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Aus dein Inslitut fur Zoologic, ATzitxtier- und Schiidlingslitln(1e der Tech- nischen Hochschule Miinchen. Vorstand: Prof. Dr. A. h70EGEL Die Blutgruppen der Kaninclien (Sammelreferat) Von HUGO GEORG SCHMITT, firstenfeldbruck bfit 2 Abbzldungen Bei der Vermiscliung von roten Blutkiirperchen (Erythrozyten) und Blutserum verschiedener, artgleicher Tiere erfolgt vielfach Verklumpung (Agglut,ination) der RlutkBrperrhen. Falls diese Agglutination nicht ein- tritt, lrleiben die Blutkorperchen einzelri in der Serumflussigkeit verteilt. Treten die Agglutinationen regelmaaig ein, so sind hestimmte Verursacher im Blute vorhanden, die man als Agglutinogene bezeichnet. Zu unter- scheiden sind Iso- und Heteroagglutinogene. Erstere sind gegen Individuen der gleichen Spezies gerichtct, bei denen artgleiche Agglutinine bzw. Isoagglutinine im Blutserum den Agglutinogenen in den Erythrozyten entsprechen mussen. Letztere sind unter den gleichen Voraussetzungen gegen Individuen artfremder Spezies gerichtet. Sind solche agglutinablen Eigenschaften regelmaaig im Blute einer Tierart vorhanden, so spricht man von Rlutgruppenbildung bzw. vom T'orhnndensein von Blutgruppen. Sind in einem Blute nur Agglutinogene oder nur Agglutinine vorhanden, so tritt keine Agglutinierung ein. Um die tierischen Blutgruppen einschatzen zu konnen, mussen zuerst die menschlichen zur Darstellung gelangen, da die tierischen Biluteigen- schaften meistens von ihnen abweichend sind, weshalb eine genaue Kenntnis der Unterschiede fur ein richtiges Verstandnis unerlaiSlich ist. IXeee Darstellung der menschlichen Blutgruppen erfolgt gema5 den folgendeu Werken: DAHR, PETER, Die Technik der Blutgruppen- und Blutfaktorenbestimmung. PIETKIJSKS, FRIEDRICH, Technik der Blutgruppenbestimmung. Berlin 1940. Entsprechend den Darlegungen dieser Autoren ist unsere derzeitige Kenntnis der menschlichen Blutgruppen und deren Eigenschaften die folgende: Beim M e n s c h e n unterscheidet man die beiden Blutgruppen der Rezeptoren A und B, die zu den Isoagglutinogenen gehoren. Durch die in den Blutseren anderer Individuen vorhandenen Antikiirper (Iso- agglutinine) a und b werden die Erythrozyten der jeweils anderen Gruppe zur Agglutination gebracht. Es sind mithin die Blutagglutinogene A und B durcli die artgleichen Serumiigglutinine b und a nachweisbar. Leipzig 1940. Z. f. Tiorzuchtg. u. Zdchtgsbiol. Bd 57 Heft 1 5

Die Blutgruppen der Kaninchen : Sammelreferat

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Aus dein Inslitut fur Zoologic, ATzitxtier- und Schiidlingslitln(1e der Tech- nischen Hochschule Miinchen. Vorstand: Prof. Dr. A . h70EGEL

Die Blutgruppen der Kaninclien (Sammelreferat)

Von

HUGO G E O R G S C H M I T T , firstenfeldbruck

bfit 2 Abbzldungen

Bei der Vermiscliung von roten Blutkiirperchen (Erythrozyten) und Blutserum verschiedener, artgleicher Tiere erfolgt vielfach Verklumpung (Agglut,ination) der RlutkBrperrhen. Falls diese Agglutination nicht ein- tritt, lrleiben die Blutkorperchen einzelri in der Serumflussigkeit verteilt. Treten die Agglutinationen regelmaaig ein, so sind hestimmte Verursacher im Blute vorhanden, die man als Agglutinogene bezeichnet. Zu unter- scheiden sind Iso- und Heteroagglutinogene. Erstere sind gegen Individuen der gleichen Spezies gerichtct, bei denen artgleiche Agglutinine bzw. Isoagglutinine im Blutserum den Agglutinogenen in den Erythrozyten entsprechen mussen. Letztere sind unter den gleichen Voraussetzungen gegen Individuen artfremder Spezies gerichtet.

Sind solche agglutinablen Eigenschaften regelmaaig im Blute einer Tierart vorhanden, so spricht man von Rlutgruppenbildung bzw. vom T'orhnndensein von Blutgruppen. Sind in einem Blute nur Agglutinogene oder nur Agglutinine vorhanden, so tritt keine Agglutinierung ein.

Um die tierischen Blutgruppen einschatzen zu konnen, mussen zuerst die menschlichen zur Darstellung gelangen, da die tierischen Biluteigen- schaften meistens von ihnen abweichend sind, weshalb eine genaue Kenntnis der Unterschiede fur ein richtiges Verstandnis unerlaiSlich ist.

IXeee Darstellung der menschlichen Blutgruppen erfolgt gema5 den folgendeu Werken: DAHR, PETER, Die Technik der Blutgruppen- und Blutfaktorenbestimmung.

PIETKIJSKS, FRIEDRICH, Technik der Blutgruppenbestimmung. Berlin 1940.

Entsprechend den Darlegungen dieser Autoren ist unsere derzeitige Kenntnis der menschlichen Blutgruppen und deren Eigenschaften die folgende:

Beim M e n s c h e n unterscheidet man die beiden Blutgruppen der Rezeptoren A und B, die zu den Isoagglutinogenen gehoren. Durch die in den Blutseren anderer Individuen vorhandenen Antikiirper (Iso- agglutinine) a und b werden die Erythrozyten der jeweils anderen Gruppe zur Agglutination gebracht. Es sind mithin die Blutagglutinogene A und B durcli die artgleichen Serumiigglutinine b und a nachweisbar.

Leipzig 1940.

Z. f . Tiorzuchtg. u. Zdchtgsbiol. Bd 57 Heft 1 5

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Weiterhin sind Menschen vorhanden, die beide Rezeptoren A und B besitzen. Bei diesen fehlen die Antikorper b und a. Endlich kommen noch Menschen vor, die Null-Gruppe, die keine Rezeptoren aufweisen, dafur aber stets beide Antikorper. Mithin kommen beim Menschen folgende vier Hauptgruppen vor: Ab, Ba, AB, Oab.

In eineiii Mute sind mithin stets nur die vertragliclien Agglutinine vorhanden, wahrend die unvertrQlichen fehlen (LANDsTErNERsche Regel). Es ballt also die positive Reaktion die Blutkorperchen zu kleinen Klumpen zusammen, wiihrend die negative sie verteilt belii&t. Bei der Null-Gruppe enthalten die Blutkorperchen keinen Rezeptor. Infolgedessen sind sie nicht agglutinabel. Das Serum enthalt beide Antikorper a und b und agglutiniert demzufolge die Blutkorperchen A, B und AB.

Each DAHR ergibt sich folgendes Bild der Moglichkeiten: E r j t h r o z q t o i l - 4

-1 LI A U u Blutserom

Ab - + + - Ba + - + - AB Oab + + + - - - - -

Aus dieser Tabelle wird die grol3e medizinische Bedeutung der Blut- gruppe ersichtlich. Erfolgt eine Blluttransfusion, so kann diese nur Erfolg haben, wenn Blutgruppe und Antikorper des fremden Serums nicht auf- einander einwirken (in der Tabelle -1. Findet dagegen eine Einwirkung, d. h. Verklumpung der Erythrozyten (in der Tabelle f) statt, so ist schwere SchYdigung des Patienten, oft sein Tod die unausbleibliche Folge. Daher mussen vor einer Blutubertragung die Blutgruppenzugehorigkeiten des Spenders wie des Empfangers festgestellt werden, damit nur vertrag- liche Blutarten zur Vermischung gelnngen.

Die Blutgruppen A und B sind lteine einheitlichen Gruppen, sondern siu teilen sich in die Untergruppen A,, A, A,, B,, B,.

Bei der ersten ist die A-Eigenschaft stark, bei der zweiten (A2) schwach und bei der dritten (A,) besonders schwach auftretend. Ent- sprechend ist das Verhaltnis von B, zu B,. Die Unterschiede sind aber nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ, wie sich dies besonders deutlich aus den Vererbungsbildern ergibt.

Die Blutgruppeneigenschaften werden nach den MENDELSChen Erb- regeln vererbt, weshalb sie bei Prozessen um bestrittene Vaterschaften eine wichtige Rolle spielen.

Zwar konnen sie nichts daruber aussagen, oh ein Mann tatsachlich der Erzeuger eines Kindes ist. In vielen Fallen aber MI3t sich mit Biestimmt- heit die Vaterschaft eines bestimmten Mannes ausschliefien, namlich dann, wenn das Kind einer Blutgruppe angehort, die weder die Mutter noch der aIs Erzeuger angegebene Mann besitzen.

Es ist namlich das Vorhandensein von drei allelen Genen anzunehmen: A, B und 0, von denen A und B dominant uber 0 sind. Untereinander sind A und B kombinant. Jeder Mensch kann nur eine Anlage des Gen- paares vererben, da die andere bei der Reifungsteilung mit dem halben Chromosomensatz ausgeschieden wird. Soinit konnen Kinder nur die Erb- anlagen besitzen, die bei den Eltern vorhanden sind.

Bei den Untergruppen beruht die Vererbung auch auf allelen Genen, von denen A, dominant uber A, ist. Beide dominieren uber Null, werden aber von B nicht iiberdeckt; A, ist rezessiv gegenuber A, und A,, wird

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aber von B iiiclit iiberdeckt. Diesen Untergruppen entsprechen die Sera a,, a2, a,, b,, und b2.

AuBer clrn genannten Blutgruppen kommen im nienschlichen Blute noch weitere Faktoren vor. Es sind dies zuniichst die Faktoren M und N. Siu sind keine Isorezeptoren, weshalb sie sich in der Regel nicht durch die im Jlenschenseruni \-orkommenden Agglutinine nachweisen lassen, sondern nur durch lmniiinseren (durch Einspritzen srtfremden Blutes erzeugte Antikiirper). M- und N-Antikorper kommen nur in seltenen Auan:ihmefallen normal im Blutserum vor. Auch die Eigenschaften M und ?i heruhm auf einem Paar alleler Gene, die sich kombinant verhalten.

Die N-Eigenschaft zerfiillt wieder in die Untergruppen N, und N2, von denen N, stark, N, sehr scliwach wirksam und qualitativ anders beschafl’en ist. KT2 heruht auf einem besonderen allelen Gen, dss von XI uberdeckt wird, gegenuber M aber kombinmt ist.

Endlich ist noch ein Blutfaktor P vorhanden. Er kann bei ver- schiedenen hlmsehen qualitativ verschieden sein. Er heruht auf einem nllelen Genpa:rr P und I), wobei P dominant d;is Vorhandensein, p rezessiv das Fehlen tler Eigenscahaft bezeichnet. P-Antikorper kommen nur selten vor.

Biedingt ist die t’erschiedenheit der Blutgruppeneigenscliaften durch Pol ysaccharide.

Im rnensvhlichen Seruni kommen neben den beschriebenen Aggluti- ninen noch lsolysine vor, welche die Blutkiirperchen zersetzeu. Auch hit4 mlisseii vor Bluttransfusionen festgestellt werden, um verhangnisvolle Aiiswirkungeii zu vermeitlen.

Dio heschriebenen Gruppeneigenschaften lassen sich auSer in den Erythrozyten (roten Blutkiirperchen) auch in Organen und Korperfliissig- keiten nachweisen. do kommen A- und B-Eigenschaften in Leukozyten (weifkn Blutkiirperchen), Spermatozoen, vielen Organen und in Muskeln vor, iernerhin in Korperflussigkeiten wie Blutserum, Ypeichel, Samen- fltissigkeit, Scheidensekret, Trainen, YchweiS, Harn, Magensaft, Darmsaft, Galle und Jlilch. Nicht nachweisbar sind sie in Knorpeln, Knochen, Lime und Glaskorper des Auges und im Gehirn. Ein Nachweis von M- und N-Riktoren auSerhalb der Erythrozyten gelang nicht. Iso- aFglutinin fintlet sich in Serum, Milch, Sipeichel, Tranen und anderen horperflussigkeiten.

JIanche Rlenschen sind Ausscheider, bei denen die Blutgiuppen- substanz in den Sekreten vorhanden ist. Andere sind Nichtausscheider. Bei den Ausscheidern besitzen die Drusenzellen die Fahigkeit, die Gruppen- sul)stanz aufzihiuen, wiihrend sie diesen bei den Xchtausscheidern fehlt.

Die lfengt> der ausgeschiedenen Gruppensubstanz ist sehr verschieden. Auljerdem kann die ausgeschiedene Yubstanz zii verschiedenen Zeiten auch qualitativ verschitlden sein, wobei auch 0-Menschen Ausscheider und Nichtausscheider sein konnen.

Nschweis1)ar sind die Agglutinogene bei Kindern schon im Altpr von drei Momten, dia Agglutinine dagegen friihestens vom 6 . Lebens- monat ab, und auch dann noch langere Zeit nur schwach. Auch im hohen Alter konnen die Agglutinine wieder schwinden. Der P-Faktor ist da- gcgen schon 1)ei Neugeborenen nachweisbar.

An Leichcn lassen sich Blutgruppenbestimmungen noch langere Zeit nacli ciem Tode durchfuhren, mit eingetrocknetem Blut praktisch noch nach unbegrenzter Zeit.

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Die komplizierten Methoden der Blutgruppenbestimmung konnen hier als zu weitgehend nicht besprochen werden. Der K’achweis erfolgt in der Hauptsache durch menschliche Isoseren, in bestimmten Fallen aber auch durch tierische Immunseren, in erster Linie durch solche von Kaninchen. Immunseren werden gewonnen durch Einspritzung menschlicher Blutkorperchen in die tierische Blutbahn. AuSerdem kommen auch heterogenetische Kaninchenseren zur menschlichen Bilut- gruppenbestimmung zur Verwendung. Dime werden gewonnen durch Einspritzung von tierischem Blut, zumeist Schafblut, in die Kaninchen- blutbahn. Fur die Herstellung solcher Seren eignen sich die Kaninchen am besten, da sie in ihrem Serum schon ein naturliches Anti-A-Agglutinin besitzen. Fernerhin sind auch Schafblutimmunseren verwendbnr, da Teil- antigene des menschlichen A auch in den Schafblutkorperchen vorhanden sind. Diese Anti-A-Immunseren sind stark wirksam und leicht kon- servierbar.

Auch fur den Nachweis der Faktoren M und N konnen Immunseren verwendet werden, die man durch Einspritzen menschlicher M- und N-Blut- korperchen in die Blutbahn von Kaninchen gewinnt. Der Faktor P end- lich kann mit normalen Tierseren von Pferd, Rind, Schwein und Kaninchen nachgewiesen werden, da in den Seren dieser Tiere Anti-P-Agglutinine enthalten sind. Das tierische Anti-P stimmt in seiner Reaktionsweise mit dem Immun Anti-P im allgemeinen gut uberein.

Zum Schlusse der Betrachtung der menschlichen Blutgruppen seien noch kurz die wichtigsten Quellen von Fehlbestimmunpen erwahnt.

An erster Stelle steht die Pseudoagglutination. Bekanntlicli lagern sich die roten Blutkorperchen mit Vorliebe geldrollenformig aneinander. Tritt solche Geldrollenbildung besonders stark auf, so wird sie leicht mit Agglutination verwechselt. Ferner kommt die Iialteagglutination vor, das ist eine echte Verklumpung von Blutkorperclien bei bestimmten Temperaturen. Weiterhin treten irregulare Agglutinine a,uf, welche Ver- klumpung hervorrufen. Diese deuten darauf hin, daS die derzeitige Blut- gruppenkenntnis noch nicht vollstahdig ist. Bei sehr hohen Temperaturen kommt mitunter Hamolyse bei fehlender Agglutination vor. Auch tritt mit- unter Agglutinationshemmung bei frischen Seren auf. Endlich kann durch Wirksamkeit von Blakterien in den Blutkorperchen eine agglutinable Eigenschaft auftreten, welche die Blutkorperchen in alten Seren ver- klump t (Panagglutination).

Vererbbare agglutinable Eigenschaften der Blutkiirperchen findet man auch bei den Tieren.

Eine regelmaBige Gruppenbildung, die der menschlichen entspriclit, kommt aber anscheinend nur bei den Menschenaffen (Schimpansen, Orang- utans und Gorillas) vor. Zur Feststellung von Gmppenbildungen bei einer Tierart mussen Blutkorperchen und Seren verschiedener Tiere mit- einander vermischt werden, ahnlich also, wie dies bei der menschlichen Blutgruppenbestimmung geschieht.

Welche Verhaltnisse sich hierbei bei den K a n i n c h e n ergeben haben, sei in den nun folgenden Ausfuhrungen dargelegt.

Die ersten Ergebnisse uber die Erforschung der Kaninchenblutgluppen wurden unabhangig voneinander ziemlich gleichzeitig 1929-1931 ver- offentlicht von dem Staatsinstitut fur experimentelle Therapie in Frank- furt a. M. und von dem Rockefeller Institut in USA. Letztere Veroffent- lichungen von LAKDSTEINER und LEVINE im Journal of Immunology, Volume 17,’1929 und Vol. 21/1931 standen dem Verfasser nicht zur Ver-

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fugung, weslialb sie hier nicht berucksichtigt werden konnten. Es folgten Arbeiten cler Harvard-Universitat 1932-1931, der Brown-Universitat - Rhode Idand - 1936 und schlieBlich des Instituts fur Krebsforschung in Heidelkrg und des Robert-Koch-Instituts in Berlin 19% und 1941.

AnWer cinigen kleineren Arbeiten, die nur nach Referaten berucksichtigt wuiden, und die im Texte erwlhnt sind. sind die, den nachstehenden Darlegungen zugrunde liecrenden Schriften die folgenden: 1. WERXER FISCHER und GERTRAUDIS KLINRHART, Ober IsohBmagglutination und

Isohlimolyse beim Kaninchen. Arbeiten aus den1 Staatsinstitut frir experi- mentelle Therapie H. 22. S. 33-39. Jena 1929.

2. - - Beitrag ziir Technik der Blutgruppenuntersuchung. Ebenda H. 22, S. 6? his 97. Jrna 1!129.

3. - - T'ntersiichungm uber Agglutination und Hamologie bei Feldhasen, Feld- k:rninchen und Stallkaninchen. Ebenda €1. 23. S. 65-80. Jena 1930.

4. FV. E. CASTLE und C . E. KEELER, Blood Group Inheritance in the Rabbit. Proceedings of the National Academy of Sciences Vol. 19, No. 1, pp. 92-97, 1933.

5. -- -- Tests for Linkage between the Blood-Group-Genes and other known Genes of the Rabbit. Ebenda Vol. 19. No. 1, pp. 98-100, 1933.

6. CLYDE, E. KEELER nnd W. E. CASTLE. A further Study of Blood Groups of the Rabbit. Ebenda Vol. 19, No. 4, pp. 403-441, 1933.

7. - - Hood Group Incompatibility in Rabbit Embryos and in Man. Ebenda Vol. 20, No. .i, pp. 27%-276, 1934.

8. C. E. Kci - I ER und W. E. CASTLE, Blood Group Inheritance in Rabbits. Journal of Heredity. Washington. D. C. Vol. 25, No. 11, 1934.

9. CLYIIE, E. KEELEK nnd W. E. CASTLE. The Influence of Pregnancy upon the Titre of immune Mood Group Antibodies in the Rabbit. Procwdinps of tho N:ttion:il Ar:tdcmy of Sciences Vol. PO. No. 8, pp. 4 6 5 4 7 0 , 1933.

specific Agglntinins in Rabbit Serums from human Cells. I. Normal-Group- sperifir Agglutinins. Journal of I n i m u n o l o ~ Vol. 31, No. 1, 1936.

11. C. A. STITART, PAIJL 13. SAWN, A. M. GRIFFIN und K. M. WHEELER, Group- specific Agglutinins in Rabbit Serums from human Cells. 11. Immune Group- specific A Agglutinins. Ebenda Vol. 31, No, 1, 1936.

12. WERVER FJ\CHER, Uber Hlutgruppeneigenschaften beim Kaninchen. Zeitschrift frir Immiinitatsforschung Bd. 86, H. 112. S. 97-129. Jena 193.5.

13. WERSER FISCHER und ERST KRAH, Eine vererbbare Gruppeneigenschaft beim Knninchen. Ebenda Bd. 100, H. 2, S. 98-118. Jena. 1935. Bei den Untersucliungen des Kaninchenblutes durch FISCHIX, 1930,

stellten sicli Stallkaninchen und wilde Feldkaninchen Mutgruppeii- serologisch :11h Individuen einer einzigen Rasse dar. Bei ihnen lietien sich im normalen Zustand zwar keine Isoantikorper nachweisen, jedoch konnten sic durch kreuzweiee Immunisierung heivorgerufen werden. Allerdings wiesen Hasenwren schwache Normalantikorper pegen Stallkaninchen und Feldkaninchcn auf. Fernerhin sind im Hasenserum normale Hetero- hamolysine gegen Hanimelblut in etwa der gleiclien Starke wie bei un- behandelten Stallkaninchen vorhanden. Gegen menschliche Blutkorperchen der vier Blutgruppen A, B, AB und 0 enthalten Hasenseren normalerweise Heteroagglutinine und Heterolysine.

Kaninchenscren, die gSegen menschliche BlutkBrperchen wirksam sind, kijnnen durch Immunisieriing gewonnen werden. Und zwar handelt es sicli um dis Antigenfaktoren 11, N und Y, welch? durch die Kaninchen- agglutinine agglutinirrt werden. Es lassen sich also Isoagglutinine fur Menschen durch Immunisierung von Kaninchen erzeugen.

Die Seren von Feldkminchen enthielten Heteroagglutinine und Hetero- lysine gegen H:tsenerythrozyten der gleichen Art und StLrke wie die Seren von Stallkaninchen. Die Immunisierung durch Einspritzung fremden Blutes in die Blutbahn lebender Hasen ergab, da13 die erzielten Antikorper vermehrt waren und sich in gleicher Weise und gleicher Starke gegen die Erythrozyten der Feldknninchen wie der Stallkaninchen richteten.

10. c. A. 81114RT. P A C L H. SAIVIU, K. M. WHEELER und S H I R I E Y R4TTEY, GrOllp-

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70 S C H M I T T

Die Versuche mit Kaninchen ergaben niemals eine echte Agglutination oder eine Hamolyse. Kalteagglutinationen traten dagegen eic, und zwar gilt dies in gleicher Weise fur Stallkanincheri wie fur Feldkaninchen. Immunisierungsversuche dagegen zeigten, da13 Stall- wie Feldkaninchen schnell und intensiv Immunheteroantikorper gegen Hasenblut bilden. Durch wechselseitige Tmmunisierung von Stallkaninchen und Feld- kaninchen wurden Immunantikorper erzeugt, die identische Rezeptoren bei beiden erfassen. Das gemeinsame Vorkommen von zwei nachweisbaren Rezeptoren gestattete eine (vorlaufige) Einteilung in vier Blutgruppen.

Da die mit Immunantikorpern hei Stallkaninchen und Feldkaninchen nachgewiesenen Rezeptoren identisch sind, gehoren beide blutgruppen- serologisch einer Rasse an.

Die Agglutinabilitat der einzelnen Tiere war unterschiedlich und es zeigten sich unterschiedliche Titer. (Titer ist die Zahl, bei welcher 31s Hochstverdunnung ein Serum noch wirksam ist.)

Soweit die Ergebnisse der Arbeiten von FISHLR bis zum Jahre 1980. CASTLE und KEELER der Harvard-Universitat veroffentlichten zwischen

1932 und 1934 folgende Forschungsergebnisse: Die Blutgruppeneinteilung der Hauskaninchen erfolgt, je nachdem

sie ein bestimmtes Agglutinogen hesitzen oder nicht besitzen. Damals waren erst zwei solcher Kaninchenagglutinogene bekannt, die HI und H2 benannt wurden. Ihre Vererbung erfolgt als allelomorphe Gene, dominant mendelnd, ahnlich der Yererbung des M- und N-Agglutinogens des mensch- lichen Blutes. Die 0-Kondition dagegen ist rezessiv und stets homozygot. Die H,-Reaktion ist starker als die H,-Reaktion.

Bei Kenntnis der beiden Agglutinogene I€, und H, Iiefien sich die vier Typen feststellen: HI, H,, H,H, und 0. Eine von den Bezeichnungen der ,menschlichen Blutgruppen unterschiedliclie Terminologie war not- wendig, weil HI- und H,-Agglutinogene der Kaninchen nicht den mensch- lichen A und B entsprechen, sondern eher den M- und N-Faktoren, da sie nur mit Immunseren nachweisbar sind. Mithin treten die Agglutinine im Serum der Kaninchen stets nur auf als Folge der Zufuhr gruppenfremden Blutes. Im Gegensatz hierzu sind die Agglutinine der A-B-Blutgruppen der Menschen standig vorhandene Eigenschaften des Blutes der Individuen.

Es sind also beim Menschen die a- und h-Agglutinine allgemein gegenwartig, aufier da, wo ein harmonisierendes Agglutinogen vorhanden ist. Es entsteht also folgendes Schema:

Agglutinogene

0 A B

AB

Agglutinino

a mid b a b

keine

(Infolge einer Einspritzung von Blutkorperchen eines Kaninchens, das ein Agglutinogen besitzt, in den Korper eines Kaninchens, das keines be- sitzt, wird ein spezifischer Antikorper - Agglutinin - in dessen Serum erzeugt.)

Das Fehlen der agglutinierenden Eigenschaf t wird in der vorliegenden Terniinologie mit h, und h, bezeichnet. Es entstehen also folgende Be- zeichnungen fur die Bildungsmoglichkeiten von Agglutininen zu vor- handenen Agglutinogenen: H,h,, H,h,, H,H,, 0 h,h,.

Das Serum eines €1,-Agglutinogen besitzenden Empfangers, das dem Blut von einem H2- oder 0-Kaninchen eingespritzt wird, enthalt also

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spaterhin ein Agglutinin, das die Verklumpung von roten HI-Blut- korperchen verursacht, nicht aber eine solche von H,- oder 0-Erythro- zyten. Khenso bewirkt Einspritzung von H,-Blut in ein H,-Kaninchen d m Auftreten ron Agglutinin im Serum, das rote H,-Blutkorperchen ver- klumpt, nicht aher 11,- oder 0-Erythrozyten.

Wird Blut von eineni H,H,-Kaninchen einem 0-Kaninchen eingespritzt, so werden beide Antikorper h, und h? erzeugt, so daO dieses Serum ebenso die Erythrozyten von H,-Tieren wie von H,-Tieren agglutiniert. In dem Blnt von 0-Tieren iinterbleibt dagegen die Agglatination. Ein H,H,-Tier endlich kann liein Agglutinin entwickeln, da es keine Agglutinogene besitzt.

Untersucliungen iiber die Frage, in welchem Alter der Tiere Agglutinogeno in wirkssmer Form vorhanden sind, ergahen, datD die Agglutination bei neugeborenen Tieren ebenso nachdriicklich erfolgt wie bei Rlteren. Yogar 15 ?'age alte Embryonen ergaben hereits positive Rcaktionen. iYalirscheinlich sind die Agglutinogene gleichzeitig mit den roten Blutzellen selbst entwickelt.

Kinder kijnnen einer anderen (vCterlichen) Blutgruppe angehoren als die Mutter, oline geschadigt zu werden, da die Agglutinogene - ebenso wie die Erythrozyten - nicht durch die Plazcnta hindurch gelangen Itonnen, solange Embryonen vorhanden sind. Die Agglutinine des Bllut- serums dagegen passieren durch die Plazenta hindurch. Anscheinend wird das Agglutinin in der Zirkulation des Fijtus standig neutralisiert, so dnl3 es keinen Titer erreicht, der Blutzellen zu agglutinieren vermag. Es zeigten auch exakto Versuche, ditI3 wiihrend der Trachtigkeit von IGminchen trotz Injektionm der Agglutinin Titer sehr niedrig blieb bis zur dritten Schwangerschdftswoche. Es liandelt sich also um weit- gehenden Verlust der Fiihigkeit Antikijrper zu erzeugen. Dann folgt ein Anwachsen im Titer der Antikdrper, das in den ersten Tagen nach der Entbindung besonders augenscheinlich wird. Jedoch ist die Moglichkeit der Agglutininentwicklung innerhalb der Embryonen hochst unwahr- scheinlich. Diese scheint erst geraume Zeit nacli der Geburt allmahlich einzutreten.

Warum einTier zu seincm eigenen Agglutinogen-bzw. zu seinen eigenen Agglutinogenen - keine Antikorper hildet, sondern nur bei Zufuhr art- fremden Blutes, blieb hisher ein ungelostes Ratsel.

KEELER und CASTLE haben die Blutgruppenphlnomene der Kaninchen durch Bilddsrstellungen zu veranschaulichen versucht, von denen - ihrer guten Ansehaulichkeit haher - die grundlegenden wiedergegeben seien.

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Bei dieser Darstellung konnen sich also Agglutinogene und Agglutinine nur verbinden, sofern ihre Strukturen zueinander passend sind.

Dementsprechend zeitigt die Mischung des Blutes von Kaninchen mit h,- und h,-Agglutinin ent.ha.ltenden BIutseren folgende Bindungs- moglichkei ten :

Abb. 2

Es kann also das Blut nur in den Fallen agglutiniert werden, in denen die . Bindungsmoglichkeit zwischen Agglutinogen und Agglutinin vor- handen ist.

Untersuchungen von BOYD und FELDMAN im Journal of Immunology Vol. 2711934 waren nicht beschaffbar. Sie stellten lediglich fest, dal3 das Merkmal nicht in Leukozyten, Speichel oder Muskeln der Kaninchen fest- stellbar ist, und da13 Erhitzen auf 100 O C das Bindungsvermogen der Blut- korperchen zerstijrt.

Nunmehr folgen Versuchsergebnisse, die im Jahre 1936 gemeinsam von STUART, SAWIN, WHEELER, B~ATTEY und GRIFFIN der Brown-Universitat (Rhode Island) veroffentlicht wurden.

Unteraucht wurde die Verteilung der Agglutinine fur menschliche Blutgruppen bei Kaninchen. Es zeigte sich, dal3 39 O/o des Normalserums von 422 Kaninchen gruppenspezifische Agglutinine f i r menschliche A-Zellen, 16 O/o solche fur B-Zellen enthielten und 38 O / o keinerlei Arten menschlichen Blutes agglutinierten.

Weitere Experimente ergnben die Richtigkeit der schon friiher von W. DOLTER und E. WITEBSKY (Zeitschrift fur Immunitatsforschung, Jena 1925 und 1928) aufgestellten Behauptung, daB die Anwesenheit oder Ab- wesenheit von normal gruppenspezifischen A-Agglutininen bei Kaninchen ein Kennzeichen dafur ist, daS die Fahigkeit oder Unfmgkeit besteht, auf Immunisierung hin spezifische A-Agglutinine zu erzeugen.

Die Bedeutung dieser Eigenschaft des Kaninchenblutes fur die Blut- gruppenbes timmung der Humanmedizin wurde bereits vorlier erwshnt.

Einen sehr bedeutenden Fortschritt fur die Kenntnis der Kaninchen- blutgruppen stellen die Arbeiten von FISCHER im Institut fur Krebsforschung in Heidelberg und im Robert-Koch-Institut in Berlin dar, die 1935 und 1941 veroff entlicht wurden. WERNER FISCHER, Uber Blutgruppeneigenschaften beim Kaninchen. Zeitschrift fur

-- Eine vererbbare Gruppeneigenschaft beim Kaninchen. Ebenda Ed. 100, H. 2.

F~SCHER legt im einzelnen folgendes dar: Zunzchst konnen die menschlichen gruppenspezifischen Merkmale A und B, bzw. Teilstucke von ihnen, in den Organen und im Serum der Kaninchen vorkommen, sowie nur der BLRezeptor in den Blntkorperchen. Beiin Menschen bedingt

Immunitltsforschung Bd. 86, H. 1/2.

Jena 1941.

Jena 1935.

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tlns Yorhandensein der RIerkmale A und B das Fehlen der gegen diese Nerkmale gcrichteten Isoantikorper, wahrend das Fehlen der Merkmale die Anwesenheit der Isoantikorper bedingt. Ini Gegensatz hierzu ent- spricht heirn Kaninchen das Vorhandensein oder Fehltn der menschlichen Nerkmsle nicht das Fehlen oder Vorhandensein prgformierter Antikorper.

Fernerhin verrnogen Kaninchenerythrozyten das menschliche Anti B wllstandig zu absorbierm, wahrend die Bllutkorperchen anderer Tiere es nur zu schwachen vermogen. Es ist also ein gemeinsamer Bestandteil im nienschlichen B-Blut und irn Kaninchenblut vorhanden. Es ist dies der Teilrezeptor B, der bei allen Kaninchen vorhanden ist.

Daneben tritt bei einzelnen Kaninchen ein praformiertes Anti- nienschen-B auf. Das praformierte menschliche A-Merkmal findet sich bei zahlreichen Iianinchen, und zwar niemals im Blute, sondern in Organen und im Serum. Iiri Falle des Vorhandenseins besitzt das Kaninchen keine praformierten Antimenschen-A-Agglutinine. Eine Immunisierung mit nienschlichein A-Blut fuhrt nicht zur Gewinnung gruppenspezifischer Anti- seren. Fehlt das menschliche A-Merkmal in den Kaninchenorganen, so ist sehr oft im Serum ein praformiertes Antimenschen-A-Agglutinin vor- hnnden, so daD die Tiere zur Gewinnung gruppenspezifischer Antiseren geeignet sintl.

AuBer den genannten RIerkmalen finden sich beim Kaninchen Iso- rezeptoren im eigentlichen Sinne, d. h. gruppenspezifische Rezeptoren der Spezies Kaninchen, die durch Isoimniunseren der gleichen Spezies nach- gewiesen werden. Itit mderen Worten: Isorezeptoren und Iso- (Immun-) Antikiirper hedingen die wecliselweisen Agglutinationsreaktionen zwischen Blutkorperchen und Sesen.

Auch hier liegen beim Kaninchen die Verhaltnisse anders als heim Menschcn, weil dem Fehlen eines Rezeptors in den Erythrozyten nicht das Vorhandensein des gegen diesen Itezeptor gerichteten Antikiirpers im Serum entspricht. Infolgedessen lassen sich gruypenspezifische Unter- schiede heim Kaninchen nur durch Immunseren nachweiseii, durch wcchselweise Einspritzung des Bluts des einen Kaninchens in den Kiirper des anderen.

Biaher waren lieini lianinchen zwei durch Isoimmunseren nachweis- bare Rezeptoren hekannt, die die Einreihung des Kaninchens in ein Vier- gruppenschema gestatteten. RSCHER fuhrte die neue Bezeichnung K ein. Bei dieser Bezeichnung niit K fur Vorhandensein und k fiir Fehlen (anstatt II und h bei CASTLE und KEELER) entstehen folgende Gruppen:

k,k, = 0-Kaninchen, Klk2 = K,-Kaninchen, H,k, = K,-Kaninchen, KlK2 = K,K,-Kaninchen.

Im Yerlaufe der Cntersuchungen traten abcr Ksninchen auf, welche in dieses Schema nicht pafiten, so dafi sich die Wahrscheinlichkeit des Vorhandensrins weiterer Bilutgruppen ergab. Zunachst wurde ein Rezeptor I< I nufgefunden, der normale Isoantikorper aufweist. Er komint ziemlich selten vor. K ,-Antiseren werden aufier durch Immunisierung mit K,-haltigem Kaninchenblut mit menschlichem A-Blut erhalten.

Der K,-Rezeptor kann in den BlutkBrperchen der Kaninchen vor- lianden sein oder fehlen. Mithin konnen folgende Bluttypen vorkommen: Kl, K2, K,, KE;,K,, K,K,, K,K,, K1K2IL

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Die Vererbung von K, erfolgt wahrscheinlich unabhangig ron K, und K,.

Im Verlaufe weiterer Arbeiten wurden von FISCHER noch zwei weitere Isorezeptoren entdeckt. Zunachst der Rezeptor K,, der in gewisser Ab- hangigkeit von K, zu stehen scheint. Dieser Rezeptor ist stets dann vor- lianden, weiiii K , fehlt, und K, kann nur dann fehlen, wenn K4 vorhanden ist. Ein gleichzeitiges Fehlen von K, und K, kann nie vorkommen. Es liegen hier die Verhaltnisse wie bei den menschlichen Faktoren M und N, die ein einfach mendelndes Genpaar darstellen, also nicht beide gleich- zeitig fehlen konnen. Das Bindungsvermogen der K,-haltigen Erythro- zpten ist gering, 2ihnlich wie das von K,.

SchlieSlich wurde noch der Rezeptor K, aufgefunden, der sehr haufig auftritt. Das Bindungsvermogen der diesen Rezeptor aufweisenden Erythrozyten ist im Vergleich mit den K,- und K,-haltigen und hesonders K3- und K,-haltigen sehr grol3.

h u s den Kombinationen der nunmehr bekannten 5 Kaninchenblut- gruppen lassen sich durch Kombinationen Tinterpuppen ableiten, so daS man zu 24 moglichen Blutstrukturen gelangt, vcjn denen bisher 12 auf- gefunden wurden. Es ist aber nicht wahrscheinlich, daB hiermit die Blutgruppenunterschiede der Kaninchen erschopft sind, FISCHER hat nam- lich weiterhin mehrere Antikorper beobachtet, deren Wirkungsweise nieht eindeutig zu klaren war.

Die spezifische Immunisierung von Kaninchen mit arteigenem, rezeptorenfremdem Kaninchenblut ruft auch bei solchen Tieren, die auf Injektion artfremden Blutes nicht mit Isoantikorperbildung reagieren, noch Isoantikorper hervor. Die durch Immunisierung erhaltenen Iso- Agglutinin0 sind wesentlich starker als die durch Heteroimmunisierung gewonnenen.

Die Frage des Vorkommens von Isorezeptoren in den Organellen war bereits von CASTLE und KEELER sowie von BOYD und FELDNAN er- gebnislos untersucht worden. Eingehende Nachprtifungen durch FISCHER hatten ebenfalls ein negatives Ergebnis fur K, und K,. Anders dagegen der Isorezeptor K,, der in Leber, Milz, Lunge, Niere, Magen- und Darrn- schleimhaut und K,, der in Leber, Milz, Lunge, Niere, Magen und Darm nachweisbar war.

Der menschliche A-Rezeptor lie6 sich bei Kaninchen in Niere, Lunge sowie Magen- und Darmschleimhaut feststellen, wahrend Leber und Milz nur geringere Mengen A-Substanz aufwiesen und die Blutkbrperchen immer A-frei waren. Der menschliche B,-Rezeptor fand sich in Magen- und Darmschleimhaut, mitunter auch in Lunge und Niere. Bei dem Kaninchenrezeptor fur normales Menschenserum besaBen stets die Blut- korperchen das groBte Bindungsvermngen. Dieses sogenannte A-Merkmal der Kaninchen ist ein Heterorezeptor, der wesentliche Antigenteilstucke des menschlichen Blutgruppenmerkmals A enthalt und bei etwa 7 5 4 0 O/o der Kaninchen im Organismus nachzuweisen ist, und ebenso das im Serum von 20-25 O/O der Kaninchen vorkommende praformierte Anti-A, d. h. einen normalen Heteroantikorper des Kaninchens, der gruppen- spezifisch menschliche A- und AB-Erythrozyten agglutiniert.

Die Vererhung dieser beiden Eigenschaften entspricht vollig den MENDELschen Regeln, sowie daB das dem A-Merkmal zugrundeliegende Gen A dominant ist gegeniiber dem die Antieigenschaft bedingenden Gen a.

n e m A-Rezeptor und dem praformierten Anti-A des Kaninchenserums kommt eine groRe Bedeutnng zu, weil das Kaninchen bei der Gewinnung

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dingnostischr~r Seren fur die Menschenniedizin das wichtigste Lsbora- t,oriumstier ist.

Z u s a m m e n f a s s e n d kommt WERXER FISCHER zu dem Ergebnis: Beim Kaninchen sind mehrere gruppenspezXsche Rezeptoren vorhmden, fiir die im normalen Kminchenserum keine Isoantikorper aufzufindeii sind. Die Kaninchenblutgruppen unterscheiden sich dadurch grund- legend von den klassischen menschlichen Blutgruppen, dafi das Fehlen von Isoantikorpern, das beini erwachsenen Menschen SuSerst selten be- obachtet wird, beim Kztninchen die Regel darstellt. Wenn man einen Ausdruck der menschliclien Blutgruppenforschung anwenden will, kann Inan wegen des Fehlens normaler Isoantikorper bei den allermeisten Kaninchen von Defekttypen sprechen. In diesem Sinne gleichen die Kaninchenisorezeptoren den menschlichen Faktoren M und N, denen gegeniiher normale Isoantikorper in der Regel nicht bestehen. Die Unter- scliiede in d r r Rezeptorenstruktur beim Kaninchen lassen sich hei einem derartigen Verhalten durch lmmunisierung aufdecken.

Die Bildung der Isoantikorper bei konstitutionsserologisch geeigneten Kaninclien kann regelmiifiig durch den spezifisclien Reiz der Immuni- sierung mit artgleichem, aber rezeptorfremdem Blut ausgelost werden; sie kann bei einem Teil der Tiere bereits auf den als unspezifisch auf- zufassenden Reiz einer Immunisierung mit Menschenblut liin eintreten.

Die durcli die Immunisierung erzeugbaren Antikiirper sind kon- stitutionsserologiscli vorbestimmt, da die einzelnen Tiere nur solche Anti- kijrper bilden kiinnen, dio auf ini eigenen Organismus fehlende, individuen- frenide Rezeptoren einwirken.