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Die Bitterquelle von Laa a. d. Thaya

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118 J. Hoffmann

Die Bitterquelle von Laa a. d. Thaya

Erg~inzung zum Sitzungsbericht IIb vom 19. 6. 1941

Von

J. HOFFMANN

Ins t i tu t f~ir Chem. Technologie anorg. Sfoffe, W. J. M~LL~R, Techn. t tochschule in Wien

(Eingegangeri am 22. 12. 1941. Vorge;egt iit der Sitzung am 22. ]. 1942)

In der geologischen Skizze des oben zi~ierten Sitzungs- beriehtes ist die Stadt Laa mit dem Buehstaben L bezeiehnet worden. Verfolgt man den Yerlauf der nSrdliehen Wiener Thermallinie, so flndet man Laa als den westlichsten Ort. Zeigt die siidliche Thermallinie vereinzelte leiehte Xniekungen, so liegen die 0rte des nSrdiiehen Therma]gebietes: Sr Strebersdorf, Sehleinbaeh, Poysdorf, Voitelsbrunn auf einer aus- gesproehenen Ziekzaeklinie. Die Qnellen yon Zistersdorf, Poys- dorf, ~vo mehrere schwefelwasserstoffhaltlge Quellen entspringen und Laa scheinen einem oder mehreren Querrissen ihre Ent- stehung zu verdanken.

Die B i t ~ e r que l l e yon Laa.

Die VerzSgerung des vorliegenden Berichtes war dadurch bedingt worden, da$ die Bitterquelle im heurigen regenreichen Sommer unzuggnglich war. A]s die Freilegungsarbeiten soweit

�9 gediehen wares, dag eine Probeentnahme m~iglich geworden ist, wurde die Quelle deshalb untersueht, well ein yon J. REDTEN- BACgER abgegebenes Urteil dafiir zu sprechen schlen, dab es sieh um ein wertvol]es tteilwasser handelt, l=[errn Biirgermeis~er tier Stadt Laa a. d. Th. J. SCS~IED, sowle dem Her~l Vorstand der S~adtkanzlei CR. PE~N'ZEL, w a r es zu danken, dab eine Probe- entnahme erfolgen konnte. Die scheinbar dem Sehlier ent- springende Bitterquelle wurde j ahrelang yore Verfasser beobachtet; da sie sieh im Privatbesitz befindet, blieb sie bisher ungefaBt und verseh]ammte infolge der hgufigen fdbersehwemmungen in bedenk]icher Weise. Bei einer Verlassensehaf~sfeilbietung erwarb der Verfasser vor 25 Jahren das amtliehe Gutaehten der

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Q n e l l e ; da es

ge t e i l t .

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b e a c h t e n s w e r t i s t , w i r d es a u s z a g s w e i s e mi t -

Analysenergebnisse yon A. KAUER und Dr. J. REDTENBACttER, ]~. k. 0. 6.

Professor, Wien.

D i e ehera i sche A n a l y s e w u r d e ira REDTENBACttEt~schen H a n d -

] a b o r a t o r i u r a g e r a a c h t . D ie B e s t a n d t e i l e s ind in G r a n e n aus-

g e d r i i e k t a n d a u f das i i b l i ehe W i e n e r H a n d e l s p f u n d ( im S e h r i f t -

t a m ra i t 0"56006 kg a n g e g e b e n ) bezogen w o r d e n . 1 G r a n i s t zu

0"00729 g u m z u r e c h n e n .

Originalangaben i~ber die Ouelle yore 3. Juni 1859.

S e h w e f e l s a u r e s K a l i . . . . . . . . . . . 0"374 G r a n e

S c h w e f e l s ~ n r e s N a t r o n . . . . . . . . . 4"423 ,

S e h w e f e l s a u r e s A r a r a o n i u r a o x y d . . . . 0"390 ,

S e h w e f e l s a u r e M a g n e s i a . . . . . . . . 31"548 ,

S c h w e f e l s a u r e r K a l k . . . . . . . . . . 6"727 ,

C h l o r e a l e i n m . . . . . . . . ' . . . . . . . 0"432 ,

K o h l e n s a u r e r K a l k . . . . . . . . . . 3"797 ,

E i s e n o x y d u n d T h o n e r d e . . . . . . . . 0"009 ,

K i e s e l s ~ u r e . . . . . . . . . . . . . . . . 0"199 ,

Su fame d e r t lxen B e s t a n d t e i l e . . . . . 47"899 G r a n e

F e u e r b e s t g n d i g e r R i i e k s t a n d , g e r u n d . .47"503 ,,

F e u e r b e s t g n d i g e r l~i ieks~and, d i r e k t e rm. 47"613 ,

G e b u n d e n e Kohlens i~nre . . . . . . . . . 3"677 ,~

F r e i e K o h l e n s ~ u r e . . . . . . . . . . . . 5"755 ,

S u m m e de r B e s ~ a n d t e i l e . . . . . . . . 55"292 ,

I n G r a m m e u r a g e r e c h n e t , e r g i b t 566 g in 1000 g B i t t e r q u e l l e :

KsSO~ . . . . . . . . . . . . 0"02725 g 0"0482 g

Na~SO~ . . . . . . . . . . . 0"32243 , 0"5749 ,~

(NH~)2 S Q . . . . . . . . . 0"02843 ,, 0"0499 ,,

l~IgSO~ . . . . . . . . . . . 2"29984 ,, 4"1049 ,,

CaSO~ . . . . . . . . . . . 0"4-9039 ,, 0"8749,

CaCl2 . . . . . . . . . . . . 0"03149 , 0"0553 ,

CaC0~ . . . . . . . . . . . 0"27680 ,, 0"4928 ~

Ah, O~ § . . . . . . . . 0"00065 ~, 0"0011 ,,

SiO~ . . . . . . . . . . . . 0"01450 ,~ 0"0249 ,~

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A Trockenriickstand . . . . 3"4918 g Gliihriickstand . . . . . . 3"46296,

C Gliihriickstand ermittelt . 3"47613, D Gebundene Kohlensgure . 0"26805, B Gel~ste Kohlensgure . . 0"41953 ,~

6"2346 g 6"1833 , 6"20N3 , 0"4786 , 0"7491 ,

A + B . . . . . . . . . . . . 3"9113 g 0"9837 g A- -C . . . . . . . . . . . . 0"0147 , 0"0280,

Der Wer t der gebundenen Koh]ensgure yon 0"4786 g sprieht dafiir, dag die Sulfationen etwas abweichend, als es geschehen ist, zu gruploieren gewesen w~ren; der ermittelte und der theoretische Gliihrfiekstand lgl3t ghnliche Umgrupplerungen bei Carbonaten vermuten. Da man eine Quelle yon Ionengleich- gewicht zu beurteilen hat, so hat das Analysenergebnis nut gesehiehtlichen Wert.

Das Gutachten ,aber die Quelle yon Professor Sc~ao~ und R~DTE~BAC~E~.

Das Bitterwasser yon Laa/Thaya steht zwar beziiglich des Salzgeha]tes den Bitterque]len yon Deuischbghraen etwas nach, doch iibertrifft die gelSste Salzmenge die der englischen and russisehen Bitterwgsser. Wesentlich erscheint, dal3 nicht Glauber- salz, wie es sonst der Fall ist, sondern Bittersalz den IIanpt- bestandteil der Quelle bildet. Da Bittersalz die Verdauungs-

organe zum Unterschied 'yon Glaubersalz nicht angreift, so kann die Laaer Bitterquelle nicht nur zu lgngerem Kurgebrauch geraten werden, sondern ist namentlich zarten Konstitutionen zu empfehlen, um so mehr, a]s sie gegeniiber anderen Bis wgssern den Vorteil hat, dal] sich ihr bitterer Geschmack durch Zusatz "con Zucker und Zi~ronensaft korrigieren lgl3t, wodurch ein angenehm ktihl schmeckendes Getrfink bereitbar ist.

Vergleich der Bitter~uelle yon Laa mit den Sulfatquellen yon Franzensbad.

Der Sulfationengeha]t der Franzensbader Glauberquellen ist:

Quelle 4 .mit 3"354y S04 in 1000 g Quell~sung Quelle 3 mit 2"973 g SO, in lO00g QuellSsung Quelle 1 mit 1"313y SOt in 1000y Quell~sung Que]le 2 mit 1"053y SO~ in 1O00y Quell~sung

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Das Verh~iltnis Ng:Na ist bei 4 0"1465:6"4914, bei 3 0"0472: 3"50?, bei 1 0"0350: 2"5186, bei 2 0"0242 : 1"8329.

In der Bitterquelle yon Laa war das VerhNtnis ira Jahre 1859 0"8189:0"1835. Beziiglich des ~Kagnesiumreichtums der Laaer Quelle mug dem SC~OR~F-RED~X~BAC~schen Urteil bei- gepfiichtet werden.

Untersuchungsergebnisse yon 1941. Die am 22. iKai entnommene Quellprobe, die nach Ankunft

in Wien analysiert wurde, hatte keine Sedimente abgesetzt. Ts ~ entsprach 7"5 bis 8. Qualitativ waren nachweisbar: (SO~)" (HCO~)', CI' (SiQ)", Spuren yon (P0~)", reichliehe ~Iengen yon (NH,)', sowie Fe", Mn", AI'", Mg", Na" and X'. Der Abdampfungsrtiekstand / Liter war reinweig and 18ste sich mit stark gelber Fgrbung. Die Fgrbung verschwand nieht naeh dem Einleiten yon H~S und konnte deshalb nicht yon Ferriionen bedingt sein. Beim Einlei+en yon Sehwefelwasserstoff veriinderte sich die gelbe F~.rbung zun~chst gegen briiunlieh; beim Erhitzen fiel seh]iel31ieh ein brauner, sp~iter sich sehwarz verf~[rbender Niederschlag, der sich auffMlend gut ballte and yon Salpeter- s~nre gelSst wnrde. Wurde Ammoniak zugesetzt, fiel der Nieder- sch]ag wieder aus. Beim Erhitzen verglimmte er rest]os. Die Prtifung auf Blei-, Kulofer -, Wismut- und Quecksilber[onen blieb erfolglos. Die Niederschlagsbildung ist somit auf organische Stoffe zuriickfiihrbar, die REDTENBACI~ER aufgefallen w~ren, h~i~te sie die Quelle 1859 enthalten. Mir Rticksieht auf das Ergebnis wurde eine restlose Analyse nicht vorgenommen.

Einige Ttantitative Werte. Der Trockenriiekstand war sehr hygroskopisch und

erschwerte die Bestimmung des Konstantgewichtes, das mit 4"4897 g ermittelt wurde. Weitere Werte ergaben sich: 0"1281g SiO~, 1"9904 SO~ H, 0"0045 Fe~Q+AL_O~, 0"4062 Mg", 0"0454 Ca".

Uranbestimmung der Quelle. Die Uranmenge, wie in frfiheren F~llen ermittelt, ergab

bei Benutzung des Trockenriickstandes / 1 Liter, 1"0000 q lqatrium- fluoria and durchschnitt]ich 25rag sehweren Natriumfluorid- gl~sern, die mit der ana]ytiseh abgetrennten Uranmenge g]eieh- mEBig aktiviert worden waren, die Fluoreseenzst~rke 10-sgU, woraus sieh erreehnete: 40"10-sgU/Liter ~ 4"10-7t1 U/Liter Bitter- quelle Laa.

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Vergleich der Bitterquelle mit der Tha~afl~16sung. Der Urangehalt des Thayaflusses ist nieht glelehb]eibend.

Im Thayatal vor Znaim waren 8"10-6$U/Liter Thaya, in Znaim 6"10-6gU/Liter gelSst. Die ThayalSsung yon Znaim sehied ein leieht aufwlrbelbares braunes Sediment ab, in der 2"7.10-~ - dimentasehe~---2"7.10-~%U erfagbar waren. Der Thayaarm, der die Stadt Laa als 5~iihlgraben umfliel~t, stellt eine stark kolloide L~sung dar, die st~ndig organisehe Sedimen~e absetzt, an der sich die versehiedensten anorganisehen Sabstanzen adsorbieren. Im Filtrate der ~iihlgrabenl~sung wurden ermittelt: l'2.10-sgU/Liter; im gebildeten Sediment und dem Filtrations- rtiekstand 8"8.lO-6gU/g Sedimentasche~8"8.10-~% U. Es ist demnaeh der Thayaflul3 sehon ab Znaim uranreieher als die der- malige BitterqnellSsung. Der im Miihlbaeh abgesetzte Schlamm wird als radioaktive Sabstanz yon einem Badeort yon Ruf zu Badezweeken erworben. Dal~ er aueh die ]~uttersubstanz des Radiums, das Utah, in beaehtenswerter 1VIenge enthglt, ist durch die mitgeteilten Ergebnisse festgestellt women.

Die F l o r a d e r U m g e b u n g yon Laa .

Es fNlt auf, dug die versehiedensten, anf dem iXiihldamme waehsenden griinen Pflanzen einen ungewShnliehen l~iesenwuehs zeigen. Brennesseln von 11/2m HShe, Disteln von ~annshShe, t tuflatt ieh yon s/~ m Blattl~nge sind niehts UngewShnliehes. In den AugehSlzen der Umgebung yon Laa, wie in den Niederungen yon Blaustauden, gegen Ruhhof und H8flein/Thaya sind Riesen- exemplare der versehiedens~en wildwaehsenden Pflanzen zu finden. Nanche Felder des Laaer ]'Jberschwemmungsgebietes erbringen iiberman~shohe Getreideernten. Dort~ wo ein Feldbau wegen der hgufigen ~bersehwemmungen nleht betrieben wird, wgchst iibermannshohes Sehilf. Der Bauer hat es in der Laaer Umgebung nieht notwendig~ zu diingen oder normal zu aekern. Gute Ernten, die anderwgrts miihevoll erarbeitet werden mtissen, fallen dem Bauern der Laaer Umgebung dtlreh den fruehtbaren Boden nahezu miihelos zu. Der ~tihlgraben der Stadt Laa, der als Thayaarm oberhalb gSflein vora. Thayaflusse abzwcdgt und bei Ruhhof naeh dem Umfiie~en der einstigen Sampffeste Laa wieder i n d e n FlnB mtinde~, butte ehedem wegen seiner ~dber- sehwemmungen strategisehe Zweeke. Diesen st~ndigen ?3ber- schwemmungen dankt die Umgebung yon Laa ihre unzewShn- fiche Frnehtbarkeit.

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Zusammenfassung. Die Bi~terquelle von Laa/Thaya, die 1859 yon Professor

REDTENBACHER untersucht wurde, hat sieh in sp~iterer Zeit in- folge der u der Quelle zu ihren Ungunsten ver- ~ndert. Ihr Urangehalt ist auffallenderweise ungleich geringer als die des Miihlgrabens, einer Abzweigung des Thayafiusses. Der )J[iihlgraben, der stark radioaktiven Schlamm absetzt, ent- h~ilt in seiner natiirHehen LSsung gelSstes und an organische Substanzen adsorbiertes Uran. Bei den Obersehwemmungen der Thaya wurde der Boden der Umgebung auf natiirliehe Weise derart mit radioaktiven Stoffen gediingt, dal3 er nahezu miihelos vorziigliche Ernten ermSglieht. Ober den Einfiul3 yon Uranver- bindungen auf den Pfianzenwuehs sind Untersuchungen im Gang, woriiber gesondert berichtet werden wird.