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9 CHEMISCHE UMSCHAU. Heft 1. Die Bestimmung des Seifengehalts raffinierter Mineralole. Ton Profersor Dr. J. Marcnsson. Yon MineralGlen, die im Ringschmierlager oder tiberhaupt im Dauerbetrieb Verwcndung finden aollen, verlangt mail bekanntlich, dass sie moglichst seifenfrei sind, weil Seifen bei Gegenwart des nie ganz fern zu haltenden Wasaers our Bildung von Emulsionen fuhren, die zu Betriebssttrrungen Anlass geben ktrn- nen. Die Ermittelung des Seifengehalts er- folgt in der Regel titrimetrisch derart, dass man zunachot den Gehalt der Probe an freier Saure feststellt, dann durch Schtitteln des Oeles mit Salzsaure die Seifen zersetzt und nach Auswaschen uberschtissiger Mineraleanre erneut mit Lauge titriert. Der Mehrbefund gegentiber der ersten Saurebestimmung ent- spricht dem Gehalt der Probe an Seifenfett- sguren. Dieses im allgemeinen recht brauch- bare Verfahren hat aber bei einer neuerdinge vorgenommenen Unterauchung eines fiir Ma- rinezwecke bestimmten Oeles vollkommen versagt. Das aus deutschem Rohmaterial ge- wonnene Oel hatte das spez. Gewicht 0,9250 bei 15O; der Gehalt an freier Saure, berech- net alr Schwefelsaureanhydrid, betrug 0,04 O/io (Saurezahl 0,56), der Aschengehalt 0,029 6/6. Die Minerslstoffe konnten nur in Form von Seifen vorliegen, denn das Oel war in Petrol- iither leicht und vollstandig loslich. Die Seifen waren jedoch durch Schiitteln der Petrolatherltrrung mit Salzsaure nicht zersetz- bar, aelbst wenn unter Erwarmen und rnit starkea Saure gearbeitet wurde. In die Salz- saure gingen nicht vie1 mehr als Spuren von Mineralstoffen iiber, das mit der Salzsaure behandelte Oel emulgierte nach dem Aus- warchen der Mineralsaure noch ebenso stark wie zuvor. Ein vergleichsweise untersuchtes aui demaelbcn Rohmaterial unter Venyendung geringerer Mengen Schwefelsaure hergestell- re8 Oel von ahnlichen Konstanten verhielt sich dagegen normal; die Zersetiung der Seifen ging durch verdtinnte Salzsaure mit Leichtigkeit vor sich, das wiedergewonnene Oel emulgierte nicht mehr. Nach einer Reihe vergeblicher Versuche gelang schliesslich in ersterem Oel die Seifen- bertimmung auf gravimetrischem Wege wie folgt: 50 g Oel wurden in 3 Raumteilen Petrolather gelast, die LZisung wurde mit 20 ccm 50 /o igem Alkohol ausgeschtittelt und die Alkoholbehandlung so oft (im ganzen etwa 7mal) wiederholt, bis eine Probe dea Auszugs beim Verdampfen keinen nennens- werten Ruckstand hinterlieas. Die vereinig- ten Alkoholauszuge wurden dann ihrerseitr, wie bei dem Verfahren von Spitz & Hilnig, mit Petrolather geschtittelt, um anhaftendes und gelsstes Oel zu entfernen; dann wurde der Alkohol verdampft und der Rtickstand bei 105 O bis zum gleichbleibenden Gewicht ge- trocknet. Die erhaltene Seife war bei 105 O hart und trocken, sie loste sich in Wasser nur wenig. Der ermittelte Seifengehalt betrug 0,17 O/O. Das beschriebene Verfahren ist bei einer Reihe von Oelen ohne Schwierigkeiten durch- gefiihrt worden, es ist aber infolge des er- forderlichen hgufigen Ausschtittelna etwas umstandlich. Man kann naturgemass auch aus dem Aschengehalt eines Oeles den Seifen- gehalt berechnen, wenn featsteht, dasr die anorganischen Bestandtcile lediglich in Form von Seifen vorliegen und wenn das Molekular- gewicht, sowie die Basicitat der Saure be- kannt ist. Der Aschengehalt der Probe be- trug,- wie oben bereits erwahnt 0,029 O/O. (In Friedenszeiten verlangt man von Maschinen- olen, dass der Aschengehalt hochstens 0,Ol O/e betrage). Bei der Xschenbeatimmung irt ea zweckmassig, nach dem Vergliihen der or- ganischen Stoffe den Rtickstand durch Be- handeln rnit einem Tropfen Schwefelsaure in Sulfate zu tiberfuhren, da sonst, bei schwefel- haltigen Oelen, ein Gemenge von Sulfat, Carbonat und Oxyd entstehen kann, was die Berechnung des Seifengehaltee erschwert. Die an die Mineralstoffe gebundene Saure wurde aus der mit 50°/oigem Alkohol ge- wonnenen Seife abgeschieden. Sie war weich- harzartig, hatte die Jodzahl 8,2, die Saure- zahl 157,5 und enthielt betrachtliche Mengen Schwefel. Sie war offenbar unter der Ein- wirkung der Schwefelsaure beim Raffinationr- prozess gebildet. Aus der Saurezahl berech- net sich das Molekulargewicht zu 356,6, hie- ram und aua der Asche der Seifengehalt der Probe zu 0,15°/~ gegentiber 0,17'/0 beim Ausschtitteln des Oeles mit Alkohol. Nach beiden Verfahren sind noch mehrere Oele vergleichend geprtift worden, die Ergeb- nisse zeigten befriedigende Uebereinstimmung. 1st der Aschengehalt einea derartigen Oeles gering, so gentigt es, unter Zugrundelegung eines mittleren Molekulargewichts der Sauren von 350 den Seifengehalt aus der Asche zu berechnen, d. h. den Aschengehalt rnit 5,2 zu multiplizieren. Hiernach ist die Bestimmung des Seifengehalts fur zahlreiche Falle recht einfach ausftihrbar.

Die Bestimmung des Seifengehalts raffinierter Mineralöle

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9 CHEMISCHE UMSCHAU. Heft 1.

Die Bestimmung des Seifengehalts raffinierter Mineralole. Ton Profersor Dr. J. Marcnsson.

Yon MineralGlen, die im Ringschmierlager oder tiberhaupt im Dauerbetrieb Verwcndung finden aollen, verlangt mail bekanntlich, dass sie moglichst seifenfrei sind, weil Seifen bei Gegenwart des nie ganz fern zu haltenden Wasaers our Bildung von Emulsionen fuhren, die zu Betriebssttrrungen Anlass geben ktrn- nen. Die Ermittelung des Seifengehalts er- folgt in der Regel titrimetrisch derart, dass man zunachot den Gehalt der Probe an freier Saure feststellt, dann durch Schtitteln des Oeles mit Salzsaure die Seifen zersetzt und nach Auswaschen uberschtissiger Mineraleanre erneut mit Lauge titriert. Der Mehrbefund gegentiber der ersten Saurebestimmung ent- spricht dem Gehalt der Probe an Seifenfett- sguren. Dieses im allgemeinen recht brauch- bare Verfahren hat aber bei einer neuerdinge vorgenommenen Unterauchung eines fiir Ma- rinezwecke bestimmten Oeles vollkommen versagt. Das aus deutschem Rohmaterial ge- wonnene Oel hatte das spez. Gewicht 0,9250 bei 15O; der Gehalt an freier Saure, berech- net alr Schwefelsaureanhydrid, betrug 0,04 O/io

(Saurezahl 0,56), der Aschengehalt 0,029 6 /6 .

Die Minerslstoffe konnten nur in Form von Seifen vorliegen, denn das Oel war in Petrol- iither leicht und vollstandig loslich. Die Seifen waren jedoch durch Schiitteln der Petrolatherltrrung mit Salzsaure nicht zersetz- bar, aelbst wenn unter Erwarmen und rnit starkea Saure gearbeitet wurde. I n die Salz- saure gingen nicht vie1 mehr als Spuren von Mineralstoffen iiber, das mit der Salzsaure behandelte Oel emulgierte nach dem Aus- warchen der Mineralsaure noch ebenso stark wie zuvor. Ein vergleichsweise untersuchtes aui demaelbcn Rohmaterial unter Venyendung geringerer Mengen Schwefelsaure hergestell- re8 Oel von ahnlichen Konstanten verhielt sich dagegen normal; die Zersetiung der Seifen ging durch verdtinnte Salzsaure mit Leichtigkeit vor sich, das wiedergewonnene Oel emulgierte nicht mehr.

Nach einer Reihe vergeblicher Versuche gelang schliesslich in ersterem Oel die Seifen- bertimmung auf gravimetrischem Wege wie folgt: 50 g Oel wurden in 3 Raumteilen Petrolather gelast, die LZisung wurde mit 20 ccm 50 / o igem Alkohol ausgeschtittelt und die Alkoholbehandlung so oft (im ganzen etwa 7mal) wiederholt, bis eine Probe dea Auszugs beim Verdampfen keinen nennens- werten Ruckstand hinterlieas. Die vereinig-

ten Alkoholauszuge wurden dann ihrerseitr, wie bei dem Verfahren von S p i t z & Hilnig, mit Petrolather geschtittelt, um anhaftendes und gelsstes Oel zu entfernen; dann wurde der Alkohol verdampft und der Rtickstand bei 105 O bis zum gleichbleibenden Gewicht ge- trocknet. Die erhaltene Seife war bei 105 O hart und trocken, sie loste sich in Wasser nur wenig. Der ermittelte Seifengehalt betrug 0,17 O/O.

Das beschriebene Verfahren ist bei einer Reihe von Oelen ohne Schwierigkeiten durch- gefiihrt worden, es ist aber infolge des er- forderlichen hgufigen Ausschtittelna etwas umstandlich. Man kann naturgemass auch aus dem Aschengehalt eines Oeles den Seifen- gehalt berechnen, wenn featsteht, dasr die anorganischen Bestandtcile lediglich in Form von Seifen vorliegen und wenn das Molekular- gewicht, sowie die Basicitat der Saure be- kannt ist. Der Aschengehalt der Probe be- trug,- wie oben bereits erwahnt 0,029 O/O. (In Friedenszeiten verlangt man von Maschinen- olen, dass der Aschengehalt hochstens 0,Ol O/e

betrage). Bei der Xschenbeatimmung irt ea zweckmassig, nach dem Vergliihen der or- ganischen Stoffe den Rtickstand durch Be- handeln rnit einem Tropfen Schwefelsaure in Sulfate zu tiberfuhren, da sonst, bei schwefel- haltigen Oelen, ein Gemenge von Sulfat, Carbonat und Oxyd entstehen kann, was die Berechnung des Seifengehaltee erschwert. Die an die Mineralstoffe gebundene Saure wurde aus der mit 50°/oigem Alkohol ge- wonnenen Seife abgeschieden. Sie war weich- harzartig, hatte die Jodzahl 8,2, die Saure- zahl 157,5 und enthielt betrachtliche Mengen Schwefel. Sie war offenbar unter der Ein- wirkung der Schwefelsaure beim Raffinationr- prozess gebildet. Aus der Saurezahl berech- net sich das Molekulargewicht zu 356,6, hie- ram und aua der Asche der Seifengehalt der Probe zu 0,15°/~ gegentiber 0,17'/0 beim Ausschtitteln des Oeles mit Alkohol.

Nach beiden Verfahren sind noch mehrere Oele vergleichend geprtift worden, die Ergeb- nisse zeigten befriedigende Uebereinstimmung.

1st der Aschengehalt einea derartigen Oeles gering, so gentigt es, unter Zugrundelegung eines mittleren Molekulargewichts der Sauren von 350 den Seifengehalt aus der Asche zu berechnen, d. h. den Aschengehalt rnit 5,2 zu multiplizieren. Hiernach ist die Bestimmung des Seifengehalts fur zahlreiche Falle recht einfach ausftihrbar.