 12,5% – zusammen mit dem steigen-den Lebensniveau und der Verstädterung (geschätzt 65% in 2015) bedeuten für den mo-dernen Lebensmittelhandel eine wachsende Klientel. Neben diesen quantitativen Verän-derungen erwartet man auch steigende qualitative Ansprüche.

In den größeren Städten wie Casablanca, Rabat und Marrakesch setzt derzeit eine neue Entwicklung ein. In Reaktion auf mehr und mehr wohlhabende Kunden eröffnet eine an-steigende Zahl von spezialisierten Feinkostläden mit ausgewählten lokalen und ausländi-schen Produkten88

Zudem eröffnet das steigende Bewusstsein für Lebensmittelhygiene, die Nachfrage nach einer größeren Produktvielfalt gebündelt auf einer einzigen kundenfreundlichen Verkaufs-stelle, sowie die Nachfrage nach einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis die Chancen auf dem marokkanischen Markt.

, wie z.B. die Feinkostkette Fauchon, Neuhaus Pralinen oder der Nescafé Store. Solche Spezialitätenläden mit dem entsprechenden Ambiente sind bei der kaufkräftigen Klientel sehr beliebt.

88 Anastassov.A (2008)

Page 87: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

79

5 Plan Maroc Vert: Chance für den Markteintritt Gehen die Pläne der Regierung auf, steht Marokkos Landwirtschaft vor einem grundle-genden Wandel. Die Modernisierung und Restrukturierung des Sektors soll das Land an-schlussfähig an die Weltwirtschaft machen und die sozialen Herausforderungen im Inne-ren bewältigen – vor allem die Armut unter der Landbevölkerung eindämmen und die Nahrungsmittelversorgung sichern. Der Plan Maroc Vert ist das bislang umfassendste Reformvorhaben. Es konzertiert die finanzielle und strukturelle Förderung, indem Organi-sationen neu geschaffen oder umstrukturiert werden. Es öffnet den Markt für die nötigen Produktionsfaktoren und möchte Marokkos Landwirtschaft professionalisieren. Die geziel-te Ansprache der zwei Zielgruppen, moderne Großbetriebe und die traditionellen Landwir-te, verspricht eine Annäherung der beiden Landwirtschaften. Das Vorhaben setzt auf die Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft, von nationalen und internationalen Investoren.

Der Plan Maroc Vert wurde im Frühjahr 2008 verabschiedet, bislang gibt es noch keine offizielle Zwischenbilanz. Die Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung (ADA), die ei-gens für die Begleitung des PMV geschaffen wurde, wird planmäßig im Sommer 2010 die erste Evaluierung durchführen. Auf der Ebene der modernen Landwirtschaft sind bereits durchaus Entwicklungen erkennbar; so wurden z.B. zwischen Staat und den Vertretern der Geflügelproduktion, des Zitrusfrüchte- und des Zuckeranbaus Vereinbarungen über Investitionen getroffen.

Schwer nachzuvollziehen ist jedoch, ob die geplanten Maßnahmen bis auf die Ebene der mittleren und kleinen landwirtschaftlichen Betriebe durchdringen. Wie eine Befragung Mit-te letzten Jahres89

Bereits im letzten Jahr waren einige Aggregationsprojekte von Großbetrieben zusammen mit kleinen Landwirten angelaufen. Als Motivation gaben die Großbetriebe an, mehr Ag-rarprodukte zur Weiterverarbeitung zu bekommen, die ihren Qualitätsanforderungen ent-sprechen. Die Kleinbauern sahen in der Kooperation vor allem die Chance, ihre Absätze zu sichern und von der Professionalisierung der Großen zu lernen und zu profitieren. Die Erwartungen lagen also ganz im Sinne des Plan Maroc Vert. Die von den Großbetrieben vorgebrachten Kritikpunkte waren die Unzuverlässigkeit der Qualität der zugelieferten Produkte; die kleinen Landwirte fühlten sich dagegen oft in ein Abhängigkeitsverhältnis gedrängt, in dem nicht ausreichend kommuniziert wurde. Fast 60% der Befragten beider Seiten bewerteten ihre Erfahrungen in der Aggregation dennoch als positiv.

zeigte, waren die Inhalte des PMV nur teilweise und nur bei der Hälfte der befragten großen und kleinen Betriebe bekannt. Nur 33% der Großbetriebe waren über die Möglichkeiten der Finanzierung informiert. Vom Ansatz der zwei Säulen, der Neustrukturierung der Sektoren oder den Entwicklungsplänen für einzelne Regionen wusste nur eine Minderheit. Besonders bei den Kleinbauern herrschte ein enormer Infor-mationsmangel: über die Hälfte gab an, nichts über den PMV zu wissen. Mit der Einrich-tung der ADA im Frühjahr des vergangenen Jahres, die unter anderem für den Plan Maroc wirbt, dürfte sich der Informationsstand bei den Akteuren deutlich verbessert ha-ben.

Doch in der öffentlichen Debatte bleibt der Plan Maroc Vert nicht frei von Kritik. Man dis-kutiert, ob die Vorhaben nicht allein zu Gunsten der modernen Großbetriebe sind, und die kleinen Landwirte dabei ins Hintertreffen geraten. Bereits die Unterscheidung der land- 89 Bouabid (2009)

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wirtschaftlichen Betriebe in zwei Klassen, die produktiven Großbetriebe und die traditio-nellen Landwirte, könnte den Sektor mehr spalten als einen. Auch scheinen manche Ziele nicht leicht vereinbar. Auf der einen Seite müssen enorme Investitionen in die Bewässe-rung und in Wasseraufbereitungsanlagen getätigt werden, damit der schon heute bedroh-liche Wassermangel den Sektor nicht lähmt. Niederschlagsabhängige Kulturen wie das Getreide werden zurück gebaut, um Oliven Platz zu machen. Auf der anderen Seite soll die Fleischproduktion um 75% gesteigert werden. Diese benötigt pro Tonne Ertrag die 30-fache Menge Wasser im Vergleich zu Getreide, sogar die 85-fache Menge im Vergleich zu Oliven90

Wie die angestrebte Professionalisierung des Sektors in der Kürze der Zeit erreicht wer-den soll, scheint noch nicht vollständig geklärt. Allein die angestrebte Ausstattung mit mo-dernen Produktionsmitteln – sofern diese bei den traditionell arbeitenden Landwirten statt-finden wird – heißt nicht, dass diese auch professionell zum Einsatz kommen. Sicherlich soll das Modell der Aggregation den Wissenstransfer zwischen moderner und traditionel-ler Landwirtschaft gewährleisten. Dafür bedarf es jedoch des Engagements der beiden Seiten, formalisierte Transferprogramme und vor allem Zeit. Zeit, in der auch das nationa-le Bildungssystem die Grundlagen schaffen muss, damit die künftige Generation der Landwirte Zugang zu Schulabschlüssen und einer Berufsbildung hat.

und ist damit eine Gefahr für die Wasserbilanz des Sektors.

Die Kommunikation über die genauen Inhalte des Plan Maroc Vert und über die Kriterien, die bei der Auswahl der zu fördernden Projekte angelegt werden, ist noch ausbaufähig.91

Dennoch, der Plan Maroc Vert sorgt für Aufbruchstimmung und Zuversicht in die Entwick-lung der Landwirtschaft. Diese Dynamik wird sicherlich bei vielen Betrieben und Landwir-ten dafür sorgen, die ambitionierten Ziele der Regierung in Angriff zu nehmen. Zudem entsteht durch die kontinuierliche Erwähnung des Plan Maroc Vert in der Presse ein enormer Druck, den selbst auferlegten Ansprüchen standzuhalten. Alles und jeder, der zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele beitragen kann, wird den Initiatoren der Reform will-kommen sein.

Auch die Regionalplanung für die einzelnen Subsektoren lässt einige Fragen unbeantwor-tet.

In den einzelnen Kapiteln wurde deutlich, welche Chancen der Plan Maroc Vert für Inves-toren, Importeure und Exporteure bietet: Um sich von der Macht der unberechenbaren Niederschläge befreien zu können, werden Bewässerungsanlagen und Wasseraufberei-tungsanlagen installiert werden müssen. Die anvisierten Ertragssteigerungen erfordern eine stärkere Mechanisierung, hochwertige Pflanzen, und effektive Agrochemie. Der Sek-tor der Tierproduktion wird auf den Einkauf besserer Tiergenetik und modernerer Be-triebsausstattung zurückgreifen müssen, sollen die Produktionsziele erreicht werden. Der Lebensmittelhandel befindet sich im Aufbau und die Kunden werden mit steigendem Le-bensniveau hochwertigere Produkte und solche, die nicht auf dem lokalen Markt angebo-ten werden, nachfragen.

Auch wenn der Markt für einige Produkte erst im Entstehen begriffen ist, muss der Markt-einstieg frühzeitig stattfinden. Geschäftsbeziehungen in Marokko benötigen Zeit um zu fruchten; die Präsenz vor Ort ist entscheidend. Persönliche Besuche und Auftritte auf

90 Weltbank 91 Aloui (2009)

Page 89: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

81

Messen wie z.B. der SIAM, Marokkos größter Landwirtschaftsmesse, legen den Grund-stein für die weitere Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Denn die persönlichen Bezie-hungen spielen bei der Handlungsfähigkeit eines Unternehmens eine enorme Rolle; so wird es immer einfacher gelingen, über einen Intermediär, der den Markt, seine Strukturen und wichtigen Akteure kennt, Fuß zu fassen. Es darf jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Produkte selbsterklärend im Markt etablieren werden. Die Unter-nehmen sollten in Erwägung ziehen, den Landwirten Schulungen zu den Produkten anzu-bieten. Bei dem großen Teil der traditionellen Landwirtschaft besteht Informationsbedarf zu modernen Produktionsmethoden; die damit entstehende Mund zu Mund Propaganda ist ein wesentlicher Werbekanal, der nicht unterschätzt werden sollte.

Unternehmen, die entlang der Ziele des Plan Maroc Vert investieren wollen, können sich direkt an die Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung (ADA) oder an die Regional- und Provinzdirektionen wenden (Kontakte im Anhang). Das Wissen darum, welche Sektoren der Plan Maroc Vert entwickeln möchte und welche Subventionen den lokalen Partnern dazu zur Verfügung stehen, wird nur von Vorteil sein. Die Büros können dann dabei un-terstützen, Finanzierungshilfen zu beantragen und lokale Partner für die Zusammenarbeit zu finden.

Selbstverständlich steht die AHK Marokko als Ansprechpartner für Informationen zum marokkanischen Markt zur Verfügung. Mit ihrer lokalen Kompetenz berät und unterstützt sie die Unternehmen bei ihren Investitionen, Importen oder Einkäufen.

Page 90: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

82

6 Ansprechpartner Deutsche Einrichtungen in Marokko Institution Kontakt Homepage Deutsche Industrie- und Han-delskammer

140 Bd. Zerktouni, 6ème Etage 20070 Casablanca Tel.: +212 (0) 5 22 42 94 00 Fax: +212 (0) 5 22 47 53 99 Email: [email protected]

http://marokko.ahk.de

Deutsche Botschaft

7, Zankat Madnine 10000 Rabat Tel.: +212 (0) 537 2186-00 Fax: +212 (0) 537 7068-51

www.rabat.diplo.de

Staatliche Institutionen in Marokko Institution Name auf Deutsch Homepage Ministère de l'Agriculture et de la Pêche Maritime

Ministerium für Landwirtschaft und Hochseefischerei

Seite im Aufbau +212 537 760102

Agence pour le Développe-ment Agricole

Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung

Keine Seite +212 537 670991

Ministère de Commerce Extérieur

Ministerium für Außenhandel www.mce.gov.ma

Ministère de l'Economie et de Finances

Ministerium für Wirtschaft und Finanzen

www.finances.gov.ma

Ministère d'Industrie, du Commerce et des Nouvelle Technologies

Ministerium für Industrie, Han-del und neue Technologien

www.mcinet.gov.ma

Ministère de l’Intérieur

Innenministerium www.cri.ma

Office des Changes

Büro für Außenhandel www.oc.gov.ma

Douane

Zollbehörde www.douane.gov.ma

Page 91: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

83

Wichtige Interessenvereinigungen Interessenvereinigung Name auf Deutsch Homepage AMIMA Association des Marchands Importateurs de Matériel Agri-cole

Vereinigung der Handelsimpor-teure für Landtechnik

Seite im Aufbau

ANEB Association Nationale des Eleveurs de Bovin

Nationaler Verband der Rinder-züchter

www.amppmaroc.org

APEFEL Association Marocaine des Producteurs et Exporteurs de Fruits et Légumes

Marokkanischer Verband der Obst- und Gemüse Hersteller und Exporteure

www.apefel.com

ASPAM Associations des Producteurs d'Agrumes du Maroc

Verband der Zitrusfruchtanbauer in Marokko

Seite im Aufbau

CETIA Centre Technique des Industries Agroalimentaires

Technisches Zentrum der Nahrungsmittelindustrie

www.cetia.ma

COMADER Confédération Marocaine de Développement Agricole

Marokkanische Vereinigung für Agrarentwicklung

Seite im Aufbau

EACCE Etablissement Autonome de Contrôle et de Coordination des Exportations

Autonome Behörde für Kontrol-le und Koordinierung der Exporte

www.eacce.org.ma

FENAGRI Fédération National de l'Agroalimentaire

Nationaler Nahrungsmittelver-band

www.fenagri.org

FISA Féderation Interprofessionelle du Secteur Avicole

Interprofessioneller Verband der Geflügelzucht

www.fisa.org.ma

FICOPAM Fédération des Industries de Conserve des Produits Agri-coles du Maroc

Industrieverband für Konserven landwirtschaftlicher Produkte in Marokko

www.ficopam.ma

Maroc Export Centre Marocain de Promo-tion des Exportations

Zentrum für Promotion marok-kanischer Exporte

www.marocexport.ma

ONICL Office National Interprofes-sionnel des Céréales et des Légumineuses

Nationaler Verband für den Anbau von Getreide und Hül-senfrüchten

www.onicl.org.ma

SONACOS Société Nationale de Com-mercialisation de Semences,

staatliches Saatgutunterneh-men

www.sonacos.ma

Page 92: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

84

Provinzdirektionen des Agrarministeriums (DPA) DPA Telefon- Fax E-Mail Zentrale Agadir 05 28 84 02 63

05 28 84 00 63 05 28 84 07 63 [email protected]

Al Hoceima 05 39 98 26 29 05 39 98 29 40

05 39 98 26 04 [email protected]

Azila 05 23 45 83 72 05 23 45 83 98

05 23 45 80 35 [email protected]

Beni Mellal 05 23 48 25 76 05 23 48 33 75 05 23 48 21 34

0523 48 28 26 bmella@menara-ma

Boulemane 05 35 58 54 58 05 35 58 53 13 [email protected] Bensimane 05 28 29 11 12

05 23 29 13 22 05 23 29 19 61 dpanesil,[email protected]

[email protected] Boujdour 05 28 89 60 96 05 28 89 62 36 [email protected] Casablanca 05 22 24 64 94

05 22 24 86 54 05 22 24 77 85 [email protected]

Chefchaouen 05 39 98 66 36 05 39 98 60 22

05 39 98 61 26 [email protected]

Chichaoua 05 28 89 70 59 05 24 35 30 86

05 24 35 34 97 [email protected] [email protected]

Dahkla 05 28 89 70 59 05 28 89 77 34

05 28 89 73 09 [email protected]

El Jadida 05 23 34 29 88 05 23 34 29 90 05 23 34 29 06

05 28 89 73 09 [email protected]

El Hajeb 05 35 54 33 03 05 35 54 30 43

05 35 54 31 32 [email protected]

Essaouira 05 24 78 41 12 05 24 78 48 21

05 24 78 48 42 [email protected]

El Kalâa 05 24 41 24 44 05 24 41 24 87

05 24 41 20 52 [email protected]

Fès 05 35 62047 63 05 35 62 15 73

05 35 62 46 80 [email protected]

Figuig 05 36 79 80 25 05 36 79 81 65

05 36 79 81 83 [email protected]

Guelmim 05 28 87 25 02 05 28 87 27 17

05 28 87 21 59 [email protected]

Ifrane 05 35 56 23 43 05 35 56 21 87

05035 56 21 94

[email protected]

Khmisset 05 37 55 20 46 05 37 55 29 13

05 37 55 26 08 [email protected]

Khouribga 05 35 58 60 27 05 23 56 19 10 [email protected] Khenifra 05 35 58 60 27

05 35 5861 62 05 35 58 67 09 [email protected]

Lâayoune 05 28 89 39 53 05 28 89 39 53 05 28 89 48 11

05 28 89 31 86 [email protected]

Marrakesch 05 24 43 10 53 05 24 43 33 70

05 24 44 78 20 [email protected]

Page 93: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

85

Meknès 05 35 52 12 92 05 35 52 08 71

05 24 44 78 20 [email protected]

Nador 05 36 60 64 13 05 36 60 64 14

05 36 33 14 81 [email protected]

Oujda 05 36 68 31 39 05 36 68 49 02

[email protected]

Rabat 05 37 75 98 00 05 37 75 22 71 [email protected] Safi 05 24 62 49 61

05 24 62 31 88 05 24 62 29 34 [email protected]

Sefrou 05 35 68 26 73 05 35 68 26 74 [email protected] Settat 05 23 40 22 87 05 23 40 35 13 [email protected] Semara 05 28 89 97 95 05 28 89 97 94 [email protected] Sidi Kacem 05 37 59 38 06 05 37 59 30 46 [email protected] Tanger 05 39 94 02 06

05 39 94 01 80 05 37 59 30 46 [email protected]

Tetouan 05 39 96 50 03 05 39 96 57 22

05 39 96 29 91 tetouan@menara.

Taza 05 35 67 32 32 05 35 67 31 96

05 35 67 36 38 dpa.taza@menara-ma

Tiznit 05 28 86 20 76 05 28 86 54 58

05 28 86 24 23 [email protected]

Tata 05 28 80 20 90 05 28 80 20 57 [email protected] Taounate 05 35 62 76 92

05 35 68 80 26 05 35 62 76 91 [email protected]

Tantan 05 28 87 75 44 05 28 87 75 11

05 28 87 73 70 [email protected]

Page 94: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

86

Konsultierte Experten Unternehmen/ Institution Experte- Kontakt Funktion ADA Agence pour le Dévelop-pement Agricole

Hakim TAZI Tel.: +212 (0) 537 67 79 67 Mobil: +212 (0) 661 69 50 30 E-Mail :[email protected] [email protected]

Direktor Projektpla-nung

BASF Mohammed CHETOUANI 7, Rue des Orchidées 20250 Aïn Sebâa Casablanca Tel : +212 522 66 94 05 Mobil :+212 522 35 01 36 E-Mail : [email protected]

Regionalmanager Marokko-Algerien- Tunesien

Bayer CropScience Eric BUREAU Tours Balzac Angle Bd d’Anfa & Rue de L’Espargne 20050 Casablanca Tel : +212 522 95 48 10 Mobil : +212 661 32 91 36 E-Mail : [email protected]

Managing Director

Crédit Agricole du Maroc

Abdel Hakim HAIMEUR Place des Alaouites B.P. 49 Rabat Tel : +212 (0) 522 47 75 74 Mobil: +212 (0) 665 28 02 26 [email protected]

Direktor CA Agri Bu-siness

Crédit Agricole du Maroc

Abdelilah SAIDI Place des Alaouites B.P. 49 Rabat Tel : +212 (0) 537 20 96 77 E-Mail: [email protected]

Abteilungsleiter spezi-alisiert auf Getreide- und Pflanzenanbau

Food Magazin Fr. Florence CLAIR 119, Avenue des F.A.R. Espace Sofia, B1 20 000 Casablanca Tel : + 212 (0) 522 54 47 20 E-Mail : f.clair@ foodmagazine.ma

Chefredakteurin

Page 95: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

87

Magideutz Bernd Breves 6,Rue Sergent Khalich 20 300 Casablanca Tel: +212 522 30 06 06 E-Mail: [email protected]

Geschäftsführer

Masterrind Salah AWADA 355, Bd MedV, Espace Yousra 20 000 Casablanca Tel: + 212 (0) 522 63 34 30 Mobile: + 212 (0) 661 21 32 5

Regionalmanager

Metro Cash& Carry Morocco

Younes ALAMI Route Secondaire 1029 Minicipalité Sidi Ma1arouf 20 180 Casablanca Tel : +212 (0) 22 63 98 98 E-Mail : [email protected]

Qualitätsmanagement

Ministère de l'Agricul-ture et de la Pêche Mari-time

Abdenahinau BENHEKHAL Rabat Tel: +212 (0) 537 29 29 42 Mobile: +212 (0) 661 56 02 63

Leiter der Divison für Tierproduktion

Promoseeds Mohammed BENNANI Km 4 rte Tamessna A.Atik Rabat Tel: +212 (0) 537 29 057 5

Geschäftsführer

Socopim Mohammed DEROUICH 5 rue Amir Abdelkader 20300 Casablanca Tel: +212 522 63 37 00 Mobile: +212 679 89 55 11 E-Mail: mohammed.derouich_at_ premium.net.ma

Geschäftsführer

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