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Ein Grünwinkler Wahrzeichen mit bewegender Geschichte Die Albkaפe

Die Albkapelle - Ein Grünwinkler Wahrzeichen mit bewegender Geschichte

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Die Broschüre dokumentiert die 250-jährige Geschichte der Grünwinkler Albkapelle. Neben interessanten Details erwarten Interessierte zahlreiche historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen und stimmungsvolle Farbfotos.

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Ein Grünwinkler Wahrzeichen mit bewegender Geschichte

Die Albkapelle

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In idyllischer Lage, auf den Überresten einer alten Schanze aus den Franzosenkriegen des 18. Jahrhunderts, steht sie: die Grünwinkler Alb- kapelle. Jeder, der den wunderschönen Albwan-derweg zwischen Mühlburg und Daxlanden wählt, kommt an diesem malerischen Flecken vorbei. Man staunt – man ist, im wahrsten Sinne des Wortes, in Grünwinkel.

Doch wie kommt das so oft fotografierte Kleinod hierher? Das ist eine Frage, die auch heute noch viele Betrachter bewegt und auf die diese Broschüre Antwort geben soll. Die seitlich des Eingangs angebrachte Gedenktafel gibt hierzu einen ersten Hinweis:

Diese Kapelle stand von 1759–1913 an der Durmersheimer Strasse.

Nachdem sie aus Verkehrsgründen dort entfernt werden musste,

liess sie Herr Geh. Kommerzienrat Dr. H. C. Sinner

in der alten Form an dieser Stelle wieder aufbauen.

In Grünwinkel kennt die kleine Kapelle jeder.Ihre bewegende Geschichte wird hier erzählt.

2009

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1759Im Jahre 1759 wird die kleine Kapelle an der Durmersheimer Straße (vor dem Haus Nr. 88) aus Stein erbaut. Nimmt man es jedoch genau, so beginnt die Geschichte der ersten Grün-winkler Kapelle eigentlich schon früher. 1715 lässt nämlich der Privatmann Jakob Müller eine kleine Kapelle aus Holz errichten. Eine Kapelle, in der an Sonn- und Feiertagen der Rosenkranz gebetet wird. Doch die Holzkirche ist nicht für die Ewigkeit gebaut. Niemand fühlt sich für den Unterhalt zuständig. Und so setzen Wind und Wetter der Kirche über Jahre hinweg stark zu. 1743, so berichtet man, ist das Kirchlein am Zerfallen.

Doch die 24 Bürger, die 1746 in Grünwin-kel leben, wollen auch weiterhin ihr eigenes „Gotteshaus“. Denn immerhin sind die Kirchen der umliegenden Gemeinden Daxlanden und Bulach gut 15 bis 30 Minuten entfernt. Und so sammelt man eifrig für einen Neubau. Allein

der Postmeister Ignaz Dürrmeyer spendet kurz vor seinem Tod fünf alte Louis d’or und dessen Witwe vier Dukaten – für die damalige Zeit eine respektable Summe.

Der Neubau wird zwar bereits 1746 von staat-licher und kirchlicher Seite in Aussicht gestellt, doch nur, wenn die Gemeinde Grünwinkel Gelder für den Bau und den Unterhalt nachwei-sen könne. Eine nicht ganz einfache Aufgabe. Insgesamt dauert es noch ganze 13 Jahre, bis Dekan Johann Adam Eckstein von Au am Rhein berichten kann, dass die notwendigen Gelder gesammelt seien. Und so kann 1759 mit dem Neubau der „Maria-Hilf-Kapelle“, wie sie ursprünglich genannt wird, begonnen werden. Vermutlich ist das in Stein gehauene Relief über dem Eingang im gleichen Jahr entstanden (heute leider nicht mehr sichtbar). 1760 bekommt die Kirche eine Glocke und 1792 wird das Kruzifix an der Frontseite hinzugestiftet.

Die bewegende Geschichte der kleinen Grünwinkler Kapelle beginnt.

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1904

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Mit steigendem Vekehrsaufkommen wird die Kapelle an der Durmersheimer Straße – damals eine wichtige Süd-Nord-Ver-bindung – zunehmend zum Hindernis. Denn, wie man auf den historischen Aufnahmen sieht, ragt sie deutlich in den Gehweg der Landstraße hinein. Mit dem Bau der Kleinbahn, im Volks-mund „das Lobberle“ genannt, im Jahre 1890 wird die Kapelle dann endgültig zum „Problemfall“. Diese Bahn führt von der Karlsruher Kapellenstraße über Grünwinkel nach Durmersheim direkt an der Kapelle vorbei.

150 Jahre lang ist die Maria-Hilf-Kapelle Mittelpunkt der kirchlichen Gemeinde. Doch mit dem Bau der deutlich größe-ren „Notkirche“ an der Zeppelinstraße im Jahre 1909 gerät die kleine Grünwinkler Kapelle in Vergessenheit. Gebetet wird nun in der größeren Kirche. Die Maria-Hilf-Kapelle, die zuneh-mend am Verfallen ist, wird dagegen von städtischen Arbeitern als „Abstellraum“ für Schubkarren, Schaufeln und Material genutzt. Stimmen, die den Abriss der kleinen Kapelle fordern, werden laut.

Dorfleben in der Durmersheimer Straße.

Kruzifix an der Frontseite der Kapelle

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1913Als die Stadt kein Interesse mehr daran zeigt, die kleine Grünwinkler Kapelle zu erhalten, entschließt sich Dr. H. C. Robert Sinner, die Kirche zu retten und sich für die weitere liturgische Nutzung einzusetzen. Ein Grund – vielleicht der entscheidende – findet sich in seinem Brief vom 21. Januar 1913 im Erz-bischöflichen Archiv: Seine katholische Mutter war als Tote in der Kapelle aufgebahrt. Sie galt als Wohltäterin und hat der Gemeinde viel Gutes getan. So spendete sie u.a. auch die gotischen Altäre für die 1909 errichtete Grünwinkler „Notkirche“.

1913 einigten sich die Stadt und Robert Sinner darauf, die Kapelle abzutragen und an deren heutigen Stelle an der Alb wieder zu errichten. Die Kosten übernimmt Dr. Robert Sinner, Eigentümerin bleibt weiterhin die Stadt Karls- ruhe. Die Benediktion der Kapelle erfolgt im August 1914 durch Dekan Knörzer.

Der Glaube motiviert Dr. Robert Sinner zu einem bewegenden Schritt.

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Die Kapelle im Wandel der Zeit.

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Panorama im April 2009

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Panorama im April 2009

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1944Ein besonders bewegendes Jahr für die Grünwinkler.Am Abend des 4. Dezember 1944 wird Karlsru-he angegriffen. Es ist der größte Sprengbomben-angriff auf die Fächerstadt. Ganze Häuserzeilen werden in Schutt und Asche gelegt und 375 Karlsruher Bürgerinnen und Bürger verlieren an diesem Tag ihr Leben.

Auch die Albkapelle, wie sie schon damals im Volksmund genannt wurde, wird von den Er-schütterungen der Bomben nicht verschont. Das Ziegeldach wird abgedeckt, die Gipsdecke stürzt ein, Türen und Fenster werden herausgerissen, der Mauerputz löst sich. Auch die Stützmauer

zur Alb wird durch die Angriffe stark beschädigt. Freiwillige springen ein, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen, wodurch die Kapelle vor der völligen Zerstörung bewahrt werden kann.

1953 wird die Kapelle schließlich von der Stadt Karlsruhe offiziell saniert. Nach Abschluss der Restaurierung erfolgt an Fronleichnam die feierliche Segnung der Kirche. Dazu stiftet Familie Eugen Pfeiffer eine neue Glocke mit der Inschrift „Friedenskönigin bitte für uns“. Gefertigt ist die Glocke von der Firma Metz und Bachert.

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Ein besonders bewegendes Jahr für die Grünwinkler.

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Zur Erinnerung an die Gefallenen und Zivilop-fer der beiden Weltkriege werden durch Bildhau-er Bruno Nitschke zwei Gedenktafeln mit deren Namen gestaltet. Diese sind auch heute noch im Inneren der Kapelle zu sehen.

An den Seitenwänden der Kapelle befinden sich die hier gezeigten Reliefplastiken von St. Antoni-us und St. Michael.

St. AntoniusVon St. Antonius ist uns überliefert, dass er um 251 n. Chr. in Mittelägypten als Sohn wohlha-bender christlicher Bauern geboren wurde. Er gilt als Begründer des christlichen Mönchtums.

St. MichaelDer Kampf zwischen St. Michael und dem auf-rührerischen Engel Luzifer ist in die Geschichte als „Engelsturz“ eingegangen. St. Michael ist das Vorbild für den Kampf gegen das Böse, das Ungerechte, das Teuflische.

Momente der Besinnung.

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1977Ein Einbruch in die Kapelle bewegt die Gemüter.

Das gestohlene Altarbild – mit diesem Foto (eine Ausschnittsvergrößerung) fahndet die Polizei 1977 nach dem Gemälde, das bis heute nicht gefunden wurde. Das Foto ist 1950 von Richard Gäckle mit seiner Plattenkamera aufgenommen worden.

Ende 1977 wird in die kleine beschauliche Kapelle an der Alb eingebrochen. Gestohlen wird das historische Altarbild, das Maria und das Jesuskind zeigt. Erst wenige Wochen zuvor ist festgestellt worden, dass es sich um ein altes Gemälde von Wert handelt. Bis dahin war vermutet worden, es sei eine Kopie aus dem 19. Jahrhundert. Das derzeitige Altarbild ist ein Druck aus neuerer Zeit.

Der Altar ist von J. Blaser um 1759 geschaffen worden. Die heutige Marmorierung wird in den Jahren 1976/77 von Maler-meister Lacroix hinzugefügt.

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Auch 250 Jahre nach dem Bau hat die kleine Kapelle an der Alb nichts von ihrem Charme verloren. Noch immer versetzt sie Spaziergänger ins Staunen. Längst ist das „Gotteshäuslein“ zum Wahrzeichen des Stadtteils geworden. Die Grün-winkler haben ihre Kapelle ins Herz geschlossen und sind stolz, eines der ältesten Baudenkmäler Karlsruhes „ihr eigen“ zu nennen.

Wenn auch Sie den Reiz der Albkapelle einmal erleben möchten, kommen Sie einfach zu einem „Tag der offenen Tür“. Seit 2006 wird die Albka-pelle von der Seelsorgeeinheit Karlsruhe Südwest an einigen Tagen im Jahr für Besucher geöffnet.

Auch die traditionellen Maiandachten oder das Rosenkranz-Beten finden wieder regelmäßig statt.

Übrigens: Heute können in der Albkapelle auch wieder Hochzeiten und Taufen gefeiert werden (nur in den Sommermonaten). Wenn Sie also da-von träumen, sich in der Grünwinkler Albkapelle das Ja-Wort zu geben, erfüllen Sie sich einfach diesen Wunsch.

Haben Sie noch Fragen zur Albkapelle? Dann steht Ihnen das katholische Pfarrgemeinde-Büro St. Josef gerne unter Tel. 0721 9573193 zur Verfügung.

Die Albkapelle bewegt die Menschen noch immer.

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Ich möchte mich ganz herzlich bei Eduard Jüngert für sein fundiertes Wissen und seine um-fangreichen Recherchen im Erzbischöflichen Ar-chiv in Freiburg bedanken. Ohne ihn wären mir zahlreiche Details verborgen geblieben. Noch ausführlicher ist die Geschichte der Albkapelle in der „Grünwinkler Chronik“ nachzulesen.

Ebenfalls geht mein Dank an Bertold Kunz für „Schilderungen aus vergangenen Tagen“ (leider von unbekannten Quellen). Auch hat er mir freundlicherweise einige historische Fotos zur Verfügung gestellt.

Für weitere Fotos, z.T. aus den 50er Jahren, möchte ich mich bei Richard Gäckle bedanken, an dem ich auch seine Leidenschaft für die Fotographie in den letzten 60 Jahren bewundere. Vom Stadtarchiv Karlsruhe wurden mir ebenfalls zwei Fotos zur Verfügung gestellt. Auch dafür ein herzliches Dankeschön.

Oliver Buchmüller (S. 1, 2, 7, 9, 11 m. o., 11 r. o., 11 m., 11 l. u., 12, 15, 16, 17 l., 17 r., 19, 20, 23, 24)C. Brandner (S. 10) aus der Fotosammlung von Bertold Kunz

Fotolia, Kristian Sekulic (S. 3) – Fotolia, Ostromec (S. 21)Richard Gäckle, Fotoarchiv (S. 5 u., 11 r. u., 14 l., 14 r., 18 l., 18 r.)Bertold Kunz, Fotosammlung (S. 5 o. und Hintergrund, 8, 11 l. o.)

Stadtarchiv Karlsruhe (S. 6, 11 m. l.)

Mein Anliegen war es, dieses historische Bau-denkmal der Stadt Karlsruhe, unsere „Grün-winkler Albkapelle“, den zahlreichen Interessier-ten in Wort und Bild vorzustellen.

Dies wäre mir ohne die Hilfe meines Sohnes Oliver Buchmüller (Inhaber der Kommunika-tions- und Werbeagentur HOB-DESIGN) nicht gelungen. Er zeichnet verantwortlich für Kon- zeption, Layout und Digitalisierung bzw. Be- arbeitung des historischen Bildmaterials. Auch die stimmungsvollen Farbfotos und deren z.T. sehr aufwändigen Bildbearbeitung, stammen aus seiner Hand. Zum Einsatz kamen dabei ein Microtek Scanmaker 4, eine NIKON D700 sowie Adobe InDesign, Adobe Photoshop und Adobe Photoshop Lightroom.

Ihr Hubert Buchmüller

Ein herzlicher Dank!

Bildnachweis

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Seelsorgeeinheit Karlsruhe Südwest

Pfarrgemeinde St. Josef, Grünwinkel

Eichelbergstraße 176189 Karlsruhe

Telefon: 0721 9573193