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Die Begegnung Europas mit dem Fernen Osten in spätmittelalterlichen Reiseberichten Lateinprojekt 6a, Georg von Peuerbach Gymnasium

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Die Begegnung Europas mit dem Fernen Osten inspätmittelalterlichenReiseberichten

Lateinprojekt 6a, Georg von Peuerbach Gymnasium

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Das Mongolenreich im 13.Jhdt.

Mongolen waren ausgezeichnete Reiter und gefürchtete Bogenschützen1206: Einigung der Mongolenstämme durch Dschingis Khan → aus Nomadenstämmen wurde eine erfolgreiche WeltmachtAusdehnung des Reiches von Ostdeutschland bis Korea, vom Eismeer bis zur Türkei (= größtes Reich der Menschheitsgeschichte!)1237-1242: Mongoleneinfall in Europa unter Dschingis Khan und seinem Enkel Batu; Vordringen bis nach Ungarn

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Die Mongolen unter Batu zerstörten 1240 Kiew und Nowgorod und gründeten in Russland einen neuen Staat: das „Reich der Goldenen Horde“.1259: nach dem Tod des Großkhans Möngke beginnt der Zerfall des MongolenreichesIn Russland dauerte die Mongolenherrschaft jedoch noch 200, in China 100 Jahre lang:1279-1368: Regierung des mongolischen Kaiserhauses in China (= Yuan-Dynastie). Diese Dynastie wurde von Kublai Khan (Enkel des Dschingis Khan) begründet.Den Mongolen gelang es nie, eine eigene und dauerhafte Zivilisation zu schaffenBei Eroberungszügen kamen Mongolen in Kontakt mit Buddhismus, Islam und ChristentumIn Religionsfragen war Dschingis Khan sehr tolerant: Buddhismus und Islam erlebten somit eine Blütezeit

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Nach Dschingis Khans Tod wurde das Mongolenreich in 4 Chanate aufgeteilt:

Chanat der „Goldenen Horde“ (Russland)

Changtai-Chanat (Zentralasien)

Ilkchanat (Persien, Irak)

Großchanat (Mongolei, China)

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Ausdehnung des ReichesGelb: Chanat der „Goldenen Horde“

Hellgrün: Ilkchanat

Dunkelgrün: Changtai-Chanat

Violett: Großchanat

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China-Mission und Reiseberichte der Franziskanermönche

Wegen des politisch-militärischen Drucks der Mongolenstämme gaben die obersten Stellen (Papst und Könige) den Auftrag zu Missionsreisen nach OstasienLateinische Reiseberichte von Johannes de Plano Carpini, Wilhelm von Rubruk und Oderich von PortenauFranziskanerorden konnte sein Wissensmonopol über den Fernen Osten nicht aufrechterhalten → Ausbreitung des Wissens in weiten Kreisen der Bevölkerung

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Berichte von Monstren und Wundergestalten

Der Geograph Sebastian Münster (1488-1552) studierte die Berichte des Marco Polo und Jean de Mandeville, die nach Indien und China reisten und dort z.B. auf Menschen mit Augen in den Achselhöhlen stießen.

Oderich von Portenau erzählt von Tibot (=Tibet), wo die Frauen 100 Zöpfe und Eberzähne haben.

Johannes de Plano Carpini erwähnt die Parossiten, die bereits vom Geruch der Speisen satt werden. Auch die in der abendländischen Monstrentradition bekannten Hundsköpfe führt er an – dabei betont er aber, man habe ihm das Geschilderte nur erzählt.

Im 5.Kapitel seiner „Historia Mongalorum“ identifiziert Carpini die Erzählungen von den Kreisfüßlern mit einer monströsen Rasse aus der Tradition, indem er sich auf die „Etymologiae“ des Isidor aus Sevilla (560-636) bezieht.

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Odorich von Portenau ca. 1265 - 14. 1. 1331

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1265 wurde er in Portenau (heute Pordenone) geboren. Zunächst führte er ein Einsiedlerleben, dann trat er um 1300 dem Franziskanerorden bei.Zwischen 1314 und 1318 trat er eine 12-jährige Chinareise an. Dorthin gelangte er über die Türkei, Indien, Sumatra, Java und Borneo.Nach einem 3-jährigen Aufenthalt kehrte er über Indien zurück.Im Winter 1331 wollt er den Papst um eine zweite Reise bitten, doch er verstarb am 14. Jänner 1331. 1775 sprach ihn die Kirche selig.

Sein Leben

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Reiseroute des Odorich von Portenau

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Textauszug: Descripto orientalium partium 69Cum autem essem in provincia Manzi, transivi iuxta palatium cuiusdam hominis popularis, qui vitam suam disposuit in hunc modum: Nam habet quinquaginta virgines sibi continue servientes, omina fercula sibi quina et quina ab iis virginibus praesentantur cum gaudio magno et cantu et diverso genere musicorum, et sic cotidiae splendide cum talibus deliciis epulatur.[..]

Circuitus palatii sui dicitur duo miliaria continere. Palatium autem, in quo continue commoratur, factum est per hunc modum: Nam pavimentum ipsus habet unum latus de auro, alterum de argento. In medio huius palatii factus est unus elevatus monticulus de argento et auro, in quo ciboria et campanilia facta sunt , sicut in monasteriis fieri solet. Dicitur enim, quod quatuor homines delicati et nobiles sint in regno Manzi, inter quos iste non infimus reputatur.

Nobilitas ipsius et suorum est longos habere ungues. Unde tantum permittunt aliqui crescere sibi ungues pollicis, quod circumeunt sibi manus. Pulchritudo autem mulierum est parvos habere pedes. Unde quando femella nascitur, ligant illi pedes ab infatina et eos crescere non permittunt.

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Textauszug: Descripto orientalium partium 69 (Übersetzung)

Als ich aber in der Provinz Manzi war, ging ich nahe beim Palast eines gewissen bürgerlichen Menschen vorbei, der sein Leben in dieser Art einrichtete: Er hat nämlich 50 Jungfrauen, die ihn ständig bedienen, und von diesen Jungfrauen werden ihm mit großer Freude, mit Gesang und verschiedener Art von Musikern alle Gänge gebracht – je fünf nacheinander – und so speist er täglich luxuriös mit solchen Genüssen. [...]Man sagt, dass der Umfang seines Palastes zwei Meilen beträgt. Der Palast aber, in dem er sich ununterbrochen aufhält, ist auf diese Weise gemacht: der Fußboden desselben hat nämlich eine Seite aus Gold und eine andere aus Silber. In der Mitte dieses Palastes ist ein kleiner Berg aus Gold und Silber aufgetürmt, in welchem ein Altar und Glockentürme aufgestellt sind, so wie es in Klöstern gewöhnlich geschieht.Im Königreich Manzi soll es nämlich vier dem Genuss ergebene und vornehme Menschen geben, unter denen dieser nicht als letzter gilt.Vornehm an ihm und den Seinen ist, dass sie lange Nägel haben. Daher lassen sich einige die Daumennägel so lang wachsen, dass sie ihre Hände umgeben. Bei den Frauen bedeutet Schönheit aber, kleine Füße zu haben. Wenn daher eine kleine Dame geboren wird, binden sie ihre Füße ab der Kindheit zusammen und lassen diese nicht wachsen.

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Wilhelm von Rubruck (ca.1215-ca.1270)

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Sein LebenEr wurde um 1215 bei Cassel (heute Nordfrankreich) geborentrat als junger Mann in den Franziskanerorden ein und studierte in Pariswar ein Forschungsreisender und einer der ersten Europäer, die die Kultur der Mongolen studierten Ludwig IX. war an diplomatischen Kontakten mit Mongolenherrschern interessiert und sandte Rubruck an den Hof des Großkahns nach Ostasien. Der Franziskanermönch reiste mit dem Gefolge von König Ludwig IX. von Frankreich ins heilige Land.1253-1255:Reisen zum Großkhan der Mongolen: von Konstantinopel nach KarakorumRubruck starb um 1270

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Seine Reiseroute (1253-1255)

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Guillelmus de Rubruc, Itinerarium 26,8-9Ultra est magna Cathaia, qui

antiquitus, ut credo,dicebantur Seres. Ab ipsis enim

veniunt optimi panni serici, qui dicuntur serici ab illo

populo, et ille populus dicitur Seres a quodam oppido

eorum. Bene intellexi, quod in illa regione est

oppidum habens muros argenteos et propugnacula

aurea. In ista terra sunt multae provinciae, quarum

plures adhuc non oboediunt Moallis. Et inter eos et

Indiam interiacet mare.

Isti Cathai sunt parvi homines, loquendo multum aspirantes per nares. Et hoc est generale, quod omnes orientales habent parvam aperturam oculorum. Isti sunt optimi artifices in omni arte, et valde cognoscunt medici eorum vires herbarum et de pulsu optime iudicant; sed urinalibus non utuntur nec sciunt aliquid de urina; hoc enim vidi; multi enim ex istis sunt apud Caracorum.

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Die Kunstfertigkeit der Chinesen(Guillelmus de Rubruc, Itinerarium 26, 8-9)

Weiter im Osten ist das große Cathaia, das im Altertum, wie ich glaube, Seres genannt wurde. Von demselben kommen nämlich die besten Seidenstoffe, die von jenem Volk Serici genannt werden, und jenes Volk wird nach einer bestimmten ihrer Städte Seres genannt. Ich habe gut erkannt, dass in jener Region eine Stadt ist, die silberne Mauern und goldene Schutzmauern hat. In diesem Land gibt es viele Provinzen, von denen mehrere bis jetzt nicht den Mongolen gehorchen. Und zwischen diesen und Indien liegt das Meer. Diese Cathai sind kleine Menschen, die beim Sprechen viel durch die Nase atmen. Und dies ist allgemein kennzeichnend, dass alle Bewohner des Orients kleine Augenöffnungen haben. Diese sind die besten Künstler in jeder Kunst, und deren Ärzte kennen die Kräfte der Pflanzen sehr gut und beurteilen den Puls des Kranken am besten; aber Harnuntersuchungen führen sie nicht durch, und sie wissen auch überhaupt nichts vom Urin; dies habe ich nämlich gesehen; denn viele von ihnen sind in Caracorum.

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Marco Polo

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Sein Leben vor seinen Reisen

Marco Polo wurde 1254 in Venedig geboren;

Er war ein venezianischer Händler, dessen Familie aus Dalmatien stammte.

Er wurde durch seine Berichte über China bekannt.

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Seine Reisen

Ca. 1275 erreichte Polo chinesisches Land (Schangdu), dort traf er Kublai Khan.

Die drei Reisenden ließen sich dort angeblich bis 1291 nieder.

Erst nach 18 Monaten erreichte Marco Polo den persischen Hafen Hormus.

1295 erreichte er dann endlich Venedig und er wurde nicht wieder erkannt! Kritische Historiker haben an der China-Reise Polos inzwischen Zweifel, weil z. B. die Chinesische Mauer nicht erwähnt wird, die aber mit Sicherheit erwähnt werden müsste.

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Nach seinen Reisen

Als bereits schwer kranker Mann schrieb Marco Polo kurz vor seinem Tode Anfang Januar 1324 sein Testament, welches erhalten geblieben ist.

Von seinem Vater Niccolò Polo ist nur bekannt, dass er um 1300 verstarb.

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Sein Ableben

1324 starb Marco Polo. Da Kritiker schon damals seine Erzählungen für unwahr hielten, wurde er zuletzt von Priestern, Freunden und Verwandten aufgefordert, um seines Seelenheiles willen den Lügengeschichten doch endlich abzuschwören.

Dem Bericht des Jacopo d'Aqui zufolge soll Marco Polo jedoch auf dem Sterbebett erwidert haben: "Ich habe nicht die Hälfte dessen erzählt, was ich gesehen habe!"

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Marcus Paulus, Liber de consuetudinibus et condicionibus orientalium regionum 2,64,1f.u.4Postmodum pervenitur ad nobilissimam civitatem Quinsay, quod in nostra lingua sonat „civitas caeli“, quae maior civitas orbis est et est principalior in provincia Mangi. Ego Marcus fui in hac civitate et curiose et diligenter condiciones ipsius perscrutatus sum, quas summatim, ut repperi, et breviter narrabo.Huius civitatis circuitus continet in gyro miliaria centum aut circa, habet vero pontes lapideos duodecim milia tantae altitudinis, ut navis sub eis ut plurimum transire possit. Est autem civitas in lacunis ut civitas Venetiarum et, si careret pontibus, de vico ad vicum per terram aditus non pateret et ob hoc oportet, ut ibi sint tot milia pontium. (…)Homines civitatis huius deliciosissime vivunt; divites in stationibus artium honorifice valde vivunt et neque uxores ipsorum manibus propriis operantur. Faciunt autem ministros alios operari. Ex antiquo enim regni statuto consuetum est ibi, ut quilibet in domo propria teneat stationem et artem, sicut fecit hactenus pater eius; sed si dives est, non cogitur manibus propriis operari.

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Die „Himmelsstadt“ Quinsay und ihre Bewohner(Marcus Paulus, Liber de consuetudinibus et condicionibus orientalium regionum 2,64,1f.u.4)

Bald darauf gelangt man zu der sehr berühmten Stadt Quinsay, was in unserer Sprache „Himmelsstadt“ heißt; sie ist die größte Stadt der Welt und ziemlich wichtig in der Provinz Mangi.

Ich, Marcus, war in dieser Stadt und habe wissbegierig und sorgfältig die Lebensbedingungen von ihr selbst erforscht, welche ich der Hauptsache nach und kurz erzählen werde, wie ich sie vorgefunden habe.

Der Umfang der Stadt beträgt in der Kreislinie ca. 100 Meilen, sie hat aber 12.000 Steinbrücken, die so hoch sind, dass unter ihnen möglichst leicht ein Schiff durchfahren kann. Die Stadt befindet sich aber in einer Lagune so wie die Stadt Venedig und, wenn sie keine Brücken hätte, gäbe es an Land keinen Zugang von Stadtviertel zu Stadtviertel, und deshalb ist es notwendig, dass dort so viele tausend Brücken sind. (…)

Die Menschen dieser Stadt haben eine sehr feine Lebensart; die Reichen leben sehr ehrenvoll in Handwerksbetrieben, und weder sie selbst, noch ihre Frauen arbeiten mit ihren eigenen Händen. Sie lassen aber andere als Diener arbeiten. Denn es ist dort aufgrund von einer alten Reichsverordnung üblich, dass ein jeder im eigenen Haus einen Betrieb und ein Handwerk hat, so wie es bis dahin sein Vater gemacht hat; wenn er aber reich ist, wird er nicht dazu gezwungen, mit eigenen Händen zu arbeiten.

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Die Wundervölker des mittelalterlichen Weltbildes

Fabelwesen, Ungeheuer und seltsame Kreaturen

(In der Cosmographia von Sebastian Münster)

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Fabelwesen sind Phantasiegeschöpfe. Es handelt sich dabei um Tiere, Geistwesen oder Mischwesen, die im Märchen, in der Fabel und in der Mythologie eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel:

Cynocephali: „Hundsköpfige“ Menschen aus Libyen/ÄthiopienSciopodum: „Schattenfüßler“ aus Indien Panotios: „Ganzohr“, skythischer Stamm mit RiesenohrenBlemmyas: „Kopflose“ aus dem Inneren AfrikasCyclopen: „Einäugige Riesen“ in Indien

Im mediterranen Raum und Orient:Anguane: runzlige Hexenfrauen mit gutem CharakterGreif: tierisches Mischwesen, das der Sage nach in den Bergen lebt und bis zu 60 Jahre alt wird Österreich:Stinthengst: Fabelwesen, der als König der Fische „angesehen“ wirdLindwurm: aus der Nibelungensage. Er ist ein schlangenartiges Wesen und hat meist zwei Beine und das Hinterteil eines LöwenOsteuropa: Kaukas: Erdgeister und KoboldeNordamerika: Jackalope: Mischung aus Hase und GabelbockAfrika: Wyvern: mythologischer Drache, oft in Äthiopien

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Sciopodum

Cyclopen

Blemmyas

Cynocephali

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Sebastian Münster:Sebastian Münster (* 20. Januar 1488 in Nieder-Ingelheim; † 26. Mai 1552 in Basel) war ein Kosmograph, Humanist und Hebraist.

Nach dem Studium an einer Ordenshochschule trat er 1505 mit 17 Jahren dem Franziskanerorden bei. Er war ein äußerst sprachbegabter Mensch und reiste sehr viel in Deutschland herum um zu lernen. Nachdem er immer wieder seinem Lehrmeister Pelikan folgte, wurde er 1512 zum Priester geweiht.

1529 trat Sebastian Münster aus dem Franziskanerorden aus und heiratete Anna Selber, die Witwe des Buchdruckers Adam Petri.

Nach der Geburt seiner Tochter Aretia (1532) konnte sich Münster endlich seiner großen Leidenschaft widmen, die geographischen Werke dieser Welt zu verbreiten. Da er selbst keine Abenteuerreisen unternahm, bat er mehr als 100 Autoren, für ihn Reiseberichte und Ortsansichten aus aller Welt zu verfassen und zu sammeln. 1544 erschien sein Hauptwerk Cosmographia (dt. Titel Cosmographey). Sein Ziel war, „eine Beschreibung der ganzen Welt mit allem, was darinnen ist“ zu geben. Insgesamt arbeiteten ca. 120 Standespersonen, Künstler und Gelehrte in einer Vorbereitungszeit von 20 Jahren daran. Er verfasste außerdem 70 Texte über die Hebraistik, die Naturwissenschaften und die Geographie, aber auch über die Theologie und die Bibelwissenschaft. Am 26. Mai 1552 starb er an den Folgen der Pest.

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CosmographiaSebastian Münsters „Cosmographia“ war die erste wissenschaftliche und zugleich allgemeinverständliche Beschreibung des Wissens der Welt in deutscher Sprache, worin die Grundlagen aus Geschichte und Geographie, Astronomie und Naturwissenschaften, Landes- und Volkskunde nach dem damaligen Wissensstand zusammengefasst worden sind. Der Titel „Cosmographia“ ist die lateinische Form des griechischen "kosmographía" (= Weltbeschreibung), hergeleitet von "kósmos" (= Erde, Weltall) und "grapheín" (= beschreiben).Das deutschsprachige Werk enthält in sechs Büchern "eine Beschreibung der ganzen Welt mit allem, was darinnen ist". Münster berichtet von furchterregenden Tieren wie Einhörnern und Drachen und von sonderbaren Menschen, die ihr Gesicht auf der Brust tragen. Zu seinen Quellen zählen u.a. der Kolumbus-Brief und die Berichte des Marco Polo, der auf seiner Chinareise auf Menschen mit Augen in den Achselhöhlen stieß.

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Im ersten Buch werden die Grundlagen der physischen und mathematisch-astronomischen Erdkunde dargestellt; in den übrigen Büchern sind Länderbeschreibungen über Süd- und Westeuropa (2. Buch), Deutschland (3. Buch), Nord- und Osteuropa (4. Buch), Asien und die neuen Inseln (5. Buch) sowie Afrika (6. Buch) enthalten. Bedeutung:Sebastian Münster hat mit der Cosmographia erstmals ein Gemeinschaftswerk von gelehrten Geschichtsschreibern und Künstlern, von Verlegern, Holzschneidern und Stechern herausgegeben, das Stadtansichten enthält, die nach der Natur gezeichnet oder zumindest nach realitätsnahen Vorbildern in Holz geschnitten worden sind. Er hat das für ihn erreichbare Wissen seiner Zeit in einem Buch zusammengefasst und mit einfachen Bildern versehen, die das Verständnis erleichtern sollten. Mit den Ausgaben der Cosmographia ist quantitativ und qualitativ auch ein neuer Maßstab für die Ausstattung von Städtebüchern gesetzt worden.

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Hier noch einige Bilder zur Entstehungsgeschichte dieser Präsentation.

Zuerst wurden die Reiseberichte der diversen angeführten Autoren in Gruppenarbeit mit Hilfe eines Wörterbuches und auch einiger Hilfe der Lehrerin übersetzt…

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… dann wurden im Internet Recherchen angestellt, um mehr über das Leben und die Reisen der Entdecker zu erfahren und die Informationen in einer Präsentation vor der Klasse zu referieren.