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Die Balearen

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Alex. yon Homeyer: Die Balearen. 417

Die Balearen. Yon

Alexander yon Homeyer. | | . D i e 8 o m m e r v ~ e l t ier Ba learen**)

(Schluss ; s iehe Juli-Hef~ ~62, Seite 241~85~)

b. Tauben~ Hiihner, Wat-, und Schwimm-¥0gel . 6I. Columb a pa lumbus . ~ )

Die Ringeltaube finder sich bier and da paarweise an den stillen, mit Eiehen und Kiefern bewachsenen Thalgehangen der ¥orberge, so namentlich auf Ma:llorka in dem siidliehea Theil des n~rdlichen Gebirgszuges: doch ist sie wahrend des Sommers nir- gends haufig. Ich glaube nicht, dass sie in der Fiirbung yon der deutsehen Type abweieht~ mit weleher sie die Stimme gemein hat. Nach A. Brehm ist sie auch in Catalonien~ Galizien und Castilien Brut~,oget, ]edoch nur einzeln; im Winter hingegen in Mittel-wie Stid-Spanien sehr haufig.

62. Columba L i v i a L. Die zweibindige Felsentaube ist ausserordentlich hiiufig an

den steilen i/:iisten der Inseln, wahrend sie im Innern des Landes selbst auf den schroffsten Felspartien nieht anzutreffen ist; eine Eigenthfimlichkeit~ welche B o l l e iiir die Canaren (Journ. f. 0rn. V. 330) entsehieden in Abrede stellt. Sieht man sie im Innern des Landes, so sind es nur Fltige, welche yon der Kiiste her l~ier der Nahrung nachgehen. ~iir gew(/hnlich gehen dieselben nicht welter landeinwarts, als bis zum n~chsten Futterplatz, - - und fin- det somit bier dasselbe Verhaltniss, wie bei unsern Haustauben~ den sogenannten Feldfliichtern start, welche den Schlag verlassen um eine halbe Stunde davon bTahrang zu suehen.

An den steilen Kiisten aber, namentlich da, wo die Felsen senkrecht zum Meere abfallen, oder wo dieselben der Art unter- waschen sind~ dass sie jeden Moment einzustiirzen drohen, oder wo schon grosse losge~piilte Felsbl~cke in der See liegen, kurz Pliitze, wo die Brandung schiiumend tobt, da kommt unsere Taube vor; hier briitet sie colonieweise zu 5--8 Paaren trotz des tollsten Wogengeri~usches in aller Ruhe und Zuriiekgezogenheit. Aus

*) Dutch ein eigenthfimliches Yersehen habe ich beim Aufz~h!en der Arten in meiner vorigen Arbeit S. 243 drei im System zusammenstehende Artefi ,,zletit~s hypoleucu$, Tringa sztbarquata und l~nga alpina" ausgelassefi, wesshalb die Schlussnummer dieser--Arbeit nicht 100, sondern 103 ist.

**) Columba oenas wurde w~hrend des Sommers weder yon mir atif deh Balearen, noch yon A. Brehm auf dem Continent beobachtet.

Journ. L Ornith., X. Jahrg. Nr. 60, November 186~, 27

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diesen Verhiiltnissen, welche den Aufenthalt bedingen, ergiebt sich yon selbst das h~ufige Vorkommen unseres Vogels auf Mallorka, und sein verh~ltnissm~ssig selteneres kuftreten auf Menorka.

Trat ich yon Oben her an eine derartige Felswand heran, so sah ich in der Regel uncl das sehr frfih, nur eine Taube fortfliegen, wahrend andere erst nachfolgten, als ich laut wurde, und end- lich erst die Letzten abstriehen, nachdem Steine etc. herabgerollt wurdea. Alle diese aufgescheuchten Tauben flogen stets 150--200 Schritt welt ins Meer hinaus, bevor sie seitw~ts abschwenkend wieder tier Kfiste zueilten. - - Horchte ich, so h~rte ich deut- lich das Piepen der Jungen, was mir also sofort diese Stelle als Nistplatz anzeigte. Verbarg ieh reich nun, so kehrte nach Verlauf yon einer viertel Stunde immer wieder nut eine einzelne Taube zuriick, w~hrend erst einige Minuten nachher die andern einzeln oder truppweise nachfolgten. Diese Eigenthiimlichkeit wusste reich in der Weise zu fesseln, dass ich itn- mehr Aufmerk- samkeit schenkte, und so kam ieh denn endlich zu der Ueber- zeugung, dass ich es hier nicht mit einer Ausnahme, sondern mit einer Regel zu thun habe, d a s s n ~ m l i c h j e n e z u e r s t a b f l i e g e n d e T a u b e den W a c h d i e n s t v e r s e h e .

Die Felsentaube ist sowohl am Nistplatz" wie stets scheu und schwer zu erlegen, wobei noch der schnelle, eilige Flug das Seine thut; nur ein Mal wurde mir bei Fortune das Gegentheil vorgefifllrt, indem ein F h g dieser Tauben sieh kaum dreissig Schritt yon mir auf ein Stoppelfeld setzte, so dass ich im ersten Moment an zahme Tauben daehte.

You verwilderten, scheckigen Tauben, yon denen uns Alfred Brehm ~) erz~hlt, sah ich nie etwas, unsere Taube hatte constant die blaue F~bung mit zwei dunklen Flfigelbinden.

63. Tur tur auri.tus. Die auf den Canaren und in der Provence, wie in Algier so

haufige Turteltaube lebt auch, wenngleich nicht grade haatig, als Brut- vogel auf den Balearen; so vorzugsweise in den bewaldeten Vor- bergen des wcstlichen Theiles yon Mallorka, wie auch bei Arta~ dem sandigen Son Serre und Son Real; auf Menorka hingegen sah ich sie gar nicht. Vor dem sechsten Mai bemerkte ich iibri- gens keine Tui-telLauben, und in n~Chster Zeit stets k leine Fl~ige yon 6--12 Stfick, welche mir wegen ihres Geschlossenseins den

') A.11gem. Naturhistorische Zeitung 1857.

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Zug anzeigten, weshalb ieh auch annehme, dass der Zug ftir Mallor- ka ein so sparer ist, wahrend ihn Brehm fiir den Continent sehon mit Mitre April eintreten lass-t.

64. Perdix tu fa . Dem baleal~ischen Jager ist es wahrlich nicht z u verdenken,

dass er die Jagd auf Rothhiihner mit ausserordentlieher Vorliebe betreibt , denn wie intressant ist an und fiir sieh die Austibung der allerdings etwas miihsamen und ermtidenden Jagd, und wie prachtig endlieh die Beute! Dieses ttuhn, entschieden einer un- serer sch0nsten V0gel Europas, ist auf beiden Inseln gleich hau- fig; es lebt am Liebsten in den Haferfeldern der Abhange des Gebirges, wie eben da zwischen den mit Cistenrosen und Lentis- kengestraueh verwaehsenen Steinger011partien, wie in den Thai- malden, wie endlich mitten zwischen den Felsen setbst. Dabei kommt es im Innern der Insel wie an der Kiiste gleich haufig vor, wenn nur tier oben ausgesprochene Boden-Charakter nieht fehlt. ~) Das eigentliche Fruchtland der Niederung hingegen mei- det es: Unser Vogel ist eben ein Felsen- und nicht ein Feldhuhn. Im Gebirg'e ruft es sein .Schick scherna, Sehick schema" in derselben Art und Weise, wie Perdix cinerea sein ,Ki rg iek , in den Fruehtfeldern Deatsehlands, nur ist der Ton nicht so rain, kreischend und durchdringend, sondern mehr lispelnd, zischend" und rund wie beim ,Scharuek" des Phasianus colchicus. In den Lebensverrichtungen hat as viele Aehnlickeit mit dem Rebhuhn, denn es weidet, lauft und drfickt sieh vor dem Hunde, wie vor dem Mensehen oder yon selbst wahrend des Tages, um auszuruhen oder sich zu verbergen, und ist Abends auf den Beinen. - - Da- bei l iegt es nicht ganz so fest, sondern geht gern heraus, halt iedoch bis auf 5 - -10 Schritt aus; ist es auf den Beinen, so li~sst es sich welt treiben, ohne aufzufliegen; ist es j edoeh des Ver- folgens iiberdriissig, so fiiegt es nicht ausser Schussbereich auf, wie es j a bei Perdix cinerea so oft geschieht, sondern es dl~ickt sich, und lasst den Jiiger sehussrecht herankommen. - - Es ist mOglich, dass ich hier ans einzelnen erlebten Fallen zu sehnell

*) Wenngleich auch die Bodenverhiiltnisse Schlesiens theilweise der Art sind, dass daselbst unser VogeI 2~l~n~Snnte, so waren wohl die ungfinstigen Witterungsverh~ltnlsse Ursache, dass trotz aller angewandten iKfihe eine _~c- climatisirung nicht stattfand. Man sollte den Muth nieht shaken lassen, und neue Versuche machen. Wilde Katzen und anderes Raubzeug wird immer seltener, und dadu~ch ein gliickliches Aufkommen der Brut immer wa.hr- scheinl~.cher.

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420 Alex. Yon t tomeyer :

einen Schluss touche und zu schnell eine Regel bilde, aber im Wesentlichen, denke ich, wird es doch seine Richtigkeit damit haben. Das Auffliegen gesehieht stets sehr laut, nachher sehr sehnell und sch0n, ~ibrigens ganz wie be im Rebhuhn, diesem so- gar s o ~hnlich, dass mau es, w ~ e der Gr~ssenuntersehied nicht augenscheinlich, mit ihm verweehseIn ksnnte. Des Abends h~rt man das Loeken nicht so haufig, wie hierorts beim Rebhuhn, weshalb wohl ein so iatimes Familien- oder Zusammenleben nicht B edfirfniss ist.

Ffir den Jagdliebhaber d~'f te es noch yon Interesse sein, dass die Aas~agerei sieh selbst bis auf die Balearen erstreckt hat, in- dem wahrend der Sommerzeit heim~cher Weise genug Rothhfih- ner-dadurch mit Pferdehaarschleifen gefangen werden, dass man den To n des Weibehens nachahmt.

Man halt das Rothhuhn seiaer Schsnheit wegen vielfach le- bend in ganz kleinen Holzk~figen, und ernahrt es vorzugsweise mit tiirkischem Waizen (Mais), wobei es sich trefflich befindet und jahrelang aush~lt, wahrend Freund Bolle ,V~gelkunde der Canaren" uns yon dem auf den Balearen nieht vorkommenden Perdix Tetrosa (Journ. f. 0rn. V. 324) das Gegentheil versiehert. ~)

65. C o t u r n i x d a c t y l i s o n a n s . Die Wachtel ist Zug-Vogel der Balearen~ indem ich vor dem

26. April keine schlagen horte. Sie ist auf beiden grssseren In- seln reeht haufig, und fiel mir eine Farbenvarietat an zwei le- benden, jedoeh friseh gefangenen V~geln auf; welche ich Gele- genheit hatte genau zu betrachten. Sie zeigten bei sonst nicht abweichender F~rbung ein graues Nacken- oder Halsband yon so ausgepragter F ~ b u n g und scharfer Zeichnung, dass es mir a u f den ersten Bliek auffiel. Leider waren sie nicht zu acqueriren; versichert wtu~de mir jedoch, dass man also gef~rbte Waehteln bier 6fter babe. Ohne Zweifel ist es eine eigene Type, welche ich in Deutschland nie gesehen babe. Jedenfalls m6chte ich die Aufmerksamkeit sp~terer Balearen-Reisender auf diesen Vogel lenken. ~ )

*) Perdix e4nerea wurde yon mir nicht bemerkt, auch kannte es keiner der balearischen JagdIiebhaber; nach A. Brehm vertritt dasselbe das Rothhuhn (P. ru[a) in Asturien, Leon, Hoch-Catalonien and bier und da in Arragonien.

**) Turnix gibraltariensis war auch eins yon jenen Thierchen, welches ich auf den Balearen vermuthete und durchaus aufiinden wollte. An seinem ¥or- kommen glaubte ich am so weni~er zweifeln zu dfirfen, als ja die mit Cha- maerop~ humilis und Pistacia J~entiscus fiberwachsenen .Hiigelpartien Mallor- kas so ganz den steppenartigen Character Nord-2~frikas zeigen~ wo unser Vo-

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66. Oedienentus crepitd~s. Den knarrenden Dickfuss gab ieh in meiner Einleit~ang als Cha-

raktervogel an, und er verdient es auch im wahren Sinne des Wor- tes. Nirgends findet er sich h~ufig, doch tiberall a u f j e n e n dtirftigen Steinger~llpar.tien der Abhang% den muldenf6rmigen Einsenkun- gen des Gebirges, wie den kahlen, stillen, yon di~ftigem Wald umgebenen sandigen PI~tzen der Vorberge. E r is t nicht scheu, doch weiss er die Distance unseres Schusses ganz genau. Bei unserer Ann~herung lauft er davon, - - sieht sieh urn, - - steht einen Moment still, - - Iauft wieder, - - endlieh fliegt er auf; - - im Fluge wendet er noch einmal den Kopf rfickw~rts, dann schreiet er, und fort ist er. Sein Flag ist nicht hoch, kaum zwei bis drei Fuss yon der Erde, dabei ist er sanft and ziemlieh ge- wandt, oft mit h~ngenden Beinen. Fast wird man an eine Eule erinnert, doeh nur kurze Zeit, die gelbliehe F~rbung' des Gefie- ders t~uschte uns, - - bald setzt er sich wieder, l~uft noch zehn bis fiinfzehn Sehritt und sieht wieder mit seinen grossen Augen uns an. Dabei ist dr gew6hnli6h einzeln, selbst zur Brut- zeit kaum paarweise za sehen; ist es der Fall, so sind die V~- gel 2 0 - - 3 0 Schritt yon einander entfernt, das Tre iben ist dasselbe, das Geschrei vermehrt sieh. ,Es l~sst sich nicht leugnen", schrieb ieh am zweitea ~ a i in mein Tagebueh, . e in Regenpfei fer ist es zwar~ aber doeh wieder etwas ganz Anderes ~ er hat so egwas Unheimliehes mit den grossen Augen, dem sehwarzen Bart, dem bleiehen Colorit, dem ger~usehlosen F lag : - - es ist ein Gespens t ! "

Aber wozu diese Einzelheiten? Wir haben es j a mit einem auch in Deutschland bekannten Vogel zu thun. - - Doeh nein, der spanische ist in seiner Einsamkeit ein anderer Vogel, sein Leben is t geheimnissvoller, dabei l~tsst er sieh aus der N~he be- trachten, w~hrend der Deutsche schon in grosse t Entfernung davon fliegt. ~)

gel so recht zu Hause ist. Ich habe nun diese Partieen nach allen Richtungen durchstreift, uad A.bends allda gesessen und gehorcht, aber weder den betref- fenden¥ogel aufgestSbert, noch einen fremden, yon mir nicht gekannten Lock- ton oder Ruf gehSrt; habe dann ferner viele J/~ger befragt, ob ihnen ein Thierchen ,,ghnlich der Wachtel" bekannt sei, and auch bier nur verneinende Antwort erhaltea. Ich glaube demnach das Meinige.gethan zu haben, und sa~en zu d/irfen, dass Turnix gibraltarienv~$ auf den Balearen nicht vorkommt. Nach Aklf. Brehm soil man sie in Nieder-Andalusien antreffen, ohne dass jener .Forscher selbst sie beobachtete.

*) In diesem Sommer beobach~ete ich bei Glogau, dass ein knarrender Dickfuss sich /~hnlich wie ein Rebhuhn drfickte, als ich ibm zu Pferde sehr nahe kam.

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67. Charadrius cdnt ianus. Von den drei kleinen Regenpgeifern ist dies der eigenttlehe

Repr~tsentant; man sieht ihn besonders hattfig aug den sandigen Stellen der stidlichen Kiiste Mallorkas, stets in kleinen Fliigen zu 3--10 mit Gattungsverwandten, vorzugsweise am Strande selbst, seiner Nahruag nachgehend, welehe mit Vorliebe der spfilenden See selbst entnommen wird.*) Einen Untersehied yon den V~i- geln der Ost-See land ich nur in der etwas bleicheren Farbung; in den Leb ensvelTichtangen, tier Fortpflanzung, der Stimme nicht.

A. Brehm sagt yon ihm in der AUg. Nat. Zeitung 447: ,Naeh Rios zugi~llig und selten im Herbst in Oalizien, nach

Arigo auch bei Valencia", woraus hervorgeht, dass Brehm selbst ihn gar nicht gesehen hat; Bolle nennt ihn auf den Canaren ei- hen hiiufigen und sti~ndigen Strandbewohner und Brutvogel.

68. C h a r a d r i u s h ia t i cu la . Nicht ganz so hi~ufig an denselben Orten. Dies ist unzwei-

felliaft Bolte's fraglieher Regenpfeifer der Canaren (s. Journ. f. Orn. V. 337). Unser Vogel zeichnet sich durch ein sehr breites schwarzes Brustsehild aus. Nach Vidal Standvogel am Albu~era bei Valencia, naeh Graells nicht selten in Castilien.

69. Charadr ius minor. Der seltenste Regenpfeiger; n~an finder ihn weniger an der

Kiiste der See, als an den Ausmiinduagen der Siiss-Wassergri~ben und am Prat; an diesem Letztern sind stets einige Paare anzu- treffen und dienen die sandigen Naehbarpartien desselben nach tier See ztt ibm Ms Brutstellen. Von dem andern Sumpfgefiiigel, Welches so gern im seiehten Wasser water, halt er sieh gem, und li~uft zwanzig Schritt davon auf den feuchten Stellen, um allerlei Gew~'m aufzulesen. Naeh A. Brehm ist er aug dem Continent fiberall an geeigneten Often gemein.

70. Streps i las col laris (Ill.)**) Wttrde dann und warm am Seestrande unweit Falma yon

mir gesehen; sein ganzes Wesen deutete auf einen Brutvogel him Gewtihnlich traf ich ihn mit Regenpgeifern und Tr inga a l p i n a s. v a r i a b i l i s da.mit besehi~ftigt, aus den kleinen, dureh die zuriiekgetretene See gebildeten Laehen aUerlei Gewiirm als Nab- rung aufzulesem

*) Dennoch im l~iagea_,,kleine Landschnecken and K/~fer" gefunden. *') .kus der Gattung Fanelluz wurde Nichts gesehen.

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71. Glareola pratincola (L.) Die Wiesenschwalbe, welche nach Graells und Vidal wiih-

rend des Sommers nicht haufig bei Valencia und in Castilien vor- kommt, ist ffir unse~e Inseln eine entschiedene Seltenheit, denn ausser einem Parchen, welches ich am 13. Mai erlegte, babe ieh nie wieder einen derartigen Vogel angetroffen; selbst die Jagdiiebhaber, welchen ieh meine pri~parirten VSgel zeigte, betrach- teten dieselben Ms Fremdlinge. Ich komme spi~ter unter dem Titel ,Zwei gltickliehe Jagdtage," noch ein Mal auf diesen Vogel zuriick.

72: Ardea cinerea L. ~) Unser grauer Fischreiher ist yon den Gattungsverwandten

am zahlreichsten anzutreffen, ohne dabei haufig zu sein. Bei Tage sah ich ihn ~ifters zu je zwei bis drei Stiick vereint am Prat am Abende einzelne Individuen vorbeiziehen, welche den Lachen zufiogen. Brutvogel ist er" unzweifelhaft, indem Mitre Mai ein junger Vogel auf Mallorka erlegt wurde, jedoch dtirfte auch bier die Brutstelle aus Mange1 hoher Baume trod geschlossener Wal- der anderer Aa-t wie in Deutschland und in den Dickichten des A~tndo donax am Albufera, oder denen der Tamarisken am Prat zu suchen sein.

73. Arden purpurea L. Dasselbe, wie beim Vorgehenden, nur noeh einzelner.

74. Egretta garzetta (Bp.) Der kleine Silberreiher wurde einige Mal yon mir am Prat

und Albufera gesehen; es waren stets einzelne V(igel. Eine Verwechsehng mit dem Kuhreiher (Bu bulcus co matus), weleher nach A. Brehm tier haufigste Reiher Siid Spaniens ist, land nicht start, indem ich beide ±rten im Fhge zu unterscheideu weiss. Bei Valencia ist E. garzetta gemein, und briitet derselbe nach Dr. yon Miiller aueh in der Camargue.

75. Nycticorax griseus (Strickl.) Der Nachtreiher ist vielleicht ebenso hi~ufigwie A. cinerea;

man sieht ihn vorzugsweise Abends, wenn er der Nahrung halber den Lachen zufiiegt, Tags hingegen wie beispielsweise am Prat niemals. Wenn sehon der Fischreiher einen eigenen Eindruck macht, im Duakel der Nacht dahin ziehend, und widerlich krei- schend, so thut dies der Nachtreiher noch vie1 mehr. Dieser is~

*) Von StSrchen sah ich Nichts. Auffallen muss es, dass die Kranicho ganz fehlen; selbst Balearica pavonina, die ich ihres Namens halber doch vermuthen durfte, wurde nicht yon mir beobachtet, und stelle ich ihr Vorkom- men als Brut- oder Sommervoget-entschieden in Abrede.

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ein entsehiedener Naehtvogel, der Flug is~ ger/~uschlos, die tern porisir~en Fltigetschlttge geschehen sehneller, und wird Hals-und Brustpartie der Art zuriiekgezogen, dass dieser ganze vordere Theil dick aussieht, was dem Vogel ein eulenartiges Aussehen verleih~. Bei Valencia ist er nach Vidal, wie uns A. Brehm mit- theHt, ein haufiger Brutvogel.

76. B o t a u r u s s t e l l a r i s (ex L.) Auch der Rohrdommel ist Brutvogel; ieh habe sein dumpfes

Briilten zu wiederholten ]~alen am Prat selbst zur Mittagszeit ge- hOrt.

77. P h o e n i c o p ~ e r u s r o s e u s . ~) Der Flamingo bewohnt als Brutvogel nur ausnahmsweise

die Balearen, besucht sic als Sommervogel dann und wann, and ist im Winter stlindig da. Dies sind die Angaben meiner ver- ehrten Freunde des Professor Rudblph Send und des jungen Esteban Veiret, Sohn des Hotelbesitzers zu den drei Tauben, Welche Angaben durch die Jagdliebhaber bestlitigt warden, welche unseren Vogel als sehr scheu und schwer zu er legen schilderten. An der Richtigkeit der Mittheilungen ist fibrigens nicht zu zwei- feln, denn einerseits biirgt die Ehrenhaftigkeit meiner Freunde daftir, wie andererseits die vielen ausgestopften V0gel im Win- terkleid% (mit nicht abgestossenen Federkanten), welche ich bei Privaten und selbst in dem dfirftigen zoologischen Universit/its Museum in Palma antraf, wie endlich racine eigenen Beobach- tungen am 26. Mai, wo ich zwei Flamingos sah, welche gepaartzusein schienen, und somit Brntv0gel, zum Mindestenjedoch Sommerv~iget waren. Da alle Aussagen darauf hinausgingen, dass der Flamingo vorzugsweise am Albufera lebe, und jene beiden yon mir gese- henen VOgel ebenfalls daselbst beobachtet warden, so glaube ich den Chaxakter desselben hier kurz angeben zu miissen:

Der Albufera ist eia Binnenwasser, im nord~isflichen Theil Mal- lorkas unweit Alcudias~ yon der See durch einen grossen nattirlichen Datum getrenn¢, welcher bald felsig bald sandig, ' bald hoch bald niedrig ist, jedoch zulasst, dass das steigende Meer unsern See trankt~ der yore Lande her mehrere Zufliisse yon B~tchen hat. 5Tach hlcudia zu sind seine Grenzen steil, nach Son Serre htt- gelig, sonst ganz niedrig und sumpfig. Die Wasserfiiiche hat circa die Breite yon einer Stunde nnd die Lange yon zwei und einer

*) Platalea leuc~odiu; L. kommt niche v o r .

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halben Stunde, die Tiefe is t nicht bedeutend, und wechselt zwi- schen zwei bis zehn Fuss, das Wasser ist ziemlich salzig. Nach Alcudia zu begrenzen ihn die sehCinsten Fruchtgelande yon ]~ais, Hanf, Haler und Bohnen, wahrend das siidIiche Schflfrohr (Arun- do donax) die das Geli~nde durchziehenden breiten Wassergri~- ben einschliesst resp. einnimmt; naeh St. Maria zu findcn sich grosse offene mit Carex-±rten bewachsene Wiesen, welche der N~tsse halber auch wahrend des Sommers kaum zu passiren sind; die Itfigelpartien nach Son Serre sind mit der Lentiske and Cistenrose bewachsen; vor ihnen im See und nach dem Meere zu liegen grosse Sandbiinke.

Diese Letzteren nun sollen es sein, woselbst sich unser Vogel mit Vorliebe aufhalt.

78. Ibis f alcinellus. Am 25. April erz~thlte man mir bei Tisehe, dass ein junger

Franzose, welcher eifriger Jigger seij unweit Palma einen ganz merkwiirdigen Vogel geschossen habe. Nach dem Dessert ging nun die Wanderung zu jenem Franzosen; meine Tischgenossea schlossen sich theilweise an, einerseits um den Vogel zu sehen, andererseits sieh auch davon zu tiberzeugen, ob ich den Vogel kenne, wie ich es im Voraus behauptet hatte. Die Hofthfir wurde aufgemacht and es spazierte vor uns ein fltigellahm geschosse- her Ibis falcinellus. Der Franzose that sehr geheimnissvoll, hielt den Ort, wo er den Vogel getroffen, geheim, und sagte mir, es sei zwei Meilen yon hier am Seestrande gewesen; es wi~ren da- selbst immer ihrer mehrere beisammen und sehr seheu; er sei ihnen zu Lieb' schon oft des Sonntags, wenn er Zeit habe, hin- gegangen, ohne sie jedoch regelmassig anzutreffen. Ich wollte jetzt reich ihm bei dem nachsten Ausfluge anschliessen, and er- hielt aueh die bereitwilligste Zusage, doch kam es niemals dazu, der Franzose hatte stets Ausreden, bald "hatte er zu than, bald war er krank, bald hatte er Besueh, ktu-z, es wurde mir ~ klar, dass ihm daran lag, sein Jagd-Terrain nicht zu verr~/then, was mir dadurch zur Gewissheit wurde, dass eben dieser Franzose eines Tages yon der Jagd heimkehrend, einen ganz jungen Fisch- reiher gesehossen hatte.

Am 15. Mai endlich berfihrte ich das Terrain ganz zaf~tllig auf meinen Streifziigen, -- und ist es der schon so oft erwi~bnte Frat, dessert Beschreibung ich hier kurz gebe:

Der Prat, zwei Stunden siid(istlieh yon Palma, ist ein Niede-

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rungsgel~nde yon circa einer Stlmde Liinge und einer halben Stunde Breite; yon der See ist er dutch einen Sanddamm yon circa 100 Schritt getrennt, so dass er fiir gewOhnlich abgeschlos- sen ist. Getr~nkt wird der Prat durch kleine WRsserchen, welche ihm zufliessen; ferner dureh kalte Quellen, welche er selbst be- sitzt, und durch die See, wenn diese ausnahmsweise bis fiber den Sanddamm steigt. Der Gehalt wechselt demnach, bald ist er siiss, bald brackig. Die Flache des Wassers ist, wie das aus Obigem hervorgeht, sehr verschieden, steigt die See, so steht die ganze Niedcrung unter Wasser, f'tir gew~hnlich jedoch ist die Fl~che nur 7,90 Schritt lang und 50 - - 200 Schritt breit, woraus sieh also eine sehr eigenthiimliche Form ergiebt. Die Tiefe wechselt zwischen 1 - - 8 Fuss. Die Ufer nach der See zu sind durchweg flach und sandig, und nur hier und da bewachsen, w~hrend auf dem Datum selbst ein vielleicht 15' hoher, bald lichter, bald ge- schlosscner Kiefernwatd steht. Die Meereskfiste ist ebenfalls sandig. Die andere Seite des Prat (nach dem Inlande zu) ist moorig, sumpfig und oft untief, nur ausnahmsweise sandig. Ein Tamarisken- und Saticornien-Wald in einer Breite yon 5 0 - 150 Schritten umgiirtet ihn der Art, dass die Tamariske das Ober-, die Salicornia das Unter-Holz bildet, in einer HShe yon je 20 und je 5 - - 8', wahrend das Wasser darunter l - - 3' tief ist. Man kann sich denken, wie schwierig die Passage hier ist. - - Die SeRe nach Palma bin ist eine h~chst merkwiirdige, bei Bu- dytes flavus erwahnte, ich m~chte sagen steppenartige Wiese mit sterilem Boden und dfirftigem Pflanzenwuchs, thefts trocken und hart, thefts unter Wasser stehend. Die vierte Seite nach Luch- mayor endlich ist hiigelartig, lehmig, fruchtbar und mit hohen Kiefern und mit fippigem Gestr~uch bewachsen.

Im Allgemeinen stimmen diese Platze wohl mit denen, wie sic uns bei lbis falcinellus in den Nachtragen zu Naumanns Na- turge'schichte dm'ch Blasius und Baldamus geschildert wurden, und es entsteht desshalb die Frage, ob nun auch hier auf Mallorka die Ibisse wirklich nisteten.

Ich traf dieselben bald truppenweise zu zw6lf, bald zu zwei und drei, bald einzeln, bald jedesmal wahrend acht Tage, bald zwei bis drei Tage hintereinander nicht an. Dabei sah ich die ersten am 15., die letzten am 25. YIa.i, wahrend der vor- her erwahnte Franzose diesetben schon seit Mitre April beobach- tet hatte. Vidal sah dieselben nur im Winter, selten an der

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Abufera, Graells zuweilen in Castilien. Das ,,Zuweilen" sehliesst den Sommer nicht aus, bezeichnet aber auch nur ein sporadisehes Auftreten. Dr. yon Mfiller sagt im Journal f. O. IV. 230~ dass der Ibis in manehen Jahren sehr zahlreich im Mai nach der Pro- vence komme, und dass die meisten weiterz~gen, w~hreud nur wenige in der Camargue brfiteten; demnaeh glaube ich, dass un- sere Baleaxen-Ibisse auf dem Zuge waxen, dass sie aber, wenn sie nieht fortwlihrend gest(irt worden waren, iedenfalts auf Mal- lorka in dem ihnen zusagenden Terrain genistet hiitten~ woffir sowohl der lange, fiber einen Monat daaernde Aufenthal~, wie endlich ihr ganzes yon mir beobaehtetes Leben spricht, - - was abernichtgeschah, da ienes Terrain seiner geringen •usdehnungwe- gen bei all'den Stsrungen ihnen nicht genfigenden Schutz versprach.

Andrerseits ist der Ibis durehaus nieht ein ausschliesslieh sfidlicher, an das Mittelmeergebiet gebundener Vogel; Schlegel bildet ihn in seinen ,Vogels van Nederland" im Jugendkleide ab, wahrend ihn der Forstinspeetor Wiese als in der Provinz Ost-Preussen verkommend angiebt. Demnaeh ist also Ibis falci- nellus ebenfalls zn ienen VCigeln gehSrig, welehe seit neuerer Zeit sich auf die Wanderung yon Sfiden naeh Norden begaben, wie Fringilla serinu~, Ruticilla tithys etc.

79. N u m e n i u s t e n u i r o s t r i s (Vieill.) Die dfinnschniiblige Regenbrachschnepfe kommt am Prat als

Brutvogel v0r, denn wi~hrend der ganzen Sommerzeit meines Auf- enthaltes hielten sich stets einige Individuen daselbst auf; ein N e s t habe ich nicht gefunden, auch nieht einen Vogel als Pra- parat mitgebraeht, doeh mehrere bei Privaten ausgestopft gese- hen. In seiner Lebensweise weicht der Vogel yon Num. arquatus dadurch ab, dass er nach Art der Limosen und des Kampfhahnes gern auf ganz nassen Wiesen, setbst bis an den Bauch ins Was- der watet. Herr Julius Lichtenstein aus Charlos (s. meine Ein- leitung S. 18) theilte mir mit, dass dieser Vogel zwischen Valencia and Barcelona unweit der Kiiste an geeigneten Pli~tzen nieht set- ~en niste, so bei Charlos setbst. Nach Rios ist er zufallig und selten in Gali~zien.

80. L i m o sa m e l a n u r a (Leisl.) Ebenfalls Brutvogel, doch nicht hi~ufig; am Prat sind stets

einige Paare anzutreffen. Nach Vidal gemein am Albufera. 81. T o t a n u s ca l idr i s (Bechst.)

Der Rothschenkel ist einer der hi~ufigeren Sumpfv~igel des

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Prat. Stets wachsam, ist er einer der Ersten, welcher bei unse- rem Kommen entflieht, und die Genossen dutch sein klagendes ,,djub" warnt. In ziemlich geschlossenem Fluge steuert er dann der See zu, kehrt aber bald wieder nach dem Prat zurrick, doch nicht mehr so geschlossen, einzelne V~gel trennten sich ab, und umitiegen jetzt laut lockeiid das Wasser, dann fallen sie ein. Brut- vogel.

82. Totanus glottis wurde wahrend der ganzen Zeit yon mir regelmassig am Prat beobachtet, obgleich ein Brtiten daselbst wohl nicht wahrsehein'- lieh ist.

Totanus fuscus. So wie bei Totanus glottis, doch warden nach Ende Mai keine

VOgel mehr gesehen. 83. Actitis hypoleucds (Boje.)

Der trillernde Wasserlaufer, welcher nach Bolle auf den Canaren nur ein Wintergast, ist an geeigneten, d. h. flachen Kfistenstellen ziemlich haufig anzutreffen. Tags sieht man ihn bier der Nahrung nachgehen~ Abcnds h~rt man ihn immerfort ganz so wie in Deutschland. Er ist unzweifelhait Brutvogel. Von A. Brehm warde unser Vogel iiberall in Spanien beobaehtet.

84. Tringa subarquata (Cuv.). Dies ist die Art, auf welche meine Beneniiung ,,Sommervogel"

d. h. VOgel, welche im Sommer vorkommen, ohne Bratv~gel zu sein, volle Anwendung findet. Die krummschiiablige KiieUe wurde sehr haufig am Prat, abet stets in geschlossenen Flrigen yon 20 bis 50 Stricken gesehen. Der Flug halt dicht zusammen, undis t der Vogel mit Ausnahme yon Tringa alTina und Strepsilas collaris yon allen Sumpfv~geln am wenigsteii scheu. Wurde er ~erscheucht, so flog der Flug der See zu, kehrte aber bald wieder IIach dem Prat zm:fick. Ich habe mehrere dieser V~gel geschossen, und fast nut Weibchen angetroffen (5 ~ and 1 d~), alle aber mit IIoch nicht abgestosseneu Federkanten (also im Winterkleide) und ganz uneiitwickelten Geschlechtstheileii. - - Nach meinem Daffirhatten unterliegt es demnach keinem Zweifel~ dass Tr. subargi~ata frir die Balearen nicht Brutvogel ist. Dessenungeaehtet sagt Dr. v. M~iller (Journ. f. Orn. IV. 230.) fiber ihr Vorkommen im Rhone- Delta ganz kurz, ,wo sie brritet," w~hrend A. Brehm die Sache des Brritens gar nicht ber~ihrt, sonderii nur mittheilt, dass der Vogel IIach Vidal wahrend des Sommers haufig bei Valencia sei.

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85. Tringa variabilis. ~) Dieser Strandliiufer finder sich einzeln oder in Fltigen za

zwei oder drei um Seestrande zwischen Palma und dem Prat, wie am Albufera. Er ist nicht seheu, und leicht zu erlegen; aufgescheucht fliegt er nicht weit in die See hinaus und kehrt auch bald wieder an die Kfiste zurfick. Er revidirt namentlich die kleinen dureh die zur(icktretende See gebildeten Lachen. Meine Tagebuchsnotiz fiber ein am 13. Mad geschossenes Weib- chert lautet: ,Alter Vogel; im Magen viele kleine flohartige Krebse, Orchesti~, and Quarzkorner, sehr fett~ namentlich zwisehen dem Steiss und den Fiissen. Eierstock gar nicht entwiekelt."

Dem zutraulichen Benehmen wie dem niemals flugweisen Geschlossensein nach, wain'end April und Mai m0chte man an- nehmen, dass wir es hier mit einem Brutvogel zu thun haben, wogegen jedoch die nieht entwickelten Geschlechtstheile des er- legten Vogels spreehen.

Nach Vidal ist Tr. variabilis selten auf dem Friihjahrs- zuge bei Valencia.

86. Machetes puynax (Cur.) Dasselbe~ wie bei Totanus fuseus.

87. Himantopus rufipes (Beehst.) Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen ob blos Sommer- oder

Brutvogel. Am Prat wurden stets einzelne VOgel beobachtet. 88. Rallus aquaticus L.

Die Wasserralle ist auf Mallorka und zwar am Prat ein haufi- ger Brutvogel; ich habe alt und jung geschossen~ und werde sp~tter auf sie zurtickkommen.

89. Gallinula pyymaea (Nauru.) 90. Gallinula porzana (Lath.)

91. Stagnicola chloropus (Brehm) Alle drei Wasserhiihner (89--91) wurden yon mir mehrfach

im Freien (vorzugsweise am Prat) beobachtet, wie bei Privaten ausgestopft 7 G. porzana sogur einmal lebend ira Kafige gesehen. Von glaubwfirdiger Seite wurde mir versiehert~ dass die Wasser- tltihner, besonders aber St. chloropus, im Winter ausserordentlich hiiufig seien~ vielfach geschossen und oftmals auf den Wildprets- markt gebracht wttrden. Wahrend des Sommers sind dieselben yon mir nun nicht so haufig beobaehtet worden undes f}ggt sich

*) Trinqa Temminckii (LeisIer) welche ich aufden Balearen gar nicht gese- hen, ~st nac]l ~'idall w~hrend des Sommers Mufig a.n der Albufera yon Valencia.

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nur, ob die Winterv6gel wirklich Wanderer waxen, oder ob sie sich ans den bier und da zerstreut liegenden kleinen Sumpfpur- tieen an einem an Gr6sse ihnen zusagenden Wassergebiete, wie dem Prat, ffir die Wintermonate einfanden. Ich glaube dies Letztere, denn einerseits fliegen diese Thierchen doch nicht vor- zfiglich, und andererseits wissen sie sich in den mit Kraut and Rohr fiberwachsenen Sumpfpaxtieen wiihrend des Sommers gut zu verbergen and dem huge zu entziehen, -- welche Ansichten mit den Angaben A. Brehm's und den Beobachtungen Vidal's fiir den Continent in Einklang zu bringen sind.

92. Porphyr io hyac in th inus (Temm.) Das Sultanshuhn kommt als seltener Brutvogel auf Mallorka

vor, ich habe es zweimal, sowohl am Prat, wie am Albufera, auf Menorka jedoch nicht beobachteV; ausserdem sah ich es zu wie- derholten Malen~ sowohl im Sommer- wie im Winter-Kleide aus- gestopft und erhielt ich stets die Antwort, dass es am Albufera erlegt worden sei, wie auch, dass dieses sch6ne ttuhn im Winter bedeutend zahlreicher, wie im Sommer sei. Demnach dfirfte mein Sehlusspassus der vorigen Nummer auch bier seine Anwendung finden, wie auch ftir die folgende Art. Nach A. Brehm lebt es blos an wenigen Often yon Ost- und Siid-Spanien,. so namentlich am Albufera yon Valencia.

93. Ful i ca c r l s ta ta (Gin.) Etwas h~tufiger wie das Su!tanshuhn, ich traf es am Pra t

briitend, und sah es 0fters ausgestopft, ohne dass man jedoch seinen Werth kannte. Am 15. Mai traf ich yon ibm ganz kleine

Jungen an und sah sie in der grfissten Ruhe, und doeh konnte ich ihrer nicht habhaft werden, indem ich das Gewehr nicht zur Hand hatte und reich yon den zutraulichen und ganz harmlos schwimmen- den Thierchen ein acht Fuss breiter Graben trennte; das alte Weib- chea hielt sich unter dem Sehutze des Gebtisches, etwas entfernter, zeigte sieh jedoch, immer lockend und sich oft meinen Blicken aus- setzend, fast eben so zutraulich~ wie die Jungen. Auf dem Wasser erinnert das Kammhutm sowohl mit seiner Figur wie anch dureh die Art des Schwimmens viel mehr an St. chloropus wie an F. atra, yon dem es sich im AufenthMt auch dadureh unterscheidet , dass es viel- mehr den Sumpf liebt, und mit einer kleinen Wasserflache ftir Lieb nimmt~ welches Letztere F. atra doch durchans verlangt) ¢

*) FuSca atra warde nicht yon mir beobachtet, auch nicht ausgestopft g esehe~. A. Brehm giebt es fiir den Continent h/iufig an.

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94. Lestr is catarrhactes (Ill.) Es hilft Alles Nichts, wenn aueh A. Brehm den Kopf schfit-

telt und an eine Verwechselung mit dem jungen La~as fuscus gIaubt, so bleibe ich doeh dabei, dass wahrend des Sommers 1861 zwischen den Balearen und Barcelona sich stets einige RaubmS- yen herumtreiben. Ich, der ich an der See geboren und so zu sagen daselbst gross geworden bin, trete mit diesem Raubm(Iven- Vorkommen nicht mit einer Vermuthung sondern mit einem Factum auf, und kann nm- versichern, dass die betreffenden V~gel, die ieh an der Ostsee allerdings noch nicht gesehen, fiir mich einerseits so viel Fremdartiges hatten, andererseits aber reich sofort in Hinsicht ihrer Art unterrichteten, so dass f'~tr reich nicht der geringste Zweifel obwaltet.

95. Larus argentatus L. ~) Man sieht die Silbermsve tiberall an den Kiisten si~mmtlicher

Inseln, nur nieht, oder doeh nur selten an tier steilen Nordwest- kiiste Mallorkas, am Haufigsten jedoch an der ganzen Stidkfiste dieser Insel, besonders im Hafen yon Palma selbst. Sie schwe- ben in bekannter Weise fiber dem Wasser, oder setzen sich um zu ruben auf die niederen Strandfelsen, oder fliegen naeh benach- bartem Sumpfterrain oder den Aeckern, theils der Nahrung hal- ber, theils um zu ruhen. - - Sie nistet bier und da an den Kfisten, wenn nur geeignete Nistplatze vorhanden sind, so vorzugsweise auf Dragonera und Cabrera mit Puffinus cinereus zusammen. Die E i e r , wie die Jungen werden gegessen. Der Landesname ist Gavias.

96. Gavina Audou in i Bp. Diese, wohl eigentlich nordamerikanisehe M6ve sah ich drei

Mal an Mallorkas, wie Algiers Kiiste, ein Irrthum ist der hervor- ragenden Gr~sse, wie der characteristischen Zeichnung halber nicht denkbar.

97. t t ydroche l idon nigra. Die schwarze Seeschwalbe ist ein sehr hiiufiger Brutvogel des

Prat , wie des Albufera, wi~hrend ihm die felsigen Ufer des Bufe- ra Menorkas nieht zusagen. Ia der Regel halt der Vogel das

*) Es muss befre~den, dass ich nur so wenig MSvenarten anfiihre, doch um meinem Grundsatze $reu zu bleiben, ,,nut Faeta vorzufiibren, und nicht Vermuthungen, so kann ich nicht auders, doch gebe ich A. Brehms Mitthei- lungen nac~ Vidal ffir den Continent an: ~,marinu$ h£ufig, glaucu$ kommt vor, ferner auch fuxcu$~ cachinnans~ tridactylu$, canu~ .qelaxt~ melanacephalus~ and ridibundus.; Die Letztere kommt nach ibm in allen Mittelmeerhgfen vor und ich zweiiie nicht daran, denn ich sah sie bei MarseiUe, Barcelona und A1- :gier, auf den Balearen abet nleht.

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siisse Wasser, doch geht er auch ausnahmsweise an das Meer and folgt daselbst der Kiistc stundenweit.

93. Hydrochelidon leucoptera. Auch die weissfliigelige Seeschwalbe bewohnt den Prat, wenn- gleich auch nta" in kleiner AnzaM; sie ist ebenfaUs Brutvogel.

99. Sternula minuta. Viel einzelner~ wie die beiden vorhergehenden Arten; am

Prat fiberdies nut selten, eher noeh am Albufera, vorzugsweise jedoch an der See selbst, oder vielmehr da, wo Fliisse oder Bache in diese miinden, tiler sieht man sie fliegen, wahrend ihnen die angespiilten Sandgesehiebe willkommene Brutplatze a b g e b e n . -

100. Sterna anglica. An denselben Punkten, wie die kleine Seeschwalbe, doch

noch seltener. Ich habe sie drei Mal und jedes Mal einzeln be- obachtet. Ob daher Brutvogel, weiss ich nieht.

101. Thalassid.roma Telagica. Der kleine Sturmvogel ist ein wahrer Seevogel; an der Kfiste

gr6sserer Inseln sub ich ihn nicht, daftir aber im offenen Meere bis zu den Kiisten der kleinen Eilande bin. Es macht einen selt- samen Einch.uck, diesen achten Bewohner des Meeres zu sehen, der das fttr den Meeressturm, was der Delphin fiir die hohe, schaumende Welle ist.

Unser Schiff fahrt mit Schnelligkeit dahin, - - wir liegen auf ibm und sehen in die Luft~-- Wolken ziehen bin und her und jagen sich~ wir denken an Sturm und an die fatale Seekrankheit, und schon weht der Wind frisch, - - da schiest ein Vogel self- warts beim Mast vorbei, schwarz ist er~ - - ein Segler ist es nicht~ doch gleicht er ihm. Beim Steuer verschwand er und zu ibm gehen wir~ und sehen alsda eine ganze Suite solcher VOgel: sie trippeln mit gehobenen Fliigeln auf den Wei]en , oder schlagen Haken wie ein Totanus oder eine Tringa; einige sind dicht hinter dem Sehiffe~ andere entfernter, doch alle damit beschaftigt ihre b~ahrung aus dem Kielwasser zu suchen, folgen ohne Rast unserm Fahrzeuge. Man wird nicht satt~ den Sturmv6geln~ denn solche sind es, zuzusehen, denn einerseits ist es die Harmtosigkeit~ anderseits die Geschicklichkeit ihres Fluges, wie endlich ihr Fremdartiges, was uns interessirt. Da kommen die Delphine, sie umschwarmen das Schiff und spritzen Wasser aus, - - eine Heerde fiiegender Fische hebt sich funfzig Schi'itt weit aus dem Meerej die Sonne

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bescheint ihre langen Flossen und liisst uns ihre bunten Farben sehen, die Delphine stiirzen ihnen nach, und mit ihnen auch die Sturmv0gel, - - welchen Zweck sie iedoch daSei haben, weiss ich nicht. Das is~ das Treiben des Sturmvogels; im unaufhaltsameu

FIuge folgt so die kleine schwarze Schaar dem Schiffe yon Algier aus "bis in die Naeht hinein. Am andern Morgen fehlen sie ach, sie sind umgekehrt, doch nein - - da sind sie wieder, und folgen dem Schiffe wie gestern; erst bei Cabrera verlassen sie uns. - - Der Sturmvogel meidet die beiden grossen Inseln; selbst das dem Mallorka nahe liegende Dragonera scheint ibm nieht zu- zusagen, um so mehr aber die welter im Meer hinausliegenden Cabrera und Coneiera , hier ist er in seinem Element~ denn hier ist das Meet.

102. Puffinus cinereus Viel haufiger, wie Thalassidroma 7elagica; ich sah ihn fast

tiberall, so namentlich schon beim Chateau d'If unweit Marseille's, im Golf yon Lyon, an den Kiisten Cataloniens, besonders zahlreich vor dem Hafen yon Barcelona, ferner an den Kiisten der Bale- aren, so n a m e n t l i c h be i s a m m t l i c h e n k l e i n e n l n s e l n , v o r z t i g l i c h dem L a y r e M e n o r k a ' s , w o s e l b s t er mi t Vor - l i e b e b r f i t e t ; kurz ich traf ihn im westlichen Mittelmeergebiet iiberall unweit der Ktiste d. h. ein bis fiinf Meilen davon entfernt an, wlihrend er auf dem eigentlichen Meere kaum gesehen wurde. Ge- wOhnlich sieht man den Vogel fliegen, oft jedoch aueh schwimmen, es sind ihrer drei bis zwanzig beisammen; man sieht sie zu allen Ta- geszeiten, in der heissen Mittagssonne, wie des Abends spat, beson- ders zahlreich uud taunter aber kurz nach Aufgang der Sonnne. Das Leichtbesehwingte des kleinen Sturmvogels hat er nieht, und machte er niemals einen so gtinstigen Eindruck auf mich, wie auf andere Naturbeobachter, indem ich ihm eine Eleganz seiner Bewegungen nieht absehen konnte, die spitzen langen (sichelfor- migen) Fltige] schienen mir in Disharmonie zu stehen mit dem schweren, plumpen K0rper; der Vogel segelt nicht, sondern schiest der Welle folgend und jeder Unregelmassigkei~ ausbiegend eilig dahin, nachdem er durch mehrere eilige Fltigelschliige I~iifte gesammelt hat; die Move sehwebt, tier Puffin rudert; ich m0chte dem Fluge unsers Vogels lieber die Eigenschaft des ,Ungestiimen" geben.

Schliesslich noch, class ich Species-Verschiedenheiten beo- bachtete, ohne mit Gewissheit die Art nennen zu ktinnen, - - anglovum und obscurus werden es wohl gewesen sein.

aourm f. Orn i th . X. Jahrg., Nr. 60, 2November i862. 28

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~ 4 Alex. yon Homeyer: Die Balearen.

103. Calllchen ru f inus . Diese osfliche Ente, welche nach Vidal wahrend des Winters

gemein bei Valencia, im Sommer jedoch daselbst nicht anzutreffen ist, ist Brutvogel Mallorkas. Am Prat habe ich zwei Paare be- obachtet. Eine kleine Kolbenente im Dunenkleide diirfte einer der interessantestea Gegenstande meiner gesammten natm'ge. schiehfliehen Ausbeute sein. ~) - - C. rufina nistete in den unter Wasser stehenden Tamarisken und Salicm~ien, und ftihrte mit grosser Vorsicht fhre Jungen nicht auf der Flaehe des Wassers selbst, sondern stest am Saume desselben entlang, so dass sie dutch die trauerweidenartig herabh/ingenden Tamarisken gedeckt war. Die alte Ente schwamm einen Schritt voran, mit dem Kopf derartige Bewegungen machend, wie wir sie bei der Cairina moschata kennen, und stets mit einem sehr lauten knarrenden Ton die Jungen lockend, welche zu sieben oder aeht in einer Li- hie hinterhersehwammea und bald links, bald rechts nach Wasser- insecten schnappten. Diesen knarrendea Ton horte ich sehr haufig und zwar zu allen Tageszeiten; gegen Abend sah ich die Enten ofters einzeln ziehen. Nach Art andrer Eaten lebte der Er- pel (o ~) wahrend des Brutgeschaftes getrenn~ yon seiner Familie. Ich babe zu allen Tageszeiten am Prat aut dem Anstand geses- sen, und nut 3 lebende alte VOgel beobachtet, und ein, ron einem Raubthiere, wohl yon Viverr.~ Genetta zerrissenes und verzehrtes altes Weibchen gefunden, w~hrend ich ausgestopfte Praparate niemals s a h . -

*) Ich werde sp~ter auf diese Ente zurfickkommen, und alsdann das ,lunge beschreiben, welches auf der Ornithologea-Versamml-ang 1862, wenn gleieh auch nach langem Kampfe, doch endlich zu Braunschweig ,einstimmig ~ uls ~cht anerKaam; warae.