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VIP R&D
Die Geschichte der VakuumkuhlungThe History of Vacuum Refrigeration
Heinz-Dieter Burger
Vakuum in Forschung und Praxis 16 (2004) Nr. 2 67–70� 2004 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim DOI:10.1002/vipr.200400217
0947-076X/04/0204 67
Zusammenfassung
Die Ausnutzung der hohen Verdamp-
fungsenthalpie des Wassers zum Abkuhlen
und somit Frischhalten von Lebensmitteln
ist eine der altesten, von Menschen einge-
setzten Technologien uberhaupt. Sie
konnte eigentlich ihren 5000. Jahrestag
feiern. Die Kuhlung durch Verdunsten von
Wasser von feuchten Oberflachen nennen
wir heute adiabatische Kuhlung, diese re-
guliert z.B. unsere Korpertemperatur beim
Schwitzen. Vor 250 Jahren begann nach
Einfuhrung einiger Vakuumpumpen in den
wissenschaftlichen Experimentalbetrieb in
Grossbritannien die moderne Form der
„kunstlichen“ Kuhlung, die Verdampfung
von Flussigkeiten unter Abwesenheit von
Permanentgasen im Vakuum. Die Vaku-
umkuhlung mit Wasser als Kaltemittel
wurde ab 1850, also vor ca. 150 Jahren,
nahezu jah gestoppt, durch die Entwick-
lung von Kompressions-Kaltemaschinen.
Seit Ende des 2. Weltkriegs begann eine
Wiedereinfuhrung der Vakuumkuhlung,
und nun, zu Beginn des 2. Jahrtausends
stehen die Chancen gut, verlorenes Terrain
wieder gutzumachen.
Summary
The use of the high evaporation enthalpy of
water is one of the oldest technologies of
refrigeration for food preservation used by
the mankind. One could nearly celebrate
the true 5000th anniversary of this tech-
nology. Nowadays we call the refrigeration
by evaporation from wet surfaces „adiaba-
tic refrigeration“, it regulates, for instance,
our body heat by evaporating sweat. After
the introduction of some vacuum pumps
into the experimental scientific works, 250
years ago, namely in Great Britan, the
modern form of „artificial“ refrigeration
began its career, the evaporation of liquids
under the absence of permanent gasses in
vacuum. The vacuum refrigeration has
been nearly abruptly stopped by the de-
velopment of compression refrigeration
processes, about 150 years ago. Only after
world war 2, a reintroduction of vacuum
refrigeration began again. Now, at the be-
ginning of the 3. milennium, there are good
chances for recovering terrain.
Schon die alten Agypter, Mesopotamier,
Zentralasiaten und wohl auch die Inder
haben das Prinzip der Verdunstungskuh-
lung gekannt. So wurden in Agypten Topfe
aus Terrakotta nachts auf die Hausdacher
gestellt. Durch die Wandungen der Topfe
drang Wasser in geringen Mengen nach
außen, wo es von kuhlem Nachtwind mit
niedrigem Wasserdampf-Partialdruck ver-
dunstet wurde. Das in den Gefassen ent-
haltene Wasser wurde dadurch gekuhlt.
Unter gunstigen Bedingungen konnte man
so Temperaturen unterhalb der Lufttem-
peratur erzielen. Man nennt diese Verdun-
stungskuhlung auch adiabatische Kuhlung.
Mit der Abkuhlung von zirkulierender
Luft durch Verdunstung von Wassertropf-
chen wurden und werden orientalische
Innenhofe auf erfrischende Temperaturen
gebracht, auch wenn es außen sehr heiß
sein sollte.
Nach der Erfindung der mechanischen
Vakuumpumpe ca. 1650 durch Otto von
Guericke (1602 – 1686, Abb.1) wurden
viele Versuche damit angestellt, insbeson-
dere in England. Und so war es nur eine
Frage der Zeit, wann jemand bemerken
wurde, daß durch Verdunsten, wir nennen
es nun Verdampfen, von Flussigkeiten diese
durch Energieentzug abkuhlen wurde. Im-
merhin dauerte dies fast genau 100 Jahre.
1748 demonstrierte der schottische
Medizinprofessor William Cullen (1710 –
1790, Abb. 2) an der Universitat von Glas-
gowdie erste kunstliche Kuhlung, indem er
leicht fluchtigen Ethylether im Vakuum
verdampfte. 1755 schließlich stellte er
kunstliches Eis durch Verdampfen von
Wasser im Vakuum her, bei den Leistungen
der damaligen Vakuumpumpen gewiß
Schwerstarbeit fur die Laborhelfer.
Gegen Ende des 18. Jh. nahm man viel-
fach noch an, daß es neben einer „War-
mematerie“ auch eine „Kaltematerie“ gabe.
Der in Gottingen lehrende und forschende
Abb. 1: Otto von Guericke (1602–1686)
68 Vakuum in Forschung und Praxis 16 (2004) Nr. 2� 2004 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Physikprofessor Georg Christoph Lichten-
berg (1742 – 1799, Abb. 3), lehnte diese
Theorien mit der Begrundung ab, „man
konne alle Umstande bey der Kalte aus ei-
ner bloßen Abwesenheit der Warme er-
klaren (Klaus Priesner)“.
G.C. Lichtenberg, heute mehr durch
seine literarischen Werke bekannt, war ei-
ner der hervorragendsten Physiker seiner
Zeit. Ziemlich unbekannt geblieben sind
seine vielfachen Entdeckungen und Ver-
suchsbeschreibungen uber die Vakuum-
technik und deren spezielle Phanomene im
Zusammenhang mit der Elektrizitat. Eine
seiner Vakuumpumpen, die er gewisser-
massen neu erfinden musste, war die
Wasserdampf-Vakuumpumpe nach Wor-
chester. In dieser wird die Luft durch im
Gerat aufsteigenden Wasserdampf ver-
drangt. Nach Abkuhlung der reinen Was-
serdampfatmosphare der Apparatur ent-
stand ein Vakuum, dessen Totaldruck vom
Dampfdruck des Wasserdampfes bestimmt
wird. Das Prinzip desWeckglasas war damit
deutlich gemacht worden.
Das Prinzip der Lichtenberg-Worchester-
Pumpe um 1780 (Abb. 4) wird heute bei
modernen Vakuum-Enthalpie-Kuhlanlagen
eingesetzt, um besonders schnelle Ab-
kuhlzeiten zu erreichen.
Einer der Pioniere der Vakuumkuhlung
ist zweifellos der englische Wissenschaftler
William HydeWollaston (1766 – 1828, Abb.
5), Arzt, Physiker und Chemiker, seit 1793
Mitglied der Royal Society.
Sein Cryophorus genanntes Gerat war
bis vor einigen Jahrzehnten im Fundus der
meisten naturwissenschaftlichen Gymna-
sien und Hochschulen vorhanden (Abb. 6 –
Wollaston Cryophorus, 1813, zum „Ge-
frieren auf Distanz“).
Der Cryophor war ahnlich einem „Lie-
besthermometer“ aufgebaut, also mit zwei
Glaskugeln, die uber ein Rohr miteinander
verbunden sind. Dabei ist eine der Glas-
kugeln so nach unten gebogen, dassWasser
in ihr ohne auszulaufen stehen kann, wenn
die untere Kugel in ein Gefass getaucht
wird. Dabei wird das Wasser so verteilt,
dass die obere Kugel noch etwa bis zu ei-
nem Drittel gefullt ist.
In das Gefass wird eine Mischung aus
Kochsalz und Eis gegeben, und die untere
Kugel wird dort eingetaucht. Weil der
Cryophor evakuiert ist, kann nun Wasser-
dampf aus der oberen, warmeren Kugel zu
den gekuhlten Flachen (bis zu –20,5 8C) derunteren Kugel stromen und dort konden-
sieren. Dem Wasser der oberen Kugel wird
sehr viel Warme entzogen, wenn Wasser
verdampft, und es kuhlt ab. Nach einiger Zeit
erstarrt es sogar zu Eis. Aufgrund der Wir-
kung seines Cryophors wird W. H. Wollaston
zu den Wegbereitern der Gefriertrocknung
gezahlt, allerdings durfte heirbei auch W.
Cullen (s. oben) nicht fehlen.
Die Schwerstarbeit mit handbetriebenen
Vakuumpumpen schaffte der ebenfalls
schottische Physik- und Mathematikpro-
fessor Sir John Leslie (1766 – 1832, Abb 7)
im Jahre 1810 ab, als er das verdampfende
Wasser an Schwefelsaure absorbierte. Nun
mußte die Vakuumpumpe nicht mehr den
Wasserdampf absaugen, sondern „nur“
noch die Luft entfernen.
Nach dem Prinzip von John Leslie ent-
wickelte Edmond Carre eine Maschine zur
Herstellung von „kunstlichem Eis“, die sich
in Paris ziemlich großer Beliebtheit er-
freute. Sie produzierte Vakuumeis, heute
auch als Binareis bezeichnet, das mit
Fruchtsaften gemischt, am Bois de Boulo-
gne in Paris angeboten wurde. Die Erfin-
dung von Edmond Carre wurde 1850 ge-
macht, die Maschine auf der Weltausstel-
lung 1862 in London zuerst gezeigt.
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Abb. 2: William Cullen (1710–1790)
Abb. 3: Georg Christoph Lichtenberg(1742–1799)
Abb. 4: Lichtenberg-Worchester-Vaku-umpumpe, um 1780
Abb. 5: WilliamHyde Wollaston(1766–1828)
Abb. 6: Wolla-ston Cryophorus,1813, zum „Ge-frieren auf Di-stanz“
Vakuum in Forschung und Praxis 16 (2004) Nr. 2 69� 2004 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Sein Bruder Ferdinand (1824–1900, Abb.
8) meldete 1859 ein Patent (1860 Anmel-
dung in den USA) fur eine Ammoniak-Kal-
temaschine an, diese wurde weitaus be-
ruhmter als die Vakuum-Eis-Maschine von
Edmond Carre.
Im Prinzip hatte Edmond Carre bzw. sein
Backer in Paris schon seit Mitte des 19. Jh.
„Halbgebackene“ Backwaren schnell kuh-
len konnen. Wir mussen uns deshalb fra-
gen, warum diese Methode, Binareis zu
erzeugen, nicht konsequent weiterverfolgt
worden ist.
Jedoch: kleinste Fehler im System kon-
nen vernunftige Technologien nachhaltig
blockieren, und beimNachdenken daruber,
was die „machine de production de glace
sous vide“ an Fehlern besass, die eine
Ausbreitung der Technologie verhindert
hatten, sind ein paar durchaus wichtige
Probleme aufgefallen:
Ein auch heute noch vollig unterschatz-
ter Haupt-Mangel war die Verwendung ei-
ner sehr einfachen Vakuumpumpe der
Guericke-Bauart. Man weiß heute, 2004,
daß der Rest-Luft-Partialdruck (oder der
anderer Permanentgase) in Absorptions-
und Adsorptions-Kalteanlagen kleiner als 1
mbar sein sollte. Ware Edmond Carre lite-
raturmaßig auf der Hohe der Zeit gewesen,
hatte er entweder die Lichtenberg-Wor-
chester – Vakuumpumpe (Endpartialdruck
fur Permanentgase<0,5 mbar) oder die Hg-
Vakuumpumpe des Thuringers Heinrich
Geissler gekannt (<0,1 mbar) oder die
Nairn-Blunt’sche aus London (G. C. Lich-
tenberg, 1742 – 1799, ist als einziger An-
wender bis heute bekannt, sie erzielte nach
unseren Abschatzungen <0,4 mbar, und
das schon 1782), hatte es vielleicht einen
wesentlich besseren Durchbruch des Kal-
temittels R 718, namlich Wasser, gegeben.
So hatte und hat die Vakuumkuhlung unter
manchem Vorurteil es schwer, sich durch-
zusetzen.
Die Verbindungsleitung und vor allem
der Absperrhahn in Carres Anlage sind zu
klein. Das ergibt sich auch aus der groben
Wirkungsgradabschatzung, die in der Be-
schreibung des amerikanischen Lizenz-
nehmers von 1874 angegeben wird: der
Hersteller gibt an, daß das Verhaltnis zwi-
schen Verdampfungsenthalpie und
Schmelzenthalpie (modernisierte Uberset-
zung) 6 zu 1 ware und aufgrund von
„thermischer Absorption“ praktisch ein
Verhaltnis von 4 zu1 herauskommt. Er
konnte noch nicht wissen, daß das Ver-
haltnis tatsachlich 7,7 zu 1 ist.
Zu guter Letzt hat er auch noch Schwe-
felsaure als Sorptionsmittel verwendet.
Andererseits hat der amerikanische Li-
zenznehmer schon 1874 eine Alternative
zur Hollenflussigkeit H2SO4 angegeben:
Calciumchlorid, CaCl2.Calciumchlorid ist zwar langst nicht so
aggressiv wie Schwefelsaure, aber ohne
Inhibitoren eben auch fur Edelstahl-
Schweissnahte gefahrlich. Leider zerfließt
es nach Wasseraufnahme zu honigartigem
Brei, der dann Wasserdampf nur noch
langsam aufnimmt. Auch damit waren
Probleme aufgetaucht, die Wasser als Kal-
temittel noch eine gewisse Zeit lang ver-
hindert hatten.
Wir empfinden heute trotzdem riesigen
Respekt vor den Arbeiten von Edmond
Carre. Er hatte seine außergewohnliche
Idee der Vakuum-Absorptions-Kuhlung,
bevor die Moglichkeiten der notwendigen
Begleittechnologien ihm voll bewußt wer-
den konnten. Bei seiner Maschine hat es an
allen Stellen geklemmt und, trotz erfinde-
rischer Großtat, haben kleine aber viele
Problemchen einen Durchbruch verhin-
dert (Abb. 9 – Vakuum-Eis-Maschine von
Edmond Carre).
Die Entwicklung der Vakuumkuhlung
nach 1900 blieb zunachst auf Anwendun-
gen in der chemischen und der Lebens-
mittel-Industrie beschrankt, wie etwa bei
der Vakuum-Kristallisation und verschie-
denen Vakuum-Kuhlprozessen mit Dampf-
strahl-Vakuumpumpen oder Flussigkeits-
ring-Vakuumpumpen. Dabei wurden
durchaus wirtschaftlich und technisch in-
teressante Ergebnisse erzielt.
Bereits in „The Baker’s Digest“, Okt.
1949, werden Vakuumkuhlverfahren be-
schrieben, die sich jedoch nicht durchset-
zen konnten. In den 50er und 60er Jahren
des 20. Jh. setzte eine rege erfinderische
Tatigkeit ein, die sich auf die industrielle
Backtechnik bezog. Wie bei allen Kalte-
Technologien, ist immer eine Verbesserung
der Hygiene ein Antrieb fur Veranderungen
und Innovationen. Dazu kamen aber auch
wirtschaftliche Erwagungen, was die Aus-
bildung von Abkuhlstrecken anbetrifft. Ein
Brotlaib, der mit einer Oberflachentempe-
ratur von 150 8C und einer Kerntemperatur
von 96 8C aus dem Backofen kommt, muß
erst auf unter 35 8C abkuhlen, um uber-
haupt vernunftig verpackt werden zu
konnen. Eine großere Halle nur fur das
Abkuhlen der Backwaren kann wesentlich
teurer sein als eine nur fur diesen Verpak-
kungszweck gebaute Vakuum-Kuhlanlage.
Abb. 10 zeigt eine Zeichnung aus einer
Patentanmeldung von Leif B. Knutrud von
Nordisk Cerealist., Oslo, 1975. Hier sind
einige der Mangel an Edmond Carre’s An-
ordnung von 1850 erneut eingebaut wor-
den.
Aus dem gleichen Hauptmotiv heraus,
die platzfressende und langdauernde
Kuhlphase bis zur Verpackungstemperatur
abzukurzen, hat eineWP-L-Schwesterfirma,
die Fr. Winkler KG in Villingen-Schwen-
ningen, 1979 ein Patent fur eine Vakuum-
kuhlung eingereicht, das Ende 1982 erteilt
wurde (Abb. 11). Die allermeisten An-
wendungen der Vakuumkuhlung blieben
damals bei End-Temperaturen zwischen ca.
20 und 35 8C stehen. Eine aus Hygiene-
grunden notwendige Absenkung der Kuhl-
End-Temperatur auf z.B. 2 8C erschien als
VIP R&D
Abb. 7: JohnLeslie (1766–1832)
Abb. 8: Ferdi-nand Carre(1824–1900)
Abb. 9: Vakuum-Eis-Maschine von Ed-mond Carre, um 1850
70 Vakuum in Forschung und Praxis 16 (2004) Nr. 2� 2004 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
zu teuer und zu aufwendig. Dies traf erst
recht auf eine Erzeugung von Eis oder gar
noch niedrigere Temperaturen, –20 8C fur
Tiefkuhlware etwa, zu.
Eine vielversprechende Alternative
tauchte mit der Untersuchung der Eignung
von Adsorptionsmitteln wie Zeolithen, Si-
likagelen, bestimmten Bentoniten und
speziellen Aktivkohlen auf. Seit etwa 1985
galten dehydratisierte Feststoff-Sorptions-
mittel als besonders vielversprechend fur
die Vakuumkuhlung von Backwaren
(Dr.Maier-Laxhuber, Zeo-Tech). Die
Grundidee Edmond Carre’s von 1850, ein
festes Sorptionsmittel anstelle von Schwe-
felsaure einzusetzen, scheint nun erfolg-
reicher verwirklicht werden zu konnen. Ob
nicht grundsatzlich andere Adsorptions-
mittel als die Zeolithe zum Einsatz kommen
sollten, ware noch zu prufen. Uber die in-
zwischen aufgetauchten, vielen, kleinen
Probleme mit dieser modernen Sorptions-
kuhlung soll hier nicht berichtet werden.
Diese Probleme erscheinen heute als
durchaus losbar, und es ist abzusehen, dass
auch neue Ideen hierzu umgesetzt werden.
In den 80er Jahren d. 20. Jh. gab es aber
auch Berechnungen und Versuche, die eine
Anwendung der Brudenverdichtung von
Wasserdampf fur sehr hohe Kalteleistun-
gen zum Ziel hatten. Diese Technologie mit
Turboverdichtern wurde sowohl in Israel
als auch in der ehemaligen DDR, in Dres-
den, am Institut fur Kaltetechnik (Prof.
Heinrich) und auch in den „alten“ Bun-
deslandern in Flensburg bei der Fa. INTE-
GRAL (Prof. Paul) untersucht. Mehr als ein
Dutzend Maschinen befinden sich erfolg-
reich im industriellen Einsatz der Klima-
kuhlung und Eiserzeugung.
Die Werner & Pfleiderer Lebensmittel-
technik GmbH in Dinkelsbuhl hat mit ihren
Kooperationspartnern Uberlegungen um-
gesetzt, wie man mit geschickter, erzwun-
gener Kondensation des Kaltemittels Was-
ser ein okonomisches, maschinentechnisch
ausgereiftes Verfahren mit bisher nicht fur
denkbar gehaltenen Ergebnissen prasen-
tieren kann. Es wird „VakuumEnthalpie-
Kuhlung“ oder VAKUSPEED genannt.
Ein Stikkenwagen voller Backwaren mit
96 8C kann in ca. 3 min auf Kerntempera-
turen von 2 8C und, fur Tiefkuhlung, in
weiteren 4 – 5 min auf –20 8C gekuhlt
werden. Der Energieverbrauch ist dabei
erheblich geringer, als wurde die gleiche
Menge etwa mit Schockfrostern oder mit
flussigem Stickstoff gekuhlt. Dabei ist die
Energieeinsparung so signifikant, dass be-
reits ernsthaft daruber nachgedacht wer-
den muss, ob die Vakuumkuhlung mit
Wasser als Kaltemittel nicht doch ein ge-
eigneter Weg ware zur allgemeinen Ablo-
sung umweltgefahrdender, explosiver oder
giftiger Stoffe und zur drastischen Energie-
Einsparung.
Das um 1850 in der franzosischen Fa-
milie Carre scheinbar zugunsten der Kom-
pressionskuhlung entschiedene Rennen
um die beste Art des Kuhlens konnte wie-
der eroffnet werden.
Etwa 250 Jahre nach William Cullen in
Glasgow, ca. 200 Jahre nach William Hyde
Wollaston und etwa 150 Jahre nach Ed-
mond Carre wurde ab 2003 die Vakuum-
EnthalpieKuhlung VACUSPEED vonWerner
und Pfleiderer Lebensmitteltechnik GmbH,
Dinkelsbuhl, in ersten Voraus-Exemplaren
auf dem Markt eingefuhrt (Abb. 12). An-
wendungen bei der Schnellabkuhlung von
Backwaren werden andere folgen.
Die Abb. 9 stammt aus „Description of
the Vacuum Ice Machine„ Manufacturer
and Builder, USA, vol. 6, issue 8 (August
1874), archiviert von der Cornell Univerity
Library). Der lesenswerte Text ist uber das
Internet aufrufbar unter:
http://cdl.library.cornell.edu/moa/brow-
se.author/d.61.html , anklicken:
Description of the Vacuum Ice Machine
Autor
Heinz-Dieter Burger, Jahrgang 1940, Realschule,
Ausbildung zum Chemielaborant langjahriger
Direktor der Alcatel Hochvakuum GmbH, Wert-
heim, z. Zt. selbstandig auf dem Gebiet der Va-
kuum- und Verfahrenstechnik
VIP R&D
Abb. 10: Aus ei-ner Patentanmel-dung von Leif B.Knutrud von Nor-disk Cerealist.,Oslo, 1975
Abb. 11: Aus derPatentschrift DE2902 270 C2, Fr.Winkler KG, an-gemeldet22.01.1979
Abb. 12: VACUSPEED-Anlage, Werner &Pfleiderer Lebensmitteltechnik, Dinkel-sbuhl