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Die Entwicklung der Vegetation in den Speicherbecken des Hazike-Haien-Kooges (Nordf~ecland) von 1959 bis 19/74 Von KUNO BREHM (Kiel) und THOMAS EGGERS (Braunschweig) A. Einführung An der nordfriesischen Küste wurde bei der Bewältigung der Entwässermgs- probleme erstmals ein neuer wasserIvirtschaftlicher Weg von internationaler Bedeutung beschritten, indem der Hauke-Haien-Koog mit teils Iandwirtschaft- licher Nutzfläche und teils mit Wasserspeicherbecken unrrrittelbar hinter dem Seedeich gewonnen wurde. Das Bongsieler Einzugsgebiet erstreckt sich von Nensburg bis zur Westkiiste und umfaßt uberwiegend hoherliegende Geest- Aachen (55000 ha) neben tieferliegenden Marschlandereien (1 7 000 ha). Das von der Geest ablaufende Wasser s elt sich in den bedeichten Hauptvorflutern Lecker Au, Soholmer Au und Bongsieler Kanal, in die auch das Marschgebiet mlttels Schopfwerken entwassert wird. Die fruheren Bongsieler Deichsiele haben bei Weststum-Wetterlagen wegen der anhaltend hoheren Adenwasserstande (bis zu 35 h Torschldzeiten) die anfallenden Wassermengen nicht mehr ab- fuhren konnen, die auch nicht ohne Gefahr fur die ruckwartigen Marschen ge- speichert werden konnten. Allerdings war dieses Problem erst dadurch besonders akut geworden, daß man den gesamten nordfriesischen R au nach dem 11. Welt- krieg & R a h e n des ,Progr Nordc zu meliorieren begann. Das benachbarte Dänemark hatte vergleichbare Mdnahmen im Einzugsbereich der Wiedau, ähnlich wie um 1870 bei der Heidekuttivierung auf der jütischen Halbinsel, bereits einige Jahrzehnte vorher ergriffen. Die zwaschen den Deichen der HauptvorAuter und im naturlichen Speicher- becken ,,Bottscblotter Seecc vorhandenen Speicherraurne mit einem Stauraurn von en rd. 3,7 Mio m3 reichten zur iJberbruckung einer langeren Unterbre- chung des WasserabAusses an den Bongsieler Schleusen nicht mehr aus; dies hatte seinen Gnuid insbesondere auch darin, daB das Niederschlagswasser infolge des Gewasserausbaus viel rascher und ungleichmaBiger an die Kuste herangefuhrt w d e . Zudem wurde die Vorflut durch den etwa 4,5 km langen, engen, gewun- denen und zunehmend versandenden Bongsieler Außenpriel behindert. Uber- schwemmgen In der Marsch fugten der Landwirtschaft fast Jahr fur Jahr be- ~rachtlichenSchaden zu. Die Schaffung einer leistungsfahigen Hochwasserent- lastung erschien dringlich.

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Die Entwicklung der Vegetation in den Speicherbecken des Hazike-Haien-Kooges (Nordf~ecland)

von 1959 bis 19/74

Von KUNO BREHM (Kiel) und THOMAS EGGERS (Braunschweig)

A. Einführung

An der nordfriesischen Küste wurde bei der Bewältigung der Entwässermgs- probleme erstmals ein neuer wasserIvirtschaftlicher Weg von internationaler Bedeutung beschritten, indem der Hauke-Haien-Koog mit teils Iandwirtschaft- licher Nutzfläche und teils mit Wasserspeicherbecken unrrrittelbar hinter dem Seedeich gewonnen wurde. Das Bongsieler Einzugsgebiet erstreckt sich von Nensburg bis zur Westkiiste und umfaßt uberwiegend hoherliegende Geest- Aachen (55000 ha) neben tieferliegenden Marschlandereien (1 7 000 ha). Das von der Geest ablaufende Wasser s elt sich in den bedeichten Hauptvorflutern Lecker Au, Soholmer Au und Bongsieler Kanal, in die auch das Marschgebiet mlttels Schopfwerken entwassert wird. Die fruheren Bongsieler Deichsiele haben bei Weststum-Wetterlagen wegen der anhaltend hoheren Adenwasserstande (bis zu 35 h Torschldzeiten) die anfallenden Wassermengen nicht mehr ab- fuhren konnen, die auch nicht ohne Gefahr fur die ruckwartigen Marschen ge- speichert werden konnten. Allerdings war dieses Problem erst dadurch besonders akut geworden, daß man den gesamten nordfriesischen R a u nach dem 11. Welt- krieg & R a h e n des ,Progr Nordc zu meliorieren begann. Das benachbarte Dänemark hatte vergleichbare Mdnahmen im Einzugsbereich der Wiedau, ähnlich wie um 1870 bei der Heidekuttivierung auf der jütischen Halbinsel, bereits einige Jahrzehnte vorher ergriffen.

Die zwaschen den Deichen der HauptvorAuter und im naturlichen Speicher- becken ,,Bottscblotter Seecc vorhandenen Speicherraurne mit einem Stauraurn von

en rd. 3,7 Mio m3 reichten zur iJberbruckung einer langeren Unterbre- chung des WasserabAusses an den Bongsieler Schleusen nicht mehr aus; dies hatte seinen Gnuid insbesondere auch darin, daB das Niederschlagswasser infolge des Gewasserausbaus viel rascher und ungleichmaBiger an die Kuste herangefuhrt w d e . Zudem wurde die Vorflut durch den etwa 4,5 km langen, engen, gewun- denen und zunehmend versandenden Bongsieler Außenpriel behindert. Uber- schwemmgen In der Marsch fugten der Landwirtschaft fast Jahr fur Jahr be- ~rachtlichen Schaden zu. Die Schaffung einer leistungsfahigen Hochwasserent- lastung erschien dringlich.

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Wegen der Schwierigkeiten des Landerwerbs in der Marsch bot sich als Losung an, vor hngsiel im Watt einen neuen Koog mit entsprechend großen Speicher- raurnen zu schaffen. Bei gleichzeitiger Udeitung des Bongsieler Kanals zu dem gegenuber dem Bongsieler Außenpriel um 30 cm niedriger liegenden Watt- strom „ S c h l u t t L k r d e auch die Vorflut verbessert. Zudem konnte durch die seenahe Lage des Wasserspeichers bei rasch aufeinanderfolgenden Hochwasser- wellen eine zugige Entleerung moglich sein. Durch die Anlage eines Seedeiches im offenen Watt und eines hierzu parallelen Deiches geringerer Hohe noch vor dem Queller-Watt konnten neben der Schaffung von Wasserspeicherbecken snit insgesamt 700 ha Flache noch 500 ha deichreifes Land in landwirtschaftliche Nutz- fische (LN) uberfuhrt werden (vgl. H E U D E ~ N , 1960, 1963; G O P , 1963; LEBEERZ, 1964; WEIGAND, 1970; BREHM, 1971 a, 1971 b, 1974; s. Karte 1).

Der Seedeich wurde in seinem Nordabschnitt arn 5.9. 1958 und im Südab- schnitt am 16. 9. 1959 geschlossen. Er umfaRte zusamen mit den inneren Be- grenzungsdeichen („Speicherbeckendeicbe'<), die den Bongsieler Kanal vom nördlich und südlich anschliel3enden ,,NordbeckenG6 bzw. ,„Südbecken6' sowie vom landwirtschaftlichen Teil abtrennen, die auf einer nittleren Höhe von NN -+ 0,25 m liegenden WattAächen. Da die Binnendeiche nur eine Stauhöhe von NN + 1,25 m zuiassen, ergibt sich das Speichervermögen der 700 ha zu rd. 7 Mio m3.

Seit der Fertigstellung der Ein-/Auslaflbau~,erke zwischen dem Neuen Bong- sieler Kanal und d e n Nord- bzw. dem Südbecken im Jahre 1961 wird alQährlich in einen feststehenden Rhythmus SüBwasser eingestaut, mit der Absicht, durch hydrostatischen Gegendruck eine rnögliche Versalzung der binnenseits gelegenen Ländereien zu verhindern: Etwa Mitte März wird auf durchschnittlich NN + 0,50 m eingestaut, und im Laufe des Sommerhalbjahres sinkt dann der Wasser- stand je nach Wittemng und Niederschlag auf NN -& 0; i n September sckließlich wird das Wasser bis zur Ablaufschwelle der Auslaßbauwerke auf NN - 1,25 rn abgelassen ( C w ~ r s r n ~ s ~ ~ - S c h l ü t t s i e ~ , mdl.) .

Die Untersuchungsfläche umfaßt rd. 540 ha, d. s. die von den Deichen einge- schlossenen Teile des Nord- und Südbeckens ohne das Mittelbecken und den Sud- zipfel des Südbeckens. Hiervon sind im Frühjahr nach dem Einstau rd, 385 ha G d irn Spätsommer nur noch rd. 135 ha wasserbedeckt. Es fallen also etwa 250 ha der gesamten Speicherbecken während des Sommerhalbjahres suhkessive, mit Schwankungen, als Flachwassergebiete trocken. Das endgültige Absenken des Wasserspiegels auf NN - 1,25 m läßt im wesentlichen nur noch die etwas steiler beböschten, bis mehrere Meter tiefen Baggerrimen wassergefüllt. Während des Winterhalbjahres bleibt der niedrige Wasserstand bestehen, um ggf. jederzeit die volle Speicherkapazität nutzen zu können.

In dem Einstau vor1 SüBwasser einerseits und, in der WechselIvirkung dem Eindringen von Salzwasser aus den diluvialen Sanden unter dem Seedeich (vgl. D I ~ B R , 1952, 1956; WOHLENBERG, 1956; G W R I S T ~ S E N U. STEINBERG, 1956; SCW~XTLING, 1959; EGGERS, 1969) andererseits sehen wir die wesen~chen Faktoren für die Entwicklung und Ausbildung der Vegetation in den Speicher- becken. Daneben beeinflussen, wenn auch in geringerem Maße, die Beweidung mit Schafen und Rindern sowie in gewissem UnSang auch durch Anatiden (vgl.

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Tab. 1 Vegetatloii In den Spelctierbeckeil des Hauke-Haien-Koogs

Dauerbeobachtungsflächen 1961 - 1964 (~erner JAHNS) - Artmachtlgkeit und Sozlabllltnt nach BWAUN-BLANQUE'I

BeobachtungsSl&che 16/1:'/,~~5 36 37 16 17 18 25 26 27 28 135 36 37

lfd.Nr. 20-26 127 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 Jahr nach Delchschluß 2.Jahr 3. Jahr

Bodenart /fs fS fS ck sS sS SS sS fS ck fJ fS fS VegetatlonshOhe cm 60 50 70 70 70 15 10 15 72 12 15 23 6 14 20 Deckungsgrad % 25 20 5 1 70 60 50 60 40 40 70 70 40 10 Artenzahl 7 6 6 1 5 4 4 1 2 8 5 6 1 2 1 2 8

4 . Jahr 5. Jahr

Salicornia strlcta 22 22 +. Salicornia patula 1 1 +. r. Suaeda maritirna 22 23 +. Spergularia salina Puecineiiia maritima ! +. r. r. Spergularia marginata Puccineilia distans i Atriplex hastata f. salina Aster tripoiium

Agrostis stolonlfera Juncus gerardi Alopecurus geniculatus

Taraxacum spec. Poa trivialis Festuca rubra Senecio vulgaris Poa arlnua Phragmltes communis Funaria hygrometrica Aigenwatten

'Iab.3 Vegetatrori in den Spercherbecken des Wauke-Haien-Koogs

Röhrichte 1969-1970

lfd.N~-. I 2 3 4 5 6 7 8 9 10 i l 12 1 3 14 15 16 17 I aurnahme

I 72 82 74 67 49 i3 10 86 71 70 6 9 75 15 1 1 24 26 29 !

Veg.-bedeckung VB $ 60 40 50 70 50 30 60 75 U0 U0 U0 U0 U0 U0 D0 U0 U0

Artenzahl Ai 1 I 2 2 & 4 5 3 2 2 4 2 3 4 6 2 3 1 / Ccirpus maritimus 60 40 50 70 50 30 55 60

/ Phragmites communis

Agrostis stolonifera Ranuncuius aquaticus Aster tripolium Juncus gerardi Rumex crispus Scirpus tabernaem. , Alopecurus geniculatus Alisma plantago-aqu. Cirsium arvense Matricaria inodora /

Außerdem in lfd.Nr, (nur Artmachtigkeit)

Spartina townsendii 37=r,43=1-,53=r,63=r Bryum caespiticium 43=1,44=r,47=1,53=+ Loliun perenne 34=r944=r,57=+ Hordeum nodosum 40=r,50=r,60=+ Cochlearia danica 41=r,5l=r,63=r Triglochin maritimum 43=r,53=r,63=r Cirsium vulgare 53=r,62=r,63=1 Physcomitrium piriforme 48=+,53=1,63=3 Matricarla inodora 47=r,57=+ Eleocharis uniglumis 51=r,61=r Juncus bufonius 57=r,64=2 Ceratodon purpureus 50=+,54=+ Atriplex patula 37=+ Polygonum aviculare 50=r Lolium rnultiflorum 57=r Holcus lanatus 57=r Plantago major 63=r 1,eoqtodon autumnalis 57=r Cirsium arvense 57=+ Brachytheciurn rutab. 37=+ Leptobryurn piriforme 38=+ Pottia truncatula 41=1 Bryum capillare 53=r Bryum spec. 6 0 ~ 2 Bryum argenteum 62=r Bryum cf. cernuum 62=r Pottia heimii 57=3

Zeichen:

ck = Sctil~ck

SS = Schluffiger Sand

f S = Feinsand

. = ohne Angabe

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Tab. 2 Vegetation In den Speicherbecken des Hauke-Halen-Koogs

+

r + 2 1

+ I 0 5 1 0 5 1 0 + i r + 2 + r r r

r 1 + + „ Triglo~bin mar~timum 2 + r + + + 1 + 5 1 1

r r 1 0 + + r r r r r r Spergularia sallna

Agrostii stolonlfcra Juncus gerardr Alopecurus genicuiatui Triglochill palustre 1 0 + + r +

+ r + Feituca rubra

5 + 5 2 + + + 2 0 3 0 6 5

r 3 1 I

+ 5 + r

3 + + + r 1

r r + r r r r r i + +

r + + r r + + I r + r

r * 1 r i- r + I + 1 2 5 1 5 + 1 5 1 3 1 5 1 2 + r r r 1 + + + i i 1 + 1

r r c z 1 1 + 1 1 + 1 + 2

+ + r + + r 1 + +

r + + + + X. + T r r

r

Agropyi <>ii i eperii Hrachytiieciilm r~itabiiliiiii

Potriitllla aiiiei iiia + 2 0 + +

r r r r

1 + * r + + r i'hragmlte-. < iimrnuiii. + + r I + + +

1 + l ( entaui eum piilrli~l luni

+ + JLLXIL~'. ai tiiulatui

tiordeum nodoiuiii Silipu% marl iiniui Sagina n«i?i>ium

r r

Aunerdern rn lfd.\r.:

iianuri~ulus r eprns 35=r, 4 i =I ,44=r, 50=r SLI~PUS tabernaemontarii 27=r Epiloblurn iilrsuium 42=r Saglila procumb~ns 41=r,42=1,51=3,5?=+ Armerla rnarit-ima Odontltes rubra

29=r Epllobium spec. 50=+ 14=r,46=+,53=r Glyceria maxirna 31=r Hydrocotyle vulg.

Hellctotrrchon prat. 35=+,48=1,53=1 Spartlna towsendil 34=5 Juncus ef fusiis jo=, PLantago marztlma 10=r,36=1 Limonlum vuigare Eleochaiis palustrls

36=r Tussllago farfara 50=r 24=r,41=r Lycopus europdeus

Alopecurus pratensri 38=1 Agro~tls tenu~b 52=5 41=r,57=+ Parapholls str~gosa 3 9 = j ~ h ~ t ~ d ~ ~ d ~ l ~ h ~ ~ sq.53=+

Nanuriculus acer 52=r,56=r Cochlearla offlcinalrs 39=r plantago ianceolata55=r Rariuncului aquatlcus 3 Pestuca arundinacea 40=r

e Kuno

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b) und ferner der winterliche Schnitt von Reth (Phragmihs c o m u n k )

B. Pflanzensoziologische Untersuchungen

egetation des Vorlandes in der Bucht vor dem Fahretofter Süder- enkoog und dem OcWIolrner Koog scheinen aus der Zeit vor der

Hauke-Haien-Kooges keine Beobachtungen oder Beschreibun- liegen, wenn wir von der sicherlich mehr schematisierten Wiedergabe

ndungszonen bei HEYDEMANN (1963) absehen, der für das Gebiet mit " und „Rotschwingel"' drei küstenparallele Vegetationsforrna-

. Immerhin lassen diese Angaben daraufschließen, dai3 das Vorland erlandungsreihe vom Salicornietum bis zum Armietum mit der

vorherrschenden Festuca rubra littoraiis getragen hat. Der Speicherbecken- wird - wie sich aus der Skizze bei HEYDEMANN (1963) und aus den Höhen- nach KNOP (1963), die aus Vermessungen von 1935-37 stammen und für

Ir bis 1958159 nur geringfügige Erhöhungen annehmen können (vgl. Karte l), leDen läßt - im unteren, initialen Bereich des Salicornieturn angelegt worden

sein. Für die Vegetation in den Speicherbecken bei ihrer Einrichtung nehmen wir also im landseitigen Bereich ein recht lockeres Salicornietum an, während sich zum. Seedeich hin das zuerst noch vegetationslose ehemalige Watt erstreckte.

B 1. Dauerbeobachtungsflächen 196 1-1 964

Aus den Jahren 1961 bis 1964 liegen von zehn Dauerbeobachtungsflächen pflanzensoziologische Aufnahmen vor. Diese Untersuchung ging auf eine Ver- einbarung zwischen Dr. WOHLENBERG von der ehemaligen Forschungsstelle Westküste und Prof. Dr. TÜXEN zurück. Albährlich einmal im Spätsomer bat W.~AHNS die Bodenprobenentnahmestellen der Forschungsstelle Westküste, die f i r Messungen der Salzgehalte irn Haube-Haien-Koog eingerichtet worden waren, pAanzensoziologisch untersucht, soweit die Stellen in den Speicherbecken lagen. Zwei Reihen von DauerbeobachtuigsAächen (16 bis 18, 25 bis 28) lagen in dem 1958 eingedeichten Nordbecken, die dritte Reihe (35 bis 37) irn 1959 einge- deichten Südbecken. Die Vegetati~nsanal~sen sind in der Jahresfolge nach dem Deichschlulj geordnet in Tab. 1 zusamengestellt.

Im 2.Jahr nach der Eindeichung, für das uns leider nur drei Aufnahmen aus dem Sudbecken vorliegen, war die Vegetation noch sehr schütter und deckte nur zu 25% in der Nähe des Speicherbeckendeiches und nahm regelmäßig in Richtung zum ehemaligen Watt an Deckungsgrad ab, was sich in allen vier Jahren bei sämtlichen Beobachtungsreihen i m e r wieder zeigte. In ihrer Zusanmensetzung war die Vegetation zunächst dem von W. CI~RIST~~~NSEN (1955) beschriebenen Salicornietum sehr ähnlich und entsprach bereits der Übergangsphase vom Salicor- nietum stri~tae zum S. pahlae, das im Laufe der m r e immer deutlicher hervortrat, nachdem Salicornia stricta im dritten Jahr nach dem Deichschlufi seine optimale Entwicklung durchschritten hatte und im fünften Jahr nur noch in den am tiefsten gelegenen Bereichen des vormaligen Watts angetroffen wurde.

Bezeichnend für die Vegetation im 2. Jahr war ihre auffällige Höhe von 50 bis 70 cm. Dieser aderordentlich kräftige Pflanzenwuchs ist sicherlich auf eine in- folge der Trockenlegung und Durchlüfiung des Bodens intensivierte N-Mineralisa-

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iron zurückzuführen. Wenn auch Im 3. Jahr schon die Vegetationshöhe auf das fur diese Salzpflanzengesellschaft Twische von 5 bis 20 cm zurückging, zeigte Swda mritima, eine der wenigen Halophyten, die auf ein hohes StickstoEangebot aus dem Boden angewiesen sind, mit ihrer Stetigkeit und einer bis zurn 4.Jahr beachtlichen Artmächtigkeit genauso wie die häufiger angetroffene A&$lex hmt& J. salim, da6 die Vegetationsentwicklung in den Speicherbecken des Hauke-Haien-Kooges gleich nach der Eindeichung durch eine gute Nährstoff- Versorgung begünstigt wurde. Dies ist eine Erscheinung, die unter diesen Bedin- gungen i m e r wieder beobachtet werden kann, so beim Fin~aushalligkoog (WOHW~NBZRG U. PLATH, 1953), beim Veerse MeerlNiederlande ( B E E ~ N K U. a., 197 1) sowie bei dem 1969 eingedeichten LauwerszeepolderlNiederlande (JOENJE, 1972; MEIJER, 1973).

Während im 4. Jahr nach der Eindeichung Sdicornia stricta bezeichnenderweise zurückgeht, tritt eine Reihe von Salzpflanzen mit höherer Stetigkeit und gröl3erer Artmächtigkeit auf, die die Vegetation der Speicherbecken dem Speqularietum salime T X . et VOLK ähnlich werden Iäßt: Salicornia patula, Spergularia salina, Sfi. m-inata und ficcinallia distam ,alles charakteristische Arten auf Standorten wech- selnden Salzgehaltes. Diese Standortsverhältnisse können durch häufigere Salz- gehaltsmessungen der Forschungsstelle Westküste für die Jahre 1959 bis 1962 belegt werdena).

Die erste, noch mehr oder weniger luckige Halophytenvegetation in den Spei- cherbecken wurde sich wohl irn landseitigen Bereich bei fortschreitender Aussußung des Standortes zuniindest zu einem Juncetum gerardz entdckelt haben, wie es sich in Tab. 1 bereits andeutet, wenn sie nicht durch den Aufstau von Wasser aus dem Bongsieler Kanal, also mit Sußwasser aus dem Geest-Marsch-Entwasserungs- system, in die ganz andere Richtung auf einen - zunacbst noch etwas salz- beeinflaten - UberAutungsrasen gelenkt worden Ware.

B 2. Vegetat ionsaufnahme und -kart ierung 1969-1 97 1

Ein Jahrzehnt nach der Eindeichung des Hauke-Haien-Kooges haben wir die Vegetation der Speicherbecken untersucht; erste Ergebnisse dieser Analyse haben BREHM (1971) dazu gedient, die Vegetation in gröberen Zügen zu kennzeichnen und die Bedeutung ihrer Ausbildungen als Brut- und Nahmgsbiotope von Vögeln zu beschreiben (die Speicherbecken sind seit 1967 9,Seevogelschutzgebiet'c).

Die Tabellen 2 und 3 enthalten den größten Teil der 89 pflanzensoziologischen Aufnahmen, die wir in den S o m e r n 1969 und 1970 anfertigten. 1971 haben wir die Vegetation mit Hilfe eines Luftbildes aus dem Jahre 1968 kartiert. Hierbei ergab sich, daR das Luftbild nur an wenigen Stellen, z. B. in den Grenzen einzelner Herden des Phragmites-Röhrichts, wdersprüche zu den angetroffenen Vegetations- verhältnissen zeigte. Daraus ist zu schließen, da8 die Entwicklung der Vegetation in den Speicherbecken während der letzten Jahre schon zu einer gewissen Stabili- siening gekomen ist. Da vom zuständigen Deich- und Sielverband bei der der- -.

* Einige Werte liegen der Bundesanstalt für Vegetationskunde, Naturschutz und Land- schaftspflege vor; das gesamte Material aber ist z. Z t . leider nicht zugänglich, da es nach der bedauerlichen Auflösung der Forschungsstelle ixi Archiv des Amtes für Land- und Wasser- wirtschaft (vorm. Mmchenbauamt) Husum eingelagert wurde.

zeitigen wasserwirtschaftlichen Nutzung der Wasserstände in den Becken eingehalten werden, bleibenden Bedingungen, die sich stabilisierend a Entwicklung auswirken.

B 2a. Salicornia-Rasen (Tab. 2, Nr. 1 4 )

Vergleichbare Vegetationsverhaltnisse, wie sie JAHNS irn 3. Jahr nach der Ein- deichung vorfand (Tab. 1) und die zugleich der Degenerationspbase des Salicornzetum patulae W. CHR. (1955) entsprechen, finden wir heute im Cebiet nur auf der „Su&nselc' im Sudbecken und auffallig gehauft, wenn auch nur klein- Aachig, auf dem recht schmalen Landstreifen westlich der Baggerrinnen entlang dem Seedeich. Diese HalophytengeseUschaft setzt sich aus Salicornia patula, Spergdaria margznah, Pminellia distam und P. maritim sowie Suaeda maritim zwainmen. Sie zeichnet sich durch ihre geringe Artenzahl ( = ‘48) und ihren durchweg sehr niedrigen Deckungsgrad aus; dazu k o m t die Geselhchaft auch erst spät im Jahr zur vollen Entwicklung. Sie besiedelt Senken, die irn Sorrrmer austrock- nen. Dadurch konzentrieren sich Restsalzgehalte des aaodens oder solche a w auf- quellendem Seewasser aus den Sanden ann Seedeich, wie insbesondere auch im Winter beobachtet werden kann. Der Salzgehalt des Standortes steigt im Somrrier oft so stark an, daR es an der BodenoberAache zu Salzawblühungen korrrmt, die jedoch nur zurn geringeren Seil aus NaGl bestehen.

B 2 b. Puccinellia distam-Rasen (Tab. 2, Nr. 7-12)

Oft unmittelbar zur vorigen benachbart, nur sehr wenig höher gelegen, siedelt eine verwandte Gesellschaft, die aber schon stärker deckt (mVB = 49%) und eine mehr als doppelte charakteristische Artenzahl aufweist (dZ = 12). Die floristisch charakteristische Artenkombination zeigt eine Ähnlichkeit zum Spe-ula- rietm salinae T X , et VOLK 1937, Salicornia-Subass. LIBB 1 9 4 und zum. Puccidlietum distantisjulz~etosum WESTHOFF 1947, Zu den charakteristischen Arten des Salicornie- tum patulae treten bezeichnenderweise Juncus ranarius, J. gerardi und Aster tripolium einerseits sowie Agrostis stolonifera und Alopenrrus geniculatw andererseits hinzu. Sie zeigen zum einen den schwankenden Salzgehalt des Standortes an, zum anderen deuten sie auf eine mindestens temporäre AussüBung durch stauende Nässe hin. Tm 5. und &Jahr nach dem Deichschlu13 ist die Puccinellia distanv- Gesellschaft auf den trockengefallenen Platen im östlichen Teil der Speicherbecken verbreitet gewesen (Tab. I), wo wir sie heute nur noch sehr selten, z. B. ganz im Norden des Nordbeckens, dort also nur etwa 250 rn vom Seedeich entfernt, ange- troffen haben.

B 2 C. Puccinellia maritim-Rasen (Tab. 2, Nr. 13-2 1)

Als dritte Salzpflanzengesellschaft finden wir im Gebiet vor allem entlang dem Seedeich im Nordbecken, einen dichten Rasen ( m W = 92%) mit sehr hohem Anteil an Puccinellia maritim. Bei gleicher Artenzahl ist er auch in der Aoristisckn

nsetzung nicht so sehr von der vorigen Gesellschaft unterschieden, wenn auch Glam maritim hinzutritt und zugleich die auffälligste Erweiterung im Bild dieses kurzen hdelrasens darstellt.

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B 2 d, Agrostis stolonifera / Jumw gerardi-Rasen (Tab. 2, Nr. 22-28)

In all den Bereichen, die vom Marz bis meistens zum Fruhsomer flach uber- flutet sind (zwischen NP? f 0 und NN + 0,50 m), hat sich ein Flutrasen rnit einer sehr geringen Artenzahl ( d Z = 6,7) und zugleich sehr hohem Deckungsgrad (mVB = 91%) entwickelt. Agrostis stolonifma und Jmus gerardi dorrllnieren (rnB = 58 bzw. 32%) und geben der Gesellschaft ihr Geprage. Mit ihrem flachen Wuchs untemtreicht sie den Charakter der weiten Landschaft. E. TSGHACH unter- sucht z. 2:. das Bodenporenvolunien dieses Agrostis stolon@a-Standortes.

B 2 e. Agrostis stolonifera-Weide (Tab. 2, Nr. 29-42)

An den Flutrasen schlieBt sich im Grenzbereich urn NN + 0,50 rn in einer nächsten, kam merMichen Höhenstufe eine von Agrostis stolonifera genauso stark und von Jmcus gerardi i m e r noch sehr bestirnte feuchte Agrostis stolonifera- Weide an, in der noch einige Halophyten wie Spergularia mqinata, Pwcinellia m~t ima, Glam mritim, Triglochin maritimum und Jums ranarius zu finden sind, die wohl auf einen Restsalzgehalt des Bodens hinweisen. Die hohe Artenzahl dieser Gesellschaft = 20) wird aber durch die auch im Grünland immer anzutreffenden Ar ifolium repens, Plantago major, Leontodon autmmlis und Tarmacum erreicht. Bezeichnenderweise gehören auch die klassischen Flutrasen- arten Potentilla ame~ina und Rumx crispus zur floristisch charakteristischen Arten- kombination. Diese Gesellschaft wird regehaßig von Schafen m d Rindern, sowie in wahrscheinlich unbedeutendem AusmaB von Anatiden (Anas crecca, A. penelope, A. plalyrhynclws; vgl. N E T H A ~ M ~ R U. a., 1968; GLUE, 1971) beweidet. Insgesamt

den bei der Kartierung des Deichvorlandes der Elbe U. Mitarb. vorgefundenen Ges ; auch dort be-

Wasser verursachte Staunasse z d t der Bewei- dung die Herausbildung dieser uniformen Agrostis-Weide.

B 2 f. Festua rubra-Weide (Tab. 2, Nr. 43-51)

In enger Nachbarschaft zur Agrostis stolonifera-Weide finden wir eine von Festuca rubra dominierte Gesellschaft. Sie ist ebenfalls relativ artenreich ( und auch hier treten die oben genannten Grünlandarten hervor. Die Rotschwingel- Weide siedelt auf höheren Kuppen oder Flächen in oder neben der Agrostis- Weide; sie erreicht aber bei weitem nicht die Ausdehung der beiden Agrostis- CEeseUschaften, sondern hat sieb meist nur kleinfiächig entlang dem östlichen Speicherbeckendeich, also im. höchstgelegenen Teil des Gebietes (NN > 0,50 rn), entwickelt.

B 2 g. hlio-Cpsuretum (Tab. 2, Nr. 52-57)

Deichbeme und Deichfua, aber auch einige von Osten hereinreichende, ge- ringfügig erhabene Rücken, sind durchgehend lnit einem Lolio-Cymsüretum be- deckt, das aus Aussaat hervorgegangen ist. Diese CEeseUschaft. enthält die typische Artenkombination der Fettweide mit zur Zeit der Karfierung auffällig dominie- rendem Trifolium repem; sie wird relativ intensiv von den Schafen beweidet.

B 2 h. Röhrichte: Scirpus mritinzus-fiöbricht (Tab. 3, Nr. 1-8) und Phragmiks communis-Röhricht (Tab. 3, Nr. 9-1 7)

Die etwas höheren Salzgehalt anzeigenden Scirpus maritimus-Röhrichte sind sehr artenarm und enthalten ebenso wie die relativ a&älligen Phragmites-Röhrichte nur Agrostis stolonifera und Ransmculus aquaticus als regelmäBige Begleiter. Auch hier fällt wieder eine Ähnlichkeit rnit den Vegetationsverhältnissen am Brackwasser- Süßwassergrenzbereich der Elbnündung auf, wie ihn E U. Mitarb. (mdl.) und KönER (1961) angeben. Bei stärkerer AussüBung des Bodens vvürde sich, ähnlich wie es VAN DER Toom U. MOOK (1973) für das 1968 eingedeichte Zuidelijk Flevoland im Ijsselrneer angeben, innerhalb von 2 bis 3 Jahren eine explosions- artige Erweiterung der Phragmites-Flächen einstellen (vgl. auch VAN DOBBEN, 1968, 1970; VAN DOBBEN U. WOLDENDORP, 1971; WOLDENDORP, 1972). Die weiten Scirpus mritimus-Röhrichte zeigen hier in den Ketentionsbecken des Hauke- Haien-Kooges jedoch an, daß der Salzgehalt des Bodens nur langsam zurückgeht (vgl. STEINF~HRER, 1955).

Phragmites k o m t in physiognoniisch sehr unterschiedlicher Ausprägung vor: Es verträgt einen Salzgehalt von bis zu 5O/„ im Wurzelraum (STEINF~HRER, 1955) und vermag noch in Wasser bis zu 200 crn (optimal 50-150 crn) Tiefe zu wachsen. Der Wasserstand ändert sich jedoch während der Vegetationsperiode um minde- stens 20-30 (50) Cm. Diese Schwankung wirkt sich vor allem auf die obere Grenze der Besiedlung durch Phragmites aus: das Optimuni wird nach oben durch Trockenheit und - meistens ebenfalls durch Trockenheit bzw. Verdunstung bedingt - zunehmende Salinität und nach unten durch tiefes Wasser (und ggf. höheren Salzgehalt der Bodenlöswg) negativ beeinfiußt. Ausschlaggebend ist der Salzgehalt des Bodens irn Wurzelraum; an der Bodenoberfläche komrnt es ohnehin nicht zu so starker verdunstungsbedingter Salzanreichemg wie etwa auf offenen Suaeda-Flächen. Phragmites-Bestände der Grenzstandorte zeigen, offenbar auch ohne Beweidung, sehr stark reduzierte Vitalität. Es bleibt abzuwarten, ob die Ausbreitung einem Stadium ähnlich dem im Rantumbecken zustrebt; dort be- günstigt jedoch die durch städtische Abwässer bedingte NährstoEzufubr ein über- aus üppiges Gedeihen der Schilf-Röhrichte, während im Hauke-Haien-Koog doch Scirpus maritimus phänologisch eine grönere Rolle als Phragmites spielt. Setzen wir eine ähnliche Entwicklung wie im Veerse Meer voraus (vgl. B E E F ~ N K U. a., 1971), so stünde zu erwarten, daß die obere Grenze der Besiedlung feststeht (im Veerse Meer fünf Jahre nach Eindeichung), während an den tieferen Wasser- rinnen noch eine Ausbreitung stattfinden kann.

Die Beweidung der Röhrichte fällt wenig ins Gewicht, denn der ,,Äsungs- druck" von 1-3 Schafen pro ha Grünfläche ist so gering, daB die Schafe selektie- ren können und hierbei das Lolio-Cymsaretum sowie Aster tripolium aUem anderen vorzuziehen scheinen (vgl. HUGKE~ U. a., 1964; MARTIN, 19%). Eine Beein- flussung der Scirpus- und Phragmites-Röhrichte durch Rinder ist lediglich an der Westseite der Speicherbecken, am Rande der Deicbberme, festzustellen. Gänzlich von der Beweidung ausgenommene Flächen, wie sie beispielsweise von entspre- chenden niederländischen Gebieten bekannt sind (vgl. WTHOFF, 1969; JOENJE, 1972 U. a.), stehen leider nicht zur Verfügung.

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C. Schlußbet rachtung

Insgesamt zeigt die Vegetation der Speicherbecken des vor 15 Jahren bedeichten Haube-Haien-Kooges neben einigen Resten von Halophytengesellschaften, vor allem entlang dem Seedeich, eine starke Tendenz zur AussuBung. Die Gesell- scfraften entsprechen, wenn auch häufig nur bleinramig ausgebildet, den an der schwedischen Westkiiste gefundenen (GILLNER, 1960) oder denen nach der Ab- riegelung im Ijsseheer entstandenen (FEEKES, 1936; FEEKES u. BAKUR, 1954; W E ~ O F F , 1969; VAN DER SOORN u. a., 1969); teilweise obereinstimung h d e t sich zu- mit einzelnen Gesellschaften der in AussuBung begriffenen Gebiete im Delta-&biet in den Niederlanden (BEEFTINK, 1962, 1966; ~ E F T I N K

U. DME, 1973; VGN DER TOORN U. MOOK, 1973 U. a.), am Ringk~bing-Fjord/ Westjutland (GRA~SEN, 1972) d e r auch an der französischen Kuste (GORILLION, 1953) und an englischen Salzmarschen (TANSW, 1949; GILLHAM, 1957; BRERETON, 1971, U. a.).

Im Bereich der Nordseekuste gibt es kaum Gebiete, deren Nutzungsweise der hier beschriebenen gleicht. Bei dem 1938 eingedeichten Rantumbecben (Sylt) ist die EntGcklung der Vegetation nicht verfolgt worden; die relativ MeinAachigen Speicherbecken irn Finkhauskoog bei Husun? werden vielleicht eine ahnliche Ent- wicWung durckmachen. Z . Zt. enBteht in der Meldorfer Bucht (Dithmarschen) ein Speicherbecken, das denen im Hauke-Haien-Koog bezuglich des Verlaufes der AussuBmg weitgehend gleichen wird, wabrend dies fur die hinter den Sperr- werken von Eider, Stor, Kruckau und Pinnau weniger zutreffen wird. Ähnliche Gebiete in Niedersachsen werden meistens aufgefullt und werden nicht vegetations- kundlich bearbeitet (Rustersieler Watt, Voslapper Watt, Wybelsum. und Rysum; K.-E. Bznm, litt.) und in gleicher Weise wird vielEach in England verfahren. Am ehesten vergleichbar erscheint das 1961 in den Niederlanden abgedamte Veerse Meer, dessen Wasserstand irn S o m e r bei NN f 0 und im Wnter bei NN - 0,70 rn liegt (vgl. BEETFINK, 1967; BEETFINK U. a., 1971). Infolge Einstau von Salzwasser haben sich dort jedoch keine groljen Phragmztes.-Gurte1 und Agrostzs- Stauwiesen gebildet; der Aspekt wird vielmehr von Calamagrostzs epgazos gepragt.

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Danksagung

Herrn Werner J A H N ~ und seiner Dienststelle, der Bundesanstalt für Vegetations- kunde, Naturschutz und Landschaftspflege, danken wir für die Uberlassung der Vegetationsaufalahmen der ProbeBächen aus den Jahren 1961 bis 1964.

Den Herren Dr. W. G. BEEFTINK (Verseke), Dr. K.-E. B E H ~ (Wilhelm- haven), Dr. A. H. J. FREIJSEN (Oostvoorne), Dr. A. J. GRAY (Norfolk), Dr. W. JOENJE (Groningen), W. DE MUNCK (Verseke), Prof. Dr. E.-W. RAABE (Kiel) und Dr. J. VAN DER TOORN (Arnhem) danken wir herzlich für vielfältige Auskünfte und Literatur.

Für das Umzeichnen der Vegetationskarte bedanken wir uns sehr herzlich bei Gode STEINHERR.