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1 Der folgende Text gibt den vollständigen ”Teil I: Regeln“ der amtlichen Neurege- lung nach dem Stand vom März 2006 wieder. Mit dem darin erwähnten ”Wörter- verzeichnis“ ist der Teil II (die Wortliste des Regelwerks) gemeint, der hier nicht abgedruckt ist, dessen Stichwörter aber in diesem Wörterbuch enthalten sind. Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung A Laut-Buchstaben-Zuordnungen 0 Vorbemerkungen (1) Die Schreibung des Deutschen beruht auf einer Buchstabenschrift. Jeder Buch- stabe existiert als Kleinbuchstabe und als Großbuchstabe (Ausnahme ß): Die Umlautbuchstaben ä, ö, ü werden im Folgenden mit den Buchstaben a, o, u zusammen eingeordnet; ß nach ss. Zum Ersatz von ß durch ss oder SS siehe § 25 E 2 und E 3 . In Fremdwörtern und fremdsprachigen Eigennamen kommen außerdem Buchsta- ben mit zusätzlichen Zeichen sowie Ligatu- ren vor (zum Beispiel c ¸ ,e ´,aˆ,œ). (2) Für die Schreibung des Deutschen gilt: (2.1) Buchstaben und Sprachlaute sind einander zugeordnet. Die folgende Darstel- lung bezieht sich auf die Standardausspra- che, die allerdings regionale Varianten auf- weist. (2.2) Die Schreibung der Wortstämme, Präfixe, Suffixe und Endungen bleibt bei der Flexion der Wörter, in Zusammensetzungen und Ableitungen weitgehend konstant (zum Beispiel Kind, die Kinder, des Kindes, Kind- a A b B c C d D e E f F g G h H i I j J k K l L m M n N o O p P q Q r R s S t T u U v V w W x X y Y z Z ä Ä ö Ö ü e ß bett, Kinderbuch, Kindesalter, kindisch, kindlich; Differenz, Differenzial, differenzie- ren; aber säen, Saat; nähen, Nadel ). Dies macht es in vielen Fällen möglich, die Schreibung eines Wortes aus verwandten Wörtern zu erschließen. Dabei ist zu beachten, dass Wortstämme sich verändern können, so vor allem durch Umlaut (zum Beispiel Hand – Hände, Not – nötig, Kunst – Künstler, rauben – Räuber), durch Ablaut (zum Beispiel schwimmen – er schwamm – geschwommen) oder durch e/i- Wechsel (zum Beispiel geben – du gibst – er gibt). In manchen Fällen werden durch ver- schiedene Laut-Buchstaben-Zuordnungen gleich lautende Wörter unterschieden (zum Beispiel malen aber mahlen, leeren aber leh- ren). (3) Der folgenden Darstellung liegt die deutsche Standardsprache zugrunde. Besonderheiten sind bei Fremdwörtern und Eigennamen zu beachten. (3.1) Fremdwörter unterliegen oft fremdsprachigen Schreibgewohnheiten (zum Beispiel Chaiselongue, Sympathie, Lady). Ihre Schreibung kann jedoch – und Ähnliches gilt für die Aussprache – je nach Häufigkeit und Art der Verwendung inte- griert, das heißt dem Deutschen angegli- chen werden (zum Beispiel Scharnier aus französisch charnie`re, Streik aus englisch strike). Manche Fremdwörter werden sowohl in einer integrierten als auch in einer fremdsprachigen Schreibung ver-

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

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Der folgende Text gibt den vollständigen ”Teil I: Regeln“ der amtlichen Neurege-lung nach dem Stand vomMärz 2006 wieder. Mit dem darin erwähnten ”Wörter-verzeichnis“ ist der Teil II (die Wortliste des Regelwerks) gemeint, der hier nichtabgedruckt ist, dessen Stichwörter aber in diesem Wörterbuch enthalten sind.

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

A Laut-Buchstaben-Zuordnungen

0 Vorbemerkungen

(1) Die Schreibung des Deutschen beruhtauf einer Buchstabenschrift. Jeder Buch-stabe existiert als Kleinbuchstabe und alsGroßbuchstabe (Ausnahme ß):

Die Umlautbuchstaben ä, ö, ü werden imFolgenden mit den Buchstaben a, o, uzusammen eingeordnet; ß nach ss. ZumErsatz von ß durch ss oder SS siehe § 25 E2

und E3.In Fremdwörtern und fremdsprachigen

Eigennamen kommen außerdem Buchsta-ben mit zusätzlichen Zeichen sowie Ligatu-ren vor (zum Beispiel c

¸, e, a, œ).

(2) Für die Schreibung des Deutschen gilt:(2.1) Buchstaben und Sprachlaute sind

einander zugeordnet. Die folgende Darstel-lung bezieht sich auf die Standardausspra-che, die allerdings regionale Varianten auf-weist.

(2.2) Die Schreibung der Wortstämme,Präfixe, Suffixe und Endungen bleibt bei derFlexion derWörter, in Zusammensetzungenund Ableitungen weitgehend konstant (zumBeispiel Kind, die Kinder, des Kindes, Kind-

a

A

b

B

c

C

d

D

e

E

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F

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G

h

H

i

I

j

J

k

K

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s

S

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u

U

v

V

w

W

x

X

y

Y

z

Z

ä

Ä

ö

Ö

ü ß

bett, Kinderbuch, Kindesalter, kindisch,kindlich; Differenz, Differenzial, differenzie-ren; aber säen, Saat; nähen, Nadel ). Diesmacht es in vielen Fällen möglich, dieSchreibung eines Wortes aus verwandtenWörtern zu erschließen.

Dabei ist zu beachten, dass Wortstämmesich verändern können, so vor allem durchUmlaut (zum Beispiel Hand– Hände, Not –nötig, Kunst – Künstler, rauben– Räuber),durch Ablaut (zum Beispiel schwimmen–er schwamm– geschwommen) oder durche/i-Wechsel (zum Beispiel geben– du gibst –er gibt).

In manchen Fällen werden durch ver-schiedene Laut-Buchstaben-Zuordnungengleich lautende Wörter unterschieden (zumBeispielmalen abermahlen, leeren aber leh-ren).

(3) Der folgenden Darstellung liegt diedeutsche Standardsprache zugrunde.Besonderheiten sind bei Fremdwörtern undEigennamen zu beachten.

(3.1) Fremdwörter unterliegen oftfremdsprachigen Schreibgewohnheiten(zum Beispiel Chaiselongue, Sympathie,Lady). Ihre Schreibung kann jedoch – undÄhnliches gilt für die Aussprache – je nachHäufigkeit und Art der Verwendung inte-griert, das heißt dem Deutschen angegli-chen werden (zum Beispiel Scharnier ausfranzösisch charniere, Streik aus englischstrike). Manche Fremdwörter werdensowohl in einer integrierten als auch ineiner fremdsprachigen Schreibung ver-

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

wendet (zum Beispiel Fotografie/Photogra-phie).Nicht integriert sind üblicherweisea) zitierte fremdsprachige Wörter und

Wortgruppen (zum Beispiel: Die Englän-der nennen dies ”one way mind“);

b) Wörter in international gebräuchlicheroder festgelegter – vor allem fachsprach-licher – Schreibung (zum Beispiel City;medizinisch Phlegmone).

Für die nicht oder nur teilweise integriertenFremdwörter lassen sich wegen der Vielge-staltigkeit fremdsprachiger Schreibgewohn-heiten keine handhabbaren Regeln aufstel-len. In Zweifelsfällen siehe das Wörterver-zeichnis.

(3.2) Für Eigennamen (Vornamen,Familiennamen, geografische Eigennamenund dergleichen) gelten im Allgemeinenamtliche Schreibungen. Diese entsprechennicht immer den folgenden Regeln.

Eigennamen aus Sprachen mit nichtlateinischem Alphabet können unterschied-liche Schreibungen haben, die auf die Ver-wendung verschiedener Umschriftsystemezurückgehen (zum Beispiel Schanghai,Shanghai).

(4) Beim Aufbau der folgenden Darstellungsind zunächst Vokale (siehe Abschnitt 1)und Konsonanten (siehe Abschnitt 2) zuunterscheiden.

Unterschieden sind des Weiteren in bei-den Gruppen grundlegende Zuordnungen(siehe Abschnitt 1.1 und 2.1), besondereZuordnungen (siehe Abschnitte 1.2 bis 1.7und 2.2 bis 2.7) sowie spezielle Zuordnun-gen in Fremdwörtern (siehe Abschnitt 1.8und 2.8).

Laute werden im Folgenden durch diephonetische Umschrift wiedergegeben (zumBeispiel das lange a durch [a:]). Sind dieBuchstaben gemeint, so ist dies durch kursi-ven Druck gekennzeichnet (zum Beispielder Buchstabe h oder H).

1 Vokale

1.1 Grundlegende Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Besondere Zuordnungen werden in den sichanschließenden Abschnitten behandelt.

(1) Kurze einfache Vokale

(2) Lange einfache Vokale

A l s g r u n d l e g e n d i m S i n n e d i e s e r o r t h o g r a f i -s ch e n R e g e l u n g g e l t e n d i e f o l g e n d e n L a u t -B u ch s t a b e n - Z u o r d n u n g e n .

§ 1

Laute Buch-staben

Beispiele

[a] a ab, Alter, warm, Bilanz

[ ], [e] e enorm, Endung, helfen, fett,penetrant, Prozent

[ ] e Atem, Ballade, gering, nobel

[ ], [i] i immer, Iltis, List, indiskret, Pilot

[ ], [o] o ob, Ort, folgen, Konzern, Logis,Obelisk, Organ

[œ], [ø] ö öfter, Öffnung, wölben, Ökono-mie

[ ], [u] u unten, Ulme, bunt, Museum

[ ], [y] ü Küste, wünschen, Püree

Laute Buch-staben

Beispiele

[a:] a artig, Abend, Basis

[e:] e edel, Efeu, Weg, Planet

[ :] ä äsen, Ära, Sekretär

[i:] ie (in einheimischen Wörtern:)Liebe, Dieb

i (in Fremdwörtern:) Diva, Iris,Krise, Ventil

[o:] o oben, Ofen, vor, Chor

[ø:] ö öde, Öfen, schön

[u:] u Ufer, Bluse, Muse, Natur

[y:] ü üben, bel, fügen, Menü,Molekül

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

(3) Diphthonge

1.2 Besondere Kennzeichnungder kurzen Vokale

Folgen auf einen betonten Vokal innerhalbdes Wortstammes– bei Fremdwörternbetrifft dies auch den betonten Wortaus-gang– zwei verschiedene Konsonanten, soist der Vokal in der Regel kurz; folgt keinKonsonant, so ist der Vokal in der Regellang; folgt nur ein Konsonant, so ist derVokal kurz oder lang. Deshalb beschränktsich die besondere grafische Kennzeich-nung des kurzen Vokals auf den Fall, dassnur ein einzelner Konsonant folgt.

Das betrifft Wörter wie:Ebbe; Paddel; schlaff, Affe; Egge; generell,Kontrolle; schlimm, immer; denn, wann, gön-nen; Galopp, üppig; starr, knurren; Hass, dass(Konjunktion), bisschen, wessen, Prämisse;statt (aber Stadt), Hütte, Manschette

Das betrifft Wörter wie:Acker, locken, Reck; Katze, Matratze, SchutzAusnahmen: Fremdwörter wieMokka, Sakko;

Pizza, Razzia, Skizze

E zu § 2 und § 3: Die Verdopplung des Buchsta-bens für den einzelnen Konsonanten bleibt

Fo l g t i m Wo r t s t a m m a u f e i n e n b e t o n t e n k u r -z e n Vo k a l n u r e i n e i n z e l n e r Ko n s o n a n t , s oke n n z e i ch n e t m a n d i e K ü r z e d e s Vo k a l s d u r chVe r d o p p l u n g d e s Ko n s o n a n t e n b u ch s t a b e n s .

F ü r k u n d z g i l t e i n e b e s o n d e r e R e g e l u n g :(1) S t a t t k k s ch r e i b t m a n ck .(2) S t a t t z z s ch r e i b t m a n t z .

Laute Buch-staben

Beispiele

[a ] ei eigen, Eile, beiseite, Kaleidoskop

[a ] au auf, Auge, Haus, Audienz

[ ] eu euch, Eule, Zeuge, Euphorie

§ 2

§ 3

üblicherweise in Wörtern, die sich aufeinanderbeziehen lassen, auch dann erhalten, wenn sichdie Betonung ändert, zum Beispiel:Galopp – galoppieren, Horror – horrend, Kon-trolle – kontrollieren, Nummer – nummerieren,spinnen – Spinnerei, Stuck – Stuckatur, Stucka-teur

Dies betrifft

(1) eine Reihe einsilbiger Wörter (beson-ders aus dem Englischen), zum Beispiel:Bus, Chip, fit, Gag, Grog, Jet, Job, Kap, Klub,Mob, Pop, Slip, top, Twen

E1: Ableitungen schreibt man entsprechend § 2mit doppeltem Konsonantenbuchstaben:jobben – du jobbst – er jobbt; jetten, poppig, Slip-per; außerdem: die Busse (zu Bus)

(2) die fremdsprachigen Suffixe -ik und -it,die mit kurzem, aber auch mit langemVokal gesprochen werden können, zumBeispiel:Kritik, Politik; Kredit, Profit

(3) einige Wörter mit unklaremWortauf-bau oder mit Bestandteilen, die nicht selb-ständig vorkommen, zum Beispiel:Brombeere, Damwild, Himbeere, Imbiss,Imker (aber Imme), Sperling, Walnuss; aberBollwerk

(4) eine Reihe von Fremdwörtern, zum Bei-spiel:Ananas, April, City, Hotel, Kamera, Kapitel,Limit, Mini, Relief, Roboter

(5) Wörter mit den nicht mehr produktivenSuffixen -d, -st und -t, zum Beispiel:Brand (trotz brennen), Spindel (trotz spin-nen); Geschwulst (trotz schwellen), Gespinst(trotz spinnen), Gunst (trotz gönnen);

I n a ch t Fa l l g r u p p e n v e r d o p p e l t m a n d e nB u ch s t a b e n f ü r d e n e i n z e l n e n Ko n s o n a n t e nn i ch t , o b w o h l d i e s e r e i n e m b e t o n t e n k u r z e n Vo -k a l f o l g t .

§ 4

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

beschäftigen, Geschäft (trotz schaffen),[ins]gesamt, sämtlich (trotz zusammen)

(6) eine Reihe einsilbiger Wörter mit gram-matischer Funktion, zum Beispiel:ab, an, dran, bis, das (Artikel, Pronomen),des (aber dessen), in, drin (aber innen, drin-nen),man, mit, ob, plus, um, was, wes (aberwessen)

E2: Aber entsprechend § 2:dann, denn, wann, wenn; dass (Konjunktion)

(7) die folgenden Verbformen:ich bin, er hat; aber nach der Grundregel(§ 2): er hatte, sie tritt, nimm!

(8) die folgenden Ausnahmen:Drittel, Mittag, dennoch

Dies betrifft(1) das scharfe (stimmlose) s in Fremdwör-tern, zum Beispiel:Fassade, Karussell, Kassette, passieren,Rezession

(2) die Suffixe -in und -nis sowie die Wort-ausgänge -as, -is, -os und -us, wenn in erwei-terten Formen dem Konsonanten ein Vokalfolgt, zum Beispiel:

I n v i e r Fa l l g r u p p e n v e r d o p p e l t m a n d e nB u ch s t a b e n f ü r d e n e i n z e l n e n Ko n s o n a n t e n ,o b w o h l d e r v o r a u sg e h e n d e k u r z e Vo k a l n i ch t b e -t o n t i s t .

-in: Ärztin – Ärztinnen, Königin – Königinnen-nis: Beschwernis – Beschwernisse, Kenntnis –

Kenntnisse-as: Ananas – Ananasse, Ukas – Ukasse-is: Iltis – Iltisse, Kürbis – Kürbisse-os: Albatros – Albatrosse, Rhinozeros – Rhinoze-

rosse-us: Diskus – Diskusse, Globus – Globusse

§ 5

(3) eine Reihe von Fremdwörtern, zum Bei-spiel:Allee, Batterie, Billion, Buffet, Effekt, frap-pant, Grammatik, Kannibale, Karriere, kom-promittieren, Konkurrenz, Konstellation, Lot-terie, Porzellan, raffiniert, Renommee, skur-ril, Stanniol

E: In Zusammensetzungen mit fremdsprachi-gen Präfixen wie ad-, dis-, in-, kon-/con-, ob-,sub- und syn- ist deren auslautender Konsonantin manchen Fällen an den Konsonanten des fol-genden Wortes angeglichen, zum Beispiel:Affekt, akkurat, Attraktion (vgl. aber Advokat,addieren); ebenso: Differenz, Illusion, korrekt,Opposition, suggerieren, Symmetrie

(4) wenige Wörter mit tz (siehe § 3 (2)),zum Beispiel:Kiebitz, Stieglitz

1.3 Besondere Kennzeichnungder langen Vokale

Folgt im Wortstamm auf einen betontenVokal kein Konsonant, ist er lang. Die regel-mäßige Kennzeichnung mit h hat auch dieAufgabe die Silbenfuge zu markieren, zumBeispiel Kü|he; vgl. § 6. Folgt nur ein Konso-nant, so kann der Vokal kurz oder lang sein.Die Länge wird jedoch nur bei einheimi-schen Wörtern mit [i:] regelmäßig durch iebezeichnet; vgl. § 1. Ansonsten erfolgt dieKennzeichnung nur ausnahmsweise:

a) in manchenWörtern vor l, m, n, rmit h;vgl. §8;b)mit Doppelvokal aa, ee, oo; vgl. § 9;c)mit ih, ieh; vgl. § 12.

Zum ß (statt s) nach langem Vokal undDiphthong siehe § 25.

W e n n e i n e m b e t o n t e n e i n f a ch e n l a n g e n Vo -k a l e i n u n b e t o n t e r k u r z e r Vo k a l u n m i t t e l b a rf o l g t o d e r i n e r w e i t e r t e n Fo r m e n e i n e s Wo r t e sf o l g e n k a n n , s o s t e h t n a ch d e m B u ch s t a b e n f ü rd e n l a n g e n Vo k a l s t e t s d e r B u ch s t a b e h .

§ 6

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Mohr aberMoor, Uhr aber Ur, währen aber siewären

E2 zu § 6 bis 8: Das h bleibt auch bei Flexion,Stammveränderung und in Ableitungen erhal-ten, zum Beispiel:befehlen – befiehl – er befahl – befohlen, dre-hen– gedreht – Draht, empfehlen – empfiehl – erempfahl – empfohlen, gedeihen – es gedieh –gediehen, f liehen – er f loh – gef lohen, leihen – erlieh – geliehen, mähen – Mahd, nähen – Naht,nehmen – er nahm, sehen – er sieht – er sah –gesehen, stehlen – er stiehlt – er stahl – gestoh-len, verzeihen – er verzieh – verziehen, weihen –geweiht – Weihnachten

Ausnahmen, zum Beispiel: Blüte, Blume (trotzblühen), Glut (trotz glühen), Nadel (trotz nähen)

E3: In Fremdwörtern steht bis auf wenige Aus-nahmen wie Allah, Schah kein h.

Dies betrifft Wörter wie:

Zu die Feen, Seen siehe § 19.

E1: Zu unterscheiden sind gleich lautende, aberunterschiedlich geschriebeneWortstämmewie:Waage aberWagen; Heer aber her, hehr; leerenaber lehren; Meer abermehr; Reede aber Rede;Seele, seelisch aber selig; Moor aberMohr

E2: Bei Umlaut schreibt man nur ä bzw. ö, zumBeispiel:

Härchen – aber Haar; Pärchen – aber Paar;Säle – aber Saal; Bötchen – aber Boot

D i e L ä n g e v o n [ a : ] , [ e : ] u n d [ o : ] ke n n z e i ch -n e t m a n i n e i n e r k l e i n e n G r u p p e v o n W ö r t e r nd u r ch d i e Ve r d o p p l u n g a a , e e b z w. o o .

§ 9

aa: Aal, Aas, Haar, paar, Paar, Saal, Saat, Staat,Waage

ee: Beere, Beet, Fee, Klee, scheel, Schnee, See,Speer, Tee, Teer; außerdem eine Reihe vonFremdwörtern mit ee im Wortausgang wie:Armee, Idee, Kaffee, Klischee, Tournee, Varie-tee

oo: Boot, Moor, Moos, Zoo

Dies betrifft Wörter wie:

Zu ieh siehe § 12 (2).

Zu See u. a. siehe § 9.

Das betrifft Wörter wie:gedeihen, Geweih, leihen (aber Laien), Reihe,Reiher, seihen, verzeihen, weihen, Weiher;aber sonst: Blei, drei, schreien

Dies betrifft(1) Wörter, in denen auf [l], [m], [n] oder [r]kein weiterer Konsonant folgt, zum Bei-spiel:

Zu ih siehe § 12 (1).

(2) die folgenden Einzelfälle: ahnden, fahn-den

E1: Zu unterscheiden sind gleich lautende, aberunterschiedlich geschriebene Wortstämmewie:Mahl aberMal, mahlen abermalen, Sohle aberSole; dehnen aber denen; Bahre aber Bar, wahraber er war, lehren aber leeren, mehr aberMeer,

D a s h s t e h t a u s n a h m s w e i s e a u ch n a ch d e mD i p h t h o n g [ a ] .

W e n n e i n e m b e t o n t e n l a n g e n Vo k a l e i n e r d e rKo n s o n a n t e n [ l ] , [ m ] , [ n ] o d e r [ r ] f o l g t, s o w i r di n v i e l e n , j e d o ch n i ch t i n d e r M e h r z a h l d e r W ö r -t e r n a ch d e m B u ch s t a b e n f ü r d e n Vo k a l e i nh e i n g e f ü g t .

ah: nahen, bejahen (aber ja)eh: Darlehen, drehenoh: drohen, Floh (wegen Flöhe)uh: Kuh (wegen Kühe), Ruhe, Schuheäh: fähig, Krähe, zäh (Ausnahme säen)öh: Höhe (Ausnahme Bö, trotz Böe, Böen)üh: früh (wegen früher)

§ 7

§ 8

ah: Dahlie, lahm, ahnen, Bahreeh: Befehl, benehmen, ablehnen, begehrenoh: hohl, Sohn, bohrenuh: Pfuhl, Ruhm, Huhn, Uhräh: ähneln, Ähreöh: Höhle, stöhnen, Möhreüh: fühlen, Bühne, führen

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Dies betrifft f lektierte und abgeleitete Wör-ter wie:Bänder, Bändel (wegen Band); Hälse (wegenHals); Kälte, kälter (wegen kalt); über-schwänglich (wegen berschwang)

E1:Man schreibt e oder ä in Schenke/Schänke(wegen ausschenken/Ausschank), aufwendig/aufwändig (wegen aufwenden/Aufwand).

E2: Für langes [e:] und langes [ :], die in derAussprache oft nicht unterschieden werden,schreibt man ä, sofern es eine Grundform mit agibt, zum Beispiel: quälen (wegen Qual). Wör-ter wie sägen, Ähre (aber Ehre), Bär sind Aus-nahmen.

Dies betrifft Wörter wie:ätzen, dämmern, Geländer, Lärm, März,Schärpe

E: Zu unterscheiden sind gleich lautende, aberunterschiedlich geschriebene Wörter wie:Äsche aber Esche; Färse aber Ferse; Lärche aberLerche

Das betrifft Wörter wie:Eltern (trotz alt); schwenken (trotz schwan-ken)

1.5 Umlautschreibung bei [ ]

Dies betrifft f lektierte und abgeleitete Wör-ter wie:Häuser (wegen Haus), er läuft (wegen lau-fen),Mäuse, Mäuschen (wegenMaus);Gebäude (wegen Bau), Geräusch (wegen rau-schen), sich schnäuzen (wegen Schnauze),verbläuen (wegen blau)

I n w e n i g e n W ö r t e r n s ch r e i b t m a n a u s -n a h m s w e i s e ä .

I n w e n i g e n W ö r t e r n s ch r e i b t m a n a u s -n a h m s w e i s e e .

F ü r d e n D i p h t h o n g [ ] s ch r e i b t m a n ä us t a t t e u , w e n n e s e i n e G r u n d f o r m m i t a u g i b t .

§ 14

§ 15

§ 16

Dies betrifft Wörter wie:dir, mir, wir; gib, du gibst, er gibt (aber ergie-big); Bibel, Biber, Brise, Fibel, Igel, Liter,Nische, Primel, Tiger, Wisent

E: Zu unterscheiden sind gleich lautende, aberunterschiedlich geschriebene Wörter wie:Lid aber Lied; Mine aberMiene; Stil aber Stiel;wider aber wieder

Dies betrifft Wörter wie:Batterie, Lotterie; Manier, Scharnier; mar-schieren, probieren

Ausnahmen, zum Beispiel: Geysir, Saphir, Sou-venir, Vampir, Wesir

Im Einzelnen gilt:

(1) ih steht nur in den folgenden Wörtern(vgl. § 8):ihm, ihn, ihnen; ihr (Personal- und Posses-sivpronomen), außerdem Ihle

(2) ieh steht nur in den folgenden Wörtern(vgl. § 6):f liehen, Vieh, wiehern, ziehen

Zu ieh in Flexionsformen wie befiehl (zu befeh-len) siehe § 8 E2.

1.4 Umlautschreibung bei [ ]

W e n i g e e i n h e i m i s ch e W ö r t e r u n d e i n g e b ü r -g e r t e E n t l e h n u n g e n m i t d e m l a n g e n Vo k a l [ i : ]s ch r e i b t m a n a u s n a h m s w e i s e m i t i .

F ü r l a n g e s [ i : ] s ch r e i b t m a n i e i n d e nf r e m d s p r a ch i g e n S u f f i x e n u n d Wo r t a u s g ä n g e n- i e , - i e r u n d - i e r e n .

I n E i n z e l f ä l l e n ke n n z e i ch n e t m a n d i e L ä n g ed e s Vo k a l s [ i : ] z u s ä t z l i ch m i t d e m B u ch s t a b e nh u n d s ch r e i b t i h o d e r i e h .

F ü r k u r z e s [ ] s ch r e i b t m a n ä s t a t t e , w e n ne s e i n e G r u n d f o r m m i t a g i b t .

§ 10

§ 11

§ 12

§ 13

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Das betrifft Wörter wie:Knäuel, Räude, sich räuspern, Säule, sichsträuben, täuschen

1.6 Ausnahmen beim Diphthong [a ]

Das betrifft Wörter wie:Hai, Kaiser, Mai

E: Zu unterscheiden sind gleich lautende, aberunterschiedlich geschriebene Wortstämme wie:Bai aber bei; Laib aber Leib; Laich aber Leiche;Laie, Laien aber leihen; Saite aber Seite; WaiseaberWeise, weisen

1.7 Besonderheiten beim e

Das betrifft Wörter wie:die Feen; die Ideen; die Mondseer, des Sees;die Knie, knien; die Fantasien; sie schrien,geschrien; ideell; industriell

1.8 Spezielle Laut-Buchstaben-Zuordnungen in Fremdwörtern

Dabei ist zu beachten, dass Kürze undLänge der Vokale von der Betonung abhän-gen. Vokale, die in betonten Silben lang sind,

I n w e n i g e n W ö r t e r n s ch r e i b t m a n a u s -n a h m s w e i s e ä u .

I n w e n i g e n W ö r t e r n s ch r e i b t m a n d e n D i p h -t h o n g [ a ] a u s n a h m s w e i s e a i .

Fo l g e n a u f - e e o d e r - i e d i e F l e x i o n s e n d u n -g e n o d e r A b l e i t u n g s s u f f i x e - e , - e n , - e r, - e s , - e l l ,s o l ä s s t m a n e i n e w e g .

b e r d i e b i s h e r d a r g e s t e l l t e n L a u t - B u ch s t a -b e n - Z u o r d n u n g e n h i n a u s t r e t e n i n Fr e m d w ö r -t e r n a u ch f r e m d s p r a ch i g e Z u o r d n u n g e n a u f. I nd e n f o l g e n d e n L i s t e n s i n d n u r d i e w i ch t i g e r e na n g e f ü h r t .

§ 17

§ 18

§ 19

§ 20

werden in unbetonten Silben kurz gespro-chen, zum BeispielAnalysemit langem Vokal[y:] – analysierenmit kurzem Vokal [y].

(1) Fremdsprachige Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Laute Buch-staben

Beispiele

[a], [a:] u Butler, Cup, Make-up, Slum

at Eklat, Etat

[ ], [ :] a Action, Camping, Fan, Gag

ai Airbus, Chaiselongue, fair, Flair,Saison

[e], [e:] e Abbe, Attache, Lame

er Atelier, Bankier, Premier

et Budget, Couplet, Filet

ai Cocktail, Container

[i], [i:] y Baby, City, Lady, sexy

ea Beat, Dealer, Hearing, Jeans,Team

ee Evergreen, Spleen, Teenager

[o], [o:] au Chaussee, Chauvinismus

eau Niveau, Plateau, Tableau

ot Depot, Trikot

[ø:] eu adieu, Milieu;

häufig in den Suffixen -eur, -euse:Ingenieur, Souff leuse

[ ], [u], oo Boom, Swimmingpool

[u:] ou Journalist, Rouge, Route, souverän

[ ], [y],[y:]

y Analyse, Hymne, Physik, System,Typ;

auch in den Präfixen dys- (aberdis-), hyper-, hypo-, syl-, sym-,syn-:dysfunktional, hyperkorrekt,Hypozentrum, Syllogismus, Sym-biose, synchron

[a], [a:] an Branche, Chance, Orange, Renais-sance, Revanche

ant Avantgarde, Pendant, Restaurant

en engagiert, Ensemble, Entree,Pendant, Rendezvous

ent Abonnement, Engagement

[˜], [˜:] ain Refrain, Souterrain, Terrain

eint Teint

in Bulletin, Dessin, Mannequin

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

(2) DoppelschreibungenIm Prozess der Integration entlehnter Wör-ter können fremdsprachige und integrierteSchreibung nebeneinanderstehen. Manchefremdsprachige Schreibungen sind nur nochfachsprachlich üblich.

Das betrifft Wörter wie:Baby – Babys, Lady – Ladys, Party – Partys

E: Bei Zitatwörtern gilt die englische Schrei-bung, zum Beispiel: Grand Old Ladies.

[˜], [˜:] on Annonce, Chanson, Pardon

[œ],[œ:]

um Parfum

[a ] ou Couch, Countdown, Foul, Sound

ow Clown, Countdown, Cowboy,Power(play)

[a ] i Lifetime, Pipeline

igh Copyright, high, Starfighter

y Nylon, Recycling

[ ] oy Boy, Boykott

[oa] oi Memoiren, Repertoire, Reservoir,Toilette

Fr e m d w ö r t e r a u s d e m E n g l i s ch e n , d i e a u f - ye n d e n u n d i m E n g l i s ch e n d e n P l u r a l - i e s h a b e n ,e r h a l t e n i m P l u r a l e i n - s .

Laute Buch-staben

Beispiele

[ ], [ :] ai – ä Drainage – Dränage, Mayon-naise – Majonäse, Mohair –Mohär,Polonaise – Polonäse

[e:] e – ee Boucle – Buklee, Double –Dublee, Expose – Exposee

Cafe – Kaffee (mit Bedeutungs-differenzierung), Kommunique –Kommunikee, Variete – Varietee

[o:] au – o Sauce – Soße

[ ], [u],[u:]

ou – u Bravour – Bravur, Bouquet –Bukett, Double – Dublee, Coupon– Kupon, Nougat – Nugat

§ 21

2 Konsonanten

2.1 Grundlegende Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Besondere Zuordnungen werden in den sichanschließenden Abschnitten behandelt.

(1) Einfache Konsonanten

A l s g r u n d l e g e n d i m S i n n e d i e s e r o r t h o g r a f i -s ch e n R e g e l u n g g e l t e n d i e f o l g e n d e n L a u t -B u ch s t a b e n - Z u o r d n u n g e n.

Laute Buch-staben

Beispiele

[b] b backen, Baum, Obolus, Parabel

[c¸], [x] ch ich, Bücher, lynchen; ach,

Rauch

[d] d danken, Druck, leiden, Man-sarde

[f ] f fertig, Falke, Hafen, Fusion

[ ] g gehen, Gas, sägen, Organ, Ele-ganz

[h] h hinterher, Haus, Hektik, Ahorn,vehement

[j] j ja, Jagd, Boje, Objekt

[k] k Kiste, Haken, Flanke, Majuskel,Konkurs

[l] l laufen, Laut, Schale, lamentie-ren

[m] m machen, Mund, Lampe, Maxi-mum

[n] n nur, Nagel, Ton, Natur, nuklear

[ ] ng Gang, Länge, singen, Zange

[p] p packen, Paste, Raupe, Problem

[r], [r], [ ] r rauben, Rampe, hören, Zitrone

[s] s skurril, Skandal, Hast, hopsen

[z] s sagen, Seife, lesen, Laser

[ ] sch scharf, Schaufel, rauschen

[t] t tragen, Tür, fort, Optimum

[v] w wann, Wagen, Möwe

§ 22

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

(2) Konsonantenverbindungen (inner-halb des Stammes)

2.2 Auslautverhärtung undWortausgang -ig

E1: Bei vielen Wörtern kann die Schreibung ausder Aussprache erweiterter Formen oder ver-wandter Wörter abgeleitet werden, in denender betreffende Konsonant am Silbenanfangsteht, zum Beispiel:

Laute Buch-staben

Beispiele

[kv] qu quälen, Quelle, liquid, Qualität

[ks] x xylographisch, Xenophobie,boxen, toxisch

[ts] z zart, Zaum, tanzen, speziell,Zenit

D i e i n g r o ß e n Te i l e n d e s d e u t s ch e n S p r a ch -g e b i e t s a u f t r e t e n d e Ve r h ä r t u n g d e r Ko n s o n a n -t e n [ b ] , [ d ] , [ g ] , [ v ] u n d [ z ] a m S i l b e n e n d e s o w i ev o r a n d e r e n Ko n s o n a n t e n i n n e r h a l b d e r S i l b ew i r d i n d e r S ch r e i b u n g n i ch t b e r ü ck s i ch t i g t .

Konsonant am Sil-benende usw.

Konsonant am Silbenan-fang

Lob, löblich, du lobst Lobes, belobigen (aberIsotop – Isotope)

trüb, trübselig, ein-getrübt

trübe, eintrüben (aberTyp – Typen)

Rad, Radumfang Rades, rädern (aber Rat –Rates)

absurd absurde, Absurdität (aberGurt – Gurte)

Sieg, siegreich, ersiegt

siegen (aberMusik –musikalisch)

Trug, er betrog,Betrug

betrügen (aber Spuk –spuken)

gläubig gläubige (aber Plastik –Plastiken)

Möwchen Möwe (aber Öfchen –Ofen)

naiv, Naivling, Naiv-heit

Naive, Naivität (aber errief – rufen)

Preis, preislich,preiswert

Preise (aber Fleiß – f lei-ßig)

Haus, häuslich,behaust

Häuser (aber Strauß –Sträuße)

§ 23

E2: Bei einer kleinen Gruppe von Wörtern ist esnicht oder nur schwer möglich, eine solcheErweiterung durchzuführen oder eine Bezie-hung zu verwandten Wörtern herzustellen.Man schreibt sie trotzdem mit b, d, g bzw. s,zum Beispiel:ab, Eisbein (Eis – Eises), f lugs (Flug), Herbst,hübsch, jeglich, Jugend, Kies (Kiesel), Lebkuchen,morgendlich, ob, Obst, Plebs (Plebejer), preisge-ben, Rebhuhn, redlich (Rede), Reis (Reisig), Reis(=Korn; Reise fachsprachlich= Reissorten;aber Grieß), ihr seid (aber seit), sie sind, und,Vogt, weg (Weges), weissagen (weise)

Das betrifft Wörter wie:ewig, Ewigkeit (wegen ewige), gläubig (wegengläubige); aber: unglaublich (wegenunglaubliche); heilig, Käfig, ruhig

E: In einigen Sprachlandschaften wird -igmit[k] gesprochen; dann gilt § 23.

2.3 Besonderheiten bei [s]

Das betrifft Wörter wie:Maß, Straße, Grieß, Spieß, groß, grüßen;außen, außer, draußen, Strauß, beißen, Fleiß,heißen

Ausnahme: aus

Zur Schreibung von [s] in Wörtern mit Auslaut-verhärtung wie Haus, graziös, Maus, Preis siehe§ 23.

E1: In manchen Wortstämmen wechselt bei Fle-xion und in Ableitungen die Länge und Kürzedes Vokals vor [s]; entsprechend wechselt dieSchreibung ßmit ss. Beispiele:f ließen – er f loss – Fluss – das Floßgenießen – er genoss – Genusswissen – er weiß – er wusste

F ü r d e n L a u t [c¸

] s ch r e i b t m a n r e g e l m ä ß i g g ,w e n n e r w e i t e r t e Fo r m e n a m S i l b e n a n f a n g m i t

d e m L a u t [ g ] g e s p r o ch e n w e r d e n .

F ü r d a s s ch a r f e ( s t i m m l o s e ) [ s ] n a ch l a n g e mVo k a l o d e r D i p h t h o n g s ch r e i b t m a n ß , w e n n i mWo r t s t a m m ke i n w e i t e r e r Ko n s o n a n t f o l g t .

§ 24

§ 25

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

2.6 Besonderheiten bei [f] und [v]

Das betrifft Wörter wie:Vater, Veilchen, Vettel, Vetter, Vieh, viel, viel-leicht, vier, Vlies, Vogel, Vogt, Volk, voll (aberfüllen), von, vor, vordere, vornDazu kommen: Frevel, Nerv (Nerven)

Das betrifft Wörter wie:privat, Revolution, Universität, Virus, zivil,Malve, Vase; Suffix bzw. Endung -iv, -ive:Aktivität, die Detektive, Motivation; Initia-tive, Perspektive

E: Bei einigen Wörtern schwankt die Ausspra-che von v zwischen [v] und [f] wie bei Initiative,Larve, Pulver, evangelisch, Vers, Vesper, Novem-ber, brave.

2.7 Besonderheiten bei [ks]

Das betrifft Wörter wie:Achse, Achsel, Büchse, Dachs, drechseln,Echse, Flachs, Fuchs, Lachs, Luchs, Ochse,sechs, Wachs, wachsen, Wechsel, Weich-sel[kirsche], wichsenKeks, schlaksig

E: Die bei Flexion und in Ableitungen entste-hende Lautverbindung [ks] wird je nach demzugrunde liegenden Wort gs, ks oder cksgeschrieben, zum Beispiel:du hegst (wegen hegen), du hinkst (wegen hin-ken), Streiks (wegen Streik), Häcksel (wegenhacken)

F ü r d e n L a u t [ f ] s ch r e i b t m a n v s t a t t f i nv e r- ( w i e i n v e r l a u f e n ) s o w i e a m A n f a n g e i n i -g e r w e i t e r e r W ö r t e r.

F ü r d e n L a u t [ v ] s ch r e i b t m a n i n Fr e m d w ö r -t e r n r e g e l m ä ß i g u n d i n w e n i g e n e i n g e b ü r g e rt e nE n t l e h n u n g e nv s t a t t w.

F ü r d i e L a u t v e r b i n d u n g [ k s ] s ch r e i b t m a n i ne i n i g e n Wo r t s t ä m m e n a u s n a h m s w e i s e ch s b z w.k s s t a t t x .

§ 29

§ 30

§ 31

E2: Steht der Buchstabe ß nicht zur Verfügung,so schreibt man ss. In der Schweiz kann manimmer ss schreiben. Beispiel:Straße – Strasse

E3: Bei Schreibung mit Großbuchstabenschreibt man SS, zum Beispiel:Straße – STRASSE

Das betrifft Wörter wie:du reist (zu reisen), du hasst (zu hassen), dureißt (zu reißen), du mixt (zumixen), du sitzt(zu sitzen); (groß – größer –) größte

2.4 Besonderheiten bei [ ]

Das betrifft Wörter wie:spielen, verspotten; starren, Stelle, Stunde

2.5 Besonderheiten bei [ ]

Das betrifft Wörter wie:Bank, dünken, Enkel, Schranke, trinken;Mangan, Singular

Fo l g t a u f d a s s , s s , ß , x o d e r z e i n e s Ve r b -o d e r A d j e k t i v s t a m m e s d i e E n d u n g - s t d e r 2 . Pe r -s o n S i n g u l a r b z w. d i e E n d u n g - s t ( e ) d e s S u p e r l a -t i v s , s o l ä s s t m a n d a s s d e r E n d u n g w e g .

F ü r d e n L a u t [ ] a m A n f a n g d e s Wo r t s t a m -m e s v o r f o l g e n d e m [ p ] o d e r [ t ] s ch r e i b t m a n ss t a t t s ch .

F ü r d e n L a u t [ ] v o r [ k ] o d e r [ g ] i m Wo r t -s t a m m s ch r e i b t m a n n s t a t t n g .

§ 26

§ 27

§ 28

Page 11: Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

2.8 Spezielle Laut-Buchstaben-Zuordnungen in Fremdwörtern

In den folgenden Listen sind nur die wichti-geren angeführt.

(1) Fremdsprachige Laut-Buchstaben-Zu-ordnungen

(1.1) Einfache Konsonanten

(1.2) Konsonantenverbindungen

b e r d i e b i s h e r d a r g e s t e l l t e n L a u t - B u ch s t a -b e n - Z u o r d n u n g e n h i n a u s t r e t e n i n Fr e m d w ö r -t e r n a u ch f r e m d s p r a ch i g e Z u o r d n u n g e n a u f.

Laute Buch-staben

Beispiele

[s] c, ce Annonce, Chance, City, Renais-sance, Service

[ ] ch Champignon, Chance, charmant,Chef

sh Geisha, Sheriff, Shop, Shorts

[ ] g Genie, Ingenieur, Loge, Passagier,Regime; auch im Suffix -age: Bla-mage, Garage

j Jalousie, Jargon, jonglieren, Jour-nalist

[t] th Ethos, Mathematik, Theater,These

[v] v Virus, zivil (vgl. § 30)

Laute Buch-staben

Beispiele

[d ] g Gentleman, Gin, Manager, Teen-ager

§ 32

Laute Buch-staben

Beispiele

[f ] ph Atmosphäre, Metapher, Philoso-phie, Physik

[k] c Clown, Container, Crew

ch Chaos, Charakter, Chlor, christlich

qu Mannequin, Queue

[r] rh Rhapsodie, Rhesusfaktor

rt Dessert, Kuvert, Ressort

(2) DoppelschreibungenIm Prozess der Integration entlehnter Wör-ter können fremdsprachige und integrierteSchreibung nebeneinanderstehen. Manchefremdsprachige Schreibungen sind nur nochfachsprachlich üblich.

j Jazz, Jeans, Jeep, Job, Pyjama

[lj]/[j] ll Billard, Bouillon, brillant, Gue-rilla, Medaille, Pavillon, Taille

[nj] gn Champagner, Kampagne, Lasagne

[ts] c Aceton, Celsius, Cellophan

t (vor[i] +Vokal)

sehr häufig im Suffix -tion;außerdem häufig in Fällen wie-tie, -tiell, -tiös: Funktion, Nation,Produktion; Aktie, partiell,infektiös

[t ] c Cello, Cembalo

ch Chip, Coach, Ranch

ge College

dge Bridge

Laute Buch-staben

Beispiele

[f ] ph – f -photo- – -foto-,

zum Beispiel Photographie –Fotografie

-graph- – -graf-,

zum Beispiel Graphik – Grafik

-phon- – -fon-,

zum BeispielMikrophon – Mikro-fon

Delphin – Delfin, phantastisch –fantastisch

[ ] gh – g Ghetto – Getto, Joghurt – Jogurt,

Spaghetti – Spagetti

[j] y – j Yacht – Jacht, Yoga – Joga,

Mayonnaise – Majonäse

[k] c – k Calcit – Kalzit, Caritas – Karitas,

Code – Kode, codieren – kodieren,circa – zirka

qu – k Bouquet – Bukett, Kommunique –Kommunikee

[r] rh – r Katarrh – Katarr, Myrrhe – Myrre

[s] c – ss, ß Facette – Fassette, Necessaire –Nessessär,

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

B Getrennt- und Zusammenschreibung

0 Vorbemerkungen

(1) Die Getrennt- und Zusammenschrei-bung betrifft Einheiten, die im Text unmit-telbar benachbart und aufeinander bezogensind. Handelt es sich um die Bestandteilevon Wortgruppen, so schreibt man siegetrennt. Handelt es sich um die Bestand-teile von Zusammensetzungen, so schreibtman sie zusammen.

(2) Einheiten derselben Form könnenmanchmal sowohl eine Wortgruppe (wieschwer beschädigt) als auch eine Zusam-mensetzung (wie schwerbeschädigt) bilden.Die Verwendung einer Wortgruppe odereiner Zusammensetzung richtet sichdanach, was jeweils gemeint ist und wasdem Sprachgebrauch und den Regularitätendes Sprachbaus entspricht.

(3) Bei den verschiedenenWortarten sind– auch in Abhängigkeit von sprachlichenEntwicklungsprozessen – spezielle Bedin-gungen zu beachten. Daher ist die folgendeDarstellung nach der Wortart der Zusam-mensetzung gegliedert:

1 Verb (§ 33 bis 35)2 Adjektiv (§ 36)3 Substantiv (§ 37 und § 38)4 Andere Wortarten (§ 39)

Sauce – Soße

[ ] ch – sch Anchovis – Anschovis, Chicoree –Schikoree,

Sketch – Sketsch

[t] th – t Kathode – Katode, Panther – Pan-ter,

Thunfisch – Tunfisch

[ts] c – z Acetat – Azetat, Calcit – Kalzit,

Penicillin – Penizillin, circa –zirka

t – z(vor [i]+Vokal)

pretiös – preziös, Pretiosen – Pre-ziosen; potentiell – potenziell(wegen Potenz), substantiell –substanziell (wegen Substanz)

1 Verb

Zusätzlich zur generellen Unterscheidungvon Wortgruppen (wie auf den Berg steigen)und Zusammensetzungen (wie bergsteigen)hat man bei Verbstämmen untrennbare vontrennbaren Zusammensetzungen zu unter-scheiden:

(a) Untrennbare Zusammensetzungenbestehen aus einem Verbstamm, dem einStamm eines Substantivs, eines Adjektivsoder einer Partikel vorausgeht. Man erkenntsie daran, dass die Reihenfolge ihrerBestandteile stets unverändert bleibt:maß + regeln : Wer jemandenmaßregelt . . .Manmaßregelte ihn .. . Niemand wagte, ihnzumaßregeln. Er wurde offiziell gemaßre-gelt.

(b) Trennbare Zusammensetzungenbestehen aus einem Verbstamm, dem einVerbzusatz vorausgeht. Man erkennt siedaran, dass die Reihenfolge ihrer Bestand-teile in Abhängigkeit von ihrer Stellung imSatz wechselt:hinzu + kommen : Wenn dieses Argumenthinzukommt . . . Dieses Argument kommthinzu. Dieses Argument kommt erschwe-rend hinzu.

Dies betrifft

(1) Zusammensetzungen aus Substantiv +Verb, zum Beispiel: brandmarken (gebrand-markt, zu brandmarken), handhaben, lob-preisen, maßregeln, nachtwandeln, schlaf-wandeln, schlussfolgern

E: In manchen Fällen stehen Zusammenset-zung und Wortgruppe nebeneinander, zum Bei-spiel: danksagen/Dank sagen (er sagt Dank),gewährleisten/Gewähr leisten (sie leistet

S u b s t a n t i v e , A d j e k t i v e , P r ä p o s i t i o n e n o d e rA d v e r b i e n k ö n n e n m i t Ve r b e n u n t r e n n b a r e Z u -s a m m e n s e t z u n g e n b i l d e n. M a n s ch r e i b t s i e z u -s a m m e n .

§ 33

Page 13: Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

davon-, davor-, dazu-, dazwischen-, empor-,fort-, her-, heraus-, herbei-, herein-, hin-,hinaus-, hindurch-, hinein-, hintenüber-, hin-terher-, hinüber-, nebenher-, nieder-, rück-wärts-, umher-, voran-, voraus-, vorbei-, vor-her-, vorweg-, weg-, weiter-, wieder-, zurück-,zusammen-, zuvor-

E1: Zur Unterscheidung von Verbpartikel undselbständigem Adverb: Bei Zusammensetzun-gen liegt der Hauptakzent normalerweise aufder Verbpartikel (vgl. wiedersehen, zusammen-sitzen), während bei Wortgruppen das selbstän-dige Adverb auch unbetont sein kann (vgl. wie-der sehen, zusammen sitzen). Wenn das Beto-nungskriterium nicht zu einem eindeutigenErgebnis führt, hilft in manchen Fällen eine derfolgenden Proben weiter:

(1) Das Adverb kann im Aussagesatz vor demfiniten Verb an erster Stelle stehen, die Verb-partikel hingegen nicht, vgl. : Dabei wollte sienicht immer sitzen, sondern auch ab und zu malstehen (Adverb dabei), aber Dabeisitzen wolltesie nicht immer (Verbpartikel dabei-).

(2) Zwischen Adverb und Infinitiv können einoder mehrere Satzglieder eingeschoben werden,zwischen Verbpartikel und verbalem Bestand-teil hingegen nicht, vgl. : Sie wollte dabei nichtimmer sitzen, sondern auch ab und zu mal ste-hen (Adverb dabei), aber Sie wollte nicht immerdabeisitzen (Verbpartikel dabei-).

E2: Eine Reihe von Pronominaladverbien mitdem Bestandteil dar- wirft besonders bei derVerwendung als Verbpartikel das a ab, zumBeispiel: darin sitzen – drinsitzen, ähnlich dran-(dranbleiben), drauf- (draufhauen), drauf los-(drauf losreden).

E3:Unter Kontrastakzent kann die Verbpartikelan die erste Stelle im Satz treten und wird dannvom Verb getrennt geschrieben, zum Beispiel:

Beisammen bleiben wir immer. Heraus kam lei-der nichts. Hintan stellte er seine eigenenBedürfnisse.

(1.3) die Merkmale von frei vorkommendenWörtern verloren haben, zum Beispiel:abhanden-, anheim-, bevor-, dar-, einher-,entzwei-, fürlieb-, hintan-, inne-, überein-,überhand-, umhin-, vorlieb-, zurecht-

Gewähr), staubsaugen/Staub saugen (er saugtStaub); brustschwimmen/Brust schwimmen (erschwimmt Brust), delfinschwimmen/Delfinschwimmen (sie schwimmt Delfin), marathon-laufen/Marathon laufen (sie läuft Marathon).

Zu Fällen wie Acht geben/achtgeben vgl. § 34 E6.

(2) Zusammensetzungen aus Adjektiv +Verb, zum Beispiel: frohlocken ( frohlockt, zufrohlocken), langweilen, liebäugeln, vollbrin-gen, vollenden, weissagen

(3) Zusammensetzungen aus Präposition +Verb oder Adverb + Verb mit Betonung aufdem zweiten Bestandteil, zum Beispiel:durchbrechen (er durchbricht die Regel, zudurchbrechen), hintergehen, übersetzen (sieübersetzt das Buch), umfahren, unterstellen,widersprechen, wiederholen

Dies betrifft

(1) Zusammensetzungen mit einer Verbpar-tikel als erstem Bestandteil. Verbpartikelnsind Bestandteile, die

(1.1) formgleich mit Präpositionen sind,zum Beispiel:ab-, an-, auf-, aus-, bei-, durch-, ein- (zur Prä-position in-), entgegen-, entlang-, gegen-,gegenüber-, hinter-, in-, mit-, nach-, über-,um-, unter-, vor-, wider-, zu-, zuwider-, zwi-schen-

(1.2) formgleich mit Adverbien, insbeson-dere Adverbien der Richtung, des Ortes, derZeit sowie mit Pronominaladverbien sind,zum Beispiel:abwärts-, auseinander-, beisammen-,

Pa r t i ke l n , A d j e k t i v e , S u b s t a n t i v e o d e r Ve r -b e n k ö n n e n a l s Ve r b z u s a t z m i t Ve r b e n t r e n n -b a r e Z u s a m m e n s e t z u n g e n b i l d e n. M a n s ch r e i b ts i e n u r i n d e n I n f i n i t i v e n , d e n Pa r t i z i p i e n s o w i ei m N e b e n s a t z b e i E n d s t e l l u n g d e s Ve r b s z u s a m -m e n .

§ 34

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

E4 : Dazu gehören auch die folgenden erstenBestandteile, die in der Verwendung beim Verbnicht mehr einer bestimmtenWortartkategoriezugeordnet werden können:

fehl-, feil-, heim-, irre-, kund-, preis-, wahr-, weis-,wett-

Zu Fällen wie infrage stellen – in Frage stellenvgl. § 39 E3(1).

(2) Zusammensetzungen mit einem adjekti-vischen ersten Bestandteil. Dabei sind fol-gende Fälle zu unterscheiden:

(2.1) Es kann zusammen- wie auchgetrennt geschrieben werden, wenn ein ein-faches Adjektiv eine Eigenschaft als Resul-tat des Verbalvorgangs bezeichnet (sog.resultative Prädikative), zum Beispiel:blank putzen/blankputzen, glatt hobeln/glatthobeln, klein schneiden/kleinschneiden;kalt stellen/kaltstellen, kaputt machen/ka-puttmachen, leer essen/leeressen

(2.2) Es wird zusammengeschrieben, wennder adjektivische Bestandteil zusammenmit dem verbalen Bestandteil eine neue,idiomatisierte Gesamtbedeutung bildet, dienicht auf der Basis der Bedeutungen dereinzelnen Teile bestimmt werden kann,zum Beispiel:krankschreiben, freisprechen, (sich) krankla-chen; festnageln (= festlegen), heimlichtun(= geheimnisvoll tun), kaltstellen (= [poli-tisch] ausschalten), kürzertreten (= sich ein-schränken), richtigstellen (= berichtigen),schwerfallen (= Mühe verursachen), heilig-sprechen

E5 : Lässt sich in einzelnen Fällen keine klareEntscheidung darüber treffen, ob eine idioma-tisierte Gesamtbedeutung vorliegt, so bleibt esdem Schreibenden überlassen, getrennt oderzusammenzuschreiben.

(2.3) In den anderen Fällen wird getrenntgeschrieben. Dazu zählen insbesondere Ver-bindungen mit morphologisch komplexen

oder erweiterten Adjektiven, zum Bei-spiel:bewusstlos schlagen, ultramarinblau strei-chen, ganz nahe kommen, ding fest machen,schachmatt setzen

(3) Zusammensetzungen mit einem sub-stantivischen ersten Bestandteil. Dabei han-delt es sich um folgende Fälle, bei denen dieersten Bestandteile die Eigenschaften selb-ständiger Substantive weitgehend verlorenhaben:eislaufen, kopfstehen, leidtun, nottun, stand-halten, stattfinden, stattgeben, statthaben,teilhaben, teilnehmen, wundernehmen

E6: In den nachstehenden Fällen ist bei dennicht näher bestimmten oder ergänzten For-men sowohl Zusammen- als auch Getrennt-schreibung möglich, da ihnen eine Zusammen-setzung oder eine Wortgruppe zugrunde liegenkann:

achtgeben/Acht geben (aber nur: sehr achtgeben,allergrößte Acht geben), achthaben/Acht haben,haltmachen/Halt machen, maßhalten/Maß hal-ten

Zu Fällen wie staubsaugen/Staub saugen vgl.§ 33 E.

(4) Verbindungen mit einem verbalen erstenBestandteil.

Verbindungen aus zwei Verben werdengetrennt geschrieben, zum Beispiel:laufen lernen, arbeiten kommen, badengehen, lesen üben

E7: Bei Verbindungen mit bleiben und lassen alszweitem Bestandteil ist bei übertragenerBedeutung auch Zusammenschreibung mög-lich. Dasselbe gilt für kennen lernen :

sitzen bleiben/sitzenbleiben (= nicht versetztwerden), stehen lassen/stehenlassen (= nichtlänger beachten, sich abwenden), liegen blei-ben/liegenbleiben (= unerledigt bleiben); ken-nen lernen/kennenlernen (= Erfahrung mit etw.oder jmdn. haben).

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Zum Beispiel:beisammen sein, fertig sein, los sein, vonnö-ten sein, vorbei sein, vorhanden sein, vorübersein, zufrieden sein

2 Adjektiv

(1) Es wird zusammengeschrieben, wenn(1.1) der erste Bestandteil mit einer

Wortgruppe paraphrasierbar ist, zum Bei-spiel:angsterfüllt, bahnbrechend, butterweich, fin-gerbreit, freudestrahlend, herzerquickend,hitzebeständig, jahrelang, knielang, meter-hoch, milieubedingt; denkfaul, fernsehmüde,lernbegierig, röstfrisch, schreibgewandt,tropfnass; selbstbewusst, selbstsicher; alters-schwach, anlehnungsbedürftig, geschlechts-reif, lebensfremd, sonnenarm, werbewirksam

E1: Im Unterschied zur Zusammensetzungweist die entsprechende syntaktische FügungArtikel, Präpositionen u. Ä. auf, zum Beispiel:von Angst erfüllt (= angsterfüllt), das Herzerquickend (= herzerquickend), durch dasMilieu bedingt (=milieubedingt), rot wie Feuer(= feuerrot)

E2: Viele der Zusammensetzungen sind bereitsan der Verwendung eines Fugenelements zuerkennen, zum Beispiel: altersschwach, sonnen-arm, werbewirksam

(1.2) der erste oder der zweite Bestandteilin dieser Form nicht selbständig vorkommt,zum Beispiel:einfach, zweifach; letztmalig, redselig, saum-

Ve r b i n d u n g e n m i t sein w e r d e n g e t r e n n t g e -s ch r i e b e n .

S u b s t a n t i v e , A d j e k t i v e , Ve r b e n , A d v e r b i e no d e r W ö r t e r a n d e r e r K a t e g o r i e n k ö n n e n a l s e r s -t e r B e s t a n d t e i l z u s a m m e n m i t e i n e m a d j e k t i v i -s ch e n o d e r a d j e k t i v i s ch g e b r a u ch t e n z w e i t e nB e s t a n d t e i l Z u s a m m e n s e t z u n g e n b i l d e n.

§ 35

§ 36

selig, schwerstbehindert, schwindsüchtig;blauäugig, großspurig, kleinmütig, vieldeu-tig; der schwerwiegendere Vorwurf, die zeit-sparendste Lösung

(1.3) das dem Partizip zugrunde liegendeVerb entsprechend § 33 bzw. § 34 mit demersten Bestandteil zusammengeschriebenwird, zum Beispiel:wehklagend (wegen wehklagen); herunterfal-lend, heruntergefallen; irreführend, irrege-führt; teilnehmend, teilgenommen

(1.4) es sich um gleichrangige (nebengeord-nete) Adjektive handelt, zum Beispiel:blaugrau, dummdreist, feuchtwarm, grün-blau, nasskalt, taubstumm

Zur Schreibung mit Bindestrich siehe § 45(2).

(1.5) der erste Bestandteil bedeutungsver-stärkend oder bedeutungsabschwächendist. Mit Bestandteilen dieser Art werdenzum Teil lange Reihen gebildet, zum Bei-spiel:bitter- (bitterböse, bitterernst, bitterkalt),brand-, dunkel-, erz-, extra-, früh-, gemein-,grund-, hyper-, lau-, minder-, stock-, super-,tod-, ultra-, ur-, voll-

Zu adjektivischen Bestandteilen siehe § 36(2.2).

(1.6) es sich um mehrteilige Kardinalzahlenunter einer Million sowie allgemein umOrdinalzahlen handelt, zum Beispiel:dreizehn, siebenhundert, neunzehnhundert-neunundachtzig; der siebzehnte Oktober, dereinhundertste Geburtstag, der fünfhundert-tausendste Fall, der zweimillionste Besucher

Beachte aber Substantive wie Dutzend, Mil-lion, Milliarde, Billion, zum Beispiel:zwei Dutzend Hühner, eine Million Teilneh-mer, zwei Milliarden fünfhunderttausendMenschen

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

E5: Bezieht sich nicht auf größere Einheiten,wie zum Beispiel auf den ganzen Satz, so wirdes getrennt vom Adjektiv geschrieben, vgl. DieSitzung findet nicht öffentlich statt.

3 Substantiv

Dies betrifft

(1) Zusammensetzungen:

(1.1) mit substantivischem Erstglied:Holztür, Hoheitsgebiet, Holzbearbeitung,Hosenrock

E1: Als Erstelemente können auch Eigennamen(Goethegedicht; Parisreise) und in lexikalisier-ten Fällen von Namen abgeleitete Herkunfts-und Zugehörigkeitsbezeichnungen auf -er(Danaergeschenk) auftreten (vgl. aber § 38).

E2: Das betrifft auch Eigennamen mit dieserStruktur – es handelt sich besonders um Stra-ßennamen (Bahnhofstraße, Schopenhauer-straße; zum TypWilly-Brandt-Straße vgl. § 50).

(1.2) mit adjektivischem Erstglied:Hochhaus, Schnellstraße, Freileitung

(1.3) mit verbalem Erstglied:Backform, Schreibtisch, Waschmaschine

(1.4) mit pronominalem Erstglied:Ichsucht, Wemfall, Niemandsland

(1.5) mit Elementen unflektierter Wortar-ten (Adverbien, Partikeln):Jetztzeit, Nichtraucher, Selbstverständnis

E3: Dieser Regel folgen auch lexikalisierte,ursprünglich aus dem Englischen stammende

S u b s t a n t i v e , A d j e k t i v e , Ve r b s t ä m m e , P r o -n o m e n o d e r Pa r t i ke l n k ö n n e n m i t S u b s t a n t i v e nZ u s a m m e n s e t z u n g e n b i l d e n. M a n s ch r e i b t s i ee b e n s o w i e m e h r t e i l i g e S u b s t a n t i v i e r u n g e n z u -s a m m e n .

§ 37

(2) Zusammen- wie auch getrennt geschrie-ben werden kann, wenn der entsprechendeAusdruck sowohl als Zusammensetzung alsauch als syntaktische Fügung angesehenwerden kann.

Dies betrifft

(2.1) Verbindungen von Substantiven,Adjektiven, Verben, Adverbien oder Parti-keln mit adjektivisch gebrauchten Partizi-pien, zum Beispiel:die Rat suchenden/ratsuchenden Bürger,eine allein erziehende/alleinerziehende Mut-ter; ein klein geschnittenes/kleingeschnitte-nes Radieschen, selbst gebackene/selbstge-backene Kekse

E3: Bei erweiterten bzw. gesteigerten Formenrichtet sich die Schreibung danach, ob nur dererste Bestandteil oder die gesamte Verbindungbetroffen ist, vgl. ein schwerwiegenderer Vorfall– ein schwerer wiegender Vorfall ; eine äußerstnotleidende Bevölkerung – eine große Not lei-dende Bevölkerung

(2.2) Verbindungen mit einem einfachenunflektierten Adjektiv als graduierenderBestimmung, zum Beispiel:allgemein gültig/allgemeingültig, eng ver-wandt/engverwandt, schwer verständlich/schwerverständlich, schwer krank/schwer-krank

E4: Ist der erste Bestandteil erweitert odergesteigert, dann wird getrennt geschrieben,zum Beispiel:

leichter verdaulich, besonders schwer verständ-lich, höchst erfreulich

In Zweifelsfällen entscheidet die Akzentplat-zierung, vgl. er ist höchstpersönlich gekommen– das ist eine höchst persönliche Angelegenheit.

(2.3) Verbindungen von nichtmit Adjekti-ven, zum Beispiel:eine nicht öffentliche/nichtöffentliche Sit-zung, nicht operativ/nichtoperativ behandeln

Page 17: Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

17

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Dies betrifft

(1) Adverbien, zum Beispiel:bergab, bergauf; kopfüber; landaus, land-

ein; stromabwärts, stromaufwärts; tagsüber;zweifelsohne

M e h r t e i l i g e A d v e r b i e n , Ko n j u n k t i o n e n , P r ä -p o s i t i o n e n u n d P r o n o m e n s ch r e i b t m a n z u s a m -m e n , w e n n d i e Wo r t a r t , d i e Wo r t f o r m o d e r d i eB e d e u t u n g d e r e i n z e l n e n B e s t a n d t e i l e n i ch tm e h r d e u t l i ch e r ke n n b a r i s t .

-dessen indessen, infolgedessen, unterdessen-dings allerdings, neuerdings, schlechterdings-falls allenfalls, ander(e)nfalls, keinesfalls,

schlimmstenfalls-halber ehrenhalber, umständehalber-mal diesmal, einmal, zweimal, keinmal,

manchmal-maßen dermaßen, einigermaßen, gleicherma-

ßen, solchermaßen, zugegebenermaßen-orten-orts

allerorten, mancherortenallerorts, ander(e)norts, mancherorts

-seits allseits, allerseits, and(e)rerseits, einer-seits, meinerseits

-so

-teils

ebenso, genauso, geradeso, sowieso,umso, wiesoeinesteils, großenteils, meistenteils

-wärts himmelwärts, meerwärts, seitwärts-wegen deinetwegen, deswegen, meinetwegen-wegs geradewegs, keineswegs, unterwegs-weil alldieweil, alleweil, derweil-weilen bisweilen, derweilen, zuweilen-weise probeweise, klugerweise, schlauerweise-zeit all(e)zeit, derzeit, jederzeit, seinerzeit,

zurzeit-zeiten beizeiten, vorzeiten, zuzeiten-zu allzu, geradezu, hierzu, immerzubei- beileibe, beinahe, beisammen, beizeitender- derart, dereinst, dergestalt, dermaßen,

derweil(en), derzeitirgend- irgendeinmal, irgendwann, irgendwie,

irgendwo, irgendwohinnichts- nichtsdestominder, nichtsdestowenigerzu- zuallererst, zuallerletzt, zuallermeist,

zuerst, zuhauf, zuhinterst, zuhöchst,zuletzt, zumal, zumeist, zumindest,zunächst, zuoberst, zutiefst, zuunterst,zuweilen, zuzeiten

§ 39bzw. aus englischen Einheiten gebildeteZusammensetzungen: Bandleader, Cheerlea-der, Chewinggum,Mountainbike, Bluejeans,Hardware, Swimmingpool.

Zu den verschiedenen Fällen von Bindestrich-schreibung vgl. § 45.

E4: Aus dem Englischen stammende Bildungenaus Adjektiv + Substantiv können zusammen-geschrieben werden, wenn der Hauptakzent aufdem ersten Bestandteil liegt, also Hotdog oderHot Dog, Softdrink oder Soft Drink, aber nurHigh Society, Electronic Banking oder New Eco-nomy.

E5: Bruchzahlangaben vor entsprechendenMaßeinheiten können als ein zweiteiliges Zahl-adjektiv angesehen werden: fünf hundertstelSekunden. Der Nenner der Bruchzahl kannauch mit der Maßeinheit eine Zusammenset-zung bilden: fünf Hundertstelsekunden. Bei derUnterscheidung hilft die Betonung.

(2) Mehrteilige Substantivierungen, zumBeispiel:das Holzholen, das Inkrafttreten; der Kehr-aus, das Stelldichein, das Vergissmeinnicht

Beispiele:Allgäuer Alpen, Brandenburger Tor, Naum-burger Dom, Potsdamer Abkommen, Thürin-ger Wald, Wiener Straße

4 Andere Wortarten

Manche mehrteilige Adverbien, Konjunk-tionen, Präpositionen und Pronomen sindaus Elementen verschiedener Wortartenentstanden. Zum Teil sind sie als Wort-gruppe erhalten geblieben, zum Teil habensie sich zu einer Zusammensetzung entwi-ckelt.

In Zweifelsfällen siehe das Wörterverzeichnis.

A b l e i t u n g e n a u f - e r v o n g e o g r a f i s ch e nE i g e nn a m e n , d i e s i ch a u f d i e g e o g r a f i s ch e L a g eb e z i e h e n , s ch r e i b t m a n i n d e r R e g e l v o n d e m f o l -g e n d e n S u b s t a n t i v g e t r e n n t.

§ 38

Page 18: Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

E1: Zu Fällen wie abhandenkommen, anheim-fallen siehe § 34 (1.3); zu Fällen wie außerstandsetzen/außer Stand setzen, imstande sein/imStande sein siehe unten E3 (1).

(2) Konjunktionen, zum Beispiel:anstatt (dass/zu), indem, inwiefern, sobald,sofern, solange, sooft, soviel, soweit

(3) Präpositionen, zum Beispiel:anhand, anstatt (des/der), infolge, inmitten,zufolge, zuliebe

(4) Pronomen, zum Beispiel:irgend-: irgendein, irgendetwas, irgendje-mand, irgendwas, irgendwelcher, irgendwer

E2: In anderen Fällen schreibt man getrennt.Siehe auch § 39 E3 (1).

Dies betrifft

(1) Fälle, bei denen ein Bestandteil erweitertist, zum Beispiel:

dies eine Mal (aber diesmal), den Strom abwärts(aber stromabwärts)

der Ehre halber (aber ehrenhalber), in keinemFall, das erste Mal, ein einziges Mal, in bekann-ter Weise, zu jeder Zeit

irgend so ein/eine/einer (aber irgendein), irgendso etwas

(2) Fälle, bei denen die Wortart, die Wortformoder die Bedeutung der einzelnen Bestandteiledeutlich erkennbar ist, und zwar

(2.1) Fügungen in adverbialer Verwendung,zum Beispiel:

zu Ende [gehen, kommen], zu Fuß [gehen], zuHilfe [kommen], zu Lande, zu Wasser und zuLande, zu Schaden [kommen]

darüber hinaus, nach wie vor, vor allem

(2.2) mehrteilige Konjunktionen, zum Bei-spiel:

ohne dass, statt dass, außer dass

(2.3) Fügungen in präpositionaler Verwen-dung, zum Beispiel:

zur Zeit [Goethes], zu Zeiten [Goethes]

(2.4) so, wie oder zu+ Adjektiv, Adverboder Pronomen, zum Beispiel:

so (wie, zu) hohe Häuser; er hat das schon so(wie, zu) oft gesagt; so (wie, zu) viel Geld; so (wie,zu) viele Leute; so (wie, zu) weit

(2.5) gar kein, gar nicht, gar nichts, gar sehr,gar wohl

E3: In den folgenden Fällen bleibt es demSchreibenden überlassen, ob er sie als Zusam-mensetzung oder als Wortgruppe verstandenwissen will:

(1) Fügungen in adverbialer Verwendung, zumBeispiel:

außerstand setzen/außer Stand setzen; außer-stande sein/außer Stande sein; imstandesein/im Stande sein; infrage stellen/in Fragestellen; instand setzen/in Stand setzen;zugrunde gehen/zu Grunde gehen; zuhause/zuHause [bleiben, sein]; zuleide tun/zu Leide tun;zumute sein/zu Mute sein; zurande kommen/zuRande kommen; zuschanden machen, wer-den/zu Schanden machen, werden; zuschuldenkommen lassen/zu Schulden kommen lassen;zustande bringen/zu Stande bringen; zutage för-dern, treten/zu Tage fördern, treten; zuwegebringen/zu Wege bringen

(2) die Konjunktion

sodass/so dass

(3) Fügungen in präpositionaler Verwendung,zum Beispiel:

anstelle/an Stelle; aufgrund/auf Grund; aufsei-ten/auf Seiten; mithilfe/mit Hilfe; vonseiten/vonSeiten; zugunsten/zu Gunsten; zulasten/zu Las-ten; zuungunsten/zu Ungunsten

C Schreibung mit Bindestrich

0 Vorbemerkungen

(1) Der Bindestrich bietet dem Schreiben-den die Möglichkeit, anstelle der sonst beiZusammensetzungen und Ableitungen übli-chen Zusammenschreibung die einzelnen

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Bestandteile als solche zu kennzeichnen, siegegeneinander abzusetzen und sie dadurchfür den Lesenden hervorzuheben.

(2) Die Schreibung mit Bindestrich beiFremdwörtern (zum Beispiel bei 7-Bit-Code,Stand-by-System) folgt den für das Deutschegeltenden Regeln.

Die Schreibung mit Bindestrich bei Eigen-namen entspricht nicht immer den folgen-den Regeln, so dass nur allgemeine Hin-weise gegeben werden können. Zusammen-setzungen aus Eigennamen und Substantivzur Benennung von Schulen, Universitäten,Betrieben, Firmen und ähnlichen Institutio-nen werden so geschrieben, wie sie amtlichfestgelegt sind. In Zweifelsfällen sollte mannach § 46 bis § 52 schreiben.

Steht ein Bindestrich am Zeilenende, sogilt er zugleich als Trennungsstrich.

(3) Zu unterscheiden sind:– Zusammensetzungen und Ableitungen,

die keine Eigennamen als Bestandteileenthalten (§ 40 bis § 45)

– Zusammensetzungen und Ableitungen,die Eigennamen als Bestandteile enthal-ten (§ 46 bis § 52)

– Gruppen, in denen man den Bindestrichsetzen muss (§ 40 bis § 44; § 46 und § 48bis § 50), und solche, in denen derGebrauch des Bindestrichs dem Schrei-benden freigestellt ist (§ 45, § 51 bis§ 52)

Zum Ergänzungsstrich (zum Beispiel inHaupt- und Nebeneingang) siehe § 98.

1 Zusammensetzungen undAbleitungen, die keine Eigenna-men als Bestandteile enthalten

Dies betrifft

(1) Zusammensetzungen mit Einzelbuch-staben, zum Beispiel:A-Dur (ebenso Cis-Dur), b-Moll, b-Strahlen,i-Punkt, n-Eck, S-Kurve, s-Laut, s-förmig,T-Shirt, T-Träger, x-beliebig, x-beinig, x-mal,y-Achse; Dativ-e, Zungenspitzen-r, Fugen-s

(2) Zusammensetzungen mit Abkürzungenund Initialwörtern, zum Beispiel:dpa-Meldung, D-Zug, Kfz-Schlosser, km-Be-reich, UNO-Sicherheitsrat, VIP-Lounge; Fuß-ball-WM, Lungen-Tbc; H2O-gesättigt, DGB-eigen, Na-haltig, UV-bestrahlt; Abt.-Leiter,Inf.-BüroAbt.-Ltr. (= Abteilungsleiter), Dipl.-Ing.(= Diplomingenieur), Tgb.-Nr. (= Tagebuch-nummer), Telegr.-Adr. (= Telegramm-adresse)

E: Aber ohne Bindestrich bei Kurzformenvon Wörtern (Kürzeln), zum Beispiel:Busfahrt, Akkubehälter

(3) Zusammensetzungen mit Ziffern, zumBeispiel:3-Tonner, 2-Pfünder, 8-Zylinder; 5-mal, 4-sil-big, 100-prozentig, 1-zeilig, 17-jährig, der17-Jährige8 6-Sieg, 2 3-Niederlage, der5 3-[2 1-]Sieg (auch 5 3[2 1]-Sieg)2/3-Mehrheit, 3/8-Takt, 2

n-Eck

M a n s e t z t e i n e n B i n d e s t r i ch i n Z u s a m m e n -s e t z u n g e n m i t E i n z e l b u ch s t a b e n , A b k ü r z u n g e no d e r Z i f f e r n .

Vo r S u f f i x e n s e t z t m a n n u r d a n n e i n e n B i n -d e s t r i ch , wenn sie mit einem Einzelbuchstabenverbunden werden.

§ 40

§ 41

Page 20: Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

20

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Beispiele:der x-te, zum x-ten Mal, die n-te Potenz

E: Aber: abclich, ÖVPler; der 68er, ein 32stel,100%ig

Beispiele:ein 100stel-Millimeter, die 61er-Bildröhre,eine 25er-Gruppe, in den 80er-Jahren (auchin den 80er Jahren)

E: Aber ausgeschrieben: die Zweierbeziehung,die Zehnergruppe, die Achtzigerjahre (auch dieachtziger Jahre)

Beispiele:das Entweder-oder, das Teils-teils, dasAls-ob, das Sowohl-als-auch; der Boogie-Woogie, das Walkie-Talkie

das Auf-die-lange-Bank-Schieben, das An-den-Haaren-Herbeiziehen, das In-den-Tag-Hineinträumen, das Von-der-Hand-in-den-Mund-Leben

E: Dies gilt nicht für übersichtliche Zusammen-setzungen mit Infinitiv, zum Beispiel:

das Autofahren, das Ballspielen, beim Walzer-tanzen, das Inkrafttreten

Zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 57 E3.

B i l d e n Ve r b i n d u n g e n a u s Z i f f e r n u n d S u f f i -x e n d e n v o r d e r e n Te i l e i n e r Z u s a m m e n s e t z u n g ,s o s e t z t m a n n a ch d e m S u f f i x e i n e n B i n d e s t r i ch .

M a n s e t z t B i n d e s t r i ch e i n s u b s t a n t i v i s chg e b r a u ch t e n Z u s a m m e n s e t z u n g e n ( A n e i n a n d e r -r e i h u n g e n ) , i n s b e s o n d e r e b e i s u b s t a n t i v i s ch g e -b r a u ch t e n I n f i n i t i v e n m i t m e h r a l s z w e i B e -s t a n d t e i l e n .

M a n s e t z t e i n e n B i n d e s t r i ch z w i s ch e n a l l e nB e s t a n d t e i l e n m e h r t e i l i g e r Z u s a m m e n s e t z u n -g e n , i n d e n e n e i n e Wo r t g r u p p e o d e r e i n e Z u s a m -m e n s e t z u n g m i t B i n d e s t r i ch a u f t r i t t , s o w i e i nu n ü b e r s i ch t l i ch e n Z u s a m m e n s e t z u n g e n a u sg l e i ch r a n g i g e n , n e b e n g e o r d n e t e n A d j e k t i v e n.

§ 42

§ 43

§ 44

Dies betrifft

(1) mehrteilige Zusammensetzungen, indenen eine Wortgruppe oder eine Zusam-mensetzung mit Bindestrich auftritt, zumBeispiel:A-Dur-Tonleiter, D-Zug-Wagen, S-Kurven-reich (aber kurvenreich), Vitamin-B-haltig(aber vitaminhaltig), K.-o.-Schlag, UV-Strah-len-gefährdet (aber strahlengefährdet), Dipl.-Ing.-Ök.

2-Euro-Stück, 800-Jahr-Feier, 40-Stunden-Woche, 55-Cent-Briefmarke, 8-Zylinder-Mo-tor, 400-m-Lauf, 2-kg-Büchse, 3-Zimmer-Wohnung, 1/2-kg-Packung

Berg-und-Tal-Bahn, Frage-und-Antwort-Spiel; Kopf-an-Kopf-Rennen, Mund-zu-Mund-Beatmung, Wort-für-Wort- bersetzung

Arzt-Patient-Verhältnis, Grund-Folge-Be-ziehung, Links-rechts-Kombination, Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Ost-West-Gespräche,September-Oktober-Heft (auch September/Oktober-Heft; siehe § 106 (1))

Ad-hoc-Bildung, Als-ob-Philosophie,De-facto-Anerkennung, Do-it-yourself-Bewe-gung, Erste-Hilfe-Lehrgang, Go-go-Girl, Roo-ming-in-System; Make-up-freie Haut, Ruhe-vor-dem-Sturm-artig, Fata-Morgana-ähn-lich; Trimm-dich-Pfad

Abend-Make-up, Wasch-Eau-de-Cologne

(2) unübersichtliche Zusammensetzungenaus gleichrangigen, nebengeordnetenAdjektiven, zum Beispiel:der wissenschaftlich-technische Fortschritt,ein lateinisch-deutsches Wörterbuch,deutsch-österreichische Angelegenheiten;manisch-depressives Verhalten; physika-lisch-chemisch-biologische Prozesse

M a n k a n n e i n e n B i n d e s t r i ch s e t z e n z u r H e r -v o r h e b u n g e i n z e l n e r B e s t a n d t e i l e, z u r G l i e d e -r u n g u n ü b e r s i ch t l i ch e r Z u s a m m e n s e t z u n g e n, z u rVe r m e i d u n g v o n M i s s v e r s t ä n d n i s s e n o d e r b e i mZ u s a m m e n t r e f f e n v o n d r e i g l e i ch e n B u ch s t a b e n .

§ 45

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Bindestrich; das Adverb wird dann kleinge-schrieben, zum Beispiel:

Make-up, Go-in

Daneben ist auch Zusammenschreibung mög-lich, sofern die Lesbarkeit nicht beeinträchtigtist, zum Beispiel:

Count-down (Countdown), Come-back (Come-back), Knock-out (Knockout), Stand-by(Standby)

2 Zusammensetzungen undAbleitungen, die Eigennamen alsBestandteile enthalten

Dies betrifft

(1) Zusammensetzungen mit Personenna-men, zum Beispiel:Frau Müller-Weber, Herr Schmidt-Wilpert;Eva-Maria (auch Eva Maria, Evamaria),Karl-Heinz (auch Karl Heinz, Karlheinz)die Bäcker-Anna, der Schneider-Karl; Blu-men-Richter, Foto-Müller, Möbel-Schmidt;Müller-Lüdenscheid, Schneider-Partenkir-chen

E1: Die standesamtliche Schreibung mehrteili-ger Personennamen kann von dieser Regelungabweichen.

(2) geografische Eigennamen, zum Bei-spiel:Annaberg-Buchholz, Baden-Württemberg,Flughafen Köln-Bonn, Neu-Bamberg, Rhein-land-Pfalz, Sachsen-Anhalt

E2: Die amtliche Schreibung von Zusammen-setzungen mit einem geografischen Eigenna-men, die ihrerseits zu einem geografischenEigennamen geworden sind, kann von dieserRegelung abweichen.

M a n s e t z t e i n e n B i n d e s t r i ch i n Z u s a m m e n -s e t z u n g e n , d i e a l s z w e i t e n B e s t a n d t e i l e i n e n E i -g e n n a m e n e n t h a l t e n o d e r d i e a u s z w e i E i g e n n a -m e n b e s t e h e n .

§ 46

Dies betrifft

(1) Hervorhebung einzelner Bestandteile,zum Beispiel:der dass-Satz, die Ich-Erzählung, das Ist-Auf-kommen, die Kann-Bestimmung, die Soll-Stärke; die Hoch-Zeit, das Nach-Denken,Vor-Sätze, be-greifen

(2) unübersichtliche Zusammensetzungen,zum Beispiel:Arbeiter-Unfallversicherungsgesetz, Haus-halt-Mehrzweckküchenmaschine, Lotto-An-nahmestelle, Mosel-Winzergenossenschaft,Software-Angebotsmesse, Ultraschall-Mess-gerät

(3) Vermeidung von Missverständnissen,zum Beispiel:Drucker-Zeugnis und Druck-Erzeugnis,Musiker-Leben undMusik-Erleben; re-inte-grieren

(4) Zusammentreffen von drei gleichenBuchstaben in Zusammensetzungen, zumBeispiel:Hawaii-Inseln, Kaffee-Ersatz, See-Elefant,Zoo-Orchester; Bett-Tuch, Schiff-Fahrt,Schrott-Transport

E1: Aus anderen Sprachen stammende Verbin-dungen aus Substantiv+Substantiv, die sich imDeutschen grammatisch wie Zusammenset-zungen verhalten, werden zusammengeschrie-ben; ebenso ist die verdeutlichende Schreibungmit Bindestrich möglich:

Sexappeal (Sex-Appeal), Sciencefiction (Science-Fiction), Shoppingcenter (Shopping-Center),Desktoppublishing (Desktop-Publishing), Mid-lifecrisis (Midlife-Crisis)

Zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 55 (1)und § 55 (3).

Zu Verbindungen aus Adjektiv+Substantivsiehe § 37 E4.

E2: Aus dem Englischen stammende Substanti-vierungen aus Verb+Adverb schreibt man mit

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Adjektiv + Eigenname, zum Beispiel:

Neu Seehagen, Neubrandenburg

Immer Getrenntschreibung bei Sankt, zum Bei-spiel: Sankt Georgen (St. Georgen)

Substantiv + Eigenname, zum Beispiel:

Nordkorea, Königs Wusterhausen, Marktred-witz, Markt Indersdorf, Stadtlauringen, StadtRottenmann

Immer Getrenntschreibung bei Bad, zum Bei-spiel:Bad Säckingen

Zwei Eigennamen, zum Beispiel:

Grindelwald Grund, Rostock Lütten Klein; BerlinSchönefeld (auch Berlin-Schönefeld)

Beispiele:Gänseliesel, Heulsuse, Meckerfritze

Beispiele:baden-württembergisch (Baden-Württem-berg), rheinland-pfälzisch, alt-wienerische/Alt-Wiener Kaffeehäuser, Spree-Athener

Beispiele:die sankt-gallischen/st.-gallischen Kloster-schätze (St. Gallen), die gräf lich-rieneckischeGüterverwaltung (Graf Rieneck)

die kant-laplacesche Theorie (Kant undLaplace), der de-costersche Roman (de Cos-ter), die gräf lich-rienecksche Güterverwal-tung (Graf Rieneck)

We r d e n Z u s a m m e n s e t z u n g e n m i t e i n e mu r s p r ü n gl i ch e n Pe r s o n e n n a m e n a l s G a t t u n g s b e -z e i ch n u n g g e b r a u ch t , s o s ch r e i b t m a n o h n e B i n -d e s t r i ch z u s a m m e n .

B e i A b l e i t u n g e n v o n Ve r b i n d u n g e n m i t e i -n e m E i g e n n a m e n a l s z w e i t e m B e s t a n d t e i l b l e i b td e r B i n d e s t r i ch e r h a l t e n .

B e i A b l e i t u n g e n v o n m e h r e r e n E i g e n n a -m e n , v o n Ti t e l n u n d E i g e n n a m e n o d e r v o n e i -n e m m e h r t e i l i g e n E i g e n n a m e n s e t z t m a n e i n e nB i n d e s t r i ch .

§ 47

§ 48

§ 49

die Kant-Laplace’sche Theorie (Kant undLaplace), der de-Coster’sche Roman (de Cos-ter),

die Gräf lich-Rieneck’sche Güterverwal-tung (Graf Rieneck)

Zur Groß- und Kleinschreibung und zur Schrei-bung mit Apostroph siehe § 62.

E: Bei Ableitungen auf -er kann man den Binde-strich weglassen, zum Beispiel:die Bad-Schandauer (Bad Schandau)/BadSchandauer, die Sankt-Galler/Sankt Galler, dieNew-Yorker/New Yorker

Beispiele:Albrecht-Dürer-Allee, Heinrich-Heine-Platz,Kaiser-Karl-Ring, Ernst-Ludwig-Kirchner-Straße, Rainer-Maria-Rilke-Promenade,Thomas-Müntzer-Gasse

Elbe-Havel-Kanal, Oder-Neiße-Grenze,La-Plata-Mündung

Albert-Einstein-Gedenkstätte, Georg-Büchner-Preis, Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Preis, Goethe-Schiller-Archiv, Johann-Sebas-tian-Bach-Gymnasium, Van-Gogh-Ausstel-lung

am Lago-di-Como-seitigen Abhang, Fidel-Castro-freundlich

Beispiele:Goethe-Ausgabe, Johannes-Passion, Riche-lieu-freundlich, Kafka-Kolloquium; Goethe-Geburtshaus, Brecht-Jubiläumsausgabe

Ganges-Ebene, Krim-Treffen, Mekong-Delta; Elbe-Wasserstandsmeldung, Helsinki-Nachfolgekonferenz

M a n s e t z t e i n e n B i n d e s t r i ch z w i s ch e n a l l e nB e s t a n d t e i l e n m e h r t e i l i g e r Z u s a m m e n s e t z u n -g e n , d e r e n e r s t e B e s t a n d t e i l e a u s E i g e n n a m e n b e -s t e h e n .

M a n k a n n e i n e n B i n d e s t r i ch i n Z u s a m m e n -s e t z u n g e n s e t z e n , d i e a l s e r s t e n B e s t a n d t e i l e i -n e n E i g e n n a m e n h a b e n, d e r b e s o n d e r s h e r v o r g e -h o b e n w e r d e n s o l l , o d e r w e n n d e r z w e i t e B e -s t a n d t e i l b e r e i t s e i n e Z u s a m m e n s e t z u n g i s t.

§ 50

§ 51

Page 23: Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

23

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Beispiele:Frankfurt Hauptbahnhof/Frankfurt-Haupt-bahnhof, München Ost/München-Ost

D Groß- und Kleinschreibung

0 Vorbemerkungen

(1) Die Großschreibung, das heißt dieSchreibung mit einem großen Anfangs-buchstaben, dient dem Schreibenden dazu,den Anfang bestimmter Texteinheitensowie Wörter bestimmter Gruppen zukennzeichnen und sie dadurch für denLesenden hervorzuheben.

(2) Die Großschreibung wird im Deutschenverwendet zur Kennzeichnung von– berschriften, Werktiteln und derglei-

chen– Satzanfängen– Substantiven und Substantivierungen– Eigennamen mit ihren nichtsubstantivi-

schen Bestandteilen– bestimmten festen nominalen Wortgrup-

pen mit nichtsubstantivischen Bestand-teilen

– Anredepronomen und Anreden

(3) Die Abgrenzung von Groß- und Klein-schreibung, wie sie sich in der Tradition derdeutschen Orthografie herausgebildet hat,macht es erforderlich, neben den Regeln fürdie Großschreibung auch Regeln für dieKleinschreibung zu formulieren. Diese wer-den in den einzelnen Teilabschnittenjeweils im Anschluss an die Großschrei-bungsregeln angegeben. In einigen Fallgrup-pen ist eine eindeutige Zuweisung zur

W i r d e i n g e o g r a f i s ch e r E i g e n n a m e v o n e i -n e m n a ch g e s t e l l t e n S u b s t a n t i v n ä h e r b e s t i m m t,s o k a n n m a n e i n e n B i n d e s t r i ch s e t z e n .

§ 52 Groß- oder Kleinschreibung fragwürdig.Hier sind beide Schreibungen zulässig.

(4) Entsprechend gliedert sich die folgendeDarstellung in die Abschnitte:

1 Kennzeichnung des Anfangs bestimm-ter Texteinheiten durch Großschreibung(§ 53: berschriften, Werktitel und derglei-chen; § 54: Ganzsätze)

2 Anwendung von Groß- oder Klein-schreibung bei bestimmten Wörtern undWortgruppen

2.1 Substantive und Desubstantivierun-gen (§ 55 bis § 56)

2.2 Substantivierungen (§ 57 bis § 58)2.3 Eigennamen mit ihren nichtsubstan-

tivischen Bestandteilen sowie Ableitungenvon Eigennamen (§ 59 bis § 62)

2.4 Feste Verbindungen aus Adjektiv undSubstantiv (§ 63 bis § 64)

2.5 Anredepronomen und Anreden (§ 65bis § 66)

1 Kennzeichnung des Anfangsbestimmter Texteinheiten durchGroßschreibung

Dies betrifft unter anderem

(1) berschriften und Werktitel (etwa vonBüchern und Theaterstücken, Werken derbildenden Kunst und der Musik, Rundfunk-und Fernsehproduktionen), zum Beispiel:Allmähliche Normalisierung im Erdbebenge-bietHohe Schneeverwehungen behindern Auto-verkehrKeine Chance für eine diplomatische Lösung!Kleines Wörterbuch der StilkundeWo warst du, Adam?

D a s e r s t e Wo r t e i n e r b e r s ch r i f t , e i n e sWe r k t i t e l s , e i n e r A n s ch r i f t u n d d e r g l e i ch e ns ch r e i b t m a n g r o ß .

§ 53

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

. . . erwarten wir Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Meier

E2:Wenn man nach der Anrede– wie in derSchweiz üblich– auf ein Satzzeichen verzichtet,schreibt man das erste Wort des folgendenAbschnitts groß.

Siehe auch § 69 E3.

Beispiele:Gestern hat es geregnet. Du kommst bittemorgen! Hat er das wirklich gesagt?

Nachdem sie von der Reise zurückgekehrtwar, hatte sie den dringenden Wunsch, einBad zu nehmen. Im Hausf lur war es still, ichdrückte erwartungsvoll auf die Klingel.Meine Freundin hatte den Zug versäumt,deshalb kam sie eine halbe Stunde zu spät.Wir sehen nach, was Paul macht. Sehen Sienur, wie schön die Aussicht ist. Haben Sie ihnaufgefordert, die Wohnung zu verlassen?

Kommt doch schnell! Bitte die Türenschließen und Vorsicht bei der Abfahrt desZuges!

Ob sie heute kommt? Nein, morgen.Warum nicht? Gute Reise!

Vorwärts! Vgl. Anlage 3, Ziffer 7.Alles war zerstört: das Haus, der Stall, die

Scheune. Die Teeküche kann zu folgendenZeiten benutzt werden: morgens von 7 bis 8Uhr, abends von 18 bis 19 Uhr.

Im Einzelnen ist zu beachten:

(1) Wird die nach dem Doppelpunkt fol-gende Ausführung als Ganzsatz verstanden,so schreibt man das erste Wort groß, zumBeispiel:Beachten Sie bitte folgenden Hinweis: AlleBänke sind frisch gestrichen. Die Regel lau-tet: Würfelt man eine Sechs, dann .. .

D a s e r s t e Wo r t e i n e s G a n z s a t z e s s ch r e i b tm a n g r o ß .

§ 54

Der kaukasische KreidekreisDer grüne HeinrichHundert Jahre EinsamkeitUngarische RhapsodieUnter den Dächern von ParisEin Fall für zwei

(2) Titel von Gesetzen, Verträgen, Deklara-tionen und dergleichen sowie Bezeichnun-gen für Veranstaltungen, zum Beispiel:Bayerisches HochschulgesetzPotsdamer AbkommenInternationaler Ärzte- und Ärztinnenkon-gressGrüne Woche (in Berlin)

E1: Die Großschreibung des ersten Wortesbleibt auch dann erhalten, wenn eine ber-schrift, ein Werktitel und dergleichen innerhalbeines Textes gebraucht wird, zum Beispiel:

Das Theaterstück ”Der kaukasische Kreidekreis“steht auf dem Programm. Sie lesen KellersRoman ”Der grüne Heinrich“.

Wird dabei am Anfang ein Titel und derglei-chen verkürzt oder sein Artikel verändert, soschreibt man das nächstfolgende Wort desTitels groß, zum Beispiel:

Wir haben im Theater Brechts ”KaukasischenKreidekreis“ gesehen. Sie lesen den ”GrünenHeinrich“.

Zur Schreibung nach Gliederungsangaben odernach Auslassungszeichen und Zahlen siehe § 54(5) und (6). Zum Gebrauch der Anführungszei-chen siehe § 94 (1).

(3) Anschriften, Datumszeilen und Anre-den sowie Grußformeln etwa in Briefen,zum Beispiel:

Donnerstag, 16. Februar 2006FrauUlla SchröderRüdesheimer Str. 29D-65197 Wiesbaden

Sehr geehrte Frau Schröder,

entsprechend unserer telefonischen Verein-barung .. .

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

’s ist schade um sie.52 volle Wochen hat das Jahr.

2 Anwendung von Groß- oderKleinschreibung bei bestimmtenWörtern und Wortgruppen

2.1 Substantiveund Desubstantivierungen

Beispiele:Tisch, Wald, Milch, Mond, Genie, Team,Ladung, Feuer, Wasser, Luft, Sandkasten

Verständnis, Verantwortung, Freiheit,AktionGabriela, Markus, Europa, Wien, Alpen

Substantive dienen der Bezeichnung vonGegenständen, Lebewesen und abstraktenBegriffen. Sie besitzen in der Regel ein fes-tes Genus (Maskulinum, Femininum, Neu-trum) und sind im Numerus (Singular, Plu-ral) und im Kasus (Nominativ, Genitiv,Dativ, Akkusativ) bestimmt.

Die Großschreibung gilt auch

(1) für nichtsubstantivische Wörter, wennsie am Anfang einer Zusammensetzung mitBindestrich stehen, die als Ganzes dieEigenschaften eines Substantivs hat, zumBeispiel:die Ad-hoc-Entscheidung, der A-cappella-Chor (vgl. auch § 55 E2), das In-den-Tag-hi-nein-Leben (vgl. auch § 57 (2)), der Trimm-dich-Pfad, die X-Beine, die S-Kurve

Abkürzungen sowie zitierte Wortformenund Einzelbuchstaben und dergleichen blei-ben allerdings unverändert, zum Beispiel:die km-Zahl, die pH-Wert-Bestimmung, derdass-Satz, die x-Achse, der i-Punkt (derPunkt auf dem kleinen i)

S u b s t a n t i v e s ch r e i b t m a n g r o ß .§ 55

(2) Das erste Wort der wörtlichen Redeschreibt man groß, zum Beispiel:Sie fragte: ”Kommt er heute?“ Er sagte: ”Wirwissen es nicht.“ Alle baten: ”Bleib!“

(3) Folgt dem wörtlich Wiedergegebenender Begleitsatz oder ein Teil von ihm, soschreibt man das erste Wort nach demabschließenden Anführungszeichen klein,zum Beispiel:”Hörst du?“, fragte sie. ”Ich verstehe dich gut“,antwortete er. ”Mit welchem Recht“, fragte er,”willst du das tun?“ Sie rief mir zu: ”Wir tref-fen uns auf dem Schulhof !“, und lief weiter.

(4) Das erste Wort von Parenthesenschreibt man klein, wenn es nicht nacheiner anderen Regel großzuschreiben ist,zum Beispiel:Eines Tages, es war mitten im Sommer,hagelte es. Er behauptete – so eine Frech-heit! –, dass er im Kino gewesen sei. Sie hatdas (erinnerst du dich?) gestern gesagt.

Zu den Satzzeichen siehe § 77 (1), § 84 (1), § 86(1).

(5) Gliederungsangaben wie Ziffern, Para-grafen, Buchstaben gehören nicht zumnachfolgenden Ganzsatz; entsprechendschreibt man das folgende Wort groß. Diesgilt auch für berschriften, Werktitel unddergleichen. Beispiele:3. Die Besitzer und Besitzerinnen von Haus-tieren sollten . . .§ 13 Die Behandlung sollte sofort einsetzen.c) Vgl. Anlage 3, Ziffer 7.2 Die Säugetiere

(6) Auslassungspunkte, Apostroph oderZahlen zu Beginn eines Ganzsatzes geltenals Satzanfang; entsprechend bleibt dieSchreibung des folgenden Wortes unverän-dert. Dies gilt auch für berschriften, Werk-titel und dergleichen. Beispiele:. . . und gab keine Antwort.

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(2) für Substantive – auch Initialwörter(§ 102 (2)) und Einzelbuchstaben, sofern sienicht als Kleinbuchstaben zitiert sind – alsTeile von Zusammensetzungen mit Binde-strich, zum Beispiel:die Natrium-Chlor-Verbindung, der400-Meter-Lauf, zum Aus-der-Haut-Fahren(vgl. auch § 57 (2))

pH-Wert-neutral, Napoleon-freundlich,S-Kurven-reich, Formel-1-tauglich

UV-empfindlich, T-förmig (in der Formeines großen T ), S-förmig oder s-förmig (inder Form eines großen S bzw. eines kleinens), x-beliebig

(3) für Substantive aus anderen Sprachen,wenn sie nicht als Zitatwörter gemeint sind.Sind sie mehrteilig, wird der erste Teil groß-geschrieben. Beispiele:das Crescendo, der Drink, das Center, dieRatio; die Conditio sine qua non, das Cordonbleu, eine Terra incognita; das Know-how,das Make-up

Substantivische Bestandteile werdenauch im Innern mehrteiliger Fügungengroßgeschrieben, die als Ganzes die Funk-tion eines Substantivs haben, zum Beispiel:die Alma Mater, die Ultima Ratio, dasDesktop-Publishing, der Soft Drink, der Sex-Appeal, das Corned Beef

E1: Teilweise wird auch zusammengeschrieben,siehe Getrennt- und Zusammenschreibung,§ 37 E3 und E4, und Schreibung mit Bindestrich,§ 44 und § 45.Beispiele: der Softdrink, der Sexappeal, das Cor-nedbeef

(4) für Substantive, die Bestandteile festerGefüge sind und nicht mit anderenBestandteilen des Gefüges zusammenge-schrieben werden (siehe dazu auch Teil B,Getrennt- und Zusammenschreibung, § 34(3) und § 39), zum Beispiel:auf Abruf, in Bälde, in/mit Bezug auf, imGrunde, auf Grund (auch aufgrund); zu

Grunde gehen (auch zugrunde gehen), zuHänden von (aber zuhanden von), in Hin-sicht auf (aber infolge), zur Not (aber vonnö-ten), zur Seite, von Seiten, auf Seiten (auchaufseiten, vonseiten)

etwas außer Acht lassen, die Haare stehenjemandem zu Berge, in Betracht kommen, zuHilfe kommen, in Kauf nehmen

Auto fahren, Rad fahren, Maschine schrei-ben, Kegel schieben, Diät leben, Folge leisten,Hof halten, Not leiden, Gefahr laufen, Modellsitzen, Radio hören, Tee trinken, Unkrautjäten, Zeitung lesen

Ernst machen mit etwas, Wert legen aufetwas, Angst haben, jemandem Angst (undBange) machen, (keine) Schuld tragen (vgl.aber § 34 (2.3) sowie § 56 (1) und § 56 E2,zum Beispiel: etwas ernst nehmen; ernstsein/werden, recht sein, unrecht sein; recht/Recht haben)

zum ersten Mal (aber nach § 39 (1): ein-mal, diesmal, manchmal)

eines Abends, des Nachts, letzten Endes,guten Mutes, schlechter Laune (aber nach§ 56 (3): abends, nachts; aber nach § 39 (1):keinesfalls, andernorts)

E2: In festen adverbialen Fügungen, die alsGanzes aus einer fremden Sprache entlehntworden sind, gilt Kleinschreibung, zum Bei-spiel:a cappella, in f lagranti, a discretion, de jure, defacto, in nuce, pro domo, ex cathedra, corampublico

Zu Schreibungen wie A-cappella-Chor, De-facto-Anerkennung siehe oben Absatz (1).

(5) für Zahlsubstantive, zum Beispiel:ein Dutzend, das Schock (= 60 Stück), dasPaar (aber ein paar= einige), das Hundert(zum Beispiel: das erste Hundert Schrau-ben), das Tausend, eine Million, eine Milli-arde, eine Billion

Zu Dutzend, Hundert und Tausend siehe auch§ 58 E5.

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(6) für Ausdrücke, die als Bezeichnung vonTageszeiten nach den Adverbien vorgestern,gestern, heute, morgen, übermorgen auftre-ten, zum Beispiel:Wir treffen uns heute Mittag. Die Frist läuftübermorgen Mitternacht ab. Sie rief gesternAbend an.Zu Verbindungen wie (am) Dienstagabendsiehe § 37 (1.1).

Dies betrifft

(1) Wörter, die vorwiegend prädikativgebraucht werden, wie angst, bange, feind,freund, gram, klasse, leid, pleite, recht,schuld, spitze, unrecht, weh in Verbindungmit den Verben sein, bleiben oder werden.Beispiele:Mir wird angst. Uns ist angst und bange. Wirsind ihr gram. Sein Spiel ist klasse. Mir istdas alles leid. Die Firma ist pleite. Das istmir recht. Er ist schuld daran.

E1: Das gilt auch für Zusammensetzungen mitdiesen Wörtern, zum Beispiel: Er ist ihm spin-nefeind.

E2: Groß- wie kleingeschrieben werden könnenrecht/Recht und unrecht/Unrecht in Verbindungmit Verben wie behalten, bekommen, geben,haben, tun, zum Beispiel:Ich gebe ihm recht/Recht. Du tust ihm unrecht/Unrecht.

(2) den ersten Bestandteil unfest zusam-mengesetzter Verben auch in getrennterStellung (siehe auch § 34 (3)), zum Beispiel:Ich nehme daran teil (teilnehmen). DieBesprechung findet am Freitag statt (statt-finden). Die Stadt stand kopf (kopfstehen).Man konnte ihm ansehen, wie leid es ihm tat(leidtun). Es nimmt mich wunder (wunder-nehmen).

K l e i n s ch r e i b t m a n W ö r t e r, d i e f o r m g l e i cha l s S u b s t a n t i v e v o r ko m m e n , a b e r s e l b s t ke i n es u b s t a n t i v i s ch e n M e r k m a l e a u f w e i s e n.

§ 56

E3:Wird ein Substantiv mit dem Infinitiv nichtzusammengeschrieben, so schreibt man es ent-sprechend § 55 (4) groß, zum Beispiel:Ich nehme daran Anteil (Anteil nehmen). Dufährst Auto, und ich fahre Rad (Auto fahren,Rad fahren). Sie leistete der Aufforderung nichtFolge (Folge leisten).

(3) Adverbien, Präpositionen, Konjunktio-nen auf -s und -ens, zum Beispiel:abends, anfangs, donnerstags, schlechter-dings, morgens, hungers (hungers sterben),willens, rechtens (rechtens sein, etwas rech-tens machen); abseits, angesichts, mangels,mittels, namens, seitens; falls, teils . . . teils

(4) die folgenden Präpositionen:dank, kraft (kraft ihres Amtes), laut, statt, an. . . statt (an Kindes statt, an seiner statt),trotz, wegen, von . . . wegen (von Amts wegen),um .. . willen, zeit (zeit seines Lebens)

(5) die folgenden unbestimmten Zahlwör-ter:ein bisschen (= ein wenig), ein paar(= einige)Beispiele:ein bisschen Leim, dieses kleine bisschenLeim; ein paar Steine, diese paar Steine(aber nach § 55 (5): ein Paar Schuhe)

(6) Bruchzahlen auf -tel und -stel(6.1) vor Maßangaben (siehe auch § 37

E5), zum Beispiel:ein zehntel Millimeter, ein viertel Kilogramm,in fünf hundertstel Sekunden, nach drei vier-tel Stunden

E4: Hier ist auch Zusammenschreibung nach§ 37 E5 möglich, zum Beispiel:ein Zehntelmillimeter, ein Viertelkilogramm, infünf Hundertstelsekunden, nach drei Viertel-stunden

(6.2) in Uhrzeitangaben unmittelbar vorKardinalzahlen, zum Beispiel:um viertel fünf, gegen drei viertel acht

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E5: In allen übrigen Fällen schreibt man Bruch-zahlen auf -tel und -stel entsprechend § 55 groß,zum Beispiel:ein Drittel, das erste Fünftel, neun Zehntel desUmsatzes, um drei Viertel größer, um [ein] Vier-tel vor fünf

2.2 Substantivierungen

Substantivierte Wörter nehmen die Eigen-schaften von Substantiven an (vgl. § 55).Man erkennt sie im Text an zumindesteinem der folgenden Merkmale:a) an einem vorausgehenden Artikel (der,

die, das; ein, eine, ein), Pronomen (dieser,jener, welcher, mein, kein, etwas, nichts,alle, einige . . .) oder unbestimmten Zahl-wort (ein paar, genug, viel, wenig . . .), diesich auf das substantivierte Wort bezie-hen;

b) an einem vorangestellten adjektivischenAttribut oder einem nachgestellten Attri-but, das sich auf das substantivierte Wortbezieht;

c) an ihrer Funktion als kasusbestimmtesSatzglied oder kasusbestimmtes Attribut.

Siehe dazu folgende Beispiele:Das Inkrafttreten (a, b, c) des Gesetzes verzö-gert sich. Er übersah alles Kleingedruckte(a, c). Das Ausschlaggebende (a, b, c) für ihreEinstellung war ihr sicheres Auftreten (a, b,c). Nichts Menschliches (a, c) war ihr fremd.Das Deutsche (a, c) gilt als schwere Sprache.Sie bot ihr das Du (a, c) an. Der Beschluss fielnach langem Hin und Her (b, c). Bananenkosten jetzt das Zweifache (a, b, c) des frühe-ren Preises. Lesen und Schreiben (c) sindKulturtechniken. Sie brachte eine Platte mitGebratenem (c). Du sollst Gleiches (c) nichtmit Gleichem (c) vergelten. Man sagt, Lie-bende (c) seien blind.

W ö r t e r a n d e r e r Wo r t a r t e n s ch r e i b t m a ng r o ß , w e n n s i e a l s S u b s t a n t i v e g e b r a u ch t w e r -d e n ( = S u b s t a n t i v i e r u n g e n ) .

§ 57

E1: Zahlreiche Substantivierungen sind ein fes-ter Bestandteil des Substantivwortschatzesgeworden, zum Beispiel:das Essen, das Herzklopfen, das Leben, dasDeutsche, die Grünen, die Studierenden, der/dieAngestellte, das Durcheinander, das Jenseits,das Vergissmeinnicht

Die folgende Aufgliederung der Großschrei-bung von Substantivierungen ist nachWortarten geordnet.

(1) Substantivierte Adjektive und adjekti-visch gebrauchte Partizipien, besondersauch in Verbindung mit Wörtern wie alles,allerlei, etwas, genug, nichts, viel, wenig,zum Beispiel:Wir wünschen alles Gute. Zum Aperitif gabes Süßes und Salziges. Geh nicht mit Unbe-kannten! Das Ausschlaggebende für die Ein-stellung war ihre Erfahrung. Er hat nichts/wenig/etwas/viel Bedeutendes geschrieben.Das nie Erwartete trat ein. Sie hatte nurAngenehmes erlebt. Der Umsatz war diesesJahr um das Dreifache höher. Das andereGebäude war um ein Beträchtliches höher.Das ist das einzig Richtige, was du tunkannst. Es wäre wohl das Richtige, wenn wirnoch einmal darüber reden. Bitte lesen Siedas unten Stehende/unten Stehendes genaudurch. Wir haben das Folgende/Folgendesverabredet. Wir werden das im Folgendennoch genauer darstellen. Des Näheren ver-mag ich mich nicht zu entsinnen. Sie hat mirdie Sache des Näheren erläutert. Wir habenalles des Langen und Breiten diskutiert. Wirwohnen im Grünen. Beim Umweltschutz lie-gen noch viele Dinge im Argen. Wir sind unsim Großen und Ganzen einig. Die Arbeitensind im Allgemeinen nicht schlecht geraten.Das ist im Wesentlichen richtig. Im Einzel-nen sind aber noch Verbesserungen möglich.Plötzlich ertönte eine Stimme aus dem Dun-keln. Die Polizei tappt im Dunkeln. DieDirektorin war auf dem Laufenden.

Sie war unsere Jüngste. Das Beste, was

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dieser Ferienort bietet, ist die Ruhe. Es istdas Beste, wenn du kommst. Es änderte sichnicht das Geringste. Dies geschieht zum Bes-ten unserer Kinder. Er gab wieder einmaleine seiner Geschichten zum Besten. Siekonnte uns vor dem Ärgsten bewahren.Daran haben wir nicht im Entferntestengedacht. Sie war bis ins Kleinste vorbereitet.Sie war aufs Schrecklichste/auf das Schreck-lichste gefasst. Sie hat uns aufs Herzlichste/auf das Herzlichste begrüßt (siehe auch§ 58 E1).

Die Pest traf Hohe und Niedrige/Hoch undNiedrig. Diese Musik gefällt Jungen undAlten/Jung und Alt. Die Teilnehmenden dis-kutierten über den Konf likt zwischen Jungenund Alten/zwischen Jung und Alt. Das ist einFest für Junge und Alte/für Jung und Alt.

Sie trug das kleine Schwarze. Der Zei-tungsbericht traf ins Schwarze. Wenn manSchwarz mit Weiß mischt, entsteht Grau. DieAmpel schaltete auf Rot. Wir liefern dasGerät in Grau oder Schwarz.

Das Englische ist eine Weltsprache. IhrEnglisch hatte einen südamerikanischenAkzent. Mit Englisch kommt man überalldurch. In Ostafrika verständigt man sich ambesten auf Swahili oder auf Englisch.

E2: Gelegentlich ist Groß- oder Kleinschreibungmöglich, zum Beispiel: Sie spricht Englisch(was? – die englische Sprache)/englisch (wie?).

Ordnungszahladjektive sowie sinnver-wandte Adjektive, zum Beispiel:Die Miete ist am Ersten jedes Monats zubezahlen. Er ist schon der Zweite, der denRekord des vergangenen Jahres überbotenhat. Jeder Fünfte lehnte das Projekt ab. End-lich war sie die Erste im Staat. Dieses Vorge-hen verletzte die Rechte Dritter. Er kam alsDritter an die Reihe. Er kam vom Hunderts-ten ins Tausendste. Fürs Erste wollen wirnicht mehr darüber reden. Die Nächste bitte!Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Trotzihrer Verletzung wurde sie noch Viertletzte.

Als Letztes muss der Deckel angeschraubtwerden. Arthur und Armin gingen unter-schiedliche Wege: der Erste/Ersterer wurdeBeamter, der Zweite/der Letzte/Letztererhatte als Schauspieler Erfolg.

Unbestimmte Zahladjektive (siehe aberauch § 58 (5)), zum Beispiel:Den Kometen haben Unzählige (Ungezählte,Zahllose) gesehen. Ich muss noch Verschie-denes erledigen. Er hatte das Ganze raschwieder vergessen. Der Kongress war als Gan-zes ein Erfolg. Das muss jeder Einzelne mitsich selbst ausmachen. Anita war die Ein-zige, die alles wusste. Alles brige bespre-chen wir morgen. Er gab sein Geld für allesMögliche aus.

(2) Substantivierte Verben, zum Beispiel:Das Lesen fällt mir schwer. Sie hörten einstarkes Klopfen. Wer erledigt das Fensterput-zen? Viele waren am Zustandekommen desVertrages beteiligt. Die Sache kam ins Sto-cken. Das ist zum Lachen. Euer Fernbleibenfiel uns auf. Uns half nur noch lautes Rufen.Die Mitbewohner begnügten sich mit Wegse-hen und Schweigen.

Sie wollte auf Biegen und Brechen gewin-nen. Er klopfte mit Zittern und Zagen an. Ichnehme die Tabletten auf Anraten meinerÄrztin.

Sie hat ihr Soll erfüllt. Dies ist ein absolutesMuss.

Bei mehrteiligen Fügungen, derenBestandteile mit einem Bindestrich verbun-den werden, schreibt man das erste Wort,den Infinitiv und die anderen substantivi-schen Bestandteile groß (siehe auch § 55 (1)und (2)), zum Beispiel:es ist zum Auf-und-davon-Laufen, das Hand-in-Hand-Arbeiten, das In-den-Tag-hinein-Le-ben

E3: Gelegentlich ist bei einfachen InfinitivenGroß- oder Kleinschreibung möglich, zum Bei-spiel:

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ein Entweder-oder, das Als-ob, dasSowohl-als-auch

(1) Adjektive, PartizipienundPronomen,diesich auf ein vorhergehendes oder nachste-hendes Substantiv beziehen, zum Beispiel:Siewardie aufmerksamsteundklügstemeinerZuhörerinnen. Vor dem Haus spielten vieleKinder, einige kleine im Sandkasten, die grö-ßeren am Klettergerüst. Es waren neun Teil-nehmer erschienen, auf den zehnten warteteman vergebens. Alte Schuhe sind meist beque-mer als neue. Dünne Bücher lese ich in derFreizeit, dicke im Urlaub. Zwei Männer betra-ten den Raum; der erste trug einen Anzug, derzweite Jeans und Pullover. Leih mir bitte deineFarbstifte, ich habe meine/die meinen/diemeinigen vergessen. Der Verkäufer zeigte mirseine Auswahl an Krawatten. Die gestreiftenund gepunkteten gefielen mir am besten.

(2) Superlative mit ”am“, nach denen mit”Wie?“ gefragt werden kann, zum Beispiel:Dieser Weg ist am steilsten (Frage: Wie istder Weg?). Dieser Stift schreibt am feinsten(Frage: Wie schreibt dieser Stift?). Der ICEfährt am schnellsten.

E1: Superlative mit ”am“ gehören zur regulärenFlexion des Adjektivs; ”am“ ist in diesen Fügun-gen nicht in ”an dem“ auflösbar. Beispiele: Die-ser Weg ist steil – steiler – am steilsten. DieserStift schreibt fein – feiner – am feinsten.

In Anlehnung an diese Fügungen kann manauch feste adverbiale Wendungen mit aufs oderauf das, die mit ”Wie?“ erfragt werden können,kleinschreiben, zum Beispiel:Sie hat uns aufs/auf das herzlichste begrüßt(Frage: Wie hat sie uns begrüßt?). Der Fall ließsich aufs/auf das einfachste lösen.

Superlative, nach denen mit ”Woran?“ (”Anwas?“) oder ”Worauf ?“ (”Auf was?“) gefragtwerden kann, schreibt man nach § 57 (1) groß,zum Beispiel:

I n f o l g e n d e n F ä l l e n s ch r e i b t m a n A d j e k t i v e ,Pa r t i z i p i e n u n d P r o n o m e n k l e i n, o b w o h l s i e f o r -m a l e M e r k m a l e d e r S u b s t a n t i v i e r u n g a u f w e i s e n.

§ 58

Der Gehörgeschädigte lernt Sprechen. (Wie: DerGehörgeschädigte lernt das Sprechen/das deutli-che Sprechen.) Oder: Der Gehörgeschädigte lerntsprechen. (Wie: Der Gehörgeschädigte lerntdeutlich sprechen.) (Ebenso:) Bekanntlich istUmlernen/umlernen schwieriger als Dazuler-nen/dazulernen. Doch geht Probieren/probierenüber Studieren/studieren.

(3) Substantivierte Pronomen (vgl. aberauch § 58 (4)), zum Beispiel:Sie hatte ein gewisses Etwas. Er bot ihm dasDu an. Das ist ein Er, keine Sie. Wir standenvor dem Nichts. Er konnte Mein und Deinnicht unterscheiden.

(4) Substantivierte Grundzahlen alsBezeichnung von Ziffern, zum Beispiel:Er setzte alles auf die Vier. Sie fürchtete sichvor der Dreizehn. Der Zeiger nähert sich derElf. Sie hat lauter Einsen im Zeugnis. Er wür-felt eine Sechs.

(5) Substantivierte Adverbien, Präpositio-nen, Konjunktionen, Interjektionen, zumBeispiel:Es gab ein großes Durcheinander. Michstörte das ewige Hin und Her. Ich will dasnoch im Diesseits erleben. Auf das Hier undJetzt kommt es an. Das Danach war ihr egal.Es gibt kein bermorgen. Sie hatte so viel wiemöglich im Voraus erledigt. Im Nachhineinwussten wir es besser. Er stand im Aus. Sieüberlegte sich das Für und Wider genau.Sein ständiges Aber stört mich. Es kommtnicht nur auf das Dass an, sondern auch aufdas Wie. Er erledigte es mit Ach und Krach.Ein vielstimmiges Ah ertönte. Ihr freudigesOh freute ihre Kolleginnen. Das Nein fälltihm schwer.

E4: Bei mehrteiligen substantiviertenKonjunktionen, die mit einem Binde-strich verbunden werden (siehe § 43),schreibt man nur das erste Wort groß,zum Beispiel:

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Es fehlt ihnen am/an dem Nötigsten. (Frage:Woran fehlt es ihnen?)Wir sind aufs/auf dasBeste angewiesen. (Frage: Worauf sind wirangewiesen?)

(3) bestimmte feste Verbindungen(3.1) aus Präposition und nichtdeklinier-

tem Adjektiv ohne vorangehenden Artikel,zum Beispiel:Ich hörte von fern ein dumpfes Grollen. DiePilger kamen von nah und fern. Die Warewird nur gegen bar ausgeliefert. Die Mäd-chen hielten durch dick und dünn zusam-men. Das wird sich über kurz oder langherausstellen. Damit habe ich mich von kleinauf beschäftigt.

Er hat die frei erfundene Geschichte fürwahr gehalten. Man hat ihn für dummverkauft. Sie hat sich die Argumentation zueigen gemacht.

Das werde ich dir schwarz auf weiß bewei-sen. Die Stimmung war grau in grau.

(3.2) aus Präposition und dekliniertemAdjektiv ohne vorangehenden Artikel. Indiesen Fällen ist jedoch auch die Groß-schreibung des Adjektivs zulässig, zum Bei-spiel:Aus der Brandruine stieg von neuem/NeuemRauch auf. Wir konnten das Feuer nur vonweitem/Weitem betrachten. Der Fahrplanbleibt bis auf weiteres/Weiteres in Kraft.Unsere Pressesprecherin gibt Ihnen ohneweiteres/Weiteres Auskunft. Der Terminstand seit längerem/Längerem fest. Die Auf-gabe wird binnen kurzem/Kurzem erledigt.

E2: Substantivierungen, die auch ohne Präposi-tion üblich sind, werden nach § 57 (1) auchdann großgeschrieben, wenn sie mit einer Prä-position verbunden werden, zum Beispiel:Die Historikerin beschäftigt sich mit dem Kon-f likt zwischen Arm und Reich. Das ist ein Festfür Jung und Alt. Sein Vorschlag war jenseits vonGut und Böse. (Vgl. : Die Königin lud Arm undReich ein. Das Fest gefiel Jung und Alt.)

Die Ampel schaltete auf Rot. Wir liefern dasGerät in Grau (= in grauer Farbe). (Vgl. : Das istein grelles Rot. Sie hasst Grau.)

Mit Englisch kommst du überall durch. InOstafrika verständigt man sich am besten aufSwahili oder Englisch. (Vgl. : Bekanntlich ist Eng-lisch eine Weltsprache. Sein Englisch war gutverständlich.)

(4) Pronomen, auch wenn sie als Stellver-treter von Substantiven gebraucht werden,zum Beispiel:In diesem Wald hat sich schon mancher ver-irrt. Ich habe mich mit diesen und jenenunterhalten. Wenn einer eine Reise tut, sokann er was erzählen. Das muss (ein) jedermit sich selbst ausmachen. Wir haben allesmitgebracht. Sie hatten beides mitgebracht.Man muss mit (den) beiden reden.

Zur Großschreibung der Anredepronomensiehe § 65, § 66.

E3: In Verbindung mit dem bestimmten Artikeloder dergleichen lassen sich Possessivprono-men auch als substantivische possessive Adjek-tive bestimmen, entsprechend kann man hiernach § 57 (1) auch großschreiben, zumBeispiel:Grüß mir die deinen/Deinen (die deinigen/Dei-nigen)! Sie trug das ihre/Ihre (das ihrige/Ihrige)zum Gelingen bei. Jedem das seine/Seine!

(5) die folgenden Zahladjektive mit allenihren Flexionsformen:viel, wenig; (der, die, das) eine, (der, die, das)andereBeispiele:Das haben schon viele erlebt. Zum Erfolg tru-gen auch die vielen bei, die ohne Entgelt mit-gearbeitet haben. Nach dem Brand war nurnoch weniges zu gebrauchen. Sie hat daswenige, was noch da war, in eine Kiste ver-sorgt. Die meisten haben diesen Film schoneinmal gesehen. Die einen kommen, dieanderen gehen. Was der eine nicht tut, sollder andere nicht lassen. Die anderen kom-men später. Das können auch andere bestäti-gen. Alles andere erzähle ich dir später. Siehatte noch anderes zu tun. Unter anderem

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

wurde auch über finanzielle Angelegenheitengesprochen.

E4:Wenn der Schreibende zum Ausdruck brin-gen will, dass das Zahladjektiv substantivischgebraucht ist, kann er es nach § 57 (1) auchgroßschreiben, zum Beispiel:Sie strebte etwas ganz Anderes an. Die Einensagen dies, die Anderen das. Die Meisten stimm-ten seiner Meinung zu.

(6) Kardinalzahlen unter einer Million,zum Beispiel:Was drei wissen, wissen bald dreißig. Diesedrei kommen mir bekannt vor. Sie rief umfünf an. Wir waren an die zwanzig. Er solltedie Summe durch acht teilen. Dieser Kandi-dat konnte nicht bis drei zählen. Wir fünfgehören zusammen. Der Abschnitt siebenfehlt im Text. Der Mensch über achtzigschätzt die Gesundheit besonders.

E5:Wenn hundert und tausend eine unbe-stimmte (nicht in Ziffern schreibbare) Mengeangeben, können sie auch auf die Zahlsubstan-tive Hundert und Tausend bezogen werden (vgl.§ 55 (5)); entsprechend kann man sie dannklein- oder großschreiben, zum Beispiel:Es kamen viele tausende/Tausende vonZuschauern. Sie strömten zu aberhunderten/Aberhunderten herein. Mehrere tausend/Tau-send Menschen füllten das Stadion. Der Beifallzigtausender/Zigtausender von Zuschauern warihr gewiss.

Entsprechend auch: Der Stoff wird in einigenDutzend/dutzend Farben angeboten. Der Fallwar angesichts Dutzender/dutzender vonAugenzeugen klar.

2.3 Eigennamen mit ihren nicht-substantivischen Bestandteilensowie Ableitungen von Eigennamen

Eigennamen sind Bezeichnungen zur Identi-fizierung bestimmter einzelner Gegebenhei-

E i g e n n a m e n s ch r e i b t m a n g r o ß .§ 59

ten (eine Person, ein Ort, ein Land, eine Insti-tution usw.). Viele sind einfache, zusammen-gesetzte oder abgeleitete Substantive, zumBeispiel Peter, Wien, Deutschland, Europa,Südamerika, Bahnhofstraße, Sigmaringen,Albrecht-Dürer-Allee, Ostsee-Zeitung. Sie wer-den nach §55 großgeschrieben. Danebengibt es mehrteilige Eigennamen, die häufigauch nichtsubstantivische Bestandteile ent-halten, zum Beispiel Kap der Guten Hoffnung,Norddeutsche Neueste Nachrichten, Verei-nigte Staaten von Amerika. Im Folgendenwird die Groß- und Kleinschreibung dieserGruppe von Eigennamen dargestellt.

E1: Ein vorangestellter Artikel ist in der Regelnicht Bestandteil des Eigennamens und wirddarum kleingeschrieben. Zu Ausnahmen sieheunten, Absatz (4.4).

Als Eigennamen im Sinne dieser orthografi-schen Regelung gelten:

(1) Personennamen, Eigennamen aus Reli-gion, Mythologie sowie Beinamen, Spitzna-men und dergleichen, zum Beispiel:Johann Wolfgang von Goethe, Gertrud von LeFort, Charles de Coster, Ludwig van Beetho-ven, der Apokalyptische Reiter, Walther vonder Vogelweide, Holbein der Jüngere,der Alte Fritz, Katharina die Große,Heinrich der Achte, Elisabeth die Zweite;Klein Erna

Präpositionen wie von, van, de, ten, zu(r)in Personennamen schreibt man im Satzin-nern auch dann klein, wenn ihnen kein Vor-name vorausgeht, zum Beispiel:Der Autor dieses Buches heißt von Ossietzky.

I n m e h r t e i l i g e n E i g e n n a m e n m i t n i ch t s u b -s t a n t i v i s ch e n B e s t a n d t e i l e n s ch r e i b t m a n d a se r s t e Wo r t u n d a l l e w e i t e r e n W ö r t e r a u ß e r A r t i -ke l n , P r ä p o s i t i o n e n u n d Ko n j u n k t i o n e n g r o ß .

§ 60

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33

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

(2) Geografische und geografisch-politischeEigennamen, so

(2.1) von Erdteilen, Ländern, Staaten,Verwaltungsgebieten und dergleichen, zumBeispiel:Vereinigte Staaten von Amerika, Freie undHansestadt Hamburg (als Bundesland),Tschechische Republik

(2.2) von Städten, Dörfern, Straßen,Plätzen und dergleichen, zum Beispiel:Neu Lübbenau, Groß Flatow, Rostock LüttenKlein, Unter den Linden, Lange Straße, Inder Mittleren Holdergasse, Am Tiefen Gra-ben, An den Drei Pfählen, Hamburger Straße,Neuer Markt

(2.3) von Landschaften, Gebirgen, Wäl-dern, Wüsten, Fluren und dergleichen, zumBeispiel:Kahler Asten, Hohe Tatra, HolsteinischeSchweiz, Schwäbische Alb, BayerischerWald,Libysche Wüste, Goldene Aue, ThüringerWald

(2.4) von Meeren, Meeresteilen und-straßen, Flüssen, Inseln und Küsten unddergleichen, zum Beispiel:Stiller Ozean, Indischer Ozean, Rotes Meer,Kleine Antillen, Großer Belt, Schweriner See,Straße von Gibraltar, Kapverdische Inseln,Kap der Guten Hoffnung

(3) Eigennamen von Objekten unterschied-licher Klassen, so

(3.1) von Sternen, Sternbildern undanderen Himmelskörpern, zum Beispiel:Kleiner Bär, Großer Wagen, HalleyscherKomet (auch: Halley’scher Komet; § 62)

(3.2) von Fahrzeugen, bestimmten Bau-werken und Örtlichkeiten, zum Beispiel:die Vorwärts (Schiff), der Blaue Enzian(Eisenbahnzug), der Fliegende Hamburger(Eisenbahnzug), die Blaue Moschee (inIstanbul), das Alte Rathaus (in Leipzig), derFranzösische Dom (in Berlin), die GroßeMauer (in China), der Schiefe Turm (in Pisa)

(3.3) von einzeln benannten Tieren,Pflanzen und gelegentlich auch von Einzel-objekten weiterer Klassen, zum Beispiel:der Fliegende Pfeil (ein bestimmtes Pferd),die Alte Eiche (ein bestimmter Baum)

(3.4) von Orden und Auszeichnungen,zum Beispiel:das Blaue Band des Ozeans, Großer Österrei-chischer Staatspreis für Literatur

(4) Eigennamen von Institutionen, Organi-sationen, Einrichtungen, so

(4.1) von staatlichen bzw. öffentlichenDienststellen, Behörden und Gremien, vonBildungs- und Kulturinstitutionen und der-gleichen, zum Beispiel:Deutscher Bundestag, Statistisches Bundes-amt, Mecklenburgisches StaatstheaterSchwerin, Naturhistorisches Museum (inWien), Grünes Gewölbe (in Dresden), Klinikfür Innere Medizin der Universität Rostock,Akademie für Alte Musik Berlin, ZweitesDeutsches Fernsehen, Eidgenössische Tech-nische Hochschule (in Zürich)

(4.2) von Organisationen, Parteien, Ver-bänden, Vereinen und dergleichen, zum Bei-spiel:Vereinte Nationen, Internationales Olympi-sches Komitee, Deutscher Gewerkschafts-bund, Sozialdemokratische Partei Deutsch-lands, Christlich-Demokratische Union, All-gemeiner Deutscher Automobilclub, Börsen-verein des Deutschen Buchhandels, Österrei-chisches Rotes Kreuz

(4.3) von Betrieben, Firmen, Genossen-schaften, Gaststätten, Geschäften und der-gleichen, zum Beispiel:Deutsche Bank, Österreichischer Raiffeisen-verband, Bibliographisches Institut (inMannheim), Deutsche Bahn, Weiße Flotte,Hotel Vier Jahreszeiten, Gasthaus zur NeuenPost, Zum Goldenen Anker (Gaststätte),Salzburger Dombuchhandlung, Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Beispiele:die darwinsche/die Darwin’sche Evolutions-theorie, das wackernagelsche/Wackerna-gel’sche Gesetz, die goethischen/goethe-schen/Goethe’schen Dramen, die bernoulli-schen/Bernoulli’schen Gleichungen

die homerischen Epen, das kopernikani-sche Weltsystem, die darwinistische Evoluti-onstheorie, tschechisches Bier, indischer Tee,englischer Stoff

mit eulenspiegelhaftem Schalk, eine kaf-kaeske Stimmung

Zur Schreibung mit Apostroph siehe auch Zei-chensetzung, § 97 E.

Zur Schreibung mehrteiliger Ableitungen mitBindestrich siehe § 49 E.

2.4 Feste Verbindungen aus Adjektivund Substantiv

Beispiele:das autogene Training, das neue Jahr, diehöhere Mathematik, die graue Maus, dieschöne Bescherung, das tolle Treiben, derbunte Hund

E: Bei Verbindungen mit einer neuen, idiomati-sierten Gesamtbedeutung kann der Schrei-bende zur Hervorhebung dieses besonderenGebrauchs das Adjektiv großschreiben, zumBeispiel:das Schwarze Brett (= Anschlagtafel), derWeiße Tod (= Lawinentod)Kleinschreibung des Adjektivs ist in diesen Fäl-len der Regelfall.

K l e i n g e s ch r i e b e n w e r d e n a d j e k t i v i s ch e A b -l e i t u n g e n v o n E i g e n n a m e n a u f - ( i ) s ch , a u ß e rw e n n d i e G r u n d f o r m e i n e s Pe r s o n e n n a m e n s d u r che i n e n A p o s t r o p h v e r d e u t l i ch t w i r d , f e r n e r a l l ea d j e k t i v i s ch e n A b l e i t u n g e n m i t a n d e r e n S u f f i x e n .

I n s u b s t a n t i v i s ch e n Wo r t g r u p p e n , d i e z uf e s t e n Ve r b i n d u n g e n g e w o r d e n, a b e r ke i n e E i -g e n n a m e n s i n d , s ch r e i b t m a n A d j e k t i v e k l e i n.

§ 62

§ 63

(4.4) von Zeitungen und Zeitschriftenund dergleichen, zum Beispiel:Berliner Zeitung, Sächsische Neueste Nach-richten, Deutsch als Fremdsprache, Derma-tologische Monatsschrift, Die Zeit

Wird der Artikel am Anfang verändert, soschreibt man ihn klein, zum Beispiel:Sie hat das in der Zeit gelesen.

(5) inoffizielle Eigennamen, Kurzformensowie Abkürzungen von Eigennamen, zumBeispiel:Schwarzer Kontinent, Ferner Osten, NaherOsten, Vereinigte Staaten, Hohes Haus

A.Müller, Astrid M. , A.M. (=Astrid Müller),J.W. v. Goethe; SPD (= SozialdemokratischePartei Deutschlands), DGB (=DeutscherGewerkschaftsbund), EU (=EuropäischeUnion), SBB (= Schweizerische Bundesbah-nen), ORF (=Österreichischer Rundfunk)

(6) bestimmte historische Ereignisse undEpochen, zum Beispiel:der Westfälische Frieden, der Deutsch-Fran-zösische Krieg 1870/1871, der Zweite Welt-krieg, die Goldenen Zwanziger

E2: In einigen der oben genannten Namengrup-pen kann die Schreibung im Einzelfall abwei-chend festgelegt sein, zum Beispiel:neue deutsche literatur, profil, konkret (Zeit-schriften) ; Akademie für Musik und darstel-lende Kunst ”Mozarteum“; Zur letzten Instanz(Gaststätte)

Zur Kennzeichnung der Namen von Zeitungenund Zeitschriften mit Anführungszeichen siehe§ 94 (1).

Beispiele:das Bad Krozinger Kurgebiet, die BerlinerBevölkerung, die Mecklenburger Landschaft,die New Yorker Kunstszene, der SchweizerKäse, das St. Galler/Sankt Galler Kloster

Zur Schreibung mit oder ohne Bindestrichsiehe § 49 E.

A b l e i t u n g e n v o n g e o g r a fi s ch e n E i g e n n a -m e n a u f - e r s ch r e i b t m a n g r o ß .

§ 61

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Dies betrifft

(1) Titel, Ehrenbezeichnungen, bestimmteAmts- und Funktionsbezeichnungen, zumBeispiel:der Heilige Vater, der Regierende Bürger-meister, die Königliche Hoheit, der Techni-sche Direktor

(2) besondere Kalendertage, zum Beispiel:der Heilige Abend, der Internationale Frau-entag, der Erste Mai

(3) fachsprachliche Bezeichnungenbestimmter Klassifizierungseinheiten, sovon Arten, Unterarten oder Rassen in derBotanik und Zoologie, zum Beispiel:Fleißiges Lieschen, Grüner Veltliner, RoterMilan, Schwarze Witwe

E: Die Großschreibung von Adjektiven, diemit dem Substantiv zusammen für einebegriff liche Einheit stehen, ist auch in Fach-sprachen außerhalb der Biologie und bei Ver-bindungen mit terminologischem Charakterbelegt, zum Beispiel:Gelbe Karte, Goldener Schnitt, Kleine Anfrage;Erste HilfeIn manchen Fachsprachen wird demgegen-über die Kleinschreibung bevorzugt, zum Bei-spiel:eiserne Lunge, grauer Star, seltene Erden

2.5 Anredepronomen und Anreden

Beispiele:Würden Sie mir helfen? Wie geht es Ihnen?Ist das Ihr Mantel? Bestehen IhrerseitsBedenken gegen den Vorschlag?

I n b e s t i m m t e n s u b s t a n t i v i s ch e n Wo r t g r u p -p e n w e r d e n A d j e k t i v e g r o ß g e s ch r i e b e n , o b w o h lke i n e E i g e n n a m e n v o r l i e g e n.

D a s A n r e d e p r o n o m e n S i e u n d d a s e n t s p r e -ch e n d e Po s s e s s i v p r o n o m e n I h r s o w i e d i e z u g e -h ö r i g e n f l e k t i e r t e n Fo r m e n s ch r e i b t m a n g r o ß .

§ 64

§ 65

E1: Großschreibung gilt auch für ältere Anre-deformen wie: Habt Ihr es Euch überlegt, Fürstvon Gallenstein? Johann, führe Er die Gästeherein.

E2: In Anreden und Titeln wie Seine Majestät,Eure Exzellenz, Eure Magnifizenz schreibt mandas Pronomen ebenfalls groß.

Beispiele:Würdest du mir helfen? Hast du dich guterholt? Haben Sie sich schon angemel-det?

E: In Briefen können die Anredepronomendu und ihrmit ihren Possessivpronomenauch großgeschrieben werden:

Lieber Freund,ich schreibe dir/Dir diesen Brief und schicke dir/Dir eure/Eure Bilder . . .

E Zeichensetzung

0 Vorbemerkungen

(1) Die Satzzeichen sind Grenz- und Glie-derungszeichen. Sie dienen insbesonderedazu, einen geschriebenen Text übersicht-lich zu gestalten und ihn dadurch für denLesenden überschaubar zu machen. Zudemkann der Schreibende mit den Satzzeichenbesondere Aussageabsichten oder Einstel-lungen zum Ausdruck bringen oder stilisti-sche Wirkungen anstreben.Zu unterscheiden sind Satzzeichen– zur Kennzeichnung des Schlusses von

Ganzsätzen: Punkt, Ausrufezeichen, Fra-gezeichen

– zur Gliederung innerhalb von Ganzsät-zen: Komma, Semikolon, Doppelpunkt,Gedankenstrich, Klammern

– zur Anführung von Äußerungen oderTextstellen bzw. zur Hervorhebung von

D i e A n r e d e p r o n o m e n d u u n d i h r, d i e e n t -s p r e ch e n d e n Po s s e s s i v p r o n o m e n d e i n u n d e u e r

s o w i e d a s R e f l e x i v p r o n o m e n s i ch s ch r e i b t m a nk l e i n .

§ 66

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Wörtern oder Textteilen: Anführungs-zeichen

(2) Daneben dienen bestimmte Zeichen– zur Markierung von Auslassungen: Apo-

stroph, Ergänzungsstrich, Auslassungs-punkte

– zur Kennzeichnung der Wörter bestimm-ter Gruppen: Punkt nach Abkürzungenbzw. Ordinalzahlen, Schrägstrich

1 Kennzeichnung des Schlussesvon Ganzsätzen

Der Kennzeichnung des Schlusses vonGanzsätzen dienen:– der Punkt– das Ausrufezeichen– das FragezeichenGanzsätze im Sinne dieser orthografischenRegelung zeigen Beispiele wie:Gestern hat es geregnet. Du kommst bittemorgen! Hat er das wirklich gesagt? ImHausf lur war es still, ich drückte erwar-tungsvoll auf die Klingel. Ich hoffe, dass wiruns bald wiedersehen. Meine Freundin hatteden Zug versäumt; deshalb kam sie einehalbe Stunde zu spät.

Niemand kannte ihn. Auch der Gärtnernicht. Bitte die Türen schließen und Vorsichtbei der Abfahrt des Zuges! Ob er heutekommt? Nein, morgen. Warum nicht? GuteReise! Hilfe!

Zu den Zeichen in Verbindung mit Gedanken-strich oder Klammern siehe § 85 bzw. § 88.

Zu den Zeichen bei wörtlich Wiedergegebenemsiehe § 90.

Zum Gedankenstrich zwischen zwei Ganzsät-zen siehe § 83.

M i t d e m P u n k t ke n n z e i ch n e t m a n d e nS ch l u s s e i n e s G a n z s a t z e s.

§ 67

Ich habe ihn gestern gesehen. Sie kommtmorgen. Das Kind weinte, weil es seinenSchlüssel verloren hatte.

Wir sehen nach, was Paul macht. Sie habeihn gestern gesehen, behauptete sie. Sie for-derte ihn auf die Wohnung sofort zu verlas-sen. Ich wünschte, die Prüfung wäre vorbei.Sie fragte ungeduldig, ob er endlich käme.Der Redner stellte die Frage, wie es nach die-sen Umweltschäden weitergehen solle.

Im Hausf lur war es still. Ich drückteerwartungsvoll auf die Klingel.

E1:Wenn aber als mehrteiliger Ganzsatz ver-standen, entsprechend § 71 (1) bzw. § 80 (1) mitKomma oder Semikolon:Im Hausf lur war es still, ich drückte erwartungs-voll auf die Klingel.Im Hausf lur war es still ; ich drückte erwartungs-voll auf die Klingel.

E2: Bei Aufforderungen, denen man keinenbesonderen Nachdruck geben will, setzt maneinen Punkt und kein Ausrufezeichen (hierzusiehe § 69):Rufen Sie bitte später noch einmal an. NehmenSie doch Platz. Vgl. S. 25 seiner letzten Veröffent-lichung.

E3: In den folgenden Fällen setzt man keinenPunkt:– am Ende von freistehenden Zeilen (siehe§ 68)

– am Ende einer kolumnenartigen Aufzählungohne schließende Satzzeichen (siehe § 71 E2)

– am Ende von Parenthesen (mit Gedanken-strich siehe § 85, mit Klammern siehe § 88)

– bei wörtlich Wiedergegebenem am Anfangoder im Inneren von Ganzsätzen (siehe § 92)

– nach Auslassungspunkten (siehe § 100)– nach Punkt zur Kennzeichnung von Abkür-zungen (siehe § 103) und Ordinalzahlen(siehe § 105)

Dies betrifft unter anderem

(1) berschriften und Werktitel (etwa vonBüchern und Theaterstücken, Werken der

N a ch f r e i s t e h e n d e n Z e i l e n s e t z t m a n ke i n e nP u n k t .

§ 68

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Ich habe ihn gestern bestimmt gesehen!Komm bitte morgen! Du kommst morgen!Lasst uns keine Zeit verlieren! Du musst dieArbeit abgeben, weil morgen der letzte Ter-min ist!

Seht nach, was Paul macht! Sehen Sie nur,wie schön die Aussicht ist! Bitte fordern Sieihn auf die Wohnung sofort zu verlassen!Frag ihn, ob er kommt!

Ruhe! Bitte nicht stören! Zurücktreten!Bitte die Türen schließen und Vorsicht beider Abfahrt des Zuges! Guten Morgen! Hof-fentlich sehen wir uns bald wieder! Wäre nurdie Prüfung erst einmal vorbei! Wenn ichdich noch einmal erwische, kannst du waserleben! Das ist ja großartig! Welch einGlück! Au! Das tut weh! Nein! Nein!

Zum Punkt nach Aufforderungen ohne beson-deren Nachdruck siehe § 67 E2.

E1:Wenn aber als mehrteiliger Ganzsatz oderals Teile einer Aufzählung verstanden, entspre-chend § 71 mit Komma (siehe auch § 79 (2) und(3)):Das ist ja großartig, welch ein Glück! Au, das tutweh! Nein, nein!

E2: Zur Kennzeichnung eines besonderen Nach-drucks setzt man auch nach freistehenden Zei-len ein Ausrufezeichen.

Dies betrifft

(1) berschriften und Werktitel:

Chance für eine diplomatische Lösung!Kämpft für den Frieden!Endlich!

Zum Punkt siehe § 68 (1); zum Fragezeichensiehe § 70 E2.

(2) die Anrede:Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen undHerren!

E3: Nach der Anrede etwa in Briefen kann manein Ausrufezeichen oder entsprechend §79 (1)ein Komma setzen:

Sehr geehrter Herr Schröder!Entsprechend unserer telefonischen Vereinba-rung . . .

Bildenden Kunst und der Musik, Rundfunk-und Fernsehproduktionen):Allmähliche Normalisierung im Erdbebenge-bietSchneeverwehungen behindern AutoverkehrChance für eine diplomatische LösungEinführung in die höhere MathematikDer kaukasische KreidekreisDie Zauberf löte

Zum Ausrufezeichen siehe § 69 E2 (1); zum Fra-gezeichen siehe § 70 E2.

(2) Titel von Gesetzen, Verträgen, Deklara-tionen und dergleichen sowie Bezeichnun-gen für Veranstaltungen:Bundesgesetz über den StraßenverkehrKonferenz über Sicherheit und Zusammen-arbeit in EuropaInternationaler Ärztekongress

(3) Anschriften und Datumszeilen sowieGrußformeln und Unterschriften etwa inBriefen:

Werner Meier Donnerstag, 16. Februar 2006Gerichtsweg 1204103 Leipzig

Herrn Rudolf SchröderRüdesheimer Str. 2962123 Wiesbaden

Sehr geehrter Herr Schröder,

entsprechend unserer telefonischen Verein-barung .. .. . .Mit freundlichen Grüßen

Ihr Werner Meier

Zur Zeichensetzung bei der Anrede etwa inBriefen siehe § 69 E3.

M i t d e m A u s r u f e z e i ch e n g i b t m a n d e m I n -h a l t d e s G a n z s a t z e s e i n e n b e s o n d e r e n N a ch -d r u ck w i e e t wa b e i n a ch d r ü ck l i ch e n B e h a u p t u n -g e n , A u f f o r d e r u n g e n , G r ü ß e n , W ü n s ch e n o d e rA u s r u f e n .

§ 69

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Sehr geehrter Herr Schröder,entsprechend unserer telefonischen Vereinba-rung . . .

In der Schweiz auch ohne Zeichen am Ende:Sehr geehrter Herr Schröder

Entsprechend unserer telefonischen Vereinba-rung . . .

Hast du ihn gestern gesehen? Wann kommstdu? Kommst du wirklich morgen? Ob er mor-gen kommt? Soll er ihm einen Brief schreibenoder ist es besser, dass er ihn anruft?

Habt ihr nachgesehen, was Paul macht?Sehen Sie, wie schön die Aussicht ist? HabenSie ihn aufgefordert die Wohnung sofortzu verlassen? Hat er gefragt, ob Fritzkommt?

Warst du im Kino? In welchem Film? DeinFreund war auch mit? Was möchtet ihr trin-ken: Bier, Wein oder Apfelmost? Ist das nichtgroßartig? Ist das nicht ein Glück? Warum?Weshalb? Weswegen?

E l:Wenn aber als mehrteiliger Ganzsatz oderals Teile einer Aufzählung verstanden, entspre-chend § 71 mit Komma:Ist das nicht großartig, ist das nicht ein Glück?Warum, weshalb, weswegen?

E2: Zur Kennzeichnung einer Frage setzt manauch nach freistehenden Zeilen, zum Beispielnach berschriften und Werktiteln, ein Frage-zeichen:Chance für eine diplomatische Lösung?Wo warst du, Adam?Quo vadis?

Zum Punkt siehe § 68 (1); zum Ausrufezeichensiehe § 69 E2.

2 Gliederung innerhalbvon Ganzsätzen

(1) Der Gliederung des Ganzsatzes dienendie folgenden Satzzeichen:

M i t d e m Fr a g e z e i ch e n ke n n z e i ch n e t m a nd e n G a n z s a t z a l s Fr a g e .

§ 70

– das Komma– das Semikolon– der Doppelpunkt– der Gedankenstrich– die Klammern

Zu den Auslassungspunkten siehe § 99 bis § l00.

(2) Das Komma wird sowohl einfach alsauch paarig gebraucht:Er trug einen schwarzen, breitkrempigenHut. Seine Kopfbedeckung, ein schwarzerund breitkrempiger Hut, lag auf dem Tisch.

Dasselbe gilt für den Gedankenstrich.Nur paarig werden die Klammern

gebraucht, nur einfach das Semikolon undder Doppelpunkt.

(3) Manchmal kann man zwischen ver-schiedenen Zeichen wählen:Im Hausf lur war es still, ich drückte erwar-tungsvoll auf die Klingel.

Im Hausf lur war es still ; ich drückteerwartungsvoll auf die Klingel.

Im Hausf lur war es still – ich drückteerwartungsvoll auf die Klingel.

Zur stärkeren Abgrenzung kann man entspre-chend § 67 auch einen Punkt setzen:Im Hausf lur war es still. Ich drückte erwartungs-voll auf die Klingel.

Eines Tages, es war mitten im Sommer,hagelte es. Eines Tages – es war mitten imSommer – hagelte es. Eines Tages (es warmitten im Sommer) hagelte es.

2.1 Komma

Dies betrifft (siehe aber § 72)

(1) gleichrangige Teilsätze:Im Hausf lur war es still, ich drückte erwar-

G l e i ch r a n g i g e ( n e b e n g e o r d n e t e ) Te i l s ä t z e ,Wo r t g r u p p e n o d e r W ö r t e r g r e n z t m a n m i tKo m m a v o n e i n a n d e r a b .

§ 71

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

tungsvoll auf die Klingel. Die Musik wird lei-ser, der Vorhang hebt sich, das Spiel beginnt.Er dachte angestrengt nach, aber ihr Namefiel ihm nicht ein. Ich wollte ihm helfen, docher ließ es nicht zu. Ich wollte ihm helfen, erließ es jedoch nicht zu. Das ist ja großartig,welch ein Glück! Ist das nicht großartig, istdas nicht ein Glück?

Zur Möglichkeit der Wahl zwischen Komma,Semikolon oder Punkt siehe § 80 (1).

Er log beharrlich, er wisse von nichts, er seies nicht gewesen. Wenn das wahr ist, wenndu ihn wirklich nicht gesehen hast, brauchstdu dir keine Vorwürfe zu machen. Er erkun-digte sich, was es Neues gebe, ob Post gekom-men sei. Dass sie ihn nicht nur übersah, son-dern dass sie auch noch mit anderen f lirtete,kränkte ihn sehr.

(2) gleichrangige Wortgruppen oder Wör-ter in Aufzählungen:Der Nachbar hatte versprochen den Brief-kasten zu leeren, die Blumen zu gießen, hinund wieder zu lüften. Völlig erschöpft, hung-rig und frierend, vom Regen durchnässtkamen sie nach Hause. Er hat nicht behaup-tet in Berlin gewesen zu sein, sondern inMainz seinen Onkel besucht zu haben. Sieärgerte sich ständig über ihren Mann, überdie Kinder, über die Hausbewohner.

Er trug einen schwarzen, breitkrempigenHut. Das ist ein ausgesprochen süßes, wider-lich klebriges Getränk. (Siehe aber unten El.)

Zu Fällen wie den folgenden siehe § 77 (4): Aufder Ausstellung waren viele ausländische, insbe-sondere holländische Firmen vertreten. Als ersein Herz ausgeschüttet, das heißt alles erzählthatte, fühlte er sich besser.

Die Buchstaben x, y, z bilden den Schluss desAlphabets. Frühling, Sommer, Herbst, Winter.

Er fährt nicht mit dem Auto, sondern mitdem Zug. Er ist klug, (dabei) aber faul. Einer-seits ist er klug, andererseits faul. Der März

war teils freundlich, teils regnerisch, aber imGanzen zu kalt. Sie lächelte halb verlegen,halb belustigt.

Nein, nein! Warum, weshalb, weswegen?

Zum Ausrufe- oder Fragezeichen siehe § 69bzw. § 70.Zum Komma bei mehrteiligen Orts-, Woh-nungs-, Zeit- und Literaturangaben siehe § 77(3).

E1: Sind zwei Adjektive nicht gleichrangig, sosetzt man kein Komma.die letzten großen Ferien, eine neue blaue Bluse,dunkles bayerisches Bier, die allgemeine wirt-schaftliche Lage, zahlreiche wertende Stellung-nahmen

Gelegentlich kann der Schreibende dadurch,dass er ein Komma setzt oder nicht, deutlichmachen, ob er die Adjektive als gleichrangigverstanden wissen will oder nicht.

Gleichrangig: neue, umweltfreundliche Verfah-ren (neben den bisherigen Verfahren, die nichtumweltfreundlich sind, gibt es nunmehr neueund umweltfreundliche Verfahren)

Nicht gleichrangig: neue umweltfreundlicheVerfahren (zusätzlich zu den bisherigenumweltfreundlichen Verfahren gibt es weitereumweltfreundliche Verfahren)

E2: Das Komma (und gegebenenfalls derSchlusspunkt) kann in kolumnenartigen Auf-zählungen fehlen,zum Beispiel:Unser Sonderangebot:– Äpfel– Birnen– Orangen

Dies betrifft

(1) gleichrangige Teilsätze (siehe aber § 73):Die Musik wird leiser und der Vorhang hebt

S i n d d i e g l e i ch r a n g i g e n Te i l s ä t z e , Wo r t -g r u p p e n o d e r W ö r t e r d u r ch u n d , o d e r, b e z i e -h u n g s w e i s e / b z w. , s o w i e ( = u n d ) , w i e ( = u n d ) ,e n t w e d e r . . . o d e r, n i ch t . . . n o ch , s o w o h l . . . a l s( a u ch ) , s o w o h l . . . w i e ( a u ch ) o d e r d u r ch w e d e r. . . n o ch v e r b u n d e n , s o s e t z t m a n ke i n Ko m m a .

§ 72

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

sich und das Spiel beginnt. Ich habe sie oftbesucht und wir saßen bis spät in die Nachtzusammen. Seid ihr mit meinem Vorschlageinverstanden oder habt ihr Einwände vor-zubringen?

Sie wisse Bescheid und der Vorgang sei ihrvöllig klar, sagte sie. Er erkundigte sich, wases Neues gebe und ob Post gekommen sei.Alle wollten wissen, wie es gewesen war undwarum es so lange gedauert hatte. Ich hoffe,dass es dir gefällt und dass du zufrieden bist.

(2) gleichrangige Wortgruppen oder Wör-ter in Aufzählungen:Der Nachbar hatte versprochen den Brief-kasten zu leeren und die Blumen zu gießenund hin und wieder zu lüften. Völligerschöpft und vom Regen durchnässt kamensie nach Hause.

Sie fährt sowohl bei gutem als auch beischlechtem Wetter. Der März war kalt undunfreundlich. Das ist ein ausgesprochensüßes sowie widerlich klebriges Getränk.Feuer, Wasser, Luft und Erde.

Sie fährt entweder mit dem Auto oder mitdem Zug. Er ist klug und dabei faul. Neinund abermals nein! Wie und warum undwozu?

E1: Ein Komma vor und usw. kann dadurchbegründet sein, dass mit ihm entsprechend § 74ein Nebensatz, entsprechend § 77 ein Zusatzoder Nachtrag bzw. entsprechend § 93 ein wört-lich wiedergegebener Satz abgeschlossen wird:Er sagte, dass er morgen komme, und verab-schiedete sich. Mein Onkel, ein großer Tier-freund, und seine Katzen leben in einer altenMühle. Sie fragte: ”Brauchen Sie die Unter-lagen?“, und öffnete die Schublade.

E2: Bei entgegenstellenden Konjunktionen wieaber, doch, jedoch, sondern steht nach derGrundregel (§ 71) ein Komma, wenn sie zwi-schen gleichrangigen Wörtern oder Wortgrup-pen stehen:Sie fährt nicht nur bei gutem, sondern auch beischlechtem Wetter. Der März war sonnig, aberkalt. Er hat mir ein süßes, jedoch wohlschme-ckendes Getränk eingeschenkt.

Das Feuer brannte endlich(,) und sie mach-ten es sich gemütlich. Hast du ihn angeru-fen(,) oder wirst du es erst am Sonntag tun?Dem Täter ist die Flucht ins Ausland gelun-gen(,) bzw. er versteckt sich. Entweder dukommst(,) oder du schreibst einen Brief.Nicht einmal ein Dank kam von seinen Lip-pen(,) noch fand er sonst wohlwollendeWorte. Weder schrieb er einen Brief(,) nochkam er selbst.

Ich fotografierte die Berge(,) und meineFrau lag in der Sonne. Er traf sich mit meinerSchwester(,) und deren Freundin war auchmitgekommen. Wir warten auf euch(,) oderdie Kinder gehen schon voraus.

Am Anfang des Ganzsatzes:Was ich anfangen soll, weiß ich nicht. Als wirnach Hause kamen, war es schon spät. Dasses dir wieder besser geht, freut mich sehr.Obwohl schlechtes Wetter war, suchten wirdie Ostereier im Garten. Ist dir der Weg zuweit, kannst du mit dem Bus fahren. Erkomme morgen, sagte er. Als er sich nieder-beugte, weil er ihre Tasche aufheben wollte,stießen sie mit den Köpfen zusammen.

Eingeschoben:Das Buch, das ich dir mitgebracht habe, liegtauf dem Tisch. Seine Annahme, dass Peterkäme, erfüllte sich nicht. Sie konnte, wenn siewollte, äußerst liebenswürdig sein. Er sagte,dass er morgen komme, und verabschiedetesich. Er sagte, er komme morgen, und verab-schiedete sich.

B e i d e r R e i h u n g v o n s e l b s t ä n d i g e n S ä t z e n,d i e d u r ch und, oder, beziehungsweise/bzw. ,entweder – oder, nicht – noch o d e r d u r ch weder– noch v e r b u n d e n s i n d , k a n n m a n e i n Ko m m as e t z e n , u m d i e G l i e d e r u n g d e s G a n z s a t z e s d e u t -l i ch z u m a ch e n .

N e b e n s ä t z e g r e n z t m a n m i t Ko m m a a b ;s i n d s i e e i n g e s ch o b e n , s o s ch l i e ß t m a n s i e m i tp a a r i g e m Ko m m a e i n .

§ 73

§ 74

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Am Ende des Ganzsatzes:Ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Siebeobachtete die Kinder, die auf der Wieseihre Drachen steigen ließen. Gestern traf icheine Freundin, von der ich lange nichts mehrgehört hatte. Das Kind weinte, weil es seinenSchlüssel verloren hatte. Ich hätte niegedacht, dass du mich so enttäuschen wür-dest. Sie sah gesünder aus, als sie sich fühlte.Seine Tochter war ebenso rothaarig, wie er esals Kind gewesen war. Sie sagte, sie kommemorgen. Er war zu klug, als dass er in dieFalle gegangen wäre, die man ihm gestellthatte.

E1: Besteht die Einleitung eines Nebensatzesaus einem Einleitewort und weiteren Wörtern,so gilt:

(1) Man setzt das Komma vor die ganze Wort-gruppe:Ich habe sie selten besucht, aber wenn ich bei ihrwar, saßen wir bis spät in die Nacht zusammen.Er rannte, als ob es um sein Leben ginge, überdie Straße. Sie rannte, wie wenn es um ihr Lebenginge. Ein Passant hatte bereits Risse in denPfeilern der Brücke bemerkt, zwei Tage bevor siezusammenbrach.

(2) In einigen Fällen kann der Schreibendezusätzlich ein Komma zwischen den Bestand-teilen der Wortgruppe setzen:Morgen wird es regnen, angenommen(,) dass derWetterbericht stimmt. Wir fahren morgen, aus-genommen(,) wenn es regnet. Ich glaube nicht,dass er anruft, geschweige(,) dass er vorbei-kommt. Ich glaube nicht, dass er anruft,geschweige denn(,) dass er vorbeikommt. Ichkomme morgen, gleichviel(,) ob er es will odernicht. Ich werde ihnen gegenüber abweisendoder entgegenkommend sein, je nachdem(,) obsie hartnäckig oder sachlich sind. Egal(,) welcheFarbe sie sich aussucht, sie wird immer gut aus-sehen.

(3) Der Schreibende kann durch das Kommadeutlich machen, ob er Wörter als Bestandteilder Nebensatzeinleitung verstanden wissen willoder nicht:Ich freue mich, auch wenn du mir nur eine Karteschreibst. Ich freue mich auch, wenn du mir nureine Karte schreibst. Die Rehe bemerkten ihn,

gleich als er sein Versteck verließ. Die Rehebemerkten ihn gleich, als er sein Versteck ver-ließ. Er ärgerte sich zeitlebens, so dass er schonfrüh graue Haare bekam. Er ärgerte sich zeitle-bens so, dass er schon früh graue Haare bekam.Sie sorgt sich um ihn, vor allem(,) wenn ernachts unterwegs ist. Sie sorgt sich um ihn vorallem, wenn er nachts unterwegs ist.

E2:Wenn eine beiordnende Konjunktion wieund, oder (§ 72) Satzglieder oder Teile von Satz-gliedern mit Nebensätzen verbindet, so stehtzwischen den Bestandteilen einer solchen Rei-hung kein Komma. Gegenüber dem übergeord-neten Satz sind die Teile der Reihung nur dannmit Komma abgetrennt, wenn der Nebensatzanschließt, nicht aber, wenn das Satzglied bzw.ein Teil eines Satzgliedes anschließt:Außerordentlich bedauert hat er diesen Vorfallund dass das hier geschehen konnte.Bei großer Dürre oder wenn der Föhn weht, istdas Rauchen hier streng verboten.Wenn der Föhn weht oder bei großer Dürre istdas Rauchen hier streng verboten.Das Rauchen ist hier streng verboten bei großerDürre oder wenn der Föhn weht.Das Rauchen ist hier streng verboten, wenn derFöhn weht oder bei großer Dürre.

E3: Vergleiche mit als oder wie in Verbindungmit einer Wortgruppe oder einemWort sindkeine Nebensätze; entsprechend setzt mankein Komma (zu wie siehe auch § 78 (2)):Früher als gewöhnlich kam er von der Arbeitnach Hause. Wie im letzten Jahr hatten wir auchdiesmal einen schönen Herbst. Er kam früher alsgewöhnlich von der Arbeit nach Hause. Er kamwie am Vortage auch heute zu spät. Peter ist grö-ßer als sein Vater. Heute war er früher da alsgestern. Das ging schneller als erwartet. Er istgenauso groß wie sie.

(1) die Infinitivgruppe ist mit um, ohne,statt, anstatt, außer, als eingeleitet:Sie öffnete das Fenster, um frische Lufthereinzulassen. Das Kind rannte, ohne aufden Verkehr zu achten, über die Straße. Statt

I n f i n i t i v g r u p p e n g r e n z t m a n m i t Ko m m a a b ,w e n n e i n e d e r f o l g e n d e n B e d i n g u n g e n e rf ü l l ti s t :

§ 75

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am Bericht zu arbeiten, vergnügte sich Her-bert mit Computerspielchen. Ihr fiel nichtsBesseres ein, als zu kündigen. Ihre Forde-rung, um das noch einmal zu sagen, haltenwir für wenig angemessen (siehe auch § 77(1)). Er, ohne den Vertrag vorher gesehen zuhaben, hatte ihn sofort unterschrieben (sieheauch § 77 (6)).

(2) die Infinitivgruppe hängt von einemSubstantiv ab:Er wurde beim Versuch, den Tresor zu kna-cken, vom Nachtwächter überrascht. Erfasste den Plan, heimlich abzureisen.

(3) die Infinitivgruppe hängt von einemKorrelat oder einem Verweiswort ab (siehe §77(5)):Anita liebt es, lange auszuschlafen. Wernerhat es nie bereut, diese Ausbildung gemachtzu haben. Es missfällt mir, diesen Vertrag zuunterzeichnen. Rene hat nicht damit gerech-net, doch noch zu gewinnen, und strahlteüber das ganze Gesicht.

Lange auszuschlafen, das liebt Anita sehr.Doch noch zu gewinnen, damit hat Renenicht gerechnet. Damit, doch noch zu gewin-nen, hat Rene nicht gerechnet.

E1:Wenn ein bloßer Infinitiv vorliegt, könnenin den Fallgruppen (2) und (3) die Kommasweggelassen werden, sofern keine Missver-ständnisse entstehen:Den Plan(,) abzureisen(,) hatte sie schon langegefasst. Die Angst(,) zu fallen(,) lähmte seineSchritte. Thomas dachte nicht daran(,) zugehen.

E2: In den Fällen, die nicht durch § 75 (1) bis (3)geregelt sind, kann ein Komma gesetzt werden,um die Gliederung deutlich zu machen bzw. umMissverständnisse auszuschließen. Dasselbegilt für Partizip-, Adjektiv- und entsprechendeWortgruppen (siehe § 77 (7) und § 78 (3)).

Wie bereits gesagt(,) verhält sich die Sacheanders. Ich komme(,) wenn nötig(,) bei dirnoch vorbei.

Möglich sind in bestimmten Fällen auchGedankenstrich (siehe § 84) oder Klammern(siehe § 86); mit diesen Zeichen kennzeichnetman stärker, dass man etwas als Zusatz oderNachtrag verstanden wissen will.

Dies betrifft (1) Parenthesen, (2) Substan-tivgruppen als Nachträge (Appositionen),(3) Orts-, Wohnungs-, Zeit- und Literaturan-gaben ohne Präposition, (4) Erläuterungen,(5) angekündigte Wörter oder Wortgrup-pen, (6) Infinitivgruppen und (7) Partizip-oder Adjektivgruppen.

(1) Parenthesen:Eines Tages, es war mitten im Sommer,hagelte es. Dieses Bild, es ist das letzte undbekannteste des Künstlers, wurde nach Ame-rika verkauft. Ihre Forderung, um das nocheinmal zu sagen, halten wir für wenig ange-messen.

Zum Gedankenstrich oder zu Klammern siehe§ 84 (1) bzw. § 86 (1).

(2) Substantivgruppen als Nachträge(Appositionen), insbesondere auch Titel,Berufsbezeichnungen und dergleichen inVerbindung mit Eigennamen:Mein Onkel, ein großer Tierfreund, und seineKatzen leben in einer alten Mühle. Wir gin-gen in die Hütte, einen kalten Raum mit klei-nen Fenstern. Wir gingen in die Hütte, einenkalten Raum mit kleinen Fenstern, und zün-deten ein Feuer an. Walter Gerber, Mann-heim, und Anita Busch, Berlin, verlobten sichletzte Woche.

B e i f o r m e l h a f t e n N e b e n s ä t z e n k a n n m a nd a s Ko m m a w e g l a s s e n .

Z u s ä t z e o d e r N a ch t r ä g e g r e n z t m a n m i tKo m m a a b ; s i n d s i e e i n g e s ch o b e n , s o s ch l i e ß tm a n s i e m i t p a a r i g e m Ko m m a e i n .

§ 76

§ 77

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Mainz ist die Geburtsstadt JohannesGutenbergs, des Erfinders der Buchdrucker-kunst. Johannes Gutenberg, der Erfinder derBuchdruckerkunst, wurde in Mainz geboren.Professor Dr. med. Max Müller, Direktor derKinderklinik, war unser Gesprächspartner.Franz Meier, der Angeklagte, verweigerte dieAussage. Gertrud Patzke, Hebamme des Dor-fes, wurde 60 Jahre alt.

Zum Gedankenstrich oder zu Klammern siehe§ 84 (2) bzw. § 86 (2).

E1: Folgt der Eigenname einem Titel, einerBerufsbezeichnung und dergleichen, so kannman nach § 78 (4) das Komma weglassen:

Der Erfinder der Buchdruckerkunst(,) JohannesGutenberg(,) wurde in Mainz geboren.

E2: Bestandteile von mehrteiligen Eigennamenund vorangestellte Titel ohne Artikel sind keineZusätze oder Nachträge; entsprechend setztman kein Komma.Wilhelm der Eroberer unterwarf ganz England.Direktor Professor Dr. med. Max Müller führteuns durch die Klinik.Frau Schmidt geb. Kühn hat dies mitgeteilt.Nach der Grundregel (§ 77) auch mitKomma: Frau Schmidt, geb. Kühn, hat dies mit-geteilt.

(3) Mehrteilige Orts-, Wohnungs-, Zeit- undLiteraturangaben ohne Präposition (dasschließende Komma kann hier auch wegge-lassen werden):Orts-, Wohnungs- und Zeitangaben:Gustav Meier, Wiesbaden, Wilhelmstr. 24,1. Stock(,) hat diese Annonce aufgegeben.Gabi Schmid, Berlin, Landsberger Allee 209,3. Stock(,) gewann eine Reise in den Harz.Aber: Gabi hat lange in Köln am Kirchplatz 4gewohnt.

Die Tagung soll Mittwoch, (den)14.November(,) beginnen. Die Tagung sollamMittwoch, dem 14.November(,) beginnen.Die Tagung soll am Mittwoch, dem14.November, (um) 9.00 Uhr(,) im Rosengar-ten beginnen.

Mehrteilige Hinweise auf Stellen ausBüchern, Zeitschriften und dergleichen:Die Zeitschrift Spektrum, Jahrgang 29, Heft 2,S. 134(,) hat darüber berichtet. In der Zeit-schrift Spektrum, Jahrgang 29, Heft 2, S.134(,) findet sich ein entsprechendes Zitat.

Ausnahme: In mehrteiligen Hinweisenauf Gesetze, Verordnungen und dergleichensetzt man kein Komma:§ 6 Abs. 2 Satz 3 der Verordnung

(4) Nachgestellte Erläuterungen, die häufigmit also, besonders, das heißt (d. h.), das ist(d. i.), genauer, insbesondere, nämlich, unddas, und zwar, vor allem, zum Beispiel (z. B.)oder dergleichen eingeleitet werden:Sie isst gern Obst, besonders Apfelsinen undBananen. Obst, besonders Apfelsinen undBananen, isst sie gern. Wir erwarten dichnächste Woche, und zwar am Dienstag.Nachmittags kommt Gewitterneigung auf,vor allem im Süden. Mit einem Scheck über2 000 , in Worten: zweitausend Euro, hat erdie Rechnung bezahlt. Sie bezahlte mit einemScheck über 2 000 , in Worten: zweitausendEuro.

Auf der Ausstellung waren viele ausländi-sche Firmen, insbesondere holländische[Maschinenhersteller/Firmen], vertreten.Wir erwarten dich nächste Woche, das heißtvielleicht auch übernächste [Woche], zueinem Gespräch. Als sie ihr Herz ausgeschüt-tet hatte, das heißt alles erzählt hatte, fühltesie sich besser.

Wird – im Unterschied zu den letztge-nannten Beispielen – die Erläuterung in diesubstantivische oder verbale Fügung einbe-zogen, so grenzt man sie mit einfachemKomma ab:Auf der Ausstellung waren viele ausländi-sche, insbesondere holländische Firmen ver-treten. Wir erwarten dich nächste, das heißtvielleicht auch übernächste Woche zu einemGespräch. Er wird sein Herz ausgeschüttet,das heißt alles erzählt haben.

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Zum Gedankenstrich oder zu Klammern siehe§ 84 (3) bzw. § 86 (3).

(5) Wörter oder Wortgruppen, die durchein hinweisendes Wort oder eine hinwei-sende Wortgruppe angekündigt werden:Sie, die Gärtnerin, weiß das ganz genau. Wirbeide, du und ich, wissen es genau.

Daran, den Job länger zu behalten, dachtesie nicht. Sie dachte nicht daran, den Job län-ger zu behalten, und kündigte. Sein größterWunsch ist es, eine Familie zu gründen. Dies,eine Familie zu gründen, ist sein größterWunsch.

So, aus vollem Halse lachend, kam sie aufmich zu. So, mit dem Rucksack bepackt,standen wir vor dem Tor. So bepackt, denRucksack auf dem Rücken, standen wir vordem Tor.

Werden Wörter oder Wortgruppen durchein hinweisendes Wort oder eine hinwei-sendeWortgruppe wieder aufgenommen, sogrenzt man sie mit einfachem Komma ab:Denn die Gärtnerin, die weiß das ganzgenau. Und du und ich, wir beide wissen dasgenau. Wie im letzten Jahr, so hatten wirauch diesmal einen schönen Herbst.

. . . und den Job länger zu behalten, darandachte sie nicht und kündigte. Eine Familiezu gründen, das ist sein größter Wunsch.

Aus vollem Halse lachend, so kam sie aufmich zu. Mit dem Rucksack bepackt, so stan-den wir vor dem Tor. Den Rucksack auf demRücken, so bepackt standen wir vor dem Tor.

Zum Gedankenstrich siehe § 84 (4).

(6) nachgetragene Infinitivgruppen oderentsprechende Wortgruppen (siehe dazuauch § 78 (3)):Er, ohne den Vertrag vorher gelesen zuhaben, hatte ihn sofort unterschrieben. Er,ohne jede Kenntnis des Vertragsinhalts,hatte sofort unterschrieben. Er, statt ihm zuHilfe zu kommen, sah tatenlos zu.

(7) nachgetragene Partizip- oder Adjektiv-gruppen oder entsprechende Wortgruppenauch am Ende des Ganzsatzes (siehe auch§ 78 (3)):Sie, aus vollem Halse lachend, kam auf michzu. Er, außer sich vor Freude, lief auf sie zuund umarmte sie. Sie, ganz in Decken ver-packt, saß auf der Terrasse. Er kam auf michzu, aus vollem Halse lachend. Er lief auf siezu und umarmte sie, außer sich vor Freude.Sie saß auf der Terrasse, ganz in Decken ver-packt. Die Klasse, zum Ausf lug bereit, warauf dem Schulhof versammelt. Wir, denRucksack auf dem Rücken, standen vor demTor. Die Klasse war auf dem Schulhof ver-sammelt, zum Ausf lug bereit. Wir standenvor dem Tor, den Rucksack auf dem Rücken.

Suchen Mitarbeiter, sprachkundig undschreibgewandt. Mehrere Mitarbeiter,sprachkundig und schreibgewandt, werdengesucht. Der November, kalt und nass, lösteeine Grippe aus.

E3: In einer festen Verbindung mit einemnachgestellten Adjektiv setzt man keinKomma.Hänschen klein, Forelle blau, Whisky pur

Dies betrifft

(1) Gefüge mit Präpositionen, entspre-chende Wortgruppen oder Wörter:Die Fahrtkosten(,) einschließlich D-Zug-Zu-schlag(,) betragen 25,00 Euro. Die Fahrtkos-ten betragen 25,00 Euro(,) einschließlichD-Zug-Zuschlag. Sie hatte(,) trotz aller gutenVorsätze(,) wieder zu rauchen angefangen.Sie hatte(,) bedauerlicherweise(,) wieder zurauchen angefangen. Der Kranke hatte(,)entgegen ärztlichem Verbot(,) das Bett ver-lassen. Das war(,) nach allgemeinemUrteil(,) eine Fehlleistung. Er hatte sich(,)

O f t l i e g t e s i m E r m e s s e n d e s S ch r e i b e n d e n ,o b e r e t wa s m i t Ko m m a a l s Z u s a t z o d e r N a ch -t r a g ke n n z e i ch n e n w i l l o d e r n i ch t .

§ 78

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den ganzen Tag über(,) mit diesem Problembeschäftigt. Die ganze Familie(,) samt Kin-dern und Enkeln(,) besuchte die Großeltern.

(2) Gefüge mit wie (zu wie in Vergleichensiehe § 74 E3):Ihre Ausgaben(,) wie Fahrt- und bernach-tungskosten(,) werden Ihnen ersetzt.

(3) Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgrup-pen oder entsprechende Wortgruppen(siehe auch § 77 (6) und (7)):Er hatte(,) ohne jede Kenntnis des Vertrags-inhalts(,) sofort unterschrieben. Er hattesofort unterschrieben(,) ohne jede Kenntnisdes Vertragsinhalts. Unfähig(,) einen Kom-promiss zu schließen(,) beendete er die Ver-handlung.

Er beabsichtigte(,) nach seiner Ausbildungein Studium aufzunehmen. Ich hoffe sehr(,)Ihnen mit dieser Auskunft geholfen zuhaben(,) und verbleibe mit freundlichenGrüßen.

Sie kam(,) aus vollem Halse lachend(,) aufmich zu. Er lief(,) außer sich vor Freude(,) aufsie zu und umarmte sie. Sie saß(,) ganz inDecken verpackt(,) auf derTerrasse.DieKlassewar(,) zum Ausf lug bereit(,) auf dem Schulhofversammelt. Wir standen(,) den Rucksack aufdem Rücken(,) vor dem Tor. Er sah(,) den Spa-zierstock in der Hand(,) tatenlos zu.

Diese Aufgabe zu lösen(,) sollte dir leicht-fallen. Durch eine Tasse Kaffee gestärkt(,)werden wir die Arbeit fortsetzen. Darauf auf-merksam gemacht(,) haben wir den Fehlerbeseitigt.

(4) Eigennamen, die einem Titel, einerBerufsbezeichnung und dergleichen folgen(siehe auch § 77 (2)):Der Erfinder der Buchdruckerkunst(,) Johan-nes Gutenberg(,) wurde in Mainz geboren.Der Direktor der Kinderklinik(,) Professor Dr.med. Max Müller(,) war der Gesprächspart-ner. Der Angeklagte(,) Franz Meier(,) verwei-

gerte die Aussage. Die Hebamme des Dor-fes(,) Gertrud Patzke(,) wurde 60 Jahre alt.

Dies betrifft

(1) Anreden:Kinder, hört doch mal zu. Hört doch malzu, Kinder. Hört, Kinder, doch mal zu. Du,stell dir vor, was mir passiert ist! Kommstdu mit ins Kino, Klaus-Dieter? Für heutesende ich dir, liebe Ruth, die herzlichstenGrüße.

Zur Möglichkeit der Wahl zwischen Kommaoder Ausrufezeichen nach der Anrede etwa inBriefen siehe § 69 E3.

(2) Ausrufe:Oh, wie kalt das ist! Au, das tut weh! He, wasmachen Sie da? Was, du bist umgezogen? Dubist umgezogen, was? So ist es, ach, nun ein-mal. So ist es nun einmal, ach ja. Ach ja, soist es nun einmal.

Aber ohne Hervorhebung:Oh wenn sie doch käme! Ach lass mich doch inRuhe!

(3) Ausdrücke einer Stellungnahme wieetwa einer Bejahung, Verneinung, Bekräfti-gung oder Bitte:Ja, daran ist nicht zu zweifeln. Nein, dassollten Sie nicht tun, nein! Tatsächlich, dasist es. Das ist es, tatsächlich. Leider, das hater gesagt. Das hat er gesagt, leider. Sie hatuns angerufen, eine gute Idee. Er hat, eineUnverschämtheit, uns auch noch angerufen.

Bitte, komm doch morgen pünktlich.Komm doch, bitte, morgen pünktlich. Kommdoch morgen pünktlich, bitte. Danke, ichhabe schon gegessen. Ich habe schon geges-sen, danke.

A n r e d e n , A u s r u f e o d e r A u s d r ü cke e i n e rS t e l l u n g n a h m e , d i e b e s o n d e r s h e r v o r g e h o b e nw e r d e n s o l l e n , g r e n z t m a n m i t Ko m m a a b ; s i n ds i e e i n g e s ch o b e n , s o s ch l i e ß t m a n s i e m i t p a a r i -g e m Ko m m a e i n .

§ 79

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Aber ohne Hervorhebung:Bitte komm doch morgen pünktlich!

Zum Ausrufezeichen siehe § 69.

Zur Möglichkeit der Wahl zwischen Komma,Gedankenstrich oder Doppelpunkt siehe § 82.

2.2 Semikolon

Zur Abgrenzung mit Punkt siehe § 67; zurAbgrenzung mit Kommas siehe § 71.

Dies betrifft

(1) gleichrangige, vor allem auch längereHauptsätze (mit Nebensatz):Im Hausf lur war es still ; ich drückte erwar-tungsvoll auf die Klingel. Meine Freundinhatte den Zug versäumt; deshalb kam sieeine halbe Stunde zu spät. Steffen wünschtsich schon lange einen Hund; aber seineEltern dulden keine Tiere in der Wohnung.Die Angelegenheit ist erledigt; darum wollenwir nicht länger streiten. Wir müssen unsüberlegen, mit welchem Zug wir fahren wol-len; wenn wir den früheren Zug nehmen,müssen wir uns beeilen.

Möglich sind hier auch das schwächer abgren-zende Komma oder der stärker abgrenzendePunkt:Im Hausf lur war es still, ich drückte erwartungs-voll auf die Klingel.Im Hausf lur war es still. Ich drückte erwartungs-voll auf die Klingel.

Zum hier ebenfalls möglichen Gedankenstrichsiehe § 82.

(2) gleichrangige Wortgruppen gleicherStruktur in Aufzählungen:

M i t d e m S e m i ko l o n k a n n m a n g l e i ch r a n g i g e( n e b e n g e o r d n e t e ) Te i l s ä t z e o d e r Wo r t g r u p p e nv o n e i n a n d e r a b g r e n z e n. M i t d e m S e m i ko l o nd r ü ck t m a n e i n e n h ö h e r e n G r a d d e r A b g r e n -z u n g a u s a l s m i t d e m Ko m m a u n d e i n e n g e r i n g e -r e n G r a d d e r A b g r e n z u n g a l s m i t d e m P u n k t.

§ 80

Unser Proviant bestand aus gedörrtemFleisch, Speck und Rauchschinken; Ei- undMilchpulver; Reis, Nudeln und Grieß.

Möglich ist hier auch das schwächer abgren-zende, nicht untergliedernde Komma:Unser Proviant bestand aus gedörrtem Fleisch,Speck und Rauchschinken, Ei- und Milchpulver,Reis, Nudeln und Grieß.

2.3 Doppelpunkt

Zur Schreibung des ersten Wortes nach Dop-pelpunkt siehe § 54 (1) und (2).

Dies betrifft

(1) wörtlich wiedergegebene Äußerungenoder Textstellen, wenn der Begleitsatz oderein Teil von ihm vorausgeht:Er sagte: ”Ich komme morgen.“ Er sagte zuihr: ”Komm bitte morgen!“ Er fragte:”Kommst du morgen?“ Sie sagte: ”BrauchenSie die Unterlagen?“, und öffnete die Schub-lade. Die Zeitung schrieb, dass die Bahnerklären ließ: ”Wir haben die feste Absichtdie Strecke stillzulegen.“

Zu den Anführungszeichen siehe § 89.

(2) Aufzählungen, spezielle Angaben,Erklärungen oder dergleichen:

Er hat schon mehrere Länder besucht:Frankreich, Spanien, Rumänien, Polen. DieNamen der Monate sind folgende: Januar,Februar, März usw. Er hatte alles verloren:seine Frau, seine Kinder und sein ganzesVermögen.

Nächste Arbeitsberatung: 30. 09. 2006Familienstand: ledig

M i t d e m D o p p e l p u n k t k ü n d i g t m a n a n, d a s se t wa s We i t e r f ü h r e n d e s f o l g t .

Wir stellen ein: MaschinenschlosserReinigungskräfteKraftfahrer

§ 81

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Latein: befriedigendRobert Musil: Der Mann ohne EigenschaftenGebrauchsanweisung: Man nehme jedezweite Stunde eine Tablette.Beachten Sie bitte folgenden Hinweis: Infolgeder anhaltenden Trockenheit besteht Wald-brandgefahr.

(3) Zusammenfassungen des vorher Gesag-ten oder Schlussfolgerungen aus diesem:Haus und Hof, Geld und Gut: alles ist verlo-ren.Wer immer nur an sich selbst denkt, wer nurdanach trachtet, andere zu übervorteilen,wer sich nicht in die Gemeinschaft einfügenkann: der kann von uns keine Hilfe erwarten.

Möglich ist hier auch ein Gedankenstrich:Haus und Hof, Geld und Gut – alles ist verloren.

Zur Möglichkeit der Wahl zwischen Doppel-punkt, Gedankenstrich und Komma siehe § 82.

2.4 Gedankenstrich

Sie trat in das Zimmer und sah– ihrenMann. Im Hausf lur war es still – ich drückteerwartungsvoll auf die Klingel. Zuletzt tat eretwas, woran niemand gedacht hatte – erbeging Selbstmord. Plötzlich – ein vielstim-miger Schreckensruf !

Möglich sind hier teilweise auch Doppelpunktoder Komma:Plötzlich: ein vielstimmiger Schreckensruf !Plötzlich, ein vielstimmiger Schreckensruf !

Zur Möglichkeit der Wahl zwischen Gedanken-strich und Doppelpunkt siehe § 81 (3).

M i t d e m G e d a n ke n s t r i ch k ü n d i g t m a n a n ,d a s s e t wa s We i t e r f ü h r e n d e s f o l g t o d e r d a s sm a n d a s Fo l g e n d e a l s e t wa s U n e r wa r t e t e s v e r -s t a n d e n w i s s e n w i l l .

§ 82

Dies betrifft

(1) den Wechsel des Themas oder desGedankens:Wir sind nicht in der Lage, diesen Wunsch zuerfüllen. – Nunmehr ist der nächste Punktder Tagesordnung zu besprechen.

(2) den Wechsel des Sprechers:Komm bitte einmal her! – Ja, ich kommesofort.

Möglich sind auch Komma (siehe § 77) oderKlammern (siehe § 86).

Dies betrifft

(1) Parenthesen:Eines Tages – es war mitten im Sommer–hagelte es. Eines Tages – es war mitten imSommer! – hagelte es. Eines Tages – war esmitten im Sommer? – hagelte es. DiesesBild – es ist das letzte und bekannteste desKünstlers – wurde nach Amerika verkauft.Ihre Forderung– um das noch einmal zusagen– halten wir für wenig angemessen.

Zum Komma oder zu Klammern siehe § 77 (l)bzw. § 86 (1).

(2) Substantivgruppen als Nachträge(Appositionen):Mein Onkel – ein großer Tierfreund– undseine Katzen leben in einer alten Mühle. Wirgingen in die Hütte – einen kalten Raum mitkleinen Fenstern. Wir gingen in die Hütte –einen kalten Raum mit kleinen Fenstern–

Z w i s ch e n z w e i G a n z s ä t z e n k a n n m a n z u -s ä t z l i ch z u m S ch l u s s z e i ch e n e i n e n G e d a n ke n -s t r i ch s e t z e n , u m – o h n e e i n e n n e u e n A b s a t z z ub e g i n n e n – e i n e n We ch s e l d e u t l i ch z u m a ch e n .

M i t d e m G e d a n ke n s t r i ch g r e n z t m a n Z u -s ä t z e o d e r N a ch t r ä g e a b ; s i n d s i e e i n g e s ch o -b e n , s o s ch l i e ß t m a n s i e m i t p a a r i g e m G e d a n ke n -s t r i ch e i n .

§ 83

§ 84

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

und zündeten ein Feuer an. Johannes Guten-berg – der Erfinder der Buchdruckerkunst –wurde in Mainz geboren.

Zum Komma oder zu Klammern siehe § 77 (2)bzw. § 86 (2).

(3) nachgestellte Erläuterungen, die häufigmit also, besonders, das heißt (d. h.), das ist(d. i.), genauer, insbesondere, nämlich, unddas, und zwar, vor allem, zum Beispiel (z. B.)oder dergleichen eingeleitet werden:Sie isst gern Obst – besonders Apfelsinen undBananen. Obst – besonders Apfelsinen undBananen– isst sie gern. Wir erwarten dichnächste Woche– und zwar am Dienstag. Miteinem Scheck über 2 000 – in Worten: zwei-tausend Euro– hat er die Rechnung bezahlt.Er bezahlte mit einem Scheck über 2 000 –in Worten: zweitausend Euro.Auf der Ausstellung waren viele ausländi-sche Maschinenhersteller – insbesondereholländische– vertreten. Auf der Ausstellungwaren viele ausländische Maschinenherstel-ler – vor allem holländische Firmen– vertre-ten. Auf der Ausstellung waren viele auslän-dische – insbesondere holländische –Maschinenhersteller vertreten.

Zum Komma oder zu Klammern siehe § 77 (4)bzw. § 86 (3).

(4) Wörter oder Wortgruppen, die durchein hinweisendes Wort oder eine hinwei-sende Wortgruppe angekündigt werden:Sie– die Gärtnerin– weiß es ganz genau. Wirbeide – du und ich– wissen das genau. Das –eine Familie zu gründen– ist sein größterWunsch.

Werden Wörter oder Wortgruppen durchein hinweisendes Wort oder eine hinwei-sendeWortgruppe wieder aufgenommen, sogrenzt man sie mit einfachem Gedanken-strich ab.Denn die Gärtnerin – die weiß das ganzgenau. Und du und ich– wir beide wissen

das genau. Eine Familie zu gründen– das istsein größter Wunsch.

Zum Komma siehe § 77 (5).

Satzzeichen, die zum einschließenden Satzgehören und daher auch bei Weglassen desZusatzes oder Nachtrags stehen müssten,dürfen nicht weggelassen werden.Er behauptete – so eine Frechheit! –, dass erim Kino gewesen wäre. Sie hat das – erin-nerst du dich nicht? – gestern gesagt.

Sie betonte – ich weiß es noch ganzgenau–, dass sie für einen Erfolg nichtgarantieren könne. Vgl. : Sie betonte, dass siefür einen Erfolg nicht garantieren könne.

2.5 Klammern

Möglich sind auch Komma (siehe § 77) oderGedankenstrich (siehe § 84).

Dies betrifft

(1) Parenthesen:Eines Tages (es war mitten im Sommer)hagelte es. Eines Tages (es war mitten imSommer!) hagelte es. Eines Tages (war esmitten im Sommer?) hagelte es. Dieses Bild(es ist das letzte und bekannteste des Künst-lers) wurde nach Amerika verkauft. Ihre For-derung (um das noch einmal zu sagen) hal-ten wir für wenig angemessen.

Zum Komma oder zum Gedankenstrich siehe§ 77 (1) bzw. § 84 (1).

(2) Substantivgruppen als Nachträge(Appositionen):

A u s r u f e - o d e r Fr a g e z e i ch e n , d i e z u m Z u s a t zo d e r N a ch t r a g i m p a a r i g e n G e d a n ke n s t r i ch g e -h ö r e n , s e t z t m a n v o r d e n a b s ch l i e ß e n d e n G e d a n -ke n s t r i ch ; e i n S ch l u s s p u n k t w i r d w e g g e l a s s e n.

M i t K l a m m e r n s ch l i e ß t m a n Z u s ä t z e o d e rN a ch t r ä g e e i n .

§ 85

§ 86

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49

Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Mein Onkel (ein großer Tierfreund) undseine Katzen leben in einer alten Mühle. Wirgingen in die Hütte (einen kalten Raum mitkleinen Fenstern). Wir gingen in die Hütte(einen kalten Raum mit kleinen Fenstern)und zündeten ein Feuer an. Johannes Guten-berg (der Erfinder der Buchdruckerkunst)wurde in Mainz geboren.

Zum Komma oder zum Gedankenstrich siehe§ 77 (2) bzw. § 84 (2).

(3) nachgestellte Erläuterungen, die häufigmit also, besonders, das heißt (d. h.), das ist(d. i.), genauer, insbesondere, nämlich, unddas, und zwar, vor allem, zum Beispiel (z. B.)oder dergleichen eingeleitet werden:Sie isst gern Obst (besonders Apfelsinen undBananen). Obst (besonders Apfelsinen undBananen) isst sie gern. Wir erwarten dichnächste Woche (und zwar am Dienstag). Miteinem Scheck über 2 000 (in Worten: zwei-tausend Euro) hat er die Rechnung bezahlt.Er bezahlte mit einem Scheck über 2 000(in Worten: zweitausend Euro).

Auf der Ausstellung waren viele ausländi-sche Maschinenhersteller (insbesondere hol-ländische) vertreten. Auf der Ausstellungwaren viele ausländische Maschinenherstel-ler (vor allem holländische Firmen) vertre-ten. Auf der Ausstellung waren viele auslän-dische (insbesondere holländische) Maschi-nenhersteller vertreten.

Zum Komma oder zum Gedankenstrich siehe§ 77 (4) bzw. § 84 (3).

(4) Worterläuterungen, geografische, syste-matische, chronologische, biografischeZusätze und dergleichen:Frankenthal (Pfalz)Grille (Insekt) – Grille (Laune)Als Hauptwerke Matthias Grünewalds geltendie Gemälde des Isenheimer Altars (vollen-det 1511 oder 1515).

Sie betonte, dass sie für den Erfolg garantie-ren könne. (Ich weiß es noch ganz genau, daich mir das notiert hatte. Und ich habe ihrdiese Notiz auch gezeigt.) Aber heute will sienichts mehr davon wissen.

Ist der Zusatz oder Nachtrag in einen ande-ren Satz einbezogen, so lässt man seinenSchlusspunkt weg; wird er als Ganzsatzoder als selbständige Texteinheit verstan-den, so setzt man den Schlusspunkt.

Satzzeichen, die zum einschließenden Satzgehören und daher auch bei Weglassen desZusatzes oder Nachtrags stehen müssten,dürfen nicht weggelassen werden.Das geliehene Buch (du hast es schon dreiWochen!) hast du mir noch nicht zurückgege-ben. Er hat das (erinnerst du dich nicht?)gestern gesagt.

Damit wäre dieses Thema vorerst erledigt(weitere Angaben siehe Seite 145).

Damit wäre dieses Thema vorerst erledigt.(Weitere Angaben siehe Seite 145.)

Er sagte (dabei senkte er seine Stimme),dass das nicht alle wissen müssten.

”Der Staat bin ich“ (Ludwig der Vier-zehnte).

M i t K l a m m e r n k a n n m a n n e b e n e i n z e l n e nG a n z s ä t z e n i n s b e s o n d e r e a u ch g r ö ß e r e Te x t -t e i l e e i n s ch l i e ß e n u n d a u f d i e s e We i s e a l s s e l b -s t ä n d i g e Te x t e i n h e i t ke n n z e i ch n e n .

A u s r u f e - o d e r Fr a g e z e i ch e n , d i e z u m Z u s a t zo d e r N a ch t r a g i n K l a m m e r n g e h ö r e n, s e t z t m a nv o r d i e a b s ch l i e ß e n d e K l a m m e r.

§ 87

§ 88

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

3 Anführung von Äußerungen oderTextstellen bzw. Hervorhebung vonWörtern oder Textstellen: Anführungs-zeichen

Dies betrifft

(1) wörtlich wiedergegebene Äußerungen(direkte Rede):”Es ist unbegreif lich, wie ich das hatte ver-gessen können“, sagte sie. ”Immer muss icharbeiten!“, seufzte sie. ”Dass ich immer arbei-ten muss!“, seufzte sie. Er fragte: ”Kommst dumorgen?“ ”Kommst du morgen?“, fragte er. Erfragte: ”Kommst du morgen?“, und verab-schiedete sich. ”Du siehst“, sagte die Mutter,”recht gut aus.“ ”Wir haben die feste Absicht,die Strecke stillzulegen“, erklärte der Vertre-ter der Bahn, ”aber die Entscheidung derRegierung steht noch aus.“

Dies gilt auch für Beispiele wie:”Das war also Paris!“, dachte Frank. ”DeineVermutung könnte schon zutreffen“, lächeltesie.

(2) wörtlich wiedergegebene Textstellen(Zitate):ber das Ausscheidungsspiel berichtete ein

Journalist: ”Das Stadion glich einem Hexen-kessel. Das Publikum stürmte auf das Spiel-feld und bedrohte den Schiedsrichter.“

Zum Doppelpunkt siehe § 81 (1)

M i t A n f ü h r u n g s z e i ch e n s ch l i e ß t m a n e t wa sw ö r t l i ch W i e d e r g e g e b e n e s e i n.

S a t z z e i ch e n , d i e z u m w ö r t l i ch W i e d e r g e g e -b e n e n g e h ö r e n , s e t z t m a n v o r d a s a b s ch l i e -ß e n d e A n f ü h r u n g s z e i ch e n ; S a t z z e i ch e n , d i e z u mB e g l e i t s a t z g e h ö r e n , s e t z t m a n n a ch d e m a b -s ch l i e ß e n d e n A n f ü h r u n g s z e i ch e n .

§ 89

§ 90

Im Einzelnen gilt:

”Du kommst jetzt!“, rief sie. ”Kommst dumorgen?“, fragte er. Du solltest ihm sagen:”Ich kann das auf keinen Fall akzeptieren!“!Hast du gesagt: ”Ich kann das auf keinen Fallakzeptieren!“? Sag ihm: ”Ich habe keine Zeit!“!Fragtest du: ”Wann beginnt der Film?“?

”Ich komme morgen“, versicherte sie. Siesagte: ”Ich komme gleich wieder“, und holtedie Unterlagen.

Die Bahn erklärte: ”Wir haben die festeAbsicht, die Strecke stillzulegen.“ Sie versi-cherte: ”Ich komme morgen!“ Er rief: ”Dukommst jetzt!“ Er fragte: ”Kommst du?“”Komm bitte“, sagte er, ”morgen pünktlich.“

”Ich komme gleich wieder“, versicherte sie.”Komm bald wieder!‘‘, rief sie. ”Wann kommstdu wieder?“, rief sie. Sie sagte: ”Ich kommegleich wieder“, und holte die Unterlagen. Siefragte: ”Brauchen Sie die Unterlagen?“, undöffnete die Schublade.

”Ich werde“, versicherte sie, ”bald wieder-kommen.“ ”Kommst du wirklich“, fragte sie,”erst morgen Abend?“

S o w o h l d e r a n g e f ü h r t e S a t z a l s a u ch d e rB e g l e i t s a t z b e h a l t e n i h r A u s r u f e - o d e r Fr a g e z e i -ch e n .

B e i m a n g e f ü h r t e n S a t z l ä s s t m a n d e nS ch l u s s p u n k t w e g , w e n n e r a m A n f a n g o d e r i mI n n e r n d e s G a n z s a t z e s s t e h t. B e i m B e g l e i t s a t zl ä s s t m a n d e n S ch l u s s p u n k t w e g , w e n n d e r a n -g e f ü h r t e S a t z o d e r e i n Te i l v o n i h m a m E n d e d e sG a n z s a t z e s s t e h t .

Fo l g t n a ch d e m a n g e f ü h r t e n S a t z d e r B e -g l e i t s a t z o d e r e i n Te i l v o n i h m , s o s e t z t m a nn a ch d e m a b s ch l i e ß e n d e n A n f ü h r u n g s z e i ch e n e i nKo m m a .I s t d e r B e g l e i t s a t z i n d e n a n g e fü h r t e n S a t z e i n g e -s ch o b e n , s o s ch l i e ß t m a n i h n m i t p a a r i g e mKo m m a e i n .

§ 91

§ 92

§ 93

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Dies betrifft

(1) berschriften, Werktitel (etwa vonBüchern und Theaterstücken), Namen vonZeitungen und dergleichen:Sie las den Artikel ”Staatliche Schulen testenEinheitskleidung“ im ”Spiegel“. Sie liest Hein-rich Bölls Roman ”Wo warst du, Adam?“.Kennst du den Roman ”Wo warst du,Adam?“? Wir lesen gerade den ”Kaukasi-schen Kreidekreis“ von Brecht.

Zur Groß- und Kleinschreibung siehe § 53 E2.

(2) Sprichwörter, Äußerungen und derglei-chen, zu denen man kommentierend Stel-lung nehmen will:Das Sprichwort ”Eile mit Weile“ hört man oft.”Aller Anfang ist schwer“ ist nicht immer einhilfreicher Spruch.

Sein kritisches ”Der Wein schmeckt nachEssig“ ärgerte den Kellner. Ihr bittendes”Kommst du morgen?“ stimmte mich um.Seine ständige Entschuldigung ”Ich habekeine Zeit!“ ist wenig glaubhaft. Mich nervtsein dauerndes ”Ich kann nicht mehr!“.

Textteile dieser Art werden nicht mit Kommaabgegrenzt. Im brigen gilt § 90 bis § 92.

(3) Wörter oder Wortgruppen, über dieman eine Aussage machen will:Das Wort ”fälisch“ ist gebildet in Anlehnungan West”falen“. Der Begriff ”Existenzialis-mus“ wird heute vielfältig verwendet. Alleseine Freunde nannten ihn ”Dickerchen“. DiePräposition ”ohne“ verlangt den Akkusativ.

(4) Wörter oder Wortgruppen, die mananders als sonst – etwa ironisch oder über-tragen– verstanden wissen will:

M i t A n f ü h r u n g s z e i ch e n k a n n m a n W ö r t e ro d e r Te i l e i n n e r h a l b e i n e s Te x t e s h e r v o r h e b e nu n d i n b e s t i m m t e n F ä l l e n d e u t l i ch m a ch e n , d a s sm a n z u i h r e r Ve r w e n d u n g S t e l l u n g n i m m t, s i cha u f s i e b e z i e h t .

§ 94 Und du willst ein ”treuer Freund“ sein? Fürdiesen ”Liebesdienst“ bedanke ich mich. Erbekam wieder einmal seine ”Grippe“. Siesprang diesmal ”nur“ 6,60 Meter.

Die Zeitung schrieb: ”Die Bahn hat bereitsim Frühjahr erklärt: ,Wir haben die festeAbsicht, die Strecke stillzulegen‘, und sie hatdas auf Anfrage gestern noch einmal bestä-tigt.“ ”Das war ein Satz aus Bölls ,Wo warstdu, Adam?‘, den viele nicht kennen“, sagte er.

4 Markierung von Auslassungen

4.1 Apostroph

Mit dem Apostroph zeigt man an, dass manin einemWort einen Buchstaben oder meh-rere ausgelassen hat.

Zu unterscheiden sind:

a) Gruppen, bei denen man den Apostrophsetzen muss (siehe § 96),

b) Gruppen, bei denen der Gebrauch desApostrophs dem Schreibenden freige-stellt ist (siehe § 97).

Dies betrifft

(1) Eigennamen, deren Grundform (Nomi-nativform) auf einen s-Laut (geschrieben: -s,-ss, -ß, -tz, -z, -x, -ce) endet, bekommen imGenitiv den Apostroph, wenn sie nichteinen Artikel, ein Possessivpronomen oderdergleichen bei sich haben:Aristoteles’ Schriften, Carlos’ Schwester, Ines’

S t e h t i n e i n e m Te x t m i t A n f ü h r u n g s z e i ch e ne t wa s e b e n f a l l s A n g e f ü h r t e s , s o ke n n z e i ch n e tm a n d i e s d u r ch d i e s o g e n a n n t e n h a l b e n A n fü h -r u n g s z e i ch e n .

M a n s e t z t d e n A p o s t r o p h i n d r e i G r u p p e nv o n F ä l l e n .

§ 95

§ 96

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

gute Ideen, Felix’ Vorschlag, Heinz’ Geburts-tag, Alice’ neue Wohnung

E1: Aber ohne Apostroph:die Schriften des Aristoteles, die Schwester desCarlos, der Geburtstag unseres kleinen Heinz

E2: Der Apostroph steht auch, wenn -s, -z, -xusw. in der Grundform stumm sind:Cannes’ Filmfestspiele, Boulez’ bedeutender Bei-trag, Giraudoux’ Werke

(2) Wörter mit Auslassungen, die ohneKennzeichnung schwer lesbar oder missver-ständlich sind:In wen’gen Augenblicken . . . ’s ist schade umihn. Das Wasser rauscht’, das Wasserschwoll.

(3) Wörter mit Auslassungen imWortinne-ren wie:D’dorf (= Düsseldorf), M’gladbach (= Mön-chengladbach), Ku’damm (= Kurfürsten-damm)

der Käpt’n, mit’m FahrradBitte, nehmen S’ (= Sie) doch Platz!Das war ’n (= ein) Bombenerfolg!

E: Von dem Apostroph als Auslassungszeichenzu unterscheiden ist der gelegentlicheGebrauch dieses Zeichens zur Verdeutlichungder Grundform eines Personennamens vor derGenitivendung -s oder vor dem Adjektivsuffix-sch:Carlo’s Taverne, Einstein’sche Relativitätstheorie

Zur Schreibung der adjektivischen Ableitungenvon Personennamen auf -sch siehe auch § 49und § 62.

M a n k a n n d e n A p o s t r o p h s e t z e n, w e n nW ö r t e r g e s p r o ch e n e r S p r a ch e m i t A u s l a s s u n g e nb e i s ch r i f t l i ch e r W i e d e r g a b e u n d u r ch s i ch t i g s i n d .

§ 97

4.2 Ergänzungsstrich

Zum Bindestrich wie in A-Dur siehe § 40 ff.

Dies betrifft

(1) den letzten Bestandteil:Haupt- und Nebeneingang (= Haupteingangund Nebeneingang); Eisenbahn-, Straßen-,Luft- und Schiffsverkehr; vitamin- undeiweißhaltig, saft- und kraftlos, ein- und aus-laden

Natur- und synthetische Gewebe, Stan-dard- und individuelle Lösungen; fertig- undzuwege bringen; (in umgekehrter Abfolge:)synthetische und Naturgewebe, individuelleund Standardlösungen; zuwege und fertig-bringen

(2) den ersten Bestandteil:Verkehrslenkung und -überwachung (= Ver-kehrslenkung und Verkehrsüberwachung);Schulbücher, -hefte, -mappen und -utensi-lien; heranführen oder -schleppen, bergaufund -ab

Mozart-Symphonien und -Sonaten (= Mo-zart-Symphonien und Mozart-Sonaten)

(3) den letzten und den ersten Bestandteil:Textilgroß- und -einzelhandel (= Textilgroß-handel und Textileinzelhandel), Eisenbahn-unter- und -überführungen

Werkzeugmaschinen-Import- und-Exportgeschäfte

4.3 Auslassungspunkte

M i t d e m E r g ä n z u n g s s t r i ch z e i g t m a n a n ,d a s s i n Z u s a m m e n s e t z u n g e n o d e r A b l e i t u n g e ne i n e r A u f z ä h l u n g e i n g l e i ch e r B e s t a n d t e i l a u s g e -l a s s e n w u r d e , d e r s i n n g e m ä ß z u e r g ä n z e n i s t.

M i t d r e i P u n k t e n ( A u s l a s s u n g s p u n k t e n )z e i g t m a n a n , d a s s i n e i n e m Wo r t , S a t z o d e rTe x t Te i l e a u s g e l a s s e n w o r d e n s i n d.

§ 98

§ 99

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

Du bist ein E.. . ! Scher dich zum .. . !” . . . ihm nicht weitersagen“, hörte er ihn

gerade noch sagen. Der Horcher an derWand .. .

Vollständiger Text: In einem Buch heißtes: ”Die zahlreichen bungen sind konkretauf das abgestellt, was vorher behandeltworden ist. Sie liefern in der Regel Material,mit dem selbst gearbeitet und an demgeprüft werden kann, ob das, was vorherdargestellt wurde, verstanden worden istoder nicht. Die im Anhang zusammengestell-ten Lösungen machen eine unmittelbareKontrolle der eigenen Lösungen möglich.“

Mit Auslassung: In einem Buch heißt es:”Die . . . bungen . . . liefern . . . Material, mitdem selbst gearbeitet . . . werden kann .. . Die. . . Lösungen machen eine . . . Kontrolle . . .möglich.“

Ich habe die Nase voll und .. .Diese Szene stammt doch aus dem Film ”DieWüste lebt“ . . .Mit ”Es war einmal . . .“ beginnen viele Mär-chen.Viele Märchen beginnen mit den Worten: ”Eswar einmal . . .“Aber: Verf lixt! Ich habe die Nase voll und .. . !

5 Kennzeichnung der Wörterbestimmter Gruppen

5.1 Punkt

Dies betrifft Fälle wie:Tel. (= Telefon), Ztr. (= Zentner),v. (= von), Bd. (= Band), Bde. (= Bände),

S t e h e n d i e A u s l a s s u n g s p u n k t e a m E n d ee i n e s G a n z s a t z e s , s o s e t z t m a n ke i n e n S a t z -s ch l u s s p u n k t .

M i t d e m P u n k t ke n n z e i ch n e t m a n b e -s t i m m t e A b k ü r z u n g e n ( a b g e k ü r z t e W ö rt e r )

§ 100

§ 101

Ms. (= Manuskript), Jg. (= Jahrgang),Jh. (= Jahrhundert), Jh.s (= des Jahrhun-derts), f. (= folgende Seite), ff. (= folgendeSeiten); lfd. Nr. (= laufende Nummer), z. B.(= zum Beispiel), u. A. w. g. (= um Antwortwird gebeten); Weißenburg i. Bay. (= Wei-ßenburg in Bayern), Bad Homburg v. d.H.(= Bad Homburg vor der Höhe); Reg.-Rat(= Regierungsrat), Masch.-Schr. (= Maschi-nenschreiben); Abt.-Leiter (= Abteilungslei-ter), Rechnungs-Nr. (= Rechnungsnummer);Tsd. (= Tausend), Mio. (= Million(en)), Mrd.(= Milliarde(n))

Dr. med. , stud. med. , stud. phil. , a. D. , h. c.

Dies betrifft

(1) Abkürzungen, die national oder inter-national festgelegt sind, wie etwa Abkür-zungen

(1.1) für Maße in Naturwissenschaft undTechnik nach dem internationalen Einhei-tensystem:m (= Meter), g (= Gramm),km/h (= Kilometer pro Stunde),s (= Sekunde), A (= Ampere),Hz (= Hertz)

(1.2) für Himmelsrichtungen:NO (= Nordost), SSW (= Südsüdwest)

(1.3) für bestimmte Währungsbezeich-nungen:EUR (= Euro)

(2) so genannte Initialwörter und Kürzel:BGB (= Bürgerliches Gesetzbuch), T V(= Technischer berwachungsverein),Na (= Natrium; so alle chemischen Grund-stoffe);des PKW(s), die EKG(s), Kfz-Papiere, FKKler,U-Bahn

E1: Ohne Punkt stehen teilweise auch fach-sprachliche Abkürzungen wie:

B e s t i m m t e A b k ü r z u n g e n, Ku r z w ö r t e r u n dd e r g l e i ch e n s t e h e n ü b l i ch e r w e i s e o h n e P u n k t .

§ 102

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

RücklVO (= Rücklagenverordnung), LArbA (=Landesarbeitsamt)

E2: In einigen Fällen gibt es Doppelformen.Co./Co (ko) (= Companie), M.d.B./MdB (= Mit-glied des Bundestages), G.m.b.H./GmbH (= Ge-sellschaft mit beschränkter Haftung); WW/Wirk.Wort (= Wirkendes Wort; Titel einer Zeit-schrift), AA/Ausw. Amt (= Auswärtiges Amt)

Sein Vater ist Regierungsrat a. D.Aber: Ist sein Vater Regierungsrat a. D. ?

der 2. Weltkrieg, der II. Weltkrieg; Sonntag,den 20. November; Friedrich II. , König vonPreußen; die Regierung Friedrich Wil-helms III. (des Dritten)

Der König von Preußen hieß Friedrich II.Aber:Wann regierte Friedrich II. ?

5.2 Schrägstrich

Dies betrifft

(1) die Angaben mehrerer (alternativer)Möglichkeiten im Sinne einer Verbindungmit und, oder, bzw. , bis oder dergleichen:die Schüler/Schülerinnen der Realschule,das Semikolon/der Strichpunkt als stilisti-sches Zeichen, Männer/Frauen/Kinder;

A m E n d e e i n e s G a n z s a t z e s s e t z t m a n n a chA b k ü r z u n g e n n u r e i n e n P u n k t .

M i t d e m P u n k t ke n n z e i ch n e t m a n Z a h l e n ,d i e i n Z i f f e r n g e s ch r i e b e n s i n d , a l s O r d i n a l z a h -l e n .

A m E n d e e i n e s G a n z s a t z e s s e t z t m a n n a chO r d i n a l z a h l e n , d i e i n Z i f f e r n g e s ch r i e b e n s i n d ,n u r e i n e n P u n k t .

M i t d e m S ch r ä g s t r i ch ke n n z e i ch n e t m a n ,d a s s W ö r t e r ( N a m e n , A b k ü r z u n g e n ) , Z a h l e no d e r d e r g l e i ch e n z u s a m m e n g e h ö r e n.

§ 103

§ 104

§ 105

§ 106

Abfahrt vom Dienstort/Wohnort, die Rund-funkgebühren für Januar/Februar/März,Montag/Dienstag, Wien/Heidelberg 1996,September/Oktober-Heft (auch September-Oktober-Heft; siehe § 44)

die Koalition CDU/FDP, die SPÖ/ÖVP-Ko-alition

das Wintersemester 2005/06, am9./10.Dezember 2005

(2) die Gliederung von Adressen, Telefon-nummern, Aktenzeichen, Rechnungsnum-mern, Diktatzeichen und dergleichen:Linzer Straße 67/I/5-6, 0621/1581-0, AzIII/345/5, Re-Nr 732/24, me/la

(3) die Angabe des Verhältnisses von Zah-len oder Größen im Sinne einer Verbindungmit je/pro:im Durchschnitt 80 km/h, 1000 Einwoh-ner/km2

F Worttrennung am Zeilenende

Die Worttrennung am Zeilenende dientdazu, den vorhandenen Platz bei einemgeschriebenen Text optimal zu nutzen.Getrennt werden können nur mehrsilbigeWörter.

Beispiele:Bau-er, Ei-er, steu-ern, na-iv, Mu-se-um, in-di-vi-du-ell; eu-ro-pä-i-sche, Ru-i-ne, na-ti-o-nal,Fa-mi-li-en; Haus-tür, Be-fund, ehr-lich

E1: Einzelne Vokalbuchstaben amWortanfangoder -ende werden nicht abgetrennt, auch nichtbei Komposita, zum Beispiel: Abend, Kleie, Ju-li-abend, Bio-müll

M e h r s i l b i g e W ö r t e r k a n n m a n a m E n d e e i -n e r Z e i l e t r e n n e n . D a b e i s t i m m e n d i e G r e n z e nd e r S i l b e n , i n d i e m a n d i e g e s ch r i e b e n e n W ö r t e rb e i l a n g s a m e m Vo r l e s e n z e r l e g e n k a n n , g e -w ö h n l i ch m i t d e n Tr e n n s t e l l e n ü b e r e i n .

§ 107

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

E2: Irreführende Trennungen bzw. Trennungen,die beim Lesen die Sinnerfassung stören, soll-ten vermieden werden, zum Beispiel:

An-alphabet (nicht: Anal-phabet)Sprech-erziehung (nicht: Sprecher-ziehung)Ur-instinkt (nicht: Urin-stinkt)

1 Trennung zusammengesetzter undpräfigierter Wörter

Beispiele:Heim-weg, Schul-hof, Week-end; Ent-wurf,Er-trag, Ver-lust, voll-enden, Dia-gramm, Re-print, syn-chron, Pro-gramm, At-traktion,kom-plett, In-stanz

2 Trennung mehrsilbiger einfacherund suffigierter Wörter

Bei der Trennung mehrsilbiger einfacherund suffigierter Wörter treten folgendeFälle auf:– es steht kein Konsonantenbuchstabe ander Silbengrenze: Bauer, Eier, Pleuel (siehe§ 109)

– es stehen ein oder mehrere Konsonanten-buchstaben an der Silbengrenze: Liebe,Heimat, eigen; atmen, Berge, knusprig(siehe § 110 bis § 112)

Beispiele:Bau-er, Ei-er, europä-ische, Famili-en, Foli-en,freu-en, individu-ell, Knäu-el, klei-ig, Lai-en,Mani-en, Muse-um, na-iv, nati-onal, re-ell,Ru-ine, Spi-on, steu-ern

Z u s a m m e n s e t z u n g e n u n d W ö r t e r m i t P r ä -f i x t r e n n t m a n z w i s ch e n d e n e i n z e l n e n B e s t a n d -t e i l e n .

Z w i s ch e n Vo k a l b u ch s t a b e n , d i e z u v e r -s ch i e d e n e n S i l b e n g e h ö r e n, k a n n g e t r e n n t w e r -d e n .

§ 108

§ 109

Beispiele:Au-ge, Bre-zel, He-xe, bei-ßen, Rei-he;

Trai-ning, trau-rig, nei-disch, Hei-mat;

El-tern, Gar-be, Hop-fen, ros-ten, Wüs-te,leug-nen, sin-gen, sin-ken, sit-zen, Städ-te;Bag-ger, Wel-le, Kom-ma, ren-nen, Pap-pe,müs-sen, beis-sen (wenn ss statt ß, vgl. § 25E2 und E3), Drit-tel;

zän-kisch, Ach-tel, Rech-ner, ber-gig, wid-rig,eif-rig, Ar-mut, freund-lich, sechs-te;

imp-fen, Karp-fen, dunk-le;

knusp-rig, Kanz-ler

Beispiele:la-chen, wa-schen, Deut-sche; Sa-phir, Myr-rhe, Fa-shion, Zi-ther; bli-cken, Zu-cker

Beispiele:nob-le/no-ble, Zyk-lus/Zy-klus, Mag-net/Ma-gnet, Feb-ruar/Fe-bruar, Hyd-rant/Hy-drant,Arth-ritis/Ar-thritis

S t e h t i n e i n f a ch e n o d e r s u f f i g i e r t e n W ö r -t e r n z w i s ch e n Vo k a l b u ch s t a b e n e i n e i n z e l n e rKo n s o n a n t e n b u ch s t a b e , s o ko m m t e r b e i d e r Tr e n -n u n g a u f d i e n e u e Z e i l e. S t e h e n m e h r e r e Ko n s o -n a n t e n b u ch s t a b e n d a z w i s ch e n , s o ko m m t n u r d e rl e t z t e a u f d i e n e u e Z e i l e.

S t e h e n B u ch s t a b e n v e r b i n d u n g e n w i e ch,sch; ph, rh, sh o d e r th f ü r einen Ko n s o n a n t e n ,s o t r e n n t m a n s i e n i ch t . D a s s e l b e g i l t f ü r ck.

I n Fr e m d w ö r t e r n k ö n n e n d i e Ve r b i n d u n -g e n a u s B u ch s t a b e n f ü r e i n e n Ko n s o n a n t e n + l,n o d e r r e n t w e d e r e n t s p r e ch e n d § 1 1 0 g e t r e n n tw e r d e n , o d e r s i e ko m m e n u n g e t r e n n t a u f d i en e u e Z e i l e .

§ 110

§ 111

§ 112

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Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung

3 Besondere Fälle

W ö r t e r, d i e s p r a ch h i s t o r i s ch o d e r v o n d e rH e r k u n f t s s p r a ch e h e r g e s e h e n Z u s a m m e n s e t -z u n g e n o d e r P r ä f i g i e r u n g e n s i n d , a b e r n i ch t m e h ra l s s o l ch e e m p f u n d e n o d e r e r k a n n t w e r d e n,k a n n m a n e n t w e d e r n a ch § 1 0 8 o d e r n a ch § 1 0 9b i s § 1 1 2 t r e n n e n .

§ 113

Beispiele:hin-auf/hi-nauf, her-an/he-ran, dar-um/da-rum, war-um/wa-rum;

Chrys-antheme/Chry-santheme, Hekt-ar/Hek-tar, Heliko-pter/Helikop-ter, inter-es-sant/inte-ressant, Lin-oleum/Li-noleum,Päd-agogik/Pä-dagogik