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Seite 19 S-BAHN BAHN-REPORT 6/12 Einsatz im Ländle Bereits in den 1930er Jahren existierte in und um Stuttgart ein einfacher, aber effektiver Vor- ortschnellverkehr mit Fahrzeugen der Baureihe ET 65 (ab1968: 465). Ab den 1950er Jahren wurde dieses Netz immer weiter verbessert und ging dann unmittelbar im neuen S-Bahn Netz auf. Seit 1977 sind die 420 in der Region rund um Stuttgart zu Hause. Nach kurzer Erprobungs- phase konnte am 1. Oktober 1978 der S-Bahn- Betrieb auf den Linien S 1 Plochingen – Schwab- straße, S 4 Ludwigsburg – Schwabstraße und S 6 Weil der Stadt – Schwabstraße aufgenommen werden. Die Einführung geschah beinahe zeit- gleich mit dem Start des Stuttgarter Verkehrs- verbundes VVS, der bis heute besteht. Zwischen Plochingen und dem Hauptbahnhof verkehrte die S-Bahn auf eigenen Gleisen, um dann wie die vor dem Hauptbahnhof von Norden ein- schwenkenden anderen Linien die neu erbaute unterirdische Stammstrecke mit den Halten Hauptbahnhof (tief ), Stadtmitte und Feuersee bis Schwabstraße zu befahren. Dort wendeten die Züge über eine noch heute genutzte unter- irdische Kehrschleife. Anfangs fanden sich nur Fahrzeuge der 3. Bau- serie im neu erbauten Bahnbetriebswerk in Plo- chingen, 22 km vom Stuttgarter Stadtzentrum und dem Hauptbahnhof entfernt. uf dem stetigen Rückzug befindet sich die S-Bahn-Baureihe 420 bereits seit längerer Zeit. Die anteiligen oder sogar vollstän- digen Ablösungen in bisher angestammten Einsatzgebieten wie bei der S-Bahn München, wo diese Triebwagen einstmals den Gesamtbetrieb bestritten, sind erste Schritte in einem stetigen, mittlerweile von Ausschreibungen mitbestimmten Modernisierungsprozess der Nahverkehrs- und S-Bahnfahrzeuge. Auch in einem weiteren klassischen Einsatzgebiet wird es langsam Zeit, sich letzte Erinnerungsfotos anzufertigen, denn zum kleinen Fahrplanwechsel am 8./9. Juni 2013 soll nach fast 35 Jahren mit dem Inkrafttreten eines neuen Verkehrsvertrages der Einsatz der Baureihe 420 bei der S-Bahn Stuttgart enden. Folge. Die S 2 wurde zum Fahrplanwechsel 1989 bis nach Oberaichen verlängert. Eine negative Folge war jedoch, dass der an der Gäubahn liegende Westbahnhof mit Inbetriebnahme des nun vollständigen Innenstadttunnels alle Reisezughalte verlor. Seit 1990 sind auch Fahrzeuge der 7. und vor- letzten Bauserie (420 400 bis 430) in Stuttgart heimisch, die sich von den bisherigen Serien un- ter anderem durch Schwenkschiebetüren statt der bisher verwendeten Taschenschiebetüren, nur noch einen Einholm-Stromabnehmer des Typs SBS 67 statt zwei und verbesserte Technik unterschieden. 1992 erreichte die S 1 Herrenberg und 1993 ging der neue Flughafenbahnhof in Betrieb, den die S 2 und S 3 seither planmäßig anfahren. Im April des letztgenannten Jahres begann dann ein anfangs ungeklärter Anstieg des Verschleißes an den Rädern, für den erst einige Wochen später das verwendete Schmierfett als Ursache ermittelt werden konnte. Während dieser Zeit mussten Frankfurter und Münchener 420 den fast komplett lahm gelegten Plochinger Bestand ersetzen. Am 27. Oktober 1997 wurde als letzter abge- nommener 420 der 420 486 für Plochingen aus- geliefert und bildete damit den Abschluss einer mehrere Jahrzehnte andauernden Beschaffung Im September 1980 konnte mit den 420 das erste Mal mit der S 4 Marbach (Neckar) erreicht werden und ab Mai 1981 befuhren sie die neu hinzugekommene S 5 von der Schwabstraße nach Bietigheim-Bissingen. Im September desselben Jahres gingen die neuen Linien von der Schwabstraße nach Schorndorf (S 2) und Backnang (S 3) in Betrieb. Auch hier hatte die S-Bahn zwischen Waiblingen und dem Auch wenn die Strecke von Ludwigsburg nach Benningen zweigleisig ausgebaut ist, überbrückt nur ein eingleisiger Viadukt den Neckar. Nicht nur der Fluss, auch eine stillgelegte Anschlussbahn wird hier überquert. Diese konnte mittels einer noch erhaltenen Spitzkehre von Marbach aus angefahren werden. Foto (S 4 von Marbach nach Stuttgart-Schwabstraße, 23.07.12, Benningen): D. Rupp A Die Baureihe 420 auf Abschiedstour in Stuttgart VON DENNIS RUPP Hauptbahnhof eine eigene Trasse erhalten. Die Netzausweitungen sorgten natürlich auch für entsprechenden Fahrzeugzuwachs im Bahn- betriebswerk Plochingen. Das nächste Großereignis der Stuttgarter S-Bahn war im September 1985 die Eröffnung des Tun- nels von Österfeld zur Schwabstraße, der dort in die bisherige Stammstrecke mündete. Dies hat- te die Verlängerung der S 1 bis nach Böblingen, der S 2 nach Rohr und der S 3 nach Vaihingen zur Baureihe 420 420 400-424, 426, 427, 429-489 Baureihe 423 423 001-024, 026-033, 306-311, 322-324, 335- 346, 367-371, 461, 462 Bestand S-Bahn Stuttgart

Die Baureihe 420 auf Abschiedstour in Stuttgart

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Page 1: Die Baureihe 420 auf Abschiedstour in Stuttgart

Seite 19

S-BAHN

BAHN-REPORT 6/12

Einsatz im LändleBereits in den 1930er Jahren existierte in und um Stuttgart ein einfacher, aber effektiver Vor-ortschnellverkehr mit Fahrzeugen der Baureihe ET 65 (ab1968: 465). Ab den 1950er Jahren wurde dieses Netz immer weiter verbessert und ging dann unmittelbar im neuen S-Bahn Netz auf.Seit 1977 sind die 420 in der Region rund um Stuttgart zu Hause. Nach kurzer Erprobungs-phase konnte am 1. Oktober 1978 der S-Bahn-Betrieb auf den Linien S 1 Plochingen – Schwab-straße, S 4 Ludwigsburg – Schwabstraße und S 6 Weil der Stadt – Schwabstraße aufgenommen werden. Die Einführung geschah beinahe zeit-gleich mit dem Start des Stuttgarter Verkehrs-verbundes VVS, der bis heute besteht. Zwischen Plochingen und dem Hauptbahnhof verkehrte die S-Bahn auf eigenen Gleisen, um dann wie die vor dem Hauptbahnhof von Norden ein-schwenkenden anderen Linien die neu erbaute unterirdische Stammstrecke mit den Halten Hauptbahnhof (tief), Stadtmitte und Feuersee bis Schwabstraße zu befahren. Dort wendeten die Züge über eine noch heute genutzte unter-irdische Kehrschleife.Anfangs fanden sich nur Fahrzeuge der 3. Bau-serie im neu erbauten Bahnbetriebswerk in Plo-chingen, 22 km vom Stuttgarter Stadtzentrum und dem Hauptbahnhof entfernt.

uf dem stetigen Rückzug befindet sich die S-Bahn-Baureihe 420 bereits seit längerer Zeit. Die anteiligen oder sogar vollstän-digen Ablösungen in bisher angestammten Einsatzgebieten wie bei der S-Bahn München, wo diese Triebwagen einstmals den Gesamtbetrieb bestritten, sind erste Schritte in einem stetigen, mittlerweile von Ausschreibungen mitbestimmten Modernisierungsprozess der Nahverkehrs- und S-Bahnfahrzeuge. Auch in einem weiteren klassischen Einsatzgebiet wird es

langsam Zeit, sich letzte Erinnerungsfotos anzufertigen, denn zum kleinen Fahrplanwechsel am 8./9. Juni 2013 soll nach fast 35 Jahren mit dem Inkrafttreten eines neuen Verkehrsvertrages der Einsatz der Baureihe 420 bei der S-Bahn Stuttgart enden.

Folge. Die S 2 wurde zum Fahrplanwechsel 1989 bis nach Oberaichen verlängert. Eine negative Folge war jedoch, dass der an der Gäubahn liegende Westbahnhof mit Inbetriebnahme des nun vollständigen Innenstadttunnels alle Reisezughalte verlor.Seit 1990 sind auch Fahrzeuge der 7. und vor-letzten Bauserie (420 400 bis 430) in Stuttgart heimisch, die sich von den bisherigen Serien un-ter anderem durch Schwenkschiebetüren statt der bisher verwendeten Taschenschiebetüren, nur noch einen Einholm-Stromabnehmer des Typs SBS 67 statt zwei und verbesserte Technik unterschieden.1992 erreichte die S 1 Herrenberg und 1993 ging der neue Flughafenbahnhof in Betrieb, den die S 2 und S 3 seither planmäßig anfahren. Im April des letztgenannten Jahres begann dann ein anfangs ungeklärter Anstieg des Verschleißes an den Rädern, für den erst einige Wochen später das verwendete Schmierfett als Ursache ermittelt werden konnte. Während dieser Zeit mussten Frankfurter und Münchener 420 den fast komplett lahm gelegten Plochinger Bestand ersetzen.Am 27. Oktober 1997 wurde als letzter abge-nommener 420 der 420 486 für Plochingen aus-geliefert und bildete damit den Abschluss einer mehrere Jahrzehnte andauernden Beschaffung

Im September 1980 konnte mit den 420 das erste Mal mit der S 4 Marbach (Neckar) erreicht werden und ab Mai 1981 befuhren sie die neu hinzugekommene S 5 von der Schwabstraße nach Bietigheim-Bissingen. Im September desselben Jahres gingen die neuen Linien von der Schwabstraße nach Schorndorf (S 2) und Backnang (S 3) in Betrieb. Auch hier hatte die S-Bahn zwischen Waiblingen und dem

Auch wenn die Strecke von Ludwigsburg nach Benningen zweigleisig ausgebaut ist, überbrückt nur ein eingleisiger Viadukt den Neckar. Nicht nur der Fluss, auch eine stillgelegte Anschlussbahn wird hier überquert. Diese konnte mittels einer noch erhaltenen Spitzkehre von Marbach aus angefahren werden. Foto (S 4 von Marbach nach Stuttgart-Schwabstraße, 23.07.12, Benningen): D. Rupp

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Die Baureihe 420 auf Abschiedstour in Stuttgart

von Dennis Rupp

Hauptbahnhof eine eigene Trasse erhalten. Die Netzausweitungen sorgten natürlich auch für entsprechenden Fahrzeugzuwachs im Bahn-betriebswerk Plochingen.Das nächste Großereignis der Stuttgarter S-Bahn war im September 1985 die Eröffnung des Tun-nels von Österfeld zur Schwabstraße, der dort in die bisherige Stammstrecke mündete. Dies hat-te die Verlängerung der S 1 bis nach Böblingen, der S 2 nach Rohr und der S 3 nach Vaihingen zur

Baureihe 420420 400-424, 426, 427, 429-489

Baureihe 423423 001-024, 026-033, 306-311, 322-324, 335-346, 367-371, 461, 462

Bestand S-Bahn Stuttgart

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Murrbahn“. Diese Strecke war eines der letzten Einsatzgebiete der Stuttgarter 110, denen nun eine weiteres Refugium verloren geht. Für Um-baumaßnahmen wie die Erhöhung von Bahn-steigen und Gleisbauarbeiten ist diese Strecke zum Erscheinungszeitpunkt dieser Ausgabe noch gesperrt. Erwähnenswert ist der dann bevorstehende kurzzeitige Einsatz der Baureihe 420 auf diesem Streckenabschnitt, der wohl nur einige Monate währen wird.

S-Bahn rund um die UhrDie bisher auch an Wochenenden bestehende nächtliche Betriebsruhe wird ab Fahrplanwechsel durch einen Stundentakt auf fast allen Linien er-setzt, denn die bisher eingesetzten Wochenend-Nachtbusse stießen in der Vergangenheit ver-mehrt an ihre Kapazitätsgrenzen. Ein Nebeneffekt ist außerdem eine Frühanbindung des Bahnhofs Flughafen/Messe, mit der nicht nur Fluggäste den Fluhafen, sondern auch Mitarbeiter des Flugha-fens und der Stuttgarter Messe ihren Arbeitsplatz selbst in den frühen Morgenstunden erreichen können. Eine Erweiterung der Nachtverkehre ist bei guter Resonanz nicht ausgeschlossen.

Neue Züge – Die Baureihe 430Der kürzlich unterzeichnete neue Verkehrsver-trag zwischen dem Verband Region Stuttgart als Besteller der Leistungen und der S-Bahn Stuttgart mit einer Laufzeit bis ins Jahr 2028 setzte auch neue Züge voraus. Die Baureihe 420 ist wegen fehlender Klimaanlage und Bremsenergie-Rekuperation nicht mehr bis da-hin einsetzbar, auch die Modernisierung (siehe Kasten zum 420 Plus) setzte sich nicht durch.

der Baureihe 420. Das Fahrzeug kam nach einem kurzen Gastspiel in München im Jahr 2004 wieder zurück nach Plochingen. Dass die Nachfolgebaureihe 423 bereits ab 1998 gebaut wurde, verdeutlicht die 28 Jahre andauernde 420-Beschaffungsphase vom Prototyp 420 001 von 1969 bis zum numerisch höchsten 420 489 von 1997.Heute befinden sich die Linien S 2, S 4, S 5, S 6 und S 60 noch fest in der Hand des 420, auch werden einige Verstärkerleistungen der Relation Schwabstraße – Esslingen auf der S 1 von 420 gefahren. Auf den restlichen Linien wird die Baureihe 423 eingesetzt.

Heutiger BetriebMehr denn je ist die S-Bahn heute ein unver-zichtbares Glied des Nahverkehrs in der Region Stuttgart. Mit etwa 340.000 Fahrgästen an einem durchschnittlichen Werktag sind die Züge stets gut besetzt. Die gute Resonanz der S-Bahn ist

auch an den Ausbauprojekten der letzten Jahre erkennbar, unter denen die Verlängerung der S 1 von Plochingen nach Kirchheim (Teck) am bekanntesten sein dürfte, wo mit Dieselloks der Baureihe 218 sowie Triebwagen der Baureihe 650 gefahrene Zugleistungen auf 423 übergingen. Und zum bevorstehenden Fahrplanwechsel erfährt ein weiteres Ausbauprojekt der letzten Jahre eine Erweiterung. Die bisher zwischen Böblingen und Maichingen gefahrene S  60 wird über Renningen und die Stammstrecke bis zur Schwabstraße verlängert, so dass sich dann sieben Linien auf dem Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße drängen. Ob ein möglicher Ringschluss bis nach Böblingen vollzogen wird, war zu Redaktionsschluss noch nicht absehbar. Bisher machte die S 60 vor allem als Hausstrecke der 420 Plus von sich reden.Ein echter Ringschluss ist die Verlängerung der S 4 vom bisherigen Endbahnhof Marbach (Neckar) nach Backnang über die „kleine

Zusammen mit einem weiteren Triebzug fuhr 420 452 am herbstlich-sonnigen 14.10.07 als Vollzug der S 6 nach Weil der Stadt in den Hal-tepunkt Höfingen ein. Foto: H. Folz

Nachdem in Stuttgart neben den 420 auch die neueren 423 eingesetzt wurden, lag eine Moder-nisierung der gerade in der Innenraumausstat-tung überholt anmutenden 420 nahe. So bekam im Jahr 2006 das Ausbesserungswerk Krefeld den Auftrag zur Modernisierung von zwei Pro-bezügen (420 400 und 420 416). Diese umfasste einen komplett überarbeiteten Innenraum mit Sitzen im aktuellen blauen DB Mobility-Muster, in Hellgrau gehaltene Seitenwände, neue Lampen mit Edelstahlblenden und eine Verlegung der Mehrzweckbereiche zwischen die erste und zweite Tür der Endwagen. Sprechstellen zum Lokführer und Fenster an den Wagenenden in den auch weiterhin nicht durchgängig begehba-ren Zügen sorgen für subjektive Sicherheit. Eine Klimaanlage und neue LCD-Zugzielanzeigen nicht nur an der Front, sondern auch an den Seiten sind ein Novum für die Baureihe 420. Nachdem längere Zeit eine Doppeltraktion mit „normalen“ 420 nicht praktiziert wurde und der 420 Plus-Einsatz damit auf Kurzzüge (meist auf der S 60) begrenzt war, sind in letzter Zeit wieder vermehrt solche „gemischten“ Voll- und Lang-züge unterwegs. Erkennbar sind die 420 Plus von weitem durch die deutlich sichtbaren Klimaanlagenaufbauten auf dem Dach und die LED-Spitzenbeleuchtung.

Die Modernisierung der Baureihe 420 – Der 420 Plus

Die Stammleistung der modernisierten 420 Plus ist die Strecke Böblingen – Maichingen. Ab Fahrplanwechsel fährt die S 60 über Renningen zur Schwabstraße und schließt damit die Stuttgarter Innenstadt an die Daimlerwerke in Sindelfingen an.

Foto (420 416, S 60, 14.04.11, Maichingen): O. Haug

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Seite 21Seite 21BAHN-REPORT 6/12

Die DB bestellte daraufhin 83 neue Züge der Baureihe 430, die mit den 84 Triebwagen der Baureihe 422 der S-Bahn Rhein-Ruhr eng verwandt sind. Der 422 kann jedoch aufgrund von neuen Crashnormen für Trieb-fahrzeuge, fehlender Spaltüber-brückung und nicht ausreichen-den Bahnsteiglängen der Stutt-garter Tunnelbahnhöfe nicht mehr nachbeschafft werden. Die Nachfolgebaureihe 430 ist deshalb etwas verkürzt und passt somit auch in Langzügen (3 x 420/423/430) an die Bahnsteige. Die neuen Züge verfügen neben einer Klimaanlage, Videoüberwa-chung und Bildschirmen für die Fahrgastinformation auch über eine Magnetschienenbremse.Ab Ende dieses Jahres ist eine langsame Einführung der Baureihe 430 im Regelbetrieb geplant. Zur Erprobung sind bereits seit mehreren Monaten einige 430 in Plochingen, die zur Personalschulung und zu Testzwecken nichtöffentliche Fahrten durchführen. Einge-setzt werden die 430 zukünftig auf den Linien S 1, S 2 und S 3. Damit kommen die Fahrgäste der bisher schon mit den neueren 423 bedien-ten S 1 und S 3 erneut in den Genuss fabrikneuer Fahrzeuge, während die 423 auf den verblei-benden Linien die 420 ersetzen. Die komplette Ablösung der Baureihe 420 in Stuttgart ist – wie eingangs schon erwähnt – für den kleinen Fahr-planwechsel am 8./9. Juni 2013 geplant.Der Verband Region Stuttgart hat im Übrigen die Beschaffung von zusätzlichen vier 430 beschlossen, vier weitere 423 aus der Region Rhein-Main werden durch die S-Bahn Stuttgart bereitgestellt. Mit diesen Fahrzeugen wird der Angebotserweiterung (z. B. durch Verlängerung der S 4 und der S 60) Rechnung getragen.

Zukunft des Systems S-Bahn in der Region Stuttgart

Im Rahmen der Realisierung des Projektes Stuttgart 21 wird auch die S-Bahn Veränderun-gen erfahren. Erste, wenn auch ungewollte, waren die durch Fehlplanungen bei Stuttgart 21 hervorgerufenen Einschränkungen von Mitte 2010 bis Anfang 2011. Durch Änderungen an Signalen erlosch eine Betriebsgenehmigung für das Verfahren, sich dem im Bahnhof Hbf (tief) befindlichen Zug mit einer nachfahrenden S-Bahn auf Sicht nähern zu dürfen. Einige S-Bahn-Fahrten verkehrten während dieser Zeit vom Hbf (oben), andere fielen komplett aus – der BAHN-REPORT berichtete ausführlich in Ausgabe 5/2010 ab Seite 76.Mit der Mittnachtstraße soll eine neue Station entstehen, die das neu zu erbauende Rosenstein-viertel (unter anderem auf dem heutigen Gelän-de des gleichnamigen Stuttgarter Betriebshofes) und umliegende Geschäfts- und Wohngebiete erschließen soll. An diesem Bahnhof sollen alle Züge der Stammstrecke halten und sich erst

danach auf eine nach Norden und nach Osten laufende Trasse verteilen. Die Strecke vom Hbf  (tief) wird dann im Tunnel verlaufen und einen leichten Bogen nach Norden erhalten. Der Bahnhof ist als Trogbauwerk mit einem etwa 210 m langen Inselbahnsteig vorgesehen.

Weitere PlanungenNeben den bereits geschilderten Netzergänzun-gen sind weitere Projekte in lokalen Politikrun-den und Interessenverbänden Dauerthemen. Eine kurze Auswahl:Schon seit vielen Jahren wünscht sich die Stadt Calw einen Anschluss an die S-Bahn Stuttgart. Nachdem allerdings eine kürzlich durchgeführ-te Kosten-Nutzen-Rechnung ein schlechtes Ergebnis für eine Verlängerung der S 6 von Weil der Stadt ergab, konzentriert man sich nun auf

einen Anschluss an die S 60, um eine einfache Verbindung nach Sindelfingen und Böblingen zu schaffen. Davon verspricht sich die Region ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis, da so die nahe gelegenen Industriegebiete mit großen Firmen, zum Beispiel der Automobilkonzern Daimler mit seinen Produktionsstätten, besser erschlossen werden. Zum Redaktionsschluss stand eine endgültige Entscheidung über das Projekt noch aus.Ein weiterer Wunsch der Anlie-gergemeinden ist eine Verlän-gerung der bisher in Plochingen endenden S  1-Fahrten nach Göppingen. Die S 1 würde sich damit in Plochingen verzweigen. Jedoch regt sich auch zu diesem Projekt Widerstand, denn viele befürchten einen Kahlschlag im sonstigen Regionalverkehr. Auch der von der Politik angestrebte Halbstundentakt lässt sich nur schwierig in das Netz einfügen, denn es fehlt an Trassen im viel befahrenen Filstal, ein Halbstun-dentakt lässt sich außerdem nur schwierig mit der ebenfalls von der S 1 bedienten Strecke nach Kirchheim (Teck) vereinbaren.

Varianten mit einer Weiterführung von Göp-pingen nach Geislingen (Steige) oder gar über die vor vielen Jahren stillgelegte Strecke nach Donzdorf wurden bereits früh verworfen.Als realisierenswert diskutiert wird außerdem eine Verlängerung der S  2 nach Neuhausen auf den Fildern. Es handelt sich hierbei zwar nur um eine kurze Ergänzungsstrecke, jedoch erwägt man, die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hier mit einzubeziehen. Auf eine Anfrage antwortete der zuständige Verband Region Stuttgart, es sei „eine Chance, hier ein regionales Infrastrukturunternehmen als Partner zu haben“. Diesbezüglich wolle man die Realisierbarkeit baldmöglichst prüfen.Mit der so genannten Filderbahn hatten die SSB bereits von 1934 bis 1955 Neuhausen ab Stuttgart-Möhringen auf der Schiene bedient.

Trotz des bereits in vollem Gange befindlichen Baus und der Auslieferung der Baureihe 423 fehlten die Vertreter dieser Baureihe auf diesem Bild noch völlig. Auch die damals bereits aktuelle verkehrsrote Lackierung hatte noch nicht Ein-zug gehalten und vermittelt so den Eindruck einer anderen Epoche – der orange-grauen der Bundesbahn. Foto (420 433, S 3, 10.07.00, Vaihingen): O. Haug

Der aktuelle südliche Endbahnhof der Linie S2 ist derzeit noch Filderstadt mit seinem Tunnelbahnhof. Hier existiert allerdings oberirdisch noch ein Bahnhofsgebäude würt-tembergischer Bauart. Foto (420 442, S 2, 13.10.12, Filderstadt): D. Rupp