Die Geschichte der deutschen Brass Band Szene

Brass Band Musik in Deutschland ist nach wie vor ein junges und zartes Pflänzchen, das jedoch stetig wächst und sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Die Wurzeln aber reichen sehr weit zurück.Bereits vor 1930 gab es insbesondere bei der Kavallerie einige Brass Band-Besetzungen für die auch Komponisten wie Richard Strauss geschrieben haben.Zudem gab es einige Musikvereine und Werkskapellen, die brassbandähnliche Ensembles waren, wobei dort auch immer wieder Holzbläser zum Einsatz kamen.Anders verhielt es sich in der Heilsarmee, dort gab es vor dem 2. Weltkrieg vor allem in den Ostgebieten einige sehr starke Brass Bands und bis 1939 auch ein deutschlandweites Stabsmusikkorps, dass auf Brass Band Instrumenten musizierte.In der Zeit des Nationalsozialismusses wurde das Vereinsleben politisch stark beeinflusst und viele Blasmusikvereine verboten oder Ihnen das Musizieren so erschwert, dass viele sich auflösten.Nach dem Krieg gab es zunächst in den Gemeinden der Heilsarmee nur kleinere Ensembles, die sich Anfang der 50er zu vier vollbesetzten Brass Bands zusammenfanden: Bereichsmusikkorps West/Süd/Nord und Berlin. Das Stabsmusikkorps wurde erst 1989 wieder ins Leben gerufen und steht bis heute unter der Leitung von Heinrich Schmidt.1960 gab es eine neue Brass Band Initiative durch Armin Forst, der während der Nachkriegszeit in der englischen Besatzungszone mit der Brass Band-Bewegung in Kontakt kam und später in Hamburg-Sasel ein Geschäft mit Instrumenten der Firma Besson / Boosey&Hawkes eröffnete. Durch seine enge Freundschaft zu Geoffrey Brand, ehemaliger Dirigent der Black Dyke Mills Band, wurde er animiert, im Umfeld der Freiwilligen Feuerwehr Hesel eine Brass Band mit Originalinstrumenten und englischer Besetzung zu gründen.Durch diesen Kontakt mit Brass Band Musik und die ausgelöste Begeisterung entstanden im Hamburger Raum einige weitere Bands. Zunächst die Brass Band Hamburg, 1972 die noch heute existierende St. Stephan Brass Band, die von Lothar Horn und Pastor Eckart Hoppe gegründet wurde, und 2002 die Brass Band WBI.Im Osten Deutschlands machte der Blasmusikverein Carl Zeiss Jena bereits 1971 auf sich aufmerksam. Er wurde zunächst als ein Blechbläserorchester gegründet, das gemeinsam mit Schlagwerkern musizierte und stellte Schritt für Schritt sein Instrumentarium auf britische Originalinstrumente um, anders als die in NRW Mitte der 80er Jahre gegründete Brass Band der Musikschule Krefeld, die seit der Gründung Kornette und Althörner verwendet.Auch im Süden Deutschlands gab es bereits zu dieser Zeit einige Brass Bands. Anfang der 80er gab es an der Musikhochschule München eine Brass Band aus Musikstudenten unter der Leitung von Dankwart Schmidt, die sich überwiegend mit symphonischen Kompositionen beschäftigte. Unter seiner Leitung stand im Folgenden auch die erste Brass Band München, die auf Initiative von Elmar Eggerer Anfang der 90er Jahre in der Philharmonie proben und rund um München einige Konzerte spielen konnte.Andreas Fritz, der in der Heilsarmee mit Brass Banding in Kontakt kam, zog 1983 nach St. Wolfgang und initiierte dort, da kein Musikverein oder Orchester vorhanden war, 1985 eine originale englische Brass Band: Den Musikverein St. Wolfgang.Diese verstanden sich von Anfang an als regelmäßig probende Brass Band, die durch eigene Nachwuchsarbeit und Konzerte auf sich aufmerksam machte und sich somit sehr gut in der Region verankerte.Auch St . Stephan in Hamburg spielte zunächst überwiegend Konzerte, bevor sie sich ab Anfang der 90er auch Wettbewerben in Rastede und Holland widmeten.Im Umfeld der Posaunenchöre gab es bereits zu dieser Zeit einige Orchester, die Brass Band Literatur spielten, wie z.B. die 1966 gegründete Black Forest Brass Band Altensteig.Jedoch wurden und werden in diesen Brass Bands bis heute überwiegend Trompeten und Waldhörner verwendet. Eine Ausnahme stellt der Bläserchor Siegen-Geisweid dar, der 1959 von Karl Heinz Schnell gegründet wurde und sehr bald nicht nur die Literatur, sondern auch das

Instrumentarium auf Brass Band umstellte, um dem weichen, voluminösen Klang nahe zu kommen.1992 entstand dann ebenfalls in Süddeutschland eine Brass Band, die von Beginn an sehr wettbewerbsorientiert war. Motiviert durch ein Konzert der Black Dyke Mills Band in Ravensburg fanden sich schnell einige sehr gute Musiker zusammen, um gemeinsam die Brass Band Oberschwaben-Allgäu zu gründen. Durch die gezielte Vorbereitung auf Wettbewerbe, vertraten sie Deutschland 1995 in der B-Section, damals First Section, der Europäischen Meisterschaften in Luxemburg und konnten diese auf Anhieb für sich entscheiden. Ende der 90er gab es dann eine regelrechte Gründungswelle, so dass zeitgleich in verschiedenen Regionen Deutschlands Bands entstanden, die auch heute noch aktiv sind. 1997 wurde in Köln die Cologne Concert Brass Band gegründet, die als wöchentlich probende Brass Band agieren.Als Projektorchester, die durch eine überschaubare Probenanzahl für ein Konzert sowohl Amateure als auch Profis für die Musik begeistern konnten, entstanden 1997 Essbrassivo in Hessen und 1998 die Brass Band Düren in Nord Rhein Westfalen.1999 fanden auf Initiative von Dankwart Schmid in Zusammenarbeit mit München Musik die Europäische Brass Band Meisterschaft in München statt, an der sowohl die Brass Band Oberschwaben Allgäu, als auch das Junge Blechbläserensemble Mannheim teilnahm. Stefan Fritzen hatte 1999 an der Musikschule Mannheim diese Brass Band gegründet, die viele junge Musiker an die Brass Band Musik heranführte und die 2002 nochmals bei den „Europeans“ vertreten waren. Beide Brass Bands erreichten übrigens in München die gleiche Punktzahl. Alle Brass Bands waren zu der Zeit in Ihrer Region sehr bekannt und machten durch eine hohe musikalische Qualität auf sich aufmerksam. So gelang es bereits damals, viele junge Musiker und sehr gute Amateure mit Profis in einem Orchester zu vereinen und eine fruchtbare Atmosphäre zu schaffen, in der die verschiedenen Musiker voneinander profitierten und sich gegenseitig motivierten.Unter den verschiedenen Bands gab es einige persönliche Kontakte, jedoch gelang es nicht, eine deutschlandweite Vernetzung oder ein gemeinsames Treffen ins Leben zu rufen. Die Bands waren in Ihren Regionen sehr angesehen, hatten aber oftmals ein Gefühl des Einzelkämpferdaseins.Einzelinitiativen, die versuchten die Brass Band Musik auch überregional auf größere Füße zu stellen, waren z.B. der Sauerlandherbst, der 2002 einen mittlerweile jährlich stattfindenden Brass Band Workshop ins Leben rief. Die erste Gastbrassband war die YBS unter Prof. David King, deren Abschlusskonzert vor ausverkauftem Haus und begeistertem Publikum für viele Blechbläser ein beeindruckendes und inspirierendes Erlebnis war. Im Anschluss an den Workshop gründete sich die Musikschulbrassband Hochsauerlandkreis.Durch die Initiative von Uwe Köller und Heinrich Schmidt wurde 2004 die Folkwangbrassband gegründet, heute die einzige aktive Hochschulbrassband.2005 gab es durch die Gründung der 3BA in Bayern einen neuen Schub. Diese Projektbrassband hatte von Anfang an das Ziel, eine deutsche Meisterschaft ins Leben zu rufen und sich für die Europäischen Meisterschaften zu qualifizieren.2007 bot dann das Bundesmusikfest in Würzburg einen guten Anlass, sich erstmals mit allen Brass Bands aus ganz Deutschland zu treffen und eine eigenen Brass Band Kategorie zu bilden.Mittlerweile hatten sich weitere Bands gegründet und man beschloss, solch einen ersten Wettbewerb zu wagen. Auf Initiative von Claus Peter Wittmann nahmen 8 Bands an diesem Wettbewerb teil, darunter auch eine Band aus der Schweiz.Dieser Tag sollte der Beginn einer neuen Aufbruchsstimmung für die gesamte deutsche Brass Band Szene werden. Die Bands kamen miteinander in Kotakt und inspirierten sich gegenseitig, so dass der Entschluss gefasst wurde, einen eigenen Wettbewerb von Brass Bands für Brass Bands ins Leben zu rufen: Die Deutsche Brass Band Meisterschaft.Diese findet seit 2008 jährlich statt und bietet für alle Musiker die Chance, zu hören und zu erleben, wie sich die Brass Band Musik in sämtlichen Regionen weiterentwickelt und verbreitet.Um die Bedingungen für alle Bands gerecht zu gestalten, ist die Deutsche Brass Band Meisterschaft nicht an einen festen Ort gebunden, sondern findet an unterschiedlichen Orten statt.So wird sie, nachdem sie 2 Jahre in Folge in Ingolstadt stattgefunden hat, 2010 in Duisburg in der

Mercatorhalle ausgerichtet.Mittlerweile gibt es ca. 30 Brass Bands und es werden von Jahr zu Jahr mehr. Unterstützt wird dieses durch Brass Band-Wochen und Workshops bei denen viele neue Musiker sich kennenlernen und animiert werden, eigene regelmäßige Brass Bands zu gründen. So gibt es z.B. die „Friesland Brass Akademie“ der „Brass Band Freunde Zetel e.V.“ in der Woche nach Pfingsten bei dem 3 Brass Bands von unterschiedlichem Spielniveau gebildet werden und in deren Umfeld auch 2009 die „Nationale Jugend Brass Band“ gegründet wurde.In NRW gibt es neben dem Sauerlandherbst noch die Probenwoche der YBB NRW, einer landesweiten Jugendbrassband, die junge Musikschüler, Musikstudenten und junge Profis, alle im Alter von 14 bis 30 Jahren vereint. Für jüngere und unerfahrenere Blechbläser gibt es zudem das Angebot der SchnuBB NRW, einer Schnupperbrassband für die zukünftige Generation.Alle deutschen Brass Bands sind geprägt von einem sehr großen persönlichen Engagement der einzelnen Musiker. So werden viele Konzerte und auch Workshops mit berühmten Brass Band Größen aus dem Ausland organisiert.Durch den freundlichen Umgang miteinander gelingt es, die Energien auf das Wesentliche zu konzentrieren und das Brass Banding insgesamt immer weiter voranzubringen.Ein jährliches Treffen in Fulda, Deutschlands geographischem Mittelpunkt, bietet die Möglichkeit, sich auszutauschen, sich gegenseitig Tipps zu geben, und gemeinsam das Brass Band Leben und die Deutsche Meisterschaft zu gestalten.Mittlerweile haben sehr viele Fachzeitschriften und die regionalen Zeitungen über Brass Bands berichtet und es gab Einspielungen für das Radio und einige Berichte im Fernsehen.Wenn Sie einmal hautnah erleben möchten, wie Brass Band Musik aus Deutschland klingt, kommen Sie am Samstag, den 22. Mai 2010 nach Duisburg in die Mercatorhalle und genießen Sie die Atmosphäre und die Musik.Weitere Informationen gibt es unter: www.brassbandwettbewerb.de .