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1 Verbreitung von Gescha ¨ftsdaten in elektronischer Form Seit ca. drei Jahren wird durch die Ent- wicklung der Extensible Business Repor- ting Language (XBRL) versucht, die Erstellung und șbermittlung von Ge- scha ¨ftsdaten (business reporting), ins- besondere unter Nutzung des World Wide Web, zu verbessern. Mo ¨ gliche Empfa ¨nger sind z. B. staatliche Stellen, Wirtschaftspru ¨- fer, Investoren und Analysten. Wa ¨hrend in vielen La ¨ndern die Vero ¨ ffentlichung von Gescha ¨ftsdaten in elektronischer Form ein freiwilliges Angebot darstellt, sind Aktien- gesellschaften in den USA und Kanada ab einer bestimmten Gro ¨ ße verpflichtet, Ge- scha ¨ftsdaten an eine zentrale Datenbank zu u ¨ bermitteln. Eine umfassende empirische Studie [LD- GA99] hat gezeigt, dass Gescha ¨ftsdaten ak- tuell vor allem als HTML-Dokumente und in Form von Electronic-Paper-Lo ¨ sungen, wie dem Portable-Document-Format, bereitgestellt werden. Da ein Teil der Inte- ressenten die Informationen weiter ver- arbeiten mo ¨ chte, ist das Fehlen einer inhaltlichen Beschreibung der bereit ge- stellten Daten als wesentliches Defizit des aktuellen Entwicklungsstands anzusehen. Das Fehlen semantischer Zusatzinforma- tionen erschwert die Aufbereitung, den Austausch und die Auswertung der Daten. XBRL basiert auf dem XML Standard des W3C, ist selbst als Industriestandard zu charakterisieren und ist darauf ausgerich- tet, die Semantiklu ¨ cke im Business Repor- ting zu beseitigen. Die Erarbeitung und Er- weiterung von XBRL setzt fundierte Kenntnisse der eingesetzten Technologien und des Rechnungswesens voraus. An der Schnittstelle von Betriebswirtschaft und Informationstechnologie wird das Ziel ver- folgt, die Effizienz des Einsatzes von Infor- mationssystemen zu erho ¨ hen. 2 Aufbau des XBRL-Standards Verantwortlich fu ¨r die Weiterentwicklung ist das XBRL Steering Committee [XbrO02]. Diese Gruppe entstand auf- grund einer Initiative des AICPA (Ame- rican Institute of Certified Public Accoun- tants), das die technischen Mo ¨ glichkeiten fu ¨ r Business Reporting im Internet evalu- iert hatte. Beteiligt sind neben den weltweit gro ¨ ßten Wirtschaftspru ¨ fungsgesellschaften auch einige große Anbieter von betriebs- wirtschaftlichen Softwarelo ¨ sungen wie SAP, IBM oder Oracle sowie (inter-)natio- nale Fachorganisationen wie das Interna- tional Accounting Standards Board und staatliche Institutionen wie das US Depart- ment of Defense Finance and Accounting Service. Der aktuelle Entwicklungsstand tra ¨gt die Versionsnummer 2.0 [HaKa02] und wird im Folgenden kurz charakteri- siert. XBRL-Dokumente sind in XML formu- liert und folgen einer auf Basis von XML- Schemata definierten Strukturvorlage. Die- se Vorlagen werden im XBRL-Standard als Taxonomien bezeichnet. Sie spezifizieren, welche Informationseinheiten existieren WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 1, S. 77 80 Die Autoren Pascal Kranich Hans Schmitz Pascal Kranich, Dr. Hans Schmitz, Universita ¨t Mannheim, Lehrstuhl fu ¨r Produktionswirtschaft und Controlling, 68131 Mannheim, E-Mail: [email protected] Die Extensible Business Reporting Language Standard, Taxonomien und Entwicklungsperspektiven WI – Schlagwort

Die Extensible Business Reporting Language Standard, Taxonomien und Entwicklungsperspektiven

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1 Verbreitung vonGeschaftsdatenin elektronischer Form

Seit ca. drei Jahren wird durch die Ent-wicklung der Extensible Business Repor-ting Language (XBRL) versucht, dieErstellung und �bermittlung von Ge-schaftsdaten (business reporting), ins-besondere unter Nutzung des World WideWeb, zu verbessern. Mogliche Empfangersind z. B. staatliche Stellen, Wirtschaftspru-fer, Investoren und Analysten. Wahrend invielen Landern die Veroffentlichung vonGeschaftsdaten in elektronischer Form einfreiwilliges Angebot darstellt, sind Aktien-gesellschaften in den USA und Kanada abeiner bestimmten Große verpflichtet, Ge-schaftsdaten an eine zentrale Datenbank zuubermitteln.

Eine umfassende empirische Studie [LD-GA99] hat gezeigt, dass Geschaftsdaten ak-tuell vor allem als HTML-Dokumente undin Form von Electronic-Paper-Losungen,wie dem Portable-Document-Format,bereitgestellt werden. Da ein Teil der Inte-ressenten die Informationen weiter ver-arbeiten mochte, ist das Fehlen einerinhaltlichen Beschreibung der bereit ge-stellten Daten als wesentliches Defizit desaktuellen Entwicklungsstands anzusehen.Das Fehlen semantischer Zusatzinforma-tionen erschwert die Aufbereitung, denAustausch und die Auswertung der Daten.

XBRL basiert auf dem XML Standard desW3C, ist selbst als Industriestandard zucharakterisieren und ist darauf ausgerich-tet, die Semantiklucke im Business Repor-

ting zu beseitigen. Die Erarbeitung und Er-weiterung von XBRL setzt fundierteKenntnisse der eingesetzten Technologienund des Rechnungswesens voraus. An derSchnittstelle von Betriebswirtschaft undInformationstechnologie wird das Ziel ver-folgt, die Effizienz des Einsatzes von Infor-mationssystemen zu erhohen.

2 Aufbau desXBRL-Standards

Verantwortlich fur die Weiterentwicklungist das XBRL Steering Committee[XbrO02]. Diese Gruppe entstand auf-grund einer Initiative des AICPA (Ame-rican Institute of Certified Public Accoun-tants), das die technischen Moglichkeitenfur Business Reporting im Internet evalu-iert hatte. Beteiligt sind neben den weltweitgroßten Wirtschaftsprufungsgesellschaftenauch einige große Anbieter von betriebs-wirtschaftlichen Softwarelosungen wieSAP, IBM oder Oracle sowie (inter-)natio-nale Fachorganisationen wie das Interna-tional Accounting Standards Board undstaatliche Institutionen wie das US Depart-ment of Defense Finance and AccountingService. Der aktuelle Entwicklungsstandtragt die Versionsnummer 2.0 [HaKa02]und wird im Folgenden kurz charakteri-siert.

XBRL-Dokumente sind in XML formu-liert und folgen einer auf Basis von XML-Schemata definierten Strukturvorlage. Die-se Vorlagen werden im XBRL-Standard alsTaxonomien bezeichnet. Sie spezifizieren,welche Informationseinheiten existieren

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 1, S. 77–80

Die Autoren

Pascal KranichHans Schmitz

Pascal Kranich,Dr. Hans Schmitz,Universitat Mannheim, Lehrstuhl furProduktionswirtschaft und Controlling,68131 Mannheim,E-Mail: [email protected]

Die Extensible Business ReportingLanguageStandard, Taxonomienund Entwicklungsperspektiven

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und wie sie verbunden werden konnen.Die generelle Struktur grundlegender Ele-mente wird in einem speziellen, durch dasXBRL-Komitee definierten Schema vor-gegeben, welches die Grundlage aller Taxo-nomien darstellt und von diesen referen-ziert wird.

Die grundlegende Informationseinheitwird als „Item“ bezeichnet und beschreibteinen Sachverhalt, der uber eine Geschafts-einheit berichtet wird. Als weitere Dimen-sion ist ein Bezugszeitpunkt oder ein Be-zugszeitraum anzugeben. Der Sachverhaltwird durch numerische oder nicht-numeri-sche Daten beschrieben. Zur Beschreibungvon Unternehmen konnen beispielsweisedetaillierte Textdaten definiert werden.Verschiedene Informationseinheiten wer-den auf Basis von Container-Elementengruppiert und/oder sortiert. In der konkre-ten Anwendung enthalt eine Taxonomiebeispielsweise die Beschreibung der Posi-tionen einer Bilanz, z. B. dass „Eigenkapi-tal“ einen Teil der Gesamtsumme der „Pas-siva“ bildet.

Zur Verbindung der Informationseinheitensind derzeit funf Arten von Links vorgese-hen. Sie werden unter Verwendung vonXlink definiert. „Label links“ dienen dazu,Bezeichnungen flexibel definieren zu kon-nen, so dass Sprachunabhangigkeit reali-

siert werden kann. „Reference links“ kon-nen dazu verwendet werden, aufDokumente, wie z. B. Gesetzestexte, zuverweisen, die zur Interpretation von In-formationseinheiten benotigt werden. Die„relation links“ existieren in den Auspra-gungen „calculation“, „definition“ und„presentation“. Durch sie konnen die rech-nerische Verknupfung numerischer Daten,die begriffliche Zuordnung von Informati-onseinheiten und hierarchische Beziehun-gen definiert werden.

Bild 1 zeigt den Aufbau des XBRL-Stan-dards im �berblick. Die Darstellung vonXBRL-Dokumenten kann entsprechenddem XML-Standard auf Basis von Casca-ding Style Sheets (CSS) oder der ExtensibleStylesheet Language (XSL) erfolgen. Beider Darstellung der Unternehmensinfor-mationen kann auf dieser Grundlage einezielgruppengerechte Prasentationsformrealisiert werden.

3 Derzeit verfugbareTaxonomien auf Basisdes XBRL-Standards

In der ersten Stufe der Entwicklung wur-den zunachst Taxonomien zur externen

Berichterstattung definiert. Der Anwen-dungsbereich von XBRL wird aber laufenderweitert, aktuell durch eine Taxonomiezur Darstellung von General-Ledger-Da-ten (XBRL GL), also relativ unverdichte-ten Buchungsdaten.

Die Entwicklung im Bereich der externenBerichterstattung, die auch noch laufendstattfindet, berucksichtigt zwei Dimensio-nen. Zum einen existieren verschiedene na-tionale und internationale Standards derRechnungslegung, die jeweils durch einegesonderte Taxonomie abzubilden sind.Zum anderen werden Taxonomien inner-halb eines Rechnungslegungsstandardsnach Branchenbereichen differenziert. Furdie Erstellung von Abschlussen nach denunterschiedlichen Vorschriften [Pell01]sind derzeit Taxonomien fur die US-ame-rikanischen Generally Accepted Accoun-ting Principles (US-GAAP), die Internatio-nal Accounting Standards (IAS) und diedeutschen Rechnungslegungsvorschriftenverfugbar. Die deutsche Taxonomie istauch ein Praxisbeispiel fur die Verwendungder angesprochenen „label links“, die dieinternationale Verstandlichkeit der Infor-mationen gewahrleistet [XbrD02]. Die Ta-xonomien zu US-GAAP und den IAS wer-den Unternehmen aus dem Bereich„Commercial and Industry“ zugeordnet.Die deutsche Taxonomie weist keine spezi-fische Branchenausrichtung auf.

Durch die Verwendung der Taxonomienkann die Weiterverarbeitung der Daten ef-fizienter gestaltet werden, da die Semantikdirekt verfugbar ist. Investoren, Analystenund andere Interessenten konnen auf dieZusammenfuhrung von Daten aus ver-schiedenen Medien mit unterschiedlichstenFormaten verzichten. Gleichwohl solltendie Grenzen der Automatisierbarkeit indiesem Bereich realistischerweise auf-gezeigt werden. Eine Gegenuberstellungder Geschaftsdaten unterschiedlicher Un-ternehmen ist in erster Linie fur numeri-sche Daten sinnvoll durchfuhrbar. Die In-terpretation der zum Teil umfassendenErlauterungen in Textform bleibt weitest-gehend unberuhrt vom Vorhandensein desStandards. Aber auch hinsichtlich numeri-scher Daten sind Einschrankungen zu be-achten. Bewertungsspielraume fuhren da-zu, dass Daten zweier Unternehmen, die inXBRL-Dokumenten gleich benannt sind,zum Teil nur unter der Berucksichtigungvon zusatzlichen Informationen sinnvollinterpretiert werden konnen. Dies zeigtsich auch in dem Sachverhalt, dass die Um-

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Bild 1 Aufbau des XBRL-Standards und die Verbindungen zu XML

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wandlung eines Dokuments von einer Ta-xonomie in eine andere nicht einfach auto-matisierbar ist. Die Verwendung einer Ta-xonomie stellt sicher, dass einheitlicheStrukturen eingehalten werden. Hierdurchwird nicht gewahrleistet, dass die Datenden Rechnungslegungsvorschriften ent-sprechen. Bisher sind Abschlusse von Mi-crosoft, Morgan Stanley und Reuters aufBasis des XBRL-Standards dokumentiertworden. Weitere Dokumente zu den Jah-resabschlussen anderer Unternehmen sindim XBRL-Format verfugbar, die aber nichtvon den Unternehmen selbst erstellt wur-den [Edga02]. Eine große Anzahl von Soft-wareherstellern bietet Softwarewerkzeugefur die Generierung von XBRL-Daten anoder arbeitet an derartiger Software. Her-steller integrierter Standardsoftware arbei-ten an der Unterstutzung des Standardsdurch ihre Produkte.

Wahrend die Jahresabschlussdaten eine ho-here Verdichtungsstufe aufweisen, werdendurch die General-Ledger-Taxonomie de-tailliertere Daten abgebildet [XbrC02].XBRL GL soll eine vollstandige Erfassungaller Hauptbucheintrage einschließlich derentsprechenden Konten ermoglichen. Un-ter Verwendung des XBRL-Kerns werdenzusatzliche Strukturen fur Konten und de-ren Beziehungen definiert. Eine Anbin-dung an andere Taxonomien, wie z. B. dieIAS Taxonomie fur Jahreabschlussdaten,ist ebenfalls vorgesehen. Ist eine solcheVerbindung auf Dokumentenebene reali-siert, soll der Berichtsempfanger auf dieseWeise in der Lage sein, auf die Transaktio-nen zuzugreifen, die den Jahresabschluss-daten zugrunde liegen. Durch XBRL GLwird weniger die effizientere Weiterver-arbeitung von Daten durch Unterneh-mensexterne angestrebt als vielmehr dieFormulierung eines Standards fur die Inte-gration unterschiedlicher Informationssys-teme in einem Unternehmen. XBRL GList noch in einem fruhen Entwicklungssta-dium (aktuelle Version ist 1.0), weshalbauch noch keine Erfahrungen mit dem Ein-satz vorliegen.

4 Entwicklungsperspektiven– XBRL-Taxonomien alsOntologien

Die bisherige Entwicklung des XBRL-Standards zeigt exemplarisch die Potenzia-le fachspezifischer XML-Anwendungen

fur die Datenintegration auf. Der Bedarffur einen Standard, der die Weiterverarbei-tung von Abschlussdaten durch die seman-tische Auszeichnung unterstutzt, ist alshoch einzuschatzen. Aufgrund der hohenBedeutung der Kapitalmarkte und des ent-sprechend großen Informationsbedarfskann ein Standard wie XBRL die Effizienzsteigern und als Folge auch die Trans-parenz der Markte erhohen. Die generellenMoglichkeiten in diesem Bereich zeigenheute bereits Informationsdienstleister, diekundenspezifische Analysen der EDGAR-Datenbasis erstellen, des zentralen Systemsfur elektronische Geschaftsberichte in denUSA. Das Engagement dieser Dienstleisterfur die Verbreitung von XBRL zeigt dieNotwendigkeit einer derartigen Losung.

Wie bereits erwahnt, wird XBRL auch alsmoglicher Standard fur den Datenaus-tausch zwischen unterschiedlichen Soft-waresystemen innerhalb eines Unterneh-mens angesehen. Hier ist zu hinterfragen,ob bestehende heterogene Systemland-schaften nicht eher durch den weiter fort-schreitenden Einsatz von integrierter Stan-dardsoftware substituiert werden. In denaktuellen Taxonomien ist die zunehmendgeforderte Multidimensionalitat der Datennicht abbildbar. Es wird eine datenzentrier-te Integration unterstutzt, sodass kritischzu prufen ist, wie sich der XBRL-Standardmit einer prozessorientierten Sicht auf dieUnternehmen verbinden lasst.

Fur das Anwendungsgebiet „financialstatements“ wurden die geplanten Weiter-entwicklungen bereits erwahnt. Derzeitwird beispielsweise regional an Standardsfur die Berichterstattung von Finanzdienst-leistern und offentlichen Unternehmen ge-arbeitet. Die Erweiterung durch Speziali-sierung birgt aber auch Gefahren in sich.Beispielsweise haben Microsoft und Mor-gan Stanley XBRL fur ihre Zwecke ange-passt, ohne dass entsprechende Taxono-mien fur Softwarehersteller oderFinanzdienstleister verfugbar sind. Fur denErfolg des XBRL-Standards fur Unterneh-mensberichte wird auch die laufende An-passung an die sich standig veranderndenNormen entscheidend sein. Als Losungs-ansatz fur dieses Problem wird seit kurzemdas „Taxonomy Versioning“-Konzept erar-beitet, das die Vergleichbarkeit von XBRL-Daten verschiedener Versionen einer Taxo-nomie ermoglichen soll [GoHa02]. Es wirdjedoch aufgrund der erwahnten firmenspe-zifischen Erweiterungen und der Komple-xitat der Strukturen davon ausgegangen,

dass ein Versionsubergang nur teilweise au-tomatisiert werden kann.

Will man die Moglichkeiten des Standardsallgemein beurteilen, mussen die bishervorgeschlagenen Einsatzfelder allerdingsgrundlegender analysiert werden. Die tech-nische Basis des XBRL-Standards stellt dienotwendige Bedingung fur den Datenaus-tausch dar. Datenintegration kann grund-legend aber nur dann funktionieren, wenneine Ontologie [MaSS01] fur das Anwen-dungsgebiet vorliegt. Dies zeigt sich auchin den unterschiedlichen nationalen und in-ternationalen Taxonomien, da jede Rech-nungslegungsvorschrift als eine eigene On-tologie des Jahresabschlusses interpretiertwerden kann.

Die Grenzen der Definition einer einheitli-chen Ontologie zeigt eine Studie auf, in derdie Anwendbarkeit der US-GAAP-Taxo-nomie auf die Abschlusse von 67 Unter-nehmen aus den USA untersucht wurde[BESV02]. Trotz der Anwendung der glei-chen Rechnungslegungsvorschriften tratenbei allen Unternehmen zum Teil zahlreicheFalle auf, in denen Daten aus Bilanz, Ge-winn- und Verlustrechnung oder Cash-Flow-Rechnung keinem XBRL-Elementzugeordnet werden konnten. Diese Zuord-nungsprobleme zeigen zum einen spezielleLucken der aktuellen US-GAAP-Taxono-mie auf, zum anderen werden aber auchallgemein die Freiheitsgrade innerhalb ei-ner Ontologie deutlich.

Als Ontologien im Bereich von XBRLGL, also der Buchfuhrung, konnen Kon-tenrahmen identifiziert werden. Erst durchdie Verwendung eines konkreten Konten-rahmens, der z. B. die Inhalte der verschie-denen Konten definiert, wird der Daten-austausch sinnvoll automatisierbar. XBRLGL bezieht sich aber gerade nicht auf der-artige Kontenrahmen, sondern nur auf dasSystem von Konten und Buchungen. Ent-sprechend kritisch sind weiterfuhrendeIdeen zu den Einsatzmoglichkeiten vonXBRL zu beurteilen, bei denen bisher inder Praxis keine unternehmensubergreifen-den Ontologien vorliegen. Zum Teil wirddie Unterstutzung aller Bereiche des inter-nen und externen Berichtswesens als Ent-wicklungsperspektive aufgezeigt, z. B.auch der Einsatz fur das Instrument derBalanced Scorecard. Da derartige Instru-mente unternehmensspezifisch gestaltetwerden, wird auch die Schaffung einer all-gemein akzeptierten Ontologie fur dieseAnwendungsfelder wahrscheinlich nicht

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moglich sein. Denkbar ist jedoch ein Ein-satz im Bereich von Kennzahlensystemen,die, wie beispielsweise das System des Zen-tralverbands der Elektrotechnischen In-dustrie [ZVEI89], als standardisierter Vor-schlag fur eine Branche ausgearbeitetwurden und weiter gepflegt werden.XBRL-Taxonomien fur standardisierteKennzahlensysteme konnten beispielswei-se die Durchfuhrung von Benchmark Stu-dien unterstutzen. Die XBRL-Vorschlagewerden vollig zutreffend als Taxonomienbezeichnet. Ein Teil der erhofften Vorteilewird sich aber wohl nur realisieren lassen,wenn sie eine Weiterentwicklung in dieRichtung von Ontologien erfahren.

Literatur

[BESV02] Bovee, Matthew; Ettredge, Michael L.;Srivastava, Rajendra P.; Vasarhelyi, Mikles A.:Does the year 2000 XBRL taxonomy accomoda-te current business financial-reporting practice?In: Journal of Information Systems 16 (2002) 2,S. 165–182.

[Edga02] http://www.edgar-online.com/xbrl/industry.asp, Abruf am 2002-06-12.

[GoHa02] Goto, M.; Hamscher, W.: XBRL Taxo-nomy Versioning Requirements.http://www.xbrl.org/TR/2002/XBRL-Versioning-Req-WD-2002-10-01.doc,2002-10-01, Abruf am 2002-10-24.

[HaKa02] Hampton, L.; vun Kannon, D.: Extensi-ble Business Reporting Language (XBRL) 2.0Specification. http://www.xbrl.org/TR/2001/xbrl-2002-02-04.pdf, 2002-02-04, Abruf am2002-06-12.

[LDGA99] Lymer, Andrew; Debreceny, Roger;Gray, Glen L.; Asheq, Rahman: Business repor-ting on the Internet, IASC Research.http://www.iasc.org.uk/docs/internet/internet.pdf, November 1999, Abruf am2002-06-12.

[MaSS01] Madche, Alexander; Staab, Steffen; Stu-der, Rudi: Ontologien. In: Wirtschaftsinformatik43 (2001) 4, S. 393–395.

[Pell01] Pellens, Bernhard: Internationale Rech-nungslegung. 4. Auflage, Stuttgart 2001.

[XbrC02] XBRL Committee (Hrsg.): XBRL Gene-ral Ledger: What’s it all about?http://www.xbrl.org/gl/XBRLGLdetail.doc,2001-05-25, Abruf am 2002-06-12.

[XbrD02] http://www.xbrl-deutschland.de, Abrufam 2002-06-12.

[XbrO02] http://www.xbrl.org, Abruf am2002-06-12.

[ZVEI89] Zentralverband der ElektrotechnischenIndustrie (ZVEI): ZVEI-Kennzahlensystem.4. Auflage, Mindelheim 1989.

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