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VOM AFFEN ZUM DIE EVOLUTION DER MENSCHHEIT ZUR AUSSTELLUNG 12. JUNI - 23. OKT. ICH! www.suedsauerlandmuseum.de AUSSTELLUNGSDAUER 2016 BEGLEITHEFT

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VOM AFFEN ZUMDIE EVOLUTION DER MENSCHHEIT

ZUR AUSSTELLUNG

12. JUNI -23. OKT.

ICH!

www.suedsauerlandmuseum.de

AUSSTELLUNGSDAUER

2016

BEGLEITHEFT

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VOM AFFEN ZUM ICH!

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INHALT

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VON AFRIKA NACH EUROPA – DER LANGE WEG DES MENSCHEN

Woher kommen wir? Eine der grundlegendsten Fragen der Mensch-heit, auf die es lange keine Antwort gab. Heute steht fest: aus Afrika.

Als vor Millionen Jahren ein Klimawandel die Landschaft Afrikas grund-legend veränderte, blieb den dort lebenden Primaten nichts anderes übrig, als sich auf den Weg zu machen - zu höheren Evolutionsstufen.

Als erster Vertreter der Gattung Mensch verließ Homo erectus seine Heimat Afrikaund breitete sich über Asien und Europa aus. Dort tauchte vor rund 300 000 Jah-ren erstmals der Neandertaler auf, der letztendlich von uns - dem Homo sapiens verdrängt wurde und ausstarb.

Die bekanntesten Funde des modernen Homo sapi-ens in Europa stammen aus Frankreich. Nach dem Fundort Abri Cro-Magnon spricht man auch vom Cro-Magnon-Menschen, der sich von uns äußerlich nicht mehr unterschied.

Doch bis dahin war es ein weiter Weg, der in Wissen-schaft und Religion nach wie vor heiß umstritten ist und kontrovers diskutiert wird. Diesen Weg versucht die Ausstellung - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - in den wichtigsten Zügen nachzuzeichnen.

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VOM AFFEN ZUM ICH!

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SCHÖPFUNG AFRIKA –GEMEINSAME VORFAHREN

DAS ERBE DER PRIMATEN

Auf die Frage nach den Vorfahren des Menschen pfle-gen manche Anthropologen zu antworten: “Nein, der Mensch stammt nicht vom Affen ab - er ist ei-ner!”Seit der Veröffentlichung der Evolutionstheorie

von Charles Darwin im Jahr 1859 sind mehr als 150 Jahre vergangen, in denen zahlreiche fossile Belege

gefunden wurden, die den Menschen zoologisch in die Ordnung der Herrentiere - der Primaten bzw. Affen einordnen.

Die Karriere der Primaten begann schon zu Zeitender Dinosaurier. Es handelte sich um kleine baumbewoh-nende Tiere. Eine große Anzahl von Fossilien aus der Zeit zwischen 35 bis 6 Mio. Jahren zeigen Evolutions-varianten zu den Hominoiden, den Menschenähnlichen, zu denen sowohl Mensch als auch Menschenaffe zählen.Aus dem Dickicht des menschlichen Stammbaums sticht der Proconsul hervor, der als gemeinsamer Vorfahre von Men-schenaffen und Menschen gilt. Proconsul ist eine ausgestor-bene Gattung der Primaten, die während des Miozäns (vor 23-14 Mio. Jahre) in Afrika vorkam. Die Funde stammen vor allem aus Kenia und Uganda. Die Gattung gehört zu den frühesten bekannten Vertretern der Men-schenartigen (Hominoidea).Leider ist allerdings das Wissen über die Entwicklung der Hominoiden und Menschen-affen aus der Zeit bis vor etwa 6 Mio. Jahren so gering, dass der letzte gemeinsame Vorfahre noch nicht zweifelsfrei ermittelt werden konnte. Sicher ist inzwischen jedoch, dass Ardipithecus raminidus als Hominoid in den Stammbaum des Menschen gehört. Ihm folgten Australopithecinen, aus denen sich Homo habilis, Homo erectus und letzt-endlich der Homo sapiens entwickelten.

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Schöpfung Afrika - gemeinsame Vorfahren

Auf die Frage nach den Vorfahren des Menschen pflegen manche

Anthropologen zu antworten: “Nein, der Mensch stammt nicht vom

Affen ab - er ist einer!”

Seit der Veröffentlichung der Evolutionstheorie von Charles

Darwin im Jahr 1859 sind mehr als 150 Jahre vergangen,

in denen zahlreiche fossile Belege gefunden wurden, die

den Menschen zoologisch in die Ordnung der Herrentiere

- der Primaten bzw. Affen einordnen.

Das Erbe der Primaten

Aus dem Dickicht des menschlichen Stammbaums sticht der

Proconsul hervor, der als gemeinsamer Vorfahre von Menschenaffen

und Menschen gilt. Proconsul ist eine ausgestorbene Gattung der

Primaten, die während des Miozäns (vor 23-14 Mio. Jahre) in Afrika vorkam.

Die Funde stammen vor allem aus Kenia und Uganda. Die Gattung gehört zu den frühesten

bekannten Vertretern der Menschenartigen (Hominoidea).

Leider ist allerdings das Wissen über die Entwicklung der Hominoiden und Menschenaffen aus der Zeit bis

vor etwa 6 Mio. Jahren so gering, dass der letzte gemeinsame Vorfahre noch nicht zweifelsfrei ermittelt

werden konnte. Sicher ist inzwischen jedoch, dass Ardipithecus raminidus als Hominoid in den Stamm-

baum des Menschen gehört. Ihm folgten Australopithecinen, aus denen sich Homo habilis, Homo erectus und letztendlich der Homo sapiens entwickelten.

Die Galerie der Ahnen

Die Karriere der Primaten begann schon zu Zeiten

der Dinosaurier. Es handelte sich um kleine baumbewohnende

Tiere. Eine große Anzahl von Fossilien aus der Zeit zwischen

35 bis 6 Mio. Jahren zeigen Evolutionsvarianten zu den Hominoiden,

den Menschenähnlichen, zu denen sowohl Mensch als auch

Menschenaffe zählen.

Ardipithecus

GALERIE DER AHNEN

Die Erforschung des menschlichen Stammbaums, insbesondere die anatomi-schen und funktionellen Merkmale des Menschen bis hin zu der ihm eigenen Kulturfähigkeit wird als Paläoanthropolgie bezeichnet. Die Paläoanthropologen stützen ihre Theorien zumeist auf fossile Funde, mit denen allerdings kaum ein letztlich gültiger Stammbaum aufstellbar ist. Wahrscheinlich wird ein buschwer-kartiges Geflecht die Verwandtschaftsverhältnisse besser treffen.

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VOM AFFEN ZUM ICH!

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VOM AFFEN ZUM MENSCHEN: ÜBERSICHT

Vom Affen zum menschen: Übersicht

Die Erforschung des menschlichen Stammbaums, insbesondere die anatomischen und funktionellen

Merkmale des Menschen bis hin zu der ihm eigenen Kulturfähigkeit wird als Paläoanthropolgie

bezeichnet. Die Paläoanthropologen stützen ihre Theorien zumeist auf fossile Funde, mit denen

allerdings kaum ein letztlich gültiger Stammbaum aufstellbar ist. Wahrscheinlich wird ein

buschwerkartiges Geflecht die Verwandtschaftsverhältnisse besser treffen.

Moderner Mensch Homo sapiens

vor 150 000 Jahre bis heute Trat zum ersten Mal in Afrika auf, später weltweit. Siedelten zunehmend an

festen Orten, bauten Behausungen, jagten und entwickelten komplexe

Sprachen. Dokumentierten ihre Fähigkeiten zu abstraktem Denken in

Kunstgegenständen und Höhlenmalereien. Ackerbau und Viehzucht, Rohstoff-

gewinnung, Technik

Neandertaler Homo neanderthalensis

vor 220 000 bis 27 000 Jahren Entwickelten sich in Europa, bewohnten Höhlen. Kleidung aus Tierfellen,

gemeinsame Jagd. Nahrung hauptsächlich Fleisch. Herstellung von sehr

spezialisierten Werkzeugen (Moustérien-Kultur und andere). Lebte eine Zeit

lang parallel zum Homo sapiens

Erectus-Formen Homo erectus

vor 1,8 Mio. Jahren - 50 000 Jahren Kamen ursprünglich aus Afrika und breiteten sich später bis nach Ostasien aus.

Hatten eine menschenähnliche Sozialstruktur. Herstellung weiter entwickelter

Werkzeuge (Acheuléen-Kultur). Umgang mit Feuer

Habilinen Homo habilis

vor 2,1 - 1,5 Mio. Jahren Größeres Gehirn. Aufrechter Gang. Herstellung der ersten Steinwerkzeuge

(Oldowan-Kultur). Ernährten sich von toten Tieren, die sie gemeinsam den

Hyänen abjagten. Lernten dadurch Handlungen aufeinander abzustimmen.

Robuste Australopithecinen Paranthropus robustus

vor 2,0 - 1,0 Mio. Jahren Leichte Zunahme der Körpergröße. Starkes Gebiss zum Zerkauen von harten

Samen und Fasern. Benutzten wahrscheinlich einfache Grabstöcke zum

Ausgraben von Wurzeln.

Grazile Australopithecinen Australopithecus afarensis (Lucy), africanus

vor 3,7 - 2,9 Mio. Jahren Aufrechter Gang, aus ihnen gingen später die anderen zweibeinigen Arten

hervor. Veränderung an Schädel, Becken, Armen, Beinen, kleinere Eckzähne.

Aggressivität wich kooperativem Verhalten und einer Familienstruktur.

Die wichtigsten Vertreter auf dem Weg zum Menschen sind:

Moderner Mensch Homo sapiensvor 150 000 Jahre bis heute Trat zum ersten Mal in Afrika auf, später weltweit. Siedelten zunehmend an festen Orten, bauten Be- hausungen, jagten und entwickelten komplexe Sprachen. Dokumentierten ihre Fähigkeiten zu abstraktem Denken in Kunstgegenständen und Höhlenmalereien. Ackerbau und Viehzucht, Rohstoffgewinnung, Technik.

Vom Affen zum menschen: Übersicht

Die Erforschung des menschlichen Stammbaums, insbesondere die anatomischen und funktionellen

Merkmale des Menschen bis hin zu der ihm eigenen Kulturfähigkeit wird als Paläoanthropolgie

bezeichnet. Die Paläoanthropologen stützen ihre Theorien zumeist auf fossile Funde, mit denen

allerdings kaum ein letztlich gültiger Stammbaum aufstellbar ist. Wahrscheinlich wird ein

buschwerkartiges Geflecht die Verwandtschaftsverhältnisse besser treffen.

Moderner Mensch Homo sapiens

vor 150 000 Jahre bis heute Trat zum ersten Mal in Afrika auf, später weltweit. Siedelten zunehmend an

festen Orten, bauten Behausungen, jagten und entwickelten komplexe

Sprachen. Dokumentierten ihre Fähigkeiten zu abstraktem Denken in

Kunstgegenständen und Höhlenmalereien. Ackerbau und Viehzucht, Rohstoff-

gewinnung, Technik

Neandertaler Homo neanderthalensis

vor 220 000 bis 27 000 Jahren Entwickelten sich in Europa, bewohnten Höhlen. Kleidung aus Tierfellen,

gemeinsame Jagd. Nahrung hauptsächlich Fleisch. Herstellung von sehr

spezialisierten Werkzeugen (Moustérien-Kultur und andere). Lebte eine Zeit

lang parallel zum Homo sapiens

Erectus-Formen Homo erectus

vor 1,8 Mio. Jahren - 50 000 Jahren Kamen ursprünglich aus Afrika und breiteten sich später bis nach Ostasien aus.

Hatten eine menschenähnliche Sozialstruktur. Herstellung weiter entwickelter

Werkzeuge (Acheuléen-Kultur). Umgang mit Feuer

Habilinen Homo habilis

vor 2,1 - 1,5 Mio. Jahren Größeres Gehirn. Aufrechter Gang. Herstellung der ersten Steinwerkzeuge

(Oldowan-Kultur). Ernährten sich von toten Tieren, die sie gemeinsam den

Hyänen abjagten. Lernten dadurch Handlungen aufeinander abzustimmen.

Robuste Australopithecinen Paranthropus robustus

vor 2,0 - 1,0 Mio. Jahren Leichte Zunahme der Körpergröße. Starkes Gebiss zum Zerkauen von harten

Samen und Fasern. Benutzten wahrscheinlich einfache Grabstöcke zum

Ausgraben von Wurzeln.

Grazile Australopithecinen Australopithecus afarensis (Lucy), africanus

vor 3,7 - 2,9 Mio. Jahren Aufrechter Gang, aus ihnen gingen später die anderen zweibeinigen Arten

hervor. Veränderung an Schädel, Becken, Armen, Beinen, kleinere Eckzähne.

Aggressivität wich kooperativem Verhalten und einer Familienstruktur.

Die wichtigsten Vertreter auf dem Weg zum Menschen sind:

Neandertaler Homo neanderthalensisvor 220 000 bis 27 000 Jahren Entwickelten sich in Europa, bewohnten Höhlen. Kleidung aus Tierfellen, gemeinsame Jagd. Nahrung hauptsächlich Fleisch. Herstellung von sehr spezialisierten Werkzeugen (Moustérien-Kultur und andere). Lebte eine Zeit lang par- allel zum Homo sapiens

Vom Affen zum menschen: Übersicht

Die Erforschung des menschlichen Stammbaums, insbesondere die anatomischen und funktionellen

Merkmale des Menschen bis hin zu der ihm eigenen Kulturfähigkeit wird als Paläoanthropolgie

bezeichnet. Die Paläoanthropologen stützen ihre Theorien zumeist auf fossile Funde, mit denen

allerdings kaum ein letztlich gültiger Stammbaum aufstellbar ist. Wahrscheinlich wird ein

buschwerkartiges Geflecht die Verwandtschaftsverhältnisse besser treffen.

Moderner Mensch Homo sapiens

vor 150 000 Jahre bis heute Trat zum ersten Mal in Afrika auf, später weltweit. Siedelten zunehmend an

festen Orten, bauten Behausungen, jagten und entwickelten komplexe

Sprachen. Dokumentierten ihre Fähigkeiten zu abstraktem Denken in

Kunstgegenständen und Höhlenmalereien. Ackerbau und Viehzucht, Rohstoff-

gewinnung, Technik

Neandertaler Homo neanderthalensis

vor 220 000 bis 27 000 Jahren Entwickelten sich in Europa, bewohnten Höhlen. Kleidung aus Tierfellen,

gemeinsame Jagd. Nahrung hauptsächlich Fleisch. Herstellung von sehr

spezialisierten Werkzeugen (Moustérien-Kultur und andere). Lebte eine Zeit

lang parallel zum Homo sapiens

Erectus-Formen Homo erectus

vor 1,8 Mio. Jahren - 50 000 Jahren Kamen ursprünglich aus Afrika und breiteten sich später bis nach Ostasien aus.

Hatten eine menschenähnliche Sozialstruktur. Herstellung weiter entwickelter

Werkzeuge (Acheuléen-Kultur). Umgang mit Feuer

Habilinen Homo habilis

vor 2,1 - 1,5 Mio. Jahren Größeres Gehirn. Aufrechter Gang. Herstellung der ersten Steinwerkzeuge

(Oldowan-Kultur). Ernährten sich von toten Tieren, die sie gemeinsam den

Hyänen abjagten. Lernten dadurch Handlungen aufeinander abzustimmen.

Robuste Australopithecinen Paranthropus robustus

vor 2,0 - 1,0 Mio. Jahren Leichte Zunahme der Körpergröße. Starkes Gebiss zum Zerkauen von harten

Samen und Fasern. Benutzten wahrscheinlich einfache Grabstöcke zum

Ausgraben von Wurzeln.

Grazile Australopithecinen Australopithecus afarensis (Lucy), africanus

vor 3,7 - 2,9 Mio. Jahren Aufrechter Gang, aus ihnen gingen später die anderen zweibeinigen Arten

hervor. Veränderung an Schädel, Becken, Armen, Beinen, kleinere Eckzähne.

Aggressivität wich kooperativem Verhalten und einer Familienstruktur.

Die wichtigsten Vertreter auf dem Weg zum Menschen sind:

Vom Affen zum menschen: Übersicht

Die Erforschung des menschlichen Stammbaums, insbesondere die anatomischen und funktionellen

Merkmale des Menschen bis hin zu der ihm eigenen Kulturfähigkeit wird als Paläoanthropolgie

bezeichnet. Die Paläoanthropologen stützen ihre Theorien zumeist auf fossile Funde, mit denen

allerdings kaum ein letztlich gültiger Stammbaum aufstellbar ist. Wahrscheinlich wird ein

buschwerkartiges Geflecht die Verwandtschaftsverhältnisse besser treffen.

Moderner Mensch Homo sapiens

vor 150 000 Jahre bis heute Trat zum ersten Mal in Afrika auf, später weltweit. Siedelten zunehmend an

festen Orten, bauten Behausungen, jagten und entwickelten komplexe

Sprachen. Dokumentierten ihre Fähigkeiten zu abstraktem Denken in

Kunstgegenständen und Höhlenmalereien. Ackerbau und Viehzucht, Rohstoff-

gewinnung, Technik

Neandertaler Homo neanderthalensis

vor 220 000 bis 27 000 Jahren Entwickelten sich in Europa, bewohnten Höhlen. Kleidung aus Tierfellen,

gemeinsame Jagd. Nahrung hauptsächlich Fleisch. Herstellung von sehr

spezialisierten Werkzeugen (Moustérien-Kultur und andere). Lebte eine Zeit

lang parallel zum Homo sapiens

Erectus-Formen Homo erectus

vor 1,8 Mio. Jahren - 50 000 Jahren Kamen ursprünglich aus Afrika und breiteten sich später bis nach Ostasien aus.

Hatten eine menschenähnliche Sozialstruktur. Herstellung weiter entwickelter

Werkzeuge (Acheuléen-Kultur). Umgang mit Feuer

Habilinen Homo habilis

vor 2,1 - 1,5 Mio. Jahren Größeres Gehirn. Aufrechter Gang. Herstellung der ersten Steinwerkzeuge

(Oldowan-Kultur). Ernährten sich von toten Tieren, die sie gemeinsam den

Hyänen abjagten. Lernten dadurch Handlungen aufeinander abzustimmen.

Robuste Australopithecinen Paranthropus robustus

vor 2,0 - 1,0 Mio. Jahren Leichte Zunahme der Körpergröße. Starkes Gebiss zum Zerkauen von harten

Samen und Fasern. Benutzten wahrscheinlich einfache Grabstöcke zum

Ausgraben von Wurzeln.

Grazile Australopithecinen Australopithecus afarensis (Lucy), africanus

vor 3,7 - 2,9 Mio. Jahren Aufrechter Gang, aus ihnen gingen später die anderen zweibeinigen Arten

hervor. Veränderung an Schädel, Becken, Armen, Beinen, kleinere Eckzähne.

Aggressivität wich kooperativem Verhalten und einer Familienstruktur.

Die wichtigsten Vertreter auf dem Weg zum Menschen sind:

Erectus-Formen Homo erectusvor 1,8 Mio. - 50 000 Jahren Kamen ursprünglich aus Afrika und breiteten sich später bis nach Ostasien aus. Hatten eine menschenähnliche Sozialstruktur. Herstellung weiter entwickelter Werkzeuge (Acheuléen-Kultur). Umgang mit Feuer

Habilinen Homo habilisvor 2,1 - 1,5 Mio. Jahren Größeres Gehirn. Aufrechter Gang. Herstellung der ers- ten Steinwerkzeuge (Oldowan-Kultur). Ernährten sich von toten Tieren, die sie gemeinsam den Hyänen abjagten. Lernten dadurch Handlungen aufeinander abzustimmen.

Robuste Australopithecinen Paranthropus robustusvor 2,0 - 1,0 Mio. Leichte Zunahme der Körpergröße. Starkes Gebiss zum Jahren Zerkauen von harten Samen und Fasern. Benutzten wahr- scheinlich einfache Grabstöcke zum Ausgraben von Wurzeln.

Grazile Australopithecinen Australopithecus afarensis (Lucy), africanusvor 3,7 - 2,9 Mio. Jahren Aufrechter Gang, aus ihnen gingen später die anderen zweibeinigen Arten hervor. Veränderung an Schädel, Be- cken, Armen, Beinen, kleinere Eckzähne. Aggressivität wich kooperativem Verhalten und einer Familienstruktur.

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Fast schon mensch - Ardipithecus

Ardipithecus ramidus ist das bisher älteste Mitglied der

Hominoiden und gilt als Übergangsform zwischen

Menschenaffen und Urmenschen. Er lebte vor rd. 4,4

Millionen Jahren im Gebiet der heutigen Afar-Region in

Äthiopien. Fossile Funde zeigen ein noch affenähnliches

Gebiss, Fuß- und Beinknochen jedoch deuten darauf hin,

das sich Ardipithecus aufrecht fortbewegte.

Anhand von Beifunden wie Holz und Samen in der Schicht,

in der fossile Knochen des Ardipithecus geborgen wurden,

Wissenschaftlicher Name: Ardipithecus

raminidus,

“Bodenaffe” (Ardi = Boden,

Pithecus = Affe)

Zeitliche Verbreitung: ca. 5,2 -4,4 Mio.

Jahre

Fast schon mensch - Ardipithecus

Ardipithecus ramidus ist das bisher älteste Mitglied der

Hominoiden und gilt als Übergangsform zwischen

Menschenaffen und Urmenschen. Er lebte vor rd. 4,4

Millionen Jahren im Gebiet der heutigen Afar-Region in

Äthiopien. Fossile Funde zeigen ein noch affenähnliches

Gebiss, Fuß- und Beinknochen jedoch deuten darauf hin,

das sich Ardipithecus aufrecht fortbewegte.

Anhand von Beifunden wie Holz und Samen in der Schicht,

in der fossile Knochen des Ardipithecus geborgen wurden,

Wissenschaftlicher Name: Ardipithecus

raminidus,

“Bodenaffe” (Ardi = Boden,

Pithecus = Affe)

Zeitliche Verbreitung: ca. 5,2 -4,4 Mio.

Jahre

FAST SCHON MENSCH – ARDIPITHECUS

Ardipithecus ramidus ist das bisher älteste Mitglied der Hominoiden und gilt als Übergangsform zwischen Menschenaffen und Urmenschen. Er lebte vor rd. 4,4 Mil-lionen Jahren im Gebiet der heutigen Afar-Region in Äthi-opien. Fossile Funde zeigen ein noch affenähnliches Ge-biss, Fuß- und Beinknochen jedoch deuten darauf hin, das sich Ardipithecus aufrecht fortbewegte.

Anhand von Beifunden wie Holz und Samen in der Schicht,in der fossile Knochen des Ardipithecus geborgen wurden,konnte man die Umwelt rekonstruieren, in der er lebte. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich um ein stark bewaldtes, flaches Fluss-Schwemmland.

Wissenschaftlicher Name: Ardipithecus raminidus, “Bodenaffe” (Ardi = Boden, Pithecus = Affe)Zeitliche Verbreitung: ca. 5,2 -4,4 Mio. JahreLebensraum: OstafrikaGröße: unbekanntGewicht: unbekanntGehirngröße: 300 - 350 cm3

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VOM AFFEN ZUM ICH!

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“URMUTTER” LUCY - AUSTRALOPITHECINEN

Das erste Skelett, das 1974 ausgegraben wurde, erhielt nach dem damals aktuellen Song der Beatles “Lucy in the sky with diamonds” den Namen “Lucy”. Insgesamt wurden 40 % von Lucys Skelett entdeckt, womit es eines der voll-ständigsten Skelette eines Australopithecinen ist. Weitere, insgesamt mehrere Hundert Knochenfragmente fanden Forscher in Tansania, Kenia und Äthiopien, von der Spe-zies wurden sogar Fußabdrücke in Vulkanasche freigelegt.Die Knochenfunde zeigen, dass die Australopithecinen wohl bereits in Familien zusammen lebten. Einige Paläoan-thropologen sind der Meinung, dass Australopithecus afa-rensis der gemeinsame Vorfahre späterer Hominiden sei, weshalb „Lucy“ auch schnell zur „Mutter der Menschheit“ oder „afrikanische Eva“ firmierte. Allerdings stellte sich im Laufe der Jahre heraus, dass es sich bei dem Skelett wohl sehr wahrscheinlich um die Überreste eines männlichen Individuums handelt.

Wissenschaftlicher Name: Australopithecus afarensis, “Südaffe” (Australo = Süd, Pithecus = Affe)Zeitliche Verbreitung: ca. 3,7 - 2,9 Mio. Jahre vor heuteLebensraum: Afar-Region (Äthiopien)Größe: ca. 1 - 1,50 mGewicht: 30 - 50 kgGehirngröße: 400 - 500 cm3

Das erste Skelett, das 1974 ausgegraben

wurde, erhielt nach dem damals aktuellen Song

der Beatles “Lucy in the sky with diamonds” den

Namen “Lucy”. Insgesamt wurden 40 % von

Lucys Skelett entdeckt, womit es eines der vollständigsten

Skelette eines Australopithecinen ist. Weitere, insgesamt

mehrere Hundert Knochenfragmente fanden Forscher in

Tansania, Kenia und Äthiopien, von der Spezies wurden

sogar Fußabdrücke in Vulkanasche freigelegt.

Die Knochenfunde zeigen, dass die Australopithecinen

wohl bereits in Familien zusammen lebten. Einige

Paläoanthropologen sind der Meinung, dass

Australopithecus afarensis der gemeinsame Vorfahre

“Urmutter” Lucy - Australopithecinen

Wissenschaftlicher Name: Australopithecus afarensis,

“Südaffe”

(Australo = Süd, Pithecus =

Affe)

Zeitliche Verbreitung: ca. 3,7 - 2,9 Mio. Jahre

vor heute

Das erste Skelett, das 1974 ausgegraben

wurde, erhielt nach dem damals aktuellen Song

der Beatles “Lucy in the sky with diamonds” den

Namen “Lucy”. Insgesamt wurden 40 % von

Lucys Skelett entdeckt, womit es eines der vollständigsten

Skelette eines Australopithecinen ist. Weitere, insgesamt

mehrere Hundert Knochenfragmente fanden Forscher in

Tansania, Kenia und Äthiopien, von der Spezies wurden

sogar Fußabdrücke in Vulkanasche freigelegt.

Die Knochenfunde zeigen, dass die Australopithecinen

wohl bereits in Familien zusammen lebten. Einige

Paläoanthropologen sind der Meinung, dass

Australopithecus afarensis der gemeinsame Vorfahre

“Urmutter” Lucy - Australopithecinen

Wissenschaftlicher Name: Australopithecus afarensis,

“Südaffe”

(Australo = Süd, Pithecus =

Affe)

Zeitliche Verbreitung: ca. 3,7 - 2,9 Mio. Jahre

vor heute

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DER WERKZEUGMACHER - HOMO HABILIS

Die ersten Fossilien wurden in den 1960er Jahren von Jo-nathan Leakey in Oldovai/Tansania gefunden und gemein-sam mit Philip Thomas und Louis Napier als Homo habilis wissenschaftlich beschrieben. Habilis besaß weniger mas-sive Unterkiefer und Überaugenwülste, sein Kopf war grö-ßer als der seiner Vorfahren.

Da außer Schädelfragmenten keine Körperknochen ge-funden wurden, steht eine gesicherte Rekonstruktion der Anatomie unterhalb des Kopfes bisher aus. Andere Funde aus den gleichen Schichten der Olduvai-Schlucht weisen teils schimpansen-, teils menschenähnliche Merkmale auf, deren Zuordnung zu Homo habilis aber nicht gesichert ist.

Die Begleitfunde lassen auf einen Lebensraum schließen,der aus grasbewachsenen Savannen, Wasserläufen und Seen mit Ufergehölzen bestand. Entscheidend jedoch ist, dass man in den Fossilien führenden Schichten Stein-werkzeuge vom Oldowan-Typ sowie Tierknochen mit Ein-kerbungen fand, die als Schnittspuren gedeutet werden können; daraus wurde geschlossen, dass Homo habilis Fleisch von den Knochen getrennt und verzehrt hat.

Wissenschaftlicher Name: Homo habilis, der “befähigte Mensch” (Homo = Mensch, habilis = fähig)Zeitliche Verbreitung: ca. 2,1 - 1,5 Mio. Jahre vor heuteLebensraum: Tansania, KeniaGröße: ca. 1,45 mGewicht: ca. 50 kgGehirngröße: ca. 600 cm3

Woher wir kommen

Die ersten Fossilien wurden in den 1960er Jahren

von Jonathan Leakey in Oldovai/Tansania

gefunden und gemeinsam mit Philip Thomas und

Louis Napier als Homo habilis wissenschaftlich

beschrieben. Habilis besaß weniger massive

Unterkiefer und Überaugenwülste, sein Kopf war

größer als der seiner Vorfahren.

Da außer Schädelfragmenten keine Körperknochen

gefunden wurden, steht eine gesicherte Rekonstruktion

der Anatomie unterhalb des Kopfes bisher aus. Andere

Funde aus den gleichen Schichten der Olduvai-Schlucht

weisen teils schimpansen-, teils menschenähnliche

Merkmale auf, deren Zuordnung zu Homo habilis aber nicht

gesichert ist.

Die Begleitfunde lassen auf einen Lebensraum schließen,

Der Werkzeugmacher - homo habilis

Wissenschaftlicher Name: Homo habilis, der “befähigte

Mensch”

(Homo = Mensch, habilis =

fähig)

Zeitliche Verbreitung: ca. 2,1 - 1,5 Mio. Jahre vor

heute

Woher wir kommen

Die ersten Fossilien wurden in den 1960er Jahren

von Jonathan Leakey in Oldovai/Tansania

gefunden und gemeinsam mit Philip Thomas und

Louis Napier als Homo habilis wissenschaftlich

beschrieben. Habilis besaß weniger massive

Unterkiefer und Überaugenwülste, sein Kopf war

größer als der seiner Vorfahren.

Da außer Schädelfragmenten keine Körperknochen

gefunden wurden, steht eine gesicherte Rekonstruktion

der Anatomie unterhalb des Kopfes bisher aus. Andere

Funde aus den gleichen Schichten der Olduvai-Schlucht

weisen teils schimpansen-, teils menschenähnliche

Merkmale auf, deren Zuordnung zu Homo habilis aber nicht

gesichert ist.

Die Begleitfunde lassen auf einen Lebensraum schließen,

Der Werkzeugmacher - homo habilis

Wissenschaftlicher Name: Homo habilis, der “befähigte

Mensch”

(Homo = Mensch, habilis =

fähig)

Zeitliche Verbreitung: ca. 2,1 - 1,5 Mio. Jahre vor

heute

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DER ENTDECKER - HOMO ERECTUS

1891 entdeckte Eugéne Dubois die ersten Skelettreste desHomo habilis und deutete sie als Verbindungsglied zwi-schen Mensch und Affe. Er nannte seinen Fund “Pithecan-thropus erectus - “aufrecht gehender Affenmensch”. In Deutschland gibt es zwei Fundstellen des Homo erectus: in Mauer bei Heidelberg (1907, homo heidelbergensis, ca. 600 000 Jahre) und in Bilzigsleben in Thüringen (1972, Homo erectus bilzigs-lebensis, ca. 370 000 Jahre).

Trotz seines flachen Schädels und ausgeprägten Oberau-genwülsten war erectus vergleichsweise modern: Er gingaufrecht und konnte seine Hände frei benutzen. Dadurchwurde er zu einem erfolgreichen Jäger.

Für eine erfolgreiche Jagd ist Kommunikation zwingend er-forderlich. Sprechen konnte Homo erectus noch nicht, aber er verfügte wohl über ein ausgeprägtes Lautspektrum, ohne jedoch richtig sprechen zu können. Er beherrschte das Feuer und hat wohl auch schon vereinzelt Hütten ge-baut. Rohstoffe seiner Umgebung nutzte er zur Werkzeug-herstellung. Einige Fundstücke können sogar dahingehend interpretiert werden, dass erectus möglicherweise schon einfache Kleidung anfertigen konnte. Erectus war der erste Hominide, der seine Heimat Afrika verließ und sich in Asien und Europa ausbreitete.

Wissenschaftlicher Name: Homo erectus, der “aufrecht gehende Mensch” (Homo = Mensch, erectus = aufrecht)Zeitliche Verbreitung: ca. 1,8 - 0,3 Mio. Jahre vor heuteLebensraum: Tansania, KeniaGröße: bis ca. 1,75 mGewicht: ca. 60 - 80 kgGehirngröße: ca. 750 - 1250 cm3

1891 entdeckte Eugéne Dubois die ersten Skelettreste des

Homo habilis und deutete sie als Verbindungsglied

zwischen Mensch und Affe. Er nannte seinen Fund

“Pithecanthropus erectus - “aufrecht gehender

Affenmensch”. In Deutschland gibt es zwei

Fundstellen des Homo erectus: in Mauer bei

Heidelberg (1907, homo heidelbergensis, ca. 600

000 Jahre) und in Bilzigsleben in Thüringen (1972,

Homo erectus bilzigs-lebensis, ca. 370 000 Jahre).

Trotz seines flachen Schädels und ausgeprägten Ober-

augenwülsten war erectus vergleichsweise modern: Er ging

aufrecht und konnte seine Hände frei benutzen. Dadurch

wurde er zu einem erfolgreichen Jäger.

Für eine erfolgreiche Jagd ist Kommunikation zwingend

erforderlich. Sprechen konnte Homo erectus noch nicht,

aber er verfügte wohl über ein ausgeprägtes Lautspektrum,

ohne jedoch richtig sprechen zu können. Er beherrschte

das Feuer und hat wohl auch schon vereinzelt Hütten

gebaut. Rohstoffe seiner Umgebung nutzte er zur

Der Entdecker - Homo erectus

Wissenschaftlicher Name: Homo erectus,

der “aufrecht gehende

Mensch”

(Homo = Mensch, erectus =

aufrecht) Zeitliche Verbreitung: ca. 1,8 - 0,3 Mio.

Jahre vor heute

1891 entdeckte Eugéne Dubois die ersten Skelettreste des

Homo habilis und deutete sie als Verbindungsglied

zwischen Mensch und Affe. Er nannte seinen Fund

“Pithecanthropus erectus - “aufrecht gehender

Affenmensch”. In Deutschland gibt es zwei

Fundstellen des Homo erectus: in Mauer bei

Heidelberg (1907, homo heidelbergensis, ca. 600

000 Jahre) und in Bilzigsleben in Thüringen (1972,

Homo erectus bilzigs-lebensis, ca. 370 000 Jahre).

Trotz seines flachen Schädels und ausgeprägten Ober-

augenwülsten war erectus vergleichsweise modern: Er ging

aufrecht und konnte seine Hände frei benutzen. Dadurch

wurde er zu einem erfolgreichen Jäger.

Für eine erfolgreiche Jagd ist Kommunikation zwingend

erforderlich. Sprechen konnte Homo erectus noch nicht,

aber er verfügte wohl über ein ausgeprägtes Lautspektrum,

ohne jedoch richtig sprechen zu können. Er beherrschte

das Feuer und hat wohl auch schon vereinzelt Hütten

gebaut. Rohstoffe seiner Umgebung nutzte er zur

Der Entdecker - Homo erectus

Wissenschaftlicher Name: Homo erectus,

der “aufrecht gehende

Mensch”

(Homo = Mensch, erectus =

aufrecht) Zeitliche Verbreitung: ca. 1,8 - 0,3 Mio.

Jahre vor heute

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12

EINE SACKGASSE? HOMO NEANDERTHALENSIS

1856 wurden erste Skelettreste im Neandertal bei Düssel-dorf entdeckt. Der Neandertaler ist die erste Menschen-form, die sich in Europa entwickelt hat. Neandertaler und Homo sapiens haben eine zeitlang nebeneinander exis-tiert. Neueste Forschungen haben ergeben, dass sich bei-de Menschenformen entgegen bisheriger Annahmen doch miteinander vermischt haben.

Der Fund eines Zungenbeins belegt, dass der Neanderta-ler über eine ausgeprägte Lautsprache verfügte. Vereinzel-te Funde von Schmuckobjekten und Farbmineralien bele-gen erste Ansätze künstlerischer Betätigung. Bestattungenbeweisen zudem, dass sich bereits der Neandertaler mit Tod und Transzendenz auseinandersetzte.

Wissenschaftlicher Name: Homo neanderthalensis der “Mensch aus Neandertal”Zeitliche Verbreitung: ca. 150 000 - 30 000 Jahre vor heuteLebensraum: Europa, VorderasienGröße: bis ca. 1,65 mGewicht: ca. 60 - 80 kgGehirngröße: bis 1750 cm3

1856 wurden erste Skelettreste im Neandertal bei

Düsseldorf entdeckt. Der Neandertaler ist die erste

Menschenform, die sich in Europa entwickelt hat.

Neandertaler und Homo sapiens haben eine zeitlang

nebeneinander existiert. Neueste Forschungen haben

ergeben, dass sich beide Menschenformen entgegen

bisheriger Annahmen doch miteinander

vermischt haben.

Der Fund eines Zungenbeins belegt, dass der

Neandertaler über eine ausgeprägte Lautsprache

verfügte. Vereinzelte Funde von Schmuck-

objekten und Farbmineralien belegen erste

Ansätze künstlerischer Betätigung. Bestattungen

beweisen zudem, dass sich bereits der Neandertaler mit

Tod und Transzendenz auseinandersetzte.

Wissenschaftlicher Name: Homo neanderthalensis

der “Mensch aus

Neandertal”

Zeitliche Verbreitung: ca. 150 000 - 30 000

Jahre vor heute

Lebensraum: Europa, Vorderasien

Eine Sackgasse? Homo Neanderthalensis

1856 wurden erste Skelettreste im Neandertal bei

Düsseldorf entdeckt. Der Neandertaler ist die erste

Menschenform, die sich in Europa entwickelt hat.

Neandertaler und Homo sapiens haben eine zeitlang

nebeneinander existiert. Neueste Forschungen haben

ergeben, dass sich beide Menschenformen entgegen

bisheriger Annahmen doch miteinander

vermischt haben.

Der Fund eines Zungenbeins belegt, dass der

Neandertaler über eine ausgeprägte Lautsprache

verfügte. Vereinzelte Funde von Schmuck-

objekten und Farbmineralien belegen erste

Ansätze künstlerischer Betätigung. Bestattungen

beweisen zudem, dass sich bereits der Neandertaler mit

Tod und Transzendenz auseinandersetzte.

Wissenschaftlicher Name: Homo neanderthalensis

der “Mensch aus

Neandertal”

Zeitliche Verbreitung: ca. 150 000 - 30 000

Jahre vor heute

Lebensraum: Europa, Vorderasien

Eine Sackgasse? Homo Neanderthalensis

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VOM AFFEN ZUM ICH!

13

WIR ! - HOMO SAPIENS SAPIENS

Homo sapiens: ein feingliedriges Wesen mit hoher Stirn, kaum Oberaugenwülsten und größer als alle seine Vorfah-ren. Sapiens ist äußerst intelligent und organisiert - meis-tens jedenfalls. Vielleicht ist das das Rezept seines Er-folgs, denn sapiens ist die einzige Menschenform, die sich durchsetzten konnte und bis heute überlebt hat.

Auch sapiens hat seine Wurzeln in Ostafrika. Diesen Le-bensraum verließ er vor rd. 100 000 Jahren, erreichte vor rd. 40 000 Jahren Europa. 1868 fand Louis Lartet im Abri de Cro-Magnon (Dordogne) bei Ausgrabungen fünf Schädel sowie Skelettreste des Homo sapiens, die Jean Louis Armand de Quatrefages und Ernest Hamy 1877 als “Cro-Magnon-Menschen” definierten.

Dieser erste Europäer verdrängte ältere Menschenformen und stieß in noch unbesiedelte Gebiete wie Amerika oder Australien vor. Ob Werkzeuge, Kunst und Kultur, Kleidung oder Nahrungsbeschaffung: sapiens hat sein Können stän-dig erweitert. Mit dem Sesshaftwerden und dem damit ver-bundenen Wechsel von der aneignenden Wirtschaftsweise (Jagd) zur produzierenden Wirtschaftsweise sind nicht nur neue Sozialstrukturen entstanden – es war der entschei-dende Schritt zur Entwicklung der Kulturgeschichte.

Wissenschaftlicher Name: Homo sapiens sapiens der “verstehende Mensch” Zeitliche Verbreitung: seit ca. 40 000 Jahren vor heute (Europa)Lebensraum: WeltweitGröße: ca. 1,60 - 1,85 mGewicht: ca. 55 - 85 kgGehirngröße: bis 1450 cm3

Das erste Skelett, das 1974 ausgegraben

wurde, erhielt nach dem damals aktuellen Song

der Beatles “Lucy in the sky with diamonds” den

Namen “Lucy”. Insgesamt wurden 40 % von

Lucys Skelett entdeckt, womit es eines der vollständigsten

Skelette eines Australopithecinen ist. Weitere, insgesamt

mehrere Hundert Knochenfragmente fanden Forscher in

Tansania, Kenia und Äthiopien, von der Spezies wurden

sogar Fußabdrücke in Vulkanasche freigelegt.

Die Knochenfunde zeigen, dass die Australopithecinen

wohl bereits in Familien zusammen lebten. Einige

Paläoanthropologen sind der Meinung, dass

Australopithecus afarensis der gemeinsame Vorfahre

“Urmutter” Lucy - Australopithecinen

Wissenschaftlicher Name: Australopithecus afarensis,

“Südaffe”

(Australo = Süd, Pithecus =

Affe)

Zeitliche Verbreitung: ca. 3,7 - 2,9 Mio. Jahre

vor heute

Das erste Skelett, das 1974 ausgegraben

wurde, erhielt nach dem damals aktuellen Song

der Beatles “Lucy in the sky with diamonds” den

Namen “Lucy”. Insgesamt wurden 40 % von

Lucys Skelett entdeckt, womit es eines der vollständigsten

Skelette eines Australopithecinen ist. Weitere, insgesamt

mehrere Hundert Knochenfragmente fanden Forscher in

Tansania, Kenia und Äthiopien, von der Spezies wurden

sogar Fußabdrücke in Vulkanasche freigelegt.

Die Knochenfunde zeigen, dass die Australopithecinen

wohl bereits in Familien zusammen lebten. Einige

Paläoanthropologen sind der Meinung, dass

Australopithecus afarensis der gemeinsame Vorfahre

“Urmutter” Lucy - Australopithecinen

Wissenschaftlicher Name: Australopithecus afarensis,

“Südaffe”

(Australo = Süd, Pithecus =

Affe)

Zeitliche Verbreitung: ca. 3,7 - 2,9 Mio. Jahre

vor heute

Homo sapiens: ein feingliedriges Wesen mit hoher Stirn,

kaum Oberaugenwülsten und größer als alle seine

Vorfahren. Sapiens ist äußerst intelligent und organisiert -

meistens jedenfalls. Vielleicht ist das das Rezept seines

Erfolgs, denn sapiens ist die einzige Menschenform, die

sich durchsetzten konnte und bis heute überlebt hat.

Auch sapiens hat seine Wurzeln in Ostafrika.

Diesen Lebensraum verließ er vor rd. 100 000

Jahren, erreichte vor rd. 40 000 Jahren Europa.

1868 fand Louis Lartet im Abri de Cro-Magnon

(Dordogne) bei Ausgrabungen fünf Schädel

sowie Skelettreste des Homo sapiens, die Jean

Louis Armand de Quatrefages und Ernest Hamy

1877 als “Cro-Magnon-Menschen” definierten.

Dieser erste Europäer verdrängte ältere Menschenformen

und stieß in noch unbesiedelte Gebiete wie Amerika oder

Australien vor. Ob Werkzeuge, Kunst und Kultur, Kleidung

oder Nahrungsbeschaffung: sapiens hat sein Können

Wissenschaftlicher Name: Homo sapiens sapiens

der “verstehende Mensch”

Zeitliche Verbreitung: seit ca. 40 000 Jahren vor

heute (Europa)

Lebensraum: weltweit

Größe: ca. 1,60 - 1,85 m

Wir ! - homo sapiens sapiens

Homo sapiens: ein feingliedriges Wesen mit hoher Stirn,

kaum Oberaugenwülsten und größer als alle seine

Vorfahren. Sapiens ist äußerst intelligent und organisiert -

meistens jedenfalls. Vielleicht ist das das Rezept seines

Erfolgs, denn sapiens ist die einzige Menschenform, die

sich durchsetzten konnte und bis heute überlebt hat.

Auch sapiens hat seine Wurzeln in Ostafrika.

Diesen Lebensraum verließ er vor rd. 100 000

Jahren, erreichte vor rd. 40 000 Jahren Europa.

1868 fand Louis Lartet im Abri de Cro-Magnon

(Dordogne) bei Ausgrabungen fünf Schädel

sowie Skelettreste des Homo sapiens, die Jean

Louis Armand de Quatrefages und Ernest Hamy

1877 als “Cro-Magnon-Menschen” definierten.

Dieser erste Europäer verdrängte ältere Menschenformen

und stieß in noch unbesiedelte Gebiete wie Amerika oder

Australien vor. Ob Werkzeuge, Kunst und Kultur, Kleidung

oder Nahrungsbeschaffung: sapiens hat sein Können

Wissenschaftlicher Name: Homo sapiens sapiens

der “verstehende Mensch”

Zeitliche Verbreitung: seit ca. 40 000 Jahren vor

heute (Europa)

Lebensraum: weltweit

Größe: ca. 1,60 - 1,85 m

Wir ! - homo sapiens sapiens

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14

... In die Welt hinaus

Die Fähigkeit, Feuer zu nutzen und gute Jagdtechniken waren

Grundvoraussetzungen, den afrikanischen Kontinent zu verlassen.

Homo erectus war wohl der erste Mensch, der Afrika verließ und sich über

Asien und Europa ausbreitete. Funde aus Georgien, Java, Peking,

Heidelberg und dem thüringischen Bilzigsleben belegen eine erste

“Auswanderungswelle” vor ca. 1,75 Mio. Jahren.

Dabei spielt der ständige Klimawandel, der Wechsel zwischen

Kalt- und Warmzeiten eine entscheidende Rolle. Der

demzufolge sich ständig ändernden Umwelt mußten sich

auch Mensch und Tier anpassen - oder das Weite suchen!

Ob sich diese Frühmenschen ausschließlich über den Landweg oder auch mit Flößen über

den Seeweg auf die Reise gemacht haben, ist bis heute in der Wissenschaft umstritten.

In einer zweiten Wanderungswelle hat sich vor 100 000 bis 200 000 Jahren Homo sapiens

aufgemacht, die Welt zu erobern. Im Gegensatz zu Homo erectus, der in menschenleeres

Gebiet einwanderte, traf Homo sapiens auf andere Menschen - u.a. den Neandertaler.

Out-of africa-TheorieViele Forscher glauben, dass sich

Homo sapiens ebenfalls von Afrika aus

auf den Weg in die Welt gemacht hat.

Ob dadurch die Ureinwohner ver-

drängt, ausgerottet oder aber ihre

Gene in das Erbgut des Homo sapiens

eingeflossen sind, ist bis heute

umstritten.

Multiregionale TheorieEine andere Lehrmeinung besagt, dass sich

der Mensch als Nachkomme des Homo

erectus an vielen Stellen mehr oder weniger

gleichzeitig in kontinuierlichem Genaus-

tausch mit den ersten afrikanischen Ein-

wanderern zum modernen Homo sapiens

entwickelt hat.

Au

be

idB

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n

ei

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cR

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ng

me

ns

h

Der aufrechte Gang gilt in der Evolution des Menschen als

Schlüsselereignis mit tiefgreifenden Folgen: die nicht mehr für die

Fortbewegung benötigten Hände konnten nun für andere Dinge - letztlich

den Gebrauch von Werkzeug - eingesetzt werden!

In Folge eines gravierenden Klimawandels vor 6 bis 7 Mio. Jahren verschwanden die

Regenwälder und wurden durch offene Waldland- und Graslandschaften ersetzt. Auf

ihrer Suche nach Nahrung und Schutz mußten die Menschenaffen also zunehmend

größere Strecken durch offenes Gelände zurücklegen.

Dennoch ist es erstaunlich, weshalb die Menschen-Vorläufer den sicheren

vierbeinigen Gang gegen die labile Zweibeinigkeit eingetauscht haben: Beim

aufrechten Gang torkelt der Körper, dem britischen Anthropologen

John Napier zufolge »Schritt für Schritt an einer Katastrophe

entlang«. Nur ein aufwendiger, rhythmischer Balanceakt aus sieben eng

koordinierten Bewegungen - Gehen genannt - bewahrt uns davor, auf die

Schnauze zu fallen.

Schimpanse (links): starre Wirbelsäule (1), langes, schmales Becken (2), O-förmige Beine (3) = vornüber gebeugte, aufrechte Haltung

Mensch (rechts): S-förmige Wirbelsäule (1), breites, kurzes Becken (2), Anordnung der Oberschenkel unter dem Oberkörper (3), x-förmige Beine: das Gewicht des Körpers wird von oben nach unten auf die Füße geleitet

Der aufrechte Gang verlangt zudem eine grundsätzlich

andere Anatomie, vor allem im Fuß und am Becken:

AUF BEIDEN BEINEN RICHTUNG MENSCH

Der aufrechte Gang gilt in der Evolution des Menschen als Schlüsselereignis mit tiefgreifenden Folgen: die nicht mehr für die Fortbewegung benötigten Hände konnten nun für an-dere Dinge - letztlich den Gebrauch von Werkzeug - einge-setzt werden!

In Folge eines gravierenden Klimawandels vor 6 bis 7 Mio. Jahren verschwanden die Regenwälder und wurden durch offene Waldland- und Graslandschaften er-setzt. Auf ihrer Suche nach Nahrung und Schutz mußten die Menschenaffen also zunehmend größere Strecken durch offenes Gelände zurücklegen.

Dennoch ist es erstaunlich, weshalb die Menschen-Vorläufer den si-cheren vierbeinigen Gang gegen die labile Zweibeinigkeit eingetauscht haben: Beim aufrechten Gang torkelt der Körper, dem britischen Anth-ropologen John Napier zufolge »Schritt für Schritt an einer Katastrophe entlang«. Nur ein aufwendiger, rhythmischer Balanceakt aus sieben eng koordinierten Bewegungen - Gehen genannt - bewahrt uns davor, auf die Schnauze zu fallen.

Der aufrechte Gang verlangt zudem eine grundsätzlichandere Anatomie, vor allem im Fuß und am Becken:

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VOM AFFEN ZUM ICH!

15

... IN DIE WELT HINAUS

Die Fähigkeit, Feuer zu nut zen und gute Jagdtechniken waren Grundvoraussetzungen, den afrikanischen Kontinent zu verlassen.

Homo erectus war wohl der erste Mensch, der Afrika verließ und sich über Asien und Europa ausbreitete. Funde aus Georgien, Java, Pe-king, Heidelberg und dem thüringischen Bilzigsleben belegen eine erste “Auswanderungswelle” vor ca. 1,75 Mio. Jahren.

Dabei spielt der ständige Klimawandel, der Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten eine entscheidende Rolle. Der demzufolge sich ständig ändernden Um-welt mußten sich auch Mensch und Tier anpassen - oder das Weite suchen!

Ob sich diese Frühmenschen ausschließlich über den Landweg oder auch mit Flößen über den See-weg auf die Reise gemacht haben, ist bis heute in der Wissenschaft umstritten.

In einer zweiten Wanderungswelle hat sich vor 100 000 bis 200 000 Jahren Homo sapiens aufgemacht, die Welt zu erobern. Im Gegensatz zu Homo erectus, der in menschenleeres Gebiet einwanderte, traf Homo sapiens auf andere Menschen - u.a. den Neandertaler.

... In die Welt hinaus

Die Fähigkeit, Feuer zu nutzen und gute Jagdtechniken waren

Grundvoraussetzungen, den afrikanischen Kontinent zu verlassen.

Homo erectus war wohl der erste Mensch, der Afrika verließ und sich über

Asien und Europa ausbreitete. Funde aus Georgien, Java, Peking,

Heidelberg und dem thüringischen Bilzigsleben belegen eine erste

“Auswanderungswelle” vor ca. 1,75 Mio. Jahren.

Dabei spielt der ständige Klimawandel, der Wechsel zwischen

Kalt- und Warmzeiten eine entscheidende Rolle. Der

demzufolge sich ständig ändernden Umwelt mußten sich

auch Mensch und Tier anpassen - oder das Weite suchen!

Ob sich diese Frühmenschen ausschließlich über den Landweg oder auch mit Flößen über

den Seeweg auf die Reise gemacht haben, ist bis heute in der Wissenschaft umstritten.

In einer zweiten Wanderungswelle hat sich vor 100 000 bis 200 000 Jahren Homo sapiens

aufgemacht, die Welt zu erobern. Im Gegensatz zu Homo erectus, der in menschenleeres

Gebiet einwanderte, traf Homo sapiens auf andere Menschen - u.a. den Neandertaler.

Out-of africa-TheorieViele Forscher glauben, dass sich

Homo sapiens ebenfalls von Afrika aus

auf den Weg in die Welt gemacht hat.

Ob dadurch die Ureinwohner ver-

drängt, ausgerottet oder aber ihre

Gene in das Erbgut des Homo sapiens

eingeflossen sind, ist bis heute

umstritten.

Multiregionale TheorieEine andere Lehrmeinung besagt, dass sich

der Mensch als Nachkomme des Homo

erectus an vielen Stellen mehr oder weniger

gleichzeitig in kontinuierlichem Genaus-

tausch mit den ersten afrikanischen Ein-

wanderern zum modernen Homo sapiens

entwickelt hat.

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Der aufrechte Gang gilt in der Evolution des Menschen als

Schlüsselereignis mit tiefgreifenden Folgen: die nicht mehr für die

Fortbewegung benötigten Hände konnten nun für andere Dinge - letztlich

den Gebrauch von Werkzeug - eingesetzt werden!

In Folge eines gravierenden Klimawandels vor 6 bis 7 Mio. Jahren verschwanden die

Regenwälder und wurden durch offene Waldland- und Graslandschaften ersetzt. Auf

ihrer Suche nach Nahrung und Schutz mußten die Menschenaffen also zunehmend

größere Strecken durch offenes Gelände zurücklegen.

Dennoch ist es erstaunlich, weshalb die Menschen-Vorläufer den sicheren

vierbeinigen Gang gegen die labile Zweibeinigkeit eingetauscht haben: Beim

aufrechten Gang torkelt der Körper, dem britischen Anthropologen

John Napier zufolge »Schritt für Schritt an einer Katastrophe

entlang«. Nur ein aufwendiger, rhythmischer Balanceakt aus sieben eng

koordinierten Bewegungen - Gehen genannt - bewahrt uns davor, auf die

Schnauze zu fallen.

Schimpanse (links): starre Wirbelsäule (1), langes, schmales Becken (2), O-förmige Beine (3) = vornüber gebeugte, aufrechte Haltung

Mensch (rechts): S-förmige Wirbelsäule (1), breites, kurzes Becken (2), Anordnung der Oberschenkel unter dem Oberkörper (3), x-förmige Beine: das Gewicht des Körpers wird von oben nach unten auf die Füße geleitet

Der aufrechte Gang verlangt zudem eine grundsätzlich

andere Anatomie, vor allem im Fuß und am Becken:

... In die Welt hinaus

Die Fähigkeit, Feuer zu nutzen und gute Jagdtechniken waren

Grundvoraussetzungen, den afrikanischen Kontinent zu verlassen.

Homo erectus war wohl der erste Mensch, der Afrika verließ und sich über

Asien und Europa ausbreitete. Funde aus Georgien, Java, Peking,

Heidelberg und dem thüringischen Bilzigsleben belegen eine erste

“Auswanderungswelle” vor ca. 1,75 Mio. Jahren.

Dabei spielt der ständige Klimawandel, der Wechsel zwischen

Kalt- und Warmzeiten eine entscheidende Rolle. Der

demzufolge sich ständig ändernden Umwelt mußten sich

auch Mensch und Tier anpassen - oder das Weite suchen!

Ob sich diese Frühmenschen ausschließlich über den Landweg oder auch mit Flößen über

den Seeweg auf die Reise gemacht haben, ist bis heute in der Wissenschaft umstritten.

In einer zweiten Wanderungswelle hat sich vor 100 000 bis 200 000 Jahren Homo sapiens

aufgemacht, die Welt zu erobern. Im Gegensatz zu Homo erectus, der in menschenleeres

Gebiet einwanderte, traf Homo sapiens auf andere Menschen - u.a. den Neandertaler.

Out-of africa-TheorieViele Forscher glauben, dass sich

Homo sapiens ebenfalls von Afrika aus

auf den Weg in die Welt gemacht hat.

Ob dadurch die Ureinwohner ver-

drängt, ausgerottet oder aber ihre

Gene in das Erbgut des Homo sapiens

eingeflossen sind, ist bis heute

umstritten.

Multiregionale TheorieEine andere Lehrmeinung besagt, dass sich

der Mensch als Nachkomme des Homo

erectus an vielen Stellen mehr oder weniger

gleichzeitig in kontinuierlichem Genaus-

tausch mit den ersten afrikanischen Ein-

wanderern zum modernen Homo sapiens

entwickelt hat.

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Der aufrechte Gang gilt in der Evolution des Menschen als

Schlüsselereignis mit tiefgreifenden Folgen: die nicht mehr für die

Fortbewegung benötigten Hände konnten nun für andere Dinge - letztlich

den Gebrauch von Werkzeug - eingesetzt werden!

In Folge eines gravierenden Klimawandels vor 6 bis 7 Mio. Jahren verschwanden die

Regenwälder und wurden durch offene Waldland- und Graslandschaften ersetzt. Auf

ihrer Suche nach Nahrung und Schutz mußten die Menschenaffen also zunehmend

größere Strecken durch offenes Gelände zurücklegen.

Dennoch ist es erstaunlich, weshalb die Menschen-Vorläufer den sicheren

vierbeinigen Gang gegen die labile Zweibeinigkeit eingetauscht haben: Beim

aufrechten Gang torkelt der Körper, dem britischen Anthropologen

John Napier zufolge »Schritt für Schritt an einer Katastrophe

entlang«. Nur ein aufwendiger, rhythmischer Balanceakt aus sieben eng

koordinierten Bewegungen - Gehen genannt - bewahrt uns davor, auf die

Schnauze zu fallen.

Schimpanse (links): starre Wirbelsäule (1), langes, schmales Becken (2), O-förmige Beine (3) = vornüber gebeugte, aufrechte Haltung

Mensch (rechts): S-förmige Wirbelsäule (1), breites, kurzes Becken (2), Anordnung der Oberschenkel unter dem Oberkörper (3), x-förmige Beine: das Gewicht des Körpers wird von oben nach unten auf die Füße geleitet

Der aufrechte Gang verlangt zudem eine grundsätzlich

andere Anatomie, vor allem im Fuß und am Becken:

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16

VOM GREIFEN UND DENKEN(BE)

Was außer dem aufrechten Gang unterscheidet uns Men-schen noch von anderen Primaten? Körperlich sind wir im Vergleich zu anderen Tieren eher unspezialisiert: Wir kön-nen nicht besonders gut riechen, hören, besonders schnell laufen oder gar fliegen.

Augenscheinlich ist es auch die spezielle und einmalige Anatomie der menschli-chen Hand, die eine wichtige Rolle im Evolutionsprozess einnimmt. Bereits 1840 erkannte der englische Naturforscher Sir Charles Bell, dass die Art und Weise, wie wir unsere Hände gebrauchen, keine Parallele im Tierreich findet. Zwar sind Primaten pentadactyl (5 Finger/Hand, Fuß), menschliche Hände und Finger sind jedoch speziell dafür ausgebildet, auch komplexe Objekte zu greifen.

Bei der menschlichen Hand fällt auf, dass der Daumen deutlich länger ist als bei den anderen Primaten. Zudem ermöglichen das verbreiterte Sattelgelenk des Daumens und die Muskeln der Daumenbasis ein viel umfangreicheres Greifreper-toire. Außerdem besitzen Menschen breitere, sehr empfindliche Fingerkuppen und flache Nägel. Nur so ist es möglich, einfache Werkzeuge differenzierter ein-zusetzen und gleichzeitig immer komplexere Werkzeuge herzustellen.

Viele Evolutionsbiologen und Anthropologen vertreten mittlerweile die These, dass die Entwicklung unseres Gehirns eng mit der Entwicklung unserer Hände einhergeht. Manche sprechen sogar von einem “Geniestreich der Evolution”. Da-nach wird das Denken als körperliche Aktivität definiert, denn die hochentwickel-ten Greifwerkzeuge spielen eine wichtige Rolle bei der Erkenntnisgewinnung und Auseinandersetzung mit unserer Umwelt.

Anatomisch besteht die Hand aus vielen Einzelknochen, beim Menschen sind es 27, in den Händen befinden sich also etwa ein Viertel der Kno-chen des gesamten menschli-chen Körpers.

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VOM AFFEN ZUM ICH!

17

Die Körpergröße eines Men-schen ist neben erblichen Faktoren maßgeblich von der Ernährung abhängig: Die tatsächlich erreichte Größe hängt von der Qualität der Ernährung, insbesondere von reichlicher Eiweißzufuhr ab. Bekommt der Organismus zu wenig oder “minderwertige” Nahrung, wird deren Energie zunächst für die Aufrechter-haltung der Vitalfunktionen verwendet, für das Wachstumsteht dann weniger Energie zur Verfügung.

EIN STATTLICHER KERL?

Wie groß waren unsere Vorfahren eigentlich und was brachten sie auf die Waage?

Größe und Gewicht der frühen Hominiden sind nur sehr schwer abzuschätzen. Forscher orientieren sich bei der Größenermittlung an den Langknochen eines Skeletts, (Oberschen-kel, Schienbein usw.). Der gesamte Skelettaufbau erlaubt dann auch Rück-schlüsse auf das mögliche Gewicht.

Skelettfunde von Frühmenschen lassen eine Körpergröße von rd. 1,50-1,60 Metern vermuten. Australopithecinen waren wahrscheinlich etwas kleiner, der homo erectus scheint größer gewesen zu sein. Möglicherweise hängt letzteres damit zusammen, dass erectus schon zur Jagd ging und ihm da-durch mehr Fleisch d.h. eiweißreiche Nahrung zur Verfügung stand.

Bei den Untersuchungen fiel auf, dass Männchen rd. ein Drittel größer und schwerer waren als Weibchen. Beim modernen Menschen hat sich dieser als Geschlechtsdimorphismus bezeichnete Unterschied deutlich reduziert.

Was unsere Vorfahren an Gewicht auf die Waage brachten, ist nur sehr schwer zu ermitteln. Voraus-setzung ist ein mehr oder weniger vollständig erhal-tenes Skelett. Australopithecinen scheinen relativ klein und zierlich gewesen zu sein mit einem Ge-wicht von rd. 28 kg (Weibchen) bis 50 kg (Männ-chen).

Erst mit dem Auftauchen des Homo erectus ist eine deutliche Größen- und damit verbundene Ge-wichtszunahme auf ca. 60-70 kg festzustellen.

Ein stattlicher Kerl?

Wie groß waren unsere Vorfahren eigentlich und was brachten sie auf die Waage?

Größe und Gewicht der frühen Hominiden sind nur sehr schwer abzuschätzen. Forscher orientieren

sich bei der Größenermittlung an den Langknochen eines Skeletts, (Oberschenkel, Schienbein

usw.). Der gesamte Skelettaufbau erlaubt dann auch Rückschlüsse auf das mögliche Gewicht.

Skelettfunde von Frühmenschen lassen eine

Körpergröße von rd. 1,50-1,60 Metern vermuten.

Australopithecinen waren wahrscheinlich etwas

kleiner, der homo erectus scheint größer gewesen

zu sein. Möglicherweise hängt letzteres damit

zusammen, dass erectus schon zur Jagd ging und

ihm dadurch mehr Fleisch d.h. eiweißreiche

Nahrung zur Verfügung stand.

Bei den Untersuchungen fiel auf, dass Männchen

rd. ein Drittel größer und schwerer waren als

Weibchen. Beim modernen Menschen hat sich

dieser als Geschlechtsdimorphismus bezeichnete

Unterschied deutlich reduziert.

Was unsere Vorfahren an Gewicht auf die Waage

brachten, ist nur sehr schwer zu ermitteln.

Voraussetzung ist ein mehr oder weniger voll-

ständig erhaltenes Skelett. Australopithecinen

scheinen relativ klein und zierlich gewesen zu

sein mit einem Gewicht von rd. 28 kg (Weibchen)

bis 50 kg (Männchen).

Erst mit dem Auftauchen des Homo erectus ist

eine deutliche Größen- und damit verbundene

Gewichtszunahme auf ca. 60-70 kg festzustellen.

Die Körpergröße eines Menschen ist

neben erblichen Faktoren maßgeblich

von der Ernährung abhängig: Die

tatsächlich erreichte Größe hängt von

der Qualität der Ernährung, ins-

besondere von reichlicher Eiweiß-

zufuhr ab. Bekommt der Organismus

zu wenig oder “minderwertige”

Nahrung, wird deren Energie zunächst

für die Aufrechterhaltung der Vital-

funktionen verwendet, für das Wachs-

tum steht dann weniger Energie zur

Verfügung.

Ein stattlicher Kerl?

Wie groß waren unsere Vorfahren eigentlich und was brachten sie auf die Waage?

Größe und Gewicht der frühen Hominiden sind nur sehr schwer abzuschätzen. Forscher orientieren

sich bei der Größenermittlung an den Langknochen eines Skeletts, (Oberschenkel, Schienbein

usw.). Der gesamte Skelettaufbau erlaubt dann auch Rückschlüsse auf das mögliche Gewicht.

Skelettfunde von Frühmenschen lassen eine

Körpergröße von rd. 1,50-1,60 Metern vermuten.

Australopithecinen waren wahrscheinlich etwas

kleiner, der homo erectus scheint größer gewesen

zu sein. Möglicherweise hängt letzteres damit

zusammen, dass erectus schon zur Jagd ging und

ihm dadurch mehr Fleisch d.h. eiweißreiche

Nahrung zur Verfügung stand.

Bei den Untersuchungen fiel auf, dass Männchen

rd. ein Drittel größer und schwerer waren als

Weibchen. Beim modernen Menschen hat sich

dieser als Geschlechtsdimorphismus bezeichnete

Unterschied deutlich reduziert.

Was unsere Vorfahren an Gewicht auf die Waage

brachten, ist nur sehr schwer zu ermitteln.

Voraussetzung ist ein mehr oder weniger voll-

ständig erhaltenes Skelett. Australopithecinen

scheinen relativ klein und zierlich gewesen zu

sein mit einem Gewicht von rd. 28 kg (Weibchen)

bis 50 kg (Männchen).

Erst mit dem Auftauchen des Homo erectus ist

eine deutliche Größen- und damit verbundene

Gewichtszunahme auf ca. 60-70 kg festzustellen.

Die Körpergröße eines Menschen ist

neben erblichen Faktoren maßgeblich

von der Ernährung abhängig: Die

tatsächlich erreichte Größe hängt von

der Qualität der Ernährung, ins-

besondere von reichlicher Eiweiß-

zufuhr ab. Bekommt der Organismus

zu wenig oder “minderwertige”

Nahrung, wird deren Energie zunächst

für die Aufrechterhaltung der Vital-

funktionen verwendet, für das Wachs-

tum steht dann weniger Energie zur

Verfügung.

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VON HAUT UND HAAREN

Hatten wir ursprünglich alle eine dunkle Hautfarbe? Wieso sind heutige Europä-er eigentlich hellhäutig? Sicherlich hat beides mit dem Verlust des Fells und mit unterschiedlicher Sonneneinstrahlung zu tun. Und über beides lässt sich trefflich streiten ...

Eine Hypothese geht davon aus, dass die Sonnenintensität einer Region die Hautfarbe der dort lebenden Menschen maßgeblich beeinflusst: je höher die Sonneneinstrahlung, desto stärker die Pigmentierung der Haut. Die geografi-sche Verteilung von Sonnenscheinintensität und mensch-licher Pigmentierung scheint diese Hypothese weitgehend zu bestätigen.

Eine andere Hypothese bringt die Hautfarbe mit dem Verlust des Fells in Ver-bindung. Fehlt das schützende Fell, muss mensch sich anderweitig vor Sonnen-brand schützen, der Körper “erfand” die Produktion von Melanin, die Haut wurde dunkler.

Als einziger aller heute noch lebenden Primaten besitzt der Mensch eine außeror-dentlich geringe Körperbehaarung. Aber wann haben unsere Vorfahren ihr schüt-zendes Fell verloren?

Über die Frage, warum und wann die Reduktion des Fells eingesetzt hat, gehen die Ansichten weit auseinander. Recht plausibel klingt die Theorie, dass der Fellverlust einhergeht mit der Vermehrung der Schweißdrüsen, um die Körpertemperatur besser regulieren zu können (”Ver-dunstungskälte”). Unter Berücksichtigung der klimati-schen Verhältnisse müßte der Fellverlust also bereits vor

rund 2 Mio. Jahren bei Homo erectus als Anpassung an ausdauerndes Laufen unter Hitzebelastung begonnen haben.

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VOM AFFEN ZUM ICH!

19

AM ANFANG WAR DAS WORT

Sprache ist eine Errungenschaft, die sich über Jahrmillionen entwickelt haben muss. Warum sich Sprache entwickelt hat, versuchte der bri-tische Psychologe Robin Dunbar mit dem Ver-hältnis von Gehirngröße und Gruppengröße zu erklären: Er berechnete, dass das menschliche Gehirn für eine Gruppengröße von 150 Indivi-duen ausgelegt ist - eine typische Größe bei

Naturvölkern. Bei einer solchen Gruppenstärke allerdings lässt sich das soziale Gefüge nicht mehr allein mit Lausen, Kraulen und verschiedenen Lautäußerun-gen regulieren. Es musste eine neue Kommunikationsform entwickelt werden: Die Sprache.Grundvoraussetzung für die Entwicklung von Sprache ist neben der Größe des Gehirns mit entsprechenden “Verdrahtungen” die passende Anatomie: eine gewölbte Schädelbasis mit einem tie-fliegenden Kehlkopf. Der Vorteil ist ein vergrößerter, fein modu-lierbarer Resonanzraum oberhalb der Stimmlippen. Bei flacher Schädelbasislinie und hoch liegendem Kehlkopf ist das Lau-trepertoire dagegen sehr begrenzt.

Beim Homo erectus hatte der anatomische Abstieg des Kehlkopfs wohl schon begonnen und auch die für Spra-che wichtigen Gehirnzentren (Broca-Zentrum, Werni-cke-Zentrum) waren ansatzweise schon vorhanden, wie Innenausgüsse von Schädeln belegen. Beim Neander-

taler ähnelten die Verhältnisse dann schon denen des modernen Homo sapiens.Um überhaupt Worte artikulieren zu können, wird das Zungenbein benötigt: der nur wenige Zentimeter große Knochen liegt zwischen Zungen- basis und Kehl-kopf. Nach dem Fund eines Neandertaler-Zungenbeins in der Kebara-Höhle in Israel gilt inzwischen als sicher, dass die Neandertaler schon eine große Palette heutiger Sprachlaute beherrschten. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihre Kom-munikation mit der Komplexität der heutigen Sprache vergleichbar war.

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WAS GIBT ES HEUTE ZU ESSEN?

Zunächst werden die frühen Vertreter der Gattung Homo wohl keine Jäger, sondern Aasverwerter gewe-sen sein. Pflanzliche Nahrung ergänzte diesen mage-ren Speiseplan. Vermutlich vor etwas 500.000 Jahren gelang es dem Menschen, die natürliche Furcht vor brennenden Zweigen und Ästen zu überwinden, Glut zu sammeln und zu lernen, mit dem Feuer umzugehen.

Die Erfahrung, dass gebratene und gekochte Nahrung leichter verdaulich ist und sich gefährliche Tiere vor Feuer fürchten, trieb die Entwicklung der Gattung Homo weiter voran.

Die Jagd, für die kognitive Prozesse wie Wahrneh-mung, Vorstellung, Erinnerung, Kooperation und Kommunikation notwendig sind, reicht wahrschein-

lich in die Zeit des späten Homo erectus zurück. Seit wann genau die Jagd tatsächlich zum Lebensunterhalt beitrug, ist umstritten. Die weltweit ältesten

für die Jagd gebrauchten Holzlanzen wurden in Schöningen gefunden und sind auf ein Alter von 400 000 Jahren datiert.

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VOM AFFEN ZUM ICH!

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KEINE KARTOFFELN, KEIN HÜHNCHEN ...

Der wichtigste Schritt in der Entwicklung der Menschheit ist der Übergang von den Jäger- und Sammlerkulturen zu Ackerbau und Viehzucht: diese “neolithische Revolution” geschah in Europa vor rd. 5.000 Jahren. Dennoch sah der Speiseplan ganz anders aus als heute.

Mediterrane Pflanzen wie Pfirsiche, Gurken, Feigen, Wein und Süßkirschen wurden erst von den Römern vor rd. 2000 Jahren nach Nordeuropa gebracht. Und viele aus der modernen Küche nicht mehr wegzudenkende Gemüse, Früchte und Fleischsorten wie Kartoffeln, Tomaten, Bananen, Mais und Kürbisgewächse wurden sogar erst in jüngster Zeit nach Mitteleuropa eingeführt.

KANNIBALISMUS

Im Zusammenhang mit der Ernährung tritt immer wieder die Frage nach Kannibalismus unser frühen Vorfahren auf.

Indizien wie Schnitt- und Brandspuren sowie Fehlen namhafter Kno-chen beim Homo erectus (Fundstelle Dolina, Spanien und Bodo, Äthi-opien) legen Kannibalismus nahe. Auch beim Neandertaler wird Kanni-balismus diskutiert, wobei manche dieser Schnittspuren auch mit einem Ritual im Zusammenhang mit Bestattung gedeutet werden können.

Selbst beim Homo sapiens gibt es Hinweise auf Kannibalismus. 80 000 Jahre alte Höhlenfunde aus Südafrika oder nur 6 000 Jahre alte Knochen mit Schnittspuren aus Frankreich scheinen dies zu bezeugen.

Woher wir kommenDer lange Weg des Menschen nach Europa

Was gibt es heute zu essen?

Der wichtigste Schritt in der Entwicklung der Menschheit ist der Übergang von den

Jäger- und Sammlerkulturen zu Ackerbau und Viehzucht: diese “neolithische Revolution”

geschah in Europa vor rd. 5.000 Jahren. Dennoch sah der Speiseplan ganz anders aus als

heute.

Mediterrane Pflanzen wie Pfirsiche, Gurken, Feigen, Wein und Süßkirschen wurden erst

von den Römern vor rd. 2000 Jahren nach Nordeuropa gebracht. Und viele aus der

modernen Küche nicht mehr wegzudenkende Gemüse, Früchte und Fleischsorten wie

Kartoffeln, Tomaten, Bananen, Mais und Kürbisgewächse wurden sogar erst in jüngster

Zeit nach Mitteleuropa eingeführt.

Zunächst werden die frühen Vertreter der Gattung Homo wohl keine Jäger, sondern Aasverwerter gewesen

sein. Pflanzliche Nahrung ergänzte diesen mageren Speiseplan.

Keine kartoffeln, kein Hühnchen ...

Die Jagd, für die kognitive Prozesse wie Wahrnehmung, Vorstellung, Erinnerung, Kooperation und

Kommunikation notwendig sind, reicht wahrscheinlich in die Zeit des späten Homo erectus

zurück. Seit wann genau die Jagd tatsächlich zum Lebensunterhalt beitrug, ist umstritten. Die weltweit

ältesten für die Jagd gebrauchten Holzlanzen wurden in Schöningen gefunden und sind auf ein Alter

von 400 000 Jahren datiert.

Vermutlich vor etwas 500.000 Jahren gelang es dem

Menschen, die natürliche Furcht vor brennenden

Zweigen und Ästen zu überwinden, Glut zu sammeln

und zu lernen, mit dem Feuer umzugehen.

Die Erfahrung, dass gebratene und gekochte

Nahrung leichter verdaulich ist und sich

gefährliche Tiere vor Feuer fürchten, trieb die

Entwicklung der Gattung Homo weiter voran.A

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Im Zusammenhang mit der Ernährung tritt immer wieder die Frage nach

Kannibalismus unser frühen Vorfahren auf.

Indizien wie Schnitt- und Brandspuren sowie Fehlen namhafter Knochen

beim Homo erectus (Fundstelle Dolina, Spanien und Bodo, Äthiopien)

legen Kannibalismus nahe. Auch beim Neandertaler wird Kannibalismus

diskutiert, wobei manche dieser Schnittspuren auch mit einem Ritual im

Zusammenhang mit Bestattung gedeutet werden können.

Selbst beim Homo sapiens gibt es Hinweise auf Kannibalismus. 80 000

Jahre alte Höhlenfunde aus Südafrika oder nur 6 000 Jahre alte Knochen

mit Schnittspuren aus Frankreich scheinen dies zu bezeugen.

Kannibalismus

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WAS SOLL ICH ANZIEHEN?

Seit wann der Mensch seinen Körper mit einer “künstli-chen” Schutzhülle - der Kleidung - umgibt, ist nicht genau zu datieren.

Nicht Scham, sondern pure Notwendigkeit verlasste die Menschen wohl, sich mit Kleidung zu schützen und zu wär-men. Zunächst behaart wie unsere nächsten Verwandten,

verlor der Mensch im Laufe der Evolution sein schützendes Fell und schmückte sich fortan zunächst mit “fremden Federn”:

Dem Fell der Tiere, derenFleisch ihm gleichzeitig als Nahrung diente. Nachweislich war der Ne-

andertaler der erste Hominide, der sich etwas anziehen musste, um in seiner eisigen Umwelt nicht zu erfrieren.

Im Laufe der Jahrtausende verfeinerten die Menschen Machart und Material ihrer Kleidung immer mehr: Fell wurde zu Leder verarbeitet, ab der Jungsteinzeit gab es dann den ersten Stoff: Leinen.

Über die wärmende und schützende Funktion hinaus dient Bekleidung als Kom-munikationsmittel. Oft kennzeichnet Kleidung Mitglieder einer Gruppe: im Sport (Trikot), beim Militär (Uniformen), aber auch bei Trachten wird dies deutlich. Auch Rang, Standesunterschiede und Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Grup-pe wurde und wird durch Kleidung angezeigt.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Bedeutung von Kleidung erheblich geän-dert: hinter der Wahl der Kleidung stecken heutzutage Motive wie Mode-, Mar-ken-, Stil-, Schönheitsbewusstsein; Funktionalität und Wohlfühlkomponenten, aber auch Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen (Hochzeits-, Trauerkleidung), Imponiergehabe, Ausdruck des eigenen Lebensstils, sozialer Status, Rebellion, Selbstdarstellung und anderes.

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23

Seit 1991 in den Ötztaler Alpen die Gletschermumie “Ötzi” gefunden wurde, sind wir über die Kleidung der Jungsteinzeit bestens informiert.

Neben “Unterwäsche” (Lendenschurz) aus feinstem Leder oder Leinen trug der Mann Beinlinge aus Leder, darüber einen modischen Mantel aus verschiedenfarbigem Ziegenfell, eine Bären-fellmütze, “Socken” aus Gras und derbe Wander-schuhe aus Fell und Bärenleder.

Alle Kleidungsstücke waren fein säuberlich mit kleinen Stichen genäht - Brennesselfaden diente als Nähgarn - an den Beinlingen sind zudem Reparaturen erkennbar.

Zur Ausrüstung eines Bergwanderers gehörte schon vor 5000 Jahren ein Rucksack, der ebenfalls aus Tierfellen angefertigt war. Als “Wanderstock” diente Ötzi sein Bogen, im Birkenrindengefäß transportierte er Glut, um schnell ein wärmendes Feuer entfachen zu können.

Pret-á-porter der Jungsteinzeit

PRET-Á-PORTER DER JUNGSTEINZEIT

Seit 1991 in den Ötztaler Alpen die Gletschermumie “Ötzi” gefunden wurde, sind wir über die Kleidung der Jungsteinzeit bestens informiert.

Neben “Unterwäsche” (Lendenschurz) aus feinstem Leder oder Leinen trug der Mann Beinlinge aus Leder, darüber einen modischen Mantel aus verschieden-farbigem Ziegenfell, eine Bärenfellmütze, “Socken” aus Gras und derbe Wander-schuhe aus Fell und Bärenleder. Alle Kleidungsstücke waren fein säuberlich mit kleinen Stichen genäht - Brennesselfaden diente als Nähgarn - an den Beinlingen sind zudem Reparaturen er-kennbar.

Zur Ausrüstung eines Bergwanderers gehörte schon vor 5000 Jahren ein Rucksack, der ebenfalls aus Tierfellen angefertigt war. Als “Wanderstock” diente Ötzi sein Bogen, im Birkenrin-dengefäß transportierte er Glut, um schnell ein wärmendes Feuer entfachen zu können.

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Der Hände werk

Zwar bedienten sich schon früheste Hominoiden

einfacher Werkzeuge wie es heute Menschenaffen

auch noch tun, die Herstellung und Verwendung von

Steinwerkzeugen allerdings scheint der Gattung

Homo vorbehalten zu sein. Diese Fähigkeit erwarben

Menschen offenbar parallel zur Vergrößerung des

Gehirns.

Demnach stehen die ältesten bewusst hergestellten

Steinwerkzeuge evolutionsgeschichtlich für die

Anfänge der Gattung Homo, kulturgeschichtlich für

den Beginn der Altsteinzeit.

Werkzeuge

letzte Altsteinzeit-Epoche.

Funktionalität und Verarbeitung

der Werkzeuge verstärkt sich,

Höhepunkt der Höhlenmalerei.

Oldowan

2,5 Mio.

1,5 mIO.

200 000

40 000

20 000

10 000

heute

Werkzeug-Epochen

Acheuléen

Moustérien

Aurignacien

Solutréen

Gravettien

Magdalénien

Älteste Werkzeuge, überwiegend

einfache Geröllgeräte

große Faustkeile, ab ca. 400 000

erste Holzspeere (Schöninger Speer)

Kleine, fein gefertigte Werkzeuge, in

Europa Epoche der Neandertaler

schmale Blattspitzen,

Solutréen: kleine

Steinmesserchen.

Homo sapiens in Europa erst-

mals archäologisch greifbar.

Große Bandbreite von Stein-,

Holz- und Knochenwerk-

zeugen. Explosionsartige

Vermehrung ku l ture l ler

Tätigkeit.

Die ältesten Steinwerkzeuge stammen aus 2,3 - 2,4

Mio. Jahre alten Erdschichten am Turkanasee in

Kenia, aus Äthiopien und aus der Oldovai-Schlucht in

Tansania. Nach diesem Fundort werden die

Werkzeuge der sog. Oldowan-Kultur zugeordnet.

Das “Universalwerkzeug” der Altsteinzeit, den

Faustkeil, gab es noch nicht. Erste Faustkeile finden

sich ab etwa 1,5 Mio. Jahren in der Acheuléen-Kultur.

Fortan wurden die zunächst nur grob behauenen

Steine für effektive Werkzeuge immer weiter

verfeinert und differenziert.

DER HÄNDE WERK

WERKZEUGE

Zwar bedienten sich schon früheste Homi-noiden einfacher Werkzeuge wie es heute Menschenaffen auch noch tun, die Her-stellung und Verwendung von Steinwerk-zeugen allerdings scheint der Gattung Homo vorbehalten zu sein. Diese Fähig-keit erwarben Menschen offenbar parallel zur Vergrößerung des Gehirns.

Demnach stehen die ältesten bewusst hergestellten Steinwerkzeuge evolutions-geschichtlich für die Anfänge der Gattung Homo, kulturgeschichtlich für den Beginn der Altsteinzeit.

Die ältesten Steinwerkzeuge stammen aus 2,3 - 2,4 Mio. Jahre alten Erdschichten am Turkanasee in Kenia, aus Äthiopien und aus der Oldovai-Schlucht in Tansania. Nach diesem Fundort werden die Werk-zeuge der sog. Oldowan-Kultur zugeord-net.Das “Universalwerkzeug” der Altsteinzeit, den Faustkeil, gab es noch nicht. Erste Faustkeile finden sich ab etwa 1,5 Mio. Jahren in der Acheuléen-Kultur.Fortan wurden die zunächst nur grob be-hauenen Steine für effektive Werkzeuge immer weiter verfeinert und differenziert.

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VOM AFFEN ZUM ICH!

25

Wie erkennt man Steinwerkzeuge?

Die als Artefakte bezeichneten Steinwerkzeuge haben

eine Fläche, auf die der Schlagstein geschlagen wurde.

Unmittelbar darunter befindet sich eine Verdickung und

eine durch die Schockwelle des Schlags entstandene

gewölbte Oberfläche. Dieser sog. Muschelbruch kommt

bei natürlich gebrochenen Steinen nicht vor.

Bei vielen Steinwerkzeugen wie z. B. Messern oder

Pfeilspitzen werden nach dem groben Zuschlagen die

Kanten bzw. Schneiden nachbearbeitet (retuschiert).

Dabei entstehen kleine muschelförmige Einbuchtungen

entlang der Schnittkante.

Vom Stein zum werkzeug

Techniken zur Herstellung von Steinwerkzeugen:

Direkte harte Schlagtechnik

Der Schlagstein wird mit einer Hand geführt und trifft auf die

Schlagfläche des Kernsteines. Merkmale sind verhältnismäßig

großflächige Abschläge mit einem ausgeprägten Schlagbuckel

Direkte "weiche" Schlagtechnik

Abschlagen von Klingen/Blattspitzen mit Hilfe von Schlaggeräten aus

Knochen- oder Geweih.

Indirekte Drucktechnik

Mit einem Retuscheur aus Stein, Geweih oder Knochen werden von den

Kanten kleinerer Abschläge kleinste Absplisse abgedrückt.

Direkte Punchtechnik

Mit Schlegeln aus Holz oder Geweih wird die Kraft des Schlags gezielt

auf den Kernstein übertragen. Vor allem zur Produktion von Klingen

geeignet.

VOM STEIN ZUM WERKZEUG

Wie erkennt man Steinwerkzeuge?Die als Artefakte bezeichneten Stein-werkzeuge haben eine Fläche, auf die der Schlagstein geschlagen wur-de. Unmittelbar darunter befindet sich eine Verdickung und eine durch die Schockwelle des Schlags entstande-ne gewölbte Oberfläche. Dieser sog. Muschelbruch kommt bei natürlich ge-brochenen Steinen nicht vor.

Bei vielen Steinwerkzeugen wie z. B. Messern oder Pfeilspitzen werden nach dem groben Zuschlagen die Kanten bzw. Schneiden nachbearbeitet (retuschiert).Dabei entstehen kleine muschelförmige Einbuchtungen entlang der Schnittkante.

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VOM HANDWERK ZUR KUNST...

DIE NOTWENDIGKEIT DES LUXUS

Vor rund 30 000 Jahren wurden Werk-zeuge zunehmend verziert. Das Bemü-hen um Schönheit dehnte sich schnell auch auf abstraktere Objekte aus: erste Kunstwerke entstanden.

Die ältesten eindeutig als Kunstwerke zu identifizierenden Gegenstände sind Sta-tuetten, Höhlenmalereien sowie Musikin-strumente.

Dazu zählen u.a. die aus Elfenbein gefertigten berühmten Venusfiguren von Wil-lendorf und Dolní Véstonice, der Löwenmensch aus einer Höhle in der schwäbi-schen Alp, eine Flöte aus Schwanenknochen und die Malereien in französischen und spanischen Höhlen (Lascaux, Altamira).

Warum überhaupt Kunst? Ist Kunst nicht überflüssiger Luxus?

Kunst ist nicht nur eine Form des Ausdrucks, sondern be-inhaltet Phantasie und Träume, aber auch die Ausein-andersetzung mit nicht greifbaren Ängsten und Rätseln. Kunst ist der Freiraum des Menschen, sich zu entfalten. Kunst ist aber zugleich ein zentrales Element der Identität, ist für Gruppen identitätsstiftend und spielt so eine große Rolle im Überleben eines Individuums bzw. einer Gruppe.

Nicht umsonst haben Eroberer aller Zeiten nicht nur “feindliche” Festungen, son-dern auch die Kunstwerke eines Volkes zerstört.

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VOM AFFEN ZUM ICH!

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Mit Kunst verwandt ist Schmuck. Jedoch handelt es dabei um ganz

persönliche Gegenstände, die der Träger bis zu seinem Lebensende

mit sich führt, die mit ins Grab begegeben oder an Nachfahren vererbt

werden.

Der ursprünglichste Schmuck ist die Bemalung des Körpers.

Bemalung wurde als ästhetisch empfunden und/oder signalisierte die

soziale Stellung eines Gruppenmitgliedes, etwa bei den Indianern

Amerikas.

Diesen Brauch pflegen Natur-

völker bis heute. In vielen Ländern

schmückt man sich zumindest zu

besonderen Anlässen mit Körperbemalung, etwa in Indien,

Papua- Neuguinea oder afrikanischen Ländern. Darüber

hinaus gibt es die Körperbemalung in Form von Tatoos auch in

Europa.

Das Bedürfnis, sich zu Schmücken

Die Verwendung von Schmuckstücken im engeren Sinn geht

weit zurück: Neueste Forschungen weisen darauf hin, dass

Menschen sich bereits vor ca. 100.000 Jahren mit Muscheln

schmückten.

Halsschmuck in Form sowohl von einfachen als auch schon

mehrgliedrigen Halsketten ist ebenfalls aus der Altsteinzeit

belegt. Dafür bearbeitete man Muschel- und Schnecken-

gehäuse, Tierzähne und Knochen, später auch Bernstein.

Mit Kunst verwandt ist Schmuck. Jedoch handelt es dabei um ganz

persönliche Gegenstände, die der Träger bis zu seinem Lebensende

mit sich führt, die mit ins Grab begegeben oder an Nachfahren vererbt

werden.

Der ursprünglichste Schmuck ist die Bemalung des Körpers.

Bemalung wurde als ästhetisch empfunden und/oder signalisierte die

soziale Stellung eines Gruppenmitgliedes, etwa bei den Indianern

Amerikas.

Diesen Brauch pflegen Natur-

völker bis heute. In vielen Ländern

schmückt man sich zumindest zu

besonderen Anlässen mit Körperbemalung, etwa in Indien,

Papua- Neuguinea oder afrikanischen Ländern. Darüber

hinaus gibt es die Körperbemalung in Form von Tatoos auch in

Europa.

Das Bedürfnis, sich zu Schmücken

Die Verwendung von Schmuckstücken im engeren Sinn geht

weit zurück: Neueste Forschungen weisen darauf hin, dass

Menschen sich bereits vor ca. 100.000 Jahren mit Muscheln

schmückten.

Halsschmuck in Form sowohl von einfachen als auch schon

mehrgliedrigen Halsketten ist ebenfalls aus der Altsteinzeit

belegt. Dafür bearbeitete man Muschel- und Schnecken-

gehäuse, Tierzähne und Knochen, später auch Bernstein.

DAS BEDÜRFNIS, SICH ZU SCHMÜCKEN

Mit Kunst verwandt ist Schmuck. Jedoch handelt es da-bei um ganz persönliche Gegenstände, die der Träger bis zu seinem Lebensende mit sich führt, die mit ins Grab begegeben oder an Nachfahren vererbt werden.

Der ursprünglichste Schmuck ist die Bemalung des Körpers. Bemalung wurde als ästhetisch empfunden und/oder signalisierte die soziale Stellung eines Grup-penmitgliedes, etwa bei den Indianern Amerikas.

Diesen Brauch pflegen Naturvölker bis heute. In vielen Ländern schmückt man sich zumindest zu besonderen Anlässen mit Körperbemalung, etwa in Indien, Papua- Neuguinea oder afrikanischen Ländern. Darüber hinaus gibt es die Körperbemalung in Form von Tatoos auch in Europa.

Das Bedürfnis, sich zu Schmücken Die Verwendung von Schmuckstücken im en-geren Sinn geht weit zurück: Neueste Forschungen weisen darauf hin, dass Men-schen sich bereits vor ca. 100.000 Jahren mit Muscheln schmückten.

Halsschmuck in Form sowohl von einfachen als auch schon mehrgliedrigen Hals-ketten ist ebenfalls aus der Altsteinzeit belegt. Dafür bearbeitete man Muschel- und Schneckengehäuse, Tierzähne und Knochen, später auch Bernstein.

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IN EINER ANDEREN WELT ...

Jedes Leben endet mit dem Tod, zu-rück bleiben trauernde Artgenossen - bei Mensch und Tier! Jedoch gibt es im Tier-reich keine bewusste “Entsorgung” des toten Körpers in Form einer absichtlichen Bestattung.

Die Gattung “Mensch” wird mit den Kriteri-en aufrechter Gang, Feuerbeherrschung,

Werkzeuggebrauch und -herstellung, Sprache, Kunst und Kultur definiert. Ein weiteres entscheidendes Merkmal sind Bestattungen und damit verbunden eine mehr oder weniger differenzierte Vorstellung über ein Jenseits.

Sichere Belege für absichtliche Bestattungen finden sich seit der Zeit der Ne-andertaler: ausgehobene Gräber, Skelette in langgestreckter oder Hockerlage und Grabbeigaben. Belege für solche bewusst vorgenommenen Bestattun-gen wurden in den Höhlen von Qaf-zeh und Skhul in Israel ausgegraben und sind 90.000 bis 120.000 Jahre alt. In den Gräbern fanden sich auffällige Ansammlungen von Pollen, die als Beigaben von Blumen oder Pflanzen gedeutet werden können, Ocker und benutzte oder neue Werkzeuge wur-den beigegeben.

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VON DER RELIGION ...

Aufgrund dieser ersten Gräber billigt die Wissenschaft sowohl den Neandertalern als auch dem frühen Homo sapiens Vorstufen von Religion, also die Auseinan-dersetzung mit Fragen des Jenseits und der Transzendenz zu: Der Beginn der Religionsgeschichte!

Die abstrakte Auseinandersetzung mit dem Jenseits verläuft augenscheinlich parallel mit der Entwicklung komplexerer Ausdrucksformen. Rituale und religiö-se Zeremonien – Fruchtbarkeitskulte, Regen- und Jagdzauber, Begräbnisriten, Heilungen usw. werden trotz der schwierigen Fundlage von der Forschung als möglich angenommen.

Über die Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod oder die religiösen Gefühle weiß man trotzdem so gut wie nichts. Die Funde bele-gen aber gleichwohl derartige Vorstellungen. Dafür spre-chen u.a. in der Jungsteinzeit errichtete aufwändige Tem-pelbauten und Grabstätten, als Beispiele seien Bauwerke

wie die Tempelanlage Göbekli Tepe (Naher Osten), Stonehenge und andere Bau-ten der Megalithkultur genannt.

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30

Vom Jenseits ...

Wohl seit der Mittelsteinzeit gibt es bestimmte Plätze, an denen Verstorbene ihre

letzte Ruhe fanden. Die archäologische Untersuchung solcher “Gräberfelder”

mit unterschiedlichsten Bestattungsformen gibt auch über mögliche dahinter

stehende religiöse Vorstellungen Auskunft.

Das Ablegen des Leichnams ohne Beigaben spricht für wenig differenzierte

Jenseitsvorstellung. Bei der Körperbestattung mit Beigaben (langgestreckte

Körperlage oder Hockerstellung) ist die Unversehrtheit des Körpers

bedeutsam, gipfelnd in der Mumifizierung z.B. bei den Ägyptern. Kollektiv-

gräber mit oder ohne Beinhäuser deuten auf eine zweiphasige Bestattung aus

Skelettierung und anschließender Beisetzung der Gebeine (z. B. Megalithkultur,

Indianer). Brandbestattungen mit Beigaben auf ausgewiesenen Plätzen

(Gräberfelder) untersteichen die Bedeutung der “Seele”, der Körper ist

bedeutungslos. Körperbestattungen ohne Beigaben auf Friedhöfen spiegeln

dann christliche Jenseitsvorstellungen wider.

Die unten stehende Grafik gibt einen vereinfachten Überblick über mögliche

Jenseitsvorstellungen (nach H. Steuer).

Diesseits jenseitsWeg

Tod

Erinnerung

Ahnenkult

Schädel

Grabmarkierung

Grabhügel

Feiern, Totenkult

Pferd, Schiff, Wagen1. Erste Welt

2. Zweite, andere Welt

= Ablegen des Leichnams

3. Unterwelt, Jenseits

(Leben nach dem Tod)

= Körperbestattung mit Beigaben

3a. Erste Bestattung

(Skelettierung)3b. Zweite Bestattung

(Ossuarium, Kollektivgrab)

4. Geist/Seele (Leib vergeht)

= Brandbestattung mit Beigaben

5. Seele geht in Weltseele auf

= beigabenlose Bestattung

6. Reinkarnation

= Bestattung ?

Vom Jenseits ...

Wohl seit der Mittelsteinzeit gibt es bestimmte Plätze, an denen Verstorbene ihre

letzte Ruhe fanden. Die archäologische Untersuchung solcher “Gräberfelder”

mit unterschiedlichsten Bestattungsformen gibt auch über mögliche dahinter

stehende religiöse Vorstellungen Auskunft.

Das Ablegen des Leichnams ohne Beigaben spricht für wenig differenzierte

Jenseitsvorstellung. Bei der Körperbestattung mit Beigaben (langgestreckte

Körperlage oder Hockerstellung) ist die Unversehrtheit des Körpers

bedeutsam, gipfelnd in der Mumifizierung z.B. bei den Ägyptern. Kollektiv-

gräber mit oder ohne Beinhäuser deuten auf eine zweiphasige Bestattung aus

Skelettierung und anschließender Beisetzung der Gebeine (z. B. Megalithkultur,

Indianer). Brandbestattungen mit Beigaben auf ausgewiesenen Plätzen

(Gräberfelder) untersteichen die Bedeutung der “Seele”, der Körper ist

bedeutungslos. Körperbestattungen ohne Beigaben auf Friedhöfen spiegeln

dann christliche Jenseitsvorstellungen wider.

Die unten stehende Grafik gibt einen vereinfachten Überblick über mögliche

Jenseitsvorstellungen (nach H. Steuer).

Diesseits jenseitsWeg

Tod

Erinnerung

Ahnenkult

Schädel

Grabmarkierung

Grabhügel

Feiern, Totenkult

Pferd, Schiff, Wagen1. Erste Welt

2. Zweite, andere Welt

= Ablegen des Leichnams

3. Unterwelt, Jenseits

(Leben nach dem Tod)

= Körperbestattung mit Beigaben

3a. Erste Bestattung

(Skelettierung)3b. Zweite Bestattung

(Ossuarium, Kollektivgrab)

4. Geist/Seele (Leib vergeht)

= Brandbestattung mit Beigaben

5. Seele geht in Weltseele auf

= beigabenlose Bestattung

6. Reinkarnation

= Bestattung ?

VOM JENSEITS ...

Wohl seit der Mittelsteinzeit gibt es bestimmte Plätze, an denen Verstorbene ihre letzte Ruhe fanden. Die archäologische Unter-suchung solcher “Gräberfelder” mit unterschiedlichsten Bestat-tungsformen gibt auch über mögliche dahinter stehende religiöse Vorstellungen Auskunft.

Das Ablegen des Leichnams ohne Beigaben spricht für wenig differenzierte Jenseitsvorstellung. Bei der Körperbestattung mit Beigaben (langgestreckte Körperlage oder Hockerstellung) ist die Unversehrtheit des Körpers bedeutsam, gipfelnd in der Mumifizie-rung z.B. bei den Ägyptern. Kollektivgräber mit oder ohne Bein-häuser deuten auf eine zweiphasige Bestattung aus Skelettierung und anschließender Beisetzung der Gebeine (z. B. Megalithkultur, Indianer). Brandbestattungen mit Beigaben auf ausgewiesenen Plätzen (Gräberfelder) untersteichen die Bedeutung der “Seele”, der Körper ist bedeutungslos. Körperbestattungen ohne Beiga-ben auf Friedhöfen spiegeln dann christliche Jenseitsvorstellun-gen wider.

Die unten stehende Grafik gibt einen vereinfachten Überblick über mögliche Jenseitsvorstellungen (nach H. Steuer).

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VOM AFFEN ZUM ICH!

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IMPRESSUM

Ausstellungsdesign, Präparate, Dieter LukschDioramen Lehrmittel, Museumsgestaltung, SonderausstellungenTexte, Layout Archäologiemuseum Meppen, Silke Surberg-Röhr M.A.

Bildnachweis:Biotopolis.net, Hans-Peter Willig, Patricia J. Wynne, Marc Deville/Gama/Studio X 451, geoonline.de, Neandertalmuseum Mettmann, bonesclones.com, wikipedia, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Thomas Ernsting/Bilder-berg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/Foto Juraj Lipták, Heinz Jansen/Meppen, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover, Max-Planck-Gesellschaft, Niedersächsisches Landesmuseum Hanno-ver, Z. Burian, CHIP Communications GmbH, Nationalmuseum Tansania, Uni-versité de Bordeaux, Universität Tübingen/Foto Marina Malina, Ulmer Museum, Lascaux Culture, Tessloff-Verlag, Parkinson Sydney, David Dennis, Hans-Dieter Richter/Berlin, Adrian J. Warrer, Bernd Bruns, Landkreis Emsland/Archäologie-museum, Eigenarchiv

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Alter Markt 1 · 57439 AttendornT 0 27 22 . 3711 · F 0 27 22 . 63 19 [email protected]

ÖffnungszeitenDi.-Fr. 11.00 - 18.00 UhrSa. 11.00 - 15.00 UhrSo. 13.00 - 18.00 Uhr

Führungen nach Vereinbarung