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Frank Schumann Die Gauklerin Der Fall Timoschenko

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Frank Schumann

Die GauklerinDer Fall Timoschenko

Timoschenko_groß 20.09.2012 14:33 Uhr Seite 3

Inhalt

Lukjanowo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Die Behörde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Der Generalstaatsanwalt . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Der Fall Scherban . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

Unterwegs zu Julija T. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

Charkiw, Frauengefängnis Nr. 54 . . . . . . . . . 134

Eisenbahnerkrankenhaus . . . . . . . . . . . . . . . 169

Im Schnellzug retour . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

Der erste Ermittler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

Julija Timoschenko und Pussy Riot – Ausgang offen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241

Timoschenkos Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255

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Das Buch

Im Sommer 2012 reist derAutor in die Ukraine, ge-trieben vom Zweifel ander von Politikern undMedien verbreiteten Dar-stellung Timoschenkos.Die ist glatt und kritiklosund frei von Widerspruch.Und: Zwar vergeht kaumeine Woche ohne Nachrichtaus der PR-Abteilung derEx-Ministerpräsidentin,aber es gibt keine objektive,komplexe Untersuchungder Vorgänge um diese Per-son und deren Vita. Gespräche und Beobach-tungen vor Ort zeigen, dasses sich hier um eine Ver-knüpfung privater undinternationaler Interessenhandelt: Westeuropa, d. h.die EU, benutzt Timo-schenko, um die Ukraineauf Distanz zu halten –und die Oligarchin instru-mentalisiert den Westen,um freizukommen undweiterzumachen beimgroßen Geldverdienen.

Der Autor

Frank Schumann, Jahr-gang 1951, Pastorensohn,nach dem Abitur in Tor-gau/Sa. Arbeit in einerGlasfabrik und drei JahreSeefahrt, anschließendJournalistikstudium ander Leipziger Universität.Von 1978 bis 1991 ineiner Tageszeitung. Grün-dete 1991 den Verlag edition ost, seither publi-zistisch, verlegerisch undals Ghostwriter tätig.Margot Honeckergewährte ihm als erstemund einzigem deutschenJournalisten in Chile ein40-stündiges Interview.Mit den »LetztenAufzeichnungen. FürMargot« und »Honeckerprivat« hatte er 2012 zweiTop-Ten-Titel in den Best-sellerlisten, erfolgreich indiesem Jahr war auch seinBuch über Schalck-Golod-kowski »Der Mann, derdie DDR retten wollte«.

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Timoschenkos Daten

1960 Geboren am 27. November in Dnipropetrowsk1963 Scheidung der Eltern, sie bleibt bei der Mutter 1966 Beginn Schulbesuch1978 Nach Abitur Studium der Wirtschaftswissenschaften an der

Nationalen Universität in Dnipropetrowsk1979 Ehe mit Oleksandr Timoschenko1980 Geburt der Tochter Jewgenija1984 Arbeitsbeginn als Ingenieur in einem Rüstungsbetrieb in Dni-

propetrowsk, der Messgeräte herstellt1988 Gründung eines Komsomolbetriebes, die »Kooperative« besteht

aus einer Videothek, einem Konzerntmanagement und anderem 1990 Eintritt ins Big Business: Bei Eröffnung der russischen Waren-

und Rohstoffbörse in Moskau erwirbt sie eine Aktie für 100.000Rubel. Im Juni 1991 ist diese bereits 4,5 Millionen wert

1991 Gründung von Ukrainskije Bensin, 1992 ist die AG Monopolist1993 Tochter Jewgenija zum Schulbesuch nach England (bis 2004)1995 Chefin des Energiekonzerns EESU (bis 1997)1996 Einzug in das Parlament »Werchowna Rada«1999 Vizepremier unter Ministerpräsident Juschtschenko (bis 2001)2001 Ermittlungen wegen EESU-Geschäfte, 42 Tage U-Haft2002 Bei Parlamentswahlen erreicht ihr Blok Juliji Timoschenko (BJuT)

7,2 Prozent, sie wird Fraktions-Chefin im Parlament2004 Interpol sucht sie wegen Bestechung2005 Präsident Juschtschenko macht sie zur Ministerpräsidentin, nach

einem halben Jahr wird sie von diesem entlassen2006 Bei den Wahlen bekommt BJuT 22,3 Prozent, als Chefin der

zweitstärksten Fraktion wird sie Oppositionsführerin2007 Erneut Ministerpräsidentin 2010 Das Parlament spricht ihr das Misstrauen aus, nachdem sie bei

der Bewerbung um das Präsidentenamt Janukowitsch unterlagIm Mai beginnen mehrere juristische Verfahren

2011 Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft2012 Beginn der Haft im Frauengefängnis von Charkiw und Behand-

lung durch deutsche und ukrainische Ärzte im dortigen Eisen-bahnerkrankenhausEs drohen weitere Verfahren, so u. a. wegen vermuteter Verwick-lung in einen Mordfall 1996

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Lukjanowo

»Hier wird nicht fotografiert. Ich sage Ihnen, wo SieBilder machen dürfen und wo nicht!«

Die Ansage ist nicht unfreundlich oder gar dro-hend, aber unmissverständlich. Er ist der Chef hier.Wir stehen im Eingangsbereich des Untersuchungs-gefängnisses Lukjanowo. Es ist die einzige Anstaltihrer Art in der Fünf-Millionen-Metropole Kiew,rund dreihundert Personen warten dort auf ihren Pro-zess, heißt es. Der kräftige Mann um die Vierzig hatsein Gesicht zur Verschlusssache erklärt. Ich kanndarin nicht lesen. Es wäre ein herrliches Motiv gewe-sen: der Offizier vor dem Eisentor und rechts hinterihm das Fenster, durch das der Blick auf den Gefäng-nisvorhof fällt.

Ein Angestellter in Uniform sitzt hinter einem ver-gitterten Fenster mit einem Schlitz im unteren Teil.

»Ausweis«, sagt er knapp, und das klingt, als hätteein deutscher Feldwebel auf dem Kasernenhof ge-bellt. Ich knalle die Hacken zusammen und sage »ZuBefehl«, worüber sich beide sichtlich amüsieren. DasEis ist gebrochen.

Ich beobachte, wie der Mann mit Kuli meinenNamen und die Passnummer in ein Buch notiert,dann schiebt er das bordeauxfarbene Dokument mitdem Bundesadler durch den Schlitz zurück. DerOffizier nickt, öffnet das Gittertor, ich folge ihm.Nach wenigen Metern betreten wir einen Raum,

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dort wartet eine Schleuse, die man von Flughäfenkennt. Dahinter steht eine füllige Frau, sie winkt, ichsolle hindurchtreten. Ich muss meine Taschen leeren,vor allem das Telefon hätte ich dazulassen. Ich habekeines dabei, sage ich. Sie schaut mich fast mitleidigan, als sei ich bein- oder armamputiert. Ihr Mitgefühlist hier verständlich, aber bei mir unnötig. In Kiewgehören Handys zur unverzichtbaren Grundausstat-tung. Kaum jemand, der nicht mindestens ein Gerätständig in der Hand trägt, viele halten gar zwei. Beimanchen scheinen die Dinger am Ohr festzukleben.Was nur, zum Himmel, haben sie wem unentwegtmitzuteilen?

Nein, ich habe wirklich kein Handy dabei, auchkeine Aspirintablette, die man mir einmal aus der

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Die Einfahrt zum Untersuchungsfängnis Lukjanowo(»Kiewer Isolator«) im ältesten Teil der Stadt. Durchdieses Tor fuhr auch Timoschenko Anfang August 2011ein. Vor dem Portal warten Besucher auf Einlass

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Hosentasche in Tegel polkte, als ich in der dortigenJustizvollzugsanstalt einen deutschen Häftling be-suchte. Im Unterschied zu Tegel findet hier auch kei-ne handgreifliche Leibesvisitation statt. Ich darfnoch einmal in den gläsernen Tunnel treten, dieArme breiten – alles okay.

Meine einzige »Waffe« sind meine Augen. Später erfahre ich den Grund, weshalb man sicht-

liches Interesse an der Beantwortung der Frage hatte,ob ich ein mobiles Telefon mit mir führe. Wochenzuvor schmuggelte ein hiesiger Journalist mit Hilfeeines Wächters ein Mobiltelefon in die Anstalt, unddamit hatte ein Untersuchungsgefangener nach drau-ßen berichtet. Das war lange nach Timoschenko, die

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»Anstalten wie der Kiewer Isolator, ein Kerker aus derZarenzeit, sind chronisch überbelegt. MehrereHäftlinge teilen sich ein Bett, Seuchen grassieren, unddie Anlage stinkt«, schrieb die Frankfurter AllgemeineZeitung am 23. Dezember 2011

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ISBN 978-3-360-01842-7

© 2012 edition ost im Verlag Das Neue Berlin, BerlinUmschlaggestaltung: edition ost unter Verwendung eines Fotos von Frank SchumannFotos: Frank Schumann (87); Archiv S. 45, 84, 86, 87, 88, 113, 183, 220Druck und Bindung: Aalexx Buchproduktion

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